Reisetagebuch Kapitel 14
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Reisetagebuch Kapitel 14 [Juli 2006 - September 2006] als PDF
(Südafrika (westen) und Namibia im Mietwagen auf eigene Faust)

Südafrika 1
Namibia Südafrika 2 Top
Fotos: Südafrika

Südafrika: ein Land im Umbruch, hoffentlich in die gute Richtung

Am 20. Juli bestiegen wir ein Flugzeug der malaysischen Fluggesellschaft, welches uns von Singapur nach Kapstadt brachte. Bei der Zwischenlandung in Kuala Lumpur füllte sich der Jumbojet zu 80% mit Jugendlichen aus Südafrika. Viele kamen von einem Jugendchor-Wettbewerb in China zurück und andere von einem Schüleraustausch von Japan. Bei jeder Gelegenheit stimmte ein Chor wieder ein Lied an, zuerst im Flughafen und dann nochmals im Flugzeug, womit sie alle anderen mit ihren wunderbaren Stimmen beeindruckten. Jeder Chor hatte Mitglieder der verschiedensten Rassen, was ein netter Vorgeschmack auf das neue Südafrika war, welches es schlussendlich doch geschafft hat, das wahnsinnige System der Apartheid loszuwerden. Erst vor 16 Jahren, am 11. Februar 1990 war Nelson Mandela, der wohl berühmteste politische Gefangene des Landes, nach 27 Jahren Haft endlich entlassen worden.

 

Gerade in dieser Woche feierte er seinen 88. Geburtstag und er ist noch immer der Nationalheld der von allen geliebt wird; den Schwarzen, Weissen, Asiaten und Farbigen, bzw. was man hier "coloureds" nennt . Als Coloureds werden diejenigen Menschen bezeichnet, die nicht eindeutig einer Rasse zugeteilt werden können. Es sind auch hellhäutige "schwarze" Rassen oder Nachkommen von Paaren unterschiedlicher Rassen gemeint. Die Buren nannten sie sogar Basters.  

 

Auch wenn das System der Apartheid offiziell "nur" für etwa 43 Jahre Gesetz war, muss es deutlich mehr als 100 Jahre Teil des südafrikanischen Lebens gewesen sein. Im Geschichtsbuch steht zu lesen, dass im Jahr 1893 Mahatma Gandhi, damals als junger Anwalt, wegen seiner Rasse aus dem erstklass Abteil eines südafrikanischen Zuges verwiesen worden sei. Dieses Erlebnis veranlasste ihn über 20 Jahre im Land zu bleiben und obwohl er mehrmals ins Gefängnis gesteckt worden war, kämpfte er unermüdlich aber gewaltlos gegen die Rassendiskriminierung weiter, bevor er schlussendlich nach Indien zurück kehrte, wo er später als Präsident in die Geschichte einging.

 

Es war im Jahr 1487, als portugiesische Seefahrer als erste Europäer die Südspitze Afrikas sahen. Die ersten weissen Siedler trafen aber erst um 1650 in der Nähe von Kapstadt ein. Die meisten kamen aus den Niederlanden, aber auch einige aus Deutschland und Frankreich. Zuerst zogen sie wie Nomaden mit ihrem Vieh herum und nannten sich Buren. Sie waren davon überzeugt, dass Gott sie auserkoren hatte, ihre schwarzen "Nachbarn" zu zivilisieren und ihnen "Erlösung" und das Licht zu bringen. Sie erachteten es auch als ihre Pflicht, die Reinheit der überlegenen weissen Rasse im gelobten Land zu erhalten und sich zu vermehren. Auf den Farmen der Buren arbeiteten Sklaven die man aus Indonesien und Madagaskar geholt hatte.

 

Anfang des 18. Jahrhunderts trafen immer mehr Einwanderer aus England ein und beherrschten bald Politik, Handel und Wirtschaft. Dies bedrängte bald die weniger gebildeten Buren und es kam zu Spannungen, erst recht als die Briten 1833 die Sklaverei abschafften! Dies erachteten die Buren als einen Verstoss gegen die gottgegebene Ordnung der Rassen. Demzufolge zogen viele Buren in verschiedene Richtungen ins Landesinnere ab. Auf der Suche nach grünem fruchtbarem Land, schossen sie sich den Weg frei durch die Einheimischen die ihnen im Weg standen. Mehrmals kam es zu Kriegen zwischen den Engländern, den Buren und den Schwarzen. Erst im Jahr 1902 wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet, welcher den Briten nun die Souveränität zusprach.

Das Wahlrecht blieb immer noch ausschliesslich den Weissen vorbehalten und 1913 wurde im "Natives' Land Act" 8% der südafrikanischen Landmasse von 1,22 mio. km²  den schwarzen Stämmen zugeteilt, wogegen die 20% Weissen 90% des (besseren) Landes für sich beanspruchten. Tausende von Schwarzen wurden zwangsweise umgesiedelt und von den Farmen verwiesen. Man pferchte Schwarze und Coloureds in immer enger und ärmer werdende Homelands (Reservate) oder ausserhalb der weissen Wohngebiete in sogenannte "Township's" zusammen. In dieser Zeit wurde der ANC, der afrikanische National Kongress gegründet um die rechtlosen Schwarzen-Stämme zu vereinigen und langsam begann sich eine Opposition zu bilden.

 

Im Vorfeld zu den Wahlen 1948, warb die Nationalpartei unter dem Vorwand das Land vor Kommunismus und Atheismus bewahren zu wollen, für ihre Politik der Apartheid und wurde damit prompt gewählt. Nachdem sie eigentlich schon lange zum Leben gehörte, wurde Apartheid nun auch noch institutionalisiert. Sex oder Ehen zwischen Personen verschiedener Rassen wurden als gesetzeswidrig erklärt, selbst bestehende. Also auch Beziehungen zwischen Asiaten und 'Coloureds' d.h. halbblütigen, waren nun tabu. Separate, nach Rassen getrennte Busse, Spitäler, Schulen und sogar Parkbänke wurden eingeführt.

 

Um die Überlegenheit der Weissen zu sichern, erhielten diese eine deutlich bessere Ausbildung als die 'Coloureds' und deren Ausbildung war noch besser als diejenige der Schwarzen, welche kaum richtig lesen und schreiben lernten. Nun drückten sich die Proteste der Schwarzen langsam mit Gewalt aus und der bisher friedliche ANC entschied sich nach einem Massaker der Polizei auch für bewaffneten Zellen. Nachdem die Auseinandersetzungen immer blutiger wurden, begann die internationale Gemeinschaft die südafrikanische Regierung langsam unter Druck zu setzen. 1961 spaltete sich die Regierung vom britischen Commonwealth ab und rief die Republik von Südafrika (RSA) aus. Dies änderte aber nicht viel am System und die ANC Vision eines demokratischen Staates in dem alle Rassen gleichberechtigt zusammen leben, blieb nur das: eine Vision!

Schlimmer noch: 1962 wurde der ANC und andere unerwünschte Organisationen verboten und viele deren Führer, auch Nelson Mandela, zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

In den 60-er und 70-er Jahren wurde die Apartheid noch strikter durchgesetzt und das Land endete im Bürgerkrieg. Wir wollen lieber gar nicht von allen Greueltaten wissen, aber es war sicher für alle Südafrikaner eine harte Zeit. Obwohl viele Weisse realisierten, dass der Bürgerkrieg gegen die schwarze Mehrheit nicht gewonnen werden kann, waren sie nicht bereit, klein beizugeben und zogen diesen politischen Reformen vor. Viele aus der Oberschicht und von den besser gebildeten Weissen, verliessen das Land in Massen um ihre Familien und ihr Geld in Sicherheit zu bringen. In der RSA schritt die Polizei und die Armee immer häufiger und immer brutaler gegen die eigene Bevölkerung ein und zur selben Zeit griff das Militär auch Angola, Mocambique, Botswana und Lesotho an um gegen Kommunismus, Atheismus und schwarze Anarchie anzukämpfen, wie sie es nannten.

 

Der internationals Druck wurde immer nachhaltiger und langsam zeigten Sanktionen ihre Wirkung, was die Währung (Rand) zerfallen liess. 1985 rief die südafrikanische Regierung den Notstand aus, welcher ganze 5 Jahre in Kraft blieb! Die Medien waren zensuriert und im Jahr 1988 sassen 30'000 Personen ohne Gerichtsverfahren in Haft und tausende wurden gefoltert oder getötet. Erst 1990 leitete ein neuer Präsident; Frans De Klerk, den Wandel ein. Er schuf die Diskriminierungs-Gesetze ab, legalisierte den ANC und andere Parteien wieder und setzte Nelson Mandela, sowie viele andere auf freien Fuss. Nach monatelangen Verhandlungen stimmte die weisse Minderheit den Änderungen zu und damit auch der Machtübergabe an die schwarze Mehrheit. Eine neue Verfassung wurde zwischen allen Rassen ausgearbeitet und nach den Wahlen 1994, bei denen der ANC 63% der Stimmen für sich verbuchen konnte, wurde Nelson Mandela zum heldenhaften Präsidenten. Eine Nation von 45 Mio. bewunderte wie demütig und vergebend er die verschiedenen Menschen zusammen führen konnte und alle Südafrikaner davon überzeugte, einander zu vergeben und ein neues Leben miteinander zu beginnen. Einige Weisse gaben uns gegenüber unumwunden zu, dass sie zu dieser Zeit Angst vor den Schwarzen hatten. Sie fürchteten, dass man sie aus Rache zu tausenden abschlachten würde aber alle blieben friedlich.

Auch die Weissen bewunderten, dass Nelson Mandela nach 27 Jahren im Gefängnis überhaupt keinen Hass hatte.

Natürlich liebten sich die verschiedenen Rassen nicht von einem Tag auf den anderen und der Graben zwischen der armen, vorwiegend schwarzen Bevölkerung und den wohlhabenden, vorwiegend Weissen, ist auch heute noch sehr gross.

Elf verschiedene Sprachen sind offiziell registriert und es gibt auch immer Mal wieder Spannungen zwischen den verschiedenen schwarzen Völkern, wie z.B den Zulu und Xhosa.

Kriminalität scheint ein grosses Problem zu sein, obwohl man sagt, dass die Stimmung im Land nun  viel entspannter und optimistischer sei, als vor einem Jahrzehnt.

 

Für uns hingegen, war der erste Eindruck von Kapstadt recht grimmig und kalt und dies nicht nur weil hier Winter war. Am Wochenende konnten wir kaum glauben, wie leer und tod diese Stadt war. Alles war geschlossen und niemand spazierte in den Strassen herum. Vor die meisten Schaufenster hatte man Gitter montiert und es sah so aus, als wäre die ganze Stadt ein Gefängnis. Nur ein paar Sicherheitsbeamte und einige dubiose Typen standen herum. Welch ein Kontrast zum Menschengewühl in Singapur.

