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Reisetagebuch Kapitel 27 [Mai 2015 - Dezember 2015] als PDF (Naturisten- und Reisefreuden in Zentral- & Ost-Europa) |
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Naturisten- und Reisefreuden in Zentral- & Ost-Europa
Osteuropa
ist eine weitere Region, die wir bisher bei der Wahl unserer Reiseziele kaum
berücksichtig haben. Vor 25 Jahren besuchten wir jedoch ein paar seiner Hauptstädte,
und vor 15 Jahren sind wir einmal durch Kroatien, Slowenien und Ungarn gereist.
Die Länder hinter dem ehemaligen eisernen Vorhang haben uns aber nie richtig
angezogen. Mit all den politischen Veränderungen der letzten paar Jahrzehnte,
haben aber die ehemaligen Ostblockländer mehr, als nur ein paar kosmetische
Änderungen erfahren.
Somit
wäre es interessant zu sehen, was sich seit unserem letzten Besuch in der
Region, verändert hat. Nun, bereits beim Kauf der Reiseliteratur stellten wir
überrascht fest, dass ehemalige Ostblockländer wie Slowenien, Ungarn, die
Slowakei, Tschechien oder Polen nun Seite an Seite mit Deutschland, Österreich
und der Schweiz in einem Reiseführer über Zentraleuropa aufgeführt sind!
Da
unsere Zentral- und Osteuropa-Reise in die warmen Sommermonate fällt, wollten
wir natürlich vorwiegend auf FKK Plätzen übernachten. Beim Wechseln von einem
Gelände zum nächsten, lassen wir aber immer ein paar Reisetage dazwischen. Einige
der gewählten FKK-Ziele liegen zudem mitten in touristisch interessanten Regionen...
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Österreich: Naturismus am Keutschacher See in Kärnten
Am
29. April 2015 überquerten wir die Italienischen Dolomiten ins Österreichische
Osttirol. Unser erstes Ziel war das hübsche Stadtzentrum von Lienz. Nachdem wir uns gebührend
umgesehen hatten, erreichten wir den von schön renovierten Gebäuden umgebenen
Hauptplatz, wo wir uns in einem Gartenrestaurant niederliessen. Wir waren von
den tiefen Preisen in diesem doch eher noblen Café überrascht. Natürlich war
die Auswahl an Gerichten recht unterschiedlich, es erschien aber alles viel
günstiger, als im nahe gelegenen Italien. Selbst Kaffee und Kuchen, bei
Österreichern beliebt wie eh und je, erschienen uns hier viel preiswerter, als
bei früheren Besuchen im Land.
FKK Grosscamping Sabotnik: Naturismus am Keutschacher See
Von
Lienz fuhren wir über einen kleinen Pass mit dem witzigen Namen Gailberghöhe.
Leider war er nicht ganz so "gail" wie der Name versprach. Dahinter öffnete
sich das grüne Tal und wir erreichten das sonnige Kärnten, welches auch für
seine vielen Seen bekannt ist. Der Keutschacher See ist einer von ihnen und
fast sein gesamtes Südufer ist Naturisten vorbehalten. Diese freuen sich
darüber, vier FKK-Plätze zu finden. Von West nach Ost: Müllerhof, FKK
Grosscamping Sabotnik, FKK Kleincamping, ein öffentlicher FKK Strand, sowie das
Klubgelände des Kärntner Lichtbundes. Für diejenigen, die gerne ihre Bademode herzeigen,
gibt es am Ostufer zudem einen grossen textilen Campingplatz und ein Strandbad.
Da
wir grosse Gelände mit viel Platz für Bewegung mögen, fiel unsere Wahl
logischerweise auf das grösste "Gehege" für die Nackten, den FKK
Grosscamping Sabotnik. Sein 9Ha grosses Gelände liegt an etwa 500 Metern
des See-Ufers und bietet seinen Besuchern mehrere grosszügige Badestege,
komplett mit Sitzbänken und Einstiegsleitern zum Wasser. Der Schilf zwischen
den Stegen macht den Platz so richtig idyllisch. In der Nähe der Badestellen
laden grosse, von Bäumen gesäumte Wiesen zum sonnenbaden ein, an einigen
Stellen sind sie jedoch etwas sumpfig.
Sabotnik
bietet etwa 750 grosse Stellplätze an, von denen 280 von Dauermietern belegt
sind. Weiter gibt es 10 Miet-Wohnwagen und 24 Hotelzimmer. Über die Strasse
befindet sich ein separates Gebiet für Hundebesitzer, die vierbeinigen Freunde
dürfen jedoch nicht mit ans See-Ufer. Andere Gebote beinhalten, dass zwischen
13 und 14h weder abgewaschen, noch mit dem Auto gefahren werden darf. Weiter
verlangen die Hausregeln, dass sowohl im Laden, als auch im Restaurant etwas
übergezogen werden muss. In beiden ist aber das Personal aussergewöhnlich
freundlich und hilfreich. Obwohl Sabotniks "Kaufhaus" nicht sehr
gross ist, war das Angebot doch recht vielfältig. Zudem wurden auch einige
"Take-Away Snacks", sowie kalte und warme Getränke angeboten.
WLAN-Zugang
findet man im Hauptgebäude und dort befand sich auch unsere Unterkunft. Da wir
ein Zimmer mit Frühstück gebucht hatten, assen wir jeden Tag auswärts. Zum
Glück war Sabotniks Restaurant eines der besseren. Es bot eine gute Auswahl an
lecker zubereiteten Gerichten und dies erst noch zu sehr konkurrenzfähigen
Preisen. An der Rezeption erhielten wir zudem eine Liste mit empfohlenen
Lokalen rund um den Keutschacher See. Diesen kann man in einem angenehmen, 1½
stündigen, und 7,5km langen, Spaziergang umrunden und erreicht dabei etwa 10
Restaurants.
Das
FKK Gelände Müllerhof liegt direkt neben Sabotnik und da sich die beiden nicht
unbedingt als Konkurrenten, sondern eher als Mitbewerber betrachten, findet man
das Restaurant des Müllerhofs ebenfalls auf Sabotniks Liste der empfohlenen
Speiselokale. An einem Abend machten wir uns dann auf, um dieses zu testen. Es
erschien uns zwar eleganter, die Auswahl an Gerichten war aber deutlich kleiner
als "auf unserer Seite". Was man uns dann servierte, war zwar
einfach, aber ebenfalls gut zubereitet. Natürlich spionierten wir vor dem
Verlassen des Müllerhofs noch ein wenig die Unterschiede aus. Das Gelände
erschien uns manikürierter, alles stand in Reih und Glied, sowohl die
Stellplätze, als auch die Blumen. Wir konnten kaum glauben, dass es im
Müllerhof sogar noch mehr Gebote und Regeln zu beachten gilt, als bei uns im
Sabotnik. Wir erhielten den Eindruck, dass es dort mehr Besucher, aber weniger
Dauermieter hat und genau wie bei uns, kaum Niederländer.
Um
den Keutschacher See gibt es sicher keinen Mangel an guten Speiselokalen,
unsere Versuche ausserhalb der FKK Gelände zu essen, endete aber immer im
Desaster. An einem regnerischen Abend "googelten" wir nach dem besten
Restaurant der Region und entschieden uns für das Gourmetlokal beim
Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel, den man sogar von Sabotnik aus sehen
kann. Nun gut, das Restaurant schloss gleichzeitig mit der Aussichtsplattform
bereits um 20 Uhr, und wegen der tiefhängenden Wolken konnten wir kaum einen
Blick von der guten Aussicht am Fusse des modernen Turms erhaschen. So suchten
wir uns ein anderes Lokal.
Ein
andermal folgten wir einem Schild zu einer "Buschenschenke", einem
Bauernhof-Restaurant, wie uns gesagt wurde. Wir erhofften uns natürlich etwas
ähnliches, wie in einer Französischen "ferme auberge". Nach einem
anstrengend steilen, 3km langen Marsch mussten wir aber erfahren, dass in dieser
"Buschenschenke" bloss hausgemachte Wurstwaren mit Brot und
vielleicht noch ein Stück Kuchen serviert werden, aber keine gekochten Speisen.
Die Gäste die davon schwärmten, waren wohl eher vom hauseigenen sauren Most und
Schnaps begeistert. Enttäuscht rannten wir zurück zu Sabotniks Restaurant, wo
wir uns von Schweinsfilet mit Spargeln und Sauce Hollandaise, sowie einem
hausgemachten, dick gefüllten Cordon-Bleu verwöhnen liessen, bevor wir die
gediegene Mahlzeit mit einem saftigen Apfelstrudel be-endeten.
Insgesamt
verbrachten wir sechs angenehme Tage am Keutschacher See. FKK Grosscamping
Sabotnik ist eine wunderschöne, natürliche Oase direkt am See und bietet seinen
Gästen alles, was Sonnenanbeter suchen. Wer Lust auf Ausflüge hat, kann zudem das
touristisch interessante Bundesland Kärnten
direkt von der Haustür aus erkunden.
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Via Slowenien nach Kroatien
Am 4.
Juni 2015 verliessen wir Österreich und fuhren über den unglaublich steilen,
jedoch nur 1'073m hohen Wurzenpass (Korensko Sedlo), nach Slowenien. Auf den
steilsten Abschnitten, müssen Motorfahrzeuge und hartgesottene Radler mit bis
zu 18% Steigung klarkommen. Nun waren wir in den Julischen Alpen und kamen
schon bald am tiefgrünen Jasna See vorbei. Von dort windet sich die Strasse
über viele kopfsteingepflasterte Haarnadelkurven zum 1'611m hohen
Vršič-Pass. Nachdem zuerst der Motor gefordert wurde, mussten sich nun die
Bremsen beweisen, da die Strasse auf der andern Seite ebenso steil hinunter ins
Soči Tal führt.
Entlang
unseres Weges kamen wir kaum an richtigen Dörfern vorbei. Erst in Postojna stiessen wir wieder auf
dichter bewohntes Gebiet und dort übernachteten wir in einem netten Privatzimmer.
Nach einem üppigen Frühstück setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten schon
bald Kroatien. Noch vor dem
Mittagessen waren wir im Küstenstädtchen Opatija, welches wir als sehr
touristisch empfanden. Etwas weiter südlich, nahmen wir noch am selben
Nachmittag die Autofähre zur dünnbesiedelten Insel Cres (ausgesprochen: tsrès).
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Baldarin: FKK inmitten einer Bilderbuchumgebung auf der Insel Cres
Im
Jahr 2000 hatten wir an einer FKK Segeltour, entlang der Küste Kroatiens
teilgenommen. Während des einwöchigen Segeltörns hatten uns das klare Wasser
und die malerische Inselwelt der Adriatischen See total begeistert. Aufgrund
dieser bleibenden Erinnerung hatten wir Lust, auf einer dieser Inseln ein FKK
Gelände zu finden, um in die Einsamkeit und Schönheit dieser Region
einzutauchen.
Obwohl
wir uns auf eine einsame Insel einstellten und von der Zivilisation weg
wollten, waren wir doch überrascht, wie einsam Cres, unsere ausgesuchte Insel,
wirklich ist. Als wir sie von Norden nach Süden durchquerten, kamen wir entlang
des 80km langen Strassenstücks bloss an einer Handvoll Siedlungen vorbei. Tatsächlich
zählt die 66km lange und 2-12km schmale (406km2 grosse) Insel nur
etwa 3'200 permanente Einwohner, wovon fast 2'900 in der Ortschaft Cres wohnen.
Am
Südzipfel der Insel, erreichten wir unser Ziel, das FKK Camping
Baldarin bei Punta Križa. Dies ist kein Ort für Puristen, egal ob sie nun FKKler,
oder "Textiler" sind. Etwa 20% des Geländes sind für die Prüden, und
die übrigen 80% für die Nackten reserviert. Nur ein kleiner Zaun trennt die
beiden Sektionen und man kann einfach von einem Teil in den anderen spazieren.
Kleidervorschriften werden nur im Lebensmittelgeschäft und im Restaurant
konsequent befolgt, ansonsten sieht man aber im FKK Bereich oft auch Badeklamotten,
währendem sich im Textilbereich manche splitternackt in der Sonne aalen.
Die
meisten Gäste des Baldarin kommen wahrscheinlich eh nicht für klassische Badeferien
hierher, sondern eher, um die naturgegebene Schönheit der zerklüfteten Küste
und das tiefblaue Wasser zu bestaunen. Viele entscheiden sich für einen der
winzigen Stellplätze direkt am Meer. Da verbringen sie dann ihren Urlaub und
lassen die Seele baumeln. Dabei können sie sich an den Kalksteinfelsen entlang
der Küste, dem Wechsel von Wind und Wellen, der Sicht zu den Nachbarinseln, und
an den Booten, die durch das unglaublich blaue Wasser gleiten, kaum sattsehen.
Obwohl
es viele Stellplätze in der ersten Reihe gibt, wollen, oder müssen sich viele
an einem schattigen Platz im Wald niederlassen. Natürlich möchten auch die
Naturisten von den hinteren Reihen ab und zu ans Meer gehen. Wenn aber am Ufer
alles belegt ist, kann es schwierig sein, einen der wenigen schmalen Zugänge zu
finden, die es zwischen den Campingplätzen gibt. Direkt hinter den Stellplätzen
gibt es zwar viele zusätzliche Abgänge zum Meer, diese sind aber in der Praxis
unzugänglich, obwohl sie eigentlich für alle offen gehalten werden müssten.
Wohnwagen und Wohnmobile verbauen die Sicht und belegen den gesamten
Stellplatz. Zudem hatten wir den Eindruck, dass die Privilegierten alles
Mögliche und Unmögliche um sich herum auftürmen und aufhängen, und sich dann
hinsetzen um ihr Glück zu bewachen, damit es ihnen niemand
"weggucken" kann. Da wir uns gerne bewegen, verliessen wir die Küste
mit ihren Felsen nie über denselben Pfad, über den wir sie erreicht hatten. Die
Blicke, die uns die Leute zuwarfen, wenn wir in ihre Nähe kamen, gaben uns
häufiger als nicht, den Eindruck, dass sie sich durch unser Vorbeikommen gestört
fühlten.
Unterkunft,
einkaufen und essen
Auf
seinem bewaldeten, 20Ha grossen Grundstück bietet Baldarin etwa 550
Stellplätze, plus 30 Mietmöglichkeiten. Letztere sind im Besitz und unter
Verwaltung von Gebetsroither, einem Österreichischen
Unternehmen, das sich auf Mietunterkünfte auf Campingplätzen in Europa
spezialisiert hat. Etwa 20 Miet-Wohnwagen und 10 Mobilheime werden in Baldarin
angeboten. Wir hatten uns für eines der sehr gut ausgestatteten Mobilheime
entschieden, die komplett mit Klima-Anlage, Fernseher und einem extragrossen
Kühl-Gefrierschrank ausgestattet sind. Bei der Buchung wussten wir noch nicht,
dass unsere Unterkunft auf einem privilegierten, extra-grossen Platz steht, der
fast fünf Mal so gross ist, wie Baldarin's normalerweise eher winzigen
Stellplätze.
Auf
dem Campingplatz gibt es ein eher grosses Lebensmittelgeschäft. Wenn alles, was
während unseres zweiwöchigen Aufenthaltes für ein- oder zwei Tage verfügbar
war, die ganze Zeit über verfügbar gewesen wäre, wäre es einfach gewesen, aus
dem Angebot eine vollwertige Mahlzeit zusammen zu stellen. Aber genauso, wie in
den guten alten kommunistischen Zeiten, war meist ein grosser Teil des
Sortiments ausverkauft, und wurde sicher nicht schon in den nächsten Tagen
ersetzt! Wenn dann neue Produkte kamen, waren es sicher nicht diejenigen, die
schon lange ausgegangen sind, sondern nur eine neue Variation von etwas, von
dem es eh schon im Überfluss hatte. Konsequenterweise begannen die Kunden zu hamstern,
sobald wieder einmal etwas anderes in die Regale kam. Nur Strudel und Torten
gab es immer in Hülle und Fülle, wenn auch lieblos präsentiert. Diese waren
zwar gut und billig, aber nicht unbedingt die gesündeste Diät… Einen besser
bestückten Laden zu finden war nur dann eine Option, wenn es einem Freude
machte, 40km auf einem langsamen Strässchen zu fahren. Dort war die Auswahl
dann zwar besser, aber die Preise waren kaum günstiger.
Auswärts
essen zu gehen, war sicher einfacher! Die Gerichte sind einfach: perfekt
gegrilltes Fleisch, oder weniger perfekt gegrillter Fisch. Dazu gibt es meist
Mangold und Kartoffeln. Glücklicherweise empfanden wir Baldarins, direkt am
Meer gelegenes, Restaurant als deutlich besser, als die drei, die wir
ausserhalb des Geländes probiert hatten. Feinschmecker sollten aber keine
ausgefallenen Kreationen erwarten und unsere Freunde aus Genf erzählten uns,
weshalb Franzosen normalerweise nur einmal hierher kommen. Schon bald sagen
sie "il y a rien a bouffer ici!" (hier gibt es ja nix zu fressen!)
Solange
der Preis stimmt, scheinen die Deutschen hingegen nicht so heikel zu sein.
Zusammen mit den Österreichern und Slowenen stellen sie im Baldarin die
Mehrzahl der Gäste.
Zum
Glück stellten wir aber später fest, dass sich das gastronomische Angebot in
Kroatien im Generellen, massiv von demjenigen in dieser abgelegenen Ecke auf
Cres unterscheidet. Wer sucht, kann inzwischen so gut essen wie "Gott in
Frankreich", wer es aber vorzieht, findet immer noch etwas "einfaches
und günstiges".
Ausflüge
zu Wasser und zu Land
So
faszinierend wie die Küste um den Campingplatz anzusehen ist, so schwierig ist
es dagegen, entlang des Ufers zu gehen. Dieses besteht nur aus scharfkantigen
Kalksteinfelsen und begeisterte Schwimmer können nur an einigen, speziell
präparierten Stellen bequem ins Meer eintauchen. Wegen der kantigen Felsen und
der vielerorts präsenten Seeigeln, tun Baldarin's Gäste ihren Füssen einen
grossen Gefallen, wenn sie zum Schwimmen Wasserschuhe anziehen. Es gibt weder
ein Schwimmbecken, noch einen Sandstrand, nur ein paar von Menschenhand
geschaffene Abschnitte mit grobem Kies.
Wir
hatten Glück, dass Annie & Herbert, Freunde aus der französischsprachigen
Schweiz, gleichzeitig mit uns hier waren. Sie campierten mit ihrem kleinen Zelt
nah des Meeres. Da sie schon seit 35 Jahren hierher kommen, kennen sie die
Insel Cres wie ihre Hosentasche und wir freuten uns, dass sie ihr Wissen mit
uns teilten. An einem Nachmittag durften wir mit Herbert einen Ausflug mit
seinem Motorboot, einem Zodiac, machen. So erhielten wir eine andere Sicht auf
die Küste mit ihren vielen kleinen Buchten. Das unglaublich klare, tiefblaue
Wasser ist einfach umwerfend und charakteristisch für die Dalmatische Küste.
Herbert erzählte uns, dass Nacktbaden im gesamten Süden von Cres üblich und akzeptiert
sei und in vielen Buchten praktiziert wird. Die Fünf-Finger Bay (Meli Bucht)
hat uns besonders beeindruckt, denn sie ist die einzige mit feinem Sand und
seichtem Wasser, perfekt zum Schwimmen. Nachdem wir erfuhren, dass diese
wunderschöne Bucht in weniger als einer Stunde auch zu Fuss erreicht werden
kann, machten wir uns bereits am nächsten Tag auf, den Weg dorthin zu finden.
Ein Teil des Pfades war als Feuerschneise zwischen den niedrigen Busch-Wald
geschlagen worden. Deshalb war er heiss und steinig, dafür mussten wir uns aber
keine Kleider überziehen. Auch um die limitierten Spaziermöglichkeiten im
Baldarin etwas zu kompensieren, marschierten wir insgesamt dreimal dorthin. Das
Bad in der tiefblauen Bucht war jeweils unsere freudig erwartete Belohnung.
An
einem anderen Tag führten uns Annie & Herbert mit ihrem Auto auf die
Nachbarinsel Lošinj. Dort hat sich
der Tourismus viel mehr entwickelt, als auf Cres. Es gibt aber trotzdem ein
paar charmante alte Ortschaften, die sich meist um einen Hafen schmiegen. Annie
& Herbert zeigten uns die hübschen Dörfer Mali Lošinj, Veli Lošinj und Nerezine,
und es dauerte nicht lange, bis wir an unzähligen Souvenirgeschäften und
Eisdielen vorbeikamen, bzw. in letzteren eine Rast einlegten. Sowas findet man
nirgendwo in der Nähe von Baldarin. Genau wegen dieser Ruhe und diesem Frieden lieben
die meisten regelmässigen Besucher diesen Platz. In Baldarin ist alles nur
Natur und man kann regelmässig Rotwild, Vögel, Eidechsen und harmlose Schlangen
beobachten.
Für Annie
& Herbert, die Baldarin schon fast seit vier Jahrzehnten kennen, ist der
Platz inzwischen schon etwas zu kommerziell geworden. Natürlich geniessen auch sie die modernen
Sanitäranlagen und den Internetzugang per WLAN. Sie denken aber wehmütig an die
Zeiten zurück, als Baldarins Gäste noch alle zelteten. Heutzutage "campiert"
auch hier der Grossteil der Besucher entweder mit einem Wohnwagen oder einem
Wohnmobil. Wenn man die Grösse der Stellplätze in Betracht zieht, ist Baldarin offensichtlich
als reiner Zeltplatze ausgelegt. Wenn er immer noch so genutzt würde, könnten
sich alle problemlos auf dem Gelände bewegen und überall ans Meer gelangen. Die
heutzutage üblichen, grossen modernen "Campingausrüstungen" (mit oder
ohne Räder) passen aber eigentlich nicht so richtig in die süssen, verträumten
Nischen. Wie in einem echten Dorf, besetzen ein paar glückliche die Uferpartie,
und der Pöbel kann froh sein, wenn man ihn dort ab und zu duldet…
Viele
von Baldarins Stammgästen bringen ein kleines Boot mit und dies ist wohl der
beste Weg, um die idyllischen (und einsamen) Buchten in der Adriatischen See zu
erkunden. Es hat uns sehr gefallen, die pittoreske Küstenlandschaft um Baldarin
sowohl vom Ufer, als auch vom Boot unserer Freunde aus, bestaunen zu können.
Am
20. Juni 2015 ging unsere Reise weiter. Wir machten uns auf, um einige interessante
Orte entlang unseres Weges, der uns nordostwärts zum Plattensee in Ungarn
bringen sollte, zu erkunden. Noch auf der Insel Cres bogen wir zum Weiler Vrana ab, um den gleichnamigen See zu
bestaunen. Nicht viel weiter besuchten wir das Dorf Cres, die einzige grössere
Ortschaft der Insel. Da sie sich malerisch um einen Hafen schmiegt, ist sie
ziemlich touristisch. Leckeres Eis war um jede Ecke erhältlich. Als gute
Touristen schlossen wir uns den lokalen Sitten an, und schlenderten mit einer
Tüte in der Hand weiter.
Nachdem
wir den Fahrplan konsultiert hatten, hetzten wir zum Fährhafen Merag, wo wir
das Boot zur Insel Krk gerade noch erwischten. Dort besuchten wir das Städtchen
Krk, welches ebenfalls einen schönen
Hafen hat und bei Touristen sehr beliebt ist. Wir fanden es auch lohnenswert,
die Uferpromenade zu verlassen und die schmalen Gassen der dahinterliegenden
befestigten Altstadt zu erkunden.
Link zum nächsten Abschnitt über Kroatien
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Slowenien Kroatien: Varaždin |
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Trip durch Kroatien und Slowenien nach Ungarn
Kaum
hatten wir die beeindruckende Verbindungsbrücke zwischen der Insel Krk und dem
Kroatischen Festland überquert, wechselte das Wetter von sehr sonnig zu sehr
nass und wir kamen in ein Gewitter. Als wir sahen, wie sattgrün die vorher so
karge Landschaft plötzlich war, wussten wir, dass Regen hier wohl keine
Seltenheit ist. Die kleine Landstrasse auf der wir fuhren, war schon fast zu
einem Bächlein geworden, als wir an einem jungen Paar vorbei fuhren, das sich
zu Fuss durch das Wasser kämpfte. Weil uns die beiden leid taten, boten wir
ihnen an, mit uns mitzufahren. Ihretwegen kamen wir in das altmodische, aber
hübsche Dorf Fužine, wo ihr Auto wartete.
Nachdem
wir dem Grenzfluss Kolpi gefolgt waren, der zwischen Kroatien und Slowenien
fliesst, kamen wir bald am Weiler "Kot" vorbei. Dieses unappetitlich
getaufte Örtchen hat wohl so stark zum Himmel gestunken, dass sich die Wolken
verzogen und die Sonne wieder hervorkam. Schon bald überquerten wir die Grenze
nach Slowenien, wo wir später in Črnomelj ein Hotelzimmer suchten. Um ein
paar Flaschen Wasser zu kaufen, stoppten wir in einem einfachen Superdiscounter
entlang der Strasse. Nach zwei Wochen auf der einsamen Insel Cres, kam uns
sogar dieser Laden wie ein Feinschmecker-Paradies vor…
Da
das Dorf Črnomelj überhaupt nicht touristisch
ist, gibt es kaum Hotels, die Auswahl an Speiselokalen ist hingegen nicht
bescheiden. Wir hatten Glück, dass uns jemand den richtigen Tipp gab, und so
genossen wir in einem stilvollen Restaurant bald ein hervorragendes Abendessen
zu moderaten Preisen.
Am
nächsten Morgen fuhren wir über sanfte grüne Hügel nach Brežice, ein Dorf, das wir vor 15 Jahren schon einmal
besucht hatten. Wir bewunderten die schön restaurierte Altstadt ein weiteres
Mal, erlebten sie aber ganz anders, als bei unserem letzten Aufenthalt. Nach
Zagreb sind es nur 40km, und die Einheimischen erzählten uns im Jahr 2000, dass
Brežice der kroatischen Hauptstadt sozusagen "als Einkaufszentrum"
dient, da das Angebot in Slowenien viel besser sei. Seit aber beide Länder der
EU beigetreten sind, müssen die Kroaten nicht mehr über die Grenze fahren, um
richtig einkaufen zu können. Brežice tat uns nun irgendwie leid, denn an diesem
Sonntagnachmittag war das schmucke Ortszentrum so leer, dass es fast mehr
Restaurants und Eisdielen hatte, als Besucher.
Von
Brežice war es also nicht mehr weit bis zur Kroatischen Grenze. Später machten
wir in Krapina Halt, welches in
unserer Strassenkarte als "sehenswerter Ort" markiert war. Dies war
aber eher dem Neandertaler-Museum, als einem schönen Ortszentrum zu verdanken
und so blieben wir nicht lange. Nach einer weiteren Fahrstunde erreichten wir Varaždin. Als wir sahen, wie schön die
Stadthäuser sind, parkten wir spontan unseren Wagen und sahen uns um. Dabei
entpuppte sich Varaždin als ein total unerwarteter Höhepunkt! Obwohl es hier
touristisch ist, haben noch nicht viele Ausländer diese schöne Stadt entdeckt.
Weil gerade ein langes Wochenende war, wimmelte es aber in den Strassen und
Restaurants nur so von Kroaten. Wir bewunderten die vielen, von schön
restaurierten, farbenfrohen Häusern gesäumten Plätze. Grosszügig angelegte Fussgängerzonen
verbinden diese imposanten Piazzas. Hätten wir für diese Nacht nicht schon in
Ungarn reserviert, wären wir sicher hiergeblieben. So fuhren wir um 19 Uhr
weiter und hetzten zur Autobahn.
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Ungarn: FKK Berény am Plattensee
Ungarn
ist ein eher flaches Land mit einer wechselvollen Geschichte. Zuerst unternahm
es selbst Raubzüge, danach musste es sich verschiedenen Mächten unterwerfen.
