Reisetagebuch Kapitel 15
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Reisetagebuch Kapitel 15 [September 2006 - November 2006] als PDF
(China inkl. Hong Kong, zurück nach Thailand und Singapur)

Singapur
China Thailand Top
Fotos: Singapur Mehr über Singapur: Kapitel 13 (Hauptbericht), Kapitel 17 (Thaipusam), Kapitel 18 (Abschied), Kapitel 34

Singapur: Lichterfeste im September

Nachdem wir das südliche Afrika verlassen hatten, trafen wir am 16. September 2006 wieder in Singapur ein. Nach den Erfahrungen dort, genossen wir die belebten Strassen noch viel mehr als zuvor, wo niemand früh nach Hause zu gehen scheint und sich keiner um seine Sicherheit sorgen muss. Hier waren wir wieder von Leuten aus allen Gesellschaftsschichten umgeben, wenn wir uns in den Imbissbuden und Restaurants verpflegten. Wie in den meisten Metropolen Asiens üblich, assen die meisten Leute drei Mal täglich auswärts. In Singapur kochen 70% der Bevölkerung überhaupt nie zu Hause und die übrigen 30% auch nur ab und zu. Konsequenterweise haben viele Mietwohnungen nicht mal eine Küche!

 

Da das Hotel in dem wir die letzten zwei Mal logiert hatten nun renoviert wurde, nisteten wir uns im kleinen Kerbau Hotel in Little India ein. Die meisten Tage verbrachen wir immer noch damit unsere Reise-Erlebnisse von Afrika zu Papier zu bringen. Am Abend genossen wir es, dass drei verschiedene "Lichterfeste" alle gerade um diese Jahreszeit abgehalten wurden.

Die Quartiere der veschiedenen Volksgruppen waren für etwa einen Monat schön dekoriert und nachts bleuchtet. Die Moslems feierten ihren "Hari Raya Puasa" zwar vor allem in der Familie, aber was uns ins Auge stach, waren die tausenden von zusätzlichen Geschäften und Marktständen, welche in riesigen Zeltstädten aufgebaut worden waren, die ab und zu ganze Strassenzüge überdecken konnten. Auch viele zusätzliche Essenstände waren aufgebaut worden. Da dieses Fest aber während des Fastenmonats Ramadan stattfindet, liessen sich die gläubligen Moslems die Speisen einpacken und verzehrten sie erst nach dem Gebet zum Sonnenuntergang. Die Strassen in den Moslemquartieren waren nett dekoriert, aber uns erschien dies recht bescheiden im Vergleich zu dem was wir in Little India sahen.

Hier feierte man das "Deepavali" Festival und die Strassen im Quartier waren kilometerweit mit pompösen und eindrucksvoll animierten Torbogen geschmückt die nachts ein Lichterspiel boten. Hier waren nur ein paar kleinere Nebensträsschen (für 6 Wochen) für den Verkehr gesperrt. Auch diese waren mit Zelten überspannt unter denen  Stände aufgebaut wurden. So hatte Singapur noch ein paar "More Shops" was eh das meist gesehene Schild in dieser Stadt war.

 

Die Chinesen feiern das "Herbstmitte Fest" welches auch "Mondfest" genannt wird, und dieses bot uns wiederum ein ganz anderes Bild. Hier waren grosse Blumen und Tiere aus Draht und Eisengestänge modelliert, mit Satinstoff bezogen und von innen beleuchtet worden. Die eindrucksvollsten Modelle waren Pagoden, Tempel oder riesige Drachen welche bis zu 12m hoch und doppelt so lang sein konnten. Verschiedene Tiere und Fabelgestalten bewegten sogar ihre Flügel. Diese Figuren schmückten sowohl Grünstreifen in der Strassenmitte, als auch Fussgänger-Überführungen. Das ganze sah schon am Tag wunderschön aus und am Abend war es noch viel eindrücklicher, wenn alles beleuchtet war. In der Vollmond-Nacht des 6. Oktober gipfelte das Fest in einem kleinen Laternenumzug. Mehr zu Singapur: Kapitel 13 (Hauptbericht), Kapitel 17 (Thaipusam), Kapitel 18 (Abschied)

 

Singapur
China
Thailand Top
Fotos: Hong Kong - China

China; ein Land im Umbruch

Am 10.10.2006 flogen wir mit der Budget-Airline Jetstar für 150 Singapur $ (€ 75) nach Hong Kong. Auf dem Weg vom modernen Flughafen ins Stadtzentrum sahen wir wie stark die früher unberührte Insel Lantau inzwischen bebaut worden war. Die Innenstadt hat sich eigentlich seit der Rückgabe an die Chinesen 1997 kaum verändert. Der Hauptunterschied ist wohl, dass die Stadt seither mit Touristen vom Festland regelrecht überflutet wird. Alleine während der „Goldenen Woche“ anfangs Oktober, überquerten täglich bis zu 5 Mio. Menschen die Grenze.

 

Natürlich gibt es inzwischen am Stadtrand noch ein paar zusätzliche Wolkenkratzer und einige sahen richtig toll aus. Die alten Wohnblocks im Stadtzentrum hingegen sahen oft sehr alt und verlottert aus und wir hatten den Eindruck, dass man sie überhaupt nicht unterhalten hatte. So etwas hatten wir in Singapur nie gesehen.

 

In vielen kleinen Seitengassen fanden wir enge Strassenmärkte, wo sowohl Fisch als auch Krabben lebend verkauft wurden. Das Stadtzentrum kam uns sehr eng vor, was vermutlich ein Vermächtnis aus den Zeiten ist, als Hong Kong "den Briten gehörte". Damals wollten alle in dem Gebiet wohnen und geschäfte machen, das sich die Engländer ergattert hatten und nicht auf dem, das von den Chinesen gemietet wurde.

 

Hong Kong erhielt nachher von China den Status einer "speziell administrierten Region (SAR)" und es wurde ihnen zugesagt, dass die Stadt sowohl die freie Marktwirtschaft, als auch ihr soziales und juristisches System für die nächsten 50 Jahre beibehalten kann. Die grassierende Inflation, welche zu englischen Zeiten mehr als 10% jährlich betragen hatte, konnte mittlerweile unter Kontrolle gebracht werden.

 

Wir waren erfreut, dass Ivy, eine reisewütige Lehrerin, welche wir vor 1½ Jahren in Mikronesien kennen gelernt hatten, sich an zwei Abenden für uns Zeit nahm. Mittlerweile hat sie schon 96 Länder besucht. Sie erzählte uns vieles, das wir sonst nie erfahren hätten und machte mit uns einen Ausflug in Hong Kong's legendären doppelstöckigen Trams. Zudem brachte sie uns in Lokale wo wir typisch einheimische Küche geniessen konnten. Später gingen wir zusammen zu einem Aussichtspunkt, von dem wir die Lichter der Stadt bewundern konnten.

Ivy erzählte uns, dass sich heutzutage die meisten Frauen dazu entscheiden zu arbeiten und jemanden einstellen um ihre Kinder gross zu ziehen. Wie uns auch schon in Singapur aufgefallen ist, hat man jetzt auch hier Philippinas als Kindermädchen.

 

Da wegen des National-Feiertages am 1. Oktober (goldene Woche) sämtliche chinesischen Botschaften für eine Woche geschlossen waren, beantragten wir das Visum für China erst hier.

Während dies bearbeitet wurde machten wir ein paar Ausflüge und fuhren unter anderem mit der 100 Jahre alten schweizer Standseilbahn hinauf zum Aussichtspunkt auf dem "Peak" wo wir den Rundblick vor und nach Sonnenuntergang genossen. Da es recht dunstig war, war die Sicht leider nicht all zu gut, aber nach Einbruch der Dunkelheit wurden die Lichter der 7 Mio. Stadt gut sichtbar. Auch Singapur hatte in den letzten Tagen ein riesen Problem mit Rauch gehabt, nachdem in Indonesien viele bewusst gelegte Feuer loderten, aber wir haben keine Ahnung ob es sich in Hong Kong um Smog oder Rauch handelte.

 

Nun bereiteten wir uns also auf die China Reise vor. Wir hatten einen 5cm dicken Reiseführer von Lonely Planet gekauft, welcher uns über die leidensvolle Geschichte des Landes informierte, welche schon seit 6'000 Jahren dokumentiert ist. Diese kurz zusammen zu fassen ist schwierig, denn Jahrtausende lang haben sich verschiedene Dynastien bekämpft und abgelöst, was oft zu dramatischem Wechsel der sozialen Strukturen und Lebensphilosophien führte. Wie überall, litt das Volk am meisten darunter, dass sich seine Herrscher um jeden Preis an der Macht erhalten wollten und ihre Gebiete in Feldzügen erweitern wollten. Bereits vor dem 7. Jahrhundert existierten gut etablierte Handelsrouten entlang der Seidenstrasse nach Indien, Persien und dem Mittelmeer. Gegenüber den ersten europäischen Handelsleuten, welche China ab dem 12. Jh besuchten, waren die damaligen Herrscher relativ gut gesinnt.

Dies änderte sich erst anfangs des 18. Jh. als zuerst die Portugiesen und später die Engländer anfingen mit Opium zu handeln, was in Kürze Millionen von Chinesen zu Drogenabhängigen machte. Aus diesem Grund verbot der Herrscher der Quialong Dynastie (1736-95) den Handel mit Opium, was schlussendlich zu zwei Opiumkriegen mit den Engländern führte, die ihre grosse Einnahmequelle verteidigen wollten. Da die Chinesen verloren, mussten sie Hong Kong, Fujian, Ost Zhejiang und später Teile Shanghai's abtreten.