 

Fast jedes Gebäude in Kapstadt war 'dekoriert' mit einem Schild einer privaten Sicherheitsfirma, welche dieses überwachte und jedem Eindringling eine "bewaffnete Antwort" versprach. Viele Gärten und Innenhöfe oder niedrige Dächer waren mit Stacheldraht oder gar elektrischen Zäunen gesichert. Ironischerweise sogar das Gebäude der staatlichen Verbrechens-Bekämpfung.

 

Wir logierten in einer Backpacker's Herberge an der Longstreet. Am Eingang gab es eine Eisengittertür, genau so wie im Knast und zudem wurden wir noch von einem Nachtwächter bewacht. Zumindest wurde uns versichert, dass es an der Longstreet dank den vielen Sicherheits-Beamten ungefährlich sei. Dort gab es viele Restaurants, Bars und Unterkünfte für Touristen. Jede Nacht, wenn wir das beruhigende Einschnappen des Gittertores hinter uns hörten, sagten wir als Witz:"wieder in der Sicherheit unseres Gefängnisses, wo jeder Insasse einen Schlüssel hat".

 

Am Samstagnachmittag spazierten wir hinunter zur Wasser-Front, einem grossen umzäunten Gebiet am Hafen. Dort gab es Einkaufszentren, Boulevards, Restaurants und ein riesiges Unterhaltungsangebot, sowohl draussen, als auch drinnen. Man sah direkt zum kommerziellen Hafen und die Atmosphäre war angenehm blebt, wenn auch etwas touristisch. Am Nachmittag waren die Lokale voll mit Einheimischen, von denen etwa ¾ zur neuen Mittelklasse aus 'Coloureds' und Schwarzen gehörte. Die meisten waren mit ihren Freunden unterwegs, welche fast immer derselben Rasse angehörten. Ausnahmsweise sahen wir aber auch gemischte Gruppen. Nach dem Abendessen nahmen wir ein Taxi zurück, da es anscheinend nicht sicher sei zu Fuss von der sicheren Waterfront an die sichere Langstrasse zu gehen.

 

Das Wetter war oft lausig mit Nieselregen und dickem Nebel über dem nahen Tafelberg und es hatte bloss ~14°C. Da am Sonntag fast alle Geschäfte und Restaurants geschlossen hatten, schätzten wir es doppelt, dass unser Backpacker's Hostel mit seinen Gästen Erbarmen hatte und für alle gratis kochte. Dies war auch eine optimale Gelegenheit von anderen Reisenden zu hören, wie es hier so läuft.

 

Am Montag schlussendlich, hatte wieder alles auf und Leben kehrte in die Stadt zurück. Wir wissen nicht mehr so genau, was wir eigentlich erwartet hatten, aber Kapstadt sah so total westlich aus, nur dass die Bevölkerung vorwieged aus (westlich gekleideten) Schwarzen und 'Coloureds' bestand. Keine Exotik,keine speziellen Speisen oder Märkte, höchstens noch afrikanische Souvenirs. Dies war nun die arbeitende Bevölkerung und einigen schien es recht gut zu gehen. Dass Sicherheit ein Thema ist, sah man an jeder Ecke: Sicherheitsbeamte, vergitterte Schaufenster und Türen aus Eisenstäben an vielen Geschäften. Um eingelassen zu werden, musste man dort klingeln und erst wenn das Personal unser Gesicht als vertauenswürdig erachtete, wurden wir gnädigst herein gelassen. Die meisten kleinen Geschäfte waren so gesichert, (selbst occasions Buchläden) grössere eher nicht.

 

Als wir kurz vor Ladenschluss bei einem Gebrauchtwarenhändler ein occasions Fernglas erstanden, kriegten wir mit, dass in diesem Geschäft während der Nacht nicht nur alle Schaufenster und Türen mit zuziehbaren "Eisenvorhängen" geschützt wurden, sondern, dass zusätzlich noch die meisten der gebrauchten Elektronikartikel aus den Regalen in den Tresor geräumt werden mussten, was ihnen die Versicherungsgesellschaft vorschrieb!

 

Nach all dem was wir hier gesehen hatten, konnten wir nicht glauben, dass Kapstadt anscheinend als die sicherste Stadt Afrikas gelten soll. Alle die vorher in Johannesburg waren, versicherten uns jedoch, dass es dort um ein Vielfaches schlimmer sei. Die hohe Verbrechensrate ist vermutlich auch eine direkte Konsequenz aus den Fehlern der Vergangenheit. Hier in Kapstadt leben auch heute 20% der 2,5 Mio. Einwohner in endlosen Slums am Stadtrand und bis vor kurzem hatten die 10 Mio. ärmsten des Landes weder Elektrizität noch fliessend Wasser und Plumpsklo's in ihrer Nähe, wie dies jetzt der Fall ist.

 

Nun mieteten wir uns ein Auto; ein in Südafrika hergesteller VW Chico, welcher eigentlich ein altes Golf Modell ist. Es war ein Basismodell und hatte keinerlei Luxuszubehör, dafür gab es Sicherheitsvorkehrungen wie einen abschliessbaren Schalthebel. Es wurde uns eingeprägt, das Handschuh-Fach jeden Abend auszuräumen und offen zu lassen. Es wurde uns auch empfohlen im Stadtverkehr die Türen während des Fahrens zu verriegeln und nachts alles auszuräumen, da afrikanische Diebe selbst schmutzige Socken stehlen würden.

 

Nach 6 Tagen verliessen wir Kapstadt um etwas vom Land zu erkunden. Entlang der Halbinsel, an deren Südspitze das Kap der guten Hoffnung liegt, gab es viele schöne Strände und Küstenorte. Die Fahrt über den "Chapmans peak" hoch über den dramatischn Klippen, faszinierte uns sehr. Später kamen wir an die wunderschöne "Boulders Beach", wo wir eine Kolonie afrikanischer Pinguine beobachten konnten. Die Nationalpark-Verwaltung hatte lange Holzstege gebaut und verlangte Eintritt, aber so konnten wir die Pinguine und ihre schon fast ausgewachsenen Jungen ganz aus der Nähe beobachten, ohne sie allzu stark zu stören.

 

Auf unserer Weiterfahrt, zuerst entlang des Meeres, dann inland, kamen wir durch mehrere kleinere Dörfer, welche bei weitem nicht mehr so eingezäunt und gesichert aussahen wie die Stadt. Auf einmal sahen wir Zebras auf einer Wiese und als typische Touristen hielten wir sofort an und liefen hinüber. Weiter weg bemerkten wir nun auch noch andere Tiere: ein paar wunderschöne Oryx Gazellen, welche die Südafrikaner "Gemsbok" nennen, die aber nicht im geringsten einem schweizer Gemsbock gleichen. Diese hier waren sehr gross und hatten lange gerade Hörner. Es gab auch Gnus, welche hier "Blue Wildebeest" genannt werden und ein paar zierliche Springböcke mit wunderschöner dunkel- und hellbrauner, sowie weisser Zeichnung auf dem Fell. Mittendrin vergnügte sich sogar noch ein Straussenpaar beim vögeln.

Wir waren absolut begeistert vom Anblick dieser ersten afrikanischen Tiere, auch wenn es uns klar war, dass diese hier auf einer Farm gehalten wurden. Andererseits aber sah es hier überhaupt nicht afrikanisch aus und fühlte sich auch nicht afrikanisch an - eher australisch.

 

Etwas später fanden wir in Franschhoek eine Unterkunft, wo wir uns für drei Tage einnisteten. Etwa um das Jahr 1688 war das Dorf von französischen Hugenotten (Calvinisten) gegeründet worden. Sie siedelten hierher um der Verfolgung durch die katholischen Religionswächter in Frankreich zu entgehen. Wir sind uns nicht sicher, ob es ihnen zu verdanken ist, aber auswärts essen ist eine der positivsten Überraschungen Südafrikas! Die Qualität der Speisen, wie kreativ sie sind und wie schön sie präsentiert werden, war durchs Band herausragend. Dazu waren die Preise eher bescheiden mit etwa 150 Rand (Euro 16) für eine drei-gängige Gourmet Mahlzeit und oft waren die Portionen recht grosszügig. Dies war das erste englisch beeinflusste Land das wir besuchten, wo "fast food" nicht dominant war. Selbst gewöhnliche Sandwiches wurden sehr häufig als Gourmet-delight angerichtet und oft konnten wir sogar unter verschiedenen krustigen Brotsorten auswählen. Auch ein kleiner Imbis war normalerweise mit einem grosszügigen Salat serviert worden, welcher dann meist Feta oder anderen Käse enthielt. Weil Eingeklemmte so gross waren, haben wir angefangen uns jeweils eines zu teilen, was - wenn wir dies der Bedienung gesagt hatten, dann oft auch gleich auf zwei Tellern serviert wurde und beide sahen voll aus...

Einmal bestellte Heinz "egg Benedict" in einem Kettenrestaurant. Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als er gefragt wurde:" wie hätten sie ihre Eier gern, Sir? flüssig, mittel oder hart gekocht?"

 

Franschhoek war der kulinarische Hauptort Südafrikas und weitherum bekannt für gutes Essen und guten Wein. Einhundert Spitzenköche verwöhnten ihre Gäste hier in 40 verschiedenen Gourmet-Tempeln, welche die Strasse dieses kleinen Dorfes säumten. Fast alle Strassen und Hotels hatten französische Namen, aber die Architektur entsprach vorherrschend dem "Cape Dutch" Stil, dem traditionellen alten holländischen Stil mit Strohdächern. Kaum ein Grundstück hatte hohe Zäune und die Geschäfte hatten keine vergitterten Türen. Die Atmosphäre war entspannt und angenehm. Der Ort war von Bergen und Reben umgeben und alle Leute, egal welcher Rasse, schienen einander zu kennen. Kein Wunder, dass hier viele wohlhabende Leute, sowohl Südafrikaner als auch Ausländer, ein Ferienhaus besassen und Immobilienmakler schrieben die Preise der angebotenen Liegenschaften gleich in fünf verschiedenen Währungen an: Rand, britischen Pfund, Euro, US Dollar und schweizer Franken!

 

Von hier ging unsere Fahrt weiter nordwärts Richtung Namibia. Die hügelige Landschaft mit ihren grossen Kornfeldern, den Schafs- und Milchbauern, erinnerten uns so stark an Neuseeland oder Australien, wir konnten es immer noch nicht glauben, dass dies Afrika ist.

Doch ab und zu, wenn wir wieder durch ein Dorf kamen, bekamen wir einen Eindruck wie die Leute auf dem Land leben und diese waren nun doch ganz anders: Viele besassen nur ein kleines einfaches Backsteinhaus, aber diese waren schon deutlich solider, als die in den Ghetto-Siedlungen am Rande der Stadt. Trotzdem boten auch diese Hüttchen nicht viel Privatsphäre, da sie sehr nahe beieinander gebaut waren und oft nur aus einem einzigen Raum bestanden wo die ganze Familie kocht, lebt und schläft.