Das Land wurde 1867 ein gleichberechtigter Teil der Österreichisch-Ungarischen
Doppelmonarchie, welche bis 1918 bestand hatte. Nach einer Annäherung an
Nazi-Deutschland, kam Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg bis zum Fall des
Eisernen Vorhangs, unter Russische Vorherrschaft. In seinen heutigen Grenzen
ist Ungarn 93'036 km² gross und hat fast 10 Millionen Einwohner. Das ehemalige
Ostblockland ist seit 2004 Mitglied der EU, hat aber im moment noch seine
eigene Währung, den Ungarischen Forint.
Unsere Destination in Ungarn war der Camping Naturist Berény in Balatonberény, wo wir am
21. Juni 2015 etwas spät eintrafen. Als ältester FKK Platz am Plattensee,
findet man auf dem 5,5Ha grossen Gelände stattliche Bäume und grosszügige
Wiesen zum sonnenbaden. Die 117 rasenbewachsenen Stellplätze für Wohnwagen und
Wohnmobile sind durch Hecken und breite Kieswege unterteilt. Echte Camper
können ihr Zelt auf einer von zwei speziell für sie reservierten Wiesen
aufstellen, wo bis zu 100 Zelte Platz finden. Gäste die mit wenig Gepäck reisen
wollen, können zwischen 17 Motelzimmern, 3 Ferienwohnungen, 3 Bungalows, 6
Mobilheimen und mehreren, fest installierten, Wohnwagen aussuchen. Wir hatten
uns für ein extra-grosses Mobilheim entschieden. Da es sich um ein älteres
Modell aus Grossbritannien handelte, war es ganz gemütlich (über-) möbliert,
samt einer kompletten Polstergruppe. Es war aber gepflegt und hatte eine neue
gedeckte Terrasse.
Weil
Ungarn im Grossen und Ganzen recht flach ist, hat es oft Wind, was auf dem See
zu starkem Wellengang führen kann. Dies mag der einzige kleine Wermutstropfen
sein, ansonsten ist das Baden im Plattensee ein reines Vergnügen. Zudem besteht
am gesamten See ein generelles Hundeverbot; des einen Freud, des andern Leid.
Der
Seegrund besteht aus nichts anderem als Sand. Wegen seiner geringen
Wassertiefe, die im Schnitt bloss 3,25m beträgt, wird der See im Sommer
angenehm warm; manchmal bis 30°C. Mit einer Länge von 77km und einer Breite von
maximal 14km, ist der grünliche Balaton (nach Wasseroberfläche gerechnet) der
grösste See Zentraleuropas.
Das FKK Berény, das am Südwestufer des Plattensees liegt, begeistert mit seinem
grosszügigen runden Holzsteg. Auf seinen 30 Metern Durchmesser, lädt er die
Gäste zum sonnenbaden und trocknen nach dem Schwimmen ein. Dank dem seichten
Wasser, ist der Plattensee ein wahres Paradies für Familien. Hier bei Berény,
kann man über 100 Meter vom Ufer weg waten, bis man den Pfahl erreicht, auf dem
die Wassertiefe mit 1,20m markiert ist.
Nicht
nur vor dem Gelände, sondern am gesamten Plattensee, sind grosse Teile des
Ufers schilfbewachsen. Fast überall ist der See der Öffentlichkeit zugänglich.
Besitzer von grossen Villen müssen sich hier mit der zweiten Reihe begnügen!
Berény
ist eines der wenigen FKK Gelände, das sich buchstäblich direkt vor den Toren
eines Dorfes befindet. Auf dem Platz selbst gibt es einen kleinen Laden, eine
Strandbar, sowie ein Selbstbedienungs-Restaurant. Vom Eingang sind es keine 100
Meter zum ersten Lokal ausserhalb und zudem liegt das Dorfzentrum von
Balatonberény kaum 10 Gehminuten entfernt. Im kleinen Dorf und beim Strandbad
hoffen 10 Restaurants und drei kleine Supermärkte auf Kundschaft. Die meisten
ausländischen Urlauber essen auswärts, da die Auswahl in den
Lebensmittelgeschäften eher bescheiden, die Preise für Produkte, die die
Westeuropäer kennen, eher überteuert sind. Dies ist in krassem Gegensatz zur
Preisgestaltung in den Lokalen. Für den Preis von drei Gläsern
Qualitäts-Konfitüren, kann man im Restaurant eine vollwertige
drei-Gänge-Mahlzeit für zwei Personen erhalten! Es ist zwar nicht immer
"Haute Cuisine", es wird aber eine vielfältige Auswahl an
traditioneller Ungarischer Hausmannskost angeboten. Im Vergleich zu unserem
letzten Aufenthalt vor 15 Jahren, ist es nun viel einfacher geworden, gesunde
Alternativen zu den althergebrachten frittierten Gerichten zu finden.
Ausflüge und Dental-Tourismus
Alles
Notwendige ist höchstens ein paar Gehminuten von Berény entfernt verfügbar und
so mussten wir unser Auto nur für Ausflüge in Bewegung setzen. Als erstes
mussten wir aber noch tanken. Dabei fiel uns auf, dass wir wohl die einzigen
sind, die volltanken. Die Einheimischen füllten jeweils nur so zwischen 2,5 und
5 Liter nach. Es scheint so, als ob viele Ungaren finanziell nicht allzu gut
dastünden und sich kaum das Allernotwendigste leisten könnten; ein Auto ist eh
schon Luxus. Mindestens Zahnbehandlungen sollten sich alle leisten können. In
Ungarn ist dies ironischerweise aber nicht so! Wegen der vielen Ausländer die
für "preiswerte Zahnbehandlungen" extra nach Ungarn pilgern, sind die
Preise explodiert. Nun gut, was Westeuropäer als günstige Zahnbehandlung
empfinden, können sich die meisten ungarischen Normalbürger gar nicht leisten.
Warum sollten die Zahnärzte auch motiviert sein, die Zähne ihrer Landsleute für
ein Trinkgeld zu reparieren? Mit dem Geld, das sie beim vergolden der Beisserchen
ihrer erlauchten ausländischen Kundschaft verdienen, lassen sie lieber ihre
Villen vergolden. Wenn wir den schlechten Zustand der Zähne vieler Ungaren
sehen, und realisieren, mit welch einfachen Behandlungen unsere Zahnprobleme
gelöst wurden, wird uns bewusst, dass zu viele Westeuropäer (von Agenten in
ihren Heimatländern) zu unnötig aufwendigen Behandlungen verführt werden. Je
komplexer und je öfter die Zähne repariert werden, desto mehr spart der Patient
und beide Seiten fühlen sich als Gewinner; sowohl der Zahnarzt, als auch der
Patient!
Am
Plattensee blüht auch das Geschäft mit dem Sommertourismus. Ferienhäuser,
Ferienwohnungen, Hotels und Campingplätze findet man in Hülle und Fülle. Des
weiteren hat es unzählige Restaurants, Eisdielen und Souvenir Shops. Die Saison
ist aber extrem kurz. Als wir Ende Juni das Städtchen Keszthely besuchten, war das Strandbad immer noch geschlossen,
bloss der Strandpark war für Spaziergänger geöffnet. So sahen wir, dass es auch
innerhalb des Strandbades dutzende Restaurants, Geschäfte und Eisdielen gibt,
zusätzlich zu Spielautomaten, Kirmesanlagen und Spielplätzen wo man Eintritt
bezahlt. Von einer handvoll Geschäften abgesehen, war alles noch geschlossen
oder vielleicht in Vorbereitung auf die Saisoneröffnung.
Natürlich
erhielt man in den Lokalen in Keszthely's charmanter Altstadt viel mehr fürs
Geld, als in den Restaurants direkt am See. Die meisten Urlauber ziehen aber
die Ferienanlagen am Wasser vor, und sind bereit den höheren Preis zu bezahlen.
Balatonmáriafürdõ und Fonyód waren zwei weitere
Touristenmagnete am Südufer, denen wir unsere Aufwartung machten. Um eine, wie
wir hofften, etwas authentischere Ungarische Ortschaft zu sehen, fuhren wir ins
historische Städtchen Nagykanizsa, welches
etwa 50km vom Plattensee entfernt liegt. Dort findet man einige wunderschön
renovierte Art-Deco Häuser (Jugendstil), sowie einen modernen Stadtpark mit
Springbrunnen und Monumenten.
Im
Stadtzentrum sahen wir vor allem Geschäfts- und Wohnhäuser. Wie in vielen
anderen Ungarischen Städten, sah es aber in den Seitengassen eher aus, wie in
einem Dorf, denn dort gab es fast nur kleine Einfamilienhäuser mit kleinen
Anbauten oder Ställen. Welch ein Kontrast zum touristischen Plattensee!
Bloss
Menschen sahen wir kaum! Niemand promenierte durchs schöne im Stadtzentrum von Nagykanizsa,
und es gab auch kaum Restaurants! Welch ein Kontrast zum touristischen Plattensee.
Bei dieser mageren Auswahl blieben auch wir nicht, und fuhren zurück zum See.
Um den Plattensee findet man extrem viele Lokale und die meisten übersetzen
ihre Menüs ins Deutsche, ab und zu auch ins Englische. Wir hatten aber den
Eindruck, dass zumindest in der Hauptsaison, die Ungaren den Grossteil der
Besucher ausmachen.
Gäste auf dem FKK Gelände
Einheimische
stellten auch die Mehrzahl der Gäste auf unserem Platz, dem FKK Berény, erst
recht bei den Tagesbesuchern. Berény dient auch als öffentliches FKK Strandbad
und dieses ist sowohl bei Ungaren, als auch Ausländern extrem beliebt. Viele
wohnen in nahegelegenen Ferienunterkünften, profitieren aber gerne von Berény's
grosszügigen FKK Liegewiesen und dem angenehmen Strandzugang über den
einzigartigen runden Pier.
Während
unseres Aufenthaltes stammten die meisten Feriengäste, die für ein paar Tage,
oder Wochen auf dem FKK Camping blieben, aus Deutschland, Österreich und
verschiedenen Ländern Osteuropas. Jetzt, Ende Juni, war die Saison zwar noch
nicht richtig in Schwung gekommen, im Berény war es jedoch schon deutlich
belebter, als in den umliegenden textilen Ferienanlagen. Wer es der Sonne erlaubt,
den nackten Po zu küssen, scheint einen längeren Sommer zu haben…
Ein
Paar von einem anderen Mobilheim kam auf uns zu, und bat uns ein paar Bilder
von ihnen zu machen. Natürlich dienten wir den beiden gerne als
"Zweibein-Stative". Sie waren ganz erpicht darauf, eine gute Auswahl
an photographischen Souvenirs zu erhalten und wir baten sie, von uns ebenfalls
ein paar Fotos zu machen. Im Laufe unserer Unterhaltung fragten Petra &
Dieter, ob es möglich sei, dass sie unsere Gesichter schon in einem Deutschen
FKK Magazin gesehen hätten. Nachdem wir dies bejahten, meinten sie ganz
bedauernd, dass sie es leider schon mehrmals verpasst hätten, sich rechtzeitig
für ein Fotoshooting des Deutschen FKK Verbandes einzuschreiben. So ergab es
sich, dass wir spontan bei Berény's Wahrzeichen, dem runden Steg, noch mehr
Fotos zu machen. Es war erfrischend zu sehen, wie enthusiastisch Petra &
Dieter für Fotos posierten und auch zu spüren, dass es für sie ein natürlicher
Teil ihrer FKK Philosophie ist, dass diese auch in einem Naturisten-Magazin
veröffentlicht werden dürfen.
Für
uns war das FKK Berény eine gute Wahl für unsere 10 Tage in Ungarn. Wir mochten
die tolle Lage am See, das seichte Wasser, die natürliche Atmosphäre, sowie die
gute Auswahl an Speiselokalen direkt vor der Haustür. Das Gelände gehört
Balatontourist, einem grossen Unternehmen, das rund um den Plattensee 13
Textil- und 2 FKK Campingplätze, sowie ein Hotel betreibt. Trotz dieser grossen
Organisation, lernen Berény's Besucher jeden Angestellten kennen: alle sind sehr
freundlich und motiviert. Als wir unsere Rechnung bezahlten, erhielten wir 10%
INF-Ermässigung, ein paar hilfreiche Tipps und wurden sehr herzlich
verabschiedet. Wir spürten förmlich, dass es ihnen wichtig ist, die Gäste
wissen zu lassen, dass man sie gerne wiedersehen würde.
Ungarn |
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Slowakei Bratislava |
Slowakei: 16 Tage in einem der jüngsten Länder Europas
Am 1.
Juli 2015 verliessen wir Ungarn über einsame Landstrassen, und fuhren über die
Slowakische Grenze. Die Slowakische Republik ist erst seit dem 1.1.1993 ein
eigenständiges Land, nachdem sie die Union mit der Tschechischen Republik
aufgelöst hatte. Zusammen beendeten sie drei Jahre vorher, die Kommunistische
Era in der Velvet Revolution Heute geht es den 5.5 Mio. Einwohnern des 49'035km2
grossen Landes recht gut, obwohl es zwischen Stadt und Land riesige
Unterschiede gibt. Die Slowakische Wirtschaft entwickelte sich erstaunlich
schnell. Das Land trat 2004 der EU bei und konnte bereits 2009 den Euro
einführen.
Bratislava: ein
auf Hochglanz poliertes Juwel
Während
eines zweitägigen Aufenthaltes in Bratislava, erhielten wir einen ersten
Eindruck von der Slowakei. Unser nobles Hotelzimmer, für das wir samt
Tiefgaragenplatz 50 Euro hinblätterten, war sicher nicht überteuert, aber
danach erhielten wir fast einen Preisschock. Die Preise in Bratislava waren
wirklich sehr hoch! Sie waren um einiges höher, als
im
Österreichischen Kärnten, wo wir vor einem Monat zu Gast waren. Im
nahegelegenen Wien mag dies anders sein. Wir haben gelesen, dass bis vor kurzem
die Österreicher zum Einkaufen in die Slowakei fuhren, dies heutzutage aber
umgekehrt sei.
In
Bratislavas Vororten dominieren grosse Geschäfts- und Wohnhäuser. Viele sind
neu und modern, es gibt aber auch noch die Plattenbauten aus früheren
Ostblockzeiten. Letztere sind inzwischen renoviert und farbenfroh gestrichen
worden. Die grösste Herausforderung der Stadtplaner war wohl das Schaffen von
genügend Parkplätzen, denn es scheint so, dass heutzutage jeder ein Auto besitzt.
Wie auch in Ungarn, gibt es hier ein grosszügiges Fuss- und Radweg-Netz. Damit
wurde der 30-minütige Spaziergang von unserem Hotel zur Altstadt ein wahres
Vergnügen. Wir erreichten sie über die wohl bekannteste Donaubrücke
Bratislavas. Die Abspannkabel sind an einem Pylon befestigt, auf dem in 85m
Höhe das sogenannte UFO thront, welches als Restaurant betrieben wird.
Fussgänger und Radfahrer können, ungestört vom motorisierten Verkehr, die Donau
überqueren, da unterhalb der Fahrbahn beidseits der Brücke, grosszügige Fuss-
und Radwege erstellt wurden.
Beim
Überqueren der Brücke sieht man auf der einen Seite als erstes das Schloss,
beziehungsweise von der anderen, den Anlegesteg für die
Donau-Kreuzfahrtschiffe. Nun sind es nur noch ein paar Schritte, und schon ist
man inmitten der historischen Altstadt. Es war ein sehr heisser Tag und so
genossen wir den baumgesäumten Platz "Hviezdoslavovo námestie" ganz
besonders. Im gesamten Zentrum buhlen unzählige Cafés, Restaurants und
Eisdielen um die Gunst der Touristenschar. Natürlich sind darunter auch einige
Touristenfallen, die einfache, aber überteuerte Gerichte als lokale
Spezialitäten hochloben, oder Gäste mit stinkbilligen Mahlzeiten anlocken, um
dann mit alles anderem als billigen Alkoholika, ein Vermögen zu verdienen! Die
Einwohner der 430'000 Seelen Stadt verstehen es aber, die Spreu vom Weizen zu
trennen. Wer sich etwas Zeit nimmt, findet ein paar echte Juwelen, darunter
auch Spezialitätenrestaurants aus aller Welt.
Bratislavas
recht grosse Fussgängerzone erstreckt sich über die gesamte Altstadt mit ihren
unzähligen schön renovierten historischen Gebäuden. In den Gassen wimmelte es
nur so von Menschen, sowohl von Touristen, als auch Einheimischen. Es dauerte
eine Weile, bis uns auffiel, dass hier Geschäfte, die den täglichen Bedarf
abdecken, vollkommen fehlen. Die Einkaufsstrassen für die Stadtbevölkerung
liegen ein paar Blocks abseits des absoluten Zentrums. Dort findet man genau
dieselben Detailhandelsunternehmen, wie in ganz Europa; einheimische Marken
sind kaum vertreten. Deutsche Superdiscounter, Österreichische, Englische und
Französische Supermärkte, Möbelhäuser aus Skandinavien, Schuh- und
Kleidergeschäfte aus Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Spanien oder
Schweden, Do-it-yourself Baumärkte aus Deutschland und Grossbritannien - alle
sind hier - und alle verdienen gutes Geld! Was die EU in die ehemaligen
Ostblockländer investierte, kommt ganz offensichtlich um ein Vielfaches an die
West-Europäische Wirtschaft zurück.
Die ländliche Slowakei
Nachdem
wir von Bratislava weiterfuhren, waren wir natürlich neugierig, ob die hohen
Hauptstadtpreise im ganzen Land gelten. Nun gut, westeuropäische
Detailhandelsunternehmen sahen wir immer noch überall, und deren Preise sind
kaum tiefer, als in der City. Alles andere ist aber auf dem Land deutlich
billiger! Genauso wie die Amerikaner für Preisvergleiche den
"Hamburger-Index" anwenden, greifen wir jetzt auf den
"Eiscreme-Index" zurück. In Bratislavas Altstadt muss man für eine
Kugel leckeres hausgemachtes Eis einen ganzen Euro investieren, in den Vororten
kostet sie noch -.80 Cents, in einer mittelgrossen Stadt -.50 Cents, auf dem
Lande -.40 und in einem abgelegenen Dorf bloss noch -.30 Cents. Wer auf etwas
nahrhafteres aus ist, findet dort auch Mittagsmenüs ab bereits € 2.70.
Bevor
wir uns ans erste Glacé machten, folgten wir erst einmal der Donau. Etwa nach
50 Kilometern erreichten wir die Schleusen und das Flusskraftwerk bei
Gabčíkovo. Touristen dürfen beim Kontrollturm eine Aussichtsplattform
besteigen und den Schiffen beim Passieren der Schleusen zusehen. Dieses
Kraftwerk wurde ursprünglich 1977 als gemeinsames Projekt zwischen Ungarn und
der Tschechoslowakei geplant. Nachdem sich Ungarn wegen ökologischer und
finanzieller Bedenken zurückzog, realisierte die damalige Tschechoslowakei auf
ihrem eigenen Staatsgebiet eine reduzierte Stauanlage. Da dadurch der
Wasserfluss nach Ungarn massiv beeinträchtigt worden ist, liegen sich die
Nachbarländer auch heute noch deswegen in den Haaren.
Als
wir durch einsame, landwirtschaftlich genutzte Landschaften weiterfuhren,
meldete unser Navigationssystem auf einmal, dass eine Autobahn vor uns läge.
Obwohl wir eine brandneue Strassenkarte dabei hatten, konnten wir nichts
derartiges finden und mit so wenig Verkehr, hätte eine Autobahn auch keinen
Sinn gemacht. Schon bald entdeckten wir den Fehler: ganz unerwartet standen wir
an den Ufern eines schmalen Flusses. Eine kleine Autofähre, welche bereits zwei
Fahrzeuge geladen hatte, wartete. Zum Glück ist unser Auto eher kurz und so
reichte der Platz gerade noch - sonst hätten wir auf die nächste Querung warten
müssen.
Nachdem
wir inzwischen durch das halbe Land gefahren sind, fiel uns auf, dass sich die
Slowakischen und die Ungarischen Dörfer von ihren Layouts her ziemlich ähnlich
sind. In der Slowakei sind die Einfamilienhäuser jedoch deutlich grösser und
nur selten steht eines zum Verkauf angeschrieben. Man sagte uns, dass etwa 80%
der Slowakischen Familien das Privileg haben, in einem Eigenheim zu wohnen.
In
der Mittelslowakei fuhren wir zwischen sanften Hügeln, mit goldenen Kornferder.
Wegen einer lang anhaltenden Hitzewelle flimmerte die Luft richtiggehend. Etwas
weiter nördlich liess dies etwas nach, da wir inzwischen etwas höher gelegene
Waldgebiete erreicht hatten.
Dobrá Lúka: FKK
auf einem Niederländisch geführten Ferienbauernhof
Als
wir am 3. Juli 2015 bei Dobrá Lúka eintrafen, wurden wir von
Mark und Margode, den Niederländischen Eigentümern nett begrüsst. Wir störten
sie gerade bei der Gemeinschaftsmahlzeit und wunderten uns, dass alle warm
angezogen waren. Wir sind doch hier auf einem FKK Gelände und die Sonne schien
immer noch. Aber nur kurze Zeit später spürten auch wir, wie die Temperaturen
in kürzester Zeit von 30°C auf 15°C fielen. Margode erzählte uns, dass dies
hier normal sei, da wir uns hier auf 700m über Meereshöhe befinden. Grossartig,
es scheint so, als hätten wir den richtigen Platz ausgewählt, um die grosse
Hitzewelle zu überstehen, die gerade über Europa rollte.
Dobrá
Lúka wurde 2010 als erstes FKK Gelände der Slowakei eröffnet und ist bis heute
das einzige. Dieser kleine Campingplatz ist eher eine Lifestyle-Farm, auf der
wir während unseres Aufenthalts immer mehr Tiere sahen, als Naturisten. Die
Besitzer haben gerne möglichst viele verschiedene Tiere, die den Gästen und
ihnen selbst etwas Unterhaltung bieten. Ziegen, Schafe, Pferde, Schweine,
Hühner, Kaninchen, ein Hund und einige Katzen, sowie die Kälber des Nachbarn,
bevölkern den Streichelzoo. Das Beobachten dieser Tiere, vor allem der Jungen,
die es regelmässig schafften aus dem weitmaschigen Zaun auszubüchsen, war aber
nicht unsere einzige Beschäftigung. Es gibt auch ein kleines Schwimmbecken,
eine gebührenpflichtige Sauna und eine grosse Scheune, die in hübsch dekorierte
Räume unterteilt wurde. Dort steht den Gästen Internetzugang, eine Bibliothek
mit Broschüren zu Ausflugstipps, und ein grosser Aufenthaltsraum mit offenem
Kamin zur Verfügung. Ab und zu werden Kanutouren und andere Ausflüge
organisiert.
Zudem
wird drei Mal wöchentlich eine Gemeinschafts-Mahlzeit angeboten. Da man diese
um 18h servierte, waren wir uns nicht ganz sicher, ob sie als Nachmittagstee,
oder Abendessen gedacht war. Der einheimischen Köchin zum Trotz, war die
Atmosphäre am Tisch sehr Holländisch, da die meisten Gäste aus den Niederlanden
stammten. Die Eigentümer sprechen zwar sehr gut Englisch, die Mehrheit der
Anschläge und Listen, um sich für etwas einzutragen, gab es aber nur auf
Niederländisch, selten auch in Englisch und nur sehr selten in Slowakisch. So
wunderte es uns kaum, dass die wenigen Osteuropäischen Gäste den Platz nach
ein, oder zwei Tagen schon wieder verliessen.
Über
mehrere sonnige Wiesen verteilt, gibt es 18 Stellplätze. Weiter werden ein
grosses Studio, und zwei fest installierte Wohnwagen vermietet. Als
"roving spirits" entschieden wir uns natürlich für die neueste
Unterkunft; den Zigeunerwagen. Ursprünglich, hat er auf Slowakischen Baustellen
als Personalunterkunft gedient. Nachdem er zu Dobrá Lúka gebracht wurde, ist er
perfekt renoviert worden. Den Innenraum hat man mit Holztäfer verkleidet, es
wurde eine Kochnische und ein Holzofen eingebaut und zudem kam eine grosse
Terrasse davor. Da der leuchtend blaue Wagen an einem Hang steht, konnten wir
von einer wunderschönen Aussicht und einer kühlenden Brise profitieren.
Wir
genossen unseren Aufenthalt, aber leider ist Dobrá Lúka nicht der ideale Ort,
um viel vom Slowakischen Leben mitzubekommen. Der Platz befindet sich in einer
sehr dünn besiedelten Gegend, ohne viele Ausflugsmöglichkeiten für Touristen.
Man muss schon 15km fahren, nur um eine Pizzeria, eine Eisdiele, oder einen
mittelgrossen Supermarkt zu finden. Zu einem richtigen Slowakischen Restaurant,
oder zur nächst grösseren Ortschaft, sind es bereits 30 Kilometer. Dies ist die
Stadt Zvolen und dort findet man ein
breites gastronomisches Angebot und westliche Grossverteiler jeder Couleur,
darunter auch einen Tesco Supermarkt, der 24 Stunden geöffnet hat. Um das
nächstgelegene lohnenswerte Ausflugsziel, die ehemalige Minenstadt Banská Štiavnica zu erreichen, fuhren
wir bereits 45km, verbrachten dann aber einen netten Nachmittag dort.
Unterwegs zum Nordosten der Slowakei
In
der Slowakei gibt es eigentlich sehr viele sehenswerte Ausflugsziele und
Ortschaften, und dass fast alle abseits der ausgetretenen Touristenpfade
liegen, macht sie noch attraktiver! Die meisten davon findet man in der
nördlichen Landeshälfte. Wir reservierten uns ein paar Tage, um wenigstens den
Nordosten zu entdecken. Um genügend Zeit zu haben, verliessen wir die Holländische
Kolonie einen Tag früher, als geplant. Nachdem wir in Zvolen Mittagsrast
gemacht hatten, fuhren wir zur alten Holzkirche nach Hronsek. Dort hatten wir das Privileg, die einzigen Besucher zu
sein, obwohl die Kirche sogar als Weltkulturerbe aufgeführt wird. Nun gut, ganz
alleine waren wir nicht. Ein paar Frauen aus der Nachbarschaft waren gerade
dabei, die Kirchenfassade mit Besen zu säubern.
Den
Rest des Tages widmeten wir dem hübschen Städtchen Banská Bystrica, wo wir auch übernachteten. Die in hellen Farben
gestrichenen Häuser entlang des riesigen, langgezogenen Hauptplatzes, waren
allesamt wunderschön renoviert. Zahlreiche Kirchen- und Uhrtürme wachten über
den, den Fussgängern vorbehaltenen, Platz, welcher mit Blumenbeeten, einem
Springbrunnen und einem Kriegsdenkmal dekoriert war. Die Bevölkerung vertrieb
sich die Zeit in den vielen Strassencafés und Gartenrestaurants, oder flanierte
mit einer Tüte Eis in der Hand. Wir mischten uns unter sie und bestellten als
Erstes ein leckeres hausgemachtes Eis. Später dinierten wir in einem feinen
Lokal und vor Mitternacht gönnten wir uns woanders noch ein Stück Kuchen und
einen Frucht-Cocktail. Wie in jeder anderen, etwas grösseren Slowakischen
Stadt, findet man auch in Banská Bystrica eine grosse Auswahl an trendigen
Kaffee- und Cocktail-Bars, welche mit Torten und raffinierten Getränken die
Kundschaft anlocken. Da es erst Anfang Woche war, wunderten wir uns erst recht,
wie beliebt die unzähligen Trend-Lokale bei jungen Slowaken sind. Es scheint,
dass sie genügend Geld haben, um sich mit extravaganten Drinks zu verwöhnen,
die leicht mehr kosten können, als ein Mittagsmenü. Man trank offensichtlich
lieber veredelten, als zu viel Alkohol. Genauso wie wir über die Gewohnheiten
der Einheimischen staunten, konnten sich diese keinen Reim daraus machen,
weshalb wir hier waren. Es kam mehrmals vor, dass uns jemand nach dem Grund
fragte, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, was uns hier
interessieren könnte. Die Slowaken scheinen alle zu glauben, dass die Schweizer
in einem wunderschönen Land, inmitten der spektakulären Alpen leben, die alles
übertrumpfen müssen, das die Slowakei zu bieten hat.
Natürlich
waren wir nicht hierhergekommen um hohe Berge zu sehen, obwohl die Hohe Tatra einige Überraschungen bot.