Die Insel Hong Kong wurde nach dem ersten Opiumkrieg 1841 den Briten abgetreten, die vorgelagerte Halbinsel Kowloon kam am Ende des zweiten Opiumkrieges 1860 dazu und 1898 erhielten die Engländer die "New Territories" nördlich von Kowloon für 99 Jahre zur Miete zugesprochen.

 

Die Briten setzten den Handel mit Opium demzufolge also munter fort bis die Kommunisten im Jahr 1949 alle besetzten Städte auf dem Festland "befreiten".

Als der Mietvertrag vor 9 Jahren auslief, gaben sie sämliche Gebiete Hong Kong's an die Chinesen zurück.

 

Gehen wir nochmals zurück ins 19. Jahrhundert: immer häufiger kamen Missionare ins Land, was noch mehr Hass gegen die Ausländer schürte. Der Anführer der Taiping Bewegung glaubte unter dem Einfluss von Missionaren, dass er der Bruder Jesu’s sei, was bei den Anhängern die Hoffnung weckte, aus China einen Gottesstaat mit christlichen Ideologien zu machen. Im Jahr 1850 brach die Taiping Rebellion aus, mit der dieses Ziel hätte erreicht werden sollen. Dieser fruchtlose Aufstand kostete mehreren zehn Millionen Menschen das Leben, bevor er 1864 endlich erstickt werden konnte.

Danach folgte die Geschichte der letzten zwei Kaiser und die Ausrufung der Provisorischen Republik Chinas durch Sun Yatsen 1911. Etwa 1920 hatte sich die „Kuomintang National Partei (KMT)“ als führende politische Macht im Osten Chinas etablieren können und deren grösste Opposition war die „Chinesische Kommunistische Partei (CCP)“. Ein Jahr nach Sun Yaten’s Tod 1925, liess die KMT verlauten, dass sie nun einen kapitalistischen Staat favorisierten, welcher von ihrer Militärdiktatur gestützt werden sollte. Nachdem sie 1926 fast 5'000 Kommunisten in Shanghai massakrierten, schlug die CCP zurück und der Machtkampf war nicht entschieden, als 1937 die Japaner ganz China besetzten.

 

Die regierende KMT duldetet die Japaner und war mehr besorgt über den Einfluss der Kommunisten. Die Japaner aber massakrierten und ermordeten hundert tausende, wenn nicht Millionen von Zivilisten auf grausamste Art und ihr Motto hiess: „verbrennt alles, plündert alles, tötet alles“. Nachdem die Japaner geschlagen und der zweite Weltkrieg beendet war, versuchten die Amerikaner erfolglos eine Einigung zwischen den KMT und CCP herbeizuführen. Schlussendlich gewannen die CCP die Oberhand und am 1. Oktober 1949 rief Mao Tsetung die Volksrepublik China (PRC) aus und der KMP flüchtete nach Formosa (Taiwan). Ihr Führer nahm die gesammten Goldreserven des Landes und was von Marine und Luftwaffe übrig war, mit sich, beschützt durch die Amerikaner, deren Gunst sich inzwischen gewendet hatte, jetzt da die Kommunisten das Ruder übernahmen.

 

Die PRC begann ihre Tage als eine bankrotte Nation, aber das Volk hatte grossen Enthusiasmus. Der Nachlass von Misswirtschaft des KMT wog schwer, aber in nur vier Jahren schafften es die Kommunisten eine Kehrtwende herbei zu führen und die Produktivität auf den Vorkriegsstand zurück zu bringen. In den Städten schafften die Kommunisten die Slums ab, rehabilitierten Millionen von Opium-Abhängigen und eliminierten Kinder- und Sklavenarbeit.

 

Zwischen 1958-1960 versuchte sich China mit einem „grossen Sprung nach vorn“. Um den Erfolg weiter anzutreiben, wollten die Kommunisten alles Geld abschaffen, Privateigentum verstaatlichen und sämmtliche Bauern mussten im Hinterhof Stahl produzieren anstatt sich auf die Landwirtschaft zu konzentrieren. Dies führte zu einer massiven Lebensmittelknappheit, welche die Regierung zu lange zu vertuschen versuchte, anstatt internationale Hilfe zu beantragen. Es kam zur Katastrophe bei der 30-60 Millionen Chinesen verhungerten. In der Folge musste Mao als Staatsoberhaupt zurück treten, blieb aber immer noch Parteichef. Wegen seiner extremen Ansichten wurde er zunehmend sowohl vom Ausland als auch innerhalb seiner eigenen Partei isoliert. Selbst der russische Bruder wollte schlussendlich nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Das darauf folgende traurige Kapitel der Kulturrevolution war Mao’s für eine kurze Weile erfolgreicher Versuch, die Macht wieder an sich zu reissen. Das tragen des blauen Mao Anzuges wurde Pflicht und das ganze Volk lebte in Angst, dass jedes falsche Wort mit dem Tod bestraft werden würde.

 

Nach Mao’s Tod 1976 wagte die Partei erstmals ihn zu kritisieren und liess verlauten, dass Mao als Landesführer 70% richtige und 30% falsche Entscheidungen getroffen habe. Danach änderte man die totalitären Praktiken der Partei und konzentrierte sich auf 4 modernisierungs Programme für: „Landwirtschaft, Industrie, Wissenschaft + Verteidigung“. Langsam wurde der Kontakt zu kapitalistischen Wirtschaftsmächten im Westen intensiviert. Nachdem die Partei ihre alten Ideologien nicht mehr mit eiserner Faust verteidigte, hörte man 1981 Forderungen nach einem 5. modernisierungs Programm: „Demokratie“.

1986 wurde Hu Yaobang wegen seiner Unterstützung dieser Idee etwas zur Seite gestellt. Nach seinem Tod 1989 strömten die Massen an sein Begräbnis woraus schlussendlich eine friedfertige Rebellion entstand. Hunderttausende von Studenten versammelten sich auf dem Tianamen Platz um ihrer Forderung nach politischen Reformen Ausdruck zu geben.

Deng Xiaoping ordnete an, dass die Demonstration mit Gewalt aufgelöst werden soll, wobei viele Studenten ihr Leben verloren. Dies war nun der definitive Todesstoss für die sozialistische Ideologie in China. Seither versucht die Partei ihr Volk mit Parolen von Patriotismus zusammen zu halten. 1993 verkündete Deng Xiaoping offenherzig, dass er findet „es sei wunderbar, reich zu werden“ und begann die maroden Staatsbetriebe auf Vordermann zu bringen, was zu grosser Arbeitslosigkeit führte. Spätestens seit dann gilt die neue Leitlinie der Partei, welche sie die „moderne Interpretation von Kommunismus/Marxismus/Leninismus und Maoismus“ nennen. Wir waren neugierig, was dies nun wohl genau heisst und wie stark sich das Land seit unserem letzten Besuch 1991 verändert hat.

 

Am 15. Oktober 2006 bestiegen wir ein Schnellboot, welches uns von Hong Kong nach Shenzhen brachte, wo wir ein Flugzeug nach Guilin bestiegen. Hier erhielten wir nun unseren ersten Eindruck vom modernen China. Guilin ist eine recht grosse Stadt und wir waren beeindruckt wie breit alle Strassen waren. Die Hauptstrassen waren so um die 60-100m breit. In der Mitte waren jeweils drei Spuren pro Fahrtrichtung für Autos, Busse und Lkw’s reserviert. Auf beiden Seiten gab es, jeweils durch einen Grünstreifen abgetrennt, einen 5-6m breiten Radstreifen für Zweiräder mit oder ohne Motor. Zudem gab es beidseitig noch 5-10m Gehsteig. Der Verkehr war erstaunlich ruhig, was darauf zurück zu führen war, dass 80% der Motorrad-Roller mit Batterien betrieben wurden und sowohl Busse als auch Autos recht modern waren. Taxis und Stadtbusse verwendeten meistens Gas als Treibstoff und das dauernde Hupen, welches früher gang und gäbe war, hörte man nur selten. Sogar das ekelhafte geräuschvolle Spuken der Chinesen schien ziemlich selten geworden zu sein. Die Strassen waren extrem sauber und wurden dauernd nachgeputzt, genauso wie wir es später im ganzen Land gesehen haben.

 

Ein Geschäft ums andere säumte die Strasse und die Leute waren sehr modern gekleidet, moderner noch als in Hong Kong. Im Stadtzentrum gab es eine grosse Fussgänger Zone und genauso wie auf den Gehsteigen hatte es genügend Platz für alle, selbst wenn viel Volk auf Bummeltour war. Viele der Gebäude waren brandneu und es gab viele Baustellen, welche die Stadt noch mehr modernisieren. In ein paar wenigen Seitenstrassen gab es noch Werkstätten und Essensbuden, wo die Kunden auf dem Trottoir bedient wurden, vor allem da wo noch ältere Häuser standen. Auf eine Art ist es schade, wenn diese alle verschwinden, denn genau in diesen Strassen findet das Leben statt, wo die Leute für einen Schwatz stehen bleiben. Die neuen Geschäfte haben natürlich alle eine saubere und abgeschlossene Ladenfront vor der niemand stehen bleibt. Auch die meisten Strassen-Märkte sind inzwischen verschwunden und durch klimatisierte Lebensmittelläden ersetzt worden.

