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Reisetagebuch Kapitel 23 [Oktober 2011 - Februar 2013] (Als Touristen und Naturisten durch Europa: Teil 2 - Teil 1) |
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Schweiz: sonnige, abgelegene Täler; Teil 1: herbstliches Engadin
Viele
unserer Verwandten und Freunde glauben wohl, dass wir ein bisschen verrückt
sind, sonst hätten wir sicher nicht 1999 in einem „eher zarten Alter“ (37/40)
unsere Jobs hingeschmissen, um permanente Weltenbummler zu werden. Was wir aber
jetzt vorhatten, ist auf der einen Seite ganz normal, könnte aber auf der
anderen Seite von einigen Leuten als verletzend empfunden werden. Genauso wie
viele Auswanderer die wir kennen und die auch schon über zehn Jahre im Ausland
leben, wollten auch wir nun einmal Ferien in unserem Heimatland machen, statt
einzig Freunde und Familie zu besuchen. Deshalb organisierten wir uns still und
heimlich ein paar schöne Ferienwohnungen in abgelegenen Tälern, hoch im
Gebirge. Es wird für uns eine interessante Erfahrung sein, den Winter auf diese
Art in der Schweiz zu verbringen.
Da
wir von Chamonix her kommend, am 13. Oktober 2011 in der
Schweiz eintrafen, war es eh das Beste,
dass niemand davon wusste, da es für abergläubische ein schlechtes Omen gewesen
wäre! Da sich der erste unserer auserwählten Zufluchtsorte weitab jedes
grösseren Einkaufszentrums befand, gaben wir unsere ersten Schweizer Fränkli
bereits kurz nach der Grenze, im dichtbevölkerten Gebiet zwischen Sion und Brig
aus. Hierzulande ist Heimelektronik im Allgemeinen um einiges preiswerter, als
in der EU. So investierten wir in eine neue Digitalkamera und etwas mehr Hirn
für unseren Laptop.
Weiter
hinten im Wallis beschränkt sich die
Zivilisation auf ein paar einsame Dörfer. Wir übernachteten in einem von ihnen:
Obergesteln. Für nur Fr. 60 fanden wir ein Privatzimmer, welches eigentlich
eine ganze Ferienwohnung war. Es befand sich in einem schwarzen Holzhaus, wie
sie für dieses Tal so typisch sind. Oft steht daneben noch ein bildhübscher
„Spycher“.
Wir
hatten viel Glück, dass der Schnee vom letzten Wochenende schnell wieder
dahinschmolz und die meisten Passstrassen wieder geöffnet werden konnten. Am
nächsten Morgen entschieden wir uns für einen Abstecher über den Grimselpass
nach Meiringen im Berner Oberland. Da der Sustenpass wegen Erdrutschen
geschlossen war, mussten wir zurück ins Wallis, um via Furka- und Oberalp-Pass
ins Bündnerland zu fahren. Brigitte hoffte auf ein weiteres Privatzimmer in der
Nähe von Flims/Laax, doch wir merkten bald, dass es hier so touristisch ist,
dass es bloss Hotels und mächtige Wohnblocks mit Ferienwohnungen gibt. Das lange
Herumfragen lohnte sich nicht, wir mussten schlussendlich trotzdem ein eher
teures, aber nicht besonders gutes Hotelzimmer nehmen – wenigstens war ein
super Frühstück inbegriffen.
Zernez:
eine perfekte Wohnung inmitten einer perfekten Landschaft
Am
nächsten Morgen ging’s weiter nach Davos, von wo wir den wunderschönen Flüelapass
in Angriff nahmen. Auf der Passhöhe hatte es mehr Schnee, als auf jedem anderen
Pass, den wir in der letzten Woche überquert hatten. Wir waren allerdings auf
einer Höhe von 2‘383 Metern über Meer. Keine Stunde später erreichten wir Zernez.
Es war nun der 15. Oktober 2011 und wir bezogen
unser erstes Refugium, welches wir für fast zehn Wochen reserviert hatten. Es
war eine sehr neue 80 m2 grosse Ferienwohnung, die sich im ersten
Stock des Hauses der Eigentümer befand. Alles war sehr grosszügig bemessen und
wir hatten sogar einen sonnigen Südbalkon.
Genauso
begeistert wie von diesem Apartment, waren wir auch von Zernez, welches sich
auf 1‘474 m.ü.M. befindet. Es liegt im Hochgebirgstal Engadin, einer der
schönsten und am dünnsten besiedelten Gegenden der Schweiz. Dieses Tal, umgeben
von beeindruckenden Gipfeln, liegt im östlichsten Teil des Landes, direkt am
Tor zum einzigen Nationalpark.
Obwohl
Zernez, als drittgrösste Ortschaft der Schweiz, so gross ist wie der Kanton
Zug, leben hier nur etwas mehr als 1‘000 Einwohner. Es ist ein wenig
touristisch, aber in einem angenehmen Mass. Gerade touristisch genug, dass die
notwendige Infrastruktur zur Verfügung steht, die man sich für einen angenehmen
Urlaub wünscht. Zwei Bäckereien, einen Denner Satellit, sowie einen
mittelgrossen Coop Supermarkt konnten wir bequem zu Fuss erreichen. Für so ein
kleines Dorf findet man im Coop Supermarkt eine sehr gute Auswahl, auch von
erlesenem Fleisch- und Fisch. In der Nebensaison liess sich offensichtlich
nicht alles rechtzeitig an den Mann bringen und so konnten wir oft die besten
Stücke zum halben Preis erstehen, da sie noch vor dem Verfalldatum verkauft
werden wollten. Wenn man zur rechten Zeit am rechten Ort ist, muss auch die
Schweiz nicht zu teuer sein.
Sicherlich,
manchmal konnten auch wir uns nicht um die hohen Preise drücken. Kurtaxen
können so hoch sein, dass sich sogar Bill Gates zweimal überlegen muss, ob
diese nicht sein Budget sprengen. Natürlich möchte man damit in erster Linie
Ausländer ausnehmen. Da die Gleichberechtigung aber im Gesetz verankert ist,
mussten auch wir bezahlen. Auch mussten wir uns wieder ans ausgeklügelte
Abfall-Bewirtschaftungs-Management der Schweiz gewöhnen. Alles was sich zum
Recycling eignet, kann gratis abgegeben werden, doch alles andere wird entweder
per Sack oder per Kilo berechnet. Familien mit Kleinkindern zahlen so ein
Vermögen um ihre Windeln zu entsorgen. Paare und Singles dagegen, kommen mit
ein paar Franken pro Monat durch. Es ist aber eine Kunst für sich, dafür zu
sorgen, dass der Abfall nicht zum Himmel stinkt, bevor der gebührenpflichtige
Kehrichtsack randvoll ist. Zu dumm, wenn bereits am ersten Urlaubstag Knochen,
Gräten, oder Abfälle von Schalentieren auf dem Teller zurück bleiben, wie bei
uns. Der Wolfsbarsch war aber sehr lecker und preiswert …
Goldener Herbst im Engadin
Zernez
liegt im Engadin und es war ein wahrer Glücksgriff, dass wir uns diese Region
als erstes Refugium ausgesucht hatten. Wenn man der Werbung des
Fremdenverkehrsamtes glaubt, gibt es hier mindestens so viele Sonnentage, wie
in Andalusien. Die Temperaturen werden allerdings werbetechnisch geschickt
ignoriert. Es stimmt aber sicher, dass dieses Tal sehr sonnenverwöhnt ist und
dank seiner hohen Lage (auf ~1‘500-1‘800m) im Gegensatz zum Schweizer Flachland
kaum Nebel kennt.
Im
Herbst 2011 gab’s übers Wetter eh nichts zu meckern! Es war aussergewöhnlich
warm und windstill, genauso wie im übrigen Europa. Wir waren genau zur
richtigen Zeit eingetroffen, als die Bäume langsam ihr Herbstkleid anlegten.
Hier oben gibt es nicht viele Laubbäume, sondern vor allem Lärchen die ihre
Nadeln verlieren, welche man deshalb botanisch als Blätter betrachtet.
Während
unserer ersten drei Wochen konnten wir den prächtigen Zyklus der sich färbenden
Bäume verfolgen, wie sie erst gelb, dann orange wurden, bevor sie schliesslich
ihre Nadeln abwarfen. Sie boten einen schönen Kontrast zu den immergrünen
Nadelbäumen. Täglich konnten wir die Sonne geniessen, welche die Temperatur bis
etwa 15°C ansteigen liess. Nachts fiel sie hingegen jeweils deutlich unter den
Gefrierpunkt. Es hat uns überrascht, wie lange die vielen Petunien und
Geranien, die so manchen Fenstersims schmückten, überleben konnten. Erst als die
Temperatur einmal unter minus 10°C fiel, gingen sie alle ein.
Momentan
waren nur noch die Gipfel schneebedeckt, aber bereits zweimal hatte die gesamte
Region unter einer dicken Schneedecke gelegen. Das erste Mal war sehr früh
gewesen: bereits Mitte September. Da musste man sich in Zernez mit einem halben
Meter Schnee abmühen. Er schmolz innerhalb weniger Tage dahin, doch bereits am
9. Oktober gab es eine neue Ladung, die der Vegetation viel Schaden zufügte und
viele Passtrassen temporär unpassierbar machte.
Inzwischen
konnten diese wieder geöffnet werden und wir waren ganz erpicht darauf, diese
gebirgige Gegend zu entdecken, bevor die Pässe für den Winter gesperrt würden.
Dies konnte theoretisch schon nach den nächsten Schneefällen der Fall sein.
Es
gab keinen Tag an dem wir zu Hause blieben. Wir mussten nur noch die richtige
Balance finden, zwischen den Fahrten über die teils schneebedeckten Pässe und
Wanderungen zwischen den Herbstbäumen unten im Tal.
Da
die Schweiz ein kleines Land ist und sich unsere Basis am östlichsten Zipfel
befand, führten unsere Touren oft auch über Italienisches und/oder
Österreichisches Gebiet. Es war eindrücklich, dass man in fast jedem Tal eine
andere Sprache spricht. Schon das Rätoromanisch, welches hier gesprochen wird,
besteht aus fünf so stark unterschiedlichen Dialekten, dass sie standardisiert
werden musste. So wurde „Rumantsch Grischun“ eingeführt. All diese romanischen
Sprachen werden in der Schweiz von kaum 100‘000 Menschen gesprochen und nur
35‘000 betrachten eine davon als ihre Muttersprache. Zu unserem Glück sprechen
sie alle auch Schweizerdeutsch. Die Rätoromanischen Sprachen wurden während des
Mittelalters vom Römischen Reich eingeführt. Aus diesem Grund gibt es im Alpenraum
noch eine Vielzahl weiterer Dialekte, welche zwischen Norditalien und den
Dolomiten im heutigen Slowenien gesprochen werden. Damit das Ganze nicht zu langweilig wird, werden in
den umliegenden Tälern auf beiden Seiten der Schweizer Grenze stark unterschiedliche
Variationen der Italienischen und Deutschen Sprache gesprochen. Es ist nicht übertrieben
zu sagen, dass im 60km Radius um Zernez mehr als zehn verschiedene Sprachen
gesprochen werden. Zudem hatten wir immer wieder die Gelegenheit unser Spanisch
etwas aufzupolieren, da eine der Kassiererinnen im Supermarkt aus Equador
stammt.
Zurück
zu unserem Ausflugsprogramm. Unsere Entdeckungstouren beinhalteten die
folgenden faszinierenden Passtrassen, welche hier alle mit ihrer Höhe in Metern
über Meer angegeben sind: Ofen 2149, Maloja 1815, Julier 2284, Splügen 2113, Lukmanier 1914,
Reschenpass 1507 in Österreich…
halt
halt, das wird Zuviel! Vielleicht erwähnen wir besser nur die höchsten: Flüela
2383, Albula 2312, Bernina 2328, Umbrail 2501, sowie das Stilfserjoch 2760m in
Italien. Alle Pässefahrten belohnten uns mit atemberaubenden Landschaften und
führten oft über unzählige Haarnadelkurven. Auf vielen Passhöhen hatte es ein
wenig Schnee am Strassenrand und wir sahen oft auch leicht gefrorene Seen.
So
stark wir diese Ausflüge hinauf zu beeindruckenden Felsformationen in dünner
Höhenluft genossen, so schön waren auch unsere Wanderungen zwischen den bunten
Bäumen, und genauso genossen wir die vielen traditionellen Engadiner-Dörfer
entlang unseres Weges. Ihr spezieller Charakter wird durch die meist recht
grossen Häuser mit extrem dicken Mauern geprägt. Typischerweise sind die
Aussparungen für die Fenster stark abgeschrägt. Die Gebäude, welche zumindest
früher auch Stall und Heustock einschlossen, sind oft mit umfangreichen
Fassadendekorationen verziert. Entweder waren sie gemalt oder sie wurden als
„Sgraffito“, einem speziellen Verfahren, eingeritzt.
Perfektionismus und Marketing
Der
Aufenthalt in unserem Heimatland machte uns wieder bewusst, wie stark die
Schweizer am Perfektionismus hängen. Ein gutes Beispiel lieferten die
Küchengeräte in unserer Ferienwohnung. Es waren natürlich alles teure Schweizer
Markengeräte. In ganz Europa sind z.B. Geschirrspüler für ca.200 bis 400 Euro
erhältlich. Schweizer entscheiden sich hingegen für Einbaugeräte mit Abdeckung
passend zum Rest der Küche, und diese kosten dann happige 2‘000 bis 4‘000 Euro.
Die Hersteller versprechen eine speziell lange Lebensdauer ihrer Produkte –
sofern sie regelmässig gewartet werden. Um dies so preiswert wie möglich
erscheinen zu lassen, wird für nur 100 Euro pro Jahr ein Service-Paket
angeboten, welches auf 12 Jahre beschränkt ist. Natürlich sind auch in diesem
Zeitraum weder jedes Ersatzteil, noch alle Arbeitsstunden mit eingeschlossen.
Während
unserer Zeit im Engadin sahen wir regelmässig Gämsen, die wie Kühe oder Schafe
weideten. Um sich vor dem Winter zu mästen, schienen sie ihre angeborene Scheu zu
überwinden. Vielleicht waren sie einfach nur schlau und wussten, dass die
Jagdzeit vorbei war.
Ihre
Kumpel, denen das Glück nicht zur Seite gestanden hatte, landeten zum Teil auf
den Tellern der umliegenden Gourmet-Lokale. Entgegen unserer Annahme, gab es in
dieser Gegend eine stattliche Anzahl erstklassiger Restaurants. In einigen war
der Preis ebenso ausschweifend, wie die Qualität der angebotenen Speisen.
Glücklicherweise fanden wir auch ein paar Neu-Einsteiger, die aussergewöhnliche
Gerichte zu gewöhnlichen Preisen servierten. Ein Italienischer Kellner jammerte
über seine vermögenden und berühmten Landsleute. Als Jet Setter suchten diese
die besten Adressen in St. Moritz auf. Leider nicht in erster Linie um gut zu tafeln,
sondern um zu sehen und gesehen zu werden. Wie schade um die Mühe der
Spitzenköche.
Trotz
Finanzkrise und starkem Schweizer Franken ist das Engadin für viele Italiener
noch immer eine beliebte Feriendestination geblieben. Einige Dörfer, wie z.B.
Celerina, sind bei den Einheimischen als „little Italy“ bekannt.
Viele
kommen hierher, um vom aussergewöhnlich sonnigen Klima zu profitieren. Des
Touristen Freud, ist des Bauern Leid. Viele Bewässerungssysteme zeugen davon,
wie trocken das ganze Tal ist. Dieses Jahr war nicht nur aussergewöhnlich
sonnig, sondern auch aussergewöhnlich warm. Konsequenterweise schneite es auch
nicht. Trotz fehlendem Schnee wurde die Skisaison in St. Moritz wie geplant
pünktlich zum 3. Dezember eröffnet. Kunstschnee löste alle Probleme. Einen Teil
davon brachte man ins Stadtzentrum, wo traditionsgemäss in der Fussgängerzone
das “city race” abgehalten wird.
Allzu
viele Skifahrer konnte man bisher noch nicht anziehen. Am zweiten
Dezember-Wochenende änderte sich dies jedoch schlagartig. Es schien, als ob
ganz Polen und Tschechien auf der Hauptstrasse, welche Österreich mit Zernez
verbindet, unterwegs wäre. Von dort fuhren die meisten Polen Richtung Ofenpass,
während einige Tschechen Richtung St. Moritz abzweigten. Später erfuhren wir,
dass sich das nahe Italienische Skiresort Livigno in der Nebensaison mit süssen
Schnäppchen vermarktet – offensichtlich sehr erfolgreich! Vor ein paar Jahren
lockte man halb Dänemark an, da aber Osteuropa eine grössere Armee an willigen
Schnäppchenjägern aufweist, wird nun Polen und Tschechien beworben. Der
Einspur-Tunnel, einige Kilometer ausserhalb von Zernez, welcher Livigno mit der
Schweiz verbindet, verursachte an jedem Winterwochenende über zehn Kilometer
Stau. Mit einem neuen Verkehrskonzept, das die Fahrzeuge an Samstagen zuerst
stundenlang in die eine, und dann in die andere Richtung zulässt, konnte das
Problem entschärft werden.
Im
November begannen die Gewässer zu gefrieren, aber das einzig andere sichtbare
Winterzeichen, waren die Langlauf-Loipen, welche auf den mittlerweile braunen
Wiesen angelegt wurden. Brücken, Schneekanonen, Beleuchtungsmasten und auch
Zahlstellen wurden in Position gebracht. Anscheinend hatte Frau Holle was mit
Nikolaus am Hut; jedenfalls wurde das Engadin am 6. Dezember 2011 von einer
Schneedecke überzogen. Wir genossen es sehr, dass wir unser ausgewähltes
Paradies im Gebirge nun mit einem ganz anderen Gesicht erleben konnten; dem des
Winterwunderlands.
Nun
wurden viele Pässe definitiv über den Winter geschlossen. Um sicher zu stellen,
dass das Engadin ganzjährig erreicht werden kann, werden jedoch viele
Hochgebirgsstrassen ganzjährig geräumt. Einige, wie z.B. der Flüelapass, werden
von privaten Interessengemeinschaften länger offen gehalten. Zum Teil wird dies
von Sponsoren finanziert. Der grösste Teil der notwendigen Finanzen stammt
jedoch vom Kanton und den umliegenden Gemeinden.
Nur
zwei Wochen nachdem der Schnee fiel, war unsere Zeit in Zernez bereits vorbei
und wir waren irgendwie traurig, dass wir bereits weiterziehen mussten.
Ironischerweise hatten wir, den vielen Sonnentagen zum Trotz, heftige
Schneefälle an unserem Abreisetag. Obwohl der Flüelapass immer noch geöffnet
war, beschlossen wir, dass es wohl sicherer sei, den Vereina-Bahnverlad durch den Berg zu benutzen.
Unerwartete Unannehmlichkeiten
Nun,
die Zeit die wir für uns geniessen wollten, schloss auch die Neujahrszeit mit ein.
Da wir uns davor drücken wollten, Hochsaison-Preise zu zahlen, mussten wir die
Skiregionen verlassen. Deshalb entschlossen wir uns, ins Ausland zu fahren,
genauer gesagt ans Deutsche Bodensee-Ufer. Im Internet fanden wir
viele ansprechende Ferienwohnungen, dachten aber, dass wir uns mit Reservieren
überhaupt nicht beeilen müssten, da um diese Jahreszeit eh niemand dorthin führe.
Nun, unser last-minute Versuch, dort etwas zu reservieren, hatte so seine
Tücken. Die meisten möglichen Vermieter fanden irgendeine Entschuldigung,
weshalb sie ihre Ferienwohnung um diese Jahreszeit nicht abgeben könnten. Dort
wo man uns schlussendlich Unterschlupf gewährte, klappte dies auch nur, dank
dem wir bereits vier Tage vor Weihnachten eintrafen und über eine Woche
blieben. Ihre anderen Ferienwohnungen wurden nicht vermietet. Bald dämmerte es
uns; die Süddeutschen haben wohl etwas mehr Sinn für Traditionen als wir.
Unsere
Anreise dorthin war ebenso trickreich, wie die Buchung. Nicht nur im
Bündnerland, sondern auf dem ganzen Weg schneite es und selbst auf der Autobahn
war es weiss. Kurz vor unserem Ziel wurde die Strasse immer glitschiger. Da es
ziemlich steil bergauf ging, waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir noch auf
dem richtigen Weg seien. Zudem fühlte es sich immer häufiger an, als ob wir auf
Schmierseife fahren würden. Deshalb stoppten wir mitten am Berg um Schneeketten
zu montieren und nach dem Weg zu fragen. Nachdem wir dort sahen, dass sogar
stolze Besitzer von 4x4 Fahrzeugen mit brandneuen Winterreifen stecken blieben,
und man uns bestätigte, dass wir auf dem richtigen Weg seien, fühlten wir uns
schon viel besser. Fast eine Stunde mühten wir uns im Dunkeln mit den neuen
Schneeketten ab und kamen danach wenigstens wieder gut vorwärts. Nach wenigen
Kilometern realisierten wir jedoch, dass diese Strasse nach Immenstadt,
nicht nach Immenstaad führte. Also drehen und die Kurven wieder runter! Sobald
wir den Talfuss der Allgäuer Hochalpen wieder erreicht hatten und auf dem
richtigen Weg waren, kamen wir (heute zum ersten Mal) auf eine schneefreie
Schnellstrasse. Somit waren WIR ein Verkehrshindernis, bis wir endlich einen
Platz gefunden hatten, um die Schneeketten zu demontieren.
In
Immenstaad verbrachten wir eine ruhige Woche in einem netten Apartment mit
Sicht über den Bodensee. Wir machten ein paar Ausflüge zu umliegenden Dörfern
und Städtchen wie Lindau, Friedrichshafen und Radolfzell.
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Schweiz: sonnige, abgelegene Täler; Teil 2: winterliches Wallis
Als
wir in die Schweiz zurückkehrten, war das Glück auf unserer Seite. Die
Wetterprognose sagte erneut viel Schnee voraus, weshalb wir uns spontan
entschieden, zwei Tage früher ins Wallis loszufahren. Wir versuchten für zwei
Tage eine Frühstückspension in Obergesteln zu reservieren. Wenn dies geklappt
hätte, wären wir fast eine Woche in diesem Dorf stecken geblieben. Wir gehörten
nämlich zu den letzten, die ihr Auto noch mit dem Bahnverlad durch den Furkatunnel bringen konnten, bevor dieser
wegen Lawinengefahr geschlossen werden musste. Danach kamen wir gerade noch
rechtzeitig durch Obergesteln hinunter ins Tal, nur ein paar Stunden bevor
diese Strasse aus demselben Grund geschlossen werden musste. Eigentlich
bedauerten wir es, dass wir nur ganz kurz in den vielen tiefverschneiten
Obergomser Siedlungen anhalten konnten. Nachdem wir aber am Radio hörten, dass
die Strasse fast direkt hinter uns geschlossen wurde, waren wir dann doch sehr
froh, dass wir ein Zimmer ganz unten im Tal buchen „mussten“. Während wir nun
unsere gemütliche Pension in Niedergampel genossen, kam auch hier einiges an
Schnee runter. Schon wieder hatten wir Glück; der Service unserer Vermieterin
war einmalig; sie grub uns am Abfahrtstag sogar das Auto aus.
Es
war Samstag und zudem noch Silvester, also einer der beliebtesten Wechseltage
für Ferienwohnungen. Zum Glück waren wir nur noch 50km von unserem Ziel
entfernt. Mit dem vielen Schnee auf der Strasse waren wir ganz zufrieden, dass
der meiste Verkehr in die Gegenrichtung unterwegs war. Genauer gesagt;
diejenigen, auf dem Heimweg kamen gar nicht vorwärts. Sie steckten wegen
schlechten Strassenverhältnissen und starkem Verkehrsaufkommen fest. Die
meisten mussten am Strassenrand anhalten um Schneeketten zu montieren, bevor
sie sich in die 10km lange stehende Kolonne hinauf zum Lötschberg Bahnverlad
einreihen konnten. Damit kamen sie aber auch nicht aus der Patsche, im
Gegenteil: sie kamen noch tiefer rein. Die Strasse vor ihnen musste, zusammen
mit dutzenden anderen, noch am selben Morgen wegen starken Schneefällen
geschlossen werden. Und wieder waren wir davon nicht betroffen, da sich unser
Ziel schon wieder in einem trockenen und sonnenverwöhnten Tal befand.
Saas Grund:
viel Sonne und Schnee
Auf
einer Strasse mit relativ wenig Schnee, erreichten wir unsere Ferienwohnung in Saas
Grund. Auch wenn unser neuer Vermieter gerade mit einer grossen Schneefräse
(seinem neuesten Spielzeug) den Parkplatz räumte, hielten sich die Schneemassen
hier doch in Grenzen. Obwohl wir uns
jetzt auf einer Höhe von 1‘560 M.ü.M. befanden, hatte es hier bloss einen
halben Meter Schnee und man sagte uns, dass er erst seit dem 17. Dezember lag.
Stürmische Winde, wie sie hier häufig wehen, haben inzwischen den meisten
wieder weggetragen. Nur dank Frau Holle’s Sinn für Gerechtigkeit, bekam dieses
beliebte Skigebiet letzte Nacht ebenfalls wieder eine weisse Decke.
Unsere
Einliegerwohnung befand sich in einem Ferienhaus mit nur zwei Wohnungen. Dieses
stand in einem kleinen Weiler, von dem wir das Dorfzentrum von Saas Grund über
einen angenehmen Winterwanderweg in etwa 20 Minuten erreichen konnten. Obwohl
das Dorf nur knapp 1‘000 Einwohner hat, gibt es hier drei Supermärkte und mindestens
einer ist auch sonntags geöffnet. Das Sonntags-Verkaufsverbot gilt offenbar in
touristischen Regionen, wie dem Wallis, nicht.
Das
nahegelegene Saas Fee kann zu Fuss in etwas mehr als einer Stunde erreicht
werden. Dieser Ort, sowie Zermatt, sind die
berühmtesten Skiorte der Region. Wie jeder bekannten Urlaubsort, sind sie
einfach daran zu erkennen, dass den weniger als 5‘000 Einwohnern, mehr als 10
Apotheken zur Verfügung stehen. Alle preisen ihre Produkte in hier oft gehörten
Dialekten wie Englisch oder Chinesisch an.
Solche
Ferienorte tun vieles, um ihr gutes Image zu erhalten. Beispielsweise Autofrei
zu sein, ist sicherlich hilfreich. Was in Theorie nach einer guten Idee tönt,
heisst in der Praxis, dass man an diesen Orten keine Angst haben muss, von
einem Auto angefahren zu werden. Man sollte aber unbedingt auf die lautlos
nahenden Elektromobile achtgeben, welche in grosser Zahl herumrasen! Nicht nur
Geschäfte, sondern auch jede einheimische Familie besitzt mindestens ein
solches Gefährt und kein Weg scheint zu kurz, um dieses zu verwenden. Aber
Autos gibt es da tatsächlich keine, sie sind alle in riesigen mehrstöckigen (teuren)
Parkhäusern, ausserhalb des Dorfes, abgestellt.
Verglichen
mit Saas Fee und Zermatt, fühlt sich Saas Grund zwar immer noch touristisch,
aber ansonsten wie ein ganz normales Dorf an, trotz der vielen Ferienwohnungen
und Hotels.
Während
unserer ersten Woche waren die Touristenunterkünfte brechend voll, aber nach
der ersten Januarwoche war es hier ähnlich wie in Südspanien; die meisten
Wohnungen standen nun leer – nur diejenigen mit konkurrenzfähigen Preisen
füllten sich, vor allem mit Deutschen, Holländern und Engländern. Des Weiteren
verbringen auch viele Italiener und Franzosen ihren Urlaub in dieser Gegend.
Trotz all dem Gerede über den starken Schweizer Franken und den schwachen Euro,
entscheiden sich immer noch etliche Ausländer für Ferien in der Schweiz.
Solange die Qualität stimmt, scheinen viele gerne etwas mehr zu bezahlen, erst
wenn sie für das Entsorgen des Abfalls extra zahlen müssen, beginnen sie zu
jammern…
Abgeschnitten!
