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Reisetagebuch Kapitel 17 [Januar 2007 - April 2007] als PDF (Borneo: Sarawak & Sabah in Malaysia sowie Brunei; dazu Singapur: Thaipusam-Fest und Thailand: Koh Tao) |
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Fotos: Thaipusam (Singapur) | Mehr über Singapur: Kapitel 13 (Hauptbericht), Kapitel 15 (Lichterfeste), Kapitel 18 (Abschied), Kapitel 34 |
Thaipusam: Ein eindrückliches Hindu Fest in Singapur
Nach unseren “Ferien” in West
Australien, kamen wir am 22. Januar 2007 wieder nach Singapur zurück. Kurz darauf
buchten wir einen Flug mit MAS nach Kuching. Dank dem wir vor 7 Monaten als wir
Neuseeland verliessen, dem Meilen-Programm der malaysischen Fluggesellschaft
beigetreten waren, hatten wir inzwischen bereits genug Meilen gesammelt um
diesen Flug nun als Bonus zu bekommen. Alles was wir bezahlen mussten, waren
etwa € 20 an Taxen.
Am Nachmittag unseres letzten Tages in
Singapur fanden wir eine Broschüre über das Hindu-Fest Thaipusam,
welches am nächsten Tag stattfinden sollte. Spontan beschlossen wir abzuklären,
ob wir unseren Flug verschieben und den Aufenthalt in unserem Hotel verlängern
könnten. Beides war möglich, doch für die Umbuchung des Fluges mussten wir € 15
bezahlen. In Anbetracht dieser einmaligen Chance war dies aber absolut
lohnenswert.
Nun versuchten wir genauere Informationen
zum Fest zu bekommen und auf dem Verkehrsbüro sagte man uns, dass es keine
Parade zu einem bestimmten Zeitpunkt gäbe, sondern dass die Gläubigen während
des ganzen Tages am 1. Februar von einem bestimmten Tempel zu einem andern
pilgern würden.
Ganz zufälligerweise sahen wir, dass ein
Teil der Strasse bereits für den Verkehr gesperrt war, als wir (am 31.1.) nach
dem Nachtessen zu unserem Hotel in “Little India” zurück kehrten. Genau um
Mitternacht brachen die ersten Pilger nämlich bereits zu ihrem Leidensweg auf.
Manche hatten sich bereits wochenlang mit strikter Diät und Abstinenz und jetzt
nochmals stundenlang mit Meditation im Hindu Tempel darauf vorbereitet. Indische
Hindus, aber auch ein paar Leute anderer Volksgruppen, welche von der indischen
Gottheit “Lord Murugan”, auch unter dem Namen Lord Subramaniam bekannt, der
feenhafte Kräfte besitzen soll, einen Wunsch erfüllt haben möchten oder sich
für einen erfüllten Wunsch bedanken möchten, nehmen am jährlichen Thaipusam
Fest teil. Man glaubt, dass einem der Gott besser erhört je mehr Last und
Anstrengung man auf sich nimmt währenddem man den 4 km langen Pilgerweg
abschreitet. Manche versprechen dies 5 oder 10 Jahre hintereinander zu tun.
Am Anfang sah man vor allem Frauen und
Kinder an der Parade. Alle Umzugsteilnehmer waren in gelbe oder orange Roben
gekleidet und trugen Milch für die Götter, meist auf ihren Köpfen. Die dafür
verwendeten Töpfe waren recht schwer und wurden “Paal Qudam” genannt. Die
ersten Teilnehmer hatten oft ein paar kleine Nadeln in ihre Stirnhaut
gestochen. Viele hatten aber auch ihre Wangen und Zunge mit Metall-Spiesschen
durchbohrt auf die man jeweils noch ein kunstvolles Symbol (Dreizack) steckte.
Je später die Nacht umso extravaganter und
zahlreicher wurden die Spiesse und Speere, welche in die Haut gebohrt waren,
vor allem, aber nicht ausschliesslich bei Männern. Etwa um 02:00 Uhr begaben
wir uns zum Tempel wo sich die Gläubigen für den Umzug vorbereiteten. Als wir
uns erkundigten, ob wir den Tempel betreten dürften, antwortete man uns:
“selbstverständlich! Ihr könnt euch frei umsehen, das kostet nichts. Nur
diejenigen die den “Pilgerweg” (entlang der Hauptstrasse) ablaufen, müssen bezahlen”.
Wir wurden nur gebeten, die Schuhe auszuziehen.
Über einen Teppich aus verschütteter Milch
und bunten Pudern betraten wir den geschmückten Tempel wo ein grosses, aber gut
organisiertes Chaos herrschte. Die Atmosphäre war ruhig und mysteriös und alle
waren damit beschäftigt irgendwas zu tun. Die Gläubigen beteten nach einem
rituellen Bad und brachten den Göttern Opfergaben. Jede Familie suchte sich ein
Plätzchen, welches mit Zeitungspapier oder einer Matte belegt wurde. Darauf
wurde nun alles ausgebreitet das sie zu den Vorbereitungen für die Parade
brauchten. Die einen versetzten sich in Trance während andere die Haken und
Spiesschen dekorierten, welche später in die Haut gebohrt würden. Danach wurden
Federn und religiöse Symbole auf die schweren Rahmen der Bürden befestigt,
welche später von denjenigen in Trance zum andern Tempel gebracht werden
würden. Von den Pilgern die wir gesehen hatten, war nur eine Minderheit
sichtbar in Trance; die meisten bezwangen die Situation mit reiner
Willenskraft.
Nach dem rituellen Bad, welches darin
bestand, dass man sich eimerweise Wasser über die Kleider goss, schlotterten
die meisten sehr. Später hingegen, wo wir zusahen, wie die Teilnehmer ihre Wangen
und Zungen mit Spiesschen durchbohren liessen, hatten wir nicht den Eindruck,
dass jemand dabei litt. Richtig gelitten hätten sie wohl erst, wenn ihnen die
Benutzung des Mobil-Telefones an diesem Anlass verboten worden wäre!
Glücklicherweise waren aber die heiligen Schriften der Hindus lang vor der
modernen Zeit geschrieben worden.
Ansonsten waren aber den Ideen, wie man
sich noch mehr Härte auferlegen kann, überhaupt keine Grenzen gesetzt. Nicht
nur die Stirn, Wangen oder Zungen wurden durchbohrt; einige erhofften sich noch
mehr Gunst wenn sie zusätzlich mit Fleischerhaken dutzende von Orangen,
Zitronen oder kleinen Milchkrügen an ihrer Brust, ihrem Rücken, ihren Beinen
oder am ganzen Körper befestigten.
Etwas Typisches am Thaipusam-Fest ist das
Tragen von “Kavadi’s“, welche halbrunde Rahmen aus Metall und Holz sind und nur
von Männern getragen werden. Sie sind oft mit Pfauenfedern, Bildern von
Gottheiten, Blumen oder goldenen Symbolen geschmückt. Die Gestänge aus dünnen
Metallstreifen haben einen Durchmesser von etwa 2 Metern und sollten gemäss
singapurianischem Gesetz nicht höher als 2 Meter sein. Sie können zwischen
zwischen 30kg bis 150kg wiegen. Oft sind die Kavadi’s mit bis zu 200 kleinen
langen Spiessen, welche in die Haut gebohrt wurden, am Körper des Trägers
abgestützt. Andere wiederum wurden um die Hüfte oder auf den Schultern
abgestützt und von diesen schwangen sich für gewöhnlich dutzende von goldenen
oder silbernen Kettchen, welche durch Fischhaken mit dem Körper lose verbunden
wurden, hinauf zum Rahmen.
Wer einen besonders grossen Wunsch oder
besonders viel Dankbarkeit ausdrücken wollte, zog oft noch einen Anhänger mit
einer Statue von einer Gottheit hinter sich her. Die Seile mit denen dieser
Anhänger gezogen wurde, waren mit Fleischerhaken im Rücken festgemacht. Fast
alle Gläubigen marschierten barfuss, aber einen sahen wir sogar mit
Nagelschuhen!
Im Gegensatz zur Nacht, wo fast alle
Teilnehmer eine gelbe Robe getragen hatten und ein ununterbrochen dichter
Pilgerzug der Strasse folgte, sah man am Tag nur noch kleinere Gruppen, meist
Männer, welche einander im Abstand von etwa 10 Minuten folgten. Dafür trugen
nun fast alle einen Kavadi.
Das Thaipusam Fest hat seinen Ursprung in
Tamil Nadu in Indien aber dort darf es inzwischen nicht mehr abgehalten werden,
da laut indischem Gesetz jegliche Art von religiöser Selbsttortur verboten sei.
In Singapur und Malaysia gibt es hingegen grosse Prozessionen mit mehreren
tausend, wenn nicht zehntausenden von Teilnehmern. Hier führte der Menschenzug
parallel am Verkehr vorbei der von einem Heer an Sicherheitsbeamten unter
Kontrolle, aber flüssig gehalten wurde.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die
Ärzte während dieses Festes oft damit beschäftigt sind, ungenügend vorbereitete
Pilger zu behandeln. Obwohl man sozusagen kein Blut sieht, kommt es doch vor,
dass einige durch Überanstrengung durch den langen Marsch in der Hitze (bis 8
Std.) zusammenbrechen oder ihre Wunden danach nicht so schnell verschwinden wie
sie glaubten.
Es ist aber enorm beeindruckend, dass
diese Leute es schaffen ihren Geist mental so unter Kontrolle zu bringen, dass
er offensichtlich von körperlichen Schmerzen nicht belangt werden kann!
Die Beschreibung von all dem mag
vielleicht wie Horror tönen und wir haben einige Touristen am Strassenrand
gesehen, denen der Schrecken auf dem Gesicht stand. Normalerweise sollen
Schmerzen ja anzeigen wo dem Körper was fehlt, aber das Thaipusam Fest hat uns
aufgezeigt, dass jedermann in der Lage ist, seinen Geist so zu beherrschen,
dass er keine Schmerzen verspürt, egal welche „Grausamkeit“ dem Körper gerade
zugefügt wird. Das Wichtigste ist, dass man absolut sicher ist, dass man dies
so will und dass man auch bereit ist, mit eventuellen Konsequenzen zu leben.