 

Viele der alten Gebäude, egal ob Geschäfte oder Wohnungen, sahen so aus als ob ihre Zeit bald gekommen wäre. Sie werden irgendwann alle hinter einer Mauer verschwinden, wie man sie hier um jede Baustelle zieht. Nachdem die Regierung entscheidet, dass ein Gebäude durch ein neues ersetzt werden soll oder einer Strasse weichen muss, werden die Mieter jeweils benachrichtigt, dass sie ausziehen müssen. Da nicht immer alle von dieser Neuigkeit und der offerierten Ersatzwohnung, welche meist am Stadtrand liegt, begeistert sind, lassen sich einige Mieter ziemlich Zeit auszuziehen. Sobald dann eine Partei weg ist, machen sich Arbeiter sofort daran, diese Wohnung unbewohnbar zu machen um den übrigen Mietern zu signalisieren, dass mit dem Abbruch begonnen wurde.

Wir wissen auch nicht, ob die vielen stinkenden Kehrrichtwagen, die wir jeden Abend vor so einem Haus parkiert sahen, bewusst hierher gestellt wurden um die letzten Mieter raus zu ekeln, oder ob die Lkw’s schon lange ihren Platz dort gehabt hatten.

 

Als wir uns dafür entschieden, den in Touristenbroschüren hochgelobten „7 Sterne Park“ zu besuchen, wussten wir nicht genau, was dort die Hauptattraktion sei. Brigitte hoffte ein paar der Kalksteinhügel zu sehen, für die Guilin so bekannt ist. Nachdem wir den nicht gerade bescheidenen Eintritt bezahlt hatten, fanden wir das vor, was wohl der Inbegriff einer typisch chinesischen Touristenattraktion ist – genauso wie es die Einheimischen mögen.

Gut, es gab auch Natur: ein paar Felsen, ein paar Teiche, ein Fluss und eine Höhle. Alles wurde noch durch Attraktionen vervollstädigt die von Menschenhand gemacht waren. So z.B. die Schriftzeichen die in den Felsen gemeisselt waren, Denkmäler, Statuen, Wasserfälle und Springbrunnen und die Höhle war in den buntesten Farben beleuchtet. Vor vielen Attraktionen gab es ein Podest, welches es den Touristen erleichterte, sich davor ablichten zu lassen. Mehrere Frauen liessen sich in Trachten der Bergvölker gegen eine bescheidene Gebühr ablichten.

Da dies den Photo-Safari-wütigen Chinesen nicht genügen kann, wurde der Park noch um einen kleinen Zoo ergänzt. Ausser einem Panda wurden alle Tiere in frustrierend kleinen Gehegen gehalten. Zumindest waren sie alle sehr gut gefüttert, sonst wäre es wohl nicht möglich gewesen, wiederum gegen eine Gebühr, auf den grossen Tiger zu sitzen um ein noch dramatischeres Foto zu schiessen.

 

Wir genossen unsere Spaziergänge durch die normalen Strassen und Gassen Guilin’s viel mehr. Für uns gab’s da viel interessanteres zu sehen und so modern es auch war; ab und zu kamen uns doch noch erstaunliche Düfte in die Nase.

 

Es gab einen kleinen See mit zwei hohen Pagoden an seinem Ufer. Als wir am Abend nochmals vorbei kamen (um 17:00 wurde es schon dunkel), waren sie golden, respektive silbern beleuchtet. Es gab auch eine Brücke und einen Fussweg entlang des Li Flusses die nachts ebenfalls beide phantasievoll beleuchtet waren.

 

Etwa um 19:00 Uhr waren wir wieder bei der Hauptstrasse und die Polizei war gerade dabei vier Fahrspuren, d.h. die halbe Strasse, zu sperren und den Verkehr auf zwei Spuren zu reduzieren. Scheinbar aus dem Nichts tauchte ein Heer von Marktfahrern auf, stellte ihre Stände auf und zwanzig Minuten später wurde bereits gehandelt. Wohl einen Kilometer lang erstreckten sich nun Marktstände welche alle professionell mit Neonlicht beleuchtet waren. Es ging nicht lange bis sich auch eine Käuferschar einfand, welche sich sowohl für die Souvenirs, als auch für die nützlicheren Artikel interessierte.

 

Nach zwei Tagen wechselten wir aufs Land, bereits vollgepackt mit neuen Eindrücken. Mit einem Bus fuhren wir durch eine Landschaft mit vielen wunderschönen Kalksteinhügeln, für die diese Umgebung bekannt ist. Eine Stunde lang klebten wir am Fenster und versuchten die Reihen von schmalen Felshügeli durch den Dunst auszumachen, welche Maler schon seit Jahrhunderten inspirieren.

Während dieser Fahrt wurde uns bewusst, wie gross die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind. Punkto Luxus war hier alles viel einfacher und viel weniger Leute besitzen ihr eigenes Fahrzeug. Diejenigen die eines besitzen, haben eher ein Fahrrad oder ein knatterndes und stinkendes kleines Traktörchen als ein elektrisches Moped oder gar ein Auto.

 

Yangshuo, welches wir nach 65km erreichten und das vor langer Zeit als reine Backpacker’s Destination begonnen hat, änderte sich so stark, dass wir uns nicht mehr auskannten. Dies war nämlich der einzige Ort auf dieser Chinareise, wo wir vor 15 Jahren schon einmal waren. Damals übernachteten hier jeweils etwa 50-100 Touristen aus dem Westen und während des Tages kamen zusätzlich noch ein paar Reisegruppen, sowohl weisse als auch chinesische, hier durch. Wir hatten ja Glück, dass wir erst nach der „Goldenen Woche“ hier eintrafen, denn dann war hier die Hölle los, sagte man uns. Na ja, was wir hier sahen war alles andere als „ruhig“. Momentan waren hier ein paar hundert weisse, oft in Reisegruppen die sich auf die paar hundert Hotels aufteilten die es hier inzwischen gibt. Die grosse Mehrheit der Touristen stellen aber heute sicher die chinesischen Reisegruppen. Wir können nur schätzen wie viele Yangshuo täglich überfluten. Wir zählten etwa 200 Flussboote welche hier anlegten und je bis zu 250 Passagiere aus ihren Bäuchen entluden. Bei Vollbelegung der Boote summiert sich dies schon auf 50'000 Personen pro Tag, aber ein Einheimischer erzählte uns, dass wir längstens nicht alle Boote gesehen hätten und zudem kommen ja auch nicht alle im Boot hierher.

In der Zeitung erfuhren wir, dass Guilin im Jahr 2005 total 12,5 Mio. chinesische- und 1 Mio. ausländische Touristen beherbergt habe. Da diese Zahlen aber zu bescheiden seien, beschloss die Regierung nun kräftig in den Bau neuer Hotels und nochmals in den bereits ausgebauten Flughafen zu investieren. Bis 2010 sollen allein in Guilin ¼ Mio. neuer Arbeitsplätze im Tourismus geschaffen werden. Uns erscheinen diese Zahlen unglaublich, erst recht, wenn wir bedenken dass ganz Neuseeland im Jahr 2004 von „bloss“ 2 Mio. Touristen besucht worden ist und Neuseeland war im ganzen Land vollgepackt mit Touristen. Wie kann ein einziger kleiner Ort so viele Millionen verdauen? Der LP Reiseführer bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „China’s Tourismus ist im Stadium einer Supernova!“

 

Sieht man über die zahllosen Stände und Souvenirläden hinweg, ist Yangshuo eigentlich ein recht ansprechender Ort, wo man auch noch das wirklich chinesische Leben findet; sowohl traditionelles, als auch modernes. Grosse batteriebetriebene Fahrzeuge, welche aussehen wie überlange „Golf Wägelchen“ wurden eingesetzt; auf der einen Seite als Stadtbusse, auf der anderen Seite um Touristen in Herden von 20 Personen von einer Attraktion zur andern zu schieben.

 

Eine riesige Fussgängerzone bildete das touristische Herz des Dorfkerns und dieser wird noch dauernd erweitert da immer mehr neue Gebäude dazu kommen. Die meisten werden in moderner Bauweise erstellt, aber so, dass die traditionelle Architektur immer noch reflektiert wird.

 

Wir mieteten Fahrräder und fuhren erst kilometerweit entlang von Baustellen für neue Hotels und Wohnblocks bis wir dann doch noch die Felder erreichten. Da draussen ernteten die Bauern ihren Reis noch genauso wie vor 15 Jahren. Alte Bäuerinnen führten die Wasserbüffel an den Fluss zum trinken und baden und die Fischer versuchten vom Bambusfloss aus ihr Abendessen zu fischen. All dies war umrahmt von einer idyllischen Umgebung aus steilen Kalksteinhügeln. Es ist wirklich wunderschön und wir können es gut verstehen, dass so viele andere ebenfalls hierher kommen um all dies zu sehen.

 

Auf unserem ersten Ausflug über die Feldwege grüssten uns alle Bauern freundlich mit „Ni Hau“ (Grüetzi). Das zweite Mal, als wir vor allem entlang des Flusses radelten, grüssten uns alle enthusiastisch mit „Hello Bamboo“ (Floss zu mieten), auf dem Rückweg dann mit „Hello Water“ (Wasser zu verkaufen) und im Dorf begegneten wir vielen ihrer Verwandten, welche uns dauernd grüssten mit: „Hello Banana“, „Hello Postcard“, „Hello Tour“, Hello T-Shirt“ oder „Hello Flute“, begleitet von der perfekt gespielten Melodie „Frère Chaque“.

 

Für uns, die es knapp schafften ein paar wenige Worte Chinesisch zu lernen, aber sicher kein einziges der 47'000 verschiedenen Schriftzeichen einzuprägen, war es in Yangshuo traumhaft. Da waren die allermeisten Speisekarten in die englische Sprache übersetzt worden.

