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Reisetagebuch Kapitel 30 [Juni 2017 - November 2017] als PDF (Südsee: einzigartige Inseln und Kulturen) |
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Südsee: einzigartige Inseln und Kulturen
Während früherer Reisen vor 25, bzw. 12 Jahren, hatten wir das Glück
mehrere Regionen, verteilt über den ganzen Pazifischen Ozean, erkunden zu
können. Unsere Besuche verschiedener Inselstaaten Melanesiens, Mikronesiens und
Polynesiens, schürten Appetit auf mehr. Natürlich wollten wir auch sehen, wie
sich das Leben in den speziellsten, der von uns bereits besuchten Inseln,
verändert hat. In erster Linie interessierte es uns aber, weitere Inseln
kennenzulernen. Dies führte uns zu ein paar einzigartigen Bilderbuchinseln,
weitab der Touristenströme. Wir wären keine echten Globetrotter, wenn wir die
20‘000km vom Herzen Europas in die Südsee ohne Zwischenstopp zurückgelegt hätten.
Deshalb wählten
wir eine Route welche es uns ermöglichte, wieder einmal Helsinki und Singapur zu
besuchen.
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Fotos |
Samoa: Inseln der offenen Fale und hölzernen Busse
Die
polynesische Inselgruppe Samoa (früher West-Samoa), markierte den eigentlichen
Beginn unserer Pazifiktour. Heute teilen sich rund 190'000 Samoaner eine
Landfläche von 2’934km2, welche sich über mehrere Inseln erstreckt.
Ungefähr drei Viertel der Bevölkerung leben auf Upolu und ein Viertel auf der
grössten Insel Savai’i. Die einzigen anderen bewohnten Inseln sind Manono und
Apolima, dort leben aber weniger als 1'000 Menschen.
Erste
weisse Siedler kamen schon vor langer Zeit nach Samoa und konnten sich mit der
Einwilligung der Dorfältesten etablieren. In den 1870-ern kam es zu
Streitigkeiten zwischen den regierenden Clans. Dies liess die Briten, Deutschen
und Amerikaner aufhorchen. 1899 wurde Samoa aufgeteilt. West-Samoa ging an die
Deutschen und Ost-Samoa an die Amerikaner. Während des Zweiten Weltkriegs
drängten die Briten Neuseeland, West-Samoa unter ihre Kontrolle zu bringen. Ab
1962 war West-Samoa wieder unabhängig, d.h. nur noch Abhängig von ausländischen
Hilfsprojekten, vor allem aus Australien und Neuseeland, aber auch aus der EU.
Vom aufstrebenden Apia zu traditionellen offenen Fales
Innert
16 Stunden brachte uns Fiji Airways von Singapur, via Nadi nach Samoa, wo wir
am 25. Juni 2017 eintrafen. Wie viele andere Hauptstädte im Pazifik, ist Apia
nicht unbedingt eine Schönheit. Man findet allerdings diverse mächtige
Regierungsgebäude, mit Absender “gesponsert von…”. Die Stadt ist auch nicht
besonders gross, sondern sieht eher wie ein Dorf aus. Im Gegensatz zu unserem
Besuch vor 25 Jahren, gibt es nun in der Nähe des Zentrums keine offenen Fales
mehr (traditionelle Hütten). Nur die Busse sehen noch genauso aus wie früher.
Gebaut aus Holz und bunt bemalt mit allen möglichen Sujets, an die der Fahrer
glaubt, sei es nun Gott oder Rugby. Letzteres erscheint ebenso wichtig zu sein,
wie die unzähligen Kirchen. Natürlich ist der riesige Busbahnhof sonntags total
verlassen, unter der Woche herrscht dort hingegen Hochbetrieb.
Sowohl
Männer, als auch Frauen, tragen oft Röcke, genauso wie sich beide Geschlechter
häufig tätowieren lassen. Beides sieht man in Apia alle Tage. Um aber das
wirkliche, traditionelle Samoanische Leben zu erfahren, muss man die Hauptstadt
verlassen und schon bald sieht man offene Fales. Ein Fale ist grundsätzlich ein
offener Bungalow, der auf einer erhöhten Plattform steht. Anstelle von Wänden,
gibt es nur Stützpfeiler, die ein Dach aus Palmblättern, oder Wellblech tragen.
Dank dem es überhaupt keine Wände gibt, haben die Bewohner eine natürliche “Energie
effiziente” Klima-Anlage. Als Schutz gegen Wind und Wetter, können aus
Palmblättern gewobene Paneelen zwischen den Stützen angebracht werden. In
einigen Fales stehen westliche Möbel. Obwohl die meisten Familien mindestens
ein offenes Fale besitzen, benutzen es die meisten Samoaner nicht (mehr) als
ihr Haupthaus; hinter, oder neben vielen steht zusätzlich ein simples “Palagi
house” (Ausländer- bzw. Westler-Haus).
Da
sich am Sonntag ganz Samoa in den Kirchen versammelt, wäre es sinnlos, wenn
Restaurants an diesem Tag öffnen. Es war aber Sonntag, als wir im Land
eintrafen, und so ernährten wir uns, wie die meisten hungrigen Ausländer: bei
Mc Donalds. Zumindest an diesem Sonntag fanden wir diesen Auswuchs westlichen
Einflusses einen Segen. Als wir vor 25 Jahren das erste Mal in Samoa waren,
hatte es einzig ein paar simple chinesische Lokale gegeben, die sich die
meisten Samoaner nicht leisten konnten. Zumindest in Apia hat sich dies massiv
geändert. An Werktagen findet man heute eine breite Auswahl an Speiselokalen,
von einfachen Fressbuden zu Italienischen- und Französischen Schlemmertempeln.
Nicht nur die günstigen sind jetzt bei Einheimischen (wie auch Ausländern) sehr
beliebt.
Ausserhalb
Apias gibt es hingegen kaum noch Speiselokale. Das kulinarische Erlebnis der
Besucher hängt von den Kochkünsten der Küchenmannschaft ihrer Unterkunft ab.
Meist hatten wir Glück und assen recht gut. Wer frischen Fisch mag und lokale
Spezialitäten versuchen möchte, fährt sicher am besten. Fast täglich bestellten
wir Rohfisch-Gerichte wie Oka (mariniert mit Zitronensaft und Kokosmilch), Poke
(Fisch-Würfel in Sojasauce mit Paprika-Schoten), oder Sashimi, genauso wie es
die Japaner mögen. Leider halten sich viele Touristen an frittierten Fisch-
oder Hähnchen und Chips, und beklagen sich über die beschränkte Auswahl… Egal
was man bestellt; es wird immer alles frisch zubereitet. So dauert es ab und zu
eine ganze Weile, bis das Essen serviert wird. Viele Gästehäuser versuchen die
lange Wartezeit zu minimieren, indem sie die Gäste bitten, zwei Stunden im
Voraus zu bestellen. Damit warten die Gäste dann nur noch eine halbe Ewigkeit,
nachdem sie sich an den Tisch gesetzt haben. Das Servierpersonal ist aber immer
aussergewöhnlich freundlich und stellt sich häufig mit Vornamen vor und fragt
nach den unsrigen.
Schmucke Dörfer mit zufriedenen Menschen
Samoanische
Touristen-Unterkünfte sind sehr vielfältig, von einfachen (meist überteuerten)
offenen Strand-Fales mit Gemeinschafts-Mahlzeiten, bis hin zu luxuriösen teuren
Resorts. Nur Unterkünfte der Mittelklasse sind schwer zu finden. Heutzutage hat
sich Samoa als moderate Beach-Holiday Destination etabliert, welche vor allem
Gäste aus Australien und Neuseeland anzieht. Die Inseln bieten wirklich ein
paar sehr schöne Strände, doch für uns war der eigentliche Höhepunkt die
Kultur. Aus diesem Grund wählten wir immer Ferienanlagen in Dorfnähe.
Wir
besuchten die Inseln Upolu und Savai’i und übernachteten nach Apia, insgesamt
in sechs verschiedenen Dörfern. Das Leben auf dem Lande lief auf beiden Inseln
sehr ähnlich ab. Wir bekamen jedoch den Eindruck, dass die Menschen auf Savai’i
ärmer, aber glücklicher sind. Das hügelige Landesinnere ist auf beiden Inseln
fast unbewohnt. Beide Inseln sind von einem Riff umgeben. Nach einem
zerstörerischen Tsunami in 2009, zogen zwar ein paar wenige Familien in höhere
Lagen, die meisten Dörfer liegen jedoch entlang der Küste. Auf beiden Inseln
gibt es eine enge, aber gute, asphaltierte Küsten-Ringstrasse. Durch diese
Strassendörfer zu schlendern ist eine wahre Freude. Die Häuser und die Stützen
der offenen Fales sind in fröhlichen Farben gehalten, überall sieht man
manikürierten Rasen und schöne gepflegte Gärten, bepflanzt mit tropischen
Büschen und Blumen. Gefallenes Laub wir täglich eingesammelt. Im starken
Kontrast dazu, werden leere Flaschen, Büchsen und Snack-Verpackungen achtlos am
Strassenrand entsorgt.
Wenn
wir umherspazierten, kamen wir immer wieder in Kontakt mit den stets
zufriedenen Einheimischen. Winkende Kinder sieht man überall und Erwachsene
sind häufig daran interessiert und auch stolz ihr gutes Englisch zu
praktizieren. So kam es oft zu freimütigen Konversationen über das Leben auf
den Inseln. Samoaner sind immer sehr warmherzig und unverfälscht. Im Gegensatz
zu Asien denkt hier niemand, Touristen seien vor allem zwei-beinige Geldautomaten.
Bunte Busse und hilfsbereite Samoaner
Mit
den bunten Holzbussen zu fahren, war jedes Mal ein tolles Erlebnis. Westliche
Erfindungen wie Fahrpläne oder markierte Bushaltestellen, sind hier reines
Wunschdenken. Dafür hält der Bus überall wo man einsteigen möchte, und er fährt
so lange, wie der Fahrer Lust hat. Um 17 Uhr findet man kaum noch einen, und
einmal blieben wir sogar schon um 16h stecken, weil der Fahrer nun mehr Bock
hatte, fischen zu gehen, und deshalb die letzten Passagiere bat, auszusteigen.
Zusammen mit einer Polynesierin nahmen wir nun den Weg unter die Füsse, obwohl
wir noch etwa 10km vor uns hatten. Als wunderschöne Samoanerin, wog sie etwa
gleichviel, wie wir beide zusammen. Kein Wunder, dass sie schnell erschöpft war
und deshalb einen Notruf an ihren Ehemann sandte. Es dauerte nicht lang, bis er
im Auto angebraust kam und uns alle einlud. Auch wir waren dankbar dafür! Da er
noch etwa 15km Umweg einlegte um auch uns direkt vor dem Hotel abzuliefern,
empfanden wir es als angebracht, einen Beitrag an die Benzinkosten zu leisten.
Nach anfänglichem Zögern nahm er etwa die Hälfte, des angebotenen Geldes an und
bedankte sich mit: “God bless you”, und dies war auch die gängige Verabschiedung,
wenn wir von einer Unterkunft weiterzogen.
Des Öfteren
boten uns die freundlichen Samoaner eine Mitfahrgelegenheit an, wenn wir auf
einen Bus warteten, von dem man nicht genau wusste, ob er heute noch fährt. In
Apia gibt es Verkehrsstaus und unzählige Busse und Taxis. Auf dem Lande
hingegen, gibt es kaum Busse und Taxis und auch der Verkehr ist sehr dünn. Wenn
man bedenkt, wie wenig die Leute verdienen, ist es erstaunlich, dass etwa jede
zweite Familie einen Wagen fährt. Oft wird das Gefährt von Verwandten
finanziert, die in Neuseeland oder Australien arbeiten.
Wie
üblich bei Pazifischen Völkern gilt: “big is beautiful” – dick ist schön. Häufig
führt dieses Schönheitsideal zu Trägheit. Auf der positiven Seite sind Samoaner
meist sehr sanftmütig und bewegen sich nur langsam, und dies gilt auch hinter
dem Steuerrad. In starkem Kontrast dazu, stehen ihre kraftvollen,
traditionellen Tänze mit ultra-schnellen Bewegungen. Auf der anderen Seite
scheint ihr Geschäftssinn kaum entwickelt zu sein. Alle erfolgreichen
Unternehmen die wir gesehen haben, waren in den Händen von Westlern, Asiaten
oder zumindest nicht reinrassigen Samoanern.