Dies ist wohl schon die Basis, dass ein Wunsch schlussendlich auch in Erfüllung
geht. Denn genau wie mit allem andern, muss man zuerst an sich selbst glauben
bevor man etwas erreichen kann. So hinterliess uns das Thaipusam Fest einen
viel tieferen Eindruck als nur den eines „farbigen Umzuges“. Diejenigen
Touristen, die darüber bloss ihre Köpfe schüttelten, haben aber kaum etwas
davon gelernt. Mehr zu Singapur: Kapitel 13 (Hauptbericht), Kapitel 15 (Lichterfeste), Kapitel 18 (Abschied)
Singapur (Thaipusam) |
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Fotos: Sarawak-Malaysia | Mehr über Malaysia: Kapitel 13 (Kuala Lumpur), Kapitel 34 |
Borneo: malaysisch Sarawak und Sabah, (+ Brunei in der Mitte) zwischen Tradition und Moderne
Am 2.2.2007 gingen wir weiter nach Malaysia. MAS, die malaysische
Fluggesellschaft betrieb einen bequemen Flughafenbus, welcher uns direkt von
Singapur über die Grenze und dann zum Flughafen in Johor Bahru brachte wo wir
ein Flugzeug nach Borneo bestiegen.
Kuching, die Hauptstadt der halbautonomen
ostmalaysischen Provinz Sarawak war unser erstes Ziel.
Uns kam es hier erstaunlich modern vor und wir hatten den Eindruck, dass die
Stadt dem Peninsula (mit Kuala Lumpur, Penang und dem grössten Teil der
Bevölkerung) überhaupt nicht nachsteht. Wir waren überrascht wie viele Leute
hier ein Auto besassen, darunter auch viel Jungvolk anfangs zwanzig. Auch die
Besitzer von mobilen Essensständen, welche für Malaysische Ringgit (RM) 3.00 (€
-.60) gebratene Nudeln anboten, konnten sich einen eigenen Wagen leisten.
Wir erfuhren, dass die kleinsten Modelle
der in Malaysia hergestellten „Perodua“ Wagen für etwa RM 15’000 (€ 3’000) zu
haben seien falls man bar bezahlen kann. Die meisten Lenker hingegen
entscheiden sich für ein Darlehen und zahlen das Auto in 7 Jahren ab, nachdem
man sie mit einer Anzahlung von nur RM 50 zum Unterschreiben eines Vertrages
verführt hat.
Kuching liegt wunderschön am Sarawak Fluss
an dessen Ufer es eine sehr lange Fussgänger-Promenade gibt. Wie in anderen
Gegenden Asiens, essen auch hier die Leute eher selten zu Hause. Sie gehen viel
eher an eine Essbude am Strassenrand oder in ein billiges Restaurant. Da
Kuching eine der wohlhabenderen Städte Malaysias ist, gibt es hier auch eine
gute Auswahl an echten Gourmet-Tempeln. Diese boten oft exotische Mischungen
von Gerichten aus aller Welt zu moderaten Preisen an. Wir fanden gleich vier
Lokale, wo nicht nur die „fusion cuisine“ auf dem Teller, sondern auch die
Innenarchitektur der Gaststätten eine wahre Augenweide bot!
Wie auf der Halbinsel Malaysias, leben
auch hier viele verschiedene ethnische Gruppen zusammen. Eine Vielzahl an
verschiedenen Stämmen sind in Borneo beheimatet, wie z.B. die Iban. Früher
waren viele von ihnen Kopfjäger. Von den Malayen sind hier bei weitem nicht
alle Moslems; viele sind auch Christen. In Sarawak und Sabah leben fast keine
Inder, hingegen leben hier recht viele Chinesen. Zumindest ein Teil der
malaysischen Bevölkerung schätzt die Rolle der Chinesen sehr realistisch ein:
als wir uns auf dem Verkehrsbüro erkundigten, ob es in ganz Borneo so viele
Chinesen gäbe, meinte der malaysische Angestellte direkt: „wo wäre unsere
Wirtschaft ohne Chinesen? Wir hätten ja nicht einmal Restaurants und Geschäfte!“
Kuching ist eine grossflächige Stadt und
auch in den Vororten gibt es viele Einkaufs-Zentren. Während fünf Tagen
entdeckten wir immer noch neue Ecken und wir fanden es auch interessant, mit
den Bewohnern zu reden, die hier im Generellen besser Englisch sprachen als die
Leute in Singapur.
Danach zog es uns aber hinaus in die
Natur. Als erstes versuchten wir im Semenggoh Rehabilitations Zentrum Orang Utan’s zu sehen. Hier
werden verwaiste Menschenaffen darauf vorbereitet wieder selbständig in der
Natur zu überleben. Das Projekt war offensichtlich recht erfolgreich, denn
keiner der 23 Orang Utan’s die in der Gegend leben kam zu Fütterung, da der
Dschungel um diese Jahreszeit eine Menge an Früchte bereithält. Trotzdem
lernten wir recht viel über diese beeindruckenden Kreaturen im
Informations-Zentrum. Ein ausgewachsenes Männchen kann über 100kg wiegen und
seine Arme bis zu 3 Meter ausbreiten.
Auf dem Verkehrsbüro informierte man uns, dass
nun im Gunung Gading
Nationalpark eine Rafflesia Blume aufgegangen sei.
Deshalb fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Bus nach Lundu, welches 1 ¼
Std. entfernt lag. Die Rafflesia ist eine Parasitenpflanze ohne Blätter
und ohne Stiel. Innerhalb von 9 Mon. entwickelt sich eine Blume aus einer kokosnussähnlichen
Knospe. Mit bis zu einem Meter Durchmesser ist dies die grösste Blume auf
unserem Planeten. Wenn eine Blüte aufgegangen ist, hält sie nur 4-5 Tage. Der
mittlere Teil gleicht einer runden Schüssel mit langen Stacheln in deren Mitte
und umgeben ist sie von 5 roten Blütenblättern. Interessanterweise wuchs die
Blume die wir fanden direkt auf einer alten Blüte, welche nun pechschwarz war,
ihre Form jedoch überhaupt nicht verloren hatte.
Die seltenen Rafflesia, von denen es etwa
6 verschiedene Arten gibt, sind trotz ihrer Grösse nicht leicht zu finden auf
dem Waldboden. Am Eingang zum Nationalpark machte man uns eine Skizze und so
machten wir uns zusammen mit zwei Holländerinnen die wir im Bus kennengelernt
hatten, in der Hitze auf den Weg.
Auf dem Rückweg lernten wir noch sieben
weitere Touristen kennen, die alle ebenfalls wegen der Rafflesia hierher
gepilgert waren. Witzigerweise logierten sie alle im selben Backpacker’s Hostel
wie wir in Kuching. Einige dieser Leute trafen wir später noch mehrmals wieder.
Mit zwei von ihnen: Susanne & Roland
aus Deutschland machten wir uns tagsdrauf auf den Weg mit Taxi, Bus und Boot
zum Bako Nationalpark. Dieser Park ist dafür bekannt, dass
er sehr viele Vegetationszonen einschliesst und dies obwohl er sich nur auf
einer kleinen Halbinsel von 27 km² befindet.
Viele Wanderwege führen durch 7
verschiedene ausgeprägte Eco-Systeme: Strand- und Klippen-Vegetation,
Mangroven, Heidewald und Moorland, gemischter Tieflandregenwald, plus Grasland.
Es gab dort viele spezielle Pflanzen, wie z.B. die fleisch-fressenden
Köcherpflanzen, die sich von Insekten ernähren. Es gab auch interessante
Palmenarten mit stacheligen Stämmen die richtig gefährlich aussahen, gewundene
Lianen, bunte Spinnen mit langen Hörnern und eine wunderschöne Küstenlandschaft
mit freistehenden Sandsteinformationen.
Kurz bevor wir vier zum Hauptquartier des
Nationalpark’s zurück kamen, sahen wir hoch oben in den Bäumen die ersten
Affen. Es gab so viel zu sehen, wir brauchten ganze 5½ Stunden für die 5 km
lange Rundwanderung entlang des Lintang trails, welche man normalerweise in
etwa 3 Std. bewältigen könnte.
Dank dem wir zwei Nächte hier gebucht
hatten, konnten wir den ganzen nächsten Tag auch noch geniessen. Wir wollten
bewusst nicht nochmals allzu tief in den Busch rein, da wir gehört hatten, dass
sich die Affen gern am Waldrand in der Nähe der Unterkünfte und in den
Mangroven am Strand aufhalten. Kurz nachdem wir im einfachen Restaurant
gefrühstückt hatten, versuchte ein kleiner Makake in unser Zimmer zu
kommen. Nachdem wir ihn vertrieben hatten, sahen wir den Rest seiner Bande am
Zaun und auf dem Holzsteg, welcher die Touristenunterkünfte verband, spielen.
Sie haben uns kaum beachtet und so konnten wir 25 kleine Affen, darunter auch
ein paar süsse Junge beobachten wie sie, ähnlich kleinen Kätzchen,
herumtollten.
Nach einer Weile gingen wir zum Strand um
die spektakulären Sandsteinfelsen zu sehen, welche nun bei Ebbe total im
Trockenen standen. Etwas später zeigte uns jemand eine giftige grüne Viper in
einem Busch. Plötzlich sprang etwas aus den Bäumen direkt hinter uns hervor.
Als nächstes kreuzte ein „Silver Leaf/Silberblatt Äffchen“( Trachypithecus
auratus sundaicus) ums andere den Fussweg hinter uns um von den Blättern der
Mangrovenbäume zu fressen. Wir folgten diesen Affen, die zur Familie der
Languren gehören, zum Strand. Währenddem wir ruhig in der Nähe sassen, konnten
wir 30-40 dieser silberschwarzen Tiere beobachten, welche 1 – 1,2m hoch sind,
wenn sie aufrecht stehen.