Schon
bald kam mehr Schnee und auch unser Dorf war wegen Lawinengefahr für ein paar
Tage vom Rest der Welt abgeschnitten. Wir wollten uns ja in einem schwer
zugänglichen Landesteil zurückziehen – also eigentlich haben wir das Ziel
perfekt erreicht! Im Ernst: in Saas Grund fiel eigentlich gar nicht so viel
Schnee. Am Radio vernahmen wir jedoch, mit welch riesigen Schneemengen die
umliegenden Täler zu kämpfen hatten. Wir waren also bloss wegen den
Zufahrtsstrassen abgeschnitten. Wiederum mussten dutzende geschlossen werden,
einige für ein paar Tage, andere für eine ganze Woche.
Von
unserer Vermieterin erfuhren wir, dass das Saasertal, zusammen mit den anderen
Südtälern, ein trockenes und sonniges Mikroklima geniesst. Es war uns schon
aufgefallen, dass auch hier viele Wiesen mit Bewässerungssystemen ausgestattet
sind. Wir hörten, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn es über mehrere Wochen
keine Niederschläge gibt. Wenn der Schnee dann einmal kommt, bleibt er wegen
der tiefen Temperaturen den ganzen Winter über. Dies ist genau, was
sonnenhungrige Wintertouristen suchen. Mittlerweile entwickelte sich daraus ein
wichtiger Industriezweig: eine riesige Geldmaschine, die auch die vielen
Schneekanonen finanziert, damit die Kohle weiterhin hereinschneit.
Obwohl
der diesjährige Winter bis Ende Januar deutlich wärmer war, als ein
Durchschnittlicher, war es auch ein Winter der den Gebirgsregionen deutlich
mehr Schnee brachte, als üblich. So wie unser Tal oft am meisten Sonne hat,
bekommen andere meist überdurchschnittlich viel Schnee. Im starken Gegensatz
zum Saasertal, wo es grade mal einen halben Meter Schnee hatte, wurde das Lötschental und das Obergoms mit mehr als fünf Metern
„beglückt“. Beide Täler waren diesen Winter schon mehrmals abgeschnitten. Das
Obergoms bereits sieben Mal bis Mitte Februar. Lawinen werden heutzutage ja oft
künstlich ausgelöst, aber diesen Schneemassen konnte man nicht so schnell Herr
werden, wie dies jeder wünschte.
Die
Lage verbesserte sich aber nach wenigen Tagen massiv und eine Strasse nach der
anderen konnte wieder geöffnet werden. Mit typisch schweizerischer Perfektion
wurden die Strassen nicht nur geräumt, bis sie wieder befahrbar waren, sie
wurden schon fast auf Hochglanz poliert – sogar auf über 2‘000 Metern über
Meer. Somit war es natürlich wieder einfach die Dörfer zu erreichen, wo die
grössten Schneemassen lagen. Entlang unseres Weges war die Sicht stark
eingeschränkt, da die Schneemauern höher waren, als unser Wagen. Was wir
vorfanden sah wirklich aus wie im Märchenland, nicht nur die Landschaften,
sondern auch die Dörfer. Die typisch schwarzen Walliserhäuser standen inmitten
von Schneemassen die sich höher türmten, als ihre Türen, und die Dächer waren
mit über zwei Metern Schnee belastet.
Wir
wissen nicht, wie glücklich die Einheimischen in dieser Situation waren, doch
die Kamera-schwenkenden Touristen konnten nicht genug davon kriegen. Zusammen
mit dem blauen Himmel sah wirklich alles fantastisch aus. Oft war es jedoch
schwierig, den Fotoapparat in eine Position zu bringen die über den
Schneemauern lag. Ausser entlang der Winterwanderwege und Langlaufloipen sank
man tief ein, sobald man einen Fuss neben den Asphalt, in die lockere
Schneedecke setzte.
Wenn man den Einheimischen glaubt, hatte es seit Jahrzehnten in den Bergdörfern
nicht mehr so viel Schnee. ABER; auch wenn uns die Schneemengen, die wir in
diesem Januar auf etwa 1‘600m sahen, wirklich beeindruckten, türmten sie sich
noch nicht mal halb so hoch, wie diejenigen, die wir in Norwegen im Mai 2010
auf bloss 800m über Meer gesehen hatten – es ist doch alles relativ!
Wir genossen unsere regelmässigen Spaziergänge auf den vielen gut präparierten
Winterwanderwegen. Es wurde uns aber schnell bewusst, wie altmodische
Winter-Wanderer wir sein müssen, da sich unsere gesamte Ausrüstung auf
komfortable warme Kleidung und Wanderschuhe beschränkte. Um mit der Zeit zu
gehen, greifen viele Winterwanderer tief in die Taschen und scheuen überhaupt
keine Kosten um sich mit zusätzlicher Ausrüstung, wie Schneeschuhen oder
Stöcken, abzumühen. Bisher waren wir dem Irrglauben verfallen, dass
Schneeschuhe zum Gebrauch im Tiefschnee ausgelegt seien, und Nordic-Walking
Stöcke nicht bloss dazu dienten,
mitgetragen oder mitgezogen zu werden …
Schlussgedanken zu unserem Aufenthalt in der Schweiz
Unsere
ersten dreieinhalb Monate in der Schweiz beglückten uns mit viel mehr
Sonnenschein, als wir dies erwartet hätten. Im Februar reservierten wir zwei
Wochen um Freunde und Verwandte zu besuchen und dazu durften wir uns wieder bei
Heinz‘ Schwester Edith und Schwager Karl im Flachland einquartieren. Dort war
das Wetter wieder genauso, wie wir es von früher kannten, als wir noch
Normalbürger und nicht Globetrotter waren – das heisst, es war oft nass und
neblig und fühlte sich deshalb kälter an, als in den Bergen.
Zugegeben,
unsere Entscheidung diesen Winter zwar in der Schweiz zu verbringen, jedoch weit
weg von Familie und Freunden war vielleicht etwas egoistisch, aber irgendwie
genau was wir brauchten. Als wir unsere beiden Ferienwohnungen buchten, war uns
nicht einmal bewusst, dass sie sich in Regionen befinden die noch sonniger sind
als Andalusien. Mit viel Sonne und trockener Luft sind auch kalte Temperaturen
gut zu ertragen. Bergluft hat den Ruf Hunger zu schüren und so assen wir viele
Schweizerspezialitäten, wie Fondue oder Raclette und profitierten von der
unwiderstehlichen Auswahl an Joghurts. So erlebten wir sicherlich die
Schokoladenseite der Schweiz und sie war süsser, als wir es erwartet hatten.
Weit weg von den industrialisierten Regionen des Landes fanden wir für uns zwei
perfekte kleine Dörfer, angenehm abgelegen, aber immer noch nah genug an der
Zivilisation.
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Fotos |
Frankreich: entlang der Loire
Inzwischen
war es nun Mitte Februar 2012. Als nächstes hatten wir uns die Bretagne
vorgenommen und auf dem Weg dorthin wollten wir noch ein paar
Sehenswürdigkeiten entlang der Loire abklappern. Wir erwarteten, dass es um
diese Jahreszeit überhaupt kein Problem sein würde, kurzfristig eine gute und
preiswerte Ferienwohnung zu organisieren. So waren wir ziemlich überrascht,
dass die ersten drei Unterkünfte, bei denen wir anfragten, bereits ausgebucht
waren. Nun, die erste wäre schon etwas ganz Spezielles gewesen: eine umgebaute
Mühle, die über einem Flüsschen steht. Die anderen beiden befanden sich jedoch
in der Bretagne, welche wohl kaum als erstrangige Winterdestination gilt.
Nachdem wir etwas Flexibilität an den Tag legten und unsere Route ein wenig
änderten, fanden wir doch noch etwas, das unserem Geschmack und unserem Budget
entsprach.
Kaum
machten wir uns auf, die Schweiz zu verlassen, kam ein weiterer Schneesturm
auf. Wir waren froh, dass wir ihm entkommen konnten und bis wir den Jura
erreichten, sahen wir sogar schon wieder die Sonne. Entlang der nächsten 600km
bis wir das Loire Tal erreichten, waren viele kleinere Gewässer
gefroren. Dies waren die Rückstände der aussergewöhnlichen Kältewelle, die
diesen Monat quer durch Europa gezogen war.
Als
erstes übernachteten wir im schönen Städtchen Beaune und tags drauf basierten
wir uns für zwei Tage in Blois, um einige der nahegelegenen Schlösser
anzusehen. Weil gerade Schulferien waren, fand man bei den beliebtesten kaum
noch freie Parkplätze. Eines davon war Château Chambord, das man wegen seiner
Grösse, wie auch seinem pompösen Aussehen, als „Super-Jumbo“ der Schlösser
bezeichnen kann. Beeindruckt hat uns auch das Château Chenonceau, welches sich
über den Fluss Cher spannt. Da uns nicht danach war, dieses von innen zu
besichtigen, fanden wir die € 25 Eintritt für uns beide, bloss um es von aussen
zu sehen, zu happig. Was soll’s; wie jeder Fluss, hat auch die Cher zwei Ufer
und so fanden wir einen reizvollen Waldweg, der uns direkt zur
gegenüberliegenden Seite des Schlosses führte…
Zeugen
früherer Königshäuser findet man auch heute noch in vielen Städtchen der
Region. Manche sind von Stadtmauern umgeben und werden von mächtigen Schlössern
überthront. In Blois, Amboise und Saumur liegen ihnen reihenweise schmucke alte
Häuser zu Füssen.
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Die Bretagne: Sonne, Crêpes und atemberaubende Küsten
Auf
der Autobahn ging’s weiter westwärts. Obwohl wir Nantes hinter uns hatten,
wurde der Verkehr immer dichter, was wir überhaupt nicht erwarteten. Wir meinten,
die Bretagne sei eine sehr einsame Gegend. Auf der anderen
Seite waren wir aber überhaupt nicht überrascht, dass nun Nebel aufzog; genau
dies hatten wir von der Bretagne erwartet. Aus diesem Grund liessen wir unseren
geplanten Stopp an der Küste fallen und besuchten stattdessen die Stadt Vannes.
Diese hat eine absolut malerische Altstadt mit vielen Riegelhäusern. Während
wir durch die alten Gassen schlenderten, konnten wir kaum glauben, wie viele
Lokale sich auf Crêpes spezialisierten: die ganze Bretagne ist diesen
Pfannkuchen verfallen. So machten wir gleich mit und genossen die ersten, von
vielen Crêpes, die wir uns während der nächsten fünf Wochen einverleibten. In
dieser Region handelt es sich dabei nicht nur um einen kleinen Snack. Crêpes
werden oft in einer Abfolge von drei Gängen serviert, sodass daraus eine volle
Mahlzeit, bestehend aus einem Vorspeisen-Crêpe, einem Hauptgang- Crêpe, sowie
einem mit süsser Füllung, als Nachspeise. Die pikante Version wird „Galette“
genannt und aus Buchweizen (Schwarzmehl) hergestellt. Die Füllung kann alles
beinhalten das man sich vorstellen und bezahlen kann.
Sommerliche Morbihan Küste
Am
23. Februar 2012 trafen wir in unserem ersten „Gîte“ ein, wie eine
Ferienwohnung in Frankreich genannt wird. Das Appartement lag bloss 300 Meter
vom Meer entfernt. In der Nähe befand sich die Ortschaft Erdeven, im
Departement Morbihan, der südöstlichsten Provinz der Bretagne. Ein
altes Bauernhaus samt Pferdestall war geschickt in sieben Wohneinheiten
umgebaut worden. Zu unserer grossen Überraschung waren die anderen Ferienwohnungen
ebenfalls belegt. Viele Französische Familien verbrachten hier ihren Urlaub und
so waren wir also nicht die einzigen Verrückten, die im Februar hierher kamen.
Nach
unserer fünftägigen Anreise entlang der Loire, hätten wir eigentlich einen
Ruhetag benötigt, doch das gute Wetter in der Bretagne lockte uns jeden Tag
hinaus. Oft war es zwar am Morgen noch etwas neblig, aber bis zum Nachmittag
löste sich dieser jeweils in Nichts auf. Die meiste Zeit hatten wir überhaupt
keinen Wind und die Temperaturen stiegen täglich. Aus den anfänglich 8°C wurden
schnell 12°, dann 16, aber auch dort blieb das Thermometer noch nicht stehen.
Die Anzeige bei einer Apotheke wollte uns sogar 33°C weismachen. Realistisch
waren es vermutlich etwa 22°C – und dies Ende Februar. Es fühlte sich auf jeden
Fall an, wie im Sommer. Bei Einheimischen ist diese Gegend als „Côte d’Azur der
Bretagne“ bekannt.
Als
wir zum Südzipfel der Halbinsel Quiberon fuhren, welche wegen ihrer Sandstrände und ihrer
Klippen ein beliebtes Ziel ist, staunten wir, wie viel Verkehr es hier hatte.
An den Aussichtspunkten wimmelte es nur so von Leuten und einige Parkplätze
waren randvoll. Die Menschen strömten zum surfen, sonnenbaden und einige ganz hartgesottene,
sogar zum Schwimmen, hierher. Auf dem Küstenweg sah es aus, als ob sich eine
Ameisenstrasse darüber hinzöge; Jung und Alt war auf den Beinen. Um die
Mittagszeit waren die Gartenrestaurants randvoll. Zuerst glaubten wir noch,
dass es bloss am Wochenende so emsig zu und her ginge, aber unter der Woche war
es genauso. Auch wenn es aussah wie im Sommer, war es doch wirklich erst
Februar. Nachdem wir dies, sowie die vielen Touristenunterkünfte sahen, die
ihre Saison noch gar nicht eröffnet hatten, können wir uns gut vorstellen, dass
hier bereits zu Ostern der Teufel los sein wird. Inzwischen glauben wir unserem
Reisebuch, indem klipp und klar davor gewarnt wird, im Sommer überhaupt nur daran
zu denken, mit dem Auto nach Quiberon fahren zu wollen.
Megalithen und alte Bräuche
Wegen
seiner vielen Megalithen ist die Bretagne nicht nur
bei Wasserratten, sondern auch bei allen, die an uralten Kulturen interessiert
sind, sehr beliebt. Die grössten und bekanntesten dieser Stätten befinden sich
bei Carnac und Erdeven, buchstäblich nur einen Steinwurf von unserem
Feriendomizil entfernt. Hier dreht sich alles um Steinbrocken in
unterschiedlichen Grössen und Formen. Sie können mehrere Tonnen schwer sein und
wurden von weither gebracht. Solche Megalithen findet man von Spanien, bis ganz
in den hohen Norden Europas, doch in der Bretagne hat es ausserordentlich viele
davon. Man datiert ihre Platzierung auf 4‘500 bis 2‘500 Jahre vor unserer
Zeitrechnung. Einige stehen in kilometerlangen Linien, andere bilden Kammern
mit riesigen Felsdeckeln und andere wiederum, wurden als Steinkreise oder
megalithische Sonnenschiffe platziert. Man unterteilt die Megalithen in Dolmen,
Menhirs, Cairns oder Cromlechs, je nachdem wie sie stehen oder angeordnet sind.
Geschichtsforscher sind sich über ihre Bedeutung uneinig. Es wurden viele,
krass unterschiedliche Theorien aufgestellt; von Fruchtbarkeits-Symbolen, über
Grabstätten, bis hin zu Opferplätzen, aber auch Sonnenkalender oder Landeplätze
von Ausserirdischen werden in Betracht gezogen.
Aber
auch wenn man nicht gleich so viele tausend Jahre zurückschaut, hat die Region für
Geschichtsfans einiges zu bieten. Zwischen dem 5. und 6. Jh. wurde die Bretagne
von Kelten aus der Gegend von Wales in Grossbritannien besiedelt und so kam sie
zu ihrem Namen. Obwohl deren Kultur zeitweise von der Französischen Obrigkeit
stark unterdrückt wurde, konnten viele Bretonische Bräuche und die Sprache
Breton, bis heute überleben. Inzwischen wird die Sprache wieder von 5% der bretonischen
Bevölkerung gesprochen und sämtliche Ortsschilder sind zweisprachig
beschriftet.
Viele
Ausflüge führten uns entlang der Küste und auch zu malerischen Bootshäfen.
Nicht nur in den Fischerhäfen, sondern auch in den Freizeithäfen war etwas los.
Wegen der enormen Gezeitenunterschiede am Atlantik, können sowohl Fischer, als
auch Hobbykapitäne, nicht einfach nach Lust und Laune rein und raus schippern;
sie müssen sich nach der Gezeitentabelle richten. Grosse, wie auch kleine Boote,
liegen bei Ebbe auf Grund. Für Seeleute mag dies wohl nervig sein, doch für
Landratten ergeben sich daraus unzählige Fotomöglichkeiten mit den bunten Bötchen,
die zeitweise schief im Trockenen liegen. Dank der vielen kleinen Fjorde, die
hierzulande „Ria“, oder „Aber“ genannt werden, und auch wegen der vielen, von
den Gezeiten beeinträchtigten Flüsse, kann so mancher Ort im Landesinnern damit
prahlen, am Meer zu liegen.
Schon
seit langer Zeit ernährt die See den Menschen; nicht nur mit Fisch und
Schalentieren. Verschiedene Muschelarten werden gezüchtet und zudem wird
Seegras geerntet und Salz gewonnen. „Weltberühmt in Frankreich“ ist das
kostbare „fleur de sel“ das in den Salzpfannen von Guérande von Hand gewonnen
wird.
Durch den Süden von Finistère zur Halbinsel Crozon
Nach
einer wunderschönen Woche in Erdeven Plage, machten wir uns auf in die
westlichste Provinz der Bretagne: Finistère. Unterwegs machten wir Halt
im hübschen Dorf Pont-Aven. Ausser für seinen gezeitenabhängigen Hafen und sein
malerisches Flüsschen, wurde der Ort vor allem deshalb bekannt, weil Gaugin
einst die umliegenden Felder auf Leinwand brachte. Da er wohl Geld brauchte,
begann er 1886 dort Malstunden zu geben. Dies war der Grundstein zur bekannten
Malschule Pont-Aven, welche viele Maler hervorbrachte, die später bekannt
wurden, oder es hätten werden wollen. Sie entwickelten den Impressionismus
massgeblich weiter. Inzwischen ist die Ortschaft buchstäblich mit Kunstgalerien
überschwemmt und alle hoffen auf Touristen-Euros.
Als
nächstes machten wir der befestigten Stadt Concarneau unsere Aufwartung. Sie
steht wie ein Wasserschloss in einer grossen Bucht. Bereits die vielen
Fischerboote, die um sie herum vor Anker, bzw. auf Grund, lagen, waren sehr
malerisch. Wiederum wimmelte es in den Gassen der historischen Altstadt und vor
allem in Strassencafés, von anderen Touristen – dies hätten wir im März nicht
unbedingt so erwartet. Nach einem Crêpe machten wir einen Abstecher nach Pont
l’Abbé und übernachteten später in einem Budget-Hotel in Quimper. Auch wenn
dies eine ziemlich grosse Stadt ist, sind die vielen Fachwerkhäuser in der
Altstadt unglaublich charmant. Wir nahmen uns Zeit herumzuschlendern und so
wurde es 21 Uhr, leider zu spät für ein Abendessen in dem von uns angedachten
Schlemmerlokal. Wie bereits erwähnt, ist die ganze Bretagne verrückt nach
Crêpes und viele Crêperien werden auch in den Bibeln aufgelistet, an die wir
glauben; z.B. Gault-Millau, Bottin-Gourmand, Guide Michelin... So schlemmten
wir bald ein leckeres Crêpe-Menü und sassen gemütlich in einem Lokal, in dem
auch spätabends noch was los war. Als wir um 23Uhr aufbrachen, staunten wir,
dass sogar in einem Gartenrestaurant noch recht viel Betrieb herrschte.
Am
nächsten Morgen besuchten wir als erstes das Dörfchen Locronan. Seine alten Häuser
bestehen einheitlich aus dunklem Granit und auch sonst sieht es wohl in diesem
800 Seelen Dorf nicht viel anders aus, als Mitte des 18. Jh.
Als nächstes fuhren wir auf die Halbinsel Crozon hinaus. Kaum erreichten wir
die Klippen am westlichsten Punkt, zog Nebel vom Meer auf. Wie schade; wir
konnten nur noch knapp sehen, dass es hier schön wäre, wenn man etwas sehen
könnte. Nach mehr als einer Woche Sommerwetter im Winter, wollten uns die
Bretonischen Wettergötter doch noch ihr wahres Gesicht zeigen. Zum Glück hatten
wir noch etwas Zeit und so suchten wir ein Hotelzimmer und ein gutes Essen.
Während der Nacht regnete es heftig und wusch den Nebel weg. Erfreut begrüssten
wir am Morgen den nun wieder blauen Himmel. Wir nahmen die Chance wahr, und
machten uns auf den Weg ins Fischerdorf Camaret-sur-Plage, das jetzt in der
Morgensonne leuchtete. Dort hatten wir am Vortag eine gute Bäckerei entdeckt.
Gestärkt klapperten wir die lohnenswertesten Aussichtspunkte gleich nochmals
ab: Pointe Penhir, Pointe Dinan, sowie ein paar zusätzliche. Die Sicht über die
schroffe Felsküste mit ihren vielen, freistehenden Felsformationen, von denen
einige sehr grosse Torbogen aufwiesen, war einfach atemberaubend mit dem blauen
Meer im Hintergrund!
In
der Umgebung findet man auch viele Zeugen und Gedenkstätten, welche an den
zweiten Weltkrieg erinnern. Es scheint aber so, dass mehr Leute an der
faszinierenden Küstenlandschaft, als an den Erklärungen zum Krieg interessiert
seien. Zum mindesten bei einem Parkplatz stand gross angeschrieben, dass er nur
von denjenigen benutzt werden darf, die auch das Kriegsmuseum besuchen!
Finistère’s Nordküste und das Landesinnere
Nun
waren es nur noch 1 ½ Stunden Fahrt bis wir am 3.März 2012 unsere zweite
Wohnung in der Bretagne erreichten.
Diesmal
war es ein 100m2 grosses Ferienhaus, das sich im Weiler Moguériec,
westlich von Roscoff befindet. Obwohl wir beeindruckt waren, wie elegant das
Haus renoviert worden war, mussten wir doch sehr über den modernen Mülleimer
lachen. Er öffnete sein „Maul“ automatisch, wenn man nur schon in seine Nähe
kam und dann konnte man so viel hineinwerfen wie man vermochte, bevor er 4
Sekunden später seine Klappe wieder schloss.
Wir
wurden nicht nur mit High-Tech verwöhnt; unsere Vermieterin brachte uns
regelmässig frisches Gemüse von ihrem Hof vorbei. Wir erfuhren von ihr, dass der
Gemüseanbau, dank dem milden Klima, zu einem wesentlichen Faktor der lokalen
Wirtschaft wurde. Sie sagte, dass es hier zwar nie sehr heiss, aber auch nie
sehr kalt würde und im Winter kaum gefriert. Dieses Mikroklima beeinflusst
einen ca. 15km breiten Gürtel entlang der Küste, indem auf grossen Feldern
Blumenkohl, Broccoli, Artischocken und Schalotten angebaut werden.
Während
unseres Aufenthaltes zeigte sich das Wetter fast immer von der freundlichen
Seite, auch wenn der Himmel oft von Hochnebel bedeckt war. Dann machten wir es
uns im gemütlichen Wohnzimmer im Obergeschoss bequem, lasen, schrieben und
organisierten unseren gesamten Sommer, indem wir uns FKK-Gelände in ganz
Frankreich reservierten. Dank dem wir unseren Computer ans Internet
anschliessen konnten und zudem ein Telefon zur Verfügung stand, war dies
einfach.
So
waren wir überhaupt nicht traurig, wenn die Sonne nicht schien, aber sobald sie
sich wieder zeigte, waren wir schnell draussen und erkundeten die faszinierende
Küstenlinie. Sie hatte felsige Partien, dazwischen aber auch viele goldene
Sandstrände. Viele Küstenabschnitte besuchten wir zweimal, da wir sie im
Kontrast der Gezeiten sehen wollten. Manchmal war das Meer sehr ruhig und
spiegelte fast, ab und zu zeigte der Atlantik aber mit gigantischen Wellen
seine ganze Kraft. Diese schlugen an den Felsbrocken hoch, die vor dem Strand, wie
aufgetürmt, übereinander lagen. Die Franzosen nennen so eine Ansammlung von
Steinen sehr treffend: ein Chaos. Bei Flut wirken sie wie kleine Inselchen, bei
Ebbe hingegen, kann man auf ihnen herumkraxeln.
Das
nahegelegene Städtchen Roscoff hat sehr viel Charme. Von dort aus gibt es
mehrere Fährverbindungen nach Grossbritannien. Die vielen Geschäfte und Hotels
in der Nähe des Fährhafens, haben es ganz offensichtlich auf Engländer
abgesehen. Es scheint, sie zählen alle darauf, dass die ankommenden Touristen
lieber in ihrer Muttersprache Fast-Food und Alkoholika bestellen, anstatt sich
mit Französisch Mühe zu geben, um die einheimischen Delikatessen zu probieren.
Nur
ein paar Tage vor unserer Abfahrt machten wir uns auf, um das Landesinnere der
Region “Finistère” zu entdecken. Die Stadt
Morlaix schmiegt sich um das steile Ende eines gezeitenabhängigen Fjords. Sie
beeindruckt mit vielen hohen Stadthäusern in Stein oder Fachwerk, sowie einem Eisenbahnviadukt,
das schon seit 150 Jahren seinen Dienst tut und die Stadt überspannt. Etwas
weiter Inland ist die Landschaft von grünen Hügeln dominiert. Wir sahen uns in
der ansprechenden Ortschaft Huelgoat, mit ihrer historischen Mühle, um. Wir
erfuhren, dass es hier schon seit Wochen sonnig war und der Nebel jeweils nur
an der Küste hing. Hier sassen wir nun am Seeufer in der Sonne und genossen bei
20°C ein weiteres Crêpe.
Auf
dem Rückweg kamen wir durch mehrere Weiler mit beeindruckenden Steinkirchen, wie
sie für diese Region typisch sind. Sie haben noch ganz altertümliche Pfarrhöfe,
sogenannt umfriedete Pfarrbezirke. In der Bretagne gibt es etwa 70 dieser
sakralen Baudenkmäler (auf Französisch: enclos parossial) die alle aus dem 15.
bis 17. Jh. stammen. Sie sind reichlich dekoriert mit ausgefallenen
Steinmetzarbeiten und bestehen jeweils aus mehreren Bauten, wie einem Triumph-tor,
einem Beinhaus, einer Hauptkapelle und dem typischsten: einem Kalvarienberg, bzw.
einer kunstvollen Darstellung der Kreuzigung Christi. Diese umfriedeten
Pfarrbezirke sind immer noch kolossale Zeugen früherer Kirchenmacht.
Eine viel einfachere Kapelle findet man auf dem Montagne St. Michel, welcher
nicht mit dem berühmten Mont St. Michel verwechselt werden darf. Diese Kapelle
steht einsam auf einem kahlen Hügel der Gebirgskette Monts d‘Arrée. Von dort
oben geniesst man eine unglaubliche Weitsicht und sogar im März waren wir bei
weitem nicht die einzigen Touristen, die diesen 380 Meter hohen Hügel
bezwangen.
Am
Tag bevor wir unser komfortables Haus in Moguériec verliessen, feierten wir
Brigitte’s 50. Geburtstag. Heinz suchte eine Geburtstagstorte aus und kochte
danach ein schmackhaftes französisches Mehrgänge-Menü.
Côtes d’Armor: noch ein weiterer Höhepunkt
Am
17. März fuhren wir weniger als 100km zu unserem nächsten temporären Heim. Es
befand sich etwa 10km im Landesinnern, ausserhalb der Ortschaft Camlez, in der
Nähe von Lannion. Was wir als renovierte Ferienwohnung in einem alten Bauernhof
mieteten, war in Tat und Wahrheit ein brandneues Eckhaus, von dem nur noch die
alten Umfassungsmauern aus Stein erhalten waren. Unser Vermieter war damit
beschäftigt, eine weitere Ferienwohnung fertig zu stellen. Alles war topmodern
und vom Feinsten. Die Besitzer investierten viel Zeit und Geld, um einige der
alten Elemente in die neue Struktur zu integrieren. Die alten verzogenen und
brüchigen Deckenbalken waren liebevoll restauriert worden und als Dekoration
unterhalb der neuen Betondecke angebracht. Da sich die grosse Küche in einer
ehemaligen Backstube befand, wurden die Öffnung des Holzofens und der Kamin
perfekt in die moderne Küchen-Kombination integriert. Den Holzofen selbst gibt
es zwar nicht mehr, aber die Öffnung ins ehemalige Backrohr hat nun ein
Fenster, welches sich direkt hinter dem modernen Kochherd befindet. Auch der
Dampfabzug wurde geschickt in den darüber liegenden alten Kamin integriert.
