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Reisetagebuch Kapitel 15 [September 2006 - November 2006] als PDF (China inkl. Hong Kong, zurück nach Thailand und Singapur) |
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Fotos: Singapur | Mehr über Singapur: Kapitel 13 (Hauptbericht), Kapitel 17 (Thaipusam), Kapitel 18 (Abschied), Kapitel 34 |
Singapur: Lichterfeste im September
Nachdem wir das
südliche Afrika verlassen hatten, trafen wir am 16. September 2006 wieder in Singapur ein. Nach
den Erfahrungen dort, genossen wir die belebten Strassen noch viel mehr als
zuvor, wo niemand früh nach Hause zu gehen scheint und sich keiner um seine
Sicherheit sorgen muss. Hier waren wir wieder von Leuten aus allen
Gesellschaftsschichten umgeben, wenn wir uns in den Imbissbuden und
Restaurants verpflegten. Wie in den meisten Metropolen Asiens üblich, assen die
meisten Leute drei Mal täglich auswärts. In Singapur kochen 70% der Bevölkerung
überhaupt nie zu Hause und die übrigen 30% auch nur ab und zu.
Konsequenterweise haben viele Mietwohnungen nicht mal eine Küche!
Da das Hotel in
dem wir die letzten zwei Mal logiert hatten nun renoviert wurde, nisteten wir
uns im kleinen Kerbau Hotel in Little India ein. Die meisten Tage verbrachen
wir immer noch damit unsere Reise-Erlebnisse von Afrika zu Papier zu bringen.
Am Abend genossen wir es, dass drei verschiedene "Lichterfeste" alle
gerade um diese Jahreszeit abgehalten wurden.
Die Quartiere
der veschiedenen Volksgruppen waren für etwa einen Monat schön dekoriert und
nachts bleuchtet. Die Moslems feierten ihren "Hari Raya Puasa"
zwar vor allem in der Familie, aber was uns ins Auge stach, waren die tausenden
von zusätzlichen Geschäften und Marktständen, welche in riesigen Zeltstädten
aufgebaut worden waren, die ab und zu ganze Strassenzüge überdecken konnten.
Auch viele zusätzliche Essenstände waren aufgebaut worden. Da dieses Fest aber
während des Fastenmonats Ramadan stattfindet, liessen sich die gläubligen
Moslems die Speisen einpacken und verzehrten sie erst nach dem Gebet zum
Sonnenuntergang. Die Strassen in den Moslemquartieren waren nett dekoriert,
aber uns erschien dies recht bescheiden im Vergleich zu dem was wir in Little
India sahen.
Hier feierte
man das "Deepavali" Festival und die Strassen im Quartier waren
kilometerweit mit pompösen und eindrucksvoll animierten Torbogen geschmückt die
nachts ein Lichterspiel boten. Hier waren nur ein paar kleinere Nebensträsschen
(für 6 Wochen) für den Verkehr gesperrt. Auch diese waren mit Zelten
überspannt unter denen Stände aufgebaut
wurden. So hatte Singapur noch ein paar "More Shops" was eh das meist
gesehene Schild in dieser Stadt war.
Die Chinesen
feiern das "Herbstmitte Fest" welches auch "Mondfest"
genannt wird, und dieses bot uns wiederum ein ganz anderes Bild. Hier waren
grosse Blumen und Tiere aus Draht und Eisengestänge modelliert, mit Satinstoff
bezogen und von innen beleuchtet worden. Die eindrucksvollsten Modelle waren
Pagoden, Tempel oder riesige Drachen welche bis zu 12m hoch und doppelt so lang
sein konnten. Verschiedene Tiere und Fabelgestalten bewegten sogar ihre Flügel.
Diese Figuren schmückten sowohl Grünstreifen in der Strassenmitte, als auch
Fussgänger-Überführungen. Das ganze sah schon am Tag wunderschön aus und am
Abend war es noch viel eindrücklicher, wenn alles beleuchtet war. In der
Vollmond-Nacht des 6. Oktober gipfelte das Fest in einem kleinen Laternenumzug. Mehr zu Singapur: Kapitel 13 (Hauptbericht), Kapitel 17 (Thaipusam), Kapitel 18 (Abschied)
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Fotos: Hong Kong - China |
China; ein Land im Umbruch
Am 10.10.2006
flogen wir mit der Budget-Airline Jetstar für 150 Singapur $ (€ 75) nach Hong Kong. Auf dem Weg vom modernen
Flughafen ins Stadtzentrum sahen wir wie stark die früher unberührte Insel
Lantau inzwischen bebaut worden war. Die Innenstadt hat sich eigentlich seit
der Rückgabe an die Chinesen 1997 kaum verändert. Der Hauptunterschied ist
wohl, dass die Stadt seither mit Touristen vom Festland regelrecht überflutet wird.
Alleine während der „Goldenen Woche“ anfangs Oktober, überquerten täglich bis
zu 5 Mio. Menschen die Grenze.
Natürlich gibt
es inzwischen am Stadtrand noch ein paar zusätzliche Wolkenkratzer und einige
sahen richtig toll aus. Die alten Wohnblocks im Stadtzentrum hingegen sahen oft
sehr alt und verlottert aus und wir hatten den Eindruck, dass man sie überhaupt
nicht unterhalten hatte. So etwas hatten wir in Singapur nie gesehen.
In vielen
kleinen Seitengassen fanden wir enge Strassenmärkte, wo sowohl Fisch als auch
Krabben lebend verkauft wurden. Das Stadtzentrum kam uns sehr eng vor, was
vermutlich ein Vermächtnis aus den Zeiten ist, als Hong Kong "den Briten
gehörte". Damals wollten alle in dem Gebiet wohnen und geschäfte machen,
das sich die Engländer ergattert hatten und nicht auf dem, das von den Chinesen
gemietet wurde.
Hong Kong
erhielt nachher von China den Status einer "speziell administrierten
Region (SAR)" und es wurde ihnen zugesagt, dass die Stadt sowohl die freie
Marktwirtschaft, als auch ihr soziales und juristisches System für die
nächsten 50 Jahre beibehalten kann. Die grassierende Inflation, welche zu
englischen Zeiten mehr als 10% jährlich betragen hatte, konnte mittlerweile
unter Kontrolle gebracht werden.
Wir waren
erfreut, dass Ivy, eine reisewütige Lehrerin, welche wir vor 1½ Jahren in
Mikronesien kennen gelernt hatten, sich an zwei Abenden für uns Zeit nahm.
Mittlerweile hat sie schon 96 Länder besucht. Sie erzählte uns vieles, das wir
sonst nie erfahren hätten und machte mit uns einen Ausflug in Hong Kong's
legendären doppelstöckigen Trams. Zudem brachte sie uns in Lokale wo wir
typisch einheimische Küche geniessen konnten. Später gingen wir zusammen zu
einem Aussichtspunkt, von dem wir die Lichter der Stadt bewundern konnten.
Ivy erzählte
uns, dass sich heutzutage die meisten Frauen dazu entscheiden zu arbeiten
und jemanden einstellen um ihre Kinder gross zu ziehen. Wie uns auch schon in
Singapur aufgefallen ist, hat man jetzt auch hier Philippinas als
Kindermädchen.
Da wegen des
National-Feiertages am 1. Oktober (goldene Woche) sämtliche chinesischen
Botschaften für eine Woche geschlossen waren, beantragten wir das Visum für
China erst hier.
Während dies
bearbeitet wurde machten wir ein paar Ausflüge und fuhren unter anderem mit der
100 Jahre alten schweizer Standseilbahn hinauf zum Aussichtspunkt auf dem
"Peak" wo wir den Rundblick vor und nach Sonnenuntergang genossen. Da
es recht dunstig war, war die Sicht leider nicht all zu gut, aber nach Einbruch
der Dunkelheit wurden die Lichter der 7 Mio. Stadt gut sichtbar. Auch Singapur
hatte in den letzten Tagen ein riesen Problem mit Rauch gehabt, nachdem in
Indonesien viele bewusst gelegte Feuer loderten, aber wir haben keine Ahnung ob
es sich in Hong Kong um Smog oder Rauch handelte.
Nun bereiteten
wir uns also auf die China
Reise vor. Wir hatten einen 5cm dicken Reiseführer von Lonely Planet gekauft,
welcher uns über die leidensvolle Geschichte des Landes informierte, welche
schon seit 6'000 Jahren dokumentiert ist. Diese kurz zusammen zu fassen ist
schwierig, denn Jahrtausende lang haben sich verschiedene Dynastien bekämpft
und abgelöst, was oft zu dramatischem Wechsel der sozialen Strukturen und
Lebensphilosophien führte. Wie überall, litt das Volk am meisten darunter, dass
sich seine Herrscher um jeden Preis an der Macht erhalten wollten und ihre
Gebiete in Feldzügen erweitern wollten. Bereits vor dem 7. Jahrhundert
existierten gut etablierte Handelsrouten entlang der Seidenstrasse nach Indien,
Persien und dem Mittelmeer. Gegenüber den ersten europäischen Handelsleuten,
welche China ab dem 12. Jh besuchten, waren die damaligen Herrscher relativ gut
gesinnt.
Dies änderte
sich erst anfangs des 18. Jh. als zuerst die Portugiesen und später die
Engländer anfingen mit Opium zu handeln, was in Kürze Millionen von Chinesen zu
Drogenabhängigen machte. Aus diesem Grund verbot der Herrscher der Quialong
Dynastie (1736-95) den Handel mit Opium, was schlussendlich zu zwei
Opiumkriegen mit den Engländern führte, die ihre grosse Einnahmequelle
verteidigen wollten. Da die Chinesen verloren, mussten sie Hong Kong, Fujian,
Ost Zhejiang und später Teile Shanghai's abtreten.
