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Reisetagebuch Kapitel 35 [April 2019] als PDF (Dubai (VAE): ein erster Eindruck der Arabischen Welt) |
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Dubai (VAE): ein erster Eindruck der Arabischen Welt
Bisher haben wir noch nie einen Fuss auf
Arabischen Boden gesetzt. Wir haben zwar schon diverse Islamische Länder
besucht, diese liegen jedoch alle in Asien. In der Südsee konnten wir bereits
erleben, wie bereichernd und augenöffnend es sein kann, wenn man sich für eine
Weile dem von den Glaubensgemeinschaften auferlegten Verhaltenskodex
unterwirft, um in die lokale Kultur eintauchen zu können.
Nachdem wir einen Emirates Flug von Singapur nach Europa aufspürten, bei dem
ein kostenloser Stop-Over in Dubai möglich war, wollten wir uns diese Chance
nicht entgehen lassen, zumindest einen kleinen Einblick in die Arabische Welt
zu erhaschen. So entschieden wir uns für einen sechstägigen Aufenthalt in
Dubai, dem meistbevölkerten Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate.
Dubai, bzw. die Vereinigten Arabischen
Emirate entstanden 1971, als die Region vom Vereinigten Königreich in die
Unabhängigkeit entlassen wurde. Die Bevölkerung des Emirates Dubai ist zwischen
1971 und 2018 von 80'000 auf beeindruckende 4,2 Mio. Einwohner angewachsen.
Etwa 2,8 Mio. von ihnen leben in der Stadt Dubai, die übrigen in der
Metropolregion des 4'114 km2 grossen Emirates. Seit 1836 wird Dubai
von der Maktoum Dynastie regiert. Der Herrscher von Dubai, momentan Sheikh
Mohammed bin Rashid Al Maktoum, ist traditionsgemäss auch der Premierminister
der Vereinigten Arabischen Emirate und derzeit zusätzlich Vizepräsident der VAE.
Dubai: ganz anders als erwartet
Am 14. April 2019 bringt uns ein Emirates
Flug durch die Nacht von Singapur zu seiner Heimatbasis Dubai. Jetzt sind wir
gespannt ob sich unsere Vorurteile in Luft auflösen, oder bestätigt werden.
Zuallererst: es regnet! Der Flughafen ist
hyper-modern, aber nicht «vergoldet» und über Lautsprecher wird gerade das
Morgengebet des Muezzins verbreitet. Wir beobachten die Menschen. Niemand hält
inne, um zu beten und fast niemand trägt traditionelle Kleider. Einzig die
Beamten am Immigrationsschalter tragen ein weisses, knöchellanges, locker
sitzendes Gewand, das unter dem Namen Kandora, oder Dishdasha bekannt ist. Die
wenigen weiblichen Beamtinnen, tragen einen Abaya, ein wallendes, schwarzes
Übergewand und ein Kopftuch.
Der asiatische Taxifahrer zerstört unsere
Illusion, dass wir uns bald unter traditionell gekleidete Araber mischen könnten.
Trocken meint er, dass hier auf jeden Emirati etwa 200 Einwanderer kommen!
Vielleicht hat er leicht um eine vernachlässigenswerte Null übertrieben, aber
wir erspähen in der Menge wirklich kaum schwarze und weisse Gewänder und auch fast
keine Kopftücher.
Wir erleben Dubai City als noch moderner,
als erwartet. Schon bald wird es offensichtlich, dass das Geld eher in noch
weitere extravagante Gebäude, als in extravagante Autos geht. Während wir
warten um die Schnellstrassen zu überqueren, welche die Stadt durchschneiden,
fallen uns viel mehr Billigautos wie Dacia auf, als Luxuskarossen.
Wie erwartet, werden wir schon von der
Anzahl der Wolkenkratzer überwältigt. Dubai hat die weltweit höchste Dichte an
Wolkenkratzern. In keiner anderen Stadt gibt es mehr Gebäude die höher als 350m
sind. Deshalb fällt der 328m hohe Al Yagoub Turm, welcher dem «Big Ben» ähnelt,
kaum auf. Das Spektrum an unterschiedlich gestalteten Wolkenkratzern in
moderner Westlicher- und Arabischer Architektur, ist eine wahre Augenweide.