Die Macht der Kirchen
Im
Grossen und Ganzen ist in Samoa vieles teuer – auch für uns. Tauschhandel ist
hier der Schlüssel zum Überleben. Oft haben Kinder kaum anständige Kleider und
Schuhe. Einzig für die Sonntagsmesse, hat jeder etwas Schönes anzuziehen. Wie
überall im Pazifik, gibt es einen grossen Kontrast zwischen dem Pomp der
Kirchen, und der Armut der Gläubigen. Die einfachen Hütten der Armen stehen
neben imposanten Kirchen. Selbst kleine Samoanische Dörfer haben etwa vier
grosse Kirchen der unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen. Im
Idealfall sind diese natürlich grösser, als diejenigen im Nachbarsort. Ausländer
werden von Einheimischen mit Einladungen überhäuft, die Messe in ihrer Kirche
zu besuchen, um nicht in einer anderen zu landen, die sich ebenfalls um jede
Seele bemüht.
So
besuchten wir einmal eine Messe und dies war unterhaltsam, langweilig und
aufrüttelnd zugleich. Die Samoanischen Kirchen sind bekannt für ihren
Chorgesang und die moderne Musik. Normalerweise gibt es keine Orgel, sondern
eher ein Piano und oft auch elektrische Gitarren, Schlagzeug, elektrisches
Keyboard etc. und natürlich einen Chor.
Der
betagte Priester benahm sich wie ein Führer, der die Menge anfeuert. Seine
Gläubigen erlebten ihn schreiend und weinend. Es erschien genau wie der
ideologische Drill populistischer Führer. Regierung und Kirchen sind in Samoa
stark miteinander verlinkt und die Kinder gehen normalerweise in
Missionsschulen. Diese sind gratis für Kinder, deren Eltern regelmässig zum
Gottesdienst gehen. Dieser dauert um die drei Stunden und wird am Sonntagmorgen
und Nachmittag abgehalten, häufig noch zusätzlich unter der Woche. So haben die
Gläubigen genügend Möglichkeiten, das wenige das sie haben, der Kirche zu
spenden. Um zu zeigen wie dankbar die Institution ist, und um den Druck auf die
Gläubigen zu erhöhen, verkündet der Pfarrer von der Kanzel, welche Familie
wieviel gespendet hat, und welche noch mehr spenden sollten! Wir hörten von
Samoanischen Familien, die in Neuseeland leben, und so viel an ihre
Kirchgemeinde in Samoa spenden, dass ihnen das Geld fehlt, um ihre Kinder
richtig zu ernähren und ihnen Schuhe zu kaufen…
Am
Ende der Messe wünschten sich die Kirchgänger gegenseitig alles Gute und alle
schüttelten uns die Hand und bedankten sich, dass wir ihre Kirche besucht haben
und luden uns natürlich ein, für die Nachmittagsmesse nochmals zu kommen.
Dazwischen verziehen sich alle zum Sonntagsschmaus. Oft versammeln sich die
Familienclans am Sonntag zu einem Essen aus dem Umu, wie der Erdofen hier
genannt wird.
Drei
Wochen auf den Samoanischen Inseln zu verbringen, war gerade richtig. Wir
kriegten nicht nur einen guten Einblick in das Leben auf Upolu und Savai’i,
sondern erhielten auch die Möglichkeit zwei aussergewöhnlich schöne,
palmengesäumte Inseln kennenzulernen. Strände, Lavafelder, Blow-holes und
Schildkrötenteiche; dies ist alles Teil der natürlichen Schönheit. Das feuchtheisse
Klima ist ab und zu ein Segen, ab und zu auch schweisstreibend und lähmend. Der
Höhepunkt unseres Besuches waren sicher die gastfreundlichen und netten
Menschen Samoas, welche unseren Aufenthalt richtig grossartig machten, weil sie
uns an ihrer Kultur teilhaben liessen.
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Wallis_&_Futuna: Frankreichs bestgehütetes Geheimnis
Der
17.07.17 ist sicherlich ein spezielles Datum und genau an diesem Tag landeten
wir auf einer sehr speziellen Insel. Jedermann kennt die Französischen
Übersee-Gebiete Tahiti und Neukaledonien, doch wenn wir Wallis & Futuna
erwähnten, schaute man uns normalerweise nur gross an. Sogar Franzosen, die
häufig alle Departements-Nummern auswendig wissen, haben kaum von ihrer “«collectivité
d’outre-mer„
Wallis und Futuna, gehört.
Etwa
280km vom östlichen Zipfel von Fiji’s Insel Vanua Levu liegt die Inselgruppe
Futuna. Von dort sind es 230km zu den Wallis Inseln, welche wiederum 360km
westlich von Samoa’s Insel Savai’i liegen. Ausser der Zugehörigkeit zu
Frankreich, gibt es wenig Gemeinsamkeiten zwischen den Inselgruppen Futuna und
Wallis. Futuna wurde von Samoanern besiedelt und ist in zwei Königreiche
unterteilt. Die Wallis Inseln wurden von Tonganern besiedelt, und haben bloss
einen König. Da die Thronfolge nicht vererbbar ist, sondern der König von
anderen Aristokraten gewählt wird, kam es kürzlich zu Querelen über die Thronfolge.
Wenig Umstritten ist die Französische Regierungsobrigkeit. Nachdem Wallis &
Futuna schon seit 1888 ein Französisches Protektorat war, entschieden sich die
15'000 Polynesier 1959 bei einem Referendum mit überwältigender Mehrheit bei
Frankreich zu bleiben. Es gibt keine Unabhängigkeitsbewegung. Man weiss, woher
das Geld kommt und geniesst die Privilegien, wie die Französische
Staatsbürgerschaft, staatliche Schulbildung und kostenfreies Gesundheitswesen,
das auch Zahnbehandlungen miteinschliesst. Wie auch in Samoa, lebt der grösste
Teil der Bevölkerung im Ausland, hier vorwiegend in Neukaledonien und in
Frankreich.
Futuna: wo
Besucher sehr willkommen sind, Badeurlauber hingegen nicht
Ein
moderner Düsenjet von Aircalin brachte uns von Nadi zum Flughafen
Wallis-Hihifo, wo wir in eine kleine Twin-Otter umstiegen. Futuna wird
anscheinend nur von ~10 Touristen jährlich besucht. Diejenigen die sich aber
hierher trauen, werden fast wie Könige behandelt, und dies bereits auf dem
Flug. Um uns die beste Sicht aus dem Flugzeug zu garantieren, erhielten wir
beide sowohl auf dem Hin-, als auch auf dem Rückflug, je einen Fensterplatz in
der ersten Reihe des 18 Plätze Flugzeugs.
Voller Begeisterung erhielten wir so die ersten dramatischen Eindrücke der
46 km2 grossen Insel Futuna, sowie der 18 km2 grossen
Nachbarinsel Alofi. Zusammen mit ein paar sie umgebenden Korallenbänken bilden
sie die Horn-Inseln; “îles de horn(e)”. Alofi wird nur von einem Einsiedler
bewohnt. Die ~3'500 Menschen auf Futuna nutzen Alofi aber um Grünzeug zu
kultivieren.
Wir
logierten in Futuna’s einzigem Hotel mit einem guten Ruf, dem “Fia Fia”. Es
bietet Zimmer im Europäischen Standard von denen einige riesengross und
extravagant sind. Das herausragendste ist sicher die Museumsähnliche Napoleon-Suite.
Uns passte aber ein bescheidenes gerade so gut. Während unserer neun Tage waren
wir zwar die einzigen Touristen, doch es hatte die ganze Zeit über immer
Geschäftsreisende, die vorwiegend für die Französische Administration
arbeiteten. Das Hotel offerierte Voll- und Halbpensions-Mahlzeiten und diese
waren immer sehr gut und an die individuellen Wünsche der einzelnen Gäste
angepasst, auch wenn es keine Speisekarte gab.
Uns
gefiel auch die Lage des Hotels in der kleinen Ortschaft Nuku. Die grössten
Supermärkte, die Post und die neueste Errungenschaft der Insel, ein
Geldautomat, lagen alle in nächster Nähe. Ausser Schulbussen gibt es überhaupt
keine öffentlichen Verkehrsmittel – auch keine Taxen. Trotzdem scheinen die
Einheimischen keinen Schritt zu Fuss zu gehen. Wenn wir so etwas
Aussergewöhnliches in Angriff nahmen, ging es oft nicht lange, bis jemand mit
dem Auto anhielt und anbot uns mitzunehmen, erst recht, nachdem wir den
Dorfrand erreichten. Ab und zu wurde aus so einer Mitfahr-gelegenheit eine
Sightseeing-Tour um die halbe Insel. Die Menschen sind aussergewöhnlich nett
und gastfreundlich. Ein paar Worte Französisch sind in Wallis & Futuna
sicher von grossem Vorteil. Auf diesen einsamen Inseln winken einem nicht nur
fast alle Leute zu, viele suchen auch das Gespräch und dies kann sogar in einer
Einladung enden.
Kleine Dörfer, grosse Kirchen und gastfreundliche
Menschen
Futuna
ist eine üppig grüne Insel mit einem 400m hohen Gebirgszug im Landesinnern,
aber nur beschränktem Schutz durch Korallenriffe entlang seiner Küste. Strassendörfer
säumen die Südwestküste der Orangen-Schnitz förmigen Insel Futuna. Richtung
Nordwesten hin werden es immer weniger, und die windgepeitschte Nordostküste
ist fast unbewohnt. Mächtige Kirchen findet man aber überall. Oft stehen sie
einsam zwischen den Dörfern. Die grösste unter ihnen; die Basilika St. Pierre
Chanel im abgelegenen, winzigen Dorf Poi, ist so gross, dass sie mehr als die
gesamte Bevölkerung der Insel (3’500) aufnehmen kann. Einmal im Jahr versammeln
sich hier Pilger aus dem ganzen Pazifik, um St. Pierre Chanel zu ehren.
Ein gutes katholisches Land muss sicherstellen, dass seine Kirchen für
jedermann Platz bieten. Es könnte ja sein, dass sich der momentane
Abwanderungstrend plötzlich umkehren könnte, und sich auf einmal “die ganze
Welt” auf Futuna niederlassen möchte. Auf jeden Fall findet man auf Futuna noch
weitere Kirchen, die jeweils um die 1'000 Gläubige aufnehmen können, und zudem
sind noch zwei weitere im Bau. Auf dem Französisch regierten Futuna sind ausser
einer, alle der 15+ Kirchen und Kapellen katholisch.
In
starkem Kontrast zu den wunderschönen Kirchen stehen die kleinen und oft
einfachen westlichen Häuser der Einheimischen. Auch auf Wallis & Futuna
waren die Missionare extrem erfolgreich. Wir hörten von Familien aus Futuna im
Ausland, welche eher in Armut leben, und dafür einen grossen Anteil ihres
Einkommens an die Kirchgemeinde auf ihre Insel senden.
Neben jeder Kirche steht ein grosses Gemeinschafts-Fale das traditionsgemäss
mit einem Palmblätter-Dach gedeckt ist. Dies ist ein sichtbares Zeichen des Samoanischen
Ursprungs der Bevölkerung. In diesem offenen Fale versammelt man sich vor und
nach der Messe und bei anderen wichtigen Zusammenkünften. Am Abend versammeln
sich hier die Männer um Kava zu trinken, während sich die Frauen woanders zum
Bingo spielen treffen, dessen Gewinn an die Kirchgemeinde geht. Kava wird aus
einer Wurzel zubereitet, die die Zunge leicht taub macht. Der Geschmack dieses
hochgeachteten, grau-braunen Getränks, ist für die meisten Aussenseiter wenig
köstlich.
Auf
Futuna leben die meisten Einwohner in ähnlichen Häusern wie im Westen und
einige haben daneben noch ein kleines offenes Fale, sozusagen als natürlich
klimatisiertes Wohnzimmer im Garten. Ab und zu sahen wir einen Mix zwischen den
beiden, d.h. ein Fale mit Wänden, welche aber fast nur aus sehr grossen
Fenstern bestehen.