Die Insel Hong
Kong wurde nach dem ersten Opiumkrieg 1841 den Briten abgetreten, die
vorgelagerte Halbinsel Kowloon kam am Ende des zweiten Opiumkrieges 1860
dazu und 1898 erhielten die Engländer die "New Territories" nördlich
von Kowloon für 99 Jahre zur Miete zugesprochen.
Die Briten
setzten den Handel mit Opium demzufolge also munter fort bis die Kommunisten im
Jahr 1949 alle besetzten Städte auf dem Festland "befreiten".
Als der
Mietvertrag vor 9 Jahren auslief, gaben sie sämliche Gebiete Hong Kong's an die
Chinesen zurück.
Gehen wir
nochmals zurück ins 19. Jahrhundert: immer häufiger kamen Missionare ins Land,
was noch mehr Hass gegen die Ausländer schürte. Der Anführer der Taiping
Bewegung glaubte unter dem Einfluss von Missionaren, dass er der Bruder Jesu’s
sei, was bei den Anhängern die Hoffnung weckte, aus China einen Gottesstaat mit
christlichen Ideologien zu machen. Im Jahr 1850 brach die Taiping Rebellion
aus, mit der dieses Ziel hätte erreicht werden sollen. Dieser fruchtlose
Aufstand kostete mehreren zehn Millionen Menschen das Leben, bevor er 1864
endlich erstickt werden konnte.
Danach folgte
die Geschichte der letzten zwei Kaiser und die Ausrufung der Provisorischen
Republik Chinas durch Sun Yatsen 1911. Etwa 1920 hatte sich die „Kuomintang
National Partei (KMT)“ als führende politische Macht im Osten Chinas etablieren
können und deren grösste Opposition war die „Chinesische Kommunistische Partei
(CCP)“. Ein Jahr nach Sun Yaten’s Tod 1925, liess die KMT verlauten, dass sie nun
einen kapitalistischen Staat favorisierten, welcher von ihrer Militärdiktatur
gestützt werden sollte. Nachdem sie 1926 fast 5'000 Kommunisten in Shanghai
massakrierten, schlug die CCP zurück und der Machtkampf war nicht entschieden,
als 1937 die Japaner ganz China besetzten.
Die regierende
KMT duldetet die Japaner und war mehr besorgt über den Einfluss der
Kommunisten. Die Japaner aber massakrierten und ermordeten hundert tausende,
wenn nicht Millionen von Zivilisten auf grausamste Art und ihr Motto hiess:
„verbrennt alles, plündert alles, tötet alles“. Nachdem die Japaner geschlagen
und der zweite Weltkrieg beendet war, versuchten die Amerikaner erfolglos eine
Einigung zwischen den KMT und CCP herbeizuführen. Schlussendlich gewannen die
CCP die Oberhand und am 1. Oktober 1949 rief Mao Tsetung die Volksrepublik
China (PRC) aus und der KMP flüchtete nach Formosa (Taiwan). Ihr Führer nahm
die gesammten Goldreserven des Landes und was von Marine und Luftwaffe übrig
war, mit sich, beschützt durch die Amerikaner, deren Gunst sich inzwischen
gewendet hatte, jetzt da die Kommunisten das Ruder übernahmen.
Die PRC begann
ihre Tage als eine bankrotte Nation, aber das Volk hatte grossen Enthusiasmus.
Der Nachlass von Misswirtschaft des KMT wog schwer, aber in nur vier Jahren
schafften es die Kommunisten eine Kehrtwende herbei zu führen und die
Produktivität auf den Vorkriegsstand zurück zu bringen. In den Städten
schafften die Kommunisten die Slums ab, rehabilitierten Millionen von
Opium-Abhängigen und eliminierten Kinder- und Sklavenarbeit.
Zwischen
1958-1960 versuchte sich China mit einem „grossen Sprung nach vorn“. Um den
Erfolg weiter anzutreiben, wollten die Kommunisten alles Geld abschaffen,
Privateigentum verstaatlichen und sämmtliche Bauern mussten im Hinterhof Stahl
produzieren anstatt sich auf die Landwirtschaft zu konzentrieren. Dies führte
zu einer massiven Lebensmittelknappheit, welche die Regierung zu lange zu
vertuschen versuchte, anstatt internationale Hilfe zu beantragen. Es kam zur
Katastrophe bei der 30-60 Millionen Chinesen verhungerten. In der Folge musste
Mao als Staatsoberhaupt zurück treten, blieb aber immer noch Parteichef. Wegen
seiner extremen Ansichten wurde er zunehmend sowohl vom Ausland als auch
innerhalb seiner eigenen Partei isoliert. Selbst der russische Bruder wollte
schlussendlich nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Das darauf
folgende traurige Kapitel der Kulturrevolution war Mao’s für eine kurze Weile
erfolgreicher Versuch, die Macht wieder an sich zu reissen. Das tragen des
blauen Mao Anzuges wurde Pflicht und das ganze Volk lebte in Angst, dass jedes
falsche Wort mit dem Tod bestraft werden würde.
Nach Mao’s Tod
1976 wagte die Partei erstmals ihn zu kritisieren und liess verlauten, dass Mao
als Landesführer 70% richtige und 30% falsche Entscheidungen getroffen habe.
Danach änderte man die totalitären Praktiken der Partei und konzentrierte sich
auf 4 modernisierungs Programme für: „Landwirtschaft, Industrie, Wissenschaft +
Verteidigung“. Langsam wurde der Kontakt zu kapitalistischen Wirtschaftsmächten
im Westen intensiviert. Nachdem die Partei ihre alten Ideologien nicht mehr mit
eiserner Faust verteidigte, hörte man 1981 Forderungen nach einem 5.
modernisierungs Programm: „Demokratie“.
1986 wurde Hu
Yaobang wegen seiner Unterstützung dieser Idee etwas zur Seite gestellt. Nach
seinem Tod 1989 strömten die Massen an sein Begräbnis woraus schlussendlich
eine friedfertige Rebellion entstand. Hunderttausende von Studenten
versammelten sich auf dem Tianamen Platz um ihrer Forderung nach politischen
Reformen Ausdruck zu geben.
Deng Xiaoping
ordnete an, dass die Demonstration mit Gewalt aufgelöst werden soll, wobei
viele Studenten ihr Leben verloren. Dies war nun der definitive Todesstoss für
die sozialistische Ideologie in China. Seither versucht die Partei ihr Volk mit
Parolen von Patriotismus zusammen zu halten. 1993 verkündete Deng Xiaoping
offenherzig, dass er findet „es sei wunderbar, reich zu werden“ und begann die
maroden Staatsbetriebe auf Vordermann zu bringen, was zu grosser
Arbeitslosigkeit führte. Spätestens seit dann gilt die neue Leitlinie der Partei,
welche sie die „moderne Interpretation
von Kommunismus/Marxismus/Leninismus und Maoismus“ nennen. Wir waren
neugierig, was dies nun wohl genau heisst und wie stark sich das Land seit
unserem letzten Besuch 1991 verändert hat.
Am 15. Oktober
2006 bestiegen wir ein Schnellboot, welches uns von Hong Kong nach Shenzhen
brachte, wo wir ein Flugzeug nach Guilin
bestiegen. Hier erhielten wir nun unseren ersten Eindruck vom modernen China. Guilin
ist eine recht grosse Stadt und wir waren beeindruckt wie breit alle Strassen
waren. Die Hauptstrassen waren so um die 60-100m breit. In der Mitte waren
jeweils drei Spuren pro Fahrtrichtung für Autos, Busse und Lkw’s reserviert.
Auf beiden Seiten gab es, jeweils durch einen Grünstreifen abgetrennt, einen
5-6m breiten Radstreifen für Zweiräder mit oder ohne Motor. Zudem gab es
beidseitig noch 5-10m Gehsteig. Der Verkehr war erstaunlich ruhig, was darauf
zurück zu führen war, dass 80% der Motorrad-Roller mit Batterien betrieben
wurden und sowohl Busse als auch Autos recht modern waren. Taxis und Stadtbusse
verwendeten meistens Gas als Treibstoff und das dauernde Hupen, welches früher
gang und gäbe war, hörte man nur selten. Sogar das ekelhafte geräuschvolle Spuken
der Chinesen schien ziemlich selten geworden zu sein. Die Strassen waren extrem
sauber und wurden dauernd nachgeputzt, genauso wie wir es später im ganzen Land
gesehen haben.
Ein Geschäft
ums andere säumte die Strasse und die Leute waren sehr modern gekleidet,
moderner noch als in Hong Kong. Im Stadtzentrum gab es eine grosse Fussgänger
Zone und genauso wie auf den Gehsteigen hatte es genügend Platz für alle,
selbst wenn viel Volk auf Bummeltour war. Viele der Gebäude waren brandneu und
es gab viele Baustellen, welche die Stadt noch mehr modernisieren. In ein paar
wenigen Seitenstrassen gab es noch Werkstätten und Essensbuden, wo die Kunden
auf dem Trottoir bedient wurden, vor allem da wo noch ältere Häuser standen.
Auf eine Art ist es schade, wenn diese alle verschwinden, denn genau in diesen
Strassen findet das Leben statt, wo die Leute für einen Schwatz stehen bleiben.
Die neuen Geschäfte haben natürlich alle eine saubere und abgeschlossene
Ladenfront vor der niemand stehen bleibt. Auch die meisten Strassen-Märkte sind
inzwischen verschwunden und durch klimatisierte Lebensmittelläden ersetzt
worden.