Eine Ansammlung solch kleiner Häuser sah man am Rande eines jeden Dorfes. Während der Zeit der Apartheid waren diese sogenannten "Hometowns" von der weissen Regierung für die Farbigen gebaut worden. Die Mitel- und Oberklasse lebte in einem anderen Teil des Ortes, da wo sich auch die Geschäfte, Büros und Restaurants befanden und dort sahen die Häuser fast genauso aus wie in Europa.

 

Später kamen wir in ein Gebiet wo vorwiegend Zitrusfrüchte angebaut wurden. In Clanwilliam übernachteten wir in einem  luxuriösen 60m² grossen Gästezimmer, welches wohl vier Mal grösser war, als die kleinsten "Zündholzschachtel-Häuser" der Einheimischen. Obwohl dieses Haus nur etwas ausserhalb der Ortschaft lag, die als absolut sicher galt, war es befestigt wie wir es noch nie gesehen hatten. Die Besitzerin sagte uns, dass sie das Haus so gekauft hätte und es für sie ebnfalls unverständlich sei, weshalb der Vorbesitzer so viel Geld und Aufwand in die Sicherheit investiert hatte.

 

Hier hatte sich die Landschaft nun verändert. Sie war nun nicht mehr grün und fruchtbar, sondern trocken und felsig, mit vielen kleinen Büschen. Wir waren immer noch innerhalb des 100 km breiten Küstengürtels, wo normalerweise während der Wintermonate viel Regen fällt. Wir hörten, dass es im Sommer von Nov.-März regelmässig bis 45°C heiss werde, aber jetzt war es gerade nass und kalt. Das Schöne daran war, dass sich dank dieses Regens eine unglaubliche Vielfalt an Frühlingsblumen entwickelte. Ihr Schönheit wirkt für diese Gegend jährlich als wahres Touristenmagnet und wir Glückspilze kamen gerade jetzt wo die Blumen schon oben waren, die Preise aber noch nicht, da alle glauben, dass die Knospen genau auf den 1. August aufgehen.

 

Als nächstes übernachteten wir in Kamieskroon, einem kleinen Dorf mit unasphaltierten Strassen, wo wir die nette kleine Frühstückspension "Gousblom" fanden. Hier gab es nicht einmal einen Zimmerschlüssel, bloss einen für den Haupteingang, welcher eh nur nachts geschlossen wurde. Die Frau sagte uns: "Hier ist es nicht 100% sicher - hier ist es 110% sicher!" Da es in Kamieskroon nur ein paar Kaffeestuben, aber kein Restaurant gab, wurden die Gäste jeden Abend mit leckerer Hausmannskost verwöhnt. Hier sassen dann alle Gäste zusammen und kamen miteinander ins Gespräch und einige vergassen schlichtweg, dass sie normalerweise um 10 zu Bett gehen.

 

Die Nächte waren sehr kalt, aber da es nur so kalt wurde wie im Kühlschrank und nicht wie in der Tiefkühltruhe, glauben alle Südafrikaner, dass eine Heizung unnötiger Luxus sei. Wie schon am letzten Ort, warteten wir auch hier wieder einen Regentag ab, aber nachdem wir die Grenze nach Namibia, keine 200 km weiter nördlich überschritten hatten, sahen wir nie wieder eine Wolke bis wir hierher zurück kamen! direkt zum zweiten Teil unserer Südafrika Reise

 

Südafrika 1
Namibia
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Fotos: Namibia - Etosha National Park

Namibia: faszinierende Nationalparks, deprimierende Kriminalität & himmlische Torten


Wegen seiner kargen unwirtlichen Küstenlandschaft war
Namibia von den Seefahrernationen bis vor nicht allzulanger Zeit in Ruhe gelassen worden und dies obwohl die Küste schon 1486 von Portugiesen gesichtet worden war. Die ersten weissen Sieder waren - wen wunderts? - Missionare. Sie trafen anfangs des 19 Jahrhundert aus verschiedenen Ecken ein. Schon vor 1878 beanspruchten die Engländer erste Gebiete um Walfis Bay, welches heute im Zentrum der namibischen Küste liegt. Fünf Jahre später überzeugte Adolf Lüderitz, ein deutscher Abenteurer seine Regierung, das Land, welches er von einem einheimischen Häuptling erworben hatte, unter ihren Schutz zu stellen. Zwei Jahre später hatte Lüderitz fast die ganze heutige Küstenlinie aufgekauft für etwa £ 500 und 60 Gewehre. Auf sein Drängen hin, waren all seine Ländereien zusammen mit einem riesigen Gebiet, welches die deutsche Regierung weiter inland von den Einheimischen enteignet hatte, unter deutsche "Schutzherrschaft" gestellt worden.

Dieses "Land" wurde daraufhin deutsch Südwest Afrika (SWA) genannt. Nach 1892 siedelten viele Deutsche hierher über und später arbeitete man zusammen mit den Engländern und Portugiesen, welche bereits angrenzende Gebiete besetzten, die definitive Grenzlinie des heute 824'269 km² grossen deutschen Kolonialgebietes aus. Die verschiedenen einheimischen Volksgruppen, welche bisher eher verfeindet gewesen waren, schlossen sich 1904 zu einer Allianz gegen die Kolonialmacht zusammen. Im darauffolgenden Krieg eliminierten die "Schutztruppen" 75% der damaligen Herero Bewohner und später besiegten sie auch noch die letzten übrig gebliebenen Guerilla-Kämpfer. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Deutschland gezwungen all seine Kolonialansprüche abzutreten und Südafrika wurde das Mandat übertragen, das Land zu verwalten. Dieses Mandat wurde nach dem zweiten Weltkrieg erneuert, aber die südafrikanische Regierung war eigentlich mehr daran interessiert, sich SWA als zusätzliche Provinz einzuverleiben. Sie ignorierte die Bedingungen des Mandates, änderte die Verfassung und führte auch dort die Apartheid ein. 

Die Vereinten Nationen drängten Südafrika für mehr als 40 Jahre sich aus SWA zurück zu ziehen, aber erst 1990 wurde das Land in die Unabhängigkeit entlassen.

Nachdem wir nun die Grenze nach Namibia, wie sich das Land seither nennt, hinter uns hatten, waren wir überrascht wie plötzlich sich die Landschaft änderte; alles war viel trockener hier.

 

Viele einheimische Bevölkerungsgruppen waren von dunklerer Hautfarbe, aber andere, wie z.B. die Nama's waren eher hellbraun - einige nannten sie sogar "gelbe Leute". Unter den 1,8 Mio Einwohnern gab es 5 grössere ethnische Gruppen mit Untergruppen und dazu 100'000 Weisse die hauptsächlich deutsch- oder afrikaans-stämmig sind.

 

Unsere erste Nacht verbrachten wir im kleinen Dorf Grünau. Obwohl hier nur ein paar hundert Menschen leben, war jedes Haus stark umzäunt. Der Wachtmann unserer Unterkunft öffnete das hohe Tor und liess uns in den Hof fahren. Ein drei Meter hoher elektrischer Zaun umgab den Hof und das Motel, welches trotzdem noch Gitterstäbe vor den Fenstern hatte.

 

Am nächsten Tag fuhren wir für die meiste Zeit auf einer Schotterpiste - die erste von vielen die noch kommen sollten. Die Landschaft war hügelig und übersäät mit roten Felsen, dazwischen stand trockenes goldenes Gras. Die Arbeiter die an der paralell zur Strasse führenden Eisenbahnlinie arbeiteten, winkten uns alle freundlich zu. Und dies, obwohl sie nach unserer Durchfahrt - je nach Windrichtung - von einer Staubwolke eingehüllt wurden.

 

Die erste Attraktion die wir zu sehen bekamen, war der Fish River Canyon; eine tiefe Schlucht die der Fluss in eine Ebene gefressen hatte. Der Fluss windet sich endlos und ein klein wenig Wasser führte er sogar jetzt. Interessanterweise ist das Klima hier schon total unterschiedlich von dem etwas weiter südlich. Im Sommer werde es hier regelmässig über 50°C Grad heiss und zu der Zeit ist auch das Risiko von Springfluten so gross, dass der 5-tages Marsch in der Schlucht nur zwischen 1. Mai und 15. Sept. erlaubt ist. Selbst dann darf keine Gruppe mit weniger als drei Teilnehmern aufbrechen und diese müssen alle ein ärztliches Attest vorweisen, dass sie auch fit genug sind.

Aber selbst vom Rand über dem Canyon war die Sicht enorm beeidruckend und wir konnten diese bei angenehmen 18°C geniessen. Auf dem Weg dorthin und wieder zurück, sahen wir die ersten wilden Springböcke und Zebras - Hurra!

 

Da es in dieser einsamen Gegend keinen Geldautomaten gab, der in der Lage war einheimische Banknoten an ausländische Plastikkarten auszuspucken, fuhren wir noch am selben Tag in die Zivilisation zurück. Der namibische Dollar hängt im Verhältnis 1:1 mit dem südafrikanischen Rand zusammen, welcher in Namibia zusätzlich auch als Zahlungsmittel akzeptiert wird, umgekehrt hingegen nicht.

Keetmanshoop war eine befestigte Stadt, in der 15'000 Menschen wohnen. Die meisten Strassen und Gehsteige die nicht mehr ganz im Zentrum lagen, waren hier nicht asphaltiert und nachdem sich der Wind nach Sonnenuntergang um 17:15 Uhr jeweils legte, blieb der Staub der umherfahrenden Autos noch lange in der Luft. Wir bezogen ein Zimmer im "Schützenhaus", das eigentlich dem Turnverein des deutschen Klubs gehörte und assen in deren Restaurant Sauerkraut und Bratwurst. Die Dorfstrassen hatten oft deutsche Namen, auch wenn es momentan Mode war viele nach afrikanischen Persönlichkeiten umzubenennen, z.B. nach dem ersten Präsidenten Sam Nujoma - was schon in jedem Kaff erledigt war.

 

Auf unserem Weg nordwärts besuchten wir einen "Köcherbaum Wald". Der bis zu 9m hohe Köcherbaum ist eigentlich eine Aloe Pflanze mit dicken langen Blättern die nur an der Spitze eines jeden Astes sternförmig angeordet sind. Diese Bäume findet man am ehesten zwischen schwarzen Steinen, die eine enorme Hitze abgeben. Und Steine gab es hier mehr als genug! Sie waren gross, rund oder eckig und das Aussergewöhnlichste war, wie sie aufeinander geschichtet lagen. Ein Gebiet von mehreren Quadratkilometern grösse hatte den Namen "Spielplatz der Giganten" bekommen und es sah hier wirklich so aus, als hätten nur Ausserirdische so viele Steinhaufen so hoch aufeinander legen können.