Witzigerweise waren ihre Babies
caramel-braun und später lasen wir, dass sie erst (schon) grau werden, wenn sie
etwa 30 Tage alt sind. Da muss sich der Mensch schon viel länger ärgern bis er
dieses Stadium erreicht. Nachdem sich die „Silberblatt“ Affen an den saftigen
Blättern satt gegessen hatten, machten sie entweder eine Siesta oder spielten
miteinander.
Für uns war es nun auch Zeit zum
Mittagessen, aber als wir an einem der Bungalows vorbei gingen, bemerkten wir
eine kleine Makaken-Bande, vielleicht etwa 15 Tiere, welche auf den Tischen und
Stühlen, sowie der Eingangstreppe zur Veranda herum turnten. Die armen
Touristen machten anstrengende Wanderungen in dieser schweisstreibenden Hitze,
in der Hoffnung ein paar Tiere zu sehen. Aber hier waren all die kleinen
Makaken versammelt, überfielen die Unterkünfte und schnappten sich alles das
nicht niet und nagelfest war.
Auch in den Bäumen ums Restaurant, welches
sich auf einer offenen Terrasse befand, lauerte immer mindestens ein Makake
darauf, ob er eine Chance hätte etwas von einem Tisch zu klauen. Kekse und
Getränke-Büchsen, welche sie sogar öffnen konnten, waren ihre Favoriten und wir
hatten sogar den Eindruck, dass sie die Farbe der von ihnen bevorzugten Marken
kannten. Immer Mal wieder rannte ein Affe zum Restaurant hinauf und machte sich
mit etwas Interessantem davon. Die armen Neuankömmlinge schrieen nur auf, denn
alles ging immer sehr schnell und überraschend für sie.
Nun hofften wir auch noch den seltenen Nasenaffen
(Proboscis oder lat: Nasalis larvatus)zu sehen; ein Primate von dem wir hörten,
dass er gern die Mangroven zum Fressen aufsucht. Diese Affen, welche eine
beachtliche Grösse haben, gibt es nur auf Borneo. Ein Männchen umgibt sich in
der Regel mit einem Harem von 3-8 Weibchen. Ihr hellbraunes Fell wechselt zu
den Händen und Füssen hin zu grau. Auch ihre Po-Backen und der Bauch sind
deutlich heller, vor allem beim Männchen und es sieht fast aus, als trüge er
weisse Unterhosen. Der knallrote Penis und die blau-schwarzen Hoden machen
vorne alles wieder klar.
Ihre Jungen sind zuerst ganz grau und
werden erst später braun, genau das Gegenteil von „Silver Leaf Affen“.
Die Nase des Männchens ist so lang, dass
sie beim fressen der Blätter schwabbelt. Weibchen hingegen haben bloss eine
Stupsnase. Es war beeindruckend diese Kreaturen aus der Nähe beobachten zu
können die uns Menschen so stark gleichen, wenn sie ganz locker in den
Astgabeln sitzen. Wir waren beeindruckt mit welcher Leichtigkeit sie sich auf
und zwischen den Bäumen bewegten. Sie sitzen genauso komfortabel und sicher in
den Ästen wie wir auf einem Stuhl. Von ihren Gesichtern konnte man deutlich
Freude, Sorge, oder Nachdenklichkeit ablesen und untereinander kommunizierten
sie durch verschiedene Töne.
Obwohl dies genetisch nicht stimmt, hatten
wir den Eindruck, dass die Nasenaffen uns Menschen viel näher sind, als die
schwanzlosen Menschenaffen. In der Umgangssprache nennen die Malayen den
Nasenaffen „Orang Belanda“ was für „holländischen Menschen“ steht.
Zurück in Kuching sortierten wir nun
hunderte von Bildern aus. Jeder unserer elektronischen „Filme“ ist in der Lage
400 Fotos in hoher Auflösung (6MB) abzuspeichern. Kaum zu glauben, dass bis vor
kurzem noch die ganze Welt mit 36-er Filmen zufrieden war und mit löschen von
misslungengen Schnappschüssen war da natürlich noch nichts!
Für unsere Weiterreise hätten wir nun
entweder der Hauptstrasse entlang der Küste nord-ostwärts folgen können, oder
als Alternative über die Flüsse mit Schnellbooten bis zu 1'
Auch Sibu war im grossen
und ganzen eine sehr moderne Stadt. Der eine Vorort hingegen sah etwas
verkommen und schmutzig aus. Andererseits wiederum gab es aber auch Vororte mit
modernsten Reihenhaus-Siedlungen und grossen und teuren Einkaufs-Zentren wie
wir sie in Borneo nicht erwartet hätten. Es gab eine riesige gedeckte
Markthalle, wo die Waren noch in alter Manier verkauft wurden. Das
dazugehörende achtstöckige Parkhaus war eindeutig ein Zeichen der Moderne.
Früher hatte man die Stadt Sibu „Neu
Fuzhou“ genannt, da sie von chinesischen Einwandern des alten Fuzhou gegründet
worden war. Dieses alte Original ist aber inzwischen zum ultra-neuen Fuzhou
geworden, wie wir letzthin in China gesehen haben. Die chinesische Gemeinschaft
hat in Sibu erst vor kurzem eine neue Pagode gebaut und den umliegenden Garten
mit wunderschönen Steinmetzarbeiten verziert.
Wie Perth in Westaustralien, hat auch Sibu
einen Schwan als sein Wahrzeichen adoptiert und nennt sich nun die Stadt der
Schwäne. Übergrosse Betonschwäne gab es in der ganzen Stadt, aber einen
lebendigen haben wir nie gesehen!
Vor kurzem hatten wir Andrea und Peter aus
der Schweiz kennen gelernt und hier trafen wir uns wieder. Da wir uns sehr gut
verstanden, gingen wir hier jeden Abend miteinander essen, genauso wie in
Kapit, unserer nächsten Station.
In dieser Gegend ist der Fluss Batang
Rajang, der übliche Verkehrsweg. Mit seinen 670 befahrbaren Kilometern ist er
der längste Strom Sarawaks. Die Express Boote die darauf verkehren sind lange
ovale Röhren, die Brigitte vorkamen wie an der Oberfläche rasende U-Boote. Sie
befördern die Passagiere in klimatisiertem Komfort mit über 80 km/h über das
Wasser.
Entlang des Ufers sahen wir verschiedene
Langhäuser, welche von den Stämmen dieser Gegend schon seit Jahrhunderten
gebaut wurden und normalerweise eine ganze „Dorfgemeinschaft“ unter einem Dach
vereinte. Auch heute baut man sie noch, aber sie gleichen nun eher einem
unendlich langen Reihen-Einfamilienhaus, aber mit einer grossen durchgehenden
Gemeinschafts-Terrasse die die vorderste Wohneinheit mit der hintersten
verbindet.
Obwohl wir ausnahmsweise noch eine alte
Oma ‚oben ohne’ auf der Veranda sitzen sahen neben ihren Enkeln die Jeans
trugen, ist in diesen Gemeinschaftshäusern wohl nicht mehr all zu viel
Tradition übrig geblieben. Die Anzahl Satellitenschüsseln entsprach ziemlich
genau der Anzahl Wohnungen und wo es eine Zufahrtsstrasse gab, waren sicher
auch Autos parkiert.
Es hat uns amüsiert, dass moderne
Stammesangehörige von ihrer Einkaufstour in der Stadt einen Raclette-Ofen und
einen elektrischen Steingrill mitbrachten. Auch Waschmaschine und
Geschirrspüler sind in den heutigen Langhäusern keine Seltenheit mehr.
Entlang des Flussufers hatte es zwar
überall noch ziemlich dichten Wald, aber immer wieder sahen wir riesige
Sägerei-Betriebe der Holzfäller Industrie weiter Inland. Sie beliefern den
„Westen der Welt“ mit umweltfreundlichen Möbeln und wir können uns erinnern,
dass französische Campingplätzen die ihre alten Plastik-Gartenmöbel durch
Holzmöbel aus Asien ersetzt hatten, mit der öko-Auszeichnung „Clé vert“ belohnt
wurden. Wo dieses Holz herkam hat wohl niemand realisiert!
Nach ein paar Stunden auf dem Fluss,
erreichten wir die Kleinstadt Kapit, wo etwa 8'000 Menschen wohnen. Da dieser Ort nur
übers Wasser erreicht werden kann, glaubten wir naiv, dass es hier keinen
Verkehr haben würde. Es gab allerdings ein asphaltiertes Strassennetz, welches
die umliegenden Dörfer im Radius von vielleicht 20km verband und dies war Grund
genug, dass jeder der sich ein Auto leisten konnte auch eines hatte und so kam
es im kleinen Ortszentrum zu gewissen Zeiten regelmässig zu Verkehrsstaus. Dies
ist Malaysia!
Weitere Überraschungen warteten entlang
des Weges, als wir durch ein kleines Kampung (Dorf) spazierten. Direkt neben
einem durchschnittlichen Haus auf einem Hügel, stand ein Helikopter parkiert.
Wenn es halt keine Strasse in den nächsten Ort gibt, braucht man eben einen
Heli…
Die Leute waren extrem freundlich und alle
grüssten uns mit Selamat oder Hello. Der Bürgermeister kam aus seinem Haus um
mit uns etwas zu schwatzen (er besass nur 3 Autos). Etwas weiter des Weges
kamen wir zu einer engen Holzbrücke die auch von Motorrädern benutzt wurde.
Direkt dahinter leuchtete ein moderner protziger Glaspalast der
Zentralregierung im letzten Sonnenlicht.
Am 17.02.2007 wurde das chinesische
Neujahr gefeiert, aber ganz im Gegensatz zu unseren Wunsch-Vorstellungen, wird
dieses Fest vor allem im Familien- und Freundeskreis gefeiert. Während der
nächsten 1-2 Wochen waren die meisten von Chinesen geführten Geschäfte
geschlossen. Hier in Malaysia entspricht der Bevölkerungsanteil an Chinesen
etwa 20%, doch dies hatte zur Folge, dass 90% aller Geschäfte geschlossen war.