Viele der alten
Gebäude, egal ob Geschäfte oder Wohnungen, sahen so aus als ob ihre Zeit bald
gekommen wäre. Sie werden irgendwann alle hinter einer Mauer verschwinden, wie
man sie hier um jede Baustelle zieht. Nachdem die Regierung entscheidet, dass
ein Gebäude durch ein neues ersetzt werden soll oder einer Strasse weichen
muss, werden die Mieter jeweils benachrichtigt, dass sie ausziehen müssen. Da
nicht immer alle von dieser Neuigkeit und der offerierten Ersatzwohnung, welche
meist am Stadtrand liegt, begeistert sind, lassen sich einige Mieter ziemlich
Zeit auszuziehen. Sobald dann eine Partei weg ist, machen sich Arbeiter sofort
daran, diese Wohnung unbewohnbar zu machen um den übrigen Mietern zu
signalisieren, dass mit dem Abbruch begonnen wurde.
Wir wissen auch
nicht, ob die vielen stinkenden Kehrrichtwagen, die wir jeden Abend vor so
einem Haus parkiert sahen, bewusst hierher gestellt wurden um die letzten
Mieter raus zu ekeln, oder ob die Lkw’s schon lange ihren Platz dort gehabt
hatten.
Als wir uns
dafür entschieden, den in Touristenbroschüren hochgelobten „7 Sterne Park“ zu
besuchen, wussten wir nicht genau, was dort die Hauptattraktion sei. Brigitte
hoffte ein paar der Kalksteinhügel zu sehen, für die Guilin so bekannt ist.
Nachdem wir den nicht gerade bescheidenen Eintritt bezahlt hatten, fanden wir
das vor, was wohl der Inbegriff einer typisch chinesischen Touristenattraktion
ist – genauso wie es die Einheimischen mögen.
Gut, es gab
auch Natur: ein paar Felsen, ein paar Teiche, ein Fluss und eine Höhle. Alles
wurde noch durch Attraktionen vervollstädigt die von Menschenhand gemacht
waren. So z.B. die Schriftzeichen die in den Felsen gemeisselt waren,
Denkmäler, Statuen, Wasserfälle und Springbrunnen und die Höhle war in den
buntesten Farben beleuchtet. Vor vielen Attraktionen gab es ein Podest, welches
es den Touristen erleichterte, sich davor ablichten zu lassen. Mehrere Frauen
liessen sich in Trachten der Bergvölker gegen eine bescheidene Gebühr
ablichten.
Da dies den
Photo-Safari-wütigen Chinesen nicht genügen kann, wurde der Park noch um einen
kleinen Zoo ergänzt. Ausser einem Panda wurden alle Tiere in frustrierend
kleinen Gehegen gehalten. Zumindest waren sie alle sehr gut gefüttert, sonst
wäre es wohl nicht möglich gewesen, wiederum gegen eine Gebühr, auf den grossen
Tiger zu sitzen um ein noch dramatischeres Foto zu schiessen.
Wir genossen
unsere Spaziergänge durch die normalen Strassen und Gassen Guilin’s viel mehr.
Für uns gab’s da viel interessanteres zu sehen und so modern es auch war; ab
und zu kamen uns doch noch erstaunliche Düfte in die Nase.
Es gab einen
kleinen See mit zwei hohen Pagoden an seinem Ufer. Als wir am Abend nochmals vorbei
kamen (um 17:00 wurde es schon dunkel), waren sie golden, respektive silbern
beleuchtet. Es gab auch eine Brücke und einen Fussweg entlang des Li Flusses
die nachts ebenfalls beide phantasievoll beleuchtet waren.
Etwa um 19:00
Uhr waren wir wieder bei der Hauptstrasse und die Polizei war gerade dabei vier
Fahrspuren, d.h. die halbe Strasse, zu sperren und den Verkehr auf zwei Spuren
zu reduzieren. Scheinbar aus dem Nichts tauchte ein Heer von Marktfahrern auf,
stellte ihre Stände auf und zwanzig Minuten später wurde bereits gehandelt.
Wohl einen Kilometer lang erstreckten sich nun Marktstände welche alle
professionell mit Neonlicht beleuchtet waren. Es ging nicht lange bis sich auch
eine Käuferschar einfand, welche sich sowohl für die Souvenirs, als auch für
die nützlicheren Artikel interessierte.
Nach zwei Tagen
wechselten wir aufs Land, bereits vollgepackt mit neuen Eindrücken. Mit einem
Bus fuhren wir durch eine Landschaft mit vielen wunderschönen Kalksteinhügeln,
für die diese Umgebung bekannt ist. Eine Stunde lang klebten wir am Fenster und
versuchten die Reihen von schmalen Felshügeli durch den Dunst auszumachen,
welche Maler schon seit Jahrhunderten inspirieren.
Während dieser
Fahrt wurde uns bewusst, wie gross die Unterschiede zwischen Stadt und Land
sind. Punkto Luxus war hier alles viel einfacher und viel weniger Leute
besitzen ihr eigenes Fahrzeug. Diejenigen die eines besitzen, haben eher ein
Fahrrad oder ein knatterndes und stinkendes kleines Traktörchen als ein
elektrisches Moped oder gar ein Auto.
Yangshuo, welches wir nach 65km erreichten und das vor langer Zeit als reine
Backpacker’s Destination begonnen hat, änderte sich so stark, dass wir uns
nicht mehr auskannten. Dies war nämlich der einzige Ort auf dieser Chinareise,
wo wir vor 15 Jahren schon einmal waren. Damals übernachteten hier jeweils etwa
50-100 Touristen aus dem Westen und während des Tages kamen zusätzlich noch ein
paar Reisegruppen, sowohl weisse als auch chinesische, hier durch. Wir hatten
ja Glück, dass wir erst nach der „Goldenen Woche“ hier eintrafen, denn dann war
hier die Hölle los, sagte man uns. Na ja, was wir hier sahen war alles andere
als „ruhig“. Momentan waren hier ein paar hundert weisse, oft in Reisegruppen
die sich auf die paar hundert Hotels aufteilten die es hier inzwischen gibt.
Die grosse Mehrheit der Touristen stellen aber heute sicher die chinesischen
Reisegruppen. Wir können nur schätzen wie viele Yangshuo täglich überfluten.
Wir zählten etwa 200 Flussboote welche hier anlegten und je bis zu 250
Passagiere aus ihren Bäuchen entluden. Bei Vollbelegung der Boote summiert sich
dies schon auf 50'000 Personen pro Tag, aber ein Einheimischer erzählte uns,
dass wir längstens nicht alle Boote gesehen hätten und zudem kommen ja auch
nicht alle im Boot hierher.
In der Zeitung
erfuhren wir, dass Guilin im Jahr 2005 total 12,5 Mio. chinesische- und 1 Mio.
ausländische Touristen beherbergt habe. Da diese Zahlen aber zu bescheiden
seien, beschloss die Regierung nun kräftig in den Bau neuer Hotels und nochmals
in den bereits ausgebauten Flughafen zu investieren. Bis 2010 sollen allein in
Guilin ¼ Mio. neuer Arbeitsplätze im Tourismus geschaffen werden. Uns
erscheinen diese Zahlen unglaublich, erst recht, wenn wir bedenken dass ganz
Neuseeland im Jahr 2004 von „bloss“ 2 Mio. Touristen besucht worden ist und
Neuseeland war im ganzen Land vollgepackt mit Touristen. Wie kann ein einziger
kleiner Ort so viele Millionen verdauen? Der LP Reiseführer bringt es auf den
Punkt, wenn er schreibt: „China’s Tourismus ist im Stadium einer Supernova!“
Sieht man über
die zahllosen Stände und Souvenirläden hinweg, ist Yangshuo eigentlich ein
recht ansprechender Ort, wo man auch noch das wirklich chinesische Leben
findet; sowohl traditionelles, als auch modernes. Grosse batteriebetriebene
Fahrzeuge, welche aussehen wie überlange „Golf Wägelchen“ wurden eingesetzt;
auf der einen Seite als Stadtbusse, auf der anderen Seite um Touristen in Herden
von 20 Personen von einer Attraktion zur andern zu schieben.
Eine riesige
Fussgängerzone bildete das touristische Herz des Dorfkerns und dieser wird noch
dauernd erweitert da immer mehr neue Gebäude dazu kommen. Die meisten werden in
moderner Bauweise erstellt, aber so, dass die traditionelle Architektur immer
noch reflektiert wird.
Wir mieteten
Fahrräder und fuhren erst kilometerweit entlang von Baustellen für neue Hotels
und Wohnblocks bis wir dann doch noch die Felder erreichten. Da draussen
ernteten die Bauern ihren Reis noch genauso wie vor 15 Jahren. Alte Bäuerinnen
führten die Wasserbüffel an den Fluss zum trinken und baden und die Fischer
versuchten vom Bambusfloss aus ihr Abendessen zu fischen. All dies war umrahmt
von einer idyllischen Umgebung aus steilen Kalksteinhügeln. Es ist wirklich
wunderschön und wir können es gut verstehen, dass so viele andere ebenfalls
hierher kommen um all dies zu sehen.
Auf unserem
ersten Ausflug über die Feldwege grüssten uns alle Bauern freundlich mit „Ni
Hau“ (Grüetzi). Das zweite Mal, als wir vor allem entlang des Flusses radelten,
grüssten uns alle enthusiastisch mit „Hello Bamboo“ (Floss zu mieten), auf dem
Rückweg dann mit „Hello Water“ (Wasser zu verkaufen) und im Dorf begegneten wir
vielen ihrer Verwandten, welche uns dauernd grüssten mit: „Hello Banana“,
„Hello Postcard“, „Hello Tour“, Hello T-Shirt“ oder „Hello Flute“, begleitet
von der perfekt gespielten Melodie „Frère Chaque“.
Für uns, die es
knapp schafften ein paar wenige Worte Chinesisch zu lernen, aber sicher kein
einziges der 47'000 verschiedenen Schriftzeichen einzuprägen, war es in
Yangshuo traumhaft. Da waren die allermeisten Speisekarten in die englische
Sprache übersetzt worden.
