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Reisetagebuch Kapitel 36 + 37 [April 2019 - April 2022] (Einmal mehr – Europa: einfach perfekt um sich mit und ohne Tücher drumrum, rundum wohl zu fühlen)
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Kurz_gefasste_Reiseberichte: |
Kurz und süss: Mitte 2022 sind bereits mehr als 23 Jahre vergangen, seitdem wir im «jugendlichen» Alter von 37, resp. 39 Jahren ausgestiegen sind – Wir haben noch weitere Reisepläne, alles darf sein, nichts muss… Wir hatten bereits das Privileg die Welt zu sehen, nicht die ganze Welt, aber das allermeiste, das uns interessant erscheint. Deshalb möchten wir uns momentan darauf konzentrieren, besonders reizvolle Flecken nochmals zu besuchen, in die wir mit viel Zeit eintauchen können. Da wir nicht alle besuchten Orte wiederkäuen möchten, bis wir unbewusst über jede Kleinigkeit zu nörgeln und jammern beginnen, fügen wir unseren “Da Capo” Reisberichten einige Schwerpunktthemen bei, wollen sie sonst aber bewusst (relativ) kurz und süss halten – genauso wie das Leben sein soll – kurz und süss, nicht lang und langweilig. Wir hoffen natürlich, dass du unsere Reisegeschichten immer noch (oder nun erst recht) schätzt |
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Skandinavien |
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Mehr über Skandinavien: Kapitel 21 |
Zwei Jahre Skandinavien März 2020 – April 2022: fantastische Natur und nur wenige Pandemie Einschränkungen
Nochmals Skandinavien: kein Lockdown, keine Sorgen
Kurzer Reisebericht: nur
kurz und bündig
Mitte 2022 sind
bereits mehr als 23 Jahre vergangen, seitdem wir im «jungen» Alter von 37,
resp. 39 Jahren ausgestiegen sind. Wir haben noch weitere Reisepläne, alles
darf sein, aber nichts muss… Wir hatten bereits das Privileg die Welt zu sehen.
Nicht die ganze Welt, aber das Allermeiste, das uns jeweils interessierte.
Deshalb möchten wir uns darauf konzentrieren, besonders reizvolle Flecken
nochmals zu besuchen, wo wir mit viel Zeit eintauchen können.
Da wir nicht alle besuchten Orte in Reiseberichten wiederkäuen möchten, bis wir
uns unbewusst nur noch wiederholen, fügen wir unseren «Da Capo» Reiseberichten
einige Schwerpunktthemen bei, wollen sie sonst aber bewusst (relativ) kurz und
süss halten – genauso wie das Leben sein soll – kurz und süss, nicht lang und
langweilig. Wir hoffen natürlich, dass du unsere Reisegeschichte immer noch
(oder nun erst recht) schätzt.
Da
wir Finnland bei unserer letzten Reise in den Hohen Norden jedoch nicht bereist
hatten, ist unsere Beschreibung über dieses Land etwas umfassender. Gleiches
gilt für einige Regionen Norwegens, die wir bei unserer letzten Norwegenreise
ebenfalls nicht besucht hatten.
Zwei
Jahre Skandinavien März 2020 – April 2022:
fantastische
Natur und nur wenige Pandemie Einschränkungen
Um den Jahreswechsel 2019/20
entschieden wir und spontan, dass Skandinavien unser nächstes Ziel für einen
längeren Aufenthalt sein soll. Wir waren uns aber noch nicht einig, ob die
Reise 6, 9, oder sogar 12 Monate dauern soll. Damals sorgte sich ausserhalb
Asiens noch niemand um Corona. Im Stadtzentrum von Wien waren wir hingegen wohl
im Januar 2020 bereits von einigen infizierten Touristen umgeben.
Möglicherweise haben wir uns sogar angesteckt, dann Heinz verspürte in
Österreich ein paar milde, aber ungewöhnliche Erkältungssymptome, genauso wie
etwas später in Süddeutschland beide von uns.
Während unseres Aufenthalts im
Bayerischen Wald wurde es immer offensichtlicher, dass sich das Virus in Europa
ebenfalls ausbreitet. Nachdem in Teilen Europas bereits die ersten Massnahmen
verfügt wurden, hatten wir das Gefühl, dass es wohl besser sei, etwas Gas zu
geben und quer durch Deutschland zu reisen, solange dies noch ohne
Einschränkungen möglich ist. Dies war sicher die richtige Entscheidung. Während
in den westlichen Bundesländern bereits die ersten Massnahmen eingeführt
wurden, hatte die Pandemie noch keinen Einfluss auf Bayern und die östlichen
Bundesländer, ausser dass Handdesinfektionsmittel zur Verfügung gestellt wurden.
Von unseren Vermietern verabschiedeten wir uns mit Küsschen, das Personal
einiger beliebter Gaststäten organisierte für uns Sitzplätze an Tischen, welche wir mit anderen
Gästen teilten, oder kurz zusammengefasst: wir hatten viel Spass aber keine
Sorgen!
Kurz nachdem wir mit einer
Autofähre von Deutschland Richtung Schweden abgelegt hatten, wurden im
Grossteil Europas Lockdowns verfügt. In Schweden hingegen, ging das Leben ohne
grössere Einschränkungen weiter, genauso wie in einem Grossteil Skandinaviens,
von Grenzschliessungen einmal abgesehen. Um es gleich vorwegzunehmen: obwohl
wir schlussendlich ganze zwei Jahre im Hohen Norden verbrachten, kamen wir ohne
echten Lockdown und ohne Maskenpflicht davon; wir sind halt schon Glückspilze!
Schweden: eine
freundliche Einführung zu Skandinavien
Am 11. März 2020 legten wir mit
einer Autofähre von Rostock herkommend, im schwedischen Hafenstädtchen
Trelleborg an. Wegen Corona gab es beim Abfahrtshafen in Deutschland eine ad
hoc Polizeikontrolle. Auf der schwedischen Seite wurden wir hingegen nicht
behelligt und konnten das Schiff wie gewohnt unkontrolliert verlassen. Damals
war uns weder bewusst, wie lange wir wegen der Pandemie in Skandinavien bleiben
würden, und schon gar nicht, welch glückliche Fügung es war, jetzt den Hohen
Norden als Reiseziel gewählt zu haben. In ganz Skandinavien blieben die
Corona-Massnahmen viel mehr auf dem Boden der Realität als im Grossteil der
Welt, was wir sehr schätzten.
Unsere ersten drei Nächte
verbrachten wir in Skanör (med
Falsterbo), wo wir ein schönes Zimmer direkt über
einem von Schwedens besten Restaurants reserviert hatten. Während das übrige
Europa in Lockdown ging, konnten wir hier ein paar sehr kreative
Schlemmermahlzeiten geniessen – welch ein perfekter Einstieg in Schweden. Skanör hat uns aber auch anderweitig bezaubert, so z.B. mit
seinen anmutigen, schön renovierten Häusern, der alten Holzmühle, der pittoresken
Küste mit herrlicher Sicht auf die Øresund Brücke und
natürlich mit seinen vielen bunten Strandhäuschen.
Nach drei Tagen gings weiter in die
wunderschöne Stadt Helsingborg, wo wir Brigittes Geburtstag mit weiteren
Schlemmermahlzeiten, sowie einem Ausflug nach Mölle,
auf dem ebenso schönen Kullen Peninsula, ausgiebig
feierten.
Das Landesinnere: Falunrote Häuser und unzählige Seen
Am 17. März verliessen wir die
Küste und fuhren ins Landesinnere. Im idyllischen Weiler Åtterås,
in der Nähe von Smålandsstenar, fanden wir ein
hübsches, gut ausgestattetes Ferienhaus. Es war zwar gelb und nicht im
landestypischen Falu Rödfärg
Rot, doch die Småland Region entspricht dem Inbegriff
von Schweden. In den nächsten vier Wochen schwärmten wir immer wieder aus, um
die wunderschöne Landschaft mit ihren Mooren, Flüssen, Wäldern und inselreichen Seen zu bewundern. Einige Inseln sind über
Brücken und Dämme, andere mittels kostenloser Autofähren verbunden.
Am 14. April fuhren wir weiter
nordwärts nach Bjärlanda bei Sollebrunn.
Hier bezogen wir einen weiteren temporären Wohnsitz, diesmal eine
Doppelhaushälfte. Wiederum bestaunten wir die ländliche Nachbarschaft und
natürlich auch die Schleusen, ausserhalb des adretten Städtchens Trollhättan. Einer der lohnendsten Ausflüge führte uns an
die aussergewöhnlich malerische Bohuslän Küste mit
ihren reizvollen Fischerdörfern.
Am 9. Mai wechselten wir wiederum
die Unterkunft. Diesmal mieteten wir ein hübsches Haus, welches nur einen Acker
weit vom historischen Göta-Kanal, entfernt liegt. Das
Anwesen befand sich in Rogstorp, etwas ausserhalb von
Lyrestad. Die Saison der Freizeitboote hatte gerade
begonnen und so konnten wir die Boote direkt von unserem Haus aus bewundern,
oder sogar noch näher am Geschehen, während wir entlang des malerischen Kanals
spazierten. Es war immer interessant, den Schiffen beim Passieren der vielen
Schleusen und Drehbrücken zuzusehen. Dies war zudem eine willkommene Entschuldigung,
unsere Spaziergänge und Radtouren auf dem schönen Kiesweg entlang des Kanals zu
unterbrechen.
Auch der nahegelegene, etwas
touristische Hafenort Sjötorp hat sehr viel Charme. Dort bringt man das Wasser durch mehrere Schleusen auf das
Niveau des Vänernsees. Hier endet der Göta
Kanal, der bei seiner Fertigstellung im Jahr 1832 als wahres Wunder der Technik
galt.
Auf
seiner totalen Länge von 190 km, wovon 87 km gegraben wurden, durchquert er 5
Seen. Mittels 58 Schleusen werden insgesamt 91,5 m Höhenunterschied überwunden.
Der Kanal führt von der Ostsee in Mem (130 km südwestlich von Stockholm), wie
bereits erwähnt, nach Sjötorp am Vänernsee.
Zusammen mit dem Fluss Göta älv
und dem Trollhätte-Kanal (82 km), ergibt sich eine
390 km lange Inland-Wasserstrasse bis nach Göteborg.
Nach drei Wochen am Kanal gings ans
andere Ufer des Vänern, welcher mit 5'650 km²
Schwedens grösster See ist. In Säffle hatten wir uns
ein weiteres schönes, sehr gut ausgestattetes Ferienhaus organisiert, welches
wir am 30. Mai 2020 bezogen. Es war gross, hell und gemütlich und hatte zudem
einen grossen Garten. Dies passte perfekt, da sich unsere Freundin Anita
(welche wir vor 28 Jahren in Australien kennengelernt hatten) und ihr Partner
Helmuth spontan entschieden, uns in Schweden zu besuchen. Ein grosszügiges
Ruderboot stand uns zur Verfügung, weshalb wir gerne davon profitierten, dass
die beiden begeisterte Freizeitkapitäne sind. So paddelten wir zu mehreren
unbewohnten Inselchen im Vänernsee. Dort genossen wir
es im Naturkleid zu Sonnen und zu Baden. Natürlich besuchten wir auch die nahegelegene,
pulsierende Stadt Karlstad, das idyllische Dorf Svanskog
mit seinen Draisinen, den Aquädukt in Håverud, sowie
die malerische Ortschaft Köpmannebro.
Hochsommer in Schweden: Naturismus
und Fjell Tourismus
Leider gab es in diesem Jahr wegen
Corona keine Mittsommer-Feste. Nichtsdestotrotz kam zu diesem Zeitpunkt die
Hochsaison so richtig in Fahrt. Deshalb war nun die Auswahl an zahlbaren, aber
grosszügigen und gut ausgestatteten Unterkünften für preisbewusste
Dauerglobetrotter wie wir, während der nächsten zwei Monaten bescheiden. In
Schweden sind die preiswertesten Hochsommer-Optionen wohl FKK-Vereinsgelände,
oder dann Ferienunterkünfte in Skigebieten. Nackt in der Natur und dazu noch
24h Tageslicht tönte recht verlockend. So entschieden wir uns für einen
Aufenthalt beim Naturisten-Verein Gustavsberg in
Nora, welcher idyllisch am Ufer des gleichnamigen Sees liegt. So wechselten wir
am 22. Juni in eine kleine, einfache Hütte mit Küche, aber ohne Toilette, dafür
aber mit Seesicht. Dank des fantastischen Wetters während unserer ersten Woche,
strömten regelmässig dutzende von Tagesbesuchern hierher. Dank dem Allemansrätten (Jedermannsrecht) steht Gustavsberg’s
FKK- Liegewiese
samt Badesteg der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung.
Ausser regelmässigen Spaziergängen ins historische Städtchen Nora, besuchten
wir auch die schön renovierten, alten Minendörfer Pershyttan
und Siggebohyttan.
So gut wie uns Gustavsberg
gefiel, die Wettergötter waren diesen Sommer ab und zu etwas gar mürrisch. Deshalb
organisierten wir uns nach 2 ½ Wochen ein brandneues Appartement in Lindvallen, Sälen’s grösstem
Skiressort, wo wir am 9. Juni eintrafen. Die Wohnung verwöhnte uns sogar mit
einer Sauna. Dies hat gut gepasst, denn hier oben, auf 580 m ü. M., war es nun
deutlich kälter. Obwohl nur ein Bruchteil von Sälens
unzähligen Ferienunterkünften belegt war, waren die beliebtesten Wanderwege im
hochgelegenen und kargen Fjell, genauso wie der lokale Supermarkt, teilweise so
gedrängt voll, es war schon fast unmöglich umzufallen. Wegen Corona zog es
sicherlich mehr Urlauber ins Gebirge als sonst im Sommer. Wir wunderten uns
nur, wie überfüllt es hier im Winter sein muss.
Da Norwegen inzwischen die Grenze
für Besucher wieder öffnete, welche mindestens zehn Tage in der benachbarten Provinz
«Värmland län» verbracht hatten, suchten wir uns dort
eine Ferienwohnung. Im Internet erspähten wir ein ansprechendes Hausviertel,
wiederum mit Sauna und vielem anderen Luxus. Am 27. Juli, einem besonders
heissen Tag, wechselten wir nach Branäs, einem
weiteren Skiort. Hier hatten wir nun zwei weitere Wochen, um Schwedens Gebirge
und Fjells zu erkunden.
Die norwegische Grenze lag von hier aus keine halbe Stunde entfernt. Da
inzwischen eine Hitzewelle im Anzug war, reizte es uns aber, noch einmal etwas
FKK-Leben auszukosten. Eine vergessene Kleinigkeit diente als perfekte
Entschuldigung, die 220 km zum Gustavsbergs Naturistencamping zurückzufahren, wo wir drei Tage mit
perfektem Sommerwetter genossen. Natürlich lockte der Wetterbericht nun mit 10
weiteren, sonnigen und warmen Tagen. Ganz klar, dass wir am liebsten von dieser
unerwarteten Hitzewelle profitiert hätten, um noch mehr Zeit im Naturkleid
verbringen zu können. Wir waren allerding auch ganz versessen darauf, unsere Skandinavienreise fortzusetzen. Die dauernden
Grenzschliessungen während der Covid-Pandemie haben uns aber gelehrt: Wenn eine
Grenze einmal (wieder) geöffnet wird, muss man sie überqueren, denn sie kann
schneller wieder geschlossen werden, als wir fahren können… So brachen wir am
12. August auf, zurück nach Branäs und von dort
weiter nach Långflon, einer winzigen Grenzsiedlung
inmitten vom Nichts, aber mit einem riesigen Einkaufszentrum, welches auf Norwegische
Schnäppchenjäger zählen kann.
Norwegen:
6 Wochen durch ein beeindruckendes Land
Wir erreichten Norwegen am 12.
August 2020, nur wenige Tage, bevor die Grenze tatsächlich wieder geschlossen
wurde. Trysil, wo wir die ersten zwei Tage verbrachten,
bot uns eine passende Einführung zu Norwegen. Wir fanden eine grosse
Campinghütte mit Blick über den breiten Fluss Klarälven.
In der ansprechenden Gemeinde Trysil, welche heute
auch ein beliebter Skiort ist, findet man viele inländische Supermarktketten
und Geschäfte im non-food Bereich. Für uns war dies ideal um etwas zu stöbern,
und das landestypische Angebot kennenzulernen, waren doch 10 Jahre seit unserem
letzten Aufenthalt in Norwegen vergangen.
Nach zwei Tagen wechselten wir zum
im Weltkulturerbe aufgelisteten Minenstädtchen Røros,
mit seinen vielen, schön restaurierten historischen Holzbauten. Die ziemlich
touristische Ortschaft erfreute uns mit ihrem Charme und bildhübschen Häusern.
Unsere Gaumen erfreuten sich an einer exzellenten Schlemmermahlzeit und dem
Angebot eines guten Kaffeehauses, welche beide unsere wenig vorteilhafte
Meinung über die norwegische Gastronomie, die wir früher erlangten, widerlegten.
Auf unserer Weiterfahrt nach Trondheim vermieden wir die Hauptstrassen und
machten dafür ein paar lohnenswerte Umwege. Dabei kamen wir am malerischen Aursunden, einem See auf 690 m ü. M. vorbei und sahen in
dieser Gegend zudem die ersten Rentiere.
Trondheim bis Nordland: eine
lebhafte Stadt, schöne Dörfer und Landschaften
Am 15. August erreichten wir
Trondheim, eine aussergewöhnlich schöne Küstenstadt. Als wir vor 10 Jahren hier
waren, blieb uns leider nur ein Tag, da wir uns eine Ferienwohnung im Fjordland
reserviert hatten. Diesmal kamen wir ohne feste Pläne und buchten ein Zimmer in
einer modernen Jugendherberge mit Tiefgarage.
Wir konnten das Stadtzentrum bequem zu Fuss erreichen und schon der Weg dorthin
war eine Freude. Nach fünf Monaten auf dem Lande, genossen wir es jetzt um so mehr, uns unter das Volk dieser pulsierenden,
jugendlichen Stadt zu mischen. Trondheims Bevölkerung von 208’000 Einwohnern, schliesst
40’000 Studenten mit ein. Wir mochten die vielen Holzgebäude, die charmanten
Stadthäuser entlang des Nidelva Flusses, genauso wie
die Uferzonen am Meer und am Fluss. Fünf Tage waren kaum genug, um diese
attraktive, geschäftige Stadt zu erkunden, und die unzähligen Restaurants mit
Spezialitäten aus aller Welt auszukosten. Die Wettervorhersage verlockte uns
aber, die Reise fortzusetzen.
Am 20. August machten wir uns also
auf, um unsere Fahrt nordwärts Richtung Lofoten in Angriff zu nehmen. Diesmal
entschieden wir uns für die Schnellstrasse E6, nachdem wir die letzten zwei
Male die touristisch bekanntere Küstenstrasse Kystriksveien
genossen hatten. Aber auch die Inlandroute verwöhnte uns mit ebenbürtigen,
atemberaubenden Landschaften, Fjordsichten, Fährüberquerungen, Elchsichtungen
und spektakulären Bergen auf dem ganzen Weg nordwärts. Auch
Übernachtungsmöglichkeiten fanden wir mehr als genug. Sogar mitten im Nichts gibt
es in jedem Dorf und fast jedem Weiler Hotels, Herbergen, Campingplätze,
Restaurants und Supermärkte.
Nach einem Umweg via Orkanger und Brekstad,
übernachteten wir in Namdalseid. Als nächstes fuhren
wir ins malerische Städtchen Mosjøen. Dort wurden wir
von der charmanten Altstadt verzaubert, mit einer weiteren Gourmetmahlzeit
verwöhnt und kriegten von einer Schlechtwetterfront eine Hirnwäsche, wonach wir
die einheimische Wirtschaft unterstützten, während wir in einem Einkaufszentrum
darauf warteten, dass der Regen nachliess! Auf unserem weiteren Weg nordwärts
besuchten wir in Mo i Rana das historische Moholmen
Quartier, überquerten den Polarkreis und übernachteten in der hübschen
Ortschaft Rognan. Von dort führte unsere Reise nach Mørsvikbotn und Ballangen,
unserem letzten Übernachtsstopp, bevor wir auf der
Inselgruppe der Lofoten eintrafen.
Lofoten & Vesterålen: zerklüftete
Inseln und idyllische Fischerdörfer
Am 26. August 2020 erreichten wir
die berühmten Lofoten, eine unglaublich bizarre und schöne Inselkette mit
hohen, zerklüfteten Bergen. Beeindruckende, elegant geschwungene Brücken, Dämme,
Unterwassertunnels und Autofähren mit Blick auf das imposante Gebirgspanorama,
verbinden die Inseln untereinander. Während unserer Woche auf den Lofoten,
hatten wir zwei Domizile: Ein komfortables Camping-Hüttchen direkt am Wasser
etwas ausserhalb von Kabelvåg, sowie eine brandneue
Wohnung über dem idyllischen Fischerdorf Sørvågen.
Abgesehen davon, dass wir immer
wieder die atemberaubende Landschaft bewunderten, besuchten wir viele
bilderbuchhafte Fischerdörfer wie Svolvær, Henningsvær, Stamsund, Leknes, Kvalnes, Austvågøya's Nordfjord, Laukvik, Hamnøy, Sakrisøy, Reine, Tind und
zuhinterst: Å i Lofoten.