Futunas
(bisher) einziges Restaurant ist ebenfalls im Hotel Fia Fia, Alternativen gab
es keine. Als uns aber ein Schild am Strassenrand anlachte, das Quiche, Salate
und Kuchen anpries, keuchten wir – den tropischen Temperaturen zu Trotz - den
Hang hinauf. Dort informierte uns dann eine nette Dame, dass sie leider nur
einen Party-Service betreibt. Wir kamen nicht weit, als wir wieder den Hügel
hinunter marschierten. Weil wir ihnen leidtaten, machte sich ihr Mann mit dem
Motorrad auf, uns zu suchen und wir wurden zu einem super-leckeren Mittagessen
in ihrem Haus eingeladen. Wir verstanden uns so gut mit den beiden, dass wir
neue Freunde gefunden hatten, als wir uns wieder aufmachten. Ein paar Tage
später erhielten wir die Schlüssel zu ihrem Auto, ironischerweise ebenfalls ein
Dacia, wie wir zuvor in der Schweiz gefahren hatten. Später wurden wir zu einem
traditionellen Sonntagsschmaus aus dem Erdofen bei ihren Verwandten eingeladen,
bekamen eine weitere Tour um die Insel, und wurden an unserem letzten Tag zum
Abendessen abgeholt.
Als wir die Leute im Hotel informierten, dass wir für diesen Abend eine
Einladung haben, sahen wir an ihrer Reaktion, dass sie dies überhaupt nicht
überraschte. Sie meinten sie hätten sich daran gewöhnt, dass ihre Gäste ab und
zu von der Inselbevölkerung zum Essen eingeladen werden.
Es ist unglaublich, wieviel Gastfreundschaft wir auf dieser kleinen Insel
erleben konnten. Wir wissen, dass sich die Dorfältesten dagegen entschieden
haben, den Tourismus zu fördern, da Ausländer beim Baden zu viel Fleisch
zeigen. Vor dem Einfluss der Missionare haben die Insulaner (halb) nackt
gebadet, aber heutzutage ist das Baden mit voller Bekleidung die Regel der
Christlichen Kirchen.
Futunas
Klima ist stickig heiss und wir stimmen nicht mit allem überein, an das die
Leute glauben. Wenn man aber so viel mehr Respekt erntet, wenn man Schultern
und Knie bedeckt hält, lohnt es sich allemal, das Mehr an Kleidertragen zu
ertragen.
Die Insel Wallis: ein gut entwickelter Französischer Flecken im Pazifik
Am
26. Juli 2017 brachte uns ein weiterer Twin-Otter Flug in der ersten Reihe zurück
nach Wallis. Was im Allgemeinen als Insel Wallis bekannt ist, ist genaugenommen
das 76km2 grosse Wallis Archipel mit der Insel Uvea mit ihrem
umliegenden Korallenriff und mehreren Motus (Sandinseln auf dem Riff). Etwa
10'000 Menschen von Tongaischer Abstammung, sowie etwa 800 Franzosen leben auf
Wallis. Der Hauptort Mata-Utu (wenn man dies überhaupt ein Dorf nennen kann)
ist das administrative Zentrum der Französischen Gesamtkörperschaft Wallis
& Futuna. Wie auch in Futuna werden die Staatlichen Dienste wie Schulen und
medizinische Versorgung nicht nur von Frankreich finanziert, sondern auch
vorwiegend von Franzosen betrieben. Wenn man die Grösse der kleinen Insel
betrachtet, hat Wallis ein recht stattliches Spital. Patienten, denen in der
kleinen Klinik auf Futuna nicht geholfen werden kann, werden nach Wallis
geflogen, und wenn man dort auch nicht weiterhelfen kann, an Spezialisten in
Neukaledonien, oder Australien weitergeleitet, wo sie noch immer auf kostenlose
Behandlung und Transport zählen können.
Wir
landeten im Hotel Lomipeau. Es bietet Zimmer im Europäischen Standard, aber
eine Aussicht, die man nirgends auf dem Kontinent findet. Von unserem Balkon
hatten wir eine Aussicht, wie sie normalerweise Millionären vorenthalten ist;
über den Pool hinunter zu mehreren pittoresken Inselchen mit Palmen, in einer
surreal türkisfarbenen Lagune.
Die
Supermärkte bieten in etwa dasselbe Angebot wie in Frankreich, bloss dass die
Auswahl viel kleiner, die Preise hingegen, 2 – 5 Mal höher sind.
Konsequenterweise verdienen hier Französische Staatsangestellte 2½ bis 3½ mehr,
als sie für denselben Job in Frankreich erhalten würden. Des Weiteren müssen
sie, genauso wie die Inselbevölkerung, weder Steuern noch Spitalkosten
bezahlen.
Ganz
offensichtlich gibt es auf Wallis mehr Wohlstand, als auf Futuna. Hier leben
die Menschen in grösseren und besseren Häusern und fahren teurere Autos, mit
denen sie auf gut ausgebauten Strassen fahren. Grosse Japanische und
Koreanische 4x4 Fahrzeuge, sowie Französisch-Rumänische Dacias sieht man
häufig. Im Kontrast zu diesen, meist neueren, Gefährten hat es auch immer
wieder ein paar alte Rostkisten.
Uns
kam der Hauptort Mata-Utu irgendwie seltsam vor. Hier finden die Leute Arbeit;
vorwiegend in der beachtlich grossen Französischen Administration, einige
Geschäfte und Restaurants, den einzigen Geldautomaten der Insel, und ein paar
Hotels. Obwohl dies nach einem Dorf mit Ortszentrum tönt, fanden wir überhaupt
nichts, das einem solchen gleicht! Alles ist weit zerstreut, mit Taro- und
Bananenfeldern dazwischen. Nur die grosse Kirche, die Residenz des Königs, das
Postamt und der Fährhafen gruppieren sich um eine grosse Wiese. Und genau dort
liegt das Zentrum, wenn ein Fest gefeiert wird, oder wo in früheren Zeiten,
wohl die Kannibalen schlemmten. Wir lasen, dass es auch eine Ehre sein konnte,
geopfert zu werden. Meistens war es ein König, der “den oder die Glückliche”
bestimmte (ausnahmsweise wollte das Volk aber auch den König ehren). Am
vereinbarten Tag meldete sich die auserwählte Person stolz und in der schönsten
Festtagskleidung, bereit um gekocht und verspeist zu werden.
Fête du Territoire: ein neueres Fest mit althergebrachten Bräuchen
Zwischen
Mitte Juli und Mitte August werden drei wichtige Feste gefeiert: der
Französische Nationalfeiertag (14. Juli), la Fête du Territoire (Wallis’ und
Futunas Nationalfeiertag am 29. Juli), sowie la Fête de l’Assomption (Maria
Himmelfahrt am 15. August). Oft erstrecken sich die Festivitäten über mehrere
Tage.
Obwohl
einem die Menschen im Alltag ziemlich westlich begegnen, leben sie eigentlich
ziemlich traditionell. Für Feierlichkeiten werden immer traditionelle Kostüme
getragen, wenn auch über die westliche Kleidung. Für die etwa 50 Touristen pro
Jahr, sind diese Feierlichkeiten sicherlich auch ein Höhepunkt. Für Schweine
hingegen, sicherlich nicht! Im Gegensatz zu anderen Pazifikinseln werden sie
hier in teilweise winzigen Gehegen aufgezogen. Beim Metzger findet man trotzdem
kein Schweinefleisch. Die einzige Bestimmung eines Schweines ist es für Feste
und Familienfeiern geschlachtet und im Erdofen gegart zu werden. Bei wichtigen
Anlässen werden duzendweise gebratene Schweine dem König offeriert, welcher
wiederum das Fleisch seinen Untertanen weitergibt.
Wir
hatten das Glück dem Fête du Territoire beizuwohnen zu können. Es wird der Tag gefeiert
wird, an dem sich Wallis & Futuna dafür entschieden, direkt von Frankreich
regiert zu werden. Da sowohl alle drei Könige, als auch die Katholische Kirche
das Referendum damals zur Annahme empfahlen, wurde es mit 95% von der
Bevölkerung angenommen. Bis zum heutigen Tag werden alle wichtigen
Angelegenheiten zwischen den drei Königen, der Kirche und der Französischen
Verwaltung geregelt.
Die
Festlichkeiten begannen bereits am Vorabend, als die Ehrengäste mit einer
Kava-Zeremonie willkommen geheissen wurden. Sie sassen auf der Veranda des
Königs-Palastes, gegenüber den Gruppen traditioneller Tänzer, welche auf der
grossen Wiese ihre Tänze vorbrachten. Am späteren Abend gab es ein offenes
Podium auf einer speziell aufgestellten Bühne. Diese war vor allem beim
Jungvolk beliebt, das einige moderne Elemente in ihre Lieder und Tänze
einbrachte. Der König und seine Garde wohnten dem Geschehen bis zum Schluss
bei. Deshalb wurde auch kein Alkohol getrunken, da dies in der Nähe des Königs
als unhöflich gilt. Lang lebe der König!
Die
eigentlichen Feierlichkeiten des 29. Juli starteten um 6 Uhr morgens mit einer
Messe, welche für die Inselbevölkerung sicherlich den Höhepunkt darstellte. Wir
gesellten uns um 10 Uhr zu ihnen, als eine weitere religiöse Rede gehalten
wurde, vermutlich vom unauffällig gekleideten König von Wallis. Jetzt lagen ein
paar Duzend gerösteter Schweine, schön arrangiert auf dem Rasen, zusammen mit
weiteren Geschenken, wie Taro, Matten und mehr. Wiederum gab es eine
Kava-Zeremonie, bei der allen Ehrengästen eine halbe Kokosnuss-Schale mit Kava
gereicht wurde. Es dauerte Stunden, bis alle Anwesenden mit Ehrenstatus bedient
waren. Es hat uns überrascht, dass es die Dorfältesten und ein Grossteil der
Zuschauer ertrugen, die ganze Zeit in der brütenden Sonne zu sitzen.
Als
nächstes wurde im nahegelegenen Gemeinschafts-Fale ein riesiges Mittags-Büffet
aufgebaut und alle durften nach Herzenslust zugreifen; Einheimische wie auch
Touristen. Bei diesem Festessen gab es viel mehr, als ,,nur” Spanferkel.
Exotische und auch bekanntere Speisen wie Taro, Vietnamesische Nudeln, oder
Salate wurden sowohl in Päckchen aus Blättern, als auch in Plastikcontainern
präsentiert. Gegen den Durst gab es Trink-Kokosnüsse und Soft-drinks.
Nach
dem Essen stand ein Umzug auf dem Programm. Traditionelle Tänzer in
verschiedenen, aufwendigen Kostümen stellten sich auf. Da die Einheimischen
kaum je zu Fuss gehen, wunderte es uns nicht, dass sich die Parade keine 100
Meter bewegte. Die Zuschauer waren ja sowieso alle hier versammelt und so hätte
ein längerer Umzug kaum Sinn gemacht.
Nun
führten die ca. 10 Gruppen der Parade, eine nach der anderen, traditionelle
Tänze auf. Die meisten der sehr grossen Tanzgruppen waren von Wallis selbst,
eine aus Futuna und eine sogar aus Neukaledonien. Ihre Kostüme waren
selbstgemacht, entweder mit aufgenähten Muscheln, behandeltem und gewobenem
Material von verschiedenen Pflanzen, oder bunten Wollfäden und Stoffstreifen.
Die meisten Kostüme erhielten noch zusätzlichen Glanz mit viel Glitzermaterial,
sowie schweren Halsketten, Arm- und Fussbändern. Viele der Kostüme waren recht
schwer und das Tragen über den verschwitzten Kleidern war in dieser Hitze
sicherlich kein Vergnügen. Männer, Frauen und Kinder aller Altersgruppen waren
in den Tanzgruppen vertreten, welche jeweils die Kirchgemeinde eines Dorfes repräsentierte.
Die
lange währenden Tänze beinhalteten in erster Linie sanfte langsame Bewegungen.
Nicht unbedingt, was man sich unter einem Kriegstanz vorstellt. Die männlichen
Tänzer führten häufig andere Schritte aus, als die weiblichen, aber immer zur
Musik der eigenen Band.
Oft
wurden die Tänzer von Ehrengästen und Familienmitgliedern belohnt, indem man
ihnen Banknoten ans Kostüm steckte. Vielleicht war dies der Grund, weshalb
jeder Tanz mindestens eine halbe Stunde dauerte… Alle sollten die Möglichkeit
erhalten, etwas Geld beizusteuern und die Zuschauer gaben wirklich grosszügig!