Wie schon vorher angetönt, hatten wir, wo immer wir hinkamen, den Eindruck die
einzigen Touristen zu sein. In Štrbské
Pleso war dies allerdings überhaupt nicht der Fall. In diesem Ferienort,
welcher auf 1'350m Höhe in der Hohen Tatra liegt, wimmelte es nur so von
Besuchern. Sie kamen aus ganz Osteuropa, nur "Westeuropäer" schien es
keine anzuziehen. Alle bewunderten den kleinen See Štrbské Pleso. Darin
spiegelten sich nicht nur die Bäume, sondern auch ein paar grosse Hotels
majestätisch im Wasser. Viele Touristen entschieden sich für einen, der sehr
beliebten Wanderwege, wo sie bald Teil einer menschlichen Ameisenstrasse wurden.
Einfach perfekt um seine Designer-Wanderausrüstung vorzuführen. Hier oben war
es offensichtlich, wie schnell sich Osteuropa zu einer Konsumgesellschaft
wandelte und an den unzähligen Souvenirständen kam auch niemand vorbei, ohne
Geld liegen zu lassen!
Abseits der Touristenpfade
Am
späten Nachmittag fuhren wir weiter zum malerischen Städtchen Kežmarok. Es lag so nah, und doch so
fern vom Touristenzirkus in der Vysoké Tatry, wie die Hohe Tatra auf Slovakisch
heisst. Der Name Kežmarok hingegen, steht für "Käsemarkt".
Geräucherte Käse, welche oft aus Schafsmilch hergestellt werden, findet man in
ganz Osteuropa. Diese gehören zu den kulinarischen Höhepunkten der Region. Das
Essen war eh einer der unerwarteten Höhepunkte unserer Reise in die Slowakei.
Viele Köche haben gemerkt, dass mit kreativer Küche mehr Geld zu verdienen ist,
als mit einfachen Gerichten und die Einheimischen scheinen dies zu schätzen.
Als weniger erfreulich hingegen, stuften wir das Slowakische Frühstück ein. Wir
geben zwar zu, dass das Brot, das in den Hotels serviert wird, genauso frisch
ist wie direkt aus der Bäckerei. In den wenigen Backstuben bekamen wir
bestenfalls ein ultraleichtes schwammiges Etwas, das sich so frisch anfühlte,
als ob es in den letzten 14 Tagen gebacken worden wäre… Die einzig
erwähnenswerte Ausnahme war ein, dem Schweizer Butterzopf ähnliches Gebäck, das
man in jedem Supermarkt erwerben konnte. Slowakische Bäckereien legen das
Schwergewicht eher auf leckere Strudel und Torten, als auf Brot. Konsequenterweise
nennen sich die meisten "Cukráreň", was für Zuckerbäcker,
respektive Konditorei steht. Solche findet man im ganzen Land in Hülle und
Fülle, oft zusammen mit einer Kaffeestube. Diese sind im ganzen Land sehr
beliebt.
Am
nächsten Tag fuhren wir zum östlichsten Punkt unserer Sommertour. Auf dem Weg
machten wir kurz Halt in Stará
Ľubovňa, wo eine mächtige Burgruine über der Stadt thront. Diese
Stadt hat eine andere Atmosphäre, da die meisten Bewohner der Volksgruppe der
Roma angehören. Effektiv sind etwa 10% der Slowakischen Bevölkerung Romas und
diese scheinen nicht allzu gut integriert zu sein. Die meisten leben in
abgelegenen Siedlungen, oft in inadäquaten Behausungen. Der fehlende Wille der
Gesellschaft diese Volksgruppe zu integrieren ist zu einem grossen Problem
geworden und es ist vor allem Osteuropa, das darunter leidet. Besonders schlimm
ist, dass die wenigen integrierten Roma gegenüber nicht-integrierten oft zu
Rassisten werden. Die meisten Spannungen entstehen zwischen Roma aus
verschiedenen Gegenden, und nicht zwischen Roma und Nicht-Roma.
Sehr
friedlich war es um die alte Holzkirche Venécia,
oberhalb des kleinen Dorfes Lukov. Wie bei vielen von Osteuropas touristischen
Höhepunkten, waren wir wiederum die einzigen Besucher dieses
Griechisch-Katholischen Holzkirchleins aus dem Jahr 1708. Die nächste Perle,
die wir besuchten war die historische Altstadt von Bardejov. Der riesige Hauptplatz, in dessen Mitte sich einzig das
kleine Rathaus von 1511 befindet, ist sehr beeindruckend. Um den Platz befinden
sich schön renovierte bunte Stadthäuser und eine imposante Kathedrale. Wenn man
bedenkt, dass wir jetzt mitten in den Sommerferien waren, ging es in Bardejov's
Altstadt erstaunlich ruhig zu und her; handelt es sich doch auch hier um eine
UNESCO Weltkulturerbestätte.
Die
Slowakei nimmt ihr touristisches Potenzial sicherlich nicht wahr. Die etwa zehn
Eisdielen um den Hauptplatz Bardejovs sind ein gutes Beispiel dafür: Fremde
finden sie nur, wenn sie gerade jemanden mit einer Eistüte in der Hand aus der
Tür kommen sehen. Die Vitrine befindet sich normalerweise in einem Hinterraum
und kein Schild weist auf die leckere Versuchung hin. Wozu auch? Die
Einheimischen wissen ja ganz genau, wo sie was kriegen.
Slowakische
Touristen scheinen mehr von der Heilkraft des Wassers im nahegelegenen
Thermalkurort Bardejovské Kúpele
angezogen. Ganz offensichtlich sind hier Kuraufenthalte schon seit langer Zeit
in Mode. Dies reflektiert sich in einer Mischung aus wunderschönen alten
Kurbädern und riesengrossen hässlichen Betonklötzen aus der kommunistischen
Epoche. Das Freilichtmuseum am Ortsrand, in dem mehrere historische Holzgebäude
bestaunt werden können, scheint nicht ganz so beliebt zu sein. Weshalb sonst
würde es auch in der Hauptsaison bereits um 16:30h dicht machen, und dies nach
einer Mittagspause, versteht sich!?!
An
Orten mit so wenigen ausländischen Touristen, lernt man einander kennen. Als
wir, zurück in Bardejov, nach einem Lokal fürs Nachtessen Ausschau hielten, lud
uns ein Paar aus Österreich ein, uns an ihrem Tisch niederzulassen. Auch sie
konnten es kaum glauben, dass Bratislava die einzige Stadt der Slowakei zu sein
scheint, welche bei westlichen Touristen beliebt ist und noch viel weniger,
dass wertvolle, jahrhundertealte Kulturgüter von den Touristen vollkommen
ignoriert werden. Auf der anderen Seite hat dies natürlich den Vorteil, dass
die Einheimischen die wenigen Besucher schätzen. Wir fühlten uns immer sehr
willkommen und sehr sicher. Wir empfanden die Slowaken während unseres gesamten
Aufenthaltes als sehr freundlich und hilfreich, ganz egal ob wir eine
gemeinsame Sprache fanden, oder nicht.
Ungarn | Slowakei |
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Tschechien | Österreich | Kroatien | BiH | Slowenien | Top |
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Polen Krakau |
Polen: Land der grossen Kontraste
Vom
Nordosten der Slowakei herkommend, erreichten wir Polen am 17. Juli 2015. Mit einer Fläche von 312'679 km² und fast 38.5
Millionen Einwohnern, ist Polen sowohl flächen-, wie auch bevölkerungsmässig, das
sechst-grösste Land der EU. Während seiner bewegten Geschichte, hatte das Land
abwechslungsweise den Status einer einflussreichen Macht, wurde besetzt und
mehrmals aufgeteilt, war wieder unabhängig und trat in seiner heutigen Form
2004 der EU bei, übernahm den Euro aber bisher noch nicht. Nach dem Ende des
Kommunismus entwickelte sich Polen sehr schnell und hat inzwischen eine
blühende Wirtschaft.
Weltkulturstätten: unkommerzielle Kulturschätze
Schon
kurz hinter der Polnischen Grenze warteten die ersten Höhepunkte auf uns: im
Weltkulturerbe aufgeführte Holzkirchen. Bisher erlebten wir im Unesco
Weltkulturerbe aufgeführte Stätten vor allem als überkommerzialisierte Besuchermagnete,
wo es nur so von Menschen wimmelt. Hier in Osteuropa ticken die Uhren aber
anders! Man kann bei solchen Kulturschätze sogar während der Sommerferienzeit,
der einzige Besucher sein, sofern man sie überhaupt findet, denn oft ist der
Weg dorthin kaum ausgeschildert. Dazu gehören die vielen malerischen
Holzkirchen Polens. Kaum ist man aber angekommen, taucht oft scheinbar aus dem
Nix, der Schlüsselhalter auf, öffnet die Tür, und lässt den Besucher auch das kostbare
Innere des Kirchleins bewundern. Die drei- bis sechshundert Jahre alten
Gotteshäuser sehen schon von aussen bildhübsch aus. Die meisten sind als reine
Holzkonstruktionen gebaut worden, mit geschindelten Dächern. Alles wird durch
"Holz-Nägel" zusammengehalten. Inzwischen haben aber einige durch Renovierung
Kupfer- oder sonstige Metalldächer erhalten. Architektur und Formen
unterscheiden sich frappant, da die Tempel in verschiedenen Stilepochen gebaut
wurden, wie Gotik, Renaissance oder Barock. Quadratische und runde Elemente
findet man häufig über dem Kirchenschiff und an den Türmen, von denen einige
mit Zwiebeldächern geschmückt sind. Viele waren ursprünglich Ukrainisch-griechisch-katholisch
von Lemkos, bzw. orthodox, werden heute aber Römisch-katholisch
"genutzt".
Zu
Anfang machten wir noch Umwege, um soviele Holzkirchen wie möglich zu sehen,
aber schon bald merkten wir, dass es in Kleinpolen so viele davon gibt, dass
wir eh nicht alle sehen können! Wir besuchten unter anderem die hölzernen
Kleinode in Konieczna, Kwiatoń, Skwirtne, Hańczowa, dann die neue und
die alte Kirche von Wysowa-Zdrój, je eine in Czarna, Brunary, Binczarowa, und
zu allerletzt, diejenige von Bogusza, die einen kleinen freistehenden
Glockenturm hat.
Als
wir durch das ländliche Polen fuhren, fiel uns auf, wie viele Einfamilienhäuser
entlang der ganzen Strecke standen und nicht wenige waren brandneu. Man sah sie
nicht nur in Siedlungen und Dörfern, sondern einfach überall und sie waren
immer von einem grossen Grundstück umgeben.
Am
späten Nachmittag machten wir Halt im hübschen Dorf Stary Sącz. Hier fiel
uns ein weiterer Kirchentyp auf: eine Freiluftkirche. Im Innenhof des
Klarissenklosters (Klasztor Sióstr Klarysek), standen die Holzbänke für die
nächste Messe bereit, davor war der Altar in einer Art Musikpavillon
untergebracht.
Da
wir immer noch unter dem Einfluss einer Hitzewelle standen, war es absolut
überlebensnotwendig, das Polnische Wort für Eiscrème zu lernen. Zum Glück ist
dies hier viel einfacher, als in den anderen Slawischen Ländern: einfach Lody.
Genauso wie in den anderen ehemaligen Ostblock Ländern, gibt es überall
Eisdielen, und natürlich sind sie auch hier gut versteckt…
Krakau: schön,
aber überbewertet
Gegen
Abend erreichten wir Krakau,
zweifelsohne eine von Polens meistbesuchten Städten. Der riesige, von schön
restaurierten historischen Gebäuden umgebene Hauptplatz, ist wirklich sehr
beeindruckend. Gleich um die Ecke dieses Vorzeige-Platzes, fällt leider bei
vielen Gebäuden buchstäblich der Putz von den russgeschwärzten Fassaden. So
hatten wir es eigentlich nicht erwartet! Die Touristen strömen dennoch in
Massen hierher, vielleicht auch nur wegen dem Kult, der um den früheren polnischen
Papst gemacht wird, oder um die Fabrik zu besichtigen, in der Teile des Films
"Schindler's Liste" aufgenommen wurden.
Sonst
erhielten wir den Eindruck, dass Krakau eine ziemlich wohlhabende Stadt ist.
Die 760'000 Einwohner haben schnell einen modernen westlichen Lebensstil, mit
all seinen Vor- und Nachteilen, angenommen. Luxuriöse Einkaufs-Zentren findet
man überall und sie erfreuen sich grosser Beliebtheit. Die Strassen vermögen
den immer mehr werdenden Verkehr kaum zu schlucken, Staus sind an der
Tagesordnung. Junge Leute können es sich leisten auszugehen und das Geschäft in
den unzähligen Lokalen, exklusiven Bars und einfachen Gartenrestaurants
anzukurbeln. Auf der positiven Seite fiel uns auf, dass Restaurants mit
kreativer Küche inzwischen so weitverbreitet sind, dass Gault Millau und
Michelin bereits eigene Gastronomieführer über Polen herausgeben. Auf der
negativen Seite ist es offensichtlich, dass übermässiger Alkohol- und
Tabakkonsum zu einem ernsthaften Problem wurden. Es ist fast so schlimm wie in
Grossbritannien. Jeden Morgen sahen wir die Polizei Betrunkene von den
Gehsteigen und Parks einsammeln; kein Wunder bei den vielen Spirituosen-Geschäften,
die die legalisierten Drogen 24 Stunden täglich verkaufen.
Nach
zwei Tagen in Krakau, ging unsere Reise in südwestlicher Richtung weiter.
Verteilt über die grüne, hügelige Landschaft, sahen wir wiederum überall
Einfamilienhäuser stehen. Bei unserem Halt in Zator sahen wir etwas, das man in ganz Polen findet, nur mit einem
kleinen Unterschied. Hier war es augenfällig, und nicht so versteckt, dass es
nur von der Dorfbevölkerung gefunden wird: eine Eisdiele. Osteuropa hat schnell
den westlichen Lebensstil angenommen und sich daran gewöhnt, dass alles fast
überall verfügbar ist. Die Ladenbesitzer gehen aber oft davon aus, dass ihre
Wunsch-Kunden wissen, was sie feilbieten. Sie halten es nicht für nötig, ihr
Geschäft so zu gestalten, dass von aussen klar sichtbar ist, ob sie nun
Motoren, Fleisch, oder Kleider verkaufen.
Die
Europäische Union will dazu beitragen dies zu ändern. Man hat ein finanzielles
Unterstützungsprogramm auf die Beine gestellt, um Ladenbesitzern zu helfen "das Angebot attraktiver zu
vermarkten..". Unternehmer, die davon profitierten, werden
verpflichtet, mittels eines Aushangs darauf hinzuweisen, dass sie von der EU,
bzw. einem ihrer Freihandelspartner, einen Beitrag erhalten haben. Hier sahen
wir ein Schild, auf dem wir erfuhren, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft
einen Beitrag von 44'000 Franken bezahlt hat, um die Eis-Vitrine von einem
dunklen Hinterraum in der Kneipe, an eine neue Lage direkt neben den Eingang am
Hauptplatz zu verschieben. Und tatsächlich; diese Eisdiele hatte deutlich mehr
Kundschaft, als die anderen, die wir gesehen hatten. Da die EU, respektive die
Schweizer Regierung weiss, dass ein Eis noch besser schmeckt, wenn es während
eines kostenlosen Konzerts genossen werden kann, unterstützte ein weiterer
Schweizer Fonds auch ein Rockfestival hier in Zator. Ähnliche Anlässe wurden
auch in anderen Osteuropäischen Städten, wie z.B. der Slowakischen Hauptstadt
Bratislava unterstützt. Es ist eine gute Möglichkeit, den Wohlstand auf dem
Kontinenten etwas umzuverteilen. Wenn Europa durch solche Beiträge etwas
gleicher wird, ist dies sicher zum Vorteil aller. Zudem kann die Schweizer
Regierung dadurch risikolos kulturelle Anlässe unterstützen, ohne dass sie mit
Klagen aus der eigenen Bevölkerung über Lärmbelästigung rechnen muss…
Centrum Naturystyczne Cezar: ganzjährig geöffnetes FKK Zentrum in Polen
Es
war der 19. Juli 2015, als wir bei der Sauna Cezar eintrafen. Dies ist Polens nähestes Pendant zu einem
FKK Ferien-Zentrum. Die Anlage wurde 2003 von einem Polnisch-Niederländischen
Paar in Bielsko-Biała eröffnet. Wie der Name sagt, ist es in erster Linie
ein Indoor-Zentrum, mit einer sehr grossen Sauna, Sprudelbecken und
Hallenschwimmbad. An warmen Tagen laden die Liegestühle auf terrassierten
Wiesenflächen oberhalb des Hauptgebäudes dazu ein, sich nahtlos zu bräunen.
Familien mit Kindern schätzen sicherlich die verschiedenen Spielplätze, während
Erwachsene eher vom Billiard-Tisch, dem kleinen Sportfeld und der Grillhütte,
oberhalb der Sonnenterrassen begeistert sind. Sauna Cezar ist bei Polnischen
Familien und Paaren, die 95% der Kundschaft ausmachen, sehr beliebt. Die meisten
kommen als Tagesgäste. Da Sauna Cezar täglich bis Mitternacht geöffnet hat,
kommen viele Besucher erst nach der Arbeit, und dies sowohl im Sommer, als auch
im Winter. Sie schätzen es, dass sie auch ein paar Gerichte an einem Schalter
bestellen können, die mit viel Sorgfalt frisch zubereitet werden. Es ist ein
Ort, wo man spürt, dass man in Polen ist.
Das
kleine charmante Zentrum bietet auch ein paar Übernachtungsmöglichkeiten: ein
paar Plätze für Zelte, ein paar für Wohnwagen, drei Campingzimmer, zwei Hotelzimmer,
und eine Ferienwohnung. Wer hier übernachtet, zahlt nur an denjenigen Tagen
Eintritt zum FKK Komplex, an denen er ihn nutzt. An Ausflugstagen zahlt man nur
für die Unterkunft.
Wir
hatten Sauna Czesar's grosszügiges Luxus-Apartment für 10 Tage reserviert und
es gefiel uns, genauso wie seine Lage, sehr gut. Das Zentrum befindet sich in
Hügellage, oberhalb eines Einfamilienhaus-Quartiers. Wer fit ist, kann mehrere
hervorragende Speiselokale, Lebensmittelgeschäfte, und sogar ein
Einkaufszentrum zu Fuss erreichen. Die weniger Fitten, benutzen das Auto, oder
den öffentlichen Verkehr. Eigentlich ist nichts weit entfernt, man muss es nur
finden. Wir waren nicht lange in Polen, bis uns auffiel, dass es hier keine
Zonenplanung gibt. Von ein paar historischen Stadtzentren abgesehen, die vor
langer Zeit von früheren Herrschern gegründet wurden, hat hier niemand Regeln
aufgestellt, wo man was bauen darf. Wer inmitten eines Wohnquartieres (Polen
besteht fast nur aus Wohnquartieren) ein Grundstück erbt, darf frei
entscheiden, ob er hier ein Haus für seine Familie, ein Hotel, eine Disco, eine
Werkstatt, eine Fabrik, ein Einkaufszentrum, oder ein FKK Zentrum bauen will.
Wenn der Platz und der Geldbeutel gross genug sind, ist alles möglich; just do
it! Wenn wir von Sauna Czesar aus losliefen, war es immer interessant zu sehen,
welche Geschäfte sich entlang unseres Weges, zwischen den Einfamilienhäusern
niedergelassen haben. Wo auch immer wir die Polnische Küche durchprobierten,
das Lokal oder Hotel befand sich meist inmitten eines Wohnquartieres.
Auf
Ausflügen fiel uns auf, dass es in vielen Dörfern und Städten kein erkennbares
Zentrum gibt und die Geschäfte einfach überall verteilt stehen. Die Zwillingsstadt
Bielsko-Biała ist eine löbliche
Ausnahme. Hier gibt es eine pittoreske Altstadt, welche von früheren
Herrschern, vor allem aus Deutschland und Österreich, gebaut wurde. Während
Polens ereignisreicher Geschichte teilte der Fluss Biala, zeitweise nicht nur
die beiden Städte Bielsko und Biała, sondern bildete über Jahrhunderte
auch die Grenze zwischen verschiedenen Ländern und Grafschaften. Im Jahr 1939
wurden die beiden Städte von den Nazis vereinigt und kamen 1945 schlussendlich
(wieder) zu Polen.
Bielsko-Biała
wird auch gern als "Klein Wien" bezeichnet und seine Blütezeit, hat
dank seinen vielfältigen Industrie-zweigen schon vor langer Zeit begonnen. Der
Übergang vom kommunistischen System zur westeuropäischen Marktwirtschaft, fand
hier wohl noch schneller statt, als im Rest des Landes. Obwohl es überraschend
viele kleine einheimische Supermärkte gibt, kam es zu einer Invasion der
Grossverteiler aus ganz Europa. Heute bemühen sich drei riesige
Edel-Einkaufszentren, wo fast nur westlichen Marken vertreten sind, die
steigenden Konsumbedürfnisse der 175'000 Einwohner zu befriedigen. Wenn
jemandem das Geld ausgehen sollte, beantragt er einfach einen Kredit bei seiner
"lokalen Bank", wie z.B. Crédit Agricole oder BNP Paribas aus
Frankreich, der ING (International Netherlands Group) oder der Spanischen Banco
Santander, um nur einige zu nennen. Die westeuropäischen EU-Länder holen ihr
investiertes Geld mehrfach zurück, wo immer sie können!
Als
wir bei Sauna Czesar reservierten, wussten wir noch nicht, dass sie in einer so
schönen, aber untouristischen Gegend liegt. Es war ein richtiger Glückfall. Wir
schätzten die grosse Auswahl an kreativen Restaurants in der Nachbarschaft und
erfreuten uns auch, dass es in Polen überall kompaktes dunkles Brot zu kaufen
gibt.
Ungarn | Slowakei | Polen |
|
Österreich | Kroatien | BiH | Slowenien | Top |
|
Tschechien Olmütz Budweis Krumau |
Tschechien: überrannt oder übersehen - aber immer gepflegt
Von
West-Polen her kommend, erreichten wir die Tschechische Republik am 29. Juli
2015. Dieses 78'864km2 grosse Land, welches heute 10.5 Mio.
Einwohner zählt, war lange Zeit von den Habsburgern beherrscht. Deshalb haben
viele Dörfer und Städte, nicht nur einen Tschechischen, sondern auch einen
Deutschen Ortsnamen. Die heutige Tschechische Republik entstand 1993, nachdem
die Slowakei die Union mit der Tschechoslowakei, also Tschechien, beendete.
Seit dem Beitritt zur EU im Jahr 2004, sind die beiden aber über diesen Kanal
sozusagen "wieder vereinigt". Inzwischen gibt es so gut wie keine
sichtbaren Überbleibsel der Ostblock-Vergangenheit mehr. Auch wenn Tschechien
den Euro mehr aus politischen, als wirtschaftlichen Gründen noch nicht
einführte, entwickelte es sich zu einer modernen Industrienation, mit starker
Wirtschaft und tiefer Arbeitslosigkeit.
Dazu
ein Zitat vom renommierten Ökonomen Tomáš Sedlácek: …wir haben
"manisch-depressive Gesellschaften" geschaffen, die schnell wachsen
können, aber sehr instabil sind. Zugunsten des Wachstums haben wir die
Stabilität verkauft. Aus meiner Sicht aber ist Stabilität wichtiger als
Wachstum.
Es
braucht nicht zwingend eine Zunahme des Bruttoninlandprodukts. Das zeigt das
Beispiel der Nachbarländer Tschechien und Slowakei. Tschechien hatte in den
letzten 10, 15 Jahren ein geringes Wachstum und Arbeitslosenquoten von sechs
bis acht Prozent. Dagegen lag in der Slowakei die Arbeitslosigkeit bei über
zehn Prozent, obwohl das Wachstum doppelt so hoch war als jenes von Tschechien.
Zitat Ende
Wir bereisen das malerische Land von Ost nach West
Unser
erstes Ziel war die unerwartet schöne Stadt Olomouc bzw. Olmütz auf
Deutsch. Die UNESCO fand, dass der Dreifaltigkeitssäule ein Platz im
Weltkulturerbe zusteht. Wir würden aber die gesamte Altstadt dort eintragen!
Das "gekürte" Monument steht auf dem grössten Platz der Stadt, dem
"Horní náměstí". Von dort aus muss man nicht weit gehen, um
einen der anderen Plätze zu erreichen. Keiner ist wirklich rechteckig, aber
alle sind, genauso wie die meisten Strassen, von malerischen vielfarbigen,
schön restaurierten Häusern gesäumt. Olomouc hat viel Grandeur, und wir können
es nicht verstehen, weshalb es von den meisten Touristen links liegen gelassen
wird. Für unseren Geschmack hat diese Stadt viel mehr Anziehungskraft, als
Krakau in Polen, welches von Touristen nur so überschwemmt wird. Olomouc ist halt
nichts weiter, als eine aussergewöhnlich schöne Stadt mit 100'000 Einwohnern,
aber es gibt hier weder eine bekannte Kultfigur, noch eine andere moderne
Pilgerstätte.
Als
nächstes war es an der Zeit, etwas naturgemachtes zu sehen. Der Mährische Karst
nördlich von Brno (Brünn) ist für seine unzähligen Grotten und Höhlen bekannt.
Auf einer Fläche von 100km2 sind etwa 1'100 Höhlen entdeckt worden.
Fünf davon sind teilweise dem Tourismus zugänglich gemacht worden, sodass Hans
Normalbürger wenigstens einen kleinen Eindruck von den Wundern der Unterwelt
erhaschen kann. Jetzt in der Hochsaison muss die beliebteste unter ihnen Wochen
im Voraus gebucht werden. Dies ist nicht unser Ding und so entschieden wir uns
für die Balcarka Höhle, wo wir fünf
Minuten vor der nächsten Tour noch Tickets ergattern konnten. Der kleine Parkplatz
war ziemlich voll. Die Besucher kamen vor allem aus Tschechien und anderen
Osteuropäischen Ländern. Wir waren die einzigen "Westler".
Konsequenterweise verstanden wir die Höhlenführerin nur akustisch, erhielten aber
ein kleines Faltblatt in Deutsch. Mit 14 Teilnehmern war die Gruppe nicht allzu
gross und es brauchte eh keine Worte, um die Schönheit der vielfältigen
Höhlenformationen zu erklären. Obwohl die Führung durch das ausgedehnte
Höhlensystem eine Stunde dauerte, fühlte sich Brigitte, wie bei jeder
Höhlenführung, etwas gar zu schnell durchgedrängt. Es blieb kaum genug Zeit um
die Stalaktiten und Stalagmiten zu bewundern, bevor die Lichter hinter uns
wieder ausgemacht wurden.
Von ganz normalen zu grandiosen Dörfern
Bereichert
mit vielen neuen Eindrücken verliessen wir die Höhle im Waldgebiet, und fuhren
über sanfte Hügel und entlang unzähliger künstlich angelegter Fischteiche
weiter. Häufig kamen wir auch an riesigen Kornfeldern vorbei, wo gerade
mächtige Mähdrescher bei der Ernte waren. Zum Glück begegnete uns keines dieser
Monster auf den engen Strassen. Der Sommer ist auch die beste Zeit, um
Strassenarbeiten auszuführen und so kamen wir immer wieder an Umleitungen. In
Tschechien bedeutet eine Verkehrs-Umleitung meist nicht nur ein paar hundert
Meter Umweg, sondern eher mehrere dutzend Kilometer. Mit so vielen Zusatzmeilen
kamen wir natürlich nicht weit, und so endeten wir am Abend im Dorf Velká Bíteš. Irgendwie fanden wir es
interessant, einen ganz normalen, unbekannten Ort zu entdecken. Wie in so
vielen Tschechischen Dörfern, findet man auch in Velká Bíteš einen grossen, mit
Kopfstein gepflasterten Hauptplatz, der von wunderschön renovierten Häusern und
einem Rathaus umgeben ist. Wir konnten zwischen verschiedenen Unterkünften
auswählen und es war auch hier einfach, ein gutes Speiselokal zu finden.
