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Reisetagebuch Kapitel 25 [Oktober 2013 - Januar 2015] (Warm angezogen im Gebirge - ausgezogen am Meer) |
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Schweiz: ein weiterer Besuch in unserem Heimatland
Immer
wieder sind wir neugierig, uns wenig bekannte Regionen tiefgründig zu erkunden.
Für das kommende Jahr hingegen, suchten
wir nur nach schönen Unterkünften, wo wir eine gute Zeit haben könnten. Während
der kalten Jahreszeit zogen wir uns warm an und mieteten ein paar nette
Ferienwohnungen in den Schweizer Bergen. Während den warmen Sommermonaten,
wollten wir hingegen alle Hüllen fallen lassen und suchten uns dafür vorwiegend
die Mittelmeer- und Atlantikküsten Frankreichs und Spaniens aus.
Vor
zwei Jahren, im Winter 2011/12, hatten wir wieder einmal etwas Zeit in unserem
Heimatland verbracht. Damals war es, nach zwölf Jahren das erste Mal gewesen,
dass wir die Schweiz als Touristen, und nicht nur als Gäste unserer Freunde und
Verwandten, besucht hatten. Mit etwas Glück hatten wir damals zwei
Ferienwohnungen in den sonnigsten Tälern des Landes auserkoren. Weil es uns so
gut gefallen hatte, entschieden wir uns, einen weiteren Winter in der Schweiz zu verbringen. Da wir in den
folgenden Monaten viel Zeit zum Brainstorming über unsere Zukunft reservieren
wollten, bot sich unser Heimatland
geradezu an, da wir hier nicht von allzu-viel Unbekanntem abgelenkt werden
sollten…
Wie
doch die Zeit vergeht. Sogar wir können es kaum glauben, dass wir bereits das
16. Jahr geniessen, in dem wir ohne Unterbruch, langsam und genussreich unsere
Lieblingsziele in aller Herren Länder bereisen können. Es war Ende des letzten
Jahrtausends, als wir unsere Jobs an den Nagel hängten und die Sicherheit eines
geregelten Lebens gegen ein Leben in unlimitierter Freiheit eintauschten. Damals dachten wir, dass unser Erspartes für
etwa 12 Jahre reichen würde, mit viel Glück vielleicht für 14, oder falls alles
schief laufen sollte, möglicherweise auch nur 7 Jahre. Wir machten uns keine
Sorgen, denn wir wussten, es wird in jedem Fall genug sein.
Es hat
uns etwas schockiert zu erfahren, dass andere Paare in der Schweiz, und genauso
in Deutschland, alleine für ihre Krankenkasse, alljährlich gleichviel Geld
ausgeben wie wir für 12 Monate recht komfortables Reisen. Statt unsere Mittel
für übertriebenen Versicherungsschutz auszugeben, lebten wir einfach sorglos
drauflos und es fühlt sich immer noch grossartig an, die Freiheit voll
auszukosten. Weshalb sollten wir uns um die Zukunft sorgen? Da wir das Heute
voll ausleben, verpassen wir nichts, das wir morgen nachholen müssten. Ob es
ein weiteres Morgen gibt, wird damit irrelevant!
Bis
zum letzten Jahr sah es danach aus, als ob unsere Mittel nicht nur für 7, 12
oder 14 Jahre reichen würden, sondern sogar für 16 Jahre; mehr als wir in
unseren kühnsten Träumen erhofft hatten. Vielleicht ist es ein Naturgesetz: wer
sich keine Sorgen macht, wird vom Schicksal besonders reichlich belohnt und so
wurde es für uns noch besser. Etwa ein Jahr bevor auf unserem Konto Ebbe war,
konnten wir ganz unerwartet erben. Mit diesem Gezeitenwechsel schwoll unser
finanzielles Polster wieder auf etwa dieselbe Höhe an, die es bei unserem
Ausstieg 1999gehabt hatte.
Bingo,
nun haben wir eine Knacknuss: wie machen wir das Beste aus den zusätzlichen
Jahren in unlimitierter Freiheit, welche uns die Götter als unerwartetes
Geschenk zugedacht haben? Unsere Wunschliste mit allem was wir gerne machen,
sehen, und erleben wollten, ist mehr als erfüllt, wir waren ja 15 Jahre als
Weltenbummler „roving spirits“
unterwegs. Jetzt haben wir also das Privileg, eine neue Wunschliste mit allem
was wir gerne machen, sehen und erleben wollen, zu erstellen - um das Allerbeste
aus dem zweiten Teil unseres Globetrotterlebens zu
machen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, uns dieses Jahr vorwiegend an
Regionen und FKK-Gelände zu halten, die wir recht gut kennen. Mit wenig
Ablenkung und nur wenigen neuen Eindrücken, sollten wir genügend Zeit haben,
darüber nachzudenken, was uns zwei Lebenskünstlern am meisten zusagt.
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Schweiz Teil 1 : sechs Wochen im Bündner Surselva Tal
Nachdem
wir einige Freunde und Verwandte besucht hatten, zogen wir uns ins Gebirge
zurück. Über den Oberalppass erreichten wir am 26. Oktober 2013 Sedrun. Hier hatten wir für sechs
Wochen eine Ferienwohnung gebucht. Es war eine 55m2 grosse Einliegerwohnung
im Einfamilienhaus der Besitzer. Hier hatten wir eine perfekte ruhige Lage,
allen Luxus den wir mögen, und erst noch nette junge Vermieter in unserem
Alter! Obwohl das Haus noch keine 30 Jahre alt ist, war es im traditionellen
Stil des Surselva Tals gebaut: ein Chalet mit weiss verputzten Mauern
und Holzfassaden.
Ende
Oktober erfreute uns die Natur mit den schönsten Herbstfarben und die
Passtrassen lockten uns zu Fahrten in die umliegenden Täler. Dank Sedrun’s guter Lage und den super ausgebauten
Gebirgsstrassen, konnten wir das Urnerland, das
Berner Oberland, das Wallis und auch das Tessin an einem einzigen Tag
erreichen. Dabei überquerten wir den Oberalp-, den Susten-, den Grimsel-, den Nufenen-,
sowie den Gotthard-Pass. Wenn man
bedenkt, dass all diese Pässe bei den nächstgrösseren Schneefällen geschlossen
würden, staunten wir nicht schlecht über die vielen Baustellen, wo Arbeiter mit
schweren Maschinen noch fleissig die Strassen verbesserten. Fast den ganzen Tag
hatten wir phantastisches Wetter. Bei Meiringen
stiegen die Temperaturen föhnbedingt sogar auf unwirkliche 25°C an und auch im Obergoms, im Wallis, nahmen wir unser „Zvieri“
noch in einem Gartenrestaurant ein. Als wir später aber den Kanton Tessin
erreichten, war es plötzlich eher kalt und so neblig, dass wir kaum mehr die
Strasse vor uns sahen. Auf der Gotthard Passhöhe (2‘106m.ü.M.) konnten wir
nicht einmal den See sehen, von dem wir wussten, dass wir ihm entlangfuhren.
Kurze Zeit später war der Himmel wieder stahlblau und wir hatten die beste
Sicht hinunter auf Andermatt.
Dort
erstellt momentan der Egyptische Investor Samih Sawiris ein neues
Luxusresort, das als Andermatt-Swiss Alps
vermarktet wird. Für insgesamt etwa 1.5 Milliarden Euro werden sechs
4-5-Sternehotels, 25 Villen, welche für zweistellige Millionenbeträge verkauft
werden, mehrere hundert Luxus-Ferienwohnungen, ein Golfplatz, Hallenbäder,
Wellness-Anlagen und weitere Sporteinrichtungen gebaut. Das Chedi, ein 5-Sterne Superior Hotel ist bereits in Betrieb, weitere Apartment-
und Hotelkomplexe sind noch im Bau.
Als
Teil des neuen Resorts werden auch Millionenbeträge in das bestehende Skigebiet
investiert und dadurch entsteht die sogenannte „Ski-Arena Andermatt-Sedrun“.
Sedrun ist deutlich ruhiger als Andermatt,
hofft aber auch auf das grosse Geschäft, sobald die neuen Lifte und
Gondelbahnen die Pisten beidseits des Berges verbinden. Die beiden Dörfer
liegen 20km auseinander und sind über die Oberalppassstrasse verbunden, die nur
im Sommer geöffnet ist. Die Bahn verkehrt jedoch ganzjährig und wird, während
der Wintersperre der Strasse, um Autoverladewaggons ergänzt.
Sedrun
und das Bündnerland
Von Sedrun aus entdeckten wir auch viele lohnenswerte Ziele im
Bündnerland. So z.B. Disentis, mit seinem mächtigen Kloster, dann
das hübsche Vals, bekannt für
Mineralwasser und sein legendäres Gestein. Ein andermal kurvten wir hinauf zum
noblen Winterkurort Arosa, und wir
bestaunten auch die Rhein-Schlucht
mit ihren markanten ausgewaschenen Felsufern.
Um
schöne Wanderungen zu machen, mussten wir hingegen nicht ins Auto steigen, da Sedrun in alle Himmelsrichtungen eine Vielzahl guter
Wanderwege bietet. Einige sind flach, andere ziemlich steil und wir
profitierten täglich von einer der vielen Möglichkeiten. Wenn wir auf andere
Wanderer trafen, grüssten uns viele in der Rätoromanischen Sprache. Es hat uns
überrascht, dass wir hier, vielmehr als im Engadin, die meisten Menschen Rätoromanisch
sprechen hörten. In abgelegenen Bergtälern wie dem Surselva,
können lokale Sprachen und das Brauchtum besser überleben.
Moderne
Stadtmenschen suchen hier Frieden und Ruhe. Wenn es ums Einkaufen geht, sehen
sie aber schnell, dass die Möglichkeiten hier etwas eingeschränkt sind. Zum
Glück gibt es einen kleinen Coop und einen Denner Supermarkt, wo man alles
Nötige findet. Da das Angebot alle paar Wochen angepasst wird, ist das Risiko
an einseitiger Ernährung einzugehen, nicht allzu gross. Für alles, das aus dem
Rahmen des Üblichen fällt, muss man allerdings nach Ilanz
oder Chur. Dazu muss man 40, bzw. 70 Kilometer auf einer kurvigen Strasse unter
die Räder nehmen, oder sie mit einem Bummelzug im Schneckentempo zurücklegen. Zu
dumm, wenn man die neu gekaufte Kamera wegen eines Garantiefalls umtauschen
muss.
Während
unseres Aufenthaltes fühlte sich Sedrun weder allzu
belebt, noch allzu ausgestorben an. Unter den 1‘500 Einwohnern sind alle
Altersstufen vertreten. Auf der anderen Seite gibt es hier aber viele
Ferienwohnungen und jetzt, Ende Herbst, standen fast alle leer. Unsere
Vermieter waren felsenfest davon überzeugt, dass wir die einzigen (…) sind, die
um diese Jahreszeit eine Ferienwohnung mieten. So war es kaum erstaunlich, dass
von den Hotels und Restaurants eines nach dem anderen Betriebsferien machte und
die Lokale mit den besten Köchen konnten es sich natürlich leisten, gleich für
zwei Monate dicht zu machen.
Zum
Glück mussten wir aber trotzdem nicht auf Gourmet-Mahlzeiten verzichten. Wir verstanden
uns sehr gut mit unseren Vermietern Ursulina und Pius.
Sie luden uns sogar zweimal zu einem leckeren Abendessen ein. Ursulina würde ohne weiteres als Sterne-Köchin
qualifizieren. Einmal verwöhnte sie uns mit einem edlen Mahl mit einheimischem
Wild und ein andermal mit einem Fischgericht, das ebenso gut war. Dazwischen
luden wir sie einmal in ihre Einliegerwohnung zum Essen ein. Wir hatten viel
Spass mit den beiden und obwohl wir ein ganz anderes Leben führen als sie, war
es interessant Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Dabei erfuhren wir
auch, dass ihnen unsere Mietanfrage zuerst etwas rätselhaft vorkam, da
normalerweise NIEMAND um diese Jahreszeit mieten will, und schon gar nicht so
lange. Nachdem sie aber unsere Homepage gesehen hatten, verflog ihr Misstrauen
und sie waren nun eher neugierig auf uns.
Ungewöhnliche Sauna Sitten
Als
Feriengäste im eigenen Land mussten wir uns natürlich wieder an die Schweizer
Sitten und "Unsitten" gewöhnen. In der Gemeinde-eigenen sehr schön
gestalteten Wellness-Anlage, sind wir schon mal ins erste Fettnäpfchen
getreten. Wir freuten uns, dass die Saunasitten in der (Deutsch)Schweiz
deutlich natürlicher sind, als im Einflussbereich der vor langer Zeit
verstorbenen Königin Viktoria. Wir haben aber die gut Schweizerische
Konsensfähigkeit vergessen. Um sowohl die Gäste aus dem Tessin und Italien, die
50% der Urlauber ausmachen und die meist in Badekleidern schwitzen, als auch
die Nacktsaunierenden aus dem deutschsprachigen Europa zufrieden zu stellen,
hat sich die Gemeinde ein „einzigartiges“ System einfallen lassen. Badekleider
sind in der ganzen Sauna und dem Römisch-Irischen Bad strengstens verboten. Gehemmte
Gäste dürfen sich aber ein Badetuch umwickeln. In den angeschlossenen
Ruheräumen hingegen, herrscht Badetuch-umwickel-Pflicht! Hinweisschilder mit
dem Sedruner Wellness-Knigge sind verbannt, da diese
gemäss Gemeindeverwaltung, das exklusive Ambiente stören würden!
Nun
denn, als wir im Naturkleid in den Saunen und Dampfbädern schwitzen, verhielten
wir uns noch „korrekt“, bloss die Italienerin im Bikini wurde gemassregelt. Als
wir uns dann aber zum Auskühlen splitternackt auf die Liegestühle im Ruheraum
setzten, und das Badetuch bloss als Unterlage brauchten, beschwerten sich
tatsächlich drei andere Gäste an der Kasse!
Zudem
hatten wir noch die Frechheit miteinander zu sprechen, statt uns anzuschweigen.
Nun wurden wir freundlich aufgefordert, mit umgewickeltem Badetuch und
geschlossener Klappe weiter abzukühlen - ob dies nun Sinn mache oder nicht. Die
nette Betriebsleiterin meinte, sie setze nur die Bestimmungen der Gemeinde
durch. Beiläufig erwähnte sie noch, dass seit Juni nie mehr als 4 Gäste
gleichzeitig im riesigen Wellnessbereich waren (3 Saunen, 2 Dampfbäder,
Warmwasserbad und vieles mehr). An jenem Tag, dem letzten vor den
Betriebsferien, sei mit 15 Besuchern das erste Mal richtig was los, seitdem sie
hier die Stelle angetreten habe.… .
Die Sedruner Sauna-Sitten sind schon eher etwas ungewöhnlich. Mit
der momentanen Lösung machen die Hälfte der Italienisch-sprachigen Gäste gleich
wieder auf dem Absatz kehrt, nachdem sie an der Kasse erfahren, dass
Badekleider verboten sind. Ironischerweise funktionierte jedoch ein Versuch mit
Textiltagen noch weniger, denn dabei verzogen sich fast alle Italiener und
Tessiner möchte-gern-Kunden gleich wieder. Vermutlich kamen sie doch eher um zu
sehen, aber nicht um gesehen zu werden…
Nach
12 Tagen in Sedrun kam der Schnee. Es war nicht sehr
viel, gerade genug, dass die Strassen vereisten und wir etwas mit der
Schneeschaufel üben konnten. Nach ein paar Tagen war alles wieder grün und das
„Spielchen“ wiederholte sich wieder und wieder.
Das
Eröffnungsdatum für die Skisaison war vor langer Zeit festgelegt worden. Es
scheint aber so, dass Mutter Natur ihre Aktien nicht in die einheimischen
Skigebiete investiert hat. In weiser Voraussicht hat die Ski-Arena Andermatt Sedrun in ein Arsenal
aus Schneekanonen investiert, sozusagen ihre Vollkasko-Versicherung gegen Schneemangel.
Mitten auf grünen Wiesen waren die Schneekanonen bereits einen Monat vor
Eröffnung der Skisaison in Betrieb. Heutzutage überlässt man nichts mehr dem
Zufall, vor allem dann nicht, wenn es sich um eine gut geschmierte Geldmaschine
handelt! Am Anfang sah man kaum ein Resultat, doch nach ein paar Wochen türmte
sich der künstliche Schnee so hoch, dass wir nicht einmal mehr die drei Meter
breite Asphaltstrasse fanden, auf der wir jeweils so gerne zur Alp Milez
wanderten. Der Weg führt auf eine Höhe von 1‘900m ü. M, etwa 500 Meter über Sedrun.
Im
Gegensatz zu unserem Schweiz-Besuch vor zwei Jahren, wo wir vorerst inkognito blieben,
weihten wir diesmal Familie und Freunde ein. Somit kamen einige zu Besuch und
wir hatten oft was los. Als erstes kamen Brigitte’s
Eltern für einen Nachmittag. Heinz‘ Schwester und Schwager Edith & Kari, sowie
Moni & Bruno verbrachten mit uns je ein
Winter-Wochenende.
Für
uns waren die sechs Wochen in Sedrun, wo wir den
Übergang vom Herbst zum Winter geniessen konnten, ein perfekter Start unseres
Aufenthaltes in der Schweiz. Dank der tollen Ferienwohnung und den aufgestellten
Vermietern, stellte sich der Wohlfühl-Faktor ganz von
selbst ein. Zudem liebten wir die unzähligen Wandermöglichkeiten und auch das
Dorf, wo sich die meisten Leute kennen. Es gibt noch genug Vertrauen, dass der
Bäcker sowohl Brot und Patisserie, als auch teurere Delikatessen, während der
Nebensaison in einem Selbstbedienungsladen verkauft, wo die Kunden das Geld in
die Kasse legen. Welch wunderbare Welt - und wie gut, dass wir an ihr teilhaben
durften. Was wir im Surselvatal erlebten, ist ein interessanter
Teil unserer Lebensgeschichte geworden und wir erinnern uns immer wieder gerne
an unsere schöne Zeit in Sedrun.
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Fotos |
Schweiz Teil 2 : fünf Wochen im Tessin
Brione:
Ferienwohnung mit toller Aussicht über den Lago Maggiore
Am 7.
Dezember 2013 fuhren wir vom Bündnerland über den Lukmanierpass
ins Tessin, dem italienischen Teil der Schweiz. Als wir
in Sedrun losfuhren, war es eiskalt, doch kaum hatten
wir die Passhöhe hinter uns, kamen wir in deutlich milderes Klima und die
letzten Schnee- und Eisreste an unserem Wagen
schmolzen schnell dahin.
Nach
rund zweistündiger Fahrt, erreichten wir den Lago Maggiore und schon bald ging’s bergauf nach Brione, hoch über Locarno.
Als
uns die neue Vermieterin in unsere nächste Ferienwohnung führte, waren wir vom
hellen Wohnzimmer mit den grossen Fenstern und der tollen Aussicht sofort
begeistert. In welche Richtung wir auch schauten, wir waren entzückt. Fast die
ganze Süd- und Westwand war vom Boden bis zur Decke verglast. Wir mussten nicht
einmal auf den Balkon gehen, um die enorme Aussicht zu geniessen. Sie
erstreckte sich von der Magadino Ebene zum Lago
Maggiore und über Locarno und Ascona ins dahinterliegende Gebirge. Mit der
Dämmerung änderte sich das Bild, die Aussicht verlor aber nichts von ihrer
Faszination, denn nun sahen wir auf ein Lichtermeer, das immer intensiver
wurde. Hier hatten wir ganz offensichtlich eine Aussicht wie Millionäre. Für
uns war diese Wohnung, die sich in einem kleinen Wohnblock mit vier
Ferienwohnungen befand, purer Luxus. Im Vergleich zu den umliegenden, war sie
aber noch eher bescheiden.
Viele Villen in dieser Region sind tatsächlich im Besitz von Leuten, die das
Glück haben, ihre millionenschweren Ferienobjekte mit Taschengeld finanzieren
zu können.
Das
nördliche Ufer des Lago Maggiore ist so steil, dass es unmöglich ist, günstig
zu bauen. Wer aber das nötige Kleingeld hat, zahlt hier gerne etwas mehr, da
eine unverbaubare Aussicht wegen der steilen Lage fast garantiert ist. Da die steilen
Hänge vorwiegend aus zerklüftetem, mit Sickerwasser durchzogenem Gestein
bestehen, müssen die Bauplätze im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Fels
gesprengt werden. So erhalten die Gebäude ein sehr solides Fundament, müssen
jedoch gut gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Dies erreicht man z.B. indem
man zwischen dem Gebäude und dem dahinterliegenden Fels einen gewissen Abstand
einhält. In so steilem Gelände ist dies eine wahre Herausforderung.
Der
Eingang zu unserem Wohnblock befand sich gleich neben den Garagen. Über das
Treppenhaus kamen wir einen Stock höher, bevor wir das Gebäude durch den
Hintereingang wieder verliessen. Von dort führt eine weitere Treppe hinauf zu
einem drei Meter breiten Hinterhof, direkt vor unsere Wohnungstür. Obwohl wir
uns nun bereits fünf Meter oberhalb des Strassen-Niveaus befanden, war der
Hinterhof hangseitig von einer neun Meter hohen Betonmauer eingefasst. Diese
war Teil des Fundamentes für das dahinter-, respektive höherliegende,
6-stöckige Gebäude.
Wir
hatten viel Glück, dass unser Appartement direkt von der Dorfstrasse aus
zugänglich war und zudem hatten wir einen Bus-Stopp direkt vor dem Eingang.
Viele, wenn nicht sogar die meisten unserer Nachbarn, haben sich aber eine
kleine, private Bergbahn bauen lassen um sich selbst und ihr Gepäck vom
Parkplatz den Hang hinauf, bzw. hinunter zu ihren Behausungen zu bringen. Die
einheimischen Pendler ziehen die leicht zugänglichen Wohnungen unten in den
Städten vor. Am darüberliegenden Sonnenhang um
Brione, Orselina und Umgebung, findet man vor allem
Zweitwohnungen im Besitz von Deutschschweizern, Deutschen und Italienern.