So mussten wir uns während der nächsten 10 Tage fast ausschliesslich von
gebratenen Nudeln oder gebratenem Reis ernähren. Ab und zu fanden wir
vielleicht noch ein indisches Café, welches uns zur Abwechslung mit Roti Canai
(Fladenbrot) verwöhnte. Wir hatten den Eindruck, dass die Malayen versuchten in
ihren Essbuden mit möglichst wenig Aufwand Geld zu verdienen. Chinesen hingegen
scheuen sich nicht ein phantasiereicheres Menü anzubieten um den Umatz
anzukurbeln.
Am Neujahrstag war es auf den Strassen
extrem ruhig. Vor dem chinesischen Tempel wurden ein paar gigantische
Räucherstäbchen abgebrannt und am Abend organisierte eine politische Partei
einen Anlass auf dem Dorfplatz. Währenddem wir den Karaoke-Sängern zusahen
verteilte das Organisations-Komitee den Zuschauern zuerst Glücks-Orangen, dann
grilliertes Lammfleisch und später noch Erdnüsschen, sowie alkoholfreie
Getränke. Dies ist das Schöne an Asien: egal wie gross ein Fest ist, Alkohol
spielt immer nur eine untergeordnete Rolle und es ist eine grosse Ausnahme,
wenn man Asiaten betrunken sieht. In ganz Südostasien scheinen nur weisse
Touristen und westliche Einwanderer ganz offensichtlich ihre Limiten nicht zu kennen!
Um Mitternacht wurden viele lärmige
Knallkörper gezündet und dazu noch ein paar schöne Feuerwerke. Offiziell waren
private Feuerwerke verboten, aber da die Gefängnisse des Landes viel zu klein
wären alle Übeltäter; sprich alle Chinesen und noch Teile der übrigen
Bevölkerung aufzunehmen, konnte das Verbot unmöglich durchgesetzt werden.
Vor allem am Morgen herrschte reges
Treiben um den Hafen von Kapit. Es war beeindruckend, wie viele Boote dauernd
ankamen und wegfuhren, bloss dasjenige das wir brauchten um entlang des Batang
Rajang weiter flussaufwärts zu düsen fuhr wegen der chinesischen Neujahrsfeier
für ein paar Tage nicht. Es frustrierte uns ein wenig, dass niemand genau
Bescheid wusste, wann das Linienboot seinen Betrieb wieder aufnehmen würde.
Nach drei Tagen wollten Andrea &
Peter, die zufälligerweise im selben Hotel abgestiegen waren wie wir, nicht
mehr länger warten und gingen zurück. Am 4. Morgen standen wir bei der
Anlegestelle, doch es lies sich weit und breit kein Boot blicken, das in unsere
Richtung ging. Am 5. Morgen hatten wir endlich Glück und das von Chinesen
betriebene Boot brachte uns über die Pelagus Stromschnellen mit hoher
Geschwindigkeit sechs Stunden flussaufwärts. Wir erfuhren, dass das Boot sogar
jetzt in der Regenzeit diese Stromschnellen nicht mehr überwinden kann, wenn es
länger als eine Woche nicht regnet, da sich sehr grosse Felsen im Fluss
verbergen.
Schlussendlich erreichten wir die
Ortschaft Belaga und fanden dort genau das was wir schon länger
erhofft hatten: ein kleines Dorf ohne viel Verkehr. Allerdings gab es auch
hierhin eine Strasse und man schaffte es in 4½ Std. über eine Waldstrasse mit
einem Allradfahrzeug die nächste Stadt zu erreichen.
Während wir das Dorf erkundigten
überquerten wir eine nahezu 50m lange schmale Holzbrücke. Zuerst dachten wir
naiv, dass es dahinter wohl keinen Verkehr geben würde, aber schon bald sahen
wir die ersten Kleinwagen die entweder am Strassenrand oder unter den Häusern
parkiert waren. Wie vielerorts in Malaysia, sind die älteren Häuser oft sehr
grosse Holzkonstruktionen, welche auf hohen Pfeilern ruhen.
Da wir keine Zufahrtsstrassse fanden,
erkundigten wir uns bei einem Einheimischen wie es die Autos hierher schafften.
Er meinte ganz lakonisch: „natürlich über die Brücke, wir haben ja auch das
Recht vor unserer Haustür zu parkieren“. Als wir zurück marschierten,
realisierten wir, dass die stolzen Besitzer der 4x4 Fahrzeuge nicht so viel
Glück hatten. Ihre Fahrzeuge waren definitiv zu breit um sich über die enge
Brücke durchzuzwängen und so mussten sie davor parkieren.
Obwohl Belaga nur etwa 1'000 Einwohner
zählt, gab es dort hunderte von Läden und viele Restaurants welche die Leute
aus der umliegenden Umgebung versorgten. Wegen des “Tahun Baru Cina”
(chinesischen Neujahrs) waren anfänglich fast alle geschlossen. Während der
drei Tage die wir dort verbrachten, öffneten aber täglich einige mehr ihre Tore
wieder.
Natürlich kennt in so einem kleinen Dorf
jeder jeden und wer unterwegs war kam normalerweise irgendwann in einem der
offenen Café’s vorbei. Wenn wir in einem Lokal sassen, kam es ziemlich häufig
vor, dass sich jemand für einen Schwatz zu uns setzte. Ihr Englisch war
vielleicht nicht immer so gut, aber sie gaben sich Mühe und sie sehen ja oft
fern. Weshalb sonst hätte der alte Mann beim Abschied zu uns gesagt, wie es
Rockstars oft machen: “bye bye, I love you”?
Jeden Morgen kamen viele ältere Leute der
umliegenden Stämme zum kleinen Markt. Mehrere hatten traditionelle
Tättowierungen am Hals, an den Händen und den Füssen. Einige hatten sogar noch
die legendären langen Ohrläppchen welche manchmal bis zu den Schultern runter
hingen, obwohl niemand mehr den traditionellen Schmuck im Ohr trug.
Leider war der Dschungel nur über den
Fluss zugänglich und von Sarawaks Wahrzeichen; dem Nashorn-Vogel, haben wir
nirgends je etwas gesehen. Dafür sahen wir viele riesengrosse bunte
Schmetterlinge, sowie einen mehr als meterlangen Fisch, der ein stolzer Fischer
aus dem trüben Fluss zog.
Auf der dem Dorf gegenüberliegenden
Flusseite sahen wir mehrere animistische Tempeltore die kunstvoll geschnitzt
waren. Die meisten Eingeborenen dieser Gegend gehören den Stämmen der Iban,
Kenyan oder Kanya an. Die meisten folgen zumindest Teilweise noch ihren
animistischen Gebräuchen, da die Missionare bei ihnen aber sehr „erfolgreich“
waren, bekennen sich heute die meisten auch zum Christentum. Im malaysischen
Teil Borneos ist das Christentum heutzutage auf dem Lande deutlich dominanter
als der Islam, in den Städten sieht es vielleicht etwas anders aus.
Belaga liegt soweit flussaufwärts wie
Touristen normalerweise gehen können. Von hier geht es entweder den ganzen Weg
wieder zurück flussabwärts, oder man kann sich über die Rüttelstrecke mit einem
4x4 Wagen an die Küste bringen lassen. Wenn die Wettergötter gnädig gestimmt
sind und man nicht mehr als 10kg Gepäck hat, kann man sich auch in einen der
zwei wöchentlichen Flüge mit einer Twinotter einbuchen.
Daniel, ein einheimischer
Touren-Veranstalter schlug uns noch eine vierte Variante vor: mit dem Express
Boot noch so weit flussaufwärts wie es nur geht, Übernachtung im Haus seines
Bruders und am nächsten Tag auf asphaltierter Strasse an die Küste.
Dies tönte am abenteuerlichsten und
attraktivsten, denn das „Homestay“ liegt direkt über der Baustelle des heftig
umstrittenen Bakun Damm Wasserkraftwerkes. Dies ist die heilige Kuh der
malaysischen Regierung und normalerweise werden ausländische Besucher dort
überhaupt nicht zugelassen.
Als wir das Boot nochmals bestiegen, kam
der ca. 60 jährige Daniel, allem Anschein nach eine einflussreiche
Persönlichkeit in dieser Gemeinde, mit auf’s Boot um uns zu verabschieden und
viel wichtiger: um den Kapitän zu informieren, dass wir heute bei seinem Bruder
übernachten würden, was wohl unser Freipass war weiter flussaufwärts zu reisen.
Auf der Strecke hat das klimatisierte
Schnellboot oft Leute aus- und zugeladen. Hier gab es keine Stege mehr und man
musste vom Boot ans sumpfige Ufer springen. Heinz wollte gerade ein Bild davon
machen, als wir informiert wurden, dass dies die Endstation sei und wir hier
ebenfalls in den Schlamm raus müssten!
Oberhalb des steilen Ufers wartete Leang
mit seinen zwei fast erwachsenen Töchtern im 4x4 Fahrzeug auf uns. Bevor wir
ihr Haus erreichten, mussten wir drei bewachte Sicherheits-Posten passieren und
eine halbe Stunde durch die Gross-Baustelle für den Bakun Staudamm fahren. Wir
durften zwar unsere Augen offen halten, für die Linse unserer Kamera galt dies
allerdings nicht: fotografieren war strikte verboten!
Wir erfuhren, dass hier etwa 5'000
ausländische Arbeitskräfte beschäftigt sind. Die meisten hat man aus typischen
Billiglohnländern wie Bangladesch, Pakistan, Indien und China, aber auch aus
Indonesien geholt. Die einfachen Arbeiter mussten in Schlafsäälen übernachten,
für die Ingenieure hingegen hat man ein luxuriöses Villendorf aufgestellt.