Nach
einem kurzen Aufenthalt in Třebíč, erreichten wir das 6'000
Seelendorf Telč. Dies ist ein
weiteres, ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommenes Schmuckstück, welches von
Touristen aus dem Westen zum grössten Teil ignoriert wird. Einheimische
Besucher sieht man hingegen schon, vor allem um die Souvenir-Stände. Der
grosse, langgezogene Hauptplatz ist eine wahre Augenweide. An seinem nördlichen
Ende findet man ein grosses Schloss und eine Kirche. Beeindruckend sind aber
vor allem die langen, ununterbrochenen Reihen von Häusern aus dem 16.
Jahrhundert, die den Platz umgeben. Die meisten haben eine Arkade und schön
dekorierte Giebel. Häufig ist dies ein Stufengiebel und die Fassaden sind geschmückt
mit Malereien, oder Sgraffito (Kratzputz wie z.B. auch an Engadinerhäusern).
Vorbei
an weiteren Hügeln, Seen und Teichen, erreichten wir das Städtchen Třeboň. Die hübsche Altstadt
sieht nicht viel anders aus, als diejenige von Telč. Sie ist jedoch
deutlich kleiner, dafür leben mehr Menschen in ihrer Agglomeration. Třeboň
war genauso schön, wie jedes andere Städtchen, das wir in der Tschechischen
Republik besucht hatten, es gab nur einen kleinen Unterschied: an diesem
Freitagabend waren alle Unterkünfte sehr gut belegt und wir hatten richtig
Mühe, ein passendes Zimmer zu finden. Erst 5km ausserhalb des Zentrums wurden
wir fündig. Am nächsten Morgen entdeckten wir den Grund für diesen
Menschenauflauf. Hunderte von Marktständen belegten den Hauptplatz und alles was
sie anboten, war reiner Touristenramsch! Damit schienen sie sogar erfolgreich
zu sein. Zudem wurden die Einheimischen auch mit ein paar Konzerten angezogen.
Als wir dies sahen, mussten wir nur lächeln und fuhren ungläubig weiter. Dabei
staunten wir gleich noch mehr. Der Verkehr staute sich nämlich vom Dorfrand weg
über 5km, und alle warteten geduldig auf "Einlass", bzw. einen freien
Parkplatz.
Wir
begannen schon darüber nachzudenken, ob wir auf unser nächstes Ziel, die
100'000 Seelen Stadt České
Budějovice (Budweis), verzichten
sollten. Doch wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. An diesem Samstag war
Budweis menschenleer! Warum, wussten wir nicht. Wir genossen es einfach, eine
weitere Tschechische Stadt voller Höhepunkte fast für uns alleine zu haben.
Wiederum war nicht nur der kopfsteingepflasterte Hauptplatz, sondern fast jede
Strasse im Zentrum von wunderschön restaurierten, farbigen Stadthäusern
gesäumt. Speziell interessant war das stattliche, grau-violette Stadthaus, das reich
mit Türmchen, Statuen und Wappen dekoriert war. Nicht nur die historische
Architektur war etwas verspielt, sondern auch die moderne Kunst. Auf einem
kleinen Teich, am Rande der Altstadt, schwamm ein Floss mit sechs, aus
schwarzem Draht geflochtenen, Badenixen. Ihnen war entweder ein Bikini, oder
nur ein Bade-Höschen aufgemalt worden. Eine weitere "Gruppe" machte
offensichtlich im Wasser Handstände, denn es tauchten nur die, sich bewegenden,
weissen Beine aus dem Wasser auf.
Geschichtsträchtig gegen Finanzträchtig
Weniger
als 20km westlich von Budweis besuchten wir das kleine Dorf Holašovice.
Auch dieses verträumte Idyll wird vom Touristenstrom grösstenteils ignoriert.
Die aussergewöhnlich schönen Höfe sind in Südböhmischem Bauernbarock erbaut worden,
und zwischen 150 und 200 Jahre alt. Alle waren wunderschön renoviert und frisch
gestrichen. Trotz ihrer individuellen Gestaltung, passen sie perfekt
zueinander. Wenn Holašovice mehr Touristen anziehen würde, kämen sich die 400
Einwohner wohl vor, wie in einem Museumsdorf. Zum Glück ist der Ort immer noch
unberührt, und dies obwohl er zum Weltkulturerbe gehört. Besucher zahlen hier
weder Eintritt, noch Parkgebühren.
Ein
schlauer Bauer hat sich ausgerechnet, dass gebührenpflichtige Attraktionen
dagegen zu echten Goldgruben werden können. Jedes Mal wenn er das Gras mähte,
war ihm ein riesiger Felsbrocken im Weg. Statt darüber zu jammern, kam ihm die
nüchterne Idee(?), dass dieser Stein das Startkapital seines neuen Touristen-Unternehmens
werden könnte. Im Jahr 2000 begann er am Dorfrand, mit dem Bau von Holašovice's
eigenem "Stonehenge". Bis 2011 bestand das megalithische Sonnenschiff
bereits aus 25 Steinen, einem Menhir und einem Dolmen, alle perfekt
ausgerichtet zur Sonnenwende. Inzwischen ist die Wiese zu einem "magischen
Ort" geworden, der auf magische Weise Besucher anzieht, die nun tatsächlich
freudig Parkplatz- und Eintrittsgebühren bezahlen. Schliesslich ist ja mit dem
Besuch die vage Hoffnung verbunden, dass man hier vielleicht eine höhere Ebene
erreichen kann…
Als
nächstes besuchten wir Český
Krumlov, oder in Deutsch: Krumau an der Moldau. Die Altstadt und ein
grosses Schloss geben diesem Städtchen in einem Flussknie, einen ganz
speziellen Charakter. Die meisten Gebäude wurden zwischen dem 14. und 17. Jh.,
entweder im Gotischen-, Renaissance-, oder Barocken Stil, erbaut. Das Schloss
thront auf zwei Hügeln über der Moldau und ist über eine beeindruckende,
mehrstöckige Mantelbrücke verbunden.
Český
Krumlov war der touristischste Ort, den wir in Tschechien besuchten. Die
meisten Besucher stammten aus Tschechien und den andern ehemaligen
Ostblock-Ländern, gefolgt von Bus- respektive Flugzeug-Ladungen von Chinesen.
Da wir uns nun im Grenzgebiet zu Deutschland und Österreich befanden, hörten
wir oft auch Deutsch. Die Urlauber fühlen sich nicht nur von der Altstadt und
dem schönen Schloss angezogen, sondern lassen ihren Adrenalinspiegel auch gerne
mit einer Kanufahrt über die kleinen Stromschnellen ansteigen.
Auf
unserer Weiterfahrt nordwestwärts durch Südböhmen, machten wir Halt in Prachatice (Prachatitz). Dieses Kleinstädtchen
entpuppte sich als ein weiteres, grossartiges, unbekanntes Juwel Tschechiens.
Wir bewunderten die adretten, schön renovierten Gebäude um den Hauptplatz, von
denen das schmucke Rathaus besonders herausstach. Dieser Hauptplatz war,
genauso wie die Zufahrtstrassen, mit Kopfstein gepflastert und von stattlichen
Bürgerhäusern gesäumt. Im ganzen Land ist uns aufgefallen, dass die Tschechen
zu ihren Städten und Dörfern viel Sorge tragen. Ansonsten erschienen uns die
Menschen aber eher etwas emotionslos. Wir beobachteten beispielsweise mehrmals,
dass sie bei Aufführungen auf Freilichtbühnen nie klatschten, und dies obwohl
einige recht amüsant und hochklassig waren.
Mléčná Dráha: ein FKK Gelände mit einem einladenden Badeteich
Nach
so viel Besichtigungs-Programm brauchten wir wieder etwas Ruhe. Wir entschieden
uns für Mléčná Dráha, einem hübsch angelegten FKK
Gelände in der Nähe von Vimperk; zu Deutsch Winterberg. Mittlerweile war es der
2. August 2015, und somit war der Campingplatz von kinderreichen Familien
belebt, die ihre zweiwöchigen Sommerferien hier verbrachten. Wohl weil die
Eigentümer Holländer sind, ziehen sie vor allem Gäste aus den Niederlanden und
dem Flämischen Teil Belgiens an. Tschechische Gäste sahen wir hier wenige. Für
ein- oder zwei Tage kreuzten aber immer wieder ein paar Nicht-Niederländer auf,
die auf ihrem Weg von- oder an die Küste (Kroatiens) einen Stopp einlegten.
Umgeben
von Feldern und Wäldern, bietet Mléčná Dráha auf einer 12Ha grossen
Hügelflanke, etwa 80 ebene Stellplätze. Zudem gibt es ein Holzhäuschen mit
Kochgelegenheit, sowie eine Frühstückspension mit 7 Zimmern.
Wir
mieteten für unseren 11 tägigen Aufenthalt eines dieser Zimmer, merkten aber
bald, dass sie eher für Leute gedacht sind, die nur ein paar Tage bleiben. Die
Eigentümer zeigten sich aber grosszügig und machten uns etwas Platz im
Kühlschrank der Bar. So konnten wir wenigstens Wurst und Käse für die
Mittagsverpflegung lagern. Das servierte Frühstück war zwar nicht klein, aber
nichts für Individualisten. Es wurde immer genau um 9 Uhr, an einem
Gemeinschaftstisch serviert und wir waren nicht die einzigen, die den Wecker
stellen mussten. Mléčná Dráha hat zwar kein Restaurant, aber Naturisten
die gerne mit anderen zusammen sitzen, können sich jeden Tag zur Gemeinschafts-Mahlzeit
am Abend einschreiben. Wie alle anderen Bekanntmachungen, wird auch das Menü
nur auf Niederländisch ausgehängt. Auf unsere spitze Bemerkung meinte der
Eigentümer bloss lakonisch: "mit eurem deutschen Hintergrund solltet ihr
in der Lage sein, zu erkennen, was auf dem Menü steht". Für einige Dinge
mag dies wohl zutreffen, man erwartet aber anscheinend auch von den wenigen
Gästen aus Frankreich, Grossbritannien, Norwegen, und selbst von den
einheimischen Tschechen, ähnliche Kenntnisse der Weltsprache Flämisch. Wie viele
würden es als Affront empfinden, wenn eine Tschechische Familie in Amsterdam
eine Ferienanlage eröffnen würde und ganz einfach erwartete, dass jeder
Niederländer Tschechisch verstehe?
Jedenfalls
findet man in jedem Restaurant der Umgebung, wo auch ausländische Kunden geschätzt
werden, das Menü in verschiedene Fremdsprachen übersetzt.
Da uns wichtig war zu fühlen, dass wir uns in Tschechien befinden, fuhren wir
zum Abendessen jeweils hinaus. Zum Glück gibt es in der Umgebung von Mléčná
Dráha eine gute Auswahl an hervorragenden Speiselokalen. Jedes einzelne Lokal
das wir besuchten, hatte ein Deutsches, und oft auch ein Englisches Menü und
häufig beherrschte auch das Personal verschiedene Fremdsprachen.
Auch
in der Tschechischen Republik war das Essen eine positive Überraschung und viel
besser, als wir dies erhofft hatten. Nachdem der eiserne Vorhang fiel,
realisierten die Wirte sehr schnell, dass höhere Preise nur über bessere
Qualität, und kreativere Gerichte gerechtfertigt werden können. Im Grossen und Ganzen
servierte man uns hervorragende Speisen, die oft schon Richtung gastronomische
Küche tendierten.
Da
dieser Sommer von einer ausserordentlich langanhaltenden Hitzewelle dominiert
war, schätzten es die Gäste von Mléčná Dráha besonders, dass sich das
Gelände auf 700 Metern über Meereshöhe befindet und dadurch ein paar Grad
kühler ist. Am beliebtesten war der kleine Schwimmteich, welcher von einem
kalten Bächlein gespeist wird. Kinder und Erwachsene waren begeistert von den
zur Verfügung gestellten Surfbrettern. Vor allem die Kleinkinder plantschten
bis ihnen fast Schwimmhäute wuchsen, oder sie die Eltern zur nächsten Mahlzeit
riefen. Für kältere Tage steht noch eine Sauna zur Verfügung, die man für ein
paar extra Kronen benutzen kann. Man muss sich auf einer niederländischen Liste
für die separaten Kinder- und Erwachsenen-Sitzungen eintragen. Zudem gibt es im
Hauptgebäude mehrere Gemeinschaftsräume. Dort kann man das bestellte Brot
abholen, an der Bar ein Getränk, oder ein Eis kaufen und die Heim-Elektronik
mit dem Wi-Fi Signal verbinden.
Wir
erhielten den Eindruck, dass sich die Tschechen nicht viel aus FKK machen, aber
kein Problem damit haben, wenn andere nackt baden. Mléčná Dráha liegt nur
ein paar hundert Meter unterhalb eines Weilers. Sowohl von der Strasse aus, als
auch von einigen Häusern, kann man ohne weiteres ein paar Nackte sehen. Wenn
die Naturisten hingegen einige der attraktivsten Sehenswürdigkeiten des Landes besuchen
möchten, müssen sie mindestens eine Stunde fahren, oder diese wie wir, auf den
Weg "einbauen", da mehrere Hauptattraktionen etwa 70km entfernt
liegen. Die Dörfer, die wir uns in der Nähe ansahen, waren Vimperk,
Volyně, sowie der Winterkurort Kašperské Hory (früher Bergreichenstein) im
Böhmerwald.
Wir denken, dass Mléčná Dráha sehr gut für einen FKK Urlaub mit der
Familie geeignet ist, zumindest für diejenigen die sich nicht daran stören,
dass sie sich dort eher wie in den Niederlanden, statt in der Tschechischen
Republik fühlen.
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Fotos |
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Regensburg: drei Tage in einer erfrischenden deutschen Stadt
Durch
den Böhmerwald fuhren wir am 13. August 2015 weiter, nach Deutschland, eh, Entschuldigung:
Bayern. Unser einziges Ziel war Regensburg,
eine pittoreske Stadt an der Donau. Wir nahmen ein Zimmer im Ibis Hotel, das
direkt am Rande der Altstadt liegt. Regensburg trumpft mit dem grössten
mittelalterlichen Stadtzentrum Deutschlands auf. Dazu gehört auch eine grosse
Kathedrale und eine mächtige Steinbrücke aus der Römerzeit. In den engen Gassen
fanden wir überraschend viele Asiatische Speiselokale, welche sich oft in
historischen Gebäuden befanden. Dadurch vereinigen sich die modernen
Essgewohnheiten mit den alten Zeiten.
Die
grosse historische Altstadt erstreckt sich über die steinerne Brücke ans andere
Donau-Ufer, wo eine weitere, besonders schöne Reihe von Stadthäusern die
Strasse säumt. Als wir entlang des Flusses spazierten, sahen wir viele
luxuriöse Donau-Kreuzfahrtsschiffe, welche hier am Ufer vertäut lagen. Den
vielen gemütlichen Restaurants im schönen Stadtzentrum zum Trotz, dinierten die
Kreuzfahrt-Passagiere in der Sicherheit ihres Schiffes, und begnügten sich mit
der langweiligen Sicht zur Hafenmauer. Wenn dies Medellín in Kolumbien gewesen
wären, könnten wir dies ja vielleicht noch verstehen, es handelte sich aber um
Schweizer Touristen auf einer "abenteuerlichen" Reise durch
Deutschland...
Weiter
flussabwärts, erreichten wir Regensburgs Binnenhafen, wo wir uns wegen des
Wochenendes ungestört umsehen konnten. Es gibt dort ein grosses Areal mit
Kontainerlade-Einrichtungen, Hafenbecken und Kränen. Brigitte hätte am liebsten
einen der hölzernen Kräne mitgenommen und ihn in ein drehbares Heim auf Rädern
umgebaut.
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Österreich Salzburg |
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Österreich: Besuch einer früheren Weltmacht
Nach
drei brütend heissen Tagen in Regensburg, fuhren wir am 16. August 2015, einem
regnerischen und schon fast wieder kühlen Tag, nach Österreich weiter. Dieses
Alpenland im Herzen Europas war in seiner Vergangenheit als Österreichisch-Ungarische
Doppel-Monarchie, viel mächtiger als heute. Genaugenommen war es bis 1918 das
zweit-grösste Land Europas, direkt nach Russland. In seiner Glanzzeit
erstreckte sich das Österreichisch-Ungarische Reich vom Südtirol bis zu den
westlichen Republiken der Ukraine, und vom ehemaligen Jugoslawien bis zum Süden
Polens. In jedem Osteuropäischen Land, das wir diesen Sommer besucht hatten,
war der Österreichische Einfluss immer noch deutlich sichtbar. Heutzutage sind Österreichs
verbliebene 83'878 km² Heimat von 8,6 Mio. Einwohnern.
Salzburg: überall
etwas Spezielles...
Unser
erstes Ziel in Österreich war die wunderschöne Stadt Salzburg, welche
normalerweise sehr gut auf die Bedürfnisse der Touristen eingeht. An unserem
Ankunftstag war es aber nach der langanhaltenden Hitzewelle zum ersten Mal
wieder so richtig kühl. So suchten die meisten Besucher wieder eher Kaffee und
Kuchen, statt Eis, wie in den Wochen davor. Die meisten Kaffeehäuser schienen
jedoch nicht darauf gefasst und so glichen die meisten Kuchenvitrinen am Abend
einem verlassenen Schlachtfeld.
Mit
seinen vielen Schlössern und Türmchen strahlt Salzburg sehr viel Grandeur aus
und zieht deshalb Touristen aus der ganzen Welt an. Ironischerweise waren
einige der Reisebusse, die mit Besuchern aus Asien unterwegs waren, in einer
ebenso schönen Tschechischen Stadt immatrikuliert, die aber vom Tourismus
schlichtweg ignoriert wird. Hier in der ehemaligen Salzminen-Stadt, wo das
Gegenteil der Fall ist, werden natürlich noch Festspiele organisiert, um noch
weitere Besucher anzuziehen. Mit den Salzburger Festspielen wird der
berühmteste Sohn der Stadt geehrt: Wolfgang Amadeus Mozart. Dies zieht viele
gutbetuchte Zuschauer an, die niemals im Bus anreisen würden. Die berühmtesten
Jet-Setter kommen mit dem (z.T. eigenen) Flugzeug, und der Autohersteller Audi
ist ganz versessen darauf, diese mit einer grossen Flotte von Luxuslimousinen
in der Stadt herumchauffieren zu dürfen.
Es
war nicht unser erster Besuch in Salzburg, aber wir geniessen es immer wieder,
durch die engen Gassen, die grossen Plätze und entlang des Salzach-Ufers zu
schlendern. Der zweieinhalb Kilometer lange Fussmarsch von unserer netten
Frühstücks-Pension ins Zentrum bescherte uns genügend Bewegung, dass wir uns
anschliessend mit gutem Gewissen hinter die einheimischen Spezialitäten machen
konnten: Mozartkugeln, Sachertorte und Schlemmermahlzeiten.
Salzburger Land: wo wir fanden, was wir gar nicht suchten .....
Nach zwei
Tagen fuhren wir südwärts Richtung Kärnten weiter. Schon bald sahen wir ein
Schild am Strassenrand und hielten an, um zu sehen worum es geht. So kam es,
dass wir die tiefe Lammerklamm
Schlucht kennenlernten. Heute windet sich der kleine Lammerbach durch die
verschlungene Kluft, die während Jahrtausenden von der Kraft des Wassers
ausgeschliffen wurde. Über einen Holzsteg kann man durch die eindrückliche
Schlucht gehen, die so tief ist, dass man den Himmel kaum noch sieht.
Verglichen mit dieser imposanten Arbeit der Natur sind unsere Leben nicht viel
mehr, als ein unbedeutend kurzer Augenblick in der kosmischen Zeit.
Durch
die Hohen Tauern erreichten wir Mauterndorf,
wo wir spontan nach einer Unterkunft suchten. Nachdem uns eine ältere Dame ein
Zimmer gezeigt hatte, das uns etwas gar einfach erschien, versuchten wir es bei
einer jüngeren Dame mit neueren Zimmern. Wir wurden fündig, doch wir mussten
genauso früh zum Frühstück erscheinen, wie wir dies bei der älteren gemusst
hätten. Kein Jammern half, wir mussten um 9 Uhr aufstehen. Egal. In Mauterndorf
gibt es auf jeden Fall viele schöne Häuser, einige gute Restaurants und es hat
sich für uns wirklich gelohnt, hier zu übernachten.
Rutar Lido: ein
sehr ruhiges FKK Gelände in Kärnten
Am
19. August 2015 erreichten wir Rutar Lido, ein gut ausgestattetes FKK
Ferienzentrum in Eberndorf, etwas östlich von Klagenfurt. Dort bezogen wir ein
luxuriöses Mobilheim mit zwei separaten Schlaf- und Badezimmern. Wir teilten
dieses mit unserer Österreichischen Freundin Gusti, die Brigitte vor 28 Jahren
in Australien kennengelernt hatte. Damals machten die beiden
"Mädchen" als Rucksacktouristinnen Autostopp, heute wünschen sich die
beiden Damen etwas mehr Komfort.
Auf
seinen 19Ha bietet Rutar Lido eine breite Auswahl an Unterkünften, von
ganzjährig bewirtschafteten Hotelzimmern, zu einfachen Campinghütten. Insgesamt
gibt es etwa 700 flache Stellplätze, wovon etwa 300 von Dauermietern belegt
sind. Das Ferienzentrum befindet sich nur etwa einen Kilometer vom Dorfzentrum
mit seinem imposanten Stift entfernt. Deshalb ist es für die Naturisten nur ein
kurzer Spaziergang um sich unter die Dorfbevölkerung zu mischen und einige
Dorfbewohner können die Naturisten von ihren Wohnhäusern aus sehen. In
Österreich braucht es keine Sichtschutzwände, niemand fühlt sich gestört. Es
gibt ja auch wirklich nichts Spezielles zu sehen; bloss Leute beim baden und
sonnenbaden in und um einige Badeteiche.
Vor
allem Gusti war ein bisschen enttäuscht, dass diese Teiche auf Rutar Lidos
Broschüre etwas grösser erscheinen, als sie in Realität sind. Bei genauerem
Hinsehen gibt es aber mehr als genug Möglichkeiten zum Schwimmen. Zwei Teiche
sind einfach schöne Biotope, einer ist für Hunde reserviert, aber der grösste
ist den Zweibeinern vorbehalten. Eine Halbinsel und eine Brücke unterteilen
diesen in zwei Abschnitte.
Wer
dem Naturbad ein Schwimmbecken vorzieht, findet zwei grosse offene Pools,
umgeben von Liegestühlen, sowie separate Sommer- und Winter-Hallenbäder. Des
weiteren findet man eine überdachte Gruppe von vier kleineren Becken mit
unterschiedlichen Temperaturen, darunter ein beeindruckendes 18 m2
grosses Sprudelbad. Dazu gehört auch eine grosse Sauna und immer wenn das
Wetter nicht ganz perfekt ist, kann diese gratis benutzt werden. Der Aqua
Komplex bietet zwar viel Luxus, aber in einem eher nüchternen Design. Auch eher
steif, waren die Regeln betreffend der Mittags- und Abendruhe und die
Zahlungsbedingungen, um für einen kleinen Preisnachlass zu qualifizieren. Die
geschäftstüchtige Geländeleitung kalkuliert ihre Kosten peinlichst genau. Man
kann z.B. nicht einfach einen Jetton für die Waschmaschine kaufen. Oh nein!
Einige Gäste bringen ja grosse Waschladungen, die etwas mehr Wasser gebrauchen
als andere und die Hausfrauen wählen ja verschiedene Programme und
Waschtemperaturen. Da ist es einfach nur normal, dass der zusätzliche Wasser-
und Stromverbrauch weiterverrechnet werden muss. Die Anzahl der benötigten
Münzen hängt also vom Waschgang ab, wie uns an der Rezeption erklärt wurde...
In
Rutar Lidos eigenem "Dorfladen" stehen nicht nur ein paar jüngere
Mitarbeiterinnen zu Diensten, sondern auch eine ältere Dame die zur
Besitzerfamilie gehört und eine enthusiastische Verkäuferin ist. Sobald man
nach etwas Ausschau hielt, war sie gleich zugegen und bot Hilfe an. Wenn sie
den gewünschten Artikel nicht an Lager hatte, war ihre Fantasie unbegrenzt,
welchen Ersatzartikel man stattdessen erwerben könnte. Als wir nach einer
Abwasch-Bürste fragten, schlug sie uns vor, vielleicht lieber etwas Saft, eine
Gurke, Plastikbesteck, vielleicht doch eher einen Apfelstrudel, oder eine
Zeitung zu kaufen… Mit demselben Elan läutete sie jeweils die Glocken vor der
wöchentlichen Messe in Rutar Lidos eigener Kapelle. Nach dem Erfüllen dieser
Pflicht, war es schon bald Zeit um ins Bett zu gehen. Die Ungläubigen, die
stattdessen auswärts essen gingen, müssen ihr Auto nach der Rückkehr vor der
Rezeption parken, denn die Schranke schliesst um 21 Uhr, danach gilt Nachtruhe!
Während
unseres Aufenthalts, hatte Rutar Lido vor allem ältere Pensionäre als Gäste.
Familien schien es nicht anzuziehen, was für ein so gut ausgestattetes
Naturisten-Ferienzentrum eigentlich schade ist. Die Besitzerfamilie hat sogar
selbst bewiesen, welche Wunder Änderungen bewirken können. Bei unserer Ankunft
am 19. August wurde das Restaurant von einem Pächter geführt, der mehr daran
interessiert war, möglichst viele Getränke zu verkaufen, statt gut zu kochen. Wir
sahen auch nie viele Gäste. Am 1. September übernahm dann Rutar Lidos Besitzer
das Restaurant persönlich. Plötzlich war dasselbe Lokal jeden Abend voll, und
dies obwohl in der Zwischenzeit nur noch relativ wenige Gäste auf dem Platz waren.
Ausflüge: Schlösser,
Torten und Gräber
Das
Wetter war im Grossen und Ganzen angenehm und warm. Da wir unsere Freundin
Gusti schon jahrelang nicht mehr gesehen hatten, gab es viel zu erzählen.
Deshalb verbrachten wir viel Zeit auf dem Gelände. Wir kochten nicht allzu oft
selbst. Ab und zu fuhren wir zu einem etwas weiter entfernten Lokal, ab und zu
spazierten wir zu einem in der Nähe von Rutar Lido. Um die Vollmondzeit war es
besonders schön, nach dem Abendessen über die Feldwege zurückzukommen.
Einer
unserer Ausflüge galt dem Städtchen mit dem dubiosen Namen Völkermarkt. Auf dem
Weg dorthin überquert man eine Staumauer im Völkermarkter Stausee. Gleichentags
machten wir Halt beim Märchenschloss Elberstein in Globasnitz. Ein
energiegeladener Österreichischer Künstler erbaute es erst vor kurzem,
sozusagen als sein Einfamilienhaus. Wie immer für Gusti, war der Höhepunkt des
Tages, ein Besuch auf dem lokalen Friedhof. Es hat uns überrascht, auf wie
vielen Grabsteinen ein Slowenischer Name stand. Hier in der Nähe der Grenze,
sind viele Kärntner zweisprachig und auch viele Dörfer haben sowohl einen
Deutschen, als auch einen Slowenischen Ortsnamen. Wir mussten etwas über die
formellen Titel schmunzeln, die oft in die Grabsteine graviert waren. Gusti
erzählte uns, dass man auf älteren Friedhöfen sogar regelmässig nicht nur
Titel, sondern auch Eigentum und Ehrenämter der Verstorbenen erwähnt sind, wie
z.B. Mehrfamilienhausbesitzer, Feuerwehrkommandant oder Musikdirektor.
An
einem anderen Tag stiegen wir hinauf zur Schlossruine oberhalb von Griffen. Sie
sitzt auf einem der wenigen Felshügel, in sonst sehr flacher Landschaft. Am
Fuss des Schlossberges befindet sich auch der Eingang zur Griffener
Tropfsteinhöhle, wo Führungen angeboten werden. Man sah hier zwar auch einige andere
Touristen, die meisten Urlauber zieht es aber an den kleinen Klopeiner See,
welcher von Hotels und Restaurants gesäumt ist.