April ist ein idealer Reisemonat. Die
Temperaturen sind momentan in den hohen Zwanzigern und damit auch noch nicht zu
heiss, um zu Fuss zu gehen. Die Grösse der Stadt zwingt uns aber trotzdem, zur
regelmässigen Nutzung des öffentlichen Verkehrs oder Taxis. Dubai hat ein
hervorragendes Bus- und Metro-System, aber leider sind die Englischen
Metrokarten überall vergriffen. Mit unserem Reisehandbuch in der einen Hand und
der Arabischen Karte in der anderen, schaffen wir es trotzdem, mit der Metro
ans Ziel zu kommen. Dies entpuppt sich aber als nicht so einfach wie z.B. in
China oder Japan. Ganz offensichtlich erwartet man von Touristen, dass sie ein
Taxi nehmen. Da in Dubai alle Englisch sprechen, ist es eh einfach Hilfe zu bekommen,
um den richtigen Weg zu finden.
Al
Maktoum Dynastie: durch Multikulturalismus zum Erfolg
In den Vereinigten Arabischen Emiraten
leben Menschen aus über 200 Ländern. Immigranten machen inzwischen etwa 95% der
Bevölkerung von Dubai aus. Uns fallen vor allem Einwanderer vom Indischen
Subkontinent, aus Asien und aus westlichen Staaten auf. Kein anderes Land auf
der Welt hat einen so hohen Immigrantenanteil, wie die VAE, etwa 70% sind
männlich. Die Idee des Harems entsprang einer Zeit mit (kriegsbedingt) grossem
Mangel an Männern, um jeder Frau einen Versorger zu garantieren. Im heutigen
Dubai wäre die Zeit nun für den umgekehrten Fall gekommen, um jedem Mann eine
Frau zu garantieren, die ihm seine Träume erfüllt.
Die Mehrzahl der Einwanderer ist jung und
aussergewöhnlich höflich. Auch in überfüllten Metrozügen ist immer jemand
«etwas» jünger als wir, der uns seinen Sitz anbietet – was uns älter fühlen
lässt. Obwohl sich unsere Ausflüge auf das Stadtgebiet beschränken, merken wir
immer wieder, dass wir schon wieder über 40km von unserem Hotel entfernt sind.
Dubai ist eine wirklich riesige Stadt!
Mit Immigranten aus so vielen Ländern, ist
auswärts essen wahrlich ein weiterer Höhepunkt. Wir freuen uns, dass wir
wiederum unsere Asiatischen Favoriten finden und dies nicht einmal zu teuer. Pakistanische
und Indische Restaurants gibt es überall, und die Auswahl an frisch gepressten
Fruchtsäften ist einfach unglaublich. Fast jede Frucht und jedes Gemüse das
irgendwie ausgepresst, oder vermanscht werden kann, gibt es als frisch
gepressten Saft zu bestellen. Darunter sind viele Exoten, aber auch bekannteres
wie Äpfel, Trauben, Erdbeeren, aber auch Karotten oder Fenchel. Öfters als wir
durstig sind, finden und bestellen wir solch eisgekühlte Delikatessen. Wenn wir
Touristen sehen, die an einer Büchse, oder Flasche nippen, kommt schon fast
etwas Mitleid auf.
Während wir durch diese
Multimillionenstadt schlendern, können wir es kaum glauben, dass Dubai bis vor
weniger als 50 Jahren nicht einmal 80'000 Einwohner hatte. Dieses gigantische
Wachstum ist der Vision und der Energie von Dubais Herrscherfamilie Al Maktoum
zu verdanken. Der momentane Machthaber Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum entwickelt
diese fortschrittliche Vision noch weiter. Er setzt die Öldollars weise ein, um
dem Emirat nach dem Versiegen der Ölquellen eine Zukunft zu geben. Die
Umgestaltung eines kaum besiedelten Wüstenstücks in eine Millionenstadt hat
bereits die Erwartungen vieler übertroffen. Die Homepage des Scheichs (https://sheikhmohammed.ae/en-us) enthält viele wahre Weisheiten und gibt Einblick in weitere ambitiöse
Projekte, welche vielleicht als diejenigen eines Fantasten erscheinen mögen.
Der Scheich hat aber längst bewiesen, dass er kein Träumer, sondern ein Macher
ist!