Dasselbe Brot ist nicht überall das selbe
Während
unseres Aufenthalts im Tessin waren wir überrascht, wie oft wir Hochdeutsch und
Schweizerdeutsch hörten. In den Lebensmittelgeschäften hingegen, unterschied
sich das Angebot deutlich von demjenigen in der übrigen Schweiz. Spezialitäten
wie Vitello Tonnato, ein an
Thunfisch-Sauce servierter kalter Kalbsbraten, oder Produkte aus Kastanien fand
man an jeder Ecke. Weniger begeistert hat uns hingegen das Brot. Die meisten
Brotlaibe waren doppelt so gross, aber nur halb so schwer wie ihre Namensvetter
in der Deutschschweiz, allen voran das landesweit beliebte Tessinerbrot.
Wir
wollen aber nicht jammern, da der Mangel an dem, was wir als gutes Brot
betrachten, sicherlich der Gesundheit und Fitness von Heinz nicht geschadet
hat. Das Brot im kleinen Dorfladen, etwa 200m von unserer Wohnung, wurde von
einer preisgekrönten Bäckerei geliefert. Nun, wir würden eher der Fleischtheke
dieses Geschäfts einen Preis verleihen, für Brot zog es Heinz jedoch vor, zum über einen Kilometer entfernten Dorfladen in Orselina zu marschieren. Damit konnte er zwei Fliegen mit
einer Klappe schlagen: wir erhielten besseres Brot und er wurde erst noch
fitter.
Fitness
war unabdingbar um von den unzähligen Spazier- und Wanderwegen um unsere
Ferienwohnung zu profitieren. Viele ansprechende Ziele konnten wir zu Fuss
erreichen. Locarno zum Beispiel, war weniger als eine Stunde und 286 Höhenmeter
entfernt. Überraschend viele schmale Treppen und Pfade sind zwischen den
Häusern angelegt worden. Oft führen sie durch naturbelassene Waldstücke mit
malerischen Bächlein und Wasserfällen. Dazwischen kommt man durch Villenviertel
mit üppigen Gärten voller Palmen, Kakibäumen und
Kamelien, von denen einige sogar im Januar blühen.
Diese
Pflanzen können hier gedeihen dankdem die Tessiner
Winter eher mild sind.
Während
unseres Aufenthaltes, war es meist Zeit um die 8-15°C und zudem war es meist
sonnig - häufiger, als in einem durchschnittlichen Winter, wie man uns sagte.
Somit war es sehr angenehm die steilen Hänge hinauf und hinunter zu spazieren,
wir denken aber, dass dies in der Sommerhitze die Hölle sein muss. Während
unserer fünf Wochen in Brione marschierten wir fast täglich, entweder ans
Seeufer in Locarno, Ascona, Minusio oder Tenero, oder zur
Wallfahrtskirche Madonna del Sasso, dem malerischen Bergtal
Valle Resa, zum beeindruckenden Verzasca Staudamm, oder einfach durch den Wald
oberhalb der Siedlungen. Die meisten Wanderungen boten immer wieder eine tolle
Aussicht, diejenige direkt vor unserem Wohnzimmer blieb aber unerreicht.
Mogno: ein Wallfahrtsort für unterschiedliche Pilger
Mit einer
grossartigen Aussicht und den Wandermöglichkeiten direkt vor der Tür, mussten
wir uns ab und zu richtig motivieren, ins Auto zu steigen um die weitere
Umgebung zu erkunden.
Einer
dieser Ausflüge brachte uns an dasjenige Ende des Verzasca Tales, welches wir nicht mehr in vernünftiger Zeit zu Fuss
erreichen konnten. Im Gegensatz zum grössten Teil des Kantons Tessin, ist
dieses sehr dünn besiedelt. Nur ein paar wenige Dörfer, alle mit traditionellen
Steinhäusern, liegen entlang des klaren grünen Flusses. Die wilde Schönheit der
Natur ist sicherlich das Besuchermagnet des Verzasca
Tales und eine angenehme Abwechslung zum geschäftigen Treiben der
dichtbesiedelten Gebiete des Tessins, mit unzähligen Supermärkten,
Einkaufszentren, Hobby- und Fachmärkten.
Ein
weiterer Ausflug führte uns durchs ziemlich dicht besiedelte Maggia Tal ins Val Lavizzara. Im fast verlassenen Weiler
Mogno
besuchten wir die Kapelle. Niemand würde über sie sprechen, wäre sie nicht von
einer Lawine zerstört und dann nach den Plänen eines berühmten Architekten
wieder aufgebaut worden. Dadurch wurde dieses Gotteshaus zu einem
Touristen-Magnet. Nicht einmal das enge und abenteuerliche Strässchen hindert
die Massen der „Pilger“ daran, diese kleine Kapelle zu besuchen, die von einem
berühmten Sohn des Tessins entworfen wurde: Mario Botta. Jeder Normalbürger weiss, dass selbst eine kleine
Kapelle ein Vermögen kostet, wenn sie von einem berühmten Star-Architekten
gebaut wird. Deshalb hat die Kirchgemeinde neben dem Opferstock einen grossen
Stapel Einzahlungsscheine aufgelegt, um die erhofften grosszügigen Spenden zu
vereinfachen.
Kommen
wir zur Architektur. Wir lasen viel negative Kritik über die farbliche
Gestaltung der Kapelle und dass sie nicht in dieses Bergdörfchen passe. Gespannt,
wie sie uns gefallen würde, waren wir dann vor allem darüber erstaunt, wie
klein sie ist. Die Kapelle ist rund und gleicht einem abgeschrägten Zylinder.
Auch ohne Fenster ist der Innenraum sehr hell, da das abgeschrägte Dach eine
reine Glaskonstruktion ist. Das Gebäude besteht aus einer Mischung aus weissem
Marmor und grauem Granit, die sich farblich abwechseln. Einige Architektur-Kritiker
erinnert die Farbgebung an das Moorische Design in Cordoba und wir sehen es
genauso. Immer wieder findet man helle und dunkle Streifen, die in verschiedene
Richtungen verlegt wurden. Sowohl hinter dem Altar, als auch beim Eingang sind
die Wände weiss-grau gewürfelt und konisch verjüngt, was den Raum optisch viel
grösser erscheinen lässt, obwohl er nur 15 Sitzplätze hat. Alles in allem, ist
diese kleine Kapelle ein sehr beeindruckendes Bauwerk, das uns mit seiner
modernen Architektur begeisterte.
Brontallo und
andere Ausflüge ums Maggia Tal
Zurück
im eigentlichen Maggia Tal, besuchten wir das
schmucke Dorf Brontallo.
In diesem adretten Steindorf hat man sich schon seit langem um die Erhaltung des
traditionellen Dorfbildes gekümmert. Heute sind die meisten Gebäude renoviert
und obwohl viele Stallungen zu Ferienhäusern umgebaut wurden, behielten sie
äusserlich ihre traditionellen Fassaden. Aus diesem Grund sind moderne doppel-
und dreifach-Glasfenster hinter massiven Holzbalken versteckt. So müssen sich
die Ferienhausbesitzer mit modernen, aber eher dunklen Hüttchen begnügen, dafür
erfreuen sich die Fotografen am bilderbuchhaften Dorfbild.
Nun
besuchten wir das Seitental Valle Bavona. Jetzt, während der kürzesten Tage des Jahres, erreichen
die Sonnenstrahlen wegen der hohen Berge den Talboden nie, weshalb er gefroren
bleibt. Welch ein Kontrast zu unserem sonnigen warmen Plätzchen am Lago
Maggiore. Hier im Valle Bavona, keine 40km entfernt,
war alles mit Reif bedeckt und somit boten Wiesen, Steine und Häuser einen ganz
speziellen Anblick, weil sie mit einer dünnen weissen Schicht überzogen waren.
An
einem anderen Tag kamen wir nochmals zurück ins Maggia
Tal und diesmal kletterten wir bei Ponte
Brolla in der Schlucht des grünen Flusses umher.
Obwohl die Felswände nicht sehr hoch sind, bilden sie trotzdem einen
eindrücklich engen Canyon. Das Gestein ist hier vom Maggia-Wasser
wunderschön ausgehöhlt und geschliffen worden.
Etwa
zwei Wochen vor Weihnachten hatten wir Lust auf einen Spaziergang hinunter nach
Locarno. Wir wollten uns im
Städtchen umsehen, vielleicht das eine oder andere Restaurant auskundschaften,
und nach einer leckeren Mahlzeit wieder den Hang hinaufdampfen.
Wir waren überrascht, wieviel da los war, fast zuviel,
um einfach etwas umherzuschlendern und sich umzusehen. Schon bald entdeckten
wir die Gründe, für diesen Menschenauflauf. Eine Kunsteisbahn, umgeben von
Marktständen, war für einen Monat auf dem Marktplatz aufgebaut. Weiter wurde in
der malerischen Altstadt ein grosser und überaus beliebter Weihnachtsmarkt
abgehalten. Die verschiedenen Düfte, die nächtlichen Marktstände und die
Weihnachtsbeleuchtung waren einfach magisch. Wir fanden auch mehrere edle
Speiselokale die stolz auf ihre Auszeichnungen von Gourmetführern hinwiesen. Es
gab nur ein Problem; wie kommen wir zurück zu dem Lokal, für das wir uns
schlussendlich entschieden? Die Menschenmasse bewegte sich kaum mehr als einen
Meter pro Minute und unser hirneigenes GPS funktionierte durch die vielen
Ablenkungen nur noch mittelmässig. Dafür waren wir dann wirklich hungrig, bis
wir endlich in unserem ausgesuchten Lokal Platz nahmen. Das Essen schmeckte
hervorragend und der Marsch hinauf nach Brione half uns anschliessend, dieses
zu verdauen.
Ausflug nach Italien
Anfangs
Januar 2014 machten wir einen Ausflug nach Morcote, etwas südlich von
Lugano. Wir wissen, dass es in dieser kleinen Ortschaft am Luganersee
im Sommer nur so von Touristen wimmelt. Jetzt hingegen, war sie so tot, man
konnte schon fast riechen, wie sie verfault… Nichtsdestotrotz, für uns hat sich
dieser Ausflug absolut gelohnt. Die einzige Schweizer Reparaturwerkstätte für
unsere geliebte Espresso-Maschine lag auf dem Weg. Glücklicherweise war das
benötigte Ersatzteil am Lager und erst noch viel günstiger, als erhofft.
Nun
fuhren wir weiter ins Italienische
Marktstädtchen Luino.
Nun gut, im Winter gibt es hier keine Touristen und folgedessen auch keinen
Markt. Das einzig Gute, das wir in diesem Ort fanden, war eine übertrieben
geheizte Italienische Eisdiele; unwiderstehlich und hervorragend. Etwa 20km
weiter südwärts entlang des Lago Maggiore, nahmen wir im malerischen Dorf Laveno die
Autofähre über den See nach Verbania. Nun fuhren wir nach Cannero Riviera, welches sich als das Italienische Gegenstück zu Morcote entpuppte; schön, aber schön tot. Jetzt bereuten
wir es, dass wir uns weder in Laveno, noch Verbania umgesehen hatten. In beiden Städtchen war deutlich
mehr los gewesen und sie hätten uns einen authentischeren Einblick ins
Italienische Leben ermöglicht.
Überall viel Schnee
Das
Tessin ist bekannt für viel Sonne, aber nicht für Schnee und Regen. Während des
grössten Teils unseres Aufenthaltes hatten wir sonniges und für die Jahreszeit
überdurchschnittlich warmes Wetter. Aber genau dann, als Brigitte
pflichtbewusst ihre Eltern zu Weihnachten besuchen wollte, gab es hier
allerdings mehr Niederschläge, als je gemessen wurden. Strassen mussten geschlossen
werden; in den Tälern wegen Überschwemmungen und im Gebirge wegen Schnee, aber
auch wegen Sturmschäden, die durch starke Böen verursacht wurden.
Glücklicherweise
sahen wir die Wetterwarnungen und verschoben die 4-stündige Reise für ein paar
Tage. Da wir eine Tessiner Spezialität mitbringen wollten, kauften wir in einer
Bäckerei einen Panettone. Nun, was wir bekamen war
sicherlich keine Werbung für diese Spezialität. Jeder andere Panettone, den wir zuvor in Supermärkten oder
Superdiscountern erstanden hatten, hatte viel besser geschmeckt.
Zufälligerweise wurden wir nach unserer Rückkehr zu genauso einem Gebäck
eingeladen. Unsere Vermieter Marlies und René hätten sich gar nicht viel Mühe
geben müssen, etwas besseres zu produzieren, als jene Bäckerei - sie konnten es
nur besser machen! Ein anderes Mal hingegen, luden sie uns zu einem
hervorragenden Abendessen ein und dabei hat René bewiesen, welch guter Koch er
ist.
Bei
unserer Ferienwohnung in Brione schneite es nur zweimal und die weisse Pracht
schmolz bald wieder dahin. Durch unsere grossen Panorama-Fenster sahen wir aber
zum anderen Seeufer, wo immer etwas Schnee lag - manchmal mehr, manchmal
weniger. Die armen Schlucker dort drüben leben so nah
unter dem Gebirge, dass sie in den kürzesten Tagen des Jahres nie ein Sonnenstrahl
erreicht. Wir waren überglücklich, dass es uns ans nördliche Seeufer
verschlagen hat.
Ein
mildes Klima ist angenehm, es ist aber auch schön, ein Winterwunderland in der
Nähe zu haben. Bosco Gurin
ist ein Dorf wie aus einem Märchenbuch. Es befindet sich nur etwa 40
kurvenreiche Kilometer von Brione entfernt. Über zwei Meter Schnee türmten sich
dort entlang der Strasse und fast soviel auf den
Dächern. Einige schmale Fusswege waren so tief in den Schnee gefräst worden,
dass nur Giraffen die schöne Landschaften und das charmante Dorf um sie herum
hätten sehen können... Wir konnten uns an der bildschönen Umgebung und den
adretten Holzhäusern kaum sattsehen. Bosco Gurin ist
eine deutschsprachige Oase im Italienischen Teil der Schweiz. Das Völkchen, das
sich hier niederliess, waren Walser, die um 1244 aus dem Bündnerland her
kommend, von der andern Bergseite einwanderten. Deshalb gleichen die Häuser
hier auch nicht den typischen Steinhäusern der umliegenden Täler, sondern eher
den Holzstrukturen des Walsertales.
Bosco
Gurin befindet sich an einer schattigen Stelle, etwa
1‘500 Meter über Meer und gilt deshalb im Winter als schneesicher. Damit wurde
es zu einem attraktiven und überschaubaren kleinen Wintersportort. Es ist wohl
eher der Charme des Dörfchens, der Touristen anzieht.
Für
unser Gefühl waren die fünf Wochen viel zu schnell vorüber. Obwohl das Tessin, laut
Statistik, den niederschlagsreichsten Winter seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen erfuhr, hatten wir glücklicherweise während unseres
Aufenthaltes die meiste Zeit überdurchschnittlich gutes Wetter. Irgendwie haben
die meisten Niederschläge, egal ob Regen oder Schnee, auf wundersame Weise
unser Paradies mit der tollen Aussicht verschont.
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Berner-Oberland, Heissluftballone Videos: |
Schweiz Teil 3 : Sechs Wochen im Berner Oberland
Am
11. Januar 2014 verliessen wir das Tessin und kamen zügig durch den Gotthard-
und weitere Autostrassen-Tunnels, ins Berner Oberland. Als wir Faulensee, welches zu Spiez
gehört, erreichten, bezogen wir eine schöne Ferienwohnung oberhalb des Thunersees. Wiederum hatten wir eine aussergewöhnlich
schöne Aussicht, obschon die Fenster hier deutlich kleiner waren, als am
letzten Ort. Mit 94m2 war es dafür die grösste Wohnung, die wir
diesen Winter mieteten. Sowohl die Küche, als auch das Wohnzimmer und das Bad
waren besonders gross und dazu hatten wir auch zwei Schlafzimmer.
In
Faulensee gibt es einen kleinen Volg Laden, der auch
frisches Brot anbietet. Verschiedene grössere Supermärkte in Spiez waren
ebenfalls zu Fuss, in weniger als einer halben Stunde, erreichbar. Zudem war die
Umgebung unserer Ferienwohnung ein wahres Paradies zum Spazieren und Wandern. Schöne
Aussicht auf den See und die Berge war bei allen garantiert.
Zwischen
dem Thuner- und dem Brienzersee liegt der
Touristenort Interlaken, etwa 15km von
uns entfernt. Interlaken ist ein sehr gutes Beispiel, wie der Einfluss des
Tourismus den Charakter einer Ortschaft verändern kann. Vor zwanzig Jahren gab
es hier viele Sushi-Restaurants, da es in Interlaken nur so von Japanern
wimmelte, die auf dem Weg den zur berühmten Jungfrau (dem 4‘158 Meter hohen Berg natürlich...), hier einen
Zwischenhalt einlegten.
Inzwischen
wird das grosse Geschäft jedoch mit Chinesischen Touristen gemacht. Die Sushi
Restaurants sind verschwunden, dafür haben sich nun aber viele einfache und
preiswerte Asiatische Lokale etabliert, welche die unterschiedlichsten
ethnischen Küchen anbieten. Für uns ist dies nur einer, von vielen positiven Einflüssen,
welche Immigranten auf die Schweiz ausüben.
Jetzt
gibt es in Interlaken sogar noch mehr Uhren- und Schmuckgeschäfte als früher.
Chinesisches Personal eröffnet der kaufwilligen Kundschaft die Möglichkeit, Schweizer
Qualität in ihrer Muttersprache zu erstehen, sofern sie das Preisschild nicht
sprachlos macht… Bis spät in die Nacht wimmelt es in den Juwelier-Geschäften
von Kunden aus China. Nicht nur diejenigen die mit Reisegruppen unterwegs sind,
sondern auch junge Individualreisende geben ihre Touristen-Dollars grosszügig
für teure Andenken aus. Jedes Geschäft im Ort möchte sich ein Stück des Kuchens
abschneiden, vom Schokoladen-Konfiseur über die
Apotheke zum Maroni-Stand: alle werben in Chinesisch. Es ist schon so weit,
dass einige Shops sogar anschreiben, dass ihr Personal auch Deutsch, die Sprache
der Region, spricht.
Die
Welt verändert sich schnell. Vor zwanzig Jahren durften Chinesen ohne
Bewilligung nicht einmal ihren Wohnort verlassen, und heute reisen von keinem
anderen Land so viele Menschen ins Ausland, wie von China. Für die
rechtspopulistischen Parteien sind die Asiaten wohl die idealen Ausländer: sie
kommen hierher um viel Geld auszugeben und reisen innerhalb von ein paar Tagen
wieder ab. Wer aber von Ausländern profitieren will, muss auch bereit sein,
Nachteile in Kauf zu nehmen. Seriöse Politik erfordert viel mehr Können, als
bloss populistisches Gehabe.
Heissluftballon-Festival in Château-d’Œx
Die
meisten Ausflüge brachten uns zu den umliegenden Bergen, Hügeln und Tälern. Für
einen ganz speziellen Anlass fuhren wir jedoch etwas weiter, in die
Französische Schweiz. Nach 15 Jahren besuchten wir noch einmal das Heissluft-Ballon
Festival im verschneiten Château d’Oex.
Es
ist besonders spektakulär zuzusehen, wie dutzende bunter Heissluft Ballons in
einem Schneefeld aufgeblasen werden und abheben. Das Wetter war zwar traumhaft,
der Wind aber sehr flau, weshalb die Ballons über dem Dorf und zwischen den
umliegenden Bergen verweilten.
Insgesamt
starten während des achttägigen Festivals, alljährlich etwa 100 Ballons aus
ungefähr 15 Nationen. Die Höhepunkte im Wochenend-Programm bilden die zwei
täglichen Massenstarts: einer für gewöhnliche, und einer für Figuren-Ballons.
Schon die „normalen“ Heissluft Ballons begeistern mit ihren vielen Farben und
Grössen, wenn sie sich fast gleichzeitig aufrichten und vom schneebedeckten Startfeld
abheben.
Natürlich
wollen die Sponsoren ihre Namen auf dem Ballon verewigt haben, doch dies ist für
Zuschauer naturgemäss weniger interessant, als die oft ulkigen und sonderbaren
Formen der Kategorie Spezialformen, von denen nur einer einen erkennbaren
Sponsor hatte. Solche Ballons haben wir sonst noch nirgendwo gesehen und
darunter waren ein riesiges fliegendes Schwein, ein Huhn, eine Ente, ein Löwe, eine
Sonnenblume, gar ein Leuchtturm, ein übergrosser Kopf einer Cartoon-Figur und
vieles witziges mehr. Es verlangt sicher sehr viel Können, solche Ballons zu
nähen, die sich so stark von der üblichen Tropfenform unterscheiden und sie sind
im Wind auch viel schwieriger zu manövrieren.
Kulinarischer Ausflug
Ein
weiterer Ausflug ausserhalb des Berner Oberlandes brachte uns ins Emmental, dorthin wo der gleichnamige
Käse herkommt. Käseliebhaber hören sicher gerne, dass „das Original“ einen viel
kräftigeren Geschmack hat, als die vielen Kopien, die auf der ganzen Welt
produziert werden.
Emmentaler
Meringues sind eine weitere Spezialität dieser
Region, aber diese sind wohl nur in der Schweiz „weltbekannt“. Wirklich
weltbekannt, sind hingegen Kambly Biskuits, die weitherum exportiert werden. Der
Fabrikladen in Trubschachen wurde zu einem echten
Touristenmagnet. Er versteht sich gleichzeitig als „Probierstube“ und Infoquelle,
mit gut gemachter, mehrsprachiger Multimedia Show, die beide überaus beliebt
sind. Etwa 100 verschiedene Kekse, pikante wie auch süsse, dürfen gratis probiert,
respektive verglichen, werden. Nur schade, dass die meisten so unwiderstehlich
gut sind, dass viele der Versuchung nicht widerstehen können, mehr der
handlichen 500 Gramm Pakete zu kaufen, als sie tragen können! Die Auswahl ist
einfach unglaublich und es gab viele Biskuits, die wir vorher noch nirgendwo zu
kaufen sahen.