Unser
letzter Ausflug galt dem Städtchen Bleiburg. Auch über diesem verträumten
kleinen Ort mit seinen farbenfrohen Häusern, thront ein altes Schloss. Da es zu
regnen begann, hatten wir die perfekte Entschuldigung, in ein Kaffeehaus zu
gehen. Wir genossen es noch ein wenig, mit Gusti zusammen zu sitzen, bevor wir
uns allem vom Rutar Lido verabschiedeten und in verschiedene Richtungen
abreisten
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Kroatien: Rückkehr ins Land der schönen Strände und Städte Teil 1: FKK auf Istrien: beliebt und immer besser
Da es
am 5. September 2015 in Strömen regnete, war die Zeit gerade richtig um
weiterzufahren. Nachdem wir Slowenien durchquert hatten, fanden wir die Sonne
auf der Kroatischen Halbinsel Istrien wieder.
Kroatien
ist eines der jüngsten Länder Europas. Für mehr als tausend Jahre war es von
den Römern, den Byzanthinern, Osmanen, Habsburgern und dem
Österreichisch-Ungarischen Reich umkämpft.
Nach
dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land zu einer Teilrepublik innerhalb Tito's
Jugoslawien. Die Unabhängigkeits-erklärung von 1991 führte, zusammen mit den
ethnischen Säuberungen, zu einem 4 jährigen Krieg mit Serbien. Dieser wurde
erst im November 1995 mit dem Übereinkommen von Erdut beendet. Seit Mitte 2013
ist auch Kroatien Mitglied der EU. Damit "rückte" das Balkanland ins
Zentrum Europa's. Politische Spannungen unter den 4.3 Mio. Einwohnern des
56'542 km2 grossen Landes, sind aber immer noch sehr hoch. Deshalb
verhalten sich ausländische Investoren immer noch eher etwas zurückhaltend.
Trotzdem entwickelte sich Kroatien zum schnellst wachsenden Touristenmarkt am
Mittelmeer. So waren wir gekommen, um diesem Land einen weiteren Schub zu
geben: zuerst möchten wir die Istrische Halbinsel vorwiegend als Naturisten
entdecken, und danach den Rest des Landes vorwiegend als Touristen erkunden.
FKK auf Istrien: beliebt und immer besser
Bereits
Tito hatte den Tourismus als willigen Goldesel entdeckt. Er realisierte, dass
die malerische Küste mit ihrem kristallklaren Wasser ein Vermögen wert ist und
erkannte das riesige Potential des Nacktbadens als Nischenmarkt, den er gezielt
entwickelte.
Innerhalb
kurzer Zeit entstanden nur schon entlang Istriens 100 Kilometer langer Küste 20
FKK Ferienanlagen. Diese boten Platz für 100'000 Urlauber und machten Kroatien
zur beliebtesten FKK Destination der Welt. Während des Bürgerkrieges verlor das
Land den grössten Teil dieses Geschäftes, vor allem an Frankreich. Viele Urlauber
blieben bei "La grande Nation", weil sie dort bessere Unterkünfte zu
günstigeren Preisen fanden, vor allem während der Nebensaison.
Auch
in Französischen Lebensmittelgeschäften entsprach die Auswahl und Qualität dem
Standard, den Westeuropäer gewöhnt sind. Beim Essen gehen gab es ebenfalls
Unterschiede: in Frankreich würde ein Lokal seine Speisen niemals zum
Spottpreis anbieten. Viele zahlten aber den Mehrpreis gerne, weil sie dafür
echte Schlemmermenüs bekommen konnten, und nicht nur eintönigen und billigen
Frass wie in der Tito Epoche.
In
der Zwischenzeit hat sich der Tourismus in Kroatien wieder erholt und auch die
Einrichtungen wurden besser. Einige Naturistenzentren werden inzwischen textil
betrieben, aber entlang der Küste, insbesondere in Istrien, gibt es immer noch
eine sehr hohe Dichte an FKK Ferienanlagen. Die meisten sind recht gross und
bieten eine breitgefächerte Auswahl an verschiedenen Unterkünften und
Camping-Möglichkeiten. Unser erster Aufenthalt im Jahr 2000 gab noch keinen
Anlass für Begeisterungsstürme. Was wir aber im Juni 2015 auf der einsamen
Insel Cres erlebten, war in vieler Hinsicht schon deutlich besser, wenn auch
noch nicht ganz überzeugend. Auf der italienisch beeinflussten Istrischen
Halbinsel mag wohl vieles anders sein, und so wagten wir einen Versuch.
Koversada: ein
komfortables, aber natürlich gehaltenes FKK Gelände
Am 5.
September 2015 trafen wir also im FKK Koversada bei Vrsar ein. Dies war unser erstes
Ziel auf der Istrischen Halbinsel. Genauso wie auf der Webseite (und denjenigen
der meisten anderen Kroatischen Ferienanlagen), ist es etwas verwirrend
herauszufinden, wer wofür zuständig ist. Oft bietet eine grosse Muttergesellschaft
(in diesem Fall Maistra) ein breitgefächertes Angebot an Urlaubsunterkünften;
von textilen, zu FKK und von rustikalen Campingplätzen bis zu 5-sterne Hotels.
Wenn der Wind dreht, geht das Geld noch immer in dieselbe Tasche.
Wir
hatten eine Ferienwohnung reserviert und deshalb verwies man uns bei der Haupt-
und Camping-Rezeption am Eingang, zu einem weiteren Büro innerhalb der
Ferienanlage. Dieses verwaltet die Apartments, ein drittes ist für die Zimmer
mit Halbpension zuständig. Wir mieteten eine von Koversadas neu renovierten und
sehr gut ausgestatteten Ferienwohnungen und waren damit sehr zufrieden.
Koversada
ist ein grosses, sehr natürlich gehaltenes FKK Gelände an der Mündung des
Limfjordes. Auf dem 85 Ha grossen Grundstück findet man rund 400
Ferienwohnungen und Hotelzimmer, sowie ein paar tausend Stellplätze. Wir kamen
eher spät an, da wir aber schon vor 15 Jahren einmal hier waren, dachten wir,
es sei überhaupt kein Problem, in einem der Lokale innerhalb der Anlage zu
essen. So dachten wir jedenfalls. Wenn aber nach einem starken Gewitter der
Strom ausfällt und nur ein paar Notlichter brennen, kann es passieren, dass man
an mehreren Restaurants vorbeigeht, ohne sie zu erkennen. Am nächsten Morgen
wunderten wir uns, wie wir dieses offensichtliche, und auch gar nicht so
bescheidene Angebot übersehen konnten.
Jetzt war es wieder sonnig und warm und wir begannen Koversada zu erkunden. Als
erstes wunderten wir uns, wie voll und belegt dieser Platz noch war. Irgendwie
hatten wir das Gefühl, dass wir an diesem 6. September wieder zurück in der
Hauptsaison waren. Nicht nur Rentner, sondern auch viele jüngere Leute und
Kinder tummelten sich hier in der Sonne. Der schöne Spaziergang entlang
Koversadas Küste und um die gleichnamige Insel ist fast 4 km lang. Eine 200 m
lange Brücke verbindet die kleine Insel, die ausschliesslich für die wenigen
Urlauber reserviert ist, die wirklich nur mit einem Zelt campieren. Auch zum
Schwimmen und Sonnenbaden kommen viele hierher.
Entlang
der gesamten Adriatischen Küste ist das Wasser aussergewöhnlich klar und
besonders einladend zum baden. Das klare Wasser ist darauf zurückzuführen, dass
das Ufer nicht sandig, sondern felsig ist. Mutter Natur schenkte den Kroaten
eine mit Inseln durchzogene Küste, die besonders schön anzuschauen ist. Aber: weil
sie fast überall von scharfkantigen Kalksteinfelsen gesäumt ist, ist es leider
schwierig zum Schwimmen ins Wasser zu gelangen. Um für Badeferien zu taugen,
hat man da und dort die Küste mit Hilfe von Presslufthammer und Beton etwas
verändert. Im Koversada hat man dies mit Mass gemacht. Fast das gesamte Ufer
ist zum Sonnen und Baden zugänglich gemacht worden, und trotzdem sieht man fast
überall noch Kalksteinfelsen. Wo die Wellen die zerklüfteten Felsen nicht
erreichen, lagern sich Erde und Samen ab, und so gedeihen kleine Steingärten.
An
den meisten Orten, wo Koversadas Ufer verändert wurde, hat man sie mit flachen
Natursteinen unterschiedlichster Formen "gefliest". Im Gegensatz zu
Baldarin, wo wir im Juni waren, kann man hier im Koversada entlang des gesamten
Küstenabschnittes gehen; hier ist die vorderste Reihe öffentlich! Wer mit einem
Wohnwagen, Wohnmobil oder was auch immer campiert, muss vom Meer ein paar Meter
Abstand wahren, sodass das Ufer für jeden der 5'000 anderen Urlauber jederzeit
und überall zugänglich bleibt. Neben den vielen Sonnenterrassen, laden auch
mehrere Liegewiesen dazu ein, der Sonne zu frönen, oder im Schatten zu spielen,
lesen, dösen etc. Zusätzlich gibt es für Jung und Alt viele Spiel- und
Sportplätze. Mittels eines Betondamms und viel Sand, wurde eine Bucht in ein
riesiges, natürliches, kinderfreundliches Schwimmbecken umgewandelt. Für Gäste
die ein Boot mitbringen, bietet Koversada geschützte Ankerplätze mit einem
Bojenfeld und eine Werft.
Kulinarische und Touristische Aus- und Höhenflüge
Auf
einem so grossen Gelände zu marschieren und zu schwimmen, macht hungrig. Im Koversada
findet man verschiedene Geschäfte, darunter eine hervorragende Bäckerei und
zwei Konzum Supermärkte. Obwohl beide recht gut sortiert aussahen, entpuppte
sich die Auswahl bei genauerem Hinsehen doch eher als bescheiden. Zusammen mit
den immer noch recht günstigen Restaurantpreisen, mag dies wohl mit ein Grund
sein, weshalb sich die meisten Urlauber in Kroatien auswärts verpflegen, und
genauso machten wir es auch.
Es gäbe zwar preiswert Halbpension im Büffet-Stil, aber wir ziehen es vor, uns
jeden Abend ein anderes Lokal auszusuchen. Im Koversada findet man vier weitere
Restaurants, und tagsüber, noch mehrere Snack-und Strandbars. Da dort aber im
Speisesaal dauernd ein Fernseher mit Sportnachrichten dröhnte, waren diese für
uns nur eine Alternative, wenn man draussen auf der Terrasse essen konnte. Zum
Glück liegt die hübsche Ortschaft Vrsar
nur 15 Min. Fussmarsch vom Eingang zum Koversada entfernt und dort säumen
unzählige Lokale den Hafen. Darunter waren leider viele, die sich vor allem auf
diejenige Gattung von Touristen einstellten, denen es wichtig ist, möglichst
preiswerte Nahrung zu sich zu nehmen und diese mit möglichst viel Alkoholika
herunterzuspülen. Mit etwas Umsicht, konnte man aber auch etwas Besseres finden
-es ist halt schon so: dort wo die Masse ist und isst, isst man nicht am
Besten.
Wir
erhielten den Eindruck, dass die Restaurants im 10 km entfernten Poreč im Allgemeinen besser und
gepflegter sind. Die vielen Touristen aus Italien mögen das Angebot dort vielleicht
etwas beeinflusst haben und in einigen Lokalen geht die Tendenz inzwischen
schon Richtung gastronomische Küche. Der italienische Einfluss kommt übrigens
nicht nur von den Touristen, sondern auch von den Kroaten selbst. Hier in
Istrien haben viele Einwohner Italienisch als Muttersprache und wachsen
zweisprachig auf. Die meisten Kroaten die in den Feriengebieten arbeiten, sind
sehr sprachbegabt und können sich mit den Gästen aus aller Welt unterhalten.
Wir
konnten es kaum glauben, wie geschäftig es sowohl in Poreč, als auch in
Vrsar, Mitte September noch zuging. Beide Orte haben wirklich hübsche
mittelalterliche Altstädte. Dort hoffen Horden von Souvenirverkäufern, dass die
Touristen den angebotenen Ramsch ebenso begeistert anschauen, wie die historischen
Gebäude. In beiden Orten gibt es malerische Häfen mit Fischerbooten. Die
meisten Fischer haben aber schon lange realisiert, dass sie mehr verdienen
können, wenn sie Touristen fangen. Jeden Tag werden dutzende von Bootsausflügen
angeboten und die Skipper haben ein gutes Arsenal von Gründen, weshalb man
unbedingt bei ihnen buchen soll. Wir wissen nicht, ob die "Sichtung von
Naturisten" auch versprochen wird. Es fällt jedenfalls auf, wie viele
volle Ausflugsboote tagtäglich sehr nahe an Koversadas Ufer vorbei tuckern.
Etwas offizieller, werden Fahrten zum Sonnenuntergang mit "Sichtung von
Delphinen" angeboten. Wir hatten aber das Glück, dass sich einmal gegen
Abend eine grössere Anzahl dieser faszinierenden Tiere direkt vor Koversada's
Strand tummelten. Welch wunderbare Welt!
Valalta: FKK
Campingplatz oder fünf-Sterne Hotel?
Am
15. September 2015 machten wir uns auf, um eine weitere FKK Ferienanlage wieder
zu entdecken, die wir vor 15 Jahren schon einmal besucht hatten: Valalta. Obwohl zwischen Koversada
und Valalta gut 35 Strassenkilometer zurückzulegen sind, liegen die beiden
Gelände bloss 700m Luftlinie voneinander entfernt. Der wunderschöne, 10 km
tiefe Limfjord trennt die beiden grossen und beliebten FKK Ferienanlagen.
Auf seinen
rund 90 Ha, kann Valalta bis 6'500 Urlauber beherbergen. Etwa 2'000 von ihnen
können den Luxus der etwa 620 Ferienwohnungen, B&B Zimmer und Mobilheime
geniessen, die anderen müssen sich mit "simplem" Camping begnügen. Es
ist aber alles relativ! Im Valalta ist auch "einfach" gleichzusetzen
mit "übertrieben luxuriös", ganz egal ob Naturisten dies auch
wünschen, oder nicht. Wir glauben nicht, dass alle begeistert sein werden, aber
wir empfehlen jedem wärmstens, sich die Anlage ein paar Tage anzusehen, denn
sie ist so ganz anders, als jede andere FKK Ferienanlage die wir kennen - und
wir haben doch einige gesehen. Valalta kommt uns vor, wie ein Fünfsterne-Hotel,
das seine Gäste im ausgedehnten Hinterhof campieren lässt…
Wir
konnten kaum glauben, wie stark sich der Platz seit unserem ersten Aufenthalt
im Jahr 2000 geändert hat. Damals war das Zielpublikum "der Deutsche und
Österreichische Normalbürger", der hierher kam weil es fast so war wie zu
Hause, nur sonniger und billiger, und zudem durfte man hier nackt baden. Man
ging davon aus, dass alle Gäste Deutsch als Muttersprache hatten. Valaltas
hauseigene Brauerei zog aber irgendwie die falsche Kundschaft an.
Die
legalizierte Droge wird zwar immer noch hier hergestellt, der angeschlossene
Biergarten ist aber nur noch einmal wöchentlich für ein paar Stunden geöffnet.
Heutzutage hängen alle Bekanntmachungen in Kroatisch, Deutsch, Italienisch und
Englisch aus. Die meisten Gäste stammen zwar immer noch aus Deutschland und
Österreich, inzwischen erfreut sich Valalta jedoch auch bei Italienern,
Slowenen, Holländern und vielen anderen Nationalitäten grosser Beliebtheit. Die
ehemals einfachen Lokale mutierten von Kantinen, wo es kaum was anderes, als
gegrilltes Fleisch mit Pommes und Mangold gab, zu gediegenen Speiselokalen. In
einigen findet man auch kreative Gerichte, wie z.B. Rindsfilet an pikanter Schokoladensauce, oder mit weisser Schokolade
überzogenen Spargel als Nachspeise.
Insgesamt
findet man in Valata sechs Restaurants, sowie fünf Snack-, Eis-, und
Getränkebars. In den meisten Bars können Gäste wählen, ob sie ihre Bestellung
an einem "trockenen", oder "nassen" Tisch, oder auf
Barhockern geniessen möchten. Die "nassen" sind entweder in einem
Schwimmbad, oder Planschbecken platziert! Sollte ein Getränk, oder ein Snack
mal ins Wasser fallen; überhaupt kein Problem. Alle Pools, die einer Bar
angeschlossen sind, werden allabendlich geleert und am nächsten Morgen wieder
frisch gefüllt. Selbst Ende September waren alle 11 Bars und Restaurants noch
täglich in Betrieb. Jeden Abend spielte zudem in mindestens einem Restaurant
eine Life-Band auf.
Vier Kilometer von Liegestühlen gesäumter Strand
Es
stimmt natürlich, beim Naturismus geht es nicht ums Essen, sondern darum nackt
zu leben, oder wie es Valalta wohl definiert; darum nackt zu baden und zu
sonnen. Deshalb ist, von einem ein Kilometer langen, unzugänglichen Teilstück
einmal abgesehen, Valaltas gesamte 5 km lange Uferpartie (die ehemalige
Kalksteinküste) gestaltet wie ein Hotel Pool.
Die
Badegäste entscheiden, ob sie lieber von einer mit Naturstein, oder Kacheln
gefliesten Betonplattform, oder von einem der zahlreichen Stege und Molen ins
Wasser steigen. Als Alternativen stehen sowohl fein-, als auch grobkörnig
aufgeschüttete Kieselstrände zur Verfügung, und selbstverständlich hat es auch
reihenweise terrassierte Liegeflächen zum sonnenbaden.
Die
Landschaftsarchitekten von Valalta wissen jedoch, dass Eltern ihren Kindern
etwas über die Kalksteinfelsen beibringen möchten. Deshalb hat man sie in drei
kleinen Abschnitten fast naturbelassen, d.h. nur etwas abgeflacht, damit
Sonnenliegen darauf platziert werden können. Natürlich erwartet niemand von der
werten Kundschaft, dass sie ihre eigenen Liegen mitbringt. Demzufolge wurden
entlang der gesamten 4 Kilometer von Valalta's zugänglicher Uferpartie tausende
von Liegestühlen und Bambussonnenschirmen platziert!!! Wer sich lieber vor der
Küste sonnt, findet genügend Holzflosse, welche in verschiedenen Buchten
verankert liegen. Dass dies für Kinder zu langweilig ist, ist hinreichend
bekannt. Deshalb hat man in zwei Buchten etwa ein Dutzend schwimmende
Hüpfburgen, sowie eine spiralförmige Rutschbahn platziert. Des weiteren gibt es
natürlich auch unzählige gewöhnliche Spielplätze. Für grosse Kinder steht ein
grosser Bootshafen mit einem mächtigen Bootskran zur Verfügung.
Freizeitkapitäne können ihre Spielzeuge dort auch reparieren lassen. Einige
übernachten im eigenen Boot, statt auf dem Campingplatz.
Wer
künstliche Badegelegenheiten vorzieht, findet etwa ein Dutzend Becken jeder
Grösse und Tiefe. Einige sind mit Süss- andere mit Salzwasser gefüllt, aber um
alle stehen wiederum Liegestühle und Sonnenschirme in Reih und Glied! Um
eventuell aufkommender Langeweile vorzubeugen, wurden auch Ende September noch
täglich über 10 Animationen angeboten. Sollte es zu einem kleinen Unfall
kommen, müssen sich die werten Feriengäste keine Sorgen machen. Valalta hat
nicht nur seine eigene Apotheke, sondern sogar eine eigene Arztpraxis, wo
mehrere Mediziner zur Verfügung stehen! Wir wissen nicht, ob sich dort die
Patienten zwischen einem traditionellen Arzt, einem Medizinmann, oder einem
Homöopathen entscheiden können. Jetzt in der Nebensaison waren die regulären
Arzttermine "reduziert" auf zwei Stunden am Morgen, und drei am
Nachmittag. Neben all dem, hat es rund um die Uhr einen Notfalldienst!
Fast
alles, das man im Valalta vorfindet, ist genau so, wie man es in einer
Fünf-Sterne Ferienanlage erwarten würde. Die einzige, erwähnenswerte Ausnahme,
ist das Lebensmittelgeschäft. Beim Betreten wirkt es zwar grosszügig und
modern, man merkt aber bald, dass die Auswahl eigentlich eher bescheiden ist.
Kein bisschen besser, als in anderen kroatischen Ferienanlagen - aber auch hier
essen ja eh die meisten Urlauber auswärts.
Um
die angefressenen Kalorien wieder zu verbrennen, findet man eine Vielfalt an
Sportplätzen. Ausserdem kann man im ausgedehnten Naturistengelände kilometerweit
gehen und wer hoch hinaus will, nimmt den Kiesweg zu den tollen
Aussichtspunkten hoch über den Limfjord. Von zwei hölzernen Aussichtstürmen hat
man einen sensationellen Rundblick, über die Ferienanlage hinunter zum
malerischen Fjord und aufs Meer.
Mitte September im Valalta: gut belegt, aber ruhig
Um
sicher zu stellen, dass die Urlauber möglichst viel Ruhe und Erholung finden,
sind Hunde im gesamten Valalta verbannt. Den motorisierten Verkehr hat man durch
die geschickte Regel reduziert, dass normale Motorfahrzeuge nur zum Ein- und
Ausfahren aus der Ferienanlage bewegt werden dürfen. Für Fahrten innerhalb des
Geländes sind nur Elektro-Fahrzeuge und Fahrräder zugelassen, und man kann ja
auch zu Fuss gehen. Wir waren überrascht, wie gut der Platz in der zweiten
Septemberhälfte noch belegt war. Obwohl die Sommerschulferien vorbei waren,
sahen wir noch viele Familien und sicherlich mehr junge Paare, als man
normalerweise auf einem FKK Platz findet. Die Leute gingen überall zu Fuss, sei
es zu den Aktivitäten während des Tages, oder zu den Restaurants, die sich
jeden Abend füllten. Ab und zu wunderten wir uns, wie früh einige zum
Abendessen gingen. Vielleicht wollten sie von ihrem Tisch aus den
Sonnenuntergang geniessen, oder anschliessend noch tanzen. Die
Abendunterhaltung endete nämlich, mit Rücksicht auf diejenigen die schlafen
wollten, jeweils schon um 23h. Wenn man bedenkt, dass in der Ferienanlage noch so
viel Betrieb herrschte, hatten wir eine sehr ruhige Zeit. Ironischerweise
hatten wir den Sound von Valalta's Abendunterhaltungen während unseres vorherigen
Aufenthaltes im Koversada, am gegenüberliegenden Ufer des Limfjords, öfters
gehört.
Auch
in der Nebensaison waren Valaltas Unterkünfte nicht wirklich preiswert.
Zwischen dem kleinsten und dem grössten Mobilheim lagen aber nur ein paar Euro,
und so entschieden wir uns für letzteres. Es war sehr gut ausgestattet und bot
uns Klimaanlage, zwei Badezimmer und TV. Um uns davor zu bewahren, unser Haus
zu kehren, wurden weder Besen, noch sonstiges Putzmaterial zur Verfügung
gestellt. Im Valalta werden Ferienwohnungen und Mobilheime täglich gereinigt.
Wie es sich für ein 5-Sterne Hotel gehört, verschwindet der Abfall mit der
Raumkosmetikerin. Damit ist aber noch nicht genug; das ausgedehnte asphaltierte
Strassennetzwerk wird regelmässig mit der hauseigenen Strassenkehrmaschine
gescheuert!
Es
versteht sich von selbst, dass auch Gästen, die sich fürs campieren entschieden
haben, Toiletten und Waschanlagen der Spitzenklasse zur Verfügung stehen. Alle
neuen Sanitär-Gebäude sind unterteilt in grosszügige "Wohneinheiten",
wo man sich waschen und andere dringende Bedürfnisse erledigen kann. Hinter der
privaten "Wohnungstür" findet der Camper jeweils einen Korridor und
drei Abteile, welche alle mit Designer-Armaturen eingerichtet sind: eines mit
Toilette, eines mit Lavabo und eines mit Dusche! Um auch den kleinsten Kindern
schon früh etwas Selbständigkeit beizubringen, stehen zudem winzige Dreier-"Apartemente",
mit kleineren Designer-Armaturen zur Verfügung. Wer hat aber nicht schon
weinende Kinder gehört, die sich eingeschlossen haben? Wir sind uns nicht ganz
sicher, ob diese Luxus-Waschhäuser zum Wohle der Naturisten erbaut wurden, oder
eher um Valalta's 5-Sterne-Klassierung weiter in die Höhe zu treiben… Die
meisten Naturisten die wir kennen, würden grosse familienfreundliche
Gemeinschafts-Duschräume mit viel Ellbogenfreiheit vorziehen, wo man nicht
anstehen muss, weil sich gerade jemand rasiert oder brunzt!
Dinieren im malerischen Rovinj:
genauso dekadent wie der Luxus im Valalta?
Nachdem man sauber und herausgeputzt
ist, mag man vielleicht das historische Städtchen Rovinj besuchen, welches nur 5 Kilometer ausserhalb von Valalta
liegt. Ähnlich wie Poreč, ist auch Rovinj nicht nur ein beliebtes
Ausflugsziel für die Massen der Sommerurlauber dieser Region. Die Stadt ist
auch eine attraktive Destination für Busladungen von Kultur-Touristen, die den
Weltkulturerbe-Stätten nachreisen. Das malerische Städtchen entstand auf einem
Hügel, welcher als Halbinsel ins Meer ragt. Auf der Kuppe wacht eine mächtige
Kirche über die Reihen von hohen Stadthäuser, die bis hinunter ans Wasser
reichen. Rovinj hat auch einen pittoresken Fischerhafen, aber zumindest im
Sommer, scheinen die Fischer eher an Touristen, als an Fisch interessiert zu
sein. Auch Valalta versucht, noch ein paar zusätzliche Kuna zu verdienen, wo
immer es geht! In Rovinj sahen wir zwei Modeboutiquen, sowie ein
Discount-Lebensmittelgeschäft mit dem Valalta Logo. Dasselbe sah man auch auf
einem Lastwagen, der an einem Stadtfest zum Verkauf von Getränken und Speisen
verwendet wurde. All dies hilft vielleicht, die Akzeptanz der FKK-Ferienanlage
bei den Einheimischen zu fördern. Der momentane Bau eines von Valalta geführten
Textil-Campingplatzes, direkt neben dem FKK Resort, dient aber sicherlich nur der
Erschliessung neuer Einnahmequellen.
Auch gegen Ende September
hatte der Touristenstrom noch kaum abgenommen und für die besten Lokale musste
man noch immer anstehen, oder im Voraus reservieren. Rovinjs Hafen ist gesäumt
von Restaurants und Eisdielen, die meisten Souvenirgeschäfte findet man
hingegen eher in der Altstadt. Wie in vielen Kroatischen Ortschaften, sind die
mit Kopfstein gepflasterten Gassen durch die Generationen von Fussgängern wie
glattpoliert.
Es freute uns natürlich, dass
es nun auch in Kroatien, und insbesondere auf der Istrischen Halbinsel, eine
gute Auswahl an exquisiten Speiselokalen gibt. Dazwischen findet man auch immer
noch einfache und preiswerte Mahlzeiten. Konkurrenzdenken und steigende
Nachfrage, generiert von anspruchsvoller werdenden Einheimischen und Italienischen
Gästen, führten bei hochklassigen Restaurants zu einem starken Aufschwung.
Inzwischen ist Rovinj stolz
darauf, mehrere mit Michellin-Sternen ausgezeichnete Restaurants zu haben. Die
Österreich- Ausgabe der Gourmet-Bibel Gault Millau, beinhaltet auch ein paar
der ehemaligen Ländereien, und listet allein in Istrien 20 preisgekrönte
Schlemmer-Tempel auf. Von unserem Aufenthalt im Jahr 2000, erinnern wir uns
noch ans Restaurant Monte. Damals war es zwar für Kroatische Verhältnisse gut,
aber nichts weltbewegendes. In 2015 wurde dieses kleine Lokal von Gault Millau
gekrönt, aber nicht einfach als ein weiteres Spitzenlokal, sondern als DAS
BESTE in ganz Kroatien! So konnten wir natürlich nicht widerstehen, dort
nochmals zu essen. Mit 750 Kuna (~€ 100) pro Person, war es alles andere als
günstig, aber es war es uns wert, in Kroatiens bestem Schlemmerlokal zu essen,
wogegen wir uns Frankreichs beste Adresse schlichtweg nicht leisten könnten.