Scheich Rashid geniesst sowohl bei Emiratis,
als auch bei Immigranten hohes Ansehen. Man sieht ihn regelmässig durch die
Stadt fahren – er braucht keine Leibwächter. Innerhalb seiner Familie scheint
er aber dieselben menschlichen Probleme zu haben, die auch alle anderen haben
können. Wir hörten Gerüchte, dass einige seiner Frauen, sowie 30+ Kinder
versucht haben sollen, seinem Märchenpalast zu entfliehen.
All diejenigen in Angst vor der
sogenannten «Masseneinwanderung», sollten einmal nach Dubai kommen, wo echte
Massenimmigration zu einem wahren Erfolg wurde. Heute ist die ganze Wirtschaft
von Einwanderern abhängig; von Hilfskräften bis hinauf zur Direktionsetage. Vom
Öl hingegen, ist Dubai nicht mehr abhängig. Inzwischen, 2019, werden nur noch
4% des BSP aus Ölexporten erwirtschaftet. Dubais Wirtschaft brummt nun vor
allem dank hier angesiedelten internationalen Konzerne (Finanzen,
Dienstleistungen, Transport, Forschung, IT und vieles mehr) und natürlich durch
die Bauindustrie.
Der Islam führt und beschränkt vor allem
das Leben von Emiratis und moslemischen Einwanderern. Religionsfreiheit ist in
der Verfassung garantiert. Toleranz wird grossgeschrieben, zumindest solange
sich Nicht-Moslems nicht zu stark mit Moslems einlassen und in der
Öffentlichkeit nichts un-islamisches machen, wie z.B. küssen. Theoretisch
dürfen sich unverheiratete Paare wie wir kein Zimmer teilen. Für Ausländer, die
nicht dem Islam angehören, scheint dies aber kein Problem zu sein. Das Einzige
das uns auffiel war, dass unsere Homepage gesperrt war. Wir konnten sie zwar
ändern, aber nicht aufrufen. Dies ist uns, ausser vor 15 Jahren in Vietnam,
noch nie passiert!
Bikinis
und Burkas: eine Welt der Kontraste
Der unzähligen Moscheen zum Trotz, fühlen
wir uns nicht wie in einem Islamischen Land, wenn wir durch die Strassen
schlendern. Wir fühlen uns eher wie in einem westlichen Land mit ein paar
islamischen Facetten. An der Dubai Marina trifft dies sogar noch mehr zu. Wir
spazieren entlang des schön gestalteten Sporthafens, welcher beidseits von
modernen hohen Wohnblocks flankiert ist. Holzboote und Segeljachten tuckern
durch den Hafen. Nach einer Weile gelangen wir ans Ufer des sogenannten JBR
Strandes, welcher von unzähligen Wolkenkratzer-Hotels gesäumt wird. Hier sehen
wir einen Stadtstrand voller Gegensätze. Als Kontrast zu den westlichen Frauen,
die sich in knappen Bikinioberteilen und Zahnfadenhöschen sonnen, sieht man auf
der Promenade ein paar Arabische Frauen im schwarzen Tschador, oder sogar einer
Burka.
Natürlich bietet der Strand alles, oder
sogar noch mehr, als Gruppenreisende und Badeurlauber suchen. Reihenweise sieht
man Sonnenliegen und Souvenirstände. Weiter gibt es Spielplätze, ein Riesenrad
ist im Bau und weitere Kirmes-Attraktionen sind bereits in Betrieb. Es hat zwar
keine Bäume, dafür mit Sonnen-Kollektoren bedeckte Smart Palms (intelligente
Palmen). Dort können Touristen ihre Smartphones aufladen und mit dem Internet
verbinden. Entlang des weissen Sandstrandes gibt es immer wieder grüne Wiesen,
die zum Sonnenbaden einladen. Die Strandpromenade ist sauber wie geleckt, sogar
die Promenade wird regelmässig gewischt. Es gibt zahlreiche Duschen und
Toiletten. Entlang der Strasse hinter dem Strand, warten Filialen von
Geschäften und Restaurants aus der ganzen Welt auf Kunden. Zufrieden setzen wir
uns in ein Café der Kanadischen Tim Hortons Kette, welche mit Muffins gross
geworden ist. Von dort sehen wir weiter dem Treiben zu.