Mehrfach sahen wir Tänzer denen der Gegenwert von mehreren hundert Euros
angesteckt wurde, was dem Begriff ,,zweibeinige Bank” eine neue Bedeutung gibt.
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Fotos |
Fidschi: ein Land mit vielen Gesichtern
Am
31. Juli 2017 flog uns Aircalin innerhalb einer Stunde von einem der am
wenigsten besuchten, zum meistbesuchten Archipel der Südsee. Mit mittlerweile
800'000 Touristenankünften pro Jahr, erhält Fidschi mehr Urlauber, als alle
andern Südpazifik-Inseln zusammen. Welch ein Kontrast zu den jährlich ~50
Touristen in Wallis & Futuna!
Das 18’333
km2 grosse ,,Fiji Archipel“ besteht aus 332 Inseln, von denen 110
bewohnt sind, sowie etwa 500 weiteren Inselchen. Die meisten der 890'000
Einwohner leben auf den zwei Haupt-Inseln Viti Levu (10’429 km²) und Vanua
Levu (5’556 km²). Diese beiden Inseln beinhalten fast 90% der Landfläche
des Inselreichs. Fidschis Bevölkerung besteht zu ~57% aus einheimischen
Melanesiern und einer ~38% starken Indischen Minderheit, die man während der
Englischen Kolonialzeit als billige und hart arbeitende Arbeitskräfte ins Land
brachte.
Fidschi
wurde 1966 in die Unabhängigkeit entlassen und wechselte seine Staatsform 1987
von einer konstitutionellen Monarchie innerhalb des Britischen Commonwealth zu
einer Republik. Trotzdem lächelt Englands Königin auch 2017 noch von einigen
Fidschianischen Münzen. Nach einer turbulenten Epoche mit mehreren
Militärputschen, wurde die Demokratie schlussendlich 2014 wiedereingeführt.
Viti Levu: Probleme,
Unbeschwertheit und überall nette Menschen
Der
grösste Flughafen des Landes befindet sich in Nadi auf der Insel Viti Levu, und
genau dort begann unsere Entdeckungstour von Fidschi. Wir übernachteten in
einem schönen Aparthotel in Nadis Namaka Distrikt. Dieser Vorort bot uns alles
was wir suchten: eine gute Auswahl an Restaurants, Geschäften, sowie einen
ursprünglichen Fidschianischen Markt. Viel friedlicher, als das Stadtzentrum
von Nadi, wo alle Schaufenster und sogar Fenster von Privathäusern wegen
alkoholbedingter Probleme vergittert sind. Auf der andern Seite grüssten uns
überall viele Menschen auf der Strasse mit einem freundlichen “Bula” – Jung und
Alt. Wie auf den anderen Pazifikinseln, war es echte Freundlichkeit, ohne
Hintergedanken! Egal ob Melanesier, oder Inder, sie liessen sich oft in ein
interessiertes Gespräch ein. Wenn wir jemanden über ,,was oder wo“ um Rat
fragten, fühlten sie sich verpflichtet bei uns zu bleiben, bis wir den
richtigen Bus bestiegen, oder das gesuchte Geschäft gefunden hatten; wir
fühlten uns schon fast adoptiert.
Unser
Aufenthalt in Fidschi war eigentlich als Ruhephase zwischen all diesen
exotischen Inseln geplant. Nach etwas Schmökern im Reiseführer, glaubten wir,
die Yasawa Inseln wären perfekt für einen Urlaub innerhalb unseres
Dauerurlaubs. Als wir aber die richtige Insel für unser Ausspannen suchten,
stellten wir fest, dass es auf den meisten bloss eine, vielleicht zwei Ferienanlagen
gibt. Alle entpuppten sich entweder als Party-, oder All-inclusive Resorts,
welche vor allem mit Urlaubern aus Australien und Neuseeland ihr Geld machten.
Wir suchten eher nach einem einheimischen Dorf, wo uns ein paar Restaurants zur
Auswahl stünden. So änderten wir unseren Plan und stiegen als erstes in einen
Bus nach Si(n)gatoka. Etwa 55km südöstlich von Nadi erreichten wir das Gecko’s
Resort in Cuvu, welches wir erst am Vorabend gebucht hatten. Mehrere Dörfer und
ein wunderschöner Strand können von dort zu Fuss erreicht werden. Weiter
konnten wir den Bezirkshauptort Sigatoka, wie auch die schönen Sigatoka
Sanddünen in Fidschis einzigem Nationalpark, in einer kurzen Busfahrt
erreichen.
Auf
dem Grundstück des Gecko’s Resort befindet sich auch ein Museum über die Kultur
Fidschis, und dort erfuhren wir noch mehr über den Kannibalismus. Die
Ausstellung verteilt sich auf mehrere traditionelle Bure aus Palmblättern.
Heutzutage glaubt man, dass die Missionare oft übertrieben haben, wenn es darum
ging, wie viele Menschen gefressen wurden. Damit wollten sie ihr eigenes Wirken
in einem besseren Licht erscheinen lassen. Auf jeden Fall sind auf den meisten
Inseln deutlich mehr Menschen durch Seuchen, welche der weisse Mann
eingeschleppt hat, ums Leben gekommen, als je durch Kannibalen verspeist wurden!
Auf mehreren Inseln, wenn nicht sogar auf den meisten, wurden innerhalb weniger
Jahre nach dem ersten Kontakt mit den Weissen, 90% der Bevölkerung
dahingerafft, da sie nicht gegen die Europäischen Krankheiten immun waren. Weitere
Menschen fielen dem Typhus zum Opfer, welcher durch nasse Kleider ausgelöst
wurde, nachdem die Missionare die Insulaner davon überzeugt hatten, dass es
eine Süde sei, nackt zu baden und zu leben.
In
den meisten Gesellschaften im Pazifik wurde der Kannibalismus vor allem an Kriegsgefallenen
praktiziert (um sich deren Kraft einzuverleiben), an zum Tode verurteilten (als
Schande), oder ausnahmsweise an verstorbenen Verwandten (um sich deren Seele
oder Kraft einzuverleiben). In Fidschi hingegen, müssen die Sitten etwas rauer
gewesen sein. Die Fidschianischen Götter verlangten nach vielen Menschenopfern.
Für gewisse Zeremonien und die Einweihung wichtiger Gebäude, wurden oft
dutzende Menschen den Göttern geopfert. Diese nahmen nur die Seelen, das
Fleisch überliessen sie den Gläubigen zum Festschmaus. Genauso wie die Kelten,
glaubten auch die Fidschianer, dass Häuser der Dorfältesten und Tempel starke
Männer bräuchten, welche die Eck- und Mittelpfosten tragen. So wurden die Auserwählten,
als Verstärkung des Fundaments, lebendigen Leibes begraben. Glauben bringt die
Menschen dazu, fast alles zu glauben!
Busfahrten a la Fidschi
Nach
drei Tagen Sightseeing fuhren wir weiter nach Pacific Harbour, einem reinen
Touristenort, wo mehrere Ferienanlagen und Restaurants zur Auswahl stehen. Als
wir auf den Bus warteten, stoppte ein Geschäftsmann und bot an, uns für den
Buspreis dorthin zu fahren. Er musste eh nach Suva fahren um jemanden abzuholen,
und in solchen Fällen ist es in Fidschi nicht unüblich, dass sogar Taxifahrer
auf der Leerfahrt Leute zum Buspreis mitnehmen. Es war nicht das erste Mal,
dass wir von so einem preiswerten und komfortablen Transport profitieren
konnten, statt uns auf die super-engen Bussitze zwängen zu müssen, welche man
sogar in den neuesten und grössten Fahrzeugen findet. Die anderthalb Stündige
Fahrt nach Pacific Harbour war besonders angenehm, da der gesprächige Indische
Fahrer sogar ein paar Umwege machte, um uns die Landschaft zu zeigen und zudem
noch in einem Café stoppte. Welcher Zufall! Ein Philippinischer
Geschäftsinhaber, den wir in Nadi kennengelernt hatten, machte ebenfalls gleichzeitig
hier Pause. Nachdem wir die beiden Männer einander vorstellten, dauerte es
nicht lange, bis sie ihre Visitenkarten austauschten.
Nach
Ankunft in Pacific Harbour bezogen wir ein modernes Zimmer im luxuriösen Pearl
Resort. Im Internet hatten wir ein ,,last-minute” Angebot gefunden, das uns in
dieser 4-sterne Ferienanlage 70% Preisnachlass gewährte; für unser 27 jähriges
Jubiläum genau perfekt! Das Hotel bot verschiedene Restaurants, darunter auch
ein Französisches Schlemmerlokal, welches uns die nächsten zwei Abende
erfreute, bevor wir im Bus nach Suva weiterfuhren.
Fidschi
als Ganzes, ist ein sehr sicheres und freundliches Reiseland. Aus unerklärlichen
Gründen (teilweise alkoholbedingt) können die beiden grössten Städte Nadi und
die Hauptstadt Suva, etwas unsicher sein - vor allem nachts. Als wir durch
Suvas Strassen schlenderten, kriegten wir zum ersten Mal das Gefühl, in der
Nähe von ein paar dubiose Gestalten zu sein. So waren wir doppelt zufrieden,
dass wir wieder ein gutes Hotel am Stadtrand gefunden hatten. Erneut sahen wir
im ganzen Stadtzentrum vergitterte Fenster. Der Taxifahrer, der uns am nächsten
Tag zum Flughafen brachte, erzählte von der traurigen Tatsache, dass es fast
wöchentlich Tote gäbe, weil die Leute bei Bränden keine schnelle
Fluchtmöglichkeit haben, da sie so viele Fenster vergitterten und Türen verriegeln.
Vanua Levu: Savusavu, das versteckte
Paradies
Am 8.
August 2017 bestiegen wir eine kleine Twin-Otter für den Inlandflug von
Suva-Nausori nordostwärts nach Savusavu, auf Fidschis zweitgrösster Insel Vanua
Levu. Dankdem das Meer zwischen den zwei grössten Inseln mit so vielen kleinen
Inselchen, Atollen und Korallenriffen durchsetzt ist, war dieser einstündige
Flug viel spannender, als jeder preisgekrönte Film. Die Vielfältigkeit an
Farben und Formen, die wir durch die Flugzeugfenster sahen, war absolut
dramatisch. Sogar wenn wir am Flughafen gleich wieder umgekehrt wären, hätte
sich dieser Abstecher schon gelohnt!
Die
Kleinstadt Savusavu war aber genau das Juwel, das wir gesucht hatten. Wir
hatten ein Zimmer in der kleinen Gecko Lodge reserviert, und schon bald wussten
wir, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, uns hier für 11 Tage
niederzulassen. Auch die Lage, etwa 20 Fussminuten vom Zentrum des 3'500 Seelen
Ortes, gefiel uns. Das Dorf, eingebettet zwischen steilen Hügeln und einem
geschützten Hafen, liegt traumhaft. Dieser zieht viele Segler an, die hier ihre
Boote reparieren, oder auf ruhige See warten, um ihren Törn fortzusetzen. Savusavu
dient auch als Fährhafen, Marktort und regionales Zentrum mit vielen Geschäften
und Banken. Kein Wunder, dass es hier eine gute Auswahl an Speiselokalen gibt.
Die meisten sehen einfach aus, sind aber gute und günstige Chinesisch/Indische
Lokale. Einige spezialisieren sich auf öligen Fast-Food, andere sehen etwas
besser aus, kochen aber auch bloss mittelmässig. Ein Lokal serviert perfekte
Gourmet-Küche mit Gerichten aus aller Welt, das Gartenrestaurant sieht
allerdings wenig einladend aus, um es noch milde auszudrücken.
Das
Wetter war während unseres gesamten Aufenthaltes immer perfekt; an einigen
Tagen war es regnerisch und sogar neblig, was uns Zeit gab an unseren Fotos und
dem Reisebericht zu arbeiten, an einigen Tagen war es sonnig, aber nicht zu
heiss, was uns Zeit gab die umliegenden Dörfer und Küstengebiete zu erkunden,
an anderen Tagen wiederum, war es brütend heiss, was uns die Ausrede gab,
einfach in ein Café zu sitzen um Waffeln, Pfannkuchen und Smoothies zu
geniessen.