Vorgehend sind weit über 1'000 Eingeborene
umgesiedelt worden, sodass in einem späteren Stadium mehrere Flusstäler
überflutet werden können. Man hat ihnen neue Langhäuser gebaut bevor die
Arbeiten am Damm 1994 aufgenommen wurden. Im Jahr 1997 begann wegen der Finanzkrise
in Asien aber ein siebenjähriger Baustopp. Da bereits so viel Geld investiert
worden war, nahm man die Arbeit an diesem Projekt 2004 wieder auf. Ursprünglich
war vorgesehen, dass der grösste Teil der produzierten Energie mittels eines
Unterwasser-Kabels an die Halbinsel Malaysias, wo etwa 85% der Bevölkerung
leben, geliefert werden soll. In der Zwischenzeit hat sich die Idee mit dem
Kabel aber als unpraktikabel (…) herausgestellt. Da Borneo selbst sicher nicht
so viel Strom braucht, überlegt man sich nun auch ein Aluminium-Schmelzwerk zu
bauen, sozusagen als „Problem zur Lösung“…
Die meisten Einheimischen mit denen wir
sprachen, waren nicht sehr begeistert über den Bau des neuen Staudammes, aber
einige erhoffen sich, dass damit der Batang Rajang Fluss besser reguliert
werden kann und in Zukunft die jährlichen Überflutungen entlang des Flusses
ausbleiben würden.
Nach einem Einblick in dieses Kapitel des
neuen Wirtschaftsboomes in Malaysia, erreichten wir das Einfamilienhaus oben
auf dem Bakun Hügel.
Hier erwartete uns Leangs Frau Annie mit
ihren drei jüngeren Kindern. Im Gegensatz zu vielen anderen Stammesangehörigen,
deren Landrechte ignoriert wurden, hatte diese Kenyan Familie Glück. Sie
konnten ihr Land nutzen und viele ihrer Verwandten bauten hier oben Häuser
nachdem sie wegen dem Damm aus den Langhäusern ausziehen mussten. Zusammen mit
seinen Brüdern besitzt Leang’s Familie eine grosse Holzfäller Firma, welche 40
Indonesier beschäftigt.
Die Familie lebt schon fast als
Selbstversorger mit ihrer eigenen Quelle, einem Generator, einem grossen
Fischteich, ein paar Tieren und Gemüse im Garten. Beide Eltern sind in einem
Langhaus aufgewachsen und Annie’s Mutter lebt auch jetzt noch dort. Annie
erzählte uns, dass ihre grösste und modernste Wohnung drei riesige
Wohneinheiten in einem Langhaus seien, welche sie von Leang’s Vater geerbt
haben. Dort gebe es auch Waschmaschine und Geschirrspüler, aber momentan nutzen
sie diesen Platz einzig um Fisch zu trocknen.
Die Familie besitzt zudem noch ein grosses
Haus in Belaga, welches von den Kindern während der Schul-Semester bewohnt
wird. Das Haus hier auf dem Bakun Hügel war eher einfach und ohne viele Möbel,
es hatte aber einen Fernseher der grösser war als alle anderen die wir bisher
in einer Privatwohnung gesehen hatten. Annie sagt, dass sie auf dem grossen
Bildschirm das Geschehen wieder viel besser mitverfolgen könne, da ihre Augen
nachgelassen hätten. Zudem sei der nächste Optiker über 4 Std. entfernt, das
Fernsehgeschäft hingegen nur eine. Für RM 12'000 (€ 2'400) die dieses Gerät
kostete, gäbe es aber noch manche Brille…
Uns zu Ehren wurde ein Festmahl mit Reis,
Gemüse und Wildschwein gekocht, welches Leang selbst gejagt hatte und seither
in der riesigen Tiefkühltruhe lagerte. Dies war um so mehr ein Festessen, da es
die erste Abwechslung nach all den Tagen nur mit Nudeln war!
Später am Abend sassen wir alle um die
Glotze und unterhielten uns noch weiter mit den älteren Familienmitgliedern und
zwei ihrer indonesischen Angestellten die zum fernsehen hergekommen waren.
Normalerweise kommen anscheinend noch mehr ihrer Arbeiter, doch da es an diesem
Abend sehr stark regnete, wollten sich die andern nicht freiwillig den
Elementen aussetzen, da ihre Behausung doch 200m entfernt lag.
Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen.
Ein Teil der Familie lud uns wieder in ihr Allradfahrzeug und brachte uns durch
die bewachten Sicherheits-Posten und die riesige Baustelle hinunter ins Tal
zurück, wo wir uns nach stündiger Fahrt verabschiedeten und in ein anderes 4x4
Fahrzeug umgeladen wurden. Dies war etwas wie ein Sammeltaxi das uns über eine
schlechte aber doch asphaltierte Strasse 100km weiter zur Küstenstrasse
brachte. Dort hielten wir einen Express-Bus an, welcher uns nach Miri, unserer
letzten Station in Sarawak brachte.
Miri war nicht gerade eine charmante Stadt
und wir fanden sie hatte weder ein Herz noch eine Seele. Zwar hatte es moderne
Gebäude, doch diese sahen irgendwie alle so aus, wie normalerweise in einem Industriegebiet.
Auch hatten wir den Eindruck, dass alle Leute in den Vororten lebten und
niemand im Zentrum selbst. Dies ist für Asien mehr als nur ungewöhnlich und
fremdartig!
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Fotos: Brunei |
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Brunei: Das ÖL & der Islam in den Händen des Sultans
Nun ging’s weiter in ein neues Land: das
kleine Sultanat Brunei
mit 5'270 km². Die Verkehrsverbindungen zu seinen malaysischen Nachbarn Sarawak
im Westen und Sabah im Osten sind alles andere als effizient. Im Verkehrsbüro
in Miri sagte man uns, dass wir es nur am selben Tag bis zur Hauptstadt
Brunei’s schaffen würden, wenn wir uns vor 7 Uhr morgens auf die Socken
machten. Uns war aber mehr Glück beschieden, denn die Frau vom Backpackers
Hostel in dem wir in Miri wohnten, wusste von einer Mitfahrzentrale. Damit
waren wir weniger als 2½ Stunden unterwegs und wurden erst noch von Tür zu Tür
geführt, direkt zu unserem ausgewählten Hotel in Bandar Seri Begawan.
Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass
sich Brunei etwas isolieren will und schlechte Verbindungen über die Grenze
sind sicher hilfreich dieses Ziel zu erreichen. Das Sultanat ist dank dem
vielen Öl vor seiner Küste sehr wohlhabend. Die 360’000 Einwohner müssen keine
Steuern zahlen und zudem werden ihnen die wichtigsten Konsumgüter, wie z.B.
Autos subventioniert!
Die Regierung wird vom Sultan
kontrolliert, der alle Parlaments Mitglieder selbst auswählt. Etwa 20 Jahre
bevor Brunei 1984 von den Engländern unabhängig wurde, gab es freie Wahlen,
wobei die Mehrheit an eine Partei ging die das System in eine konstitutionelle
Monarchie umwandeln wollte. Da der Vater des heutigen Sultans aber nicht bereit
war die Macht abzutreten, revoltierte die Bevölkerung. Die Engländer
unterstützten aber schlussendlich den Sultan und halfen ihm seine Position zu
wahren. Vermutlich in der Hoffnung das Volk wieder gefügiger zu machen,
entschied sich der Monarch dafür, dass in Zukunft noch konsequenter dem
islamischen Gedankengut gefolgt werden müsse und erklärte den Islam zur
Staatsreligion. Heute ist diese wirklich allgegenwärtig und während der ersten
zwei Stunden hier, sahen wir bereits mehr Moscheen als in den sechs Wochen
vorher in Sarawak, wo auch viele Moslems leben.
Wenn der Mullah sein Gebet über
Lautsprecher vom Minarett herunter verbreitet, wird dieses auch in den neuen
modernen Einkaufs-Zentren und in den amerikanischen „fast-food“ Ketten
übertragen. Zumindest steht der Verkehr aber hier nicht still.
Alle Kinder müssen islamische
Schuluniformen tragen, auch Nicht-Moslems. Knaben tragen eine schwarze Mütze
und Mädchen einen langen Rock und ein weisses Kopftuch.
In der Zeitung lasen wir über die
islamischen Religions-Schulen wo die Kinder zu „Wächtern des Korans“
ausgebildet werden d.h. sie lernen das heilige Buch auswendig. An solchen
Schulen werden die Kinder mit Geld motiviert und belohnt. Wenn sie 10 Verse
auswendig können gibt es 100 B$ (€50) pro Monat, bei 20 Versen gibt’s schon 200
B$ und wenn jemand sogar das ganze heilige Buch auswendig kennt, gibt es sage
und schreibe 1'000 B$ pro Monat. An diesen Schulen ist es den Studenten nicht
erlaubt andere Fächer wie Mathematik zu belegen, da sie damit zu stark von
ihrer „wirklichen Aufgabe“ abgelenkt würden!
Obwohl die Leute im grossen und ganzen
zufrieden wirkten, hatten wir den Eindruck, dass auf die Bevölkerung recht viel
Druck ausgeübt wird, dem Islam nachzuleben. Genauso wie das Christentum früher
und z.T. auch heute noch, disqualifiziert sich hier der Islam mit denselben
Argumenten dafür „die Wahrheit“ zu verkünden; sobald es nötig ist ausdrücklich
darauf zu bestehen, dass etwas besser sei als alles andere und Leute zum beten
gezwungen werden, finden wir sei etwas faul.
In der staatlich kontrollierten Presse war
die Berichterstattung über das Weltgeschehen nicht viel anders als im Westen.
Andererseits aber war alles das Brunei selbst betraf, strikt aus der Sicht des
Islam beschrieben und las sich wie ein „Kirchenblatt“. Ein Beispiel gefällig?