Was Touristen in den Boutiquen ihres
Luxushotels nicht finden können, gibt es wahrscheinlich im weltgrössten
Einkaufszentrum; der Dubai Mall (350’000m2 Verkaufsfläche). Vom
vorderen zum hinteren Haupteingang ist es über einen Kilometer weit, doch es
ist alles schön klimatisiert. Wer eine Filiale seines Lieblingsladens von zu
Hause sucht, hat gute Chancen auch in der Dubai Mall eine zu finden. Wenn man
vom vielen Einkaufen müde wird, kann man sich bei denselben Fast-Food-Ketten,
welche man auf der ganzen Welt findet, wieder stärken. Amüsiert schauen wir uns
einen Werbefilm der verschiedenen Modehäuser an, die auf gutbetuchte
Araberinnen in ihren schwarzen Tüchern abzielt. Es sieht ganz so aus, als ob
diese unter ihren schwarzen Übermänteln lauter teure Designermode tragen
würden.
Auch wer in der Dubai Mall nichts kaufen
will, kann in diesem Shopping- und Unterhaltungs-Paradies mehrere Tage
verbringen. Unter anderem gibt es eine Kunsteisbahn und ein riesiges Aquarium
voller Haie, Rochen und anderen Meereskreaturen. Es gibt auch einen hohen
Wasserfall, Museum und Kinos.
Nachdem wir in die Nacht hinaustreten, stehen wir bereits vor dem nächsten
Höhepunkt: Dubai Fountain. Ein 800 Mio. Dirham Projekt (Euro 194 Mio.) mit
unzähligen Düsen, welche bis zu 150m hoch spritzen. Abends dem tanzenden
Springbrunnen mit seinen Licht- und Toneffekten zuzuschauen, ist eine wahre
Freude.
Dubais
Wahrzeichen: nach oben scheint es keine Grenzen zu geben
Gleich gegenüber des beeindruckend grossen,
künstlichen Sees mit den tanzenden Fontänen, befindet sich Dubai’s grösstes
Wahrzeichen, welches zudem seit 2010 das höchste Gebäude der Welt ist: der 829.8m
hohe Burj Khalifa.
Dubai liebt es ganz oben an der Spitze zu
bleiben. Ein noch viel höheres Bauwerk, Dubai Creek Tower, wächst bereits dem
Himmel entgegen. Ursprünglich sollte das zukünftige Wahrzeichen, das vom
Spanisch-Schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfen wurde,
etwa 1'000m hoch werden und zur Weltausstellung 2020 fertiggestellt sein.
Nachdem aber Saudi-Arabien und Kuwait ähnlich hohe Projekte in Angriff nahmen,
hat man den Dubai Creek Tower überarbeitet und ein bisschen aufgestockt. Nach
inoffiziellen Quellen soll er nun 1’350m, oder sogar noch höher werden!
Nun gut, wir begnügen uns mit
bescheideneren Höhen. Für uns ist schon der Rahmen «The Frame», mehr als nur
atemberaubend. Diese neue, einem gigantischen, vergoldeten Bilderrahmen
gleichende Konstruktion, steht strategisch geschickt zwischen dem modernen und dem
alten Teil Dubais. Ein Hochgeschwindigkeitslift bringt uns zur 93m langen
geschlossenen Aussichtsbrücke, welche auf 150m Höhe das Nichts überspannt. Das
Überqueren dieser Brücke, bei der der Glasboden immer wieder transparent wird,
ist ein wahrer Nervenkitzel - verursacht durch technische Raffinessen. Die
Leute um uns stossen einen Schrei aus und springen rückwärts, denn man bekommt
das Gefühlt, als ob der Boden unter den Füssen verschwinden würde. Wir lassen
unseren Blick durch die Seitenfenster schweifen und geniessen die sagenhafte
Sicht über die Stadt bis zum Meer auf der einen Seite, und über weitere
Neubauquartiere und Baustellen bis hin zur flimmernden Wüste auf der andern.