Fast
hätten wir vergessen zu erwähnen, weshalb wir das Emmental eigentlich
besuchten: wegen der charaktervollen Bauernhäusern mit ihren typischen riesigen
Dächern, die zerstreut auf grünen, bzw. momentan teilweise schneebedeckten,
Hügeln stehen. Wunderschön!
Ansprechendes Berner Oberland
Wir
haben Faulensee vor allem deshalb als Basis ausgewählt, weil die umliegenden
Ortschaften, Täler und Seen von dort aus gut erreichbar sind. Ausser dem
touristischen Interlaken, besuchten wir auch mehrmals das charmante Städtchen Thun. Andere Ausflüge führten uns nach Frutigen, wo der 35km lange Lötschberg
Eisenbahn-Basistunnel endet. Von dort besuchten wir den malerischen Blausee, ein
kristallklarer kleiner See, der im Winter gratis bewundert werden kann. Die
Strasse endet in Kandersteg, von wo aus Autoreisezüge
durch den 15km langen Lötschbergtunnel ins Wallis
führen. Heute ist Kandersteg
ein ruhiger, aber ansprechender Wintersportort, welcher momentan ganz frisch
verschneit war.
Bekannter
sind wohl Adelboden
und Grindelwald, von denen uns
letzteres viel besser gefiel. Beschaulich und sehr ansprechend empfanden wir
das Dorf Lenk, wo wir Zeugen eines
Lawinenniederganges wurden. Aus sicherer Entfernung sah es so aus, als ob ein
weisser stiebender Wasserfall über die Felswand donnern würde, bevor er das
Schneefeld darunter mit sich riss. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden.
Lawinen sind aber im ganzen Alpenraum eine ernstzunehmende Gefahr.
Mit
etwas mehr Distanz zu den Bergen sieht man oft mehr von ihnen und so hat man z.B.
von Guggisberg
und vom Gurnigel
(1‘600 m.ü.M.) eine phantastische Sicht auf verschiedene Seen und Berggipfel,
darunter das berühmte Trio Eiger, Mönch und Jungfrau.
Begeistert
waren wir auch vom Diemtigtal,
wo wir nach der Fahrt durch das liebliche Tal mit dem Anblick bizarrer Berge
belohnt wurden.
Der
Winter dauerte hier nicht lange - es war einer der wärmsten nördlich der Alpen.
Bereits im Februar blühten überall Frühlingsblumen und die Temperaturen stiegen
auf angenehme 10-12°C. So reizte es uns, um den Thuner- und den Brienzersee zu fahren. Charmant war es vor allem entlang
der Nordufer, mit engen Strassen und malerischen Dörfern, wie Sigriswil und Brienz. An den Südufern hingegen,
dominierten, von Autostrassen-Tunnels durchzogene, Felswände.
Um
die schöne Landschaft um Faulensee zu bewundern, machten wir oft lange
Spaziergänge direkt von unserer Ferienwohnung aus. Zu Fuss erreichten wir nicht
nur Spiez, sondern auch Aeschi, Aeschiried
und Krattigen. Ab und zu wurden wir auch von
Besuchern begleitet, die für ein Wochenende zu uns „in die Ferien“ kamen. Als
erstes besuchten uns Edith und Kari, danach Annemarie und Beat und dann auch
Petra und Otti. Es war sehr schön, mehr als nur ein paar Stunden mit Freunden
verbringen zu dürfen, was wir vor allem mit Petra und Otti seit langem nicht
mehr konnten.
Bern:
die historische Hauptstadt
Während
unserer letzten Woche im Berner Oberland, verbrachten wir einen Tag in der
Hauptstadt Bern. Wir parkten unseren Wagen beim modernen Paul Klee Museum, das uns mit seiner faszinierenden
Architektur begeisterte. Äusserlich sieht die Metallkonstruktion aus wie drei
wellenförmige Gebäude, die durch verglaste Korridore verbunden sind. Nach
hinten erscheint es, als ob die drei Gebäude in einem Feld versinken würden.
Dort befindet sich der grasbedeckte hintere Teil der Kunstgalerie, welche die
drei vorderen Trakte zu einem riesigen Komplex verbindet.
Vom
Paul Klee Museum erreicht man in 20 Minuten zu Fuss eine von Berns bekanntesten
Sehenswürdigkeiten: den Bärengraben. Dieser wurde inzwischen in einen etwas
artengerechteren Bärenpark, entlang des Flusses Aare, umgebaut. Da die Bären
gerade Winterschlaf hielten, verweilten wir nicht lange und gingen wir über die
Brücke weiter zur Altstadt. Auf einem Hügel in einem Flussknie findet man
reihenweise charmante alte Stadthäuser in einander ähnelnder Architektur. Viele
stammen aus dem 15. und 16. Jh. und haben entlang der Strassen breite Arkaden,
die in Bern „Laubengänge“ genannt werden.
Mitten
im Kuchen befindet sich das Bundeshaus, der Sitz der Schweizer Regierung. In
ganz Bern sieht man Botschaften und Fahrzeuge diplomatischer Vertretungen.
Jetzt, kurz nachdem das Schweizervolk die von der rechtspopulistischen SVP
vorgeschlagenen Einwanderungsbeschränkungen angenommen hat, waren die
diplomatischen Aktivitäten rund um die Schweizer Hauptstadt sicherlich
besonders intensiv. Einwanderungs-Beschränkungen verletzen nämlich die Bilateralen
Verträge mit der Europäischen Union. Wir wissen nun nicht genau, ob wir uns für
unsere Landsleute schämen, oder sie bloss bemitleiden sollen, dass sie sich von
populistischen Argumenten hinters Licht führen liessen.
Die
SVP schaffte es, dem Normalbürger einzureden, dass die sogenannte „Massen-Einwanderung“,
vor allem aus Deutschland und Italien, zu hoher Arbeitslosigkeit, tiefen
Löhnen, hohen Mietzinsen, ja sogar zu Verkehrsstaus und überfüllten Bahnen und
Bussen geführt habe.
Nun
gut, hohe Arbeitslosigkeit heisst in der Schweiz etwa 3,5%, eine der tiefsten
Arbeitslosigkeitsraten weltweit! Im Jahr 2013 mussten die EU Länder mit
Arbeitslosenzahlen zwischen 4,9 und 27,8% leben, was im EU Schnitt 12%
ausmachte.
Auch
bei den tiefen Löhnen, wird auf hohem Niveau gejammert. Die Saläre in der
Schweiz gehören weltweit zu den
höchsten
und stiegen während der letzten 10 Jahre „nur“ doppelt so stark, wie in der EU!
Nur
10% der Schweizer verdienen weniger als CHF 4000 pro Monat (€ 3290)! In Tat und
Wahrheit erlebte die Schweiz seit der Einführung der Bilateralen Verträge,
welche das Freihandelsabkommen und die Personen-Freizügigkeit mit der EU
beinhalten, ein erstaunliches wirtschaftliches Wachstum. Viele internationale
Firmen zogen in die Schweiz, da sie hier nun genügend qualifiziertes Personal
fanden und zudem von einem sicheren
Umfeld, tiefen Steuern und minimalem Streik-Risiko profitieren konnten.
Während
das übrige Europa mit Rezession und Finanzkrise zu kämpfen hatte, stieg das Bruttosozialprodukt
der Schweiz munter weiter und weiter.
Es
stimmt; die Strassen sind verstopft. Wenn aber die Schweizer auf ihre guten
alten Drahtesel zurückgreifen würden, könnten die Ausländer auf fast
menschenleeren Strassen fahren, die es ohne Ausländer ohnehin nicht geben
würde, da sich die meisten Schweizer für mühsame Drecksarbeit zu schade sind!
Es stimmt auch, dass das Schweizer Verkehrsnetz, obwohl es zu den
effizientesten und dichtesten der Welt gehört, während der Rush-hour hoffnungslos überlastet ist. Ohne die vielen
ausländischen Angestellten, wie z.B. Busfahrer, stünde aber der öffentliche
Verkehr still und auch die meisten Schweizer Spitäler und Pflegeheime könnten
kaum mehr, als absolute Notfallbehandlungen anbieten. Zugegeben, ein paar Ausländer
(wie auch einige waschechte Schweizer), missbrauchen das
Sozialversicherungssystem. Im Allgemeinen zahlen aber Ausländer mehr ein, als
sie beziehen!
Gut,
wir können verstehen, dass jeder, der mit einer unangenehmen Situation umgehen
muss, sei es Arbeitslosigkeit, Verkehrsstaus, überfüllte Verkehrsmittel, oder
was auch immer, einen „angebotenen Sündenbock“ dankbar annimmt. Dies ist
offensichtlich viel einfacher, als das eigene Gehirn einzuschalten und zu
überlegen, was man selbst tun könnte, um eine unbefriedigende Situation zu
verbessern.
Die populistische
Werbemaschinerie hat ganz geschickt Angst und Furcht geschürt. Vor allem
Regionen mit wenigen Ausländern stimmten für die Einwanderungsbeschränkungen. In
Gebieten, in denen der Ausländeranteil hingegen bereits recht hoch ist, wurde
der Vorschlag der rechtspopulistischen Partei hingegen abgelehnt, da man dort
offensichtlich realisiert hat, dass Immigranten für die Gesellschaft auch ein Gewinn
sind. Demokratie ist eigentlich eine grossartige Errungenschaft, sie hat aber
auch ihre Grenzen, da viele Stimmbürger damit überfordert sind. Die Italiener
wählen regelmässig für Berlusconi, die Niederländer für Wilders, die Türken für
Erdogan, die Ägypter für die Moslembrüder und die Schweizer entschieden sich in
einer Volksabstimmung dafür, den Ast abzusägen, auf dem sie sich’s bequem
gemacht haben.
Die Personenfreizügigkeit ist nur ein Paragraph der Bilaterale Verträge
zwischen der Schweiz und der EU und diese sind nun gefährdet. Demokratie kann
nur mit reifen Wählern gut funktionieren und diese sind auch in Ländern mit
langer demokratischer Tradition nur dünn gesät. Deshalb sollte der Westen nicht
davon ausgehen, dass Demokratie für alle das beste System ist und deshalb
überallhin exportiert werden muss. Vernünftige Diktatoren können ihre Länder
weiterbringen, als unvernünftige, manipulierte Wähler!
Hoffentlich hat das
Schweizer Votum gegen die „Masseneinwanderung“ im Rest Europas die Alarmglocken
läuten lassen und gezeigt, dass es notwendig ist, zusammenzustehen und
sicherzustellen, dass populistische Argumente nie mehr die Oberhand gewinnen.
Wir sollten nie vergessen: sogar Hitler kam durch eine Volkswahl an die Macht!
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Deutschland: ein früher Frühling am Bodensee
Nach
sechs Wochen am Thunersee wechselten wir das Seeufer
und verliessen Faulensee am 23. Februar 2014 Richtung Bodensee. Wir hatten uns für das Deutsche Ufer entschieden und bezogen
eine hübsche Ferienwohnung in Immenstaad, auf halbem Weg zwischen den
Touristenhochburgen Friedrichshafen
und Meersburg.
Wir wohnten auf dem Apfelhof, einem unter vielen
Bauernhöfen der Region, die vom Obstanbau leben. Im obersten Stockwerk des
Hauses der Besitzerfamilie erhielten wir eine moderne, gut ausgestattete
Ferienwohnung, von der wir eine tolle Aussicht über den See zu den Schweizer
Alpen geniessen konnten.
Die
Lage war perfekt; hinter dem Haus befand sich eine Bäckerei und nicht viel
weiter, begannen schon die Obstplantagen. Vor dem Haus befand sich das schmucke
Dorf Immenstaad, dessen Ortskern man in nur fünf Minuten zu Fuss erreicht und
nach weiteren fünf Minuten steht man bereits am Ufer des Bodensees.
Obwohl
es theoretisch noch Winter war, hatte es oft Temperaturen um die 15°C und dank
dem vielen Sonnenschein, bekam man das Gefühl, der Frühling sei schon eingezogen.
Die Schneeglöckchen waren bereits verwelkt, dafür sprossen überall Narzissen
und sogar Tulpen in den vielen Gärten.
Wir
wissen, wie scharf die Deutschen auf Eis sind und dass einige Eisdielen sogar
ganzjährig geöffnet sind. Bei diesem frühlingshaften Wetter kamen aber schon
jetzt wöchentlich weitere dazu. Da wir Besuch von Glacé-Liebhabern
erwarteten, fühlten wir uns natürlich verpflichtet, die beste „Gelateria“ der
Region ausfindig zu machen. Egal für wie gut wir eine Eisdiele befunden hatten,
wir mussten immer noch weitersuchen, um sicherzustellen, dass es nicht doch
eine noch bessere gibt…. Heinz stellte mit Freuden fest, dass eine normale
Portion in unserer (bald Lieblings-) Eisdiele in Immenstaad, bereits fünf
Kugeln umfasste.
An einem
Wochenende besuchten uns dann Beat (ein süchtiger Eiscreme Fanatiker), zusammen
mit Annemarie und Echo (einer weiteren Eis- Liebhaberin). Alle drei schätzten
unsere harte Arbeit des Vorevaluierens Italienischer Eisspezialitäten,
wohingegen wir in den Augen von Andrea und Peter, die uns als nächstes
besuchten, total versagt haben müssen. Die beiden standen nämlich eher auf
Kuchen und wir konnten ihnen kein einziges Kaffeehaus empfehlen, sondern bloss
Eisdielen, die halbherzig noch einige Backwaren verkaufen. Dafür hatten Andrea
& Peter vier Tage Zeit und so konnten wir mal wieder so richtig ausführlich
von unseren jeweiligen Globetrotter-Erfahrungen schwärmen.
Meersburg: malerischer Ort mit tollem Thermalbad
Nicht
nur wegen süsser Leckereien brachten wir all unsere Freunde nach Meersburg,
sondern weil Meersburg selbst ein süsses Städtchen
ist. Der hübsche Hafenort mit seinen vielen
Riegelhäusern in der Altstadt, schmiegt sich malerisch an einen Hang. Mehrere stattliche
Gebäude, wie das alte und das neue Meersburger
Schloss, thronen über dem Dorf und dem See. Die Gassen waren im Moment fasnächtlich geschmückt, teilweise mit bunten Stoffbändern,
teilweise mit Krawatten, die zwischen den Häusern hingen.
Wir
bedauerten es etwas, dass wir die Therme Meersburg nicht früher besucht hatten,
da wir auf den ausgeschriebenen FKK-Abend warteten, welcher alle zwei Wochen
stattfindet. An diesen Abenden können auch die grossen Thermalbäder im
Naturkleid besucht werden, wogegen sich der FKK-Bereich an allen anderen Tagen auf
die Saunalandschaft beschränkt. Nachdem uns aber die Grösse und Raffinesse des
Saunabereiches bewusst wurden, merkten wir, dass wir schon dort allein locker
fünf Stunden verbringen könnten. Zum Glück gibt es hier auch ein kleines
Restaurant, wo man sich verpflegen kann. Wenn man ins grosse Bad, oder ins
grosse Restaurant möchte, muss man allerdings, ausser an FKK Tagen,
Badekleidung tragen. Aber bereits in der Saunalandschaft findet man mehrere
kleinere Schwimmbecken und zusätzlich befindet sich im Nacktbereich ein
direkter Zugang zum Bodensee, ideal für ein kühlendes Bad nach der Sauna.
Die
meisten der sieben Saunen und Dampfbäder sind nicht nur gross, sondern riesig
und bieten Platz für bis zu 60 begeisterte Schwitzer.
Besonders hübsch sind die Saunahütten im Aussenbereich, oberhalb des Sees,
welche einem Pfahlbauerndorf nachempfunden sind. Die regelmässig angesagten
Aufgüsse waren sehr beliebt. In der Therme Meersburg
gibt es nicht nur die gewöhnlichen Aufgüsse, sondern ein vielfältiges
Aufguss-Menü, das jeweils an der Eingangstür zur Saunakabine angeschlagen ist.
Wir durften einen „Eis-, Salz-“, sowie einen „Klang-Aufguss“ miterleben. Das
Ambiente der Therme gefiel uns so gut, dass wir nach ein paar Tagen gleich nochmals
zurückkehrten.
Ravensburg und andere lohnenswerte Ausflüge
Ein
weiteres wunderschönes Städtchen, das wir mehrmals besuchten, war Ravensburg, etwa 40km von unserer Immenstaader Ferienwohnung entfernt. Der Ort besticht mit über
einem Dutzend Stadttoren und Türmen und einer grossen Fussgängerzone. In der
belebten Altstadt findet man recht viele, attraktive, historische Gebäude und
natürlich auch viele Geschäfte und Lokale. Teile der alten Stadtmauer sind noch
immer intakt und wer den Burghügel besteigt, wird mit einer tollen Aussicht
belohnt.
Ein
weiterer Ausflug führte uns ins Hinterland des Bodensees. Durch die Hügel bei Salem fuhren wir zum ansprechenden
Städtchen Saulgau mit seinen
Fachwerkhäusern.
Weitere
adrette Fachwerkhäuser sahen wir im Allgäu, wo wir die pittoresken Orte Wangen, Kempten und Immenstadt,
den Namensvetter unseres Immenstaads, besuchten.
An
den meisten Tagen bewegten wir aber unser Auto nicht, sondern machten
Spaziergänge zu den Obstplantagen in unserer nächsten Umgebung, entlang des
Bodensees, oder vorbei am Weiler Kippenhausen zum
roten Türmchen, das über einem Rebberg thront.
Am
19. März 2014 packten wir unsere sieben Sachen bereits wieder und fuhren zurück
in die Schweiz, wo wir ein weiteres Mal bei Edith & Kari, Heinz‘ Schwester
und Schwager mitwohnen durften. Wir nutzten die Zeit
um einige weitere Freunde und Verwandte zu besuchen und einige Dinge zu
organisieren, bevor wir wieder auf Reisen gingen.
Schlussgedanken zu unserem Aufenthalt in der Schweiz
und Deutschland.
Ein
weiteres Mal verbrachten wir den Winter in einer Gegend, welche ganz und gar
nicht für ihr mildes Klima bekannt ist, und ein weiteres Mal waren uns die
Wettergötter so gut gesonnen, wie sie es überhaupt sein können. Wiederum
erlebten wir einen Schweizer Winter mit viel Sonne und milden Temperaturen und
dies, obwohl wir uns nicht einmal in die sonnigsten Ecken des Landes
zurückzogen. Um in den Schnee zu kommen, mussten wir meist in höhere Gefilde
wandern oder fahren. Mit dem Bündner Surselva Tal,
dem Tessin, dem Berner Oberland und schlussendlich dem Bodenseegebiet in
Deutschland, erlebten wir wiederum Regionen, die wir bisher nicht gar so gut
kannten.
Wir
wählten diese Regionen aus, um die Seele baumeln zu lassen und uns dabei
Gedanken zu unserer Zukunft zu machen. Da aber all diese Gegenden so
ausserordentlich schön waren, konnten wir nicht anders, als immer
auszuschwärmen wenn die Sonne schien, und sie schien oft!
Wiederum
genossen wir ausgiebig Schweizer Spezialitäten wie Käse, Wurst, Schokolade oder
Joghurt - und andere Delikatessen, mit denen wir unsere Gaumen schon länger
nicht mehr verwöhnen konnten…
Natürlich
ist es ein grosses Glück, dass wir realisiert haben, wie weit unser Erspartes
reicht, wenn wir auf die sogenannte Sicherheit
verzichten. Mit so viel Zeit können wir regelmässig Dinge sehen und
erleben, die denjenigen verborgen bleiben, die gestresst im hektischen
Arbeitsalltag auf der Karriereleiter dem Geld nachrennen.
Auf
der einen Seite ist es für uns sehr einfach geworden, in jedem der besuchten
Orte, auch in unserem Heimatland, die besten Seiten zu sehen. Auf der anderen
Seite erlaubt uns aber das Privileg, sehr viel Zeit zu haben, hinter die
Fassade der „Vorzeigewelt“ zu sehen, welche einem die Tourismusindustrie
vorgaukeln möchte. So realisieren wir vieles, das den gestressten Stadtmenschen
auf ihrem zweiwöchigen Urlaubstrip verborgen bleibt.
Wir
sind dankbar, wenn wir die Welt noch einige weitere Jahre mit „mehr Zeit als
Geld“ entdecken dürfen. Dieses Privileg ermöglicht uns, Dinge zu erfassen und
zu verstehen, die andere gar nicht bemerken - seien sie positiv oder negativ - als
weiteren Bonus zu unserem reichhaltigen Schatz aus Erfahrungen und Erlebnissen.
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Frankreich: Kleiderlos und sorglos
Am 4.
April 2014 verliessen wir die Schweiz wieder Richtung Frankreich. Da uns der Winter in der
Schweiz und Deutschland viele Erlebnisse und viel Sonnenschein beschert hatte,
brauchten wir immer noch etwas Zeit in der Ideenschmiede über unsere weiteren
Reisepläne nachzudenken. Nachdem wir das Privileg, schon 15 Jahre ein Dasein
als Weltenbummler, statt als Gehaltsempfänger zu geniessen, ausgelebt hatten, sieht
es nun ganz unerwartet danach aus, als ob die Party noch so lange weitergehen
könnte, wie wir möchten. Eigentlich haben wir uns darauf eingestellt, dass
unsere Mittel nach 12 Jahren zur Neige gehen würden. Offensichtlich wurden wir
dafür belohnt, dass wir das Sicherheitsdenken abgelegt haben, und so konnten
wir alle Orte bereisen, welche uns wichtig waren. Nun haben wir das Privileg
darüber nachdenken zu können, wie wir die zweite Hälfte unseres Globetrotterlebens in Freiheit gestalten sollen.
Nackt
wie Adam und Eva, die Sonne und eine Brise auf der Haut zu spüren, ist immer
eine gute Basis um unsere Wünsche offenzulegen, darüber nachzudenken und zu
diskutieren und schlussendlich eine Entscheidung zu treffen. Deshalb
entschieden wir uns, einen weiteren Sommer auf Französischen FKK-Geländen zu
verbringen und deshalb wählten wir vor allem Feriendörfer aus, die wir schon
ziemlich gut kennen.
