Reisetagebuch Kapitel 23
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Reisetagebuch Kapitel 23 [Oktober 2011 - Februar 2013]
(Als Touristen und Naturisten durch Europa: Teil 2 - Teil 1)

Teil 2A als PDF:
Winter in der Schweiz und der Bretagne, Tulpenblüte in den Niederlanden
Teil 2B als PDF:
Als Na-Touristen durch Frankreich und Spanien

Schweiz_Teil_1
Teil_2:_Wallis Bretagne Niederlande Frankreich Spanien Frankreich Top
Fotos Mehr über die Schweiz: Kapitel 25

Schweiz: sonnige, abgelegene Täler; Teil 1: herbstliches Engadin

Viele unserer Verwandten und Freunde glauben wohl, dass wir ein bisschen verrückt sind, sonst hätten wir sicher nicht 1999 in einem „eher zarten Alter“ (37/40) unsere Jobs hingeschmissen, um permanente Weltenbummler zu werden. Was wir aber jetzt vorhatten, ist auf der einen Seite ganz normal, könnte aber auf der anderen Seite von einigen Leuten als verletzend empfunden werden. Genauso wie viele Auswanderer die wir kennen und die auch schon über zehn Jahre im Ausland leben, wollten auch wir nun einmal Ferien in unserem Heimatland machen, statt einzig Freunde und Familie zu besuchen. Deshalb organisierten wir uns still und heimlich ein paar schöne Ferienwohnungen in abgelegenen Tälern, hoch im Gebirge. Es wird für uns eine interessante Erfahrung sein, den Winter auf diese Art in der Schweiz zu verbringen.

 

Da wir von Chamonix her kommend, am 13. Oktober 2011 in der Schweiz eintrafen, war es eh das Beste, dass niemand davon wusste, da es für abergläubische ein schlechtes Omen gewesen wäre! Da sich der erste unserer auserwählten Zufluchtsorte weitab jedes grösseren Einkaufszentrums befand, gaben wir unsere ersten Schweizer Fränkli bereits kurz nach der Grenze, im dichtbevölkerten Gebiet zwischen Sion und Brig aus. Hierzulande ist Heimelektronik im Allgemeinen um einiges preiswerter, als in der EU. So investierten wir in eine neue Digitalkamera und etwas mehr Hirn für unseren Laptop.

 

Weiter hinten im Wallis beschränkt sich die Zivilisation auf ein paar einsame Dörfer. Wir übernachteten in einem von ihnen: Obergesteln. Für nur Fr. 60 fanden wir ein Privatzimmer, welches eigentlich eine ganze Ferienwohnung war. Es befand sich in einem schwarzen Holzhaus, wie sie für dieses Tal so typisch sind. Oft steht daneben noch ein bildhübscher „Spycher“.

 

Wir hatten viel Glück, dass der Schnee vom letzten Wochenende schnell wieder dahinschmolz und die meisten Passstrassen wieder geöffnet werden konnten. Am nächsten Morgen entschieden wir uns für einen Abstecher über den Grimselpass nach Meiringen im Berner Oberland. Da der Sustenpass wegen Erdrutschen geschlossen war, mussten wir zurück ins Wallis, um via Furka- und Oberalp-Pass ins Bündnerland zu fahren. Brigitte hoffte auf ein weiteres Privatzimmer in der Nähe von Flims/Laax, doch wir merkten bald, dass es hier so touristisch ist, dass es bloss Hotels und mächtige Wohnblocks mit Ferienwohnungen gibt. Das lange Herumfragen lohnte sich nicht, wir mussten schlussendlich trotzdem ein eher teures, aber nicht besonders gutes Hotelzimmer nehmen – wenigstens war ein super Frühstück inbegriffen.

 

Zernez: eine perfekte Wohnung inmitten einer perfekten Landschaft

 

Am nächsten Morgen ging’s weiter nach Davos, von wo wir den wunderschönen Flüelapass in Angriff nahmen. Auf der Passhöhe hatte es mehr Schnee, als auf jedem anderen Pass, den wir in der letzten Woche überquert hatten. Wir waren allerdings auf einer Höhe von 2‘383 Metern über Meer. Keine Stunde später erreichten wir Zernez.

 

Es  war nun der 15. Oktober 2011 und wir bezogen unser erstes Refugium, welches wir für fast zehn Wochen reserviert hatten. Es war eine sehr neue 80 m2 grosse Ferienwohnung, die sich im ersten Stock des Hauses der Eigentümer befand. Alles war sehr grosszügig bemessen und wir hatten sogar einen sonnigen Südbalkon.

 

Genauso begeistert wie von diesem Apartment, waren wir auch von Zernez, welches sich auf 1‘474 m.ü.M. befindet. Es liegt im Hochgebirgstal Engadin, einer der schönsten und am dünnsten besiedelten Gegenden der Schweiz. Dieses Tal, umgeben von beeindruckenden Gipfeln, liegt im östlichsten Teil des Landes, direkt am Tor zum einzigen Nationalpark.

 

Obwohl Zernez, als drittgrösste Ortschaft der Schweiz, so gross ist wie der Kanton Zug, leben hier nur etwas mehr als 1‘000 Einwohner. Es ist ein wenig touristisch, aber in einem angenehmen Mass. Gerade touristisch genug, dass die notwendige Infrastruktur zur Verfügung steht, die man sich für einen angenehmen Urlaub wünscht. Zwei Bäckereien, einen Denner Satellit, sowie einen mittelgrossen Coop Supermarkt konnten wir bequem zu Fuss erreichen. Für so ein kleines Dorf findet man im Coop Supermarkt eine sehr gute Auswahl, auch von erlesenem Fleisch- und Fisch. In der Nebensaison liess sich offensichtlich nicht alles rechtzeitig an den Mann bringen und so konnten wir oft die besten Stücke zum halben Preis erstehen, da sie noch vor dem Verfalldatum verkauft werden wollten. Wenn man zur rechten Zeit am rechten Ort ist, muss auch die Schweiz nicht zu teuer sein.

 

Sicherlich, manchmal konnten auch wir uns nicht um die hohen Preise drücken. Kurtaxen können so hoch sein, dass sich sogar Bill Gates zweimal überlegen muss, ob diese nicht sein Budget sprengen. Natürlich möchte man damit in erster Linie Ausländer ausnehmen. Da die Gleichberechtigung aber im Gesetz verankert ist, mussten auch wir bezahlen. Auch mussten wir uns wieder ans ausgeklügelte Abfall-Bewirtschaftungs-Management der Schweiz gewöhnen. Alles was sich zum Recycling eignet, kann gratis abgegeben werden, doch alles andere wird entweder per Sack oder per Kilo berechnet. Familien mit Kleinkindern zahlen so ein Vermögen um ihre Windeln zu entsorgen. Paare und Singles dagegen, kommen mit ein paar Franken pro Monat durch. Es ist aber eine Kunst für sich, dafür zu sorgen, dass der Abfall nicht zum Himmel stinkt, bevor der gebührenpflichtige Kehrichtsack randvoll ist. Zu dumm, wenn bereits am ersten Urlaubstag Knochen, Gräten, oder Abfälle von Schalentieren auf dem Teller zurück bleiben, wie bei uns. Der Wolfsbarsch war aber sehr lecker und preiswert …

 

Goldener Herbst im Engadin

 

Zernez liegt im Engadin und es war ein wahrer Glücksgriff, dass wir uns diese Region als erstes Refugium ausgesucht hatten. Wenn man der Werbung des Fremdenverkehrsamtes glaubt, gibt es hier mindestens so viele Sonnentage, wie in Andalusien. Die Temperaturen werden allerdings werbetechnisch geschickt ignoriert. Es stimmt aber sicher, dass dieses Tal sehr sonnenverwöhnt ist und dank seiner hohen Lage (auf ~1‘500-1‘800m) im Gegensatz zum Schweizer Flachland kaum Nebel kennt.

 

Im Herbst 2011 gab’s übers Wetter eh nichts zu meckern! Es war aussergewöhnlich warm und windstill, genauso wie im übrigen Europa. Wir waren genau zur richtigen Zeit eingetroffen, als die Bäume langsam ihr Herbstkleid anlegten. Hier oben gibt es nicht viele Laubbäume, sondern vor allem Lärchen die ihre Nadeln verlieren, welche man deshalb botanisch als Blätter betrachtet.

Während unserer ersten drei Wochen konnten wir den prächtigen Zyklus der sich färbenden Bäume verfolgen, wie sie erst gelb, dann orange wurden, bevor sie schliesslich ihre Nadeln abwarfen. Sie boten einen schönen Kontrast zu den immergrünen Nadelbäumen. Täglich konnten wir die Sonne geniessen, welche die Temperatur bis etwa 15°C ansteigen liess. Nachts fiel sie hingegen jeweils deutlich unter den Gefrierpunkt. Es hat uns überrascht, wie lange die vielen Petunien und Geranien, die so manchen Fenstersims schmückten, überleben konnten. Erst als die Temperatur einmal unter minus 10°C fiel, gingen sie alle ein.

 

Momentan waren nur noch die Gipfel schneebedeckt, aber bereits zweimal hatte die gesamte Region unter einer dicken Schneedecke gelegen. Das erste Mal war sehr früh gewesen: bereits Mitte September. Da musste man sich in Zernez mit einem halben Meter Schnee abmühen. Er schmolz innerhalb weniger Tage dahin, doch bereits am 9. Oktober gab es eine neue Ladung, die der Vegetation viel Schaden zufügte und viele Passtrassen temporär unpassierbar machte.

Inzwischen konnten diese wieder geöffnet werden und wir waren ganz erpicht darauf, diese gebirgige Gegend zu entdecken, bevor die Pässe für den Winter gesperrt würden. Dies konnte theoretisch schon nach den nächsten Schneefällen der Fall sein.

 

Es gab keinen Tag an dem wir zu Hause blieben. Wir mussten nur noch die richtige Balance finden, zwischen den Fahrten über die teils schneebedeckten Pässe und Wanderungen zwischen den Herbstbäumen unten im Tal.

 

Da die Schweiz ein kleines Land ist und sich unsere Basis am östlichsten Zipfel befand, führten unsere Touren oft auch über Italienisches und/oder Österreichisches Gebiet. Es war eindrücklich, dass man in fast jedem Tal eine andere Sprache spricht. Schon das Rätoromanisch, welches hier gesprochen wird, besteht aus fünf so stark unterschiedlichen Dialekten, dass sie standardisiert werden musste. So wurde „Rumantsch Grischun“ eingeführt. All diese romanischen Sprachen werden in der Schweiz von kaum 100‘000 Menschen gesprochen und nur 35‘000 betrachten eine davon als ihre Muttersprache. Zu unserem Glück sprechen sie alle auch Schweizerdeutsch. Die Rätoromanischen Sprachen wurden während des Mittelalters vom Römischen Reich eingeführt. Aus diesem Grund gibt es im Alpenraum noch eine Vielzahl weiterer Dialekte, welche zwischen Norditalien und den Dolomiten im heutigen Slowenien gesprochen werden. Damit  das Ganze nicht zu langweilig wird, werden in den umliegenden Tälern auf beiden Seiten der Schweizer Grenze stark unterschiedliche Variationen der Italienischen und Deutschen Sprache gesprochen. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass im 60km Radius um Zernez mehr als zehn verschiedene Sprachen gesprochen werden. Zudem hatten wir immer wieder die Gelegenheit unser Spanisch etwas aufzupolieren, da eine der Kassiererinnen im Supermarkt aus Equador stammt.

 

Zurück zu unserem Ausflugsprogramm. Unsere Entdeckungstouren beinhalteten die folgenden faszinierenden Passtrassen, welche hier alle mit ihrer Höhe in Metern über Meer angegeben sind: Ofen 2149, Maloja 1815,  Julier 2284, Splügen 2113, Lukmanier 1914, Reschenpass 1507 in Österreich…

halt halt, das wird Zuviel! Vielleicht erwähnen wir besser nur die höchsten: Flüela 2383, Albula 2312, Bernina 2328, Umbrail 2501, sowie das Stilfserjoch 2760m in Italien. Alle Pässefahrten belohnten uns mit atemberaubenden Landschaften und führten oft über unzählige Haarnadelkurven. Auf vielen Passhöhen hatte es ein wenig Schnee am Strassenrand und wir sahen oft auch leicht gefrorene Seen.

 

So stark wir diese Ausflüge hinauf zu beeindruckenden Felsformationen in dünner Höhenluft genossen, so schön waren auch unsere Wanderungen zwischen den bunten Bäumen, und genauso genossen wir die vielen traditionellen Engadiner-Dörfer entlang unseres Weges. Ihr spezieller Charakter wird durch die meist recht grossen Häuser mit extrem dicken Mauern geprägt. Typischerweise sind die Aussparungen für die Fenster stark abgeschrägt. Die Gebäude, welche zumindest früher auch Stall und Heustock einschlossen, sind oft mit umfangreichen Fassadendekorationen verziert. Entweder waren sie gemalt oder sie wurden als „Sgraffito“, einem speziellen Verfahren, eingeritzt.

 

Perfektionismus und Marketing

 

Der Aufenthalt in unserem Heimatland machte uns wieder bewusst, wie stark die Schweizer am Perfektionismus hängen. Ein gutes Beispiel lieferten die Küchengeräte in unserer Ferienwohnung. Es waren natürlich alles teure Schweizer Markengeräte. In ganz Europa sind z.B. Geschirrspüler für ca.200 bis 400 Euro erhältlich. Schweizer entscheiden sich hingegen für Einbaugeräte mit Abdeckung passend zum Rest der Küche, und diese kosten dann happige 2‘000 bis 4‘000 Euro. Die Hersteller versprechen eine speziell lange Lebensdauer ihrer Produkte – sofern sie regelmässig gewartet werden. Um dies so preiswert wie möglich erscheinen zu lassen, wird für nur 100 Euro pro Jahr ein Service-Paket angeboten, welches auf 12 Jahre beschränkt ist. Natürlich sind auch in diesem Zeitraum weder jedes Ersatzteil, noch alle Arbeitsstunden mit eingeschlossen.

 

Während unserer Zeit im Engadin sahen wir regelmässig Gämsen, die wie Kühe oder Schafe weideten. Um sich vor dem Winter zu mästen, schienen sie ihre angeborene Scheu zu überwinden. Vielleicht waren sie einfach nur schlau und wussten, dass die Jagdzeit vorbei war.

Ihre Kumpel, denen das Glück nicht zur Seite gestanden hatte, landeten zum Teil auf den Tellern der umliegenden Gourmet-Lokale. Entgegen unserer Annahme, gab es in dieser Gegend eine stattliche Anzahl erstklassiger Restaurants. In einigen war der Preis ebenso ausschweifend, wie die Qualität der angebotenen Speisen. Glücklicherweise fanden wir auch ein paar Neu-Einsteiger, die aussergewöhnliche Gerichte zu gewöhnlichen Preisen servierten. Ein Italienischer Kellner jammerte über seine vermögenden und berühmten Landsleute. Als Jet Setter suchten diese die besten Adressen in St. Moritz auf. Leider nicht in erster Linie um gut zu tafeln, sondern um zu sehen und gesehen zu werden. Wie schade um die Mühe der Spitzenköche.

Trotz Finanzkrise und starkem Schweizer Franken ist das Engadin für viele Italiener noch immer eine beliebte Feriendestination geblieben. Einige Dörfer, wie z.B. Celerina, sind bei den Einheimischen als „little Italy“ bekannt.

 

Viele kommen hierher, um vom aussergewöhnlich sonnigen Klima zu profitieren. Des Touristen Freud, ist des Bauern Leid. Viele Bewässerungssysteme zeugen davon, wie trocken das ganze Tal ist. Dieses Jahr war nicht nur aussergewöhnlich sonnig, sondern auch aussergewöhnlich warm. Konsequenterweise schneite es auch nicht. Trotz fehlendem Schnee wurde die Skisaison in St. Moritz wie geplant pünktlich zum 3. Dezember eröffnet. Kunstschnee löste alle Probleme. Einen Teil davon brachte man ins Stadtzentrum, wo traditionsgemäss in der Fussgängerzone das “city race” abgehalten wird.

Allzu viele Skifahrer konnte man bisher noch nicht anziehen. Am zweiten Dezember-Wochenende änderte sich dies jedoch schlagartig. Es schien, als ob ganz Polen und Tschechien auf der Hauptstrasse, welche Österreich mit Zernez verbindet, unterwegs wäre. Von dort fuhren die meisten Polen Richtung Ofenpass, während einige Tschechen Richtung St. Moritz abzweigten. Später erfuhren wir, dass sich das nahe Italienische Skiresort Livigno in der Nebensaison mit süssen Schnäppchen vermarktet – offensichtlich sehr erfolgreich! Vor ein paar Jahren lockte man halb Dänemark an, da aber Osteuropa eine grössere Armee an willigen Schnäppchenjägern aufweist, wird nun Polen und Tschechien beworben. Der Einspur-Tunnel, einige Kilometer ausserhalb von Zernez, welcher Livigno mit der Schweiz verbindet, verursachte an jedem Winterwochenende über zehn Kilometer Stau. Mit einem neuen Verkehrskonzept, das die Fahrzeuge an Samstagen zuerst stundenlang in die eine, und dann in die andere Richtung zulässt, konnte das Problem entschärft werden.

 

Im November begannen die Gewässer zu gefrieren, aber das einzig andere sichtbare Winterzeichen, waren die Langlauf-Loipen, welche auf den mittlerweile braunen Wiesen angelegt wurden. Brücken, Schneekanonen, Beleuchtungsmasten und auch Zahlstellen wurden in Position gebracht. Anscheinend hatte Frau Holle was mit Nikolaus am Hut; jedenfalls wurde das Engadin am 6. Dezember 2011 von einer Schneedecke überzogen. Wir genossen es sehr, dass wir unser ausgewähltes Paradies im Gebirge nun mit einem ganz anderen Gesicht erleben konnten; dem des Winterwunderlands.

 

Nun wurden viele Pässe definitiv über den Winter geschlossen. Um sicher zu stellen, dass das Engadin ganzjährig erreicht werden kann, werden jedoch viele Hochgebirgsstrassen ganzjährig geräumt. Einige, wie z.B. der Flüelapass, werden von privaten Interessengemeinschaften länger offen gehalten. Zum Teil wird dies von Sponsoren finanziert. Der grösste Teil der notwendigen Finanzen stammt jedoch vom Kanton und den umliegenden Gemeinden.

 

Nur zwei Wochen nachdem der Schnee fiel, war unsere Zeit in Zernez bereits vorbei und wir waren irgendwie traurig, dass wir bereits weiterziehen mussten. Ironischerweise hatten wir, den vielen Sonnentagen zum Trotz, heftige Schneefälle an unserem Abreisetag. Obwohl der Flüelapass immer noch geöffnet war, beschlossen wir, dass es wohl sicherer sei, den Vereina-Bahnverlad durch den Berg zu benutzen.

 

Unerwartete Unannehmlichkeiten

 

Nun, die Zeit die wir für uns geniessen wollten, schloss auch die Neujahrszeit mit ein. Da wir uns davor drücken wollten, Hochsaison-Preise zu zahlen, mussten wir die Skiregionen verlassen. Deshalb entschlossen wir uns, ins Ausland zu fahren, genauer gesagt ans Deutsche Bodensee-Ufer. Im Internet fanden wir viele ansprechende Ferienwohnungen, dachten aber, dass wir uns mit Reservieren überhaupt nicht beeilen müssten, da um diese Jahreszeit eh niemand dorthin führe. Nun, unser last-minute Versuch, dort etwas zu reservieren, hatte so seine Tücken. Die meisten möglichen Vermieter fanden irgendeine Entschuldigung, weshalb sie ihre Ferienwohnung um diese Jahreszeit nicht abgeben könnten. Dort wo man uns schlussendlich Unterschlupf gewährte, klappte dies auch nur, dank dem wir bereits vier Tage vor Weihnachten eintrafen und über eine Woche blieben. Ihre anderen Ferienwohnungen wurden nicht vermietet. Bald dämmerte es uns; die Süddeutschen haben wohl etwas mehr Sinn für Traditionen als wir.

 

Unsere Anreise dorthin war ebenso trickreich, wie die Buchung. Nicht nur im Bündnerland, sondern auf dem ganzen Weg schneite es und selbst auf der Autobahn war es weiss. Kurz vor unserem Ziel wurde die Strasse immer glitschiger. Da es ziemlich steil bergauf ging, waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir noch auf dem richtigen Weg seien. Zudem fühlte es sich immer häufiger an, als ob wir auf Schmierseife fahren würden. Deshalb stoppten wir mitten am Berg um Schneeketten zu montieren und nach dem Weg zu fragen. Nachdem wir dort sahen, dass sogar stolze Besitzer von 4x4 Fahrzeugen mit brandneuen Winterreifen stecken blieben, und man uns bestätigte, dass wir auf dem richtigen Weg seien, fühlten wir uns schon viel besser. Fast eine Stunde mühten wir uns im Dunkeln mit den neuen Schneeketten ab und kamen danach wenigstens wieder gut vorwärts. Nach wenigen Kilometern realisierten wir jedoch, dass diese Strasse nach Immenstadt, nicht nach Immenstaad führte. Also drehen und die Kurven wieder runter! Sobald wir den Talfuss der Allgäuer Hochalpen wieder erreicht hatten und auf dem richtigen Weg waren, kamen wir (heute zum ersten Mal) auf eine schneefreie Schnellstrasse. Somit waren WIR ein Verkehrshindernis, bis wir endlich einen Platz gefunden hatten, um die Schneeketten zu demontieren.

 

In Immenstaad verbrachten wir eine ruhige Woche in einem netten Apartment mit Sicht über den Bodensee. Wir machten ein paar Ausflüge zu umliegenden Dörfern und Städtchen wie Lindau, Friedrichshafen und Radolfzell.

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Schweiz: sonnige, abgelegene Täler; Teil 2: winterliches Wallis

Als wir in die Schweiz zurückkehrten, war das Glück auf unserer Seite. Die Wetterprognose sagte erneut viel Schnee voraus, weshalb wir uns spontan entschieden, zwei Tage früher ins Wallis loszufahren. Wir versuchten für zwei Tage eine Frühstückspension in Obergesteln zu reservieren. Wenn dies geklappt hätte, wären wir fast eine Woche in diesem Dorf stecken geblieben. Wir gehörten nämlich zu den letzten, die ihr Auto noch mit dem Bahnverlad durch den Furkatunnel bringen konnten, bevor dieser wegen Lawinengefahr geschlossen werden musste. Danach kamen wir gerade noch rechtzeitig durch Obergesteln hinunter ins Tal, nur ein paar Stunden bevor diese Strasse aus demselben Grund geschlossen werden musste. Eigentlich bedauerten wir es, dass wir nur ganz kurz in den vielen tiefverschneiten Obergomser Siedlungen anhalten konnten. Nachdem wir aber am Radio hörten, dass die Strasse fast direkt hinter uns geschlossen wurde, waren wir dann doch sehr froh, dass wir ein Zimmer ganz unten im Tal buchen „mussten“. Während wir nun unsere gemütliche Pension in Niedergampel genossen, kam auch hier einiges an Schnee runter. Schon wieder hatten wir Glück; der Service unserer Vermieterin war einmalig; sie grub uns am Abfahrtstag sogar das Auto aus.

 

Es war Samstag und zudem noch Silvester, also einer der beliebtesten Wechseltage für Ferienwohnungen. Zum Glück waren wir nur noch 50km von unserem Ziel entfernt. Mit dem vielen Schnee auf der Strasse waren wir ganz zufrieden, dass der meiste Verkehr in die Gegenrichtung unterwegs war. Genauer gesagt; diejenigen, auf dem Heimweg kamen gar nicht vorwärts. Sie steckten wegen schlechten Strassenverhältnissen und starkem Verkehrsaufkommen fest. Die meisten mussten am Strassenrand anhalten um Schneeketten zu montieren, bevor sie sich in die 10km lange stehende Kolonne hinauf zum Lötschberg Bahnverlad einreihen konnten. Damit kamen sie aber auch nicht aus der Patsche, im Gegenteil: sie kamen noch tiefer rein. Die Strasse vor ihnen musste, zusammen mit dutzenden anderen, noch am selben Morgen wegen starken Schneefällen geschlossen werden. Und wieder waren wir davon nicht betroffen, da sich unser Ziel schon wieder in einem trockenen und sonnenverwöhnten Tal befand.

 

Saas Grund: viel Sonne und Schnee

 

Auf einer Strasse mit relativ wenig Schnee, erreichten wir unsere Ferienwohnung in Saas Grund. Auch wenn unser neuer Vermieter gerade mit einer grossen Schneefräse (seinem neuesten Spielzeug) den Parkplatz räumte, hielten sich die Schneemassen hier doch in  Grenzen. Obwohl wir uns jetzt auf einer Höhe von 1‘560 M.ü.M. befanden, hatte es hier bloss einen halben Meter Schnee und man sagte uns, dass er erst seit dem 17. Dezember lag. Stürmische Winde, wie sie hier häufig wehen, haben inzwischen den meisten wieder weggetragen. Nur dank Frau Holle’s Sinn für Gerechtigkeit, bekam dieses beliebte Skigebiet letzte Nacht ebenfalls wieder eine weisse Decke.

 

Unsere Einliegerwohnung befand sich in einem Ferienhaus mit nur zwei Wohnungen. Dieses stand in einem kleinen Weiler, von dem wir das Dorfzentrum von Saas Grund über einen angenehmen Winterwanderweg in etwa 20 Minuten erreichen konnten. Obwohl das Dorf nur knapp 1‘000 Einwohner hat, gibt es hier drei Supermärkte und mindestens einer ist auch sonntags geöffnet. Das Sonntags-Verkaufsverbot gilt offenbar in touristischen Regionen, wie dem Wallis, nicht.

 

Das nahegelegene Saas Fee kann zu Fuss in etwas mehr als einer Stunde erreicht werden. Dieser Ort, sowie Zermatt, sind die berühmtesten Skiorte der Region. Wie jeder bekannten Urlaubsort, sind sie einfach daran zu erkennen, dass den weniger als 5‘000 Einwohnern, mehr als 10 Apotheken zur Verfügung stehen. Alle preisen ihre Produkte in hier oft gehörten Dialekten wie Englisch oder Chinesisch an.

 

Solche Ferienorte tun vieles, um ihr gutes Image zu erhalten. Beispielsweise Autofrei zu sein, ist sicherlich hilfreich. Was in Theorie nach einer guten Idee tönt, heisst in der Praxis, dass man an diesen Orten keine Angst haben muss, von einem Auto angefahren zu werden. Man sollte aber unbedingt auf die lautlos nahenden Elektromobile achtgeben, welche in grosser Zahl herumrasen! Nicht nur Geschäfte, sondern auch jede einheimische Familie besitzt mindestens ein solches Gefährt und kein Weg scheint zu kurz, um dieses zu verwenden. Aber Autos gibt es da tatsächlich keine, sie sind alle in riesigen mehrstöckigen (teuren) Parkhäusern, ausserhalb des Dorfes, abgestellt.

 

Verglichen mit Saas Fee und Zermatt, fühlt sich Saas Grund zwar immer noch touristisch, aber ansonsten wie ein ganz normales Dorf an, trotz der vielen Ferienwohnungen und Hotels.

Während unserer ersten Woche waren die Touristenunterkünfte brechend voll, aber nach der ersten Januarwoche war es hier ähnlich wie in Südspanien; die meisten Wohnungen standen nun leer – nur diejenigen mit konkurrenzfähigen Preisen füllten sich, vor allem mit Deutschen, Holländern und Engländern. Des Weiteren verbringen auch viele Italiener und Franzosen ihren Urlaub in dieser Gegend. Trotz all dem Gerede über den starken Schweizer Franken und den schwachen Euro, entscheiden sich immer noch etliche Ausländer für Ferien in der Schweiz. Solange die Qualität stimmt, scheinen viele gerne etwas mehr zu bezahlen, erst wenn sie für das Entsorgen des Abfalls extra zahlen müssen, beginnen sie zu jammern…

 

Abgeschnitten!