Unser
Rückflug zur Insel Viti Levu, diesmal nach Nadi, war genauso wunderschön wie
der Hinflug. Wir verbrachten drei weitere Tage in unserem altbekannten
Quartier, im Vorort Namaka. Es war angenehm, dass wir hier bereits ein paar
Lieblingslokale auserkoren hatten. So konnten wir gleich reinsitzen und
zubeissen - das schweisstreibende Auskundschaften fiel nun weg.
Für
uns war Fidschi voller Überraschungen; die beiden grössten Städte Nadi und Suva
sind zwar (inzwischen) überraschend unattraktiv, die Menschen waren aber
überall sehr freundlich und hilfsbereit. Das Essen war überraschend gut und
vielfältig, einzig an Orten wo man stark auf Australier und Neuseeländer eingeht,
war es Essen (für uns) überraschend ungewürzt und fade. Vor allem auf Viti Levu
hat es entlang der ganzen Küste überraschend viele Ferienanlagen. Alles in
allem ist Fidschi ein überraschend einfach zu bereisendes Land mit
aussergewöhnlich gastfreundlichen Menschen.
Samoa | Wallis_&_Futuna | Fidschi |
| Tonga | Fr._Polynesien | Osterinsel | Top |
|
Fotos |
Tuvalu: stille Lagunen und hastfreie Menschen
Das nächste Ziel
auf unserem Pazifiktrip war Tuvalu, etwa 900km nördlich von Fidschi. Dieser
Inselstaat in der Südsee besteht aus den sechs Atollen Funafuti, Nanumea, Nui,
Nukufetau, Nukulaelae und Vaitupu. Ausser auf Vaitupu, ist die Fläche der
Lagune um ein Vielfaches grösser, als die Landfläche, der sie umgebenden
Inseln. Eigentlich sind die anderen drei Inseln Nanumanga, Niutao und Niulakita
ebenfalls Atolle, wenn auch mit kleinen, umschlossenen Lagunen, die reine
Binnengewässer, ohne Verbindung zum Meer sind. Da Tuvalus höchster Punkt bloss fünf
Meter über dem Meeresspiegel liegt, wird befürchtet, dass diese Inseln
irgendwann wegen dem Einfluss der globalen Erwärmung im Meer versinken werden. Viele
Menschen sind ausgewandert, aber es verbleiben ca. 11'000 Einwohner in Tuvalu.
Diese setzen sich zu 96% aus Polynesiern, und zu 4% aus Mikronesiern zusammen.
Mit 27
km2 ist Tuvalu das viertkleinste Land der Welt, nach dem Vatikan,
Monaco und Nauru, einem weiteren Pazifikstaat. Die ehemaligen Ellice Islands
wurden 1978 von Grossbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, gehören jedoch
noch immer zum Britischen Commonwealth. Tuvalu ist eine konstitutionelle
Monarchie, mit Königin Elizabeth II als Staatsoberhaupt. Die Landeswährung ist
der Australische Dollar und im Jahr 2017 gab es noch immer keinen einzigen
Geldautomaten, nur eine Bank die ausländische Noten wechselt, wenn auch zu
einem Kurs bei dem der Beamte erröten müsste.
Mit
einem Bruttosozialprodukt von 34 Mio. USD hat Tuvalu die kleinste
Volkswirtschaft der Welt. Die grösste Einkommensquelle ist die Top-Level-Domain
“.tv”. Ansonsten betragen die jährlichen Exporte ~600'000 USD, Importe hingegen
~20 Mio. USD. Um seine Unabhängigkeit zu bewahren, ist Tuvalu sehr stark von
ausländischen Geldgebern abhängig! Diese sind vor allem die Staatskassen von
Taiwan, Australien, Neuseeland, Südkorea, Japan, der EU, Grossbritannien, der
USA, Kanada, sowie die Weltbank.
Funafuti Atoll: wenig Land, aber viel
Wasser
Am
22. August 2017 brachte uns ein kurzer Flug von Fidschis Flughafen Nadi an die
andere Küste von Viti Levu. Von Suva waren es noch 2 ½ Flugstunden bis wir
Tuvalus einzigen Flughafen erreichten: Funafuti International. Nach der
Passkontrolle, eine Angelegenheit von vier Schaltern, alle mit freundlichen
Beamten, mussten die 60 Passagiere in einem klaustrophobisch kleinen Raum von
5x5 Metern auf ihr Gepäck warten. Nachdem dieses in der Mitte des Raumes
deponiert wurde, zwängten sich alle mit ihren Koffern aneinander vorbei. Zum
Glück ist ein neuer, von der Weltbank finanzierter Flughafen, bereits im Bau.
Das
Funafuti Atoll ist bei weitem das grösste und wichtigste Atoll des Inselstaates
Tuvalu. Die grosse Lagune ist bis zu 54 Meter tief und hat eine beeindruckende
Wasserfläche von 277 km2. Im Kontrast dazu, beträgt die gesamte
Landfläche der 33 Inseln, die die Lagune umschliessen nur 2,8 km2.
Es sind alles enge Landstriche, zwischen 20 und maximal 400 Metern Breite! Etwa
6'000 Menschen, rund 60% von Tuvalus Bevölkerung, leben auf den Inseln des
Funafuti Atolls. Ausser 150, leben alle auf Fongafale, der grössten und dichtestbevölkerten
Insel des Atolls, welche auch als Hauptort des Landes und Verwaltungszentrums
dient.
Wie
überall im Pazifik werden grosse (und häufig übergrosse) Projekte und Bauten
durch ausländische Gönnerstaaten finanziert, und für gewöhnlich auch gebaut.
Das herausragendste und bei weitem grösste Gebäude Tuvalus, ist der von Taiwan
finanzierte Verwaltungskomplex. Trotz seiner beeindruckenden Grösse reicht er
nur, um die Büros der Landes-regierung aufzunehmen. Die Stadtverwaltung
befindet sich in anderen Bauten. Die Verwaltung ist wohl der wichtigste
Arbeitgeber für die alteingesessene Bevölkerung Tuvalus. Wir kriegten aber den
Eindruck, dass die Tuvaluer eher zum Träumen, als zum Arbeiten geboren sind.
Die unzähligen Hängematten und anderen open-air Schlafgelegenheiten waren den
ganzen Tag durch belegt. Einige Einheimische bereiteten einfach auf dem
gemauerten Grab ihrer Vorfahren eine Matte aus und hielten dort ein Nickerchen.
Wenn sie nicht schliefen, spielten sie Karten, mit dem Laptop, oder fuhren mit
ihren Motorrollern herum. Wenn wir Menschen arbeiten sahen, vor allem hart
arbeiten, kamen diese meist aus dem Ausland, von nah und fern. Nicht nur
Spezialisten, auch Hilfskräfte und Reinigungspersonal mussten ,,importiert“ werden,
unter ihnen viele aus Fidschi.
Fongafale
ist eine beeindruckend schmale, aber lange Insel. Trotz ihrer Länge von 12 km,
beträgt ihre Fläche nur etwa 2 km2. Auf einer so engen Sand- und
Koralleninsel mit üppiger Vegetation, könnte man erwarten, dauernd das wilde
Meer auf der einen, und die stille Lagune auf der anderen Seite zu sehen.
Abgesehen von den wenigen Stellen, an denen schlicht der Platz fehlt, um
entlang der Strasse noch Häuser zu bauen, sieht man jedoch nur selten zum
Wasser. Mit 6'000 Einwohnern ist die Insel eher dicht bevölkert und es gibt
kaum Platz um Gemüse oder Obst anzupflanzen, um die Insel damit weniger
abhängig von Importen zu machen.
Lokalverkehr und lokale Sitten:
so einzigartig wie Tuvalu selbst
Die
Lieblingsfortbewegungsmittel der Tuvaluer sind Motorroller – fast jede Familie
besitzt mehrere. Zum Glück gibt es nur wenige Autos. Da sich die meisten
Einheimischen nicht mit zu viel Arbeit ablenken, und da es keine lokale Fernseh-Station
gibt (nur ausländische Kanäle), sind die meisten Paare ziemlich kinderreich,
trotz Familienplanung. Dank kleiner Anhänger an ihren Motorrollern, können sich
die Familien fröhlich auf der Insel fortbewegen. Der Scooter-Verkehr ist den
ganzen Tag über sehr dicht. Viele fahren wohl einfach zum Spass die Insel rauf
und runter. Nur Ausländer gehen mehr als ein paar Meter zu Fuss. Dies macht es
den vielen Kindern einfacher, den Palangis, wie hier weisse Ausländer genannt
werden, zuzuwinken.
Das
einzige Hotel des Landes ist ein Geschenk der Republik China (Taiwan) an die
Regierung von Tuvalu. Nur schade, dass die Taiwanesen das Hotel nicht selbst
führen. Ausser diesem Hotel stehen den Besuchern mehrere Gästehäuser zur
Auswahl. Keines von ihnen nimmt Kreditkarten und Gäste die nicht genügend
Bargeld in Australischen Dollars, (Tuvalu’s Landeswährung) mitbringen, werden
sogleich Probleme bekommen - es gibt nämlich wirklich KEINEN einzigen
Geldautomaten!
Wir
entschieden uns für Esfam Lodge, wahrscheinlich die beste Wahl und von
Angestellten aus Fidschi makellos sauber gehalten. Die Gäste bekommen hier
sowohl die positiven, als auch die negativen Aspekte der Inselmentalität mit. Wenn die Besitzerfamilie etwas zu feiern hat, werden
die Gäste selbstverständlich auch eingeladen. So kamen wir zu einem
traditionellen Festessen, inklusive Spanferkel aus dem Erdofen. Es war deutlich
besser, als in jedem Restaurant auf der Insel.
Auf
der anderen Seite scheint es aber hier in allen Pensionen eine schlechte
Angewohnheit zu sein, Gästen ungefragt ein besseres Zimmer, als das reservierte
zu geben. Auf der Rechnung wird dann aber auch das teurere verrechnet! Gemäss
der Denkweise in Tuvalu ist dies absolut ok und man muss deutlich und bestimmt
reklamieren, damit der Preis rechtmässig reduziert wird. Schade, dass die
Hoteliers auf Tuvalu mit diesem Spielchen unnötigerweise die guten Erinnerungen
ihrer Gäste an die sonst sehr freundliche Inselbevölkerung trüben. Die Menschen
in Tuvalu haben einfach eine andere Sichtweise, sind aber sehr nett.
Auf Entdeckungstour durch die Insel Fongafale: speziell an jeder Ecke
Die
südlichen und nördlichen Zipfel Fongafales zu Fuss zu erkunden war sehr
interessant. Wir kamen an vielen grossen Kirchen vorbei, auch wenn diese nicht
so gross erscheinen, wie sie wirklich sind. Auf der einen Seite sind sie häufig
nicht freistehend, sondern wegen des beschränkten Baugrundes eng zwischen den
Häusern eingeklemmt. Auf der anderen Seite sind sie aus denselben Materialien
gebaut, wie die Häuser der Einheimischen, d.h. Holzwände mit Wellblech-Dächern.
Genauso zahlreich wie die Kirchen, waren auch die Missionare – sie sind noch
nicht ausgestorben!
Es
gab ein paar wenige kleine, bunte Friedhöfe. Die meisten Familien ziehen es
aber vor, ihre verstorbenen Verwandten im eigenen Garten beizusetzen. Die
meisten Gräber haben die Form eines grossen Steinkastens, sind oft gekachelt
und um ein Dach ergänzt. Dies ist natürlich sehr praktisch, wenn ein
Familienmitglied einen schattigen Ort zum Ausruhen sucht, oder den Laptop auf
dem Grab liegend gebrauchen möchte. Ist das Dach gross genug, kann auch das
Auto darunter geparkt werden. Wenn dann auch dieses vom Zeitlichen gesegnet
wird, bleibt es dort stehen und rostet, gleich neben den anderen geliebten,
verstorbenen Familienmitgliedern, fröhlich vor sich hin.