Die meisten
Restaurants, welche auf ausländische Touristen ausgerichtet waren, fand man
entlang der Strasse die auch gleich in „West(ler) Street“ umbenannt worden war.
Genau dorthin pilgerten heut die meisten jungen Chinesen, denn sie möchten
hautnah erleben, wie die weissen leben und auch deren Speisen kosten. Heute bestellen
hier sicher mehr chinesische als weisse Touristen die typischen Fühstücks-Set’s
für Backpacker, wie z.B. Pfannkuchen mit Bananen oder Yoghurt mit Müesli. Da
sich die Chinesen gewohnt sind, dass ihre Speisen zwar frisch, aber
ultraschnell zubereitet werden, gibt es hier ab und zu Reklamationen, weil sie
sich nicht gewohnt sind, dass die Zubereitung westlichen Essens etwas mehr Zeit
in Anspruch nimmt.
Ein Restaurant
Besitzer erzählte uns, dass er diesen ungeduldigen Kunden jeweils vorschlägt,
wenn sie westlichen „fast food“ wollen, sollen sie lieber zu Mc Donalds gehen,
wonach die meisten dann geduldig warten. Wie wir später noch bemerkten, sind
westliche Speisen bereits im ganzen Land in Mode. Davon, dass man einen Gang
nach dem andern isst, hat man in China aber noch nichts gehört, es wird von
Suppe über Salat, Spaghetti und Eiscrème alles gleichzeitig serviert und
durcheinander gegessen.
Wir waren immer
wieder überrascht wie gern sich die chinesischen Touristen unter das weisse
Volk mischten. Einige versuchten uns ganz diskret aus dem Hintergrund zu
photographieren, andere wiederum fragten direkt (in Englisch oder
Zeichensprache) ob sie mit uns ein Bild machen könnten, was einmal sogar mit
der Frau und Heinz, Arm in Arm und dem Mann mit Brigitte, Arm in Arm gemacht
wurde. Da dies im ganzen Land vorkam, sind wir nun in einigen Fotoalben bzw.
Digitalsammlungen, denn 95% der Touristen hatten auch schon eine Digitalkamera.
Mit der Öffnung
China's ist sowohl das Touristengeld F.E.C. als auch der spezielle
Touristenpreis für den öffentlich Verkehr abgeschafft worden. Heute zahlen alle
dasselbe, d.h. auch Chinesen zahlen nun auch den höheren Preis, nicht
umgehkert!
Heutzutage ist
ein Flug oft gleich teuer oder sogar billiger als ein Übernacht-Zug und eine 20
stündige Zugfahrt kann somit auf eine Flugstunde reduziert werden.
Mit einem Taxi
fuhren wir zurück durch das Kalksteingebirge zum Flughafen in Guilin. Der
Fahrer entschied sich für eine neue Strasse, die fast wie eine Autobahn aussah
und das Stadtzentrum umfuhr. Plötzlich musste er fast anhalten, da ein Bauer
sein Getreide zum trocknen auf der linken Fahrspur ausgestreut hatte. So
unglaublich wie dies für uns war; für ihn war dies vermutlich ganz normal, da
er dies früher als hier erst eine kleine Strasse durchführte, immer schon so
gemacht hatte. Nach ein paar weiteren Kilometern radelten uns etwa 50 Schüler
auf unserer Fahrspur entgegen. Es gab zwar auf beiden Seiten einen separaten
Radweg, aber der Eingang dazu (zur falschen Fahrtrichtung), war von einem quer
parkierten Auto blockiert und so war die Schnellstrasse für sie wohl die
einfachere Alternative gewesen.
Der 'check-in'
für unseren Flug mit einer staatlichen Airline ging schnell von statten. Nach einstündigem Flug waren wir
in der nächsten Grosstadt.
Xiamen an der Ostküste auf der Höhe von Taiwan
war unsere Destination. Es war wiederum eine grosse moderne Stadt, welche in
verschiedene Abschnitte unterteilt zu sein schien.
In einigen
Abschnitten waren die Gebäude ein paar wenige Jahre alt, in anderen wiederum
waren alle brandneu. Es gab auch Gebiete wo die Bautätigkeit kurz vor dem
Abschluss stand, wogegen sie in anderen noch auf Hochtouren lief. In weiteren
Abschnitten war erst vor kurzem mit den Bauarbeiten begonnen worden und in
weiteren wurden erst noch alle Gebäude für den Abbruch vorbereitet. In ein paar
wenigen noch übrig gebliebenen Quartieren, fand immer noch das traditionelle
chinesische Leben statt und die dortigen Altbauten haben noch ein paar Jahre,
oder vielleich auch nur Monate, Gnadenfrist.
Auch in
Xiamen gab es sehr breite Strassen und Gehsteige und separate Spuren für
Fahr- und Motorräder. Das ein-Partei-System plant die notwendigen Infrastruktur
Projekte, welche dann ohne viel 'wenn und aber' oder Kompromisse, schnell
verwirklicht werden. Es schien als sei hier die grosse Fussgänger-Zone erst vor
kurzem eingeführt worden, da die Strasse nur mit provisorischen Barrieren für
den Verkehr gesperrt wurde und zudem noch Bodenmarkierungen für den Verkehr
sichtbar waren.
Vor allem
entlang des Wassers gab es viele moderne Wolkenkratzer. Am Abend wurden deren
Konturen mit wechselnden animierten Farben beleuchtet. Ganze Fassaden wurden
mit sich ändernden geometrischen Formen und bewegten Bildern dekoriert. Es sah
aus, wie auf einem gigantischen Computer Bildschirmschoner.
Es gab mehrere
grosszügige Stadtparks und einer hatte sogar einen künstlichen See wo man
Ruderboote mieten konnte. In der Mitte eines anderen Parks wo wir am Abend
vorbei kamen, gab es einen riesigen Springbrunnen, dessen Fontainen wie ein
Wasserballet zu klassischer Musik "tanzten". Wechselndes
pastellfarbenes Licht ergänzte die verschiedenen Bilder.
Mit Hilfe des
Wortes "ditu" (Karte) und etwas Zeichensprache, bekamen wir dank 5
sehr hilfsbereiten Angestellten welche kein Wort Englisch sprachen, einen
Stadtplan und konnten unsere Position darauf ausfindig machen. Obwohl die Karte
in diesem Jahr gedruckt worden war und alle Strassen-Namen auch in lateinischen
Buchstaben markiert sind, war es für uns nicht immer einfach den Weg zu finden.
Da die ganze
Stadt in Schallgeschwindigkeit neu gebaut wird, sind die Karten oft schon
veraltet wenn sie die Druckerei verlassen. Ab und zu war eine Strasse wegen
einer Baustelle gesperrt oder existierte überhaupt nicht mehr. Ab und zu fanden
wir aber auch neue Strassen die noch nicht eingezeichnet waren.
So eine war die
neue Schnellstrasse die auf Pfeilern über’s Wasser gebaut war. Sie hatte
mehrere Ausfahrten, welche sich als Betonplatformen schleifenförmig über das
Meer schwangen, bevor sie den Verkehr in die Strassen des Zentrums entluden.
Auf diese Art und Weise wurde eine hochgeführte- mit einer unteren Strasse
verbunden. Mancherorts gab es dieses intelligente System, wo ein Strassennetz
paralell über und unter einander geführt wurde, womit mehr Platz für den
konstant wachsenden Verkehr geschaffen wurde. Wir sahen Kreuzungen, wo der
Verkehr auf fünf verschiedenen Ebenen geführt wurde.
Der
touristische Höhepunkt Xiamen’s ist die vorgelagerte Insel Gulang Yu.
Diese war vor allem beliebt bei chinesischen Reisegruppen, welche alle ihrem
„vorauseilenden Fahnenschwinger“ folgten. Die Fahrt dahin dauerte nur 5 Minuten
mit einer Fähre und es war angehem, dass die ganze Insel die etwa 2,5x1,5km
misst, verkehrsfrei war. Nur ein paar wenigen Elektro-Mobilen war es erlaubt
Behinderte und Güter herumzufahren. Ganz im Gegensatz zur Stadt gab es hier
keine hohen Gebäude, aber dafür ein paar Überbleibsel europäischer
Kolonial-Architektur. Einige waren schön renoviert, andere aber dem Verfall
überlassen. Die meisten Gebäude auf Gulang Yu beherbergten Hotels,
Souvenir-Shops und Restaurants. Daneben gab es ein paar Monumente, Felsen und
von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten vor denen sich die Touristen
photographieren lassen konnten.
Wie an manch
anderem Touristenort in ganz Asien, sahen wir auch hier Hochzeitspaare auf
Photo-Tour. Um ein besonders schönes Hochzeitsalbum und Video zu produzieren,
sind sie einen ganzen Tag nur mit einem Photographen, Kameramann und ev.
technischen Assistenten unterwegs, um sich an den schönsten Orten verewigen zu
lassen, ganz ohne Hochzeitsgesellschaft. Die hübsche Braut (stark geschminkt)
trug das traditionelle weisse Hochzeitskleid, aber Strandsandalen waren heute
sogar schon für so einen Anlass akzeptabel – solange sie weiss und verziert
sind. Der Bräutigam war meist eher etwas salopp gekleidet.
Für uns war es
nun Zeit weiter zu gehen. Im Gegensatz zu früher, fahren sowohl Stadt- als auch
Überland-Busse nach festem Fahrplan, auch dann, wenn sie halb leer sind. Sie
warten nicht mehr bis sie mit doppelt so vielen Leuten wie Sitzen beladen sind,
ehe sie losfahren. In einem angenehm klimatisierten Bus fuhren wir für 3
Stunden über eine moderne Autobahn nordwärts. Wir kamen an vielen kleineren und
grösseren Städtchen vorbei, die alle dasselbe Bild boten: überall wird gebaut
wie wahnsinnig!