 

Schon bald kam mehr Schnee und auch unser Dorf war wegen Lawinengefahr für ein paar Tage vom Rest der Welt abgeschnitten. Wir wollten uns ja in einem schwer zugänglichen Landesteil zurückziehen – also eigentlich haben wir das Ziel perfekt erreicht! Im Ernst: in Saas Grund fiel eigentlich gar nicht so viel Schnee. Am Radio vernahmen wir jedoch, mit welch riesigen Schneemengen die umliegenden Täler zu kämpfen hatten. Wir waren also bloss wegen den Zufahrtsstrassen abgeschnitten. Wiederum mussten dutzende geschlossen werden, einige für ein paar Tage, andere für eine ganze Woche.

Von unserer Vermieterin erfuhren wir, dass das Saasertal, zusammen mit den anderen Südtälern, ein trockenes und sonniges Mikroklima geniesst. Es war uns schon aufgefallen, dass auch hier viele Wiesen mit Bewässerungssystemen ausgestattet sind. Wir hörten, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn es über mehrere Wochen keine Niederschläge gibt. Wenn der Schnee dann einmal kommt, bleibt er wegen der tiefen Temperaturen den ganzen Winter über. Dies ist genau, was sonnenhungrige Wintertouristen suchen. Mittlerweile entwickelte sich daraus ein wichtiger Industriezweig: eine riesige Geldmaschine, die auch die vielen Schneekanonen finanziert, damit die Kohle weiterhin hereinschneit.

 

Obwohl der diesjährige Winter bis Ende Januar deutlich wärmer war, als ein Durchschnittlicher, war es auch ein Winter der den Gebirgsregionen deutlich mehr Schnee brachte, als üblich. So wie unser Tal oft am meisten Sonne hat, bekommen andere meist überdurchschnittlich viel Schnee. Im starken Gegensatz zum Saasertal, wo es grade mal einen halben Meter Schnee hatte, wurde das Lötschental und das Obergoms mit mehr als fünf Metern „beglückt“. Beide Täler waren diesen Winter schon mehrmals abgeschnitten. Das Obergoms bereits sieben Mal bis Mitte Februar. Lawinen werden heutzutage ja oft künstlich ausgelöst, aber diesen Schneemassen konnte man nicht so schnell Herr werden, wie dies jeder wünschte.

 

Die Lage verbesserte sich aber nach wenigen Tagen massiv und eine Strasse nach der anderen konnte wieder geöffnet werden. Mit typisch schweizerischer Perfektion wurden die Strassen nicht nur geräumt, bis sie wieder befahrbar waren, sie wurden schon fast auf Hochglanz poliert – sogar auf über 2‘000 Metern über Meer. Somit war es natürlich wieder einfach die Dörfer zu erreichen, wo die grössten Schneemassen lagen. Entlang unseres Weges war die Sicht stark eingeschränkt, da die Schneemauern höher waren, als unser Wagen. Was wir vorfanden sah wirklich aus wie im Märchenland, nicht nur die Landschaften, sondern auch die Dörfer. Die typisch schwarzen Walliserhäuser standen inmitten von Schneemassen die sich höher türmten, als ihre Türen, und die Dächer waren mit über zwei Metern Schnee belastet.

Wir wissen nicht, wie glücklich die Einheimischen in dieser Situation waren, doch die Kamera-schwenkenden Touristen konnten nicht genug davon kriegen. Zusammen mit dem blauen Himmel sah wirklich alles fantastisch aus. Oft war es jedoch schwierig, den Fotoapparat in eine Position zu bringen die über den Schneemauern lag. Ausser entlang der Winterwanderwege und Langlaufloipen sank man tief ein, sobald man einen Fuss neben den Asphalt, in die lockere Schneedecke setzte.
Wenn man den Einheimischen glaubt, hatte es seit Jahrzehnten in den Bergdörfern nicht mehr so viel Schnee. ABER; auch wenn uns die Schneemengen, die wir in diesem Januar auf etwa 1‘600m sahen, wirklich beeindruckten, türmten sie sich noch nicht mal halb so hoch, wie diejenigen, die wir in Norwegen im Mai 2010 auf bloss 800m über Meer gesehen hatten – es ist doch alles relativ!

Wir genossen unsere regelmässigen Spaziergänge auf den vielen gut präparierten Winterwanderwegen. Es wurde uns aber schnell bewusst, wie altmodische Winter-Wanderer wir sein müssen, da sich unsere gesamte Ausrüstung auf komfortable warme Kleidung und Wanderschuhe beschränkte. Um mit der Zeit zu gehen, greifen viele Winterwanderer tief in die Taschen und scheuen überhaupt keine Kosten um sich mit zusätzlicher Ausrüstung, wie Schneeschuhen oder Stöcken, abzumühen. Bisher waren wir dem Irrglauben verfallen, dass Schneeschuhe zum Gebrauch im Tiefschnee ausgelegt seien, und Nordic-Walking Stöcke nicht bloss  dazu dienten, mitgetragen oder mitgezogen zu werden …

 

Schlussgedanken zu unserem Aufenthalt in der Schweiz

 

Unsere ersten dreieinhalb Monate in der Schweiz beglückten uns mit viel mehr Sonnenschein, als wir dies erwartet hätten. Im Februar reservierten wir zwei Wochen um Freunde und Verwandte zu besuchen und dazu durften wir uns wieder bei Heinz‘ Schwester Edith und Schwager Karl im Flachland einquartieren. Dort war das Wetter wieder genauso, wie wir es von früher kannten, als wir noch Normalbürger und nicht Globetrotter waren – das heisst, es war oft nass und neblig und fühlte sich deshalb kälter an, als in den Bergen.

 

Zugegeben, unsere Entscheidung diesen Winter zwar in der Schweiz zu verbringen, jedoch weit weg von Familie und Freunden war vielleicht etwas egoistisch, aber irgendwie genau was wir brauchten. Als wir unsere beiden Ferienwohnungen buchten, war uns nicht einmal bewusst, dass sie sich in Regionen befinden die noch sonniger sind als Andalusien. Mit viel Sonne und trockener Luft sind auch kalte Temperaturen gut zu ertragen. Bergluft hat den Ruf Hunger zu schüren und so assen wir viele Schweizerspezialitäten, wie Fondue oder Raclette und profitierten von der unwiderstehlichen Auswahl an Joghurts. So erlebten wir sicherlich die Schokoladenseite der Schweiz und sie war süsser, als wir es erwartet hatten. Weit weg von den industrialisierten Regionen des Landes fanden wir für uns zwei perfekte kleine Dörfer, angenehm abgelegen, aber immer noch nah genug an der Zivilisation.

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Frankreich: entlang der Loire

Inzwischen war es nun Mitte Februar 2012. Als nächstes hatten wir uns die Bretagne vorgenommen und auf dem Weg dorthin wollten wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten entlang der Loire abklappern. Wir erwarteten, dass es um diese Jahreszeit überhaupt kein Problem sein würde, kurzfristig eine gute und preiswerte Ferienwohnung zu organisieren. So waren wir ziemlich überrascht, dass die ersten drei Unterkünfte, bei denen wir anfragten, bereits ausgebucht waren. Nun, die erste wäre schon etwas ganz Spezielles gewesen: eine umgebaute Mühle, die über einem Flüsschen steht. Die anderen beiden befanden sich jedoch in der Bretagne, welche wohl kaum als erstrangige Winterdestination gilt. Nachdem wir etwas Flexibilität an den Tag legten und unsere Route ein wenig änderten, fanden wir doch noch etwas, das unserem Geschmack und unserem Budget entsprach.

 

Kaum machten wir uns auf, die Schweiz zu verlassen, kam ein weiterer Schneesturm auf. Wir waren froh, dass wir ihm entkommen konnten und bis wir den Jura erreichten, sahen wir sogar schon wieder die Sonne. Entlang der nächsten 600km bis wir das Loire Tal erreichten, waren viele kleinere Gewässer gefroren. Dies waren die Rückstände der aussergewöhnlichen Kältewelle, die diesen Monat quer durch Europa gezogen war.

Als erstes übernachteten wir im schönen Städtchen Beaune und tags drauf basierten wir uns für zwei Tage in Blois, um einige der nahegelegenen Schlösser anzusehen. Weil gerade Schulferien waren, fand man bei den beliebtesten kaum noch freie Parkplätze. Eines davon war Château Chambord, das man wegen seiner Grösse, wie auch seinem pompösen Aussehen, als „Super-Jumbo“ der Schlösser bezeichnen kann. Beeindruckt hat uns auch das Château Chenonceau, welches sich über den Fluss Cher spannt. Da uns nicht danach war, dieses von innen zu besichtigen, fanden wir die € 25 Eintritt für uns beide, bloss um es von aussen zu sehen, zu happig. Was soll’s; wie jeder Fluss, hat auch die Cher zwei Ufer und so fanden wir einen reizvollen Waldweg, der uns direkt zur gegenüberliegenden Seite des Schlosses führte…

 

Zeugen früherer Königshäuser findet man auch heute noch in vielen Städtchen der Region. Manche sind von Stadtmauern umgeben und werden von mächtigen Schlössern überthront. In Blois, Amboise und Saumur liegen ihnen reihenweise schmucke alte Häuser zu Füssen.

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Die Bretagne: Sonne, Crêpes und atemberaubende Küsten

Auf der Autobahn ging’s weiter westwärts. Obwohl wir Nantes hinter uns hatten, wurde der Verkehr immer dichter, was wir überhaupt nicht erwarteten. Wir meinten, die Bretagne sei eine sehr einsame Gegend. Auf der anderen Seite waren wir aber überhaupt nicht überrascht, dass nun Nebel aufzog; genau dies hatten wir von der Bretagne erwartet. Aus diesem Grund liessen wir unseren geplanten Stopp an der Küste fallen und besuchten stattdessen die Stadt Vannes. Diese hat eine absolut malerische Altstadt mit vielen Riegelhäusern. Während wir durch die alten Gassen schlenderten, konnten wir kaum glauben, wie viele Lokale sich auf Crêpes spezialisierten: die ganze Bretagne ist diesen Pfannkuchen verfallen. So machten wir gleich mit und genossen die ersten, von vielen Crêpes, die wir uns während der nächsten fünf Wochen einverleibten. In dieser Region handelt es sich dabei nicht nur um einen kleinen Snack. Crêpes werden oft in einer Abfolge von drei Gängen serviert, sodass daraus eine volle Mahlzeit, bestehend aus einem Vorspeisen-Crêpe, einem Hauptgang- Crêpe, sowie einem mit süsser Füllung, als Nachspeise. Die pikante Version wird „Galette“ genannt und aus Buchweizen (Schwarzmehl) hergestellt. Die Füllung kann alles beinhalten das man sich vorstellen und bezahlen kann.

 

Sommerliche Morbihan Küste

 

Am 23. Februar 2012 trafen wir in unserem ersten „Gîte“ ein, wie eine Ferienwohnung in Frankreich genannt wird. Das Appartement lag bloss 300 Meter vom Meer entfernt. In der Nähe befand sich die Ortschaft Erdeven, im Departement Morbihan, der südöstlichsten Provinz der Bretagne. Ein altes Bauernhaus samt Pferdestall war geschickt in sieben Wohneinheiten umgebaut worden. Zu unserer grossen Überraschung waren die anderen Ferienwohnungen ebenfalls belegt. Viele Französische Familien verbrachten hier ihren Urlaub und so waren wir also nicht die einzigen Verrückten, die im Februar hierher kamen.

 

Nach unserer fünftägigen Anreise entlang der Loire, hätten wir eigentlich einen Ruhetag benötigt, doch das gute Wetter in der Bretagne lockte uns jeden Tag hinaus. Oft war es zwar am Morgen noch etwas neblig, aber bis zum Nachmittag löste sich dieser jeweils in Nichts auf. Die meiste Zeit hatten wir überhaupt keinen Wind und die Temperaturen stiegen täglich. Aus den anfänglich 8°C wurden schnell 12°, dann 16, aber auch dort blieb das Thermometer noch nicht stehen. Die Anzeige bei einer Apotheke wollte uns sogar 33°C weismachen. Realistisch waren es vermutlich etwa 22°C – und dies Ende Februar. Es fühlte sich auf jeden Fall an, wie im Sommer. Bei Einheimischen ist diese Gegend als „Côte d’Azur der Bretagne“ bekannt.

 

Als wir zum Südzipfel der Halbinsel Quiberon fuhren, welche wegen ihrer Sandstrände und ihrer Klippen ein beliebtes Ziel ist, staunten wir, wie viel Verkehr es hier hatte. An den Aussichtspunkten wimmelte es nur so von Leuten und einige Parkplätze waren randvoll. Die Menschen strömten zum surfen, sonnenbaden und einige ganz hartgesottene, sogar zum Schwimmen, hierher. Auf dem Küstenweg sah es aus, als ob sich eine Ameisenstrasse darüber hinzöge; Jung und Alt war auf den Beinen. Um die Mittagszeit waren die Gartenrestaurants randvoll. Zuerst glaubten wir noch, dass es bloss am Wochenende so emsig zu und her ginge, aber unter der Woche war es genauso. Auch wenn es aussah wie im Sommer, war es doch wirklich erst Februar. Nachdem wir dies, sowie die vielen Touristenunterkünfte sahen, die ihre Saison noch gar nicht eröffnet hatten, können wir uns gut vorstellen, dass hier bereits zu Ostern der Teufel los sein wird. Inzwischen glauben wir unserem Reisebuch, indem klipp und klar davor gewarnt wird, im Sommer überhaupt nur daran zu denken, mit dem Auto nach Quiberon fahren zu wollen.

 

Megalithen und alte Bräuche

 

Wegen seiner vielen Megalithen ist die Bretagne nicht nur bei Wasserratten, sondern auch bei allen, die an uralten Kulturen interessiert sind, sehr beliebt. Die grössten und bekanntesten dieser Stätten befinden sich bei Carnac und Erdeven, buchstäblich nur einen Steinwurf von unserem Feriendomizil entfernt. Hier dreht sich alles um Steinbrocken in unterschiedlichen Grössen und Formen. Sie können mehrere Tonnen schwer sein und wurden von weither gebracht. Solche Megalithen findet man von Spanien, bis ganz in den hohen Norden Europas, doch in der Bretagne hat es ausserordentlich viele davon. Man datiert ihre Platzierung auf 4‘500 bis 2‘500 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Einige stehen in kilometerlangen Linien, andere bilden Kammern mit riesigen Felsdeckeln und andere wiederum, wurden als Steinkreise oder megalithische Sonnenschiffe platziert. Man unterteilt die Megalithen in Dolmen, Menhirs, Cairns oder Cromlechs, je nachdem wie sie stehen oder angeordnet sind. Geschichtsforscher sind sich über ihre Bedeutung uneinig. Es wurden viele, krass unterschiedliche Theorien aufgestellt; von Fruchtbarkeits-Symbolen, über Grabstätten, bis hin zu Opferplätzen, aber auch Sonnenkalender oder Landeplätze von Ausserirdischen werden in Betracht gezogen.

 

Aber auch wenn man nicht gleich so viele tausend Jahre zurückschaut, hat die Region für Geschichtsfans einiges zu bieten. Zwischen dem 5. und 6. Jh. wurde die Bretagne von Kelten aus der Gegend von Wales in Grossbritannien besiedelt und so kam sie zu ihrem Namen. Obwohl deren Kultur zeitweise von der Französischen Obrigkeit stark unterdrückt wurde, konnten viele Bretonische Bräuche und die Sprache Breton, bis heute überleben. Inzwischen wird die Sprache wieder von 5% der bretonischen Bevölkerung gesprochen und sämtliche Ortsschilder sind zweisprachig beschriftet.

 

Viele Ausflüge führten uns entlang der Küste und auch zu malerischen Bootshäfen. Nicht nur in den Fischerhäfen, sondern auch in den Freizeithäfen war etwas los. Wegen der enormen Gezeitenunterschiede am Atlantik, können sowohl Fischer, als auch Hobbykapitäne, nicht einfach nach Lust und Laune rein und raus schippern; sie müssen sich nach der Gezeitentabelle richten. Grosse, wie auch kleine Boote, liegen bei Ebbe auf Grund. Für Seeleute mag dies wohl nervig sein, doch für Landratten ergeben sich daraus unzählige Fotomöglichkeiten mit den bunten Bötchen, die zeitweise schief im Trockenen liegen. Dank der vielen kleinen Fjorde, die hierzulande „Ria“, oder „Aber“ genannt werden, und auch wegen der vielen, von den Gezeiten beeinträchtigten Flüsse, kann so mancher Ort im Landesinnern damit prahlen, am Meer zu liegen.

 

Schon seit langer Zeit ernährt die See den Menschen; nicht nur mit Fisch und Schalentieren. Verschiedene Muschelarten werden gezüchtet und zudem wird Seegras geerntet und Salz gewonnen. „Weltberühmt in Frankreich“ ist das kostbare „fleur de sel“ das in den Salzpfannen von Guérande von Hand gewonnen wird.

 

Durch den Süden von Finistère zur Halbinsel Crozon

 

Nach einer wunderschönen Woche in Erdeven Plage, machten wir uns auf in die westlichste Provinz der Bretagne: Finistère. Unterwegs machten wir Halt im hübschen Dorf Pont-Aven. Ausser für seinen gezeitenabhängigen Hafen und sein malerisches Flüsschen, wurde der Ort vor allem deshalb bekannt, weil Gaugin einst die umliegenden Felder auf Leinwand brachte. Da er wohl Geld brauchte, begann er 1886 dort Malstunden zu geben. Dies war der Grundstein zur bekannten Malschule Pont-Aven, welche viele Maler hervorbrachte, die später bekannt wurden, oder es hätten werden wollen. Sie entwickelten den Impressionismus massgeblich weiter. Inzwischen ist die Ortschaft buchstäblich mit Kunstgalerien überschwemmt und alle hoffen auf Touristen-Euros.

 

Als nächstes machten wir der befestigten Stadt Concarneau unsere Aufwartung. Sie steht wie ein Wasserschloss in einer grossen Bucht. Bereits die vielen Fischerboote, die um sie herum vor Anker, bzw. auf Grund, lagen, waren sehr malerisch. Wiederum wimmelte es in den Gassen der historischen Altstadt und vor allem in Strassencafés, von anderen Touristen – dies hätten wir im März nicht unbedingt so erwartet. Nach einem Crêpe machten wir einen Abstecher nach Pont l’Abbé und übernachteten später in einem Budget-Hotel in Quimper. Auch wenn dies eine ziemlich grosse Stadt ist, sind die vielen Fachwerkhäuser in der Altstadt unglaublich charmant. Wir nahmen uns Zeit herumzuschlendern und so wurde es 21 Uhr, leider zu spät für ein Abendessen in dem von uns angedachten Schlemmerlokal. Wie bereits erwähnt, ist die ganze Bretagne verrückt nach Crêpes und viele Crêperien werden auch in den Bibeln aufgelistet, an die wir glauben; z.B. Gault-Millau, Bottin-Gourmand, Guide Michelin... So schlemmten wir bald ein leckeres Crêpe-Menü und sassen gemütlich in einem Lokal, in dem auch spätabends noch was los war. Als wir um 23Uhr aufbrachen, staunten wir, dass sogar in einem Gartenrestaurant noch recht viel Betrieb herrschte.

 

Am nächsten Morgen besuchten wir als erstes das Dörfchen Locronan. Seine alten Häuser bestehen einheitlich aus dunklem Granit und auch sonst sieht es wohl in diesem 800 Seelen Dorf nicht viel anders aus, als Mitte des 18. Jh.
Als nächstes fuhren wir auf die Halbinsel Crozon hinaus. Kaum erreichten wir die Klippen am westlichsten Punkt, zog Nebel vom Meer auf. Wie schade; wir konnten nur noch knapp sehen, dass es hier schön wäre, wenn man etwas sehen könnte. Nach mehr als einer Woche Sommerwetter im Winter, wollten uns die Bretonischen Wettergötter doch noch ihr wahres Gesicht zeigen. Zum Glück hatten wir noch etwas Zeit und so suchten wir ein Hotelzimmer und ein gutes Essen. Während der Nacht regnete es heftig und wusch den Nebel weg. Erfreut begrüssten wir am Morgen den nun wieder blauen Himmel. Wir nahmen die Chance wahr, und machten uns auf den Weg ins Fischerdorf Camaret-sur-Plage, das jetzt in der Morgensonne leuchtete. Dort hatten wir am Vortag eine gute Bäckerei entdeckt. Gestärkt klapperten wir die lohnenswertesten Aussichtspunkte gleich nochmals ab: Pointe Penhir, Pointe Dinan, sowie ein paar zusätzliche. Die Sicht über die schroffe Felsküste mit ihren vielen, freistehenden Felsformationen, von denen einige sehr grosse Torbogen aufwiesen, war einfach atemberaubend mit dem blauen Meer im Hintergrund!

 

In der Umgebung findet man auch viele Zeugen und Gedenkstätten, welche an den zweiten Weltkrieg erinnern. Es scheint aber so, dass mehr Leute an der faszinierenden Küstenlandschaft, als an den Erklärungen zum Krieg interessiert seien. Zum mindesten bei einem Parkplatz stand gross angeschrieben, dass er nur von denjenigen benutzt werden darf, die auch das Kriegsmuseum besuchen!

 

Finistère’s Nordküste und das Landesinnere

 

Nun waren es nur noch 1 ½ Stunden Fahrt bis wir am 3.März 2012 unsere zweite Wohnung in der Bretagne erreichten.

Diesmal war es ein 100m2 grosses Ferienhaus, das sich im Weiler Moguériec, westlich von Roscoff befindet. Obwohl wir beeindruckt waren, wie elegant das Haus renoviert worden war, mussten wir doch sehr über den modernen Mülleimer lachen. Er öffnete sein „Maul“ automatisch, wenn man nur schon in seine Nähe kam und dann konnte man so viel hineinwerfen wie man vermochte, bevor er 4 Sekunden später seine Klappe wieder schloss.

Wir wurden nicht nur mit High-Tech verwöhnt; unsere Vermieterin brachte uns regelmässig frisches Gemüse von ihrem Hof vorbei. Wir erfuhren von ihr, dass der Gemüseanbau, dank dem milden Klima, zu einem wesentlichen Faktor der lokalen Wirtschaft wurde. Sie sagte, dass es hier zwar nie sehr heiss, aber auch nie sehr kalt würde und im Winter kaum gefriert. Dieses Mikroklima beeinflusst einen ca. 15km breiten Gürtel entlang der Küste, indem auf grossen Feldern Blumenkohl, Broccoli, Artischocken und Schalotten angebaut werden.

 

Während unseres Aufenthaltes zeigte sich das Wetter fast immer von der freundlichen Seite, auch wenn der Himmel oft von Hochnebel bedeckt war. Dann machten wir es uns im gemütlichen Wohnzimmer im Obergeschoss bequem, lasen, schrieben und organisierten unseren gesamten Sommer, indem wir uns FKK-Gelände in ganz Frankreich reservierten. Dank dem wir unseren Computer ans Internet anschliessen konnten und zudem ein Telefon zur Verfügung stand, war dies einfach.

So waren wir überhaupt nicht traurig, wenn die Sonne nicht schien, aber sobald sie sich wieder zeigte, waren wir schnell draussen und erkundeten die faszinierende Küstenlinie. Sie hatte felsige Partien, dazwischen aber auch viele goldene Sandstrände. Viele Küstenabschnitte besuchten wir zweimal, da wir sie im Kontrast der Gezeiten sehen wollten. Manchmal war das Meer sehr ruhig und spiegelte fast, ab und zu zeigte der Atlantik aber mit gigantischen Wellen seine ganze Kraft. Diese schlugen an den Felsbrocken hoch, die vor dem Strand, wie aufgetürmt, übereinander lagen. Die Franzosen nennen so eine Ansammlung von Steinen sehr treffend: ein Chaos. Bei Flut wirken sie wie kleine Inselchen, bei Ebbe hingegen, kann man auf ihnen herumkraxeln.

 

Das nahegelegene Städtchen Roscoff hat sehr viel Charme. Von dort aus gibt es mehrere Fährverbindungen nach Grossbritannien. Die vielen Geschäfte und Hotels in der Nähe des Fährhafens, haben es ganz offensichtlich auf Engländer abgesehen. Es scheint, sie zählen alle darauf, dass die ankommenden Touristen lieber in ihrer Muttersprache Fast-Food und Alkoholika bestellen, anstatt sich mit Französisch Mühe zu geben, um die einheimischen Delikatessen zu probieren.

 

Nur ein paar Tage vor unserer Abfahrt machten wir uns auf, um das Landesinnere der Region “Finistère” zu entdecken. Die Stadt Morlaix schmiegt sich um das steile Ende eines gezeitenabhängigen Fjords. Sie beeindruckt mit vielen hohen Stadthäusern in Stein oder Fachwerk, sowie einem Eisenbahnviadukt, das schon seit 150 Jahren seinen Dienst tut und die Stadt überspannt. Etwas weiter Inland ist die Landschaft von grünen Hügeln dominiert. Wir sahen uns in der ansprechenden Ortschaft Huelgoat, mit ihrer historischen Mühle, um. Wir erfuhren, dass es hier schon seit Wochen sonnig war und der Nebel jeweils nur an der Küste hing. Hier sassen wir nun am Seeufer in der Sonne und genossen bei 20°C ein weiteres Crêpe.

Auf dem Rückweg kamen wir durch mehrere Weiler mit beeindruckenden Steinkirchen, wie sie für diese Region typisch sind. Sie haben noch ganz altertümliche Pfarrhöfe, sogenannt umfriedete Pfarrbezirke. In der Bretagne gibt es etwa 70 dieser sakralen Baudenkmäler (auf Französisch: enclos parossial) die alle aus dem 15. bis 17. Jh. stammen. Sie sind reichlich dekoriert mit ausgefallenen Steinmetzarbeiten und bestehen jeweils aus mehreren Bauten, wie einem Triumph-tor, einem Beinhaus, einer Hauptkapelle und dem typischsten: einem Kalvarienberg, bzw. einer kunstvollen Darstellung der Kreuzigung Christi. Diese umfriedeten Pfarrbezirke sind immer noch kolossale Zeugen früherer Kirchenmacht.

 
Eine viel einfachere Kapelle findet man auf dem Montagne St. Michel, welcher nicht mit dem berühmten Mont St. Michel verwechselt werden darf. Diese Kapelle steht einsam auf einem kahlen Hügel der Gebirgskette Monts d‘Arrée. Von dort oben geniesst man eine unglaubliche Weitsicht und sogar im März waren wir bei weitem nicht die einzigen Touristen, die diesen 380 Meter hohen Hügel bezwangen.

 

Am Tag bevor wir unser komfortables Haus in Moguériec verliessen, feierten wir Brigitte’s 50. Geburtstag. Heinz suchte eine Geburtstagstorte aus und kochte danach ein schmackhaftes französisches Mehrgänge-Menü.