Zu unseren Höhepunkten gehörten aber auch mehrere Begegnungen mit Orcas, die
auch als Killerwale bekannt sind. Zweimal hatten wir das Glück in Reine je ein
gutes Duzend dieser beeindruckenden Meeressäuger nur wenige Meter vom Ufer entfernt
beim Tummeln beobachten zu können.
Wegen Corona beklagten sich viele
Unterkunftsbetreiber etwas über den Mangel an Besuchern. Wenn wir aber sahen,
wie beengt es an den beliebtesten Aussichtspunkten zuging, konnten wir uns
hingegen nur zu gut vorstellen, was hier in einem normalen Sommer abgehen muss.
Den Corona-Reisebeschränkungen zum Trotz, haben es offensichtlich viele
Ausländer im Sommer 2020 geschafft, eines der kurzen Einreisefenster zu nutzen.
Es schien so, als ob alle davon auf die Lofoten stürmten (und danach wohl
weiter ans Nordkap). Weiter südlich hatten wir hingegen kaum andere Touristen
gesehen.
Inzwischen war es bereits September
und am 2. wechselten wir auf eine weniger bekannte, aber ebenso beeindruckende
Inselgruppe in der Nachbarschaft: die Vesterålen.
Dort hatten wir uns für zwei Wochen ein schön renoviertes Ferienhaus in Hennes
auf der Insel Hinnøya, reserviert. Da das Haus nicht
an die Kanalisation angeschlossen war, hatte die Toilette eine integrierte
Hightech-Kotverbrennungsanlage!
Obwohl sich die Wettergötter nicht allzu grosszügig zeigten, hatten wir trotzdem
immer wieder ein paar Tage mit stahlblauem Himmel. An einem davon erkundeten
wir malerische Fischerdörfchen und Ortschaften der Vesterålen,
welche über die kargen, aber atemberaubenden Inseln verteilt sind, so z.B. auf Langøya, Hadseløya oder Andøya. Auch einige der Städte haben etwas Aussergewöhnliches.
Dies traf sicher auf Sortland zu, welches sich selbst
als Blåby vermarktet; die blaue Stadt, da die meisten
Gebäude blau gestrichen sind. Eher gross ist auch Stokmarknes,
welches genauso wie Sortland, über eine beeindruckend
geschwungene Bogenbrücke verbunden ist, wie man sie in Norwegen häufig findet. Andenes auf der Insel Andøya, hat
einen hohen Leuchtturm vorzuzeigen und beherbergt im Hafen, genauso wie Myre auf Langøya, eine grössere
Flotte von Fischerbooten.
Hammerfest und der hohe
Norden: es wird noch schöner
Inzwischen hatten wir erfahren,
dass die Grenze nach Finnland bald öffnen würde. Deshalb starteten wir am 16.
September zuerst quer durch einen Grossteil von Troms
og Finnmark, um schlussendlich nach Nordfinnland zu
gelangen. Nach einer landschaftlich sehr schönen Fahrt zum Grovfjord,
mieteten wir uns dort eine nette Fischerhütte, welche dem Tourismus zuliebe,
als Pfahlbau direkt über dem Fjord gebaut wurde. Nach drei Tagen gings weiter, entlang
zahlreicher Fjorde und Seen, häufig eingerahmt von faszinierenden Gebirgszügen
und bewaldeten Hügeln, die schon in herbstlichen Farben leuchteten. In Storslett übernachteten wir in einem Gästehaus mit Sicht
über den kleinen Hafen. Von dort führte die Strasse entlang weiterer Fjorde und
oft durch karge, hochplateau-ähnliche Landschaften nach Alta, wo wir die
sogenannte Nordlichtkathedrale bewunderten.
Als nächstes entschieden wir uns für
einen zweitägigen Aufenthalt in der hübschen Hafenstadt Hammerfest. Die Stadt lebte
lang nur vom Fischfang, heutzutage aber auch von Norwegens Gasindustrie, was zu
einem interessanten Mix von alt und neu führte. Der modernen Produktionsanlagen
zum Trotz, befinden wir uns hier in Norwegisch Lappland, also in Sami Gebiet.
Die Samen treiben ihre Rentiere sogar über die Brücke, über die die einzige
Zufahrtsstrasse zur Insel Kvaløya führt, auf der auch die Stadt
Hammerfest liegt. Bevor der kleinen, aber über-touristischen Ortschaft Honningsvåg (auf derselben Insel wie das Nordkap)
Stadtrechte verliehen wurden, galt Hammerfest, mit ~11’300 Einwohnern, als die
nördlichste Stadt der Welt.
Am 22. September gings durch noch
mehr karge, arktische Landschaften via Olderfjord und
Lakselv nach Tana bru. Soweit
nördlich liegt die Baumgrenze auf nur 300 m ü. M. Die Herbstfarben leuchteten
nun in den schönsten Schattierungen, sei es in den Bäumen, oder auch nur in den
kriechenden Büschen am Boden. Unser Weg führte zum hübschen Hafenort Vardø und von dort weiter via Varangerbotn
nach Polmak an der Finnischen Grenze.
Unsere sechs Wochen in Norwegen
waren bei weitem nicht genug. Wir fühlten uns aber nach Finnland gehetzt, bevor
die Grenze wieder schliessen würde. So mussten wir einige von Norwegens Naturwundern
für unseren nächsten Aufenthalt zurücklassen
Finnland: das Land der unzähligen Bäume
Unser letzter Skandinavien-Aufenthalt
hatte uns nicht nach Finnland geführt. Diesmal hingegen, wurden aus unseren
geplanten 2 – 3 Monaten schlussendlich 8, da die Corona-Pandemie unsere
Reisepläne massiv beeinträchtigte. Da Finnland in unserem letzten Skandinavien-Reisebericht
nicht enthalten ist, halten wir den Finnland Abschnitt etwas ausführlicher.
Lappland: wo
Rentierherden (mit Sendern) frei umherziehen
Am 23. September
2020 profitierten wir davon, dass Finnland seine Grenze zu Norwegen ein paar
Tage zuvor geöffnet hatte – eigentlich schafften wir es gerade rechtzeitig,
denn bereits nach einer einzigen Woche «Highlife» wurde die Grenze schon wieder
geschlossen! Zu unserer grossen Freude präsentierte sich auch Finnland im
schönsten Herbstkleid und dies bereits nach dem Grenzübertritt nördlich von Utsjok.
Auf unserem Weg südwärts nach Inari leuchteten die
Herbstfarben in ihrer ganzen Pracht; dies ist Lapplands Variante des
Altweiber-Sommers oder Indian Summer, die man hier «Ruska» nennt.
In
Inari kamen noch weitere Höhepunkte hinzu. Zu einem
moderaten Preis fanden wir ein Zimmer in genau dem Hotel mit dem Restaurant,
welches 2020 als das Beste Finnlands gekürt wurde; Kultahovi.
Sowohl das 5 Gänge Menü (~€ 55.-), als auch das dazugehörende, alkoholfreie
Getränkepaket (~€ 17.50), erwiesen sich als ausserordentlich kreative
Geschmacksbouquets für unsere Gaumen.
Nachdem
wir zwei Tage die Ruska Farben um Inari richtiggehend
eingesaugt hatten, machten wir einen zweitägigen Ausflug nach Sevettijärvi. Der Ort liegt schon fast wieder an der
norwegischen Grenze, aber östlich von dort, wo wir eingereist waren. Da sowohl
bei unserer Hin-, als auch bei unserer Rückfahrt Traumwetter herrschte, konnten
wir die Landschaft entlang des riesigen Inarisees (1’084km2)
im schönsten Sonnenlicht geniessen. In Sevettijärvi
angekommen, bezogen wir ein einfaches Zimmer auf einer Rentierfarm. Rentiere
sahen wir zwar keine, dafür sahen wir dort aber die eindrücklichsten
Nordlichter seit langem. Abends wurden wir mit einheimischen Gerichten
verwöhnt, darunter Rentierfleisch, das unglaublich zart ist.
Am
27. September gingen wir für eine weitere Nacht und eine weitere
Schlemmermahlzeit zurück nach Inari, bevor wir nach
Kittilä, im Herzen Lapplands aufbrachen.
Levi / Kittilä: wo
die Skisaison bereits Anfangs Oktober beginnt
Nach fünf aussergewöhnlich
erlebnisreichen Tagen wollten wir es wieder etwas ruhiger nehmen. Deshalb
entschieden wir uns für ein erstes Ferienhaus und bezogen am 28. September in
Finnlands grösstem Skiort Levi (Gemeinde Kittilä) eine Doppelhaushälfte eines
adretten Ferienhauses. Es war ein komfortables, traditionelles Blockhaus in
einem Waldstück. Jetzt, am Ende der Ruska-Saison, waren die meisten der
umliegenden Hütten sehr gut belegt, wegen Corona waren wir aber die einzigen
Ausländer.
Als
wir unser Ferienhaus in Levi gebucht hatten, rechneten wir überhaupt nicht
damit, hier so etwas wie Schnee zu sehen, sondern nur Herbstfarben. Trotz
Temperaturen um die +10°C bis 15°C sahen wir aber bereits am ersten Tag beides.
Mächtige, mit Schnee beladene Lastwagen fuhren immer wieder in der Nähe unseres
Hauses vorbei. Bald erfuhren wir, dass die geschäftstüchtigen Betreiber des
Skiresorts eine Möglichkeit gefunden haben, den (künstlich produzierten) Schnee
vom Frühling zu übersommern, um ihn für einen frühen Saisonstart anfangs
Oktober einzusetzen.
Wir trauten unseren Augen kaum, als wir sahen, dass mit Hilfe unzähliger PistenBullys nicht nur zwei Abfahrtspisten, sondern auch
eine Langlaufloipe präpariert wurden. Trotz Temperaturen um die 14°C wurde Levi’s Skisaison pünktlich am 2. Oktober eröffnet, dies auf
nur 200 m ü. M. bei der Tal-, und 500 m ü. M. bei der Bergstation! Während der
ersten Oktoberhälfte wurde der Golfplatz nun von Langläufern und Golfspielern
gleichzeitig genutzt - eine wahrlich einzigartige Kombination. Mitte Oktober
schneite es dann echten Schnee und Lappland verwandelte sich langsam in ein
Winter-Wunderland.
Abgesehen von der Besonderheit des frühen Ski-Saisonbeginns, ist Levi ziemlich
Finnisch, obwohl man auf eine internationale Kundschaft abzielt. Die vielen
tausend Ferienhäuser liegen ausnahmslos im Wald. Alle bieten eine
überwältigende, unverbaubare Sicht auf die nächsten Bäume, von denen einige so
nah an den Häusern stehen, dass man sie durch das Fenster berühren kann…
Ohne
Pandemie hätte es in Levi nur so von Touristen aus aller Welt gewimmelt. Wenn
man die vielen britischen Pubs und Spelunken sieht, muss dieser Ferienort bei
Gästen aus Grossbritannien besonders beliebt sein. Nun gut, Levi wird natürlich
nicht nur als Skiort vermarktet, es gibt auch einen Golfplatz. Für
Reiseveranstalter ist Levis Lage, nur 170 Kilometer nördlich des Polarkreises, zudem
eine wahre Goldgrube.
Der Polarkreis bei Rovaniemi: wo Nikoläuse die Narren ums Geld bringen
Währen unseres
Aufenthaltes in Levi sahen wir regelmässig Rentiere. Ab und zu kam eine Herde
bei unserem Ferienhaus vorbei, streunte frei im Dorf herum oder weidete auf dem
nahegelegenen Golfplatz. Den meisten Lapplandtouristen scheint aber der Anblick
von Rentieren oder Schneehasen einfach zu langweilig: sie buchen gern eines der
vielen «wahren Arktischen Erlebnisse», welche angeboten werden. Zum Beispiel
eine Fahrt mit einem Schneemobil oder Hundeschlitten.
Wenn man den Einträgen in den Gästebüchern glaubt, erkennt man schnell das
Nonplusultra unter den unzähligen Touren: eine 175 Kilometer lange Fahrt mit
dem Touristenbus durch den Wald, um genau diejenige Stelle des Polarkreises zu
besuchen, wo die geschäftstüchtigen Berater von Nikolaus ein ganzes Dorf
ausschliesslich für Touristen gebaut haben: das Weihnachtsmanndorf.
Grundsätzlich ist dieser Ausflug ein Tag voller Nervenkitzel, der die einmalige
Möglichkeit bietet, unglaublich nützliche Dinge wie Plüschelche, getrockneten
Rentier-Kot, oder Nikolaus Ansteckknöpfe zu erwerben, um nur einige zu
erwähnen.
Die
Waghalsigsten können auch ein Abenteuer mit dem Weihnachtsmann buchen, wie
beispielsweise ein Saunabad, Eisfischen, Schlitten- oder eine Karussellfahrt
auf einem gefrorenen See und vieles mehr. Natürlich wird man davon hungrig.
Eine Pizza, oder ein Hamburger vom Weihnachtsmann, heruntergespült mit einem Getränk,
serviert in einem Becher aus Eis, befriedigt sicher jeden vollauf. Da ist es
auch egal, wenn es mehr kostet als eine Schlemmermahlzeit, oder ein
authentisches, asiatisches Gericht im nahegelegenen Zentrum von Rovaniemi!
Uns
hingegen, hat bereits das Browsen auf der Webseite des Weihnachtsmanndorfes so viel
Spass gemacht, ein Besuch dort wäre einfach zu viel des Guten gewesen! Stattdessen
entschieden wir uns für einen viertägigen Aufenthalt in der winterlich verschneiten
Stadt Rovaniemi. Für € 43.- pro Nacht, mieteten wir uns ein brandneues, voll
ausgestattetes Appartement. Wie in Finnland üblich, gehörte zum Badezimmer
sogar eine Sauna. Für den Schnäppchenpreis, den wir bezahlten, mussten wir
allerdings beim Schwitzen auf Ratschläge des Weihnachtsmanns verzichten.
Andererseits gibt es in Rovaniemi eine exzellente Auswahl an Geschäften, welche
auch Nützliches und Preiswertes verkaufen, wie beispielsweise zweckmässige und
bequeme Kleidung, wie man sie ausserhalb Skandinaviens kaum findet. Welch ein
Gegensatz zu unserem Aufenthalt in Wien, welcher nur 8 Monate zurücklag. Dort
sagte man uns in mehreren Kleidergeschäften ganz unverblümt: «Sie meinen etwas Praktisches
und Bequemes? So etwas verkaufen wir gerade nicht, da es momentan nicht in Mode
ist! Zu unserem Glück achten die Nordlichter eher auf praktische als auf moderne
Kleidung.
Überwintern in finnischen Ferienhäusern: Luxus hinter Bäumen
Nach einem Monat
in Lappland, gings am 26. Oktober an den Bottnischer Meerbusen. An der
Peripherie von Oulu bezogen wir in Haukipudas, etwa
20 Kilometer nördlich des Stadtzentrums, ein brandneues, superkomfortables
Ferienhaus. Hier an der Küste war es nun deutlich milder als im Landesinnern.
Nach gut zwei Wochen inmitten einer Winterlandschaft, war nun alles wieder
grün. Ironischerweise hatten wir genau hier einen Carport! Haukipudas
war ideal gelegen, um lange Spaziergänge zu unternehmen, aber auch um das sehr
ansprechende Stadtzentrum von Oulu zu besuchen, was wir sehr genossen.
Nach
zwei Wochen zogen wir am 12. November 2020 nur etwa 150 km nordöstlich. Iso-Syöte, in der Nähe von Pudasjärvi,
war unser nächstes Ziel; wiederum ein Skiort auf 200 Metern über Meer. Es
handelt sich um ein eher kleines, selbst-erklärtes Boutique Feriencenter mit
etwa 10 Skiliften. Nichtsdestotrotz, 2019 wurde Iso-Syöte
zum dritten Mal in Folge als bestes Skiresort Finnlands ausgezeichnet. Obwohl
Schneekanonen und PistenBullys bereits an der Arbeit
waren, war der Saisonbeginn erst auf anfangs Dezember terminiert. Auch hier
bezogen wir ein neuzeitliches modernes und gemütliches Ferienhaus, natürlich
wiederum mit grandioser Baumsicht.
Wir
genossen eine letzte Herbstwoche mit Wanderungen im Wald und auch hinauf zum
Berggipfel. Danach schneite es recht heftig. Somit entdeckten wir die Umgebung
in unserer zweiten Woche auf ein Neues. Die Landschaft bot nun, dank der
weissen Schneedecke, ein ganz anderes Bild. Damals wussten wir noch nicht, dass
uns der Winter bis Ende Mai begleiten würde!
Obwohl
die Skisaison in Levi bereits anfangs Oktober gestartet hatte, verblieben die
meisten finnischen Skiorte bis Weihnachten noch im absoluten Nebensaison-Betrieb;
was bedeutete, dass die besten Ferienhäuser immer noch mit Schnäppchenpreisen
lockten.
Da wir mit mehr Zeit als Geld unterwegs sind, lag es einfach auf der Hand, dass
wir uns für einen weiteren Skiort entschieden. Am 26. November zogen wir nach Ukkohalla in der Nähe von Hyrynsalmi.
Hier hatten wir uns einen dreiwöchigen Aufenthalt in einem grossen, modernen,
aber trotzdem traditionellen, zweistöckigen Blockhaus organisiert. Wie bereits
bei unseren vorgängigen Ferienhäusern hatten wir auch hier allen Luxus wie
Geschirrspüler, Waschmaschine, Trocknungsschrank, Internet-Anschluss und
natürlich eine Sauna, wie überall in Finnland. Sogar Finnen, welche mit dem
Existenzminimum auskommen müssen, scheinen eine zu haben.
Wir
bekamen den Eindruck, dass finnische Ferienhäuser im Allgemeinen einen viel
höheren Standard bieten, als solche in Schweden und Norwegen. Die meisten
finnischen Ferienhäuser wurden bewusst als solche gebaut, konvertierte, ältere
Wohnhäuser sieht man nur selten. Winterfeste Häuser sind eigentlich immer sehr
gut ausgestattet, zudem aussergewöhnlich gut isoliert und gut geheizt; meist
mittels einer Fussbodenheizung.
Keine Bange, wenn es draussen mal MINUS 28°C ist, wurde die Innentemperatur auf
gemütliche 28°C vor-eingestellt. Wenn die Aussentemperaturen ausnahmsweise
einmal auf MINUS 33°C, oder noch schlimmer MINUS 44°C fallen, muss man es aber
schon in Kauf nehmen, dass auch die Innentemperaturen so 1°C – 2°C sinken, so
dass man als Urlauber mit «kühlen» 26°C – 27°C überleben muss!
Zum
Glück gibt es immer eine Sauna und oft auch noch einen Holzofen, welcher an
eiskalten Tagen mithilft, auch die Innentemperatur auf gemütliche 40°C zu
heizen. An den wenigen Tagen, an denen es draussen MINUS 40°C kalt wird, ist es
extrem wichtig, dass die Winterferien nicht aus dem Gleichgewicht kommen, nur weil
sich die Innen- und Aussentemperaturen nicht nur durch ein Vorzeichen
unterscheiden!
Saunakabinen, welche mit der kontrollierten Lüftung verbunden sind,
ausgeklügelte Heizsysteme, Fenster, welche nur einen Spaltbreit geöffnet werden
können, sowie hochwertige Isolierung sorgen dafür, dass es im Ferienhaus so
richtig behaglich ist.
Mökki, wie ein traditionelles finnisches
Ferienhaus genannt wird, sind nicht nur aussergewöhnlich gut ausgestattet und kommen
mit inkludierten Heizkosten, die meisten bieten zudem eine uneingeschränkte
Aussicht in die finnischen Wälder. Auf der Seite mit der Strassenzufahrt, gibt
es kaum Fenster. Wozu auch? Es gibt kaum etwas lohnenswertes zu sehen, da die
nächsten Bäume 6 – 8 Meter weit entfernt sein können.
Dafür
ist die Aussicht aus dem Wohnzimmerfenstern meist einfach überwältigend:
dichter Wald wohin das Auge reicht! Bei den preiswertesten finnischen
Ferienhäusern ist die Lage aber nicht immer top, die nächsten Bäume können 2 –
4 Meter entfernt sein. Bei Häusern an Top Lagen, sind die nächsten Bäume
hingegen so nahe, man könnte sie durch die Fenster berühren, wenn man diese
denn öffnen könnte.
Häuser an Eins-A-Lagen befinden sich natürlich an einem Meeres-, See- oder
Flussufer. Trotzdem hat es aber auf dem bewaldeten Grundstück immer genügend
Bäume. Diese stellen sicher, dass Freizeitkapitäne nicht vom Boot aus die
Ferienidylle wegschauen können. In den meisten Fällen können sie nicht einmal
einen Blick auf das Ferienhaus erhaschen. Alles, was die begeisterten
Freizeitkapitäne sehen können, ist die einzigartige Schönheit des Finnischen
Waldes. Grundsätzlich haben die Bewohner finnischer Ferienhäuser das Privileg,
die genau gleiche fantastische Aussicht zu geniessen, wie Hobby-Kapitäne in den
Booten, aber ohne das Risiko einzugehen, dabei seekrank zu werden!