Auf
unserem Weg nordwärts, kamen wir an zahlreichen rostigen Überbleibseln vorbei,
an denen der Zahn der Zeit nagt, darunter: ein Panzer, ausgediente
Baumaschinen, mehr Autos, ein alter Bus und alte Boote. Alles wird vom Salz
weggefressen. Die Sicht über die Lagune ist aber trotzdem eine wahre
Augenweide. Die Pier, an der einmal pro Monat das Versorgungsschiff anlegt,
befindet sich ebenfalls in der Lagune. Wir konnten es kaum glauben, als wir
hörten, dass dasselbe Boot auf seiner Route von Neuseeland herkommend, ebenfalls
die zu Frankreich gehörenden Inseln Wallis & Futuna versorgt. Die Geschäfte
dort, haben ein so viel besseres Angebot, als hier, wo wir die Auswahl als sehr
limitiert empfanden. Dies hat vielleicht auch mit der Denkweise der Menschen zu
tun; Tuvaluer haben nichts dagegen, Geld zu verdienen, aber nur solange, dass
damit keine Arbeit verbunden ist. So hat man die Fischereirechte an Japan und
Korea verkauft, und ist ganz zufrieden damit, gefrorenen Fisch zu kochen. Am
äussersten Zipfel der Insel befindet sich eine Mülldeponie, die von einem
ausländischen Hilfsprojekt finanziert wurde, das vorher schon viele andere
Müllkippen renaturiert hatte. Während wir die Insel der Länge nach abwanderten,
hatten wir allerdings dauernd das Gefühl, durch eine Müllkippe zu gehen.
Natürlich kann man ab und zu auch brauchbare Dinge finden, wie ein Brett, oder
ein Stück Wellblech, das vielleicht noch zur Reparatur, oder zur Erweiterung
eines Hauses eingesetzt werden kann. Es gibt nur wenige schöne Häuser, die
meisten ähneln eher Hütten, welche aus jeglicher Art von Materialien
zusammengenagelt wurden. Die Tuvaluer haben nicht viel Sinn für gepflegte
Gärten entwickelt. Nur was zum Himmel stinkt wird auf der Müllkippe entsorgt,
den Rest bläst der Wind vielleicht einmal davon.
Rennen auf dem Runway
Der
einzige Zeitpunkt, an dem sich die Tuvaluer freiwillig bewegen, ist etwa zwei
Stunden vor Sonnenuntergang. Dann begibt sich ein Grossteil der Bevölkerung zum
Flughafen und benutzt die Start- und Landebahn als gigantischen Sportplatz. An
besonders feuchtheissen Nächten, verwandelt sich die Piste in einen
Freiluft-Schafsaal, wo ganze Familien ihre Matten ausrollen, um vom kühlenden
Wind zu profitieren, der beim Flugplatz fast immer weht. Jeder kennt den Flugplan;
es gibt eh nur zwei Flüge pro Woche. Vor jedem Start und jeder Landung ertönen
Sirenen, die Strassen über und entlang des Runway werden gesperrt, und die
Piste inspiziert. Ein echtes Spektakel!
Gleich
hinter dem Flugplatz befindet sich ein grosses Rugby Stadium, sowie ein
Sonnenenergie- und ein Fossil betriebenes Kraftwerk. Die “EU powers Tuvalu” mit
fossiler-, Taiwan mit Sonnenenergie. Gleich
hinter den Kraftwerken befindet sich ein kleiner Schutzwall gegen das offene
Meer, dem Gebiet mit dem höchsten Zyklon- und Tsunamirisiko. Dahinter werden in
kleinen Gehegen Schweine aufgezogen, und davor befindet sich das Gefängnis. Wir
vermuten aber, dass wohl bloss die Ausnüchterungszelle gebraucht wird. Ganz in
der Nähe befindet sich auch der Tarasalsee, welcher nur durch einen kleinen
natürlichen Damm vom offenen Meer getrennt ist.
Auswärts
essen ist in Tuvalu ein ganz besonderes Erlebnis. Auf der Insel Fongafale gibt
es zum Glück sechs Restaurants. Nichts desto trotz, stellten wir uns oft die
Frage ,,wen sollen wir heute wieder damit belästigen, für uns kochen zu müssen?“ Wenn wir
an einem Ort um 12:50 Uhr erschienen, hatte das Personal Stress uns erst die
drei Optionen für das Mittags-Menü aufzuschreiben. Wenn wir aber erst um 13:30
Uhr auftauchten, waren (angeblich) schon alle drei Tagesteller ausverkauft. Wie
viele Geschäfte, werden auch fast alle Restaurants von Chinesen geführt. Diese
haben sich allerdings nur zu gut an Tuvalus Rhythmus angepasst. Einzig das
China-Restaurant mit dem ungewöhnlichen Namen 3T’s, hob sich ab, d.h. es war
etwa so gut, wie ein mittelmässiger Chinese sonstwo. Dieses Lokal wurde
regelmässig sowohl von Einheimischen, als auch von Ausländern überrannt.
Touristen gibt es hier kaum, und diejenigen die kommen, fliegen meistens nach
nur zwei Tagen schon weiter. Wenn man hier neun Tage verbringt, wie wir dies
gemacht haben, wird die Auswahl an Gerichten schon sehr langweilig. Anderseits
ist es aber sehr preiswert, da es nur sehr einfache asiatische Speisen gibt…
Wir
sollten aber nicht zu stark über solche Kleinigkeiten jammern. Die
Einheimischen haben viel grössere Sorgen. Die Gefahr, dass der wegen der
globalen Erwärmung steigende Meeresspiegel Tuvalus Inseln verschlucken könnte,
ist reell, wenn auch nicht so imminent. Tsunamis sind zwar selten, doch jeder
grössere, der auf eines der Atolle träfe, wäre für das Betroffene der
Todesstoss. Das weitaus grösste Risiko geht aber von den saisonalen
Wirbelstürmen aus. Auf so kleinen, höchstens fünf Meter hohen Inseln, kann auch
ein Zyklon ganze Inseln auslöschen!
Tanz und Leibwächter: Abschied von einer unbekümmerten
Insel
Im
Moment sind die Menschen von Tuvalu immer noch zufrieden, singen und tanzen. An
unserem letzten Abend hatten wir unerwartet die Möglichkeit, traditionelle
Tänze und Gesänge zu Ehren einer UN-Delegation mitzuerleben. Die Gruppen trugen
wunderschöne, bunte Kostüme. Auch die Ehrengäste, darunter der Premierminister
und seine Minister, trugen Röcke und tanzten mit. Wir trauten unseren Augen
kaum, als der Premierminister (Autonummer ”Prime Minister“) dieser
abgelegenen Insel mit nur 6'000 Einwohnern, mit Polizei-Eskorte eintraf. Wieviel
Sicherheitspersonal würde wohl das Staatsoberhaupt, Queen Elizabeth II
gebrauchen, wenn sie diese Insel noch einmal besuchen würde?
Tuvalu
ist eher nicht für Normaltouristen geeignet, für entdeckungsfreudige Besucher
bleibt es jedoch bis zur letzten Minute spannend. Auf dieser kleinen Insel muss
man lange im Voraus für seinen Abflug ein-checken. Wenn man dann aber den ,,abgereist-Stempel“ im Pass
hat, darf man ohne weiteres nochmals nach Hause, bzw. zurück in die Unterkunft gehen,
frühstücken, duschen und drei Stunden später wiederkommen. Wenn man seine
Vermieter vor der Rückkehr verpasst hat, kann es vorkommen, dass sie einem am
Flughafen suchen und man darf ganz legal an der Sicherheitskontrolle
vorbeigehen, um ein Abschiedsgeschenk entgegenzunehmen. Welch wunderbare Welt.
Und wir konnten dieses wunderschöne Funafuti Atoll, mit dem Flughafenkürzel
FUN, in Freiheit verlassen – der Premier Minister dieses 10'000 Seelen Staates
hingegen, der mit uns im selben Flugzeug sass, brauchte einen Leibwächter!
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Fotos |
Tonga: ein Königreich passt sich der modernen Zeit an
Nach eintägigem
Stop-Over in Suva, flog uns Fiji Air in weniger als zwei Stunden südöstlich ins
Königreich Tonga. Nur 36, der über 170 Inseln des Archipels, den früheren
,,Freundschaftsinseln“, sind bewohnt. Die gesamte Landfläche von 750 km2
verteilt sich über 700'000 km2 des Pazifischen Ozeans und erstreckt
sich über etwa 800km Länge. Der Inselstaat gab seine Souveränität nie ganz an
ein anderes Land ab, war aber zwischen 1900 und 1970 ein ”British
protected state “ (Britisches Protektorat).
Etwa 70% von Tongas 103'000, vorwiegend Polynesischen,
Einwohnern leben auf der Hauptinsel Tongatapu. Während unserer ersten Tongareise
1992, besuchten wir auch die zweitgrösste Inselgruppe Vava’U (heute ~15'100
Einwohner), sowie die drittgrösste Ha’apai (~7'100 EW). Diesmal besuchten wir
nur die grösste Insel: Tongatapu (260 km2, ~72,100 EW). Wir wissen, dass das Land auf dem Weg ist, von einer absoluten, zu
einer konstitutionellen Monarchie zu mutieren. Volksaufstände, welche nach mehr
Demokratie verlangten, wurden im Verlaufe mehrerer Machtwechsel während der
letzten 10 Jahren erhört, nachdem zwei Könige innerhalb von nur 6 Jahren
verstorben sind. Die Königsfamilie geniesst immer noch hohen Respekt, aber auch
in Tonga sind die Zeiten nicht stillgestanden. Wir waren natürlich gespannt zu
sehen, was sich in den letzten 25 Jahren sonst noch verändert hat.
Tongatapu: eine gute Mischung aus
traditionellem und modernem Leben
Wir basierten uns in der Hauptstadt Nuku’alofa, wo wir
am 1. September 2017 eintrafen. Tonga begeisterte uns sofort aufs Neue. Die
Menschen hatten immer ein Lächeln im Gesicht und wir fühlten uns willkommen. Mit
guten Strassen und vielen neuen Gebäuden ist das Zentrum recht modern. Es gibt noch
immer einen traditionellen Markt, aber neu auch viele Designer-Boutiquen und
trendige Cafés.
Lässige, zeitgemäss durchlöcherte Jeans, waren ebenso weitverbreitet wie
traditionelle Taʻovala's, um die Hüften gebundene Matten. Die Grösse der Matte, ob sie grob,
oder fein gewoben ist, ob sie kunstvolle Muster hat, oder alt und löchrig ist,
weist darauf hin warum und von wem sie getragen wird. Auch Kiekie, eine Art
dekorativer Gürtel mit hängenden, gewobenen, geknüpften, oder anderweitig
bearbeiteten Streifen, wurden häufig über die Kleidung getragen. Wie in den
meisten Pazifikgesellschaften, ist es üblich, dass sowohl Männer, als auch
Frauen Röcke tragen. Von Männern getragene Wickelröcke nennt man Tupenu.
Der
Verkehr in Tonga bewegt sich noch immer sehr langsam, obwohl die Strassen meist
sehr gut ausgebaut sind. Die heutigen Fahrzeuge sind aber um Meilen besser, als
die alten Rostkisten, welche das Strassenbild vor 25 Jahren dominierten. Die
meisten Autos sind heutzutage eher neu, obwohl wir immer noch ein paar
Schrotthaufen umherrattern sahen. Als wir das letzte Mal hier waren, hatte man
überall Autos ohne Kotflügel und Türen gesehen.
Was
hingegen nicht weniger wurde, sind Kirchen – vermutlich hat es jetzt noch
einige mehr! Wir dachten zuerst, im Lonely Planet Reisebuch
wird wieder einmal übertrieben, als wir lasen, dass es (auf der Insel
Tongatapu) mehr Kirchen gibt, als ein Jahr in dem es nur Sonntage gibt. Nachdem
wir aber ein paar Ausflüge gemacht hatten, wussten wir, dass dies eher eine
Untertreibung war! Wo immer wir ein paar Häuser sahen, standen auch ein paar
Kirchen. Viele waren ziemlich gross und jede christliche Glaubensrichtung war
vertreten.
Wir haben noch kein anderes Land gesehen, in dem Sonntage so heilig sind, wie
in Tonga. Taxis dürfen per Gesetz nicht fahren, und ausser dem Gang zur Kirche
gilt jede Aktivität als unangebracht. Die meisten Tongaer gehen sonntags zwei-
bis vier Mal zur Messe, und dazu noch ein paar Mal unter der Woche. Beten und
die Kirche mit Spenden zu unterstützen, scheint obligatorisch. Der
Internetzugang kommt oft zensuriert – auch Touristen sollten sich am
Sonntagmorgen nicht mit “YouTube” unterhalten. Zumindest müssen Besucher nicht
verhungern, dankdem Hotels am Sonntag wenigstens Mahlzeiten servieren dürfen.