Restaurant Monte's 7-Gänge-Menü entpuppte sich als absolut kreative
Angelegenheit, mit insgesamt 15 kleinen Traum-Gerichten, die in 13 Etappen
serviert wurden. Die Qualität und Präsentation waren absolut spitzenmässig!!!
Da der Koch wohl fand, dass 16 Gänge deutlich besser tönen, als bloss 15,
erhielten wir noch 2 Stück Apfeltorte mit auf den Weg.
Unser
Lonely Planet Reiseführer bemerkt, dass die hochtrabendsten Lokale auf der
Istrischen Halbinsel schon fast etwas dekadent sind. Für einige Naturisten mag
"dekadent" wohl auch das richtige Wort sein, um den Luxus, den man in
Valalta findet, zu beschreiben. Einfaches Naturistenleben und fünf-Sterne
Resorts sind irgendwie widersprüchlich. Es scheint aber, als ob es Valalta
geschafft hätte, eine Kundschaft zu finden, die genau das sucht: nackte
Lebensfreude in feudaler Umgebung mit extravaganten Dienstleistungen.
Solaris: Saison-Ende in einem angenehmen
Naturisten Ferienzentrum
Am 27. September 2015
wechselten wir wieder auf die nördliche Seite des Limfjords. Wir wollten die
FKK Anlage Solaris auf der Halbinsel Lanterna kennenlernen, und
hätten eigentlich schon anfangs September dorthin aufbrechen wollen. Da aber
Solaris das einzige, uns bekannte Kroatische FKK Gelände ist, das
Nebensaison-Preise anbietet, die diesen Namen auch verdienen, waren die
Ferienwohnungen alle schon lange ausgebucht - und dies bis zum 24. September,
zehn Tage vor ihrem Winterschlaf. So nahmen wir nun die Chance wahr, vor
Saisonende wenigstens noch eine Woche hier zu verbringen. Wir entschieden uns
für eine geräumige Ferienwohnung im neu renovierten Teil der zweistöckigen Apartmentblocks.
Nur die 128 Zimmer der
Frühstückspension wurden nicht mehr vermietet, von den 156 Ferienwohnungen war jedoch
ein Grossteil belegt. Die Stellplätze, die insgesamt 4'000 Camper beherbergen
können, dünnten sich aus, wenn man einmal von den vordersten Plätzen am Strand
absah. Diese bieten nicht nur die beste Meersicht, sondern jeder einzelne ist
mit einem grossen, gemauerten Grill, einem schilfgrasbedeckten Sonnenschirm und
natürlich Wasser und Strom ausgestattet. Es scheint ganz so, als ob sich
Kroatische Campingplätze mit einem Angebot an überschwänglichem Luxus konkurrenzieren.
Sonst kam uns aber Solaris etwas bescheidener, und eher den Bedürfnissen der
FKK-ler angepasst vor, als Valalta. Wiederum kann man der gesamten 3 km langen
Küste entlanggehen. Wie fast überall in Kroatien, musste auch hier der
scharfkantige Kalkstein am Ufer etwas modifiziert werden, damit ein Strand zum
sonnen und baden entsteht. Ähnlich wie im Koversada, fand man im Solaris einen
guten Kompromiss zwischen Benutzerfreundlichkeit und Naturbelassenheit. Die
Urlauber finden eine gute Mischung von Naturstein-Sonnenterrassen und
aufgeschütteten Kiesstränden.
Im 49 Ha grossen Solaris
findet man neben vielen Sport- und Spielplätzen, ein ansprechendes
Schwimmbecken. Vom angrenzenden Restaurant sieht man über den Pool direkt aufs
Meer. Genauso wie am Strand, können Liegestühle und Sonnenschirme gemietet
werden. Wir trafen Leute, die schon jahrelang hierher kommen und jeden Abend im
selben Lokal essen und täglich am selben Ort in der Sonne liegen. Bei Solaris
hat man dieses urmenschliche Bedürfnis perfekt verstanden. Deshalb gibt es
spezielle Wochenmieten, welche einen Sonnenschirm, zwei Liegestühle und einen
RESERVIERTEN Platz am Strand beinhalten.
Da sich die Saison zu Ende
neigte, waren drei der vier Restaurants bereits geschlossen. Glücklicherweise
haben Gäste von Solaris, mit ihrer Magnetkarte Zugang zum danebenliegenden,
textilen Feriendorf Lanterna. In jener riesigen Anlage gibt es viele weitere
Lokale, und ein ausgedehntes Netz an Spazierwegen. Zusätzliche Restaurants
findet man ausserdem im, und auf dem Weg zum Dorf Tar-Vabriga. Verwöhnte
Schlemmermäuler zieht es vielleicht eher ins 12 km entfernte Poreč.
Die Sonne und das Meer luden
noch immer dazu ein, das Naturistenleben voll auszukosten. So spazierten wir
täglich entlang des 3km langen Strandes
von Solaris. Die gezeitenabhängige Lagune am Südende hat besonders viel Charme.
Für uns war es recht amüsant zuzusehen, wie schnell die Wohnwagen vom
Campingplatz verschwanden. Nun gut, schnell ist relativ, und viele verschwanden
auch nicht wirklich! Einige Caravan-Besitzer mieteten für ein paar Tage eine
Ferienwohnung, um genügend Zeit zu haben, ihre gesamte Campingausrüstung im
Wohnwagen zu verstauen. Viele Urlauber nehmen ihr Sommerhaus auf Rädern
überhaupt nie mit nach Hause. Für die Istrischen Bauern ist dies ein gutes und
verlässliches Geschäft geworden. Mit ihren Traktoren schleppen sie tausende von
Wohnwagen auf ihre Grundstücke, wo sie sie über den Winter lagern um sie im
nächsten Jahr gegen Bares wieder auf den Camping zurückzubringen.
Einer
von Solaris' drei Supermärkten war bis zum Saison-Ende täglich noch ganztägig
geöffnet. Die Auswahl an Broten und süssem Gebäck war enorm. Obwohl die Regale im
Laden auch sonst voll erschienen, konnte man aus dem Angebot nur schwer die
passenden Zutaten finden, um eine
vollwertige Mahlzeit zu kochen. Oder positiv gesagt: dieser Laden war
sogar besser, als diejenigen der anderen, von uns besuchten, FKK Ferienanlagen
in Kroatien!
Wir konnten kaum glauben, dass die Rezeption bis zum allerletzten Tag rund um
die Uhr geöffnet hatte. Nichts desto trotz, wenn geschlossen wird, wird
geschlossen! Am 4. Oktober hatte Solaris Saisonende, und zwar morgens um 10:00h
und nicht erst um 10 nach 10! Da gab es nichts zu rütteln…
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Kroatien Zadar Plitvicer-Seen |
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Kroatien: Rückkehr ins Land der schönen Strände und Städte Teil 2: Wir entdecken Kroatien in der Herbstwärme
Nach
fünf Wochen "Sommerferien" war jetzt die Zeit gekommen, den südlichen
Landesteil Kroatiens zu erkunden. Auf uns warteten die faszinierende
Küstenlinie mit ihren vielen Inseln, historische Städte und die Herbstfarben im
Landesinnern.
Unsere enthusiastische Entdeckungsreise startete aber mit einer kleinen Hürde.
Wegen irgendeines Autorennens war die kurvenreiche Strasse zum Limfjord
teilweise gesperrt. Da es die Behörden nicht für nötig fanden eine Umleitung zu
markieren, suchten wir selbst nach einer Alternative entlang der engen
Landstrassen, genauso wie viele andere Autofahrer, darunter auch viele Kroaten.
Als wir dann aber anderthalb Stunden später als geplant, endlich in Pula
eintrafen, stand uns das Glück wieder beiseite. Ohne es überhaupt zu
realisieren, parkten wir direkt neben der Hauptattraktion der Stadt. Erst als
wir aus dem Wagen stiegen, sahen wir das mächtige Römische Amphitheater, und zwar
direkt vor uns. Obwohl es frühere Generationen etwas verfallen liessen, ist
immer noch so viel vom mächtigen Bauwerk aus dem 1. Jahrhundert übrig, dass man
ins Staunen versetzt wird. Das 105 Meter breite und 132 Meter lange Oval
besteht aus zwei- respektive drei-geschossigen Torbögen und hat eine Gesamthöhe
von 33 Metern. Während der Zeit der Gladiatorenkämpfe konnte Pulas Amphitheater
26'000 Zuschauer fassen. Auch heute wird die Arena immer noch regelmässig für
öffentliche Veranstaltungen genutzt. Wer in der Manege steht, muss aber heute
nicht mehr um sein Leben fürchten, und auf die Zuschauertribünen passen auch
nicht mehr so viele Hintern.
Die Insel Krk:
Bustouren verlängern die Saison
Da
uns der Rest von Pula nicht so beeindruckte und es zudem regnete, fuhren wir
weiter auf die Insel Krk. Im Sommer
zieht es vor allem Sonnenanbeter und Wasserratten hierher, aber selbst jetzt im
Oktober, sah man hier immer noch recht viele Touristen. Bustouren und
Individualtouristen besuchen nun die historischen Städtchen und Dörfer, sowohl
auf den Inseln in der Adria, als auch entlang der Küste.
Im
Juni hatten wir bereits einen kurzen Stopp im Städtchen Krk gemacht, doch jetzt kamen wir mit genug Zeit, um in
die malerische Altstadt einzutauchen. Wir basierten uns in einem
"Sobe", einem Privatzimmer ohne Frühstück. Die meisten Lokale hatten
immer noch geöffnet, die einfacheren blieben aber fast leer, dafür waren nun
die besseren auch bei Einheimischen sehr beliebt. Für uns war es nun die ideale
Reisezeit, denn jetzt waren wir nicht nur von (anderen) Touristen umgeben.
Am
nächsten Tag schien wieder die Sonne und so machten wir uns auf, die Insel Krk
zu erkunden. Ganz im Süden schlenderten wir durchs Dorf Baška, wo die Touristengeschäfte am Schliessen waren. Baška liegt
in einem grünen, von kargem Felsgebirge umgebenen Tal. Vor der Südküste sieht
man die knochentrockene Insel Prvić, die grösste unbewohnte Insel der
Adria.
Im
Osten von Krk besuchten wir die charmante, nicht sehr touristische Ortschaft Vrbnik. Sie liegt auf einer Kalkstein-Klippe,
etwa 50m über ihrem Hafen. In den engen Gassen des Ortskerns kann man immer
noch traditionelles Dorfleben beobachten. Zu unserer grossen Überraschung,
fanden wir sogar hier ein Restaurant mit einem sehr kreativen Menü.
Insel Rab:
ein Städtchen und Sandstrände wie auf einer Postkarte
Jetzt
im Oktober verkehrten die direkten Autofähren zwischen den Inseln Krk und Rab
nur noch zu Pendlerzeiten. Deshalb entschieden wir uns für die zwei kurzen
Überfahrten zwischen dem Festland und den jeweiligen Inseln. Als wir im
Städtchen Rab eintrafen, stand uns das Glück zur Seite. Wir fanden eine Ferienwohnung mit einer wunderschönen
Aussicht über den Hafen und die Altstadt. Da das Wetter nicht immer so perfekt
war wie die Aussicht, blieben wir schlussendlich sechs Nächte, denn wir wollten
die Kroatische Küstenlandschaft unbedingt bei idealen Wetterbedingungen
erleben. Für den Moment waren unsere Höhepunkte also die Abendessen in den
Speiselokalen, welche uns der Eigentümer eines besonders edlen Restaurants,
welches bei unserer Ankunft gerade dicht machte, empfohlen hatte.
Besucher, welche den charmanten Ortschaften nachreisten, gab es immer noch, die
Masse der Sommerurlauber war aber schon abgereist. Lokale, die sich darauf
spezialisiert hatten diese mit etwas einfachem, aber nicht unbedingt billigem
zu stopfen, hatten bis zur nächsten Saison bereits zugemacht. Die wenigen
Restaurants die noch geöffnet waren, kochten besonders kreativ und waren auch
bei Einheimischen beliebt. Für uns war das Essen in Kroatien ein unerwarteter
Höhepunkt. Es ist bemerkenswert, wieviel kreativer heute gekocht wird, als vor
15 Jahren! Heutzutage ist es oft möglich, etwas gleichwertiges zur
Französischen "Haute Cuisine" zu finden. Nur bei Fischgerichten
zögern wir etwas, diese gleich hoch zu loben. Erstaunlicherweise sind Gerichte
aus rohem Fisch, wie Carpaccio oder Tartar, immer ausgezeichnet. Wenn es aber
um gegrillten Fisch geht, scheinen die Kroaten einen anderen Geschmack zu
haben, als wir. Scampi hingegen, mochten wir immer; sie waren durchs Band sehr
zart und auch preiswert.
Wir
genossen Rabs charmante Altstadt, wie auch die langen Fusswege entlang des
Ufers. In starkem Kontrast zu den ansonsten vorherrschenden Kalksteinküsten,
rühmt sich Rab dafür, mehr Sandstrände zu haben, als jede andere Kroatische
Insel. Einmal fuhren wir nach Lopar im Norden der Insel. Da einige Buchten ohne
Taxi-Boot kaum erreichbar sind, sahen wir nur den Sandstrand direkt vor dem
Ort. Im Moment war es eine wunderschöne einsame Beach, doch wenn man sieht,
wieviele geschlossene Touristengeschäfte diese säumen, kann man sich gut
vorstellen, dass Sommerurlauber diesen Strand ganz anders erleben.
Wie überall auf der Kroatischen Seite der Adria (im Gegensatz zur
Italienischen), können sich die Badegäste entscheiden, ob sie lieber an einen
textilen- oder an einen FKK Strand gehen. Nach einer Legende der Neuzeit, waren
der Englische König Edward VIII und seine Geliebte, Frau Simpson, die ersten
FKK Touristen auf Rab. Es wird davon ausgegangen, dass die beiden nackt in der
Kandarola Bay badeten. Na ja; wir gehen davon aus, dass die lokalen Behörden
vielleicht den Britischen Humor etwas zu ernst nahmen. Vielleicht hat der
Monarch auch nur so etwas gesagt wie: "stellt sicher, dass uns niemand
stört, wir denken daran nackt zu baden…"
Insel Pag:
zur Hälfte karg, zur Hälfte grün
Am
12. Oktober 2015 liessen die Herbststürme nach, die Sonne zeigte sich unverhüllt
und die Fähre zum Festland konnte wieder verkehren. So setzten wir unsere
Reise, wie geplant, bei bestem Wetter fort und erfreuten uns am tiefblauen
Dalmatischen Meer mit seinen vielen Inseln. Wir fuhren nur etwa eine halbe
Stunde südwärts, bevor wir die nächste Autofähre nahmen. Diesmal nahmen wir die
15-minütige Querung zur Insel Pag.
Viele Dalmatische Inseln sind sehr karg, nicht viel mehr als gigantische,
trockene, baumlose Felsen. Vom Festland sieht Pag genauso aus. Zu unserer
Überraschung war aber die nördliche Westküste ziemlich grün und ganz zuoberst
am Zipfel, sahen wir viele Olivenhaine mit uralten knorrigen Bäumen.
Später
besuchten wir das Städtchen Pag, das
etwa in der Mitte der langgezogenen Insel, an einem grossen, natürlichen Hafen
liegt. Nachdem wir eine Hügelkuppe überquerten, sahen wir das Städtchen
plötzlich ganz nah unter uns. Seine Lage ist einfach spektakulär! Eine
natürliche Halbinsel und ein künstlicher Damm mit der Zufahrtsstrasse, trennen
den grossen Hafen von den ausgedehnten Salzfeldern dahinter. Die mit Kopfstein
gepflasterten Gassen des verträumten Örtchens, sind von malerischen
Stadthäusern gesäumt, die aus demselben Kalkstein gebaut sind, wie die Pflastersteine.
Zadar:
eine geschichtsträchtige, pulsierende Stadt
An
Pags Südzipfel mussten wir nicht auf die Fähre warten, da die 300m lange Brücke
"Paski Most" die Insel mit der zerklüfteten Küste am Festland
verbindet. Von dort waren es nur noch 30km nach Zadar, einer Stadt mit 75'000 Ein-wohnern. Nach fünf Wochen in
Kroatien war dies für uns der erste Ort, an dem die Wirtschaft nicht vorwiegend
vom Tourismus abhängt.
Wir
hatten Glück, direkt vor der Stadtmauer ein nettes Zimmer zu finden. Der
historische Stadtteil befindet sich auf einer langgestreckten, fingerähnlichen
Halbinsel. Die Bucht zwischen dem "Finger" und dem Festland, bildet
einen natürlichen Hafen. Die belebte Altstadt war perfekt restauriert und am
Westufer um zwei Attraktionen der Neuzeit ergänzt: die Meeresorgel, die von
Wind und Wellen gespielt wird, und direkt daneben "Pozdrav Suncu" der
sogenannte Sonnengruss. Es handelt sich hierbei um eine begehbare Glasplatte
von 22 Metern Durchmesser, die mit Solarzellen und Leuchtdioden (LED) bestückt
ist. Die tagsüber gespeicherte Energie wird in den Abendstunden in eine
faszinierende Licht-Show umgewandelt. Auf der Glasplatte erscheinen leuchtende
Muster, die nach dem Zufallsprinzip konstant ihre Formen und Farben wechseln
und den Kreis von bunten Mosaiken, in eine einfarbige Oberfläche umwandeln.
Nach
der Dämmerung kommen allabendlich Busladungen von Touristen, vor allem aus
Asien, um das von der Natur betriebene und von Menschenhand geschaffene
Spektakel zu bewundern. Die Meeresorgel und der Sonnengruss sind faszinierende
Spielereien, die Altstadt hingegen ist, mit ihren, von historischen Gebäuden
gesäumten und mit Kopfstein gepflasterten Gassen, die wirkliche Attraktion.
Da
wir uns das Privileg nahmen, vier Tage in Zadar zu verbringen, schlenderten wir
auch in die neueren Teile der Stadt. Dabei kamen wir auch an überraschend vielen
Überbleibsel des deprimierenden Bürgerkrieges vorbei. Zerstörte und verlassene
Wohn- und Geschäftshäuser stehen immer noch als Zeugen der sinnlosen und
barbarischen "ethnischen Säuberungen". Heutzutage wird das Gesetz,
dass man fremdes Eigentum respektieren muss, unabhängig vom Eigentümer,
befolgt. Sie hätten sich aber besser daran gehalten, bevor alles mit Granaten
beschossen wurde! Wenigstens war es hier das erste Mal, dass uns Schäden vom
Bürgerkrieg aufgefallen sind. Vor 15 Jahren hatten wir viel mehr zerstörte und
verlassene Gebäude gesehen.
Nationalpark Plitvicer Seen: tosende Wasserfälle und kristallklare Seen
Am
16. Oktober 2015 fuhren wir nordostwärts, hinaus in die Natur. An den Plitvicer Nationalpark, hatten wir
gute, wenn auch verblassende, Erinnerungen und wollten ihn deshalb wieder sehen.
Der Herbst hat den Vorteil, dass man buchstäblich vor den Toren zum Park ein
Privatzimmer finden kann. Als wir dann aber drinnen waren, waren wir alles
andere als allein! Unzählige Reisebusse brachten Touristen aus aller Welt um
die Seen und die Wasserfälle zu sehen, die auch wirklich sehr schön sind!
Für
uns ist der Plitvicer Nationalpark ein Musterbeispiel, wie Marketing und eine
aufgeblasene Infrastruktur einen Ort verändern können. Obwohl wir im Jahr 2000
schon Ende August hier gewesen sind, hatten wir damals das Gefühl, die einzigen
Besucher zu sein. Es gab keine Restaurants in dieser einsamen Gegend, aber zum
Glück kochte unsere Schlummermutter einfache Mahlzeiten. Dies war erst möglich,
nachdem ein paar Nachbarn mit einem vollbesetzten Auto zum Einkauf auf den
Schwarzmarkt von Bihać, im nahegelegenen Bosnien gefahren sind.
Heute
ist die Situation um einiges anders! Zehn Restaurants und Schnellimbiss-Buden
innerhalb des Plitvicer Parks, stehen in Konkurrenz zu dutzenden von
Speiselokalen in der Umgebung. In den umliegenden Dörfern entstanden unzählige
Hotels. Einfamilienhausbesitzer vermieten tausende von Privatzimmern an eine
stetig wachsende Zahl von Individualtouristen.
Der
Plitvicer Seen Nationalpark erstreckt sich über eine Fläche von 300km2
und ist, unter anderem, Habitat von Bären und Wölfen. Der, den Besuchern
zugänglich gemachte Teil, und was diese vor allem sehen möchten, liegt entlang
eines etwa 18km langen Netzwerks von Holzstegen und Wanderwegen. Diese führen,
beidseits entlang einer weiten Schlucht des Flusses Korana. Für die Jahreszeit
eher ungewöhnlich, war der Flusspegel, wegen heftiger Regenfälle in der
Vorwoche, stark angestiegen. In vielen Abschnitten waren die Holzstege
überflutet und deshalb geschlossen. Das Westufer war überhaupt nicht zugänglich,
und so mussten wir unsere Wanderung etwas einschränken. Nichts desto trotz war
es atemberaubend, die mächtigen Wasserfälle und schäumenden Stromschnellen zu
bewundern.
Mit einer Fallhöhe von insgesamt 153 Metern, verbinden sie, alles in allem, 16
kleinere und grössere Seen. Indem wir uns überall umsahen und unsere
Wanderschuhe um viele Meilen bereicherten, verbrachten wir schlussendlich den
ganzen Tag im Park. Wären alle Wanderwege geöffnet gewesen, hätten wir
sicherlich noch einen zweiten Tag gebraucht. Der Eindruck vom Park ist
naturgemäss, stark von den Wetterbedingungen abhängig. Wir hatten das Privileg
auf einen Gutwettertag warten zu können und so sahen wir die Plitvicer Seen an
einem nebelfreien Tag und im schönsten Herbstlicht. Mit so brillanten
Herbstfarben und so stark tosenden Wasserfällen, war es einfach fantastisch
hier!
Die
Nationalparkverwaltung weiss natürlich, dass vor allem die vielen
Reisebustouristen, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel sehen wollen.
Deshalb hat man sich etwas einfallen lassen. Ein ausgeklügeltes Verkehrsnetz
von Touristenzüglein und elektrischen Booten, die beide im Eintrittspreis
inbegriffen sind, vereinfacht den Zugang und verkürzt die Besuchszeit. Im Jahr
2014 sind 1,2 Mio. Eintrittskarten zum Plitvice Nationalpark verkauft worden,
100'000 mehr, als im Vorjahr! Der Oktober war bei Touristen aus Asien besonders
beliebt. Wir hörten, dass jemand die Balkan-Region geschickt in Südkorea
vermarktet hat. Die Chinesen kommen sowieso, und erst recht, weil die dort
beliebten Partisanenfilme im ehemaligen Jugoslawien gedreht wurden.
Etwas
ähnliches vernahmen wir, als wir den Weiler Rastoke, bei Slunj besuchten. Offenbar war in den Sechzigerjahren
im Plitvicer Park auch ein Winnetou Film gedreht worden.
Rastoke
ist eine kleine Siedlung mit alten Bauernhöfen und Wassermühlen. Sie befindet
sich an einer Hanglange, oder genauer gesagt: im Zusammenfluss der Flüsse Slunjčica
und Korana. Zwischen den dadurch entstandenen Wasserfällen findet man mehrere
kleine Inseln, die als Standort von Getreidemühlen genutzt wurden. Die noch
verbleibenden Gebäude können heute als Museums-Dorf besucht werden.
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Fotos |
Bosnien und Herzegowina: Leiden der Selbstzerstörung
Bosnien
und Herzegowina, oft als BiH abgekürzt, ist eines der Länder, welches aus dem
ehemaligen Jugoslawien hervorging, nachdem es sich 1992 unabhängig erklärt
hatte. Während seiner bewegten Geschichte war das Land zeitweise unabhängig,
zeitweise ausländischen Mächten, wie dem Osmanischen- und später dem
Österreich-Ungarischen Reich einverleibt. Nach dem zweiten Weltkrieg folgten ein
paar Jahrzehnte als Teilrepublik in Tito's Jugoslawien. In den Jahren nach
dessen Tod in 1980, schürten populistische und nationalistische Emporkömmlinge
die Spannungen zwischen den drei ethnischen und religiösen Volksgruppen, dass
daraus 1992 ein Krieg entstand.
Wie
genau der Konflikt entstand, ist immer noch umstritten. Je nachdem ob man einen
Bosniaken (Moslem), einen Serben (Orthdox), oder einen Kroaten (Katholik)
fragt, kriegt man eine andere Version "der Wahrheit". Natürlich
halfen sowohl der Vatikan, als auch die anderen zwei grossen Sekten tüchtig
mit, ihre Schäfchen zu unterstützen. Insgesamt verloren mehr als 100'000
Menschen ihr Leben und 1.8 Mio. wurden vertrieben.
Auch
nach dem Ende des Bürgerkrieges 1995, gingen die "ethnischen
Säuberungen" noch über mehrere Jahre weiter. Nach einem Übereinkommen, haben
die Vertriebenen das Recht auf Rückkehr. Wer sich traute, erfuhr jedoch neue
Aggression und musste oft mitansehen, wie sein Wohnhaus niedergebrannt wurde,
und dies wurde - so unglaublich es tönt - leider zur Regel. Für uns ist Bosnien
und Herzegowina ein erschreckendes Beispiel dafür, wie einfach es für
nationalistische und religiöse Führer ist, den Normalbürger mit populistischen
Argumenten soweit zu manipulieren, dass er glaubt, es sei absolut akzeptabel
das Haus des Nachbarn zu zerstören. Wenn man weiss, dass Freundschaft und Ehen
zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen während der Tito Epoche normal
waren, ist dies um so schockierender! Die Gründe für diesen Hass (welcher schon
vor ein paar Jahrhunderten seinen Anfang nahm), sind umso absurder, wenn man
bedenkt, dass ursprünglich alle Menschen im Balkan eigentlich denselben
slawischen Hintergrund haben. Die gegnerischen ethnischen Gruppen entstanden
erst, nachdem die Machthaber verschiedener Besatzungsmächte ihrem neu
unterworfenen Volk, auch unter Gewaltanwendung, neue Religionen eintrichterten.
Später
begannen die Völker von BiH sogar "ethnische Unterschiede" zu
betonen, wie z.B. die Serben, die auf Kyrillische Buchstaben umstellten, und dies
obwohl sich ihre gesprochene Sprache überhaupt nicht von derjenigen der
Bosniaken und der Kroaten unterscheidet. Nicht nur in Bosnien und Herzegowina,
sondern im ganzen Balkan bestehen die ethnischen Unterschiede eigentlich nur in
den Köpfen!
Bosnien-Herzegowinas
heutige Grenzen wurden im Dayton-Abkommen von 1995 festgelegt. Die nun 3,9 Mio.
Einwohner teilen sich eine Landfläche von 51'197km2, die wiederum unterteilt
ist:
Übersetzung
eines Englischen Wikipedia Eintrags +++: …Bosnien
und Herzegowina hat eine Zweikammerlegislative mit einer auf drei Personen
aufgeteilten Präsidentschaft, in der jede ethnische Gruppe vertreten ist. Die
Macht der Zentralregierung ist aber stark eingeschränkt, da das Land stark
dezentralisiert ist und zwei autonome Gebiete enthält: die Federation von
Bosnien und Herzegowina. Die Republik Srpska, sowie als dritte Region, der Brčko
Distrikt, welche alle unter der Kontrolle einer lokalen Regierung stehen. Die
Federation Bosnien und Herzegowina ist schon für sich alleine sehr komplex und
besteht aus 10 Kantonen…+++Zitat beendet
Eine
wahrlich komplizierte Angelegenheit und leider können sich die Hitzköpfe noch
immer nicht einig werden.
Das
heutige Bosnien und Herzegowina, möchte nun gerne der EU beitreten. So wie wir
es aber erlebt haben, ist das Land noch Welten von Europa entfernt!