Es würde uns reizen, einen Ausflug in die
Dünen zu unternehmen. Obwohl wir mehrere Agenturen aus-checken, finden wir
keine Tour, bei welcher die Schönheit der Wüste im Vordergrund steht. Bei allen
geht es fast nur darum die Touristen mittels Nervenkitzel und anderen Dingen zu
unterhalten. Wir sind weder scharf darauf mit einem 4x4 im Sand
herumzuschleudern, noch darauf mit einem Quad-Bike durch die Dünen zu rasen,
ein Kamel zu reiten, unsere Hände für Henna-Tattoo hinzuhalten, noch unter
Horden anderer Touristen an einer traditionellen Teezeremonie teilzunehmen -
wir wollen einfach nur die Dünen sehen! Bei keinem Ausflug wird nur dies
angeboten – das Bewundern der Dünen wird nicht einmal als «Programm-punkt»
aufgeführt. So verzichten wir darauf und erinnerten uns stattdessen an die
einsamen Dünen in Australien und im südlichen Afrika.
Altstadt
und Souks: teilweise gebaut für und scharf auf Touristen
Sogar in einer schnell wachsenden,
ultramodernen Stadt wie Dubai bleiben immer noch ein paar Ecken mit
traditionellem Flair übrig, oder werden im Namen des Tourismus im alten Stil
neu gebaut.
Wir verlassen die U-Bahn bei der Station Al
Ghubaiba, um die Gegend entlang der Ufer des Dubai Creek zu erkunden. Hier im
Bur Distrikt finden wir eine wunderschöne, sehr lange Promenade entlang des
Wassers. Es ist mitten unter der Woche und wir scheinen fast die Einzigen zu
sein, die die fast endlosen Reihen von niedrigen, rechteckigen, schön
verzierten, Arabischen Häusern geniessen. Sie sehen aus wie bräunliche und
weisse Lehmhäuser, sind aber alle aus modernen Materialien neu gebaut worden.
Immer wieder sehen wir einen Arabischen Windturm oder kommen über grosszügig
angelegte, saubere Plätze. Die Häuser sind unbewohnt, aber beherbergen im
Erdgeschoss ab und zu ein Restaurant, oder einen Souvenir Shop. All dies gehört
zum Al Shindagha Quartier, einem riesigen Freiluftmuseum. Momentan ist fast
alles geschlossen und wenige Händler buhlen um die Touristen, von denen es noch
weniger hat. Wir kehren am Wochenende nochmals hierher zurück und es gefällt
uns noch besser. Überall ist Leben eingekehrt und wir mischen uns unter die
Einwanderer aus der ganzen Welt, und geniessen mit ihnen diese einzigartige
Kulisse, von altmodischen Häusern am Fluss. Auch hier fallen die (traditionell
gekleideten) Emiratis nur dadurch auf, dass sie Seltenheitswert haben.
Ursprünglicher, aber auch viel
touristischer, geht es im Deira Distrikt zu. Er liegt am gegenüberliegenden
Ufer, des mit Booten wimmelnden Flusses. Viele Leute überqueren den Dubai Creek
mit einer der unzähligen Holzfähren. Wir lieben es, in denjenigen Ecken der
alten Arabischen Quartiere zu bummeln, wo es nur wenige Touristen hat, und das
Leben noch immer so abläuft, wie in den guten alten Zeiten. Welch ein Kontrast
zu den hochangepriesenen Souks, theoretisch die traditionellen Märkte. Diese
sind überschwemmt mit Touristen und genauso mit Geiern.
Wir müssen nicht weit gehen, bis wir
wieder diejenigen Gegenden erreichen in denen der Horizont von Baukränen
dominiert ist. Trotz der Temperaturen, welche im Sommer regelmässig 50°C
erreichen, ist eine Armee von Bauarbeitern daran, die Stadt in
Lichtgeschwindigkeit noch weiter zu vergrössern. Die Arbeitsbedingungen und
Löhne der Bauarbeiter sind nicht immer so wie sie sein sollten, und einige
Missbrauchsfälle sind an die Öffentlichkeit gelangt. Die Regierung versucht
inzwischen gegenzusteuern und droht den schwarzen Schafen mit hohen Strafen.