 

Die meisten Restaurants, welche auf ausländische Touristen ausgerichtet waren, fand man entlang der Strasse die auch gleich in „West(ler) Street“ umbenannt worden war. Genau dorthin pilgerten heut die meisten jungen Chinesen, denn sie möchten hautnah erleben, wie die weissen leben und auch deren Speisen kosten. Heute bestellen hier sicher mehr chinesische als weisse Touristen die typischen Fühstücks-Set’s für Backpacker, wie z.B. Pfannkuchen mit Bananen oder Yoghurt mit Müesli. Da sich die Chinesen gewohnt sind, dass ihre Speisen zwar frisch, aber ultraschnell zubereitet werden, gibt es hier ab und zu Reklamationen, weil sie sich nicht gewohnt sind, dass die Zubereitung westlichen Essens etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Ein Restaurant Besitzer erzählte uns, dass er diesen ungeduldigen Kunden jeweils vorschlägt, wenn sie westlichen „fast food“ wollen, sollen sie lieber zu Mc Donalds gehen, wonach die meisten dann geduldig warten. Wie wir später noch bemerkten, sind westliche Speisen bereits im ganzen Land in Mode. Davon, dass man einen Gang nach dem andern isst, hat man in China aber noch nichts gehört, es wird von Suppe über Salat, Spaghetti und Eiscrème alles gleichzeitig serviert und durcheinander gegessen.

 

Wir waren immer wieder überrascht wie gern sich die chinesischen Touristen unter das weisse Volk mischten. Einige versuchten uns ganz diskret aus dem Hintergrund zu photographieren, andere wiederum fragten direkt (in Englisch oder Zeichensprache) ob sie mit uns ein Bild machen könnten, was einmal sogar mit der Frau und Heinz, Arm in Arm und dem Mann mit Brigitte, Arm in Arm gemacht wurde. Da dies im ganzen Land vorkam, sind wir nun in einigen Fotoalben bzw. Digitalsammlungen, denn 95% der Touristen hatten auch schon eine Digitalkamera.

 

Mit der Öffnung China's ist sowohl das Touristengeld F.E.C. als auch der spezielle Touristenpreis für den öffentlich Verkehr abgeschafft worden. Heute zahlen alle dasselbe, d.h. auch Chinesen zahlen nun auch den höheren Preis, nicht umgehkert!

Heutzutage ist ein Flug oft gleich teuer oder sogar billiger als ein Übernacht-Zug und eine 20 stündige Zugfahrt kann somit auf eine Flugstunde reduziert werden.

 

Mit einem Taxi fuhren wir zurück durch das Kalksteingebirge zum Flughafen in Guilin. Der Fahrer entschied sich für eine neue Strasse, die fast wie eine Autobahn aussah und das Stadtzentrum umfuhr. Plötzlich musste er fast anhalten, da ein Bauer sein Getreide zum trocknen auf der linken Fahrspur ausgestreut hatte. So unglaublich wie dies für uns war; für ihn war dies vermutlich ganz normal, da er dies früher als hier erst eine kleine Strasse durchführte, immer schon so gemacht hatte. Nach ein paar weiteren Kilometern radelten uns etwa 50 Schüler auf unserer Fahrspur entgegen. Es gab zwar auf beiden Seiten einen separaten Radweg, aber der Eingang dazu (zur falschen Fahrtrichtung), war von einem quer parkierten Auto blockiert und so war die Schnellstrasse für sie wohl die einfachere Alternative gewesen.

 

Der 'check-in' für unseren Flug mit einer staatlichen Airline ging schnell von statten. Nach einstündigem Flug waren wir in der nächsten Grosstadt.

Xiamen an der Ostküste auf der Höhe von Taiwan war unsere Destination. Es war wiederum eine grosse moderne Stadt, welche in verschiedene Abschnitte unterteilt zu sein schien.

In einigen Abschnitten waren die Gebäude ein paar wenige Jahre alt, in anderen wiederum waren alle brandneu. Es gab auch Gebiete wo die Bautätigkeit kurz vor dem Abschluss stand, wogegen sie in anderen noch auf Hochtouren lief. In weiteren Abschnitten war erst vor kurzem mit den Bauarbeiten begonnen worden und in weiteren wurden erst noch alle Gebäude für den Abbruch vorbereitet. In ein paar wenigen noch übrig gebliebenen Quartieren, fand immer noch das traditionelle chinesische Leben statt und die dortigen Altbauten haben noch ein paar Jahre, oder vielleich auch nur Monate, Gnadenfrist.

 

Auch in Xiamen gab es sehr breite Strassen und Gehsteige und separate Spuren für Fahr- und Motorräder. Das ein-Partei-System plant die notwendigen Infrastruktur Projekte, welche dann ohne viel 'wenn und aber' oder Kompromisse, schnell verwirklicht werden. Es schien als sei hier die grosse Fussgänger-Zone erst vor kurzem eingeführt worden, da die Strasse nur mit provisorischen Barrieren für den Verkehr gesperrt wurde und zudem noch Bodenmarkierungen für den Verkehr sichtbar waren.

 

Vor allem entlang des Wassers gab es viele moderne Wolkenkratzer. Am Abend wurden deren Konturen mit wechselnden animierten Farben beleuchtet. Ganze Fassaden wurden mit sich ändernden geometrischen Formen und bewegten Bildern dekoriert. Es sah aus, wie auf einem gigantischen Computer Bildschirmschoner.

 

Es gab mehrere grosszügige Stadtparks und einer hatte sogar einen künstlichen See wo man Ruderboote mieten konnte. In der Mitte eines anderen Parks wo wir am Abend vorbei kamen, gab es einen riesigen Springbrunnen, dessen Fontainen wie ein Wasserballet zu klassischer Musik "tanzten". Wechselndes pastellfarbenes Licht ergänzte die verschiedenen Bilder.

 

Mit Hilfe des Wortes "ditu" (Karte) und etwas Zeichensprache, bekamen wir dank 5 sehr hilfsbereiten Angestellten welche kein Wort Englisch sprachen, einen Stadtplan und konnten unsere Position darauf ausfindig machen. Obwohl die Karte in diesem Jahr gedruckt worden war und alle Strassen-Namen auch in lateinischen Buchstaben markiert sind, war es für uns nicht immer einfach den Weg zu finden.

Da die ganze Stadt in Schallgeschwindigkeit neu gebaut wird, sind die Karten oft schon veraltet wenn sie die Druckerei verlassen. Ab und zu war eine Strasse wegen einer Baustelle gesperrt oder existierte überhaupt nicht mehr. Ab und zu fanden wir aber auch neue Strassen die noch nicht eingezeichnet waren.

So eine war die neue Schnellstrasse die auf Pfeilern über’s Wasser gebaut war. Sie hatte mehrere Ausfahrten, welche sich als Betonplatformen schleifenförmig über das Meer schwangen, bevor sie den Verkehr in die Strassen des Zentrums entluden. Auf diese Art und Weise wurde eine hochgeführte- mit einer unteren Strasse verbunden. Mancherorts gab es dieses intelligente System, wo ein Strassennetz paralell über und unter einander geführt wurde, womit mehr Platz für den konstant wachsenden Verkehr geschaffen wurde. Wir sahen Kreuzungen, wo der Verkehr auf fünf verschiedenen Ebenen geführt wurde.

 

Der touristische Höhepunkt Xiamen’s ist die vorgelagerte Insel Gulang Yu. Diese war vor allem beliebt bei chinesischen Reisegruppen, welche alle ihrem „vorauseilenden Fahnenschwinger“ folgten. Die Fahrt dahin dauerte nur 5 Minuten mit einer Fähre und es war angehem, dass die ganze Insel die etwa 2,5x1,5km misst, verkehrsfrei war. Nur ein paar wenigen Elektro-Mobilen war es erlaubt Behinderte und Güter herumzufahren. Ganz im Gegensatz zur Stadt gab es hier keine hohen Gebäude, aber dafür ein paar Überbleibsel europäischer Kolonial-Architektur. Einige waren schön renoviert, andere aber dem Verfall überlassen. Die meisten Gebäude auf Gulang Yu beherbergten Hotels, Souvenir-Shops und Restaurants. Daneben gab es ein paar Monumente, Felsen und von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten vor denen sich die Touristen photographieren lassen konnten.

 

Wie an manch anderem Touristenort in ganz Asien, sahen wir auch hier Hochzeitspaare auf Photo-Tour. Um ein besonders schönes Hochzeitsalbum und Video zu produzieren, sind sie einen ganzen Tag nur mit einem Photographen, Kameramann und ev. technischen Assistenten unterwegs, um sich an den schönsten Orten verewigen zu lassen, ganz ohne Hochzeitsgesellschaft. Die hübsche Braut (stark geschminkt) trug das traditionelle weisse Hochzeitskleid, aber Strandsandalen waren heute sogar schon für so einen Anlass akzeptabel – solange sie weiss und verziert sind. Der Bräutigam war meist eher etwas salopp gekleidet.

 

Für uns war es nun Zeit weiter zu gehen. Im Gegensatz zu früher, fahren sowohl Stadt- als auch Überland-Busse nach festem Fahrplan, auch dann, wenn sie halb leer sind. Sie warten nicht mehr bis sie mit doppelt so vielen Leuten wie Sitzen beladen sind, ehe sie losfahren. In einem angenehm klimatisierten Bus fuhren wir für 3 Stunden über eine moderne Autobahn nordwärts. Wir kamen an vielen kleineren und grösseren Städtchen vorbei, die alle dasselbe Bild boten: überall wird gebaut wie wahnsinnig!

 

Zwischen den vielen Reis- und Gemüsefeldern, sahen wir nur noch wenige Lehmhäuser mit sattelförmigen Steinziegeldächern. Die meisten anderen sahen sehr modern aus.