 

Côtes d’Armor: noch ein weiterer Höhepunkt

 

Am 17. März fuhren wir weniger als 100km zu unserem nächsten temporären Heim. Es befand sich etwa 10km im Landesinnern, ausserhalb der Ortschaft Camlez, in der Nähe von Lannion. Was wir als renovierte Ferienwohnung in einem alten Bauernhof mieteten, war in Tat und Wahrheit ein brandneues Eckhaus, von dem nur noch die alten Umfassungsmauern aus Stein erhalten waren. Unser Vermieter war damit beschäftigt, eine weitere Ferienwohnung fertig zu stellen. Alles war topmodern und vom Feinsten. Die Besitzer investierten viel Zeit und Geld, um einige der alten Elemente in die neue Struktur zu integrieren. Die alten verzogenen und brüchigen Deckenbalken waren liebevoll restauriert worden und als Dekoration unterhalb der neuen Betondecke angebracht. Da sich die grosse Küche in einer ehemaligen Backstube befand, wurden die Öffnung des Holzofens und der Kamin perfekt in die moderne Küchen-Kombination integriert. Den Holzofen selbst gibt es zwar nicht mehr, aber die Öffnung ins ehemalige Backrohr hat nun ein Fenster, welches sich direkt hinter dem modernen Kochherd befindet. Auch der Dampfabzug wurde geschickt in den darüber liegenden alten Kamin integriert.

 

Von aussen sieht das Gebäude genauso aus, wie ein traditionelles Bretonisches „Langhaus“ (longère), mit dicken Steinmauern. Der Stein wurde sandgestrahlt und sieht nun wieder sehr schön aus. Die Wände sind nun noch dicker, da eine breite Isolationsschicht zugefügt, sowie neue Backsteinmauern innerhalb der Umfassungsmauern gebaut wurden. Nach neuesten energietechnischen Erkenntnissen wurde das (neue) Haus um eine kontrollierte Lüftung und Solarzellen erweitert. Erstere für den Komfort und letztere um von Subventionen der Regierung zu profitieren.

 

Die Region bot erneut viele ansprechende Sehenswürdigkeiten, seien es historische Dörfer oder Küstenlandschaften. Wir befanden uns nun im „Département Côte d’Armor“. Der augenfälligste Unterschied zur Gegend rund um unser letztes temporäres Zuhause bestand darin, dass die Steinbrocken entlang der Strände aus rotem Granit waren. Genau deshalb ist dieser Küstenabschnitt unter dem Namen „Côte de granit rose” bekannt. Von der Form her sind die Felsen jedoch noch immer ähnlich skurril, wie diejenigen, die wir vorher gesehen hatten. Sie liegen oft aufgetürmt in Steinhaufen, als ob sie jemand so arrangiert hätte. Einige haben bizarre Formen und wir wundern uns, wie die vielen balancierenden Felsen den tosenden Wellen wiederstehen können. Am meisten angetan haben es uns die Küstenabschnitte um Plougrescant, Port Blanc und der Insel Renote. Bildhübsch ist auch ein Ferienhäuschen bei „Le Gouffre“. Es sitzt majestätisch zwischen zwei Felsbrocken, die grösser sind, als das Haus selbst. In der Gegend gibt es auch viele historische Städtchen: Tréguier, Pontrieux und Paimpol sind sicherlich die eindrucksvollsten. Auch die ehemalige Abtei von Beauport, ein weiteres Symbol vergangener Kirchenmacht, ist sehenswert.

 

Die Winterschulferien waren inzwischen zwar vorbei, doch an jeder der sehenswerten Ecken, die wir in der Bretagne besuchten, wimmelte es immer noch von Französischen Touristen. Der Frühlingsanfang vom 21. März war für die meisten Französinnen der Startschuss, um auf kurze Hosen umzustellen und dies, obwohl es nun wieder deutlich kühler war, als Ende Februar!

 

Obwohl es in dieser Gegend an Lokalen mit Sterneköchen nicht mangelt, müssen solche Tische in der Hauptsaison „so schwer zu finden sein, wie Goldstaub“, wie es unser Lonely-Planet Reiseführer ausdrückt. Mit viel Glück schafften wir es sogar, ohne Reservation in einem Michelin drei-Sterne Lokal zu essen, obwohl es auch an diesem normalen Werktag im März fast voll war.

 

Abschied von der Bretagne

 

Am 31. März verliessen wir unser Ferienhaus in Camlez und setzten unsere Reise Richtung Norden fort. Es war ein trüber Tag, doch wir stoppten in den ansprechenden Ortschaften Moncontour und Jugon-les-Lacs. Als Übernachtungsort wählten wir die charmante befestigte Stadt Dinan, mit ihren vielen Fachwerkhäusern. Am nächsten Morgen lachte die Sonne schon wieder und unser Besuch in Dol-de-Bretagne, einem weiteren Dorf mit vielen Riegelhäusern, wurde zu einem perfekten Abschied von der Bretagne.

 

Rückblickend war es die richtige Entscheidung gewesen, den westlichsten Zipfel Frankreichs im Februar und März zu besuchen. Es war viel wärmer, sonniger und auch viel mehr von anderen Touristen frequentiert, als wir es um diese Jahreszeit erwartet hätten. Wir hatten das Privileg zusammen mit Franzosen unterwegs zu sein, da anfangs Jahr dort noch keine anderen Ausländer unterwegs waren.
Wir erlebten eine Region mit faszinierenden und abwechslungsreichen Küsten, sattgrünen Landschaften, sauberen und adretten Dörfern und Städtchen; eine wohlhabende Region mit netten Menschen. Wir erlebten sie unverwechselbar anders, als das übrige Frankreich, gekocht wird aber hier mindestens so gut. Inzwischen können wir gut verstehen, weshalb viele Menschen vom Charme der Bretagne immer wieder angezogen werden.

 

Nordwärts durch die Normandie

 

Obwohl wir schon gestaunt hatten, wie viele Leute die Bretagne in der Nebensaison besuchten, wunderten wir uns über den Massenauflauf von Besuchern, welche am Sonntagnachmittag des 1. Aprils das Städtchen Honfleur buchstäblich überfielen. Die meisten waren wohl Pariser und sie waren gegenüber den Einheimischen deutlich in der Überzahl. Für die Parkplätze musste man hier bezahlen, die Hafenhäuser waren sehr malerisch, auf dem Quay gab es einen Flohmarkt, Touristengeschäfte gab es in Hülle und Fülle, der Rubel rollte, Eisdielen und Gartenrestaurants wurden überrannt, die Gassen waren eng, die Läden machten guten Umsatz und die Strassen waren mit so vielen Touristen belebt, dass man nicht mehr umfallen konnte. Kurz und bündig: es war schrecklich touristisch!

 

Wir entflohen in die viel ansprechendere Stadt Rouen, an den Ufern der Seine. Da wir gerade zum Sonnenuntergang im Stadtzentrum eintrafen, machten wir noch ein paar Aufnahmen in der Dämmerung. Bald war es Zeit fürs Abendessen und so verschoben wir die eigentliche Stadtbesichtigung auf den nächsten Tag. Schon standen wir vor dem Lokal, das uns die Rezeptionistin unseres Hotels empfohlen hatte. Als wir das Menü studiert hatten und die leere Gaststube sahen, kriegten wir den Eindruck, dass wohl der Grund für ihre Empfehlung nicht unbedingt in der Qualität der Gerichte zu finden sei. Wir setzten uns nur zwei Häuser weiter in ein anderes Restaurant, dessen Menü uns gleich ansprach. Wir stimmen den Bewertungen der verschiedenen „guides gastronomiques“ vollkommen zu: dieses Lokal hat seine Sterne verdient.

 

In Rouens ausgedehnter, historischer Altstadt gibt es viele Fachwerkbauten, deren Holzstruktur oft in hellen Farbtönen bemalt ist. Wir fanden auch viele malerische alte Stadthäuser und das “Quartier des Antiquaires”war besonders charmant. Nach zwei Übernachtungen in Rouen, verliessen wir Frankreich und fuhren weiter nach Belgien.

 

Brügge; ein Belgisches Juwel

 

Am 3. April erreichten wir Brügge, eine der schönsten Städte Belgiens. Wir bezogen ein Zimmer im neuen Etap Hotel, welches sich direkt beim Bahnhof befindet. Von dort aus war es nur ein Katzensprung ins Stadtzentrum wo wir uns unter die vielen Touristen aus aller Welt mischten. An solch aussergewöhnlichen Orten kann man sicherlich nicht erwarten, dass man sie für sich alleine hat. Die neue Konzerthalle ist eines der wenigen modernen Gebäude im Zentrum, doch ansonsten überwiegt in der Altstadt der Charme aus alten Zeiten. Backsteingebäude sind allgegenwärtig. Während einige verputzt und farbenfroh dekoriert sind, zeigen andere ihre vorwiegend roten Sichtbackstein-Fassaden. Die der Strasse zugewandten Giebel sind oft elegant geschwungen oder treppenförmig und mit irgendwelchen Dekorationen geschmückt.

Mächtige Kirchen, riesige Plätze und malerische Kanäle findet man in der ganzen Stadt.

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Niederlande
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Fotos Videos: Mehr über Niederlande: Kapitel 19

Die Niederlande im Frühling: eine wahre Blumenpracht

Vom kleinen Belgien war es nicht weit in die nur wenig grösseren Niederlande. Am 4. April 2012 erreichten wir die Provinz Zeeland und besuchten als erstes die beiden Ortschaften Veere und Domburg. Letztere war schon fast von Deutschen Touristen besetzt. Da es nun langsam Abend wurde, suchten auch wir dort ein Zimmer. Wir tafelten in einem hervorragenden Chinesischen Speiselokal und gaben damit dem Personal die Möglichkeit ihr Englisch, statt Deutsch zu praktizieren, welches sie wahrscheinlich öfters anwenden, als Niederländisch.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir über das Osterschelde Sturmflutwehr, bzw. Oosterscheldekering, wie es hier genannt wird. Es ist Teil des gigantischen Delta-Projekts, das die Region gegen die Launen der See schützt und zusätzliches Land trockenlegt. Wir umfuhren die grossen Städte auf kleinen Landstrassen, welche oft eher so aussehen wie Fahrradwege, auf denen auch Autos toleriert sind. Fast jedes Mal, wenn wir wieder ein kurzes Autobahnstück nahmen, endeten wir im Stau, trotz der teilweise mehr als 10 (zehn) Fahrspuren. So fanden wir es entspannender, uns in diesem Fahrrad-verrückten Land mit dem Langsamverkehr abzumühen. Wir besichtigten dabei verschiedene malerische Dörfer wie Strijnen, oder das bekannte, jedoch eher banale Maasdam.

 

Während wir durch die Ortschaften fuhren, kamen wir mehrmals von den Durchgangsstrassen ab, da oft das ganze Zentrum mit roten Kopfsteinen gepflastert ist. Zudem wurden die Strassen, als verkehrsberuhigende Massnahme, mancherorts verengt. In der Umgebung von Gouda fanden wir ein Netzwerk von Strassen, welche auf beiden Seiten von Kanälen gesäumt waren. Die meisten Häuser konnten nur über eine Brücke erreicht werden, die ihr Grundstück und ihre hübschen Gärten erschloss. Selbstverständlich kamen wir auch an den ersten Windmühlen vorbei.

 

Für die nächste Übernachtung fuhren wir an die Westküste, und zwar in diejenige Gegend, welche wohl dank ihres Touristenmagnetes „Keukenhof“, für ihre Blumenfelder am bekanntesten ist. Wenn wir uns wegen der Wärmewelle der letzten Wochen sorgten, dass es für die Tulpen zu spät sein könnte, war dies umsonst gewesen. Bereits als wir in Lisse ankamen, erspähten wir endlos lange Teppiche bunter Felder im letzten Sonnenlicht, noch bevor wir eine Frühstücks-Pension gefunden hatten. Am nächsten Morgen sahen wir tausende von Autos, die beim „Keukenhof“ geparkt waren und unzählige Autobusse, die bei ein paar wenigen Strassenständen anhielten, welche Blumenzwiebeln feilboten. Für uns sah dies alles überhaupt nicht einladend aus. Wir wollten lieber die echten, grossen Felder derjenigen Bauern sehen, die davon leben, Blumen zu züchten, sei es für Schnittblumen oder für Blumenzwiebeln.

 

Momentan konnte man überall blühende Narzissen- und Hyazinthen-Felder  sehen. Für Tulpen war es eher noch etwas zu früh, doch wo immer sie bereits blühten, zogen sie Horden von Touristen an. Der dichte Verkehr hinderte sie nicht daran, am Strassenrand zu parkieren, in die Felder zu rennen und krampfhaft nach der schönsten Blume zu suchen. Foto- besessene Touristen aus westlichen Ländern, darunter viele Nordamerikaner, trampelten in die Blumenfelder um Nahaufnahmen zu machen, welche sie ebenso gut zu Hause von den Blumen in der Vase hätten machen können. Die Asiaten, auf der anderen Seite, mussten natürlich unbedingt selbst mit im Bild sein und so „mussten sie“ einfach inmitten des Blumenbeetes stehen. Für uns hingegen, bestand die Hauptattraktion in den unterschiedlichen Farben und der schieren Grösse der Felder… und wir hatten das Glück, dass wir noch drei Wochen vor uns hatten, um diesen Aspekt des Niederländischen Frühlings zu geniessen.

 

Flevo Natuur: FKK unter dem Meeresspiegel

 

Just in dem Moment, als wir glaubten, dass der Frühling nun definitiv Einzug gehalten hätte, kamen die Wintertemperaturen wieder zurück. Haargenau jetzt hatten wir für dieses Jahr unsere erste Reservation in einem Naturisten Park. Am 6.April 2012 trafen wir im Flevo Natuur, einem FKK Gelände 50 km östlich von Amsterdam ein. Während der Nacht war die Temperatur unter den Gefrierpunkt gefallen, und als wir am Empfang standen, hatte es immer noch bloss eisige 5°C. Wie auch immer, das Gelände war an diesem Osterwochenende recht gut belegt mit Naturisten, die wohl ihre wagen Hoffnungen, sich ausziehen zu können, langsam, aber sicher begruben. Obwohl die Niederlande nicht unbedingt für Mediterranes Klima bekannt ist, hat Flevo Natuur ganzjährig geöffnet. Konsequenterweise müssen Einrichtungen zur Verfügung stehen, die einen Besuch auch dann attraktiv machen, wenn das Wetter eher zum Gefrieren neigt, als zum Sonnenbaden einlädt. Den Besuchern steht unter anderem ein grosses, schön dekoriertes Hallenbad zur Verfügung, welches schon fast ein tropisches Abenteuerbad ist. Weiter gibt es drei Saunas, von denen mindestens eine den ganzen Tag geheizt ist. Nicht nur das Schwimmbad, sondern auch die Saunas waren bei Familien mit Kindern sehr beliebt. Einige Gäste mögen es wohl schätzen, dass einer der Schwitzkästen als „Ruhezone“ deklariert ist.

 

Flevo Natuur bietet natürlich auch Einrichtungen, welche in erster Linie die Bedürfnisse der kleinen Besucher abdecken. Es gibt nicht nur Spielplätze, sondern auch einen Streichelzoo mit Rehen, Schweinen, Schafen, Geissen, Gänsen, Hennen und einigem mehr.

 

Der FKK-Ferienpark befindet sich auf Flevoland, einer 1‘419 km2 grossen Insel im Landesinnern, die der Zuiderzee abgerungen wurde. Nachdem der Bau des 32 km langen Abschlussdeiches (Afsluitdijk) 1932 fertig gestellt war, hatte man das Wasser langsam abgepumpt. Zehn Jahre später wurde die erste trockengelegte Landfläche eingeweiht: der “Noordoostpolder”, gefolgt von „Ost- Flevoland“ in 1957, und „Süd-Flevoland“ in 1968.

 

FKK-ler sind bei weitem nicht die einzigen, die den Mut haben, 4 Meter unter dem Meeresspiegel zu leben. Mittlerweile wird die jüngste Provinz der Niederlande von 400‘000 Menschen bevölkert. Inzwischen wurden 6 Ortschaften gebaut, von denen drei schon richtige Städte sind, die alle auf dem Reissbrett entworfen wurden. Der Grossteil des gewonnenen Neulandes wird jedoch für die Landwirtschaft genutzt. Zu unserer Freude verdienen sich auch hier viele Bauern ihren Lebensunterhalt mit dem Züchten von Blumen, nicht der Blumen, sondern der Blumenzwiebeln wegen. Da auf Flevoland vor allem Tulpen angebaut werden, findet die Blütezeit etwas später statt, als dort wo Narzissen und Hyazinthen gezogen werden. Normalerweise kann man den Höhepunkt der Tulpenblüte in den letzten zwei April- und der ersten Maiwoche erleben. Auch wenn wir also eine Woche zu früh waren, fanden wir doch die ersten blühenden Felder nur wenige Kilometer ausserhalb von Flevo Natuur. Während wir auf Nebenstrassen zum Nordostpolder hinauf fuhren, sahen wir viele Felder, deren Tulpen bald aufgehen würden.

Wir besuchten die hübsche Ortschaft Urk, die eine ganz spezielle Geschichte hat, da sie früher ein Fischerdorf auf einer Insel gewesen war. Sie liegt zwar auch heute noch am Meer, aber mittlerweile an der Küste des neu entstandenen Polders, wie das künstlich trockengelegte Land genannt wird. Auch auf dem Nordostpolder gab es viele Tulpenfelder zu sehen. Mehrere „Tulpen Routen“, die bis zu 80 km lang waren, wurden markiert und luden dazu ein, ein wahres Mosaik von bunten Blumenfeldern zu bestaunen.

 

Zurück ins Flevo Natuur: es gehört zur Gemeinde Zeewolde, die ironischerweise erst zehn Jahre später gegründet wurde, als das FKK-Gelände, welches 2013 bereits sein 35 jähriges Bestehen feiern kann. Auf seinen 35 Hektare findet man mehr als 1‘000 Bungalows und Stellplätze. Das Gelände ist gestaltet wie ein Niederländisches Dorf, komplettiert mit Wasserkanälen und einem Teich zum schwimmen, als Ergänzung zum Hallenschwimmbad und Aussenbecken. Etwa 250 bis 300 Personen leben permanent auf dem Platz und können davon profitieren, dass sowohl der Supermarkt, als auch das Restaurant ganzjährig geöffnet sind. Auch wir genossen die grosse Auswahl an Broten und die grosszügigen Öffnungszeiten sehr.

 

Wir mieteten ein Mobil-Heim, welches schon eher ein kleines Haus war. Auf seinen 45m2 standen uns ein grosszügiges Wohnzimmer mit Polstergruppe, eine grosse Küche, zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer zur Verfügung. Das gut ausgestattete Haus war sehr gemütlich eingerichtet und wir waren froh, dass es sogar Zentralheizung hatte. Wegen der anhaltenden Kältewelle, welche uns Temperaturen so zwischen 0°C und 9°C bescherte, konnten wir uns leider nur 15 Minuten in die Sonne setzten. Die Saunas, das Hallenschwimmbad und die Lage in der Nähe der Tulpenfelder, machten aber unsere Woche im Flevo Natuur trotz des widrigen Aprilwetters zu einem lohnenswerten Erlebnis.

 

In Noordhollands Tulpenmeer

 

Entgegen aller Vorbehalte, wechselten wir am Freitag, dem 13. April 2012 in ein neues Gebiet. Nachdem wir von Ost-Flevoland über den beeindruckenden, 30km langen Deich "Markerwaarddijk“ gefahren waren, erreichten wir die Provinz Nordholland. Dieser Damm trennt die riesigen seichten Seen „Markermeer“ und „Ijsselmeer“, welche erst entstanden, nachdem der Abschlussdeich (Afsluitdijk) zwischen Nordholland und Friesland die ehemalige „Zuiderzee“ vom Meer abtrennte. Dadurch wurde das eingeschlossene Wasser zu einem gigantischen Frischwasserbecken, welches 1975 durch den Markerwaard-Deich unterteilt wurde.

 

Am späten Nachmittag bezogen wir unser nächstes Ferienhaus. Dieses lag in Schoorl, etwas nördlich von Alkmaar. Es war gut ausgestattet, doch obwohl es zweistöckig war, bot es weniger Fläche, als das Mobilheim am letzten Ort. In der Nähe gab es eine Bäckerei und im Zentrum von Schoorl findet man alles, was das Touristenherz begehrt: eine gute Auswahl an Restaurants und Geschäfte die sieben Tage die Woche geöffnet haben.

Das Wetter blieb eiskalt und wir verschwendeten keine Gedanken an den nahegelegenen FKK Strand. Wir mieteten nicht einmal Fahrräder, sondern machten unsere Ausflüge mit dem Auto oder zu Fuss. Es kamen aber nun immer mehr Tulpenfelder in Blüte und davon gibt es auch in Nordholland sehr viele. In dieser Region werden nicht nur Tulpen, sondern auch andere Blumen gezüchtet, die früher blühen. So sahen wir die ganze Zeit beeindruckende Blumenmosaike und es wurden immer mehr. Während Schnittblumen in Gewächshäusern gezogen werden, werden die Blumen auf den Feldern einzig ihrer Zwiebeln wegen angebaut. Da die Züchter wert drauf legen, dass die Energie der Pflanze in die Zwiebel, statt in die Blüte geht, werden die Felder gemäht. Die meisten Blüten werden also genau in dem Moment geköpft, wenn sie in den Augen der Touristen am schönsten aussehen. Mit so vielen riesigen Feldern wachsen die Blumen jedoch schneller, als sie die Bauern schneiden können. Somit haben Blumenfreunde genügend Möglichkeiten in einem wahren Blumenmeer, durch ein Feuerwerk verschiedenster Farben, zu spazieren, zu radeln oder spazieren zu fahren.

 

Auf unseren Ausflügen entdeckten wir, dass sich in den Niederlanden eine Kultur günstiger Zwischenmahlzeiten entwickelt hat. Ab und zu ist es Fast-food, häufiger jedoch sind es richtig gute Snacks, welche fantasievoll angerichtet werden. Viele gemütliche Café’s bieten den ganzen Tag eine schnelle Zwischenverpflegung an und obwohl diese nicht die Welt kosten, sind die Portionen meist grosszügig. Vor allem Fisch- und Garnelenbrötchen, Apfelkuchen und Belgische Waffeln wurden zu unseren Favoriten. Wir genossen auch die vielen Indonesischen Lokale, eine positive Hinterlassenschaft der Niederländischen Kolonialmacht.

 

Blumen, Kanäle, Käse und Windmühlen sind nicht das Einzige, das für Touristen in diesem Land interessant ist, sogar der Verkehr kann zum Erlebnis werden. Sowohl auf Nebenstrassen, als auch auf Autobahnen wird der Verkehr regelmässig aufgehalten, weil Brücken geöffnet werden um grosse Boote passieren zu lassen. Pendlern mag dies wohl auf die Nerven gehen, Touristen hingegen, verfolgen die Prozedur meist mit Interesse und Kamera. Nicht ganz so oft, sieht man auch mal Schiffe oberhalb der Strasse vorbeiziehen, immer dann, wenn ein Kanal mit einem Aquädukt über die Strasse führt.

 

Die Niederlande hat keinen Mangel an bildhübschen historischen Dörfern und Städtchen. Die vielen Kanäle und Häfen machen das ganze Bild einfach noch malerischer. Die Schermer-Region ist ein Gebiet, welches typisch ist für die ersten Anläufe der Landgewinnung aus tief liegenden Moorgebieten. Hier sind die einzelnen Felder auch heute noch rasterförmig durch Kanäle getrennt. Früher hat man die Felder mit Booten bewirtschaftet und es gab schwimmende Märkte. Schon im 13. Jh. entstand der 126km lange Westfriesische Ringdamm (Westfriese Omringdijk), welcher grosse Teile des Bezirks Nordholland umschliesst. In einigen Abschnitten wurde auf dem geschlängelten Damm eine enge Strasse angelegt. Von da oben hatten wir eine super Sicht auf die flache Landschaft mit den vielen Tulpenfeldern.

 

Viele traditionelle Häuser haben ausgesprochen grosse und schöne Dächer, die oft in einem Muster aus Ziegeln und Stroh gedeckt sind. Auch die meisten der alten Windmühlen haben ein Strohdach. Wir sahen keine einzige, die nicht schön renoviert war. Heutzutage werden viele dieser ehemaligen Korn- und Pumpmühlen als Wohnungen genutzt. Da die Winde wohl nie nachlassen, sieht man in den ganzen Niederlanden grosse moderne Windgeneratoren, welche Strom erzeugen und die Luft mit ihrem Summen erfüllen.

 

Wir haben die Niederlande schon mehrmals besucht, jedoch immer in den warmen Sommermonaten. Die extreme Kaltfront im April 2012, hat unseren Aufenthalt in diesem reizvollen Land keineswegs vermiest. Wir sahen und rochen riesige Felder blühender Blumen. Zudem erlebten wir „Flevo Natuur“, ein FKK-Gelände, welches auch dann anziehend wirkt, wenn sich das Ausziehen wegen schlechtem Wetter bloss auf die Saunen und das Hallenbad beschränkte.

Wiederum sahen wir ein sauberes und ordnungsliebendes Land mit freundlichen Menschen, malerischen Landschaften und gut erhaltenen geschichtsträchtigen Städten und Dörfern. Inzwischen finden wir, dass die Niederlande am allerschönsten sind, wenn ihre unzähligen Blumenfelder in voller Blüte stehen.

 

Am 27. April 2012 waren unsere 3 ½ Wochen bereits vorbei und wir mischten uns unter den dichten Verkehr auf den Autobahnen. Schon in ein paar Tagen wollten wir unsere Freunde Moni & Bruno in Südfrankreich treffen.

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Frankreich: FKK Tour durch 8 Gelände

Ende April 2012 erreichten wir Frankreich, wo wir einen weiteren Sommer lang die meiste Zeit nicht mehr, als unser Evas- bzw. Adamskostüm tragen möchten. Als Naturisten sehen wir natürlich nur wenige plausible Gründe, die für das Tragen von Kleidern sprechen:  Sie sollen uns vor den Launen des Wetters und gegen Verletzungsgefahren schützen. Im Adamskostüm zu Schweissen, beispielsweise, ist wohl nicht so gesund!
Da wir wissen, dass uns niemand etwas wegschauen kann, würde uns das Kleid der Nacktheit immer dann am besten zusagen, wenn vom Wetter, oder unserer momentanen  Aktivität her, nichts dagegen spricht. Leider sind die meisten Gesellschaften aber so konditioniert, dass einfache natürliche Nacktheit für viele etwas Anstössiges an sich hat. Eine erotische Aufmachung hingegen, ist seltsamerweise nicht nur besser akzeptiert, oft wird dafür sogar noch bezahlt!

 

Als gute Schweizer sind wir eh darauf programmiert, Kompromisse einzugehen, sodass Freud und Leid gleichmässig unter allen verteilt sind. So haben wir damit begonnen, den Grossteil unserer Sightseeing-Aktivitäten auf die kälteren Wintermonate zu legen. Dann ist es nur natürlich, dass wir uns etwas anziehen. Während den wärmeren Sommermonaten hingegen, wenn es natürlich angenehmer ist Nackt zu sein, ziehen wir uns einfach in FKK-Feriendörfer und Vereine zurück. Umgeben von Gleichgesinnten, welche sich nackt am wohlsten fühlen und sowohl sich selbst, als auch die anderen so akzeptieren wie sie geschaffen wurden, vergessen wir, dass wir eigentlich in einem Ghetto sind.
Es ist nur schade, dass unter den Millionen von Europäern, welche ihre Freizeit regelmässig nackt verbringen, nur wenige auch mit ihren Freunden ausserhalb der Gelände darüber sprechen, wie natürlich dies für sie ist, und wie stark sie es geniessen. Wenn alle FKKler ihre Leidenschaft teilen würden, wäre es vermutlich nur eine Zeitfrage, bis Naturisten-Ghettos überflüssig würden und sich jedermann überall und jederzeit ausziehen könnte, wenn das Wetter dies zulässt. Wenn sich niemand gestört oder erregt fühlte, bloss weil eine nackte Person in der Nähe ist, wäre die Welt sicherlich eine natürlichere und viele der Probleme im Zusammenhang mit sexueller Nötigung, würden sich damit ebenfalls in Luft auflösen.