Man schaut anderweitig, dass auch Touristen den Kontakt zu Gott nicht
verlieren… Kurz nachdem wir eine Tongaische SIM Karte (vom Flughafen) in unser
Smartphone einsetzten, erhielten wir eine SMS, welche kostenlos zwei Bibelverse
pro Tag anbot – einzig das Abbestellen dieses Services wäre kostenpflichtig!
Wir
hörten, dass sich Tongas Frauen ursprünglich wehrten, nachdem die Regierung der
Empfehlung der Missionare folgend, “oben ohne” unter Strafe stellten.
Schliesslich ist früher niemand auf die Idee gekommen, in dieser tropischen
Hitze eine Oberbekleidung anzuziehen, und zudem herrscht hier schon lange
Gleichberechtigung. Kein Problem, die Regierung verabschiedete sofort ein neues
Gesetz, welches “oben ohne” auch für Männer unter Strafe stellte!
Im
Gegensatz zu anderen Pazifikinseln, wo der Grossteil der Gläubigen in buntem
Sonntagsstaat zur Kirche geht, fiel uns auf, dass die meisten Tongaer am
Sonntag schwarz trugen. Jemand erklärte uns, dass immer nach dem Tod eines
Pfarreimitglieds, die ganze Kirchgemeinde einen Monat lang schwarz trägt, die
engsten Angehörigen noch viel länger. Ein weiteres Zeichen von Respekt ist,
dass der ganze Gegenverkehr anhält, wenn ein Leichenwagen kreuzt.
Mit
öffentlichen Bussen fuhren wir ost- und westwärts und erkundeten so die Insel.
Die meisten Häuser sind sehr westlich, einige klein, andere ziemlich luxuriös,
aber ärmlich sah eigentlich keines aus. Wo immer wir in Tongatapu hinkamen, war
es sauber, gepflegt und modern. Die Küste war oft atemberaubend schön, vor
allem dort wo unzählige Inseln und Inselchen aus türkisblauem Wasser ragten.
Sehr bunt waren auch die Friedhöfe. Einige haben grosse beeindruckende Gräber:
ab und zu eingezäunt, ab und zu überdacht. Zusätzlich zu bunten Plastikblumen
sah man auf den Gräbern oft noch einen Grabstein, eine dekorative Decke, welche
hinter dem Grab hängt, oder ein grosses Poster mit einem Bild des Verstorbenen,
ab und zu auch mit Jesus.
Es
war sehr interessant die Insel zu erkunden. Wenn es später als 16h wurde, bevor
wir zurückgingen, gab es fast keine Busse mehr. Dies war aber überhaupt kein
Problem. Wir warteten nie lange an einem Bus-Stopp, bis eine freundliche
Tongaerin mit ihrem Auto anhielt und uns mitnahm. Dank ihnen lernten wir noch
mehr über das Leben in Tonga. Viele Touristen kommen nur hierher um an den
Strand zu liegen, oder vielleicht noch um Wale zu sehen. Für uns jedoch, war
der Höhepunkt der Kontakt mit den Leuten, die uns Einblick in ihre Kultur und
Traditionen gewährten, welche immer noch einen hohen Stellenwert haben. Tonga
ein weiteres Mal zu besuchen, war wiederum sehr aufbauend und wir hätten ohne
weiteres mehr Zeit, als nur die eine Woche, auf Tongatapu verbringen können.
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Fotos |
Französisch-Polynesien: tiefblaue Lagunen und bizarre Berge
Nachdem wir 10 schöne,
wenn auch kühle, Tage in Auckland verbracht hatten, flog uns Air New Zealand 4'000
km nordostwärts nach Papeete, der Hauptstadt Französisch-Polynesiens. Dieses zu
Frankreich gehörende Überseeterritorium, das heute als “collectivité d’outre-mer„ gilt, besteht aus 118 Inseln und Atollen (mit je einer
Vielzahl an Inselchen); 67 von ihnen sind bewohnt. Man hat sie in 5 Archipele
aufgeteilt: die Gesellschaftsinseln, das Tuamotu Archipel, die Gambier Inseln,
die Marquesas (mit Fatu Hiva etc.) und die Austral Inseln. Diese fünf Inselgruppen
erstrecken sich über ein Gebiet von 2'000 km. Im Jahr 1996 begann Frankreich
mit Atomversuchen auf Fangataufa in den Gambier-Inseln und dem Mururoa-Atoll in
den Tuamotus. Diese wurden erst 1996, nach einer weltweiten Protestwelle,
beendet. Eines der Atolle, wo Tests gemacht wurden, steht noch immer dauerhafter
unter Militärbeobachtung. Die Atomversuche verursachten soviel Zerstörung, es
wird befürchtet, dass die Wand einer Korallenbank einstürzen, und einen Tsunami
auslösen könnte.
Auf
der Gesellschaftsinsel Tahiti leben etwa 68% der ~286,000 Einwohner
Französisch-Polynesiens. Gesamthaft besteht die Bevölkerung zu 78% aus
Polynesiern, 12% Chinesen und 10% Kontinental-Franzosen. Seit 2004 geniesst das
Inselreich den Status eines teilautonomen Gebietes. Im Jahr 2013 verlor die
politische Partei, die sich für die Ablösung von Frankreich einsetzte die
Wahlen. Nichtsdestotrotz, fügte die UNO Französisch-Polynesien noch im selben
Jahr der Liste der zu dekolonialisierenden Länder zu. Französisch ist die
offizielle Amtssprache und wird weitherum gesprochen. Viele Einwohner mit
polynesischer Muttersprache ziehen es heutzutage vor, in Französisch zu
kommunizieren, selbst zu Hause. Deshalb ist die Gefahr akut, dass diverse Polynesische
Dialekte bald aussterben könnten.
In
Französisch-Polynesien waren die Missionare nicht so schnell “erfolgreich” wie
auf anderen Inseln. Oder wie damals ein Seemann in seinem Tagebuch notierte: “Das
einzig sichtbare Zeichen von Religion, ist ihre Angst vor Missionaren.. ”!
Schlussendlich waren die Missionare mit derselben, einfachen Taktik
erfolgreich, wie auf anderen Inseln; sie kauften das Vertrauen respektierter
Stammesführer und Könige indem sie sie mit Waffen und anderen Geschenken
bestachen. Hinterher überredeten sie diese Führer, den Einheimischen ihren “sündhaften
Lebensstil” auszutreiben. In Tahiti wurde tanzen, unanständige Lieder, Nacktheit,
freizügiger Sex, und sogar althergebrachte Bräuche wie tätowieren, trinken von
Kava und das Tragen von Blumenkränzen verboten. Für Gotteslästerung, oder
Anbeten anderer (alter) Götter, wurde sogar die Todesstrafe eingeführt. Im
Jahre 1856 verschleppte Bruder Laval, ein katholischer Missionar, Bewohner der
Gambier Inseln nach Papeete. Dort setzte er sie, zusammen mit der dortigen
Bevölkerung, als Sklavenarbeiter zum Bau einer grossen Kathedrale und
unzähliger mächtiger Kirchen ein. In der Folge kam es zur Hungersnot, da Tierzucht
und der Anbau von Nahrungsmitteln vernachlässigt wurde. Die meisten Todesfälle
verursachten aber Krankheiten, welche Missionare und andere Weisse
eingeschleppt hatten, und gegen die die Inselbevölkerung nicht resistent war.
Deshalb reduzierte sich die Einwohnerzahl der Insel Tahiti innert weniger
Jahrzehnte von 40'000 auf gerade noch 6'000. Auf den Marquesas-Inseln brauchte
es bloss ein Jahrhundert, um die Bevölkerung von 80'000 auf 2'000 zu
dezimieren!
Papeete: Tahitis grösste Stadt
Mit
fast 26’000 Einwohnern ist Papeete nicht nur die Hauptstadt, sondern auch bei
weitem die grösste Stadt Französisch-Polynesiens. Sie befindet sich im Norden
der gebirgigen Insel Tahiti. Nach fünfstündigem Flug von Auckland, erreichten
wir Papeete am Sonntag, dem 17. September 2017, etwa 19 Stunden VOR unserem
Abflug aus Neuseeland. Die Datumslinie gab uns die einzigartige Möglichkeit, an
einem einzigen Tag sechs Mahlzeiten zu geniessen. Natürlich mussten wir aber
auch für zwei Übernachtungen bezahlen. Wir logierten in der brandneuen Mahana
Lodge, eine Backpackers/Jugendherberge mitten im Zentrum Papeetes. Die Stadt
hat den Ruf eher hässlich zu sein, doch wir entdeckten in ihr sogar etwas
Charme. An Werktagen ist Papeete eine quirlige Stadt mit viel Polynesischem und
Französischem Charakter. Nach unseren Aufenthalten auf anderen Pazifikinseln,
fühlte sie sich sehr Französisch an. Die mehrheitlich Polynesische Bevölkerung
kleidet sich offensichtlich viel weniger konservativ, als in anderen
Pazifiknationen. Frauen mit schulterfreien Oberteilen und kurzen Shorts waren
keine Seltenheit. Obwohl die Menschen hier immer noch sehr religiös sind, wenn
auch abnehmend, ziehen sie sich wegen des heissen Klimas einfach sehr leicht
an. Wir hörten, dass die riesige Französische Militärpräsenz während der
Atomversuche zu liberalerem, und europäischerem Denken führte. So wurde ein
Teil des sogenannt “sündhaften Lebensstils”, den die Missionare vor gut hundert
Jahren abgeschafft hatten, wiedereingeführt.
Während
wir durch Papeete schlenderten, kamen wir zur grossen Markthalle. Dort werden
nicht nur Früchte, Gemüse und andere Esswaren verkauft, sondern auch viele
Souvenirs. Touristengeschäfte, Croissants und Patisserie findet man in der
ganzen Stadt. In einem grossen Carrefour Supermarkt findet man alles, das man
in Frankreich findet, auch Produkte aus dem übrigen Europa. Der einzig
sichtbare Unterschied lag darin, dass auch Esswaren aus Australien und
Neuseeland importiert werden. Alles ist etwas teuer. Butter und Fleisch aus
Neuseeland sind hingegen günstiger, als im Ursprungsland!
Wir
bekamen den Eindruck, dass die Polynesier alles andere als faul sind. Viele
Gebäude waren mit beeindruckend grossen und schönen Wandbildern verziert. Viele
Kleinbetriebe werden von Einheimischen geführt und nach Feierabend sah man sie
aktiv auf Sportplätzen, beim Trainieren mit Ruderbooten und beim Joggen oder
Spazieren entlang der hübsch angelegten Hafenpromenade. Kurz nach
Sonnenuntergang essen viele Familien bei den Imbiss- bzw. Verkaufswagen,
genannt Roulottes, einer Institution Französisch-Polynesiens. Ursprünglich
handelte es sich dabei um Wohnwagen, heute sind es jedoch meist Wohnmobile, die
jedoch bloss aus einer Küche bestehen. Aus diesen verkaufen die Eigentümer an
einer zugewiesenen Stelle Mahlzeiten, oft auf einem grossen Dorfplatz,
reserviert für Roulottes. Es mag einfach tönen, doch die meisten servieren
grossartige Mahlzeiten aus rohem Fisch, oder gegrilltem Fleisch und Fisch,
begleitet von leckeren Pfeffer- und Roquefort Saucen. Andere wiederum bieten
Pizzen und Pasta an, oder Crêpes, welche genauso gut schmecken wie in der
Bretagne. Die Betreiber der Buden stellen Tische und Stühle zur Verfügung, und
oft auch noch ein Dach, um sich gegen die Elemente zu schützen. Alles in allem
fühlte sich Papeete fast wie eine von Polynesiern bewohnte Französische Stadt
an.
Erkunden der Archipele: am idealsten mit Flugpässen
Tahiti
ist die meistbevölkerte und wohl auch die bekannteste Insel Französisch-Polynesiens.