Von
aussen sieht das Gebäude genauso aus, wie ein traditionelles Bretonisches „Langhaus“
(longère), mit dicken Steinmauern. Der Stein wurde sandgestrahlt und sieht nun
wieder sehr schön aus. Die Wände sind nun noch dicker, da eine breite
Isolationsschicht zugefügt, sowie neue Backsteinmauern innerhalb der
Umfassungsmauern gebaut wurden. Nach neuesten energietechnischen Erkenntnissen
wurde das (neue) Haus um eine kontrollierte Lüftung und Solarzellen erweitert.
Erstere für den Komfort und letztere um von Subventionen der Regierung zu
profitieren.
Die
Region bot erneut viele ansprechende Sehenswürdigkeiten, seien es historische
Dörfer oder Küstenlandschaften. Wir befanden uns nun im „Département Côte
d’Armor“. Der augenfälligste Unterschied zur Gegend rund um unser letztes
temporäres Zuhause bestand darin, dass die Steinbrocken entlang der Strände aus
rotem Granit waren. Genau deshalb ist dieser Küstenabschnitt unter dem Namen „Côte
de granit rose” bekannt. Von der Form her sind die Felsen jedoch noch immer
ähnlich skurril, wie diejenigen, die wir vorher gesehen hatten. Sie liegen oft aufgetürmt
in Steinhaufen, als ob sie jemand so arrangiert hätte. Einige haben bizarre
Formen und wir wundern uns, wie die vielen balancierenden Felsen den tosenden
Wellen wiederstehen können. Am meisten angetan haben es uns die
Küstenabschnitte um Plougrescant, Port Blanc und der Insel Renote. Bildhübsch
ist auch ein Ferienhäuschen bei „Le Gouffre“. Es sitzt majestätisch zwischen
zwei Felsbrocken, die grösser sind, als das Haus selbst. In der Gegend gibt es
auch viele historische Städtchen: Tréguier, Pontrieux und Paimpol sind
sicherlich die eindrucksvollsten. Auch die ehemalige Abtei von Beauport, ein
weiteres Symbol vergangener Kirchenmacht, ist sehenswert.
Die
Winterschulferien waren inzwischen zwar vorbei, doch an jeder der sehenswerten
Ecken, die wir in der Bretagne besuchten, wimmelte es immer noch von
Französischen Touristen. Der Frühlingsanfang vom 21. März war für die meisten
Französinnen der Startschuss, um auf kurze Hosen umzustellen und dies, obwohl
es nun wieder deutlich kühler war, als Ende Februar!
Obwohl
es in dieser Gegend an Lokalen mit Sterneköchen nicht mangelt, müssen solche
Tische in der Hauptsaison „so schwer zu finden sein, wie Goldstaub“, wie es
unser Lonely-Planet Reiseführer ausdrückt. Mit viel Glück schafften wir es
sogar, ohne Reservation in einem Michelin drei-Sterne Lokal zu essen, obwohl es
auch an diesem normalen Werktag im März fast voll war.
Abschied von der Bretagne
Am
31. März verliessen wir unser Ferienhaus in Camlez und setzten unsere Reise
Richtung Norden fort. Es war ein trüber Tag, doch wir stoppten in den
ansprechenden Ortschaften Moncontour und Jugon-les-Lacs. Als Übernachtungsort
wählten wir die charmante befestigte Stadt Dinan, mit ihren vielen Fachwerkhäusern. Am nächsten Morgen
lachte die Sonne schon wieder und unser Besuch in Dol-de-Bretagne, einem
weiteren Dorf mit vielen Riegelhäusern, wurde zu einem perfekten Abschied von
der Bretagne.
Rückblickend
war es die richtige Entscheidung gewesen, den westlichsten Zipfel Frankreichs
im Februar und März zu besuchen. Es war viel wärmer, sonniger und auch viel
mehr von anderen Touristen frequentiert, als wir es um diese Jahreszeit
erwartet hätten. Wir hatten das Privileg zusammen mit Franzosen unterwegs zu
sein, da anfangs Jahr dort noch keine anderen Ausländer unterwegs waren.
Wir erlebten eine Region mit faszinierenden und abwechslungsreichen Küsten,
sattgrünen Landschaften, sauberen und adretten Dörfern und Städtchen; eine wohlhabende
Region mit netten Menschen. Wir erlebten sie unverwechselbar anders, als das
übrige Frankreich, gekocht wird aber hier mindestens so gut. Inzwischen können
wir gut verstehen, weshalb viele Menschen vom Charme der Bretagne immer wieder
angezogen werden.
Nordwärts durch die Normandie
Obwohl
wir schon gestaunt hatten, wie viele Leute die Bretagne in der Nebensaison
besuchten, wunderten wir uns über den Massenauflauf von Besuchern, welche am
Sonntagnachmittag des 1. Aprils das Städtchen Honfleur buchstäblich überfielen.
Die meisten waren wohl Pariser und sie waren gegenüber den Einheimischen
deutlich in der Überzahl. Für die Parkplätze musste man hier bezahlen, die Hafenhäuser
waren sehr malerisch, auf dem Quay gab es einen Flohmarkt, Touristengeschäfte
gab es in Hülle und Fülle, der Rubel rollte, Eisdielen und Gartenrestaurants
wurden überrannt, die Gassen waren eng, die Läden machten guten Umsatz und die
Strassen waren mit so vielen Touristen belebt, dass man nicht mehr umfallen
konnte. Kurz und bündig: es war schrecklich touristisch!
Wir
entflohen in die viel ansprechendere Stadt Rouen, an den Ufern der Seine. Da
wir gerade zum Sonnenuntergang im Stadtzentrum eintrafen, machten wir noch ein
paar Aufnahmen in der Dämmerung. Bald war es Zeit fürs Abendessen und so
verschoben wir die eigentliche Stadtbesichtigung auf den nächsten Tag. Schon standen
wir vor dem Lokal, das uns die Rezeptionistin unseres Hotels empfohlen hatte.
Als wir das Menü studiert hatten und die leere Gaststube sahen, kriegten wir
den Eindruck, dass wohl der Grund für ihre Empfehlung nicht unbedingt in der
Qualität der Gerichte zu finden sei. Wir setzten uns nur zwei Häuser weiter in
ein anderes Restaurant, dessen Menü uns gleich ansprach. Wir stimmen den
Bewertungen der verschiedenen „guides gastronomiques“ vollkommen zu: dieses Lokal
hat seine Sterne verdient.
In
Rouens ausgedehnter, historischer Altstadt gibt es viele Fachwerkbauten, deren
Holzstruktur oft in hellen Farbtönen bemalt ist. Wir fanden auch viele
malerische alte Stadthäuser und das “Quartier des Antiquaires”war besonders
charmant. Nach zwei Übernachtungen in Rouen, verliessen wir Frankreich und
fuhren weiter nach Belgien.
Brügge; ein Belgisches Juwel
Am 3.
April erreichten wir Brügge, eine der schönsten Städte Belgiens. Wir
bezogen ein Zimmer im neuen Etap Hotel, welches sich direkt beim Bahnhof
befindet. Von dort aus war es nur ein Katzensprung ins Stadtzentrum wo wir uns
unter die vielen Touristen aus aller Welt mischten. An solch aussergewöhnlichen
Orten kann man sicherlich nicht erwarten, dass man sie für sich alleine hat. Die
neue Konzerthalle ist eines der wenigen modernen Gebäude im Zentrum, doch
ansonsten überwiegt in der Altstadt der Charme aus alten Zeiten.
Backsteingebäude sind allgegenwärtig. Während einige verputzt und farbenfroh
dekoriert sind, zeigen andere ihre vorwiegend roten Sichtbackstein-Fassaden.
Die der Strasse zugewandten Giebel sind oft elegant geschwungen oder
treppenförmig und mit irgendwelchen Dekorationen geschmückt.
Mächtige
Kirchen, riesige Plätze und malerische Kanäle findet man in der ganzen Stadt.
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Fotos Videos: | Mehr über Niederlande: Kapitel 19 |
Die Niederlande im Frühling: eine wahre Blumenpracht
Vom
kleinen Belgien war es nicht weit in die nur wenig grösseren Niederlande. Am 4. April 2012 erreichten
wir die Provinz Zeeland und besuchten als erstes die beiden Ortschaften Veere
und Domburg. Letztere war schon fast von Deutschen Touristen besetzt. Da es nun
langsam Abend wurde, suchten auch wir dort ein Zimmer. Wir tafelten in einem
hervorragenden Chinesischen Speiselokal und gaben damit dem Personal die
Möglichkeit ihr Englisch, statt Deutsch zu praktizieren, welches sie
wahrscheinlich öfters anwenden, als Niederländisch.
Am
nächsten Morgen fuhren wir über das Osterschelde Sturmflutwehr, bzw.
Oosterscheldekering, wie es hier genannt wird. Es ist Teil des gigantischen
Delta-Projekts, das die Region gegen die Launen der See schützt und
zusätzliches Land trockenlegt. Wir umfuhren die grossen Städte auf kleinen
Landstrassen, welche oft eher so aussehen wie Fahrradwege, auf denen auch Autos
toleriert sind. Fast jedes Mal, wenn wir wieder ein kurzes Autobahnstück
nahmen, endeten wir im Stau, trotz der teilweise mehr als 10 (zehn) Fahrspuren.
So fanden wir es entspannender, uns in diesem Fahrrad-verrückten Land mit dem
Langsamverkehr abzumühen. Wir besichtigten dabei verschiedene malerische Dörfer
wie Strijnen, oder das bekannte, jedoch eher banale Maasdam.
Während
wir durch die Ortschaften fuhren, kamen wir mehrmals von den Durchgangsstrassen
ab, da oft das ganze Zentrum mit roten Kopfsteinen gepflastert ist. Zudem
wurden die Strassen, als verkehrsberuhigende Massnahme, mancherorts verengt. In
der Umgebung von Gouda fanden wir ein Netzwerk von Strassen, welche auf beiden
Seiten von Kanälen gesäumt waren. Die meisten Häuser konnten nur über eine
Brücke erreicht werden, die ihr Grundstück und ihre hübschen Gärten erschloss.
Selbstverständlich kamen wir auch an den ersten Windmühlen vorbei.
Für
die nächste Übernachtung fuhren wir an die Westküste, und zwar in diejenige
Gegend, welche wohl dank ihres Touristenmagnetes „Keukenhof“, für ihre Blumenfelder am bekanntesten ist.
Wenn wir uns wegen der Wärmewelle der letzten Wochen sorgten, dass es für die
Tulpen zu spät sein könnte, war dies umsonst gewesen. Bereits als wir in Lisse
ankamen, erspähten wir endlos lange Teppiche bunter Felder im letzten
Sonnenlicht, noch bevor wir eine Frühstücks-Pension gefunden hatten. Am
nächsten Morgen sahen wir tausende von Autos, die beim „Keukenhof“ geparkt
waren und unzählige Autobusse, die bei ein paar wenigen Strassenständen
anhielten, welche Blumenzwiebeln feilboten. Für uns sah dies alles überhaupt
nicht einladend aus. Wir wollten lieber die echten, grossen Felder derjenigen
Bauern sehen, die davon leben, Blumen zu züchten, sei es für Schnittblumen oder
für Blumenzwiebeln.
Momentan
konnte man überall blühende Narzissen- und Hyazinthen-Felder sehen. Für Tulpen war es eher noch etwas zu
früh, doch wo immer sie bereits blühten, zogen sie Horden von Touristen an. Der
dichte Verkehr hinderte sie nicht daran, am Strassenrand zu parkieren, in die
Felder zu rennen und krampfhaft nach der schönsten Blume zu suchen. Foto-
besessene Touristen aus westlichen Ländern, darunter viele Nordamerikaner,
trampelten in die Blumenfelder um Nahaufnahmen zu machen, welche sie ebenso gut
zu Hause von den Blumen in der Vase hätten machen können. Die Asiaten, auf der
anderen Seite, mussten natürlich unbedingt selbst mit im Bild sein und so „mussten
sie“ einfach inmitten des Blumenbeetes stehen. Für uns hingegen, bestand die
Hauptattraktion in den unterschiedlichen Farben und der schieren Grösse der
Felder… und wir hatten das Glück, dass wir noch drei Wochen vor uns hatten, um
diesen Aspekt des Niederländischen Frühlings zu geniessen.
Flevo Natuur: FKK unter dem Meeresspiegel
Just
in dem Moment, als wir glaubten, dass der Frühling nun definitiv Einzug
gehalten hätte, kamen die Wintertemperaturen wieder zurück. Haargenau jetzt
hatten wir für dieses Jahr unsere erste Reservation in einem Naturisten Park.
Am 6.April 2012 trafen wir im Flevo
Natuur, einem FKK Gelände 50 km östlich von Amsterdam ein. Während der Nacht war
die Temperatur unter den Gefrierpunkt gefallen, und als wir am Empfang standen,
hatte es immer noch bloss eisige 5°C. Wie auch immer, das Gelände war an diesem
Osterwochenende recht gut belegt mit Naturisten, die wohl ihre wagen Hoffnungen,
sich ausziehen zu können, langsam, aber sicher begruben. Obwohl die Niederlande
nicht unbedingt für Mediterranes Klima bekannt ist, hat Flevo Natuur ganzjährig
geöffnet. Konsequenterweise müssen Einrichtungen zur Verfügung stehen, die
einen Besuch auch dann attraktiv machen, wenn das Wetter eher zum Gefrieren
neigt, als zum Sonnenbaden einlädt. Den Besuchern steht unter anderem ein
grosses, schön dekoriertes Hallenbad zur Verfügung, welches schon fast ein
tropisches Abenteuerbad ist. Weiter gibt es drei Saunas, von denen mindestens
eine den ganzen Tag geheizt ist. Nicht nur das Schwimmbad, sondern auch die
Saunas waren bei Familien mit Kindern sehr beliebt. Einige Gäste mögen es wohl
schätzen, dass einer der Schwitzkästen als „Ruhezone“ deklariert ist.
Flevo
Natuur bietet natürlich auch Einrichtungen, welche in erster Linie die
Bedürfnisse der kleinen Besucher abdecken. Es gibt nicht nur Spielplätze,
sondern auch einen Streichelzoo mit Rehen, Schweinen, Schafen, Geissen, Gänsen,
Hennen und einigem mehr.
Der FKK-Ferienpark
befindet sich auf Flevoland, einer 1‘419 km2 grossen Insel im
Landesinnern, die der Zuiderzee abgerungen wurde. Nachdem der Bau des 32 km
langen Abschlussdeiches (Afsluitdijk) 1932 fertig gestellt war, hatte man das
Wasser langsam abgepumpt. Zehn Jahre später wurde die erste trockengelegte
Landfläche eingeweiht: der “Noordoostpolder”, gefolgt von „Ost- Flevoland“ in
1957, und „Süd-Flevoland“ in 1968.
FKK-ler
sind bei weitem nicht die einzigen, die den Mut haben, 4 Meter unter dem
Meeresspiegel zu leben. Mittlerweile wird die jüngste Provinz der Niederlande
von 400‘000 Menschen bevölkert. Inzwischen wurden 6 Ortschaften gebaut, von
denen drei schon richtige Städte sind, die alle auf dem Reissbrett entworfen wurden.
Der Grossteil des gewonnenen Neulandes wird jedoch für die Landwirtschaft
genutzt. Zu unserer Freude verdienen sich auch hier viele Bauern ihren
Lebensunterhalt mit dem Züchten von Blumen, nicht der Blumen, sondern der
Blumenzwiebeln wegen. Da auf Flevoland vor allem Tulpen angebaut werden, findet
die Blütezeit etwas später statt, als dort wo Narzissen und Hyazinthen gezogen
werden. Normalerweise kann man den Höhepunkt der Tulpenblüte in den letzten
zwei April- und der ersten Maiwoche erleben. Auch wenn wir also eine Woche zu
früh waren, fanden wir doch die ersten blühenden Felder nur wenige Kilometer
ausserhalb von Flevo Natuur. Während wir auf Nebenstrassen zum Nordostpolder
hinauf fuhren, sahen wir viele Felder, deren Tulpen bald aufgehen würden.
Wir
besuchten die hübsche Ortschaft Urk, die eine ganz spezielle Geschichte hat, da
sie früher ein Fischerdorf auf einer Insel gewesen war. Sie liegt zwar auch
heute noch am Meer, aber mittlerweile an der Küste des neu entstandenen Polders,
wie das künstlich trockengelegte Land genannt wird. Auch auf dem Nordostpolder
gab es viele Tulpenfelder zu sehen. Mehrere „Tulpen Routen“, die bis zu 80 km
lang waren, wurden markiert und luden dazu ein, ein wahres Mosaik von bunten Blumenfeldern
zu bestaunen.
Zurück
ins Flevo Natuur: es gehört zur Gemeinde Zeewolde, die ironischerweise erst
zehn Jahre später gegründet wurde, als das FKK-Gelände, welches 2013 bereits
sein 35 jähriges Bestehen feiern kann. Auf seinen 35 Hektare findet man mehr
als 1‘000 Bungalows und Stellplätze. Das Gelände ist gestaltet wie ein
Niederländisches Dorf, komplettiert mit Wasserkanälen und einem Teich zum
schwimmen, als Ergänzung zum Hallenschwimmbad und Aussenbecken. Etwa 250 bis
300 Personen leben permanent auf dem Platz und können davon profitieren, dass
sowohl der Supermarkt, als auch das Restaurant ganzjährig geöffnet sind. Auch
wir genossen die grosse Auswahl an Broten und die grosszügigen Öffnungszeiten
sehr.
Wir
mieteten ein Mobil-Heim, welches schon eher ein kleines Haus war. Auf seinen
45m2 standen uns ein grosszügiges Wohnzimmer mit Polstergruppe, eine
grosse Küche, zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer zur Verfügung. Das gut
ausgestattete Haus war sehr gemütlich eingerichtet und wir waren froh, dass es
sogar Zentralheizung hatte. Wegen der anhaltenden Kältewelle, welche uns
Temperaturen so zwischen 0°C und 9°C bescherte, konnten wir uns leider nur 15
Minuten in die Sonne setzten. Die Saunas, das Hallenschwimmbad und die Lage in
der Nähe der Tulpenfelder, machten aber unsere Woche im Flevo Natuur trotz des
widrigen Aprilwetters zu einem lohnenswerten Erlebnis.
In Noordhollands Tulpenmeer
Entgegen
aller Vorbehalte, wechselten wir am Freitag, dem 13. April 2012 in ein neues
Gebiet. Nachdem wir von Ost-Flevoland über den beeindruckenden, 30km langen
Deich "Markerwaarddijk“ gefahren waren, erreichten wir die Provinz
Nordholland. Dieser Damm trennt die riesigen seichten Seen „Markermeer“ und
„Ijsselmeer“, welche erst entstanden, nachdem der Abschlussdeich (Afsluitdijk) zwischen Nordholland und
Friesland die ehemalige „Zuiderzee“ vom Meer abtrennte. Dadurch wurde das
eingeschlossene Wasser zu einem gigantischen Frischwasserbecken, welches 1975
durch den Markerwaard-Deich unterteilt wurde.
Am
späten Nachmittag bezogen wir unser nächstes Ferienhaus. Dieses lag in Schoorl, etwas nördlich von Alkmaar. Es
war gut ausgestattet, doch obwohl es zweistöckig war, bot es weniger Fläche, als
das Mobilheim am letzten Ort. In der Nähe gab es eine Bäckerei und im Zentrum
von Schoorl findet man alles, was das Touristenherz begehrt: eine gute Auswahl
an Restaurants und Geschäfte die sieben Tage die Woche geöffnet haben.
Das
Wetter blieb eiskalt und wir verschwendeten keine Gedanken an den nahegelegenen
FKK Strand. Wir mieteten nicht einmal Fahrräder, sondern machten unsere
Ausflüge mit dem Auto oder zu Fuss. Es kamen aber nun immer mehr Tulpenfelder
in Blüte und davon gibt es auch in Nordholland sehr viele. In dieser Region werden
nicht nur Tulpen, sondern auch andere Blumen gezüchtet, die früher blühen. So
sahen wir die ganze Zeit beeindruckende Blumenmosaike und es wurden immer mehr.
Während Schnittblumen in Gewächshäusern gezogen werden, werden die Blumen auf
den Feldern einzig ihrer Zwiebeln wegen angebaut. Da die Züchter wert drauf
legen, dass die Energie der Pflanze in die Zwiebel, statt in die Blüte geht,
werden die Felder gemäht. Die meisten Blüten werden also genau in dem Moment
geköpft, wenn sie in den Augen der Touristen am schönsten aussehen. Mit so
vielen riesigen Feldern wachsen die Blumen jedoch schneller, als sie die Bauern
schneiden können. Somit haben Blumenfreunde genügend Möglichkeiten in einem
wahren Blumenmeer, durch ein Feuerwerk verschiedenster Farben, zu spazieren, zu
radeln oder spazieren zu fahren.
Auf
unseren Ausflügen entdeckten wir, dass sich in den Niederlanden eine Kultur
günstiger Zwischenmahlzeiten entwickelt hat. Ab und zu ist es Fast-food,
häufiger jedoch sind es richtig gute Snacks, welche fantasievoll angerichtet werden.
Viele gemütliche Café’s bieten den ganzen Tag eine schnelle Zwischenverpflegung
an und obwohl diese nicht die Welt kosten, sind die Portionen meist grosszügig.
Vor allem Fisch- und Garnelenbrötchen, Apfelkuchen und Belgische Waffeln wurden
zu unseren Favoriten. Wir genossen auch die vielen Indonesischen Lokale, eine
positive Hinterlassenschaft der Niederländischen Kolonialmacht.
Blumen,
Kanäle, Käse und Windmühlen sind nicht das Einzige, das für Touristen in diesem
Land interessant ist, sogar der Verkehr kann zum Erlebnis werden. Sowohl auf
Nebenstrassen, als auch auf Autobahnen wird der Verkehr regelmässig
aufgehalten, weil Brücken geöffnet werden um grosse Boote passieren zu lassen.
Pendlern mag dies wohl auf die Nerven gehen, Touristen hingegen, verfolgen die
Prozedur meist mit Interesse und Kamera. Nicht ganz so oft, sieht man auch mal
Schiffe oberhalb der Strasse vorbeiziehen, immer dann, wenn ein Kanal mit einem
Aquädukt über die Strasse führt.
Die
Niederlande hat keinen Mangel an bildhübschen historischen Dörfern und
Städtchen. Die vielen Kanäle und Häfen machen das ganze Bild einfach noch
malerischer. Die Schermer-Region ist ein Gebiet, welches typisch ist für die
ersten Anläufe der Landgewinnung aus tief liegenden Moorgebieten. Hier sind die
einzelnen Felder auch heute noch rasterförmig durch Kanäle getrennt. Früher hat
man die Felder mit Booten bewirtschaftet und es gab schwimmende Märkte. Schon
im 13. Jh. entstand der 126km lange Westfriesische Ringdamm (Westfriese
Omringdijk), welcher grosse Teile des Bezirks Nordholland umschliesst. In einigen
Abschnitten wurde auf dem geschlängelten Damm eine enge Strasse angelegt. Von
da oben hatten wir eine super Sicht auf die flache Landschaft mit den vielen
Tulpenfeldern.
Viele
traditionelle Häuser haben ausgesprochen grosse und schöne Dächer, die oft in
einem Muster aus Ziegeln und Stroh gedeckt sind. Auch die meisten der alten
Windmühlen haben ein Strohdach. Wir sahen keine einzige, die nicht schön
renoviert war. Heutzutage werden viele dieser ehemaligen Korn- und Pumpmühlen
als Wohnungen genutzt. Da die Winde wohl nie nachlassen, sieht man in den
ganzen Niederlanden grosse moderne Windgeneratoren, welche Strom erzeugen und
die Luft mit ihrem Summen erfüllen.
Wir
haben die Niederlande schon mehrmals besucht, jedoch immer in den warmen
Sommermonaten. Die extreme Kaltfront im April 2012, hat unseren Aufenthalt in
diesem reizvollen Land keineswegs vermiest. Wir sahen und rochen riesige Felder
blühender Blumen. Zudem erlebten wir „Flevo Natuur“, ein FKK-Gelände, welches
auch dann anziehend wirkt, wenn sich das Ausziehen wegen schlechtem Wetter
bloss auf die Saunen und das Hallenbad beschränkte.
Wiederum sahen wir ein sauberes und ordnungsliebendes Land mit freundlichen
Menschen, malerischen Landschaften und gut erhaltenen geschichtsträchtigen
Städten und Dörfern. Inzwischen finden wir, dass die Niederlande am allerschönsten
sind, wenn ihre unzähligen Blumenfelder in voller Blüte stehen.
Am
27. April 2012 waren unsere 3 ½ Wochen bereits vorbei und wir mischten uns
unter den dichten Verkehr auf den Autobahnen. Schon in ein paar Tagen wollten
wir unsere Freunde Moni & Bruno in Südfrankreich treffen.
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Fotos |
Frankreich: FKK Tour durch 8 Gelände
Ende
April 2012 erreichten wir Frankreich, wo wir einen weiteren Sommer lang die
meiste Zeit nicht mehr, als unser Evas- bzw. Adamskostüm tragen möchten. Als
Naturisten sehen wir natürlich nur wenige plausible Gründe, die für das Tragen
von Kleidern sprechen: Sie sollen uns vor
den Launen des Wetters und gegen Verletzungsgefahren schützen. Im Adamskostüm zu
Schweissen, beispielsweise, ist wohl nicht so gesund!
Da wir wissen, dass uns niemand etwas wegschauen kann, würde uns das Kleid der
Nacktheit immer dann am besten zusagen, wenn vom Wetter, oder unserer
momentanen Aktivität her, nichts dagegen
spricht. Leider sind die meisten Gesellschaften aber so konditioniert, dass
einfache natürliche Nacktheit für viele etwas Anstössiges an sich hat. Eine
erotische Aufmachung hingegen, ist seltsamerweise nicht nur besser akzeptiert,
oft wird dafür sogar noch bezahlt!
Als
gute Schweizer sind wir eh darauf programmiert, Kompromisse einzugehen, sodass
Freud und Leid gleichmässig unter allen verteilt sind. So haben wir damit begonnen,
den Grossteil unserer Sightseeing-Aktivitäten auf die kälteren Wintermonate zu
legen. Dann ist es nur natürlich, dass wir uns etwas anziehen. Während den
wärmeren Sommermonaten hingegen, wenn es natürlich angenehmer ist Nackt zu
sein, ziehen wir uns einfach in FKK-Feriendörfer und Vereine zurück. Umgeben
von Gleichgesinnten, welche sich nackt am wohlsten fühlen und sowohl sich
selbst, als auch die anderen so akzeptieren wie sie geschaffen wurden, vergessen
wir, dass wir eigentlich in einem Ghetto sind.
Es ist nur schade, dass unter den Millionen von Europäern, welche ihre Freizeit
regelmässig nackt verbringen, nur wenige auch mit ihren Freunden ausserhalb der
Gelände darüber sprechen, wie natürlich dies für sie ist, und wie stark sie es
geniessen. Wenn alle FKKler ihre Leidenschaft teilen würden, wäre es vermutlich
nur eine Zeitfrage, bis Naturisten-Ghettos überflüssig würden und sich
jedermann überall und jederzeit ausziehen könnte, wenn das Wetter dies zulässt.
Wenn sich niemand gestört oder erregt fühlte, bloss weil eine nackte Person in
der Nähe ist, wäre die Welt sicherlich eine natürlichere und viele der Probleme
im Zusammenhang mit sexueller Nötigung, würden sich damit ebenfalls in Luft
auflösen.