 

Anstatt zu jammern bis dieser Traum (Illusion?) Realität wird, geniessen wir lieber die verschiedenen FKK-Gelände auf unserem Planeten. Frankreich, ist mit über einer Million FKK-Urlaubern jährlich, wohl Europas beliebteste Destination für Nacktferien. Obwohl wir schon viele verschiedene Französische FKK-Ferienanlagen besucht haben, gibt es noch viele, welche auf unserer Warteliste stehen. Wir planen zwar, ein paar unserer Favoriten nochmals zu besuchen, den Schwerpunkt unseres diesjährigen Sommers legen wir aber wiederum auf Gelände, welche wir noch nicht kennen.

Domaine de la Sablière: Treffen mit Freunden am Flüsschen Cèze

 

Am 29. April 2012 erreichten wir die Domaine de la Sablière, ein gut geführtes FKK Gelände in der Nähe der Ardèche. Dort hatten wir uns im Voraus ein kleines Mobilheim reserviert. Das Gelände befindet sich in einem eindrucksvollen Tal, nur 7 Kilometer ausserhalb von Barjac. Es liegt eingebettet entlang und über dem linken Ufer des Flüsschens Cèze. Wir logierten im schattigen Bereich in der Nähe des Talbodens, jetzt im Frühling ziehen aber wohl die meisten Besucher die wärmeren Bereiche weiter oben vor.

 

Sablière ist ein ausgedehntes Gelände und wir genossen unsere Spaziergänge im „Naturkleid“ jeden Tag aufs Neue. In der Nacht ist es nicht selten, dass man Wildschweine hört, oder vielleicht sogar sieht. Beweise ihrer Aktivitäten sieht man überall. Ganz oben befinden sich die Einfahrt und das Empfangsgebäude. Von dort ist es etwa ein Kilometer hinunter zu den Schwimmbädern, und nach einem weiteren Kilometer erreicht man das Lebensmittelgeschäft und das Restaurant. Nun sind es nur noch ein paar hundert Meter zum Ufer der Cèze. Die beiden unverwechselbaren Felsvorsprünge, die gegenüber des Hauptstrandes über dem Fluss thronen, gehören sicherlich zu den Hauptanziehungspunkten des Sablières. Ein grosses natürliches Becken lädt zum Baden ein. Kinder wie Erwachsene schwimmen zum gegenüber liegenden Ufer, sonnen sich bei der kleinen natürlichen Höhle, oder springen von den Felsen.
Wer es lieber etwas ruhiger möchte, findet weiter flussaufwärts viele einsame Stellen zum Sonnenbaden. Der gesamte Uferbereich ist sehr malerisch. Viele Naturisten kommen hierher um die wilde Schönheit der Landschaft zu geniessen, dem Fliessen des Flusses zuzuschauen und die Seele baumeln zu lassen.

 

Wir nahmen uns nicht nur Zeit zum Entspannen, da wir hier unsere Freude Moni & Bruno trafen, welche die Sablière noch mehr mögen als wir. Dies ist kaum verwunderlich, denn es war genau hier, wo sich die beiden im Mai 1995 verliebten, als wir alle 4 zum ersten Mal hier waren. Mittlerweile sind wir alle von „überalterten Jugendlichen“ zu reifen jungen Erwachsenen herangewachsen, die gerade erst 50 wurden. Monis und Brigittes fünfzigste Geburtstage lagen noch keine zwei Monate zurück. So hatten wir mehr als genug Gründe, in zwei Geburtstagstorten, sowie ein paar (weitere) Schlemmermahlzeiten zu investieren.

 

Alles um die Gäste zu verwöhnen

 

Während unserer ersten Woche zeigte sich das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite. Glücklicherweise hat die Sablière aber auch dann etwas zu bieten, wenn sich die Sonne sehr Französisch gibt und streikt. So war beispielsweise die grosse Sauna immer sehr beliebt. Sogar während der Nebensaison war sie täglich zehn Stunden eingeheizt. Das obere Schwimmbecken kann mittels einer verschiebbaren Leichtbau-Konstruktion in ein Hallenbad umgewandelt werden. Das zweite Schwimmbad und das Kinderbecken waren hingegen um diese Jahreszeit noch nicht gefüllt. Wegen dem eher kalten Wetter, war aber ein Bad im gut geheizten Innenbecken eher das, was man suchte. Dank dem grossen Glasdach schaffte es die Sonne jeweils, das Becken bis auf tropische 32°C aufzuheizen; deutlich mehr als die im Prospekt versprochenen 25°C.

Die Schwimmbäder und die Sauna befinden sich ideal im Herzen der Sablière. Drahtloser Internetzugang ist hingegen nur in einem Zelt bei der Rezeption möglich. Dieses liegt aber von den untersten Mietunterkünften und Stellplätzen über zwei Kilometer entfernt, und dies erst noch bergauf. Deshalb ist es verständlich, dass viele den Weg dorthin mit dem Auto, statt mit einem gesunden Marsch in Angriff nehmen. Eine WLAN Zone in der Nähe der Schwimmbäder wäre da vielleicht zweckmässiger, da man an dieser Lage von fast allen erwarten könnte, dass sie dorthin laufen. Für uns sind die vielen unnötigen Autofahrten innerhalb des Geländes ein echtes Ärgernis, und wir kennen Leute, die aus diesem Grund nicht mehr hierherkommen. Für Naturisten, die sich gerne zu Fuss bewegen, macht es einen grossen Unterschied, ob sie frische Luft einatmen, oder die Abgase von den Fahrzeugen derjenigen, die unbedingt zurück zur Natur wollen, aber doch bitte nicht zu Fuss!
Während der Hauptsaison gibt es innerhalb des grossen Grundstücks sogar einen Pendelbus. Wenn man zudem noch die unnötigen Parkplätze bei den Schwimmbädern abschaffen würde, wären sicherlich noch mehr Besucher motiviert, die Topographie  des Geländes zur Steigerung der eigenen Fitness zu nutzen, statt mit Pferdestärken zu erkunden. Sind die leidenschaftlichen Autofahrer wohl die ersten, welche das neue Fitnesscenter nutzen?


Die Sablière gehört zu denjenigen FKK-Geländen, welche mittlerweile schon fast gleichviele Mietunterkünfte wie Stellplätz anbieten. Unter den 200 Mietobjekte findet man: möblierte Zelte, moderne helle und geräumige Mobilheime, gemütliche Hütten und luxuriöse Chalets. Ganz neu gibt es nun 32 m2 grosse möblierte Luxus-Zelte mit gefliestem Boden, richtigen Betten und einer Küchenkombination samt Stehbar! Damit zielt man wohl auf Eltern ab, die sich im Urlaub mit einer stilvollen Unterkunft verwöhnen möchten, als Kompromiss aber noch einen Hauch von campen einbringen müssen, damit ihre Kinderschar zufrieden ist.

 

Vor allem die Franzosen haben realisiert, dass man, wenn man alles berücksichtigt, bei einer Mietunterkunft oft für weniger Geld mehr Komfort erhält, als beim Campieren. Stellplätze sind nur ein paar wenige Wochen pro Jahr belegt, Mietunterkünfte füllen sich hingegen für ein paar Monate, und dies spiegelt sich natürlich auch in der Preisgestaltung wieder. Die Sablière zieht viele Urlauber an: Franzosen und Ausländer. Dank den über 100 Jahresplätzen, welche vorwiegend an Familien aus der Umgebung vermietet sind, aber auch dank den vielen Mietmöglichkeiten, kommen nun deutlich mehr Französische Naturisten hierher, als noch vor 10 - 15 Jahren. Das Personal am Empfang ist natürlich mehrsprachig und stammt auch aus mehreren Ländern. Trotzdem werden diejenigen Ausländer, welche sich die Mühe machen Französisch zu sprechen, auch mit einer Antwort auf Französisch belohnt. Andernorts wird man leider nur zu oft dazu gedrängt, in Englisch oder in der Muttersprache zu kommunizieren. Für uns ist es wichtig zu spüren, dass wir in Frankreich sind, und genau das ist hier der Fall.


Auch Sablières kleiner, sehr konkurrenzfähiger Supermarkt, bzw. die „épicerie“, wie er hierzulande genannt wird, ist sehr Französisch angehaucht. Nichtsdestotrotz deckt er aber die Bedürfnisse seiner Kunden aus ganz Europa ab. Obwohl es hier im Frühling noch recht ruhig zuging, fanden wir im Laden nicht nur eine gute Brotauswahl, Souvenirs und Büchsenfutter, sondern auch eine reichhaltige Auswahl an Frischfleisch, Gemüse, Früchten und Milchprodukten. Es ist ein Einfaches, nur aus dem Angebot dieses gut bestückten Ladens frische, gesunde Mahlzeiten zusammenzustellen. Eine aussergewöhnlich gute Auswahl an Magazinen und Tageszeitungen aus ganz Europa ist ebenfalls erhältlich, sogar die internationale Ausgabe der New York Times, die Herald Tribune, wird hier angeboten. Es ist einfach super, so einen Laden auf dem Gelände zu finden und nicht nur ein symbolisches Geschäft, wie wir dies andernorts sogar im Hochsommer erlebt haben.

All diejenigen, die weder Lust zum Kochen, noch zum Besuch eines der umliegenden Schlemmerlokale aufbringen können, finden auch in der Sablière ein Restaurant. Während unseres Aufenthalts, waren die neuen Wirte wohl dabei, verschiedene Konzepte auszuprobieren. Was auf unseren Tellern landete, konnte sehr unterschiedlich sein: gut und preiswert, eher einfach, oder sogar ein kulinarischer Höhepunkt!

 

Cascades de Sautadet und andere Ausflüge

 

In der Region findet man auch viele Sehenswürdigkeiten, welche durchaus geeignet sind, entdeckungsfreudige Touristen zu begeistern. Da sowohl wir zwei, als auch Moni & Bruno, mittlerweile schon über zehnmal in der Sablière waren, hatten wir eher Lust das FKK-Leben auszukosten, als auszuschwärmen. Wir dachten eh, wir hätten ja schon alles gesehen. So störten wir die friedliche Stille weder in Vallon-Pont-d'Arc, der Ardèche Schlucht und den berühmten Höhlen bei Orgnac noch in Nimes, Avignon und dem Pont du Gard. Wie auch immer, im letzten Jahr überzeugte Moni ihre Tante und ihren Onkel davon, sie und Bruno in die Sablière zu begleiten. Natürlich wollten ihre Besucher mehr als nur FKK erleben und studierten deshalb die Broschüren mit den touristischen Höhepunkten. So entdeckten sie die Cascades de Sautadet bei La Roque-sur-Cèze. Moni & Bruno waren davon so begeistert, dass sie nun zusammen mit uns, gleich nochmals einen Ausflug dorthin machten. Attraktiv sind nicht unbedingt die Wasserfälle an und für sich, sondern eher das Gestein, über das das Wasser fällt. Somit gibt es hier auch fast am meisten zu sehen, wenn die Cèze wenig Wasser führt. Auf ein paar hundert Metern sind die gelöcherten und geschliffenen Kalksteinfelsen, auf denen man gut herumkraxeln kann, wie kleine Kunstwerke der Natur. Mal stehen sie wie terrassierte Säulen im Wasser, mal sieht man Steinmühlen wie Muster angeordnet. Der sichtlich geschichtete weisse Stein leitet das plätschernde Nass auf einer Vielzahl an Umwegen durch einen Mini-Canyon, wo es ein wahres Wasserspiel durchläuft. Weiter unten vereinigt er sich wieder zu einem zahmen Flusslauf, der viel gemächlicher erscheint, wie er fast spiegelnd davon fliesst. Es lohnt sich, beide Ufer zu erkundigen.  Eine schmale, aber starke Brücke überquert den Fluss auf halbem Weg zwischen den Fällen und der kleinen Ortschaft La Roque-sur-Cèze, die ebenfalls eine Besichtigung wert ist.

 

Nach zwei Wochen mussten wir uns schon von Moni & Bruno verabschieden, blieben aber noch eine weitere Woche hier. Einsam wurde es aber nicht, da das lange Wochenende um Auffahrt näherkam. Vor allem Sablières Mietunterkünfte füllten sich nun sehr schnell. Wir freundeten uns mit einem französischen Paar an. Auch trafen wir unerwartet ein Paar aus der Schweiz wieder, das wir die letzten neun Jahre nie mehr gesehen hatten.   

 

Wir genossen die sehr natürliche Szenerie und Atmosphäre in der Sablière intensiv. Einige Dinge sind erste Sahne, andere etwas rustikal. Im Grossen und Ganzen hat man aber einen guten Kompromiss gefunden: es gilt ja den unberührten Charakter des Geländes zu erhalten, es aber trotzdem zu erschliessen und gute Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Unserer Meinung nach ist die Domaine de la Sablière sehr gut geeignet, Menschen, die mit der Idee des Nacktbadens Neuland erkunden, in den FKK Lebensstil einzuführen. In diesem beeindruckenden Flusstal entlang der Cèze, kommt das Ablegen der Kleidung ganz von selbst. Sablière ist perfekt für alle FKK Freunde, die grosse Gelände mögen und diese aus Leidenschaft gern zu Fuss erkunden.

 

La Grande Cosse: am richtigen Strand angeschwemmt

 

Am Sonntag, 20. Mai 2012 verliessen wir die Sablière gerade noch rechtzeitig, bevor ein Gewitter ausbrach. Es half allerdings nicht lange; auf unserem Weg ans Mittelmeer goss es lange Zeit wie aus Kübeln. Die ersten Binnenseen, bzw. „étangs“ sahen wir bereits von der Autobahn aus und nachdem wir kurz nach Béziers abfuhren, wechselte die Landschaft von sanften, mit Trauben kultivierten Hügeln, zu Marschland, welches sich im Meer verlor. Etwa 20km bevor wir unser nächstes FKK Ziel: La Grande Cosse erreichten, wurde die Umgebung immer einsamer und irgendwie unwirklich – sie erinnerte uns an Afrika. Brigitte erwartete schon fast, als nächstes einen Elefanten, oder eine Giraffe die Strasse überqueren zu sehen. Überraschenderweise dauerte es nicht lange, bis wir tatsächlich ein paar sahen. Dies war, nachdem wir in La Grande Cosse eingecheckt hatten. Die Quer-Strässchen in dieser 25 ha grossen FKK Ferienanlage sind mit Buchstaben A-Z gekennzeichnet und zur einfacheren Identifizierung meist nach Tieren benannt. Auf schmucken Schildchen findet man eine Zeichnung und den Namen der Tierart wie z.B. E-Elefant, J-Jaguar, F-Flamingo, oder Z-Zebra. Ironischerweise befand sich unser Mobilheim in der Gasse S wie „sanglier“, was Wildschwein bedeutet… Ein Foto des Kiwi-Schildes zu schiessen, war schon fast so schwierig, wie in Neuseeland einen echten Vogel in den Kasten zu kriegen. Ein fernseh-süchtiger Camper hatte seine Satellitenschüssel direkt vor diesem Schild platziert. Da er sie immer bewachte, trauten wir uns nicht, diese kurz wegzustellen.

 

Man teilte uns ein sehr schönes und ausgesprochen gut ausgestattetes Mobilheim für 5 Personen zu. Es bot Moskitonetze, ein extragrosses Bett, sowie einen grosszügigen Kühlschrank mit separatem Gefrierabteil und eine grosse Terrasse.
Die meisten der fast 150 Miet-Mobilheime entsprechen diesem Typ. Es stehen jedoch auch kleinere oder grössere Modelle zur Auswahl. Weiter gibt es etwa 300 Stellplätze, von denen einige Saisonplätze sind.

 

La Grande Cosse ist ein schön gestaltetes und gut unterhaltenes Gelände, wo überall Blumen blühen. Grillecken gibt es in Hülle und Fülle und die Sanitärblöcke sind sauber und gepflegt. Heftige Winde sind hier bei weitem nicht ein so grosses Problem wie andernorts am Mittelmeer. Trotzdem mag es zu gewissen Zeiten angenehm sein, dass die beiden Schwimmbecken mit sehr dekorativen Mauern, gut gegen den Wind geschützt sind. Am Abend wurden die Pools für unseren Geschmack allerdings etwas gar früh geschlossen. Weiter gibt es eine Bar und ein Restaurant, wo fast täglich Spielabende oder etwas Ähnliches durchgeführt werden. Das Beste; ein echter Supermarkt mit einer guten Auswahl und Öffnungszeiten wie in einem Dorf. Die Geschäfte in den umliegenden kleinen Ortschaften sind weder besser, noch billiger. Ende Mai wurde das Angebot ziemlich ausgebaut und es gab neben mehr Grünzeug, nun auch frischen Fisch, zusätzlich zur guten Auswahl an Fleisch.

Trotz all dieses Lobes und der vier-Sterne-Zertifizierung von La Grande Cosse, vermissten wir eine Sauna. Wir sind mit dem Französischen Paar einig, die von diesem Gelände ebenfalls begeistert sind, sich aber trotzdem fragen: „wie konnten die bloss einen vierten Stern erhaschen, solange es hier weder eine Sauna noch ein Dampfbad gibt?“ Nun, die Sterne-Auszeichnung wurde natürlich von der textilen Welt erfunden und viele Sterne-hungrige FKK Ferienanlagen unterwerfen sich den Kriterien, egal ob diese für FKKler nun Sinn machen, oder nicht. So werden Duschen und Lavabos in Einzelkabinen eingebaut, statt dass die grosszügigen Dusch- und Wasch-Räume mit viel Ellbogenfreiheit erhalten blieben. Wir sind uns nicht sicher, ob La Grande Cosse auch für die Hundedusche einen Stern erhalten hat. Wir jedoch, würden eher einen vergeben, wenn man denjenigen Tierhaltern eine Hundeleine abgäbe, die sich keine leisten können! Zumindest wurden „Gassi Beutel“ zur Verfügung gestellt.

 

Obwohl La Grande Cosse ein eher grosses Ferienzentrum ist, arbeitet das Personal an der Rezeption in der FKKler Uniform, wenn‘s das Wetter zulässt. Dies trägt sicher zur natürlichen Atmosphäre bei, die sich auch auf Gäste überträgt.

 

Ein einzigartiger Strand

 

Ein angenehmer 10 minütiger Spaziergang durch das Naturreservat, führt von La Grande Cosse direkt zum Strand. Alle spazieren oder radeln in ihrem Evas- bzw. Adamskostümen dorthin. Der Pfad führt entlang kniehoher Büsche, über zwei kleine Brücken und eine überwachsene Düne. Momentan hatte es in den Kanälen Wasser, genauso wie im „étang de pissevaches“ (Lagune der brunzenden Kühe). Die Wasseroberflächen wechselten ständig ihr Gesicht, da sich wegen der steigenden Hitze schnell Algen bildeten und diese dauernd in Bewegung waren. Wir vernahmen, dass der „étang“ bis zum Sommerende oft austrocknet. Wer den verlassenen Bunker entlang des Weges besteigt, wird mit einer spektakulären Aussicht über das buschreiche Marschland mit seinen Gewässern belohnt. Gegen das Landesinnere sieht man die bizarren Felsschichten des beeindruckenden Gebirgszuges „La Clape“. Dieses ganze Gebiet steht unter dem Schutzschirm des grossen “Parc Régional naturel de la Narbonnaise”.

 

Nach diesem lohnenswerten Spaziergang standen wir auf der Düne und blickten auf den schönsten FKK Strand, den wir bisher am westlichen Mittelmeerufer gesehen hatten. Der mattgoldene Sand war mit Schwemmholz übersät. Einige der Stämme waren einst ziemlich grosse Bäume gewesen. Dort, wo sich die meisten Wasserratten aufhielten, hatte man das Holz geräumt, anderswo war der Strand bloss vom Abfall gesäubert. Ein Spaziergang entlang des Strandes war fast wie der Besuch einer Ausstellung von Holzskulpturen und Kunstwerken, die von Mutter Natur geschaffen wurden.

Offiziell war der FKK Strandabschnitt nur 2km lang, nackte Sonnenanbeter waren jedoch eher auf 3-4 Kilometern die Norm, je nach Tag. Die Beach liegt zwischen den eher hässlichen Ferienorten “St-Pierre-sur-Mer” auf der einen, und “Les-Cabanes-de-Fleury” auf der andern Seite. Dazwischen gibt es nichts als unberührte Natur; einfach Wasser, Sand, Holz und Menschen die ihr Nacktsein in diesem schönen Naturreservat geniessen.

 

Eigentlich könnte man viele Ausflüge machen. Da es uns hier so gut gefiel und wir zudem Traumwetter hatten, verschoben wir aber die Exkursionen auf ein anderes Mal.

Wir schätzten es, dass kaum jemand das Auto nahm, um sich innerhalb La Grande Cosse zu bewegen, alle gingen zu Fuss und wir schlenderten oft durch den Camping. Dabei trafen wir ganz überraschend auf ein paar bekannte Gesichter, wie z.B. das Französische Paar, das wir auf dem letzten Gelände als Nachbarn hatten. Auch ein älteres Deutsches Paar sprach uns an. Auf den ersten Blick konnten wir uns allerdings nicht an sie erinnern. Es zeigte sich wieder einmal, dass einige ältere Leute ein besseres Gedächtnis haben, als andere, die sich mit fünfzig noch jung fühlen. Es ist frustrierend zu realisieren, dass der Kopf nur noch für den Friseur taugt. Wie auch immer; wir setzten uns dann ein paar Mal mit ihnen zusammen, entweder für einen gesunden Frucht-Shake, oder für eine Mahlzeit.

 

Für uns ist La Grande Cosse eine grossartige Neuentdeckung, ein natürlicher Ort der in naturbelassene Landschaft am Meer eingebettet ist.

 

Domaine de L’Origan: zwischen beeindruckenden Bergen

 

Am 2. Juni 2012 verliessen wir das Mittelmeer und machten uns auf die lange Fahrt ostwärts, in Richtung der Region Provence, Alpes Maritimes. Nachdem wir die Hektik der Autobahn hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft immer schöner, je näher wir auf die Berge zukamen. Am späten Nachmittag erreichten wir unser nächstes Ziel: die Domaine de l’Origan. Umgeben von bewaldetem Gebirge, liegt sie auf 600 M.ü.M.. Dieses FKK Gelände wurde über dem Var Tal angelegt, nur wenige Kilometer von der Ortschaft Puget-Théniers entfernt.

Die 35 ha grosse Ferienanlage liegt auf einem steilen Grundstück. Die Stellplätze und Mietmöglichkeiten verteilen sich über diverse Gebiete, teils am terrassierten Hang, teils auf einem abgeflachten Hügel. Insgesamt gibt es ca. 200 Plätze, gleichmässig untergeteilt in Stellplätze, Saisonplätze und Mietunterkünfte, die sich aus Chalets, div. Mobilheimen und möblierten Zelten zusammensetzen.

 

Unser reserviertes Chalet hatte eine gute Lage. Genauso wie die Mobilheime, bot es eher unüblichen Luxus, wie reversible Klimaanlage, Fernseher mit internationalen Programmen und die unvermeidliche Mikrowelle. Auf die letzten beiden hätten wir gut verzichten können, dafür hätten wir lieber vier, statt nur zwei Gasplatten genommen und in Betten geschlafen, welche nicht auf drei Seiten zwischen Wänden eingeklemmt sind. Dafür schätzten wir den elektrischen Boiler. Diesen empfinden wir als viel wertvoller, als die Gas-Durchlauferhitzer, die man in den meisten Unterkünften auf Campingplätzen vorfindet.

 

Als wir unser Chalet etwas genauer unter die Lupe nahmen, waren wir überrascht festzustellen, dass es nicht allzu sauber war. Bloss Dinge, die wir anderswo tolerieren würden. Da wir hier jedoch bereits vor der Schlüsselübernahme ein Papier unterschreiben mussten, indem wir uns dazu verpflichteten, die Unterkunft bei Abreise „peinlich sauber“ zu hinterlassen, fanden wir es angebracht, zu reklamieren. Passiert ist leider gar nichts, nicht einmal, als wir nochmals nachhakten. Die Direktion geht wohl davon aus, dass die 5% Gutscheine für eine Reservation fürs nächste Jahr, die man bei Ankunft erhält, eher dazu motivieren, wieder zurückzukommen, als guter Service.

 

Schon bald fiel uns auf, wie überlastet einige Mitarbeiter gewesen sein müssen. Alle 70 Unterkünfte waren belegt und diejenige Hälfte der Stellplätze die zugänglich waren, waren ebenfalls randvoll. Ganz offensichtlich waren der Bau neuer Terrassen und die Installation von etwa 10 zusätzlichen Mobilheimen, sowie weitere Ausbauarbeiten auf dem Gelände, in Verzug geraten. Mitte Juni wurde noch überall intensiv gearbeitet, fertig war aber noch gar nichts. Kein Wunder, dass es jeweils ewig dauerte, bis sich jemand Zeit nahm, Kleinigkeiten zu reparieren, wie etwa verstopfte oder kalte Duschen, die langsam heizende Sauna, oder die unzuverlässige Internet-Verbindung, die den Gästen gratis zur Verfügung stand – als sie dann endlich wieder lief. Wir glauben, dass nach Abschluss der diversen Verbesserungs- und Erweiterungsarbeiten alles andere auch wieder funktionieren wird. Man sah, dass wenn etwas gemacht wird, wird es richtig gemacht.
Eigentlich wird im Origan recht viel geboten. Ausser dem Schwimmbad und der Sauna, gibt es auch ein Sprudelbad und in der Hauptsaison zusätzlich ein Toboggan, wie in Frankreich die spiralförmige Rutschbahn für Kinder genannt wird. Auch die Sanitärblöcke bieten etwas mehr Komfort, als das, was man andernorts sieht; hier findet man Haartrockner und die Toiletten haben Klobrillen und Papier in jeder Kabine.

 

Origans Restaurant ist stilvoll dekoriert, sehr gemütlich und hat zudem eine neue grosse gedeckte Terrasse, wo oft Tanzabende durchgeführt werden. Die Auswahl an Gerichten ist zwar nicht sehr gross, doch was aus der Küche kommt schmeckt gut und ist grosszügig bemessen. Im Erdgeschoss gibt es ein Wellness-Zentrum und daneben ein Souvenirgeschäft, welches während unseres Aufenthaltes eröffnet wurde. Wenn es um Lebensmittel geht, findet man das Nötigste und mehr in der kleinen „épicerie“. Auch wenn die Früchte- und Gemüseauswahl nicht riesig war, beinhaltete sie immer noch ein paar Exoten, wie Mango oder Topinambur (Jerusalem Artischocke), ein schmackhaftes Gemüse, das sogar wir, zuvor noch nie gegessen hatten.

Das Paar, das den Laden führt, ist sehr freundlich und organisiert regelmässig frische Forellen oder Grillabende. Wie auch andere Angestellte, sieht man sie ausserhalb der Öffnungszeiten oft beim Entspannen ums Schwimmbad.  

 

Ausflüge vom Origan: bekleidet und unbekleidet

 

Obwohl das Meer etwa 60 Kilometer entfernt ist, werden immer wieder FKK-Kreuzfahrten organisiert. Diese starten von der glitzernden Côte d’Azur mit ihren berühmten Städten Nizza und Cannes.
Im Landesinneren gehörten sicherlich die Schluchten und das Gebirge zu den Landschaftlichen Höhepunkten. Origan organisiert fast tägliche Nacktwanderungen, welche auch sehenswerte Gegenden der Region miteinschliessen. Wir wissen, dass diese Ausflüge recht beliebt sind. Da sie jedoch ziemlich früh am Morgen starten, wollten wir uns nicht unbedingt aus den Federn reissen lassen. In der Umgebung gibt es unzählige malerische Täler, Dörfer, Schluchten und Gebirgspässe. Es ist ein spärlich besiedeltes Gebiet, mit nur wenigen Geschäften und Restaurants. Auf der anderen Seite, werden aber alle die hierherkommen, mit atemberaubender Natur belohnt, ob sie nun diese mit Aktivitäten wie Kanufahren, Wildwasserfahrten, Bungee-Jumping oder Klettern geniessen, oder sie einfach ganz still von einem Aussichtspunkt, oder während einer Wanderung, auf sich wirken lassen.