 

Angrenzend gab es ein grosses Gehege in welchem wir auf einer Rundfahrt mit unserem Auto zwei Geparden beobachten konnten. Wir hatten Glück, dass sie sich gerade in den Schatten eines Baumes nahe der Schotterstrasse legten, als wir dort vorbei fuhren. Wir waren beide beeindruckt wie hochgewachsen diese Raubkatzen waren. Auch andere, kleinere Tiere gab es da wie z.B. Erdmännchen (Surikate), welche für ihre Pose bekannt sind, wenn sie sich auf zwei Beine stellen und ein bisschen wie Menschen in der Gegend herum schauen. Dann gab es hunderte von Rock Dassies (Hyrax) die aussahen wie grosse fette Meerschweinchen. Zudem sahen wir eine zahme Eland Antilope, eine der grössten Arten die es gibt.

In manchen Bäumen sahen wir die gigantischen Nester der "social weaver" (Siedel-Webervögel). Viele Vogelpaare brüten im selben "Heuballen", welche für sie etwa dasselbe, wie für uns ein grosses Mehrfamilienhaus ist.

 

Wir übernachteten in Mariental, wo es ganz und gar nicht einfach war eine Unterkunft zu finden. Es gab zwar viele Gästehäuser, aber nachdem dieser Ort, der anscheinend der trockenste des Landes ist, vor zwei Monaten überflutet worden war, waren viele Unterkünfte noch unbewohnbar.

Als nächstes besuchten wir das Hardap Damm Nationalreservat, wo wir aber fast ein wenig enttäuscht waren, weil wir nur ein paar Springböcke und ein paar Vertreter des Vogel Strauss sahen. Nicht viel später hingegen, sahen wir entlang der Strasse eine Gruppe grosser schwarzer Affen.

 

Am Abend erreichten wir Windhoek die Hauptstadt und einzige richtige Stadt des Landes. Wir wohnten in der Pension Alexander, welche nur etwa 1 km vom Stadtzentrum entfernt lag. Nachdem wir gesehen hatten wie vergittert all die kleinen Dörfer schon waren, überraschte es uns wenig, dass auch Windhoek nicht ganz so sicher war, wie es schön wäre. Am Abend und vor allem während des Wochenendes, sah man auf den Strassen keine Menschenseele, ausser ein paar mutigen Touristen. Obwohl die Stadt so verlassen wirkte, waren viele Restaurants geöffnet und einige waren sogar ausgebucht. Nach dem Abendessen wollten wir vorsichtig sein und ein Taxi nehmen, da man uns gesagt hatte, dass dies viel sicherer sei als nachts zu Fuss zu gehen. Wie auch immer; obwohl wir eine Weile am Strassenrand gewartet hatten, kam kein einziges Taxi vorbei. So gingen wir zurück zum Restaurant, dessen Eisengittertür von drei Sicherheitsbeamten bewacht war und fragten. Der Gerant sagte "seid ihr verrückt auf der Strasse ein Taxi zu suchen? Nur Verbrecher laden nach Dunkelheit noch Leute ein!" Er befahl uns rein zu kommen, schloss uns sofort hinter der Gittertür ein und rief seinen zuverlässigen Taxifahrer an.

 

Am nächsten Abend wollten wir ein Taxi vom Taxistand nehmen, der uns während des Tages aufgefallen war. Nach Sonnenuntergang gab es dort allerdings kein Taxi mehr. So baten wir halt die Serviertochter des Restaurants wo wir soeben eine deutsche Mahlzeit verspiesen hatten, uns ein Taxi zu rufen. Erst dann wurde uns bewusst, dass ein (schwarzer) Taxifahrer den ganzen Abend im Restaurant gesessen hatte. Auf dem Heimweg erklärte er uns, dass er nur für Kunden dieses Restaurants und eines Hotels fährt. Er würde im Leben nie daran denken, jemanden abends von der Strasse aufzulesen, da nur Verbrecher um die Zeit Taxis anhalten wollen und er hätte zu viel Angst, dass er ausgeraubt oder ihm sein Fahrzeug entführt würde. Er erklärte uns, dass in Windhoek jedes Hotel und Restaurant am Abend seinen vertrauenswürdigen Taxifahrer hat, der nur deren (als ehrlich eingeschätzten) Hausgäste transportiert. Ach du grüne Neune; wer kann denn hier wem noch trauen?

 

Während der Ladenöffnungszeiten machte die Stadt Windhoek einen angenehmen sauberen und recht europäischen Eindruck. Es gab Einkaufsarkaden, Strassencafé's und auf den Gehsteigen wimmelte es nur so von Leuten. Es war ein richtig multikulturelles Gemisch. Bei genauerem Hinsehen erkannten wir wie viele zivil gekleidete Sicherheitsbeamte sich unter die Menge mischten. Dies war ein deutlicher Gegensatz zu den Sichererheitsbeamten in Kapstadt, von denen es nicht ganz so viele gab, die sich aber durch ihre gelben Vesten deutlich zu erkennen gaben. Hier in Windhoek hatte fast jedes Geschäft eine Eisengittertür, an der der "möchte-gern-Kunde" zuerst klingeln und den Vertrauenswürdigkeits-Test über sich ergehen lassen musste, bevor er eingelassen wurde. Zusätzlich engagierten die am meisten gefährdeten Geschäfte, wie z.B. das Verkehrsbüro, der Frisör, Internet-Café's, aber auch Banken und Schmuckgeschäfte ihre eigenen Wachmänner, welche jeden Schritt und Tritt der Kunden genauestens beobachteten.

Wir wagten es in einem weissen Wohngebiet herum zu spazieren, die anderen seien für uns viel zu gefährlich, wurden wir gewarnt. Sogar bei bescheidenen Häusern sahen alle Fenster so aus wie diejenigen in einem Gefängnis. Eine Handvoll hatte bloss ein kleines Mäuerchen um ihr Grundstück herum. Die meisten aber schützten sich mit einem drei Meter hohen Zaun der noch mit Stacheldraht und/oder mit einem Elektrozaun ergänzt war. Die meisten Hausbewohner waren auch echte Hundenarren und vor allem grosse Rassen, die gerne mit den Zähnen fletschen waren sehr beliebt.

 

Nun wussten wir plötzlich, wie es gemeint war, wenn im LP Reiseführer stand, dass Kapstadt wahrscheinlich die sicherste Stadt in Afrika sei. Nun könnt ihr vielleicht verstehen, weshalb wir keine Lust verspührten, all zu lange hier zu bleiben, aber leider ist es in Namibia auch auf dem Lande nicht viel sicherer und alles ist ebenfalls eingezäunt und bewacht. Selbst in der grössten Kälte musste Tag und Nacht ein Wächter draussen sitzen und ein Haus, einen Laden bewachen. Sogar bei geschlossene Tankstellen ist ein Wächter dafür verantwortlich, dass die Zapfsäulen nachts nicht geklaut werden. All die Kühlschränke, die wir gesehen haben, waren abschliessbar und weil Wasser so kostbar ist, kann man auch den Wasserhahn im Garten mit einem Vorhängeschloss sichern und wir sahen auch schon Fensterläden, die ebenfalls ein Vorhängeschloss hatten (gegen denjenigen, der es über den elektrischen Zaun schaffen sollte).

 

Nun fuhren wir also nordwärts nach Outjo. Entlang der Strasse grasten hunderte von Warzenschweinen, doch sobald wir ihnen Nahe kamen, stellten sie ihre Schwänzchen in die Höhe und rannten davon. Wie schon in so manch anderem Ort Namibias, war für uns der Höhepunkt der Besuch in der deutschen Bäckerei.

 

Früh am nächsten Morgen erreichten wir dann den Eingang zum Etosha National Park, welcher mit 22'000 km² halb so gross ist wie die Schweiz. Dies war der eigentliche Grund unseres Afrikabesuches, denn wir wollten vor allem das vielfältige Tierleben um die gigantische Salzpfanne beobachten. Es war der 9. August 2006 und wir glaubten, dass es kein Problem sein sollte hier kurzfristig Unterkunft zu finden, da wir ja ganz bewusst zwischen den namibischen und südafrikanischen Schulferien hierher kamen. Was wir aber nicht erwartet hatten, war, dass um diese Jahreszeit halb Italien und grosse Teile Frankreichs, den Niederlanden, Deutschlands und der Schweiz die afrikanische Wildnis den überfüllten europäischen Stränden vorzog.

Mit einer guten Portion Glück, viel Geduld und einigem Insistieren beim höchst unmotivierten Staatspersonal, schafften wir es schlussendlich auf alle drei verschienen Touristenanlagen des Parks verteilt fünf Nächte in Bungalows zu ergattern. Zudem konnten wir zwischendurch noch für eine Nacht ein Zimmer auf einer Gästefarm 30 km ausserhalb des Parkes organisieren. Trotz all diesem Biegen und Brechen hatten wir sehr viel Glück, denn der August gilt als der beste Monat für einen Besuch und das Wetter war auch wirklich perfekt! Es war die kühlste und trockenste Zeit des Jahres, mit etwa 25°C am Tag bei täglichem Sonnenschein wie im ganzen Land und ~ 10°C in der Nacht. Da die Trockenzeit nun ihren Höhepunkt erreicht hatte, mussten die Tiere die noch übrig gebliebenen Wasserlöcher aufsuchen. Einige hatten natürliche Quellen, andere wiederum wurden von einer mit Solarenergie betriebenen Pumpe gefüllt.

 

Im Interesse des Tourismus hat man vor jedem "Rest Camp" ein Wasserloch erstellt und die Tiere tolerieren dort sogar Flutlicht, das die ganze Nacht durch brennt. Wir waren überrascht, dass in den Camps die "Zuschauer" nur durch etwa eine meterhohe Mauer von den wilden Tieren getrennt waren. Es gab hier weniger Absperrung als in den Dörfern gegen Einbrecher! Natürlich war den Tieren der Zugang zu den Leuten durch eine einfache Schutzeinrichtung (schwabbelige Holzstäbe auf Draht)erschwert worden. Der Teich vor der Okaukuejo-Anlage war bei den Tieren sehr beliebt. Manchmal kamen ganze Herden von Springböcken, Zebras und Gnus nacheinander hierher zum Trinken. Eine Staubwolke kündigte ihr Kommen über den Hügel an. Nach dem grossen Saufen verschwanden sie nach etwa ½ Std. in die andere Richtung. Normalerweise tranken die verschiedenen Tierarten Seite an Seite und beanspruchten nicht viel Platz für sich allein. Einzig Giraffen und machmal Elephanten zogen es vor, eine Wasserstelle für sich allein zu haben. Vier Mal hatten wir das Glück die seltenen und vom Aussterben bedrohten Nashörner zu sehen. Einmal sahen wir zwei ausgewachsene Tiere mit einem Jungen zusammen und jedesmal tauchten sie kurz nach Sonnenuntergang am Wasser auf.