 

Unser nächster Stop war Fuzhou, eine Stadt mit 6 Mio. Einwohner, welche abseits jeglicher Touristenroute lag und vielleicht gab es hier deshalb weder Bettler noch Schlepper.

 

In den meisten chinesischen Grosstädten gibt es heute keine wirklichen Budget-Hotels mehr. Allerdings gewähren drei- bis fünf-sterne Hotels oft bis zu 70% Preisnachlass für „last Minute“ Buchungen durch das Verkehrsbüro. Auf diese Billigtarife wird dann die sonst fälligen 15% Servicegebühr nicht drauf geschlagen. Hier endeten wir so in einem vier-sterne Hotel, wo wir pro Nacht inkl. Frühstück 318 Yuan (€32) hinblättern mussten, anstelle von 820+15% (€95). Im Vergleich dazu verrechneten Yugendherbergen ab und zu bis 450 Yuan für ein einfaches Doppelzimmer und dort gibt es natürlich keinen Rabatt weil sie immer voll sind von Leuten die glauben eine Yugi „müsse“ doch das Billigste sein.

 

In unserem Fuzhou 4-sterne Hotel aber waren wir, nicht ganz unerwartet, eher von gutbetuchten Leuten umgeben. Die grosse Mehrheit der Gäste waren Chinesen, die ihren Reichtum nicht so offensichtlich zur Schau stellten wie dies wohlhabende weisse oder Inder zu tun pflegen. Für uns war es interessant zu sehen, was das Hotel bei seinem Frühstücks-Buffet alles servierte. Es gab zwar ein paar westliche Sachen wie Toast, Speck und Eier oder Cornflakes, aber die chinesischen Gäste füllten sich ihren Magen mit Dumplings, Wonton, Nudeln, Gemüse und vielen anderen Dingen, von denen wir nicht einmal genau wussten, was es war. Natürlich genossen wir das luxuriöse Zimmer und die Sicht vom 18. Stock, aber wir geben auch zu, dass wir uns etwas deplatziert fühlten, als der Gepäckboy mit weissen Handschuhen unsere Rucksäcke im goldenen Wägelchen auf’s Zimmer brachte und erst recht, wenn beim kleinsten Anzeichen eines Fragezeichens auf unseren Gesichtern ein englisch sprechender Hotelangestellter neben uns auftauchte, allzeit bereit uns zu helfen und ins A.. zu kriechen. In Zukunft stellten wir sicher, dass wir nur noch in zwei-sterne Hotels vermittelt wurden. Aber auch diese kosteten immer noch zwischen 180-300 Yuan (€18-30)  ohne Frühstück. Dort mussten wir uns dann wieder mit dem Personal das kein Englisch sprach durchkämpfen, aber dies gab uns letztendlich doch mehr Befriedigung und schliesslich gehört dies einfach zum Abenteur dazu – wir wollen’s uns doch nicht all zu einfach machen!

 

Alles was wir über den Neubau der letzten Städte geschrieben haben, traf auch auf Fuzhou zu. Es gab aber schon einiges, worin sich diese Stadt von den andern unterschied. Um die Fussgängerzone gab es ein intaktes Quartier mit Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert, welche während der Ming Dynastie gebaut worden waren. Diese Häuser, mit ihren nach oben gebogenen Dächern und schön bemalten Holzteilen, sahen sehr schön aus. Die belebten Strassen dazwischen hatten viele kleine Läden und Essensbuden, sowie den wohl obligatorischen Mc Donalds und KfC. Gleich dahinter begannen aber gleich wieder die modernen Hochhäuser.

Nur in Fuzhou hatten wir so eine grosse Anzahl an Kirchen gesehen und dazu ein riesen Kloster, so gross wie das in Melk/Österreich.

 

Der Umbau des Strassennetzes war noch nicht ganz fertig, weshalb der Verkehr hier um einiges chaotischer und hektischer war.

Hier stand zudem die einzige Mao-Statue die wir auf dieser Reise noch fanden. Vor 15 Jahren war jedes Dorf mit mindestens einer Mao-Statue „geschmückt“ gewesen, aber inzwischen sind sie alle ohne viel Aufhebens verschwunden, genauso wie die ehemals riesigen Plakate mit Propaganda-Parolen für die kommunistische Partei. Im heutigen China ist jeder Quadratmeter Parteipropaganda mit 100 m² kommerzieller Werbung ersetzt worden. Diese werben nun für Heimelektronik, Kredit Karten, Fast-food Restaurants, Markenkleidung und für alles andere, wonach eine Konsum orientierte Gesellschaft lechzt.

 

Unsere Reise ging weiter nach Shanghai. Die staatliche Fluggesellschaft „China Eastern“ brachte uns dorthin und servierte während des nur 70 minütigen Fluges zwei Mal Getränke und dazwischen eine volle Mahlzeit. Der Flug kostete 500 Yuan (€50).

 

Alles was wir über den Neubau der letzten Städte geschrieben haben, traf auch auf Shanghai zu, nur dass hier noch schneller und noch mehr gebaut wurde, als anderswo. Dies ist wohl die beste Stadt um das Tempo des Fortschritts und die Gegensätze des modernen China zu erleben. Shanghai ist der Ort mit den meisten Extremen – sowohl positiven, als auch negativen: so krass gross, so wunderschön neu und so extrem sauber, so viele extravagante Wolkenkratzer, aber auch so unglaublich hektisch, so viel chaotischer Verkehr. Die Hupe wird nicht nur dort gebraucht wird wo es Sinn macht und es gibt so viele undisziplinierte Verkehrsteilnehmer die gegenüber den anderen, gegenüber den Verkehrsregeln und auch gegenüber der Polizei überhaupt keinen Respekt zeigen!

 

Die grösste Fussgänger Strasse „Nanjing Lu“ ist über einen Kilometer lang und beidseitig mit Geschäften gesäumt die echte Marken-Artikel feil bieten – eben nur die ganz teuren. Wie überall waren die Läden an sieben Tagen die Woche bis 22:00 Uhr geöffnet.

Es war sehr angenehm dort entlang zu spazieren, sowohl tagsüber, als auch abends, wenn alle Gebäude mit Neonlicht phantasievoll beleuchtet waren. 

Das einzig unangenehme waren die paar Bettler die in der Nähe der Sehenswürdigkeiten hartnäckig ihrem Beruf nachgingen, sowie die vielen Schlepper die einem dauernd ansprachen und versuchten in ihre überteuerten Shops abzuschleppen. Der Westen hat nun aber seine eigene Art der Rache exportiert: auch den Chinesen versucht man schon mit Amway und Tupperware Parties das Geld aus den Taschen zu ziehen.

 

All die anderen Leute waren extrem freundlich und hilfsbereit obwohl es oft recht schwierig war mit ihnen zu kommunizieren. Sie scheuten keine Mühe um uns zu helfen wenn wir eine Frage stellten. Mit Hilfe von Zeichensprache oder einem Stift und Papier hat es am Schluss immer irgendwie geklappt, dass wir uns verständigen konnten. Oft begleitete uns dann sogar jemand auf die Strasse hinaus um genauer zeigen zu können, wo wir das finden das wir suchten.

 

Vermutlich habt ihr schon Bilder von Shanghai gesehen, mit seinem Fernsehturm mit den zwei grossen Kugeln inmitten eines Waldes von Wolkenkratzern. Dies ist die „Pudong“ Seite des Huangpu Flusses und der TV Turm „Orientalische Perle“ misst 468m, das nahegelegene Jinmao Gebäude 420.5m und dies ist momentan das höchste Bürogebäude der Stadt. Bereits ist aber sein Nachbar am wachsen, welcher noch 70m höher spriessen soll.

 

Auf der gegenüberliegenden Flusseite steht eine Reihe von Häusern die als historische Denkmäler geschützt werden. Es ist eine Ansammlung europäischer Gebäude in neoklassischer Architektur die um die Jahre 1930 erstellt wurden und früher von den Kolonialherren als Hotels, Banken und Gerichtshof gebraucht wurden. Dieses Band „alter Häuser“ nennt man den Bund und es steht in starkem Kontrast zu den neon-beleuchteten Wolkenkratzern die gleich dahinter wieder himmelwärts schiessen.

Wohin man des nachts auch schaut: alles ist sehr phantasievoll beleuchtet. Viele Boote offerieren Hafenrundfahrten, aber einige fahren auch bloss hin und her um auf einem übergrossen, etwa 25x10m grossen Bildschirm Werbung vorzuführen.

In Shanghai bestehen aber nicht alle Fassaden nur aus Fensterflächen – das wäre wohl Verschwendung. Auch wenn ein Gebäude 150m hoch ist, kann man doch die gesammte Fassade dafür gebrauchen um Werbefilme darauf zu projezieren. Deshalb wussten wir nun kaum noch, ob wir der Werbung auf dem Boot oder derjenigen auf den Wolkenkratzern folgen sollten.

 

Erst 1990 war mit dem „Neubau“ Shanghai’s begonnen und die Erschliessung Pudong’s auf der anderen Flusseite eingeleitet worden. Heute ist die Fläche dieses Neubaugebietes mit 350km² sogar noch grösser als diejenige auf der ursprünglichen Flusseite. Die gesammte Stadt zählt heute 14 Mio. Einwohner.