Zwischen den
vielen Reis- und Gemüsefeldern, sahen wir nur noch wenige Lehmhäuser mit
sattelförmigen Steinziegeldächern. Die meisten anderen sahen sehr modern aus.
Unser nächster
Stop war Fuzhou,
eine Stadt mit 6 Mio. Einwohner, welche abseits jeglicher Touristenroute lag
und vielleicht gab es hier deshalb weder Bettler noch Schlepper.
In den meisten
chinesischen Grosstädten gibt es heute keine wirklichen Budget-Hotels mehr.
Allerdings gewähren drei- bis fünf-sterne Hotels oft bis zu 70% Preisnachlass
für „last Minute“ Buchungen durch das Verkehrsbüro. Auf diese Billigtarife wird
dann die sonst fälligen 15% Servicegebühr nicht drauf geschlagen. Hier endeten
wir so in einem vier-sterne Hotel, wo wir pro Nacht inkl. Frühstück 318 Yuan
(€32) hinblättern mussten, anstelle von 820+15% (€95). Im Vergleich dazu verrechneten
Yugendherbergen ab und zu bis 450 Yuan für ein einfaches Doppelzimmer und dort
gibt es natürlich keinen Rabatt weil sie immer voll sind von Leuten die glauben
eine Yugi „müsse“ doch das Billigste sein.
In unserem
Fuzhou 4-sterne Hotel aber waren wir, nicht ganz unerwartet, eher von
gutbetuchten Leuten umgeben. Die grosse Mehrheit der Gäste waren Chinesen, die
ihren Reichtum nicht so offensichtlich zur Schau stellten wie dies wohlhabende
weisse oder Inder zu tun pflegen. Für uns war es interessant zu sehen, was das
Hotel bei seinem Frühstücks-Buffet alles servierte. Es gab zwar ein paar
westliche Sachen wie Toast, Speck und Eier oder Cornflakes, aber die
chinesischen Gäste füllten sich ihren Magen mit Dumplings, Wonton, Nudeln,
Gemüse und vielen anderen Dingen, von denen wir nicht einmal genau wussten, was
es war. Natürlich genossen wir das luxuriöse Zimmer und die Sicht vom 18.
Stock, aber wir geben auch zu, dass wir uns etwas deplatziert fühlten, als der
Gepäckboy mit weissen Handschuhen unsere Rucksäcke im goldenen Wägelchen auf’s
Zimmer brachte und erst recht, wenn beim kleinsten Anzeichen eines
Fragezeichens auf unseren Gesichtern ein englisch sprechender Hotelangestellter
neben uns auftauchte, allzeit bereit uns zu helfen und ins A.. zu kriechen. In
Zukunft stellten wir sicher, dass wir nur noch in zwei-sterne Hotels vermittelt
wurden. Aber auch diese kosteten immer noch zwischen 180-300 Yuan (€18-30) ohne Frühstück. Dort mussten wir uns dann
wieder mit dem Personal das kein Englisch sprach durchkämpfen, aber dies gab
uns letztendlich doch mehr Befriedigung und schliesslich gehört dies einfach
zum Abenteur dazu – wir wollen’s uns doch nicht all zu einfach machen!
Alles was wir
über den Neubau der letzten Städte geschrieben haben, traf auch auf Fuzhou zu.
Es gab aber schon einiges, worin sich diese Stadt von den andern unterschied.
Um die Fussgängerzone gab es ein intaktes Quartier mit Gebäuden aus dem 16.
Jahrhundert, welche während der Ming Dynastie gebaut worden waren. Diese
Häuser, mit ihren nach oben gebogenen Dächern und schön bemalten Holzteilen,
sahen sehr schön aus. Die belebten Strassen dazwischen hatten viele kleine
Läden und Essensbuden, sowie den wohl obligatorischen Mc Donalds und KfC.
Gleich dahinter begannen aber gleich wieder die modernen Hochhäuser.
Nur in Fuzhou
hatten wir so eine grosse Anzahl an Kirchen gesehen und dazu ein riesen
Kloster, so gross wie das in Melk/Österreich.
Der Umbau des
Strassennetzes war noch nicht ganz fertig, weshalb der Verkehr hier um einiges
chaotischer und hektischer war.
Hier stand
zudem die einzige Mao-Statue die wir auf dieser Reise noch fanden. Vor 15
Jahren war jedes Dorf mit mindestens einer Mao-Statue „geschmückt“ gewesen,
aber inzwischen sind sie alle ohne viel Aufhebens verschwunden, genauso wie die
ehemals riesigen Plakate mit Propaganda-Parolen für die kommunistische Partei.
Im heutigen China ist jeder Quadratmeter Parteipropaganda mit 100 m²
kommerzieller Werbung ersetzt worden. Diese werben nun für Heimelektronik,
Kredit Karten, Fast-food Restaurants, Markenkleidung und für alles andere,
wonach eine Konsum orientierte Gesellschaft lechzt.
Unsere Reise
ging weiter nach Shanghai. Die
staatliche Fluggesellschaft „China Eastern“ brachte uns dorthin und servierte
während des nur 70 minütigen Fluges zwei Mal Getränke und dazwischen eine volle
Mahlzeit. Der Flug kostete 500 Yuan (€50).
Alles was wir
über den Neubau der letzten Städte geschrieben haben, traf auch auf Shanghai
zu, nur dass hier noch schneller und noch mehr gebaut wurde, als anderswo. Dies
ist wohl die beste Stadt um das Tempo des Fortschritts und die Gegensätze des modernen
China zu erleben. Shanghai ist der Ort mit den meisten Extremen – sowohl
positiven, als auch negativen: so krass gross, so wunderschön neu und so extrem
sauber, so viele extravagante Wolkenkratzer, aber auch so unglaublich hektisch,
so viel chaotischer Verkehr. Die Hupe wird nicht nur dort gebraucht wird wo es
Sinn macht und es gibt so viele undisziplinierte Verkehrsteilnehmer die
gegenüber den anderen, gegenüber den Verkehrsregeln und auch gegenüber der
Polizei überhaupt keinen Respekt zeigen!
Die grösste
Fussgänger Strasse „Nanjing Lu“ ist über einen Kilometer lang und beidseitig
mit Geschäften gesäumt die echte Marken-Artikel feil bieten – eben nur die ganz
teuren. Wie überall waren die Läden an sieben Tagen die Woche bis 22:00 Uhr
geöffnet.
Es war sehr
angenehm dort entlang zu spazieren, sowohl tagsüber, als auch abends, wenn alle
Gebäude mit Neonlicht phantasievoll beleuchtet waren.
Das einzig
unangenehme waren die paar Bettler die in der Nähe der Sehenswürdigkeiten
hartnäckig ihrem Beruf nachgingen, sowie die vielen Schlepper die einem dauernd
ansprachen und versuchten in ihre überteuerten Shops abzuschleppen. Der Westen
hat nun aber seine eigene Art der Rache exportiert: auch den Chinesen versucht
man schon mit Amway und Tupperware Parties das Geld aus den Taschen zu ziehen.
All die anderen
Leute waren extrem freundlich und hilfsbereit obwohl es oft recht schwierig war
mit ihnen zu kommunizieren. Sie scheuten keine Mühe um uns zu helfen wenn wir
eine Frage stellten. Mit Hilfe von Zeichensprache oder einem Stift und Papier
hat es am Schluss immer irgendwie geklappt, dass wir uns verständigen konnten.
Oft begleitete uns dann sogar jemand auf die Strasse hinaus um genauer zeigen
zu können, wo wir das finden das wir suchten.
Vermutlich habt
ihr schon Bilder von Shanghai gesehen, mit seinem Fernsehturm mit den zwei
grossen Kugeln inmitten eines Waldes von Wolkenkratzern. Dies ist die „Pudong“
Seite des Huangpu Flusses und der TV Turm „Orientalische Perle“ misst 468m, das
nahegelegene Jinmao Gebäude 420.5m und dies ist momentan das höchste
Bürogebäude der Stadt. Bereits ist aber sein Nachbar am wachsen, welcher noch
70m höher spriessen soll.
Auf der
gegenüberliegenden Flusseite steht eine Reihe von Häusern die als historische
Denkmäler geschützt werden. Es ist eine Ansammlung europäischer Gebäude in
neoklassischer Architektur die um die Jahre 1930 erstellt wurden und früher von
den Kolonialherren als Hotels, Banken und Gerichtshof gebraucht wurden. Dieses
Band „alter Häuser“ nennt man den Bund und es steht in starkem Kontrast zu den
neon-beleuchteten Wolkenkratzern die gleich dahinter wieder himmelwärts
schiessen.
Wohin man des
nachts auch schaut: alles ist sehr phantasievoll beleuchtet. Viele Boote
offerieren Hafenrundfahrten, aber einige fahren auch bloss hin und her um auf
einem übergrossen, etwa 25x10m grossen Bildschirm Werbung vorzuführen.
In Shanghai
bestehen aber nicht alle Fassaden nur aus Fensterflächen – das wäre wohl
Verschwendung. Auch wenn ein Gebäude 150m hoch ist, kann man doch die gesammte
Fassade dafür gebrauchen um Werbefilme darauf zu projezieren. Deshalb wussten
wir nun kaum noch, ob wir der Werbung auf dem Boot oder derjenigen auf den
Wolkenkratzern folgen sollten.
Erst 1990 war
mit dem „Neubau“ Shanghai’s begonnen und die Erschliessung Pudong’s auf der
anderen Flusseite eingeleitet worden. Heute ist die Fläche dieses
Neubaugebietes mit 350km² sogar noch grösser als diejenige auf der
ursprünglichen Flusseite. Die gesammte Stadt zählt heute 14 Mio. Einwohner.