 

Wir selbst machten mehrere Fahrten durch die violett-roten Schluchten Daluis und Cians, wobei wir unzählige Male anhielten und ausschwärmten. Etwas weiter nördlich besuchten wir den Skiort Valberg und bei einem weiteren Ausflug, La Foux d’Allos. Jener führte uns zum malerischen Städtchen Barcelonnette, welchem man etwas Mexikanisches Flair nachsagt. Unterwegs überquerten wir die atemberaubenden Gebirgspässe Col de la Cayolle (2‘376m) und Col d’Allos (2‘247m). Auf dem ersteren sahen wir noch letzte Schneeflecken, rochen aber trotzdem den würzigen Duft einer reichhaltigen alpinen Flora mit mehr Enzianen, als wir in den Schweizer Alpen je gesehen hatten.

 

Als es im Origan stickig heiss wurde, flüchteten wir nach St-Martin-Vésubie, mit seiner kühlen Bergluft. Die Strasse durch die wunderschöne Vésubie Schlucht war eher etwas eng, hatte jedoch erstaunlich viel Lkw-Verkehr, sodass wir immer wieder anhalten mussten, um mit dem Gegenverkehr zu kreuzen. Auf dem Rückweg besuchten wir das Dörfchen Roubion, welches wie viele andere dieser Region, hoch über dem Tal auf einem Felsvorsprung thront.

 

Auch innerhalb von Origan gibt es einiges zu entdecken und dazu muss man sich nicht einmal anziehen. Für die Energiegeladenen gibt es eine zweistündige Nacktwanderung. Der Beginn ist ziemlich steil, dafür wird man mit einer atemberaubenden Aussicht über das Vartal belohnt. Wer Lust hat, kann selbstverständlich auch zum Fluss hinuntergehen. Ein steiniger Pfad führt in 15 Minuten direkt an die Var. Sie hat die typisch grau-blaue Farbe, wie man sie von Bergbächen kennt. In den Sommermonaten ist der Wasserstand eher bescheiden, wenn wir aber das breite Flussbett mit seiner Kiesinsel und die grossen Felsbrocken sehen, muss dieses Gewässer zu anderen Zeiten sehr viel Wasser haben. Man kann über Stock und Stein gehen und sich danach unter dem nahegelegenen Wasserfall oder im künstlich angelegten Wasserloch eines Seitenarms erfrischen.

Das FKK Gebiet am Gewässer ist ziemlich gross. Es eignet sich allerdings eher für eine Fussmassage, als für ein bequemes Sonnenbad auf einem Badetuch, da es kaum Sand gibt, sondern fast nur Steine und Felsbrocken. Einige FKKler mag es stören, dass man von der Hauptstrasse und der Eisenbahnlinie zum Fluss sieht. Die Distanz ist allerdings zu gross, als dass man durch die Bäume jemanden erkennen könnte und die Autofahrer dürften kaum Zeit haben, ihre Augen von der Strasse zu nehmen.

 

Drei Esel wohnen ebenfalls im Origan und da sie oft von Urlaubern verwöhnt werden, kann es sein, dass sie zum Betteln bis auf Terrassen und in Zelte kommen. Ab und zu büchsen sie aus und sobald man sie wieder gefunden hat, werden sie an einem Auto oder Elektromobil festgezurrt und wieder zurück ins Gelände gezogen.

 

Da Origan in seinem Herz relativ kompakt ist, ist es einfach mit anderen Gästen in Kontakt zu kommen. Diese kommen nicht nur aus ganz Europa, sowohl von Ost und West, sondern auch von so weit entfernten Ländern wie Russland, der Urkraine, Indonesien und sogar aus China.

 

Obwohl die Atmosphäre hier sehr natürlich ist, kann Origan an Wochenenden seine Nähe zu Nizza nicht verleugnen. Wir denken nicht, dass die Reichen und berühmten (bzw. sogenannt Schönen…) hierher kommen, und wenn dem so wäre, würden wir sie eh nicht erkennen. Trotzdem; die Niçois treffen mit ihren Cabriolets hier ein. Wenn sie ums Schwimmbecken liegen, kann man sie nicht von anderen Naturisten unterscheiden, wenn man einmal von denjenigen absieht, die ihr Äusseres mit etwas Silikon aufgewertet haben. Sobald sie jedoch den Pool-Bereich verlassen, sieht es anders aus. Die meisten Niçois, sowohl Frauen, als auch Männer, haben sich spezielle Fähigkeiten angeeignet, wie man einen Pareo (bzw. Sarong) oder ein glitzerndes Accessoire so kunstvoll um die Hüften bindet, dass gewisse Regionen sichtbar bleiben, obwohl sie bedeckt werden. Und so schlendern sie dann durchs Gelände und pendeln zwischen dem Schwimmbad und ihren Fahrzeugen… Alles ist relativ: wenn man mit den Leuten aus Nizza spricht, sind sie alle sehr freundlich und betonen, dass sie vor allem deshalb ins Origan kommen, weil sie die Atmosphäre hier so viel natürlicher finden, als an jedem FKK Strand entlang der Côte d‘Azur!

 

Castillon de Provence: zwischen Tempeln und einem malerischen grünen See

 

Da wir Lust darauf hatten, weitere FKK-Gelände zu entdecken, die wir noch nicht kennen, blieben wir in der Region. So fuhren wir am 23. Juni keine Stunde, bevor wir unser nächstes Feriendorf erreichten: Castillon de Provence. Es liegt in der Nähe von Castellane, eingebettet in eine liebliche Berglandschaft. Obwohl wir uns hier auf 1‘000 Metern über Meereshöhe befanden, waren die umliegenden Gipfel etwas weniger hoch, als beim letzten Gelände. Wir sahen den Castillon See, die Hauptattraktion von Castillon de Provence, bereits auf der Anfahrt. Es handelt sich um einen grossen Stausee mit unglaublich türkisgrünem Wasser. Schon vor unserer Ankunft stoppten wir mehrmals, um Fotos zu machen und konnten es kaum erwarten, darin zu baden. Als wir den Staudamm überquerten, waren wir weniger als einen Kilometer vom FKK Strand entfernt, mussten aber noch 10km ausholen, bis wir vor dem Eingang unserer Destination standen. Man erreicht Castillon de Provence über eine gute, aber enge und steile Strasse. Mit einem Pkw kann man sie jederzeit befahren, wer aber einen Wohnwagen oder sonstigen Anhänger im Schlepptau führt, muss vor 13:00 Uhr hinunter fahren und darf nicht vor 14:00 Uhr hochkommen, sonst könnte man sich bös verklemmen.

 

Es war Mitte Nachmittag, als wir unser Holzhäuschen im Castillon de Provence bezogen. Es hatte zwar kein Bad, war aber ansonsten sehr gut ausgestattet. Die moderne Küche bot vier Gasplatten und einen Heisswasserboiler. Das 15 m2 grosse Zimmer war geschickt unterteilt mit einem Sofa und vielen Schränken, welche eine Nische für das Doppelbett bildeten. Wie von den meisten Stellplätzen und Mietmöglichkeiten, hatten auch wir Aussicht über eine grosse Wiese auf die beeindruckende Berglandschaft. Die meisten Plätze sind eher sonnig, haben aber ein paar Schattenbäume in der Nähe.

 

Das 47ha grosse Gelände ist grosszügig gestaltet und bietet mehr als genug Platz für die ~100 Stellplätze und 30 Mietmöglichkeiten, die sich aus gut ausgestatteten möblierten Zelten, Mobilheimen und einer Auswahl an Chalets zusammensetzten. Auch Schmetterlinge erfreuen sich an den vielen blumenübersäten Wiesen und Büschen, die man auf dem ganzen Grundstück findet.

 

Die makellos sauberen Einrichtungen beinhalten einen kleinen Swimming Pool, eine Sauna und zwei Hütten; je eine für Kinder und Jugendliche. Der grösste Spielplatz ist abends beleuchtet und geschickt neben dem Restaurant platziert, sodass Eltern ihre Kleinen überwachen können, während sie einen Kaffee geniessen. Daneben gibt es ein Freiluft-Fitnesscenter und mehrere moderne und quietschsaubere Sanitärgebäude. Dorthin muss man allerdings das eigene Klopapier (und den Plüschsitz) mitbringen. Tische hingegen, muss man nicht ins Castillon de Provence schleppen, da jeder einzelne Stellplatz mit einem grossen Holztisch samt Sitzbänken ausgestattet ist.

 

Castillon de Provence gehört einer Niederländischen Naturisten Familie mit zwei Kindern. Sie führen diesen Camping mit Hilfe von vielen „working holidayern“, eigentlich alle aus ihrer Heimat. Die Eigentümer haben gute Ideen. So bietet beispielsweise das Restaurant, jeden Abend ein unterschiedliches Konzept an. An Themen-Abenden kocht man meist ausländische Spezialitäten, oder dann traditionell französisch. Wenn „à la carte“ auf dem Programm steht, kommen vor allem Liebhaber der feinen Französischen Cuisine auf ihre Kosten. Wer allerdings Pommes als Beilage bestellt, bekommt nur einen Hauch der „Haute Cuisine“ auf den Teller. Echt feine französische Küche wird hingegen nur denjenigen serviert, die als Beilage ‚Gemüse‘ wählen. Der „kleine“ Unterschied zwischen diesen beiden Beilagen ist hier deutlich grösser, als er tönt.
Zum Ausgleich wird jede Woche etwas Einfaches angeboten, vielleicht zweimal, wenn eine Sportübertragung, die die einen Gäste erfreut, und die andern ärgert, auf dem Programm steht. Die Eigentümer haben realisiert, dass gepflegtes Essen und Fussball nicht zusammenpassen und auch ein anderes Publikum anziehen. Im Restaurant zu essen, ist immer sehr gesellig, da alle Mahlzeiten an Gemeinschaftstischen serviert werden, selbst wenn „à la carte“ angeboten wird und die Gäste zu unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Man muss allerdings die Stühle und die Zeit im Voraus buchen. Im Castillon de Provence ist alles ordentlich organisiert und auch für fast alles andere muss man sich im Voraus anmelden; egal ob es gratis ist, oder man dafür bezahlen muss.

 

Der kleine Lebensmittelladen ist von den Öffnungszeiten und vom Angebot her etwas beschränkt, bietet aber doch genügend Auswahl, dass man zum Zusammenstellen einer Mahlzeit mehrere Möglichkeiten findet, darunter auch frisches Grünzeug und gefrorenen Fisch.

Internetzugang via WLAN steht den Gästen gratis zur Verfügung. Durch die abgeschiedene Lage ist er aber sehr langsam.

 

Umstrittene und unumstrittene Sehenswürdigkeiten auf und um das Gelände

 

Castillon de Provence befindet sich in einer touristischen Gegend im Gebirge. Eine der Hauptattraktionen: Lac de Castillon, erreicht man mit einer angenehmen, 30 minütigen Nacktwanderung. Ein breiter, aber steiniger Weg führt direkt vom Campingplatz der auf 1‘000 M.ü.M. liegt, hinunter zum FKK Strand auf 880m. Mit guten Schuhen lässt sich auf diesem Weg gut marschieren, um ihn zu befahren ist er allerdings gerade rau genug, um die weniger Sportlichen davon abzuhalten. Schon der Weg belohnte uns mit atemberaubender Aussicht über das türkisgrüne Wasser und die umliegenden Gebirgszüge; wir waren entzückt.

 

Inzwischen war es Ende Juni und es freute uns, dass die Wassertemperaturen schon so angenehm waren; erfrischend, aber warm genug zum schwimmen. Wind- und Wetterabhängig wechselte die Farbe der Wasseroberfläche von Zeit zu Zeit. Es ist ein wunderbarer Platz um die Seele baumeln zu lassen und etwas anderes, als das Naturkleid zu tragen, würde schon fast den Frieden der Natur stören.

 

Auf dem Rückweg sieht man an eine Hügelflanke mit Tempeln und goldenen Statuen. Diese gehören zur „heiligen Stadt Mandarom“ der Aumisten, welche buchstäblich mit ihrem AUM (OM) über der Naturistenkolonie wachen. Aumismus ist eine Sekte, die, obwohl dem Buddhismus nahe stehend, Symbole und Tempel aller grossen Glaubensrichtungen mit einschliesst. Während einer Führung erfuhren wir ein wenig etwas darüber, doch die nüchterne Wahrheit erfährt man besser von Wikipedia oder anderen Quellen. Die Aumisten glauben, dass der Sektengründer wiederauferstehen wird, und genau davor scheinen sich die Behörden der Gemeinde Castellane zu fürchten; warum sonst hätten sie einen Beton-Sarkophag auf seinem Grab errichten lassen?

 

Überhaupt nicht umstritten, sondern von allen bewundert, wird hingegen die „Gorge du Verdon“. Dieses Touristenmagnet liegt nur wenige Kilometer von Castillon de Provence. Mit 25km Länge und 700m Tiefe, ist dies Europas grösster Canyon. Er erstreckt sich von Castellane westwärts, bis zum See von St. Croix. Kurvenreiche Strassen führen beidseits entlang der Schlucht und man findet unzählige atemberaubende Aussichtspunkte. Der Blick entlang der steilen Kalksteinklippen, hinunter zum grünen Fluss, ist sehr beeindruckend. Momentan führte die Verdon zwar nicht allzuviel Wasser, doch wenn man den gigantischen Canyon sieht, welcher von ihr ausgewaschen wurde, ist klar, dass sie nicht immer so zahm war. Wir fuhren mehr als einmal entlang dieser imposanten Schlucht, da wir sie jeweils auf unseren Weg zu anderen Sehenswürdigkeiten einbauen konnten. Einer führte uns in das malerische Dorf Moustiers-Ste-Marie direkt hinter dem „lac Sainte Croix“, dessen Wasser ebenso türkisgrün leuchtete wie das „unseres“ Sees.

 

Ein anderes Mal besuchten wir die Lavendelfelder, für die die Provence ebenfalls berühmt ist. Wir sind weder von Lavendelseife, noch von ihrem Duft begeistert, aber der Blick auf die grossen Felder wird wohl jeden erfreuen. Lavendel wird in verschiedenen Gebieten angebaut und wir entschieden uns, das „Plateau de Valensole” zu besuchen. Kaum sah man die langen Reihen violetten Lavendels, sah man auch hordenweise Touristen am Strassenrand stoppen, was auf der Schnellstrasse oft zu gefährlichen Situationen führte. Glücklicherweise fanden wir eine Nebenstrasse, auf der es einfacher war anzuhalten und wo die Touristen in der Mehrzahl waren. Die Lavendelblüten hatten sich gerade geöffnet und das Summen der Bienen war unüberhörbar.

 

Es gäbe ums Castillon de Provence noch viel mehr zu sehen. Wegen dem aussergewöhnlich warmen Wetter waren wir froh, dass wir andere Hauptattraktionen, wie die violett-rote Daluis-Schlucht oder die faszinierenden Gebirgspässe weiter Inland, bereits von unserer letzten Station aus besucht hatten.

 

Plötzlich ist Hauptsaison

 

Es wurde uns glaubhaft bewiesen, dass die Provence eine aussergewöhnlich sonnige Region ist. Auch das Castillon de Provence zieht an Wochenenden jeweils ein paar Leute aus Nizza an und sie erzählten uns alle, wie froh sie seien, dass sie dem Hexenkessel an der Küste entfliehen konnten. Dank der Lage auf 1‘000 Metern über Meer, sind hier die Tages- und vor allem die Nachttemperaturen deutlich kühler. Sie stiegen aber doch regelmässig auf über 30°C und nackt, wie Adam und Eva, das Paradies zu geniessen, war sicherlich das Beste, das man machen konnte. Wir schätzten es, dass es unten am See noch etwas kühler war. Um dies auszukosten, nahmen wir gerne den, bei diesen Temperaturen, doch ziemlich schweisstreibenden Weg unter unsere Füsse, ab und zu sogar zweimal täglich. Am Ziel angekommen, war es immer erfrischend, ins Wasser zu springen und die Tatsache, dass wir dabei etwas Verbotenes machten, trug noch zum prickelnden Glücksgefühl bei. Gemäss einem lokalen Gesetz ist es verboten, in natürlichen Gewässern zu schwimmen, wenn kein Rettungsschwimmer zur Stelle ist. Da es aber auch verboten ist, Naturisten ohne deren Zustimmung zu fotografieren, ist die Gesetzesübertretung jedoch schwer zu beweisen und so wimmelt es an diesem wunderschönen FKK Strand nur so von begeisterten Schwimmern.

Ausser Schwimmen ist auch paddeln eine beliebte Aktivität. Ein paar Kanus und Surfboards stehen am Strand zur Verfügung. Diese können gebucht und gratis ausgeborgt werden, doch die Paddel muss man selbst von der Rezeption hinunter zum See und auch wieder hinauf tragen.

 

Während unserer ersten Woche im Castillon de Provence waren die Unterkünfte fast voll belegt, die Stellplätzte hingegen, nur etwa zur Hälfte besetzt. Die Besitzerin sagte, dies sei mehr als sonst um diese Jahreszeit. Dank dem es, ausser in der Provence, in ganz Südfrankreich regnete, seien viele Camper spontan hierhergekommen. Die meisten Gäste waren eher ältere ruhige Paare. Am 30. Juni änderte sich dies schlagartig. Die Belegung änderte sich zwar kaum, die Rentner wurden nun aber von jungen Familien mit Kindern ersetzt. Von einem Tag auf den anderen wurde es auf dem Gelände viel lebhafter und wohl für einige der verbliebenen Pensionäre, etwas zu laut. Die Spielplätzte waren bis spätabends beliebt und auf dem grossen Trampolin vergnügten sich bis zu zwölf Kinder gleichzeitig. Nicht einmal deren Eltern konnten Verständnis dafür aufbringen, dass gemäss Versicherungsregeln, nur ein einziges Kind auf dem Trampolin hüpfen dürfte.

 

Wie viele FKK Gelände, welche im Sommer eine Vielzahl an Aktivitäten - oder sollen wir sagen „Nacktivitäten“? - anbieten, verlässt sich auch Castillon de Provence auf die Hilfe von „working-holidayern“, welche das Naturistenleben mit etwas Arbeit kombinieren. Genauso wie die Besitzer und die meisten Gäste, kommen auch die „Sommerarbeiter“ alle aus den Niederlanden und beherrschen mehrere Sprachen. Dies wiederum, fordert die französisch sprechenden Kunden des kleinen Supermarktes und des Restaurants. Dort müssen sie sich nun entscheiden, ob sie lieber Englisch, Deutsch, Niederländisch, vielleicht Spanisch oder sogar Indonesisch sprechen wollen - nur Französisch wird nicht angeboten. Das Schild „on parle français“ ist schon fast ironisch.

Wir finden, dass es nicht genügt, wenn nur die Besitzer Französisch sprechen und nur der Grossteil der Anschläge in die Landessprache übersetzt wird. Die Gäste mögen während ihres Aufenthalts nur zwei- oder drei Mal in die Rezeption gehen, aber sie werden vielleicht täglich Brot, oder etwas im Supermarkt kaufen und ins Restaurant gehen. Wenn beispielsweise gewisse Aktivitäten, wie eine Nacktwanderung, nur Niederländisch beworben werden, fühlen sich wohl nicht nur Französische Gäste übergangen und erhalten den Eindruck, sie wären in „klein Holland“, statt in Frankreich.

 

Niederländisch geführte Ferienanlagen in Frankreich sind in der Regel ordentlich und sauber. Die meisten Eigentümer wünschten sich sicher möglichst internationale Feriengäste, da dies ihre Saison auch deutlich verlängern würde. Viele machen aber, wohl unbewusst, dieselben kleinen Fehler, und bleiben so Niederländisch, dass sogar einige ihrer Landsleute nicht mehr zurückkehren.

Castillon de Provence ist sicherlich bei weitem nicht „das schlimmste Beispiel“ für eine Niederländische Naturistenkolonie in Frankreich; auf Anfrage können wir eine Adresse weitergeben, wo auch nicht-Holländische Gäste regelmässig mit einem Rundschreiben in der Weltsprache der früheren Kolonialmacht Niederlande à jour gehalten werden.

Uns hat es im Castillon de Provence sehr gut gefallen; der hohe Standard und die spektakuläre Landschaft sind so überzeugend; wenn dieses Gelände in den Niederlanden wäre, hätten wir überhaupt nichts auszusetzen gefunden.

 

Source St. Pierre: nur das Zirpen der Zikaden  

 

Am 7. Juli 2012 wechselten wir über die Autobahn in die Region nördlich von Montpellier. Wir verbrachten die nächste Woche im Source St. Pierre, einem kleinen FKK Gelände am Fluss Hérault. Obwohl es sich auf halbem Weg zwischen den Ortschaften Gignac und Aniane befindet, liegt es gut versteckt in einem Waldstück. Die 70 schattigen Stellplätze und 8 Miet-Mobilheime, ziehen viele Stammgäste an. Die Französische Besitzerfamilie, welche aus drei Generationen besteht, führt den Platz sehr persönlich und ohne viele Formalitäten. Der Grossmutter bereitet es sichtlich Freude, Gäste zu beherbergen und sie stellt nicht gleich jede Kleinigkeit in Rechnung.

Der Grossteil der Gäste entschliesst sich für Source St. Pierre um hier auszuspannen, da es ein recht ruhiger Ort ist. Die Urlauber waren ziemlich international; vor allem Paare ab dreissig, aber nur sehr wenige Kinder. Dies mag sich ändern, da im Sommer 2013 das neue Schwimmbad bereit sein sollte, dessen Fertigstellung man bis im Herbst unterbrochen hat, um die Gäste nicht mit Lärm zu belästigen.

Das Schwimmen im Fluss ist nur für gute Schwimmer geeignet. Das grüne Wasser der Hérault ist zwar sehr ruhig, es ist aber auch sehr tief und es gibt keinen Strand, von dem man langsam ins Wasser waten kann. Das Ufer ist von Bäumen gesäumt und es gibt bloss eine kleine Leiter, um ins Wasser zu gelangen. Viele Urlauber geniessen es, auf einer Luftmatratze auf dem Wasser zu treiben, um die Atmosphäre mit dem dschungelhaften Ufer etwas länger einsaugen zu können. Das Geniessen dieser Idylle und das Entspannen unter den schattigen Bäumen bilden die Hauptanziehungspunkte dieses Geländes. Da es nur 3 ha gross ist, sind die Möglichkeiten für Bewegung etwas beschränkt und man hat den ganzen Platz in nur fünf Minuten gesehen. Dafür ist der sehr schnelle, kostenpflichtige Internetzugang auf allen Stellplätzen verfügbar.

 

Auch wenn es nicht wirklich einen Laden gibt, kann man doch Brote bestellen. Sowohl die Auswahl, als auch die Qualität sind ausserordentlich gut. Am Morgen kann man die Backwaren im „Pseudo-Shop“, das heisst: im Restaurant, welches ebenfalls als Eisdiele betrieben wird, abholen.

Das gedeckte Gartenrestaurant ist mit bunten Stühlen stilvoll möbliert. Es erfreut sich, sowohl fürs Mittag-, als auch fürs Abendessen, grosser Beliebtheit. Am Abend erinnerte es uns irgendwie an Thailändische Ferieninseln; das Essen ist sehr gut und sehr preiswert, die Gäste werden aber dauern von einem übergrossen Fernsehbildschirm im Hintergrund zwangsberieselt.

 

Hektisches Treiben ausserhalb, friedliche Ruhe innerhalb 

 

Nachdem wir nun fünf Wochen in den einsamen Gegenden der Provence verbracht hatten, waren wir erfreut darüber, dass sich Source St. Pierre nun in einer etwas dichter bewohnten, aber doch immer noch recht einsamen Region befand. Das nächste Lebensmittelgeschäft liegt nur zwei Kilometer ausserhalb und es war wieder einfach, gepflegte Restaurants zu finden. Es fehlt aber trotzdem nicht an natürlichen Sehenswürdigkeiten, die es sich lohnt zu besuchen. Die „gorge de la vis“ und den „lac du Salagou“ besuchten wir nicht noch einmal, da wir vor weniger als einem Jahr dort durchkamen. So nahmen wir die Schlucht der Hérault und verschiedene schöne Täler ins Programm und besichtigten dabei St-Martin-de-Londres, St-Jean-de-Buèges und St-Guilhem-le-Désert. Vor allem letzterer Ort ist historisch; sehr malerisch und sehr touristisch.

Dasselbe kann man auch von den drei Brücken, darunter einer weitere Teufelsbrücke, südlich von St-Guilhem sagen. Die Leute stoppten überall mit ihren Karossen, machten Kajakfahrten in der Hérault Schlucht, badeten und sprangen von den Felsen. Als wir dieses Gewimmel und den überfüllten Flussstrand sahen, waren wir froh, wieder in unser friedvolles Naturistenparadies zurückkehren zu können.

 

In Source St. Pierre war der einzige Lärm das Zirpen der Zikaden, welches den ganzen Tag in der Luft war; ziemlich laut sogar! Da es sehr heiss wurde, genossen wir es, dass unser, schön mit Gartenplatten ausgelegter, Sitzplatz ein Schattendach hatte und dies, obwohl wir bereits von hohen Bäumen umgeben waren. Auch wenn unser Mobilheim weder gross noch neu war, hatte es doch eine gute Ausstattung und war gut unterhalten. Wir liebten es, zum Sonnenuntergang dahinter zu sitzen und zum Apéro an einem Fruchtshake zu schlürfen. Durch die Bäume konnten wir auch dem Lauf des Flusses, etwa zehn Meter unter uns, zusehen.

Des nachts ging das mystische Ambiente weiter. Das Waschhaus ist mit atmosphärischen LED Lämpchen beleuchtet; jede Kabine in einer anderen Farbe. Schön, dass sogar die Notwendigkeiten des Lebens um eine spezielle Note bereichert werden. Wieso auch nicht? Wer hatte nicht schon gute Ideen auf dem Klo?

Für uns war Source St. Pierre sicherlich etwas kleiner, als wir es vorgezogen hätten, da es aber so geruhsam und persönlich geführt war, fanden wir es perfekt, um die Batterien wieder aufzuladen.

 

Domaine Lambeyran: ein FKK Gelände im Guinness Buch der Rekorde 

 

Nun denn, nach einer Woche auf einem sehr kleinen Platz, fuhren wir 45 Minuten nordwärts nach Lodève und kompensierten uns mit dem anderen Extrem: Domaine Lambeyran, gemäss Guinness-Buch: flächenmässig die grösste FKK Ferienanlage der Welt. Obwohl das Grundstück 348 Hektaren gross ist, findet man nur 150 Stellplätze und etwa 10 Mietmöglichkeiten, von Wohnwagen zu simplen Hütten und Mobilheimen. Der Internetauftritt ist nicht allzu detailliert, wenn es um die Mietunterkünfte geht. Die Anzahl Zimmer, und ob ein Badezimmer dabei ist, muss man erraten. So machten wir ein paar Anrufe und tauschten E-Mails, bevor wir reservierten. Wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir ein kleines Mobilheim, oder einen grossen Wohnwagen mieten sollten. Irgendwie versuchte uns der Besitzer den Caravan schmackhaft zu machen und da wir hofften, dass es sich dabei um ein „Australisches wheel estate“ handelt, sagten wir zu.