Jahreswechsel in Finnland: Schleusenwärterhaus an einem Kanal
Mittlerweile war
es bereits Mitte Dezember und die Feiertage zum Jahreswechsel standen vor der
Tür. Für uns hiess dies vor allem, dass die Auswahl an guten und preiswerten
Ferienhäusern etwas limitierte war. Bei Heinävesi
fanden wir aber trotzdem ein schön renoviertes, früheres Schleusenwärterhaus in
der Nähe des Taivallahden Kanals. Auch hier hatten
wir all die neuzeitlichen Annehmlichkeiten, wie Klimaanlage mit Wärmepumpe und
in einigen Räumen auch eine Fussbodenheizung. Die Isolation war aber nicht so
aussergewöhnlich gut, wie bei neuzeitlichen Gebäuden. Somit mussten wir die
Heizung mit drei wärmespeichernden Kaminöfen unterstützen. Das einzige Problem
war, dass die Vermieter dachten, es sei nicht sicher, am Morgen einzufeuern und
nach dem Frühstück das Haus zu verlassen. Wir wurden angehalten im Haus zu
bleiben, bis die letzte Kohle verlöscht war. Daher brauchte es immer etwas Planung,
wann eingeheizt werden sollte. Wenn die Sonne zum Rausgehen lockte, musste das
Feuer bereits aus sein!
Zudem war es ein nicht allzu befriedigendes, sondern eher riskantes Unternehmen,
das Haus für Spaziergänge zu verlassen. Die Umgebung verwöhne uns mit denselben
Baumarten, welche wir bereits aus dem Fenster bewundern konnten. Zudem gewann
der Winter nun deutlich an Kraft. Bei Spaziergängen hatten wir oft das Gefühl,
auf Glatteis zu gehen, das von einem Hauch Schnee überdeckt war. Unter solchen
Bedingungen kann man eigentlich nur mit Schuhspikes sicher marschieren, diese
waren aber leider in der nächstgelegenen Stadt ausverkauft! In der Folge gab es
dann mehrere turnerische Kapriolen die allesamt mit einer harten Landung
endeten.
In
der Umgebung gab es mehrere Seen und es war interessant zu erleben, wie diese
immer weiter zufroren. Der Kanal hinter unserem Ferienhaus verband mehrere
Gewässer. Das Eis, das sich auf dem Kanal bildete, hatte anfänglich eine fast
unheimliche, gräuliche Farbe. Erst als es wieder schneite, «verfloss» die
Kanaloberfläche weiss in weiss.
Helsinki: Die
finnische Hauptstadt machte Lust auf mehr Skandinavien
Heinävesi (350 km nördlich von Helsinki) war
der südlichste Punkt, den wir im Winter 2020/21 anpeilten. Da die finnische
Hauptstadt etwas weniger lockere Corona-Massnahmen verfügt hatte als der Rest
des Landes, spürten wir diesmal keine Lust auf einen Abstecher dorthin. Dafür hatte
uns Finnair im Jahr 2017, damals auf dem Weg nach Singapur, die Möglichkeit
eines viertägiges, sommerliches Stopover in Helsinki gegeben. Dies war natürlich
ein Riesenkontrast zum winterlichen Finnland gewesen.
Von
einer zentralen Studentenunterkunft aus, welche während der Sommermonate als
Hostel betrieben wird, erkundeten wir damals die Stadt zu Fuss. Die finnische
Hauptstadt präsentierte sich uns so wunderschön wie immer. Wir mochten den
Kontrast zwischen dem geschäftigen Stadtzentrum, dem belebten Fährhafen und der
lieblichen, Skandinavischen Küstenlandschaft mit ihren unzähligen,
vorgelagerten Inseln und dies nur ein paar Schritte ausserhalb des Zentrums. In
einigen der vielen “Ravintola’s” (Restaurants)
genossen wir Finnische Spezialitäten (z.B.Lachs &
Rentierfleisch) und besuchten immer wieder den Hafen, um die gigantischen
Fährboote zu bewundern. Wir kriegten Lust auf noch mehr Zeit im Norden. Da aber
unsere Flüge nach Singapur und in die Südsee gebucht waren, musste dies warten.
Damals hätten wir niemals im Leben daran gedacht, dass uns nur ein paar Jahre
später eine Pandemie dazu zwingen würde, sogar noch mehr Zeit in Skandinavien
zu verbringen, als wir dies jemals geplant hätten…
Ferienidylle bei Kuopio: Freud und Leid des Winters
Zurück zum
finnischen Winter. Je mehr uns die Lust verging, nur noch Bäume zu sehen (vor
allem Brigitte), desto klarer wurde es, dass uns die Corona
Reiseeinschränkungen dazu zwingen würden, unseren Aufenthalt in Finnland zu
verlängern Dafür konnten wir mit viel Glück ein typisches, aber gleichzeitig auch
total untypisches finnisches Mökki (Ferienhaus)
ergattern. Es liegt in Kartulla, etwa 40 Kilometer
westlich von Kuopio und ist ein traditionelles, sehr gut ausgestattetes
Blockhaus, wiederum mit viel mehr Luxus als wir brauchen. Der grösste Pluspunkt
war aber seine Lage auf einer Erdbeerplantage. Keine Bäume, einfach nur
uneingeschränkte Sicht auf den See. Welch ein Luxus, uneingeschränkte Sicht auf
einen kleinen See, dazu eine Grillhütte direkt am Wasser, ein privater Badesteg
und erst noch ein Boot – eigentlich alles von dem ein Urlauber denkt, es sei
die Essenz eines Ferienhausurlaubs in Skandinavien.
Jetzt,
Mitte Januar, war der See natürlich steinpickelhart gefroren und die Liegewiese
lag unter einem Meter Schnee. Unsere, für finnische Verhältnisse
aussergewöhnlich kommunikativen Vermieter, fühlten sich verpflichtet, uns einen
90 cm tiefen Fussweg die ~30 Meter zur Grillhütte freizuschaufeln. Leider
taugte ihre harte Arbeit nur als Fitnesstraining, denn, der aussergewöhnlich
starke Wind machte ihre Anstrengungen innerhalb weniger Stunden zunichte!
An
einer so privilegierten Lage direkt am See, mussten wir natürlich verlängern. Sie
war einfach zu gut, um wahr zu sein. Dies war aber einfacher gesagt als getan.
Unsere Vermieter erzählten uns, dass es in einem normalen, Corona-freien Winter
kein Problem wäre, zu verlängern, da ihre Stammgäste Russen sind, und diese die
Zeit zwischen Neujahr und Ostern meiden. Mit über 3 Millionen jährlichen
Besuchern, bilden (bildeten) die Gäste aus Russland das Rückgrat des Finnland-Tourismus.
In einem normalen Jahr würde auch kein vernünftiger Finne freiwillig ein
Ferienhaus auf einem baumlosen Grundstück mieten. Die Corona-Pandemie zwang
aber auch die Einheimischen, ein paar schmerzhafte Kompromisse einzugehen, da
die heissgeliebten Wochenenden in London, Paris, Dubai oder New-York den
Quarantäne-Bestimmungen zum Opfer fielen. Da die fünf Hütten unserer Vermieter
ein aussergewöhnlich gutes Preis-/Leistungsverhältnis boten, wurden sie
regelmässig von jungen, preisbewussten Finnen über das Wochenende gebucht, wenn
auch nur für 1 – 2 Tage.
Nun
gut, jedes Wochenende die Hütte zu wechseln wollten wir auch nicht wirklich.
Nachdem aber die anderen Reservationen etwas hin- und hergeschoben wurden,
einigten wir uns darauf, nur einmal die Hütte zu wechseln und dazwischen für
ein Wochenende die nahegelegene Stadt Kuopio zu besuchen. Wow, dies war die
goldrichtige Entscheidung, umso mehr, da wir zwar für ein eiskaltes, aber sehr
sonniges Wochenende erwischten.
Kuopio:
traumhafte Aussicht über die finnische Seenplatte
Die Hauptstadt von
Nord Savo zeigte sich uns im schönsten Licht. Zudem war die grandiose Aussicht
vom Kuopio Turm über die finnische Seenplatte einfach überwältigend. Weiter
konnten wir in einem Gourmet-Lokal den letzten Tisch ergattern und hatten ein
weiteres gutes Abendessen bei einem Inder, wo wir als einzige Gäste im Lokal
assen (seit Corona scheint die Kundschaft preiswerter Lokale Take-Away zu
bevorzugen). Natürlich genossen wir auch einen Spaziergang auf dem gefrorenen Kallavesi See, wo auf der Eisplatte vor der Stadt eine
mehrere Kilometer lange Eislaufbahn, sowie mehrere Langlaufspuren präpariert worden
waren.
Fast
zu schnell ging’s zurück nach Karttula, wo wir nach
unserer Rückkehr sogar ein noch grösseres Ferienhaus beziehen konnten. Während
unserer insgesamt 5 Wochen in Karttula, genossen wir
den Finnischen Winter von seiner besten Seite. Während es im Herbst oft stark
bewölkt und ab und zu regnerisch war, wurden wir ab Februar bis Ostern oft mit
stahlblauem Himmel verwöhnt. Die Temperaturen waren eher kalt, mehrmals fielen
sie sogar ein paar Grad unter MINUS 30°C. An windstillen Tagen war es aber
trotzdem keine grosse Sache, das gut geheizte Haus für einen Spaziergang zu
verlassen, an windigen Tagen war dies aber eher unangenehm.
Neuzeitliche
Autos scheinen hingegen mit den extrem kalten Winter-Temperaturen im Hohen
Norden etwas mehr Probleme zu haben als ihre Vorgänger. Dies vor allem dann,
wenn man den Wagen bei extremen Minustemperaturen erbarmungslos über zwei
Wochen draussen stehenlässt, ohne ihn zu gebrauchen. Vor zehn Jahren, als wir
ebenfalls in Skandinavien überwinterten, hatte unser damaliges Auto (ebenso ein
Dacia), nie und nimmer ein Problem, obwohl es Temperaturen bis zu (bzw.
hinunter zu) MINUS 43°C erdulden musste. Unser jetziger Wagen kam hingegen mit,
für Skandinavien eher warmen Wintertemperaturen von «nur» MINUS 33°C davon!
Natürlich läuft unser neues Auto viel ruhiger, wenn wir es unter eiskalten
Bedingungen starten, nur die moderne Elektronik, und das neuzeitliche
Abgasreinigungssystem, hatten an der Kälte zu nagen. Wenn die Temperaturen
unter MINUS 20°C fielen, war der Bildschirm des Multimediasystems buchstäblich
eingefroren. Dies war wohl eine Warnung, dass die Finger zu Schaden kommen
könnten, wenn man bei solchen Temperaturen den Touch Screen bedient! Nachdem
aber die Autoheizung, bzw. die automatische Klimaanlage, ihren Teil geleistet
hat, war das System wieder brauchbar.
Etwas
kälteresistenter erwies sich der SCR-Katalysator. Wenn man aber so herzlos ist,
das Auto über einen längeren Zeitraum NICHT zu gebrauchen, scheinen einige Tage
mit Temperaturen unter MINUS 30°C zu genügen, dass das AdBlue Herz einfriert,
obwohl es geheizt wird.
Noch vor ein paar Jahren wurde die AdBlue Abgasreinigung bei extremen Kälteeinbrüchen
einfach abgeschaltet; aber mit den heutigen Umweltauflagen ist dies inzwischen strafbar.
Wenn die Elektronik bei der Abgasreinigung einen Fehler detektiert, muss man eine
Werkstadt aufsuchen, denn nach 800 Kilometern ist sonst fertig lustig. Danach
weigert sich der Wagen störrisch, den Motor zu starten, schliesslich muss er
sich ja ans Gesetz halten. Der freundliche Schmiermaxe in der Werkstatt meinet
nur: «im Finnischen Winter sind gefrierende AdBlue Systeme ein Markenübergreifendes
Problem, aber macht euch keine Sorgen, euer Wagen ist immer noch unter
Garantie».
Eisflüsse: ein
spektakulärer Anblick
Mitte Februar
verliessen wir das Landesinnere und fuhren zurück an den oberen Teil des
Bottnischen Meerbusens. Unsere nächste Winterunterkunft war ein etwas
spezielles Ferienhaus in Pyhäjoki. Es handelte sich
um ein altmodisches (aber neues) Rundholz-Blockhaus mit modernem Innenausbau.
Von dort aus hatten wir unzählige Möglichkeiten für Spaziergänge. Nach wenigen
Kilometern waren wir bereits an der Bottnischen Küste. Da die Tage nun länger
und wärmer wurden, zogen viele Finnen mit langen, oft Batteriebetriebenen
Bohrgeräten aufs gefrorene Meer; Eisfischen war der Thrill! Ab und zu sah man
hunderte von begeisterten Hobbyfischern geduldig vor einem Eisloch sitzend, den
hungrigen Fischen nach dem Leben trachtend. Andere fuhren lieber mit einem
Snowmobil, oder gingen auf dem Eis spazieren. Auf dem gefrorenen Pyhäjoki Fluss war eine Langlaufloipe präpariert worden,
was uns umso mehr erstaunte, da nicht weit von der Loipe entfernt ein
mittelgrosser Wasserfall toste.
Am
8. März gingen wir weiter nach Haukipudas, wo wir
bereits im letzten Oktober eine temporäre Bleibe hatten. Diesmal bewohnten wir
ein anderes Ferienhaus, zwar ein bisschen älter, aber trotzdem mindestens so
modern und erst noch etwas gemütlicher. Wie erwartet stand es im Wald, aber
zwischen den Baumstämmen konnten wir sogar einen Blick auf das Bottnische Meer erhaschen.
Der Unterschied zu unserem Aufenthalt im Oktober war aber unübersehbar. Damals
zeigte sich die Landschaft üppig grün. Nun lag alles unter einer dicken
Schneedecke (man sagte uns, dass es seit 30 Jahren nie mehr so viel Schnee
hatte) und auch hier, fast zuoberst am Meerbusen war das salzarme Wasser dick
gefroren. Nicht nur Eisfischen, auch Langlaufen, Schneemobilfahren (rasen) und
Spaziergänge auf der riesigen Eisdecke erfreuten Jung und Alt.
Nach
zwei Wochen zogen wir 60 Kilometer südwärts nach Siikajoki.
Am Ufer des gleichnamigen Flusses, welcher bei Ankunft noch fest gefroren war,
bezogen wir ein schönes, dreistöckiges Haus. An den ersten sonnigen Tagen
hatten wir anfänglich noch den Eindruck, dass das Eis bereits am Tauen sei.
Schon bald aber realisierten wir, dass es sich nur um einen ultradünnen
Wasserfilm, auf der immer noch deutlich über einen halben Meter dicken
Eisplatte handelte.
Direkt
vor unserem Ferienhaus lag eine Insel, welche den sehr breiten Fluss zweiteilt
und sogar unter der Eisschicht zu Stromschnellen führte. Dies wurde umso
offensichtlicher, als beim Stausee flussaufwärts Wasser abgelassen wurde. Anfänglich
führte dies zu ein paar kleinen Spalten in der Eisdecke, wo ab und zu ein
bisschen Wasser hochdrückte.
Nach etwa zwei Wochen, führte aber die Wasserstands-Regulierung die flussaufwärts
durchgeführt wurden dazu, dass die gigantische Eisplatte vor unserer Hütte
innerhalb von nur wenigen Minuten auseinanderbrach und davondröhnte.
Riesige, bis zu einem Meter dicke Eisplatten sausten nun flussabwärts. Wenn
immer diese mit dem festen Teil der Eisplatte zusammenstiessen, zerfiel diese
noch weiter und sandte zusätzliche, gigantische Eisblöcke dem Meer entgegen. Es
war nicht mehr sicher am Ufer zu stehen, da mehrere der riesigen Eisplatten
angeschwemmt wurden. Ein paar hundert Meter flussabwärts der Stromschnellen
blieb die Eisdecke aber intakt. Dort wurde der Eisfluss
aus gigantischen, meterdicken Eisplatten angehalten. Ein paar Eisbrocken
verschwanden darunter. Die meisten türmten sich aber auf der Eisdecke auf und
hinterliessen Pancake-ähnliche Stapel massiver Eisplatten.
Hier waren wir nun Zeugen eines wahrlich beeindruckenden Naturspektakels. Dabei
waren am Vortag immer noch ein paar Wagehälse mit ihren Snow-Scootern auf der
Eisplatte herumgerast, welche nun innert einer halben Stunde verschwand. Nur
500 Meter Flussauf- und Flussabwärts war die Eisdecke immer noch intakt und lud
wohl weitere Adrenalinjunkies dazu ein, Risiko und Fun zu kombinieren! Mit so
einem Spektakel direkt vor unserem Balkon, vergingen die drei Wochen in Siikajoki wie im Flug (unser Haus war das einzige auf
weiter Flur mit Fluss-, statt Baumsicht).
Am
9. April 2021 zogen wir dann weiter nach Itäkoski,
ein bisschen nördlich von Kemi. Auch hier schafften
wir es, eines der wenigen Finnischen Ferienhäuser zu ergattern, welches nicht
hinter Bäumen versteckt ist. Dafür waren die Besitzer typische, wortkarge
Finnen; unsere E-Mail-Anfragen beantworteten sie meist mit nur zwei,
ausnahmsweise drei Buchstaben: «ok», oder «yes».
Wiederum hatten wir einen gefrorenen Fluss in unserer Aussicht. Der mächtige Kemijoki hatte vor unserer Hütte eine Breite von ungefähr
600 Metern. Da sich nur 500 Meter Flussabwärts ein grosses Stauwerk befand,
blieb das Eis bis anfangs Mai. Dann half die Kraftwerksgesellschaft aber mit,
den Fluss an die Freizeitkapitäne zurückzugeben.
Statt
den Wasserpegel langsam und vorsichtig zu regulieren, hat man den Wasserfluss
anfänglich fast ganz angehalten, was dazu führte, dass der Wasserspiegel und
die Eisdecke stiegen. Danach wurden fast alle Tore im Damm gleichzeitig
geöffnet, um zwischen der immer noch über einen halben Meter dicken Eisdecke
und dem Wasserspiegel einen Hohlraum zu bilden. Nun dauerte es nicht lange, bis
die Eisdecke einbrach und unzählige, gigantische Eisplatten gemächlich
Flussabwärts trieben. Einige waren so gross, dass man darauf problemlos mehrere
Fussballfelder hätte platzieren können! Andere der gleitenden Eisspalten, waren
hingegen eher schmal, nur etwa 60 – 100 Meter breit, dafür aber bis zu einem beeindruckenden
Kilometer lang!
Itäkoski liegt keine 100km südlich des
Polarkreises, weshalb man hier eigentlich Nordlichter sehen würde. Mitte April
waren aber die Nächte schon zu wenig dunkel, als dass man diese noch gut hätte
erkennen können. Anfangs Mai wird es nur noch zwischen 0:30h und 3:00h morgens dunkel
und auch da verbleichen die Nordlichter leider im Abendrot das kurz darauf ins
Morgenrot übergeht.
Zu guter Letzt: ein
paar Spritzen stellen die Reisefreiheit teilweise wieder her
Spektakuläres,
wie reissende Eisflüsse, bildeten die Höhepunkte unseres Finnlandaufenthalts. Wir
empfanden es aber trotzdem etwas deprimierend, immer und überall von Bäumen
umgeben zu sein. Da wir uns Hoffnung machten, dass Norwegen bald seine
nördlichen Grenzen wieder öffnen würde, entschieden wir uns, nordwärts zu
ziehen. So buchten wir einen weiteren Aufenthalt im Skiort Levi, wohin wir am
10. Mai 2021 zurückkehrten.
Ende
September hatten wir mit Erstaunen beobachtet, wie Schnee (der letzten Saison)
auf zwei Skipisten und einer Langlaufloipe verteilt worden war und wie die
Skisaison, trotz Temperaturen bis zu 15°C, pünktlich anfangs Oktober startete.
Nur
eine Woche nach dem Ende der gut 7-monatigen Skisaison, kamen wir also zurück.
Mehr als ein Dutzend PistenBullys und mehrerer
Dutzend Mitarbeiter waren aber trotzdem noch bis Ende Mai an den Skihängen im
Einsatz, um Massen von (künstlich erzeugtem) Schnee über die Sommermonate
einzulagern, damit dieser im Herbst wieder für eine frühen Saisonstart
gebraucht werden kann.
Aus unseren geplanten 2 – 3 Monaten in Finnland waren mittlerweile 8 geworden.
Eine globale Pandemie und ein Leben als Dauerglobetrotter sind irgendwie so
inkompatibel, wie etwas nur sein kann. Da die Menschheit beschlossen hat, die
natürliche Selektion ausser Kraft zu setzen, sind Impfungen sicherlich die
effizienteste Methode, um die Pandemie zu bekämpfen. Zudem wurde es immer
offensichtlicher, dass eine Impfung DER SCHLÜSSEL dazu sein wird, unser
Globetrotter-Leben fortzusetzen. Somit mussten wir einfach eine Möglichkeit
finden, an die türöffnende Injektion heranzukommen!
So
bemühten wir uns um eine Corona-Impfung. Bereits wegen der Sprachbarriere, und
noch viel mehr, weil sie dachte, dass wir als übriggebliebene Touristen nicht
dafür qualifizieren, war Brigitte zuerst skeptisch, ob es überhaupt klappen
könnte. Sie meinte, du, Heinz, nimmst ja ein NEIN nie für ein NEIN. Ich wundere
mich häufig, wie du durch Insistieren immer wieder an Dinge herankommst, bei
denen mein Nachfragen nichts fruchtete.