Von Beaune zu den Cévennen:
überall Frühling
Über
das Juragebirge beidseits der Grenze, fuhren wir bei schönstem Sonnenschein von
der Schweiz nach Beaune, unserer ersten Destination
in Frankreich. Brigitte erfreute sich besonders an den vielen Frühlingsblumen
entlang unseres Weges und natürlich auch, dass wir wieder im Restaurant Fleury,
einem ihrer absoluten Lieblingslokale, dinierten.
Am
nächsten Tag, dem 5. April, fuhren wir auf einer schmalen Strasse entlang des Canal du Centre südwärts. Nach einem Mittagessen in Charolles, umfuhren wir Roanne
bevor wir auf die D8 kamen. Abends suchten wir uns in Montbrison ein Zimmer. Das
Städtchen gefiel uns recht gut und wir hatten Glück mit dem Hotel und ebenfalls
mit dem Lokal, das wir fürs Abendessen wählten.
Der
Weg führte uns am dritten Tag zuerst über Hügel und dann über Passstrassen, die
uns auf 1‘200 M.ü.M. brachten. Da oben wehte jeweils eine kühle Brise und man
spürte nichts von den sonst sehr milden Frühlingstemperaturen. Es hatte auch noch
keine Blätter in den Bäumen. Dafür war die Luft sehr klar und bot uns auf jeder
Anhöhe beste Fernsicht. Zur Mittagszeit erreichten wir das hübsche Pilgerstädtchen
Le-Puy-en-Velay. Auf drei markanten Felsnadeln thront je ein
mächtiges, religiöses Symbol. Wir erreichten den Ort gerade als eine Prozession
mit singenden Gläubigen durch die Altstadt zu einer Kirche hinaufzog.
Unsere
Weiterfahrt südwärts belohnte uns mit einer spektakulären Hügellandschaft, in
welche der Stausee Lac de Villefort eingebettet liegt. Nicht viel weiter,
stoppten wir bei einem Belvedère, von dem sich eine
sagenhafte Aussicht in die tiefe Chassezac Schlucht
öffnete. Nun war es nur noch eine kurze Fahrt nach Les Vans, am östlichen Rand der Cevénnen-Hügel.
Wir übernachteten dort und liessen uns wieder einmal in der „Auberge des Enclos“ in
St.-Paul-le-Jeune kulinarisch verwöhnen.
Domaine de la Sablière: ein warmer Saisonstart
Obwohl
es erst der 7. April 2014 war, erreichten die Temperaturen bereits erstaunliche
25°C. So lag es nun auf der Hand, ein weiteres Mal die Domaine de la Sablière zu besuchen. Da erst vor 10 Tagen Saisoneröffnung
war, waren grosse Teile der Ferienanlage noch nicht für Gäste bereit. Deshalb
erhielten wir ausnahmsweise ein Mobilheim im oberen Teil des Campingplatzes und
nicht unten beim Fluss und beim Supermarkt, wie wir dies erhofft hatten. Kein
Problem, wir gehen gerne und unsere Schuhe sind sich eh gewohnt, uns jede Woche
mehrere dutzend Kilometer weit zu tragen.
Das gut
ausgestattete Resort ist in die bewaldeten Hügel des Cèze Tales eingebettet, das
dank einiger markanter Felsformationen entlang des Flusses, einen ganz
speziellen Charakter hat. Es gibt sowohl viele sonnige, als auch schattige
Stellplätze. Wegen Sablières steiler Hanglage, welche die Geländeleitung
versucht so natürlich wie möglich zu erhalten, ist das Wegenetz da und dort
etwas rustikal. Aus Anlass des 40-jährigen Bestehens des Sablières, war man nun
überall dran, alles aufzufrischen und zu verbessern. Eines der Schwimmbäder
hatte bereits ein neues und grösseres Dach erhalten, Strassen und Fusswege
wurden renoviert und verbreitert. Sowohl bei den Schwimmbädern, als auch bei
den fast 200 Mietunterkünften, wurden hunderte von Liegestühlen ersetzt. Zum
mieten stehen Chalets, Mobilheime und fest installierte Zelte in vielen
verschiedenen Standards zur Verfügung und ständig kommen neue dazu. Die
bestehenden werden regelmässig saniert und auch die Matrazen
ausgewechselt.
Wettermässig
erwischten wir wohl eine perfekte Hochsommerwoche, auch wenn es erst anfangs
April war. Ausserhalb vom Sablière hat die Touristen-Saison aber noch überhaupt
nicht begonnen und so blieben viele Restaurants und Geschäfte noch mindestens
bis Ostern geschlossen. Glücklicherweise bot der Supermarkt auf dem FKK-Gelände
schon ein gutes Angebot, darunter frischer Fisch, Fleisch, Früchte, Gemüse und
Brot. Die freundliche Filialleiterin, die von La Grande Cosse zurück kam,
leistet hier gute Arbeit.
Auch
das Menü in Sablières Restaurant, bot schon eine gute Auswahl. Da alles
sorgfältig, auf französische Art, zubereitet wird und das Preis-Leistungs-Verhältnis
stimmt, erfreute es sich grosser Beliebtheit.
Wir
genossen hier eine sehr entspannende Woche, ein perfekter Start zu unserem FKK
Sommer. Während unserer Spaziergänge durch Sablières bewaldetes Gebiet hinunter
zum Flüsschen, konnte unsere Haut schon recht gut vorbräunen.
Gorge de Tarn:
Fahrt entlang spektakulärer Felswände
Am
14. April verliessen wir das Sablière in Richtung La Grande Cosse am
Mittelmeer, welches theoretisch bloss etwa drei Autostunden entfernt wäre. Als echte
„roving spirits“ studierten
wir die Strassenkarte jedoch sorgfältig und fanden mehrere verlockende Umwege,
teilweise mit bekannten Sehenswürdigkeiten. So entschieden wir uns, den Weg an
die Küste auf drei Tage aufzuteilen. Als erstes nahmen wir den Weg zurück in
die Hügel der Cevennen. Danach fuhren wir auf, für uns unbekannten, Strassen
westwärts Richtung Tarn Schlucht.
Überraschenderweise brachte uns der Umweg in die Nähe der Quelle bei Le Pont de Montvert.
Schon wieder war es ein klarer Tag mit stahlblauem Himmel und so lohnte sich
unsere Fahrt entlang der Tarn bereits bevor wir die spektakulärsten Abschnitte,
zwischen St. Enimie und Le Rozier,
erreichten.
Wir sind
schon zweimal, jeweils im Herbst, durch die Tarn Schlucht gekommen. Jetzt aber,
bei bilderbuchhaftem Frühlingswetter und mit den
ersten spriessenden Blättern, war sie noch atemberaubender. Kilometerweit
fuhren wir zwischen steil abfallenden Felswänden, teilweise mit bizarren
Felsvorsprüngen, oder Felsnadeln. Ab und zu schmiegte sich ein kleiner Weiler
aus alten Steinhäusern ans Flussufer. Einige konnten nur mit kleinen, privaten
Seilbahnen erreicht werden, oder dann natürlich mit Booten. Im Hochsommer ist
hier Kanufahren der grosse Hit und man könnte wohl mit Kanu-hüpfen von einem
Ufer ans andere gelangen.
Wir
stoppten fast nach jeder Kurve. Es ist
einfach super, so viel Zeit zu haben. Wir erreichten Le Rozier immer noch im besten Licht und
da sich die Landschaft nun langsam ausflachte, suchten wir hier nach einer
Möglichkeit zum übernachten. Wir schauten uns um und stiegen zum Dörfchen Peyreleau
hinauf, welches über Le Rozier thront. Von dort
genossen wir die tolle Aussicht und es fiel uns auf, dass hier noch eine
weitere schöne Schlucht endet. Glücklicherweise bot unsere gewählte Unterkunft,
das Hotel Doussière, auch gleich das beste Lokal im
Ort. Das Restaurant Alicanta war der perfekte Ort,
einen so tollen Tag ausklingen zu lassen.
Von tiefen Schluchten zu hohen Bergen: oder von Höhepunkt zu Höhepunkt
Da
wir noch nicht genug von Schluchten hatten, entschieden wir uns am nächsten Tag,
durch die Gorge de la Jonté weiterzufahren.
Sie war fast genauso spektakulär wie die Tarnschlucht, aber bei weitem nicht so
touristisch. Nachdem wir Meyrueis hinter uns gelassen
hatten, kamen wir über zwei kleine Gebirgspässe und entschieden spontan, zum,
auf 1‘600 Meter gelegenen, Wetterobservatorium auf dem Mont Aigoual
zu fahren. Bei wiederum sehr klarem Wetter, genossen wir ein phänomenales 360°C
Panorama; von den schneebedeckten Alpen bis hinunter ans Mittelmeer.
Es
gab immer noch weitere Höhepunkte die auf uns warteten. Südlich von Le Vigan standen wir hoch über dem Cirque de Navacelles,
dem südlichen Canyonrand der Gorge de la Vis. Der Ausblick von den
Aussichtspunkten über die tief ausgewaschene Schlucht, mit ihren vielen
Flussknien, war einfach atemberaubend, genauso wie die Fahrt über die
Haarnadelkurven vom einen Canyonrand hinunter zum
Fluss und auf der andern Seite wieder hoch. Wir wissen nicht seit wie lange der
Fluss Vis so zahm ist, wie wir ihn an diesem warmen
Frühlingstag sahen. Jedenfalls haben ein paar unerschrockene Menschen fast ganz
unten im Talboden die Siedlung Navacelles gebaut. Wir
verzichteten darauf, dort zu übernachten, sondern fuhren weiter bis nach Villeneuvette,
wo wir ein Zimmer im Hotel La Source reserviert hatten. Das dazugehörende
Gourmet-Restaurant hatten wir vor zwei Jahren entdeckt, als wir zum
Nacktwandern in der Domaine Lambeyran waren, die aber bis Mai noch geschlossen
war.
Für
den Rest unseres Weges zu La Grande Cosse machten wir genau dasselbe, wie die
meisten andern: wir nahmen die Autobahn und erreichten das Mittelmeer innerhalb
einer Stunde.
La Grande Cosse: ein wahres Natur- und Naturisten Reservat
Je
näher wir La Grande Cosse kamen, umso mehr hatten wir das Gefühl, als ob wir durch
einen Afrikanischen Nationalpark fahren würden. Die Tiere fehlten zwar, aber dieses
Naturistenreservat liegt tatsächlich inmitten eines
Naturreservates. Von der Nähe zu den Grossstädten Béziers und Narbonne kriegt
man hier überhaupt nichts mit.
Da es
erst der 16. April 2014 war, hatten wir es nicht für notwendig befunden, zu
reservieren und dies war sicherlich kein Nachteil. Obwohl viele Mobilheime noch
nicht zum Vermieten bereit waren, fragten wir scheu und ohne grosse
Erwartungen, ob eines in der vordersten Reihe frei wäre. Zu unserer grossen
Überraschung war dies möglich und so genossen wir die freie Sicht auf das
Naturreservat, das zwischen La Grande Cosse und dem Strand liegt. Unser
Mobilheim war sehr gut ausgestattet, viel besser, als in vielen anderen FKK
Geländen. Bloss die Matratze war eher eine Badewanne.
Genauso
wie bei unserem ersten Aufenthalt in La Grande Cosse vor zwei Jahren, waren
viele Angestellte mit der Pflege der Gärten beschäftigt und Blumenrabatten
blühten schon im ganzen Gelände. Es gibt hier etwa 150 Miet-Mobilheime, einige
Mietzelte, etwa 250 Stellplätze, sowie Platz für ca. 100 Dauermieter, von denen
die meisten Franzosen sind.
Als
wir mitte April in La Grande Cosse eintrafen, ging es
noch nicht so lebhaft zu, wie vorher im Sablière. Es hat uns ziemlich
überrascht, dass sich hier sowohl die Mobilheime, als auch die Stellplätze erst
kurz nach und nicht vor Ostern füllten. Zuerst kamen vor allem Rentner, aber
mit Beginn der niederländischen Frühlingsferien zu Ehren des Königshauses,
trafen urplötzlich viele Familien mit Kindern hier ein.
Reise- und Zugvögel
Während
unseres Aufenthaltes gab es zwar kostenlosen WLAN-Zugang, doch dieser
beschränkte sich auf die Bar. Man war zudem (wieder einmal) daran, ein
kostenpflichtiges WLAN-System für den gesamten Campingplatz aufzubauen. Da wir
ja wieder ein paar Monate in Frankreich verbrachten, lohnte es sich für aber uns
nach einer unabhängigen Lösung zu suchen und in ein mobiles 3G Internet-Device
zu investieren. Dies gab uns Flexibilität, wenn der angebotene Anschluss
entweder nervig langsam, oder nur zu beschränkten Zeiten an der Rezeption, bzw.
im Freien, zur Verfügung stand. Da wir dauernd unterwegs sind, erwies sich für
uns die 3G-Verbindung mit Orange als eine zuverlässige und befriedigende
Lösung.
Das
Internet verbindet Menschen und obwohl wir überhaupt keine „virtuellen
Internet-Freunde“ sammeln, haben wir durch unseren „Footprint“
im Netz auch schon Bekanntschaften mit echten Menschen gemacht. Unerwartet
erschien ein Paar auf unserer Terrasse in La Grande Cosse. Wir kannten die
beiden nicht, doch von dem was sie erzählten, erhielten wir den Eindruck, dass
sie viel von uns wussten. Nach unserem Aufenthalt in Australien sind sie wohl
unseren Fussstapfen gefolgt. Sie hatten unsere Homepage gefunden und nachdem
sie in unseren Reiseberichten geschmökert hatten, besuchten auch sie einige der
erwähnten Plätze, darunter Sunseekers, ein FKK Verein bei Perth. Sehr schnell
entdeckten wir viele Gemeinsamkeiten mit Gudrun & Uli und wir redeten für
Stunden. Es ist selten, dass wir andere weltreisende
Naturisten treffen. Die meisten sind entweder Naturisten ODER Globetrotter. So
diskutierten wir danach noch ein paarmal bis tief in die Nächte über Gott und
die Welt, die es zu verbessern gilt!
Nur
zwei Tage nach ihrer Abreise kriegten wir nochmals Überraschungsbesuch. Diesmal
waren es Sonia & Toni, ein Französisches Paar, das wir vom Sablière her
kennen. Wiederum gab es viel zu erzählen, da wir die beiden zwei Jahre nicht
gesehen hatten und auch sie oft auf reisen waren. Die ruhige Familie im
Mobilheim nebenan, wunderte sich vermutlich, woher wir all die Leute kennen,
mit denen wir nächtelang diskutieren.
Der Saisonanfang
in La Grande Cosse, hat Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite fühlte sich der
stete Wind, den milden Frühlingstemperaturen zum Trotz, oft noch etwas kühl an.
Deshalb mussten wir oft windgeschützte Ecken aufsuchen, egal ob um unser
Mobilheim, beim Schwimmbad oder am Strand. Auf der anderen Seite kamen aber die
Olivenbäume gerade in Blust und Flamingos bevölkerten noch die umliegenden
Salzwassertümpel. Wir brauchten bloss etwas überzuziehen und ein paar hundert
Meter zu gehen, bis wir das Zoom-Objektiv auf diese eleganten Vögel richten
konnten. Manchmal sah man eine kleine Gruppe mit verrenkten Hälsen und dem Kopf
unter einem Flügel versteckt, schlafend im Wasser stehen. Es erstaunt, wie
Flamingos dem ab und zu sehr starken Wind trotzen können, wenn man bedenkt,
dass sie oft nur auf einem ihrer dünnen Beine stehen. Ab und zu konnte man ein
Dutzend, oder auch zwei, dieser faszinierenden Vögel beobachten, wie sie auf
Futtersuche durchs Wasser waten. Wenn wir Glück hatten, flogen sie sogar über
uns hinweg. Vielleicht ist es das reichhaltige Vogelleben, das La Grande Cosse dazu
veranlasst, Naturisten einfach als weitere Vogelart im Observatorium zu
betrachten. Weshalb sonst würden sie es wohl wagen, alle ihre Urlauber mit nicht-abnehmbaren Armbändern zu beringen? - ausser man greift zur Schere!
Eine grossartige Beach und andere lohnenswerte
Sehenswürdigkeiten
Ein
weiterer Höhepunkt unseres Aufenthaltes in La Grande Cosse, war jeweils der
Spaziergang zum Strand. Glücklicherweise gehört derjenige Teil des Naturreservates
Parc naturel Narbonnaise, welches wir für 500 Meter
durchqueren mussten, zum naturistenfreundlichen
Gebiet. Es handelt sich um unberührtes Marschland, das in jeder Jahreszeit
einen anderen Charakter hat. Obwohl der Frühling extrem trocken war, war der Wasserstand
in den Salzwassertümpeln und Binnenseen relativ hoch. Ein kleiner Fussweg führt
an mehreren Teichen vorbei und überquert auch zwei Gewässer über Brücken. Es
ist alles extrem fotogen, nicht bloss entlang des grössten Gewässers, dem „étang de pissevaches“. Vielleicht
weisst du, was dies heisst. Wir können dir aber versichern, dass es nicht
danach riecht.
Auch
der Strand, den man nach der Überquerung einer kleinen, bewachsenen Sanddüne
erreicht, ist nur Natur pur. Man findet dort bloss etwas Schwemmholz und
Sonnenanbeter im Naturkleid - wiederum alles Natur pur. Offiziell ist der FKK
Strand etwa zwei Kilometer lang, doch zumindest in der Nebensaison findet man
fast auf dem gesamten 6km langen Abschnitt zwischen den Ferienorten Cabanes de Fleury und St. Pierre-la-mer
fast ausschliesslich Naturisten.
Da
wir uns inmitten einer wunderschönen Oase fühlten, verspürten wir kaum Lust
auszufahren. Ausser zum Einkaufen, denn das Lebensmittelgeschäft in La Grande
Cosse hatte in der Nebensaison nur wenige Frischprodukte und Büchsen-Nahrung
ist nicht ganz unser Ding.
Obwohl
es viele Sightseeing-Möglichkeiten gibt, machten wir nur einen richtigen
Ausflug. Etwas südwestlich stoppten wir bei den neuen Feriensiedlungen um den
Hafen bei Gruissan.
Es war das Wochenende des ersten Mai, dem sogenannten Tag der Arbeit; der Tag an
dem kaum ein Arbeiter arbeitet! Eher besuchten sie die Strassencafés, Eisdielen
und Souvenirshops, während dem ihre Vorgesetzten mit ihren grossen Jachten
ausfuhren.
Direkt
neben diesem hektischen Treiben liegt, beinahe unbeachtet, die historische
Altstadt von Gruissan, über der eine Burgruine
thront. Nur etwas weiter erreichten wir die bunten Salzpfannen von „île St. Martin“. Über eine schmale Brücke, die eigentlich
nur ein Brett war, gelangten wir auf einen Weg entlang der partitionierten
Felder und bewunderten deren verschiedene Rosa- und Weisstöne. Ein anderes Paar
folgte uns begeistert. Nach einer Weile erreichten wir ein Gebäude, das aussah
wie eine Salzverarbeitungsanlage und dort hatte es auch andere Touristen. Eine
freundliche Dame kam auf uns zu, bloss um uns zu informieren, dass wir uns auf
verbotenem Grund befanden. Besucher sind nur im Museum mit dem angeschlossenen
Souvenir Shop und dem Restaurant des Salzwerks erwünscht. Dort wo man aber „nur
gucken - nichts kaufen“ kann, ist man unerwünscht - auch wenn ein Holzbrett
dort hinführt…
Zurück
in La Grande Cosse realisierten wir nun erst richtig, dass der Wind hier
deutlich schwächer weht, als bloss 20km nördlich oder südlich. Offensichtlich
hatten wir einen der besseren Orte gefunden, um am Mittelmeer das Strandleben
zu geniessen. Wir mochten die natürliche Atmosphäre sehr und das ungewöhnlich
warme Frühlingswetter hat unseren Aufenthalt noch angenehmer gemacht. Ausser an
ein paar Tagen um Ostern, hatten wir viel gutes Wetter. Wir verbrachten vier
genussreiche Wochen an der Sonne und machten dabei immer wieder ausgiebige
Spaziergänge, sei es am Strand, im grossen Gelände, oder in seiner Umgebung.
Wir schätzten den Komfort von La Grande Cosse, aber noch fast mehr seine Lage
inmitten unberührter Natur - ein perfekter Ort für Naturisten.
Von Küste zu Küste: der Weg ist das Ziel
Am
12. Mai 2014 verliessen wir das Mittelmeer und fuhren langsam, aber sicher,
Richtung Atlantik. Nachdem wir durch das malerische befestigte Städtchen Carcassonne
gefahren waren, stoppten wir in den Dörfern Revel und Gaillac, die beide ebenfalls
sehr ansprechend sind. In jedem gibt es einen beeindruckenden Hauptplatz mit
gedecktem Markt. Die Häuser um den Platz haben grosszügige, von dicken Balken
gestützte, Arkaden. In Revel sind sie vor jedem Shop
in einer anderen Farbe gestrichen.
Die
Landschaft war geprägt von grünen Hügeln und nachdem wir an Cordes-sur-ciel vorbeigefahren waren, erreichten wir Villefranche-de-Rouergue.
Als wir hier ein Hotelzimmer gefunden hatten, erkundeten wir die historische
Altstadt mit ihren vielen engen Gassen. Sogar der Hauptplatz war eng, oder
vielleicht erschien er auch nur so, wegen der mächtigen Kirche.
Der
nächste Tag bot wiederum viele Höhepunkte. Zuerst fuhren wir entlang des
Flusses Lot und besuchten das malerisch darüberliegende
Dorf Calvignac.
Etwas weiter nahmen wir die Abzweigung nach St. Cirq-Lapopie, welches sich an eine
Felswand schmiegt. Der einsamen Zufahrtsstrasse zum Trotz, waren wir hier
plötzlich von anderen Touristen umgeben. Einige kamen sogar mit Bustouren. Zur
Abwechslung mussten wir hier fürs parken bezahlen,
was ausserhalb der Französischen Städte eher eine Ausnahme ist. Nun waren wir
halt bei einer Hauptattraktion angekommen - „un des
aller-plus beaux villages
de France“.