Wie auch immer, als wir am 14. Juli 2012 in der Domaine Lambeyran eintrafen, erklärte uns der Eigentümer etwas verlegen, dass unser reservierter Caravan den Winter nicht überlebt hätte. So bleibe ihm leider nichts anderes übrig, als uns stattdessen ein kleines Mobilheim zu überlassen, und dieses sei eh viel besser, meinte er inzwischen... Nun gut, so nahmen wir sein Angebot an.

Wir bezogen also unser Mobilheim „Bambi“, wo uns zwei kleine Schlafzimmer, sowie ein Wohnbereich mit Küche, zur Verfügung standen. Die 10m2 grosse, gedeckte Terrasse und der schattige Platz gefielen uns besonders. Da wir kein eigenes Bad hatten, benutzten wir den nahen Sanitärblock. Alle sind sauber, schön gekachelt und mit Klobrillen ausgestattet, nur das WC Papier muss man selbst mitbringen.

 

Die Domaine Lambeyran ist zwar riesig, die Stellplätze sind aber auf drei Gebiete konzentriert. Diese sind mit guten Strassen verbunden. Die Weiden der ehemaligen Bauern sind ausgeflacht worden, sodass nun allen ein ebener und grasiger Campingplatz zur Verfügung steht. Die vielen alten Bäume wurden mit Pappeln ergänzt, welche die einzelnen Stellplätze unterteilen. Diejenigen, die im Zelt schlafen, mögen es wohl schätzen, dass es keine Strassenbeleuchtung gibt. Auch Lärm ist kein Problem, da es für alle genügend Platz gibt und Lambeyran ein eher ruhiges Publikum anzieht. Selbst während der Hauptsaison war das Gelände nicht überlaufen und Animationen wurden auch nur einmal die Woche organisiert. Sicherlich hatte es in der Hochsaison auch Familien mit Kindern, aber bei weitem nicht so viele, wie auf anderen FKK Geländen. Wurde vielleicht das Planschbecken deshalb erst am 21. Juli gefüllt? Es gibt aber ein ungewöhnlich grosses Schwimmbecken, wo man während des Abkühlens gleichzeitig eine grossartige Aussicht über Lodève und das umliegende Gebirge geniessen kann.

 

Obwohl der Campingplatz von der Stadt her gut ausgeschildert ist, gibt es keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass es sich um ein FKK Gelände handelt. Nicht-Naturisten können wohl mit der Abkürzung „FFN“, die für „Fédération France Naturisme“ als einziger „Hinweis“ auf dem Schild steht,  kaum viel anfangen, mit dem Campingplatz-Symbol hingegen schon. Deshalb nehmen immer wieder Nicht-Naturisten den 4km langen Zufahrtsweg unter die Räder. Der Eigentümer und sein Personal stellen sicher, dass nur Naturisten Einlass gewährt wird und geben den Irregeleiteten gerne Adressen von textilen Campingplätzen weiter. Sowohl dem Eigentümer selbst, als auch seiner Rezeptionistin sind aber auch in der heissesten Zeit die Kleider nie vom Leib geschmolzen…

 

Ungewöhnlicher fast-Food und gepflegtes Essen 

 

Lambeyrans Restaurant ist eher ein Imbiss Lokal, welches einfache Gerichte zu sehr konkurrenzfähigen Preisen anbietet. Wem es nichts ausmacht, 24 Stunden im Voraus zu bestellen, kann auch etwas Gepflegteres erhalten. Bei den preiswerten Gemeinschaftsmahlzeiten, die wöchentlich auf dem Programm stehen, handelt es sich in der Regel um Grilliertes mit Pommes Frites. Manchmal werden sie jedoch so angekündigt, dass man neugierig werden muss. Wir übersetzten das folgende Menü, da stand:

- chenilles et sauterelles grillés de Madagascar
(grillierte Raupen und Heuschrecken aus Madagaskar)

- oreilles de crocodiles en friture (à volonté)

(frittierte Krokodilohren (so viel man mag))

- encore cuisse de poulet grillée et frites

(sonst halt Hähnchenkeulen und Pommes Frites)

 

das wäre die Auswahl an Vorspeisen gewesen und hier kommen nun die Hauptgänge:

 

- pied de mammouth farci de Borneo

(gefüllte Mammutfüsse aus Borneo)

- ragout de tête de singes d’Alaska (selon arrivage)

 (Ragout aus Alaska-Schwanenköpfen (falls sie eintreffen))

- encore des merguez et saucisses grilles et frites

(sonst halt gegrillte Würstchen und Pommes Frites)

 

und auch die Nachspeise lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen:

 

- œufs de têtards en gelée et coulis de framboise

(gelierte Kaulquappen-Eier mit Himbeersauce)

- encore boule de glace en choix et petits biscuits

(sonst halt eine Kugel Eis nach Wahl, mit kleinem Biskuit)

 

Lambeyrans Koch kennt die blumige Sprache der Michelin-Sterneköche, und wem es mit Schlemmen wirklich ernst ist, findet im Umkreis von 30 km mehrere gute Möglichkeiten. Leider hat der nächstgelegene Gourmettempel einen so guten Ruf, dass er es sich leisten kann, € 80 für ein Menü zu verlangen. So mussten wir denn etwas weiter fahren und konnten zum halben Preis schlemmen - und gar nicht schlecht!

 

Um am Morgen frisches Brot zu erhalten, hätten wir überhaupt nicht weit gehen müssen. Jeden Morgen fährt ein Bäcker mit seinem Lieferwagen vor Lambeyrans Rezeption vor. Sein Fahrplan war hingegen nicht ganz mit unserer inneren Uhr kompatibel, da er bereits zwischen 08:45 und 09:15h auftauchte. Wohl aus Angst ihn zu verpassen, wachte Heinz schon viel zu früh auf, verfiel dann aber bis 10:00 Uhr wieder in einen Tiefschlaf. Am nächsten Tag war Brigitte an der Reihe und obwohl sie zur Zeit aufstand, fand sie nur noch leere Körbchen und musste mit einem banalen Baguette vorlieb nehmen. Wir entschieden, dass es für uns eine bessere Lösung geben muss! In Lambeyrans winzigem Supermarkt fanden wir eine Brotliste. Diese half uns aber leider auch nicht weiter: in der Hochsaison überlässt man das Geschäft dem Bäcker und die übrige Zeit trifft das Brot nicht vor 11:00 Uhr ein. Unsere Antwort war: wir investierten € 35 in einen kleinen Backofen, machten damit den Bäcker überflüssig und hinterliessen Lambeyran eine höhere Stromrechnung.

 

So fanden wir heraus, weshalb die Franzosen Brioches so mögen. Wir hatten diese, mit viel Butter angereicherte, Brotsorte schon mehrmals versucht, hatten jedoch das Gefühl, dass Brioches eigentlich zu normal seien, wenn man ihren Ruf und Preis bedenkt. Nun wissen wir es; man muss sie nachbacken, oder toasten! Warm und direkt aus dem Ofen schmecken sie super lecker; schon fast wie Kuchen. Wegen des hohen Buttergehaltes bekommt die Brioche erst die richtige Textur wenn sie wieder erhitzt wird. Die Bretonische Version, genannt „Gâche“ zergeht sogar noch mehr im Mund. Sie enthält etwa 15% reine Butter, zusätzlich zu 5% „Crème Fraiche“ und ein paar Eiern.

 

Wanderschuhe, mehr braucht es nicht 

 

Der Mittelpunkt von Lambeyran liegt in einem hufeisenförmigen Tal. Die bewaldeten Hügel, die den Campingplatz umgeben, gehören alle zum riesigen Grundstück und eröffnen eine Fülle an Möglichkeiten für hüllenloses Wandern. Verschiedene, mehr oder weniger gut markierte Rundwege innerhalb Lambeyrans Liegenschaft, ergeben zusammen über 30km Nacktwandermöglichkeiten. Jägern und Sammlern empfehlen wir die unzähligen schmalen und zum Teil steilen Pfade durch das Gehölz, wo es schon fast garantiert ist, dass man Kratzer sammelt. Für die weniger Abenteuerlustigen gibt es einen Traktorenweg, dem wir den Übernamen „Wanderautobahn“ gaben. Er führt für etwa 8km sanft bergauf. Wenn man in einem FKK Gelände nacktwandert, ist es sehr angenehm, dass man überhaupt nichts mittragen muss. Nach 6km kommt der Traktorenweg für kurze Zeit ganz nah an eine Strasse. Dort empfiehlt Lambeyran einen Slip anzuziehen. Na ja, wir fragen uns, ob sich entgegenkommende Autofahrer mehr über Nackte wundern, als über Frauen, die bloss mit einer Unterhose bekleidet sind.

Als wir zum ersten Mal in die Nähe der Strasse kamen, hatten wir nichts Anziehbares dabei. Als wir realisierten, dass man uns von der Strasse aus sehr gut sehen konnte, versteckten wir uns hinter einem Busch, bis wir keine Fahrzeuge mehr hören konnten und danach rannten wir, so schnell wir konnten. Nach 60m erreichten wir die nächsten Büsche und setzten unsere Nacktwanderung sorglos fort. Ausser anderen Naturisten, trafen wir auf unseren Streifzügen häufig auf die zwölf Pferde des Eigentümers, oder auf eine Gruppe von Steinmännchen. Es soll auch noch Esel, Schafe und Wildschweine geben, doch diese versteckten sich jeweils im unzugänglichen Gebiet des Grundstücks. Ebenfalls sehr scheu war das Rotwild, kleine Schlangen und Eidechsen. Ab und zu konnten wir jedoch einen Blick erhaschen. Schmetterlinge sah man hingegen immer wieder, vor allem dort wo es blühte, egal ob am Wegesrand oder auf den blumenreichen Wiesen. Zudem hing fast den ganzen Tag über das Zirpen unzähliger Zikaden in der Luft.

 

Von den meisten Wanderwegen aus hat man eine tolle Aussicht und selbst wenn man schon für 5km marschiert war, sah man immer wieder hinunter auf den Campingplatz und hatte das Gefühl, nur ganz wenig weiter oben zu sein. Auf der Hügelkrete angekommen, befindet man sich auf 750 Metern über Meereshöhe, bzw. 300 Meter über Lambeyrans Hauptgebäude. Von dort oben sieht man auf ein grossartiges Panorama, von den westlichen Wanderrouten sogar bis zum Salagou See, und an klaren Tagen, gar bis hinunter ans etwa 50km entfernte Meer.

 

Die meiste Zeit erreichten die Temperaturen etwa 25°C. An Tagen, an denen es noch heisser wurde, verschoben wir unsere Wanderung jeweils auf den späten Nachmittag. Wir empfanden das Nacktwandern als sehr angenehm, da der kühlende Effekt des Schwitzens nur dann richtig zum Tragen kommt, wenn der Wind den Körper, statt verschwitzte anklebende Kleider, erreicht.

 

Diejenigen, die nach dem Wandern in Lambeyran immer noch Energiegeladen sind und nichts dagegen haben, ein paar Kleidungsstücke anzuziehen, finden in der Umgebung Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle. Darunter sind z.B. der beeindruckende “Viaduc de Millau”, die atemberaubende „Gorge du Tarn“, der bildschöne Salagou See und die Felsformationen beim "Cirque de Mourèze”. Wir hatten das Glück, dass wir all diese Attraktionen bereits während ein paar kühlen Oktobertagen im letzten Jahr besuchen konnten.

 

Da wir also nur selten von Lambeyran ausschwärmten, blieben wir die meiste Zeit nackt. Trotzdem mussten wir ab und zu waschen, und wenn es nur unsere stinkenden Wandersocken waren. Wegen der Grösse des Geländes, brauchte es schon fast eine Wanderung um die Waschmaschinen zu erreichen. Dort standen aber moderne Frontlader-Qualitätsmaschinen zur Verfügung, deren Waschzyklus ein bis zwei Stunden dauerte. Zudem kostete hier eine Wäsche nur die Hälfte dessen, was andere Campingplätze für eine 20-minütige Schnellwäsche in einem Toplader verlangen. Obwohl man die Benutzung der Waschmaschine im Voraus buchen musste, mussten wir nie warten, da Lambeyran eher schlecht belegt war, wenn man bedachte, dass es Ende Juli war. Die meisten Urlauber kamen aus den Niederlanden, einige aus Frankreich, aber solche aus Ländern wie Deutschland, oder der Schweiz, hatten schon fast Seltenheitswert.

 

Beim Empfang stand W-LAN Internet-Zugang über einen Orange-Hotspot zur Verfügung. Für Kunden von Orange war dieser kostenlos, alle anderen konnten sich mittels Kreditkarte Stunden kaufen.

 

Für uns ist die Domaine Lambeyran ein perfektes Gelände um dem Jubel und Trubel der Hauptsaison zu entfliehen, goldrichtig für Nacktwanderungen, wenn auch ab und zu etwas heiss. Der Besitzer achtet streng darauf, dass auf dem Platz Ruhe herrscht und bittet alle Gäste, keinen unnötigen Lärm zu machen. In der Nebensaison ist es hier wohl sehr einsam, vielleicht aber ein noch perfekterer Ort um absoluten Frieden und Ruhe zu finden.

 

Lous Suais: wie Skandinavien und die Niederlande nach Frankreich verirrt

 

Am 4. August 2012 verliessen wir Lodève und fuhren nordwärts. Die Autobahn wurde bald sehr steil und führte uns auf eine Hochebene. Je höher wir kamen, desto mehr erinnerte uns die Landschaft an Skandinavien. Am späten Nachmittag erreichten wir Lous Suais, ein FKK-Gelände in Cheissoux, etwa 30 km östlich von Limoges. Mit seinen 65 Stellplätzen ist dies ein eher kleiner, dafür aber persönlicher Campingplatz.

 

Als einzige Mietunterkünfte wurden vier kleine Wohnwagen und zwei Zelte angeboten. Uns war bewusst, dass von diesen beiden Optionen die Mietzelte deutlich mehr Platz bieten und so hatten wir uns eines reserviert. Obwohl wir Strom hatten, gab es keine richtige Beleuchtung, wenn man einmal von der schwachen Solarlampe absah. So waren wir wieder einmal froh, dass wir eine eigene Lampe mitführen. Mit drei kleinen Gasbrennern war unsere Campingküche eher gut ausgestattet. Sogar das Kochen von Spaghetti war aber trotzdem eher kompliziert, wenn man sich nicht gewohnt ist, mit so wenig Platz, ohne fliessend Wasser und ohne Spülbecken auszukommen. So waren wir glücklich darüber, dass Heinz das Wunder vollbracht hatte, unseren kürzlich angeschafften Backofen auch noch in unserem schon gut gefüllten Kofferraum zu verstauen.

 

Normalerweise sind wir überhaupt nicht von „convenience food“ begeistert. Hier zeigten wir uns aber etwas kompromiss-bereit, um das Kochen einfacher zu gestalten. Wenn man einen Ofen hat, findet man in Französischen Supermärkten eine grosse Auswahl an erstaunlich guten Fertigmahlzeiten, oder gefrorenen Delikatessen, die nur noch aufgebacken werden müssen. Der hohe Standard der Küche wirkt sich auch auf das Angebot der Lebensmittelgeschäfte des Landes aus.

 

Die Ausstattung unseres Zeltes umfasste sehr bequeme, beinlose Betten, in denen wir sehr gut schliefen, von den ersten Nächten, in denen es recht kühl wurde, einmal abgesehen. Wenn wir schon einmal wieder in einem Zelt übernachten, dann natürlich in den kältesten Nächten des ganzen Sommers! Das Zelt war ein typisch Holländisches Fabrikat aus dickem Stoff. Dies mag zwar schöner aussehen, als die möblierten Plastikzelte, die sonst oft in Frankreich vermietet werden, doch bei feuchtem Wetter setzt der Stoff schnell Schimmel an.

 

Obwohl Lous Suais eher klein ist, brauchten wir doch zehn Minuten, um vom Seeufer zum oberen Teil des Campingplatzes zu gelangen; entweder über eine steile Treppe, oder über einen Kiesweg. Das Gelände ist sehr schön terrassiert und die meisten Stellplätze bieten einen guten Mix zwischen Sonne und Schatten. Wegen der hohen Bäume sieht man jedoch nur von sehr wenigen Plätzen auf den See.

 

Seesicht

 

Während unserer ersten zwei Tage regnete es zwar etwas, aber danach zeigte sich die Sonne wieder. So konnten wir die schöne Lage von Lous Suais, das an einem bewaldeten Hügel, direkt am Fluss Maulde liegt, in vollen Zügen geniessen. Heutzutage ist der Fluss durch mehrere Staudämmen gestaut, und einer davon bildet einen kleinen See direkt unterhalb des Campingplatzes. Dieser See ist die Hauptattraktion von Lous Suais. Gross und klein plantschen und schwimmen im warmen Wasser, oder aalen sich auf einem der drei Flosse, welche in der Nähe des Ufers vertäut sind, in der Sonne. Zur Freude der Gäste stehen Kanus, Tretboote und Surfboards zur Verfügung und können für wenig Geld gemietet werden. Wir liebten es, mit einem der zwei grossen Pedalos in See zu stechen, waren aber überrascht, wieviel Kraft es brauchte, diese anzutreiben. Wir pedalten oft die gesamte navigierbare Länge des Sees, darunter auch die beiden Seitenarme, von denen einer zu einer Strassenbrücke führt. Die Landschaft erinnerte uns auch hier an Skandinavien. Das kupferrote Wasser gab diesem Eindruck nur noch mehr Gewicht. Das Einzige, das hier eindeutig „nicht nordisch“ war, war das Französische Klima, sowie die holländische Atmosphäre, die uns umgab.

 

Schon bei Ankunft im Lous Suais kann man die beste Sicht auf den See geniessen, da sich der Empfang in einem kleinen Holzhäuschen, in der Nähe des Ufers, befindet. Zum warmen Empfang gehören auch, dass Gäste mit Reservation ihren Namen auf einer Kreidetafel finden. Direkt beim See wird ein Willkommens-Drink nach Wahl serviert. Als weitere Aufmerksamkeit, erhält jede Familie eine Solarlampe. Dies empfanden wir als sehr innovativ; viel besser als die fantasielose Flasche Wein, welche in vielen Ferienzentren abgegeben wird, Abstinenzler ignoriert und geheilte Süchtige unnötig in Versuchung bringt.

 

Etwa 95% der Urlauber, meist Familien mit Kindern, kamen entweder aus den Niederlanden, oder dem flämischen Teil Belgiens. Die Eigentümer von Lous Suais haben dieses FKK Gelände vor 23 Jahren aufgebaut. Damals arbeiteten sie noch als Lehrer in den Niederlanden. Inzwischen sind sie jedoch pensioniert und leben die meiste Zeit hier. Wie all ihre Angestellten, sind auch sie echte Naturisten und führen das Gelände auf sehr persönliche Art. Für viele ihrer Gäste errichteten sie ein begehrtes Urlaubsziel und „begehrt/gesucht“ ist genau was der Name „Lous Suais“ in einer alten Französischen Sprache heisst.

Wenn es um Sprachen geht, müssen die Besitzer und ihre Mannschaft ihre Fähigkeiten nicht allzu oft unter Beweis stellen, was nicht heisst, dass sie nicht andere Sprachen, ausser Niederländisch beherrschten, darunter auch Französisch. Allerdings waren am Anschlagbrett einige Aktivitäten bloss auf Holländisch angekündigt, nicht einmal auf Französisch.

 

Neben der Rezeption können die Gäste aufs Internet zugreifen, oder sich mit Niederländischem Fernsehen langweilen. Dasselbe Gebäude beherbergt eine Snack-Bar, die am (sehr) frühen Abend einfache Imbisse anbietet und auf einer grossen Terrasse, oberhalb des Sees, serviert. Auch Gemeinschafts-Mahlzeiten werden regelmässig organisiert und man kann die Eigentümer nach Restaurant-Tipps fragen.

Lous Suais hat zwar keinen Shop, es kommt aber allmorgendlich eine Bäckerin aufs Gelände und bietet ein aussergewöhnlich gutes Sortiment von “pain et viennoiserie” an. Etwa bis 09:30 Uhr hat sie die geduldig wartende Kolonne bedient, aber wir schafften es dennoch, sie zwei Mal zu verpassen.

 

Kindern stehen verschiedene Spiel- und Sportplätze zur Verfügung, auf denen sie sich weiter austoben können, nachdem sie, schrumpelig vom spielen im Wasser, aus dem See steigen. Die sauberen Waschhäuser bieten grosse Duschräume. Dies wird von Naturisten sicherlich mehr geschätzt, als die kleinen Kabinen, die man anderswo findet. Die zwei Sanitär-gebäude sind hell, einladend, gut ausgestattet und mit viel Liebe dekoriert. So gibt es z.B. frische Blumensträusschen zwischen den Lavabos. Sowohl Klobrillen, als auch Toiletten-Papier und Waschmittel, tragen zum Komfort der Gäste bei.

 

Der malerische See des Flusses Maulde ist sicher der Hauptanziehungspunkt von Lous Suais, aber die sympathischen Besitzer, wie auch das gut ausgestattete Gelände, sind weitere gute Gründe, weshalb viele Gäste immer wieder gerne hierher zurückkehren.

 

Domaine de la Gagère: schön und schön Holländisch

 

Inzwischen hatten wir alle FKK-Gelände besucht, welche wir für diesen Sommer vorausreserviert hatten. Eigentlich wollten wir nun noch zu den grossen Ferienzentren am Atlantik. Es war jetzt der 11. August 2012 und nicht ganz einfach, kurzfristig eine passende Unterkunft zu finden, da Französische und Deutsche Urlauber ihre Feriendomizile lange im Voraus gebucht hatten. Sogar die grössten FKK Ferienzentren waren voll ausgebucht.

 

Schlussendlich wurden wir doch noch fündig, aber fast gleichzeitig erhielten wir die Nachricht, dass unser Auto für eine technische Inspektion (wie TÜV) in der Schweiz aufgeboten wurde. Somit mussten wir unsere Pläne ändern! In diesem Fall wählten wir lieber eine Alternative auf halbem Weg zwischen Limoges und der Schweiz. Mithilfe der F.F.N.-Karte und des Internets, fanden wir Platz in der Domaine de la Gagère in Luzy, etwa 30km westlich von Autun. Dies ist ein weiteres holländisches FKK Gelände in Frankreich. Da die meisten Gäste aus den Niederlanden stammen, ist hier die Saison viel kürzer, als in den kosmopolitischen Ferienzentren, wie z.B. denjenigen, die durch „France 4 naturism“ vermarktet werden.

 

Sicherlich würden sich auch die Eigentümer von La Gagère einen multinationaleren Kundenkreis wünschen. Es sind jedoch viele Kleinigkeiten, die dies verhindern und sie holländisch bleiben lässt. Die Besitzer unterschätzen, wie negativ „zu holländisch“ auf andere Europäer wirkt. Selbst viele ihrer Landsleute ziehen Ferienanlagen vor, in denen sie spüren, dass sie in Frankreich sind.

Das „holländische“ beginnt bereits mit dem Internetauftritt. Obwohl mehrsprachig und mit Erweiterungen wie „.com“, wird man zu „la-gagere.nl“ umgeleitet. Der Empfang durch die Eigentümer ist sehr freundlich. Sie verrichten ihre Arbeit im Naturkleid und sind willig, mehrere Sprachen zu sprechen. Ausser mit Franzosen wehren sie sich aber mit Händen und Füssen dagegen, die Landessprache anzuwenden und für den Angestellten im Shop ist Französisch nur ein Fremdwort. Viele Anschläge findet man nur auf Niederländisch und eine Führung heisst hier: nur etwa 10% der ausschweifenden Erklärung auf Holländisch werden auch in andere Sprachen übersetzt.

Gästen, welche darauf angewiesen sind, dass man ihre Muttersprache spricht, fallen diese Kleinigkeiten wohl überhaupt nicht auf, für französisch sprechende macht dies aber einen grossen Unterschied aus. Wenn man weiss, dass die Eigentümer schon über 20 Jahre hier leben, ist es um so unverständlicher, dass sie sich so dagegen wehren, die eigentliche Landessprache anzuwenden. Da aber am Feiertag des 15. Augusts viele Franzosen fürs lange Wochenende kamen, gab‘s keinen Weg mehr ums Französisch herum.

 

Stilvoll und gut ausgestattet

 

Der 5 ha grosse, familienorientierte Campingplatz befindet sich auf einem Hügel, der auf drei Seiten von Wald umgeben ist. Er bietet 120 Stellplätze, sowie 20 Mietmöglichkeiten; von möblierten Zelten zu Chalets und Mobilheimen. Wie auf den meisten holländisch geführten Plätzen, müssen wir auch hier lobend erwähnen, dass La Gagère ausserordentlich schön und sauber ist. Das Gelände ist landschaftlich gut gestaltet, mit topfebenen Stellplätzen, die durch breite Wege erschlossen sind. Von vielen Plätzen kann man eine fantastische Aussicht über das umliegende Landwirtschaftsgebiet geniessen. In den sehr sauberen Waschhäusern hat es grosse Gemeinschaftsduschen. Von den beiden Schwimmbecken wird das kleinere auf 27°C geheizt. Viele Freiflächen, Wiesen und Sportfelder laden zu Aktivitäten, inklusive Beach Volleyball, ein. Auch der Boden des grösseren, der vielen Spielplätze, ist mit goldenem Sand belegt.

 

Für alle, die bereit sind, noch etwas Geld auszugeben, gibt es Massagen, eine Sauna, sowie ein Restaurant, das täglich ein Dreigänge-Menü anbietet. Gemeinschaftsmahlzeiten, welche in der Regel ausländische Küche anbieten, werden regelmässig organisiert. Wir nahmen an einem Griechischen Abend teil und waren von Qualität der Gerichte beeindruckt; umso mehr, wenn man bedenkt, dass für 65 Personen gleichzeitig gekocht wurde.

 

Weiter findet man in La Gagère auch ein kleines Geschäft, wo ab und zu echte Schnäppchen angeboten werden, vor allem im Non-Food Bereich. Brot kann von einer vielfältigen Liste bestellt werden und wir genossen es, dass wir dieses bei der Rezeption abholen konnten, wenn der Laden schon geschlossen hatte, bis wir aufstanden.

 

Noch mehr als anderswo, ist La Gagère mit viel Liebe dekoriert. Hübsche Blumen-Beete und -Töpfe, sowie schmucke Gegenstände, sind überall verteilt. Einem Maler bietet sich eine Fülle an Möglichkeiten Stillleben zu finden, darunter ein Ziehbrunnen, alte Landwirtschaftsgeräte und Fahrzeuge, sowie blumenverzierte Torbogen oder dekorierte Fensterbänke.

 

Wir bezogen ein schönes neues Mobilheim mit halb-gedeckter Terrasse, zwei Schlafzimmern und eigenem Bad. Es war sehr modern und besonders gut ausgestattet. Nach unserer Woche im Miet-Zelt, genossen wir den Luxus hier umso mehr.

 

Es gab nicht so viele Möglichkeiten zum nacktwandern, doch wer sich etwas anzieht, findet direkt vor den Toren von La Gagère einen Wanderweg, der bis nach Santiago de Compostella führt. Dieser Abschnitt des berühmten Jakobsweges verleitet die Pilger sicherlich dazu, etwas sündiges zu tun, denn es ist sehr einfach, über den Zaun zu schauen!

 

Das Dorf Luzy liegt nur 7km entfernt. Man findet hier viele gute Möglichkeiten zum Einkaufen, kann sich in den Gassen umsehen oder sich echte französische Schlemmermahlzeit, in einem der vielen Lokale gönnen. Hier unser Geheimtipp: Hotel du Morvan. Von aussen verspricht das Gebäude zwar nicht allzuviel, doch was man serviert kriegt, ist sogar für französische Verhältnisse absolute Spitzenklasse. Allen, die danach ihre Kalorien wieder abbauen möchten, bietet der “parc naturel régional du morvan” unzählige Möglichkeiten.