Die
allumfassende Modernisierung wurde in der „Urban Planning Exhibition Hall“
detailliert erklärt. Dort erfuhren wir wie die ganze Stadt nach einem
Masterplan neu gezeichnet wurde. Ein riesiges 20x30m grosses Architektur-Modell
stellte eine Fläche von 20x30km dar, komplett mit Flüssen und Brücken. Durch
verschiedene Farben war erkennbar, welche Gebäude bereits stehen und welche
„Pilze“ erst noch wachsen müssen. Die Gebäude hatten viele Formen und Farben,
oftmals nach den Prinzipien von Feng Shui entworfen. Die Infrastruktur und ein
paar andere Projekte wurden von der Regierung selbst finanziert. Für andere
wiederum suchte man private Investoren.
Dieses Modell
zeigte nun deutlich auf, dass es auch Vorteile haben kann, wenn eine 1-Parteien
Regierung ohne all zu viel Opposition die Macht hat zu entscheiden. Wenn z.B.
eine Hauptstrasse auf 50-100 Meter verbreitert wird, wie dies in ganz China oft
gemacht wurde in letzter Zeit, oder Land für eine neue Eisenbahnlinie gebraucht
wird, können sich die Mieter der Häuser die im Wege stehen nicht lange wehren.
In der Kündigung benachrichtigt man sie über das bevorstehende Projekt, man
schlägt ihnen eine Ersatzwohnung vor und sie kriegen eine Entschädigung. Kurz
darauf fahren die Bagger ein und es wird mit dem Abbruch begonnen. Dies ist
wohl das andere Extrem zum schweizer Modell, wo zuerst 15 Jahre argumentiert
wird, bevor man überhaupt mit dem Bau beginnen kann und dieser beansprucht dann
noch 10 Jahre Bauzeit. In China werden selbst Grossprojekte normalerweise zwei
bis drei Jahre nach ihrer Ankündigung fertig gestellt.
Während unseres
Aufenthaltes in Shanghai wurde bekannt gegeben, dass das U-Bahn Netz welches
heute 120km lang ist, bis im Jahr 2010, wenn die Weltausstellung (World Expo) stattfinden
wird, auf 400km erweitert wird. Da sich das ausgewählte Expo-Gelände recht nah
am Stadtzentrum befindet, müssen sich etwa 18'000 Familien, sowie 270 Geschäfte
eine neue Adresse suchen.
In der Zeitung
sahen wir Bilder wie ein 60m hohes Firmengebäude mit 16 Stockwerken das nur 19
Jahre alt war, mit einer kontrollierten Explosion zu Fall gebracht wurde um der
Expo Platz zu machen.
Während der 6
Tage die wir in Shanghai verbrachten, haben wir mit eigenen Augen gesehen wie
schnell sich die Dinge verändern. Anlieferung von Baumaterial für die
Grossbaustellen findet wenn möglich durch die Nacht statt. Fast alle
Bauarbeiten die nicht hinter einer dieser riesigen mit Werbung überzogenen
Baustellen-Abschrankungen stattfinden, wurden normalerweise während der Nacht
ausgeführt. Um diese Zeit öffnete man Graben für Elektrokabel und Kanalisation.
Am nächsten Morgen, wenn wir uns zum Frühstück aufmachten, waren sie
tatsächlich schon wieder mit Asphalt oder Verbundsteinen geschlossen und
versiegelt. Tagsüber sahen wir nur selten ein Baustellenfahrzeug oder einen
Lkw.
Ein Geschäft,
wo wir uns auf dem Heimweg mit Wasser eindeckten, existierte zwei Tage später
nicht mehr. Bis dann war das gesammte 50m lange Gebäude dem Erdboden gleichgemacht
worden.
Am Anfang
glaubten wir, dass China’s Städte recht wenige Restaurants haben. Nach einer
Weile merkten wir jedoch, dass sich wohl viele Lokale die teuren Geschäftslagen
im Erdgeschoss einfach nicht leisten können und sich deshalb in den oberen
Stockwerken einmieten. In Shanghai fanden wir riesige Einkaufstempel in denen
bis zu 6 Etagen ausschliesslich mit grösseren oder kleineren Restaurants belegt
waren.
Trotz dieser
Vielfalt war nicht jedes Restaurant für uns geeignet. Auf der einen Seite weil
viele kein englisch geschriebenes Menü hatten, auf der andern Seite weil ihre
Portionen zu gross waren. Traditionell ist auswärts essen gehen in China ein
gesellschaftlicher Anlass bei dem sich viele Leute um die typischen grossen
runden Tische setzen. Unsere Rettung waren jeweils diejenigen Lokale mit
bebilderten Speisekarten oder diejenigen Lokale wo Singles oder Kleingruppen
hingehen. Oft waren die Menü’s dort ziemlich westlich mit Spaghetti, Pizza und
Steaks und genau das wollen heute die jungen essen. So unglaublich wie es tönt:
wir hatten den Eindruck, je westlicher und teurer ein Lokal war, um so
beliebter war es bei den jungen Chinesen.
In normalen
einfachen Gaststätten kostete ein Getränk jeweils 3-15 Yuan (€0.30-1.50).
Kaffeehäuser mit gemütlichen Sofas und dezenter Musik waren überall weit
verbreitet. In diesen Lokalen kostete ein Getränk (alkoholfrei!) jeweils 25-80
Yuan. Dazu wurden auch wiederum westliche Speisen angeboten, diese aber zu
moderaten Preisen. Diese Kaffeehäuser waren immer gut besucht von jungen
Chinesen und sogar wenn 150 Gäste da waren, war es eine Ausnahme, wenn man dort
weisse sah.
Im Gegensatz
dazu sind die traditionellen Teehäuser wo früher die alten Männer hingingen, in
den Städten sozusagen verschwunden. Für diejenigen die es sich leisten können,
gibt es jetzt da und dort die exklusiven „Boutique Tee Häuser“. In erster Linie
verkaufen diese Spezial-Teemischungen in edlen Dosen, aber sie haben auch ein
oder zwei Tische aus wunderschönen Baumstrünken geschnitzt. Wer sich dort
niederliess zahlte für ein Kännchen Tee 80 Yuan oder mehr.
Dies ist einer
der Gegensätze in der kommunistischen Volksrepublik, wo viele Leute auf dem
Land als Selbstversorger leben und andere froh sein müssen, wenn sie überhaupt
1 Yuan in der Stunde verdienen.
In einem Land
mit so einem gigantischen Wirtschaftswachstum der zudem noch hausgemacht ist,
geht es aber auch denjenigen am unteren Ende der Lohnskala besser als früher.
Die meisten Chinesen sind begeistert über die schnelle Modernisierung ihres
Landes. Die Alten wohl etwas weniger und die jungen dafür deutlich mehr.
Die wenigen
Leute mit denen wir sprechen konnten, waren mit der Zentral-Regierung in Peking
recht zufrieden. Die lokalen Behörden hingegen wurden oft kritisiert, da diese
oft korrupt seien und viel Mis-Management betrieben.
Wir waren recht
überrascht wie offen und kritisch sich die englischen Zeitungen Chinas gaben.
Die von der Zentral-Regierung herausgegebene „China Daily“ und noch viel mehr
die von der Lokalregierung herausgebrachte „Shanghai Daily“, waren eigentlich
beide eher kritisch verfasst. Sogar Leserbriefe, welche die Regierung
kritisierten wurden publiziert und es gab viele Reportagen über die wachsende
Kluft zwischen arm und reich, über Hinrichtungen Unschuldiger, über
Umweltverschmutzung und Recycling. Nachrichten über das Weltgeschehen waren
eigentlich recht ausführlich und auf jeden Fall deutlich informativer als
diejenigen in Neuseeland.
Vielleicht habt
ihr auch schon von CCTV9, der chinesischen Antwort zum CNN Nachrichtensender
gehört, wo die Neuigkeiten chinesisch, statt amerikanisch interpretiert werden.
Wir können nicht beurteilen ob die Nachrichten in chinesischer Sprache ebenso
informativ sind, aber einige Chinesen mit denen wir sprachen, glaubten, dass
dem so sei. Sicherlich wird die Presse in China zensuriert, doch in den
Gebieten wo wir diesmal waren, war es nicht all zu offensichtlich. Es soll aber
Provinzen geben in denen deutlich mehr Zensur herrscht.
Wir setzten
unsere Reise mit dem Zug fort und erreichten nach einer Stunde Suzhou. Die Bevölkerung dieses Ortes
explodierte innerhalb von nur 20 Jahren von 50'000 auf neuerdings über 6 Mio.
Es ist aber auch jetzt noch eine sehr angenehme Stadt und gefiel Brigitte am
besten von allen. Heinz zog Xiamen und Shanghai noch vor.
Es gab viel
Wasser in dieser Umgebung, welches für Plantagen gebraucht werden konnte. Die
ganze Altstadt war von einem grossen rechteckigen äusseren Kanal umgeben und
viele kleinere durchzogen die Stadt. Es hatte viele alte Gärten und natürlich
auch viele Brücken, weshalb die Stadt manchmal „Venedig des Ostens“ genannt.
Es gab viele
neuere Häuser im alten Stadtteil, aber die meisten waren nicht höher als 4 oder
5 Stockwerke gebaut, ausnahmsweise Mal 12. All die wirklich hohen Gebäude hatte
man hier an den Stadtrand verbannt. Was wir als riesige Ausnahme empfanden,
waren die Häuser im ältesten Teil der Stadt, die recht klein waren und oft im
alten Stil renoviert oder sogar neu so gebaut wurden, ergänzt mit neuzeitlicher
Technik wie Klima Anlagen und Sonnen-Kollektoren.
Es gab eine
grosse Fussgängerzone mit einem Tempel, aber sonst war sie wie überall, gesäumt
mit luxuriösen Geschäften die teure Markennamen anboten.