Nachdem
wir uns sattgesehen hatten, fuhren wir weiter ins nahe Cahors. In der befestigten Altstadt
gibt es ein paar extrem enge Gassen. Viele der mittelalterlichen Häuser bräuchten
mehr als nur eine Pinselrenovation. Zum Glück wurde die Brücke auf der anderen
Stadtseite, bereits einer Renovation unterzogen. Pont Valentré
war früher Teil der Stadtmauer und hat deshalb drei Wachtürme die aus dem Fluss
Lot aufragen. So schön sie auch aussehen, man kriegt sie kaum alle drei auf ein
einziges Foto.
Nun
mussten wir uns Gedanken machen, wo wir die Nacht verbringen wollten. Heinz’
Idee gewann und so endeten wir in La
Roque Gageac, welches wir recht gut kennen. Die
Verbreiterung und Verschönerung der dortigen Hauptstrasse war fast
abgeschlossen und so schlenderten wir auf dem neuen Gehsteig von unserem Hotel
zu einem Restaurant, von dem wir wussten, dass es uns nicht enttäuschen würde.
Der
nächste Tag war noch reicher an Höhepunkten! Während wir über die Hügel des
Departementes Dordogne westwärts fuhren, profitierten wir davon, dass wir
genügend Zeit hatten. Wir besuchten viele der malerischen Dörfchen entlang
unseres Weges; wir umfuhren diejenigen, die wir bereits sehr gut kannten, und
stoppten bei denjenigen, die wir kaum kannten. So besuchten wir Cadouin, wo
gerade ein (Touristen-) Markt abgehalten wurde, sowie Beaumont-du-Perigord, wo aus Holz und Stoff
gemachte Esel, das Emblem Kataloniens, ausgestellt waren. Anschliessend kamen
wir durch Issigeac,
wo wir ein (Bretonisches) Crêpe genossen und schlussendlich durch Eymet. Hier
gefielen uns besonders der Marktplatz und das alte Schloss.
Düne von Pilat: rundum fotogen
Nun
umfuhren wir Bordeaux auf relativ schnellen Nebenstrassen und erreichten so
gegen 18:00h Arcachon
an der Atlantikküste. Nachdem wir uns in das sehr moderne B&B Hotel
eingecheckt hatten, schwärmten wir wieder aus, um die berühmte Sanddüne
von Pilat noch vor Sonnenuntergang zu
sehen. Nun gut, sogar heute, an einem gewöhnlichen Werktag ausserhalb der
Schulferien, waren wir bei weitem nicht die einzigen Besucher. Nachdem wir eine
Allee mit Souvenir- und Verpflegungsständen passiert hatten, erreichten wir
eine Polyestertreppe. Dank dieser war es nun recht einfach die momentan ~110m
hohe Wanderdüne zu erklimmen.
Es wehte zwar ein starker Wind, der goldgelbe Sand war jedoch angenehm warm.
Die Sicht da oben ist einfach spektakulär! Die untergehende Sonne warf lange
Schatten über die windgeformten Konturen der Düne. Im Westen sahen wir am Fuss
der Düne auf den Sandstrand und das seichte Wasser mit der Sandinsel Banc d’Arguin. Gegen Norden liegt
das Arcachon Becken und gegen Osten ein riesiger
Pinienwald, in den sich die Düne langsam vorfrisst. Es war so unglaublich
schön! Ein Chinesisches Paar erkor die Pilat Düne als
Hintergrund für ihre Hochzeitsbilder und wir entschieden uns, am nächsten
Morgen gleich nochmals hierher zurückzukommen.
Mit
der hochstehenden Sonne, erschienen die Formen der Düne nun nicht mehr so kontrastreich.
Das Meer hingegen, leuchtete jetzt tiefblau. Weil gerade Ebbe war, zeigten sich
nun nicht bloss eine, sondern ein dutzend Sandbänke, die im, oder teilweise nur
durch das seichte Wasser sichtbar waren. Die Farben waren wahrhaft “incroyable, mais vrai!!!”
Am
Nachmittag sahen wir uns die Stadt Arcachon und die
touristischen Ortschaften entlang des Arcachon
Bassins an. Dieses grosse Binnenmeer ist mit dem äussersten Zipfel des Cap Ferret, welcher bloss 2,5km von Arcachon
entfernt liegt, fast vom Festland umschlossen.
La Jenny: FKK
und Golf zwischen farbenfrohen Ferienhäuschen
Am
späten Nachmittag des 15. Mai 2014 erreichten wir La Jenny. Dieses attraktive Feriendorf
befindet sich zwischen Ares und Le Porge, direkt am
Atlantik. La Jenny‘s 750 Chalets verteilen sich über
ein 127 Ha grosses, hügeliges Grundstück, mitten im Pinienwald. Obwohl alle
Häuser ein eigenes Bad haben, findet man noch immer dutzende Sanitärgebäude.
Campieren ist aber im La Jenny ein absolutes Tabu - sogar Kinderzelte hinter
dem Haus sind unerwünscht. Wir erinnern uns noch gut daran, dass wir hier vor
zehn Jahren mit einem nassen Zelt angekommen waren und dieses zum Trocknen
aufstellten. Es dauerte keine fünf Minuten, bis uns jemand darauf hinwies, dass
Zelte den Hausregeln widersprechen.
Hier
sieht man also ausschliesslich Ferienhäuschen und dies verleiht La Jenny den besonderen
Charme. Alle sind freistehend und in den meisten gibt es nur eine Wohneinheit. Von
den kleineren Ferienwohnungen sind aber oft zwei oder drei unter einem Dach
vereint. Die Holzchalets sind entweder lackiert, oder aber in unterschiedlichen
Farben gestrichen, wodurch ein buntes Bild entsteht. Wegen dem sandigen Boden,
stehen alle Gebäude auf Betonplattformen, welche durch teilweise sehr hohe
Pfeiler abgestützt sind.
Zusammen
mit ihren zum Teil riesigen Terrassen, sehen einige von La Jennys charmanten
Häusern sehr stattlich aus. Trotzdem bieten aber selbst die grössten nicht mehr
als 60 m2 Wohnfläche.
Anbauten
sind immer so gestaltet, dass der ursprüngliche Charakter des Gebäudes erhalten
bleibt. Obwohl es etwa 13 verschiedene Typen Häuser gibt, ist ihr Baustil
innerhalb eines Quartieres immer sehr ähnlich. Alle Chalets sind so gut in den
Föhrenwald integriert, dass man die Grundstücksgrenzen bloss erahnen kann. In
Gebieten mit grösseren Häusern ist der Abstand ziemlich grosszügig bemessen,
bei den kleinen Hüttchen hingegen etwas knapper.
Die
meisten von La Jenny’s bunten Hütten befinden sich in
Privatbesitz und etwa 450 von ihnen können über die Rezeption gemietet werden.
Es kann von einem Dutzend Typen, die zwischen 11m2 und 60m2
variieren, ausgesucht werden. Logischerweise unterscheiden sich Standard und
Ausstattung je nach Geschmack und Bedürfnis der Eigentümer. Unsere Hütte war
super ausgestattet und so üppig möbliert, dass wir das zweite Schlafzimmer bis
unter die Decke mit überzähligen Stühlen, Polstermöbeln und Krims-Krams
füllen mussten, bis wir uns endlich ohne überall anzustossen, einen Weg durchs
Wohnzimmer bahnen konnten.
Wir kosteten
die grosse Küche voll aus und profitierten gerne vom Backofen und dem Geschirrspüler.
Wie fast alle Hütten, hatte auch unsere eine zusätzliche Dusche auf der
Terrasse, was wir an heissen Tagen besonders schätzten.
Unser
hübsch grün und weiss gestrichenes Häuschen hatte zwei riesige, insgesamt 65m2
grosse, Terrassen. Dies war fast doppelt so gross, wie die Wohnfläche. Diese
Terrassen waren teilweise gedeckt und nach Süden, Osten und Westen
ausgerichtet. Somit konnten wir immer Sonne, Schatten oder Windschutz finden. Wir
hatten mehr als genug Möglichkeit, unsere Nachbarn, meist die Haus-Besitzer,
beim Erledigen ihrer selbst auferlegten Pflichten zu beobachten, wie z.B. beim
Waschen der Fassade, Reinigen des Daches, Malen, Mähen, Büsche schneiden oder
was auch immer…
Ein
paar Mal konnten wir auch freilebende Tiere beobachten. Mehr als einmal grasten
Rehe direkt neben unserem Haus. Andere Urlauber hatten einen Fuchs gesehen und
Wildschweine gehört. Eichhörnchen hingegen, konnten zuverlässig jeden Tag
beobachtet werden. Wir staunten immer wieder, wie mühelos diese kleinen
Kerlchen von einer Baumkrone zur nächsten rasten, wenn sie einander jagten.
Golfspielen verlangt nach weniger Kleider, als der
Spaziergang zum Strand
Auf
seinem beeindruckenden Grundstück von 2‘500 Metern Länge und 500 Metern Breite,
bietet La Jenny nicht nur eine Vielzahl an Unterkünften, sondern auch an Spiel-
und Sportplätzen. Darunter befinden sich auch mehr als zehn Tennisplätze. Das
Speziellste ist sicherlich der 9 Ha grosse 6-Loch Golfplatz mit Driving Range. Je nachdem, ob man sich auf La Jenny’s deutscher, oder englischer Webseite informiert,
handelt es sich um den einzigen FKK-Golfplatz in Europa, oder sogar in der
ganzen Welt. Wie in fast allen Golfklubs, gibt es auch hier strickte
Bekleidungsvorschriften: es wird nackt gespielt!
Nicht
nur der Golfplatz, sondern das ganze Gelände von La Jenny ist sehr schön
gestaltet. Für Fahrrad-Enthusiasten und Spaziergänger gibt es separate Rad- und
Fusswege. Dadurch, dass nur sehr wenige Parkplätze zur Verfügung stehen, werden
die Gäste erfolgreich davon abgehalten, innerhalb der Ferienanlage unnötig ins
Auto zu steigen - FKK wie es sein soll. So gibt es z.B. beim Beach-Zugang keine
Parkplätze, abgesehen von zwei Feldern für Behinderte, eine faire und perfekte
Lösung.
Um
den etwa 850 Meter entfernten FKK-Strand zu erreichen, muss man durch ein
Waldstück ausserhalb des Geländes gehen und einen öffentlichen Radweg kreuzen. Aus
diesem Grund sollte man sich mit „einem Minimum bekleiden“, wie auf einem
Schild beim Ausgang von La Jenny in mehreren Sprachen erklärt wird. Wir bekamen
den Eindruck, dass „a minimum“ auf die
unterschiedlichste Art und Weise interpretiert wird. Wir sahen zwar niemanden
vollkommen nackt, aber vor allem viele von La Jenny’s
Hausbesitzern trugen nicht mehr, als Strandlatschen oder eine Halskette! Andere
wiederum wählten elegante Stadtkleider, aber die meisten entschieden sich für
genau das, was Passanten an jedem Textilstrand erwarten: ein kleines sexy
Etwas, welches vor allem die Fantasie anregt. Dies betrifft den Weg. Dort
hingegen, wo der öffentliche Weg dem FKK Dorf am nächsten kommt, braucht es
überhaupt keine Fantasie. Ausgerechnet in diesem Teil von La Jenny’s Grundstückgrenze gibt es überhaupt keinen
Sichtschutz, nur einen Maschendrahtzaun mit freier Sicht auf die vielen Nackten
auf dem sehr beliebten „Boulodrome“ und den anderen
Sportplätzen direkt hinter dem Hag!
Es
ziehen sich eh alle aus, sobald sie unten am Strand sind. Dieser war bereits im
Mai und Juni sehr belebt, lange bevor die MNS (Rettungsschwimmer bzw. “Maître-nageur sauveteurs”) ihren Dienst
aufnahmen. Dort findet man feinen goldenen Sand und es beeindruckte uns immer
wieder, wie stark die Breite des Strandes mit den Gezeiten variiert. Hier
konnte er zwischen 30 und 300 Metern breit sein. Wir liebten es am weitläufigen
Strand zu spazieren, welcher uns in keine Richtung limitierte. In nördliche
Richtung trifft man auf einen weiteren FKK Strand und Richtung Süden sahen wir,
soweit wir gingen, nichts als Sand, nicht einmal mehr die alten Bunker aus dem
Zweiten Weltkrieg.
Wie
überall am Atlantik, hatte es die meiste Zeit tosende Wellen; perfekt zum surfen,
spielen und beobachten. Für sicheres Schwimmen zogen wir hingegen die grossen
Schwimmbäder vor.
Mit
einer Wasseroberfläche von insgesamt 1’000 m2 ist die Gruppe von
vier Schwimmbecken im Zentrum von La Jenny eine beeindruckende Anlage. Mit
ihren unterschiedlichen Formen, mal eckig, mal abgerundet, sind sie eine echte
Augenweide. Insgesamt beinhaltet der Wasserpark ein grosszügiges Planschbecken,
ein kleines Schwimmbad und zwei grosse Pools, wovon der eine gut beheizt ist.
Die Becken sind, wie in einem Amphitheater, von Terrassen umgeben, die zum
Sonnenbaden auf ihren bunten, bequemen Stühlen einladen. Direkt neben den
Schwimmbädern gibt es ein Wellness- und Beauty-Zenter,
dem auch ein Fitnesscenter und eine Sauna angeschlossen sind. Daneben befinden
sich ein grosses Restaurant, eine Austern-Bar, sowie ein paar Geschäfte. Das grösste
davon ist die „épicerie“, das beliebte
Lebensmittelgeschäft, das mit seinem guten Angebot überzeugt. Es wird von einem
echten Naturistenpaar geführt, und wenn es das Wetter
zulässt, arbeiten sie im Naturkleid. Zusammen mit den nackten Animatoren, tragen
sie dazu bei, dass La Jenny zum Ausziehen anzieht.
Dieses
Feriendorf ist der perfekte Ort für Naturisten, die nicht nur eine natürliche
Atmosphäre suchen, sondern es auch vorziehen, in einem kleinen Sommerhaus
inmitten der Natur zu wohnen, statt auf einem parzellierten Campingplatz, oder
in einer städtisch anmutenden Feriensiedlung aus Beton.
Im La
Jenny findet man qualitativ hochstehende, gut ausgestattete Ferienchalets,
eingebettet in die natürliche Umgebung des Föhrenwaldes. Dazu gibt es
hervorragende Sport- und Freizeiteinrichtungen, sowie einen grossartigen FKK
Strand am Atlantischen Ozean.
CHM Montalivet:
ursprüngliche FKK Ideale transformiert in die moderne Zeit
Am
10. Juni 2014 fuhren wir vom Arcachon Becken knappe
hundert Kilometer nordwärts nach Montalivet. Dies ist wohl das einzige kleine
Dorf, wo man im Umkreis von 5km zwei riesige FKK-Feriendörfer findet, von denen
jedes während der Sommermonate um die 15‘000 Urlauber beherbergt: Euronat im
Norden und CHM Monta (Centre Héliomarin
Montalivet) im Süden.
Im letzten
Jahr waren wir im Euronat, aber dieses Jahr entschieden wir uns für CHM Monta(livet). Auf der einen Seite
wollten wir wissen, ob es die grossartige Atmosphäre, die wir von früheren
Besuchen in guter Erinnerung haben, noch immer gibt. Zudem wollten wir auch die
Unterschiede zum Euronat ausspionieren. Zumindest an der Rezeption fanden wir keine;
in beiden Zentren ist das Einchecken super-effizient wenn man mit einer
Reservation anreist, dauert jedoch ewig, wenn man keine hat.
Da
die Internationale Naturisten Föderation (INF) 1950 hier gegründet wurde, gilt CHM
Monta als die Wiege des Naturismus. Christiane Lecoq,
die das CHM zusammen mit ihrem Mann Albert gegründet hat, lebt immer noch hier
- sie ist mittlerweile über hundert Jahre alt.
Für
lange Zeit war das CHM Monta die erste Adresse für einen alternativen Kreis von
Menschen, die in erster Linie simpel und nackt leben wollten - moderne
Einrichtungen suchten sie nicht. Mittlerweile hat sich hier viel geändert. Socnat, die Muttergesellschaft von CHM, befindet sich heute
im Besitz und unter professionellem Management von Village-Centre,
der Tochtergesellschaft einer grossen, an der Börse kotierten Kapitalanlagegesellschaft.
Die
Ideale aus der FKK Gründerzeit werden auch heute noch hochgehalten, obwohl sich
CHM Monta inzwischen zu einem modernen Naturistenresort
mit zeitgemässen Unterkünften, elektrifizierten Stellplätzen und erstklassigen
Einrichtungen gemausert hat. Dies zieht viele junge Familien an, welche die
Zukunft der Naturisten-Ideale sichern, allerdings im Einklang mit der heutigen
Zeit. Die Veteranen, auf der anderen Seite, möchten am liebsten immer noch am
Alten festhalten, ohne Strom, Boiler und eigene Bäder. Wir hörten von Vandalenakten an WLAN-Antennen, sowie einer nackten
Strassenblockade auf der Hauptstrasse. So protestierte die alte Garde gegen den
Ausbau des WLAN-Netzes auf das gesamte Feriendorf.
Wir
dachten immer, Alter macht weise, aber diese ehrwürdigen Greise haben wohl
etwas vergessen: wenn die Naturisten-bewegung (sie)
überleben soll, muss sie sich der modernen Zeit anpassen, ansonsten stirbt sie
vielleicht aus - genauso wie jedes andere nicht adaptierende Ideal.
Unterkünfte von unglaublichem Standard
Wir hatten
für sechs Wochen ein Mobilheim gebucht und für eine so lange Zeit war es lohnenswert,
dass wir uns nicht für das kleinste entschieden hatten. Wir erhielten ein
neues, helles und modernes Modell, genauso wie wir es mögen. So hatten wir zwei
Schlafzimmer, eine Wohnküche, Bad und WC, sowie eine Holzterrasse mit Tisch und
Bänken. Vom neu installierten Pay-TV profitierten wir anders, als es von CHM
Monta gedacht war. Man musste uns nämlich einen neuen Parkplatz bauen, nachdem
unser Auto im nur mit Sand zugeschütteten Graben des Antennenkabels stecken geblieben
war.
Für
unseren Geschmack standen die Mobilheime etwas gar nahe beieinander, was aber
wiederum den Vorteil hatte, dass wir mit all unseren netten Nachbarn ins
Gespräch kamen.
Heutzutage
sind alle Miet-Unterkünfte des CHM Monta einladend und modern. Die letzten der
einfachen Hütten sind alle in Privatbesitz, aber auch von denen sind viele
renoviert und auf heutigen Standard gebracht worden. In den letzten Jahren hat
man hunderte von bezugsbereiten Zelten, Mobilheimen und Chalets aufgestellt. In
den Gebieten mit den Häuschen fühlt man sich wie in einem Dorf, da zwischen den
einzelnen immer sehr viel Platz bleibt. Die meisten von CHM’s
Stellplätzen sind sehr gut in die hügelige Dünenlandschaft integriert. Deshalb gibt
es hier viele reizvolle, aber nicht unbedingt ganz ebene Plätze. Die vielen
Sanitärblocks sind sauber gehalten, einige sind winterfest und geheizt, andere
haben überdeckte Aussenduschen, nach Osten, Süden oder Westen ausgerichtet. So kann
sich der Urlauber entscheiden, ob er lieber in einem geschlossenen Raum, oder
in der Morgen- bzw. Abend-Sonne duschen möchte.
Obwohl
es hier schon einen sehr grossen Anteil an Dauermietern hat, die ein Zelt,
Wohnwagen, Mobilheim oder Chalet besitzen, motiviert CHM seine Feriengäste ebenfalls
zu Eigentümern zu mutieren. In vielen Mietunterkünften liegt ein
Informationsblatt auf, das die Urlauber darauf hinweist, dass sie die gemietete
Unterkunft kaufen können.
CHM
Monta hat realisiert, dass Eltern vielleicht gerne eine feste Unterkunft kaufen
möchten, sich aber denken, dass sie ihren Kindern einen Gefallen tun, wenn sie
zelten. Kein Problem, im Verkaufsbüro wird alles angeboten und einige Modelle
kann man in der Verkaufsausstellung besichtigen. Wir trauten unseren Augen kaum,
was wir dort sahen. Es gab nicht nur grosse Plastikzelte mit doppelverglasten
Fenstern und Türen, möbliert mit ansprechenden Holzmöbeln, sondern auch Zelte
mit Bad und Toilette, sowie einer richtigen Einbauküche inklusive Dampfabzug, vollwertigem
Backofen und Geschirrspüler. Um der nicht existierenden Isolation der dünnen
Plastikfolienwände etwas entgegenzusetzen, waren sogar elektrische Heizkörper
installiert. So kann das Elektrizitätswerk wenigstens wieder etwas weniges von
dem Umsatz zurückholen, der ihm mit den modernen Energiespar-Häusern verloren
geht!
Geschäfte und Freizeit-Anlagen: etwas für jeden
Das
CHM Monta erstreckt sich über eine Fläche von insgesamt 200 ha. Wie in jedem
anderen Dorf mit bis zu 18‘000 Einwohnern (wenn auch nur in der Hauptsaison),
findet man im Zentrum viele Geschäfte und Speiselokale. Um den Hauptplatz
gruppieren sich etwa 15 Shops und 5 Restaurants. Ein paar weitere findet man
beim Strandzugang. Alle erfreuen sich grosser Beliebtheit da sowohl die
Auswahl, als auch die Qualität so gut sind, dass man überhaupt nicht rausfahren
muss. Man findet diverse Supermärkte und Bäckereien, ein Bio
Lebensmittelgeschäft, ein Fischladen, eine Metzgerei, einen grossen
französischen Delikatessen-Take-Away, ein Frisör, eine Eisenwarenhandlung, ein
Blumengeschäft und natürlich auch ein Zeitungs- und Buchladen. Dies ist noch
nicht alles; was immer man sucht, man findet es und dass man das alles bezahlen
kann, steht sogar ein Geldautomat zur Verfügung.
Im
CHM Monta wird normalerweise nackt eingekauft und diniert. In einigen
Restaurants, z.B. der Crêperie, arbeiten die
Kellnerinnen und Köchinnen auch oben ohne.