Anstatt
zu jammern bis dieser Traum (Illusion?) Realität wird, geniessen wir lieber die
verschiedenen FKK-Gelände auf unserem Planeten. Frankreich, ist mit über einer
Million FKK-Urlaubern jährlich, wohl Europas beliebteste Destination für
Nacktferien. Obwohl wir schon viele verschiedene Französische FKK-Ferienanlagen
besucht haben, gibt es noch viele, welche auf unserer Warteliste stehen. Wir
planen zwar, ein paar unserer Favoriten nochmals zu besuchen, den Schwerpunkt
unseres diesjährigen Sommers legen wir aber wiederum auf Gelände, welche wir
noch nicht kennen.
Domaine de la Sablière: Treffen mit Freunden am Flüsschen Cèze
Am
29. April 2012 erreichten wir die Domaine de la
Sablière, ein gut geführtes FKK Gelände in der Nähe der Ardèche. Dort hatten wir
uns im Voraus ein kleines Mobilheim reserviert. Das Gelände befindet sich in
einem eindrucksvollen Tal, nur 7 Kilometer ausserhalb von Barjac. Es liegt
eingebettet entlang und über dem linken Ufer des Flüsschens Cèze. Wir logierten
im schattigen Bereich in der Nähe des Talbodens, jetzt im Frühling ziehen aber
wohl die meisten Besucher die wärmeren Bereiche weiter oben vor.
Sablière
ist ein ausgedehntes Gelände und wir genossen unsere Spaziergänge im
„Naturkleid“ jeden Tag aufs Neue. In der Nacht ist es nicht selten, dass man
Wildschweine hört, oder vielleicht sogar sieht. Beweise ihrer Aktivitäten sieht
man überall. Ganz oben befinden sich die Einfahrt und das Empfangsgebäude. Von
dort ist es etwa ein Kilometer hinunter zu den Schwimmbädern, und nach einem
weiteren Kilometer erreicht man das Lebensmittelgeschäft und das Restaurant. Nun
sind es nur noch ein paar hundert Meter zum Ufer der Cèze. Die beiden unverwechselbaren
Felsvorsprünge, die gegenüber des Hauptstrandes über dem Fluss thronen, gehören
sicherlich zu den Hauptanziehungspunkten des Sablières. Ein grosses natürliches
Becken lädt zum Baden ein. Kinder wie Erwachsene schwimmen zum gegenüber
liegenden Ufer, sonnen sich bei der kleinen natürlichen Höhle, oder springen
von den Felsen.
Wer es lieber etwas ruhiger möchte, findet weiter flussaufwärts viele einsame
Stellen zum Sonnenbaden. Der gesamte Uferbereich ist sehr malerisch. Viele
Naturisten kommen hierher um die wilde Schönheit der Landschaft zu geniessen,
dem Fliessen des Flusses zuzuschauen und die Seele baumeln zu lassen.
Wir nahmen
uns nicht nur Zeit zum Entspannen, da wir hier unsere Freude Moni & Bruno
trafen, welche die Sablière noch mehr mögen als wir. Dies ist kaum
verwunderlich, denn es war genau hier, wo sich die beiden im Mai 1995
verliebten, als wir alle 4 zum ersten Mal hier waren. Mittlerweile sind wir
alle von „überalterten Jugendlichen“ zu reifen jungen Erwachsenen
herangewachsen, die gerade erst 50 wurden. Monis und Brigittes fünfzigste Geburtstage
lagen noch keine zwei Monate zurück. So hatten wir mehr als genug Gründe, in
zwei Geburtstagstorten, sowie ein paar (weitere) Schlemmermahlzeiten zu
investieren.
Alles um die Gäste zu verwöhnen
Während
unserer ersten Woche zeigte sich das Wetter nicht gerade von seiner besten
Seite. Glücklicherweise hat die Sablière aber auch dann etwas zu bieten, wenn sich
die Sonne sehr Französisch gibt und streikt. So war beispielsweise die grosse
Sauna immer sehr beliebt. Sogar während der Nebensaison war sie täglich zehn
Stunden eingeheizt. Das obere Schwimmbecken kann mittels einer verschiebbaren
Leichtbau-Konstruktion in ein Hallenbad umgewandelt werden. Das zweite
Schwimmbad und das Kinderbecken waren hingegen um diese Jahreszeit noch nicht gefüllt.
Wegen dem eher kalten Wetter, war aber ein Bad im gut geheizten Innenbecken
eher das, was man suchte. Dank dem grossen Glasdach schaffte es die Sonne
jeweils, das Becken bis auf tropische 32°C aufzuheizen; deutlich mehr als die
im Prospekt versprochenen 25°C.
Die Schwimmbäder und die Sauna befinden sich ideal im Herzen der Sablière.
Drahtloser Internetzugang ist hingegen nur in einem Zelt bei der Rezeption
möglich. Dieses liegt aber von den untersten Mietunterkünften und Stellplätzen
über zwei Kilometer entfernt, und dies erst noch bergauf. Deshalb ist es
verständlich, dass viele den Weg dorthin mit dem Auto, statt mit einem gesunden
Marsch in Angriff nehmen. Eine WLAN Zone in der Nähe der Schwimmbäder wäre da
vielleicht zweckmässiger, da man an dieser Lage von fast allen erwarten könnte,
dass sie dorthin laufen. Für uns sind die vielen unnötigen Autofahrten
innerhalb des Geländes ein echtes Ärgernis, und wir kennen Leute, die aus
diesem Grund nicht mehr hierherkommen. Für Naturisten, die sich gerne zu Fuss
bewegen, macht es einen grossen Unterschied, ob sie frische Luft einatmen, oder
die Abgase von den Fahrzeugen derjenigen, die unbedingt zurück zur Natur
wollen, aber doch bitte nicht zu Fuss!
Während der Hauptsaison gibt es innerhalb des grossen Grundstücks sogar einen
Pendelbus. Wenn man zudem noch die unnötigen Parkplätze bei den Schwimmbädern
abschaffen würde, wären sicherlich noch mehr Besucher motiviert, die
Topographie des Geländes zur Steigerung
der eigenen Fitness zu nutzen, statt mit Pferdestärken zu erkunden. Sind die
leidenschaftlichen Autofahrer wohl die ersten, welche das neue Fitnesscenter nutzen?
Die Sablière gehört zu denjenigen FKK-Geländen, welche mittlerweile schon fast
gleichviele Mietunterkünfte wie Stellplätz anbieten. Unter den 200 Mietobjekte findet
man: möblierte Zelte, moderne helle und geräumige Mobilheime, gemütliche Hütten
und luxuriöse Chalets. Ganz neu gibt es nun 32 m2 grosse möblierte
Luxus-Zelte mit gefliestem Boden, richtigen Betten und einer Küchenkombination
samt Stehbar! Damit zielt man wohl auf Eltern ab, die sich im Urlaub mit einer
stilvollen Unterkunft verwöhnen möchten, als Kompromiss aber noch einen Hauch
von campen einbringen müssen, damit ihre Kinderschar zufrieden ist.
Vor
allem die Franzosen haben realisiert, dass man, wenn man alles berücksichtigt,
bei einer Mietunterkunft oft für weniger Geld mehr Komfort erhält, als beim
Campieren. Stellplätze sind nur ein paar wenige Wochen pro Jahr belegt,
Mietunterkünfte füllen sich hingegen für ein paar Monate, und dies spiegelt sich
natürlich auch in der Preisgestaltung wieder. Die Sablière zieht viele Urlauber
an: Franzosen und Ausländer. Dank den über 100 Jahresplätzen, welche vorwiegend
an Familien aus der Umgebung vermietet sind, aber auch dank den vielen
Mietmöglichkeiten, kommen nun deutlich mehr Französische Naturisten hierher,
als noch vor 10 - 15 Jahren. Das Personal am Empfang ist natürlich mehrsprachig
und stammt auch aus mehreren Ländern. Trotzdem werden diejenigen Ausländer,
welche sich die Mühe machen Französisch zu sprechen, auch mit einer Antwort auf
Französisch belohnt. Andernorts wird man leider nur zu oft dazu gedrängt, in
Englisch oder in der Muttersprache zu kommunizieren. Für uns ist es wichtig zu
spüren, dass wir in Frankreich sind, und genau das ist hier der Fall.
Auch Sablières kleiner, sehr konkurrenzfähiger Supermarkt, bzw. die „épicerie“,
wie er hierzulande genannt wird, ist sehr Französisch angehaucht.
Nichtsdestotrotz deckt er aber die Bedürfnisse seiner Kunden aus ganz Europa
ab. Obwohl es hier im Frühling noch recht ruhig zuging, fanden wir im Laden
nicht nur eine gute Brotauswahl, Souvenirs und Büchsenfutter, sondern auch eine
reichhaltige Auswahl an Frischfleisch, Gemüse, Früchten und Milchprodukten. Es
ist ein Einfaches, nur aus dem Angebot dieses gut bestückten Ladens frische,
gesunde Mahlzeiten zusammenzustellen. Eine aussergewöhnlich gute Auswahl an
Magazinen und Tageszeitungen aus ganz Europa ist ebenfalls erhältlich, sogar
die internationale Ausgabe der New York Times, die Herald Tribune, wird hier
angeboten. Es ist einfach super, so einen Laden auf dem Gelände zu finden und nicht
nur ein symbolisches Geschäft, wie wir dies andernorts sogar im Hochsommer
erlebt haben.
All diejenigen, die weder Lust zum Kochen, noch zum Besuch eines der umliegenden
Schlemmerlokale aufbringen können, finden auch in der Sablière ein Restaurant.
Während unseres Aufenthalts, waren die neuen Wirte wohl dabei, verschiedene
Konzepte auszuprobieren. Was auf unseren Tellern landete, konnte sehr
unterschiedlich sein: gut und preiswert, eher einfach, oder sogar ein
kulinarischer Höhepunkt!
Cascades
de Sautadet und andere Ausflüge
In
der Region findet man auch viele Sehenswürdigkeiten, welche durchaus geeignet
sind, entdeckungsfreudige Touristen zu begeistern. Da sowohl wir zwei, als auch
Moni & Bruno, mittlerweile schon über zehnmal in der Sablière waren, hatten
wir eher Lust das FKK-Leben auszukosten, als auszuschwärmen. Wir dachten eh,
wir hätten ja schon alles gesehen. So störten wir die friedliche Stille weder
in Vallon-Pont-d'Arc, der Ardèche Schlucht und den berühmten Höhlen bei Orgnac
noch in Nimes, Avignon und dem Pont du Gard. Wie auch immer, im letzten Jahr
überzeugte Moni ihre Tante und ihren Onkel davon, sie und Bruno in die Sablière
zu begleiten. Natürlich wollten ihre Besucher mehr als nur FKK erleben und
studierten deshalb die Broschüren mit den touristischen Höhepunkten. So entdeckten
sie die Cascades de Sautadet bei La Roque-sur-Cèze. Moni & Bruno waren
davon so begeistert, dass sie nun zusammen mit uns, gleich nochmals einen
Ausflug dorthin machten. Attraktiv sind nicht unbedingt die Wasserfälle an und
für sich, sondern eher das Gestein, über das das Wasser fällt. Somit gibt es
hier auch fast am meisten zu sehen, wenn die Cèze wenig Wasser führt. Auf ein
paar hundert Metern sind die gelöcherten und geschliffenen Kalksteinfelsen, auf
denen man gut herumkraxeln kann, wie kleine Kunstwerke der Natur. Mal stehen
sie wie terrassierte Säulen im Wasser, mal sieht man Steinmühlen wie Muster
angeordnet. Der sichtlich geschichtete weisse Stein leitet das plätschernde
Nass auf einer Vielzahl an Umwegen durch einen Mini-Canyon, wo es ein wahres
Wasserspiel durchläuft. Weiter unten vereinigt er sich wieder zu einem zahmen Flusslauf,
der viel gemächlicher erscheint, wie er fast spiegelnd davon fliesst. Es lohnt
sich, beide Ufer zu erkundigen. Eine
schmale, aber starke Brücke überquert den Fluss auf halbem Weg zwischen den
Fällen und der kleinen Ortschaft La Roque-sur-Cèze, die ebenfalls eine
Besichtigung wert ist.
Nach
zwei Wochen mussten wir uns schon von Moni & Bruno verabschieden, blieben
aber noch eine weitere Woche hier. Einsam wurde es aber nicht, da das lange
Wochenende um Auffahrt näherkam. Vor allem Sablières Mietunterkünfte füllten
sich nun sehr schnell. Wir freundeten uns mit einem französischen Paar an. Auch
trafen wir unerwartet ein Paar aus der Schweiz wieder, das wir die letzten neun
Jahre nie mehr gesehen hatten.
Wir
genossen die sehr natürliche Szenerie und Atmosphäre in der Sablière intensiv.
Einige Dinge sind erste Sahne, andere etwas rustikal. Im Grossen und Ganzen hat
man aber einen guten Kompromiss gefunden: es gilt ja den unberührten Charakter
des Geländes zu erhalten, es aber trotzdem zu erschliessen und gute
Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Unserer Meinung nach ist die Domaine de
la Sablière sehr gut geeignet, Menschen, die mit der Idee des Nacktbadens
Neuland erkunden, in den FKK Lebensstil einzuführen. In diesem beeindruckenden
Flusstal entlang der Cèze, kommt das Ablegen der Kleidung ganz von selbst. Sablière
ist perfekt für alle FKK Freunde, die grosse Gelände mögen und diese aus Leidenschaft
gern zu Fuss erkunden.
La Grande Cosse: am richtigen Strand angeschwemmt
Am
Sonntag, 20. Mai 2012 verliessen wir die Sablière gerade noch rechtzeitig,
bevor ein Gewitter ausbrach. Es half allerdings nicht lange; auf unserem Weg
ans Mittelmeer goss es lange Zeit wie aus Kübeln. Die ersten Binnenseen, bzw. „étangs“
sahen wir bereits von der Autobahn aus und nachdem wir kurz nach Béziers
abfuhren, wechselte die Landschaft von sanften, mit Trauben kultivierten Hügeln,
zu Marschland, welches sich im Meer verlor. Etwa 20km bevor wir unser nächstes
FKK Ziel: La Grande Cosse erreichten, wurde die
Umgebung immer einsamer und irgendwie unwirklich – sie erinnerte uns an Afrika.
Brigitte erwartete schon fast, als nächstes einen Elefanten, oder eine Giraffe
die Strasse überqueren zu sehen. Überraschenderweise dauerte es nicht lange,
bis wir tatsächlich ein paar sahen. Dies war, nachdem wir in La Grande Cosse
eingecheckt hatten. Die Quer-Strässchen in dieser 25 ha grossen FKK
Ferienanlage sind mit Buchstaben A-Z gekennzeichnet und zur einfacheren
Identifizierung meist nach Tieren benannt. Auf schmucken Schildchen findet man
eine Zeichnung und den Namen der Tierart wie z.B. E-Elefant, J-Jaguar,
F-Flamingo, oder Z-Zebra. Ironischerweise befand sich unser Mobilheim in der
Gasse S wie „sanglier“, was Wildschwein bedeutet… Ein Foto des Kiwi-Schildes zu
schiessen, war schon fast so schwierig, wie in Neuseeland einen echten Vogel in
den Kasten zu kriegen. Ein fernseh-süchtiger Camper hatte seine Satellitenschüssel
direkt vor diesem Schild platziert. Da er sie immer bewachte, trauten wir uns
nicht, diese kurz wegzustellen.
Man
teilte uns ein sehr schönes und ausgesprochen gut ausgestattetes Mobilheim für
5 Personen zu. Es bot Moskitonetze, ein extragrosses Bett, sowie einen
grosszügigen Kühlschrank mit separatem Gefrierabteil und eine grosse Terrasse.
Die meisten der fast 150 Miet-Mobilheime entsprechen diesem Typ. Es stehen
jedoch auch kleinere oder grössere Modelle zur Auswahl. Weiter gibt es etwa 300
Stellplätze, von denen einige Saisonplätze sind.
La
Grande Cosse ist ein schön gestaltetes und gut unterhaltenes Gelände, wo
überall Blumen blühen. Grillecken gibt es in Hülle und Fülle und die
Sanitärblöcke sind sauber und gepflegt. Heftige Winde sind hier bei weitem
nicht ein so grosses Problem wie andernorts am Mittelmeer. Trotzdem mag es zu
gewissen Zeiten angenehm sein, dass die beiden Schwimmbecken mit sehr
dekorativen Mauern, gut gegen den Wind geschützt sind. Am Abend wurden die Pools
für unseren Geschmack allerdings etwas gar früh geschlossen. Weiter gibt es
eine Bar und ein Restaurant, wo fast täglich Spielabende oder etwas Ähnliches
durchgeführt werden. Das Beste; ein echter Supermarkt mit einer guten Auswahl
und Öffnungszeiten wie in einem Dorf. Die Geschäfte in den umliegenden kleinen
Ortschaften sind weder besser, noch billiger. Ende Mai wurde das Angebot
ziemlich ausgebaut und es gab neben mehr Grünzeug, nun auch frischen Fisch,
zusätzlich zur guten Auswahl an Fleisch.
Trotz
all dieses Lobes und der vier-Sterne-Zertifizierung von La Grande Cosse,
vermissten wir eine Sauna. Wir sind mit dem Französischen Paar einig, die von
diesem Gelände ebenfalls begeistert sind, sich aber trotzdem fragen: „wie
konnten die bloss einen vierten Stern erhaschen, solange es hier weder eine
Sauna noch ein Dampfbad gibt?“ Nun, die Sterne-Auszeichnung wurde natürlich von
der textilen Welt erfunden und viele Sterne-hungrige FKK Ferienanlagen
unterwerfen sich den Kriterien, egal ob diese für FKKler nun Sinn machen, oder
nicht. So werden Duschen und Lavabos in Einzelkabinen eingebaut, statt dass die
grosszügigen Dusch- und Wasch-Räume mit viel Ellbogenfreiheit erhalten blieben.
Wir sind uns nicht sicher, ob La Grande Cosse auch für die Hundedusche einen
Stern erhalten hat. Wir jedoch, würden eher einen vergeben, wenn man denjenigen
Tierhaltern eine Hundeleine abgäbe, die sich keine leisten können! Zumindest wurden
„Gassi Beutel“ zur Verfügung gestellt.
Obwohl
La Grande Cosse ein eher grosses Ferienzentrum ist, arbeitet das Personal an
der Rezeption in der FKKler Uniform, wenn‘s das Wetter zulässt. Dies trägt
sicher zur natürlichen Atmosphäre bei, die sich auch auf Gäste überträgt.
Ein einzigartiger Strand
Ein angenehmer
10 minütiger Spaziergang durch das Naturreservat, führt von La Grande Cosse
direkt zum Strand. Alle spazieren oder radeln in ihrem Evas- bzw. Adamskostümen
dorthin. Der Pfad führt entlang kniehoher Büsche, über zwei kleine Brücken und
eine überwachsene Düne. Momentan hatte es in den Kanälen Wasser, genauso wie im
„étang de pissevaches“ (Lagune der brunzenden Kühe). Die Wasseroberflächen
wechselten ständig ihr Gesicht, da sich wegen der steigenden Hitze schnell
Algen bildeten und diese dauernd in Bewegung waren. Wir vernahmen, dass der
„étang“ bis zum Sommerende oft austrocknet. Wer den verlassenen Bunker entlang
des Weges besteigt, wird mit einer spektakulären Aussicht über das buschreiche
Marschland mit seinen Gewässern belohnt. Gegen das Landesinnere sieht man die
bizarren Felsschichten des beeindruckenden Gebirgszuges „La Clape“. Dieses
ganze Gebiet steht unter dem Schutzschirm des grossen “Parc Régional naturel de la
Narbonnaise”.
Nach
diesem lohnenswerten Spaziergang standen wir auf der Düne und blickten auf den
schönsten FKK Strand, den wir bisher am westlichen Mittelmeerufer gesehen
hatten. Der mattgoldene Sand war mit Schwemmholz übersät. Einige der Stämme
waren einst ziemlich grosse Bäume gewesen. Dort, wo sich die meisten
Wasserratten aufhielten, hatte man das Holz geräumt, anderswo war der Strand
bloss vom Abfall gesäubert. Ein Spaziergang entlang des Strandes war fast wie
der Besuch einer Ausstellung von Holzskulpturen und Kunstwerken, die von Mutter
Natur geschaffen wurden.
Offiziell
war der FKK Strandabschnitt nur 2km lang, nackte Sonnenanbeter waren jedoch
eher auf 3-4 Kilometern die Norm, je nach Tag. Die Beach liegt zwischen den
eher hässlichen Ferienorten “St-Pierre-sur-Mer” auf der einen, und “Les-Cabanes-de-Fleury”
auf der andern Seite. Dazwischen gibt es nichts als unberührte Natur; einfach
Wasser, Sand, Holz und Menschen die ihr Nacktsein in diesem schönen
Naturreservat geniessen.
Eigentlich
könnte man viele Ausflüge machen. Da es uns hier so gut gefiel und wir zudem
Traumwetter hatten, verschoben wir aber die Exkursionen auf ein anderes Mal.
Wir
schätzten es, dass kaum jemand das Auto nahm, um sich innerhalb La Grande Cosse
zu bewegen, alle gingen zu Fuss und wir schlenderten oft durch den Camping.
Dabei trafen wir ganz überraschend auf ein paar bekannte Gesichter, wie z.B. das
Französische Paar, das wir auf dem letzten Gelände als Nachbarn hatten. Auch
ein älteres Deutsches Paar sprach uns an. Auf den ersten Blick konnten wir uns
allerdings nicht an sie erinnern. Es zeigte sich wieder einmal, dass einige
ältere Leute ein besseres Gedächtnis haben, als andere, die sich mit fünfzig
noch jung fühlen. Es ist frustrierend zu realisieren, dass der Kopf nur noch
für den Friseur taugt. Wie auch immer; wir setzten uns dann ein paar Mal mit
ihnen zusammen, entweder für einen gesunden Frucht-Shake, oder für eine
Mahlzeit.
Für
uns ist La Grande Cosse eine grossartige Neuentdeckung, ein natürlicher Ort der
in naturbelassene Landschaft am Meer eingebettet ist.
Domaine de L’Origan: zwischen beeindruckenden Bergen
Am 2.
Juni 2012 verliessen wir das Mittelmeer und machten uns auf die lange Fahrt
ostwärts, in Richtung der Region Provence, Alpes Maritimes. Nachdem wir die
Hektik der Autobahn hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft immer
schöner, je näher wir auf die Berge zukamen. Am späten Nachmittag erreichten
wir unser nächstes Ziel: die Domaine de l’Origan. Umgeben von bewaldetem
Gebirge, liegt sie auf 600 M.ü.M.. Dieses FKK Gelände wurde über dem Var Tal
angelegt, nur wenige Kilometer von der Ortschaft Puget-Théniers entfernt.
Die
35 ha grosse Ferienanlage liegt auf einem steilen Grundstück. Die Stellplätze
und Mietmöglichkeiten verteilen sich über diverse Gebiete, teils am
terrassierten Hang, teils auf einem abgeflachten Hügel. Insgesamt gibt es ca.
200 Plätze, gleichmässig untergeteilt in Stellplätze, Saisonplätze und
Mietunterkünfte, die sich aus Chalets, div. Mobilheimen und möblierten Zelten
zusammensetzen.
Unser
reserviertes Chalet hatte eine gute Lage. Genauso wie die Mobilheime, bot es
eher unüblichen Luxus, wie reversible Klimaanlage, Fernseher mit
internationalen Programmen und die unvermeidliche Mikrowelle. Auf die letzten
beiden hätten wir gut verzichten können, dafür hätten wir lieber vier, statt
nur zwei Gasplatten genommen und in Betten geschlafen, welche nicht auf drei
Seiten zwischen Wänden eingeklemmt sind. Dafür schätzten wir den elektrischen
Boiler. Diesen empfinden wir als viel wertvoller, als die
Gas-Durchlauferhitzer, die man in den meisten Unterkünften auf Campingplätzen
vorfindet.
Als
wir unser Chalet etwas genauer unter die Lupe nahmen, waren wir überrascht
festzustellen, dass es nicht allzu sauber war. Bloss Dinge, die wir anderswo
tolerieren würden. Da wir hier jedoch bereits vor der Schlüsselübernahme ein
Papier unterschreiben mussten, indem wir uns dazu verpflichteten, die
Unterkunft bei Abreise „peinlich sauber“ zu hinterlassen, fanden wir es
angebracht, zu reklamieren. Passiert ist leider gar nichts, nicht einmal, als
wir nochmals nachhakten. Die Direktion geht wohl davon aus, dass die 5%
Gutscheine für eine Reservation fürs nächste Jahr, die man bei Ankunft erhält,
eher dazu motivieren, wieder zurückzukommen, als guter Service.
Schon
bald fiel uns auf, wie überlastet einige Mitarbeiter gewesen sein müssen. Alle
70 Unterkünfte waren belegt und diejenige Hälfte der Stellplätze die zugänglich
waren, waren ebenfalls randvoll. Ganz offensichtlich waren der Bau neuer
Terrassen und die Installation von etwa 10 zusätzlichen Mobilheimen, sowie
weitere Ausbauarbeiten auf dem Gelände, in Verzug geraten. Mitte Juni wurde
noch überall intensiv gearbeitet, fertig war aber noch gar nichts. Kein Wunder,
dass es jeweils ewig dauerte, bis sich jemand Zeit nahm, Kleinigkeiten zu
reparieren, wie etwa verstopfte oder kalte Duschen, die langsam heizende Sauna,
oder die unzuverlässige Internet-Verbindung, die den Gästen gratis zur Verfügung
stand – als sie dann endlich wieder lief. Wir glauben, dass nach Abschluss der
diversen Verbesserungs- und Erweiterungsarbeiten alles andere auch wieder
funktionieren wird. Man sah, dass wenn etwas gemacht wird, wird es richtig
gemacht.
Eigentlich wird im Origan recht viel geboten. Ausser dem Schwimmbad und der
Sauna, gibt es auch ein Sprudelbad und in der Hauptsaison zusätzlich ein
Toboggan, wie in Frankreich die spiralförmige Rutschbahn für Kinder genannt
wird. Auch die Sanitärblöcke bieten etwas mehr Komfort, als das, was man
andernorts sieht; hier findet man Haartrockner und die Toiletten haben
Klobrillen und Papier in jeder Kabine.
Origans
Restaurant ist stilvoll dekoriert, sehr gemütlich und hat zudem eine neue grosse
gedeckte Terrasse, wo oft Tanzabende durchgeführt werden. Die Auswahl an
Gerichten ist zwar nicht sehr gross, doch was aus der Küche kommt schmeckt gut
und ist grosszügig bemessen. Im Erdgeschoss gibt es ein Wellness-Zentrum und
daneben ein Souvenirgeschäft, welches während unseres Aufenthaltes eröffnet
wurde. Wenn es um Lebensmittel geht, findet man das Nötigste und mehr in der
kleinen „épicerie“. Auch wenn die Früchte- und Gemüseauswahl nicht riesig war, beinhaltete
sie immer noch ein paar Exoten, wie Mango oder Topinambur (Jerusalem
Artischocke), ein schmackhaftes Gemüse, das sogar wir, zuvor noch nie gegessen
hatten.
Das
Paar, das den Laden führt, ist sehr freundlich und organisiert regelmässig
frische Forellen oder Grillabende. Wie auch andere Angestellte, sieht man sie
ausserhalb der Öffnungszeiten oft beim Entspannen ums Schwimmbad.
Ausflüge vom Origan: bekleidet und unbekleidet
Obwohl
das Meer etwa 60 Kilometer entfernt ist, werden immer wieder FKK-Kreuzfahrten
organisiert. Diese starten von der glitzernden Côte d’Azur mit ihren berühmten
Städten Nizza und Cannes.
Im Landesinneren gehörten sicherlich die Schluchten und das Gebirge zu den
Landschaftlichen Höhepunkten. Origan organisiert fast tägliche
Nacktwanderungen, welche auch sehenswerte Gegenden der Region miteinschliessen.
Wir wissen, dass diese Ausflüge recht beliebt sind. Da sie jedoch ziemlich früh
am Morgen starten, wollten wir uns nicht unbedingt aus den Federn reissen
lassen. In der Umgebung gibt es unzählige malerische Täler, Dörfer, Schluchten
und Gebirgspässe. Es ist ein spärlich besiedeltes Gebiet, mit nur wenigen
Geschäften und Restaurants. Auf der anderen Seite, werden aber alle die hierherkommen,
mit atemberaubender Natur belohnt, ob sie nun diese mit Aktivitäten wie
Kanufahren, Wildwasserfahrten, Bungee-Jumping oder Klettern geniessen, oder sie
einfach ganz still von einem Aussichtspunkt, oder während einer Wanderung, auf
sich wirken lassen.