An
dem Tag, an dem ein nahegelegenes, lappländisches 6'000 Seelen Dorf die
Corona-Impfhotline für Heinz’ Altersgruppe öffnete, stellten wir den Wecker auf
10h30! Heinz rief fast schon früh an. Nicht unerwartet, antwortete eine
synthetische Stimme. Nach ein paar finnischen Sätzen, folgte ein «for English
press two»: Bingo. Nachdem wir unserer Telefonnummer
bestätigt hatten, hörten wir ein «thank you, we will call
you back».
Wow,
das war aber einfach. Nach ein paar Stunden erhielten wir einen Rückruf und
nachdem Heinz ein paar Fragen beantwortet hatte, erhielten wir 6 Arbeitstage
später einen Termin.
In
Finnland gilt die Regel: wenn ein Mitglied des Haushaltes für die Impfung
qualifiziert, wird die ganze Fam./Haushalt mitgeimpft. Somit erhielt auch
Brigitte, als damals noch nicht einmal 60 Jahre junger Hupfer, dank Heinz’
Greisenalter ebenfalls eine Impfung.
Trotz
frühlingshaften Temperaturen um die 15° - 17°C, war unser Impftermin genau an
dem Tag, an dem sich der Winter nach zweiwöchiger Pause wieder zurückmeldete. Kein
Problem, inzwischen hatten wir uns daran gewöhnt, dass Finnland genau an den
Tagen mit Schnee beglückt wird, an denen wir auf die Strasse müssen. So wurde
die Landschaft um Levi (200 m. ü. M.) am 21. Mai wieder mit Schnee eingepudert.
Nach einer Fahrt durch das Schneegestöber erhielten wir beide in einem kleinen
Regionalspital zügig unsere Impfungen. Das ausgehändigte Merkblatt über
eventuelle Nebenwirkungen der Impfung erwähnte for allem, dass wir NICHT auf
alltägliches, wie z.B. SAUNABÄDER verzichten müssen. In Finnland ist dies
natürlich viel überzeugender, als wenn man nur verspricht, dass man nach der
Impfung besser geschützt sei!
Ursprünglich
waren wir etwas enttäuscht, dass wir den zweiten Impftermin erst drei Monate
später erhielten. In ganz Skandinavien galt ein 12 Wochen Intervall zwischen
den zwei Impfungen. Rückblickend wissen wir nun aber, dass ein längerer
Intervall zu einer grösseren Schutzwirkung führt – somit hatten wir also Glück
und konnten erst noch mehr Zeit in dieser Region nutzen.
Nach unserer Erstimpfung hatten wir noch 10 weitere Tage, um die Schönheit
Finnlands auszukosten. Das Land bietet viel, erst recht für diejenigen, welche
inmitten der Natur Ferienwohnungen der Spitzenklasse suchen, die viel Privatsphäre, Ruhe und Frieden bieten. Das Erleben
eines eiskalten Winters, der fast die gesamten 8 Monate dauerte, während denen
wir wegen Corona im Land steckengeblieben sind, war eine weitere, lohnende
Erfahrung. Umso mehr, da in der Tat zu jedem Haus und jeder Wohnung eine eigene
Sauna dazugehört. Finnland mag wohl auch viele Besucher anzuziehen, da kein
anderes Europäisches Land so viel Wasser und so viel Wald zu bieten hat. Die
188'000 Seen sind wahrlich beeindruckend; die unzähligen Bäume, welche 70% der
Landmasse beanspruchen, verbargen hingegen die wahre Schönheit des Landes
öfters, als uns dies lieb gewesen wäre.
Nord-Norwegen: 2
½ Monate pausenloses Tageslicht
Genau
an dem Tag, an dem wir unsere erste Impfdosis erhielten, gab Norwegen bekannt,
dass die Grenzen zu mehreren finnischen Provinzen mit tiefen Infektionszahlen geöffnet
werden, darunter auch zu Lappland. Exakt darauf hatten wir gehofft! Nachdem wir
auf der Webseite der norwegischen Einwanderungsbehörde lasen, dass zehn Tage in
einem finnischen Tiefindizes Gebiet reichten, buchten wir uns sofort ein
Ferienhaus am Balsfjord bei Tromsø.
Überzeugt davon, dass uns nichts mehr von der Einreise nach Norwegen abhalten
könne, fuhren wir dann am 31. Mai zum Grenzübergang bei Kilpisjärvi.
Schliesslich hatten wir inzwischen mindestens die letzten vier Monate in finnischen
Provinzen mit tiefen Ansteckungsraten verbracht.
Etwa
fünf Kilometer nach der finnisch / norwegischen Grenze, wurden wir an einem
Polizei-Checkpoint aufgehalten. Es wurde überprüft wurde, ob alle Einreisenden
die Corona Verordnung einhalten. Natürlich rechneten die Staatsdiener nicht
damit, dass irgendwelche Nicht-Skandinavier an Finnlands nördlicher Grenze
auftauchen. Genauso unglücklich die Beamten mit unserem Aufkreuzen zu sein
schienen, genauso glücklich waren wir, dass uns die beiden mit nackten
Gesichtern abfertigten!
Nachdem
die Beamten unsere Autonummer inspiziert hatten, kamen sie an unser Fenster und
wir begrüssten sie mit: «Hallo, wir sind wohl die interessantesten
Neuankömmlinge für heute!» Sie bestätigten dies und fragten, ob wir Finnen
seien. Nachdem wir verneinten, fragten sie, wie wir es nach Finnland geschafft hätten.
Nachdem wir erklärten, dass wir wegen Corona in Finnland festgesessen hätten,
meinten sie, die Grenze sei nur Menschen offen, welche in Lappland wohnen,
nicht für Lapplandbesucher!
Nachdem wir dagegenhielten, dass auf der Webseite der Einwanderungsbehörde deutlich
steht, dass 10Tage in Lappland genügen, um nach Norwegen einzureisen, zogen sie
sich zu Beratungen zurück. Nach fünf Minuten kamen sie zurück und insistierten
weiterhin, dass es nicht so gedacht sei, dass wir einreisen dürfen. Zudem
fragten sie wiederholt nach, ob das Haus, in dem wir gewohnt hatten, unser
eigenes sei, oder ob wir es gemietet hätten.
Wir vermuten, dass sie nach Gründen suchten, dass uns die Finnen, fünf
Kilometer entlang der Strasse nordwärts, wieder zurücknehmen müssten, da
Ferienhausbesitzer einreisen durften, nicht aber andere Ausländer. Nachdem wir
nachweisen konnten, dass wir jeweils gemietet hatten und zudem einen
Mietvertrag für ein Haus in Norwegen zeigten, zogen sie sich wieder für zu
Beratungen zurück. Nach weiteren zehn Minuten kam einer der Beamten zurück und
sagte, obwohl auf der Webseite (fälschlicherweise) stehe, dass zehn Tage genügen,
wäre eine Einreise für uns eigentlich nicht erlaubt. Da sie uns aber nicht in
diesem immer noch schneebedeckten «Mitten im Nichts» campieren lassen könnten,
bis Morgen jemand in Oslo entscheidet, was mit uns zu tun sei, würden sie die Karte
«aussergewöhnliche Umstände» ziehen, und uns trotzdem einreisen lassen! Was für
Glückspilze wir sind, das war aber knapp.
Balsfjord: ein
neu renoviertes Ferienhaus mit fantastischer Aussicht
Nun fuhren wir
für eine weitere Stunde zu unserem gebuchten Ferienhaus direkt am Balsfjord. Es lag etwas ausserhalb von Storsteinnes,
ein bisschen südlich von Tromsø. Hier gab der
Vermieter unserem Ferienhaus gerade den letzten Schliff. Es ist sein
Elternhaus, welches er in ein neuzeitliches Ferienhaus umbaute. Wegen Corona
dachte er sich, es sei vielleicht eine gute Idee, das Vermietungs-Inserat
bereits aufs Internet zu stellen, damit es schon etwas bekannt würde. Wegen der
Einreisebeschränkungen rechnete er aber überhaupt nicht damit, das Haus in
naher Zukunft vermieten zu können. Somit wurde unsere Last-Minute Buchung für
ihn und seine Frau zu einer echten Herausforderung... Er musste sogar eine
provisorische Wasserleitung verlegen, da der Wasseranschluss noch gefroren war!
Nach
8 Monaten in Finnland, war Norwegen ein wahrer Traum. Schlagartig wurden wir
mit freier Sicht verwöhnt, statt mit unzähligen Bäumen vor jedem Fenster und
entlang jeder Strasse. Unser Ferienhaus thronte direkt über dem Balsfjord und die Aussicht war einfach überwältigend. Wo
immer wir auch hinfuhren, überall wurden wir mit atemberaubender Aussicht auf
die Fjorde belohnt. Obwohl dies im Hohen Norden recht selten vorkommt, wurden
wir in Troms og Finnmark
mehrmals mit Hitzewellen beglückt, bei denen die Temperaturen deutlich über 30
°C anstiegen. Den sehr warmen Temperaturen zum Trotz, und obwohl es bereits
Juni war, lag aber der Schnee immer noch fast bis hinunter zur Küste. Die
Fjorde frieren zwar selten, nicht einmal im tiefsten Winter. Nur ein paar duzend
Meter über dem Meeresspiegel waren hingegen viele Gewässer, der Hitzewelle zum
Trotz, immer noch gefroren.
Das Beste war aber, dass wir Nordnorwegens Schönheit Tag und Nacht geniessen
konnten. Wenn es tagsüber (ausnahmsweise) einmal regnete, verschoben wir unsere
Ausflüge einfach in die Nacht und wurden mit Bildern im Besten Licht belohnt. Bereits
seit Mitte April, hatten wir keine wirklich dunklen Nächte mehr erlebt, und nun
hatten wir noch über zwei Monate mit Mitternachtssonne vor uns – welch ein
Erlebnis.
Der
Frühling kam hier zwar erst im Juni, dafür wuchsen die Pflanzen, wegen dem
Überfluss an Sonnenlicht, wie verrückt. Die Vegetation war fast üppiger, als
wir sie von der Schweiz her kennen. Viele Pflanzenarten wuchsen noch höher,
oder hatten grössere Blätter, als wir dies in unserem früheren Zuhause je
gesehen hatten. Es gab nicht nur wunderschöne Pflanzenarten, es war
gleichzeitig auch die Saison der Tierbabys. Bisher hatten wir noch nie
Rentierkälber gesehen und schon gar nicht so viele Vogelküken-Arten. Sie waren
alle unglaublich süss, vor allem wenn wir das Glück hatten, sie von Nahem
bestaunen zu können. Die Rentierkälber waren sehr scheu und die Küken wurden von
ihren Vogeleltern aggressiv verteidigt.
Für
gute 4 Wochen hatten wir am Balsfjord eine perfekte
erste Basis, um Nordnorwegen zu entdecken. Die unzähligen, spektakulären
Landschaften, welche Troms og
Finnmark zu bieten hat, erwarteten uns, ganz egal in welche Richtung wir
losschwärmten, ob nur zur gegenüberliegenden Fjordseite, oder so weit entfernt
wie zur Insel Senja.
Wir genossen unzählige Spaziergänge, merkten aber bald, dass es für die Berge,
auch jetzt im Juni, noch zu früh war. Nachdem wir durch verschiedenen, grossen
und recht tiefen Schneefelder gekommen waren, machten wir einmal auf halbem Weg
rechtsumkehrt, weil die schneefreien Abschnitte des Weges noch total durchnässt
waren. Auch andernorts entsprach der Wanderweg wiederum eher einem sumpfigen
Flussbett. So genossen wir eben die vielen Wasserfälle, Seen und Fjorde lieber
einfach vom Strassenrand aus.
Nordnorwegens Provinz Troms og Finnmark: atemberaubend schön und wild
Troms og
Finnmark ist wohl Norwegens grösste Provinz und hat viel mehr zu bieten als nur
die Gegend um den Balsfjord. Trotzdem war unsere
nächste temporäre Bleibe nicht weit entfernt. Diesmal logierten wird direkt
über dem Stadtzentrum von Tromsø, wo wir wiederum mit
einer traumhaften Aussicht verwöhnt wurden.
Zu unserer Überraschung finden sich um die Inseln nördlich der Stadt einige der
spektakulärsten Landschaften der Provinz, darunter malerische, mit zerklüfteten
Bergen umgebene Strände. Wir staunten oft über das unglaublich türkis-grünen
Wasser und bewunderten malerische Fischerdörfer und die sporadischen weissen
Sandstrände, auf die so mancher Badeort am Mittelmeer neidisch sein
könnte.
Wenn
wir in der sympathischen Stadt Tromsø herumschlenderten,
erinnerte uns kaum etwas an die Corona Pandemie. Die Geschäfte und Restaurants
waren alle geöffnet und auch das Personal arbeitete «oben ohne»; nur die
meisten Touristengeschäfte waren geschlossen, da die Grenze noch immer ziemlich
undurchdringlich war. Nun gut, die Souvenirgeschäfte, welche hier oben
unumwunden “tourist shop” genannt
und beschriftet werden, blieben für die Einheimischen Besucher geöffnet, bloss
alle Tour-Veranstalter hatten fest geschlossen. Kein vernünftiger Norweger
würde jemals auf die Idee kommen, eine Tour zu buchen, nur um Nordlichter,
Rentiere, oder die Mitternachtssonne zu sehen. Man weiss, es ist alles einfach vorhanden.
Alle, welche hier etwas Zeit verbringen, werden ab und zu etwas davon sehen.
Die Mitternachtssonne sahen wir bereits wenige Schritte von unserer Unterkunft
entfernt (wenn sie denn schien), Rentieren begegneten wir auf dem Gehsteig etwa
50 Meter vom Restaurant in Tromsøs Aussenbezirk, wo
wir gerade gegessen hatten, aber auch noch viele weitere auf den Inseln
nördlich von Tromsø, welche mittels Brücken und
Unterseetunnels verbunden sind.
Nordlichter
und Mitternachtssonne Suchtouren, scheinen zusammen mit Rentier Streichel- und Fütterungs-Touren zu
den Höhepunkten einer jeden Gruppenreise in den Hohen Norden zu gehören. Nun
gut, die Suche nach Nordlichtern, oder der Mitternachtssonne bedeutet faktisch,
dass begeisterte Wintertouristen sogar an Tagen mit dichter Bewölkung einen
kurzen Blick der Aurora Borealis erhaschen können. Die Tour-Veranstalter
versprechen nach winzigen Öffnungen in der Wolkendecke zu suchen und die Meute
dorthin zu fahren, egal wie weit weg das «Loch» ist!
Nach
zwei Wochen in Tromsø, fuhren wir etwas nord-östlich
und mieteten uns in Rotsund, östlich von Lyngen, eine weitere Ferienwohnung. Auch hier bot unsere
grosse Einliegerwohnung in einem Einfamilienhaus eine atemberaubende Aussicht.
Zum Panorama gehörten ein Fjord, mit Fährboten verbundene Inseln, Sicht auf die
Lyngen-Alpen (1’500-1’800m hoch), sowie viele
pittoreske Häuser und Bootsschuppen.
Während
drei Wochen machten wir auch hier viele Spaziergänge und unternahmen immer
wieder Ausflugsfahrten durch die malerische Landschaft. Mehrere Nationalparks
mit tief eingeschnittenen Tälern und hohen Wasserfällen luden zum Bestaunen
ein. Wenn wir von hohen Brücken das tosende Wasser darunter beobachteten, oder
wenn wir von tiefen, engen Schluchten die beängstigend über uns emporragenden
Felsen sahen, hielten wir gelegentlich den Atem an.
In 8 Tagen bis zur Russischen Grenze: noch mehr fantastische Landschaften
Am 3. August
2021 verliessen wir Rotsund und begannen eine grosse
Tour ostwärts, buchstäblich so weit in den «Hohen Norden», wie es in
Skandinavien nur geht, genaugenommen bis an die russische Grenze. Wir konnten
kaum glauben, wie viele weitere beeindruckende, naturgegebene
Sehenswürdigkeiten Troms og
Finnmark noch zu bieten hat. Es war hochsommerlich warm (17-24°C) und üppig
grün, ausser auf den Hügelzügen, die mit ihren maximalen 400m Höhe z.T.
erstaunlich karg, sprich baumlos, aber steinig waren. Toll war, dass die
Strasse sehr häufig der Küste folgt.
Nach
einer Übernachtung in Alta, fuhren wir im schönsten Sonnenschein nach Ifjord und am nächsten Morgen ins hübsche Kjøllefjord, wo wir für zwei Nächte im Hotel übernachteten.
Das Essen war dort zwar nichts weltbewegendes, zur Kompensation erhielten wir
aber ein sehr grosses, modernes Zimmer mit schönstem Ausblick über das Fischerdorf
und den Hafen, sowie auf das Wahrzeichen, den «Castle Rock». Weitere
spektakuläre Aussichtspunkte erwarteten uns auf unserem Ausflug nach Mehamn und zu Europas nördlichstem Leuchtturm, Slettnes fyr.
Für
unserem Geschmack ist das authentische Fischerdorf Kjøllefjord,
welches fast soweit nördlich liegt wie das berühmte Nordkap, viel charmanter
und nicht so überlaufen wie (das Besucherzentrum an) Norwegens nördlichstem,
mit einer Strasse erschlossenen Punkt, nur ~40 Meilen über die Barentssee.
Auf
der Suche nach weiteren Höhepunkten abseits ausgetretener Touristenpfade
entschieden wir uns für Kongsfjord und Båtsfjord. Da wir uns immer noch in der Hauptsaison
befanden, waren aber leider die wenigen Zimmer in beiden Orten bereits
ausgebucht. Etwas vom Weg ab, fanden wir dafür ein hübsches Häuschen in Polmak, von wo aus wir am nächsten Tag, wiederum bei
Traumwetter, einen Tagesausflug nach Kongsfjord und Båtsfjord unternahmen. Grundsätzlich führte uns der Weg von
einem Fjord über das Gebirge hinunter zum nächsten, wobei wir an felsigen
Hochebenen, tief eingeschnittenen Tälern, sowie an vielen Flüssen, Seen, Mooren
und felsig zerklüfteten Küsten vorbeikamen.
Als
nächstes führte unser Weg weiter nach Kirkenes, Norwegens östlichste Stadt. Von
dort aus machten wir einen Tagesausflug zum Weiler Grense
Jakobselv, direkt an der russischen Grenze. Dies ist
ein besonderer, sehr geschichtsträchtiger Ort. Wegen Corona war die russische
Grenze nun noch undurchdringlicher, als dies während des kalten Kriegs je der
Fall war. Ansonsten hat sich aber die Lage, den vielen Überwachungstürmen der
Nato und Russlands zum Trotz, während der letzten Jahrzehnte massiv entspannt.
Norweger und Russen, welche innerhalb 30 Kilometern von der Grenze entfernt
wohnen, durften die Grenze jederzeit visafrei überqueren. Man hat sogar schon darüber
diskutiert, ob man dieses Privileg auf alle Norweger und Russen ausdehnen
sollte. Dann wurden aber beide Länder von der Pandemie getroffen und in Oslo
und Moskau wurde man sich schnell einig, dass Corona eine grössere Gefahr darstelle,
als dies ein Krieg je könnte. Somit erschien die einzig mögliche Option, die
Grenze zu versiegeln! Der Ukraine-Krieg hat die Bewachung der Grenze bestimmt
wieder verschärft. Wir sind sehr besorgt, dass zu viele leichtgläubige Wähler
auf der ganzen Welt ihre Stimme ebenfalls an Schurken geben, die Angst, Furcht
und Hass verbreiten, während sie Bürger glauben machen, sie seien Patrioten und
die einzig wahre Stimme des Volkes …
Inzwischen
war es bereits der 11. August 2021, nur zwei Tage vor unserem nächsten Impftermin
in Finnland. Somit war es Zeit, uns von Troms og Finnmark zu verabschieden. Norwegen erwies sich als
perfekt um uns bis zum zweiten Pik die Zeit zu vertreiben. Aber eigentlich war
es unmöglich, einfach nur auszuruhen und zu entspannen – wir mussten einfach
ausschwärmen um die unglaublich schöne Landschaft um die Fjorde einzusaugen und
auch um vom unüblich warmen und sonnigen Wetter zu profitieren. Norwegens
atemberaubende Landschaften, von denen eine regelmässig die andere noch
übertrifft, hat uns bezaubert, egal wo wir hinkamen.
Ein zweiter Piks in Finnland und ein Monat durch Schweden
Zugegeben, es
war auch ein bisschen Lotto, für 2 ½ Monate nach Norwegen zu reisen, während
wir auf unsere zweite Impfung «warteten». Nachdem aber unser
Finnland-Aufenthalt (Corona bedingt) auf 8 Monate angewachsen war, fühlten wir
einfach zu viel Reisekribbeln – wir mussten es wagen…
Sogar jetzt, am 11. August, waren die finnischen Grenzen für nicht vollständig Geimpfte
noch immer ziemlich geschlossen. Wir hatten aber wieder einmal Glück: die
einzige, für jedermann geöffnete Grenze war die Überland-Grenze zu Nordnorwegen.
Hier erinnerten uns zwar die norwegischen Grenzwächter freundlich daran, dass
wir erst nach einer zweiten Impfung wieder zurückkehren dürfen, von den Finnen
war hingegen niemand auf dem Posten.