 

Es war schon sehr aufregend, die vielen Tiere zu sehen die sich direkt vor den Touristenanlagen präsentierten. Zusätzlich gab es entlang des südlichen Teils des Parkes, welcher etwa 300 km lang ist, noch ein Netz von etwa 1'000 km Schotterstrasse. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang d.h. von 06:30 h - 17:40 Uhr (im Winter) durften die Touristen hinaus fahren und die Tiere in deren natürlicher Umgebung von der Strasse aus und an 27 weiteren Wasserstellen beobachten. Es gab zwei Tage an denen wir "relativ wenig" Wild sahen, was eigentlich immer noch recht viel war. An den anderen fünf Tagen eben, hatten wir so viel mehr gesehen, dass es im wahrsten Sinne dutzende von Tierarten - hunderte von Tieren waren. Die meisten versammelten sich um die Wassertümpel, aber oft überquerten auch ganze Herden die Schotterstrasse. Am lustigsten fanden wir die Zebras, welche sehr häufig entlang der Strasse standen. Vielleicht warteten sie ja darauf, dass jemand für sie einen Zebrastreifen malt...

Sie gingen kaum aus dem Weg, wenn wir nach einer Weile im Schrittempo an ihnen vorbei wollten. So mussten wir das 200mm Zoom an unserer Kompakt-Kamera gar nicht immer ausfahren. In zwei Fällen kamen Tiere überraschenderweise sogar so nahe an unseren Wagen, dass wir zu nervös waren, die Linse auf 28mm zurück zu stellen um den ganzen Löwen oder Elephanten auf's Bild zu bringen. Kannst Du Dir nun vorstellen wie nah diese Tiere zu uns kamen? Es gibt gute Gründe, weshalb es im Park nicht erlaubt ist, aus dem Auto zu steigen. Heruntergekurbelte Scheiben genügen ja auch.

 

Mehrmals hatten wir Gelegenheit grössere Herden von Elephanten zu beobachten wie sie im Wasser spielten. Wenn sie dabei etwas ungestüm wurden, konnten wir nicht sagen ob es immer noch Freude war oder ob sich ein Kampf anbahnte. So wurde uns bewusst, dass Elephanten für Touristen wohl mehr eine Gefahr darstellen als Löwen, die normalerweise nur den ganzen Tag unter einem Schattenbaum schliefen.

 

Um diese Jahreszeit sind die tagaktiven Tiere wirklich den ganzen Tag unterwegs. Im Sommer hingegen, wenn es 40°C Grad heiss wird, sind viele anscheinend nur im Morgengrauen und im Abendrot aktiv. Am häufigsten haben wir sicher Springböcke und Zebras gesehen, gefolgt von X-verschiedenen Antilopenarten, wie z.B. den Kudu's, bei denen die Bullen lange spiralförmige Hörner haben. Die Oryx, wo beide Geschlechter mit 1,2 m langen geraden Hörnern ausgestattet sind, und die zudem wunderschöne Zeichnungen auf ihrem Fell haben. Impala's, haben ebenfalls eine schöne Zeichnung und nur die Böcke haben geschwungenen Hörner. Daneben sahen wir das massige Gnu und rote Hartebeest, eine Kuhantilope ebenfalls mit grossem Kopf. Wir waren überrascht, wie viele Giraffen und Elephanten wir sahen. Daneben gab es noch viele kleinere Tierarten, wie z.B. das Warzenschwein (das hier nicht davon rannte), Schakale, Zebra-Manguste/Mongoose (etwas grösser als Marder), Streifenhörnchen und viele Vögel: sowohl kleine bunte, als auch grosse, wie Adler oder Strausse, von denen wir allerdings nicht all zu viele sahen. Es war absolut beeindruckend, wie all die Tiere im Park an Autos gewöhnt waren und überhaupt nie davon rannten.

Schön war auch, zu erkennen wie perfekt sich die Natur hier selbst reguliert. Wir haben zwar nie ein Kadaver gesehen, obwohl hier sicher jeden Tag viele Tiere gefressen werden. Nichts wird verschwendet und nichts bleibt übrig, ausser vielleicht ein paar saubere Knochen, was wir ausnahmsweise Mal sahen. Oft werden sogar diese noch von Tieren verwertet die Kalziummangel haben.

 

Raubkatzen reissen normalerweise nur in ihren besten Jahren gesunde Tiere, doch man sagt, dass sie oft zu faul seien, sich dermassen anzustrengen. Wenn sie sich nämlich an kranke oder verletzte Tiere halten, sind sie beim Jagen eher erfolgreich. Damit helfen sie eigentlich ihren Beutetieren eine starke Herde zu erhalten, da sich dadurch Krankheiten gar nicht erst ausbreiten können. Oft schenken sie einem alten oder verletzten Tier einen schnellen Tod und ersparen ihm dadurch das Leiden eines langsamen und qualvollen sterbens durch Krankheit oder verhungern. Viele Tiere verlieren nämlich aufs Alter ihre Zähne.

 

Fast an jedem Tag sahen wir ein Löwenrudel in der Nähe eines Wasserloches dösen. Interessanterweise hat ihre Präsenz das friedliche Leben der anderen Tiere nicht gestört. Diese wissen genau, dass die Löwen nur alle 3-4 Tage fressen und solange sie sie sehen, besteht keine grosse Gefahr. Für die Beutetiere ist es vermutlich einfach normal, dass von Zeit zu Zeit wieder eines von ihnen gerissen wird.

 

Einmal, als wir an einem Teich parkiert waren, informierte uns der Fahrer einer Safari-Tour, dass wir einen platten Reifen haben. Kurz danach erhoben sich die 9 Löwen, welche bisher unter einem schattigen Baum geschlafen hatten und spazierten gemütlich an unserem Auto vorbei. Einige kamen so nahe, dass sie sogar den Wagen berührten. Brigitte krubelte die Fensterscheibe hastig etwas höher. Wäre es anders gekommen, und sie hätten sich auf uns Touristen gestürzt, hätten wir dies wohl akzeptieren müssen, da wir ja auch jeden Abend  am Buffet Fleisch von den Tieren aufgetischt bekamen, die hier im Park vorkamen...

Ganz langsam machten wir uns aus dem Staub und liessen im 15 km entfernten Camp den Reifen wechseln.

 

Die vielen grossen Elephantenherden mit ihren Jungen, haben uns immer wieder begeistert. Einmal konnten wir erleben wie kurz nacheinander drei kleinere Herden mit je etwa 15 Tieren aus verschiedenen Richtungen auf ein Wasserloch zusteuerten. Kurz bevor sie jeweils das Wasser erreichten, begannen alle zu rennen, wobei sie sehr viel Staub aufwirbelten, da es komischerweise ums Wasser oft keine Vegetation gab. Meist kamen sie nur zum Trinken, aber in ein paar Ausnahmefällen, wie diesem hier, plantschten sie, legten sich in den Schlamm oder puderten sich danach mit Staub ein bis sie schön genug waren für den Ausgang. Nach etwa einer Stunde zogen alle Tiere gemeinsam in eine Richtung ab.

 

Giraffen beeindruckten uns mit ihrem eleganten und anmutigen Gang und obwohl in unserem Tierbuch stand, dass sie meist Einzelgänger seien, sahen wir oft bis zu zehn Tiere zusammen. Nachdem sie sich genüsslich von Dornenbüschen ernährten, war es nicht verwunderlich, dass sie anschliessend durstig waren. Die Pose die sie beim Trinken einnahmen, wirkte auf uns sehr originell. Giraffen sind sehr scheu wenn sie ein Wasserloch ansteuern, da sie realisieren, dass sie beim trinken am verletzlichsten sind, weil sie dazu ihre Vorderbeine sehr stark spreizen müssen. Wegen ihrem langen Hals und ihren langen Beinen müssen sie sich mühsam bücken und sie würden sehr leicht umfallen, wenn sie jemand dabei stören würde. Immer wieder machten sie Pause beim trinken und schauten sich vorsichtig um. Wenn sie in einer Gruppe waren, hielt jeweils ein Tier in der Nähe Wache.

 

Sowohl Giraffen und Elephanten, als auch Schakale, kamen Tag und Nacht an die Wasserstellen, hingegen sahen wir Zebras und Antilopen nur tagsüber ihren Durst stillen.

 

Die sieben Tage im Etosha waren sicherlich der Höhepunkt unserer Reise ins südliche Afrika. Es wurde uns einmal mehr bewusst, wie ein Zoo nur ein Tiergefängis ist und wie unsere Freundin Silke, werden wir nach diesem Erlebnis vermutlich nie wieder einen Zoo betreten. Es ist schön, dass es in Afrika noch ein paar Nationalparks gibt, wo Tiere und Pflanzen in einem harmonischen Kreislauf einander dienen können, genau so wie es die Natur ursprünglich vorgesehen hat. Noch mehr haben wir hier gesehen, dass viele Tiere und Pflanzen einander mehr als nur zur Nahrung dienen. So viele Lebensformen sind für ihren Fortbestand voneinander abhängig, so. z.B. für's Bestäuben oder Verteilen von Samen bei Pflanzen. Diese wiederum bieten vielen Tieren Nestgelegenheit oder Unterschlupf. Viele verhelfen einander auch unbewusst zu Nahrung weil sie etwas erlegen, liegen lassen, ausgraben oder herunterreissen, das andere Arten nicht selbst hätten erreichen können.

 

Nach einer Woche in diesem Garten Eden für Tiere kamen wir zurück ins namibische Leben. Die Einheimischen waren oft mit Kind und Kegel, auf Eselskarren unterwegs und winkten uns freundlich zu. In der nördlichen Hälfte des Landes gehören viele Menschen der Volksgruppe der Herero an. In Otjiwarongo waren die Hererofrauen leicht auszumachen, da sie lange weite Kleider trugen und einen Hut der ein wenig einem Kissen glich.

 

Tagsdrauf fuhren wir südwärts an die Küste nach Swakopmund. Dabei erreichten wir die Gegend wo der schwarze Bevölkerungsanteil vorwiegend zu den Volksgruppen der Damara und der "gelben" Nama gehören. Aber viel mehr als diese, sind uns hier die Deutschen aufgefallen! Swakopmund ist eigentlich eine recht hübsche, aber befestigte Version einer modernen deutschen Kleinstadt. In den meisten Geschäften wurden wir wie selbstverständlich in Deutsch begrüsst, nachdem man uns Einlass gewährt hatte. In den weissen Wohngebieten d.h. im ganzen Zentrum, war Deutsch sicher die meistgesprochene Sprache. In vielen namibischen Orten wird auch heute noch Karnevall gefeiert und dort sollen alle Kulturen kräftig mitfeiern. Das berühmte deutsche Ohnsorg Theater war momentan sogar hier auf Tournee.