Wir
selbst machten mehrere Fahrten durch die violett-roten Schluchten Daluis und
Cians, wobei wir unzählige Male anhielten und ausschwärmten. Etwas weiter
nördlich besuchten wir den Skiort Valberg und bei einem weiteren Ausflug, La
Foux d’Allos. Jener führte uns zum malerischen Städtchen Barcelonnette, welchem
man etwas Mexikanisches Flair nachsagt. Unterwegs überquerten wir die
atemberaubenden Gebirgspässe Col de la Cayolle (2‘376m) und Col d’Allos (2‘247m).
Auf dem ersteren sahen wir noch letzte Schneeflecken, rochen aber trotzdem den
würzigen Duft einer reichhaltigen alpinen Flora mit mehr Enzianen, als wir in
den Schweizer Alpen je gesehen hatten.
Als
es im Origan stickig heiss wurde, flüchteten wir nach St-Martin-Vésubie, mit seiner
kühlen Bergluft. Die Strasse durch die wunderschöne Vésubie Schlucht war eher
etwas eng, hatte jedoch erstaunlich viel Lkw-Verkehr, sodass wir immer wieder
anhalten mussten, um mit dem Gegenverkehr zu kreuzen. Auf dem Rückweg besuchten
wir das Dörfchen Roubion, welches wie viele andere dieser Region, hoch über dem
Tal auf einem Felsvorsprung thront.
Auch
innerhalb von Origan gibt es einiges zu entdecken und dazu muss man sich nicht
einmal anziehen. Für die Energiegeladenen gibt es eine zweistündige Nacktwanderung.
Der Beginn ist ziemlich steil, dafür wird man mit einer atemberaubenden
Aussicht über das Vartal belohnt. Wer Lust hat, kann selbstverständlich auch
zum Fluss hinuntergehen. Ein steiniger Pfad führt in 15 Minuten direkt an die
Var. Sie hat die typisch grau-blaue Farbe, wie man sie von Bergbächen kennt. In
den Sommermonaten ist der Wasserstand eher bescheiden, wenn wir aber das breite
Flussbett mit seiner Kiesinsel und die grossen Felsbrocken sehen, muss dieses Gewässer
zu anderen Zeiten sehr viel Wasser haben. Man kann über Stock und Stein gehen
und sich danach unter dem nahegelegenen Wasserfall oder im künstlich angelegten
Wasserloch eines Seitenarms erfrischen.
Das
FKK Gebiet am Gewässer ist ziemlich gross. Es eignet sich allerdings eher für
eine Fussmassage, als für ein bequemes Sonnenbad auf einem Badetuch, da es kaum
Sand gibt, sondern fast nur Steine und Felsbrocken. Einige FKKler mag es
stören, dass man von der Hauptstrasse und der Eisenbahnlinie zum Fluss sieht.
Die Distanz ist allerdings zu gross, als dass man durch die Bäume jemanden
erkennen könnte und die Autofahrer dürften kaum Zeit haben, ihre Augen von der
Strasse zu nehmen.
Drei
Esel wohnen ebenfalls im Origan und da sie oft von Urlaubern verwöhnt werden,
kann es sein, dass sie zum Betteln bis auf Terrassen und in Zelte kommen. Ab
und zu büchsen sie aus und sobald man sie wieder gefunden hat, werden sie an
einem Auto oder Elektromobil festgezurrt und wieder zurück ins Gelände gezogen.
Da
Origan in seinem Herz relativ kompakt ist, ist es einfach mit anderen Gästen in
Kontakt zu kommen. Diese kommen nicht nur aus ganz Europa, sowohl von Ost und
West, sondern auch von so weit entfernten Ländern wie Russland, der Urkraine,
Indonesien und sogar aus China.
Obwohl
die Atmosphäre hier sehr natürlich ist, kann Origan an Wochenenden seine Nähe
zu Nizza nicht verleugnen. Wir denken nicht, dass die Reichen und berühmten
(bzw. sogenannt Schönen…) hierher kommen, und wenn dem so wäre, würden wir sie
eh nicht erkennen. Trotzdem; die Niçois treffen mit ihren Cabriolets hier ein.
Wenn sie ums Schwimmbecken liegen, kann man sie nicht von anderen Naturisten
unterscheiden, wenn man einmal von denjenigen absieht, die ihr Äusseres mit
etwas Silikon aufgewertet haben. Sobald sie jedoch den Pool-Bereich verlassen,
sieht es anders aus. Die meisten Niçois, sowohl Frauen, als auch Männer, haben
sich spezielle Fähigkeiten angeeignet, wie man einen Pareo (bzw. Sarong) oder
ein glitzerndes Accessoire so kunstvoll um die Hüften bindet, dass gewisse
Regionen sichtbar bleiben, obwohl sie bedeckt werden. Und so schlendern sie
dann durchs Gelände und pendeln zwischen dem Schwimmbad und ihren Fahrzeugen…
Alles ist relativ: wenn man mit den Leuten aus Nizza spricht, sind sie alle
sehr freundlich und betonen, dass sie vor allem deshalb ins Origan kommen, weil
sie die Atmosphäre hier so viel natürlicher finden, als an jedem FKK Strand
entlang der Côte d‘Azur!
Castillon de Provence: zwischen Tempeln und einem
malerischen grünen See
Da
wir Lust darauf hatten, weitere FKK-Gelände zu entdecken, die wir noch nicht
kennen, blieben wir in der Region. So fuhren wir am 23. Juni keine Stunde,
bevor wir unser nächstes Feriendorf erreichten: Castillon de Provence. Es liegt in der Nähe von
Castellane, eingebettet in eine liebliche Berglandschaft. Obwohl wir uns hier
auf 1‘000 Metern über Meereshöhe befanden, waren die umliegenden Gipfel etwas
weniger hoch, als beim letzten Gelände. Wir sahen den Castillon See, die
Hauptattraktion von Castillon de Provence, bereits auf der Anfahrt. Es handelt
sich um einen grossen Stausee mit unglaublich türkisgrünem Wasser. Schon vor
unserer Ankunft stoppten wir mehrmals, um Fotos zu machen und konnten es kaum
erwarten, darin zu baden. Als wir den Staudamm überquerten, waren wir weniger
als einen Kilometer vom FKK Strand entfernt, mussten aber noch 10km ausholen,
bis wir vor dem Eingang unserer Destination standen. Man erreicht Castillon de
Provence über eine gute, aber enge und steile Strasse. Mit einem Pkw kann man
sie jederzeit befahren, wer aber einen Wohnwagen oder sonstigen Anhänger im
Schlepptau führt, muss vor 13:00 Uhr hinunter fahren und darf nicht vor 14:00
Uhr hochkommen, sonst könnte man sich bös verklemmen.
Es war
Mitte Nachmittag, als wir unser Holzhäuschen im Castillon de Provence bezogen.
Es hatte zwar kein Bad, war aber ansonsten sehr gut ausgestattet. Die moderne
Küche bot vier Gasplatten und einen Heisswasserboiler. Das 15 m2
grosse Zimmer war geschickt unterteilt mit einem Sofa und vielen Schränken,
welche eine Nische für das Doppelbett bildeten. Wie von den meisten Stellplätzen
und Mietmöglichkeiten, hatten auch wir Aussicht über eine grosse Wiese auf die
beeindruckende Berglandschaft. Die meisten Plätze sind eher sonnig, haben aber
ein paar Schattenbäume in der Nähe.
Das
47ha grosse Gelände ist grosszügig gestaltet und bietet mehr als genug Platz
für die ~100 Stellplätze und 30 Mietmöglichkeiten, die sich aus gut
ausgestatteten möblierten Zelten, Mobilheimen und einer Auswahl an Chalets
zusammensetzten. Auch Schmetterlinge erfreuen sich an den vielen
blumenübersäten Wiesen und Büschen, die man auf dem ganzen Grundstück findet.
Die
makellos sauberen Einrichtungen beinhalten einen kleinen Swimming Pool, eine
Sauna und zwei Hütten; je eine für Kinder und Jugendliche. Der grösste
Spielplatz ist abends beleuchtet und geschickt neben dem Restaurant platziert,
sodass Eltern ihre Kleinen überwachen können, während sie einen Kaffee
geniessen. Daneben gibt es ein Freiluft-Fitnesscenter und mehrere moderne und
quietschsaubere Sanitärgebäude. Dorthin muss man allerdings das eigene
Klopapier (und den Plüschsitz) mitbringen. Tische hingegen, muss man nicht ins
Castillon de Provence schleppen, da jeder einzelne Stellplatz mit einem grossen
Holztisch samt Sitzbänken ausgestattet ist.
Castillon
de Provence gehört einer Niederländischen Naturisten Familie mit zwei Kindern.
Sie führen diesen Camping mit Hilfe von vielen „working holidayern“, eigentlich
alle aus ihrer Heimat. Die Eigentümer haben gute Ideen. So bietet
beispielsweise das Restaurant, jeden Abend ein unterschiedliches Konzept an. An
Themen-Abenden kocht man meist ausländische Spezialitäten, oder dann traditionell
französisch. Wenn „à la carte“ auf dem Programm steht, kommen vor allem
Liebhaber der feinen Französischen Cuisine auf ihre Kosten. Wer allerdings
Pommes als Beilage bestellt, bekommt nur einen Hauch der „Haute Cuisine“ auf
den Teller. Echt feine französische Küche wird hingegen nur denjenigen serviert,
die als Beilage ‚Gemüse‘ wählen. Der „kleine“ Unterschied zwischen diesen
beiden Beilagen ist hier deutlich grösser, als er tönt.
Zum Ausgleich wird jede Woche etwas Einfaches angeboten, vielleicht zweimal,
wenn eine Sportübertragung, die die einen Gäste erfreut, und die andern ärgert,
auf dem Programm steht. Die Eigentümer haben realisiert, dass gepflegtes Essen
und Fussball nicht zusammenpassen und auch ein anderes Publikum anziehen. Im
Restaurant zu essen, ist immer sehr gesellig, da alle Mahlzeiten an
Gemeinschaftstischen serviert werden, selbst wenn „à la carte“ angeboten wird
und die Gäste zu unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Man muss allerdings die
Stühle und die Zeit im Voraus buchen. Im Castillon de Provence ist alles
ordentlich organisiert und auch für fast alles andere muss man sich im Voraus
anmelden; egal ob es gratis ist, oder man dafür bezahlen muss.
Der
kleine Lebensmittelladen ist von den Öffnungszeiten und vom Angebot her etwas
beschränkt, bietet aber doch genügend Auswahl, dass man zum Zusammenstellen
einer Mahlzeit mehrere Möglichkeiten findet, darunter auch frisches Grünzeug
und gefrorenen Fisch.
Internetzugang
via WLAN steht den Gästen gratis zur Verfügung. Durch die abgeschiedene Lage
ist er aber sehr langsam.
Umstrittene und unumstrittene Sehenswürdigkeiten auf
und um das Gelände
Castillon
de Provence befindet sich in einer touristischen Gegend im Gebirge. Eine der
Hauptattraktionen: Lac de Castillon, erreicht man mit einer angenehmen, 30 minütigen
Nacktwanderung. Ein breiter, aber steiniger Weg führt direkt vom Campingplatz
der auf 1‘000 M.ü.M. liegt, hinunter zum FKK Strand auf 880m. Mit guten Schuhen
lässt sich auf diesem Weg gut marschieren, um ihn zu befahren ist er allerdings
gerade rau genug, um die weniger Sportlichen davon abzuhalten. Schon der Weg
belohnte uns mit atemberaubender Aussicht über das türkisgrüne Wasser und die
umliegenden Gebirgszüge; wir waren entzückt.
Inzwischen
war es Ende Juni und es freute uns, dass die Wassertemperaturen schon so
angenehm waren; erfrischend, aber warm genug zum schwimmen. Wind- und
Wetterabhängig wechselte die Farbe der Wasseroberfläche von Zeit zu Zeit. Es
ist ein wunderbarer Platz um die Seele baumeln zu lassen und etwas anderes, als
das Naturkleid zu tragen, würde schon fast den Frieden der Natur stören.
Auf
dem Rückweg sieht man an eine Hügelflanke mit Tempeln und goldenen Statuen.
Diese gehören zur „heiligen Stadt Mandarom“ der Aumisten, welche buchstäblich
mit ihrem AUM (OM) über der Naturistenkolonie wachen. Aumismus ist eine Sekte,
die, obwohl dem Buddhismus nahe stehend, Symbole und Tempel aller grossen
Glaubensrichtungen mit einschliesst. Während einer Führung erfuhren wir ein
wenig etwas darüber, doch die nüchterne Wahrheit erfährt man besser von Wikipedia oder anderen Quellen. Die Aumisten glauben, dass
der Sektengründer wiederauferstehen wird, und genau davor scheinen sich die
Behörden der Gemeinde Castellane zu fürchten; warum sonst hätten sie einen
Beton-Sarkophag auf seinem Grab errichten lassen?
Überhaupt
nicht umstritten, sondern von allen bewundert, wird hingegen die „Gorge du
Verdon“. Dieses Touristenmagnet liegt nur wenige Kilometer von Castillon de
Provence. Mit 25km Länge und 700m Tiefe, ist dies Europas grösster Canyon. Er
erstreckt sich von Castellane westwärts, bis zum See von St. Croix.
Kurvenreiche Strassen führen beidseits entlang der Schlucht und man findet
unzählige atemberaubende Aussichtspunkte. Der Blick entlang der steilen
Kalksteinklippen, hinunter zum grünen Fluss, ist sehr beeindruckend. Momentan
führte die Verdon zwar nicht allzuviel Wasser, doch wenn man den gigantischen
Canyon sieht, welcher von ihr ausgewaschen wurde, ist klar, dass sie nicht
immer so zahm war. Wir fuhren mehr als einmal entlang dieser imposanten
Schlucht, da wir sie jeweils auf unseren Weg zu anderen Sehenswürdigkeiten
einbauen konnten. Einer führte uns in das malerische Dorf Moustiers-Ste-Marie
direkt hinter dem „lac Sainte Croix“, dessen Wasser ebenso türkisgrün leuchtete
wie das „unseres“ Sees.
Ein
anderes Mal besuchten wir die Lavendelfelder, für die die Provence ebenfalls
berühmt ist. Wir sind weder von Lavendelseife, noch von ihrem Duft begeistert,
aber der Blick auf die grossen Felder wird wohl jeden erfreuen. Lavendel wird
in verschiedenen Gebieten angebaut und wir entschieden uns, das „Plateau de
Valensole” zu besuchen. Kaum sah man die langen Reihen violetten Lavendels, sah
man auch hordenweise Touristen am Strassenrand stoppen, was auf der
Schnellstrasse oft zu gefährlichen Situationen führte. Glücklicherweise fanden
wir eine Nebenstrasse, auf der es einfacher war anzuhalten und wo die Touristen
in der Mehrzahl waren. Die Lavendelblüten hatten sich gerade geöffnet und das
Summen der Bienen war unüberhörbar.
Es
gäbe ums Castillon de Provence noch viel mehr zu sehen. Wegen dem
aussergewöhnlich warmen Wetter waren wir froh, dass wir andere
Hauptattraktionen, wie die violett-rote Daluis-Schlucht oder die faszinierenden
Gebirgspässe weiter Inland, bereits von unserer letzten Station aus besucht
hatten.
Plötzlich ist Hauptsaison
Es
wurde uns glaubhaft bewiesen, dass die Provence eine aussergewöhnlich sonnige
Region ist. Auch das Castillon de Provence zieht an Wochenenden jeweils ein
paar Leute aus Nizza an und sie erzählten uns alle, wie froh sie seien, dass
sie dem Hexenkessel an der Küste entfliehen konnten. Dank der Lage auf 1‘000
Metern über Meer, sind hier die Tages- und vor allem die Nachttemperaturen deutlich
kühler. Sie stiegen aber doch regelmässig auf über 30°C und nackt, wie Adam und
Eva, das Paradies zu geniessen, war sicherlich das Beste, das man machen
konnte. Wir schätzten es, dass es unten am See noch etwas kühler war. Um dies
auszukosten, nahmen wir gerne den, bei diesen Temperaturen, doch ziemlich
schweisstreibenden Weg unter unsere Füsse, ab und zu sogar zweimal täglich. Am
Ziel angekommen, war es immer erfrischend, ins Wasser zu springen und die
Tatsache, dass wir dabei etwas Verbotenes machten, trug noch zum prickelnden
Glücksgefühl bei. Gemäss einem lokalen Gesetz ist es verboten, in natürlichen
Gewässern zu schwimmen, wenn kein Rettungsschwimmer zur Stelle ist. Da es aber
auch verboten ist, Naturisten ohne deren Zustimmung zu fotografieren, ist die
Gesetzesübertretung jedoch schwer zu beweisen und so wimmelt es an diesem
wunderschönen FKK Strand nur so von begeisterten Schwimmern.
Ausser
Schwimmen ist auch paddeln eine beliebte Aktivität. Ein paar Kanus und
Surfboards stehen am Strand zur Verfügung. Diese können gebucht und gratis
ausgeborgt werden, doch die Paddel muss man selbst von der Rezeption hinunter zum
See und auch wieder hinauf tragen.
Während
unserer ersten Woche im Castillon de Provence waren die Unterkünfte fast voll
belegt, die Stellplätzte hingegen, nur etwa zur Hälfte besetzt. Die Besitzerin
sagte, dies sei mehr als sonst um diese Jahreszeit. Dank dem es, ausser in der
Provence, in ganz Südfrankreich regnete, seien viele Camper spontan
hierhergekommen. Die meisten Gäste waren eher ältere ruhige Paare. Am 30. Juni
änderte sich dies schlagartig. Die Belegung änderte sich zwar kaum, die Rentner
wurden nun aber von jungen Familien mit Kindern ersetzt. Von einem Tag auf den
anderen wurde es auf dem Gelände viel lebhafter und wohl für einige der
verbliebenen Pensionäre, etwas zu laut. Die Spielplätzte waren bis spätabends
beliebt und auf dem grossen Trampolin vergnügten sich bis zu zwölf Kinder
gleichzeitig. Nicht einmal deren Eltern konnten Verständnis dafür aufbringen,
dass gemäss Versicherungsregeln, nur ein einziges Kind auf dem Trampolin hüpfen
dürfte.
Wie
viele FKK Gelände, welche im Sommer eine Vielzahl an Aktivitäten - oder sollen
wir sagen „Nacktivitäten“? - anbieten, verlässt sich auch Castillon de Provence
auf die Hilfe von „working-holidayern“, welche das Naturistenleben mit etwas
Arbeit kombinieren. Genauso wie die Besitzer und die meisten Gäste, kommen auch
die „Sommerarbeiter“ alle aus den Niederlanden und beherrschen mehrere
Sprachen. Dies wiederum, fordert die französisch sprechenden Kunden des kleinen
Supermarktes und des Restaurants. Dort müssen sie sich nun entscheiden, ob sie
lieber Englisch, Deutsch, Niederländisch, vielleicht Spanisch oder sogar
Indonesisch sprechen wollen - nur Französisch wird nicht angeboten. Das Schild
„on parle français“ ist schon fast ironisch.
Wir
finden, dass es nicht genügt, wenn nur die Besitzer Französisch sprechen und
nur der Grossteil der Anschläge in die Landessprache übersetzt wird. Die Gäste
mögen während ihres Aufenthalts nur zwei- oder drei Mal in die Rezeption gehen,
aber sie werden vielleicht täglich Brot, oder etwas im Supermarkt kaufen und
ins Restaurant gehen. Wenn beispielsweise gewisse Aktivitäten, wie eine
Nacktwanderung, nur Niederländisch beworben werden, fühlen sich wohl nicht nur
Französische Gäste übergangen und erhalten den Eindruck, sie wären in „klein
Holland“, statt in Frankreich.
Niederländisch
geführte Ferienanlagen in Frankreich sind in der Regel ordentlich und sauber.
Die meisten Eigentümer wünschten sich sicher möglichst internationale
Feriengäste, da dies ihre Saison auch deutlich verlängern würde. Viele machen
aber, wohl unbewusst, dieselben kleinen Fehler, und bleiben so Niederländisch,
dass sogar einige ihrer Landsleute nicht mehr zurückkehren.
Castillon
de Provence ist sicherlich bei weitem nicht „das schlimmste Beispiel“ für eine
Niederländische Naturistenkolonie in Frankreich; auf Anfrage können wir eine
Adresse weitergeben, wo auch nicht-Holländische Gäste regelmässig mit einem
Rundschreiben in der Weltsprache der früheren Kolonialmacht Niederlande à jour
gehalten werden.
Uns
hat es im Castillon de Provence sehr gut gefallen; der hohe Standard und die
spektakuläre Landschaft sind so überzeugend; wenn dieses Gelände in den
Niederlanden wäre, hätten wir überhaupt nichts auszusetzen gefunden.
Source St. Pierre: nur das Zirpen der Zikaden
Am 7.
Juli 2012 wechselten wir über die Autobahn in die Region nördlich von
Montpellier. Wir verbrachten die nächste Woche im Source St. Pierre, einem kleinen FKK Gelände am
Fluss Hérault. Obwohl es sich auf halbem Weg zwischen den Ortschaften Gignac
und Aniane befindet, liegt es gut versteckt in einem Waldstück. Die 70
schattigen Stellplätze und 8 Miet-Mobilheime, ziehen viele Stammgäste an. Die
Französische Besitzerfamilie, welche aus drei Generationen besteht, führt den
Platz sehr persönlich und ohne viele Formalitäten. Der Grossmutter bereitet es
sichtlich Freude, Gäste zu beherbergen und sie stellt nicht gleich jede
Kleinigkeit in Rechnung.
Der
Grossteil der Gäste entschliesst sich für Source St. Pierre um hier
auszuspannen, da es ein recht ruhiger Ort ist. Die Urlauber waren ziemlich
international; vor allem Paare ab dreissig, aber nur sehr wenige Kinder. Dies
mag sich ändern, da im Sommer 2013 das neue Schwimmbad bereit sein sollte,
dessen Fertigstellung man bis im Herbst unterbrochen hat, um die Gäste nicht
mit Lärm zu belästigen.
Das
Schwimmen im Fluss ist nur für gute Schwimmer geeignet. Das grüne Wasser der
Hérault ist zwar sehr ruhig, es ist aber auch sehr tief und es gibt keinen
Strand, von dem man langsam ins Wasser waten kann. Das Ufer ist von Bäumen
gesäumt und es gibt bloss eine kleine Leiter, um ins Wasser zu gelangen. Viele Urlauber
geniessen es, auf einer Luftmatratze auf dem Wasser zu treiben, um die
Atmosphäre mit dem dschungelhaften Ufer etwas länger einsaugen zu können. Das
Geniessen dieser Idylle und das Entspannen unter den schattigen Bäumen bilden
die Hauptanziehungspunkte dieses Geländes. Da es nur 3 ha gross ist, sind die
Möglichkeiten für Bewegung etwas beschränkt und man hat den ganzen Platz in nur
fünf Minuten gesehen. Dafür ist der sehr schnelle, kostenpflichtige
Internetzugang auf allen Stellplätzen verfügbar.
Auch
wenn es nicht wirklich einen Laden gibt, kann man doch Brote bestellen. Sowohl
die Auswahl, als auch die Qualität sind ausserordentlich gut. Am Morgen kann
man die Backwaren im „Pseudo-Shop“, das heisst: im Restaurant, welches
ebenfalls als Eisdiele betrieben wird, abholen.
Das
gedeckte Gartenrestaurant ist mit bunten Stühlen stilvoll möbliert. Es erfreut
sich, sowohl fürs Mittag-, als auch fürs Abendessen, grosser Beliebtheit. Am
Abend erinnerte es uns irgendwie an Thailändische Ferieninseln; das Essen ist
sehr gut und sehr preiswert, die Gäste werden aber dauern von einem übergrossen
Fernsehbildschirm im Hintergrund zwangsberieselt.
Hektisches Treiben ausserhalb, friedliche Ruhe
innerhalb
Nachdem
wir nun fünf Wochen in den einsamen Gegenden der Provence verbracht hatten,
waren wir erfreut darüber, dass sich Source St. Pierre nun in einer etwas
dichter bewohnten, aber doch immer noch recht einsamen Region befand. Das
nächste Lebensmittelgeschäft liegt nur zwei Kilometer ausserhalb und es war wieder
einfach, gepflegte Restaurants zu finden. Es fehlt aber trotzdem nicht an
natürlichen Sehenswürdigkeiten, die es sich lohnt zu besuchen. Die „gorge de la
vis“ und den „lac du Salagou“ besuchten wir nicht noch einmal, da wir vor
weniger als einem Jahr dort durchkamen. So nahmen wir die Schlucht der Hérault
und verschiedene schöne Täler ins Programm und besichtigten dabei St-Martin-de-Londres,
St-Jean-de-Buèges und St-Guilhem-le-Désert. Vor allem letzterer Ort ist
historisch; sehr malerisch und sehr touristisch.
Dasselbe
kann man auch von den drei Brücken, darunter einer weitere Teufelsbrücke,
südlich von St-Guilhem sagen. Die Leute stoppten überall mit ihren Karossen,
machten Kajakfahrten in der Hérault Schlucht, badeten und sprangen von den
Felsen. Als wir dieses Gewimmel und den überfüllten Flussstrand sahen, waren
wir froh, wieder in unser friedvolles Naturistenparadies zurückkehren zu
können.
In
Source St. Pierre war der einzige Lärm das Zirpen der Zikaden, welches den
ganzen Tag in der Luft war; ziemlich laut sogar! Da es sehr heiss wurde,
genossen wir es, dass unser, schön mit Gartenplatten ausgelegter, Sitzplatz ein
Schattendach hatte und dies, obwohl wir bereits von hohen Bäumen umgeben waren.
Auch wenn unser Mobilheim weder gross noch neu war, hatte es doch eine gute Ausstattung
und war gut unterhalten. Wir liebten es, zum Sonnenuntergang dahinter zu sitzen
und zum Apéro an einem Fruchtshake zu schlürfen. Durch die Bäume konnten wir
auch dem Lauf des Flusses, etwa zehn Meter unter uns, zusehen.
Des
nachts ging das mystische Ambiente weiter. Das Waschhaus ist mit
atmosphärischen LED Lämpchen beleuchtet; jede Kabine in einer anderen Farbe.
Schön, dass sogar die Notwendigkeiten des Lebens um eine spezielle Note
bereichert werden. Wieso auch nicht? Wer hatte nicht schon gute Ideen auf dem
Klo?
Für
uns war Source St. Pierre sicherlich etwas kleiner, als wir es vorgezogen
hätten, da es aber so geruhsam und persönlich geführt war, fanden wir es
perfekt, um die Batterien wieder aufzuladen.
Domaine Lambeyran: ein FKK Gelände im Guinness Buch
der Rekorde
Nun
denn, nach einer Woche auf einem sehr kleinen Platz, fuhren wir 45 Minuten
nordwärts nach Lodève und kompensierten uns mit dem anderen Extrem: Domaine
Lambeyran, gemäss Guinness-Buch: flächenmässig die grösste FKK Ferienanlage der
Welt. Obwohl das Grundstück 348 Hektaren gross ist, findet man nur 150
Stellplätze und etwa 10 Mietmöglichkeiten, von Wohnwagen zu simplen Hütten und
Mobilheimen. Der Internetauftritt ist nicht allzu detailliert, wenn es um die
Mietunterkünfte geht. Die Anzahl Zimmer, und ob ein Badezimmer dabei ist, muss
man erraten. So machten wir ein paar Anrufe und tauschten E-Mails, bevor wir
reservierten. Wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir ein kleines Mobilheim,
oder einen grossen Wohnwagen mieten sollten. Irgendwie versuchte uns der
Besitzer den Caravan schmackhaft zu machen und da wir hofften, dass es sich
dabei um ein „Australisches wheel estate“ handelt, sagten wir zu.
Wie
auch immer, als wir am 14. Juli 2012 in der Domaine Lambeyran eintrafen,
erklärte uns der Eigentümer etwas verlegen, dass unser reservierter Caravan den
Winter nicht überlebt hätte. So bleibe ihm leider nichts anderes übrig, als uns
stattdessen ein kleines Mobilheim zu überlassen, und dieses sei eh viel besser,
meinte er inzwischen... Nun gut, so nahmen wir sein Angebot an.