Bei
unserer Rückkehr nach Finnland kannten wir uns natürlich aus. So buchten wir
eine weitere Übernachtung mit Schlemmermahlzeit im Kultahovi
Hotel in Inari. Am nächsten Tag fuhren wir weiter
nach Levi, wo wir uns im Voraus für 4 Tage ein gut ausgestattetes Ferienhaus im
Nadelwald organisiert hatten. So blieben uns nun ein paar Tage für tägliche
Saunabäder, um erstmals den Gipfel des Levi zu erklimmen, um zu überprüfen, ob
der übersommerte Schnee die Hitzewelle überlebt hat (er hatte!), und um von
Finnlands guten Joghurts und Quark zu profitieren. Trotz der Lage 150km
nördlich des Polarkreises, wurden die Nächte nun langsam wieder dunkel. Langsam
gingen also die schönen vier Monaten mit Tageslicht rund um die Uhr zu Ende.
Termingemäss
erhielten wir am 13. August unsere zweite Impfung. Leider war das
Corona-Zertifikat damals für Ausländer noch nicht verfügbar, es wurde uns aber
drei Wochen später per E-Mail nachgeliefert.
Wir
hatten aber wieder einmal Glück. Schweden, unser nächstes Reiseziel, verlangte
nur von denjenigen Reisenden ein Zertifikat, die von ausserhalb Skandinaviens
anreisten. Vernünftigerweise sah man keinen Sinn darin, neu Einreisende
nochmals zu überprüfen, welche bereits bei der Einreise in ein Nachbarland
gründlich kontrolliert wurden.
Am
16. August fuhren wir also weiter in den schwedischen Teil von Lappland. Nach
einer Übernachtung in Gällivare gings weiter nach Jokkmokk,
von wo wir entlang malerischer Gewässer einen Ausflug nach Kvikkjokk
unternahmen. Nach einem Regentag in Jokkmokk fuhren
wir entlang unzähliger, malerischer Seen und Moore nach Lycksele.
Hier mieteten wir wieder eine Hütte auf einem Campingplatz und besichtigten
abends das Zentrum. In dieser Umgebung sahen wir dann
letztmals Rentiere. Später hatte es weniger Wälder, dafür sanfte Hügel und
bezaubernde Dörfer, vor allem an der Höga Kusten. Zahlreiche idyllische Fischerdörfer erfreuen hier
den Besucher und wir nahmen uns ein paar Tage Zeit, einige Juwelen zu
durchstreifen.
Als
nächstes erreichten wir das geschichtsträchtige Dorf Mora, mit seinen vielen
alten Holzhäusern. Hier blieben wir fünf Tage in einem gut ausgestatteten
Häuschen auf einem Campingplatz. Von dort aus besuchten wir die lieblichen
Landschaften und die malerischen Dörfer um den Siljan
See, eine Region, welche dem Inbegriff von Schweden sehr nahekommt.
Da
uns die Wettergötter eine jahreszeituntypische Hitzewelle versprachen, nahmen
wir die Chance wahr, uns wieder einmal barfuss bis zum Hals an der Sonne zu
aalen. Im Gustavsbergs Naturistcamping
fanden wir dazu ein einfaches Appartement mit einer sonnigen Terrasse. Da die
Wärmewelle (mit ein paar kurzen Unterbrechungen) vierzehn Tage anhielt,
verlängerten wir immer wieder und blieben schlussendlich bis in die zweite
Septemberwoche. Der hübsche Platz am Norasee gefiel
uns so gut, dass die pulsierende Stadt Örebro unser einziger Ausflug blieb.
Am
10. September, nur ein Tag bevor heftige Regenfälle angesagt waren, verliessen
wir das FKK-Paradies in Nora. Da der südliche Teil Norwegens für die nächsten Tage
weniger Regen und mehr Sonne versprach, war es Zeit, uns von Schweden zu
verabschieden, jedenfalls für den Moment. Wir fuhren via Arvika
nach Charlottenberg, ein winziges Grenzdorf mit drei Einkaufszentren, welche
alle auf die Norwegische Kundschaft abzielen, die die Schnäppchenjagd in
Schweden als Menschenrecht betrachtet. Geschlossene Grenzen waren aber bestimmt
sehr unerfreulich fürs Geschäft.
Süd-Norwegen: überall
unglaublich schön
Am 10. September
2021 konnten wir die Grenze nach Norwegen, dank unserer Corona-Zertifikate, problemlos
überqueren. Der bekannte Skiort Lillehammer, unser erster Übernachtstopp, war jetzt,
ende Sommer, erwartungsgemäss eher ruhig. Dennoch machten wir von unserer
Campinghütte beim Flussufer, einen schönen Spaziergang ins angenehme
Stadtzentrum. Dort gönnten wir uns ein exzellentes Abendessen bei einem
Chinesen.
Von
Lillehammer nach Lom wäre es eigentlich nur eine zweieinhalbstündige
Fahrt gewesen. Da wir aber bis nach Bergen fünf Tage eingeplant hatten,
entschieden wir uns aber für einen Umweg via Beitostølen,
in einem Paralleltal. Dies war eine sehr schöne Fahrt, bei der wir unter
anderem eine atemberaubende Gebirgsstrasse querten, und an zwei von Norwegens
berühmten Holzkirchen vorbeikamen, einer in Nordsinni,
sowie an der Stabkirche von Hegge.
Bei
unserer Ankunft im Skiort Beitostølen wurden wir auf
dem linken Fuss erwischt. Wir mussten Hochsaison-Preise bezahlen, obwohl wir in
einem Ort waren, der weit abseits jeder Route für Sommertouristen liegt; so
dachten wir wenigstens! Offensichtlich wird Beitostølen
nur von ausländischen Besuchern ignoriert, ALLE Norweger schienen hingegen zu
wissen, dass die nahegelegene Valdresflye Hochebene
bereits in den schönsten Herbstfarben leuchtete. Deshalb explodierten die
Preise für die unzähligen Touristenzimmer und Ferienwohnungen übers Wochenende und
waren zudem gut ausgebucht. Da es Samstagabend war, mussten wir notgedrungen in
den sauren Apfel beissen und den Preis bezahlen. Als uns darauf der Kellner des
Gourmet-Tempels auf der gegenüberliegenden Strassenseite mittelte, dass heute Abend
ausgebucht sei, mussten wir in einen weiteren saureren Apfel beissen! Am Sonntagabend
hätten wir das Zimmer für den halbe Preis erhalten und in jedem gewünschten
Lokal einen Tisch reservieren können...
Die
sonntägliche Fahrt über die herbstliche Valdresflye
Hochebene, war hingegen einfach fantastisch! Kein Wunder, dass es sich
anfühlte, als ob alle Norweger gerade auf DIESER schmalen Strasse unterwegs seien.
Mit diesen unglaublichen Herbstfarben hat sich die Fahrt aber mehr als gelohnt,
sie unterschied sich deutlich von unserem letzten Besuch im Mai 2010. Damals
präsentierte sich die Valdresflye Hochebene immer
noch als malerisches Winter-Wunderland. So weit nördlich, und auf 1'389 Metern
über Meer, bleibt der Winter lange und der Herbst kommt früh – somit bleibt für
den Frühling und den Sommer nur ein kurzes Zeitfenster.
Gegen
Abend erreichten wir Lom, wo wir die berühmte
Stabkirche direkt von unserem Campinghütchen aus bewundern konnten. Der nächste
Tag war wiederum nichts anderes als eine Kulmination von Höhepunkten. Die Fahrt
über das Sognefjell, mit 1’434 m ü. M. Nordeuropas
höchste Passstrasse, verwöhnte uns mit weiteren, unglaublich intensiven
Herbstfarben und noch mehr atemberaubenden Landschaften. Später kamen wir bei Skjolden am beeindruckenden Åsafossen
Wasserfall vorbei, bevor sich die Strasse zum Lustrafjord
hinunterschlängelte. Dies ist der hinterste Teil des Sognefjords,
mit seinen 204 km der längste und zugleich tiefste Fjord der Welt. Entlang dieser
Küste erreichten wir danach den Sommerferienort Balestrand,
welcher jetzt, Mitte September, bereits im Winterschlaf war. Zum Übernachten
mussten wir deshalb ins hübsche Städtchen Høyanger
weiterfahren. Am nächsten Tag bewunderten wir die pure Schönheit des Sognefjords, welchen wir mit
der Autofähre von Lavik nach Oppedal
überquerten.
Am 14. September 2021
erreichten wir die wunderschöne Stadt Bergen bei schönstem Sonnenschein, obwohl
der Ruf, der nässeste Ort Norwegens zu sein, an der Stadt klebt. Mit einem so
aussergewöhnlich dunkelblauen Himmel konnten wir natürlich nicht widerstehen,
die hübschesten Ecken dieser besonders pittoresken Stadt immer wieder abzulichten,
bis wir wunde Finger hatten! Die Stadthäuser entlang der Hafenpromenade waren
nicht nur geschichtsträchtig und besonders schön, viele beherbergen auch hervorragende
Restaurants, gerade passend um Heinz’ Geburtstag ausgiebig nachzufeiern. Wir
zelebrierten ihn vor ein paar Tagen, mangels Alternativen, nur in einem
einfachen Landgasthof. Norwegen gehört inzwischen sicherlich zu denjenigen
Ländern, welche von der kulinarischen Hölle in den Himmel der Haute Cuisine
aufgestiegen sind.
Malerische Fjorde: Wunder
für Touristen werden zu Wundern der Technik
Am 16. September
fuhren wir südwärts zu Insel Stord, wo wir uns hoch
über dem Langenuen Sund, einem Ausläufer des
wunderschönen Hardangerfjords, ein Ferienhaus
reserviert hatten. Die Lage des Hauses war einfach himmlisch und die Sicht
hinunter auf den Fjord, dessen Wasser zeitweise wie eine tiefbaue
Südseelagune leuchtete, war einfach unbeschreiblich. Natürlich erkundeten wir sowohl
die ansprechende Insel Stord, als auch die
umliegenden Regionen. Die traumhafte Aussicht verleitete uns aber oft, einfach
zuhause zu bleiben und uns die Zeit damit zu vertreiben, die vielen Fährboote,
Öl- und Gasschiffe, Fischkutter, Kreuzfahrtschiffe und die anderen
Wasserfahrzeuge zu beobachten, welche den malerischen Sund unter uns passieren.
Nach
zwei Wochen zogen wir südwärts nach Stavanger, einer sympathischen Stadt, wo wir
das erste Kreuzfahrtschiff seit langer Zeit sahen. Wie so oft in Norwegen,
beinhaltete die Fahrt nach Stavanger mehrerer Fährfahrten über die unzähligen,
pittoresken Fjorde des Landes. Was für die meisten Touristen sicherlich ein
Highlight ist, sehen die Pendler hingegen eher als Zeitverschwendung.
Deshalb
hat die Regierung ein grosses Strassenbauprojekt beschlossen, welches alle
Fährüberquerungen auf der 1'130 km langen Strecke der E 39 zwischen Trondheim
und Kristiansand, durch Unterseetunnels, schwebende Brücken etc. ersetzen soll.
Viele von Norwegens Fjorden werden bereits durch (teilweise beängstigend
dunkle) Unterseetunnels unterquert. Die tiefsten Fjorde, bei denen der
Meeresgrund über 2 Kilometer unter der Wasseroberfläche liegt, können aber
nicht einfach mit einem klassischen Unterseetunnel gequert werden. Die
Tunnelneigung würde einfach viel zu steil. Deshalb werden nun spezielle
Lösungen, wie beispielsweise an Pontons schwebende Unterwassertunnels und
Ähnliches in Betracht gezogen.
Um
die neue Strassenverbindung schnellstmöglich fertigzustellen, wurde
entschieden, die «einfachen» Abschnitte, wie den Rogfast-Tunnel,
zuerst in Angriff zu nehmen. Dieser 27 Kilometer lange Unterseetunnel wird
bereits mit bewährten Technologien im Bau. Zum Bauwerk gehören zwei
Hauptröhren, ein Fluchtstollen, sowie ein kreuzungsfreier Anschluss in der
Tunnelmitte. Dieser führt zu zwei unterirdischen Kreiseln mit mehreren
Zugangstollen, sowie einem 5 Kilometer langen Korkenzieher-Tunnel, um die Insel
Kvitsøy mit dem Haupttunnel zu verbinden. Obwohl Rogfast bei seiner Inbetriebnahme ~2030 sowohl der längste Strassen-
als auch der längste Unterseetunnel der Welt sein wird, sind die weiteren
Teilprojekte der neuen E 39 teilweise noch deutlich anspruchsvoller.
Natürlich
kann ein Tunnel auch eine Wasserstrasse abkürzen. Deshalb ist es nur logisch,
dass Norwegen auch einen beeindruckenden, 1.7 Kilometer langen Schifftunnel plant,
der sogar von Kreuzfahrtschiffen passiert werden kann.
Norwegen
ist dank seiner Öl- und Gasvorkommen zu einem wohlhabenden Land geworden. Die
Einkünfte werden aber trotzdem auch dafür genutzt, umweltfreundliche
Technologien zu fördern. Die meisten Autofähren und viele Hurtigruten-Boote
sind bereits elektrifiziert. Auf dem Strassennetz verkehren bereits viele
Elektrobusse. Bei neu eingelösten PKWs hat der Elektroanteil bereits die 70%
Marke überschritten – mit steigender Tendenz.
Der Ölreichtum hat inzwischen auch den Normalbürger erreicht. Die meisten
Norweger besitzen ein Ferienhaus, viele auch ein Wohnmobil (genannt Bobil), ein Boot, vielleicht ein Quadbike,
und natürlich ein Snowmobil – der Winter wäre ohne einfach viel zu langweilig!
Ferienhausurlaub: wo
sich traumhafte Aussichten noch überbieten
Am 2. Oktober
2021 zogen wir in unser nächstes temporäres Zuhause; diesmal eine grosse,
brandneue moderne Wohnung in Lyngdal. Der Eigentümer
baute dieses Juwel als Freizeitbeschäftigung oberhalb seiner (Hobby) Werkstatt
in einem ehemaligen Stall. Hier war nun die Aussicht nicht mehr so speziell wie
bei unserem letzten Ferienhaus, aber immer noch grandios. Auch unsere Ausflüge
an die Küste und zu den vielen Fischerdörfern, waren sehr lohnenswert, genauso
wie die Fahrten ins herbstliche Landesinnere. Mitte Oktober fiel in den Bergen
bereits der erste Schnee. Derweil sprangen die Kinder in den Strandbädern an
der Küste immer noch ins Wasser – welch ein Kontrast!
Nach
4 Wochen gings weiter, diesmal in ein brandneues Ferienhaus, etwa 10 Kilometer
ausserhalb von Moi. Wiederum wohnten wir an einer Traumlage – unser Haus
thronte auf einem Felsvorsprung direkt über dem See Lundevatnet.
Es war ein typisches, neuzeitliches norwegisches Ferienhaus, welches nicht nur
dank seiner auf beiden Stockwerken vollverglasten Erkern, lichtdurchflutet war.
Das Haus hatte eigentlich überall grosszügige riesige Fensterflächen, einmal
abgesehen von den Schlafzimmern. Ebenfalls typisch für norwegische Ferienhäuser:
die Schlafzimmer waren nicht nur klein, sondern winzig. Der Grundriss zeitgemässer
norwegischer Ferienhäuser kann die Bewohner mit einer 45 m2 grossen
Wohnküche verwöhnen, dazu noch ein zweites ~30 m2 grosses Wohnzimmer
auf demselben Stockwerk bieten, sowie ein 35 m2 grosses Fernsehzimmer auf der ersten
Etage, nur die Schlafzimmer sind selten grösser als 5,5 m2. Ab und
zu kann es auch 7 m2 gross sein. Dann ist das Schlafzimmer aber
normalerweise mit Kajütenbetten vollgestopft, welche für
mindestens vier, aber eher 6 Schläfer Platz bieten. Norwegische Ferienhäuser
sind auf Geselligkeit ausgelegt, nicht zum Schlafen!
Am
20. November bezogen wir unser nächstes Ferienhaus, wiederum mit einer
traumhaften Aussicht. Es befand sich in Sirevåg,
einem Ferien- und Fischerdorf an der Südwestküste. Das Haus verwöhnte uns mit
einer voll verglasten Fassade auf der Meeresseite, und einer halb-verglasten
auf der Rückseite. Es bot ein sehr grosses Wohn-Esszimmer und wiederum ein paar
winzige Schlafzimmer. Die Norweger mögen riesige Fenster, um die oft grossartige
Aussicht geniessen zu können. Dort, wo es auf dem Grundstück einen grösseren
Felsen gibt, MUSS das Haus natürlich obendrauf stehen, einfach um die
grossartige Aussicht noch grossartiger zu machen!
Wir
genossen unsere vier Wochen hier in vollen Zügen und hatten zwischendurch
zweimal sogar kurz etwas Schnee. Wiederum erfreuten wir uns regelmässig an
Norwegens einmaligen Landschaftskulissen und die Küsten.
Dank
der vielen Fjorde gibt es in Norwegen unzählige Ferienhäuser an Traumlagen. Wir
Glücklichen fanden da so einige, welche wir uns in der Nebensaison leisten
konnten.
Jahreswechsel:
unserer Reisepläne passen sich den Möglichkeiten an
Das Jahresende rückte
näher und wir wollten den Jahreswechsel ursprünglich in Schweden verbringen.
Schon bald merkten wir aber, dass norwegische Ferienhäuser um die Festtage ein
viel besseres Preis- /Leistungs-Verhältnis bieten als diejenigen in Schweden. Tatsächlich
können norwegische Ferienwohnungen, von den Skigebieten einmal abgesehen, auch
über die Festtage zum normalen Nebensaison-Preis gemietet werden, während sich
die Preise in Schweden verdreifachen. Verantwortlich dafür ist wohl das
Verhalten der Deutschen Touristen, welche Norwegen im Sommer und Herbst buchstäblich
stürmen, im Winter aber, wohl wegen der winterlichen Gebirgsstrassen, eher
meiden. Schweden ist hingegen ganzjährig beliebt. Wir haben Norwegen eh nie als
viel teurer empfunden als Schweden, so einiges kann man in Norwegen sogar
deutlich preiswerter finden. Es ist wohl der Alkohol, welcher den Unterschied
ausmacht. Da für uns aber ein Leben ohne Drogen ein besseres Leben ist, müssen
wir uns darüber keine Sorgen machen.
Am
18. Dezember 2021 bezogen wir unser letztes Ferienhaus in Norwegen. In Lindesnes mieteten wir uns das schön renovierte, ehemalige
Wohnhaus eines älteren Paares. Die Lage war perfekt und der Winter war dort
noch nicht richtig angekommen. Dies im starken Gegensatz zu Lyngdal,
nur auf der anderen Hügelseite und ebenfalls auf Meereshöhe – dort lag bereits
recht viel der weissen Pracht. Abgesehen vom Besuch der nahegelegenen
Sehenswürdigkeiten, wie z.B. Norwegens südlichstem Leuchtturm, dem Lindesnes fyr, wollten wir über
den Jahreswechsel, bis Anfangs Januar bleiben. Danach planten wir eine
zweiwöchige Tour durch Dänemark, die uns schlussendlich nach Südschweden
bringen sollte. Die von den Dänen wieder eingeführten Corona-Massnahmen führten
aber bereits dazu, dass wir diesen Reiseabschnitt abschrieben. Am 24. Dezember
erfuhren wir zudem, dass Schweden ab dem 28. bei der Einreise, auch von
vollständig Geimpften, wieder Corona-Tests verlangt. Uns war sofort klar, dass
es problemloser und preiswerter sein wird, unsere letzten Tage in Lindesnes ans Bein zu streichen, um sicherzustellen, dass
wir Schweden noch vor dem 28. Dezember erreichen.
Obwohl
wir uns gezwungen fühlten, das Land ein paar Tage früher zu verlassen als
geplant, addierten sich unsere drei Norwegenbesuche schlussendlich zu 8
ausserordentlich erlenbissreichen Monaten zusammen. Norwegens Landschaften,
egal ob an der Küste, oder im Landesinneren, sind nichts anderes als eine
Anhäufung von Höhepunkten. Die freundlichen und lockeren Norweger sind
vielleicht etwas reserviert, passen aber perfekt in diese überwältigende
Landschaft. In den Touristenbroschüren des Landes werden Männer bei abgelegenen
Gewässern grundsätzlich im Adamskostüm abgebildet (von hinten). Frauen kleiden
sich, sogar dann, wenn sie ihrem Jagdinstinkt nachgehen, generell nicht aufreizend,
sondern tragen eher praktische Kleider und dazu Turnschuhe, aber KEINE
Stöckelschuhe. Sogar diejenigen norwegischen Jungs und Mädels, welche den Drang
verspüren, an einer Nackt-Datingshow teilzunehmen, haben das natürliche
Verlangen, sich so zu zeigen, wie sie von Mutter Natur geschaffen wurden, nicht
was sie sich beim Facharzt für plastische Chirurgie dazugekauft haben! Norwegen
ist in jeder Hinsicht ein wahrlich natürliches, sehr attraktives Land...
Zurück in Schweden: mehr
liebliche Dörfer und Landschaften
Nach einer
langen Fahrt via Horten, Moss und der Svinesund
Brücke, erreichten wir am 27. Dezember 2021 Schweden, dies sogar, ohne dass wir
unsere Corona Zertifikate vorzeigen mussten - wir wurden einfach durchgewunken.
Somit waren wir nun zurück in dem Land, wo unser Skandinavien-Abenteuer vor 21
Monaten begonnen hatte.