Fast alle
Chinesen trugen sehr moderne Kleidung und vor allem die jungen lieben es, etwas
flippiges anzuziehen und ihre Haare zu modellieren und färben. Der blaue
Mao-Anzug ist wohl ausgestorben und auch Schuluniformen, wo sie überhaupt noch
getragen wurden, repräsentieren den Geist des modernen Denkens und sind nicht
im geringsten mit den kleinkarierten viktorianischen Schuluniformen zu
vergleichen, wie man sie in Australien und Neuseeland immer noch sieht.
Das einzige
Überbleibsel traditioneller Kleidung, sind die offenen Schlitze im Hosenboden
der Kleinkinder, um ihnen gewisse Geschäfte zu erleichtern.
In Suzhou gibt es fast 20 Gärten, die
gegen ein Eintrittsgeld besucht werden können. In vielen gibt es alte Bäume,
Felsen, Wasser, Brücken und Pagoden – eher nicht so viele Blumen. Einige davon
wurden sogar in der Weltkultur-Erbe Liste der UNESCO aufgenommen. Eine
Nachbildung des ‚Gartens der Netze’, den wir als erstes besuchten, soll
demnächst in Dunedin/Neuseeland nachgebaut werden. Dieser Garten bestand vor
allem aus ein paar verschachtelten Gebäuden, gedeckten Wandelgängen und einem
kleinen Teich. Der Garten des ‚bescheidenen Verwalters’ hingegen, gefiel uns
viel besser. Er war viel grösser und eher was wir uns unter einem echten Park
vorstellten.
Unsere
Vorstellungen wurden hier in ganz anderer Hinsicht noch überrascht: Internet
Zugang! Obwohl es in China zwar recht viele „Internet-Bar’s“ gab, war es für
uns nicht einfach diese zu finden.Auch sie waren meist in den oberen Stockwerken
gelegen und wenn nur ein chinesisches Schild darauf hinwies, erkannten wir sie
nicht. In Suzhou sahen wir eines ganz in der Nähe unseres Hotels, dank dem man
durch die offene Tür direkt auf die Computer sah. Nachdem wir den grossen Raum
betreten hatten, brachte man uns ins obere Stockwerk, das noch viel grösser
war. Wir haben ja schon riesige Internet-Café’s gesehen, aber so eins noch nie!
Vor jedem Computer stand ein Lederfauteuil und die Bildschirm-Diagonale unseres
Flachbildschirmes betrug sage und schreibe 1.2m. Vor diesem „Heimkino“ mussten
wir gleich etwas Abstand nehmen, bevor wir das schnell arbeitende Gerät, dessen
Benutzung nur 2.50 Yuan die Stunde kostete, starteten.
Hier war es nun
offensichtlich, dass das Internet zensuriert wird. Die BBC Nachrichten-Seite
kann zwar problemlos in Englisch aufgerufen werden, die chinesische Version
hingegen nicht. Nachdem wir uns bei Yahoo China anmeldeten, weil die deutsche
Seite temporär nicht verfügbar war, erschien eine Meldung von Yahoo die vorschlug
uns automatisch auf einen ‚Server’ im Ausland umzuleiten , weil es so schneller
ginge, da „sensitive Inhalte“ nicht überprüft werden müssten.
Andererseits
lockerte die Regierung aber auch ihre eiserne Faust mit der sie alles und jeden
zu kontrollieren pflegte. Vor 15 Jahren noch brauchte das Fussvolk eine
Spezialbewilligung um mit dem Zug in die nächste Stadt reisen zu dürfen.
Heutzutage hingegen versucht die Regierung ihre Bürger zu motivieren zu reisen
und ihr Land zu erkunden. Diese Kampagne scheint ja recht erfolgreich wie wir
bisher gesehen haben, umso mehr, da heute viele Chinesen drei Wochen Ferien
geniessen dürfen. Die privilegiertesten erhalten z.T. bis zu fünf Wochen, auf
der andern Seite gibt es aber auch noch sehr viele Leute die 365 Tage durcharbeiten.
Nicht nur in
Bus- und Zugstationen, sondern auch in den Flughäfen wimmelte es von
einheimischen Reisenden. 150 Flughäfen sind während der letzten 5 Jahre aus-
oder neu gebaut worden. Soeben hat die Zentral-Regierung entschieden, den
Ausbau weiterer 150 an die Hand zu nehmen. Darunter sind einige die erst in den
letzten Jahren massiv erweitert worden sind.
Das grösste
Problem der chinesischen Fluggesellschaften ist momentan eine akute Knappheit
an Piloten. Die Branche wächst viel schneller als neue Piloten ausgebildet
werden können. Heutzutage müssen Piloten die ihre Stelle wechseln, bzw. Ihre
neuen Arbeitgeber, bis zu USD 270'000 an Kompensation zahlen, selbst wenn sie
von einer staatlichen Airline zu einer anderen staatlichen Fluggesellschaft
wechseln. Ihre Lohntüten müssen wohl auch schon ziemlich schwer sein.
Inzwischen hat
die chinesische Regierung mit 85 Ländern Abkommen getroffen, welche ihren
Bürgern ein Visum für Gruppenreisen ermöglichen. Offiziell dürfen Chinesen nun
auch auf eigene Faust ins Ausland reisen. Seitdem die Regierung grosszügig
Reisepässe ausstellt, sind aber die westlichen Länder plötzlich viel
zurückhaltender den chinesischen Bürgern auch Einreise-Visa zu erteilen. Im
Jahr 2005 leisteten sich schon etwa 10 Mio. eine Auslandreise – Tendenz stark
steigend... Beliebteste Reiseziele waren Europa und Nordamerika.
Wir gingen
bloss weiter nach Hangzhou.
Während der zwei-stündigen Busfahrt über eine moderne Autobahn, sahen wir
ausser den Reisfeldern überhaupt nichts, das uns ans alte China erinnerte. Es
sah genau so aus, wie in einem westlichen Land, bloss dass es hier neuer und
moderner war! Jede Siedlung war durch einen unüberschaubaren Wald übergrosser
Werbetafeln ergänzt und viele zusätzliche Autobahn- und Eisenbahnlinien waren
im Bau. Als wir in die Nähe von Hangzhou kamen, fiel uns auf, dass es hier „in“
ist, alle Wohnhäuser mit einem kleinen Türmchen zu schmücken. Flussläufe und
Kanäle dienten auch hier dem Warentransport per Schiff.
Hangzhou,
unsere letzte Destination, war genauso wie all die anderen Städte die wir in
China besucht hatten: eine riesige Baustelle welche momentan von 6 Mio. bewohnt
wird. Die Stadt lag an den Ufern des Westsee’s, welcher China’s meistbesuchte
Touristen Attraktion ist. Im letzten Jahr besuchten tatsächlich 20 Mio.
Chinesen und dazu noch ein paar wenige Ausländer diesen See. Es gibt ein
Liedchen „Im Himmel ist das Paradies, auf Erden Suzhou und Hangzhou“. Man hat den
Westsee zum National-Park erklärt – vermutlich den einzigen auf der Welt wo
alles von Menschenhand gebaut wurde, inklusive dem See selbst. Ein
amerikanischer Stararchitekt hat letzthin kräftig mitgeplant.
Auf einer
Infotafel stand unter anderem:“...in einem Gebiet von 60km² inkl. 6.5km² Wasser
hält der National-Park über 100 Sehenswürdigkeiten bereit. Unter anderem findet
man hier: Landschaften mit wohlriechenden Osmanthus im Herbst, 6
Brücken in den nebelhaften Weide-Kieferbäumen, die sich über 9 Li (Meilen)
in die Wolken und 10 Li blühender Lotos erstrecken. Dazu kommen die berühmten
'Top 10 Szenen' des Westsees, die 'neuen Top 10 Szenen', sowie zahlreiche neue
Attraktionen, welche erst in den letzten Jahren fertig gebaut und der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden“... Viele weitere Attraktionen waren
aufgezählt, wie z.B. der Damm durch den See, die kleinen Inseln und die
grosszügigen Uferpromenaden, welche exklusiv den Fussgängern und einigen
wenigen Elektro-Mobilen verbehalten waren. In einem Teil des Parkes wurde über
mehrere dutzend Lautsprecher sanfte (westliche) Musik gespielt. An einem Ort
wurde alle paar Stunden ein Springbrunnen im See aktiviert, dessen Fontänen zu
klassischer Musik „tanzten“. Abends wurde dieses Wasserballet natürlich wieder
wunderschön beleuchtet und Busladungen von Touristen wurden jeweils zu diesen
Vorführungen gebracht.
Am Wochenende
wimmelte es hier nur so von Leuten und dies in der Nebensaison mitte November.
Wir möchten schon gar nicht wissen, wie es hier in den Sommerferien aussieht,
wenn sie alle kommen um zu diesem See zu pilgern. Wir haben noch gar nicht
erwähnt, dass uns dieser See, überhaupt nicht beeindruckt hat! An den
meisten Tagen war ja sein gegenüberliegendes Ufer (3km entfernt) durch den
Nebel (oder Smog?) nicht Mal sichtbar. Für unseren Geschmack hat der kleinste
See in der Schweiz mehr natürliche Schönheit, aber die Chinesen würden dort
wahrscheinlich all die dazugebauten Attraktionen vermissen, vor denen sie sich
ablichten lassen möchten. Andere Kulturen, anderer Geschmack!
Mit dem Wetter
hatten wir Glück. Im Süden war’s vor 4 Wochen noch fast tropisch warm gewesen
und hier, fast 1'000 km nördlich, genossen wir nun mit Tagestemperaturen
zwischen 17-25°C Grad einen ungewöhnlich warmen trockenen Herbst. Überflüssigerweise
stellten aber einige Läden am 1. November, wohl aus Prinzip, von „kühlen“ auf
„heizen“ um.