Dubais
einzigartige Palmen: Goldgruben für Immobilienhändler
Einfach noch etwas mehr Wüste in
Betonwüste zu verwandeln erscheint den ambitionierten Scheichen wohl etwas gar
simpel. Zum Glück gibt es auf dieser Welt genügend Stararchitekten die scharf
darauf sind, gegen ein kleines, millionenschweres Trinkgeld weitere
extravagante Projekte zu entwerfen. Heute muss man nicht mehr weit gehen, um
die Welt zu sehen. Zehn Kilometer vor Dubais Küste wurde sie als Inselgruppe in
Form einer Weltkarte nachgebaut. Wer genügend Taschengeld hat, hat die
Möglichkeit sich eine Insel, bzw. ein Land zu kaufen. Dubai macht es möglich.
Künstlich aufgeschüttete, palmförmige
Inseln, welche durch den Stamm mit dem Festland verbunden sind, gehören
ebenfalls zu Dubais Extravaganzen, um Land zu gewinnen. Ein Besuch auf Palm
Jumeirah gibt uns einen hervorragenden Einblick in welchen Dimensionen die
Scheiche denken. Die 5 ½ km lange Monorail wurde nur für die armen Touristen
und diejenigen Einwanderer gebaut, welche nicht autofahren dürfen, da sie weder
eine gute Ausbildung noch eine gutbezahlte Stelle haben. So unglaublich es auch
tönt, so versucht Dubai den immer mehr werdenden Verkehr etwas zu beschränken.
Diese palmförmige Insel ist aber darauf
ausgelegt, so viele gutbetuchte Residenten zu beherbergen, dass sie mit einer
8-10 spurigen Autobahn erschlossen wurde. Sogar in der Nähe des beeindruckend
grossen Atlantis Resorts auf dem halbmondförmigen Wellenbrecher, welcher die
«inneren Palmblätter» schützt, warten wir recht lange, bis wir die Strasse
überqueren können. Vom Ufer aus können wir dann den gesamten Komplex des
Atlantis Hotels The Palm, bewundern. Das gigantische, im Arabischen Stil gehaltene
Gebäude strahlt in rötlich-, creme- und grün-farbenen Pastelltönen und ist
durch einen grossen geschwungenen Torbogen in seiner Mitte optisch geteilt.
Genauso beeindruckend wie der Monsterbau selbst, ist es zu wissen, dass sich
3'500 Angestellte um das Wohl der Gäste in den 1'500 Zimmern sorgen. Wer bereit
ist 5'700 Euro pro Nacht auszugeben, kann sogar in einer 165 m2
grossen Unterwasser-Suite logieren. Für soviel Geld gönnen wir uns lieber ein
paar Monate recht komfortables Reisen.
Später an diesem Tag nehmen wir das Tram
und den Bus zum Souk Madinat Jumeirah. Dieser Komplex beherbergt viele
Geschäfte und Restaurants, ist aber eigentlich ein Hotel, genauso wie das
augenfällige Burj Al Arab und das Jumeirah Beach Hotel.
Eine ganze Woche lang begeistert uns Dubai
mit seiner modernen extravaganten Architektur und seinen unzähligen
Wolkenkratzern. Um uns sehen wir viel Wohlstand und viel Grossartiges. Die
Stadt hat aber auch viele weniger ausschweifende Quartiere mit eher preiswerten
Märkten, Geschäften und Restaurants. Wer noble Lokale und westliches Essen
sucht, wird sicher fündig. Wir freuen uns aber, an preiswerten und gesunden
Asiatischen und Indischen Speisen und an der unglaublichen Auswahl an frisch
gepressten Fruchtsäften. Auch unser Hotel ist ein Glücksfall. Es bietet uns zum
Last-Minute-Preis von 165 Dirham (40€) pro Nacht, den Luxus eines Viersterne-Resorts.
Arabische Kultur? Na ja, wir passen uns
etwas dem Islamischen Verhaltenskodex an. Um uns herum sehen wir aber einen
faszinierenden, multikulturellen Schmelztiegel. Wir sind schon an so vielen
multi-ethnischen Orten gewesen, doch Dubai erleben wir bei weitem als die
multikulturellste Stadt von allen. Tatsächlich machen die einheimischen
Emiratis inzwischen nur noch 5% der Gesamtbevölkerung aus. Heute ist das Emirat
Dubai viel mehr von seinen Einwanderern und Touristen abhängig, als von seinem
Öl. Dank den vorausschauenden Scheichen wurde die Einwanderung zu einer wahren
Erfolgsgeschichte.
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