Bis
die Schweden und die Deutschen wieder zurück zur Arbeit sollten, mussten wir
nun eh Hochsaison-Preise bezahlen. Somit entschieden wir uns für eine unserer
Lieblingsregionen, die wir normalerweise nur als Tagesbesucher erkunden, da es
an der schwedischen Nordwestküste nie echte Nebensaisonpreise zu geben scheint.
Etwas ausserhalb von Kungshamn, einem adretten Dorf
an der malerischen Bohuslän Küste, fanden wir auf
einem Campingplatz eine 50 m2 grosse Hütte. Sie lag direkt am
Wasser, bzw. während unserer ersten Tage, an einer Eisdecke. Natürlich hatten
wir abgeklärt, ob diese Unterkunft auch über einen längeren Zeitraum verfügbar wäre.
Um aber flexibel zu bleiben, buchten wir nur zwei Tage im Voraus, da eh kein
Langzeitrabatt angeboten wurde. Der Zufall wollte es aber, dass jemand, während
wir unterwegs zu diesem Ferienhaus waren, genau diese Hütte für die EINE Nacht
vom 31. Dezember zum 1. Januar buchte. Somit mussten wir für diese eine Nacht
in eine einfachere Unterkunft umziehen, denn wir wollten natürlich verlängern.
Wir
genossen es in vollen Zügen, für fast zwei Wochen, die Bohuslän
Küste, welche für uns zu Schwedens schönsten Küstengebieten gehört,
wiederentdecken zu dürfen. Zwei unserer Favoriten: Smögen
und Kungshamn konnten wir sogar zu Fuss erreichen.
Wir bewunderten Smögens berühmte, bunte Bootsschuppen
unter verschiedenen Wetter- und Lichtbedingungen: schneebedeckt im Dämmerlicht,
im Nebel, wie auch im besten Sonnenlicht und ohne die weisse Pracht.
Andere Favoriten, wie Fjällbacka, Hamburgsund,
Bovallstrand und Hunnebostrand,
waren nur eine kurze Autofahrt entfernt. Obwohl dies alles populäre Sommerdestinationen
sind, blieben trotzdem immer eine gute Auswahl von Geschäften und Restaurants
geöffnet.
Am
8. Januar 2022 fuhren wir südwärts nach Frillesås (Kungsbacka Ö), wo wir uns für ein paar Tage eine hübsche
Ferienwohnung arrangiert hatten. Da wir gerade nach einem Schneeschauer
angekommen sind, packten wir die Möglichkeit am Schopf und entdeckten das
umliegende Winter-Wunderland zu Fuss. Ein Autoausflug brachte uns zum
malerischen Tjolöholm Schloss, und danach ins
Naturreservat Fjärås Bräcka.
Als wir nach vier erlebnisreichen Tagen weiterfuhren, erreichten wir die Küste
in Varberg, einem hübschen Städtchen, welches wieder
schnee- und eisfrei war. Wir hatten das Glück, das berühmte, im Moorischen Stil erbaute Badehaus, im besten Sonnenlicht
bewundern zu dürfen, da sich der Nebel nach unserer Ankunft kurz lichtete.
Am
12. Januar erreichten wir unser nächstes temporäres Heim. In Ängelholm fanden wir ein modernes Ferienhaus, welches uns
mit einer voll verglasten Südfassade verwöhnte. Es lag ideal für längere
Spaziergänge, egal ob ins hübsche Stadtzentrum, oder hinaus auf die Felder. Ein
längerer Spaziergang brachte uns nach Sibirien, einer netten Gegend mit einem beliebten
Strand, der sogar jetzt rege für Spaziergänge und Picknicks genutzt wurde.
Obwohl wir kaum Schnee hatten und die Temperaturen während unserer 3 ½ Wochen
im -2° – +5°C Bereich lagen, mussten wir nicht bis nach Sibirien, um uns etwas
abzufrieren! In diesem eher flachen Landesteil Schwedens waren die Winterstürme
teilweise so stark, dass es einfach unangenehm war, das Haus zu verlassen. An
einigen Tagen war die Bevölkerung sogar aufgerufen, wenn möglich zu Hause zu
bleiben.
Am
5. Februar fuhren wir weiter nach Ronneby, einer sehr
angenehmen Stadt in der Provinz Blekinge. Dort hatten
wir uns, weniger als 100 Meter von der Küste, eine moderne Stuga
(Sommerhaus) reserviert. Dieses Haus verwöhnte uns mit viel Luxus und da es von
einem Elektromeister gebaut war, zusätzlich mit vielen technischen Spielereien.
Dieses Feriendomizil hatte auch eine sehr gute Lage, nicht unbedingt von der
Meersicht her, denn diese war grösstenteils durch Bäume eingeschränkt, sondern eher
durch seinen Standort. Sehr viele Spaziermöglichkeiten starteten direkt vor der
Haustür und führten zu mehreren schönen Plätzen am Meer, oder entlang eines
Flusses, aber auch zu pittoresken Weilern, malerischen Pärken und gemütlichen
Kaffeestuben.
Zudem warteten viele bezaubernde Städte, wie beispielsweise Karlskrona, Karlshamn oder Kristianstad, wie auch die malerischen
Inseln im nahegelegenen Archipel darauf, auf Tagesausflügen entdeckt zu werden.
In der schwachen Hoffnung, schlussendlich doch noch ein Corona-Zertifikat für
unsere (Schwedische) Booster-Impfungen zu erhalten, verlängerten wir unsere
Ferienhausmiete in Ronneby immer wieder.
Schlussendlich verbrachten wir dort zwei Monate. Dank des angenehmen Hauses und
seiner interessanten Umgebung, wurde aus unserem Aufenthalt ein perfekter
Abschied von Schweden.
Da die Pandemie-Einschränkungen und die Maskenpflicht schlussendlich in grossen
Teilen Europas wieder aufgehoben wurden, entschieden wir uns gerne dafür, von
den neuen Reisemöglichkeiten zu profitieren, die sich nun südlich von
Skandinavien ergaben. So verliessen wir Ronneby am 4.
April nach Vellinge. Wir leisteten uns noch eine
Übernachtung, sowie ein sehr gutes Abendessen in Skanör
(im selben Lokal, wo wir uns vor zwei Jahren ein Willkommensdinner zu
Skandinavien gegönnt hatten), und fuhren am nächsten Tag weiter nach Dänemark.
Für
uns repräsentiert Schweden eine perfekte Mischung zwischen den spektakulären
Landschaften, welche wir in Norwegen erlebt haben, und der Ruhe und Stille in
den Finnischen Wäldern. Schweden überzeugt mit lieblichen Landschaften,
unzähligen, mit Inseln durchzogenen Seen, bezaubernder Küste mit idyllischen
Fischerdörfern und vielen, malerischen, geschichtsträchtigen Städten. Schwedens
Anziehung kommt auch von den Menschen, welche viel geselliger sind als im
übrigen Skandinavien, obwohl sie wegen der Pandemie auch etwas reservierter waren,
als sonst.
Dänemark: ein paar Eindrücke auf unserem Weg südwärts
Am 5. April 2022
nahmen wir die imposante Strassen- (und Eisenbahn-) Verbindung durch den
Öresund nach Dänemark. Die beeindruckende, 7’845 m lange Öresund Brücke
verbindet, zusammen mit der künstlichen Insel Peberholm,
sowie dem 4’050 m langen Unterseetunnel Drogden, die Schwedische
Stadt Malmö mit der Dänischen Hauptstadt Kopenhagen.
Nach der Querung der Inseln Amager und Seeland,
erreichten wir Dänemarks nächstes beeindruckende Brückenbauwerk: die Grosser-Belt-Querung
(Storebæltsforbindelsen), welche die Meerenge des
Grossen-Belt zwischen den Inseln Seeland und Fünen überwindet. Diese
Strassenverbindung besteht aus zwei bemerkenswerten Brücken von 6'611 m und
6'790 m Länge. Die Eisenbahnlinie benutzt hingegen nur die erste Brücke und
verschwindet auf der Insel Sprogø, etwa in der Mitte,
in einen 8'024 m langen Unterseetunnel, welcher zur Insel Fünen führt.
Nach
einer solchen Serie von beeindruckenden Querungen verschiedener Meerengen,
brauchten wir eine Pause. So besuchten die wunderschöne Stadt Odense, welche
mit 180’000 Einwohnern Dänemarks drittgrösste City ist. Das historische Zentrum
hat uns recht beeindruckt und regte unseren Appetit auf mehr von Dänemark an.
So fuhren wir über die «eher kurze» Kleiner Belt Brücke (1'178 m) nach Jütland,
wo wir uns für einen zweitägigen Aufenthalt in Dänemarks ältester Stadt
entschieden: Ribe. Mit ihren 8'300 Einwohnern fühlte sie sich aber eher wie ein
grosses Dorf als wie eine Stadt an. Ribes geschichtsträchtige, malerische
Altstadt ist ein wahres Besuchermagnet. Anfangs April war hier bereits einiges
los. Der Flusslauf der Ribe Å, welche den Ort teilt, macht dieses adrette Dorf noch
anziehender. Mit seinen roten Backsteingebäuden, sowie dem Kanal-ähnlichen
Fluss, ähnelt der Ort einigen Holländischen Ortschaften – irgendwie erwies sich
Ribe ganz unerwartet als eine Vorschau auf die Niederlande, unserem nächsten
Reiseziel – Damit war nun, nach guten zwei Jahren in Skandinavien, definitiv
der Zeitpunkt gekommen, den Hohen Norden wieder zu verlassen!
Skandinavienjahre während der Pandemie: Schlussgedanken
Als wir im März
2020 in Skandinavien ankamen, hatten wir überhaupt keine Ahnung, wie lange ein
neues Virus uns dazu zwingen, bzw. verlocken würde, im Hohen Norden zu bleiben.
Wir erkannten damals auch nicht, dass dies wohl Europas beste Region war, um
die Pandemie ohne unnötig strenge Einschränkungen zu überdauern. Die besonnenen
Nordischen Regierungen beschränkten sich darauf, Regeln einzuführen, von denen
man weiss, dass sie funktionieren, verzichteten aber auf Massnahmen, von denen
man nur hofft, dass sie nützlich sind. Landesweit gültige Auflagen beschränkten
sich vorwiegend auf den Ausschank von Alkohol, sowie auf Grossveranstaltungen,
wie z.B. Spitzensport, also überhaupt nichts, das uns interessiert.
Auch
Gesichtsmasken kamen im Hohen Norden nie in Mode. In Schweden gab es weder eine
Pflicht, noch eine Empfehlung (einmal abgesehen von 2 x 2 täglichen Rush Hour
Stunden im ÖV). In Norwegen war eine Masken-Empfehlung, oder Pflicht eher eine
Wahl zwischen Abstandhalten, oder einer Maske zu tragen. Wo wir waren, haben
sich fast alle Norweger fürs Abstandhalten entschieden.
In Finnland gab es nur eine Empfehlung für gedrängte Räume wie «Supermärkte»: wie
dies die Einheimischen umgesetzt haben, war eher amüsierend als motivierend, selbst
eine Maske zu aufzusetzen. Im Grossen und Ganzen war der Gebrauch von Masken
sogar in Skandinaviens Spitälern ziemlich entspannt, wenn man dies mit den
Regeln vergleicht, die in Deutschland und anderen Ländern, nur schon für das
Einkaufen im Supermarkt galten. Einmal debattierte das finnische Parlament sogar
über etwas strengere Regeln. Ein Rechtsgutachten kam aber zum Schluss, dass
dafür eine Verfassungsänderung notwendig wäre.
Die schwerwiegendsten Einschränkungen, welche uns betrafen, waren sicherlich
Grenzschliessungen. Ausgenommen waren nur begehrte Spezialisten, darunter auch
fast 9'000 Erntehelfern aus Thailand! Die wenigen Glücklichen, welche es aber
schafften, eines der kurzen Grenzöffnungsfenster zu nutzen (was uns mehrmals
gelang), konnten, einmal im Land, frei und ohne Einschränkungen Reisen. Es
passierte uns mehrmals, dass wir von Ferienhausvermietungsagenturen nach einer On-line-Buchung
kontaktiert wurden. Man bot uns jeweils an, die Reservation kostenlos zu
stornieren, da wir wohl nicht mitbekommen hätten, dass wir nicht einreisen dürfen.
Na, ja, wir (B)Engel waren halt schon da…
Es
war zugegebenermassen ein riesiges Privileg, zwei Pandemie-Jahre in einer
Region verbringen zu dürfen, welche für nicht-Residenten so ziemlich
geschlossen war. Wir sind so dankbar, dass wir, als gestrandete Weltenbummler,
diese einzigartige, vor reiner Schönheit strotzende Region, fast unbehindert
bereisen durften. Umso mehr, dass Skandinavien sogar uns, als nicht
registrierte Tramps, dreimal kostenlos gegen Corona impfte.
Wir
reisen eh recht langsam, die Pandemie hat uns aber noch weiter ausgebremst.
Dadurch erhielten wir die einzigartige Möglichkeit, noch tiefer in die
Naturwunder Skandinaviens einzutauchen, da wir schlussendlich insgesamt je 8
Monate in Finnland, Schweden und Norwegen verbrachten.
Finnland verwöhnte uns mit hochklassigen Saunahäusern, inmitten unzähliger
Wälder und zahlloser Seen, Ruhe und Frieden waren garantiert. Nach 12 Jahren, erlebten
wir hier nochmals einen Skandinavischen Winter mit Temperaturen unter -30°C; eiskalt,
aber überwältigend. Zuzusehen, wie sich riesige, gefrorene Gewässer innert weniger
Minuten in reissende Eisflüsse verwandeln, war der Wahnsinn, genauso wie das
Spazieren auf dem gefrorenen Bottnischen Meerbusen.
Norwegen
ist sicherlich der Preisgewinner, wenn es um atemberaubende Landschaften geht.
Küsten, welche mit tiefen Fjorden eingeschnitten sind, konkurrieren mit
überwältigenden Bergketten und modernen, kosmopolitischen Städten. Fast um jede
Ecke wurden wir MIT beeindruckenden Landschaften verwöhnt. Ferienhäuser an
traumhaften Lagen waren die Regel, nicht die Ausnahme. Zudem ergriffen wir die
Möglichkeit, den Hochsommer in Nord-Norwegen (und zu einem kleineren Teil in
Finnisch Lappland) zu verbringen – vier Monate mit dauerhaftem Tageslicht waren
einfach unglaublich, erst recht während einem überdurchschnittlich warmen
Sommer.
Die
Schweden gewinnen unsere Medaille für Skandinaviens geselligste Menschen, auch
wenn sie wegen Corona etwas reservierter waren als sonst. Die vielen Seen,
Inseln, Moore, und Fjells liessen uns vor lauter Charme fast aus den Kleidern
fallen, was bei Schwedens FKK-Vereinen wiederum tatsächlich passierte. Auch die
vielen falunroten Häuser (Falu
rödfärg) mit ihren weissen Ecken und Fensterrahmen sind
sehr pittoresk. Zudem bezauberte uns die felsige Küste mit ihren unzähligen,
kleinen Ortschaften und idyllischen Fischerdörfern.
In
ganz Skandinavien sahen wir immer wieder mal einen Elch, auch wenn wir oft
monatelang keinem begegneten. In Nordnorwegen hatten wir sogar das Glück,
Killerwale (Orcas) zu sehen. Rentieren begegneten wir andrerseits in ganz
Lappland recht häufig (N, S und FIN).
Wettermässig
kann man im Sommerhalbjahr mit minimal 12°C rechnen, aber auch 30°C können immer
wieder vorkommen. Dass es «lange stockdunkel» sei ist eine Mär; wirklich
stockdunkle Tage gibt es nicht einmal über dem Polarkreis. Erst dort bleibt die
Sonne unter dem Horizont und dies auch nur zwischen Mitte Dez. bis Mitte Januar.
Danach werden die Tage sehr schnell wieder viel länger. Deshalb kann man auch
nur etwa von Ende Sept. bis Ende März Nordlichter sehen, falls die Nächte klar
sind!!! Ab April wird es kaum noch dunkel, was ebenfalls erst im Sept. wieder
wechselt. Genaue Info bietet: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang Zeiten
(sunrise-and-sunset.com)
In
ganz Skandinavien findet man viele kleinere und grössere, lebhafte, weltoffene
Städte, teilweise recht alt, teilweise aus der Neuzeit. Dort fanden wir sowohl ethnische
wie auch gastronomische Küche aus der ganzen Welt. Obwohl wir viel länger in
Skandinavien verweilten (wegen der Pandemie), als wir dies geplant hatten,
empfanden wir die ganze Zeit als sehr lohnend. Wenn wir uns einen Platz
aussuchen müssten, um auf unsere letzte Reise zu gehen, könnte dies sicher
Skandinavien sein...
PS: Falls
dieser (kurze) Bericht deinen Appetit angeregt hat, Skandinavien zu
bereisen, darfst du gerne den ausführlicheren Reisebericht über unsren
Trip in 2009/10 lesen. Obwohl er ein paar Jahre alt ist, ist er grösstenteils
noch recht aktuell, auch weil wir bereits damals im selben Reisestil unterwegs
waren; das heisst monatelang langsam, im Pkw, mit spontanen Übernachtungen und
vielen Ferienhausmieten. Deswegen sind die die Unterschiede zum jetzigen
Aufenthalt gering. Der eine erwähnenswerte Unterschied, der uns aufgefallen ist,
sind die kulinarischen Fähigkeiten in Norwegen, welche sich dramatisch
verbessert haben, genauso wie die Infrastruktur des Landes.
Vor
allem zu Schweden und Norwegen, beinhaltet unsere „alte“ Story eine Fülle an
Informationen, die wir nicht (nochmals) in diesen Reisebericht aufgenommen
haben, da wir ihn eher kurz und bündig halten wollten.
·
Kap 21:
(S, N, FIN): PDF-Dokument mit Bildern nur Text
¦¦ |
Europa |
|
Jahres-Reisebericht April 2019 - März 2020: Na-Tourismus & Medizinal-Tourismus
Nochmals
– Europa: einfach
perfekt
um
sich mit und ohne Tücher drumrum, rundum wohl zu
fühlen
Kurzer Reisebericht:
einfach kurz und süss
Mitte 2020 sind bereits mehr als 21 Jahre vergangen, seitdem wir im «jugendlichen»
Alter von 37, resp. 39 Jahren ausgestiegen sind – Wir haben noch weitere
Reisepläne, alles darf sein, nichts muss… Wir hatten bereits das Privileg die
Welt zu sehen, nicht die ganze Welt, aber das allermeiste, das uns jeweils
interessierte. Deshalb möchten wir uns momentan darauf konzentrieren, besonders
reizvolle Flecken nochmals zu besuchen, wo wir mit viel Zeit eintauchen können.
Da wir nicht alle besuchten Orte in Reiseberichten wiederkäuen möchten, bis wir
unbewusst über jede Kleinigkeit zu nörgeln und jammern beginnen, fügen wir
unseren «Da Capo» Reiseberichten einige Schwerpunktthemen bei, wollen sie sonst
aber bewusst (relativ) kurz und süss halten – genauso wie das Leben sein soll –
kurz und süss, nicht lang und langweilig. Wir hoffen natürlich, dass du unsere
Reisegeschichten immer noch (oder nun erst recht) schätzt.
Jahresbericht April 2019 – März 2020:
Na-Tourismus & Medizinal-Tourismus
Frankreich:
FKK wo Nacktheit viel besser akzeptiert ist als Down Under
Am 19. April 2019 endeten unsere 22 Überseemonate mit einem
Emirates-Flug von Dubai nach Zürich. Nur drei Tage später holten wir unser
neues Auto ab, einen brandneuen Dacia Logan MCV, den wir via E-Mail von
Australien aus bestellt hatten. Frei wie Vögel gewöhnten wir uns an dieses
Auto, und vor allem daran, wieder auf der rechten, statt auf der falschen
Strassenseite zu fahren.
Mit unzähligen Erinnerungen an unsere Down Under Reise, fuhren wir einem fünf-monatigen FKK-Urlaub
entgegen, von dem die meisten Australier nur träumen können – nicht nur wegen
seiner Länge, sondern auch wegen seiner Art und Weise. Da wir unser rotes
Prachtmobil aber vom Roten Kontinenten aus bestellt hatten, ist unser Auto mit
mehreren Erinnerungen an Down Under verziert.
Darunter einem «Wandering Bares» Aufkleber
(Erkennungszeichen der FKKler in Australien), sowie denselben Strichmännchen,
welche bereits unseren Wagen in Australien zierten. Wir hatten uns bewusst für
ein rotes Auto entschieden, so kann es gar nicht erst rot anlaufen, wenn wir
auf einem FKK-Platz vorfahren!
Nun waren wir startbereit um wiederum die
ungezwungene, liberale Einstellung Europas, vor allem gegenüber Nacktheit, zu
spüren. Wir freuten uns auf einen kleiderfreien Sommer in Frankreich, einem der
Länder, das Naturisten besonders viel zu bieten hat.
Wir beginnen mit dem 23. Mai, als wir mit unserem
neuen Prachtsmobil via Berner Oberland nach
Frankreich losfuhren. Evian, welches lieblich am Ufer des Genfersees liegt, war
unser erster Übernachtungsstopp und zugleich unser Wiedereinstieg in die
französische Küche. Nachdem wir mehrere atemberaubende Gebirgspässe überquert
hatten, übernachteten wir als nächstes in Saint Jean de Maurienne. Nach einer
genüsslichen Fahrt über den Pass Col de la Croix de Fer,
erreichten wir die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, wo wir im malerischen
Städtchen Sisteron übernachteten.