Die allumfassende Modernisierung wurde in der „Urban Planning Exhibition Hall“ detailliert erklärt. Dort erfuhren wir wie die ganze Stadt nach einem Masterplan neu gezeichnet wurde. Ein riesiges 20x30m grosses Architektur-Modell stellte eine Fläche von 20x30km dar, komplett mit Flüssen und Brücken. Durch verschiedene Farben war erkennbar, welche Gebäude bereits stehen und welche „Pilze“ erst noch wachsen müssen. Die Gebäude hatten viele Formen und Farben, oftmals nach den Prinzipien von Feng Shui entworfen. Die Infrastruktur und ein paar andere Projekte wurden von der Regierung selbst finanziert. Für andere wiederum suchte man private Investoren.

 

Dieses Modell zeigte nun deutlich auf, dass es auch Vorteile haben kann, wenn eine 1-Parteien Regierung ohne all zu viel Opposition die Macht hat zu entscheiden. Wenn z.B. eine Hauptstrasse auf 50-100 Meter verbreitert wird, wie dies in ganz China oft gemacht wurde in letzter Zeit, oder Land für eine neue Eisenbahnlinie gebraucht wird, können sich die Mieter der Häuser die im Wege stehen nicht lange wehren. In der Kündigung benachrichtigt man sie über das bevorstehende Projekt, man schlägt ihnen eine Ersatzwohnung vor und sie kriegen eine Entschädigung. Kurz darauf fahren die Bagger ein und es wird mit dem Abbruch begonnen. Dies ist wohl das andere Extrem zum schweizer Modell, wo zuerst 15 Jahre argumentiert wird, bevor man überhaupt mit dem Bau beginnen kann und dieser beansprucht dann noch 10 Jahre Bauzeit. In China werden selbst Grossprojekte normalerweise zwei bis drei Jahre nach ihrer Ankündigung fertig gestellt.

 

Während unseres Aufenthaltes in Shanghai wurde bekannt gegeben, dass das U-Bahn Netz welches heute 120km lang ist, bis im Jahr 2010, wenn die Weltausstellung (World Expo) stattfinden wird, auf 400km erweitert wird. Da sich das ausgewählte Expo-Gelände recht nah am Stadtzentrum befindet, müssen sich etwa 18'000 Familien, sowie 270 Geschäfte eine neue Adresse suchen.

In der Zeitung sahen wir Bilder wie ein 60m hohes Firmengebäude mit 16 Stockwerken das nur 19 Jahre alt war, mit einer kontrollierten Explosion zu Fall gebracht wurde um der Expo Platz zu machen.

 

Während der 6 Tage die wir in Shanghai verbrachten, haben wir mit eigenen Augen gesehen wie schnell sich die Dinge verändern. Anlieferung von Baumaterial für die Grossbaustellen findet wenn möglich durch die Nacht statt. Fast alle Bauarbeiten die nicht hinter einer dieser riesigen mit Werbung überzogenen Baustellen-Abschrankungen stattfinden, wurden normalerweise während der Nacht ausgeführt. Um diese Zeit öffnete man Graben für Elektrokabel und Kanalisation. Am nächsten Morgen, wenn wir uns zum Frühstück aufmachten, waren sie tatsächlich schon wieder mit Asphalt oder Verbundsteinen geschlossen und versiegelt. Tagsüber sahen wir nur selten ein Baustellenfahrzeug oder einen Lkw.

Ein Geschäft, wo wir uns auf dem Heimweg mit Wasser eindeckten, existierte zwei Tage später nicht mehr. Bis dann war das gesammte 50m lange Gebäude dem Erdboden gleichgemacht worden.

 

Am Anfang glaubten wir, dass China’s Städte recht wenige Restaurants haben. Nach einer Weile merkten wir jedoch, dass sich wohl viele Lokale die teuren Geschäftslagen im Erdgeschoss einfach nicht leisten können und sich deshalb in den oberen Stockwerken einmieten. In Shanghai fanden wir riesige Einkaufstempel in denen bis zu 6 Etagen ausschliesslich mit grösseren oder kleineren Restaurants belegt waren.

Trotz dieser Vielfalt war nicht jedes Restaurant für uns geeignet. Auf der einen Seite weil viele kein englisch geschriebenes Menü hatten, auf der andern Seite weil ihre Portionen zu gross waren. Traditionell ist auswärts essen gehen in China ein gesellschaftlicher Anlass bei dem sich viele Leute um die typischen grossen runden Tische setzen. Unsere Rettung waren jeweils diejenigen Lokale mit bebilderten Speisekarten oder diejenigen Lokale wo Singles oder Kleingruppen hingehen. Oft waren die Menü’s dort ziemlich westlich mit Spaghetti, Pizza und Steaks und genau das wollen heute die jungen essen. So unglaublich wie es tönt: wir hatten den Eindruck, je westlicher und teurer ein Lokal war, um so beliebter war es bei den jungen Chinesen.

 

In normalen einfachen Gaststätten kostete ein Getränk jeweils 3-15 Yuan (€0.30-1.50). Kaffeehäuser mit gemütlichen Sofas und dezenter Musik waren überall weit verbreitet. In diesen Lokalen kostete ein Getränk (alkoholfrei!) jeweils 25-80 Yuan. Dazu wurden auch wiederum westliche Speisen angeboten, diese aber zu moderaten Preisen. Diese Kaffeehäuser waren immer gut besucht von jungen Chinesen und sogar wenn 150 Gäste da waren, war es eine Ausnahme, wenn man dort weisse sah.

 

Im Gegensatz dazu sind die traditionellen Teehäuser wo früher die alten Männer hingingen, in den Städten sozusagen verschwunden. Für diejenigen die es sich leisten können, gibt es jetzt da und dort die exklusiven „Boutique Tee Häuser“. In erster Linie verkaufen diese Spezial-Teemischungen in edlen Dosen, aber sie haben auch ein oder zwei Tische aus wunderschönen Baumstrünken geschnitzt. Wer sich dort niederliess zahlte für ein Kännchen Tee 80 Yuan oder mehr.

 

Dies ist einer der Gegensätze in der kommunistischen Volksrepublik, wo viele Leute auf dem Land als Selbstversorger leben und andere froh sein müssen, wenn sie überhaupt 1 Yuan in der Stunde verdienen.

 

In einem Land mit so einem gigantischen Wirtschaftswachstum der zudem noch hausgemacht ist, geht es aber auch denjenigen am unteren Ende der Lohnskala besser als früher. Die meisten Chinesen sind begeistert über die schnelle Modernisierung ihres Landes. Die Alten wohl etwas weniger und die jungen dafür deutlich mehr.

Die wenigen Leute mit denen wir sprechen konnten, waren mit der Zentral-Regierung in Peking recht zufrieden. Die lokalen Behörden hingegen wurden oft kritisiert, da diese oft korrupt seien und viel Mis-Management betrieben.

 

Wir waren recht überrascht wie offen und kritisch sich die englischen Zeitungen Chinas gaben. Die von der Zentral-Regierung herausgegebene „China Daily“ und noch viel mehr die von der Lokalregierung herausgebrachte „Shanghai Daily“, waren eigentlich beide eher kritisch verfasst. Sogar Leserbriefe, welche die Regierung kritisierten wurden publiziert und es gab viele Reportagen über die wachsende Kluft zwischen arm und reich, über Hinrichtungen Unschuldiger, über Umweltverschmutzung und Recycling. Nachrichten über das Weltgeschehen waren eigentlich recht ausführlich und auf jeden Fall deutlich informativer als diejenigen in Neuseeland.

 

Vielleicht habt ihr auch schon von CCTV9, der chinesischen Antwort zum CNN Nachrichtensender gehört, wo die Neuigkeiten chinesisch, statt amerikanisch interpretiert werden. Wir können nicht beurteilen ob die Nachrichten in chinesischer Sprache ebenso informativ sind, aber einige Chinesen mit denen wir sprachen, glaubten, dass dem so sei. Sicherlich wird die Presse in China zensuriert, doch in den Gebieten wo wir diesmal waren, war es nicht all zu offensichtlich. Es soll aber Provinzen geben in denen deutlich mehr Zensur herrscht.

 

Wir setzten unsere Reise mit dem Zug fort und erreichten nach einer Stunde Suzhou. Die Bevölkerung dieses Ortes explodierte innerhalb von nur 20 Jahren von 50'000 auf neuerdings über 6 Mio. Es ist aber auch jetzt noch eine sehr angenehme Stadt und gefiel Brigitte am besten von allen. Heinz zog Xiamen und Shanghai noch vor.

Es gab viel Wasser in dieser Umgebung, welches für Plantagen gebraucht werden konnte. Die ganze Altstadt war von einem grossen rechteckigen äusseren Kanal umgeben und viele kleinere durchzogen die Stadt. Es hatte viele alte Gärten und natürlich auch viele Brücken, weshalb die Stadt manchmal „Venedig des Ostens“ genannt.

Es gab viele neuere Häuser im alten Stadtteil, aber die meisten waren nicht höher als 4 oder 5 Stockwerke gebaut, ausnahmsweise Mal 12. All die wirklich hohen Gebäude hatte man hier an den Stadtrand verbannt. Was wir als riesige Ausnahme empfanden, waren die Häuser im ältesten Teil der Stadt, die recht klein waren und oft im alten Stil renoviert oder sogar neu so gebaut wurden, ergänzt mit neuzeitlicher Technik wie Klima Anlagen und Sonnen-Kollektoren.

Es gab eine grosse Fussgängerzone mit einem Tempel, aber sonst war sie wie überall, gesäumt mit luxuriösen Geschäften die teure Markennamen anboten.