„Wie wir alle wissen, werden in ein paar Jahrzehnten unsere Ölvorräte, ein
Geschenk Allah’s, zu Ende gehen. Deshalb sollten wir uns zum Ziel setzen, nach
Wegen zu suchen die Prophet Mohamed – Friede sei mit ihm – gutheissen kann um
unser Wirtschaftswachstum zu fördern und Allah, den wahren Besitzer dieses
Landes zu befriedigen“. “Obwohl sowohl der Koran, als auch unser Prophet Mohamed
– Friede sei mit ihm – es den Moslems erlauben würde ein eigenes Geschäft zu
führen, ist es eine Tatsache, dass fast alle Firmen in den Händen der
chinesischen Minderheit (15%) sind. Warum sind unsere eigenen Leute, die
islamischen Bruneier, nicht so initiativ?“
Was in diesem Artikel nicht bedacht wurde
ist die Tatsache, dass diejenigen Leute die bedingungslos gehorchen wie dies
von ihnen erwartet wird, nicht diejenigen mit der meisten Eigeninitiative sind
- denken wir.
Brunei vergleicht sich selbst gern mit
Singapur, welches zwar 8x kleiner ist, aber 10x mehr Einwohner hat. Obwohl es
dort überhaupt keine Bodenschätze gibt, hat es dieser Inselstaat so weit
gebracht und seine Wirtschaft „boomt“ weiter. Aber dort besteht die Bevölkerung
eben zu 77% aus fleissigen Chinesen und nur 14% malaysischen Moslems, welche
immer noch deutlich weniger Pepp an den Tag legen, als die 8 %
singapurianischen Inder…Sorry Brunei!
Obwohl die offiziellen Landessprachen in
Brunei Malaysisch und Englisch sind, ist jedes Geschäft verpflichtet seinen
Namen auch in arabischer Schrift zu markieren.
Alle Regierungsgebäude sahen recht modern
und teuer aus. Auch die unzähligen Moscheen, welche oft von riesigen Parks
umgeben waren, repräsentieren den Reichtum des Landes. Man sagt, dass der Sultan,
der bis vor kurzem als der reichste Mann der Welt galt, im grössten
Königspalast der Welt lebt.
Wohl wegen dem Nationalfeiertag, den wir
um 3 Tage verpasst hatten, war fast jedes hohe Bürogebäude im Stadtzentrum
Bandar Seri Begawan’s mit riesigen Werbeplakaten dekoriert. Darauf war jeweils
ein riesengrosses Bild des Sultans und darunter in kleiner Schrift, der Name
der Firma die ihm dazu gratulierte, dass er das Land durch 23 Jahre
Unabhängigkeit geführt hat!
Die Häuser des Fussvolkes waren eher
bescheiden und etwa 30'000 Menschen leben in Holzhäusern auf Stelzen über dem
Wasser. Diese Siedlungen nennen sie Kampung Ayer, zu deutsch: Wasserdorf. Sie
erstrecken sich über 8 km in einer breiten S-Kurve des Sungai Brunei Flusses,
welcher durch die Hauptstadt fliesst. Heutzutage werden diese Holzhäuser von
Betonplatten gestützt und es gibt sowohl Elektrizität, als auch Wasser und
Abwasserzuleitungen. Holzstege verbinden die Häuser genauso wie normalerweise
die Fusswege ein Dorf auf dem Land verbinden. In diesen Wasserdörfern gibt es
Schulen, Moscheen, Geschäfte, Krankenstationen, sowie Polizei und
Feuerwehr-Stationen. Taxiboote befördern die Leute sehr billig hin und her. Die
meisten Häuser sind zwar sehr gross, aber recht einfach.
Am Abend waren tausende von Pkw’s an
beiden Ufern entlang der Strasse parkiert. Von dort aus nahmen die Bewohner des
Kampung Ayer jeweils ein Taxiboot von den verschiedenen Piers zu ihren Häusern
und auch wir verkehrten mit diesen zwischen unserem Hotel und dem Zentrum.
Wir verbrachten drei kurze, aber sehr
intensive Tage in diesem kleinen Sultanat die Brigitte’s Erwartung eines
Märchenlandes ziemlich ernüchtert haben.
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Fotos: Sabah-Malaysia | Mehr über Malaysia: Kapitel 13 (Kuala Lumpur), Kapitel 34 |
Borneo: malaysisch Sabah zwischen Tradition und Moderne
Als nächstes kamen wir wieder auf malaysisches Gebiet. Da es Brunei nicht für nötig hält eine Verbindungsstrasse
zur Grenze hin zu bauen, mussten wir uns schon morgens um 6:30 Uhr auf den Weg
machen. Mit zwei verschiedenen Bussen gelangten wir zum Ende der Strasse von wo
es ein Boot über’s Meer zur vorgelagerten Insel Labuan gab. Diese gehört nicht zu einer Provinz, sondern
wird direkt von der Landesregierung in Kuala Lumpur verwaltet und hat den
Status eines zollfrei Gebietes. Wir waren überrascht, dass es auf dieser Insel
viel mehr als nur eine Siedlung gab. Es war eine komplette Stadt mit riesigen
Einkaufszentren, wo alles angeboten wurde, das man sich nur zu kaufen
vorstellen kann.
Wie in ganz Malaysia, waren auch hier
sowohl internationale- als auch einheimische „fast-food“ Ketten übermässig vertreten.
Als Folge davon sind übergewichtige Kinder schon so stark zum Problem geworden,
dass sich die Regierung inzwischen überlegt Werbung für „fast-food“ zwischen
Kinderprogrammen am Fernsehen zu verbieten.
Westliche Markenprodukte haben sich hier
so erfolgreich vermarktet, dass inzwischen jedes malaysische Restaurant die
althergebrachten Drei-Minuten-Nudeln als „Mee Maggi“ glorifiziert. Deswegen
sind die Leute nun sofort bereit dafür fast soviel Geld auszugeben wie für ein
vollwertiges Nudelgericht.
Wir hatten drei Stunden Zeit bis unser
Boot nach weiterfahren sollte. Als wir zum neuen Hafengebäude auf Pulau Labuan
zurückkamen, waren wir überrascht eine moderne Anzeigetafel vorzufinden, wo
alle Boote wie die Flüge am Flughafen aufgelistet waren. Was uns hingegen
weniger erfreute, war das rot blinkende Wort „cancelled“ (abgeblasen) neben der
Anzeige zu unserem Express Boot.
Am Schalter entschuldigte man sich und gab
uns ohne weitere Erklärung das Geld für die bereits bezahlte Überfahrt zurück.
Erst nachdem wir kräftig insistierten, informierte man uns freundlicherweise
über eine Alternative.
So konnten wir mit einem kleinen
Schnellboot (welches ablegt wenn es voll ist) erst nach Menumbok rüber setzen und
dort dann in einen Minibus steigen (fährt ebenfalls sobald voll) nach Beaufort.
Dort wartete dann ein grosser Expressbus der uns die restlichen 100km nach Kota Kinabalu
(KK) brachte. Dies ist die Hauptstadt der halbautonomen Provinz Sabah an der Küste des nördlichen
Zipfels von Borneo. Es ist Malaysias ärmste Region, deren Arbeitslosenrate
15% beträgt. Wenn man jedoch sieht wie viele teure Allrad-Fahrzeuge
herumstehen, hat man den Eindruck, dass die Einheimischen vielleicht doch nicht
so arm sind. Wahrscheinlich betrifft es vor allem die vielen illegalen
Einwanderer aus dem angrenzenden Teil Indonesiens. Wir haben gehört, dass
Sabah’s Bevölkerung in den letzten Jahren um etwa 50% angestiegen sei und
niemand wisse so genau woher all diese Leute plötzlich kämen.
Am Abend sahen nicht alle Ecken KK’s so
vertrauenswürdig aus, wie dies normalerweise in Malaysia der Fall ist und da
und dort lagen unangenehme Düfte in der Luft.
Im Grossen und Ganzen sieht man aber wie
KK momentan stark modernisiert wird. Es entstehen gerade viele neue Shopping
Zentren, Luxuswohnblocks und noble Lokale. Sogar Asiens grösste Kunsteisbahn
wird hier, in dieser Affenhitze, in Kürze eröffnet werden.
In verschiedenen Quartieren wurde jeden
Abend ein Nachtmarkt aufgebaut und es gab einiges billig zu kaufen.
Zum Anlass des Endes der Feierlichkeiten
zum chinesischen Neujahr, 15 Tage nach deren Beginn, wurden auf dem Haupt-Platz
viele rote Laternchen aufgehängt und ein Werbebanner wies auf einen Anlass am
Samstagabend 3.3.07 hin. Obwohl man im Verkehrsbüro davon keine Ahnung hatte,
gingen wir Mal hin um zu sehen was denn da so läuft.
Auf einer Bühne machten Tanzgruppen
verschiedene Vorführungen in bunten Kostümen. Nachdem wir bereits ¾ Std. von
der Seite her zugesehen hatten, kam eine chinesische Dame auf uns zu und lud
uns ein, auf der Ehrentribüne zwischen den geladenen Gästen, alles
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Platz zu nehmen. Es wäre wohl
unhöflich gewesen abzulehnen und so setzten wir uns, verblüfft über die uns
zugeteilte Ehre, auf die Salonstühle hinter den kleinen Tischen in der zweiten
Reihe. Man offerierte uns Glücksorangen, welche speziell für diesen Anlass aus
China importiert wurden, Neujahrs-Kuchen und alkoholfreie Getränke. Zwischen
den einzelnen Darbietungen informierte uns ein Regierungsmitglied, der auch
Präsident des Hotelierverbandes von Sabah war, über die Bedeutung der einzelnen
Tänze.
Den Höhepunkt des Abends bildete ein
chinesischer Löwentanz, welcher von zwei Akrobaten, den amtierenden
Weltmeistern in ihrer Kategorie, vorgeführt wurde. Unter einem Kostüm, welches
einen Löwen mit riesigem Kopf darstellte, verkörperte ein Artist die vordere
und der andere den hinteren Teil des Tieres. Der Löwe tanzte über 8 Pfeiler auf
unterschiedlicher Höhe. Mit koordinierten Sprüngen schafften sie es über eine
Distanz von fast zwei Metern sicher auf vier anderen Stützen aufzusetzen. Das
war aber noch nicht alles! Ab und zu sprang sogar der eine Akrobat dem andern
auf die Schultern, sodass es aussah als ob sich der Löwe auf den Hinterbeinen
aufbäumen würde. Dies war eine absolut dramatische Vorführung und wir sorgten
uns wirklich, dass die Artisten herunterfallen könnten.