 

Unserer Meinung nach, eignet sich La Gagère für alle, die persönliche FKK Gelände mögen, welche zwar klein, aber nicht einsam sind, zumindest nicht während der Saison. Es ist gerade gross genug, um ein Geschäft, ein Restaurant und Animationen anzubieten, aber klein genug, um mit anderen Gästen in Kontakt zu kommen.

 

Ungeplanter Besuch in der Schweiz

 

Am 19. August 2012, kamen wir schlussendlich in die Schweiz, diesmal vor allem, um ein paar Verpflichtungen nachzugehen. Wir hatten Glück, dass wir ein weiteres Mal bei Annemarie & Beat, sowie Edith & Karl, übernachten durften. Unsere erste Woche war hyper-effizient. Wir schafften es, unseren Wagen ohne Werkstattbesuch durch die Fahrzeugkontrolle zu bringen. Zudem konnten wir noch einige Freunde und Verwandte besuchen, die wir im Februar nicht sahen. Während unserer zweiten Woche halfen wir Heinz’ Schwester Edith, die Wohnung der Mutter zu räumen.

 

Bereits am 3. September zogen wir wieder weiter. Vorerst blieben wir allerdings noch in der Schweiz. Wir verbrachten drei schöne Tage bei unseren Freunden Andrea & Peter, die am besten ebenfalls als süchtige Globetrotter bezeichnet werden können. Für uns ist es immer besonders erfreulich, mit anderen Reiselustigen Geschichten von unterwegs austauschen zu können. Dies gibt uns zumindest das Gefühl, dass unser Leben doch gar nicht so ungewöhnlich ist.

 

Höhepunkte der Schweiz: kreuz und quer durchs Gebirge  

 

Nachdem wir unsere Freunde in St. Gallen, dem nordöstlichen Teil der Schweiz, wieder verliessen, hätten wir eigentlich in zwei Stunden wieder zurück in Frankreich sein können. Andererseits: weshalb sollten wir nicht davon profitieren, dass wir schon mal hier sind, und die grossartigen Gebirgslandschaften des Landes noch etwas auskosten? So streckten wir unsere Abreise über drei Tage. Wir investierten unsere „Reisefränkli“ in die Gastronomie, Privatzimmer und preiswerte Gasthöfe. So kamen wir nochmals kurz durch das Engadin und das Wallis, wo wir einen Teil des letzten Winters verbracht hatten. Nun konnten wir auch noch einige derjenigen Alpenpässe überqueren, welche damals Wintersperre hatten, wie z.B. der San Bernardino und der Nufenen. Auf diesem Weg erreichten wir das schöne Berner Oberland. Dort genossen wir die Landschaft mit ihren majestätischen, eisbedeckten Gipfeln, welche sich im grünen See spiegelten. Von Brienz fuhren wir weiter westwärts und schauten uns dabei in den Wintersportorten Grindelwald und später in Les Diablerets um, bevor wir am Abend den Genfersee erreichten.

 

Zurück in Frankreich: zwei Wochen auf dem Weg nach Spanien

 

Am 8. September 2012 überquerten wir die Grenze nach Frankreich und fanden in Evian, am südlichen Genferseeufer, eine passende Unterkunft, gerade als das Abendrot alles in Pastellfarben tauchte. Da, oder vielleicht gerade weil, es im Thermalkurort noch immer von Touristen wimmelte, war es nicht einfach, ein etwas besseres Restaurant zu finden. Zu viele Lokale schienen sich auf „billiges und billiges“ Essen zu konzentrieren, da der Euro ja eh rollt. Wir hatten aber Glück und fanden nach langem doch noch ein etwas besseres Lokal und zahlten dort gerne etwas mehr.
Am nächsten Morgen fuhren wir über Nebenstrassen weiter westwärts. Als wir abends in Les Vans eintrafen, dachten wir, dass wir da eine gute Unterkunft fänden, da wir dort schon einmal übernachtet hatten. Heute schien es aber so, dass alle Hotels im Ort entweder geschlossen, oder belegt, waren. So fuhren wir weiter und hatten das Glück, nach wenigen Kilometern ein wunderschön renoviertes, grosses Privatzimmer zu finden. Zudem lag es nur wenige Gehminuten von einem Gourmet-Tempel entfernt, den wir manchmal besuchten, wenn wir in der Sablière waren. Wir waren begeistert – aber nur bis wir realisierten, dass das besagte Restaurant diesen Abend nicht wieder öffnete. Sie hatten wohl keine Reservationen erhalten und wir hatten uns dummerweise auch nicht die Zeit dafür genommen... Diesen Abend waren es nun wir, die Pizza assen.

 

Dank dem wir Internetzugang hatten, wollten wir noch kurz abchecken, welche Unterkünfte im „La Grande Cosse“, wo wir in den nächsten zwei Tagen hin wollten, verfügbar seien. Ungläubig sahen wir, dass dort in den nächsten drei Tagen alles ausgebucht war. Und dies nicht nur dort, sondern auch in anderen beliebten FKK Zentren! Wir hofften, dass dies ein technischer Fehler sei – schliesslich war es Mitte September, und „La Grande Cosse“ hat doch 150 Mobilheime zu mieten. So riefen wir dort an; nur um zu erfahren, dass tatsächlich ein technisches Problem vorlag. Das System hätte für die nächsten fünf, und nicht nur für die nächsten drei Tage „ausgebucht“ anzeigen sollen! Immerhin war es besser, dies schon jetzt zu erfahren und nicht erst, wenn wir an der Rezeption stehen.

 

Unverhofft nochmals zur Domaine Lambeyran 

 

Da wir nochmals durch die beeindruckende “Gorge du Tarn” fahren wollten, kam uns die Domaine Lambeyran in den Sinn, die sich in Lodève, nur etwa 60km südlich des westlichen Endes der Schlucht befindet. Obwohl es dort nur sehr wenige Unterkünfte gibt, konnte man uns nochmals dasselbe Mobilheim geben, welches wir bereits im Hochsommer bewohnt hatten. Zu jenem Zeitpunkt war es recht preiswert, doch inzwischen war es der 10. September und anderswo wäre das Preis-Leistungs-Verhältnis sicher besser gewesen – aber halt nur, wenn man rechtzeitig reserviert hat.

So verbrachten wir nochmals vier Tage in der Domaine Lambeyran und genossen zufrieden das grosse Netz an Nacktwanderwegen erneut. Es war fast noch so warm wie im Sommer, aber der Campingplatz war nun fast menschenleer. Auch wenn sich nur noch etwa zehn Parteien auf dem grossen Gelände aufhielten, legte der Besitzer immer noch Wert darauf, dass es ruhig blieb. Deshalb wurden wir gebeten, das Auto beim Empfang stehen zu lassen, falls wir abends später als 22:00 Uhr zurück kehren sollten.

Lambeyrans Restaurant und Laden musste schon für eine ganze Weile ausser Betrieb sein, da die Plastikabdeckungen auf dem Mobiliar bereits Staub angesetzt hatten. Wenigstens konnte man noch immer Brot bestellen und auch unsere Lieblingslokale in der Umgebung waren noch geöffnet. So genossen wir eine gute und preiswerte Vietnamesische Mahlzeit in Lodève und feierten Heinz’ 53. Geburtstag in einem besonders guten Restaurant in Villeneuvette.
Obwohl es im flächenmässig grössten FKK Geländer der Welt diesmal sehr einsam war, genossen wir unseren kurzen Aufenthalt in vollen Zügen.

 

Nochmals La Grande Cosse am Mittelmeer

 

Am 14. September erreichten wir La Grand Cosse, unser neues Lieblingsgelände am Mittelmeer. Welch ein Kontrast! Hier herrschte noch Hochbetrieb und alles war voll belegt. Nicht nur die ~150 Mobilheime, sondern auch die 350 Stellplätze waren alle vermietet. Es ist beeindruckend, was man mit internationalem Marketing und günstigen Preisen alles erreichen kann. Die Mitgliedschaft bei „France 4 Naturisme“ scheint sich auszuzahlen, nicht nur für La Grande Cosse, auch für die Kundschaft.

Nun im Herbst hatte das Lebensmittelgeschäft sogar ein noch besseres Angebot, als Ende Mai, dafür musste man jetzt oft anstehen. Zusätzlich zum Restaurant auf dem Gelände, war auch das einfache Lokal am Strand (noch) geöffnet. La Grande Cosse organisierte noch immer täglich Animationen und Unterhaltungsabende, welche von den Gästen aus ganz Europa geschätzt wurden.

Graue Nomaden dominierten nun den Strand, welcher immer noch viel Platz bot, da er sehr breit und lang ist. Wir genossen es, dass wir im Naturkleid für je 2km in beide Richtungen dem Strand entlang gehen konnten. Er war immer noch sehr sauber gehalten, aber ein Teil des Schwemmholzes war weggeräumt worden. Natürlich hatten die Badegäste somit mehr Platz, auf der anderen Seite hatten aber die im Frühling in Hülle und Fülle verstreut herumliegenden Holzstämme dem Strand noch mehr Charakter gegeben. Damals hatte der nebenan liegende “étang de pissevaches” noch mehr Wasser. Inzwischen war er fast ausgetrocknet und nur in den Kanälen war noch etwas Wasser übrig. Zum Glück war der ausgetrocknete étang gleichbedeutend mit weniger Mücken. Wir hörten, dass diese erst noch vor ein paar Wochen mit einem Flugzeug bekämpft werden mussten.

Auch das Gesicht des Naturreservates, welches am Weg zum Strand liegt, hat sich mit der Jahreszeit verändert, womit es sich lohnt, La Grande Cosse in verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen. Wir genossen unseren zweiten Aufenthalt auf diesem beliebten und natürlichen Gelände auf jeden Fall nochmals in vollen Zügen.

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FKK-Anekdoten: Episoden zum Lachen und Nachdenken

Ganz egal, ob man viel oder wenig Zeit auf FKK-Geländen verbringt, Begegnungen mit anderen Naturisten sind ein Teil des Erlebnisses. Jedes Alter und jede Gesellschaftsschicht ist vertreten; einfache Camper im Zelt, luxusverwöhnte Wohnwagenbesitzer, sowie diejenigen in Mietunterkünften. Obwohl wir nicht über andere urteilen sollten, ist es manchmal einfach interessant zu beobachten, was sie unterschiedlich machen.

 

·         An einem langen Wochenende bezog ein Paar das Mobilheim direkt neben uns. Mit ihrem Cabriolet zogen sie einen kleinen Anhänger, in dem sie alles mitführten, was sie für einen gemütlichen, dreitägigen Aufenthalt als notwendig betrachteten. Darunter war auch ein Home-Trainer, auf dem sie jeden Tag  für 5-10 Minuten strampelten. Mit ihrer Fitness war es aber trotzdem nicht weit her, denn jedes Mal, wenn sie sich mehr als 20 Meter bewegten, nahmen sie dazu ihren Wagen…

·         Ein Deutsches Paar vertraute uns an, wie stark sie uns beneiden, dass wir in einem ruhigen zwei-Personen- Appartement wohnen, wo wir nur andere Paare als Nachbarn hatten. Um ihre silberne Hochzeit stilgerecht zu feiern, wollten sie sich mit einer luxuriösen Ferienwohnung verwöhnen. Das glückliche Paar buchte die teuerste Unterkunft auf dem ausgewählten FKK-Gelände. Sie erhielten ein ganzes Reihenhaus, mit vier Schlafzimmern und allem drum und dran. Die beiden waren entzückt – aber nur bis sie realisierten, wie laut es hier war. Nicht ganz überraschend, waren die umliegenden Reihenhäuser alle von kinderreichen Familien belegt …

 

·         In einem der Feriendörfer, in welchem wir für drei Wochen blieben, wechselten unsere Nachbaren recht oft. Alle waren ruhig und reserviert. Wir bekamen fast den Eindruck, dass wir sie bereits mit unserem allmorgendlichen „Hallo“ störten. Nur an unserem letzten Tag bezog ein ausserordentlich nettes und kontaktfreudiges Paar den Stellplatz neben unserem Mobilheim. Sie luden uns sogar zu einem Aperitif ein. Aber genau jetzt hätten wir eigentlich packen sollen…

·         In einem, von uns vor ein paar Jahren besuchten FKK-Gelände, war die Bar tagsüber meist eine recht einsame Angelegenheit. Die Urlauber besuchten sie nur um sich ein Getränk, oder ein Eis zu kaufen, welches sie anschliessend draussen auf der sonnigen Terrasse konsumierten. Dies änderte sich Schlag auf Fall! Als Heinz Eis kaufen wollte, fiel er wegen dem Gestank von übermässigem Alkohol- und Nikotinkonsum fast ins Koma. Die Bar war voll von grölenden Männern, die alle in einen Fernseher starrten, wo ein wichtiger Fussballmatch übertragen wurde.
Die Atmosphäre draussen auf der Terrasse, war viel angenehmer: um die 50 gelangweilte nackte Frauen jeden Alters sassen da bei einem Getränk oder Eis. Für einen Mann, der mehr am weiblichen Geschlecht, als an Sport interessiert ist, schien hier vieles möglich …

·         Ein einheimisches Paar bezog das Mobilheim direkt neben uns. Da es tagsüber recht warm war, waren natürlich alle nackt. Nur unsere Nachbaren zogen sich nicht aus, da sie jeden Tag ein paar „textile“ Freunde zu Besuch hatten. Abends wurde es aber recht kühl, weshalb sich nun alle etwas anzogen. Nur unsere Nachbaren zogen sich nun aus. Ihre Freunde waren ja erst jetzt wieder abgezogen … 

·         Während wir uns an einem Naturisten-Strand sonnten, fiel uns eine Familie auf, die direkt neben uns beriet, ob sie sich nun hier, oder am nahegelegenen Textilstrand niederlassen sollte. Das Familienoberhaupt sprach ein Machtwort und entschied: „Wir bleiben hier!“ Schon bald sonnten sich alle in ihren Badekleidern. Nach einer Weile fragte eines der Kinder: „warum sind wir die einzigen, die Badehosen tragen?“ Der Vater antwortete: „Ich habe sicher kein Problem mit Nackten, ich denke aber, dass unsere Familie dies nicht tun sollte!“ „Wenn aber alle anderen nackt sind, will ich auch nackt sein“ argumentierte die Tochter und begann ihr Höschen abzustreifen. „Du musst mir helfen“ sagte der Vater nun zu seiner Frau „unsere Kinder ziehen sich aus!“ „Nun denn“ antwortete die Mutter „wenn du entscheiden kannst, dass es für unsere Familie angemessen ist, uns am FKK Strand zu sonnen, können wir auch entscheiden, dass es angemessen ist, wenn wir uns ausziehen“ und noch bevor er überhaupt die Möglichkeit hatte etwas zu entgegnen, war ihr Bikini schon weg…

·         Was körperlich Behinderte machen können und was nicht, ist oft eine Frage der Einstellung. Einmal hatten wir einen Nachbarn mit einem Wohnmobil, der nicht offensichtlich behindert aussah und normal gehen konnte. Jedes Mal, wenn er sich aber mehr als zehn Meter bewegte, benutzte er ein für behinderte Menschen konstruiertes elektrisches Dreirad.
Noch auf demselben FKK-Gelände trafen wir eine Frau, die das absolute Gegenteil von ihm war. Obwohl sie an den Rollstuhl gefesselt war, campierte sie mit einem Zelt, tanzte nicht nur begeistert, sondern fuhr auch ein dreirädriges Motorrad, schaffte es, mit dem Fallschirm zu springen, mit dem Kite zu surfen und viel Verrücktes mehr…

·         Während dem Abwaschen sprachen wir einmal mit einem Franzosen über unseren Aufenthalt in Kroatien. Mit unserem beschränkten Französisch glaubten wir verstanden zu haben, dass er diese Gegend nicht so mag, denn dort trifft man fast nur „allemands et autres chiens” (Deutsche und andere Hunde). Wir waren etwas irritiert und wiesen ihn darauf hin, dass wir momentan von Vertretern dieser Nationalität umgeben sind. Er meinte bloss, dass diese uns kaum verstünden, da sie ja eh kein Französisch sprächen und sonst wäre es auch kein Problem...
Nur ein paar Wochen später hörten wir wieder, dass sich ein paar Franzosen über „allemands et autres chiens” unterhalten. Wir dachten uns, dass dies wohl die Gassensprache des gemeinen französischen Volkes sein müsse… aber nur bis wir hörten, dass sie in ihrem weiteren Gespräch Wien, Salzburg, die Donau und weiteres erwähnten. Erst jetzt ging uns ein Licht auf und wir realisierten, dass die höflichen Franzosen wohl über “allemands et autrichiens” (Deutsche und Österreicher) gesprochen haben müssen …

·         Zwei Grossfamilien aus England, mit etwa einem dutzend Kinder, so zwischen 8 und 18, machten es sich in einer Bucht an unserem See in der Schweiz gemütlich. Ihnen war wohl nicht bewusst, dass sie sich den örtlichen FKK-Strand für ihr mittägliches Picknick ausgesucht hatten. Im Verlaufe des Tages kamen immer mehr Badegäste dazu, und natürlich: alle zogen sich aus. Nun begannen die Englischen Kinder zu kichern und tuscheln, ob sie sich ebenfalls ausziehen sollten… „Wie ihr wollt“ sagte eine der Mütter, „Wenn ihr euch auszieht, dann aber richtig, ich akzeptiere nichts Halbherziges!“. Die Kinder kicherten einfach weiter und schwammen dann zu einer Sandbank im seichten Wasser, etwa 70 Meter vom Ufer entfernt. Dort draussen zogen sie sich nun alle aus, grölten und schwangen ihre Badekleider. Nun machte sich einer der Väter mit seinem Kanu dorthin auf und sammelte die Badeanzüge ein. Zurück in der Nähe des Ufers bettelten alle darum, dass man ihnen doch bitte ihre Badekleidung wieder zurückgäbe, damit sie wieder aus dem Wasser kommen könnten. Die Mutter (die einen Badeanzug trug) lächelte und sagte freundlich, aber bestimmt: „ich sagte euch bereits, wenn ihr euch auszieht, müsst ihr es richtig tun. Es gibt kein Zurück, und dies gilt für euch alle! Macht kein grosses Aufheben und kommt einfach nur aus dem Wasser“. Natürlich waren nun alle Augen auf diese Kinder gerichtet, welche schrien wie am Spiess, während sie gehemmt aus dem Wasser stiegen. Zumindest haben sie dabei etwas gelernt.

·         Beeindruckend war auch das alte Männchen, das uns während des Rasierens fragte, wie alt wir ihn schätzten. Na, so 80 dachten wir - aber weit gefehlt: stolz erzählte er, dass er in 4 Jahren 100 werde !!!

 

Warum eine Welt mit Naturisten eine bessere Welt wäre


Wiederum hatten wir das Privileg, 5 Monate auf FKK-Geländen verbringen zu können. Da es überall, wo wir hinkamen, sonnig und warm war, konnten wir für die meiste Zeit nur unser Evas- bzw. Adamskostüm tragen. Natürlich haben alle besuchten Feriendörfer ihre Vor- und Nachteile, was aber viel wichtiger ist: in allen ist sowohl das Umfeld, als auch die Atmosphäre sehr natürlich. Wenn man mit FKK-Neulingen spricht, sind diese immer beeindruckt, dass sie FKK Gelände als viel natürlicher erleben, als die “Textilen” Ferienanlagen, wo sie früher Urlaub machten.

Dank dem wir so oft FKK machen, wurden für uns einige der Vorteile des Naturismus so selbstverständlich, dass wir ab und zu vergessen, diese richtig zu schätzen. Zu anderen Zeiten müssen wir uns wiederum daran erinnern, dass die Nacktheit nicht für alle so natürlich ist, wie für uns. Es wäre wohl das Beste, wenn Nacktheit zu einem festen und akzeptierten Bestandteil der Wertvorstellungen unserer Gesellschaft mutieren würde. Leider ist es bis dahin aber noch ein langer Weg.

 

Viele Menschen glauben, dass sie nur schon beim Anblick einer nackten Person sexuell erregt würden. Die Realität ist eher umgekehrt. Erregung entsteht durch das, was man sich vorstellt sehen zu können, wenn dieses kleine, sexy geschnittene Stück Stoff nicht den Blick versperren würde… Wenn man aber alles sieht, wird die Phantasie schon gar nicht erst angeregt! Die sogenannt perfekten Körper werden als reine Illusion der Werbung entlarvt! Man sieht einfach das unverhüllte (schlichte) menschliche Wesen. Da äusserlich nichts verborgen ist, verlagert sich das Interesse natürlich auf das Innere der Person. Da man weder Energie verschwendet, sich über die eigene, noch über die in der Phantasie vorgestellte Schönheit anderer Gedanken zu machen, hat man die Kraft, sein Inneres zu öffnen. Für uns ist dies einer der Hauptvorteile des Naturismus: Nacktheit wird so natürlich, dass der Körper eines Menschen unwichtig wird. Die gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf sich das Innere.

Es dauert natürlich ein Weilchen, bis man soweit ist. Der Anblick nackter Menschen mag wohl für Neulinge anfangs noch etwas Aussergewöhnliches an sich haben, und sei es nur, weil man etwas sieht, das vorher Tabu war. Die meisten werden aber nicht so überwältigt reagieren, wie Teresa, unsere ehemalige, damals 35 jährige, Mitbewohnerin aus der Karibik. Nachdem sie mit uns erstmals einen FKK-Strand besucht hatte, rief sie spontan aus: „Jetzt habe ich alles gesehen, jetzt kann ich sterben…“

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Herbst in Spanien: Sonnenschein, Unwetter und sogar etwas Schnee

Wir setzten unsere Reise fort und fuhren am 21. September 2012 nach Spanien weiter. Von der Autobahn aus konnten wir die Pyrenäen kaum sehen, da sie von dunklen Wolken umhüllt waren. Erst waren wir etwas enttäuscht, da wir uns vorgenommen hatten, dieses Gebirge zu überqueren. Je näher wir kamen, desto mehr hatten wir das Gefühl, südwestlich von Perpignan ein kleines „blaues Loch“ zu erkennen. So entschieden wir uns, das Risiko einzugehen. Wir wurden belohnt und fuhren schon bald in schönstem Sonnenschein durch das „vallée de Tech“ und über den Ares Pass. Wir hatten riesiges Glück, denn das Wetter zeigte sich wirklich nur gerade um uns herum von der freundlichen Seite. Ein perfekter Empfang in Spanien, wo die Sonne ja immer scheint (gemäss Touristenbüro).

 

In Caprodon stoppten wir zum Mittagessen, doch wir hatten Mühe, etwas Schnelles zu finden. Der französische Einfluss erreicht die Kochtöpfe auch auf der spanischen Seite Kataloniens. Die Menüs der Restaurants waren genauso, wie wir es zum Abendessen mögen. Ein ausschweifender Fünfgänger hätte aber mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir uns zum Mittagessen nehmen wollten. Wie oft in Spanien fanden wir am Hauptplatz, der „plaza major“ nicht nur viele schattige Bäume, sondern auch viele kleine Cafés und Restaurants. In einem davon liessen wir uns etwas Leckeres servieren.

 

Bald erreichten wir eine brandneue Autobahn, auf der wir zügig nach Lleida/Lérida kamen. Nachdem es das Hotel, in dem wir auch schon übernachtet hatten, nicht mehr gab, erkundeten wir uns nach Alternativen. In Spanien findet man kaum Unterkünfte in den Vororten; alles konzentriert sich aufs Zentrum. Wenn man sich aber in einer Stadt nicht auskennt, ist es mit dem Auto nicht einfach, im engen Chaos einer unbekannten Stadt, auf Suche zu gehen.
Spanien hat viele einsame Gebiete in denen kaum Häuser stehen, denn die Zivilisation konzentriert sich vorzugsweise auf einen dichtbesiedelten Punkt. So fährt man oft bis zur Ortstafel durchs Nichts und genau hinter dem Schild reihen sich dichtgedrängt die Wohn- und Geschäftshäuser. So entschieden wir uns, weiterzufahren und in den Dörfern entlang unseres Weges nach einer Unterkunft zu suchen. Dabei wurde es allerdings sehr spät, bis wir ein kleines Hotel fanden. Das touristische Sportfischerdorf Mequinenza bot uns alle Vor- und Nachteile spanischen Lebens. Auch abends um 11 fanden wir problemlos noch ein Lokal, um zu essen und teuer war es auch nicht, halt typisch Spanisch: es wurden gute, aber eher einfache Gerichte serviert.

 

Am nächsten Morgen verliessen wir das schöne Dorf entlang seines Stausees, welcher durch einen Damm im Rio Ebro entstand. Wie immer, war unsere Fahrt durch das Landesinnere Spaniens sehr abwechslungsreich und unglaublich lohnenswert. Um Teruel bestaunten wir die Farben und Formen der Felsen, welche vom Fluss Turia geschliffen worden waren. Die Erde entlang unseres Weges, bot dieselbe Farbenpalette; von rot bis weiss, braun und ocker. Abgesehen von bewaldeten Hügeln, sah die Landschaft meist trocken und karg aus. Dies lag wohl daran, dass die Felder bereits abgeerntet waren und deshalb nicht mehr bewässert wurden.

 

Am Abend erreichten wir das malerische Alcalá del Júcar, ein bildhübsches Dörfchen, das sich an die Flanke einer Schlucht schmiegt. Es ist ein touristischer Ort, der viele Leute aus der Umgebung anzieht und deshalb war der Samstagabend sicher nicht der beste Tag, um nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Obwohl es viele Hotels und „Hostales“ gab, dauerte es eine Weile, bis wir ein Zimmer fanden. Nun konnten wir uns unter die Menge mischen, die auf der Promenade nahe des Flusses flanierte, um zu sehen und gesehen zu werden. Dort unten war es spürbar kühler – oder sollen wir sagen: weniger heiss? – als in den engen Gassen zwischen den Häusern des steilen Dorfes. Weder diese, noch die Stufen, konnten die Einheimischen hindern, sich dort mit ihren Jeeps, Quads und Motorrädern hinauf zu zwängen.

 

Unser letzter Tag unterwegs war so faszinierend, wie die zwei vorhergehenden. Er führte uns auch durch ein grosses Gebiet, auf welchem Buschbrände gewütet hatten. Der Anblick von toten schwarzen Bäumen auf weissen Kalkhügeln war recht bewegend. Glücklicherweise waren aber bereits die ersten Anzeichen von neuem Grün sichtbar, welches aus der Asche spross.

 

Nochmals zu Natsun in Vera Playa

 

Es war der 23. September 2012, als wir wieder in Vera Playa eintrafen. Wir kamen hierher um den Rest des Jahres im Natsun zu verbringen, der FKK Siedlung direkt am Meer, wo wir schon recht viel Zeit verbracht hatten. Die niederländischen Eigentümer Hedi und Jan hiessen uns herzlich willkommen und nachdem wir dieselbe Wohnung wie beim letzten Mal bekamen, fühlten wir uns gleich wie zu Hause. In den folgenden Tagen trafen wir viele bekannte Gesicher, welche wir von unseren früheren Aufenthalten her kannten und es war schön, sie wieder zu sehen.

 

Nachdem wir so viele Niederländisch geführte FKK Plätze in Frankreich besucht hatten, sind wir doppelt beeindruckt, wie erfolgreich Hedi und Jan Natsun führen. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Landsleute, schaffen sie es, dass die Anlage weit über die Hauptsaison hinaus sehr gut belegt ist. Natsun’s Kundschaft stammt aus ganz Europa, ausser in der Hauptsaison, wenn es hier fast nur Spanier hat. Dies steht in starkem Kontrast zu den meisten Ferienanlangen in holländischem Besitz, welche wir in Frankreich gesehen hatten: dort kriegt man den Eindruck in einer niederländischen Kolonie zu sein.