Hier war nun
also unsere China Reise zu ende und nun haben wir eine Ahnung davon, was die
Regierung meint, wenn sie von der „moderne
Interpretation von Kommunismus/Marxismus/Leninismus und Maoismus“ sprechen.
Diese drei Herren würden wohl die
heutige Regierung wegen Misbrauchs ihres Namens verklagen, wenn sie könnten. In
unseren Augen handelt es sich hierbei um die reinste Form des Kapitalismus, eingebettet
in eine hochmoderne Glitzerwelt, die den Westen schon überholt hat.
Diese „moderne Interpretation von Kommunismus... “
führte dazu, dass heute die Stadtbevölkerung ein Mehrfaches von dem verdient,
was die Leute auf dem Land erhalten und dass (bisher) nur die Stadtbevölkerung
in den Genuss von Sozialversicherung und unentgeltlicher Krankenpflege kommt.
Obwohl die „1
Kind Politik“ die nun seit 25 Jahren in Kraft ist, recht erfolgreich war um die
Bevölkerungs-Explosion massiv einzudämmen, hat sie auch zu neuen Problemen
geführt. Sie hat eine verwöhnte egoistische Generation hervorgebracht und weil
sich die meisten Familien einen Stammhalter wünschen (beim 1. Ultraschall),
gibt es heut auf 112 Jungen bloss 100 Mädchen.
Als nächstes
Problem zeichnet sich die Überalterung der Bevölkerung ab und da es auf dem
Land, wo 58% der Bevölkerung wohnen, keine Rente und noch fast keine Altenheime
gibt, müssen bald zwei junge Menschen für vier betagte Eltern sorgen.
Neuerdings spricht man davon die „1 Kind Politik“ abzuschwächen, da es in der
Zwischenzeit auch Paare gibt, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden.
Die „moderne Interpretation von Kommunismus... “
liess auch zu, dass das Land mit westlichen Luxusmarken für Kleider, Taschen,
Schuhen, Uhren und Parfüms überschwemmt wird. Dass bereits Carrefour (F),
Walmart (US) und Tesco (UK) zu den grössten Ladenketten China’s gehören. Dass
McDonalds jährlich 100 neue Filialen eröffnet und dabei neidisch auf KfC
(Kentucky fried Chicken) schaut, welcher gar täglich irgendwo noch eine neue
Filiale in Betrieb nimmt und Starbucks Kaffee die gerade bekannt gegeben haben,
dass sie hier in den nächsten Jahren ein paar tausend zusätzliche Filialen zu
eröffnen planen.
Die „moderne Interpretation von Kommunismus... “
hat der Wirtschaft geholfen, dass ihr Wachstum in den letzten 25
Jahren durchschnittlich 10% pro Jahr betrug und im Jahr 2005 etwa 6’000 USD pro
Kopf entsprach. Dass China’s Fremdwährungs-Reserven im Nov. 2006 die Schwelle
von 1 Trillion USD überschritten, was mittlerweile die weltweit grössten sind.
Auch der Handels-Bilanz-Überschuss hat im Okt. 2006 eine neue Rekordmarke
überschritten.
All dies hat
auch dem Volk geholfen mehr Wohlstand zu erreichen. Selbst Arbeiter am
untersten Ende der Lohnskala hatten während der letzten Jahre bis zu 25% mehr
in der Lohntüte jedes Jahr, wie wir in der „Bangkok Post“ gelesen haben. Die
chinesischen Medien berichteten zwar, dass der momentane durchschnittliche
Lohnanstieg etwa 11% pro Jahr betrage und dies ohne nennenswerte Inflation.
Gemäss Weltbank konnte in den letzten drei Jahren die Zahl derjenigen, die
unter der Armutsgrenze leben mussten, um 70 Mio. Menschen reduziert werden.
Trotzdem gibt es immer noch viele Arme in China, vor allem in den ländlichen
Gebieten dieses 9.5 Mio.km² grossen Landes.
In 2005 zählte
man in China schon 320'000 USD-Millionäre. Dieses ¼ Promille der 1,3 Milliarden
Einwohner besitzt 80% des Privatvermögens Chinas.
Die „moderne Interpretation von Kommunismus... “
lässt es auch zu, dass Immobilienhändler für die neu gebauten himmelhohen
Luxus-Wohnungen mit solchen Werbe-Slogans um betuchte Kundschaft werben: „hier
entsteht - die neue Welt von Reichtum und Vermögen“, „- Lebensstil für die neue
Elite“ usw.
Sogar Leute die
sich solchen Luxus leisten können, haben hier nicht unbedingt einen eigenen
Wagen. Dies steht in starkem Kontrast zu anderen aufstrebenden Nationen in
Asien, wo wir oft brandneue Merzedes neben einer primitiven Bambushütte stehen
sahen. Trotzdem werden hier jeden Monat fast ½ Mio. neuer Autos in den Verkehr
gesetzt.
Wir haben noch
nie ein Land mit so vielen riesigen Werbeflächen gesehen. Zudem gab es über den
Regalen im Supermarkt und überall dort wo Menschen warten müssen, z.B. am
Bushalt oder vor einem Aufzug, Flachbildschirme die einem dauernd Werbung an
den Kopf warfen.
Die Regierung
arbeitet hart daran alle Neubauten nach den neuesten Sicherheits- und
Umwelt-Standards zu erstellen, und sie schafft es immer mehr zu recyclieren und
umweltfreundlichere Technologien einzuführen. Die Bevölkerung wird über’s
Fernsehen regelrecht mit grünen Parolen bombardiert.
Auf der anderen
Seite liegen sich die Provinzregierung mit der Zentralregierung dauernd in den
Haaren, da erstere fortwährend versuchen mehr Zeit einzuhandeln bis sie ihre
alten dreckschleudern und unsicheren Betriebe auf den neuesten Stand der
Technik bringen. In der Zwischenzeit berichten die Medien wöchentlich von
Minenunfällen oder über Vergiftung von Flüssen, Trinkwasser, des Bodens oder
der Luft, aber auch über Verletzung von ethnischen Praktiken,
Urherberrechts-Bestimmungen und viel Korruption.
Mit etwas
Abstand sieht es aus, als ob ganz China nach einem Masterplan neu gebaut würde.
Zumindest wo wir diesmal waren, aber vermutlich trifft es auf das ganze Land
zu. Die verschiedenen Städte und Provinzen machen einander richtig gehend
Konkurrenz wer es schafft die aussergewöhnlichste Stadt zu bauen. Shanghai
zielt sicherlich darauf ab Hong Kong nicht nur als China’s modernste Metropole,
sondern auch als Handels- und Finanz-Zentrum abzulösen.
Oberflächlich
gesehen, ist Shanghai mit seiner modernen Bausubstanz Hong Kong schon deutlich
voraus. An der Basis arbeitet man momentan hart daran, Vertrauen zu gewinnen,
die Gesetze anzupassen und weitere Handelbeziehungen aufzubauen.
Trotz all
diesen beeindruckenden Zahlen, darf man auf der anderen Seite aber auch nicht
übersehen, dass China im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern, wie z.B.
Thailand, immer noch ein armes Land ist, vor allem wenn man den Reichtum auf
die 1,3 Milliarden Einwohner aufteilen würde.
China hat noch
einen langen Weg vor sich, auch wenn seine Oberfläche schillert und inzwischen
viel westlicher erscheint als diejenige vieler westlicher Länder. Solange das
Land nicht von einer Rezession getroffen wird, haben die „Kommunisten“
eine gute Chance in dem von ihnen geformten Sattel zu bleiben. Falls das Land
diese astronomischen Wachstumsraten in den nächsten 10-20 Jahren beibehalten
kann, ist es für uns alle wohl von Vorteil, wenn wir langsam anfangen
chinesisch zu lernen. Eins, zwei drei heisst etwa: ii, ah, sän
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Thailand: nach dem Militärputsch 2006
Am 12. November 2006
verliessen wir China mit einem Flug der Bangkok Air, welcher uns von Hangzhou
nach Thailands Hauptstadt Bangkok
brachte. Diese Fluggesellschaft ist normalerweise recht gut mit westlichen
Touristen ausgebucht, aber auf den Flügen von und nach China sieht dies anders
aus. In unserem Flug waren nur noch zwei weitere Europäer mit dabei, dazu ein
paar Thailänder, aber etwa 80% unserer Mitpassagiere waren chinesische
Touristen auf dem Weg nach Thailand. So kriegten wir einen letzten Eindruck von
diesem sich schnell wandelnden Land. Da auch die Airline weiss, dass die
modernen Chinesen westliche Speisen bevorzugen, wurden alle Passagiere mit
einem Croissant-Frühstück bedient, es wurde nicht einmal ein asiatisches
Frühstück zur Auswahl angeboten.
In Bangkok nahmen wir den
Anschlussflug nach Koh Samui, wo wir noch die letzte Fähre nach Koh Phangan erwischten. Davon, dass in
Thailand vor 2 Monaten ein Militärputsch stattgefunden hatte, hat man auf
dieser Ferieninsel weder etwas gespürt noch gesehen. Die vielen burmesischen
Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter, oft illegale Immigranten, schienen noch
emsiger als zuvor damit beschäftigt zu sein, neue Hotels und Bungalows oder
Geschäfte zu bauen.
Wenn wir all diesen
chaotischen unkontrollierten Wachstum sehen, ist es für uns klar, dass das
chinesische Modell, wo der Tourismus zwar noch schneller wächst, aber vom
Staat zuerst die notwenige
Infrastruktur, wie Wasser und Stromversorgung, Strassen erstellt und Platz für
Fussgänger geschaffen wird, besser ist. Solange Schmiergeld akzeptiert wird,
hat Zonenplanung und Koordination anscheinend überhaupt keine Chance in
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