Nach ein paar Tagen in KK ging unsere
Reise mit dem Bus weiter. Wir überquerten viele Hügel und die Strasse führte am
Eingang zum Mount Kinabalu Nationalpark vorbei. Mit 4'101 M.ü.M. ist dies
Südost-Asiens höchster Berg. Die meiste Zeit ist er aber in Nebel gehüllt.
Viele Touristen versuchen ihn zu bezwingen, aber da es auf dem Gipfel keine
Teestube gab, fühlten wir überhaupt kein Bedürfnis uns den Qualen des Aufstiegs
auszusetzen.
Stattdessen fuhren wir sechs Stunden durch
bis Sandakan.
Die Strasse dorthin ist schon fast gesäumt mit Kirchen und etwa ab der Mitte
der Strecke war der Dschungel schon den Ölpalm Plantagen geopfert worden.
Sandakan war kein allzu berauschender Ort
und am Abend war er richtiggehend ausgestorben. Es soll einen neuen Stadtteil
geben, wo sich das Leben abspielt, doch da dieser aber 4km vom Zentrum entfernt
lag, gingen wir dann doch nicht dorthin. Im Zentrum selbst ist momentan eine
neue Unterhaltungs- und Einkaufs-Meile am Ufer des Meeres im Bau, aber bis
jetzt waren erst eine moderne gedeckte Markthalle und ein paar wenige noble
Restaurants fertig gestellt.
Wir hatten uns schon länger nach einer
passenden Tour umgesehen um im Landesinnern auf „Safari“ zu gehen. Hier buchten
wir nun zwei Nächte im Dschungel. Obwohl oder vielleicht gerade weil grosse
Teile Sabah’s heute mit Palmöl Plantagen bedeckt sind, gibt es entlang des
Ufers des Kinabatangan Flusses, Sabah’s längstem mit 560km, die
Möglichkeit sehr viele Tiere zu beobachten. Diese Gegend ist nun geschützt,
aber ausser einem schmalen Gürtel entlang des Ufers, wo immer noch der Urwald
vorherrscht, ist hier der grösste Teil schon lange abgeholzt und mit Ölpalmen
bepflanzt worden. Dies zwingt die übrig gebliebenen Tiere ein Leben entlang des
Flussufers zu fristen, wo es eine grosse Artenvielfalt gibt.
Eine echte Schüttelstrecke führte zu den
paar wenigen Siedlungen am Ende der Strasse. Da es aber überall Palmöl
Plantangen gibt, wird diese Holperstrecke momentan in eine gute Strasse
ausgebaut. Entlang des Flusses gab es mehrere Touristenunterkünfte in allen
Preislagen und von primitiven Unterständen zu fünf-sterne Luxus war alles zu
haben. Wir entschieden uns für die „Natur Lodge“, welche von Nasalis Larvatus Tours
geführt wurde. Unser Bungalow war winzig, aber neu und das Konzept war auf
energetische Gäste ausgerichtet, welche auf eigene Faust unterwegs waren.
Unsere Abenteuer-Kumpanen waren zwei ältere Französinnen, eine junge dänische
Familie sowie ein italienisches Paar in unserem Alter.
Unser Arrangement beinhaltete mehrere
Wanderungen, sowohl am Tag als auch nachts und an beiden Tagen eine Bootstour
jeweils zum Sonnenuntergang und im Morgengrauen kurz vor Sonnenaufgang. Von den
Tieren sah man am ehesten Affen; vor allem Makaken, einige Silberblatt Äffchen
und viele Nasenaffen hoch oben in den Bäumen. Obwohl wir hier viel mehr Tiere
sahen als im Bako Nationalpark, konnten wir sie nie so nahe beobachten wie
dort.
Auf unserer Flussrundfahrt am letzten
Morgen hatten wir sehr viel Glück und sahen einen grossen männlichen Orang
Utan. Wir staunten wie gross dieser Menschenaffe war und wie bedächtig er sich
zwischen den Ästen bewegte. Der malaysische Name „Orang Utan“ steht für „Mann
des Waldes“, aber durch seine überlangen Arme erschien er uns grösser als ein
Mensch.
Wir sahen auch viele Vögel und hier nun
gleich mehrere Arten der grossen Hornvögel inklusive dem Wahrzeichen: Nashorn-Vogel.
Riesige Eisvögel (Kingfischer) und rot-schwarze Finken (Gmel) waren sehr bunt.
Daneben gab es viele Raubvögel und Störche. Wir hatten auch das Glück mehrere
grosse Warane und Krokodile zu sichten. Von weitem waren sie nicht einfach zu
unterscheiden, da beide etwa dieselbe Grösse haben konnten. Wenn sich unser
Boot dann aber zu nahe auf sie zu bewegte, flüchteten sich Warane jeweils ans
Ufer, Krokodile hingegen ins Wasser.
Es muss hier auch viele kleine Pygmy
Elefanten geben. Auf unseren Wanderungen jedenfalls stolperten wir immer wieder
über ihre grossen Mist-Bollen, aber die Tiere selbst sahen wir leider nie.
An einem Ast hing die Haut einer sich
gehäuteten Schlange und von einer lebenden sahen wir gerade noch wie ihr
Schwanz im Gras verschwand, da sie von unserer Ankunft nicht begeistert war.
Auf den Nachtwanderungen machte sich unser Führer jeweils einen Spass daraus
Skorpione aus ihrem Versteck hervor zu holen und unter den Augen der entsetzten
Touristen mit ihnen zu spielen. Da es am zweiten Tag etwas regnete, begrüssten
die Blutegel die Touristen am zweiten Abend viel enthusiastischer als am
ersten. Es war offensichtlich, dass auch sie auf zartes Fleisch stehen: so
befielen sie am ersten Tag nur den dänischen Buben und am zweiten vor allem den
jungen einheimischen Führer. Dank dem uns die Pension Gummistiefel zur
Verfügung stellte, waren wir aber recht gut geschützt und es machte niemandem
etwas aus durch den Schlamm zu marschieren, erst recht nicht, weil es so kein
anschliessendes Schuheputzen gab!
Nachdem wir ein letztes Mal um 05:30 Uhr
für die Bootstour auf dem noch nebeligen Fluss aufgestanden waren, gab es
später Frühstück und dann ging’s mit dem Bus zurück nach Kota Kinabalu.
Ganz zufälligerweise trafen wir dort
nochmals auf Andrea & Peter, die nur Minuten später zum Flughafen
abreisten. Zwei Tage später taten wir dasselbe und bestiegen ein Flugzeug nach
Thailand, wo wir nun diesen Reisebericht über Borneo erstellten. Mehr über Malaysia: Kapitel 13 (Kuala Lumpur)
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Fotos: Thailand | Mehr über Thailand: Kapitel 8 (Hauptbericht), Kapitel 13, Kapitel 15, Kapitel 34 |
Koh Tao: Tropisches Inselparadies oder Tauchfabrik
Am 13. März 2007 verliessen wir Kota Kinabalu in
Borneo mit einem Flugzeug von Air Asia nach Bangkok. Dies war für uns nicht der
erste Flug mit einer Budget Fluggesellschaft, aber der erste, welcher von einem
speziell konstruierten „Buget Terminal“ abhob. Es war ein modernes brandneues
Gebäude, welches den Passagieren nur die allernotwendigsten Einrichtungen zur
Verfügung stellte. So gab es unter anderem ein Zollfrei-Geschäft das vor allem
„überlebensnotwendige“ Artikel wie Alkoholika, Tabakwaren und Kosmetik anbot.
Es waren aber auch andere „Schnäppchen“ zu finden wie z.B. die schweizer
Schokolade von Migros, welche duty free zum sensationellen Preis von nur RM
22.50 (€ 4.50) pro Tafel angeboten wurde. In der
Stadt war derselbe Artikel voll verzollt versteht sich, zum “Wucherpreis” von
RM 9.-- zu haben! Da wir uns in einem Budget Terminal befanden, wurde auf die
zum Überleben weniger wichtigen Einrichtungen wie Briefkasten oder eine
Wechselstube verzichtet. Trotzdem; dies war bei weitem nicht der einfachste Budget
Flughafen. In Singapur z.B. bietet das neue Budget Terminal so wenig, dass
ausser der singapurianischen Tiger Air alle anderen Billig-Fluggesellschaften
immer noch das normale Terminal anfliegen, da sie finden die S$ 3.00 (€ 1.50)
Einsparung pro Passagier stehe in keinem Verhältnis zu dem was das Budget
Terminal weniger bietet!
Etwa um Mitternacht erreichten wir Thailands
Hauptstadt Bangkok wo wir uns noch ein paar Stunden die Zeit vertrieben bis wir
um 4 Uhr in der Früh für den ersten Flug mit Bangkok Air nach Koh Samui
einchecken konnten. Da diese Airline, welche auf dieser Route ein Monopol
besitzt, keine Budget Airline sein will, sondern sich selbst als “boutique
Airline” bezeichnet, genossen wir die Getränke, kleinen Häppchen und den
Internetzugang, welche den Passagieren vor dem Abflug in der “Boutique Lounge”
zur Verfügung stehen.
In Koh Samui nahmen wir dann das Boot zum
Haadrin Strand auf der Nachbarinsel Koh Phangan. (Mehr dazu: Kapitel 13, Kapitel 8 (+Kapitel 15)) Hier setzten
wir unseren Reisebericht über Borneo auf und arrangierten zudem ein Treffen mit
Angelika und Karsten die wir vom Costa Natura her kennen. Da wir die beiden
drei Jahre lang nicht mehr gesehen hatten (letztmals ebenfalls hier) und sie
seither ebenfalls viele Länder in dieser Region besucht haben, gab es viel zu
erzählen.