 

Fast alle Chinesen trugen sehr moderne Kleidung und vor allem die jungen lieben es, etwas flippiges anzuziehen und ihre Haare zu modellieren und färben. Der blaue Mao-Anzug ist wohl ausgestorben und auch Schuluniformen, wo sie überhaupt noch getragen wurden, repräsentieren den Geist des modernen Denkens und sind nicht im geringsten mit den kleinkarierten viktorianischen Schuluniformen zu vergleichen, wie man sie in Australien und Neuseeland immer noch sieht.

Das einzige Überbleibsel traditioneller Kleidung, sind die offenen Schlitze im Hosenboden der Kleinkinder, um ihnen gewisse Geschäfte zu erleichtern.

 

In Suzhou gibt es fast 20 Gärten, die gegen ein Eintrittsgeld besucht werden können. In vielen gibt es alte Bäume, Felsen, Wasser, Brücken und Pagoden – eher nicht so viele Blumen. Einige davon wurden sogar in der Weltkultur-Erbe Liste der UNESCO aufgenommen. Eine Nachbildung des ‚Gartens der Netze’, den wir als erstes besuchten, soll demnächst in Dunedin/Neuseeland nachgebaut werden. Dieser Garten bestand vor allem aus ein paar verschachtelten Gebäuden, gedeckten Wandelgängen und einem kleinen Teich. Der Garten des ‚bescheidenen Verwalters’ hingegen, gefiel uns viel besser. Er war viel grösser und eher was wir uns unter einem echten Park vorstellten.

 

Unsere Vorstellungen wurden hier in ganz anderer Hinsicht noch überrascht: Internet Zugang! Obwohl es in China zwar recht viele „Internet-Bar’s“ gab, war es für uns nicht einfach diese zu finden.Auch sie waren meist in den oberen Stockwerken gelegen und wenn nur ein chinesisches Schild darauf hinwies, erkannten wir sie nicht. In Suzhou sahen wir eines ganz in der Nähe unseres Hotels, dank dem man durch die offene Tür direkt auf die Computer sah. Nachdem wir den grossen Raum betreten hatten, brachte man uns ins obere Stockwerk, das noch viel grösser war. Wir haben ja schon riesige Internet-Café’s gesehen, aber so eins noch nie! Vor jedem Computer stand ein Lederfauteuil und die Bildschirm-Diagonale unseres Flachbildschirmes betrug sage und schreibe 1.2m. Vor diesem „Heimkino“ mussten wir gleich etwas Abstand nehmen, bevor wir das schnell arbeitende Gerät, dessen Benutzung nur 2.50 Yuan die Stunde kostete, starteten.

Hier war es nun offensichtlich, dass das Internet zensuriert wird. Die BBC Nachrichten-Seite kann zwar problemlos in Englisch aufgerufen werden, die chinesische Version hingegen nicht. Nachdem wir uns bei Yahoo China anmeldeten, weil die deutsche Seite temporär nicht verfügbar war, erschien eine Meldung von Yahoo die vorschlug uns automatisch auf einen ‚Server’ im Ausland umzuleiten , weil es so schneller ginge, da „sensitive Inhalte“ nicht überprüft werden müssten.

 

Andererseits lockerte die Regierung aber auch ihre eiserne Faust mit der sie alles und jeden zu kontrollieren pflegte. Vor 15 Jahren noch brauchte das Fussvolk eine Spezialbewilligung um mit dem Zug in die nächste Stadt reisen zu dürfen. Heutzutage hingegen versucht die Regierung ihre Bürger zu motivieren zu reisen und ihr Land zu erkunden. Diese Kampagne scheint ja recht erfolgreich wie wir bisher gesehen haben, umso mehr, da heute viele Chinesen drei Wochen Ferien geniessen dürfen. Die privilegiertesten erhalten z.T. bis zu fünf Wochen, auf der andern Seite gibt es aber auch noch sehr viele Leute die 365 Tage durcharbeiten.

 

Nicht nur in Bus- und Zugstationen, sondern auch in den Flughäfen wimmelte es von einheimischen Reisenden. 150 Flughäfen sind während der letzten 5 Jahre aus- oder neu gebaut worden. Soeben hat die Zentral-Regierung entschieden, den Ausbau weiterer 150 an die Hand zu nehmen. Darunter sind einige die erst in den letzten Jahren massiv erweitert worden sind.

 

Das grösste Problem der chinesischen Fluggesellschaften ist momentan eine akute Knappheit an Piloten. Die Branche wächst viel schneller als neue Piloten ausgebildet werden können. Heutzutage müssen Piloten die ihre Stelle wechseln, bzw. Ihre neuen Arbeitgeber, bis zu USD 270'000 an Kompensation zahlen, selbst wenn sie von einer staatlichen Airline zu einer anderen staatlichen Fluggesellschaft wechseln. Ihre Lohntüten müssen wohl auch schon ziemlich schwer sein.

 

Inzwischen hat die chinesische Regierung mit 85 Ländern Abkommen getroffen, welche ihren Bürgern ein Visum für Gruppenreisen ermöglichen. Offiziell dürfen Chinesen nun auch auf eigene Faust ins Ausland reisen. Seitdem die Regierung grosszügig Reisepässe ausstellt, sind aber die westlichen Länder plötzlich viel zurückhaltender den chinesischen Bürgern auch Einreise-Visa zu erteilen. Im Jahr 2005 leisteten sich schon etwa 10 Mio. eine Auslandreise – Tendenz stark steigend... Beliebteste Reiseziele waren Europa und Nordamerika.

 

Wir gingen bloss weiter nach Hangzhou. Während der zwei-stündigen Busfahrt über eine moderne Autobahn, sahen wir ausser den Reisfeldern überhaupt nichts, das uns ans alte China erinnerte. Es sah genau so aus, wie in einem westlichen Land, bloss dass es hier neuer und moderner war! Jede Siedlung war durch einen unüberschaubaren Wald übergrosser Werbetafeln ergänzt und viele zusätzliche Autobahn- und Eisenbahnlinien waren im Bau. Als wir in die Nähe von Hangzhou kamen, fiel uns auf, dass es hier „in“ ist, alle Wohnhäuser mit einem kleinen Türmchen zu schmücken. Flussläufe und Kanäle dienten auch hier dem Warentransport per Schiff.

 

Hangzhou, unsere letzte Destination, war genauso wie all die anderen Städte die wir in China besucht hatten: eine riesige Baustelle welche momentan von 6 Mio. bewohnt wird. Die Stadt lag an den Ufern des Westsee’s, welcher China’s meistbesuchte Touristen Attraktion ist. Im letzten Jahr besuchten tatsächlich 20 Mio. Chinesen und dazu noch ein paar wenige Ausländer diesen See. Es gibt ein Liedchen „Im Himmel ist das Paradies, auf Erden Suzhou und Hangzhou“. Man hat den Westsee zum National-Park erklärt – vermutlich den einzigen auf der Welt wo alles von Menschenhand gebaut wurde, inklusive dem See selbst. Ein amerikanischer Stararchitekt hat letzthin kräftig mitgeplant.

 

Auf einer Infotafel stand unter anderem:“...in einem Gebiet von 60km² inkl. 6.5km² Wasser hält der National-Park über 100 Sehenswürdigkeiten bereit. Unter anderem findet man hier: Landschaften mit wohlriechenden Osmanthus im Herbst, 6 Brücken in den nebelhaften Weide-Kieferbäumen, die sich über 9 Li (Meilen) in die Wolken und 10 Li blühender Lotos erstrecken. Dazu kommen die berühmten 'Top 10 Szenen' des Westsees, die 'neuen Top 10 Szenen', sowie zahlreiche neue Attraktionen, welche erst in den letzten Jahren fertig gebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden“... Viele weitere Attraktionen waren aufgezählt, wie z.B. der Damm durch den See, die kleinen Inseln und die grosszügigen Uferpromenaden, welche exklusiv den Fussgängern und einigen wenigen Elektro-Mobilen verbehalten waren. In einem Teil des Parkes wurde über mehrere dutzend Lautsprecher sanfte (westliche) Musik gespielt. An einem Ort wurde alle paar Stunden ein Springbrunnen im See aktiviert, dessen Fontänen zu klassischer Musik „tanzten“. Abends wurde dieses Wasserballet natürlich wieder wunderschön beleuchtet und Busladungen von Touristen wurden jeweils zu diesen Vorführungen gebracht.

 

Am Wochenende wimmelte es hier nur so von Leuten und dies in der Nebensaison mitte November. Wir möchten schon gar nicht wissen, wie es hier in den Sommerferien aussieht, wenn sie alle kommen um zu diesem See zu pilgern. Wir haben noch gar nicht erwähnt, dass uns dieser See, überhaupt nicht beeindruckt hat! An den meisten Tagen war ja sein gegenüberliegendes Ufer (3km entfernt) durch den Nebel (oder Smog?) nicht Mal sichtbar. Für unseren Geschmack hat der kleinste See in der Schweiz mehr natürliche Schönheit, aber die Chinesen würden dort wahrscheinlich all die dazugebauten Attraktionen vermissen, vor denen sie sich ablichten lassen möchten. Andere Kulturen, anderer Geschmack!

 

Mit dem Wetter hatten wir Glück. Im Süden war’s vor 4 Wochen noch fast tropisch warm gewesen und hier, fast 1'000 km nördlich, genossen wir nun mit Tagestemperaturen zwischen 17-25°C Grad einen ungewöhnlich warmen trockenen Herbst. Überflüssigerweise stellten aber einige Läden am 1. November, wohl aus Prinzip, von „kühlen“ auf „heizen“ um.