Bihać + Bosanska Krupa: unsere ersten Eindrücke
Selbst
20 Jahre nach dem theoretischen Frieden, sind Zeugen der Zerstörungen des
Bürgerkrieges noch allgegenwärtig, wo immer man hinkommt. Wir sammelten unsere
ersten Eindrücke dieses kriegsgeplagten Landes, nachdem wir am 19.
Oktober
2015 in Bosnien und Herzegowina eintrafen. Wir kamen im Nordwesten, in der Nähe
der Stadt Bihać an. Das Wetter
widerspiegelte die Atmosphäre: neblig, feucht und grau. Bihać hat ein
kleines Zentrum, wo es (natürlich) mehrere Kirchen und eine Moschee gibt. Bei
einigen Gebäuden waren die Kriegsschäden renoviert worden, andere waren immer
noch zerstört und bei vielen sah man deutliche Einschusslöcher. Sogar an einer
Statue sah man Schiessspuren. Viel mehr Menschen liefen auf der Strasse, oder
warteten auf einen Bus, als im nahen Kroatien. Trotzdem gab es auch
Verkehrsstau. Die Autos waren zwar nicht allzu neu, aber unerklärlicherweise oft
eher teure Marken, wie Audi, BMW oder VW.
Die
Natur ist echt lieblich. Wir folgten der guten Strasse entlang des Flusses Una,
welche uns von Bihać nach Bosanska
Krupa führte, wo wir ein Zimmer in einem Hotel nahmen. Seine Lage auf einer
Insel in der Una war sehr schön. Leider können wir über die Stadt selbst nicht
dasselbe sagen. Verschiedene wunderschöne Kirchen und Moscheen bildeten einen
Kontrast zu den übrigen Gebäuden. Fast die Hälfte der Wohn- und Geschäftshäuser
war immer noch zerstört oder verlassen. Viele der bewohnten Häuser waren immer
noch mit Einschusslöchern "dekoriert" und häufig wurden die
Geschäftslokale im Erdgeschoss zweckentfremdet genutzt. Da viele
Geschäftsinhaber den Krieg nicht überlebten oder im Rahmen der "ethnischen
Säuberungen" vertrieben wurden, werden nun viele Ladenlokale als
Notunterkünfte genutzt. Hinter vielen Schaufenstern, fiel uns auf, unter welch
einfachen Bedingungen viele Bosnische Familien hausen. Hinter anderen sahen
wir, wie Feuerholz, Reifen oder Heu gelagert wurde. Ganz offensichtlich hat der
Krieg auch die Wirtschaft zerstört und da es immer noch Spannungen gibt, stehen
finanzkräftige Investoren nicht Schlange. Logischerweise ist auch die Arbeitslosigkeit
extrem hoch - vielerorts über 40%! Jobs werden eher nach der Höhe der
Schmiergelder, als nach Qualifikationen vergeben und wer Arbeit hat, wird darum
beneidet. Weiter wird gemunkelt, dass fast jede Regierungsstelle dreifach
vergeben sei. Es lässt sich darüber streiten, ob dies gut oder schlecht sei.
Offensichtlich werden hier Steuergelder verschwendet, eine effiziente
Administration würde aber die Arbeitslosigkeit nur noch weiter anheben...
Im
Generellen erlebten wir Bosnier als warmherzige Menschen und mit so viel Armut
müssten sie einem eigentlich leidtun. Im Wissen darum, dass es sich um eine
selbstgemachte Misere handelt, kommt dieses Gefühl aber nicht auf! Wenn das
Fussvolk eher den populistischen Hass-Parolen seiner ethnischen und religiösen
Führern glaubt, als selbst zu denken, muss es auch mit den Konsequenzen leben.
Haben sie denn wirklich geglaubt, dass sie mit herumschiessen weiter kommen?
Schade ist nur, dass die skrupellosen Rädelsführer meist schadlos davonkommen
und wieder einmal mehr, nur das gemeine Fussvolk darunter leidet. Je nachdem,
welcher ethnischen- oder religiösen Gruppe sie angehören, sind sie felsenfest
von IHRER Version des Geschehens überzeugt.
Und
was passiert gerade jetzt im Herzen Europas? Es scheint, als ob niemand etwas
gelernt hätte! Im Jahr 2015 demonstrieren Kosovaren gegen ein von der EU
vermitteltes Abkommen, das die Spannungen mit den Serben lindern soll. In
Deutschland demonstrieren Zehntausende für die rassistische Pegida Bewegung und
in der Schweiz stimmen 30% für die rechtspopulistische SVP. In Bosnien und
Herzegowina begann alles ebenso harmlos - bzw. naiv! Vielleicht müssen unsere
Schweizer Landsleute auch bald mit den Konsequenzen leben.
Zurück
nach Bosanska Krupa: ein Restaurant zu finden, war eher schwierig. Es gab
jedoch unzählige Café Bars, Fast-Food Buden und sogar dutzende von Discos und
Nachtlokalen. Es scheint so, als ob die Bevölkerung bereit ist, sich oft mit
etwas zu verwöhnen, das nicht allzuviel kostet. Mit Kaffee und Kuchen konnte
man sich bereits für 1 KM verwöhnen (2 Konvertible Mark=1 Euro). Wir hatten
auch den Eindruck, dass die Einheimischen dazu tendieren, ans Schicksal zu
glauben. Wir sahen jedenfalls eine unglaubliche Anzahl an Annahmestellen für
Lottoscheine und Sport-Wetten, ein Phänomen das wir später im ganzen Land
vorfanden.
Una Nationalpark: klein aber fein
Auch
das Navigieren auf der Strasse erwies sich als trickreicher, als in anderen
Ländern. So funktionierten beispielsweise unsere beiden Navigationssysteme so
gut wie gar nicht. So waren wir froh, dass auch BiH auf unserer Kroatienkarte eingezeichnet
war. Da wir viel über schlechte Strassen gelesen hatten, entschieden wir, uns
an die fett gedruckten "roten" Hauptstrassen zu halten. Nun gut,
schon an unserem zweiten Tag auf der Strasse, entpuppte sich unsere ausgewählte
Hauptstrasse als enger, aber ausserordentlich gut markierter Waldweg. Die
Landschaft war erneut wunderschön, der Wald zeigte sich in den schönsten
Herbstfarben und es hatte kaum Verkehr. Es dauerte zwar etwas, aber
schlussendlich erreichten wir wieder eine asphaltierte Strasse und schon bald
ging's weiter in den schon fast etwas "touristischen" Una Nationalpark. Super, dachten wir
uns. So sollte es nun einfach sein, etwas zum Mittagessen zu finden. Nun gut, die
ersten beiden Lokale, bei denen wir stoppten, schienen entweder geschlossen,
oder verlassen. Bei einer Kaffee-Bar schlug man uns vor, im nebenanliegenden
Supermarkt Zutaten für ein Brotzeit zu holen. Nur dumm, dass dort das Brot
schon ausverkauft war. Deshalb schlug uns der Barbetreiber ein anderes
Restaurant, etwa 5km weiter, vor. Nachdem wir dort geklingelt hatten, kochte
uns die Wirtin ein paar Ćevapčići, und servierte sie mit eher
schmutzigem Besteck, auf eher schmutzigen Tellern, die sie auf einem Tischtuch im
selben Zustand platzierte…
Na ja. Zumindest waren wir nun ganz nah bei der Hauptattraktion des
Nationalparks am Fluss Una: den Wasserfällen bei Martin Brod. Hast du gelesen,
was wir über den Kroatischen Plitvicer Nationalpark und dessen 1,2 Mio.
Besucher geschrieben haben? Diese werden alle an zwei Eingängen abgefertigt.
Hier in Bosnien und Herzegowinas Una Nationalpark sahen wir hingegen keine
anderen Touristen. Nebenbei bemerkt; wir fanden auch nirgendwo eine Statistik
über die Besucherzahlen. Wer aber hierher kommt, kann zwischen fünf bemannten
Eingängen auswählen. Leider konnten wir weder die Statistik, noch die Finanzen
positiv beeinflussen, da die Parkwächter fünf Minuten vor unserer Ankunft
abgezogen sind. Somit bestaunten wir die beeindruckenden Wasserfälle umsonst.
Auch hier entsprach die Wassermenge eher dem Frühling, als dem Herbst, d.h. die
Fälle waren enorm tosend.
Drvar:
Bürger, so unreif wie es nur geht
Wir
folgten der Strasse oberhalb der sehr eindrücklichen Schlucht des Unac Flusses.
Gegen Abend erreichten wir Drvar, wo
wir im einzigen Hotel übernachteten. Dieses Dreisterne-Hotel sah zwar von
aussen ziemlich nobel aus, entpuppte sich aber bei genauerem Hinsehen, als eher
heruntergekommen. Man versuchte Geld zu sparen, wo immer es ging und ehrlich
gesagt, würde es uns nicht wundern, wenn das Hotel noch vor Ende Winter Konkurs
anmelden müsste. Nur wenige Glühbirnen funktionierten und unser Zimmer war
feucht und sehr kalt.
Drvar
ist eine, der vom Bosnienkrieg am schwersten in Mitleidenschaft gezogenen
Städte. Wir mussten das Hotel nicht einmal verlassen, um zu sehen in welch
schlechtem Zustand sie noch immer ist. Die wenigen Gebäude um uns herum waren
alle zerstört oder verlassen - ausser der Kirche natürlich. Wenn man ein Land
nach einem Bürgerkrieg wieder aufbaut, muss man natürlich Prioritäten setzen! Nur
schade, dass Frömmigkeit während des Krieges nicht wichtig war!
In
Drvar gingen die ethnischen Säuberungen auch unter den Augen von mehreren
hundert Mitgliedern der UN Friedenstruppen weiter. Im Jahr 1998, zweieinhalb
Jahre nach dem Friedensvertrag von Dayton, mussten diese von
Friedensüberwachung, zur Durchsetzung des Friedens, übergehen. Die UNO hatte
gar keine andere Wahl, nachdem der Vizebürgermeister einen
"Volksaufstand" orchestriert hatte. Dieser gipfelte darin, dass der
Bürgermeister fast zu Tode geprügelt wurde, und die Häuser der vertriebenen,
aber rückkehrwilligen Mitbürger angezündet wurden. Auch UNO Fahrzeuge wurden
vandalisiert. Wir fanden folgenden Artikel eines Kanadischen Professors, der
einen interessanten Einblick vermittelt, vor welchen Problemen die
(Kanadischen) Friedenstruppen während ihres 8 jährigen Einsatzes in Drvar
standen. http://peacemagazine.org/archive/v20n3p16.htm (in Englisch)
Was
wir auf den nächsten 100 Kilometern zwischen Drvar und Livno sahen, war
wiederum sehr schön, wenn man die Natur beurteilt, aber sehr hässlich, wenn man
die Zivilisation beurteilt! Vor allem in diesem Gebiet, warnen sehr viele
Schilder vor Landminen, denen alljährlich noch mehrere Personen zum Opfer
fallen.
Obwohl es sich um eine eher einsame Region handelt, lagen in allen Dörfern und
Weilern entlang unseres Weges, 90% der Bauernhöfe, Wohnhäuser und Fabriken, in
Schutt und Asche. Sie standen noch genauso da, wie man sie im Bürgerkrieg durch
Granatenbeschuss und Niederbrennen hergerichtet hatte. Man bestätigte uns, dass
die meisten Häuser zerstört worden sind, NACHDEM der Friedensvertrag in Kraft
getreten war. Auch hier haben nationalistische "Anführer" jeder
Couleur, so viel Öl ins Feuer gegossen, dass die manipulierten Bürger mit den
"ethnischen Säuberungen" weitermachten, bis fast jedes Haus zerstört
war - auch das eigene! Diejenigen, die zurückkehren wollten, wurden manchmal
wie Tiere geschlachtet.
Um Livno hat sich das Bild zum Besseren
gewandt. Dank ausländischer Hilfe wurden die meisten der demolierten Häuser
wieder renovierte, zumindest äusserlich. Als wir zu einer jungen Frau sprachen,
hörten wir den unglaublich ironischen Satz: "jetzt mangelt es uns an
Arbeitgebern und Konsumenten, wir müssten hier mehr tatkräftige Leute
haben". Wer hat mit den Vertreibungen begonnen? Die heutigen Probleme sind
alle hausgemacht! Tut uns leid, sie tun uns nicht leid!
Mostar:
wozu ist eine Brücke gut?
Entlang
verschiedener Karstgebirge, Hochebenen, Hochmooren, und entlang diverser Flüsse
und grosser Seen, erreichten wir bis zum Abend Mostar. Mit viel Glück fanden wir ein Zimmer in einem neu
renovierten Hotel, und dies erst noch viel näher an der Altstadt, als wir dies
zu hoffen gewagt hatten. Mostar war der erste von uns besuchte Ort in BiH, der
eine grössere Anzahl ausländischer Touristen anzog. Nicht viele übernachteten
hier, sondern kamen eher mit einer Bus-tour von Kroatien. Das Besuchermagnet
ist "Stari Most". Der Name übersetzt sich als alte Brücke, doch sie
war eigentlich brandneu, als sie 2005 in die Liste des Weltkulturerbes
aufgenommen wurde. Wie so viele andere Kulturgüter, war die 427 Jahre alte
"Stari Most", 1993 während des Bürgerkrieges komplett zerstört
worden. Mit finanzieller Unterstützung aus aller Welt, wurden sowohl die
Brücke, als auch die eher kleine Altstadt wieder aufgebaut.
Mostar
hat eine lange Geschichte von Besetzungen und Kriegshandlungen. Eines der
dunkelsten Kapitel wurde aber erst im Bosnienkrieg, zwischen 1992 und 95
geschrieben. Zu Beginn kämpften Kroaten und Bosniaken Seite an Seite, gegen die
Serben. Der Sieg wurde gefeiert, indem man einen neuen Krieg anzettelte;
diesmal zwischen den ehemals verbündeten: Bosniaken gegen Kroaten. Am Ende
dieser Konflikte zwischen den ethnischen Gruppierungen, sah Mostar so aus, wie
Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg.
Obwohl
die berühmte Brücke restauriert wurde, konnte sie die Kluft zwischen den
Volksgruppen nicht überbrücken. Seit dem Ende des Bürgerkrieges sind Mostars
110'000 Einwohner durch den Fluss Neretva getrennt; die Kroaten leben am
Westufer und die Bosniaken am Ostufer. Der Anteil der Serben ist von ehemals
19% auf weniger, als 1% geschrumpft.
Die
zwei-Stadtteile "Apartheid" wurde 2004 "formell
aufgehoben". Seither besteht Mostar aus sechs Stadtbezirken, die
eigentlich eine Einheit bilden sollten. Die Leute sind aber bis heute entzweit.
So sehr, dass man sich immer noch über eine gemeinsame Verwaltungsstruktur
streitet. Aus diesem Grund konnten seit 2008 keine Lokalwahlen mehr abgehalten
werden. Die Lokalpolitiker scheinen auf jeden Fall eh lieber ihre Partnerstädte
zu besuchen, denn die Probleme ihrer Gemeinde zu lösen. Die von uns besuchten
Ortschaften hatten bis zu 16 Partnerstädte.
Als
wir durch Mostar schlenderten, erhielten wir den Eindruck, dass die Stadt nur
langsam Fortschritte macht. Auch wenn wir uns inzwischen schon fast daran
gewöhnt hatten, zerstörte Gebäude zu sehen, war die Anzahl solcher Mahnmale,
nur gleich um die Ecke des renovierten Stadtzentrums, immer noch schockierend.
Darunter waren grosse Wohnblocks, Schulen, Spitäler, Gemeinde- und
Einkaufszentren. Wo aber renoviert wurde, ist dies oft sehr verschwenderisch
geschehen, und dies nicht nur bei Kirchen und Moscheen, welche wie überall, in
Hochglanz dastehen. Im Gegensatz dazu, erhielten wir den Eindruck, dass die
Bosnischen Moslems einen eher liberalen Islam praktizieren, sogar erotische
Werbung war nichts ungewöhnliches.
Republik Srpska: Ljubinije und Trebinje
Am
24. Oktober 2015 verliessen wir Mostar und fuhren weiter nach Ljubinje, einer Ortschaft in der
Halbautonomen Republik Srpska. Hier erschien das Dorfleben friedlich und viele
Menschen spazierten und schwatzten auf den Gehsteigen. Natürlich gab es auch
hier ein paar Zeugen des Bürgerkrieges, aber sogar die verlassenen Gebäude
waren mit einer minimalen Renovierung kaschiert worden. Nur wer bewusst nach
Spuren des Krieges suchte, fand diese. Die allerschönsten Gebäude dieses
Serbischen Ortes, waren eine grosse Orthodoxe Kirche, die direkt neben einer
kleinen Moschee und einer kleinen Kapelle steht. Auch hier gab es überall
Kaffe-Bars, Wettbüros und Diskotheken.
Unsere
Weiterfahrt führte entlang von Kalksteinbergen und der fruchtbaren Ebene Popovo
Polje nah Strujići. Der Charakter dieser Ebene ist vor allem deshalb sehr
speziell, weil grosse Wassermengen im porösen Kalkgestein versinken und
andernorts als Quellen wieder heraussprudeln. Sogar noch mehr Kapriolen
vollführt der Fluss Trebišnjica, ein klassisches Sinkgewässer bzw. Karstfluss.
Man überlegt sich, die magische Energie des Wasserdurchlaufes im Karst für ein
grenzübergreifendes unterirdisches Kraftwerk zu nutzen, dem sogenannten Projekt
"Systems Gornji horizonti".
Momentan
wird das Wasser des Flusses Trebišnjica nur auf viel einfachere Art genutzt.
Grosse hölzerne Mühlenräder schöpfen Wasser zur Bewässerung.
Trebinje, immer noch in der von Serben
dominierten Republik Srpska, war unser letzter Stop in Bosnien und Herzegowina.
Wir machten einen Umweg um diese Ortschaft zu sehen, von der unser Reiseführer
schwärmte, dass sie eine der schönsten im Lande sei. Nun gut, von weitem sah
sie recht ansprechend aus, von der Nähe, waren wir aber nicht sonderlich
beeindruckt. Die bescheidenen Preise in den vielen Lokalen ziehen wohl vor
allem Bewohner des nahegelegenen Kroatiens an.
Schlussgedanken zu Bosnien und Herzegowina
Uns
hat Bosnien und Herzegowina wohl eher die Augen geöffnet und schockiert, als
charmiert! Wie schon erwähnt, ist es schockierend zu realisieren, wie einfach
populistische und Nationalistische Führer so viel Hass streuen können, dass
langjährige Nachbarn plötzlich glauben, sie seien Feinde. So viel Hass, dass
Menschen nicht davor zurückschrecken, das Eigentum der Nachbarn zu zerstören
und sie sogar brutal umzubringen! Selbst über 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg,
berücksichtigen zu viele für ihre Einkäufe und Geschäftsbeziehungen nur
Mitglieder ihrer eigenen Volksgruppe.
Uns
ist nun noch klarer als vorher, dass Populismus im Keim erstickt werden muss,
nicht nur im Balkan, sondern auf der ganzen Welt.
Unter
Druck der UN und der EU, leben die Anhänger der verschiedenen
Religionsgemeinschaften von BiH nun wieder in relativem Frieden zusammen. Tief
in ihren Herzen sind sie aber immer noch mit rassistischem Gedankengut
infiziert.
An
unserem letzten Tag im Land, sagten uns mehrere Angestellte des Hotels beim
Abschied wahrlich warmherzig, wie stark sie hoffen, dass wir zurückkehren mögen.
Momentan ist uns nicht danach. Es war einfach zu frustrierend zu sehen, dass in
den Köpfen von zu vielen Leuten die Ressentiments gegenüber den anderen
Volksgruppen noch nicht geglättet sind. Zudem gibt es nettere Orte zu besuchen,
als Kriegsgebiete.
Wir
können nur hoffen, dass zukünftige Generationen reifer werden, vergeben können
und Vorurteile vergessen. Mehr als 20 Jahre, nachdem die Weltgemeinschaft
Bosnien und Herzegowina den Frieden aufgezwungen hat, ist eine neue Generation
herangewachsen. Es ist nur traurig zu sehen, wie vom Leitfahrzeug eines
Hochzeits-Konvoys eine übergrosse Fahne geschwenkt wird. Es war nicht die
Flagge von Bosnien und Herzegowina, sondern diejenige der ethnischen Gruppe,
der das Hochzeitspaar angehörte, oder genaugenommen, die Flagge eines
Nachbarlandes, dem man eigentlich angehören möchte… Im ganzen Land sieht man,
in von Kroaten dominierten Regionen nur Kroatische Flaggen, in der Srpska
Region nur Serbische Flaggen, und in Bosniakischen Gebieten nur die Bosnische…
Wir hoffen ganz ehrlich, dass die Menschen von Bosnien und Herzegowina Freiheit
und Frieden finden werden, bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.
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BiH | Slowenien | Top |
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Dalmatien Dubrovnik Split |
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Kroatien: von Dubrovnik nordwärts durch Dalmatien
Am
24. Oktober 2015 überquerten wir die Grenze zurück nach Kroatien und besuchten Dubrovnik, ganz im Süden von Kroatiens
Dalmatischer Küste. Diese Stadt war zu Beginn des Kroatienkrieges, der von 1991
- 1995 dauerte, schwer getroffen worden. Bis im Jahr 2000, als wir zum ersten
Mal hier waren, hatte man die Altstadt bereits wieder gut aufgebaut. Seither
ist auch die alte Befestigungsmauer renoviert worden. Damit wurde Dubrovnik zu
einer noch attraktiveren Stadt, die nun Touristen aus aller Welt anzieht. Der
Besucherstrom scheint auch im Winter kaum nachzulassen. Während unserer 6 Tage
wimmelte es in der Altstadt tagsüber nur so von Touristen. Auch abends war
immer noch viel los, denn nun mischten sich auch die Leute der Umgebung unter
die Besucher.
Wenn
eine Stadt so beliebt ist, hat das natürlich auch seine Nachteile. Die Parkgebühren
z.B., waren mit Abstand die höchsten, die wir im ganzen Land bezahlen mussten!
Natürlich bieten viele Lokale durchschnittliches Essen zu
überdurchschnittlichen Preisen an. Wenn man sich aber in Ruhe umsieht und sich
nicht von einem sogenannten "Animator" in eine Touristenfalle
hineinziehen lässt, findet man unter den hunderten von Lokalen auch einige
hervorragende Schlemmertempel.
Jetzt
im Herbst kamen die meisten Besucher mit Kreuzfahrtsschiffen oder Bustouren.
Letztere übernachteten in grossen Hotels etwas ausserhalb. Somit waren
Privatzimmer nicht mehr so stark gefragt. Wir hatten widerum Glück ein
superschönes "Sobe", ein Zimmer bei einer einheimischen Familie zu
finden. Unsere über 80 jährigen Schlummereltern verwöhnten uns mit kleinen Extras,
wie frisch gebrautem Kaffee zum Frühstück, wie auch mit Fruchtsaft und
hausgemachten Torten am Nachmittag.
Insel Korčula: wie die "Queen" einen abgelegenen Ort verändert
Mit
guten Erinnerungen verliessen wir Dubrovnik am 30.10.15 und fuhren nordwärts.
Entlang der Küstenstrasse waren wir fast alleine. Im Dorf Ston, am Schaft der Halbinsel Pelješac, änderte sich dies aber
wieder schlagartig. Weil eine 5km lange Befestigungsmauer, die vor langer Zeit
an einem Hügel über dem Dorf gebaut wurde, ein bisschen der Chinesischen Mauer
gleicht, zieht diese ganze Busladungen von heimwehkranken Besuchern aus China
an.
Nachdem
wir über die lange Halbinsel nordwärts gefahren sind und mit einer Autofähre
zur Insel Korčula übersetzten,
waren wir wieder soviel wie die einzigen Ausländer. Uns gefiel das hübsche
Städtchen Korčula mit seiner gut erhaltenen Stadtmauer sehr gut. Obwohl
die Stadt mit gleichem Namen wie die Insel, auch als Mini-Dubrovnik bekannt
ist, scheinen die Urlauber den Ort bereits nach den Sommerschulferien verlassen
zu haben.
Wiederum
fanden wir ein breites Angebot an Privat-Zimmern und Ferienwohnungen. Als wir
aber nach einem Lokal fürs Abendessen Ausschau hielten, war die Auswahl
hingegen sehr bescheiden. Nicht dass es kaum Restaurants gegeben hätte, die
meisten waren einfach bereits im Winterschlaf. Am nächsten Morgen änderte sich
dies aber schlagartig. Mindestens zwanzig Lokale hatten wieder eröffnet und um
die Mittagszeit wimmelte es in allen von Leuten. Wir sahen zwar keinen roten Teppich,
aber bald war klar, dass "die Queen" im Ort angekommen ist.
Genaugenommen: das Kreuzfahrtsschiff Queen Elizabeth.
Nachdem
die Britische Invasion abgezogen war, kehrte wieder Frieden ein. Am nächsten
Tag war Allerheiligen, Sonntag 1. November,
und die Insel war sogar noch ruhiger, als an unserem Ankunftstag. Beim
Besteigen des Hügels hinter Korčula, hatten wir wunderschöne Sicht auf die,
auf einem Felsvorsprung liegende, kuppelförmige befestigte Stadt. Zuoberst
standen wir vor einem mächtigen Wehrturm: dem Forteca. Er wurde 1813 von der
damaligen Englischen Besatzungsmacht gebaut und Fort Wellington getauft.
Da
wir auf den Rest der Insel neugierig waren, fuhren wir über die bewaldeten
Hügel ins Landesinnere. Wie auf den meisten Inseln in der Adria, gibt es auch
auf der 270km2 grossen Insel Korčula ein paar Gebirgszüge.
Vierzehn von Kroatiens 60-88 Inseln (je nachdem, ab welcher Grösse ein Fels als
Insel gilt…) sind grösser als 50km2. Auf den meisten gibt es
300-600m hohe Hügelzüge. Vidova Gora auf Brač, ist mit seinen 780m der
höchste "Gipfel" auf den Adriatischen Inseln.
Somit
waren wir überrascht, mitten auf Korčula eine flache bewirtschaftete Ebene
zu finden. Nachdem wir Smokvica an der Südküste erreicht hatten, kamen wir
durch eine sehr einsame Gegend. Es hatte aber immer wieder Ferienhäuser, und
diese schienen vor allem von Skandinaviern bewohnt zu sein. Zu den grösseren
Dörfern gehören Blato auf der grünen westlichen Inselhälfte, sowie Vela Luka
(übersetzt grosser Hafen) ganz im Westen.
Am
Montagabend waren wir die einzigen Gäste im Lokal, von dem wir denken, dass es
das beste im Ort Korčula sei. Als wir mit der Wirtin sprachen, erfuhren
wir, dass es während der vergangenen fünf Monate unmöglich gewesen sei, einen
Tisch zu bekommen, wenn man nicht entweder für 18:30h oder 21:00 Uhr reserviert
hatte.
Hvar:
bekannt als Nobel-Badeferieninsel
Unser
nächstes Ziel war die Insel Hvar, die wir entweder durch eine lange Autofahrt
und zwei kurze Fährquerungen, oder durch zwei kurze Autofahrten, sowie einer
langen und einer kurzen Querung mit Autofähren erreichen konnten. Wir brachen
von Korčula auf und erreichten, nach 10 minütiger Überfahrt, die Halbinsel
Pelješac. Dort gönnten wir uns als erstes in Orebić ein leckeres
Frühstück. Während wir im Kaffee sassen, kam Wind auf und die See wurde recht
rau. Überraschenderweise war das Meer auf der anderen Seite des Peninsulas
total ruhig. So entschieden wir uns für die einstündige Autofähre von Trpan
nach Ploče auf dem Kroatischen Festland. Dies ersparte uns etwa 150km
Autofahrt, sowie zwei Grenzkontrollen, da wir somit den Neum-Korridor durch
Bosnien-und-Herzegowina vermieden. Stattdessen mussten wir nur eine halbe
Stunde fahren, bis den Hafen von Drvenik erreichten, wo wir gleich die
20-Minütige Autofähre nach Sućuraj nehmen konnten. Nun waren wir also auf
der Insel Hvar. Nach einem Mittagessen hatten wir noch 80km, meistens sehr enge
und sehr langsame Strasse vor uns, bevor wir Hvar, die grösste Ortschaft der Insel Hvar, erreichten.