Wir
bezogen also unser Mobilheim „Bambi“, wo uns zwei kleine Schlafzimmer, sowie
ein Wohnbereich mit Küche, zur Verfügung standen. Die 10m2 grosse,
gedeckte Terrasse und der schattige Platz gefielen uns besonders. Da wir kein
eigenes Bad hatten, benutzten wir den nahen Sanitärblock. Alle sind sauber,
schön gekachelt und mit Klobrillen ausgestattet, nur das WC Papier muss man
selbst mitbringen.
Die
Domaine Lambeyran ist zwar riesig, die Stellplätze sind aber auf drei Gebiete
konzentriert. Diese sind mit guten Strassen verbunden. Die Weiden der
ehemaligen Bauern sind ausgeflacht worden, sodass nun allen ein ebener und
grasiger Campingplatz zur Verfügung steht. Die vielen alten Bäume wurden mit
Pappeln ergänzt, welche die einzelnen Stellplätze unterteilen. Diejenigen, die
im Zelt schlafen, mögen es wohl schätzen, dass es keine Strassenbeleuchtung
gibt. Auch Lärm ist kein Problem, da es für alle genügend Platz gibt und
Lambeyran ein eher ruhiges Publikum anzieht. Selbst während der Hauptsaison war
das Gelände nicht überlaufen und Animationen wurden auch nur einmal die Woche
organisiert. Sicherlich hatte es in der Hochsaison auch Familien mit Kindern,
aber bei weitem nicht so viele, wie auf anderen FKK Geländen. Wurde vielleicht
das Planschbecken deshalb erst am 21. Juli gefüllt? Es gibt aber ein
ungewöhnlich grosses Schwimmbecken, wo man während des Abkühlens gleichzeitig
eine grossartige Aussicht über Lodève und das umliegende Gebirge geniessen
kann.
Obwohl
der Campingplatz von der Stadt her gut ausgeschildert ist, gibt es keinen
eindeutigen Hinweis darauf, dass es sich um ein FKK Gelände handelt.
Nicht-Naturisten können wohl mit der Abkürzung „FFN“, die für „Fédération
France Naturisme“ als einziger „Hinweis“ auf dem Schild steht, kaum viel anfangen, mit dem
Campingplatz-Symbol hingegen schon. Deshalb nehmen immer wieder
Nicht-Naturisten den 4km langen Zufahrtsweg unter die Räder. Der Eigentümer und
sein Personal stellen sicher, dass nur Naturisten Einlass gewährt wird und
geben den Irregeleiteten gerne Adressen von textilen Campingplätzen weiter.
Sowohl dem Eigentümer selbst, als auch seiner Rezeptionistin sind aber auch in
der heissesten Zeit die Kleider nie vom Leib geschmolzen…
Ungewöhnlicher fast-Food und gepflegtes Essen
Lambeyrans
Restaurant ist eher ein Imbiss Lokal, welches einfache Gerichte zu sehr
konkurrenzfähigen Preisen anbietet. Wem es nichts ausmacht, 24 Stunden im
Voraus zu bestellen, kann auch etwas Gepflegteres erhalten. Bei den preiswerten
Gemeinschaftsmahlzeiten, die wöchentlich auf dem Programm stehen, handelt es
sich in der Regel um Grilliertes mit Pommes Frites. Manchmal werden sie jedoch
so angekündigt, dass man neugierig werden muss. Wir übersetzten das folgende
Menü, da stand:
- chenilles et sauterelles grillés
de Madagascar
(grillierte Raupen und Heuschrecken aus Madagaskar)
- oreilles de crocodiles en
friture (à volonté)
(frittierte
Krokodilohren (so viel man mag))
- encore cuisse de poulet
grillée et frites
(sonst halt
Hähnchenkeulen und Pommes Frites)
das wäre die Auswahl an
Vorspeisen gewesen und hier kommen nun die Hauptgänge:
- pied de mammouth farci de
Borneo
(gefüllte
Mammutfüsse aus Borneo)
- ragout de tête de singes
d’Alaska (selon arrivage)
(Ragout aus Alaska-Schwanenköpfen (falls
sie eintreffen))
- encore des merguez et
saucisses grilles et frites
(sonst halt
gegrillte Würstchen und Pommes Frites)
und auch die Nachspeise lässt
einem das Wasser im Mund zusammenlaufen:
- œufs de têtards en gelée
et coulis de framboise
(gelierte
Kaulquappen-Eier mit Himbeersauce)
- encore boule de glace en
choix et petits biscuits
(sonst halt eine
Kugel Eis nach Wahl, mit kleinem Biskuit)
Lambeyrans
Koch kennt die blumige Sprache der Michelin-Sterneköche, und wem es mit
Schlemmen wirklich ernst ist, findet im Umkreis von 30 km mehrere gute
Möglichkeiten. Leider hat der nächstgelegene Gourmettempel einen so guten Ruf,
dass er es sich leisten kann, € 80 für ein Menü zu verlangen. So mussten wir
denn etwas weiter fahren und konnten zum halben Preis schlemmen - und gar nicht
schlecht!
Um am
Morgen frisches Brot zu erhalten, hätten wir überhaupt nicht weit gehen müssen.
Jeden Morgen fährt ein Bäcker mit seinem Lieferwagen vor Lambeyrans Rezeption
vor. Sein Fahrplan war hingegen nicht ganz mit unserer inneren Uhr kompatibel,
da er bereits zwischen 08:45 und 09:15h auftauchte. Wohl aus Angst ihn zu
verpassen, wachte Heinz schon viel zu früh auf, verfiel dann aber bis 10:00 Uhr
wieder in einen Tiefschlaf. Am nächsten Tag war Brigitte an der Reihe und
obwohl sie zur Zeit aufstand, fand sie nur noch leere Körbchen und musste mit
einem banalen Baguette vorlieb nehmen. Wir entschieden, dass es für uns eine
bessere Lösung geben muss! In Lambeyrans winzigem Supermarkt fanden wir eine
Brotliste. Diese half uns aber leider auch nicht weiter: in der Hochsaison
überlässt man das Geschäft dem Bäcker und die übrige Zeit trifft das Brot nicht
vor 11:00 Uhr ein. Unsere Antwort war: wir investierten € 35 in einen kleinen
Backofen, machten damit den Bäcker überflüssig und hinterliessen Lambeyran eine
höhere Stromrechnung.
So
fanden wir heraus, weshalb die Franzosen Brioches so mögen. Wir hatten diese,
mit viel Butter angereicherte, Brotsorte schon mehrmals versucht, hatten jedoch
das Gefühl, dass Brioches eigentlich zu normal seien, wenn man ihren Ruf und
Preis bedenkt. Nun wissen wir es; man muss sie nachbacken, oder toasten! Warm
und direkt aus dem Ofen schmecken sie super lecker; schon fast wie Kuchen.
Wegen des hohen Buttergehaltes bekommt die Brioche erst die richtige Textur
wenn sie wieder erhitzt wird. Die Bretonische Version, genannt „Gâche“ zergeht
sogar noch mehr im Mund. Sie enthält etwa 15% reine Butter, zusätzlich zu 5%
„Crème Fraiche“ und ein paar Eiern.
Wanderschuhe, mehr braucht es nicht
Der
Mittelpunkt von Lambeyran liegt in einem hufeisenförmigen Tal. Die bewaldeten
Hügel, die den Campingplatz umgeben, gehören alle zum riesigen Grundstück und
eröffnen eine Fülle an Möglichkeiten für hüllenloses Wandern. Verschiedene,
mehr oder weniger gut markierte Rundwege innerhalb Lambeyrans Liegenschaft,
ergeben zusammen über 30km Nacktwandermöglichkeiten. Jägern und Sammlern
empfehlen wir die unzähligen schmalen und zum Teil steilen Pfade durch das
Gehölz, wo es schon fast garantiert ist, dass man Kratzer sammelt. Für die
weniger Abenteuerlustigen gibt es einen Traktorenweg, dem wir den Übernamen
„Wanderautobahn“ gaben. Er führt für etwa 8km sanft bergauf. Wenn man in einem
FKK Gelände nacktwandert, ist es sehr angenehm, dass man überhaupt nichts
mittragen muss. Nach 6km kommt der Traktorenweg für kurze Zeit ganz nah an eine
Strasse. Dort empfiehlt Lambeyran einen Slip anzuziehen. Na ja, wir fragen uns,
ob sich entgegenkommende Autofahrer mehr über Nackte wundern, als über Frauen,
die bloss mit einer Unterhose bekleidet sind.
Als
wir zum ersten Mal in die Nähe der Strasse kamen, hatten wir nichts Anziehbares
dabei. Als wir realisierten, dass man uns von der Strasse aus sehr gut sehen
konnte, versteckten wir uns hinter einem Busch, bis wir keine Fahrzeuge mehr
hören konnten und danach rannten wir, so schnell wir konnten. Nach 60m
erreichten wir die nächsten Büsche und setzten unsere Nacktwanderung sorglos
fort. Ausser anderen Naturisten, trafen wir auf unseren Streifzügen häufig auf
die zwölf Pferde des Eigentümers, oder auf eine Gruppe von Steinmännchen. Es
soll auch noch Esel, Schafe und Wildschweine geben, doch diese versteckten sich
jeweils im unzugänglichen Gebiet des Grundstücks. Ebenfalls sehr scheu war das
Rotwild, kleine Schlangen und Eidechsen. Ab und zu konnten wir jedoch einen
Blick erhaschen. Schmetterlinge sah man hingegen immer wieder, vor allem dort
wo es blühte, egal ob am Wegesrand oder auf den blumenreichen Wiesen. Zudem
hing fast den ganzen Tag über das Zirpen unzähliger Zikaden in der Luft.
Von
den meisten Wanderwegen aus hat man eine tolle Aussicht und selbst wenn man
schon für 5km marschiert war, sah man immer wieder hinunter auf den
Campingplatz und hatte das Gefühl, nur ganz wenig weiter oben zu sein. Auf der
Hügelkrete angekommen, befindet man sich auf 750 Metern über Meereshöhe, bzw.
300 Meter über Lambeyrans Hauptgebäude. Von dort oben sieht man auf ein
grossartiges Panorama, von den westlichen Wanderrouten sogar bis zum Salagou
See, und an klaren Tagen, gar bis hinunter ans etwa 50km entfernte Meer.
Die
meiste Zeit erreichten die Temperaturen etwa 25°C. An Tagen, an denen es noch
heisser wurde, verschoben wir unsere Wanderung jeweils auf den späten
Nachmittag. Wir empfanden das Nacktwandern als sehr angenehm, da der kühlende
Effekt des Schwitzens nur dann richtig zum Tragen kommt, wenn der Wind den
Körper, statt verschwitzte anklebende Kleider, erreicht.
Diejenigen,
die nach dem Wandern in Lambeyran immer noch Energiegeladen sind und nichts
dagegen haben, ein paar Kleidungsstücke anzuziehen, finden in der Umgebung
Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle. Darunter sind z.B. der beeindruckende “Viaduc de Millau”, die atemberaubende „Gorge du Tarn“, der bildschöne Salagou See
und die Felsformationen beim "Cirque de Mourèze”. Wir hatten das Glück,
dass wir all diese Attraktionen bereits während ein paar kühlen Oktobertagen im
letzten Jahr besuchen konnten.
Da
wir also nur selten von Lambeyran ausschwärmten, blieben wir die meiste Zeit nackt.
Trotzdem mussten wir ab und zu waschen, und wenn es nur unsere stinkenden
Wandersocken waren. Wegen der Grösse des Geländes, brauchte es schon fast eine
Wanderung um die Waschmaschinen zu erreichen. Dort standen aber moderne
Frontlader-Qualitätsmaschinen zur Verfügung, deren Waschzyklus ein bis zwei
Stunden dauerte. Zudem kostete hier eine Wäsche nur die Hälfte dessen, was
andere Campingplätze für eine 20-minütige Schnellwäsche in einem Toplader
verlangen. Obwohl man die Benutzung der Waschmaschine im Voraus buchen musste,
mussten wir nie warten, da Lambeyran eher schlecht belegt war, wenn man
bedachte, dass es Ende Juli war. Die meisten Urlauber kamen aus den
Niederlanden, einige aus Frankreich, aber solche aus Ländern wie Deutschland,
oder der Schweiz, hatten schon fast Seltenheitswert.
Beim
Empfang stand W-LAN Internet-Zugang über einen Orange-Hotspot zur Verfügung.
Für Kunden von Orange war dieser kostenlos, alle anderen konnten sich mittels
Kreditkarte Stunden kaufen.
Für
uns ist die Domaine Lambeyran ein perfektes Gelände um dem Jubel und Trubel der
Hauptsaison zu entfliehen, goldrichtig für Nacktwanderungen, wenn auch ab und
zu etwas heiss. Der Besitzer achtet streng darauf, dass auf dem Platz Ruhe
herrscht und bittet alle Gäste, keinen unnötigen Lärm zu machen. In der
Nebensaison ist es hier wohl sehr einsam, vielleicht aber ein noch perfekterer
Ort um absoluten Frieden und Ruhe zu finden.
Lous Suais:
wie Skandinavien und die Niederlande nach Frankreich verirrt
Am 4.
August 2012 verliessen wir Lodève und fuhren nordwärts. Die Autobahn wurde bald
sehr steil und führte uns auf eine Hochebene. Je höher wir kamen, desto mehr
erinnerte uns die Landschaft an Skandinavien. Am späten Nachmittag erreichten
wir Lous Suais, ein FKK-Gelände in Cheissoux,
etwa 30 km östlich von Limoges. Mit seinen 65 Stellplätzen ist dies ein eher
kleiner, dafür aber persönlicher Campingplatz.
Als
einzige Mietunterkünfte wurden vier kleine Wohnwagen und zwei Zelte angeboten. Uns
war bewusst, dass von diesen beiden Optionen die Mietzelte deutlich mehr Platz
bieten und so hatten wir uns eines reserviert. Obwohl wir Strom hatten, gab es
keine richtige Beleuchtung, wenn man einmal von der schwachen Solarlampe absah.
So waren wir wieder einmal froh, dass wir eine eigene Lampe mitführen. Mit drei
kleinen Gasbrennern war unsere Campingküche eher gut ausgestattet. Sogar das
Kochen von Spaghetti war aber trotzdem eher kompliziert, wenn man sich nicht
gewohnt ist, mit so wenig Platz, ohne fliessend Wasser und ohne Spülbecken
auszukommen. So waren wir glücklich darüber, dass Heinz das Wunder vollbracht
hatte, unseren kürzlich angeschafften Backofen auch noch in unserem schon gut
gefüllten Kofferraum zu verstauen.
Normalerweise
sind wir überhaupt nicht von „convenience food“ begeistert. Hier zeigten wir
uns aber etwas kompromiss-bereit, um das Kochen einfacher zu gestalten. Wenn
man einen Ofen hat, findet man in Französischen Supermärkten eine grosse
Auswahl an erstaunlich guten Fertigmahlzeiten, oder gefrorenen Delikatessen, die
nur noch aufgebacken werden müssen. Der hohe Standard der Küche wirkt sich auch
auf das Angebot der Lebensmittelgeschäfte des Landes aus.
Die
Ausstattung unseres Zeltes umfasste sehr bequeme, beinlose Betten, in denen wir
sehr gut schliefen, von den ersten Nächten, in denen es recht kühl wurde,
einmal abgesehen. Wenn wir schon einmal wieder in einem Zelt übernachten, dann
natürlich in den kältesten Nächten des ganzen Sommers! Das Zelt war ein typisch
Holländisches Fabrikat aus dickem Stoff. Dies mag zwar schöner aussehen, als
die möblierten Plastikzelte, die sonst oft in Frankreich vermietet werden, doch
bei feuchtem Wetter setzt der Stoff schnell Schimmel an.
Obwohl
Lous Suais eher klein ist, brauchten wir doch zehn Minuten, um vom Seeufer zum
oberen Teil des Campingplatzes zu gelangen; entweder über eine steile Treppe,
oder über einen Kiesweg. Das Gelände ist sehr schön terrassiert und die meisten
Stellplätze bieten einen guten Mix zwischen Sonne und Schatten. Wegen der hohen
Bäume sieht man jedoch nur von sehr wenigen Plätzen auf den See.
Seesicht
Während
unserer ersten zwei Tage regnete es zwar etwas, aber danach zeigte sich die
Sonne wieder. So konnten wir die schöne Lage von Lous Suais, das an einem bewaldeten
Hügel, direkt am Fluss Maulde liegt, in vollen Zügen geniessen. Heutzutage ist
der Fluss durch mehrere Staudämmen gestaut, und einer davon bildet einen
kleinen See direkt unterhalb des Campingplatzes. Dieser See ist die
Hauptattraktion von Lous Suais. Gross und klein plantschen und schwimmen im
warmen Wasser, oder aalen sich auf einem der drei Flosse, welche in der Nähe
des Ufers vertäut sind, in der Sonne. Zur Freude der Gäste stehen Kanus,
Tretboote und Surfboards zur Verfügung und können für wenig Geld gemietet
werden. Wir liebten es, mit einem der zwei grossen Pedalos in See zu stechen,
waren aber überrascht, wieviel Kraft es brauchte, diese anzutreiben. Wir
pedalten oft die gesamte navigierbare Länge des Sees, darunter auch die beiden
Seitenarme, von denen einer zu einer Strassenbrücke führt. Die Landschaft
erinnerte uns auch hier an Skandinavien. Das kupferrote Wasser gab diesem
Eindruck nur noch mehr Gewicht. Das Einzige, das hier eindeutig „nicht
nordisch“ war, war das Französische Klima, sowie die holländische Atmosphäre,
die uns umgab.
Schon
bei Ankunft im Lous Suais kann man die beste Sicht auf den See geniessen, da
sich der Empfang in einem kleinen Holzhäuschen, in der Nähe des Ufers,
befindet. Zum warmen Empfang gehören auch, dass Gäste mit Reservation ihren
Namen auf einer Kreidetafel finden. Direkt beim See wird ein Willkommens-Drink
nach Wahl serviert. Als weitere Aufmerksamkeit, erhält jede Familie eine
Solarlampe. Dies empfanden wir als sehr innovativ; viel besser als die fantasielose
Flasche Wein, welche in vielen Ferienzentren abgegeben wird, Abstinenzler
ignoriert und geheilte Süchtige unnötig in Versuchung bringt.
Etwa
95% der Urlauber, meist Familien mit Kindern, kamen entweder aus den
Niederlanden, oder dem flämischen Teil Belgiens. Die Eigentümer von Lous Suais
haben dieses FKK Gelände vor 23 Jahren aufgebaut. Damals arbeiteten sie noch
als Lehrer in den Niederlanden. Inzwischen sind sie jedoch pensioniert und
leben die meiste Zeit hier. Wie all ihre Angestellten, sind auch sie echte
Naturisten und führen das Gelände auf sehr persönliche Art. Für viele ihrer
Gäste errichteten sie ein begehrtes Urlaubsziel und „begehrt/gesucht“ ist genau
was der Name „Lous Suais“ in einer alten Französischen Sprache heisst.
Wenn
es um Sprachen geht, müssen die Besitzer und ihre Mannschaft ihre Fähigkeiten
nicht allzu oft unter Beweis stellen, was nicht heisst, dass sie nicht andere
Sprachen, ausser Niederländisch beherrschten, darunter auch Französisch.
Allerdings waren am Anschlagbrett einige Aktivitäten bloss auf Holländisch
angekündigt, nicht einmal auf Französisch.
Neben
der Rezeption können die Gäste aufs Internet zugreifen, oder sich mit
Niederländischem Fernsehen langweilen. Dasselbe Gebäude beherbergt eine
Snack-Bar, die am (sehr) frühen Abend einfache Imbisse anbietet und auf einer
grossen Terrasse, oberhalb des Sees, serviert. Auch Gemeinschafts-Mahlzeiten
werden regelmässig organisiert und man kann die Eigentümer nach
Restaurant-Tipps fragen.
Lous
Suais hat zwar keinen Shop, es kommt aber allmorgendlich eine Bäckerin aufs
Gelände und bietet ein aussergewöhnlich gutes Sortiment von “pain et
viennoiserie” an. Etwa bis 09:30 Uhr hat sie die geduldig wartende Kolonne
bedient, aber wir schafften es dennoch, sie zwei Mal zu verpassen.
Kindern
stehen verschiedene Spiel- und Sportplätze zur Verfügung, auf denen sie sich
weiter austoben können, nachdem sie, schrumpelig vom spielen im Wasser, aus dem
See steigen. Die sauberen Waschhäuser bieten grosse Duschräume. Dies wird von
Naturisten sicherlich mehr geschätzt, als die kleinen Kabinen, die man anderswo
findet. Die zwei Sanitär-gebäude sind hell, einladend, gut ausgestattet und mit
viel Liebe dekoriert. So gibt es z.B. frische Blumensträusschen zwischen den
Lavabos. Sowohl Klobrillen, als auch Toiletten-Papier und Waschmittel, tragen
zum Komfort der Gäste bei.
Der
malerische See des Flusses Maulde ist sicher der Hauptanziehungspunkt von Lous
Suais, aber die sympathischen Besitzer, wie auch das gut ausgestattete Gelände,
sind weitere gute Gründe, weshalb viele Gäste immer wieder gerne hierher
zurückkehren.
Domaine de la Gagère: schön und schön Holländisch
Inzwischen
hatten wir alle FKK-Gelände besucht, welche wir für diesen Sommer vorausreserviert
hatten. Eigentlich wollten wir nun noch zu den grossen Ferienzentren am
Atlantik. Es war jetzt der 11. August 2012 und nicht ganz einfach, kurzfristig
eine passende Unterkunft zu finden, da Französische und Deutsche Urlauber ihre
Feriendomizile lange im Voraus gebucht hatten. Sogar die grössten FKK
Ferienzentren waren voll ausgebucht.
Schlussendlich
wurden wir doch noch fündig, aber fast gleichzeitig erhielten wir die Nachricht,
dass unser Auto für eine technische Inspektion (wie TÜV) in der Schweiz
aufgeboten wurde. Somit mussten wir unsere Pläne ändern! In diesem Fall wählten
wir lieber eine Alternative auf halbem Weg zwischen Limoges und der Schweiz. Mithilfe
der F.F.N.-Karte und des Internets, fanden wir Platz in der Domaine
de la Gagère in Luzy, etwa 30km westlich von Autun. Dies ist ein weiteres
holländisches FKK Gelände in Frankreich. Da die meisten Gäste aus den
Niederlanden stammen, ist hier die Saison viel kürzer, als in den
kosmopolitischen Ferienzentren, wie z.B. denjenigen, die durch „France 4
naturism“ vermarktet werden.
Sicherlich
würden sich auch die Eigentümer von La Gagère einen multinationaleren
Kundenkreis wünschen. Es sind jedoch viele Kleinigkeiten, die dies verhindern
und sie holländisch bleiben lässt. Die Besitzer unterschätzen, wie negativ „zu
holländisch“ auf andere Europäer wirkt. Selbst viele ihrer Landsleute ziehen
Ferienanlagen vor, in denen sie spüren, dass sie in Frankreich sind.
Das
„holländische“ beginnt bereits mit dem Internetauftritt. Obwohl mehrsprachig
und mit Erweiterungen wie „.com“, wird man zu „la-gagere.nl“ umgeleitet.
Der Empfang durch die Eigentümer ist sehr freundlich. Sie verrichten ihre Arbeit
im Naturkleid und sind willig, mehrere Sprachen zu sprechen. Ausser mit
Franzosen wehren sie sich aber mit Händen und Füssen dagegen, die Landessprache
anzuwenden und für den Angestellten im Shop ist Französisch nur ein Fremdwort.
Viele Anschläge findet man nur auf Niederländisch und eine Führung heisst hier:
nur etwa 10% der ausschweifenden Erklärung auf Holländisch werden auch in
andere Sprachen übersetzt.
Gästen,
welche darauf angewiesen sind, dass man ihre Muttersprache spricht, fallen
diese Kleinigkeiten wohl überhaupt nicht auf, für französisch sprechende macht
dies aber einen grossen Unterschied aus. Wenn man weiss, dass die Eigentümer
schon über 20 Jahre hier leben, ist es um so unverständlicher, dass sie sich so
dagegen wehren, die eigentliche Landessprache anzuwenden. Da aber am Feiertag
des 15. Augusts viele Franzosen fürs lange Wochenende kamen, gab‘s keinen Weg
mehr ums Französisch herum.
Stilvoll und gut ausgestattet
Der 5
ha grosse, familienorientierte Campingplatz befindet sich auf einem Hügel, der
auf drei Seiten von Wald umgeben ist. Er bietet 120 Stellplätze, sowie 20
Mietmöglichkeiten; von möblierten Zelten zu Chalets und Mobilheimen. Wie auf
den meisten holländisch geführten Plätzen, müssen wir auch hier lobend
erwähnen, dass La Gagère ausserordentlich schön und sauber ist. Das Gelände ist
landschaftlich gut gestaltet, mit topfebenen Stellplätzen, die durch breite
Wege erschlossen sind. Von vielen Plätzen kann man eine fantastische Aussicht
über das umliegende Landwirtschaftsgebiet geniessen. In den sehr sauberen
Waschhäusern hat es grosse Gemeinschaftsduschen. Von den beiden Schwimmbecken
wird das kleinere auf 27°C geheizt. Viele Freiflächen, Wiesen und Sportfelder
laden zu Aktivitäten, inklusive Beach Volleyball, ein. Auch der Boden des
grösseren, der vielen Spielplätze, ist mit goldenem Sand belegt.
Für
alle, die bereit sind, noch etwas Geld auszugeben, gibt es Massagen, eine Sauna,
sowie ein Restaurant, das täglich ein Dreigänge-Menü anbietet.
Gemeinschaftsmahlzeiten, welche in der Regel ausländische Küche anbieten, werden
regelmässig organisiert. Wir nahmen an einem Griechischen Abend teil und waren
von Qualität der Gerichte beeindruckt; umso mehr, wenn man bedenkt, dass für 65
Personen gleichzeitig gekocht wurde.
Weiter
findet man in La Gagère auch ein kleines Geschäft, wo ab und zu echte
Schnäppchen angeboten werden, vor allem im Non-Food Bereich. Brot kann von
einer vielfältigen Liste bestellt werden und wir genossen es, dass wir dieses
bei der Rezeption abholen konnten, wenn der Laden schon geschlossen hatte, bis
wir aufstanden.
Noch
mehr als anderswo, ist La Gagère mit viel Liebe dekoriert. Hübsche Blumen-Beete
und -Töpfe, sowie schmucke Gegenstände, sind überall verteilt. Einem Maler bietet
sich eine Fülle an Möglichkeiten Stillleben zu finden, darunter ein
Ziehbrunnen, alte Landwirtschaftsgeräte und Fahrzeuge, sowie blumenverzierte
Torbogen oder dekorierte Fensterbänke.
Wir
bezogen ein schönes neues Mobilheim mit halb-gedeckter Terrasse, zwei
Schlafzimmern und eigenem Bad. Es war sehr modern und besonders gut
ausgestattet. Nach unserer Woche im Miet-Zelt, genossen wir den Luxus hier umso
mehr.
Es
gab nicht so viele Möglichkeiten zum nacktwandern, doch wer sich etwas anzieht,
findet direkt vor den Toren von La Gagère einen Wanderweg, der bis nach
Santiago de Compostella führt. Dieser Abschnitt des berühmten Jakobsweges
verleitet die Pilger sicherlich dazu, etwas sündiges zu tun, denn es ist sehr
einfach, über den Zaun zu schauen!
Das Dorf
Luzy liegt nur 7km entfernt. Man findet hier viele gute Möglichkeiten zum
Einkaufen, kann sich in den Gassen umsehen oder sich echte französische
Schlemmermahlzeit, in einem der vielen Lokale gönnen. Hier unser Geheimtipp: Hotel du Morvan. Von aussen verspricht das
Gebäude zwar nicht allzuviel, doch was man serviert kriegt, ist sogar für
französische Verhältnisse absolute Spitzenklasse. Allen, die danach ihre
Kalorien wieder abbauen möchten, bietet der “parc naturel régional du morvan” unzählige Möglichkeiten.