 

Beim Essen in Swakopmund, ist der Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht sogar noch deutlicher zu erkennen als im Rest des Landes. Das gute daran war natürlich, dass es sehr einfach war gutes knuspriges Brot und verführerische Kuchen und Torten zu finden. Diese wurden noch genauso gebacken wie zu Grossmutters Zeiten in Deutschland: mit weniger Zucker und mehr Früchten. Dass es hier auch schmackhafte Wurstwaren gab, war auch nicht verwunderlich. Egal welcher Rasse, alle Leute kannten diese Speisen nur unter ihren deutschen Namen: Brötchen, Schwarzwäldertorte, Apfelstrudel, Schweineohren (Prussien), Eisbein, Bratwurst und auch Landjäger (ob die nicht eher schweizerisch sind?). Landjäger gab es auch dort überall wo weit und breit niemand Deutsch sprach.

Apropos Sprache: wir möchten noch erwähnen, dass die einzige offizielle Landessprache in Namibia Englisch ist. Bei der Unabhängigkeit sprachen zwar nur 2% Englisch, aber die Regierung wollte damit alle Bevölkerungsgruppen gleichmässig benachteiligen - dies ist wohl afrikanische Logik! All zu gross ist der Bevölkerungsanteil der diese Sprache beherrscht allerdings auch heute noch nicht, obwohl wir Touristen problemlos damit durch kamen.

Dass wir im Fernsehen die deutsche Tagesschau empfangen konnten, war für uns etwas sehr Spezielles und die Welt erschien gleich wieder viel grösser. Dies war möglich dank dem die Besitzer der Ferienwohnung, die wir in Swakopmund für 6 Tage mieteten, einen Satellitenempfänger hatten.

 

Viele Pensionäre haben damit begonnen, hier Ferienhäuser zu kaufen weil die Costa del Sol schon lange ausverkauft ist. Ein Costa Natura gibt's hier aber nicht. Vielen gefällt es, dass es hier so deutsch ist und beim warmen und trockenen Sommerklima ist es einfach, dem Winter zu Hause zu entfliehen.

 

Aus der Ferne könnte man meinen, Swakopmund sei eine Oase am Meer die von drei Seiten mit Sand umgeben ist. Die Dünen kommen direkt bis an den Stadtrand und es regnet sozusagen nie. Feuchtigkeit kennt man da nur in Form von dichtem Nebel, welcher oft frühmorgens einen 50km breiten Küstengürtel bedeckt und sich bis ca. 10:00 Uhr auflöst.

 

Einmal machten wir einen Ausflug zum 30 km entfernten Walfis Bay, wo wir Flamingos und Pelikane bewundern konnten. Auch die goldenen Dünen entlang der Strasse waren sehr beeindruckend und bald sollten wir davon noch mehr sehen.

Entlang einer guten Schotterstrasse fuhren wir 260 km südwärts nach Solitaire. Hier bezogen wir ein Zimmer in einer Lodge, welche eine der näheren zu Namibia's bekanntesten Dünen ist. Wie immer, ist halt eine Lodge etwas gross und unpersönlich, offeriert nicht ganz so viel, aber kostet mehr (~500 N$=53 Euro) als die gemütlichen Frühstückspensionen (~300 N$=32 Euro/52 CHF). Von hier waren es immer noch 150 km auf einer z.T. recht holprigen Schotter -, z.T. auf asphaltierter Strasse nach Sesriem, wo es nur einen Campingplatz gab. Nachdem wir den Eintritt zum Sossusvlei National Park (170 N$=18 Euro) einem mürrischen Beamten abgeliefert hatten, fuhren wir bald die 60 km in ein Tal zwischen roten Dünen. Da es hier vor drei Monaten stark geregnet hatte, war es erstaunlich grün und hatte viele Blumen zwischen den Sandbergen.

 

Im schönsten Teil der Dünenlandschaft gab es Salzseen und der grösste von ihnen hatte immer noch Wasser, was manchmal jahrelang nie vorkam. Nachdem wir eine Düne erklommen hatten, realisierten wir erst wie gross das Sandmeer um uns herum war; soweit das Auge reichte, man sah nichts als rote Dünen. Auf dem Rückweg fiel uns auf, wie stark sich das Licht in den letzten Stunden verändert hat. Die aufkommenden Schatten hoben die Formen und Farben der Dünen ganz anders hervor, besonders bei denjenigen mit stark geschwungenen Kreten.

 

Ein 4x4 "Dünentaxi" fuhr uns zurück zum Parkplatz von wo wir den Rückweg nach Solitaire antraten, das wir kurz nach Sonnenuntergang gegen 18:00 Uhr erreichten. Auch an diesem Abend sassen wir nach dem Essen noch lange mit ein paar Leuten um den Kamin zusammen und tauschten Erfahrungen aus. Einer war ein belgischer Einwanderer der Namibia sehr gut kannte und hier kleine Reisegruppen leitete.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit unserem Golf auf einer guten Schotterstrasse weiter südwärts. Obwohl - oder vielleicht weil so wenig Verkehr herrschte, war diese Strecke in exzellentem Zustand. Fast alle anderen Touristen entschieden sich anscheinend für den 300 km langen Umweg über die asphaltierte Strasse und dies obwohl die meisten mit teuren vierrad angetriebenen Fahrzeugen mit festmontiertem Dachzelt im Konvoi unterwegs waren, wie dies von geschäftstüchtigen Reisebüros empfohlen wird.

Unser Mietwagen, für den wir pro Tag 150 Rand (~16 Euro) hinblätterten, bewältigte diese unasphaltierten Strassen aber auch problemlos. Versicherungsschutz auf diesen Strassen mussten wir zwar speziell einhandeln, aber der ist auch bei vielen 4x4 Fahrzeugen meistens nicht gewährleistet. Grosszügigen Versicherungsschutz gab es sowieso bei keinem Autovermieter.

Obwohl die Temperaturen hier tagsüber regelmässig 20 °C oder mehr erreichten, sanken sie nachts oft ungemütlich nahe an den Gefrierpunkt und manchmal sogar darunter. Somit war campieren keine Alternative. Viele Touristen realisierten dies womöglich erst nach Ankunft. Auf alle Fälle waren die günstigen Unterkünfte oft ausgebucht und die Parkplätze mit diesen 4x4 Camping Fahrzeugen überstellt (wie Toyota Landcruiser). Für echte Rucksackreisende ist Namibia eh etwas zu teuer und wir hatten den Eindruck, dass der durchschnittliche Tourist der hierher kommt, schon eher etwas vermögend ist.

 

Zurück auf die 420 km Schotterstrasse; zur Mittagszeit trafen wir im kleinen Dorf Maltahöhe ein. Wir konnten es kaum glauben, mit wie viel Stacheldraht, Elektrozaun und Wachleuten sich die Einwohner dieser Ortschaft gegen alles Böse schützen. Können sich ein paar Hundert Menschen gegenseitig nicht einmal trauen?

Mit gefülltem Magen setzten wir unsere Fahrt fort durch eine niedrige Hügellandschaft und trockene Täler die mit Gras bewachsen waren, das ebenfalls trocken zwischen all den zerstreut herumliegenden Steinen zu sehen war. Nur etwa alle 30 km kamen wir an einer kleinen Farm vorbei, welche Schafe oder Ziegen hielt. Ab und zu sah man auch Mal ein paar Springböcke oder Strausse.

 

Aus war der Name der Ortschaft wo wir übernachteten und ein ganzes Haus für uns allein bekamen. Im nahe gelegenen Hotel Bahnhof servierte man uns ein ausgezeichnetes Abendessen. In Namibia war das Essen normalerweise von guter Qualität, wenn auch nicht all zu raffiniert zubereitet. Hier allerdings kriegten wir eine wahre Gourmet-Mahlzeit aufgetischt, was vielleicht daran lag, dass der Koch seine Künste in Südafrika erlernt hat, wie er uns erzählte.

 

Von hier aus fuhren wir entlang eines riesigen Gebietes, welches für den Normalbürger tabu ist. Eine Landfläche von ca. 100 x 200 km ist als Sperrgebiet bekannt und muss voller Diamanten sein. Die Firma CDM, welche im Besitz der südafrikanischen De Beer's Gruppe ist, hat hier das Monopol für den Abbau von Diamanten. Alleine die Steuern die CDM abliefert, entsprechen 90% der gesammten namibischen Steuereinnahmen! Mit diesem Geld ist die Regierung zum grössten Arbeitgeber des Landes aufgestiegen. Jeder fünfte Arbeitnehmer ist ein Beamter und heute haben nur noch recht wenige weisse eine Staatsstelle. Allerdings ist auch heute noch fast die ganze Privatwirtschaft in weissen Händen. Wie in Südafrika, verlangt auch hier ein neueres Gesetz, dass grössere Firmen einen gewissen prozentualen Anteil von Mitarbeitern jeder Hautfarbe einstellen müssen, auch auf der Führungsebene. Wir hörten, dass dies den Firmen ab und zu Kopfzerbrechen bereite, denn es gibt noch nicht genügend qualifizierte Farbige. Ein weiteres Problem bestehe darin, dass auch die Farbigen den weissen Berufsleuten mehr Vertrauen schenken, als denjenigen aus ihren eigenen Reihen. Dies ist sicher eine Konsequenz des alten Apartheidsystems, da früher die Weissen eine viel bessere Ausbildung erhalten haben als die Coloureds und diese wiederum eine deutlich bessere, als die Schwarzen.

Es ist auch Tatsache, dass die meisten der gut bezahlten Stellen von den Weissen eingenommen werden, wogegen die untergeordneten von den Farbigen. Die Weissen tendieren dazu, eher Coloureds einzustellen als Schwarze, da diese besser gebildet sind und zudem von ihrer Mentalität her, meist motivierter arbeiten. Der Unterschied zwischen den Gehältern von Angestellten mit abgeschlossener Ausbildung oder ohne, ist riesig. Berufsleute erhalten einen Lohn der in der Regel mit westlichen Gehältern vergleichbar ist. Hilfsarbeiter hingegen, müssen froh sein, wenn sie im Monat 100 Euros erhalten. Dies reicht kaum um die Familie durchzufüttern und Sozialleistungen kennen diese Länder nicht. Das Problem wird dadurch noch vergrössert, dass monatlich hunderte von Leuten vom Land in die Stadt ziehen wollen. Da die Farbigen aus Tradition verpflichtet sind auch den entferntesten Verwandten aufzunehmen, wird der Platz dann noch knapper in diesen Zündholzschachtel-Häusern, die die Regierung zur Verfügung stellt. Damit wächst die Armut und mit ihr auch die Kriminalität. Alles obige betrifft auch Südafrika. Dieses hat zudem noch das Problem, dass es von Flüchtlingsströmen aus den Nachbarstaaten überschwemmt wird, da es dort wirtschaftlich besser geht als in Namibia, welches zu 80% von Importen aus Südafrika abhängig ist.