 

Ein weiteres Mal genossen wir die tolle Aussicht von unserer Terrasse und den FKK Strand direkt davor. Für uns, die wir kein festes Zuhause haben, war es einfach schön, wieder einmal in einer grösseren Wohnung zu leben, die wir etwas unsere eigene machen konnten. Da wir die Umgebung bereits gut kennen, wollten wir einfach nochmals etwas zurücklehnen und eine Reisepause geniessen, sozusagen als “resting rovers”.

 

Freud und Leid so nah beieinander

 

Wir genossen unseren dritten Aufenthalt in einer von Natsun’s Attikawohnungen in Spaniens  Badeort Vera Playa in vollen Zügen. Bei unserer Ankunft am 23. September 2012 war es sonnig und warm und so blieb es recht lange. Während unseres vier monatigen Aufenthaltes genossen wir bis zu sieben Wochen am Stück ohne einen Tropfen Regen. Wenn es aber einmal regnete, kam dafür gleich die ganze Statistik auf einmal. In der Sommerhitze war der Boden knochentrocken geworden und konnte die riesigen Wassermengen nicht mehr absorbieren, die am 28. September 2012 bei heftigen Regenfällen im Landesinnern Andalusiens und Murcias herunter prasselten. Viele Küstenabschnitte zwischen Valenzia und Malaga waren innert Minuten überflutet.

Wir hatten riesiges Glück, dass Vera Playa’s FKK Siedlungen davon verschont blieben. Bloss einen Kilometer von uns entfernt, ereignete sich eine gewaltige Naturkatastrophe, die Menschen in den Tod riss und enormen Sachschaden verursachte. Brücken, Fahrzeuge und kleine Gebäude wurden weggespült wie Spielzeuge. Keller, Tiefgaragen und tausende von Wohnungen standen bis zur Decke unter Wasser. Allein in Vera gab es mehrere Todesopfer und zudem wurden etwa 4000 Wohnungen und 900 Autos verwüstet. Während der nächsten paar Wochen sah es überall chaotisch aus, obwohl die Behörden im Schnellzugstempo aufräumten und Brücken, sowie Strassen wieder instand stellten. Bereits drei Wochen später war der 40km lange Umweg, um das Nachbardorf Garrucha zu erreichen, nicht mehr notwendig. Wenn sich diese Katastrophe in der Schweiz ereignet hätte, hätten die Behörden wohl Provisorien erstellt um sich damit Jahre-, wenn nicht sogar Jahrzehnte, einzuhandeln, in denen man über eine definitive Lösung argumentieren könnte!

 

Den ganzen Oktober über war es wieder sonnig und warm, was man vom November hingegen wieder ganz und gar nicht sagen konnte. Edith und Kari, die uns ab Mitte Oktober für zwei Wochen besuchten, fanden dies natürlich super. Es war bereits ihr zweiter Aufenthalt in Natsun und sie genossen den Strand wiederum in vollen Zügen. Zudem zeigten wir ihnen noch ein paar touristische Höhepunkte in der Umgebung. So z.B. Lubrin und die „Wüste“ bei Tabernas, oder die Küstenabschnitte um die Ortschaften Mojacar, Agua Amarga und Puerto de Mazarron.

 

Kaum waren unsere Besucher abgereist, trafen mehr und mehr der jährlich wiederkehrenden Winterflüchtlinge des nördlicheren Europas in Vera Playa ein. Häufig trafen wir uns mit altbekannten Freunden und tauschten bei einem Kaffee, oder Abendessen, sei es zu Hause in unseren Ferienwohnungen, oder in einem Lokal, Neuigkeiten aus. Viele profitierten davon, dass Heinz kleine Computerprobleme lösen kann, auch wenn es sie weniger begeisterte, dass er zwar helfen, jedoch nicht erklären konnte, was er genau gemacht hatte.

 

Im Dezember und Januar war es wieder sehr sonnig und für die Jahreszeit recht warm. Somit verbrachten wir viel Zeit im Adams- bzw. Evas-Kostüm draussen in der Sonne. Dabei hätten wir uns eigentlich mit der Planung unserer Weiterreise beschäftigen sollen.

 

Spanien: vier Tage quer durchs Land

 

Am 25. Januar 2013 war dann aber alles für unsere diesjährige Reiseroute organisiert und wir verliessen unser Paradies in der Sonne. Auf der Autobahn fuhren wir bis Huercal-Overa, wo wir die Hauptstrasse Richtung Albox nahmen. Je weiter wir ins Landesinnere kamen, umso düsterer wurde das Wetter und schlussendlich hatte es sogar Nebel. Die Bemerkung unseres Lonely-Planet-Reiseführers bestätigte sich voll und ganz: „das sonnige und trockene Winterklima betrifft nur einen schmalen Gürtel entlang Spaniens Südküste. Das Landesinnere hingegen, bekommt viel Regen – ausser dieser wird zu Schnee“. Wir wissen ja, dass grosse Teile des Landes auf Hochplateaus (zwischen 800-1‘500 m.ü.M) liegen und deshalb sorgten wir uns ein wenig, im Schnee stecken zu bleiben.

Zu Beginn war es noch sonnig, doch wir kamen immer mehr in den Nebel. Dazwischen erlebten wir ein spektakuläres Phänomen, welches wir vorher noch nie gesehen hatten; nicht ein Regenbogen, sondern ein Nebelbogen leuchtete über dem Stausee Embalse de Negratin. Es sah sehr mystisch aus. Die Nebenstrasse A-315 führte uns an vielen Olivenhainen und später, bei Pozo Alcón an faszinierenden Felsformationen vorbei. Die Nacht verbrachten wir im historischen Städtchen Úbeda. Wie schon so manches Mal in Spanien, verklemmten wir uns mit dem Auto bei der Hotelsuche fast in einer der vielen typisch engen Gassen. Entnervt fragten wir im einzigen Hotel das wir fanden, einem noblen Viersterne- Schuppen. Glücklicherweise war er wegen eines Kongresses ausgebucht und so beschrieb man uns den Weg zu einem preiswerten Hotel. Zu unserer Freude war auch das dortige € 50 Zimmer sehr nobel und gross. Weil das Wetter nicht sehr einladend war, klapperten wir bloss die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab, obwohl Úbeda sicher mehr Zeit verdient hätte.

 

Tags drauf folgten wir der Strasse A-301. Nachdem wir einen Tunnel durchquert hatten, liessen wir den Nebel hinter uns und kamen in die Sonne. Obwohl die Vegetation Winterpause hatte, beeindruckte uns das vielseitige Farbenspiel der grossen Felder und Äcker mit ihren unterschiedlichen Erdböden. Wie immer, wählten wir vorwiegend Nebenstrassen, kamen jedoch trotzdem sehr schnell vorwärts, da es kaum Verkehr hatte und die Strassen gut ausgebaut waren. Als wir auf Alcázar de San Juan zufuhren, kamen immer mehr alte Windmühlen in unser Blickfeld. Wir besichtigten die Gruppe der vier San Antonio Windmühlen auf einem Hügel direkt neben der Stadt. Diese Mühlen waren restauriert und dem Tourismus zugänglich gemacht worden. Von dort aus hatte man auch eine phantastische Sicht auf die Umgebung, die wir bei 20°C und im besten Licht geniessen durften.

 

Als es dunkel wurde, erreichten wir die Ortschaft Huete und so blieben wir über Nacht dort, zumal wir gleich am Dorfrand ein Hotel fanden. Später, als wir durch das Dorf schlenderten, entdeckten wir einige Restaurants und viele adrette Gebäude. Am nächsten Morgen fuhren wir erneut im Nebel los, weshalb wir leider nicht viel von der seenreichen Landschaft mit ihren bunten Gesteinsschichten sahen.

Um die Mittagszeit erreichten wir das historische Städtchen Sigüenza, welches jedes Touristenherz höher schlagen lässt. Es war gerade Markttag und wir schlenderten durch die engen Gassen hinauf zum Schloss, das über der Altstadt thront.

Bevor wir weiterfuhren, stärkten und wärmten wir uns in einem typisch gediegenen „Comedor“ (Speisesaal), wie man sie oft hinter lärmerfüllten Bars versteckt findet.

 

Berge & Schnee: das unerwartete Spanien

 

Bevor wir Soría erreichten, führte uns die Strasse auf über 1‘000 m.ü.M. und wir kamen immer wieder an Schneefeldern vorbei; Überbleibsel des Kälteeinbruchs der Vorwoche. Die zwei Meter hohen Schneestangen entlang der Strasse waren ein deutlicher Hinweis, mit wieviel Schnee man hier rechnen muss. Bei 3°C wurden wir heute noch knapp vom Schnee verschont, wir erhielten aber mehr als genug Regen.

Da es schon um 18 Uhr dunkel wurde, verliessen wir die Strasse N-111 und fuhren hinauf ins Dorf Viguera, welches über dem Iregua Tal liegt. Obwohl der Ort winzig ist, gab uns die Dorfstrasse wiederum das Gefühl, durch ein Schlüsselloch zu fahren. Besorgt, dass wir unser Auto verklemmen könnten, setzten wir zurück und parkten etwas ausserhalb. Wir fragten in der einzigen offenen Kneipe nach einem Zimmer und danach war alles ein Kinderspiel. Die Señora hinter dem Tresen brachte uns zu einem nahegelegenen Haus. Dann telefonierte sie etwas herum und beorderte einige Einheimische, ihre Autos aus dem engen Labyrinth zu manövrieren. Nun half sie uns auf einem Strassenstück, direkt vor der Eingangstür eines anderen Hauses, einzuparken. Nun blockierten WIR den Verkehr in der engen Gasse. Es erübrigt sich schon fast, darauf hinzuweisen, dass es nur in der Bar dieser Dame etwas zu essen gab. Leider hatten die Elfen von Viguera den Speisesaal gemietet und so blieb uns nur die Bar, wo wir zwischen deren fussballverrückten Ehemännern Tapas essen konnten. Alles in allem; ein sehr authentisch spanisches Erlebnis.

 

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne und wir bewunderten die Felsformationen, die den Iregua Talkessel einrahmen. Die roten Felsen haben erstaunlich runde Formen und erstrecken sich für einige Kilometer entlang des Tales, nachdem zwei steile Felsklippen ein regelrechtes Schluchttor bilden.

Als wir der Strasse NA-120 westlich von Pamplona folgten, kamen wir wieder auf über 1‘000 m.ü.M.. Hier lag gerade genug Schnee, dass die Eltern mit ihren Kindern schlitteln konnten.

 

Eine Umleitung brachte uns zum Dorf Saldia. Wir waren überrascht, als wir sahen, dass die Häuser auf dem Hügel fast genauso aussahen wie diejenigen im Schweizer Engadin. Kurz bevor wir in der Nähe des Pyrenäenörtchens Ainhoa die Französische Grenze erreichten, offenbarte sich uns ein Blick bis hinunter zum Atlantik. Einmal mehr hatten wir Spanien als ein sehr vielfältiges und friedliches Land erlebt, zumindest abseits der Autobahnen entlang der Küste. Wir fühlten uns auch diesmal dafür belohnt, dass wir uns Zeit genommen haben, nicht nur auf der Autobahn an allem vorbeizurasen, und wir können allen empfehlen es uns gleichzutun.

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Frankreich: Besuch bei einer guten Bekannten

Am 28. Januar 2013 erreichten wir Frankreich. Dieses Mal wollten wir auf der Durchreise nach Grossbritannien einen Monat bei „La Grande Nation“ verbringen.

 

Unser erster Halt galt dem malerischen Dorf Sarre, kurz nach dem Grenzübertritt von Spanien nach Frankreich. Für diesen Abend hatten wir uns in St. Jean-de-Luz, direkt beim Zentrum, ein Zimmer reserviert. Natürlich hatten wir hohe Erwartungen, von der französischen Gourmetküche profitieren zu können, hatten aber vergessen, dass das französische Baskenland seine Kultur mit Spanien teilt. So endeten wir in einem Lokal indem wir, umgeben von Spaniern und anderen Touristen, ein typisch spanisches Abendessen vorgesetzt kriegten. An einem so touristischen Ort scheint das Angebot an Speiselokalen schier unendlich. An einem Montagabend im Januar hingegen, ist die Auswahl recht bescheiden. Am nächsten Morgen schlenderten wir noch einmal durch den adretten Fischerhafen, die alten Gässchen, die gedeckte Markthalle und entlang der stattlichen Herrenhäuser am Strand, von denen viele über eine Holzbrücke mit dem mächtigen Damm verbunden sind, der sie vor den Gewalten des Atlantischen Ozeans schützen soll. Obwohl es mit 10°C ziemlich kühl war, wimmelte es in den Wellen von Surfern.

 

Etwa 25km weiter nördlich besuchten wir auch die hübsche Stadt Bayonne mit ihren vielen, im baskischen Stil gebauten Fachwerkhäusern. Obwohl wir auch hier auf Nebenstrassen fuhren, fanden wir die Landschaft nicht mehr so spektakulär. Wir kamen vor allem durch Landwirtschaftsgebiet mit Wiesen und Äckern und immer wieder mal durch platanengesäumte Alleen.

 

Als nächstes übernachteten wir in Agen, welches in Frankreich für seine Pflaumen weltbekannt ist. Einen höheren Stellenwert hatte für uns hingegen das leckere Abendessen, das uns in einem Lokal mit Sternekoch serviert wurde. Wir wurden wieder einmal dafür belohnt, dass wir das dicke Buch von Gault-Millau mitschleppen.

Weniger lohnenswert fanden wir hingegen unseren Umweg zu zwei Dörfern die beide die Auszeichnung trugen: “un des plus beaux villages de France” (eines der schönsten Dörfer Frankreichs). Es ist sicher auch Geschmackssache, aber wir fanden einige nicht-klassifizierte Dörfer entlang unseres Weges,  wie z.B. Montignac, viel schöner.

 

Unumstritten ist hingegen die Attraktivität der Hauptstadt des Departements Dordogne: Périgueux. Dort verbrachten wir die nächsten zwei Tage, was kaum genug Zeit war, um all die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden und sicherlich zu wenig, um auch nur in einem Bruchteil der vielen guten Restaurants zu essen.

 

Im Loire Gebiet: ein malerisches Ferienhaus über einem reissenden Gewässer

 

Den ganzen Tag durch Regen fahrend, erreichten wir am Abend des 1. Februars 2013 unser erstes Ferienhaus in Frankreich. Es lag in der Provinz Tourraine und nicht ganz ungewöhnlich für eine ehemalige Mühle, direkt über einem kleinen Bach. Genau gesagt war die Veude, wie der Bach heisst, momentan ziemlich reissend und auch ziemlich hoch. Verursacht durch anhaltende Regenfälle, waren momentan viele Gewässer über die Ufer getreten und viele Felder überschwemmt.

 

Bei unserer Ankunft im Ferienhaus war das Feuer im Kamin bereits entfacht. In dieser gemütlichen Atmosphäre war es entspannend, dem reissenden Gewässer zuzusehen, das unter unserem Wohnzimmer durchfloss. Dankdem das Wohn-Esszimmer auf drei Seiten grosse Fenster hatte, hatten wir eine tolle Aussicht. Der Bach verschwand zwischen den Bäumen aus unserem Blickfeld, aber da diese momentan keine Blätter trugen, konnten wir dem Strom noch weit nachsehen. Nicht nur das Gewässer, das unter dem Ferienhaus durchfloss, sondern auch der Kamin, war sehr speziell. Er war zwischen dem Wohn- und dem Schlafzimmer eingebettet und  von beiden Seiten mit grossen Glastüren erschlossen.

 

Unsere Mühle befand sich in der Nähe der Ortschaft Richelieu, die vom gleichnamigen Kardinal als ideale Stadt gegründet wurde. Genauso wie die katholische Kirche selbst, war auch das Anwesen in dem der Kardinal wohnte, sehr bescheiden. Die Umfassungsmauern des Schlosshofes existieren immer noch und messen bloss etwa 10 Kilometer in Umfang!

Ein anderes interessantes Erlebnis, war der Markt im nahegelegenen Ort Lencloître. Fast alles was man sich vorstellen kann, wurde dort feilgeboten; von lebenden Tieren, über Flohmarkt-Gegenstände, zu Textilien und raffinierten Speisen. Danach fuhren wir weiter nach Loudun, einem schönen mittelalterlichen Städtchen voll historischer Gebäude. Etwa gleich alt sind die Städte Chinon und Loches. Bei beiden thronen mächtige Schlösser über der Altstadt.

 

Rennes: die charmante Hauptstadt der Bretagne

 

Unsere neun Tage in der umgebauten Mühle vergingen wie im Flug und schon kam der 10. Februar, unser Abreisetag. Es regnete, als wir nach Rennes weiterfuhren, doch schon am nächsten Tag schien wieder die Sonne und wir konnten die fast von Studenten dominierte Hauptstadt der Bretagne in vollen Zügen geniessen. Es ist eine extrem saubere und adrette Stadt mit sehr effizienten öffentlichen Verkehrsmitteln.

In der Altstadt von Rennes findet man viele jahrhundertealte Fachwerkhäuser. Einige wurden momentan gerade restauriert wobei ihre fragilen Holzbalken bedenklich ungesichert freilagen. Zudem sahen wir auch ein paar ausgefallene moderne Gebäude, wie beispielsweise den Bahnhof, oder Bretagnes Nationaltheater und das Museum. Bei der Mehrzahl der Gebäude handelt es sich aber um dreihundert jährige Stadthäuser, die nach einem verheerenden Grossbrand im Jahr 1720 erbaut wurden. Zu den herausragendsten Bauwerken gehören sicher das Rathaus und die gegenüberliegende Oper, sowie das Parlamentsgebäude der Bretagne, gleich ums Eck. Unsere „Stadtwanderung“ war sehr ausgedehnt und fühlte sich an, als ob wir 30km zurückgelegt hätten. Nur wenn Hunger aufkam, machten wir Pause. Zum Mittagessen gab es natürlich Crêpes, die Nationalspeise der Bretonen, aber am Abend liessen wir uns in einem edlen Lokal verwöhnen. Bereits am Sonntagabend hatten wir sehr gut gegessen, wenn auch etwas bescheidener. Wir waren „beim Schwein“, Léon le cochon.

 

Auch wenn die Stadt Rennes recht gross ist, so ist das Stadtzentrum doch sehr kompakt und wir hatten das Gefühl, auf unserem 30km Rundweg alles gesehen zu haben. Deshalb beschlossen wir, auf einen dritten Tag zu verzichten und abzureisen. Wir machten einen Umweg über St. Brieuc und nach Lannion, wo wir bereits im letzten Jahr gewesen waren. Nun regnete es wieder und vielleicht lag es auch daran, dass uns St. Brieuc nicht besonders gefiel. Wir bekamen hingegen ein vorzügliches Mittagessen und als wir bei der Pointe de Roselier, nah Plérin ankamen, liess der Regen nach und eröffnete uns eine tolle Aussicht über die Bucht von Brieuc.

 

Am Abend hatten wir etwas Mühe ein passendes Hotelzimmer bei Lannion zu finden. Bis wir endlich irgendwo eingecheckt hatten, war es schon fast Zeit um zurück zum Lokal zu fahren wo wir uns, bereits auf der Durchfahrt vor zwei Stunden, einen Tisch reserviert hatten. Heinz hatte sich gewünscht, noch einmal im Restaurant „Ville Blanche“ zu speisen, welches wir im letzten März entdeckt hatten.

 

Cap Sizun: Ferienhaus im Süden von Finistère

 

Am 13. Februar 2013 fuhren wir von Lannion via Huelgoat zur Halbinsel Cap Sizun. In der Nähe von Mahalon hatten wir für eine Woche ein adrett renoviertes, zweistöckiges Ferienhaus gemietet. Es war Teil eines alten Gehöfts und bot allen Luxus, von dem die früheren Bauern nur träumen konnten. Wir trafen an einem Regentag ein und die Vorhersage versprach keine Besserung. Trotzdem war es aber bereits am nächsten Morgen sonnig und so blieb es auch für die nächsten zehn Tage. Als typische Touristen konnten wir nicht anders, als auszuschwärmen und eine Sehenswürdigkeit nach der andern abzuklappern. Die einzige, die uns etwas enttäuschte, war die vielgepriesene Spitze der Halbinsel „Pointe du Raz“, welche als eine der „grandes sites de France“ gilt. Nun, zumindest im Februar konnten wir gratis parken und die etwa 40 Geschäfte waren noch geschlossen. Dies alles war ein deutlicher Hinweis darauf, wie über-touristisch es hier im Sommer zugehen muss. Der Titel, der wahrscheinlich meistbesuchten Attraktion der Bretagne, macht diese Felsnase auch nicht schöner. Auf uns jedenfalls, machten die anderen Aussichtspunkte des Cap Sizun, wie z.B. die „Pointe du Van“, „- de Brézellec“ und „- de Penharn“ mit ihren Landschaften viel mehr Eindruck. Diese befinden sich alle an der Nordküste, die von Klippen dominiert ist. Aber auch die Küstenlandschaft an der Südküste des Cap Sizuns; einer Mischung aus Sandstränden und Felsformationen, ist sehenswert. Hier folgten wir dem Meer bis zu den Leuchttürmen an der „Pointe de Penmarc’h“ und besuchten danach die Stadt Quimper mit ihren tollen Fachwerkhäusern. Dies ist eine wunderschöne Stadt, aber auch der Hafenort Audierne und Pont Croix im Inland haben uns so gut gefallen, dass wir mehr als einmal hinfuhren.

 

Am nächsten Tag besuchten wir Douarnenez. Der Ort selbst hat uns zwar mehr aus der Ferne beeindruckt, doch die Aussichtspunkte der näheren Umgebung waren umso atemberaubender. Besonders gut gefallen haben uns der Strand bei „le ris“ im Osten der Stadt, sowie im Westen die Landzungen „Pointe de la Jument” und „Pointe de Millier”.

 

Uns erscheint die Bretagne überhaupt nicht unterentwickelt, ganz im Gegenteil. Wie auch immer, sowohl das „gîte“ in dem wir momentan wohnten, als auch unser letztes Ferienhaus im Loire-Tal, waren beide von einem EU-Fonds mitfinanziert, der wirtschaftlich rückständige Regionen unterstützt. Es scheint, als ob dieser Fonds die Bretagne in Lichtgeschwindigkeit ins einundzwanzigste Jahrhundert katapultiert hätte und zudem Globetrottern mit mehr Zeit als Geld die Möglichkeit gibt, sich mit luxuriösen Ferienhäusern zu verwöhnen.

 

Pays de Léon: die westlichste Halbinsel der Bretagne

 

Am 20. Februar 2013 war es wieder Zeit, unsere Residenz zu wechseln und so fuhren wir im schönsten Sonnenschein in den Norden der Provinz Finistère. Entlang des Weges besuchten wir das historische Steindorf  Locronan, die Stadt Châteaulin an den Ufern des Flusses Aulne, sowie Pleyben mit seiner alten Kirche. Am Abend erreichten wir unser nächstes „gîte“. Es lag etwas ausserhalb von Plouguerneau und war Teil eines Weilers in dem die meisten der alten Steinhäuser liebevoll renoviert und zu Ferienhäusern umgebaut worden waren. Obwohl wir das kleinste Häuschen reserviert hatten, bot es doch mehr als wir brauchten. Es war sehr gut isoliert, wenn auch nicht ganz so gut, wie unsere letzten zwei Ferienhäuser. Wenn es um Isolation und Bauvorschriften geht, scheint es fast, also ob Frankreich inzwischen noch strikter sei, als die Schweiz. In neu gebauten, oder neu umgenutzten Ferienhäusern, gehört eine kontrollierte Lüftung mittlerweile zum Standard. Sowohl die Lage, als auch Grösse und Anzahl von Toiletten und Duschen sind genau vorgegeben.

Auch Recycling wurde in Frankreich zu einer Tugend. Auf vielen Artikeln wird angegeben, wie viele Gramm und wieviel Prozent der Verpackung rezykliert werden können und wie wenig fortgeworfen werden muss. Wenn man also etwas ungesundes kauft, braucht man überhaupt kein schlechtes Gewissen mehr zu haben: je mehr man davon isst, umso mehr trägt man zu einer umweltfreundlichen Entsorgung bei. Jetzt weiss man genau, in wieviel Gramm wiederverwertbarem Aluminium und Karton die Kekse eingepackt waren.

 

Das Erkunden der Umgebung ist eine gute Methode um Kalorien zu verbrennen – vorausgesetzt man verlässt das Auto. Die Küste westlich und nördlich von Brest ist wiederum atemberaubend; vor allem zerklüftete Felsen, die ab und zu mit weissen Sandstränden durchzogen sind. Da die Westküste recht heimtückisch ist, findet man hier viele Leuchttürme die helfen, das Risiko für Schiffe zu minimieren. Während unserer ersten Tage war es zwar sonnig, aber gleichzeitig kalt und windig. Nichts-desto-trotz; wir zogen Mütze und Handschuhe an und genossen die vielen Wanderwege entlang der Küste. Die Leuchttürme und die Klosterruine bei der Landzunge „Pointe de St-Mathieu“ haben uns sehr beeindruckt. Dasselbe gilt für die bizarren Felsen ausserhalb von Le Conquet und Pointe de Corsen, dem westlichsten Punkt des Französischen Festlands. Etwas weiter nördlich an der Küste, bewunderten wir die beiden Ufer der „Flussmündung“ des Ildut. Sie bildete hier einen sogenannten Ria, bzw. „Aber“, wie man dies auf Bretonisch nennt. Der Ausdruck Ria steht für ein gezeitenabhängiges Flusstal, das nicht von Gletschern geformt wurde. Ebbe und Flutabhängig sieht es entweder aus wie ein gigantischer Fjord, oder aber wie ein braunes Sumpfbett. Wegen der Gezeiten kann sogar ein kleiner Bach zu einem grossen Wasserbecken anschwellen, welches mehrere dutzend Kilometer ins Landesinnere reichen kann.

 

Nach dem Aber Ildut erkundeten wir die Küstenlinie zwischen Porspoder und Portsall, die nicht minder faszinierend ist. Nachdem wir noch die Aber Benoît und Aber Wrac’h überquert hatten, kehrten wir wieder in unser Ferienhaus zurück, welches ebenfalls unweit von spektakulären Küstenlandschaften lag.

 

Nach einer Woche ging unsere Reise weiter ins Hafenstädtchen Roscoff. Hier verbrachten wir zwei Tage in einer Frühstückspension (chambre d’hôte), bevor wir die Autofähre nach Grossbritannien nehmen wollten. Unsere Unterkunft befand sich auf halbem Weg zwischen den Orten Roscoff und Saint-Pol-de-Léon, die beide über einen angenehmen, zwei Kilometer langen Spazierweg erreicht werden konnten. Während wir letztere besuchten, bewunderten wir die herausgeputzte Altstadt und wunderten uns darüber, wie viele Defibrillatoren zur freien Verfügung standen; wohl um zu verhindern, dass der Ort zu einem Leichenhaus verkommt. Auf dem Stadtplan, der einen 0,8 km2 grossen Ausschnitt der 7‘000 Seelen-Gemeinde Saint-Pol-de-Léon anzeigt, sind nicht weniger, als 9 Defibrillatoren eingezeichnet! Es scheint, als ob sich die Regierung so sehr davor fürchtet, schuldig gesprochen zu werden, sollte einer ihrer Einwohner sterben, dass sie zuerst Millionen ausgibt um alle am Leben zu erhalten und danach sogar noch mehr, um deren Überleben im Pflegeheim zu finanzieren. Wäre es nicht sinnvoller dieses Geld für die Steigerung der Lebensqualität zu investieren, statt für die Verlängerung des Lebens um jeden Preis?


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