Weiter besuchten wir die attraktiven Orte Castellane und
Moustiers-Ste-Marie. Der
absolute Höhepunkt waren aber die Gorges du Verdon. Dankdem wir in La Palud-sur-Verdon
übernachteten, hatten wir schön Zeit, uns in der beeindruckend grossen Verdon-Schlucht, mit ihren imposanten Felswänden,
umzusehen. Von dort war es nur noch ein Katzensprung zur ersten Europäischen
FKK-Destination dieses Jahres.
Le Petit Arlane: eine Neuentdeckung in der Provence
Am 27. Mai erreichten wir die Domaine naturiste
du Petit Arlane,
ein nettes kleines FKK-Zentrum bei Valensole in der
Provence. Dies war für uns die einzige Neuentdeckung, da unsere FKK-Tour 2019
vor allem darauf ausgelegt war, an gutbekannten Plätzen die Seele baumeln zu
lassen.
Wir hatten uns kurzfristig für Le Petit Arlane
entschieden, da all unsere Favoriten über Auffahrt ziemlich ausgebucht waren.
Bei unserer Ankunft war der Platz noch fast leer, wohl weil der diesjährige, ungewöhnlich
kalte Frühling, in der Haute Provence noch deutlich stärker spürbar war.
Genauso schnell wie sich aber die Wolken auflösten und die Temperaturen
stiegen, genauso schnell füllte sich Le Petit Arlane
mit begeisterten Naturisten, welche es kaum erwarten konnten, die Sonne auf
ihrer nackten Haut zu spüren. Überraschenderweise schien das Management mit dem
plötzlichen Ansturm etwas überfordert. Am Auffahrtstag selbst war dann aber
alles in Betrieb. Das Restaurant öffnete pünktlich um 19h seine Tore, obwohl es
zwei Stunden früher überhaupt noch nicht danach ausgesehen hatte. Obwohl Le
Petit Arlane der kleinste FKK Platz war, den wir
diesen Sommer besuchten, waren nur 5 Tage nach unserer Ankunft bereits mehr
Naturisten auf dem Gelände, als wir während unseres Jahres Down Under auf allen 13 besuchten australischen FKK Plätzen
zusammen gesehen hatten!
Bei Le Petit Arlane hatte es zwar keine Kängurus, dafür
schmucke Mobilheime, tägliche Brotlieferungen, einen kleinen Laden, ein
Restaurant, sowie zuverlässigen WLAN-Zugang im Gemeinschaftsraum.
Täglich spazierten wir um die zwei malerischen Teiche und durch das angrenzende
Waldgebiet, wo der Ginster gerade voll in Blüte stand. Wir verbrachten eine
sehr schöne Woche bei Le Petit Arlane, wo wir wieder
FKK auf Europäische Art geniessen durften. Hier hatten wir auch die erste von
mehreren Begegnungen, welche gute Erinnerungen an unsere Australienreisen
zurückbrachten. Anita, eine deutsche Freundin, welche wir vor 27 Jahren mit
ihrem damaligen Partner im australischen Queensland kennengelernt hatten,
antwortete auf eine E-Mail, dass sie gerade in einem Nachbardorf Urlaub mache.
Welch ein Zufall! Bereits am nächsten Tag besuchte sie uns mit ihrem jetzigen
Freund im Petit Arlane. Was für ein Timing, schon für
den nächsten Tag hatten die beiden eine Fährüberquerung nach Korsika gebucht.
So blieb nur wenig Zeit um in Erinnerungen über Australien, sowie unser letztes
Treffen, vor 17 Jahren im Costa Natura in Südspanien, zu schwelgen.
Quer durch Südfrankreich: über
viele Brücken in die Dordogne
Am 3. Juni startete unsere viertägige Reise, um auf keinen Nebenstrassen
quer durch Südfrankreich, von der Provence in die Dordogne-Region zu gelangen.
Dabei kamen wir durch die Städtchen Saint Rémy, Tarascon
und Millau mit seinem Wahrzeichen, dem 2’460 Meter
langen und 270 Meter hohen Viaduc
de Millau. Ein weiterer erwähnenswerter Stopp war das
mittelalterliche, befestigte Städtchen (Bastide) Villefranche-de-Rouergue. In Cahors investierten
wir nun noch in einen kleinen Backofen und ein paar weitere Dinge – einfach
nur, um dem Kofferraum unseres neuen Autos einen Sinn zu geben!
Domaine Laborde:
dank neuen Eigentümern noch anziehender zum ausziehen
Am 6. Juni erreichten wir die Domaine Laborde,
ein malerisch am Grenzbach zwischen den Départements Dordogne und Lot-et-Garonne
gelegenes FKK-Feriengelände. Wir mögen diesen schönen Platz in der Nähe von Monflanquin auch, weil wir von dort die Hauptattraktionen
beider Regionen gut mit dem Auto erreichen können. Aber eigentlich ist es im
Laborde so erholsam, oft ist die Verlockung zu gross, einfach nur die Hüllen
fallen zu lassen und abzuschalten.
Ruhe und Frieden ist genau das, was wir auch bei grösseren und belebteren
FKK-Plätzen finden. Laborde’s
freundlicher Rezeptionist erzählte uns eine Anekdote
über eine interimistische Managerin, welche vor ein paar Jahren einmal
ausgeholfen hatte. Als ehemalige Leiterin eines Textil-Campingplatzes, dachte
sie, sie könne Laborde genauso führen. Die nackte Kundschaft wollte aber gar
nicht so viel Jubel & Trubel, weshalb einige Naturisten sogar die Flucht ergriffen!
Zum Glück realisierte der Eigentümer aber rechtzeitig, dass sein Lebenswerk,
das er in 30 Jahren aufgebaut hatte, im Null-Komma-Nichts in den Ruin getrieben
werden kann, wenn es von Nicht-FKKlern geführt wird. Deshalb verkaufte er
Laborde an ein echtes FKK-Paar; Jack & François. Da Jack früher als
Finanzdirektor bei Socnat (heute Tohapi
Naturiste) arbeitete, weiss er sicher, wie eine
FKK-Ferienanlage geführt werden muss.
CHM-Monta:
wo über 15’000 echte Naturisten gleichzeitig im Urlaub sind
Am 30. Juni 2019 gings weiter an die französische Atlantikküste, wo wir
im CHM-Monta, etwas ausserhalb des
(Ferien)Ortes Montalivet, einen fünf-wöchigen
Aufenthalt gebucht hatten. Was als Wiege der Internationalen Naturistenbewegung gilt und als Geburtsstätte des Naturismus
in Frankreich begann, ist inzwischen zu einem zeitgemässen FKK-Ferienzentrum
mit erstklassigen Einrichtungen geworden.
Mit über 15’000 begeisterten Nackedeis, welche das
CHM-Monta während der Hochsommermonate gleichzeitig bevölkern, ist dieses
Feriendorf eines der beliebtesten FKK-Ferienzentren der Welt. Flächenmässig
gibt es in Australien sicherlich mehrere noch grössere FKK-Plätze, dort trifft
man aber sogar während der Hauptsaison, wie zu Neujahr oder «Xmas in July», kaum mehr als ein
paar dutzend Naturisten. Dies ist überhaupt kein Vergleich zur Atmosphäre im
CHM-Monta, wo während der Sommer-Schulferien nicht nur unzählige Erwachsene,
sondern auch mehrere tausend Kinder und Jugendliche im Naturkleid am Strand
herumtollen. Im starken Gegensatz zu vielen anderen Naturisten-Zentren, werden
die FKK-Ideale bei CHM-Monta vorbildlicher beachtet und hochgehalten. Der Platz
zieht echte Naturisten an, die nackt leben, nicht nur nackt (sonnen-)baden
wollen! CHM-Monta gehört zu denjenigen Plätzen, wo Nacktheit auch für Jugendliche
die Norm ist, sei es auf dem Camping Platz, oder am Strand. Die am Ufer
ausgesteckten Badezonen werden, genauso wie die auf 28°C aufgeheizten
Schwimmbäder, von nackten Rettungs-schwimmern überwacht.
Die Strandwächter wurden in Australien für die Rettung
mit Surfboards ausgebildet – Australier können aber nur davon träumen, auf dem
Roten Kontinenten ein ähnlich attraktives FKK-Ferienzentrum zu finden – dort
sind Naturisten rar gesät. Nichtsdestotrotz kriegten wir an unserem letzten Tag
im CHM-Monta, Besuch von Gudrun und Uli aus Deutschland. Die beiden lernten uns
während ihrer Australienreise kennen. Wir sahen sie aber erst ein paar Jahre
später in Frankreich zum ersten Mal! Tönt irgendwie verrückt? Nun gut, die
beiden stiessen auf unsere Webseite als sie sich in Australien nach
FKK-Möglichkeiten erkundeten.
CHM-Monta zieht nicht nur mit seinem weiten FKK-Strand
und seinen gelebten FKK-Idealen zum Ausziehen an, sondern auch mit seinen
vielfältigen Ladengeschäften und Lokalen. Fast alles was man in einem Dorf mit
15'000 Einwohnern erwarten kann, findet man im CHM-Monta. Etwa 25 Geschäfte und
Restaurants bieten gute Produkte an (hier schafft man es, auch dem nackten Mann
Geld aus der Tasche zu ziehen!). Kleine Supermärkte, eine sehr gute Metzgerei, ein
Fischhändler, Bäckereien, Friseur, Eisenwarenhändler, Blumengeschäft und viele
mehr warten auf kauffreudige Kundschaft.
La Jenny:
ein einzigartiges FKK-Dorf im Kiefernwald
Am 3. August setzten wir unsere Reise in südlicher Richtung fort. Nach
nur 60 km wartet La Jenny, das nächste grosse FKK-Zentrum am
Französischen Atlantik. Dort hatten wir einen zweiwöchigen Aufenthalt gebucht.
Dies ist nicht einfach ein weiterer FKK-Platz. La Jenny hebt sich durch sein
unverwechselbares Konzept ab, indem es überhaupt keine Campingmöglichkeiten
anbietet. Hier findet man nur Ferienwohnungen und Häuser, die in Massivbauweise
erstellt, auf über ~750 Chalets verteilt sind. Die in einem grossen Stück
Nadelwald am Atlantik verstreuten bunten Holzhäuser, sind eine wahre
Augenweide. Keines davon ist wirklich preiswert, weder zu kaufen noch zu
mieten. Leider hat Exklusivität ihren Preis. Da wir das Konzept mit viel Platz
zwischen den gepflegten Häuschen mögen, fanden wir aber, dass der Platz die
extra Euros wert ist! Einige der Häuser sind recht luxuriös und viele haben
riesige Terrassen. Jetzt in der Hauptsaison, gaben wir uns wegen der Finanzen
mit einer kleinen Einliegerwohnung mit Klappbett zufrieden. Wir Glückspilze
erhielten aber einen Balkon, welcher 50% grösser war als unser Appartement.
Nachdem die Unterkunft einmal bezahlt war, erschien
uns aber alles innerhalb von La Jenny erstaunlich preiswert. Im Supermarkt
fanden wir dieselben Angebote, wie in jedem Dorfladen. Der mobile Fleischer und
der Pop-up Fischhändler bieten sehr gute, nicht überteuerte Fleischwaren und
exquisiten Fisch an. Auch frische Austern werden mehrmals pro Woche angeboten.
Im Restaurant bekommt man preiswerte Snacks und Pizzen, bis hin zu echter «Haute
Cuisine».
Die grosszügigen, schön gestalteten Schwimmbecken
gehören sicher zu den Hauptattraktionen, genauso wie der FKK-Golfplatz mit 6
Löchern, sowie der ausgedehnte weite Sandstrand.
Unser Naturisten-Sommer 2019 war ein Feuerwerk
erwarteter und unerwarteter Begegnungen. Nachdem wir unsere Dubai- und
Südostasien-Reiseberichte an Jérôme, einen Franzosen, den wir vor 16 Jahren in
der Dordogne kennengelernt hatten, mailten, kam prompt die Antwort, dass er
momentan ebenfalls im La Jenny Urlaub macht. So trafen wir ihn am nächsten Tag
zusammen mit seinen inzwischen 15-jährigen Zwillingsmädchen und seiner neuen
Freundin. Auch Gudrun & Uli besuchten uns hier nochmals, und so vergingen
unsere 2 Wochen wie im Flug.
Wenn es um die FKK-Ethik geht, ist La Jenny nicht
unbedingt ein Charmeur. Nur bei den Schwimmbädern werden die FKK-Ideale
konsequent eingehalten. Während der täglichen Morgengymnastik trägt sogar die
Vorturnerin ein scheussliches Bikinioberteil. So verwundert es kaum, dass die
meisten TeilnehmerInnen Trainings- und Badeanzüge tragen. Die wenigen, die alle
Hüllen fallen lassen, wähnen sich wohl im falschen Film! Dies ist ein
augenfälliger Kontrast zu den FKK-Zentren, welche wir in Australien und
Neuseeland besuchten – dort gab es zwar nur wenige Besucher, die FKK-Ideale
wurden aber von allen immer konsequent gelebt.
Mont-de-Marsan:
der Marsberg
Als nächstes entschieden wir uns für eine Übernachtung in Mont-de-Marsan, im Landesinnern der Provinz Aquitaine. Zur
Abwechslung ist es immer wieder schön, in einer Stadt umherzuschweifen. Auf dem
Marsberg, wie wir diese Stadt titulieren, gibt es all die angenehmen
Touristendinge die wir mögen. Wir fanden schöne alte Stadthäuser, ein Schloss, zwei
Flüsse, ein paar moderne Gebäude und zu guter Letzt: eine riesige Auswahl an
vielversprechenden Lokalen, hatten aber nur einen Tag, um diese auszukosten!
ARNA:
ein gut etabliertes und gut akzeptiertes FKK-Ferienzentrum
Am 18. August fuhren wir zurück an den Atlantik, diesmal zu ARNA,
einem weiteren grossen FKK-Ferienzentrum. Auch hier holte uns der «spirit of Australia» wieder ein. Unsere Schweizer Freunde
Monika & Bruno, welche in Sydney geheiratet haben, gesellten sich in diesem
sehr attraktiven Feriendorf zu uns. Zudem trafen wir auch Elke und Rainer
wieder, welche wir vor ein paar Jahren hier im ARNA kennengelernt hatten. Die
beiden haben wohl im Internet unsere Australien- und Südseereise intensiver,
und interessierter verfolgt, als so manche unserer Verwandten!
Am Anfang unseres vierwöchigen Aufenthalts herrschte im ARNA immer noch
Hochsaisonstimmung. Etwa 3’000 – 4'000 begeisterte Naturisten genossen den
weitläufigen Strand vor dem gut ausgestatteten FKK-Gelände, wo das Leben so
richtig pulsierte. Mit so vielen Urlaubern auf dem Platz, ist es einfach
normal, dass sich auch die Einheimischen ein Stück vom Kuchen abschneiden
wollen. In den Dörfern am französischen Atlantik ist die Touristen-Saison auch
Markt-Saison. Für fast drei Monate, gibt es auch mitten im ARNA einen
Wochenmarkt. Dort hat es sogar noch mehr Stände als bei einigen Märkten in den
umliegenden Dörfern. Einige Marktfahrer lassen sich sogar vom FKK-Geist
anstecken und bekleiden sich nur mit einer Schürze!
ARNA-Show ist eine weitere Besonderheit, welche diesem
beliebten FKK-Resort Einzigartigkeit verleiht. Berufskünstler sind dafür
zuständig, den unzähligen Kindern und Jugendlichen unter ARNA’s
Gästeschar die notwendigen Fähigkeiten beizubringen, um bei der wöchentlichen,
professionell choreographierten Show auf der voll ausgestatteten Bühne der
Ferienanlage aufzutreten. Es ist schon beeindruckend zu sehen, was (junge)
Menschen unter professioneller Anleitung in wenigen Tagen lernen können. Diese
Aufführungen heben bestimmt das Selbstvertrauen der jungen Leute. Am Strand ist
FKK für die allermeisten selbstverständlich und natürlich erweckt das positive
Gruppenerlebnis bei der Jungmannschaft den Wunsch, so schnell wie möglich
wieder zu ARNA zurückzukehren…
Le Couderc:
Fünf-Sterne Service bis Ende Oktober
Am 15. September wechselten wir von der Atlantikküste ins Landesinnere
zu Le Couderc, einem schönen, familienorientierten
FKK-Feriengelände in der Dordogne Region. Natürlich erzählten wir so
enthusiastisch von diesem attraktiven Platz, dass sich unsere Freunde Moni
& Bruno hier gleich wieder anschlossen. Genauso wie Heinz’ Schwester und
Schwager Edith & Kari, welche wie schon vor 4 Jahren, nochmals für zwei
Oktoberwochen hierherkamen. Zusammen genossen wir diesen gut ausgestatteten
Platz mit seinen zwei Teichen und Nacktwandermöglichkeiten durch den Wald.
Natürlich genossen auch alle die unzähligen Sehenswürdigkeiten und die
exquisiten Schlemmerrestaurants der Dordogne Region.
Als wir Mitte September bei Le Couderc eintrafen, war
der Platz immer noch sehr gut belegt. Alle Mietunterkünfte waren besetzt,
genauso wie 80% der Stellplätze. Dies ist kaum verwunderlich, denn dieser familiengeführte
Platz bietet sogar während der absoluten Nebensaison mehr als so manches renommierte
FKK-Gelände während der Hauptsaison. Im Oktober, wenn sich die meisten anderen
Gelände schon im Winterschlaf befinden, werden die Gäste auch hier weniger. Le
Couderc bot aber trotzdem immer noch fast so viele Dienstleistungen an, wie
während der Hauptsaison. Das beliebte, sehr gute Restaurant blieb bis zum
letzten Tag geöffnet, genauso wie die Bar mit dem Holzfeuer und der kleine
Lebensmittelladen. Selbstverständlich wurden auch das Schwimmbecken, die Sauna,
das Dampfbad und auch das Sprudelbad bis Ende Oktober täglich bis 21h geheizt.
Auch das beliebte, wöchentliche Open-Podium stand
immer noch auf dem Programm. Am zweiten Oktoberwochenende gab es sogar noch ein
Live Konzert einer bekannten Band. Bandleader Leif de Leeuw
gilt bei vielen als der beste Gitarrist der Benelux-Staaten. Bereits als
Jugendlicher war er, damals mit seinen Eltern, regelmässig hier im Urlaub und
natürlich auf der Bühne des Open Podiums. Obwohl er inzwischen recht bekannt
geworden ist, und mit seiner Band regelmässig in ganz Europe, und ab und zu
auch in den Vereinigten Staaten und China auf Tournee geht, besucht er Le
Couderc immer noch regelmässig, inzwischen sogar mit den Mitgliedern seiner
Band. Für leidenschaftliche Musiker ist es selbstverständlich, dass man die
Naturisten-Kumpel bei jedem Aufenthalt in Le Couderc mit einem kostenlosen
Konzert verwöhnt. Die Band konnte sich nicht über einen Mangel an Publikum
beschweren. Die Eigentümerfamilie von Le Couderc hat sogar die Leute aus der
Nachbarschaft zum Konzert eingeladen.
FKK-Sommer 2019:
ein paar Gedanken
Das Jahr verging wie im Flug. Anfangs Jahr waren wir noch in Australien,
Asien und Dubai gewesen. Mittlerweile gehören auch unsere 5 Monate, die wir bei
einigen der besten FKK-Plätze Frankreichs verbracht hatten, bereits zur
Vergangenheit. Es war eine entspannende und sehr natürliche Zeit, genauso wie
wir es mögen. Während der Hauptsaison, unter tausenden von gleichgesinnten
Nackedeis, war es zwar ausnahmsweise ein bisschen hektisch, aber trotzdem immer
angenehm.
Nach einem längeren Überseetrip sind wir mehr denn je
davon überzeigt, dass Europa am besten auf begeisterte Naturisten eingestellt
ist: gut ausgestattete Unterkünfte und überzeugende Ferienanlagen, die kaum
Wünsche offenlassen. Dazu kommen konkurrenzfähige Nebensaisonpreise, die ab und
zu fast geschenkt sind. Nur für einen perfekten FKK-Urlaub muss kein Europäer
weit gehen – das allerbeste wartet direkt vor der Haustür…
PS: Falls
dieser kurze Bericht deinen Appetit angeregt hat, Europa als Na-Touristen zu bereisen, darfst du gerne die ausführlicheren
Reiseberichte über unsere FKK-Ziele
lesen. Obwohl diese Berichte ein paar Jahre alt sind, sind sie grösstenteils
noch recht aktuell, ausser dass «La Grande Cosse»
inzwischen KEIN FKK-Gelände mehr ist. Die Länder mit den grün geschriebenen Kennzeichen beinhalten FKK-Ziele:
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Kap 28: (D, CH, F): PDF-Dokument mit
Bildern nur Text
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Kap 27: (A, BIH, CZ, D, H,
HR, SLO, PL,
SK): PDF-Dokument mit Bildern nur Text
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Kap 26: (Korsika, I): PDF-Dokument mit
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Kap 25: (D, CH, E, F): PDF-Dokument mit
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Kap 24: (B, F, GB, L, NL): PDF-Dokument mit
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Kap 23: (B, CH, E, F, NL): PDF-Dokument mit
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Kap 22: (D, F, E): PDF-Dokument mit
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Kap 19: (B, D, DK, CH, E, F, NL): PDF-Dokument mit
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Quer durch Europa: ein
interessanter, vielfältiger Kontinent
Obwohl uns das Globetrotter-Leben gesund hält, brauchen auch wir Roving
Spirits ausnahmsweise ärztliche Hilfe. Bei Heinz’ rechtem Auge wurde vor zwei
Jahren in Neuseeland Katarakt diagnostiziert, eine zwanzigjährige Zahnbrücke
musste ersetzt werden und wir brauchten zudem beide neue Brillen. So erkoren
wir Ungarn als das geeignete Land, für preiswerte und zuverlässige Reparaturen.