 

In beiden Ländern geht es den Weissen sehr gut und die meisten besitzen auch ein Auto. Die Farbigen hingegen gehen oft zu Fuss der Strasse entlang oder machen Autostop, da sie weder Geld für ein Fahrrad noch für ein motorisiertes Gefährt haben und sich auch den öffentlichen Verkehr (wo es diesen überhaupt gibt) nicht leisten können. Da ungebildete Arbeitskräfte so günstig zu haben sind, beschäftigen die meisten weissen Haushalte und auch die Farbigen die es sich leisten können, eine Haushalthilfe und einen Gärtner. Da in Namibia die geschätzte Arbeitslosigkeit (2004) bei 30% und in Südafrika sogar bei 42% liegt, sind diese billigen Arbeitskräfte auch leicht zu finden. In beiden Ländern hat sich eine kleine aber wachsende Mittelklasse aus Coloureds und Schwarzen bilden können.

 

Die Unterschiede zwischen den Kulturen sind ebenfalls immer noch riesig. Schwarze scheinen bei weitem nicht so ein grosses Interesse daran zu haben ein eigenes Geschäft zu eröffnen wie die Weissen oder zu einem gewissen Teil auch die Coloureds. Die meisten Schwarzen würden es vermutlich vorziehen als Selbstversorger zu leben und wären damit vollkommen zufrieden. Heute ist es für sie leider nicht mehr möglich die Zeit zurück zu drehen und so sind sie gezwungen Arbeit zu finden und sich irgendwie mit dem westlichen System um sie herum zu arrangieren. Sowohl in Namibia wie auch in Südafrika gibt es immer wieder Spannungen zwischen den verschiedenen farbigen Volksgruppen, aber sie sind bei weitem nicht so schlimm wie im Rest des Kontinents.

 

Unsere nächste Destination war das kleine Städtchen Lüderitz, benannt nach dem deutschen Abenteurer. Dieser ansprechende Küstenort verdankt seine Existenz den Diamanten. Es gibt einen wichtigen Hafen und wie überall: das früher obligatorisch erstellte "Township" (Siedlung der Farbigen) am Stadtrand. In der Nähe gibt es grosse Wanderdünen, was oft zu Problemen führt, da es nicht selten mehrtägige Sandstürme gibt, die sowohl die Zufahrtstrasse, als auch die Eisenbahnlinie unter Sand begraben. Wir hatten sonniges und windstilles Wetter und am nächsten Tag fuhren wir über eine Schotterstrassen- Abkürzung weiter. Momentan arbeitete man gerade daran, diese Strasse zu asphaltieren und bis zum Ort Rosh Pinah war sie schon fast eine "super highway" geworden. Nach einem Mittagsstop fuhren wir auf einer ab und zu etwas schlammigen Schotterstrasse weiter durchs Gebirge hinunter bis zum Orange Fluss, wo die Landschaft schnell grün und blühend wurde. Der Fluss bildet die Grenze zu Südafrika, wo wir nach einer letzten Nacht in Noordoewer einreisten.

Wir haben die Sehenswürdigkeiten Namibia's wirklich in vollen Zügen genossen, aber irgendwie waren wir auch froh, dass wir dieses Land mit seinen vielen Problemen wieder verlassen konnten.

 

Südafrika 1 Namibia
Südafrika 2
Top
Fotos: Südafrika

Südafrika: nach Namibia erscheint vieles relativ


Nur um uns davon zu überzeugen, dass unser Eindruck richtig war, fuhren wir in
Südafrika erst einmal in jedes Dorf welches am Weg lag, um zu sehen, ob es hier wirklich so viel weniger Stacheldraht und Wachpersonal hat, als in Namibia. Wohin wir auch schauten, hatte es nur ganz normale Gartenzäune, kein Stacheldraht und auch keine zweibeinigen Wachhunde. Im Gegenteil; die Geschäfte hatten ihre Türen speerangelweit offen. Interessanterweise waren aber die staatlichen Gebäude wie z.B. Schulen oder Transformatoren Stationen immer noch mit Stacheldraht geschützt, aber dies vermutlich nur weil die Beamten in Pretoria nicht in der Lage sind einen Unterschied zwischen Stadt und Land zu machen. Zudem sind sie ja auch in der Grossregion um Johannesburg, wo die Kriminalität am schlimmsten ist. Hier auf dem Land hingegen, erzählten uns Einheimische sogar, dass sie ihre Autos nicht abschliessen, wenn sie kurz in einen Laden gehen.

 

Wir haben noch nie unsere Ansicht über ein Land so schnell geändert, wie über Südafrika. Nach Namibia kam uns Südafrika so viel freundlicher vor und dies nicht nur weil man hier besser isst und freundlicher bedient wird; wir fühlten uns auch wieder viel freier!

 

Die erste Nacht verbrachten wir wieder in der Frühstückspension in Kamieskroon, wo wir schon vor 3 ½ Wochen waren. Der Brief, den wir vor 3 Wochen in Windhoek aufgegeben hatten, war noch nicht eingetroffen - es sind ja doch fast 1'000 km. Die namibische Post hat ihren Ruf.

 

Auch diesmal kamen wir mit den anderen Gästen der Pension ins Gespräch. Diesmal waren es alles Südafrikaner und alle haben sich gleich als überzeugte Christen bekannt. Sie gaben uns Einsicht in eine etwas andere Weltanschauung, welche hier wohl überall zur Zeit der Apartheid geherrscht hat. Sie waren fest davon überzeugt, das Beste für die Schwarzen getan zu haben. Sie gaben ihnen nicht nur Arbeit (Sklaverei) sondern auch Häuser (Zündholzschachteln ohne Wasser und Strom), Ausbildung (aber ja nicht zu viel) und einen Glauben (welches Geschenk). Ganz im Gegensatz zu den anderen weissen Südafrikanern die wir getroffen hatten, wollten sie es immer noch nicht sehen, dass in der Vergangenheit so einiges falsch gelaufen war. Sie wollten ja auch nur das Beste und wie all die andern Leute die wir getroffen hatten, waren sie ebenfals sehr freundlich.

 

Noch immer war das ganze nördliche Küstengebiet etwa 100 km inland bis hin zu den ersten Bergen, übersäät mit einer beeindruckenden Menge an Frühlingsblumen die zwischen den Büschen in dem sonst trockenen Gebiet sprossen. Wir hörten, dass es in den 4 Wochen in denen wir im Norden waren, sehr viel geregnet habe und schon bald sahen auch wir wieder Wolken.

 

Wir gingen bald inland nach Calvinia, welches auf einem Hochplateau liegt. Die Berge um das Dorf herum, liessen des nachts die Temperaturen auf den Gefrierpunkt absinken und ausnahmsweise fanden wir in dem Haus das wir vom B&B zugewiesen bekamen, sogar eine Heizung. So war es wenigstens gemütlich und warm, als wir einen Tag lang auf besseres Wetter warteten. Das Dorf selbst war charmant und es gab mehrere Kaffeestuben, die dekoriert waren wie vor 100 Jahren. Neben vielem altem Ramsch, hingen auch Felle von gejagten Tieren an der Wand, darunter sogar eines von einem Affen. Ironischerweise sahen wir von nun an jeden Tag Affen am Strassenrand. Die Paviane (Baboons) sind für die Menschen teilweise schon zum Problem geworden, da sie oft in Häuser eindringen, wenn eine Tür oder ein Fenster offen steht. Wenn der Wind diese schliesst, kriegen sie Panik und zerstören alles was ihnen in den Weg kommt.

 

Durch das Karoo Gebirge fuhren wir weiter zum kleinen, aber touristischen Ort Prince Albert, welcher am Fusse des Schwarzberg liegt. Am nächsten Morgen "bezwangen" wir die enge Schotterstrasse, die durch eine sehr enge rote Schlucht führte und anschliessend auf den Schwarzberg Pass anstieg, welcher 1'436 M.ü.M. lag. Oben waren wir echt überrascht, als wir sowohl am Strassenrand, als auch an den Gipfeln vor uns, Schnee sahen. Nun wussten wir, weshalb es so saukalt gewesen war.

 

Auf der Südseite des Passes wechselte die Landschaft von kargen Felsen zu grünem fruchtbarem Farmland über. Weiter südlich züchteten die meisten Bauern Strausse und das charmante Städtchen Oudtshoorn war schon Ende des 19. Jahrhunderts bekannt wegen seiner "Feder Barone". Diese konnten ein Vermögen verdienen, dank dem es damals Mode war, sich mit gefärbten Straussenfedern zu schmücken. In den Souvenir-Shops fanden wir noch ein paar andere handliche Andenken wie z.B. ausgestopfte Löwen oder grün- und orange gefärbte Springbock Felle. Strausseneier, welche zu Lämpchen mit verschiedenen eingravierten Mustern gearbeitet waren, gefielen Brigitte als einziges, sodass sie am liebsten eine Auswahl davon mitgenommen hätte. Im Supermarkt wurden frische Strausseneier zu 25 Rand das Stk. (Euro 2.65) angeboten und Brigitte konnte der Versuchung nicht widerstehen, so ein rohes Ei bei der Gemüsewaage wägen zu lassen, was die Verkäufering zu einem breien Schmunzeln veranlasste. Dieses Ei wog 1,5 kg und es war nicht das grösste!

 

Leider schafften wir es nicht, ein Zimmer in dem Backpacker's Hostel zu kriegen, das seinen Gästen ein Straussenei zum Frühstück versprach. Wie oft in Südafrika, gab es auch in diesem Ort viele exquisite Restaurants und hierzulande werden nicht nur am Abend Gourmet-Mahlzeiten serviert, sondern auch zum Frühstück, zum Mittagessen und bei kleinen Snacks zwischendruch. Unser Frühstück im Restaurant Romantica hatte mindest so viel erlebniswert wie dasjenige mit dem grossen Ei. Als Tischset legte man uns alte Schallplatten hin und darauf wurde dann ein gesundes Frühstück mit Früchten, Müesli und Muffins wie ein Gedicht angerichtet. Das schwarze Mädl das uns bediente, trug eine schneeweisse Rüschenschürze und ein dazupassendes Häubchen, was alles richtig zur romantischen Dekoration des kleinen Lokales passte.

 

Durch eine sattgrüne Landschaft, die genausogut in der Schweiz hätte sein können, fuhren wir nach Berrydale, wo wir uns in einem Lokal an einer super Lage ein ebensolches Mittagessen einverleibten. Dabei genossen wir die Aussicht über den Teich hinüber zum kleinen Dorf und über die blühenden Kirschbäume.

Die nächsten zwei Nächte blieben wir in Montagu nahe der Berge. Sowohl am Freitag Abend, als auch am Samstag waren die Strassen sehr belebt so lange die Geschäfte auf hatten. Alle kamen hierher um Lebensmittel für's Wochenende einzukaufen und es war gut zu sehen, dass sich auch die Farbigen ab und zu den kleinen Luxus von Pommes-Chips oder einem Eis leisten konnten. Anschliessend leerten sich die Strassen bis Montag Morgen mit einer kurzen Ausnahme am Sonntag Morgen.