 

Hier war nun also unsere China Reise zu ende und nun haben wir eine Ahnung davon, was die Regierung meint, wenn sie von der „moderne Interpretation von Kommunismus/Marxismus/Leninismus und Maoismus“ sprechen. Diese drei  Herren würden wohl die heutige Regierung wegen Misbrauchs ihres Namens verklagen, wenn sie könnten. In unseren Augen handelt es sich hierbei um die reinste Form des Kapitalismus, eingebettet in eine hochmoderne Glitzerwelt, die den Westen schon überholt hat.

 

Diese „moderne Interpretation von Kommunismus... “ führte dazu, dass heute die Stadtbevölkerung ein Mehrfaches von dem verdient, was die Leute auf dem Land erhalten und dass (bisher) nur die Stadtbevölkerung in den Genuss von Sozialversicherung und unentgeltlicher Krankenpflege kommt.

 

Obwohl die „1 Kind Politik“ die nun seit 25 Jahren in Kraft ist, recht erfolgreich war um die Bevölkerungs-Explosion massiv einzudämmen, hat sie auch zu neuen Problemen geführt. Sie hat eine verwöhnte egoistische Generation hervorgebracht und weil sich die meisten Familien einen Stammhalter wünschen (beim 1. Ultraschall), gibt es heut auf 112 Jungen bloss 100 Mädchen.

Als nächstes Problem zeichnet sich die Überalterung der Bevölkerung ab und da es auf dem Land, wo 58% der Bevölkerung wohnen, keine Rente und noch fast keine Altenheime gibt, müssen bald zwei junge Menschen für vier betagte Eltern sorgen. Neuerdings spricht man davon die „1 Kind Politik“ abzuschwächen, da es in der Zwischenzeit auch Paare gibt, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden.

 

Die „moderne Interpretation von Kommunismus... “ liess auch zu, dass das Land mit westlichen Luxusmarken für Kleider, Taschen, Schuhen, Uhren und Parfüms überschwemmt wird. Dass bereits Carrefour (F), Walmart (US) und Tesco (UK) zu den grössten Ladenketten China’s gehören. Dass McDonalds jährlich 100 neue Filialen eröffnet und dabei neidisch auf KfC (Kentucky fried Chicken) schaut, welcher gar täglich irgendwo noch eine neue Filiale in Betrieb nimmt und Starbucks Kaffee die gerade bekannt gegeben haben, dass sie hier in den nächsten Jahren ein paar tausend zusätzliche Filialen zu eröffnen planen.

 

Die „moderne Interpretation von Kommunismus... “ hat der Wirtschaft geholfen, dass ihr Wachstum in den letzten 25 Jahren durchschnittlich 10% pro Jahr betrug und im Jahr 2005 etwa 6’000 USD pro Kopf entsprach. Dass China’s Fremdwährungs-Reserven im Nov. 2006 die Schwelle von 1 Trillion USD überschritten, was mittlerweile die weltweit grössten sind. Auch der Handels-Bilanz-Überschuss hat im Okt. 2006 eine neue Rekordmarke überschritten.

All dies hat auch dem Volk geholfen mehr Wohlstand zu erreichen. Selbst Arbeiter am untersten Ende der Lohnskala hatten während der letzten Jahre bis zu 25% mehr in der Lohntüte jedes Jahr, wie wir in der „Bangkok Post“ gelesen haben. Die chinesischen Medien berichteten zwar, dass der momentane durchschnittliche Lohnanstieg etwa 11% pro Jahr betrage und dies ohne nennenswerte Inflation. Gemäss Weltbank konnte in den letzten drei Jahren die Zahl derjenigen, die unter der Armutsgrenze leben mussten, um 70 Mio. Menschen reduziert werden. Trotzdem gibt es immer noch viele Arme in China, vor allem in den ländlichen Gebieten dieses 9.5 Mio.km² grossen Landes.

In 2005 zählte man in China schon 320'000 USD-Millionäre. Dieses ¼ Promille der 1,3 Milliarden Einwohner besitzt 80% des Privatvermögens Chinas.

 

Die „moderne Interpretation von Kommunismus... “ lässt es auch zu, dass Immobilienhändler für die neu gebauten himmelhohen Luxus-Wohnungen mit solchen Werbe-Slogans um betuchte Kundschaft werben: „hier entsteht - die neue Welt von Reichtum und Vermögen“, „- Lebensstil für die neue Elite“ usw.

Sogar Leute die sich solchen Luxus leisten können, haben hier nicht unbedingt einen eigenen Wagen. Dies steht in starkem Kontrast zu anderen aufstrebenden Nationen in Asien, wo wir oft brandneue Merzedes neben einer primitiven Bambushütte stehen sahen. Trotzdem werden hier jeden Monat fast ½ Mio. neuer Autos in den Verkehr gesetzt.

 

Wir haben noch nie ein Land mit so vielen riesigen Werbeflächen gesehen. Zudem gab es über den Regalen im Supermarkt und überall dort wo Menschen warten müssen, z.B. am Bushalt oder vor einem Aufzug, Flachbildschirme die einem dauernd Werbung an den Kopf warfen.

 

Die Regierung arbeitet hart daran alle Neubauten nach den neuesten Sicherheits- und Umwelt-Standards zu erstellen, und sie schafft es immer mehr zu recyclieren und umweltfreundlichere Technologien einzuführen. Die Bevölkerung wird über’s Fernsehen regelrecht mit grünen Parolen bombardiert.

Auf der anderen Seite liegen sich die Provinzregierung mit der Zentralregierung dauernd in den Haaren, da erstere fortwährend versuchen mehr Zeit einzuhandeln bis sie ihre alten dreckschleudern und unsicheren Betriebe auf den neuesten Stand der Technik bringen. In der Zwischenzeit berichten die Medien wöchentlich von Minenunfällen oder über Vergiftung von Flüssen, Trinkwasser, des Bodens oder der Luft, aber auch über Verletzung von ethnischen Praktiken, Urherberrechts-Bestimmungen und viel Korruption.

 

Mit etwas Abstand sieht es aus, als ob ganz China nach einem Masterplan neu gebaut würde. Zumindest wo wir diesmal waren, aber vermutlich trifft es auf das ganze Land zu. Die verschiedenen Städte und Provinzen machen einander richtig gehend Konkurrenz wer es schafft die aussergewöhnlichste Stadt zu bauen. Shanghai zielt sicherlich darauf ab Hong Kong nicht nur als China’s modernste Metropole, sondern auch als Handels- und Finanz-Zentrum abzulösen.

Oberflächlich gesehen, ist Shanghai mit seiner modernen Bausubstanz Hong Kong schon deutlich voraus. An der Basis arbeitet man momentan hart daran, Vertrauen zu gewinnen, die Gesetze anzupassen und weitere Handelbeziehungen aufzubauen.

 

Trotz all diesen beeindruckenden Zahlen, darf man auf der anderen Seite aber auch nicht übersehen, dass China im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern, wie z.B. Thailand, immer noch ein armes Land ist, vor allem wenn man den Reichtum auf die 1,3 Milliarden Einwohner aufteilen würde.

 

China hat noch einen langen Weg vor sich, auch wenn seine Oberfläche schillert und inzwischen viel westlicher erscheint als diejenige vieler westlicher Länder. Solange das Land nicht von einer Rezession getroffen wird, haben die „Kommunisten“ eine gute Chance in dem von ihnen geformten Sattel zu bleiben. Falls das Land diese astronomischen Wachstumsraten in den nächsten 10-20 Jahren beibehalten kann, ist es für uns alle wohl von Vorteil, wenn wir langsam anfangen chinesisch zu lernen. Eins, zwei drei heisst etwa: ii, ah, sän

 

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Mehr über Thailand: Kapitel 8 (Hauptbericht), Kapitel 13, Kapitel 17, Kapitel 34

Thailand: nach dem Militärputsch 2006

Am 12. November 2006 verliessen wir China mit einem Flug der Bangkok Air, welcher uns von Hangzhou nach Thailands Hauptstadt Bangkok brachte. Diese Fluggesellschaft ist normalerweise recht gut mit westlichen Touristen ausgebucht, aber auf den Flügen von und nach China sieht dies anders aus. In unserem Flug waren nur noch zwei weitere Europäer mit dabei, dazu ein paar Thailänder, aber etwa 80% unserer Mitpassagiere waren chinesische Touristen auf dem Weg nach Thailand. So kriegten wir einen letzten Eindruck von diesem sich schnell wandelnden Land. Da auch die Airline weiss, dass die modernen Chinesen westliche Speisen bevorzugen, wurden alle Passagiere mit einem Croissant-Frühstück bedient, es wurde nicht einmal ein asiatisches Frühstück zur Auswahl angeboten.

 

In Bangkok nahmen wir den Anschlussflug nach Koh Samui, wo wir noch die letzte Fähre nach Koh Phangan erwischten. Davon, dass in Thailand vor 2 Monaten ein Militärputsch stattgefunden hatte, hat man auf dieser Ferieninsel weder etwas gespürt noch gesehen. Die vielen burmesischen Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter, oft illegale Immigranten, schienen noch emsiger als zuvor damit beschäftigt zu sein, neue Hotels und Bungalows oder Geschäfte zu bauen.

Wenn wir all diesen chaotischen unkontrollierten Wachstum sehen, ist es für uns klar, dass das chinesische Modell, wo der Tourismus zwar noch schneller wächst, aber vom Staat  zuerst die notwenige Infrastruktur, wie Wasser und Stromversorgung, Strassen erstellt und Platz für Fussgänger geschaffen wird, besser ist. Solange Schmiergeld akzeptiert wird, hat Zonenplanung und Koordination anscheinend überhaupt keine Chance in Thailand... Mehr zu Thailand's Badeinseln: Kapitel 8 (Hauptbericht), Kapitel 13, Kapitel 17

 


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