Wer
eine Vorliebe für Touristenmärkte hat, kann sich durch den, während der
Hochsaison täglich stattfindenden, Markt in Montalivet quälen. Vor dem 14. Juli
ist er eher bescheiden, danach bis Ende August riesengross, fast Kirmes-mässig!
Zurück
im CHM Monta gibt es ab und zu einen Flohmarkt und sogar ein Kinderkarussell
auf dem Hauptplatz.
Unzählige
Animationen und viele Freizeiteinrichtungen stehen für jedes Alter und jeden
Geschmack zur Verfügung Die Anlagen und Gebäude, inklusive einer riesigen
Bibliothek, sind modern und beinhalten mehrere grosse Sport- und Spielplätze,
darunter zwei Kunstrasen-Fussballfelder. Im CHM Monta ist es
selbstverständlich, dass die Animatoren nackt arbeiten. An der Rezeption erhält
man ein kleines Büchlein, in dem alle Aktivitäten, Öffnungszeiten, Fahrpläne
und Ausflugsmöglichkeiten aufgeführt sind. Während der Hauptsaison wird ein
Freiluftkino betrieben und zusätzlich werden in einem Saal auch in der
Nebensaison Filme gezeigt.
Kinder schätzen es sicherlich, dass es im CHM Monta nicht bloss gewöhnliche
Schaukeln und Rutschbahnen gibt, sondern auch ein beeindruckend grosses
Segelschiff zum Klettern, sowie ein paar stattliche Hüpfburgen.
Wer
Lust auf Wellness hat und bereit ist, dafür etwas Taschengeld locker zu machen,
findet in CHM Montas Therme ein breites Angebot mit
Sauna, Jacuzzi, Dampfbad und Schönheitskuren.
Gratis
dagegen sind zwei einladende Schwimmbad-Anlagen. Der ursprüngliche Badekomplex
wurde erst kürzlich renoviert und erweitert. Einige Bahnen sind für seriöse
Rundenschwimmer reserviert. Daneben gibt es ein grosses Planschbecken, ein
Sprudelbad und einladende Liegestühle.
Ganz
in der Nähe des Strandzuganges, d.h. etwa 500 Meter entfernt, befindet sich das
neue Aqua Center, welches sofort zu einem Besuchermagnet wurde. Es ist viel
grösser, als das andere Bad und in einer schönen Landschaftsarchitektur
gestaltet. Über eine Brücke gelangt man zu einem von zwei, mit Palmen gesäumten
Inselchen, zwischen denen ein Wasserfall über eine grosse Grotte plätschert.
Während sich die Erwachsenen an den Massagedüsen erfreuen, können sie die
Kinder beobachten, wie sie die fünf grossen Wasserrutschbahnen
herunterschiessen, von denen eine wie ein Korkenzieher geschwungen ist.
Wie
es in einem führenden FKK Gelände angebracht ist, werden sowohl die
Schwimmbecken, als auch der Strand von nackten Rettungsschwimmer/innen
überwacht MNS (maître nageuse
sauveteuse). So konsequent vorgelebt, haben wir den
Naturismus vorher noch nie erlebt und dies trägt hier wesentlich zur
natürlichen Atmosphäre bei.
Plage 100% naturiste
Wer
im CHM Monta ankommt, passiert zwei grosse Schilder mit dem Hinweis „centre exclusivement naturiste” und wir
glauben, dass dies in jeder Sprache verstanden wird. Sonst versteht man
vielleicht die vielen, im ganzen Gelände verteilten, originellen Cartoons, die
dazu motivieren sollen, die Nacktheit den ganzen Tag auszuleben. Bevor man auf
dem Weg zur Beach über die Düne kommt, steht ein weiteres illustriertes Schild
das unmissverständlich darauf hinweist, dass (auch) am Strand 100%-ige Nacktheit angesagt ist. Dies provoziert natürlich, dass
man sich umsieht, ob auch wirklich alle nackt sind, weil es ja immer ein paar
Ausnahmen gibt, die glauben, nur die andern sollen sich ausziehen. Während
unserer ersten vier Wochen sahen wir tatsächlich niemanden mit Badehose. Mit
dem Beginn der Hauptsaison sah man aber ab und zu eine Jugendliche mit Höschen.
Sie waren aber so grosse Ausnahmen, dass sie sich nach einer Weile unwohl
fühlten und ebenfalls die Hüllen fallen liessen. Wer von nackten Gleichaltrigen
umgeben ist, fühlt sich natürlich ebenfalls einem Gruppendruck ausgesetzt.
Wie
schafft es CHM Monta, dass sich am Strand alle ausziehen? Die Vorbildfunktion
der nackten Rettungsschwimmer/innen hilft sicher und auch die Kontrolleure beim
Strandzugang arbeiten im Naturkleid. Dazu kommt, dass hier die Mehrheit der
Urlauber Franzosen sind. Uns ist aufgefallen, dass die französischen Kinder mit
weniger Regeln und Kontrollen aufwachsen, als diejenigen anderer Nationen. So
finden sie es wohl auch weniger nötig, gegen die ältere Generation zu
revoltieren, indem sie sich mit Badekleidern an den FKK Strand setzen. Zudem
befinden sich unter CHM Monta’s Dauermietern viele
junge Familien. Deren Kinder wachsen so ganz natürlich mit dem Naturismus auf
und wenn sie ins Teenager-Alter kommen, haben sie wohl noch nie einen Urlaub an
einem Textilstrand verbracht. Es ist auffällig, wie viele Gruppen von Jugendlichen
und jungen Erwachsenen hier den FKK Strand bevölkern und sich offensichtlich in
dieser pudelnackten Gemeinschaft pudelwohl
fühlen. Für diese jungen Leute braucht es die „Sittenwächter“ sicher nicht,
aber vielleicht vermögen sie andere zu beeindrucken. Nur selten muss jemand an
die FKK Ethik erinnert werden. Wenn ein paar freundliche Worte keine Wirkung
zeigen, kann es auch passieren, dass die gesamte Familie des Uneinsichtigen vom
Gelände verwiesen wird.
Da Village-Centre, die Eigentümerin von CHM Monta, auch
textile Feriendörfer betreibt, darunter ein Campingplatz direkt neben CHM
Monta, bietet die Gesellschaft die Wahl, entweder nackt oder textil Ferien zu
machen. Dafür darf erwartet werden, dass sich alle in der Gruppe oder Familie
an die Entscheidung des Familienrates (Ma-/Patriarch/in?) halten. Seitdem Village-Center auch FKK-Feriendörfer als zusätzliches
Standbein in ihr Portfolio aufgenommen hat, kann sie nun sogar dem nackten Mann
das Geld aus der Tasche ziehen!
Natürlich
zieht CHM Monta nicht nur Französische-, sondern auch andere Urlauber, von
irgendwo zwischen Spanien und Osteuropa, an. Zusätzlich macht schon allein die
Grösse und die Kapazität dieses FKK Resorts Besucher aus Übersee neugierig,
egal ob aus den Amerikas, Down-Under oder Asien. Die
meisten ausländischen Feriengäste reisen aber aus Deutschland und den
Niederlanden an. Selbstverständlich ist das Personal im CHM Monta mehrsprachig.
Es gibt aber kein zusätzlich, von einem ausländischen Reisebüro geführtes und
mit Landsleuten besetztes Empfangsbüro, wie in ein paar wenigen anderen,
grösseren FKK Zentren. Dies zieht, unserer Meinung nach, eine ganz andere
Kundschaft an. CHM Monta ist vor allem bei eingefleischten und
selbstzufriedenen Naturisten beliebt, die versuchen, wenigstens ein paar Worte
Französisch zu sprechen und gerne fühlen, dass sie in Frankreich sind. Sie
haben wenig gemeinsam mit den ewig nörgelnden und aufgetakelten
Pauschalurlaubern, die vielleicht gerne nackt baden, aber nackt leben oder einkaufen? Sowas Unhygienisches!
Sand soweit das Auge reicht
Zurück
zu CHM Monta’s Strand: man findet denselben
goldgelben Sand wie man ihn vielerorts an der Atlantikküste sieht. Dahinter
erhebt sich eine Sanddüne und man bemüht sich, diese überwachsen zu halten.
Meerseitig sickert Grundwasser aus der Düne und fördert Mineralien und
vielleicht auch etwas Umweltverschmutzung zutage. Auf einigen Strandabschnitten
entstehen so farbige, fast artistisch anmutende Sandbilder: wunderschön
anzuschauen, aber wenig einladend zum Sonnenbaden. Um CHM Monta’s
Nord- und Südstrände wurde trockener Sand aufgeschüttet, um den Sonnenanbetern
genügend Platz zur Verfügung zu stellen. Mit tausenden von Badegästen kommt man
sich bei Flut trotzdem urgemütlich nah, bei Ebbe hingegen, gibt es für alle
Platz zum verschwenden. Es ist immer herrlich und unterhaltsam zugleich, der
steigenden Flut zuzuschauen, die mit jeder ansteigenden Welle weitere grillende
Sonnenanbeter vom Dösen aufschreckt und in die Flucht schlägt. Die Breite des
Strandes verändert sich je nach Gezeitenstand um bis zu 500 Meter.
Gerade
rechtzeitig bevor die Lebensretter Mitte Juni ihre Arbeit aufnahmen, wurde das
Wasser angenehm warm. Hunde sind bis 19:00h an- und zwischen den beiden
bewachten Strandabschnitten nicht zugelassen. Dies ist himmlisch für alle die
sich von Hunden, bzw. deren unflätigen Meistern gestört fühlen, die weder eine
Leine, noch das Einsammeln der Exkremente ihres Vierbeiners notwendig finden.
Anfangs
Juli wurden die Paare langsam von Familien abgelöst. Nun drehten zwei
Studentinnen ihre Runden und versuchten gleichzeitig Eis zu verkaufen, und
Ganzkörperbräune an sich selbst zu bringen. Ansonsten gab es überhaupt keine
Strandhändler. Das einzige andere Geschäft, war eine Juice-Bar, welche frische
Fruchtsäfte mischte, eine grossartige Idee und viel gesünder, als ein
Biergarten! Gesund waren auch die Spaziergänge entlang des Strandes. In
südliche Richtung kann man im Naturkleid für drei- bis vier Kilometer gehen,
bevor man sich für ein paar hundert Meter ein bisschen bedeckt geben sollte.
Gegen Norden erreicht man nach zwei Kilometern Nacktspaziergang das
touristische Dorf Montalivet. Nun muss man sich entscheiden, ob man sich in
Kleider und das Getümmel der Touristenfallen stürzen möchte. Wer lieber dem
Strand entlang weitergeht, braucht bloss ein Tuch umzuwickeln. Nach etwa 500
Metern kann man sich wieder auspacken und erreicht nach weiteren 5km die Naturistensiedlung Euronat. Wenn
es die Kondition zulässt, kann man von dort sorgen- und kleiderfrei noch viel
weiter laufen.
Wenn
man das Strandleben genug ausgekostet hat und ins CHM Monta zurückkehrt, wird
man von einem Comic-Plakat begrüsst: „du bist im Centre Héliomarin,
es gibt keinen Grund dich anzuziehen“. Die vielen originellen Cartoons bilden
Teil der exzellenten Beschilderung die man im ganzen Feriendorf findet. Sie
macht das Finden des Stellplatzes, der Unterkunft oder der Freizeitaktivität
zum Kinderspiel.
Sehenswürdigkeiten um Montalivet
Ausflüge?
Nun, was wir nie verpassen wenn wir in der Region sind, ist „chez Gilles & Marika“ zu tafeln. Ihr hervorragendes
Restaurant findet man im Hotel de France in Vendays.
Es gibt aber Attraktionen denen man nicht nachfahren muss, weil sie hierher
kommen. So z.B. das Harley Davidson Treffen, das alljährlich am letzten
Juni-Wochenende 10‘000 - 20‘000 der schweren Maschinen nach Monatlivet
lockt. Mindestens 100 Motorradfahrer/Innen logierten mit ihren spiegelblank
polierten Feuerstühlen im CHM Monta. Das touristische Montalivet war aber im
wahrsten Sinne des Wortes besetzt von tausenden von Harley Davidsons, welche
dem Ort einen ganz anderen Charakter verliehen. Nun versprühte sich tatsächlich
sowas wie Charme um die vielen Touristenfallen. Weniger charmant war es
hingegen, in den Strassen abseits des Rummels, wo so mancher mit seinem Pimmel
den Rasen sprengte.
Viele
mögen wohl die nahegelegenen Weingüter besuchen, aber für uns Anti-Alkoholiker
sind die Giftküchen in den sogenannten „Châteaus“ uninteressant. Dafür fanden
wir zwei andere schöne Plätze, die wir vorher noch nie besucht hatten. Am
besten gefiel uns die Landschaft um den Leuchtturm Phare de Richard in der Nähe von St. Vivien. Er steht am Mündungstrichter
der Gironde mit Sicht bis zum andern Ufer. Vor allem nördlich des Leuchtturms
findet man dutzende von malerischen „carrelets“,
kleine Fischerhütten auf Pfählen. Entlang eines Fussweges gibt es viele
unterschiedliche Typen in allen Farben zu sehen. Jedes „carrelet“
ist mit einem traditionellen, rechteckigen Netz ausgestattet, um die begehrten
Delikatessen frisch in der Flussmündung zu fangen.
Ein
anderer Ausflug brachte uns nach Hourtin Port,
südlich von Montalivet. Obwohl die Ortschaft Hourtin
auch einen Strandzugang hat, befindet sich der Hafen an einem Süsswassersee
etwas im Landesinnern. Man findet dort eine Ferienanlage, welche Aktivitäten
wie Wasserskifahren mit Hilfe eines über dem See installierten Liftes anbietet.
Uns erinnert der Lac Hourtin teilweise an Landschaften
Skaninaviens. Die Ufer sind dominiert von Pinienwald
und immer wieder bedecken rosa und weisse Wasserlilien den See.
Ab
und zu gab es aber auch unfreiwillige Ausflüge. Diesen Sommer mussten wir beide
zum Zahnarzt. Wir hatten Glück, da dies in Frankreich meist eine unkomplizierte
und günstige Angelegenheit ist. Gegenüber dem Hauszahnarzt, den wir früher in
der Schweiz hatten, sparten wir in Frankreich jedes Mal viel Zeit und noch viel
mehr Geld. Es war kein Nachteil, dem Zahnarzt ehrlich zu sagen, dass wir auf
einem FKK Platz wohnen. Beide Zahnärzte, wie auch die Kellnerin eines Sushi
Restaurants, gaben zu, dass sie ebenfalls dorthin gehen.
Abschied von CHM Monta
Unser
Aufenthalt im CHM Monta, zwischen dem 10. Juni und dem 20. Juli 2014, machte
uns einmal mehr bewusst, wie kurz die Saison ist. Wegen der vielen Dauermietern
ist es hier zwar nie richtig einsam und auch in den Geschäften findet man immer
ein gutes Angebot. Wenn man aber sieht, dass anfangs Juli noch dutzendweise
neue Mietzelte aufgebaut werden, wird einem eindrücklich vor Augen geführt, in
welch kurzer Zeit hier das Geld verdient werden muss. Der späte Aufbau war
keine Verzögerung, sondern beabsichtigt, denn in der Broschüre wurden diese
Zelte eindeutig erst ab dem 10. Juli angeboten. Zehn Tage später waren fast
alle besetzt und in einer anderen Ecke des Campingplatzes wurden noch weitere
aufgebaut.
Wir
bereuen unsere Entscheidung, nochmals ins CHM Monta zu kommen, nicht im
geringsten. Die grossartige Atmosphäre und die Ideale, die man am Geburtsort
des Naturismus zu finden hofft, existieren noch immer. Inzwischen hat sich aber
CHM Monta zu einem modernen, effizient geführten und gut ausgestatteten
Feriendorf entwickelt. Es ist ein perfekter Ort für alle, die grosse Gelände
mögen, wo jedes Familienmitglied entscheiden kann, ob es nur etwas ausspannen
möchte, oder an den unzähligen Aktivitäten und Freizeitmöglichkeiten teilnehmen
möchte.
Es
ist ein Ort, wo man wirklich Ferien machen kann, da man, wenn man es nicht
will, nicht einmal zum Einkaufen und Essen hinausfahren muss - im CHM Monta
findet man alles und auch über die Qualität kann man nicht jammern. Wir liebten
den einladenden Aqua-Park und den weitläufigen Strand, alles ist perfekt für
echte Naturisten.
CHM
Monta möchte wirklich ein Naturistengelände bleiben und erstickt deshalb die
ersten Ansätze von “man darf, aber muss sich nicht ausziehen“ bereits im Keim.
Wir denken, die harte Linie gegenüber den wenigen, die meinen FKK sei eine
grossartige Sache, solange sich nur die anderen ausziehen, bringt sicher mehr
Leute ins CHM Monta, als sie abschreckt. Dieser Ansatz zieht vorwiegend echte
Naturisten an, die hierher kommen um nackt zu leben und nicht nur nackt zu
baden. Zusammen mit den nackten Rettungsschwimmern, Animatoren und weiterem
unbekleideten Personal tragen sie zur sehr natürlichen, alternativen Atmosphäre
im CHM Monta bei und übernehmen eine Vorbildfunktion für Neulinge. Hier können
sie gar nicht anders, als bei der FKK Lebensphilosophie mitzumachen. Hand aufs
Herz, wenn ein Jugendlicher von dutzenden Gleichaltrigen umgeben ist, die sich
im Naturkleid sonnen, ist er viel mehr motiviert es ihnen gleichzutun, als wenn
er sich dem Machtwort der Eltern fügen muss.
Wir
hoffen, CHM Monta bleibt so wie es ist: ein echtes FKK Feriendorf wo sich
sowohl Franzosen, als auch Ausländer willkommen fühlen. Wir kommen sicherlich
wieder, es ist genauso wie wir es mögen…
ARNA:
sehr natürlich, sehr lebhaft und gleichzeitig sehr ruhig
Am
20. Juli 2014 fuhren wir weiter ins Arnaoutchot, kurz Arna
genannt. Auch dies ist ein sehr attraktives FKK Feriendorf in einem Pinienwald
direkt an der französischen Atlantikküste. Es liegt in der Nähe von St. Girons, etwa auf halbem Weg zwischen Biarritz und Mimizan. Wir waren bereits im letzten Jahr hier gewesen und
mochten die einzigartige Atmosphäre so sehr, dass wir zurückkommen wollten. Wie
an den meisten Orten, liegen die Hochsaisonpreise auch hier über unserem
Globetrotter-Budget. Wir hatten aber das Glück, dass uns ein IT Fehler in der
Internet Buchungsmaske zu einem Rabatt verhalf. So freuten wir uns nun auf
unsere sechs Wochen in einem kleinen, aber sehr gut ausgestatteten Mobilheim.
Was
macht Arna so speziell? Mit seiner Kapazität von bis zu 4‘000 Urlaubern ist es
zwar gross, aber doch nicht anonym.
Dank
der vorwiegend alternativ und ökologisch denkenden Gästeschar herrscht auch hier,
wie bereits im CHM Monta, eine sehr natürliche Atmosphäre, was heissen soll: Designerklamotten,
Stöckelschuhe und City-Gehabe (sofern vorhanden) lässt man bewusst zu Hause und
freut sich den Urlaub nackt verbringen zu dürfen. Nacktheit ist hier die
natürlichste Sache der Welt und wenn es einmal kalt ist, ziehen die Leute
einfach etwas wärmendes über.
Kaum
waren wir im Arna angekommen, begegneten wir bereits den ersten bekannten
Gesichtern, die wir vom letzten Jahr kannten und wurden herzlich begrüsst. Hier
kommt man nicht nur mit seinen Nachbarn einfach in Kontakt, sondern auch mit
anderen Leuten die man bei diversen Aktivitäten, am Strand, um die Pools oder
in den Restaurants trifft. Sowohl Kinder, als auch Erwachsene können hier die
Ruhe geniessen, wenn sie dies möchten, es werden aber auch unzählige
Animationen, Spiel und Sport, Ausflüge und Vorführungen angeboten an denen man
teilnehmen, oder auch nur zuschauen kann.
Zusammen
mit den sehr einladenden Innen- und Aussenschwimmbecken, dem gut sortierten
Lebensmittelladen, dem mobilen Fischhändler und den wöchentlichen Aufführungen
auf der Freilichtbühne, gehört der weitläufige FKK Strand für uns sicher zu Arnas Hauptattraktionen. Andere schätzen vielleicht eher
die Sport- und Spielplätze, die Surfschule, den wöchentlichen grossen Markt,
das Wellness und Beauty Zentrum, die Disco oder das preiswerte Restaurant.
Arna’s
Einrichtungen sind vielfältig und von erster Güte, wie z.B. das neue moderne
Waschhaus, oder der geländeeigene „Ökihof“, der 2014
eröffnet wurde. So manches Dorf besitzt keine so grosszügige und saubere
Recycling- und Entsorgungs-Einrichtung. Arna hat seine Abfallentsorgung an
einen zentralen Punkt beim Eingang verschoben, da sich viele Gäste über Lärm
und Gestank der bisherigen, vielen kleinen, auf dem Camping verteilten,
Abfallsammelstellen beschwerten. Nun gut, die unbesonnenen „Naturisten“ die
jetzt regelmässig nur ins Auto steigen, um ihren Abfall zu entsorgen,
verursachen auch unnötigen Lärm und Gestank! Wir betrachteten den Weg zum Ökihof jeweils als einen idealen Verdauungsspaziergang.
Selbstinszenierte und professionelle Shows auf ARNA's Bühne
Auch
bei Animationen und Aufführungen wird Perfektion grossgeschrieben. Da die
Freilichtbühne fast wie in einem Stadttheater ausgestattet ist, wird sogar die
„offene Bühne“ mit viel Liebe zum Detail choreographiert und es stehen
unzählige Kostüme zur Verfügung. Besser machen es nur die Tanz- und
Unterhaltungsgruppen, die jeden Mittwoch unter Vertrag stehen, um Arna’s
Gästeschar zu erfreuen. Diese Berufskünstler kommen ab und zu aus einem
Nachbarland, meistens aber aus Frankreich. Und Frankreich ist ja nicht so
klein. Der diesjährige kulturelle Höhepunkt war sicherlich die Vorführung einer
Tanzgruppe aus Französisch Polynesien. Die Männer und Frauen von „Haiva i Tahiti“ kamen von den
Pazifikinseln, waren tätowiert und die meisten hatten lange schwarze Haare.