In dieser Gegend hatte jeder Ort recht viele verschiedene Kirchen und hier sahen wir auch noch einen Kirchen-Bazaar, wo wir nur Weisse beim Schmökern sahen. Am Sonntag Morgen waren die Parkplätze um die Kirche randvoll belegt und viele Autos waren mit frommen Sprüchen dekoriert.

 

Wir konnten dies alles durch die weit geöffneten Türen des Restaurants beobachten, wo wir frühstückten. Genau wie in Australien, werden auch hier die Türen von Restaurants und Läden sowohl vorne als auch hinten selbst an den kältesten Tagen offen gelassen. Dies ist hier so stark zur Gewohnheit geworden, dass die Kunden glauben, es sei geschlossen, wenn die Türen nicht speerangelweit offen stehen. Wenn sich ausnahmsweise ein Weichei von einem Geschäftsinhaber dazu entschliesst, die Pforten zu zu halten, ist die Tür sicher mit einem grossen Zettel dekoriert, auf dem er seine Kunden informiert:"Tür wegen kaltem Wetter zu - bitte eintreten". Im Normalfall trugen die Angestellen den ganzen Tag dicke Daunenjacken um die Kälte zu ertragen und überflüssigerweise brannte ab und zu sogar ein Holzfeuer hinter der offenen Tür.

 

Zwischendurch machten wir einen Ausflug ins kleine Dorf Mc Gregor und wie oft im Südwesten des Landes, gab es auch hier neue und alte Strohdachhäuser im sogenannten "Kap Dutch" Stil, wie sie die ersten holländischen Siedler bauten.

 

Gleich hinter Montagu gab es eine wunderschöne enge Schlucht, wo die Strasse sogar durch einen kurzen Felstunnel führte. Viele Paviane leben in dieser Schlucht und man kann sie oft von der Strasse aus sehen. Um die Affen entlang dieses kurvigen Abschnittes zu schützen, gilt eine Geschwindigkeits-Begrenzung von 60 km/h, da ganze Gruppen von Affen oft die Strasse überqueren. Auch wir mussten abbremsen, was ein junger Raser zu spät bemerkte und uns von hinten auffuhr. Glücklicherweise gab es an unserem Golf nur ein paar Kratzer und so konnten wir weiterfahren, nachdem wir bei der Polizei einen Rapport für die Autovermietung eingeholt hatten.

 

In Hermanus, 120 km östlich von Kapstadt, kamen wir wieder an die Küste. Mit viel Glück konnten wir ein wunderschönes zweistöckiges Appartment mit Meersicht mieten. Wir zahlten auch dafür 300 Rand (32 Euro), genau gleichviel wie an den letzten 7 Orten für unsere Zimmer. Momentan waren Wale für etwa 4 Monate in der Bucht und wir konnten welche direkt von unserem Fenster aus sehen. Gingen wir hinten hinaus, waren wir bereits im Zentrum des ansprechenden Ferienortes mit vielen Restaurants und günstigem Internetzugang. Hermanus begeisterte uns auf Anhieb so stark, dass wir spontan entschieden unsere letzten 10 Tage hier, statt in Franschhoek zu verbringen, wo wir eigentlich morgen hinfahren wollten.

Dieses Appartment mit der tollen Aussicht war leider vom nächsten Tag an nicht mehr verfügbar, aber wir konnten immer noch ein originelles altes Fischerhaus im selben Komplex bekommen. Es war recht gross und hatte dicke Wände. Früher muss es wohl allein gestanden haben, aber jetzt war es umgeben von den anderen Gebäuden der Ferienanlage.

 

Wir riefen unsere Autovermietung an und konnten veranlassen, dass sie ihren Wagen hier abholen. Bevor wir ihn zurück gaben, machten wir nochmals einen Ausflug entlang der faszinierenden Küstenstrasse nach Gordon Bay. Unser Golf Chico bekam noch eine Wäsche für nur 30 Rand (Euro 3.20) und wurde von vier Mitarbeitern eine halbe Stunde lang innen und aussen gereinigt.

 

Tagsdrauf kontaktierten wir Eva und Jan, welche wir in der Gousblom Pension im Norden vor 5 Wochen kennengelernt hatten. Sie gehörten zu den weltoffenen Menschen die wir bei unserem ersten Besuch dort trafen und sie hatten uns ihre Hermanus-Adresse auf dem Frühstückstisch hinterlassen, da sie recht früh abreisten. Es war sehr interessant gewesen, mit ihnen zu sprechen und sie erzählten uns wie beschäftigt sie immer seien, da sie mit Begeisterung an Vorlesungen der Universität für das Alter teilnehmen. Da sie aber auch sehr gerne reisen, kommen sie anscheinend oft in einen hausgemachten Interessen-Konflikt, da sie währenddessen auf ein paar Kurse verzichten müssen.

Als wir sie anriefen, konnten sie sich sogar sehr schnell Zeit nehmen und am nächsten Mittag sassen wir in einem feinen Strandrestaurant zusammen wohin sie uns einluden. Anschliessend zeigten sie uns ihr super gelegenes Haus, von dem aus man über eine Flussmündung auf's Meer sah. Auch ihr riesiger Garten war absolut beeindruckend und sie haben viel am Haus nach ihrem Geschmack umgebaut seit sie es vor 4 Jahren kauften.

Wir konnten fast nicht aufhören ihnen Fragen zu stellen zum Leben vor und nach der Apartheid in Südafrika und es war höchstinteressant ihren Standpunkt zu hören. Dass wir sie nochmals treffen konnten, war ein Glücksfall, da sie bereits am nächsten Tag wieder zu einer Reise aufbrachen. Diesmal gingen sie zum Addo Elephantenpark und ins kleine Königreich Lesotho, das eine Enklave innerhalb Südafrikas ist.

Das grösste Problem der Bevölkerung dort, stellt AIDS dar, von dem 35% der 1,8 Mio. Einwohner betroffen sind. Dies bringt ihre Lebenserwartung auf 27 Jahre hinunter und die Tatsache, dass ein paar Medizinmänner infiszierten Männern einreden, dass AIDS weggeht, wenn sie mit einer sehr jungen Jungfrau Geschlechtsverkehr haben, macht alles nur noch viel schlimmer.

 

Wir haben nicht viel über das AIDS Problem in Südafrika erfahren, aber auch hier muss die Infektionsrate zwischen 10 und 15% liegen, in einigen Provinzen aber genauso hoch wie in Lesotho. Ausser einer Präventions-Kampagne am Fernsehen und ein paar Broschüren die das Problem wirklich offen darstellten, hörten wir kaum was. Viele Todesfälle würden anscheinend als Ursache von Tuberkulosis angegeben, da sich die Familien schämen, AIDS als den wirklichen Grund zuzugeben.

 

In Hermanus haben wir uns für 10 Tage etwas zurück gelehnt und einfach noch ein wenig von den guten Dingen profitiert, die das Land zu bieten hat. Hier hatten wir ja zusätzlich noch die "Southern Right"- Wale (Südkaper) vor der Tür, denen wir täglich eine Weile zusahen. Irgendeinen sah man meistens an der Wasseroberfläche, manchmal auch 10 – 20 und ab und zu boten sie etwas "Flossen-Schau" oder sprangen aus dem Wasser.

 

Wir genossen noch einige kulinarische Höhepunkte und nicht nur diese, sondern auch all die guten und schlechten Dinge die wir erlebt und erfahren hatten, müssen jetzt verdaut werden.

Wir machten uns an das Schreiben dieses Reiseberichtes, was uns (hoffentlich) ebenfalls etwas geholfen hat, diese beiden kontroversen und kontrastreichen Länder; Namibia und Südafrika besser zu begreifen.

 

Die hohe Kriminalität hat uns anfangs sehr schockiert, aber mit der Zeit gewöhnt man sich etwas an all diese Stacheldrahtzäune. In einem Land indem fast 80% der Bevölkerung an der Armutsgrenze lebt, ist es eher verwunderlich, dass es mit der Kriminalität nicht noch schlimmer ist.

In Südafrika ist es auf dem Land zumindest an den meisten Orten relativ sicher. Nur in den Städten gibt es wirklich grosse Probleme. Dort verlassen die Menschen ihr gesichertes Haus höchstens um in einem bewachten Einkaufs- und Erlebniszentrum ihre Freizeit zu verbringen. Ein Spaziergang an der frischen Luft ist abends und am Wochenende viel zu gefährlich.

Objektiv gesehen, ist in beiden Ländern die Kriminalität dort am schlimmsten wo am meisten Armut herrscht, d.h. in den Slums vor den Grosstädten und in den ehemaligen "Township's", wo vor allem die Schwarzen und Coloureds leben. In den vorwiegend weissen Gebieten und dort wo Touristen hingehen, wird mit Wachpersonal (also Geld) für die Sicherheit gesorgt.

Aber: alles ist relativ! Auch südafrika’s Probleme. In der letzten Woche in Hermanus, kamen wir mit einem Engländer ins Gespräch der in Brasilien's Rio wohnt und was er von dort erzählte, ist nun wirklich haaresträubend. Weil die Situation in Südafrika so viel besser sei, will er nun nach Kapstadt immigrieren, da er sich hier viel sicherer fühlt...

 

Die Völker Südafrikas sollten der Welt als gutes Beispiel dienen, dass Millionen von Menschen denen bedingungslos vergeben können, die sie Jahrhundertelang umbrachten, folterten, unterdrückten und diskriminierten. Persönlichkeiten wie Nelson Mandela an ihrer Spitze zu haben, ist sicher hilfreich, aber alle Völker die ihre Welt wirklich ändern wollen, können dies tun. Sie müssen zusammen stehen und den Wandel in ihre eigenen Hände nehmen. Dass dies hier so gut funktioniert hat, lässt uns hoffen, dass auch in anderen Konfliktgebieten, wie dem Balkan oder nahen Osten endlich auch solche Toleranz aufkäme. Dass sich auch dort die Völker vergeben und ihre Welt friedvoll warden könnte.

 

Am Wochenende war Hermanus erstaunlich belebt, da die Stadtbevölkerung hierher pilgerte um etwas auszuspannen, das langsam wärmer werdende Frühlingswetter zu geniessen und den Walen zuzusehen. Wir haben es vorher noch nie so bewusst genossen, wieder unter Menschen zu sein und nicht irgendwo in einem ausgestorbenen Ort, wo keine Menschenseele am Wochenende die Strassen bevölkert.

 

Wir können nun in Singapur wieder so richtig eintauchen und deshalb haben wir uns auch irgendwie auf den Rückflug dahin gefreut. Am 16. Sept. landeten wir glücklich wieder in dieser sicheren lebhaften und exotischen Millionenstadt, die Tag und Nacht nie still steht und wo man spürt, wo man ist: mittendrinn in Asien!

 


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