Inklusive ein paar obligatorischer Umwege hatten wir somit eine spannende,
2'000 Kilometer lange Reise quer durch Europa vor uns.
Frankreich: von
der Dordogne in die Schweiz
Am 23. Oktober verabschiedeten wir uns von der Dordogne und auch von
einem langen FKK-Sommer in Frankreich. Nach weniger als 100 Kilometern Fahrt,
erreichten wir bereits unseren ersten Übernachtstopp: Rocamadour.
Wir wählten diesen Pilgerort wegen seiner einzigartigen Lage an einer Felsklippe
aus. Andere lohnende Ausflugs- und teilweise auch Übernachts-Ziele waren das
mittelalterliche Städtchen Loubressac, die romantisch
in einem Waldstück gelegenen Ruinen Les Tours de
Merle und das Bergdorf Riom-es-Montagnes. Danach
gings zwischen Hügeln weiter nach Condat. Als wir im Massif Central angelangt waren, stoppten wir im
Winterkurort Super Besse. Vom nahegelegenen Besse en Chandesse,
querten wir den faszinierenden vulkanischen Naturpark “Volcans
d’Auvergne“. Diese Region ist aber auch für ihren
Käse bekannt, wie z.B.: Cantal, St. Nectair, Bleu d’Auvergne oder Morbier.
Als nächstes erkundeten wir das Städtchen Thiers, das
malerisch an einer Hügelflanke liegt. Danach ging unsere Reise weiter zum
stilvollen Villefranche-sur-Saône. Die Landschaft und
imponierende Bauwerke standen in Dombes des étangs im Fokus, namentlich der aussergewöhnliche Cize–Bolozon Viadukt und die
beeindruckende Staumauer Barrage de Vouglans. Nun
kamen wir ins Jura Gebirge, wo wir an noch mehr Tälern, Schluchten und Hügeln
vorbeikamen, bevor wir in Champagnole, nur 50
Kilometer vor der Schweizer Grenze, übernachteten.
Schweiz: Kurzbesuch
bei der Familie
Unser Schweiz-Aufenthalt war diesmal kurz und bündig, je drei Tage bei
Heinz’ Schwester und Schwager Edith & Kari, und bei Brigittes Mutter.
D-Füssen: Neuschwanstein
& Hohenschwangau
Unsere Entdeckungstour quer durch Europa ging am 3. November 2019 schon
wieder weiter, und zwar im pittoresken deutschen Städtchen Füssen. Natürlich
besuchten wir dort die historische Altstadt, Füssen diente uns aber vor allem
als Basis, um das weitherum sichtbare Schloss Neuschwanstein, sowie das
nahegelegene Schwesterschloss Hohenschwangau zu besuchen, und zwar zu Fuss.
Quer durch Österreich: von
Innsbruck bis Graz
Zwei Tage später ging die Reise weiter nach Österreich, wo wir unsere Herbstfahrt
mit einem weiteren Aufenthalt in der schönen Stadt Innsbruck begannen. Der
Touristenort Zell am See war unser nächster Übernachtstopp auf dem Weg
ostwärts. Da entlang der Felbertauernstrasse starke Schneefälle erwartet
wurden, liessen wir unseren Plan, für einen Abstecher südwärts nach Kärnten zu
fahren, fallen. Wir konnten aber der weissen Pracht trotzdem nicht entfliehen.
Da im Dorf Eisenerz alle Unterkünfte besetzt waren, buchte uns die freundliche
Dame der Touristeninformation ein Zimmer in einer neuen Frühstückspension auf
dem Präbichl Pass. Am nächsten Morgen fanden wir unser rotes Auto unter einer
weissen Schneedecke verborgen! Nach dem Frühstück war die Strasse aber wieder
schwarzgeräumt. Die hübschen Städte Leoben, Bruck an der Mur und Graz waren
unsere weiteren Übernachtungs- und Sightseeing-Stopps, bevor wir nach Ungarn
weiterfuhren, wo wir Mitte November eintrafen.
Zahn- & Augenärzte in
Ungarn: je mehr man repariert, desto mehr man spart!
Viele Europäer fahren nach Ungarn, um ihre Zähne zu reparieren, um ihre
Augen zu lasern, neue Brillen machen zu lassen oder einfach um sich von einem selbsteingeredeten
hässlichen Entlein zu einer (Silikon-) Schönheit umzubauen zu lassen – alle
erwarten in Ungarn ein grosses Schnäppchen. In Tat und Wahrheit zahlen aber schlussendlich
viele mehr, als sie in ihrer Heimat ausgeben würden. Je mehr man seine Zähne
oder Augen vergolden lässt, desto mehr spart man und desto grösser wird am
Plattensee die Villa des Arztes. Dies hilft den Patienten genauso wie den
Medizinern!
Wenn
man aber weiss was man NICHT will und der Versuchung wiedersteht, sich unnötig
aufwendige Lösungen aufschwatzen zu lassen (welche vor allem dazu dienen, das
Geld in die Taschen des Arztes umzulagern), kann man in Ungarn ein paar echte
Schnäppchen finden. So wird beispielsweise Ungarn sogar auf einer Liste des
indischen Gesundheitsministeriums als das preiswerteste Land für Qualitäts-Katarakt-
Operationen aufgeführt.
Zahnbehandlungen
Als erstes gehen wir auf die Zahnbehandlungen ein. Sopron
(wo es auch eine Augenlaserklinik gibt) und Mosonmagyaróvár
sind wohl die beliebtesten ungarischen Reiseziele für Zahnarzttouristen. In
beiden wimmelt es nur so von Zahnarztpraxen. Da Sopron
als teuerste Stadt Ungarns gilt, arbeiten auch Sopron’s
Zahnärzte um einiges teurer als ihre Kollegen in Mosonmagyaróvár.
Trotzdem können Zahnbehandlungen an beiden Orten erstaunlich preiswert sein,
zumindest wenn man sicherstellt, dass die Zähne geflickt, aber NICHT VERGOLDET
werden! Ein Deutsches Gutachten kommt zum Schluss, dass ⅔ aller, in den
Osteuropäischen Zahnärztetourismus-Mekkas eingesetzten Kronen unnötig wären, da
eine einfachere Lösung auch genügt hätte. Die Konkurrenz ist gross und die
Zahnärzte sind ganz versessen darauf, gute Geschäfte zu machen. So gibt es
beispielsweise bereits in Mosonmagyaróvár zwischen 200 und 300 Zahnärzte, je
nachdem wen man fragt. Dass (fast) alle Deutsch sprechen und einige zusätzlich
auch noch Englisch oder Französisch, versteht sich von selbst.
Genauso wie in grossen Teilen der Welt, tendieren auch Ungarische Zahnärzte
dazu, für Zähne, welche mit einer Füllung repariert werden könnten, Kronen
vorzuschlagen und für diejenigen Zähne, welche mit Kronen oder einer Brücke
geflickt werden könnten, Implantate zu suggerieren!
Nachdem wir von einem Zahnarzt in
Französisch-Polynesien erzählten, der mir eine gebrochene Brücke für € 80.- mit
einem Goldstift wieder zusammensetzte, antwortete der Eigentümer einer
Ungarischen Zahnklinik spontan: «Ich kann gar nicht glauben, dass es so
ehrliche Zahnärzte gibt!» Natürlich nützen es die Dentisten aus, dass viele
Patienten denken, wenn sie schon einmal in einem Billiglohnland sind, möchten
sie nun auch die beste, nicht die vernünftigste Behandlung. Das Beste kommt
aber oft mit ein paar Nachteilen – doch Schönheit kennt ja keinen Schmerz.
Jedenfalls reisen viele Dentaltouristen in erster Linie nach Ungarn, um ihre
Zähne zu verschönern, nicht um sie reparieren zu lassen, damit sie wieder
kraftvoll zubeissen können.
Für meine Zahnbrücke fragte die erste Dentalklinik
nach einem Röntgenbild, um eine Offerte zu erstellen. Darauf erhielt ich ein
verbindliches Angebot über € 6'180 (bzw. € 4'830 mit preiswerteren
Materialien), inklusive Implantaten, Knochenaufbau und dem Ziehen von Zähnen,
mit denen ich NIE ein Problem hatte! Schlussendlich fand ich, Heinz, eine
andere Ungarische Zahnklinik, welche auf Nachfrage dieselbe Lösung offerierte,
wie sie mir von mehreren Zahnärzten, welche ich in Singapur, Malaysia und
Frankreich konsultiert hatte, vorgeschlagen wurde. Für diese lösungsorientierte
Brücke verrechnete der Deutsch-Ungarische Dentist € 1'150.-, also fünf Mal
weniger!
Der ausgewählte Zahnarzt war einer der wenigen, ohne offensichtlich gekaufte /
gefälschte online-Bewertungen. Irgendwie stinkt es doch zum Himmel, wenn
dutzende «zufriedener Kunden» (die meisten davon mit nur einer Bewertung) eine
fünf Sterne Bewertung abgeben und sich riesig auf die nächste Behandlung bei
diesem hervorragenden Zahnarzt freuen!
Augen-Laserklinik
Nun steigen wir vom Mund ein Stockwerk höher
zu den Augen. In Budapest, Győr, Sopron und wohl
auch noch in ein paar anderen ungarischen Städten, warten Augenlaser-Kliniken
auf Kundschaft. Die beste Möglichkeit für Medizinal-Touristen ist wohl die neue
Augenklinik in Sopron, welche einer Zahnklinik
angeschlossen ist (Stand Ende 2019). Das Team ist qualifiziert, spricht
fliessend Deutsch und teilweise auch Englisch. Da man neu ins Geschäft gekommen
ist, sind die Preise zudem noch recht moderat.
Die Rezeptionistin dieser
Augenklinik war allerdings eher eine Verkäuferin, als eine Arzthelferin. Sie
bestand darauf, dass NUR der Arzt entscheiden kann, ob es möglich sei, nur ein
Auge zu operieren. Sogar wenn man an beiden Augen erblindet wäre, hat man doch
das Recht zu entscheiden, dass es genügt nur ein Auge zu operieren!
Die meisten Kunden kommen allerdings nicht wegen Katarakt (Grauem Star) in
diese Klinik, eher wegen krankhafter Eitelkeit – sie möchten einfach ihre
Brille loswerden. Die am häufigsten empfohlene Lösung für Katarakt, beinhaltet
den laserunterstützten Linsentausch mit Korrektur der Hornhautverkrümmung und
Multifokallinsen. Dies kostet für beide Augen um die € 4'600.
Natürlich wird erwähnt, dass dieses Paket auch ein paar Nachteile hat. Es wird
aber vor allem betont, dass die allermeisten gut mit den paar Makel leben können,
wenn sie dafür keine Brille mehr tragen müssen. Die Nachteile betreffen
tatsächlich nur aussergewöhnliche Zeitgenossen, die so verrückte Dinge machen
wie einen Computer zu gebrauchen, oder nach Einbruch der Dämmerung noch
autozufahren! Alle andern sind überhaupt nicht betroffen, zumindest nicht
während der ersten Jahre. Bis dann brauchen die meisten eh wieder eine Brille,
wie uns von Mitmenschen erzählt wurde, welche die Behandlung vor ein paar
Jahren machen liessen.
Ich entschied, nur beim wirklich schlechten Auge eine Katarakt Operation
durchführen zu lassen (das andere lässt sich mit einer Brille korrigieren). Für
den zehnminütigen Eingriff (plus ein paar Stunden Vorbereitung), inklusive
aller notwendigen Voruntersuchungen und Nachbehandlungen, zahlte ich für eine
Monofokallinse mit Hornhautverkrümmungs-Korrektur, etwas weniger als € 1'200.
Das Resultat ist absolut
überzeugend. Mein operiertes Auge sieht nun recht gut in die Weite, mein
anderes Auge ist dagegen zum Lesen noch recht gut zu gebrauchen. Wie ein Wunder
setzt das Gehirn alles richtig zusammen – ich hab halt schon ein schlaues drin.
Ich bin mit dem Ergebnis des Eingriffs mehr als zufrieden.
Während das operierte Auge vorher fast blind war (<20%) und ich mit dem
anderen zusammen mit einer starken Brille akzeptabel sehen konnte, sehe ich nun
sowohl in die Weite als auch beim Lesen, recht gut. Nur am Computer und beim
Autofahren (zum Ablesen der Instrumente), brauche ich noch eine Brille.
Schönheitsoperationen und
Brillen
Es trifft sich gut, dass viele ungarische
Zahnarztkliniken auch Schönheitsoperationen anbieten. Immerhin erhalten Kunden,
welche ihre Zähne machen lassen (oft aus ästhetischen Gründen), für Eingriffe
an ihren Augen, Ohren, Lippen, Falten, Hintern, Busen, Schwänzchen, Armen,
Beinen und so weiter, einen kleinen Rabatt. Alles kann vergrössert werden, ausser
dem Hirn. Vermutlich fürchten sich die Halbgötter in Weiss davor, dass die
teure Kundschaft nach einer Hirnvergrösserung realisieren würde, dass sich eine
Schönheitsoperation nur für den ausführenden Arzt auszahlt…
Nach einem weitverbreiteten
Irrglauben sind Brillen in Ungarn viel preiswerter als in Westeuropa. Nun gut,
auf die Kundenbedürfnisse angefertigte, namenlose Qualitätsbrillen, findet man
sogar im nahegelegenen Wien für den gleichen Preis, oft sogar noch deutlich günstiger.
Nur markengläubige Zeitgenossen, für Gläser genauso wie für Brillengestelle,
können in Ungarn ein Schnäppchen machen. Wenn wir tatsächlich einmal das
Bedürfnisse hätten einen Porsche zu besitzen, würden wir aber ganz sicher nicht
zu einem Optiker gehen, sondern zu einem Autohändler. So warteten wir bis Wien,
bis wir uns je ein Paar neue Brillen anpassen liessen.
Wien:
gute Gesellschaft und eine eigene Wohnung
Für uns war die österreichische Hauptstadt
Wien ein unerwarteter Glücksfall. Unsere österreichische Freundin Gusti, die
Brigitte vor 30 Jahren in Australien kennengelernt hat, bot uns spontan an, in
die momentan leerstehende Wohnung ihrer Schwester Gabi einzuziehen. Freudig
nahmen wir dieses grosszügige Angebot an und planten für eine Woche, vielleicht
10 Tage zu bleiben. Nachdem wir am 8. Dezember 2019 dort eingezogen sind,
unternahmen aber Gusti, und auch Gabi, alles was sie konnten, um uns dazu zu
verleiten, länger zu bleiben. Jedes Mal, wenn wir auch nur etwas über unsere
Abreise andeuteten, brachte Gusti einen weiteren guten Grund, weshalb wir noch
länger bleiben sollten… So liessen wir uns schlussendlich zu 1 ½ Monaten
hinreissen, und genossen die Gesellschaft unserer Freunde, die weihnächtlich
beleuchtete City, gutes Essen und regelmässige Einladungen zu kulturellen
Aktivitäten. Es war einfach zu schön, als dass das Reisekribbeln zu schnell
wieder aufkam.
Wir hatten einen Parkplatz vor der Tür ergattert, eine Wohnung, die ruhig
gelegen, nah von Wäldern, aber auch ganz nah bei der Metro lag. Im Umkreis von
500 Metern gab es mehrere Supermärkte und Restaurants, ausserdem sogar einen
Media-Markt und Obi. Jedes Mal, wenn wir uns mit unseren Freunden trafen,
nahmen diese jeweils eine 1 ½ stündige Anreise von ihren Wohnorten im Umland
auf sich, um uns zu sehen, sogar an unserem Abreisetag… Wir
sind ihnen unendlich dankbar, dass wir so grosszügig verwöhnt, ja verhätschelt,
wurden!
Nach einem letzten Zusammensitzen
bei Scones mit «clotted
cream”, verabschiedeten wir uns schlussendlich am 22. Januar 2020 von unseren
Freunden und Wohnungssponsoren und der Stadt Wien.
Etwas mehr von Österreich
Nun machten wir eine gemütliche, 8-tägige Reise entlang der Donau. Dabei
besuchten wir malerische Städtchen wie Krems, Melk
und etwas weiter weg vom Fluss, die ebenso hübschen Orte Steyr und Schärding,
bevor wir nach Deutschland, eh, Entschuldigung; Bayern, weiterfuhren.
Deutschland:
adrette Städte und ein Hauch von Winter
Während unseres Aufenthaltes in Wien, krönten wir Skandinavien als unser
nächstes, grösseres Reiseziel. Da der effizienteste Weg, um dorthin zu gelangen
durch Deutschland führt, war es ganz klar, dass das Land auch zu einem
Reiseziel wird – der Weg ist das Ziel. Unsere Deutschlandreise startete am 30.
Januar in Passau, einer schönen Stadt am Zusammenfluss der Donau, des
Inn und der Ilz.
Sankt Oswald:
Ferienwohnung im Bayerischen Wald
Da Europäische Winter eh nach Winterreifen verlangen, fühlten wir das
Verlangen nach einer Ferien-wohnung inmitten einer Winterlandschaft. Wir kürten
Sankt Oswald im Bayerischen Wald zu unserer Destination im Schnee – die
Wettergötter waren aber nicht allzu grosszügig! Im Nationalparkzentrum erfuhren
wir, dass man während des Winters im Bayerischen Wald, normalerweise mit etwa
1.5m Schnee rechnen könne. Während unseres Aufenthalts präsentierte sich die
Landschaft aber oft zwischen grün und einem Schneesegen von bloss 5 – 10 cm.
Das war gerade genug, um die Spazierwege eisig und aalglatt zu machen, aber
niemals genug, um die Winterwanderwege zu präparieren! An unserem letzten
Wochenende in Sankt Oswald hatten wir Anita & Helmuth aus München zu
Besuch. So schwelgten wir über ein paar Reisegeschichten und besuchten zusammen
den grossen Tierpark des Nationalparks Bayerischer Wald.
Quer durch Deutschland: von
Bayern nach Rostock
Am 1. März 2020 verliessen wir unsere Ferienwohnung und zogen nordwärts Richtung
Rostock, wo wir die Fähre nach Schweden nehmen wollten. Natürlich gibt es
entlang des Weges sehr viel zu sehen und wir hätten ohne weiteres eine
mehrmonatige Entdeckungsreise durch Deutschland machen können. Da sich aber das
neue Coronavirus von Italien aus langsam nordwärts ausbreitete, begannen wir
uns zu Sorgen, ob es in Deutschland vielleicht auch bald Reiseeinschränkungen
geben würde. So gaben wir lieber etwas Gas und reisten etwas schneller als wir
dies normalerweise machen.
Die
Odyssey des Schnelldurchlaufs durch Deutschland begann mit einem
Sightseeing-stopp in Cham, einem Namensvetter der Stadt, in der wir vor 20
Jahren in der Schweiz wohnhaft waren. Das Deutsche Pendant ist definitiv
ansprechender als die namensgleiche Gemeinde im Kanton Zug. Weiter besuchten
wir historische Städtchen wie Kulmbach, Kronach, Reichmannsdorf mit seinen
Schieferhäusern, Saalfeld und Quedlinburg. Wir übernachteten in den besonders
hübschen Städtchen Weiden in der Oberpfalz, Coburg und Weimar. In den meisten
der besuchten Orte gibt es einen stattlichen Hauptplatz und unzählige
Fachwerkbauten. So auch im pittoresken Wernigerode, wo wir uns schlussendlich
getrauten, drei Tage zu verweilen. Nach einem Stopp in Salzwedel, übernachteten
wir in der malerischen Stadt Lüchow, bevor wir bis Rostock weiterfuhren. Hier
gönnten wir uns zum Abschluss nochmals einen dreitägigen Aufenthalt um die
Stadt, den Badeort Warnemünde und den Ostseehafen zu erkunden.
So
hatten wir also die 750km zur Nordküste, nach unserem Standard, in
Lichtgeschwindigkeit zurückgelegt – d.h. in nur zehn Tagen.
Rückblickend
wissen wir nun, das «Durchhetzen» war wirklich notwendig! Denn nur 5 Tage
nachdem wir das Land am 11. März mit einer grossen Autofähre verlassen hatten,
wurden in Deutschland die Bürgersteige im wahrsten Sinne des Wortes
hochgeklappt!
Unsere Deutschlandreise war ein perfekter Abschied von Mitteleuropa gewesen.
Abseits der Autobahnen entdeckten wir Deutschland von seiner besten Seite:
abwechslungsreiche, liebliche Landschaften, anmutige, pittoreske Stadtzentren
mit beeindruckenden Plätzen und historischen Altstädten. Allgegenwärtige
Eisdielen, welche auch im Winter die Massen anzulocken vermögen, gute
Restaurants und vor allem; freundliche Menschen. Was sonst hätten wir noch
verlangen können, ausser etwas mehr Zeit, um dieses wunderschöne Land zu
entdecken?
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