Unserer
Meinung nach, eignet sich La Gagère für alle, die persönliche FKK Gelände
mögen, welche zwar klein, aber nicht einsam sind, zumindest nicht während der
Saison. Es ist gerade gross genug, um ein Geschäft, ein Restaurant und
Animationen anzubieten, aber klein genug, um mit anderen Gästen in Kontakt zu
kommen.
Ungeplanter Besuch in der Schweiz
Am
19. August 2012, kamen wir schlussendlich in die Schweiz, diesmal vor allem, um
ein paar Verpflichtungen nachzugehen. Wir hatten Glück, dass wir ein weiteres
Mal bei Annemarie & Beat, sowie Edith & Karl, übernachten durften.
Unsere erste Woche war hyper-effizient. Wir schafften es, unseren Wagen ohne
Werkstattbesuch durch die Fahrzeugkontrolle zu bringen. Zudem konnten wir noch
einige Freunde und Verwandte besuchen, die wir im Februar nicht sahen. Während
unserer zweiten Woche halfen wir Heinz’ Schwester Edith, die Wohnung der Mutter
zu räumen.
Bereits
am 3. September zogen wir wieder weiter. Vorerst blieben wir allerdings noch in
der Schweiz. Wir verbrachten drei schöne Tage bei unseren Freunden Andrea &
Peter, die am besten ebenfalls als süchtige Globetrotter bezeichnet werden
können. Für uns ist es immer besonders erfreulich, mit anderen Reiselustigen
Geschichten von unterwegs austauschen zu können. Dies gibt uns zumindest das
Gefühl, dass unser Leben doch gar nicht so ungewöhnlich ist.
Höhepunkte der Schweiz: kreuz und quer durchs Gebirge
Nachdem
wir unsere Freunde in St. Gallen, dem nordöstlichen Teil der Schweiz, wieder
verliessen, hätten wir eigentlich in zwei Stunden wieder zurück in Frankreich
sein können. Andererseits: weshalb sollten wir nicht davon profitieren, dass
wir schon mal hier sind, und die grossartigen Gebirgslandschaften des Landes
noch etwas auskosten? So streckten wir unsere Abreise über drei Tage. Wir
investierten unsere „Reisefränkli“ in die Gastronomie, Privatzimmer und
preiswerte Gasthöfe. So kamen wir nochmals kurz durch das Engadin und das
Wallis, wo wir einen Teil des letzten Winters verbracht hatten. Nun konnten wir
auch noch einige derjenigen Alpenpässe überqueren, welche damals Wintersperre
hatten, wie z.B. der San Bernardino und der Nufenen. Auf diesem Weg erreichten
wir das schöne Berner Oberland. Dort genossen wir die Landschaft mit ihren
majestätischen, eisbedeckten Gipfeln, welche sich im grünen See spiegelten. Von
Brienz fuhren wir weiter westwärts und schauten uns dabei in den Wintersportorten
Grindelwald und später in Les Diablerets um, bevor wir am Abend den Genfersee
erreichten.
Zurück in Frankreich: zwei Wochen auf dem Weg nach Spanien
Am 8.
September 2012 überquerten wir die Grenze nach Frankreich und fanden in Evian, am südlichen Genferseeufer,
eine passende Unterkunft, gerade als das Abendrot alles in Pastellfarben
tauchte. Da, oder vielleicht gerade weil, es im Thermalkurort noch immer von
Touristen wimmelte, war es nicht einfach, ein etwas besseres Restaurant zu
finden. Zu viele Lokale schienen sich auf „billiges und billiges“ Essen zu
konzentrieren, da der Euro ja eh rollt. Wir hatten aber Glück und fanden nach
langem doch noch ein etwas besseres Lokal und zahlten dort gerne etwas mehr.
Am nächsten Morgen fuhren wir über Nebenstrassen weiter westwärts. Als wir
abends in Les Vans eintrafen, dachten wir, dass wir da eine gute Unterkunft
fänden, da wir dort schon einmal übernachtet hatten. Heute schien es aber so,
dass alle Hotels im Ort entweder geschlossen, oder belegt, waren. So fuhren wir
weiter und hatten das Glück, nach wenigen Kilometern ein wunderschön
renoviertes, grosses Privatzimmer zu finden. Zudem lag es nur wenige Gehminuten
von einem Gourmet-Tempel entfernt, den wir manchmal besuchten, wenn wir in der
Sablière waren. Wir waren begeistert – aber nur bis wir realisierten, dass das
besagte Restaurant diesen Abend nicht wieder öffnete. Sie hatten wohl keine
Reservationen erhalten und wir hatten uns dummerweise auch nicht die Zeit dafür
genommen... Diesen Abend waren es nun wir, die Pizza assen.
Dank
dem wir Internetzugang hatten, wollten wir noch kurz abchecken, welche
Unterkünfte im „La Grande Cosse“, wo wir in den nächsten zwei Tagen hin
wollten, verfügbar seien. Ungläubig sahen wir, dass dort in den nächsten drei
Tagen alles ausgebucht war. Und dies nicht nur dort, sondern auch in anderen
beliebten FKK Zentren! Wir hofften, dass dies ein technischer Fehler sei –
schliesslich war es Mitte September, und „La Grande Cosse“ hat doch 150
Mobilheime zu mieten. So riefen wir dort an; nur um zu erfahren, dass
tatsächlich ein technisches Problem vorlag. Das System hätte für die nächsten
fünf, und nicht nur für die nächsten drei Tage „ausgebucht“ anzeigen sollen!
Immerhin war es besser, dies schon jetzt zu erfahren und nicht erst, wenn wir
an der Rezeption stehen.
Unverhofft nochmals zur Domaine Lambeyran
Da
wir nochmals durch die beeindruckende “Gorge du Tarn” fahren wollten, kam uns
die Domaine Lambeyran in den Sinn, die sich in
Lodève, nur etwa 60km südlich des westlichen Endes der Schlucht befindet.
Obwohl es dort nur sehr wenige Unterkünfte gibt, konnte man uns nochmals
dasselbe Mobilheim geben, welches wir bereits im Hochsommer bewohnt hatten. Zu jenem
Zeitpunkt war es recht preiswert, doch inzwischen war es der 10. September und
anderswo wäre das Preis-Leistungs-Verhältnis sicher besser gewesen – aber halt
nur, wenn man rechtzeitig reserviert hat.
So
verbrachten wir nochmals vier Tage in der Domaine Lambeyran und genossen
zufrieden das grosse Netz an Nacktwanderwegen erneut. Es war fast noch so warm
wie im Sommer, aber der Campingplatz war nun fast menschenleer. Auch wenn sich
nur noch etwa zehn Parteien auf dem grossen Gelände aufhielten, legte der
Besitzer immer noch Wert darauf, dass es ruhig blieb. Deshalb wurden wir
gebeten, das Auto beim Empfang stehen zu lassen, falls wir abends später als
22:00 Uhr zurück kehren sollten.
Lambeyrans
Restaurant und Laden musste schon für eine ganze Weile ausser Betrieb sein, da
die Plastikabdeckungen auf dem Mobiliar bereits Staub angesetzt hatten.
Wenigstens konnte man noch immer Brot bestellen und auch unsere Lieblingslokale
in der Umgebung waren noch geöffnet. So genossen wir eine gute und preiswerte
Vietnamesische Mahlzeit in Lodève und feierten Heinz’ 53. Geburtstag in einem
besonders guten Restaurant in Villeneuvette.
Obwohl es im flächenmässig grössten FKK Geländer der Welt diesmal sehr einsam
war, genossen wir unseren kurzen Aufenthalt in vollen Zügen.
Nochmals La Grande Cosse am Mittelmeer
Am
14. September erreichten wir La Grand Cosse, unser neues Lieblingsgelände
am Mittelmeer. Welch ein Kontrast! Hier herrschte noch Hochbetrieb und alles
war voll belegt. Nicht nur die ~150 Mobilheime, sondern auch die 350
Stellplätze waren alle vermietet. Es ist beeindruckend, was man mit
internationalem Marketing und günstigen Preisen alles erreichen kann. Die
Mitgliedschaft bei „France 4 Naturisme“ scheint sich auszuzahlen, nicht nur für
La Grande Cosse, auch für die Kundschaft.
Nun im
Herbst hatte das Lebensmittelgeschäft sogar ein noch besseres Angebot, als Ende
Mai, dafür musste man jetzt oft anstehen. Zusätzlich zum Restaurant auf dem
Gelände, war auch das einfache Lokal am Strand (noch) geöffnet. La Grande Cosse
organisierte noch immer täglich Animationen und Unterhaltungsabende, welche von
den Gästen aus ganz Europa geschätzt wurden.
Graue Nomaden dominierten nun den Strand, welcher immer noch viel Platz bot, da
er sehr breit und lang ist. Wir genossen es, dass wir im Naturkleid für je 2km
in beide Richtungen dem Strand entlang gehen konnten. Er war immer noch sehr
sauber gehalten, aber ein Teil des Schwemmholzes war weggeräumt worden.
Natürlich hatten die Badegäste somit mehr Platz, auf der anderen Seite hatten
aber die im Frühling in Hülle und Fülle verstreut herumliegenden Holzstämme dem
Strand noch mehr Charakter gegeben. Damals hatte der nebenan liegende “étang de
pissevaches” noch mehr Wasser. Inzwischen war er fast ausgetrocknet und nur in
den Kanälen war noch etwas Wasser übrig. Zum Glück war der ausgetrocknete étang
gleichbedeutend mit weniger Mücken. Wir hörten, dass diese erst noch vor ein
paar Wochen mit einem Flugzeug bekämpft werden mussten.
Auch
das Gesicht des Naturreservates, welches am Weg zum Strand liegt, hat sich mit
der Jahreszeit verändert, womit es sich lohnt, La Grande Cosse in verschiedenen
Jahreszeiten zu besuchen. Wir genossen unseren zweiten Aufenthalt auf diesem
beliebten und natürlichen Gelände auf jeden Fall nochmals in vollen Zügen.
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FKK-Anekdoten: Episoden zum Lachen und Nachdenken
Ganz
egal, ob man viel oder wenig Zeit auf FKK-Geländen verbringt, Begegnungen mit
anderen Naturisten sind ein Teil des Erlebnisses. Jedes Alter und jede
Gesellschaftsschicht ist vertreten; einfache Camper im Zelt, luxusverwöhnte
Wohnwagenbesitzer, sowie diejenigen in Mietunterkünften. Obwohl wir nicht über
andere urteilen sollten, ist es manchmal einfach interessant zu beobachten, was
sie unterschiedlich machen.
·
An einem langen Wochenende bezog ein Paar das Mobilheim direkt neben
uns. Mit ihrem Cabriolet zogen sie einen kleinen Anhänger, in dem sie alles
mitführten, was sie für einen gemütlichen, dreitägigen Aufenthalt als notwendig
betrachteten. Darunter war auch ein Home-Trainer, auf dem sie jeden Tag für 5-10 Minuten strampelten. Mit ihrer Fitness
war es aber trotzdem nicht weit her, denn jedes Mal, wenn sie sich mehr als 20
Meter bewegten, nahmen sie dazu ihren Wagen…
·
Ein Deutsches Paar vertraute uns an, wie stark sie uns beneiden, dass
wir in einem ruhigen zwei-Personen- Appartement wohnen, wo wir nur andere Paare
als Nachbarn hatten. Um ihre silberne Hochzeit stilgerecht zu feiern, wollten
sie sich mit einer luxuriösen Ferienwohnung verwöhnen. Das glückliche Paar
buchte die teuerste Unterkunft auf dem ausgewählten FKK-Gelände. Sie erhielten
ein ganzes Reihenhaus, mit vier Schlafzimmern und allem drum und dran. Die
beiden waren entzückt – aber nur bis sie realisierten, wie laut es hier war. Nicht
ganz überraschend, waren die umliegenden Reihenhäuser alle von kinderreichen Familien
belegt …
·
In einem der Feriendörfer, in welchem wir für drei Wochen blieben,
wechselten unsere Nachbaren recht oft. Alle waren ruhig und reserviert. Wir
bekamen fast den Eindruck, dass wir sie bereits mit unserem allmorgendlichen „Hallo“
störten. Nur an unserem letzten Tag bezog ein ausserordentlich nettes und
kontaktfreudiges Paar den Stellplatz neben unserem Mobilheim. Sie luden uns
sogar zu einem Aperitif ein. Aber genau jetzt hätten wir eigentlich packen
sollen…
·
In einem, von uns vor ein paar Jahren besuchten FKK-Gelände, war die Bar
tagsüber meist eine recht einsame Angelegenheit. Die Urlauber besuchten sie nur
um sich ein Getränk, oder ein Eis zu kaufen, welches sie anschliessend draussen
auf der sonnigen Terrasse konsumierten. Dies änderte sich Schlag auf Fall! Als
Heinz Eis kaufen wollte, fiel er wegen dem Gestank von übermässigem Alkohol-
und Nikotinkonsum fast ins Koma. Die Bar war voll von grölenden Männern, die
alle in einen Fernseher starrten, wo ein wichtiger Fussballmatch übertragen
wurde.
Die Atmosphäre draussen auf der Terrasse, war viel angenehmer: um die 50
gelangweilte nackte Frauen jeden Alters sassen da bei einem Getränk oder Eis. Für
einen Mann, der mehr am weiblichen Geschlecht, als an Sport interessiert ist,
schien hier vieles möglich …
·
Ein einheimisches Paar bezog das Mobilheim direkt neben uns. Da es
tagsüber recht warm war, waren natürlich alle nackt. Nur unsere Nachbaren zogen
sich nicht aus, da sie jeden Tag ein paar „textile“ Freunde zu Besuch hatten.
Abends wurde es aber recht kühl, weshalb sich nun alle etwas anzogen. Nur
unsere Nachbaren zogen sich nun aus. Ihre Freunde waren ja erst jetzt wieder
abgezogen …
·
Während wir uns an einem Naturisten-Strand sonnten, fiel uns eine
Familie auf, die direkt neben uns beriet, ob sie sich nun hier, oder am
nahegelegenen Textilstrand niederlassen sollte. Das Familienoberhaupt sprach
ein Machtwort und entschied: „Wir bleiben hier!“ Schon bald sonnten sich alle
in ihren Badekleidern. Nach einer Weile fragte eines der Kinder: „warum sind
wir die einzigen, die Badehosen tragen?“ Der Vater antwortete: „Ich habe sicher
kein Problem mit Nackten, ich denke aber, dass unsere Familie dies nicht tun
sollte!“ „Wenn aber alle anderen nackt sind, will ich auch nackt sein“
argumentierte die Tochter und begann ihr Höschen abzustreifen. „Du musst mir
helfen“ sagte der Vater nun zu seiner Frau „unsere Kinder ziehen sich aus!“
„Nun denn“ antwortete die Mutter „wenn du entscheiden kannst, dass es für
unsere Familie angemessen ist, uns am FKK Strand zu sonnen, können wir auch
entscheiden, dass es angemessen ist, wenn wir uns ausziehen“ und noch bevor er
überhaupt die Möglichkeit hatte etwas zu entgegnen, war ihr Bikini schon weg…
·
Was körperlich Behinderte machen können und was nicht, ist oft eine
Frage der Einstellung. Einmal hatten wir einen Nachbarn mit einem Wohnmobil,
der nicht offensichtlich behindert aussah und normal gehen konnte. Jedes Mal,
wenn er sich aber mehr als zehn Meter bewegte, benutzte er ein für behinderte
Menschen konstruiertes elektrisches Dreirad.
Noch auf demselben FKK-Gelände trafen wir eine Frau, die das absolute Gegenteil
von ihm war. Obwohl sie an den Rollstuhl gefesselt war, campierte sie mit einem
Zelt, tanzte nicht nur begeistert, sondern fuhr auch ein dreirädriges Motorrad,
schaffte es, mit dem Fallschirm zu springen, mit dem Kite zu surfen und viel
Verrücktes mehr…
·
Während dem Abwaschen sprachen wir einmal mit einem Franzosen über
unseren Aufenthalt in Kroatien. Mit unserem beschränkten Französisch glaubten
wir verstanden zu haben, dass er diese Gegend nicht so mag, denn dort trifft
man fast nur „allemands et autres chiens” (Deutsche und andere Hunde). Wir
waren etwas irritiert und wiesen ihn darauf hin, dass wir momentan von
Vertretern dieser Nationalität umgeben sind. Er meinte bloss, dass diese uns kaum
verstünden, da sie ja eh kein Französisch sprächen und sonst wäre es auch kein
Problem...
Nur ein paar Wochen später hörten wir wieder, dass sich ein paar Franzosen über
„allemands et autres chiens” unterhalten. Wir dachten uns, dass dies wohl die
Gassensprache des gemeinen französischen Volkes sein müsse… aber nur bis wir
hörten, dass sie in ihrem weiteren Gespräch Wien, Salzburg, die Donau und
weiteres erwähnten. Erst jetzt ging uns ein Licht auf und wir realisierten, dass
die höflichen Franzosen wohl über “allemands et autrichiens” (Deutsche und Österreicher) gesprochen haben müssen …
·
Zwei Grossfamilien aus England, mit etwa einem dutzend Kinder, so
zwischen 8 und 18, machten es sich in einer Bucht an unserem See in der Schweiz
gemütlich. Ihnen war wohl nicht bewusst, dass sie sich den örtlichen FKK-Strand
für ihr mittägliches Picknick ausgesucht hatten. Im Verlaufe des Tages kamen
immer mehr Badegäste dazu, und natürlich: alle zogen sich aus. Nun begannen die
Englischen Kinder zu kichern und tuscheln, ob sie sich ebenfalls ausziehen
sollten… „Wie ihr wollt“ sagte eine der Mütter, „Wenn ihr euch auszieht, dann
aber richtig, ich akzeptiere nichts Halbherziges!“. Die Kinder kicherten
einfach weiter und schwammen dann zu einer Sandbank im seichten Wasser, etwa 70
Meter vom Ufer entfernt. Dort draussen zogen sie sich nun alle aus, grölten und
schwangen ihre Badekleider. Nun machte sich einer der Väter mit seinem Kanu
dorthin auf und sammelte die Badeanzüge ein. Zurück in der Nähe des Ufers
bettelten alle darum, dass man ihnen doch bitte ihre Badekleidung wieder
zurückgäbe, damit sie wieder aus dem Wasser kommen könnten. Die Mutter (die
einen Badeanzug trug) lächelte und sagte freundlich, aber bestimmt: „ich sagte
euch bereits, wenn ihr euch auszieht, müsst ihr es richtig tun. Es gibt kein Zurück,
und dies gilt für euch alle! Macht kein grosses Aufheben und kommt einfach nur aus
dem Wasser“. Natürlich waren nun alle Augen auf diese Kinder gerichtet, welche
schrien wie am Spiess, während sie gehemmt aus dem Wasser stiegen. Zumindest
haben sie dabei etwas gelernt.
·
Beeindruckend war auch das alte Männchen, das uns während des Rasierens
fragte, wie alt wir ihn schätzten. Na, so 80 dachten wir - aber weit gefehlt:
stolz erzählte er, dass er in 4 Jahren 100 werde !!!
Warum eine Welt mit Naturisten eine bessere Welt wäre
Wiederum hatten
wir das Privileg, 5 Monate auf FKK-Geländen verbringen zu können. Da es überall,
wo wir hinkamen, sonnig und warm war, konnten wir für die meiste Zeit nur unser
Evas- bzw. Adamskostüm tragen. Natürlich haben alle besuchten Feriendörfer ihre
Vor- und Nachteile, was aber viel wichtiger ist: in allen ist sowohl das Umfeld,
als auch die Atmosphäre sehr natürlich. Wenn man mit FKK-Neulingen spricht, sind
diese immer beeindruckt, dass sie FKK Gelände als viel natürlicher erleben, als
die “Textilen” Ferienanlagen, wo sie früher Urlaub machten.
Dank
dem wir so oft FKK machen, wurden für uns einige der Vorteile des Naturismus so
selbstverständlich, dass wir ab und zu vergessen, diese richtig zu schätzen. Zu
anderen Zeiten müssen wir uns wiederum daran erinnern, dass die Nacktheit nicht
für alle so natürlich ist, wie für uns. Es wäre wohl das Beste, wenn Nacktheit zu
einem festen und akzeptierten Bestandteil der Wertvorstellungen unserer
Gesellschaft mutieren würde. Leider ist es bis dahin aber noch ein langer Weg.
Viele
Menschen glauben, dass sie nur schon beim Anblick einer nackten Person sexuell
erregt würden. Die Realität ist eher umgekehrt. Erregung entsteht durch das,
was man sich vorstellt sehen zu können, wenn dieses kleine, sexy geschnittene
Stück Stoff nicht den Blick versperren würde… Wenn man aber alles sieht, wird
die Phantasie schon gar nicht erst angeregt! Die sogenannt perfekten Körper
werden als reine Illusion der Werbung entlarvt! Man sieht einfach das
unverhüllte (schlichte) menschliche Wesen. Da äusserlich nichts verborgen ist,
verlagert sich das Interesse natürlich auf das Innere der Person. Da man weder Energie
verschwendet, sich über die eigene, noch über die in der Phantasie vorgestellte
Schönheit anderer Gedanken zu machen, hat man die Kraft, sein Inneres zu
öffnen. Für uns ist dies einer der Hauptvorteile des Naturismus: Nacktheit wird
so natürlich, dass der Körper eines Menschen unwichtig wird. Die gesamte
Aufmerksamkeit richtet sich auf sich das Innere.
Es dauert natürlich ein
Weilchen, bis man soweit ist. Der Anblick nackter Menschen mag wohl für
Neulinge anfangs noch etwas Aussergewöhnliches an sich haben, und sei es nur,
weil man etwas sieht, das vorher Tabu war. Die meisten werden aber nicht so
überwältigt reagieren, wie Teresa, unsere ehemalige, damals 35 jährige,
Mitbewohnerin aus der Karibik. Nachdem sie mit uns erstmals einen FKK-Strand
besucht hatte, rief sie spontan aus: „Jetzt habe ich alles gesehen, jetzt kann ich
sterben…“
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Herbst in Spanien: Sonnenschein, Unwetter und sogar etwas Schnee
Wir
setzten unsere Reise fort und fuhren am 21. September 2012 nach Spanien weiter.
Von der Autobahn aus konnten wir die Pyrenäen kaum sehen, da sie von dunklen
Wolken umhüllt waren. Erst waren wir etwas enttäuscht, da wir uns vorgenommen
hatten, dieses Gebirge zu überqueren. Je näher wir kamen, desto mehr hatten wir
das Gefühl, südwestlich von Perpignan ein kleines „blaues Loch“ zu erkennen. So
entschieden wir uns, das Risiko einzugehen. Wir wurden belohnt und fuhren schon
bald in schönstem Sonnenschein durch das „vallée de Tech“ und über den Ares
Pass. Wir hatten riesiges Glück, denn das Wetter zeigte sich wirklich nur gerade
um uns herum von der freundlichen Seite. Ein perfekter Empfang in Spanien, wo
die Sonne ja immer scheint (gemäss Touristenbüro).
In Caprodon
stoppten wir zum Mittagessen, doch wir hatten Mühe, etwas Schnelles zu finden.
Der französische Einfluss erreicht die Kochtöpfe auch auf der spanischen Seite
Kataloniens. Die Menüs der Restaurants waren genauso, wie wir es zum Abendessen
mögen. Ein ausschweifender Fünfgänger hätte aber mehr Zeit in Anspruch
genommen, als wir uns zum Mittagessen nehmen wollten. Wie oft in Spanien fanden
wir am Hauptplatz, der „plaza major“ nicht nur viele schattige Bäume, sondern
auch viele kleine Cafés und Restaurants. In einem davon liessen wir uns etwas
Leckeres servieren.
Bald
erreichten wir eine brandneue Autobahn, auf der wir zügig nach Lleida/Lérida
kamen. Nachdem es das Hotel, in dem wir auch schon übernachtet hatten, nicht
mehr gab, erkundeten wir uns nach Alternativen. In Spanien findet man kaum
Unterkünfte in den Vororten; alles konzentriert sich aufs Zentrum. Wenn man
sich aber in einer Stadt nicht auskennt, ist es mit dem Auto nicht einfach, im
engen Chaos einer unbekannten Stadt, auf Suche zu gehen.
Spanien hat viele einsame Gebiete in denen kaum Häuser stehen, denn die
Zivilisation konzentriert sich vorzugsweise auf einen dichtbesiedelten Punkt.
So fährt man oft bis zur Ortstafel durchs Nichts und genau hinter dem Schild
reihen sich dichtgedrängt die Wohn- und Geschäftshäuser. So entschieden wir
uns, weiterzufahren und in den Dörfern entlang unseres Weges nach einer
Unterkunft zu suchen. Dabei wurde es allerdings sehr spät, bis wir ein kleines
Hotel fanden. Das touristische Sportfischerdorf Mequinenza bot uns alle Vor-
und Nachteile spanischen Lebens. Auch abends um 11 fanden wir problemlos noch
ein Lokal, um zu essen und teuer war es auch nicht, halt typisch Spanisch: es
wurden gute, aber eher einfache Gerichte serviert.
Am
nächsten Morgen verliessen wir das schöne Dorf entlang seines Stausees, welcher
durch einen Damm im Rio Ebro entstand. Wie immer, war unsere Fahrt durch das
Landesinnere Spaniens sehr abwechslungsreich und unglaublich lohnenswert. Um
Teruel bestaunten wir die Farben und Formen der Felsen, welche vom Fluss Turia
geschliffen worden waren. Die Erde entlang unseres Weges, bot dieselbe
Farbenpalette; von rot bis weiss, braun und ocker. Abgesehen von bewaldeten
Hügeln, sah die Landschaft meist trocken und karg aus. Dies lag wohl daran,
dass die Felder bereits abgeerntet waren und deshalb nicht mehr bewässert
wurden.
Am
Abend erreichten wir das malerische Alcalá del Júcar, ein bildhübsches
Dörfchen, das sich an die Flanke einer Schlucht schmiegt. Es ist ein touristischer
Ort, der viele Leute aus der Umgebung anzieht und deshalb war der Samstagabend
sicher nicht der beste Tag, um nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Obwohl
es viele Hotels und „Hostales“ gab, dauerte es eine Weile, bis wir ein Zimmer
fanden. Nun konnten wir uns unter die Menge mischen, die auf der Promenade nahe
des Flusses flanierte, um zu sehen und gesehen zu werden. Dort unten war es
spürbar kühler – oder sollen wir sagen: weniger heiss? – als in den engen
Gassen zwischen den Häusern des steilen Dorfes. Weder diese, noch die Stufen,
konnten die Einheimischen hindern, sich dort mit ihren Jeeps, Quads und Motorrädern hinauf zu zwängen.
Unser
letzter Tag unterwegs war so faszinierend, wie die zwei vorhergehenden. Er
führte uns auch durch ein grosses Gebiet, auf welchem Buschbrände gewütet
hatten. Der Anblick von toten schwarzen Bäumen auf weissen Kalkhügeln war recht
bewegend. Glücklicherweise waren aber bereits die ersten Anzeichen von neuem
Grün sichtbar, welches aus der Asche spross.
Nochmals zu Natsun in Vera Playa
Es
war der 23. September 2012, als wir wieder in Vera Playa eintrafen. Wir kamen
hierher um den Rest des Jahres im Natsun zu verbringen, der FKK
Siedlung direkt am Meer, wo wir schon recht viel Zeit verbracht hatten. Die
niederländischen Eigentümer Hedi und Jan hiessen uns herzlich willkommen und
nachdem wir dieselbe Wohnung wie beim letzten Mal bekamen, fühlten wir uns gleich
wie zu Hause. In den folgenden Tagen trafen wir viele bekannte Gesicher, welche
wir von unseren früheren Aufenthalten her kannten und es war schön, sie wieder
zu sehen.
Nachdem
wir so viele Niederländisch geführte FKK Plätze in Frankreich besucht hatten,
sind wir doppelt beeindruckt, wie erfolgreich Hedi und Jan Natsun führen. Im
Gegensatz zu den meisten ihrer Landsleute, schaffen sie es, dass die Anlage
weit über die Hauptsaison hinaus sehr gut belegt ist. Natsun’s Kundschaft
stammt aus ganz Europa, ausser in der Hauptsaison, wenn es hier fast nur
Spanier hat. Dies steht in starkem Kontrast zu den meisten Ferienanlangen in holländischem
Besitz, welche wir in Frankreich gesehen hatten: dort kriegt man den Eindruck
in einer niederländischen Kolonie zu sein.