Da in Haadrin das meiste Land schon überbaut
ist, begannen die Investoren nun damit auch die Klippen und Felsvorsprünge
nicht nur mit gemauerten Chalets, sondern sogar mit Schwimmbädern zu überbauen.
Nach 13 Tagen wechselten wir mit einem
Schnellboot zur Nachbarinsel Koh Tao, welche wir nun
entdecken wollten. Da die Insel nur etwa 2 x 5 km gross ist, kann jede Ecke zu
Fuss erkundet werden. Von Erzählungen anderer Touristen und von Fotos her
wussten wir in etwa wie sie vor zwei Jahren, als es hier nur Stromgeneratoren
gab, ausgesehen hat.
Es war fast unglaublich wie viel (und
unkoordiniertes) Wachstum diese Insel seither mitgemacht hat. Der Aufbau eines
richtigen Stromnetzes und noch viel mehr der Tsunami in der Andamanischen See,
welche nach 2005 bildlich gesehen hunderttausende von Touristen hier hinüber
zum Golf von Siam ‚geschwemmt’ hat weil es hier als “Tsunami sicherer” gilt,
hat diese kleine Insel für immer verändert! Dank den vielen Korallen vor seiner
Küste, wurde Koh Tao inzwischen zum grössten Ausbildungszentrum für Taucher in
ganz Südostasien. Die Insel hat nun (2007) über 50 Tauchschulen und viele
Ferienanlagen nehmen schon gar keine “Nicht Taucher” auf. Ein ruhiger Tauchtag
auf Koh Tao bedeutet, dass „nur“ 15 Boote denselben Tauchplatz belegen. Ein
sichtlich enttäuschter Taucher meinte: „es gibt hier heute mehr Flipper und
Luftblasen zu sehen als Fische“.
Zwar kann man immer noch ein paar
Ferienhüttchen finden, welche wirklich gut und billig sind, es entstehen aber
immer mehr Ferienanlagen der Luxusklasse und das teuerste Zimmer kostet heute
schon USD 500 pro Nacht. Natürlich wurde dadurch die Insel etwas kommerzieller.
Heute ist es kaum möglich 50 Meter zu gehen ohne dass man schon wieder
hoffnungsvoll mit „Hallo Taxi“ begrüsst wird.
Skrupellose weisse geiern wie wild als „time
share Schlepper“ auf eventuelle Opfer denen sie hinterlistig Anteile an
Hotelzimmern anzudrehen versuchen und wie auf jeder thailändischen Ferieninsel,
ausser auf Koh Phangan, gibt es auch hier „Girlie Bar’s“ wo das Sexgewerbe
Hochkonjunktur hat. Viele Prostituierte versuchen ihre Kunden an sich zu binden
und in der Zeitung erfuhren wir, dass von verschiedenen Regionen in
Nordthailand 70% (siebzig!) der thailändischen Frauen Deutsche oder Schweizer heiraten!
Koh Tao heisst übersetzt Schildkröten Insel
und diese kamen früher hierher um ihre Eier im Sand zu vergraben. Da nun aber
der Tourismus an den Stränden dominiert, mussten sich die Schildkröten neue
Brutstätten auf Nachbarinseln suchen.
Heutzutage gibt es auf Koh Tao bei Flut schon
fast keine Sandstrände mehr, da die meisten Ferienanlagen ihre Bungalows und Restaurants
auf Pfeilern über den Sandstrand gebaut haben. Als wir einen
Restaurant-Besitzer darauf ansprachen, meinte dieser lakonisch: „die meisten
Touristen hier sind Taucher und brauchen deshalb keine grossen Badestrände. Wir
wären ja blöde, wenn wir dieses Land nicht für den Ausbau unserer Ferienanlagen
nutzen würden“. Allerdings beklagte er sich, dass das Meer bei Sturm manchmal
so viel Sand ans Ufer schwemmt, dass die halbe Bar darunter begraben wird und
sie dann manchmal mehrere Tage nacheinander alles ausschaufeln müssen wenn das
Wasser fortlaufend mehr Sand den „Strand“ rauf bringt.…
Fast auf der Länge der ganzen Insel sind die
Wege und Strassen (wo es denn solche gibt, oft sind es aber auch nur
Trampelpfade) mit Geldautomaten, Geschäften, Restaurants, Internet-Café’s,
Massagesalons und Unterkünften gesäumt.
Zumindest Teile der Insel konnten aber ihren
natürlichen Charme noch bewahren. So z.B. der wunderschöne Strand an der
Haifisch Bucht oder die Inselgruppe Nang Yuan, welche gleich vor der Küste liegt.
Diese besteht aus drei kleinen Inselchen, welche durch Sandbänke miteinander
verbunden sind. Die spektakuläre Aussicht vom einen Hügel und das Schnorcheln
im sogenannten „japanischen Garten“ waren den Ausflug sicher wert.
Heute gibt es auf der Insel nur Touristen und
Leute die im Tourismusgeschäft ihr Geld verdienen. Ein natürlich gewachsenes
Dorf gibt es nicht! Bloss Touristensiedlungen. Da die Taucher tagsüber sehr
aktiv sind und die Tauchgänge oft schon frühmorgens beginnen, wurde es am Abend
nach 10 Uhr schon deutlich ruhiger, als wir es gemocht hätten.
Die hübsch gelegenen Bar’s am Strand waren
oft der einzige Ort wo’s nach dem Abendessen noch was gab, zumindest für
diejenigen die flexibel genug waren, etwas alkoholhaltiges zu bestellen. An
einem Abend informierte man uns am ersten Ort freundlich, aber bestimmt, dass
um diese Zeit (22:00 Uhr) nur noch Bier serviert würde. Als wir es dann in der
Nachbarbar versuchten, teilte man uns mit: „wir servieren nur Alkohol!“ Etwas
weiter wurden wir dann aber doch noch mit einem Shake verwöhnt.
Das Gute das der Massentourismus mit sich
gebracht hat, ist die grosse Auswahl an preisgünstigen Gourmet Lokalen,
Bäckereien und Kaffeehäusern, die Leckeres aus aller Welt servieren. Bei den
Getränken sieht’s in diesen Lokalen aber nicht so gut aus. Nur diejenigen
Kunden, welche mit Flüssigem aus Flaschen und Dosen oder mit Cocktails
zufrieden sind, werden gut bedient. In diesen edlen Speiselokalen kosten die in
Thailand traditionell immer frisch hergestellten Fruchtsäfte und Shakes 2-5 mal
mehr als in Billig-Lokalen. Was man dafür erhält, ist meist alles andere als
frisch. Wenn man Glück hat, kriegt man gnädigerweise noch Saft aus dem
Tetrapack, es gibt aber auch Lokale welche so unverschämt sind, Sirup als
„Saft“ zu servieren; ein Glas kostet ja schliesslich „nur ein paar Euro“, sagen
sie... Nur Bananen-Shake ist immer frisch, zumindest solange es keinen
Bananen-Sirup gibt. Unsere Faustregel auf Koh Tao: ein Saft oder Shake für
20-30 Baht (€ 0.45-0.65) ist immer gut und aus frischen Früchten, einer für
40-120 Baht ist meist reine Geldverschwendung!
Wenn wir uns in den besseren Speiselokalen so
umsahen, fiel uns auf, dass hier eigentlich fast niemand den Mut hatte, diese
gesunden und hervorragend schmeckenden Kreationen aus frischen Früchten und Eis
zu bestellen. Für uns beide und für Heinz im Besonderen, sind diese Säfte einer
der Höhepunkte einer jeden Reise nach Thailand. Wir denken, dass an den
Touristenorten in Asien Eis eigentlich immer recht sicher war und heute ist es
wohl genauso sicher wie im Westen. Obwohl wir beide schon vor 20 Jahren in
Asien NIE auf Eis verzichtet hatten, hatten wir damit auch nie ein ernsthaftes
Problem.
Wegen den heutigen übertriebenen Produktehaftpflicht-Bestimmungen
müssen die Reiseführer vor jedem auch noch so kleinen Risiko warnen und die
meisten Touristen realisieren auch nicht, dass Tauchen oder das Mieten eines
Motorrades auf einer thailändischen Ferieninsel ein vielfach höheres Risiko in sich
birgt, als das Trinken eines eisgekühlten Getränkes. Es ist uns aufgefallen,
dass Leute welche sich in den einfachen und billigen Lokalen verpflegen, welche
gar nicht immer so sauber sind wie sie sein könnten, sich recht oft eisgekühlte
Säfte oder Shakes bestellen und genauso wie wir, haben sie damit offenbar keine
Probleme.
Nach 9 Tagen war die Vollmond-Partyzeit auf
Koh Phangan, der wir entflohen waren, wieder vorbei und wir nahmen ein Boot zu
dieser Insel zurück. Brigitte erinnerte sich an das Bungalow das wir vor drei
Jahren am Had Yao Strand gemietet hatten, da wir uns dort vielleicht wieder ein
Einsicht-geschütztes Sonnenbad gönnen könnten. Heinz machte noch Witze, dass
dieses wohl schon lange durch ein moderneres
und neueres Hüttchen ersetzt wurde und dass ganz oben auf dem Hügel noch
ein Schwimmbad throne. Als wir dort ankamen haben wir schnell gemerkt, dass
sein Witz von der Realität weit entfernt stimmte: in der Anlage wo wir das
letzte Mal gewohnt hatten, war inzwischen jedes dieser einfachen Hüttchen an
Hanglange durch drei luxuriöse und grössere ersetzt worden. Sowohl das neue
Schwimmbad das oben auf dem Hügel thronte als auch dasjenige unten am Hang,
bildeten den Rahmen für die verdichtete Bauweise. Wie auch immer, etwa 100
Meter vom Strand entfernt fanden wir schlussendlich noch ein schönes Bungalow
welches eine sichtgeschützte Terrasse hatte.
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