Ihre Haka Tänze, welche jeweils mit aufgerissenen
Augen und herausgestreckten Zungen enden, waren unverfälscht, genauso wie wir
sie im Pazifik erlebt hatten.
In
Anbetracht der vielen Urlauber und Arna’s unzähligen Aktivitäten während der
Hauptsaison, war es fast unglaublich, wie ruhig es um unser Mobilheim war. Ab
und zu hatten wir fast das Gefühl, wir seien die einzigen, die Lärm machten, da
wir uns oft mit Bekannten unterhielten. Bereits bevor wir hier ankamen, hatte
sich ein Schweizerpaar, das wir vom Burgund her kennen, mit ihrem Wohnwagen auf
einem nahe gelegenen Stellplatz eingerichtet. Später, gegen Ende unseres
Aufenthalts im Arna, kamen auch Gudrun und Uli, die weltenbummelnden
Naturisten, die wir diesen Frühling kennengelernt hatten, mit ihrem Wohnmobil.
Die beiden blieben eine Woche und so hatten wir wieder Zeit über Gott und die
Welt, sowie unsere gegenwärtigen und zukünftigen Reisen zu diskutieren.
Es
war die perfekte Wahl, die Hochsaison im Arna zu verbringen. Wir genossen
unsere täglichen ausgedehnten Spaziergänge entlang des weitläufigen FKK
Strandes. Zudem profitierten wir von relativ mildem und trockenem Wetter, wenn
wir die eher feucht-kalten Konditionen bedenken, welche der Rest Europas
aushalten musste. Mit seiner angenehmen und natürlichen „Wohlfühl-Atmosphäre“
übertrumpft Arna viele andere Naturisten-Resorts die
wir kennen und es ist sicherlich zur Spitze unserer Favoritenliste
aufgestiegen. Wer mehr über dieses sehr natürliche Gelände erfahren möchte,
findet vielleicht die detailliertere Beschreibung unseres letztjährigen
Aufenthaltes im Arna interessant.
Reservieren oder auch nicht: beides kann zu Problemen führen
Wenn
man seine Urlaubsplanung macht, stellt sich immer wieder die Frage, ob es sinnvoll
ist, zu reservieren, oder nicht.
Als
"Roving-Spirits" geniessen wir unsere
Freiheit und legen uns nicht gerne lange im Voraus fest. Die Erfahrung hat uns
aber gelehrt, unsere Abneigung, zumindest für die Hauptsaison, zu überwinden.
Wir haben auch gelernt, wo wir wahrscheinlich von einer Unterkunft in die nächste
geschoben werden, wenn wir in der Nebensaison ohne Reservation eintreffen.
Davon abgesehen, ist man vor Überraschungen nie gefeit. Jedes der FKK-Gelände,
in dem wir diesen Sommer Station machten, hielt uns eine bereit. Aber der Reihe
nach.
Auf
dem ersten Platz fragten wir, ohne vorher reserviert zu haben, nach einem
Mobilheim in einem bestimmten Gebiet, mussten aber erfahren, dass die
Unterkünfte dort um diese Jahreszeit noch nicht bereit seien. So gaben wir uns
mit etwas anderem zufrieden, das sich als viel sonniger herausstellte, dafür
aber einen langen (deshalb gesünderen) Fussmarsch vom kleinen Supermarkt
entfernt war.
Am
nächsten Ort war es ähnlich; an unserer Wunschlage wurde noch nichts vermietet
und so fragten wir keck nach einer noch besseren Lage, im Glauben, dass diese
sicherlich reserviert sei. Sie war es auch, doch dem freundlichen Mitarbeiter
an der Rezeption war dies nicht klar und so erfüllte er uns diesen Wunsch. Im
Verlauf der folgenden Wochen lernten wir ein Paar kennen, das genau unser Mobilheim vor langer Zeit gebucht
und vorausbezahlt hatte. Sie erzählten uns, dass sie recht hart dafür kämpfen
mussten, um ein anderes, wenigstens an ähnlich guter Lage, zu bekommen, nachdem
die Rezeption ihren Fehler realisierte.
Bevor
wir ans nächste Ort zogen, riefen wir kurz an, um herauszufinden, um welche
Zeit die Rezeption schliesst. Dabei erfuhren wir, dass es unumgänglich sei eine
Reservation zu machen, auch wenn der Platz noch fast leer sei. Wir einigten uns
darauf, dass man uns einen Schlüssel zu unserem Traumhüttchen hinterlegt. Wir
fanden zwar den Schlüssel und die Unterkunft, sie war aber viel kleiner, als
die, die wir reserviert hatten. So mussten wir die Sache dann am nächsten
Morgen regeln.
Inzwischen
kam die Hauptsaison, für die wir schon Monate im Voraus gebucht hatten. Wir
erhielten die Schlüssel zu einem adretten Hüttchen, doch auch dieses Mal war es
nicht der Typ, den wir reserviert hatten und zudem stand es auf einem winzigen
Grundstück. Als wir reklamierten, stellte sich heraus, dass unser reserviertes
dringend repariert werden musste. In der Folge konnten wir uns ein anderes
Mobilheim aussuchen.
Wir
hatten bereits unseren nächsten Platz an der Sonne ausgesucht und wollten dort
einen dreiwöchigen Aufenthalt buchen. Da uns auffiel, dass die
Internet-Buchungsmaschine auch während der Hauptsaison einen riesigen Rabatt
abzog, versuchten wir spontan, gleich sechs Wochen zu buchen. Nach einer
Aussprache mit dem glücklosen Management, welches über dieses so grosszügige Angebote
wenig begeistert war, einigten wir uns auf einen Kompromiss.
Als
der Sommer endete, fühlten wir uns frei, wieder ohne Reservation aufzukreuzen.
Jetzt hatten wir uns für ein FKK- Gelände entschieden, das gerade erst
konkurrenzfähige Nebensaisonpreise eingeführt hatte. Natürlich waren wir nicht
die einzigen, die davon Wind bekamen. Ach du liebe Zeit! Von den vielen
Mietunterkünften war bloss ein Zelt übrig geblieben und darauf hatten wir nun
wirklich keine Lust. So zogen wir wieder ab. Während der Nacht in einem nahe
gelegenen Hotel, spürte unser Computer ein 30%-last-Minute Angebot in einem
nahegelegenen Gelände auf. Ironischerweise war dies genau dort, wo man uns im
letzten Jahr mit einem € 80-Gutschein beglückt hatte, den wir sogar noch bei
uns hatten. Konnten wir etwas Besseres machen, als demütig dieses Angebot
anzunehmen?
Die
Liste ist nicht ganz fertig, aber in jedem FKK-Gelände, das wir in diesem Jahr
besuchten, spielte sich entweder bei der Buchung, oder bei der Ankunft eine
kleine Anekdote ab.
Domaine Laborde: zwischen Sommerhitze und Tischtüchern
Am 1.
September 2014 erreichten wir Domaine Laborde, ein ansprechendes,
niederländisch geführtes Naturisten-Gelände, welches Gäste aus verschiedenen Ländern
anzieht. Der Name stammt von seiner Lage direkt an der Grenze zwischen den
Departementen Dordogne und Lot-et-Garonne. Ein kleines Bächlein bildet sowohl Labordes Grundstück-, als auch die Distrikt-Grenze. Das
ganze Gelände ist schön unterhalten, und viele der Gebäude auf dem 25 Hektar
grossen Platz, beherbergen einen, als Turm gestalteten, Taubenschlag.
Wir
entschieden uns für ein Mobilheim an einer sonnigen Hanglage. Dieses war sehr
gut ausgestattet und unterschied sich ein wenig von den Modellen, welche wir
auf anderen Campingplätzen gemietet hatten, da Laborde diese von einem anderen
Hersteller bezogen hatte. Vom freundlichen, französischen Rezeptionisten
erfuhren wir, dass hier der Sommer ungewöhnlich nass und kühl gewesen sei.
Jetzt im September konnten wir hingegen fast den ganzen Monat von Temperaturen
um die 30°C profitieren. Die Nächte wurden zwar schon kühl, doch tagsüber
verzogen wir uns gerne unter die schattigen Bäume, sei es bei einem der zwei
malerischen Teiche, oder beim Schwimmbecken.
Wenn
wir jeweils das Gelände verliessen, egal ob für einen Ausflug, oder zum
Abendessen, packten wir unsere Kleider in eine Tasche und marschierten im
Naturkleid zu Labordes grossem Parkplatz. Erst dort
zogen wir uns an - nur Sekunden bevor die Klimaanlage unseres Wagens die
anspruchsvolle Aufgabe übernehmen musste, die Wärme der Kleider wegzukompensieren.
Nachdem
wir den ganzen Sommer an der übertouristischen Atlantikküste, mit ihren vielen
Touristenfallen, verbracht hatten, entschieden wir uns wegen der malerischen,
historischen Dörfer und Städtchen mit hochkarätigen Speiselokalen, für die
Dordogne und Lot-et-Garonne Region. Nun wollten wir etwas Kultur fühlen und
geniessen! Diese Gegend ist wahrlich himmlisch für Schlemmermäuler und wir
entdeckten sogar noch mehr Gourmet-Restaurants, als bei unseren letzten
Aufenthalten.
Anfangs
September war Laborde noch gut belegt mit Gästen jeden Alters und verschiedenen
Nationalitäten; ausser vielen Franzosen und Briten, hatte es die
"üblichen" Niederländer (dagegen lässt sich nichts einwenden). Da die
Schulferien zu Ende gingen, kamen mehr und mehr Pensionäre, sowie jüngere kinderlose
Paare. Der neue Spielplatz verwaiste täglich mehr und die beiden grossen
Wasserrutschen, darunter eine Korkenzieherrutsche, waren nur noch auf Anfrage
in Betrieb. Nicht viele trauten sich danach zu verlangen, aber wenn, dann
erfreuten sich auch etliche übermütige Erwachsene daran.
Wegen
dem aussergewöhnlich warmen Wetter, war das gut beheizte Hallenschwimmbad
momentan nicht so begehrt. Die Sauna und das Dampfbad waren aber trotzdem
dreimal pro Woche in Betrieb.
Da
Laborde Ende September seine Tore schliesst, war es ab Mitte Monat auf dem Camping
ziemlich ruhig. Es wurde aber noch immer viel geboten. Das Restaurant öffnete
nur noch an ein paar Tagen pro Woche, an diesen war es aber recht beliebt, bis
es Ende der dritten Septemberwoche schloss. In der letzten Woche waren kaum
noch 25 Gäste übrig, doch der kleine, geländeeigene Supermarkt hatte noch immer
geöffnet. Wir mussten also zum Einkaufen nicht unbedingt ins Dorf fahren, wenn
wir zu bequem dazu waren. Obwohl der Laden sehr klein ist, bietet er viel mehr,
als man auf den ersten Blick erkennt, da viele Delikatessen im Kühlraum
versteckt waren. Fisch und Fleisch von guter Qualität wurden stückweise und
nicht überteuert angeboten.
Von
den brünstigen Hirschböcken, die die Urlauber jeden Abend mit ihrem Röhren
unterhielten, wurde hingegen kein Fleisch verkauft.
Obwohl
wir die Region schon sehr gut kennen und Laborde dazu verführt, sich einfach in
der Sonne zu aalen, waren wir nicht zu faul, ein paar Ausflüge zu machen. Wir
genossen die sanften Hügellandschaften, sowie die malerischen Städtchen und
Dörfer wie Monflanquin, Villereal, Monpazier, Castillonès oder Lauzun. Zweimal
fuhren wir etwas weiter, einmal ins hübsche La Roque Gageac, das sich ans Ufer der
Dordogne schmiegt, und ein andermal für einen ganzen Tag nach Agen. Oft
verbanden wir unsere Ausflüge mit einem gastronomischen Abendessen.
Glücklicherweise war unser Lieblingslokal: „La Table du Moulin“, das
Nächstgelegene. Die „Ferme Auberge des Selles“ war leider um diese Jahreszeit nur noch mittags
geöffnet. Sie bietet eine interessante Mischung zwischen Bauerntisch und
Gourmetküche.
Es
war unser dritter Aufenthalt in Laborde und ursprünglich wollten wir bloss etwa
zehn Tage bleiben. Da sowohl das Wetter, als auch die Atmosphäre, ganz nach
unserem Geschmack waren, blieben wir schlussendlich fast den ganzen September.
Erst ein paar Tage bevor man uns eh rausgeschmissen hätte, gaben wir unser
komfortables Mobilheim wieder frei ...
Domaine Le Couderc: ein sehr persönlich geführtes FKK-Gelände
Ursprünglich
planten wir gegen Ende September nach Spanien weiterzureisen, aber irgendwie
reizte es uns, noch länger in der Dordogne
Region zu bleiben. Heinz' Schwester und Schwager, Edith & Kari,
entschlossen spontan, sich uns zum "vivre nu et manger bien" anzuschliessen,
und so lieferten sie uns die perfekte Entschuldigung, noch länger in der Gegend
zu verweilen. Vor allem zum Schlemmen ist der Dordogne Distrikt einfach
perfekt.
Im
Oktober ist es nicht einfach, in Frankreichs Landesinnern, einen FKK-Platz zu
finden, der noch geöffnet hat, ausser man findet Le Couderc. Dieses Gelände befindet sich im Herzen der Dordogne,
etwa 20km südlich von Bergerac und ist umgeben von erstklassigen Speiselokalen!
Wir haben diesen Platz vor 14 Jahren schon einmal besucht und erinnern uns noch
gut an seine einzigartige Atmosphäre. Damals waren wir (noch) jünger und hatten
die Illusion, dass wir mit campieren in einem einfachen Zelt viel Geld sparen
könnten, und so ertrugen wir dies ganze vier Hauptsaison-Wochen.
Wir
haben von anderen gehört, dass sie Le Couderc's
spezielle Atmosphäre als "Himmel für Kinder, aber Hölle für Erwachsene
empfinden". Wir würden eher sagen, es ist ein sehr lebhaftes und sehr
familienorientiertes FKK Gelände mit unzähligen Aktivitäten und Animationen. Für
ihre „Geisternacht“, wird auch Mal der Verkehr auf
den umliegenden Strassen geregelt. Dank einer "Armee" von jungen
enthusiastischen "Ferien-Jobbern", fühlte man sich in Le Couderc inmitten eines Jungbrunnens. Die Gästeschar bestand
fast ausschliesslich aus niederländischen Familien mit Kindern jeden Alters.
Diese genossen ihre Freiheit und schlossen sich in Banden zusammen. Kein
Wunder, dass das Jungvolk alljährlich ins Couderc
zurückkehren will.
Wir
bekamen den Eindruck, dass es sich bei der Hälfte der Gäste um Berufskünstler
aus den Niederlanden handelte. Das "open podium",
die offene Bühne, wurde regelrecht überrannt und die meisten Vorführungen waren
richtig hochklassig, eher was man in einer Konzerthalle erwarten würde, als auf
einem Campingplatz. Obwohl die einzelnen Vorführungen auf sieben Minuten
begrenzt waren, dauerten die Shows von 21 Uhr bis 02 Uhr morgens.
Auch
wenn wir Le Couderc gut gemocht
hatten, kehrten wir bisher nie zurück. Dies hing wahrscheinlich damit zusammen,
dass wir uns dort eher wie in den Niederlanden, als in Frankreich fühlten. Im
Nachhinein ist uns auch aufgefallen, dass wir nie an einen Ort zurückkehrten,
an dem wir (nur) campiert hatten. Zudem entwickelten wir später eine Vorliebe
für grössere Gelände mit viel Auslauf.
Nun
stellten wir fest, dass Le Couderc viele adrette
Chalets zu mieten anbietet und dass das Gelände erweitert wurde. Bei unserer
Ankunft am 27. September 2014 wurden wir von den niederländischen Eigentümern Marieke, Nico und Olivier, die das Herz und die Seele
dieses Platzes sind, herzlich begrüsst. Bei Ankunft offeriert man jedem Gast
ein Willkommensgetränk und einer der Eigentümer, die selbst echte Naturisten
sind, nimmt sich Zeit, alles über den Campingplatz zu erklären. Wir entschieden
uns für eines der neuen Chalets mit extra Isolation. Dies war sicherlich ein
Pluspunkt, da es während der Nacht schon langsam kühl wurde, wenn auch die
Tagestemperaturen immer noch auf 25° bis 30°C anstiegen. Dies sogar jetzt noch,
im Oktober - sozusagen Sommer im Herbst - einfach perfekt für FKK.
Das
33 ha grosse Gelände bietet viel Platz für alle, denn es gibt nur 22 Chalets, 6
Miet-Zelte und 160 Stellplätze. Das Grundstück besteht aus flachen, von Feldern
und Wäldern gesäumten Wiesen. Zäune gibt es nirgends. Die Bauern der
Nachbarschaft haben sich wohl an den Anblick von nackten Menschen gewöhnt und
die FKKler wissen wohl, wann sie etwas umwickeln müssen. Le Couderc
bietet aber reichlich Möglichkeiten zum Spazieren und Wandern ganz ohne, sowohl
im Wald, als auch entlang der Felder.
Sommerhitze:
wenn ein Teich zum Schlammbad wird
Sehr
malerisch sind auch die beiden Teiche, welche zum Schwimmen und Fischen
einladen. Sosehr die Urlauber den lang andauernden Sommer genossen, hat sich
dieser leider negativ auf das Wasser ausgewirkt. Es entwickelten sich zu viele
Algen und der Grund wurde schlammig.
In
einem der Teiche nahm dies solche Ausmasse an, dass er ausgepumpt und ausgebaggert
werden musste. Eines Morgens erwachten wir durch den Lärm grosser Baumaschinen
und staunten über die riesigen Muldenkipper, die hin und her fuhren. Diese
Monster waren fast höher, als das Restaurant. Das letzte Mal, als wir solch
gigantische Lastwagen sahen, waren wir in einer Australischen open-cut Mine. Unten am Teich erlebten wir ein beeindruckendes
Spektakel. Ein schwerer Raupenbagger und einer der riesigen Muldenkipper
versanken fast im Schlamm. Da das Ganze zu gefährlich wurde, musste "die
Show" abgebrochen- und ein paar Tage später mit noch schwererem Gerät
fortgesetzt werden. Ein grösserer Bagger mit einem beeindruckenden, 18 Meter
langen Arm, übernahm nun die Arbeit vom sicheren Ufer aus. Insgesamt wurden
etwa 1'500m3 Schlamm und Morast aus dem Tümpel ausgebaggert. Später
wurde weisser Sand hergeführt und damit ein neuer Strand angelegt. Nur wenige
Tage später war der, nun deutlich grössere, Teich wieder gefüllt, da man einen
nahegelegenen Bach umgeleitet hatte. Bis die nächsten Sommerurlauber
eintreffen, wird das Ufer wieder begrünt sein und der Teich wird Kinder und
Erwachsene aufs Neue erfreuen.
Momentan
waren wir mit dem beheizten Schwimmbecken mehr als zufrieden. Es hatte noch
herrliche 24°C. Wenn wir noch mehr Wärme wünschten, konnten wir uns ins
Sprudelbad, oder in die Sauna setzen. Alles wurde täglich beheizt, selbst im
Oktober.
Bei
unserer Ankunft herrschte um den Pool noch erstaunlich viel Betrieb. Um ein
paar Franzosen unter die sonst niederländisch dominierte Gästeschar dieses FKK
Platzes zu mischen, locken die Besitzer die Naturisten der Umgebung erfolgreich
mit Saisonkarten an. Bei diesem fantastischen Wetter kamen regelmässig ein paar
Leute aus der Nachbarschaft, um von Le Couderc's
ausgezeichneten Einrichtungen zu profitieren.
Sehr
beliebt waren auch das gute und preiswerte Restaurant, der Imbiss- und
Pizzastand, die Bar und das kleine, gut sortierte Lebensmittelgeschäft. Trotz
der schrumpfenden Zahl der Gäste war fast alles bis zum Saisonschluss in
Betrieb, und einiges sogar noch länger. Natürlich war nicht mehr jede Theke besetzt.
Man musste aber bloss eine Glocke läuten und schon erschien jemand. Zur
"Happy Hour" war es genau umgekehrt. Sobald die Glocke ertönte,
wussten die Schnäppchenjäger, dass sie wieder zuschlagen können. Selbst als der
Campingplatz schon fast leer war, staunten wir immer wieder, wie viele Leute da
auf einmal erschienen.
Open podium: enorm populär im Sommer, weniger im Herbst
Ebenfalls
sehr beliebt ist Le Couderc's "open podium", wo die Gäste eingeladen sind, etwas auf der
Bühne vorzuführen. Stolz verkündete Olivier in mehreren Sprachen, dass wir das
Privileg haben, das erste, im Oktober abgehaltene, "open podium" mitzuerleben. Wir erinnern uns noch sehr gut
an unseren damaligen Aufenthalt in der Hochsaison, als fast mehr Gäste etwas
auf der Bühne vortragen wollten, als Zuschauer da waren. Jetzt im Herbst war es
offensichtlich anders. Es hatte kaum noch Zuschauer und noch viel weniger
Talente. Die Berufskünstler waren wieder in den Niederlanden, um mit ihren
Engagements Geld zu verdienen, statt die anderen Ferientechniker mit
Gratisvorführungen während ihres Urlaubs in Le Couderc
zu erfreuen. Glücklicherweise war da noch ein sehr talentierter Französischer
Ferien-Jobber, der zwischen zwei Liedern von Gästen, immer wieder die Bühne
übernahm.
In
unserer ersten Woche freundeten wir uns mit dem niederländischen Paar an, das
das Hüttchen neben uns bewohnte. Sie unterschieden sich deutlich von den
typischen Holländern, die man sonst in Frankreich trifft. Normalerweise
kommunizieren diese gerne in fast jeder Sprache, ausser Französisch. Lieber
sprechen sie Englisch, Deutsch oder sogar Indonesisch. Wir genossen es richtig,
dass unsere Nachbarn gern auf Französisch mit uns kommunizieren wollten, um
ihre Sprachkenntnisse aufzubessern. Wir mussten alle vier schmunzeln, als einer
der Eigentümer zu uns an den Tisch kam und sagte: "Brigitte & Heinz
sprechen auch Englisch, ihr müsst euch also nicht mit Französisch
quälen"...