Ein
weiteres Mal genossen wir die tolle Aussicht von unserer Terrasse und den FKK
Strand direkt davor. Für uns, die wir kein festes Zuhause haben, war es einfach
schön, wieder einmal in einer grösseren Wohnung zu leben, die wir etwas unsere
eigene machen konnten. Da wir die Umgebung bereits gut kennen, wollten wir
einfach nochmals etwas zurücklehnen und eine Reisepause geniessen, sozusagen
als “resting rovers”.
Freud und Leid so nah beieinander
Wir
genossen unseren dritten Aufenthalt in einer von Natsun’s Attikawohnungen in Spaniens Badeort Vera Playa in vollen Zügen. Bei
unserer Ankunft am 23. September 2012 war es sonnig und warm und so blieb es
recht lange. Während unseres vier monatigen Aufenthaltes genossen wir bis zu
sieben Wochen am Stück ohne einen Tropfen Regen. Wenn es aber einmal regnete,
kam dafür gleich die ganze Statistik auf einmal. In der Sommerhitze war der
Boden knochentrocken geworden und konnte die riesigen Wassermengen nicht mehr
absorbieren, die am 28. September 2012 bei heftigen Regenfällen im Landesinnern
Andalusiens und Murcias herunter
prasselten. Viele Küstenabschnitte zwischen Valenzia und Malaga waren innert
Minuten überflutet.
Wir hatten riesiges Glück, dass Vera Playa’s FKK Siedlungen davon verschont
blieben. Bloss einen Kilometer von uns entfernt, ereignete sich eine gewaltige
Naturkatastrophe, die Menschen in den Tod riss und enormen Sachschaden
verursachte. Brücken, Fahrzeuge und kleine Gebäude wurden weggespült wie
Spielzeuge. Keller, Tiefgaragen und tausende von Wohnungen standen bis zur
Decke unter Wasser. Allein in Vera gab es mehrere Todesopfer und zudem wurden
etwa 4000 Wohnungen und 900 Autos verwüstet. Während der nächsten paar Wochen
sah es überall chaotisch aus, obwohl die Behörden im Schnellzugstempo
aufräumten und Brücken, sowie Strassen wieder instand stellten. Bereits drei
Wochen später war der 40km lange Umweg, um das Nachbardorf Garrucha zu
erreichen, nicht mehr notwendig. Wenn sich diese Katastrophe in der Schweiz
ereignet hätte, hätten die Behörden wohl Provisorien erstellt um sich damit
Jahre-, wenn nicht sogar Jahrzehnte, einzuhandeln, in denen man über eine
definitive Lösung argumentieren könnte!
Den
ganzen Oktober über war es wieder sonnig und warm, was man vom November
hingegen wieder ganz und gar nicht sagen konnte. Edith und Kari, die uns ab
Mitte Oktober für zwei Wochen besuchten, fanden dies natürlich super. Es war
bereits ihr zweiter Aufenthalt in Natsun und sie genossen den Strand wiederum
in vollen Zügen. Zudem zeigten wir ihnen noch ein paar touristische Höhepunkte
in der Umgebung. So z.B. Lubrin und die „Wüste“ bei Tabernas, oder die
Küstenabschnitte um die Ortschaften Mojacar, Agua Amarga und Puerto de
Mazarron.
Kaum
waren unsere Besucher abgereist, trafen mehr und mehr der jährlich
wiederkehrenden Winterflüchtlinge des nördlicheren Europas in Vera Playa ein.
Häufig trafen wir uns mit altbekannten Freunden und tauschten bei einem Kaffee,
oder Abendessen, sei es zu Hause in unseren Ferienwohnungen, oder in einem
Lokal, Neuigkeiten aus. Viele profitierten davon, dass Heinz kleine
Computerprobleme lösen kann, auch wenn es sie weniger begeisterte, dass er zwar
helfen, jedoch nicht erklären konnte, was er genau gemacht hatte.
Im
Dezember und Januar war es wieder sehr sonnig und für die Jahreszeit recht
warm. Somit verbrachten wir viel Zeit im Adams- bzw. Evas-Kostüm draussen in
der Sonne. Dabei hätten wir uns eigentlich mit der Planung unserer Weiterreise
beschäftigen sollen.
Spanien:
vier Tage quer durchs Land
Am
25. Januar 2013 war dann aber alles für unsere diesjährige Reiseroute
organisiert und wir verliessen unser Paradies in der Sonne. Auf der Autobahn
fuhren wir bis Huercal-Overa, wo wir die Hauptstrasse Richtung Albox nahmen. Je
weiter wir ins Landesinnere kamen, umso düsterer wurde das Wetter und
schlussendlich hatte es sogar Nebel. Die Bemerkung unseres
Lonely-Planet-Reiseführers bestätigte sich voll und ganz: „das sonnige und
trockene Winterklima betrifft nur einen schmalen Gürtel entlang Spaniens Südküste. Das Landesinnere
hingegen, bekommt viel Regen – ausser dieser wird zu Schnee“. Wir wissen ja,
dass grosse Teile des Landes auf Hochplateaus (zwischen 800-1‘500 m.ü.M) liegen
und deshalb sorgten wir uns ein wenig, im Schnee stecken zu bleiben.
Zu
Beginn war es noch sonnig, doch wir kamen immer mehr in den Nebel. Dazwischen
erlebten wir ein spektakuläres Phänomen, welches wir vorher noch nie gesehen
hatten; nicht ein Regenbogen, sondern ein Nebelbogen leuchtete über dem Stausee
Embalse de Negratin. Es sah sehr mystisch aus. Die Nebenstrasse A-315 führte
uns an vielen Olivenhainen und später, bei Pozo Alcón an faszinierenden
Felsformationen vorbei. Die Nacht verbrachten wir im historischen Städtchen Úbeda. Wie schon so manches Mal in
Spanien, verklemmten wir uns mit dem Auto bei der Hotelsuche fast in einer der
vielen typisch engen Gassen. Entnervt fragten wir im einzigen Hotel das wir
fanden, einem noblen Viersterne- Schuppen. Glücklicherweise war er wegen eines
Kongresses ausgebucht und so beschrieb man uns den Weg zu einem preiswerten
Hotel. Zu unserer Freude war auch das dortige € 50 Zimmer sehr nobel und gross.
Weil das Wetter nicht sehr einladend war, klapperten wir bloss die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten ab, obwohl Úbeda sicher mehr Zeit verdient hätte.
Tags
drauf folgten wir der Strasse A-301. Nachdem wir einen Tunnel durchquert
hatten, liessen wir den Nebel hinter uns und kamen in die Sonne. Obwohl die
Vegetation Winterpause hatte, beeindruckte uns das vielseitige Farbenspiel der
grossen Felder und Äcker mit ihren unterschiedlichen Erdböden. Wie immer,
wählten wir vorwiegend Nebenstrassen, kamen jedoch trotzdem sehr schnell
vorwärts, da es kaum Verkehr hatte und die Strassen gut ausgebaut waren. Als
wir auf Alcázar de San Juan
zufuhren, kamen immer mehr alte Windmühlen in unser Blickfeld. Wir besichtigten
die Gruppe der vier San Antonio Windmühlen auf einem Hügel direkt neben der
Stadt. Diese Mühlen waren restauriert und dem Tourismus zugänglich gemacht
worden. Von dort aus hatte man auch eine phantastische Sicht auf die Umgebung,
die wir bei 20°C und im besten Licht geniessen durften.
Als
es dunkel wurde, erreichten wir die Ortschaft Huete und so blieben wir über
Nacht dort, zumal wir gleich am Dorfrand ein Hotel fanden. Später, als wir
durch das Dorf schlenderten, entdeckten wir einige Restaurants und viele
adrette Gebäude. Am nächsten Morgen fuhren wir erneut im Nebel los, weshalb wir
leider nicht viel von der seenreichen Landschaft mit ihren bunten
Gesteinsschichten sahen.
Um
die Mittagszeit erreichten wir das historische Städtchen Sigüenza, welches jedes Touristenherz höher schlagen lässt. Es war
gerade Markttag und wir schlenderten durch die engen Gassen hinauf zum Schloss,
das über der Altstadt thront.
Bevor
wir weiterfuhren, stärkten und wärmten wir uns in einem typisch gediegenen
„Comedor“ (Speisesaal), wie man sie oft hinter lärmerfüllten Bars versteckt
findet.
Berge & Schnee: das unerwartete Spanien
Bevor
wir Soría erreichten, führte uns die Strasse auf über 1‘000 m.ü.M. und wir
kamen immer wieder an Schneefeldern vorbei; Überbleibsel des Kälteeinbruchs der
Vorwoche. Die zwei Meter hohen Schneestangen entlang der Strasse waren ein
deutlicher Hinweis, mit wieviel Schnee man hier rechnen muss. Bei 3°C wurden
wir heute noch knapp vom Schnee verschont, wir erhielten aber mehr als genug
Regen.
Da es
schon um 18 Uhr dunkel wurde, verliessen wir die Strasse N-111 und fuhren
hinauf ins Dorf Viguera, welches
über dem Iregua Tal liegt. Obwohl der Ort winzig ist, gab uns die Dorfstrasse
wiederum das Gefühl, durch ein Schlüsselloch zu fahren. Besorgt, dass wir unser
Auto verklemmen könnten, setzten wir zurück und parkten etwas ausserhalb. Wir
fragten in der einzigen offenen Kneipe nach einem Zimmer und danach war alles
ein Kinderspiel. Die Señora hinter dem Tresen brachte uns zu einem
nahegelegenen Haus. Dann telefonierte sie etwas herum und beorderte einige
Einheimische, ihre Autos aus dem engen Labyrinth zu manövrieren. Nun half sie
uns auf einem Strassenstück, direkt vor der Eingangstür eines anderen Hauses,
einzuparken. Nun blockierten WIR den Verkehr in der engen Gasse. Es erübrigt
sich schon fast, darauf hinzuweisen, dass es nur in der Bar dieser Dame etwas
zu essen gab. Leider hatten die Elfen von Viguera den Speisesaal gemietet und
so blieb uns nur die Bar, wo wir zwischen deren fussballverrückten Ehemännern
Tapas essen konnten. Alles in allem; ein sehr authentisch spanisches Erlebnis.
Am
nächsten Morgen strahlte die Sonne und wir bewunderten die Felsformationen, die
den Iregua Talkessel einrahmen. Die roten Felsen haben erstaunlich runde Formen
und erstrecken sich für einige Kilometer entlang des Tales, nachdem zwei steile
Felsklippen ein regelrechtes Schluchttor bilden.
Als
wir der Strasse NA-120 westlich von Pamplona folgten, kamen wir wieder auf über
1‘000 m.ü.M.. Hier lag gerade genug Schnee, dass die Eltern mit ihren Kindern
schlitteln konnten.
Eine
Umleitung brachte uns zum Dorf Saldia.
Wir waren überrascht, als wir sahen, dass die Häuser auf dem Hügel fast genauso
aussahen wie diejenigen im Schweizer Engadin. Kurz bevor wir in der Nähe des
Pyrenäenörtchens Ainhoa die Französische Grenze erreichten, offenbarte sich uns
ein Blick bis hinunter zum Atlantik. Einmal mehr hatten wir Spanien als ein
sehr vielfältiges und friedliches Land erlebt, zumindest abseits der Autobahnen
entlang der Küste. Wir fühlten uns auch diesmal dafür belohnt, dass wir uns
Zeit genommen haben, nicht nur auf der Autobahn an allem vorbeizurasen, und wir
können allen empfehlen es uns gleichzutun.
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Frankreich: Besuch bei einer guten Bekannten
Am
28. Januar 2013 erreichten wir Frankreich. Dieses Mal wollten wir auf
der Durchreise nach Grossbritannien einen Monat bei „La Grande Nation“
verbringen.
Unser
erster Halt galt dem malerischen Dorf Sarre, kurz nach dem Grenzübertritt von
Spanien nach Frankreich. Für diesen Abend hatten wir uns in St.
Jean-de-Luz, direkt beim Zentrum, ein Zimmer reserviert. Natürlich hatten wir hohe
Erwartungen, von der französischen Gourmetküche profitieren zu können, hatten
aber vergessen, dass das französische Baskenland seine Kultur mit Spanien teilt.
So endeten wir in einem Lokal indem wir, umgeben von Spaniern und anderen
Touristen, ein typisch spanisches Abendessen vorgesetzt kriegten. An einem so
touristischen Ort scheint das Angebot an Speiselokalen schier unendlich. An
einem Montagabend im Januar hingegen, ist die Auswahl recht bescheiden. Am
nächsten Morgen schlenderten wir noch einmal durch den adretten Fischerhafen,
die alten Gässchen, die gedeckte Markthalle und entlang der stattlichen
Herrenhäuser am Strand, von denen viele über eine Holzbrücke mit dem mächtigen
Damm verbunden sind, der sie vor den Gewalten des Atlantischen Ozeans schützen
soll. Obwohl es mit 10°C ziemlich kühl war, wimmelte es in den Wellen von
Surfern.
Etwa
25km weiter nördlich besuchten wir auch die hübsche Stadt Bayonne mit ihren vielen, im
baskischen Stil gebauten Fachwerkhäusern. Obwohl wir auch hier auf
Nebenstrassen fuhren, fanden wir die Landschaft nicht mehr so spektakulär. Wir
kamen vor allem durch Landwirtschaftsgebiet mit Wiesen und Äckern und immer
wieder mal durch platanengesäumte Alleen.
Als
nächstes übernachteten wir in Agen, welches in Frankreich für
seine Pflaumen weltbekannt ist. Einen höheren Stellenwert hatte für uns
hingegen das leckere Abendessen, das uns in einem Lokal mit Sternekoch serviert
wurde. Wir wurden wieder einmal dafür belohnt, dass wir das dicke Buch von Gault-Millau mitschleppen.
Weniger
lohnenswert fanden wir hingegen unseren Umweg zu zwei Dörfern die beide die
Auszeichnung trugen: “un des plus beaux villages de
France”
(eines der schönsten Dörfer Frankreichs). Es ist sicher auch Geschmackssache, aber
wir fanden einige nicht-klassifizierte Dörfer entlang unseres Weges, wie z.B. Montignac, viel schöner.
Unumstritten
ist hingegen die Attraktivität der Hauptstadt des Departements Dordogne: Périgueux. Dort verbrachten wir die
nächsten zwei Tage, was kaum genug Zeit war, um all die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden und sicherlich zu wenig, um auch nur
in einem Bruchteil der vielen guten Restaurants zu essen.
Im Loire Gebiet: ein malerisches Ferienhaus über einem reissenden Gewässer
Den
ganzen Tag durch Regen fahrend, erreichten wir am Abend des 1. Februars 2013
unser erstes Ferienhaus in Frankreich. Es lag in der Provinz Tourraine und
nicht ganz ungewöhnlich für eine ehemalige Mühle, direkt über einem kleinen
Bach. Genau gesagt war die Veude, wie der Bach heisst, momentan ziemlich
reissend und auch ziemlich hoch. Verursacht durch anhaltende Regenfälle, waren
momentan viele Gewässer über die Ufer getreten und viele Felder überschwemmt.
Bei
unserer Ankunft im Ferienhaus war das Feuer im Kamin bereits entfacht. In
dieser gemütlichen Atmosphäre war es entspannend, dem reissenden Gewässer
zuzusehen, das unter unserem Wohnzimmer durchfloss. Dankdem das Wohn-Esszimmer
auf drei Seiten grosse Fenster hatte, hatten wir eine tolle Aussicht. Der Bach
verschwand zwischen den Bäumen aus unserem Blickfeld, aber da diese momentan
keine Blätter trugen, konnten wir dem Strom noch weit nachsehen. Nicht nur das
Gewässer, das unter dem Ferienhaus durchfloss, sondern auch der Kamin, war sehr
speziell. Er war zwischen dem Wohn- und dem Schlafzimmer eingebettet und von beiden Seiten mit grossen Glastüren
erschlossen.
Unsere
Mühle befand sich in der Nähe der Ortschaft Richelieu, die vom gleichnamigen
Kardinal als ideale Stadt gegründet wurde. Genauso wie die katholische Kirche
selbst, war auch das Anwesen in dem der Kardinal wohnte, sehr bescheiden. Die Umfassungsmauern
des Schlosshofes existieren immer noch und messen bloss etwa 10 Kilometer in
Umfang!
Ein
anderes interessantes Erlebnis, war der Markt im nahegelegenen Ort Lencloître.
Fast alles was man sich vorstellen kann, wurde dort feilgeboten; von lebenden
Tieren, über Flohmarkt-Gegenstände, zu Textilien und raffinierten Speisen.
Danach fuhren wir weiter nach Loudun,
einem schönen mittelalterlichen Städtchen voll historischer Gebäude. Etwa
gleich alt sind die Städte Chinon und Loches. Bei beiden thronen mächtige Schlösser über der Altstadt.
Rennes:
die charmante Hauptstadt der Bretagne
Unsere
neun Tage in der umgebauten Mühle vergingen wie im Flug und schon kam der 10.
Februar, unser Abreisetag. Es regnete, als wir nach Rennes weiterfuhren, doch schon am
nächsten Tag schien wieder die Sonne und wir konnten die fast von Studenten
dominierte Hauptstadt der Bretagne in vollen Zügen geniessen. Es ist eine
extrem saubere und adrette Stadt mit sehr effizienten öffentlichen Verkehrsmitteln.
In
der Altstadt von Rennes findet man viele jahrhundertealte Fachwerkhäuser.
Einige wurden momentan gerade restauriert wobei ihre fragilen Holzbalken
bedenklich ungesichert freilagen. Zudem sahen wir auch ein paar ausgefallene
moderne Gebäude, wie beispielsweise den Bahnhof, oder Bretagnes Nationaltheater
und das Museum. Bei der Mehrzahl der Gebäude handelt es sich aber um
dreihundert jährige Stadthäuser, die nach einem verheerenden Grossbrand im Jahr
1720 erbaut wurden. Zu den herausragendsten Bauwerken gehören sicher das
Rathaus und die gegenüberliegende Oper, sowie das Parlamentsgebäude der
Bretagne, gleich ums Eck. Unsere „Stadtwanderung“ war sehr ausgedehnt und
fühlte sich an, als ob wir 30km zurückgelegt hätten. Nur wenn Hunger aufkam,
machten wir Pause. Zum Mittagessen gab es natürlich Crêpes, die Nationalspeise
der Bretonen, aber am Abend liessen wir uns in einem edlen Lokal verwöhnen.
Bereits am Sonntagabend hatten wir sehr gut gegessen, wenn auch etwas
bescheidener. Wir waren „beim Schwein“, Léon le cochon.
Auch
wenn die Stadt Rennes recht gross ist, so ist das Stadtzentrum doch sehr
kompakt und wir hatten das Gefühl, auf unserem 30km Rundweg alles gesehen zu
haben. Deshalb beschlossen wir, auf einen dritten Tag zu verzichten und
abzureisen. Wir machten einen Umweg über St. Brieuc und nach Lannion, wo wir
bereits im letzten Jahr gewesen waren. Nun regnete es wieder und vielleicht lag
es auch daran, dass uns St. Brieuc nicht besonders gefiel. Wir bekamen hingegen
ein vorzügliches Mittagessen und als wir bei der Pointe de Roselier, nah Plérin
ankamen, liess der Regen nach und eröffnete uns eine tolle Aussicht über die
Bucht von Brieuc.
Am
Abend hatten wir etwas Mühe ein passendes Hotelzimmer bei Lannion zu finden.
Bis wir endlich irgendwo eingecheckt hatten, war es schon fast Zeit um zurück
zum Lokal zu fahren wo wir uns, bereits auf der Durchfahrt vor zwei Stunden,
einen Tisch reserviert hatten. Heinz hatte sich gewünscht, noch einmal im
Restaurant „Ville Blanche“ zu speisen, welches wir im
letzten März entdeckt hatten.
Cap Sizun:
Ferienhaus im Süden von Finistère
Am
13. Februar 2013 fuhren wir von Lannion via Huelgoat zur Halbinsel Cap Sizun. In der Nähe von Mahalon
hatten wir für eine Woche ein adrett renoviertes, zweistöckiges Ferienhaus
gemietet. Es war Teil eines alten Gehöfts und bot allen Luxus, von dem die
früheren Bauern nur träumen konnten. Wir trafen an einem Regentag ein und die
Vorhersage versprach keine Besserung. Trotzdem war es aber bereits am nächsten
Morgen sonnig und so blieb es auch für die nächsten zehn Tage. Als typische
Touristen konnten wir nicht anders, als auszuschwärmen und eine
Sehenswürdigkeit nach der andern abzuklappern. Die einzige, die uns etwas
enttäuschte, war die vielgepriesene Spitze der Halbinsel „Pointe
du Raz“, welche als eine der „grandes sites de France“ gilt. Nun, zumindest im
Februar konnten wir gratis parken und die etwa 40 Geschäfte waren noch
geschlossen. Dies alles war ein deutlicher Hinweis darauf, wie über-touristisch
es hier im Sommer zugehen muss. Der Titel, der wahrscheinlich meistbesuchten
Attraktion der Bretagne, macht diese Felsnase auch nicht schöner. Auf uns
jedenfalls, machten die anderen Aussichtspunkte des Cap Sizun, wie z.B. die „Pointe du Van“, „- de Brézellec“ und „- de
Penharn“ mit ihren Landschaften viel mehr Eindruck. Diese befinden sich
alle an der Nordküste, die von Klippen dominiert ist. Aber auch die
Küstenlandschaft an der Südküste des Cap Sizuns; einer Mischung aus
Sandstränden und Felsformationen, ist sehenswert. Hier folgten wir dem Meer bis
zu den Leuchttürmen an der „Pointe de
Penmarc’h“ und besuchten danach die Stadt Quimper mit ihren tollen
Fachwerkhäusern. Dies ist eine wunderschöne Stadt, aber auch der Hafenort
Audierne und Pont Croix im Inland haben uns so gut gefallen, dass wir mehr als
einmal hinfuhren.
Am
nächsten Tag besuchten wir Douarnenez. Der Ort selbst hat uns zwar
mehr aus der Ferne beeindruckt, doch die Aussichtspunkte der näheren Umgebung
waren umso atemberaubender. Besonders gut gefallen haben uns der Strand bei „le ris“ im Osten der Stadt, sowie im
Westen die Landzungen „Pointe de la
Jument” und „Pointe de Millier”.
Uns
erscheint die Bretagne überhaupt nicht unterentwickelt, ganz im Gegenteil. Wie
auch immer, sowohl das „gîte“ in dem wir momentan wohnten, als auch unser
letztes Ferienhaus im Loire-Tal, waren beide von einem EU-Fonds mitfinanziert,
der wirtschaftlich rückständige Regionen unterstützt. Es scheint, als ob dieser
Fonds die Bretagne in Lichtgeschwindigkeit ins einundzwanzigste Jahrhundert
katapultiert hätte und zudem Globetrottern mit mehr Zeit als Geld die
Möglichkeit gibt, sich mit luxuriösen Ferienhäusern zu verwöhnen.
Pays de Léon:
die westlichste Halbinsel der Bretagne
Am
20. Februar 2013 war es wieder Zeit, unsere Residenz zu wechseln und so fuhren
wir im schönsten Sonnenschein in den Norden der Provinz Finistère. Entlang des Weges besuchten
wir das historische Steindorf Locronan, die Stadt Châteaulin an den Ufern des Flusses
Aulne, sowie Pleyben mit seiner alten Kirche. Am
Abend erreichten wir unser nächstes „gîte“. Es lag etwas ausserhalb von
Plouguerneau und war Teil eines Weilers in dem die meisten der alten
Steinhäuser liebevoll renoviert und zu Ferienhäusern umgebaut worden waren.
Obwohl wir das kleinste Häuschen reserviert hatten, bot es doch mehr als wir
brauchten. Es war sehr gut isoliert, wenn auch nicht ganz so gut, wie unsere
letzten zwei Ferienhäuser. Wenn es um Isolation und Bauvorschriften geht,
scheint es fast, also ob Frankreich inzwischen noch strikter sei, als die
Schweiz. In neu gebauten, oder neu umgenutzten Ferienhäusern, gehört eine
kontrollierte Lüftung mittlerweile zum Standard. Sowohl die Lage, als auch
Grösse und Anzahl von Toiletten und Duschen sind genau vorgegeben.
Auch
Recycling wurde in Frankreich zu einer Tugend. Auf vielen Artikeln wird
angegeben, wie viele Gramm und wieviel Prozent der Verpackung rezykliert werden können und wie wenig fortgeworfen
werden muss. Wenn man also etwas ungesundes kauft, braucht man überhaupt kein
schlechtes Gewissen mehr zu haben: je mehr man davon isst, umso mehr trägt man
zu einer umweltfreundlichen Entsorgung bei. Jetzt weiss man genau, in wieviel
Gramm wiederverwertbarem Aluminium und Karton die Kekse eingepackt waren.
Das
Erkunden der Umgebung ist eine gute Methode um Kalorien zu verbrennen –
vorausgesetzt man verlässt das Auto. Die Küste westlich und nördlich von Brest
ist wiederum atemberaubend; vor allem zerklüftete Felsen, die ab und zu mit
weissen Sandstränden durchzogen sind. Da die Westküste recht heimtückisch ist,
findet man hier viele Leuchttürme die helfen, das Risiko für Schiffe zu
minimieren. Während unserer ersten Tage war es zwar sonnig, aber gleichzeitig
kalt und windig. Nichts-desto-trotz; wir zogen Mütze und Handschuhe an und
genossen die vielen Wanderwege entlang der Küste. Die Leuchttürme und die
Klosterruine bei der Landzunge „Pointe
de St-Mathieu“ haben uns sehr beeindruckt. Dasselbe gilt für die bizarren
Felsen ausserhalb von Le Conquet und
Pointe de Corsen, dem westlichsten
Punkt des Französischen Festlands. Etwas weiter nördlich an der Küste,
bewunderten wir die beiden Ufer der „Flussmündung“ des Ildut. Sie bildete hier
einen sogenannten Ria, bzw. „Aber“, wie man dies auf Bretonisch nennt. Der
Ausdruck Ria steht für ein gezeitenabhängiges Flusstal, das nicht von
Gletschern geformt wurde. Ebbe und Flutabhängig sieht es entweder aus wie ein
gigantischer Fjord, oder aber wie ein braunes Sumpfbett. Wegen der Gezeiten
kann sogar ein kleiner Bach zu einem grossen Wasserbecken anschwellen, welches
mehrere dutzend Kilometer ins Landesinnere reichen kann.
Nach
dem Aber Ildut erkundeten wir die Küstenlinie zwischen Porspoder und Portsall,
die nicht minder faszinierend ist. Nachdem wir noch die Aber Benoît und Aber Wrac’h
überquert hatten, kehrten wir wieder in unser Ferienhaus zurück, welches
ebenfalls unweit von spektakulären Küstenlandschaften lag.
Nach
einer Woche ging unsere Reise weiter ins Hafenstädtchen Roscoff. Hier verbrachten wir zwei
Tage in einer Frühstückspension (chambre d’hôte), bevor wir die Autofähre nach
Grossbritannien nehmen wollten. Unsere Unterkunft befand sich auf halbem Weg
zwischen den Orten Roscoff und Saint-Pol-de-Léon,
die beide über einen angenehmen, zwei Kilometer langen Spazierweg erreicht
werden konnten. Während wir letztere besuchten, bewunderten wir die
herausgeputzte Altstadt und wunderten uns darüber, wie viele Defibrillatoren
zur freien Verfügung standen; wohl um zu verhindern, dass der Ort zu einem
Leichenhaus verkommt. Auf dem Stadtplan, der einen 0,8 km2 grossen
Ausschnitt der 7‘000 Seelen-Gemeinde Saint-Pol-de-Léon anzeigt, sind nicht
weniger, als 9 Defibrillatoren eingezeichnet! Es scheint, als ob sich die
Regierung so sehr davor fürchtet, schuldig gesprochen zu werden, sollte einer
ihrer Einwohner sterben, dass sie zuerst Millionen ausgibt um alle am Leben zu
erhalten und danach sogar noch mehr, um deren Überleben im Pflegeheim zu
finanzieren. Wäre es nicht sinnvoller dieses Geld für die Steigerung der
Lebensqualität zu investieren, statt für die Verlängerung des Lebens um jeden
Preis?
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