Da
viele der 10'000 Inselbewohner mit der Olivenernte beschäftigt waren, verwies
man uns an eine der wenigen Unterkünfte, wo die Vermieterin Zeit hatte,
Touristen zu beherbergen. Preiswerte Privatzimmer und Ferienwohnungen findet
man im ganzen Land und sie eignen sich ideal, um Kroatien zu erkunden.
Die
alten Steinhäuser von Hvar gruppieren sich um einen, grossen mit Kopfstein
gepflasterten Hauptplatz, direkt neben einer hufeisenförmigen Bucht. Es war
sehr hübsch, aber Kroatien hat ja viele aussergewöhnlich schöne Ortschaften. Da
diese Insel gut mit der Grossstadt Split verbunden ist, ist sie zu gewissen Zeiten
wohl ziemlich überlaufen. Auch im November sahen wir immer noch Bus- bzw.
Bootsladungen mit Asiaten, obwohl die meisten Touristengeschäfte bereits
geschlossen hatten.
Da
Hvar im Sommer anscheinend ein eher gut betuchtes Publikum anzieht, gibt es eine
grosse Auswahl an noblen und teuren Hotels und Restaurants. Das Auswärtsessen
hat uns aber trotzdem nicht in den Ruin getrieben. Die noch geöffneten Lokale
boten ein eher gutes Preis-Leistungs Verhältnis. Wenn man in der Nebensaison
unterwegs ist, merkt man, wie aufgeblasen die Preise in der Hochsaison sein
müssen. Mit fast jeder Mahlzeit erhielten wir nun Rabatte und Speisen auf
Kosten des Hauses. Getränke wurden teilweise offeriert, oder kosteten nur noch
halb soviel, bestellte Nachspeisen wurden nicht verrechnet, wir erhielten 10%
Rabatt, oder eine Musik CD als Souvenir.
Wie
im ganzen Land, lieben es die Leute, sich täglich im Kaffehaus zu treffen und
solche am Wasser waren ausgesprochen beliebt. Am Morgen zogen sie besonders
viel Publikum an, aber eigentlich waren sie bis am späten Abend gut besucht. Es
scheint so, als ob Kroaten (genauso wie die meisten Osteuropäer - von den Polen
abgesehen), eher bei Kaffee und Cola, als bei Alkoholischen Getränken
zusammensitzen. Es ist schön zu sehen, dass es immer noch Länder gibt, wo die
Leute genug Menschenverstand haben, zu realisieren dass, sie auch eine gute
Zeit haben können, ohne viel Geld zu verschwenden, damit sie am Schluss noch
einen Kater kriegen. Wir haben den Verdacht, dass man die Schnäps-chen, die in
Touristenlokalen häufig offeriert werden, nur brennt um ausländische Gäste zu
mehr Trinkgeld zu bewegen…
Wir hatten
Glück, dass das sommerliche Wetter und die warmen Temperaturen wochenlang, bis
in den Spätherbst, anhielten. Nur Schade, dass auf Hvar niemand mehr
hausgemachtes Eis verkaufte. Wenigstens konnte niemand die Strände
"schliessen" und so nahmen wir zweimal die Gelegenheit wahr, uns
nochmals in der Sonne zu aalen.
Um
etwas von der Insel zu sehen, besuchten wir die nahegelegene Ortschaft Stari Grad. Weil hier nun wirklich
schon fast alle Geschäfte im Winterschlaf waren, war es extrem ruhig. Während
wir durch die malerischen Strassen und Gassen schlenderten, entdeckten wir den
mittelalterlichen Charme dieser kleinen Altstadt. Witzigerweise steht das
Kroatische Wort "stari" für alt und "grad" für Stadt. So
wundern wir uns, ob Stari Grad einen anderen Namen hatte, als es neu war.
Split:
eine erfrischende Hafenstadt
Am 9.
November 2015 verliessen wir Hvar, und kehrten zum Festland zurück. Die
staatliche Fährgesellschaft Jadrolinija verbindet die vielen
Kroatischen Inseln in der Adria mittels eines grossen Netzwerks von Passagier-,
Fracht-, und Autofähren. Eine dieser Autofähren brachte uns nach einer ruhigen,
zweistündigen Überfahrt, direkt ins Zentrum von Split. Wie immer war das Entladen
wieder so effizient, wir würden dies eher chaotisch nennen. Die Ausfahrtsrampe
wird bereits heruntergelassen, während das Schiff noch im Hafen manövriert. Die
Motoren der Autos werden gestartet und eine Sekunde nachdem die Fähre gedockt
hat, bekommen sowohl die Fusspassagiere, als auch die Fahrzeuge sämtlicher
Spuren, vom Personal das Zeichen zur Ausfahrt. Alle gleichzeitig! Da sich die
Fähre hier direkt ins Stadtzentrum entlud, standen die ersten Fahrzeuge bereits
im Stau, bevor die letzten überhaupt vom Boot fahren konnten.
Mit
350'000 Einwohnern ist Split die zweitgrösste Stadt Kroatiens. Aus der Ferne gleicht
es einer Betonwüste. Im Zentrum hingegen, sieht man davon überhaupt nichts.
Splits Promenade ist gesäumt von netten Kaffeehäusern. Überall wimmelte es nur
so von Menschen, die vom guten Wetter profitierten. Vielerorts konnten wir
wieder hausgemachtes Eis kaufen. In einer Grossstadt wie Split, pulsiert das
Leben, egal ob die Touristenmassen schon abgereist sind, oder nicht.
Mit
viel Glück fanden wir, direkt am Rande der Altstadt, eine Pension mit
Parkplatz. Nun gut, Parkplatz hiess, die Eigentümer haben zusätzlich zum
Familienauto noch eine alte Rochel, die man einzig dafür einsetzt, auf den
wenigen öffentlichen Parkfeldern direkt vor dem Gästehaus, Parkplätze für die
Gäste zu reservieren! Für Kuna 375 (€ 50) war dies zwar das teuerste Zimmer,
das wir in Kroatien hatten, wenn man aber die Lage, Aussicht und den hohen
Standard in Betracht zieht, war es ganz sicher nicht überteuert.
Splits
charmante Altstadt mit ihren vielen Plätzen, gilt als Weltkulturerbe. Die
Hälfte des historischen Zentrum wird vom " Diokletianspalast " eingenommen.
Beim Umherschlendern, nimmt man aber von diesem riesigen Römischen "Palast"
überhaupt nichts wahr. Heutzutage ist er nicht viel mehr als ein, von
Stadtmauern umgebener, Teil der Altstadt, in dem sich Wohn- und
Geschäftshäuser, Restaurants und vieles weitere befinden. Die Gebäude innerhalb
dieses riesigen Komplexes, wurden im Jahr 305 erbaut und dienten als Alterssitz
für den früheren Kaiser Diocletian und sein Gefolge. In den folgenden
Jahrhunderten hat man die Häuser renoviert und umgebaut, um den
zeitgenössischen Bedürfnissen der Normalbürger gerecht zu werden.
Split
hat nicht nur ein attraktives Zentrum, sondern auch eine ausgedehnte,
attraktive Strandpromenade. Spazierwege entlang des Wassers führen in beide
Richtungen und wenn immer wir an einem Strandabschnitt vorbei kamen, war dieser
recht beliebt und es gab oft noch ein paar Wasserratten, die von der
aussergewöhnlich warmen Novembersonne profitierten. Es war schön zu sehen, dass
die Strände auch bei Einheimischen, und nicht nur Touristen, beliebt sind. Ganz
zufällig kamen wir an einen FKK Strand. Spontan gesellten wir uns dazu, und
genossen das Privileg, die einzigen Ausländer zu sein. Bei unserer Reise
entlang der Dalmatischen Küste ist uns schon positiv aufgefallen, dass es zu
einem FKK Strand nie weit ist. Wir hätten aber trotzdem nicht erwartet, so nahe
der Stadt einen zu finden. Nach der Mittagszeit zogen die jüngeren wieder ab,
da sie zurück zur Arbeit mussten. So wurde uns wieder bewusster, welch ein
Privileg es ist, als Dauerglobetrotter unterwegs zu sein.
Ausser
von Schlemmerlokalen, die wir in Split ebenfalls einfach fanden, möchten wir
auch vom Marjan Waldpark schwärmen. Man hat einen grossen Tunnel gebaut, um den
Park vom motorisierten Verkehr zu befreien. Kilometerweit werden nun die
ehemaligen Hauptstrassen enthusiastisch von Fussgängern und Radfahrern genutzt.
Der 3km lange Park umfasst einen Hügel, der die lange Zunge einer Halbinsel
bildet. Im Süden gibt es hohe Felswände mit alten Höhlenwohnungen.
Trogir und Šibenik: zwei charmante Städtchen auf unserem Weg nordwärts
Als
wir Split verliessen, war es bereits der 13. November 2015. Im schönsten
Sonnenschein fuhren wir der Küste entlang nordwärts, bis zum befestigten
Städtchen Trogir. Wie in anderen
Touristenorten auch, sah man auch hier überall Handwerker, welche die
historischen Gebäude im Zentrum, und die Touristengeschäfte renovierten und
erweiterten. In Kroatien können normalerweise die letzten Sommerurlauber den
ersten Bauleuten die Hand geben. Die einheimischen Geschäftsleute reinvestieren
das mit dem Tourismus verdiente Geld, lange bevor die nächste Saison beginnt,
oder wie sich einer unserer Vermieter ausdrückte: "wir haben alle etwas
von der Deutschen Mentalität angenommen: schaffe schaffe Häusle bauen".
Wir
spazierten durch die hübschen Gassen von Trogirs uraltem Zentrum und
bewunderten die mächtigen, mittelalterlichen Gebäude. Um möglichst viel von der
Stadt und ihrer Befestigungsmauer zu sehen, überquerten wir die Brücke nach
Otok Čiovo. Der historische Teil von Trogir liegt auf einer kleinen Insel,
eingeklemmt zwischen dem Festland und der viel grösseren Insel Čiovo.
Während wir durch den Hafen kamen, bemerkten wir die vielen luxuriösen
Mietjachten, die auf finanzkräftige Kunden warteten. Uns ist vorher schon
aufgefallen, dass Bootsvermietung entlang Kroatiens Küste zu einem blühenden
Geschäft geworden ist. Die wirklich reichen hingegen, mieten sich kein Boot,
sondern besitzen eines. Die Reichen wissen aber auch, wie man Geld spart.
Deshalb übergeben viele stolze Jachtbesitzer ihr Spielzeug einer preiswerten
Kroatischen Werft zum Service und zum Überwintern.
Auf
unserer Weiterfahrt, kam die Silhouette eines weiteren pittoresken Örtchens in
Sicht: Primošten, das an einem Hügel
klebt, der ins Meer hinaus ragt. Da dort die Gehsteige bereits über den Winter
hochgeklappt waren, fuhren wir nach Šibenik
weiter. Hier fanden wir für 225 Kuna (€ 30.-), ein schönes und grosses
Appartement samt Garage.
Diese
Küstenstadt mit etwa 50'000 Einwohnern, machte keinen Winterschlaf, sondern
erfreute uns mit ihrem ursprünglichen Kroatischen Charakter. Es ist zwar
überhaupt kein herausgeputztes Touristenstädtchen, aber längstens geschichtsträchtig
und schön genug, um Reisegruppen aus Asien anzuziehen, selbst im November. Šibenik
begeistert auch dank seiner langen Promenade entlang des Wassers. Am Ende des
Strandes fand gerade ein Angler-Wettbewerb statt. Wir vermuten, dass das
Organisations-Komitee davon ausging, dass die Teilnehmer nicht allzu
erfolgreich sein werden. Ansonsten hätte man einen Grill vorbereitet, statt
Risotto serviert…
Gleichentags
kamen wir noch an einer anderen Veranstaltung vorbei. Verschiedene Chöre und
Volkstanzgruppen gaben auf einem Platz ihr Bestes, wenn auch der
Zuschaueraufmarsch enttäuschend klein war. So klatschten WIR halt so laut wie
wir konnten. Šibenik war ein sehr bereichernder, zweitägiger Stopp, in einer
ursprünglichen Kroatischen Stadt.
Am
Sonntag, dem 15. November 2015, nahmen wir eine lange Fahrt nordwärts in
Angriff, bei der wir an vielen Orten vorbei kamen, die wir auf unserem Weg
südwärts besucht hatten. Da es auf der Küstenstrasse kaum Verkehr hatte und uns
das neblige Wetter nicht zu vielen Stopps verleitete, schafften wir es bis Opatija, ganz zuoberst an der Kvarner
Bucht. Hier hatten wir am 5. Juni unsere Entdeckungstour durch Kroatien
gestartet, und somit hat sich der Kreis nun geschlossen. In der Zwischenzeit
haben wir nicht nur grosse Teile Kroatiens besucht, sondern auch 8 weitere
Länder in Zentral- und Osteuropa.
Jetzt
im Jahr 2015, erlebten wir Kroatien viel angenehmer, als bei unserem ersten
Besuch vor 15 Jahren. Sozusagen als Abschiedsgeschenk, belohnten wir uns mit
einem letzten Essen in einem Gourmet-Restaurant, bevor wir tags drauf nach
Slowenien weiterfuhren.
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Slowenien: ein modernes, gut entwickeltes Land
Am
16. November 2015 überquerten wir die Grenze von Kroatien nach Slowenien. Für
über tausend Jahre war Slowenien umkämpft zwischen den Römern, Byzantinern und
den Ostfranken. Später kam das Land unter Kontrolle der Habsburger, des
Österreichisch-Ungarischen Reiches und Titos Jugoslawien.
Am
25. Juni 1991 erklärte sich Slowenien unabhängig, was einen 10 tägigen Krieg
mit Jugoslawiens Armee provozierte. Im Gegensatz zu den meisten andern
Balkanländern, gab es aber in Slowenien KEINE "ethnischen Säuberungen".
Dank dem entwickelte sich das Land viel schneller, als die anderen, die aus dem
ehemaligen Jugoslawien hervorgingen und wo sich die Spannungen zwischen den
ethnischen Gruppen auch heute noch nicht gelegt haben.
Das
heutige Slowenien hat eine Fläche von 20'273 km2 und gut 2 Mio.
Einwohner. Es ist seit 2004 Mitglied der EU und konnte bereits 2007 den Euro
einführen. Damit war Slowenien das einzige der 10 Neumitglieder, das die Bedingungen
so schnell erfüllte. Inzwischen ist sein Bruttonationaleinkommen
(BNE), sogar schon auf mittleren Euroschnitt angestiegen.
Schon
vor 15 Jahren, als wir Slowenien zum ersten Mal besuchten, erhielten wir den Eindruck
eines sauberen gepflegten Landes, das wirtschaftlich den anderen, ehemaligen
Ostblock-Staaten, einiges voraus hatte. Die Architektur der Wohnhäuser und die
Mentalität der Leute, entspricht viel eher derjenigen in den Österreichischen
Alpenregionen und derer im Italienischen Südtirol, als derjenigen der
Mittelmeer Regionen. Tatsächlich wird auf allen Seiten dieser Grenzen sowohl
Deutsch, als auch Slowenisch gesprochen.
Auch
während unserer diesjährigen, drei kurzen Aufenthalten, ist uns wieder aufgefallen,
wie freundlich, sprachbegabt und weitgereist die Slowenen sind. Es ist ein sehr
nettes Land mit viel Stil und wir hatten eigentlich geplant, wie vor 15 Jahren,
ein paar Wochen zu bleiben. Leider hat die Wetterprognose das Ende des
diesjährigen "endlosen Sommers" vorausgesagt, d.h. genau gesagt
Schneefälle, gefolgt von einer extremen Kältewelle. Normalerweise würden wir
dies nicht als ein Problem betrachten, mit unseren alten Sommerreifen hingegen,
würden wir wohl nicht weit kommen. So kamen wir zum Schluss, dass es weiser
sei, in der Schweiz unsere Winterreifen zu fassen, bevor wir stecken bleiben…
So
machten wir uns auf die Socken und legten die 700 Kilometer in die
Zentralschweiz in tatsächlich nur 4 (vier) Tagen zurück. Unseren einziger
Übernachtsstopp in Slowenien, machten wir in Kobarid. Im Sommer pilgern vor allem Rafter und Feinschmecker
hierher. Erstere suchen den Nervenkitzel einer Wildwasserfahrt auf dem Fluss Soča,
letztere kitzeln ihre Geschmacksnerven bei Mehrgänge-Menüs in den gepflegten
Lokalen, von denen gleich zwei zu den Besten des Landes gehören. Natürlich
hatten an diesem November Montag, alle ihren Ruhetag. Unser Zimmervermieter
riet uns, frühzeitig in die Pizzeria zu gehen, da diese vielleicht schliesst,
wenn keine Gäste auftauchen. Wie auch immer, das Lokal war jedenfalls stilvoll,
die Pizza gut, der Salat zwar ausgegangen, dafür wurden Kaffee und Nachspeise
offeriert.
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Österreich: über die Berge in die Schweiz
Am
nächsten Tag, dem 17. November 2015, verliessen wir Slowenien und fuhren nach
Italien. Auf einer sehr engen (Einspur)Strasse durchquerten wir das Val Resia,
bevor wir über die super breite und super schnelle Plöckenpass-Strasse nach
Österreich weiterfuhren. Schon bald erreichten wir das pittoreske Städtchen
Lienz, wo wir gerne ein paar Tage geblieben wären, wenn uns die vorhergesagten
Schneefälle nicht weitergetrieben hätten. So begnügten wir uns mit einer warmen
Mahlzeit und leckeren Torten in unserer Lieblings-Kaffeestube. Nun war es uns
gerade recht, dass die Österreicher schon fast Autobahnen über die Berge
bauten. So kamen wir zügig in den glamourösen Winterkurort Kitzbühel. Das schmucke Dorfzentrum gefiel uns sehr, doch als wir
nach Zimmern umherfragten, kriegten wir einen Preisschock. Wir sahen überhaupt
keinen Grund, weshalb ein Bett in einer Frühstückspension Mitte November, in
der absoluten Nebensaison, doppelt so viel kosten sollte, wie ein
gleichwertiges Zimmer in Salzburg im August.
Etwa 5km ausserhalb, fanden wir dann doch noch etwas zahlbares.
Am
nächsten Morgen fuhren wir über die Berge weiter nach Innsbruck. Wir haben diese Stadt schon mehrmals besucht, doch
diesmal hatte sie einen ganz anderen Charakter, da überall Weihnachtsmarkt war.
Es ist unglaublich, wie kommerziell Weihnachten geworden ist! Gleichzeitig
werden verschiedene Weihnachtsmärkte (in der Stadt) abgehalten. Die meisten
starteten schon Anfangs November, keiner schliesst vor dem 24. Dezember und
einige hoffen sogar bis zum 6. Januar auf kaufwillige Kundschaft.
Wir
hatten Glück, dass wir in derselben Frühstückspension, in der wir vor 20 Jahren
schon einmal nächtigten, ein Zimmer bekamen. Zwischenzeitlich ist es schön
renoviert worden, der Preis stimmt aber immer noch.
Der
19. November 2015 war der "letzte Sommertag", bevor der angekündigte
Schnee fallen sollte. So wollten wir es noch auskosten und nahmen uns eine
Pässefahrt vor. Unser Favorit, die Silvretta
Hochalpenstrasse, war gemäss einer Internetseite, bereits geschlossen. Als
wir aber bei der Abzweigung zu dem Tal vorbeikamen, welches zur Passstrasse
führt, war diese als geöffnet markiert. Etwas zögernd nahmen wir die
Abzweigung, doch 50 km später standen wir vor einem allgemeinen Fahrverbot! So
wendeten wir uns an das nahegelegene Luxushotel, das zwar auch als geschlossen
markiert war, aber ein offenes Büro hatte. Eine neu eingestellte Dame nahm den
Hörer in die Hand und versuchte uns zu helfen. Das zuständige Verkehrsbüro
liess mitteilen, dass wir das Fahrverbot ignorieren sollten, denn die Strasse
sei definitiv noch bis Morgen um 18h geöffnet. Auf der Bielerhöhe, welches
zugleich die Passhöhe ist, begegneten wir dann Familien mit Kindern und vielen
Bauarbeitern, die das Kraftwerk umbauten. Natürlich zog auch jemand die Maut
für die Private Silvretta Strasse ein. Die Dame konnte es gar nicht glauben,
dass die Strasse am anderen Ende "geschlossen" war.
Wir
verbrachten unsere letzte Nacht in Österreich, im angenehmen Städtchen Feldkirch, schon fast an der Schweizer
Grenze. Am nächsten Tag war es dann neblig und trüb, und es regnete. In höheren
Lagen schneite es jetzt. Wir kamen sicher zurück in die Zentralschweiz und
konnten noch am selben Tag unsere Winterreifen montieren lassen.
Nach
ein paar Tagen bei Heinz' Schwester und Schwager, fuhren wir weiter nach Immenstaat am Deutschen Bodensee-Ufer,
und hier werden wir den Winter verbringen!
Schlussgedanken zum Sommer in Zentral- und Osteuropa
Nun gut, als wir uns
dafür entschieden, noch einmal die Länder hinter dem ehemaligen eisernen
Vorhang zu besuchen, waren unsere Erwartungen nicht besonders hoch. Von
früheren Besuchen her, erinnern wir uns an unmotiviertes Personal, verfallende
Städte, sowie Mahlzeiten, die so schlecht waren, dass Brigitte davon ein
"Fritteusen-Trauma" kriegte. In dieser Hinsicht, waren wir zwar auf
das Schlimmste gefasst, hofften aber, von den faszinierenden Landschaften und
Küstengebieten der Region, kompensiert zu werden. Wer wagt gewinnt. Unsere
Reise belohnte mit sechs aussergewöhnlich guten Monaten, sowie sechs
aussergewöhnlich aufwühlenden Tagen!
Abgesehen von
insgesamt einem Monat in Österreich und Deutschland, war vieles anders, als wir
es erwarteten. Alles in allem, verbrachten wir fast fünf Monate in den
ehemaligen Ostblock Ländern Slowenien, Kroatien, Ungarn, Polen und der heutigen
Slowakei und Tschechien.
Wo immer wir auch
hingingen, es war einfach fantastisch. Freundliche hilfsbereite Menschen
sorgten dafür, dass wir uns in ihrem Land willkommen fühlten. Sie mochten zwar
eine andere Sprache sprechen, von ihrer Mentalität unterschieden sich die
meisten aber nicht stark, von den Leuten im deutschsprachigen Europa. Und schon
bald erkannten wir, dass das von der EU im ehemaligen Ostblock investierte
Geld, um ein Mehrfaches an die westliche Wirtschaft zurück fliesst.
Faszinierende, oft als
Weltkulturerbe gelistete Kulturstätten, warteten auf uns. Immer wieder konnten
wir sie ganz für uns alleine geniessen. Irgendwie wurde uns bewusst, dass
geschicktes Marketing, die Geburtsstätte einer berühmten Person, oder der
Drehort eines Filmes, die Massen viel mehr anzuziehen vermag, als die reine
Schönheit eines Ortes.
In jedem der besuchten
Länder, war auswärts essen ein wahres Vergnügen. Für jeden gibt es etwas. Im
heutigen Osteuropa kann man preiswert und einfach essen, aber auch so gut
"wie Gott in Frankreich". Die Qualität des Essens, und die
Kreativität der Gerichte, hat sich dramatisch gesteigert. Vor allem in Polen
und Kroatien gibt es mittlerweile viele Sterne-Köche.
In krassem Gegensatz
zu den landläufigen Vorurteilen in unserem Kulturkreis, fühlten wir uns überall
sehr sicher. Ironischerweise sagte man uns immer: "hier gibt es keine
Kriminalität, nur im Osten von hier". Egal wie weit östlich wir kamen, man
sagte uns immer noch "nur im Osten…".
Wir genossen unsere
Reise durch Osteuropa in vollen Zügen und mit einer Ausnahme erschien uns jedes
der besuchten Länder so attraktiv, dass wir gerne nochmals dorthin zurückkehren.
Einzig nach
Bosnien-und-Herzegowina möchten wir nicht nochmals zurückkehren! Die Menschen
waren zwar auch freundlich und warmherzig, doch was wir dort gesehen haben, war
zwar interessant und Augen öffnend, aber auch sehr aufwühlend.
Es ist schockierend zu
realisieren, wie einfach populistische und nationalistische Argumente die Leute
soweit manipulieren können, dass aus friedlich zusammenlebenden Nachbarn Feinde
werden, nur weil sie aus einem anderen ethnischen Hintergrund stammen. Auch der
daraus resultierende grausame Bürgerkrieg konnte den Hass nicht stoppen. Jede
ethnische Gruppe blieb eher bei ihrer Version der Wahrheit, und kämpfte weiter,
als dass sie sich mit den anderen zusammengetan, und an den Wiederaufbau
gemacht hätte. Der Krieg dauerte ganze vier Jahre und würde wohl immer noch
andauern, wenn die Weltgemeinschaft die Hitzköpfe nicht zu einem
Friedensvertrag verdonnert hätte. Dieser wurde aber nur sehr halbherzig
unterzeichnet.
In der Folge gingen
die "ethnischen Säuberungen" trotzdem über Jahre weiter. Es war an
der Tagesordnung, Häuser zu beschiessen und anzuzünden, ob UNO Friedenstruppen
den selbsternannten Patrioten zuschauten oder nicht.
Die Leute haben aber
nichts gelernt. Auch heute, zwanzig Jahre später, werden Politiker gewählt, welche
verurteilten Kriegsverbrechern den Status von "Volkshelden" geben
wollen, indem sie Plätze und Strassen nach ihnen benennen möchten.
Populistische
Wahlreden scheinen die Stimmbürger mehr zu beeindrucken, als die unzähligen
zerstörten Häuser und Fabriken, die als stumme Zeugen der schrecklichen
Selbstzerstörung des Landes noch überall stehen.
Das Rezept, welches
nationalistische Politiker verwenden, um den Hass zwischen den ethnischen
Gruppen zu schüren (bzw. erhalten), ist so simpel, wie effizient: ausgefeilte
Reden mit einfachen Worten, die jeden zu überzeugen vermögen, der zu faul ist,
kritisch zu denken und sich eine eigene Meinung zu bilden!
- diese Reden streuen
Angst und Unsicherheit vor allem Unbekannten
- diese Reden stellen
geschickt formulierte Fragen, die man impulsiv mit JA beantworten muss
- diese Reden suggerieren, dass WIR zuerst für UNS selbst schauen müssen
- diese Reden spielen
den Trumpf aus, dass alle davor Angst haben, selbst zu kurz zu kommen, wogegen
die andern alles gratis bekommen
- diese Reden machen
Angst, dass man arbeitslos wird, oder bleibt, weil einem die andern den Job
wegnehmen, da sie viel billiger Arbeiten
Wer glaubt, der Balkan
sei weit weg, und dass so etwas im Westen nicht passieren könne, liegt leider
total falsch. Dieselben, geschickt formulierten Phrasen werden von
populistischen Parteien auf der ganzen Welt gedroschen. In ganz Europa sind
populistische Parteien mit dieser einfachen, aber effizienten Masche momentan
sehr erfolgreich. Der Französische Premierminister Valls, der im Dezember 2015
warnte, dass ein Wahlsieg von Marie Le Pen's Front National, zu einem
Bürgerkrieg führen könnte, liegt leider absolut richtig. Traurig aber wahr!
Wenn eine politische
Partei, welche die Menschenrechte abschaffen möchte und mit Wahlslogans wie
"Kosovaren schlitzen Schweizer auf" auf Stimmenfang geht, drei
Stimmen erhält, sind dies drei zuviel! Wenn eine solche Partei 30% der Stimmen
erhält, wie dies in der Schweiz geschehen ist, ist dies mehr, als nur etwas
beängstigend! Wo bleibt der Anstand und Verstand und das hohe Bildungsniveau?
Terrorismus ist
wahrlich eine Gefahr. Nach unserem Besuch in Bosnien und Herzegowina wissen wir
jedoch, die grösste Gefahr droht von innen: populistische Parteien und andere
rassistische Bewegungen. Zum Glück kann diese Gefahr ohne Blutvergiessen
bekämpft werden: wir müssen einfach lernen, vor der Stimmabgabe selbst zu
denken, statt uns durch grosse Worte lenken zu lassen!
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