Die Dordogne:
wir bringen unseren Besuchern die Schönheit dieser Region näher
In
der zweiten Woche bezogen Edith & Kari das Häuschen neben uns. Auch ihnen
gefiel das gut eingerichtete Chalet, mit dem grosszügigen Wohn-Esszimmer, mit
seiner grossen modernen Küche. Es bot auch eine gedeckte Terrasse, ein
grosszügiges Schlafzimmer und ein modernes Bad mit kontrollierter Lüftung.
Wie
immer, wenn uns Edith & Kari besuchen, verbrachten wir eine sehr aktive
Zeit zusammen. Am ersten Tag nahmen wir es aber noch ruhig, da die beiden eine
lange Autofahrt hinter sich und zudem bereits das hauseigene Museum über Le Couderc's Geschichte besucht hatten.
Glücklicherweise
stehen Edith & Kari während ihres Urlaubs auch eher auf Spät- statt auf
Früh-stück. Aber danach muss es ein vollgeladenes
Programm sein. Nach- oder zwischen den ausgedehnten Spaziergängen durch das
FKK-Gelände, etwas sonnenbaden, sprudeln im Jacuzzi, schwitzen in der Sauna und
abkühlen im Schwimmbecken, blieb längstens noch genügend Zeit für Ausflüge.
Wir
wissen, dass die Dordogne-Region unzählige Ausflugsziele
bietet und es ist auch verständlich, dass unsere Besucher möglichst viele sehen
wollten. Als Reiseführer fungierend, versuchten wir eine gute Balance zwischen
Dörfern und Kleinstädtchen zu finden.
Während
unseres ersten Ausflugs brachten wir die beiden ins nahegelegene Beaumont und von dort ins winzige St. Avit-Sénieur,
mit seiner mächtigen Kirche und der historischen Benediktinerabtei. Von dort
ging's weiter zu den adretten Marktstädtchen Belvès und St. Cyprien. Ostwärts, dem Flusslauf der Dordogne folgend, sahen
wir bald die Silhouette des malerischen Beynac mit seiner mächtigen Burg, die auf einer Klippe über
dem Dorf und dem Fluss thront. Natürlich mussten wir den steilen Pfad zwischen
den alten Steinhäusern hinaufschnauben, um die
Aussicht auf das Tal und die umliegenden Schlösser auszukosten.
Die Dordogne ohne Gourmet-Küche wäre wie Paris ohne
Eiffelturm
Für
den Abend fuhren wir nach Les Eyzies-de-Tayac, welches dank
seiner beeindruckenden Lage unterhalb einer überhängenden Felswand, und noch
mehr, wegen seines grossen Nationalmuseums über die Frühgeschichte der
Menschheit, viele Besucher anzieht. Natürlich regte so ein intensives
Besichtigungsprogramm unseren Hunger an. Zum Glück findet man in diesem kleinen
Dorf gleich mehrere edle Lokale mit Auszeichnungen. Das Schwierigste war, dass
wir uns nur für eines entscheiden konnten. Die Wahl fiel auf eine malerisch
gelegene, alte Mühle, wo wir mit einem lecker zubereiteten und sehr schön
präsentierten 7-Gänge-Menü verwöhnt wurden. Edith hatte zwar anfangs noch etwas
Bedenken, dass 7-Gänge doch etwas zu üppig seien. Nachdem sie aber realisierte,
wie gut die Grösse der einzelnen Portionen angepasst war, posaunte sie spontan
heraus, dass sie sich für den Rest ihres Urlaubes, nicht mehr mit weniger, als
fünf Gängen zufrieden geben möchte!
Die
Dordogne Region ist für ihr vielfältiges Angebot an Gourmet-Tempeln bekannt und
zum Glück findet man einige ganz in der Nähe von Le Couderc.
Im etwa 7km entfernten, hübschen Dorf Issigeac, gibt es mindestens zwei Lokale mit Sterneköchen.
Beide wurden uns empfohlen und so wollten wir herausfinden, ob das eine ebenso
gut sei wie das andere. „La Brucelière“ serviert
schmackhaft und kreativ zubereitete Gerichte, doch im Gegensatz zu anderen Restaurants
seiner Klasse, sind die Portionen nicht auf die Anzahl Gänge angepasst. Obwohl
das Essen ausgezeichnet war, fühlten wir uns wie eine Schar gestopfte Gänse,
als wir wieder davonwatschelten. Im nahegelegenen
Restaurant „El Borini, Chez Alain“, wird genauso kreativ und gut gekocht, wenn man
aber dort vom Tisch aufsteht, wünscht man sich, jeden Tag so zu essen.
Als das
ansonsten super schöne Oktoberwetter zur Abwechslung von einigen Regentropfen
getrübt wurde, fanden wir es ideal, ein paar der nahegelegenen Städtchen zu
besuchen. Als erstes fuhren wir ins 27'000 Einwohner zählende Bergerac, welches bereits die
zweitgrösste "Stadt" der Dordogne ist. Obwohl dieser hübsche Ort
recht viele Touristen anzieht, ist es einfach, ein erstklassiges Speiselokal zu
finden.
Sarlat-la-Canéda, 75km östlich, ist ein
besonders schönes, mittelalterliches Städtchen und wird noch viel mehr vom
Touristenstrom überrannt. Unbeabsichtigt fördert dieser die vielen
Touristenfallen, die es darauf abgesehen haben, den Dummen das Geld aus der
Tasche zu ziehen. Hier ist es viel schwieriger, ein gutes Lokal zu finden.
Glücklicherweise gibt es aber in der Umgebung viele schmucke Dörfer, die auch
gastronomisch viel zu bieten haben. Nicht nur wegen des Essens, sondern um in
die Schönheit dieser Orte einzutauchen, fuhren wir nach Castelnaud la Capelle mit seinem mächtigen
Burghügel, dann hinauf ins befestigte Domme, welches auf einer Anhöhe thront und wieder
zurück ans Ufer der Dordogne. Dort wollten wir Edith & Kari unbedingt unser
Lieblingsdorf zeigen: La Roque-Gageac,
ein besonders schmuckes Örtchen, das sich malerisch an eine Felswand entlang
des Flussufers schmiegt. Es ist seit langem ein beliebtes Ausflugsziel, obwohl
die Besucher und der Durchgangsverkehr bisher die enge Fahrbahn teilen mussten.
Eine neue Strasse, mit beidseitigen breiten Gehsteigen, wurde erst dieses Jahr
fertiggestellt und hat La Roque-Gageac noch attraktiver gemacht.
Historische Bastiden und Schlösser
Zum
Abendessen fuhren wir nach Monpazier, welches eine sogenannte "Bastide"
ist. Darunter versteht man ein mittelalterliches Dorf, wo zusammengebaute
Häuser eine Festung um den geschützten Ortskern bilden. Dadurch wurden diese
Wohnungen zur Befestigungsmauer und die Bewohner zum Kanonenfutter...
Das
Restaurant Eléonore im Schlosshotel Château Edward 1. war die noble Adresse, wo
wir diesen wunderschönen Tag abschlossen.
Jetzt
war es Zeit, etwas auszuspannen und so blieben wir im Le Couderc
und genossen das perfekte Wetter mit sonnenbaden, spazieren und schwitzen in
der Sauna. Erst am Abend fuhren wir aus, natürlich zum Schlemmen. Dieses Mal zu
"La Gentilhommière", einer
Frühstückspension mit dem hauseigenen Gourmet-Restaurant "Etincelles". Wer sich in diesem edlen Lokal in Sainte Sabine Born einen Tisch reserviert, muss sich
überraschen lassen, da der Küchenchef täglich ein neues kreatives Menü
zusammenstellt.
Tags
drauf war wieder ein Besichtigungsprogram angesagt. In und um die Dordogne
Region gibt es unzählige Schlösser und zur Abwechslung besuchten wir einmal eines
von innen, nicht bloss von aussen. Es war das fast 1'000 jährige Château Biron,
das majestätisch auf einem Hügel thront. Nachdem wir uns in jeder Ecke der
renovierten Gebäude umgesehen hatten, ging's weiter ins adrette Monflanquin, und
danach in die befestigte Stadt Villeneuve-sur-Lot, die als grösste "Bastide"
Südfrankreichs gilt. Zwischen der Neo-byzantinischen roten Backsteinkirche St.
Catherine und den Brücken über die Lot, gibt es viel zu sehen.
Am
Abend feierten wir Edith & Kari's 29.
Hochzeitstag, wiederum in einem stattlichen Herrenhaus: „Château les Merles“, das heutzutage ein luxuriöses Golfhotel mit
Feinschmeckerlokal ist.
Ist nun Saisonende im Le Couderc
oder doch nicht?
Schon
bald waren Edith & Kari's acht Tage verstrichen
und sie verabschiedeten sich wieder von uns. Damit sie auf ihrer Heimreise den
hohen Standard der Dordogne beibehalten können, buchten wir ihnen auf halbem
Weg ein adäquates Hotel, in dessen Restaurant wir selbst schon mehrmals
geschlemmt hatten. Wir haben ihren Besuch sehr genossen, wollten es nun aber
wieder etwas ruhiger nehmen. Wir warteten noch auf ein Paket und da dieses verspätet
war, hatten wir eine gute Ausrede, noch länger zu bleiben.
Glücklicherweise
war es überhaupt kein Problem, unseren Aufenthalt im Le Couderc
sogar über das offizielle Saisonende hinaus zu verlängern. Wir waren nicht
einmal die Einzigen, und am Wochenende kamen sogar noch die Franzosen aus der
Nachbarschaft hinzu. Das beheizte Schwimmbecken, die Sauna und das Sprudelbad
waren immer noch täglich in Betrieb und auch frisches Brot konnte weiterhin
bestellt werden. Über einen solchen Service kann man wirklich nicht jammern!
Le Couderc ist ein sehr sympathisches, gut ausgestattetes
FKK-Gelände mit vielen Aktivitäten. Die Eigentümer sind voll engagiert und
mischen sich regelmässig unter die Gäste. Die einen vermissen hier vielleicht
das Gefühl in Frankreich Urlaub zu machen, da die allermeisten Gäste aus den
Niederlanden stammen. Es ist aber einfach zu kompensieren, da von diesem
Naturisten-Camping aus, unzählige charmante Dörfer, Schlösser, Flusstäler und
weitere Attraktionen, sowohl der Dordogne-, als auch Lot-et-Garonne Region, mit
einer kurzen Autofahrt erreicht werden können. Le Couderc
bietet ein breites Angebot an Unterhaltung und Aktivitäten. Im Restaurant
findet man eine ansprechende Auswahl an qualitativ guten Gerichten, mit
Französischem-, wie auch Niederländischem Einschlag. Wer aber auf Französische
Haute Cuisine steht, findet in der näheren Umgebung eine breite Auswahl an
echten Schlemmerlokalen. Adressen findet man in den einschlägigen
Gourmetführern und an der Rezeption geben Marieke,
Nico oder Olivier gerne ihre Empfehlungen weiter.
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Fotos |
Spanien: kreuz und quer von Frankreich nach Andalusien
Wir
haben entschieden, den ersten Teil des Winters ein weiteres Mal in Vera Playa zu verbringen. Wir planen etwa 10 Tage ein, um unser
Ziel zu erreichen, da wir verschiedene lohnenswerte Umwege ins Auge fassen. Wir
denken gar nicht erst daran, in einem Tages-Marathon auf der
gebührenpflichtigen Autobahn nach Südspanien zu rasen und uns womöglich
ausrauben zu lassen, wie dies zu vielen Winterflüchtlingen passiert. Das
Landesinnere Spaniens ist friedlich und wunderschön und unsere diversen Routen
waren alle sehr lohnenswert!
Am 18.
Oktober 2014 verliessen wir schlussendlich die Dordogne-Region und kamen bis Pau, am Fusse der französischen Pyrenäen. Dort
genossen wir die charmante Altstadt und ein letztes "dîner
gastronomique".
Am nächsten Tag fuhren wir auf engen Bergstrassen in die Spanische Navarra Region. Unser erster Sight-seeing Stopp galt der beeindruckenden Schlucht "Foz de Arbayún",
welche vom Rio Salazar ausgewaschen wurde. Viele Geier zogen ihre Kreise über
der Schlucht, da sie sich, dank eines Aufzucht-Programms für verschiedene
Vogelarten, wieder gut vermehren. Schon bald flachte die Landschaft aus und nun
begaben wir uns auf Futtersuche. Es
war Wochenende und so hatten viele Restaurants geschlossen. Am Sonntag nehmen
sich die Spanier gerne Zeit um mit Familie und Freunden in einem besseren Lokal
zu Mittag zu essen. Die besten und beliebtesten Restaurants liegen oft abseits
und deshalb ist es für Touristen Glücksache, eines zu finden.
Unser
neuestes Spielzeug ist ein Smartphone, und so probierten wir etwas damit herum,
um herauszufinden, ob es uns hilft, durch Spanien zu navigieren. Bingo, dank
Internet- und Navi-Apps, fanden wir ein super
Restaurant mitten im Nichts. Wir hätten uns sonst nie getraut, auf diese
Feldwege zu fahren, die dorthin führten, doch wenn man an die moderne Technik
glaubt, fährt man einfach! Wir waren jedenfalls vom Essen und der familiären
Atmosphäre, die wir dort fanden, begeistert.
Satt
fuhren wir weiter ins historische Dörfchen Ujué. Es liegt zuoberst auf
einem Hügel mit terrassierten Feldern. Ujué ist
bekannt für seine befestigte Kirche aus dem 12. Jh. Durch den konstanten
Touristenstrom wurden die Einheimischen erfinderisch. Während wir durch die
engen Gassen mit den alten Steinhäusern schlenderten, stieg uns immer wieder
süsser Duft in die Nase, wie er beim Rösten von Mandeln entsteht. Diese
Köstlichkeiten kann man an jeder Ecke kaufen.
Wir
übernachteten im pittoresken befestigten Städtchen Olite. Hier gibt es viele
charaktervolle, stattliche Gebäude. Das auffälligste davon ist sicherlich das
märchenhafte Castillo, welches auch Palacio Real
genannt wird. Am Stadtrand fanden wir ein luxuriöses, aber preiswertes Hotel,
von dem wir das malerische Zentrum gut zu Fuss erreichen konnten.
Am
nächsten Tag war es nur noch ein kurzer Weg bis nach Burgos, wo wir ein Hostal mit Tiefgarage
fanden. Wie in vielen Spanischen Städten üblich, schien es auch in Burgos keine
Vororte zu geben. Nach der Fahrt durch karges, oder landwirtschaftlich
genutztes Land, wo kaum je ein Haus steht, erreicht man urplötzlich "eine
Wand" aus mehrstöckigen Wohnblocks und genau dort beginnt die Stadt mit
180'000 Einwohnern!
Von
unserem Hotel, im Quartier mit den grossen modernen Apartmenthäusern, war es
ein interessanter Spaziergang bis zu den alten Stadthäusern im Zentrum. Viele
haben einen kleinen, verglasten Balkon. Die mächtige Kathedrale ist das eindrücklichste
Gebäude in der Altstadt. Ebenfalls beeindruckend sind die verschiedenen,
verzierten Stadttore. Ein modernes Wahrzeichen, ist der Komplex aus drei
ineinander übergreifenden Gebäuden, in denen ein neuer Kongress-palast und das gigantische Museum der menschlichen
Evolution, untergebracht sind.
Mittags
stach uns eine sehr kreative Tapas Bar, mit einer unwiderstehlichen Auswahl
appetitlicher Köstlichkeiten ins Auge. Zum Abendessen, fanden wir hingegen
nichts als Touristenfallen. Dies hat vielleicht damit zu tun, dass die
Kathedrale von Burgos eine wichtige Station auf dem St. Jakobsweg, der
Pilgerroute nach Santiago de Compostella, ist. Nach
stunden-, oder gar tagelangem Marsch entlang vielbefahrener Strassen und
Autobahnen, sind diese Pilger wahrscheinlich einfach zufriedenzustellen.
Am
nächsten Tag fuhren wir weiter ins Marktstädtchen Aguilar de Campo, wo sogar
gerade Markt war. Nachdem wir uns bei Cervera de Pisuerga
verfahren hatten (ohne Navi...) hielten wir spontan
bei einem Parador zum Mittagessen. Paradores sind Luxushotels in Schlössern, Klöstern oder
sonstigen historischen Gebäuden, die dem Spanischen Staat gehören. Das mit dem
Tourismus erwirtschaftete Einkommen hilft, diese wunderbaren Baudenkmäler zu
erhalten. Die Aussicht war dort ebenso gut, wie das, was auf den Tellern
serviert wurde.
Picos
de Europa: Nordspaniens bizarres
Gebirge
Nun
war es Zeit, wieder etwas in die Natur einzutauchen und so machten wir einen
Umweg zum Picos de Europa Nationalpark. Insgesamt
verbrachten wir drei Tage in diesem Gebiet und übernachteten dabei im adretten,
aber touristischen Potes,
sowie in Cangas-de-Onís mit
seiner römischen Brücke. Wir umrundeten den Nationalpark und fuhren auf drei
Bergstrassen in sein Inneres, wobei wir immer wieder mit atemberaubender Sicht
auf das bizarre Gebirge belohnt wurden. Unsere Fahrt auf der steilen und engen
Strecke zu den Covadonga Seen, war einfach spektakulär! Da das Wetter klar und
mild war, hatten wir uneingeschränkte Rundsicht über die Berge bis hinunter zum
Meer. Ausser, dass wir die bekannten Gipfel sehen konnten, kamen wir auch durch
enge und tief geschnittene Felsschluchten, was uns total überraschte. Im ganzen
Park leuchteten die Bäume in den schönsten Herbstfarben und die engen Bergstrassen
mussten wir immer wieder mit Schaf-, oder Rinderherden teilen.
Als
nächstes stand die Kleinstadt Zamora
auf unserer Agenda. Sie hat eine beachtliche Anzahl an historischen Gebäuden,
darunter viele Kirchen, eine Kathedrale und eine teilweise restaurierte Burg.
Nur
70km weiter südwärts, besuchten wir
Salamanca. Diese Stadt gefiel uns bereits vor 15 Jahren und deshalb wollten
wir sie noch einmal sehen. Mit ihrer lebhaften Atmosphäre in den Strassen und
auf den vielen Plätzen, strahlt sie viel Charme aus. Schon von weitem, sobald
man Salamanca's Silhouette erkennt, sieht die Stadt
sehr attraktiv aus. Es gibt hier so viele aussergewöhnlich schöne Gebäude, dass
wir gar nicht alle erwähnen können. Der Hauptplatz, "Plaza
Major", ist wohl der grösste Platz, den wir je in Spanien gesehen haben,
auch wenn wir erfuhren, dass er vor dreihundert Jahren sogar noch viel grösser gewesen
sei. Mit seinen vielen schönen Kirchen, Kollegien und den vielen Studenten,
könnte man Salamanca fast "das Oxford von Spanien" nennen.
Nach
so viel Besichtigungsprogramm, wollten wir zur Abwechslung etwas schneller
vorwärts kommen und so fuhren wir auf Hauptverkehrsstrassen bis hinunter nach Úbeda, welches wir vor zwei Jahren
schon einmal besichtigt hatten. Damals war es allerdings nasskalt und neblig gewesen.
Nun aber, erlebten wir die Stadt im besten Licht. Wir gingen nochmals ins selbe
Hotel und nachdem wir dem Rezeptionisten gegenüber
erwähnten, dass wir schon einmal hier gewesen sind, fühlte er sich
verpflichtet, uns wieder das gleiche, extra-grosse Zimmer zu geben. Diesmal
schauten wir uns länger in der Stadt um und machten viele Fotos, welche die
letzten alt aussehen lassen.
Inzwischen
waren wir bereits in Andalusien. Die Landschaft wurde noch karger und wir sahen
nicht mehr viel anderes, als Olivenplantagen. Diese überzogen hier aber ganze
Hügelzüge. Schon bald erreichten wir die Küste und freuten uns darauf, ein paar
Monate an der Sonne verbringen zu können.
Natsun:
sommerlich bis zum Jahresanfang
Am
26. Oktober 2014 erreichten wir Natsun in der FKK-Zone von Vera Playa. Die
Eigentümer, Hedi und Jan, begrüssten uns freundlich und übergaben uns die
Schlüssel zur selben Wohnung, die wir schon ein paarmal gemietet hatten. Dort
konnten wir wieder die tolle Aussicht geniessen, die in vielen von Natsun's Apartments im Preis inbegriffen ist.
Als
wir uns umsahen, fielen uns ein paar Neuerungen auf, welche das Apartment
gegenüber vor zwei Jahren noch mehr aufwerteten. Das allerbeste war eine neue
bequeme Matratze. Weiter war ein kleines Türchen am Eingang zu unserer grossen
Terrasse eingebaut worden, sodass wir etwas mehr Privatsphäre haben. Über der
Eingangstür zur Wohnung befindet sich neu ein Regendach und schlussendlich ist
nun in allen Ferienwohnungen ein WLAN-Signal fürs Internet verfügbar.
Bis
anfangs Dezember konnten wir von gutem, fast noch sommerlichem, Badewetter
profitieren. Selbst danach war es noch oft möglich, in der FKK Uniform für ein/zwei
Stunden an den Strand zu gehen. Auch wenn wir hoffen, dass es bis zu unserer
Abreise Mitte Februar 2015 so bleiben möge, ist dies unwahrscheinlich. Die
gefühlte Temperatur ist im Winter stark vom Wind abhängig und nach Neujahr
werden sich nur noch die hartgesottenen Eier am Strand sonnen. Wir Normalbürger
(wenigstens was dies anbelangt...), werden uns eine windgeschützte Stelle
suchen, wenn wir denn auf unserer Terrasse eine finden. Dies natürlich nur,
wenn die Sonne scheint. Im Winter erwarten wir ja nicht jeden Tag eitel
Sonnenschein und so sollten wir Zeit haben, genau zu planen, wie unser
permanentes Fernweh gestillt werden soll. Ab Mitte Februar kann man uns also
überall antreffen, wo wir entweder noch nie, oder schon lange nicht mehr waren,
sei es in Europa oder Übersee...
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