Der Höhepunkt jeder Reise in diese Region, sind aber die Besuche auf den
äusseren Inseln und Archipelen, sei es das berühmte Bora Bora, oder weniger
bekannte Destinationen wie Maupiti oder Fakarava. Glücklicherweise bietet Air
Tahiti eine preiswerte Möglichkeit, dies umzusetzen: Flugpässe. Allein schon
die Flüge über die Inseln, sind lohnenswerte Erlebnisse. Für etwa € 310 gibt es
zum Beispiel einen Flugpass, mit dem man drei der Gesellschaftsinseln besuchen
kann. Für etwa € 570 erhält man drei Atolle im Tuamotu Archipel, plus sechs der
Gesellschaftsinseln. Mit Erweiterungen kann man zudem die äusseren Archipele,
wie die Austral Inseln, oder die Marquesas hinzufügen. Die Gültigkeit eines
jeden Passes, inklusive dazugekaufter Erweiterungen, beträgt allerdings nur 28
Tage.
Wenn
man der Reiseliteratur glaubt, könnten Touristen in 2 Wochen problemlos die
Gesellschaftsinseln, die Tuamotus, und auch die Marquesas besuchen und es
bliebe immer noch genug Zeit zum Entspannen… (zwei Tage?). Da wir aber mehr
Zeit als Geld haben, fühlten wir uns bereits gehetzt, die Gesellschaftsinseln
und die Tuamotus in einem 28-tägigen Flugpass unter zu bringen. So entschieden
wir uns, zwei Pässe zu kaufen; den “Discovery Pass”, sowie den “Bora Bora-Tuamotus
Pass”. So hatten wir mit neun Wochen genügend Zeit, zehn von
Französisch-Polynesiens atemberaubenden Inseln, verteilt über zwei Archipele, zu
besuchen.
Die Gesellschaftsinseln: markante Berge
umgeben von tiefblauen Lagunen
Mit
~235'000 Einwohnern sind die Gesellschaftsinseln mit Abstand
Französisch-Polynesiens dichtestbevölkertes und wirtschaftlich wichtigstes
Archipel. Von Kapitän James Cook während seiner Reise von 1769 (um)benannt,
bestehen die Gesellschaftsinseln aus den Windward-, bzw. den Inseln über dem
Wind (Îles du Vent) Mehetia, Tahiti, Tetiaroa, Moorea & Maiao, und den Leeward-,
bzw. Inseln unter dem Winde (Îles Sous-le-Vent): Huahine, Raiatea, Tahaa, Bora
Bora, Tupai, Maupiti & Mopelia. Zehn der zwölf Inseln und Atolle sind
unbewohnt. Die gesamte Landmasse beträgt 1’590km2. Fast 70% der
Bevölkerung Französisch-Polynesiens leben auf den Gesellschaftsinseln, davon
50% auf der Hauptinsel Tahiti. Wir besuchten sämtliche Gesellschaftsinseln,
ausser Mehetia, eine unbewohnte Vulkaninsel, Tetiaroa, eine private Resort
Insel, welche nach Marlon Brando benannt ist, Maiao mit etwa 300 Einwohnern,
das unbewohnte Tupai, und auch nicht Mopelia, mit weniger als 10 Einwohnern.
Unsere Entdeckungstour führte uns in den Gesellschaftsinseln auf Tahiti,
Maupiti, Taha'a, Bora Bora, Moorea, Raiatea und Huahine.
Maupiti: eine süsse Insel, umgeben
von einer beeindruckend blauen Lagune
Am
19. September 2017 startete unsere Entdeckungstour Französisch-Polynesiens mit
einem Flug von Papeete nach Maupiti. Bereits der einstündige Flug über die
Gesellschaftsinseln bot sagenhafte Aussicht auf Moorea, Huahine, Raiatea, Tahaa
und Bora Bora. Je nach Wolken- und Wetter-Situation und der Seite auf der man
im Flugzeug sitzt, sieht man mehr oder weniger, doch alle Passagiere waren
hellauf begeistert, lang bevor wir unser Ziel erreichten.
Maupiti
ist eine kleine, gebirgige Insel, deren höchster Gipfel mit 385m der
vulkanische Basalt “Felsen” Te Uru Faatiu ist. Die Hauptinsel ist von einer
Lagune umgeben, welche aus fünf grösseren und mehreren kleineren Motus besteht
(Inseln auf dem umgebenden Riff). Die gesamte Landmasse beträgt 12km2.
Die zwei grössten Motus: Auira und Tuanai, haben je eine Landfläche die fast so
gross ist, wie diejenige der Hauptinsel im Zentrum der Lagune. Der Flughafen
befindet sich auf dem Motu Tuanai und die Bootsfahrt über die türkisfarbene
Lagune zum Hauptort Vai’ea war ein weiterer Höhepunkt. Hier wurden diejenigen
Besucher, die eine Unterkunft auf der Hauptinsel reserviert hatten, von einem
Mitglied ihrer Gastgeber-Familie abgeholt. Auf Maupiti gibt es keine Hotels,
nur kleine Familienpensionen. Es gibt keinen Geldautomaten und nur kleinste
Lebensmittel-Kioske. Deshalb nehmen viele der 1'200 Einwohner regelmässig ihre
Boote und kuttern in zwei Stunden nach Bora Bora, um Einkäufe und Bankgeschäfte
zu erledigen.
Um
den Unterhalt an den Booten zu minimieren, haben die Leute hier eine
intelligente, auf dem Lagunenboden befestigte Einrichtung entwickelt, eine Art
Hebekran, mit dem man die kleinen Boote über die Wasseroberfläche anheben kann.
Die hängenden Boote sind sehr bunt und man sieht sie überall entlang der 10km
langen Küstenstrasse um die Insel. Während wir Maupiti zu Fuss erkundeten,
waren wir erstaunt über die gute Betonstrasse und die vielen, sauberen und
adretten Häuser. In Französisch Polynesien gibt es definitiv mehr Wohlstand,
als auf den anderen Pazifikinseln, die wir vorgängig besucht hatten. Die
Einheimischen witzelten, sie seien in der Evolution aufgestiegen, und zeigten
uns als Beweis, wie sie halbautomatisch Kokosnussmilch produzieren. Die
Maschine, die sie entwickelten, verlangt immer noch, dass sie die
Kokosnuss-Hälften von Hand halten, bloss das Raspeln verläuft elektrisch – man
muss aber verdammt gut auf die Finger aufpassen!
Wir
logierten in der sehr persönlich geführten Pension Tereia, welche einer
einheimischen Familie gehört. Sie bot einfache Zimmer, Gemeinschaftsmahlzeiten
und natürlich ein Baguette-Frühstück. Sie liegt nah der Tereia Beach mit einem
wunderschönen weissen Sandstrand. Die Lagune ist so türkis wie überall, aber in
diesem Gebiet so seicht, dass man durch das Wasser zum Motu Auira waten kann;
es sind nur ein paar hundert Meter. Wir genossen unsere drei Tage auf Maupiti
sehr; die Insel gehört sicher zu den Juwelen der Gesellschaftsinseln.
Tahaa: die Vanille- und Perleninsel
Am
22. September 2017 brachte uns Air Tahiti nach Raiatea, eine Insel die ihr
umgebendes Atoll mit der Nachbarsinsel Tahaa teilt. Wir verbrachten nur eine
Nacht in der Teavapiti Lodge in Raiatea. Weil wir später länger auf diese Insel
kamen, werden wir sie weiter hinten beschreiben. Momentan war aber unser Ziel
die Insel Tahaa, zu der wir am nächsten Tag aufbrachen. Wegen der Nähe zu
Raiatea, gibt es in Tahaa keinen eigenen Flughafen, denn man kann mit dem Boot
in nur 30 Minuten übersetzen. Die 88km2 grosse Insel Tahaa ist
rundlich und hat in ihrer südlichen Hälfte vier tiefe (Fjordähnliche) Buchten. Deshalb
hat die Küstenstrasse eine stattliche Länge von 67km.
Tahaa
ist wohl etwas traditioneller, als die anderen Inseln Französisch-Polynesiens,
und der Glaube scheint hier etwas stärker ausgeprägt. Die wenigen, die nicht in
die Kirche gehen, werden von der Inselbevölkerung schlichtweg nicht gegrüsst.
Nicht weniger als 18 Kirchen kämpfen um die Seelen der 5'300 Einwohner. Wir
hörten, dass auch hier von Kirchenführern unfaire Praktiken angewandt werden,
um mehr Spendengeld einzutreiben! Es gibt aber auch noch ein paar Überbleibsel
der alten Kultur; in Tahaa werden beispielsweise Hühner als Haustiere gehalten.
Man sammelt (findet) aber weder ihre Eier, noch wird ihr Fleisch konsumiert.
Natürlich mögen die Leute beides essen, doch es werden nur Import-Eier und
Hähnchenstücke verspeist. Hunde hingegen, werden ab und zu gegessen, sowohl
Haustiere, als auch streunende.
Wir
hatten vier Tage in der Pension Titaina gebucht, die von einer Französischen
Familie geführt wird. Die Mahlzeiten der Halbpension waren immer sehr gut, und
mit lokalen Zutaten zubereitet. Fisch und Vanille war immer auf dem Menü und
alles wurde sehr schön angerichtet. Tahaa ist eine der Inseln, die sich mit
zwei weltweit exportierten Produkten einen Namen machen konnte; Vanille und
schwarze Perlen. Eine Bootstour um die Insel beinhaltete geführte Touren in
einer Vanille, sowie einer Perlenfarm, die beide sehr interessant waren.
Alleine
schon die Bootsfahrt durch die türkisfarbene Lagune zwischen der Insel und dem
Riff mit seinen vielen Motus, war grossartig. Ein Picknick auf einem von ihnen
und schnorcheln über dem “Korallengarten” (jardin de corail), machten den
Ausflug noch toller.
Bora Bora: wo das Paradies eine ganz normale,
wunderschöne Insel ist
Nach
einer kurzen Fährfahrt nach Raiatea und einem kurzen, aber schönen Flug,
erreichten wir Bora Bora am 27. September. Wir hatten 7 Tage reserviert, um
herauszufinden, ob Bora Boras Ruf als DIE Traumdestination gerechtfertigt sei
(natürlich in unseren lagunenblauen Augen), und ob die Insel besucht werden
kann, ohne dass es ein Vermögen kostet. Indem wir eine Unterkunft gebucht
hatten, die weder über dem Wasser, noch auf einem Motu stand, hatten wir
bereits sichergestellt, dass es nicht allzu teuer wird. Die € 700, welche wir
für eine Woche in einem modernen und grossen Studio in der Sunset Hill Lodge
zahlten, waren sicher nicht überteuert. Die Unterkunft befand sich an Hanglage
über dem Hauptort Vaitape und der Airport-Transfer war erst noch inbegriffen.
Diejenigen die in einem Luxusresort wohnten, von denen einige viel näher am
Flughafen sind als unsere, mussten für den Transfer bis zu USD 250 bezahlen.
Wir stellten jeweils unser Frühstück selbst zusammen und assen jeden Abend in
einem anderen Lokal. Diejenigen auf den Motus waren “Gefangene” des
überteuerten Restaurants ihrer Ferienanlage, ob es nun gut oder schlecht war -
ausser die wertvollen Gäste (oft junge Paare auf Hochzeitsreise) entschieden
sich, ein Taxi-Boot zur Hauptinsel zu nehmen, welches allerdings USD 84
kostete. Ein Paar erzählte uns, die USD 84 entsprachen etwa dem, was sie für
eine Schlemmermahlzeit auf der Hauptinsel weniger bezahlten. Die von ihnen ausgesuchten
Lokale seien aber deutlich besser gewesen, als dasjenige in ihrem überteuerten
Resort.
Nun
gut, mit denjenigen Geld zu verdienen, die glauben Bora Bora müsse ein Vermögen
kosten, hat auf dieser Traum- insel schon lange Tradition. Die ungewöhnlich
schöne Lagune, die ikonischen Berge und das warme tropische Klima erfreuen
jeden, der Bora Bora besucht – auch diejenigen, die in preiswerten Unterkünften
absteigen. Von unserer Hanglage aus war die Sicht über die Lagune vielleicht
noch schöner, als von so manchem Überwasser-Bungalow aus, doch diese können bis
zu € 2'500 für eine einzige Nacht kosten. Für weniger als € 500 pro Nacht, wird
man in einem Resort auf einem Motu eh nicht davonkommen.
In Französisch-Polynesien
gibt es unzählige wunderschöne Inseln und Atolle und Bora Bora, mit seiner
Landfläche von 38km2, ist sicher eine der schöneren. An einem
Schönwettertag ist bereits der Anflug ein Gedicht, und das kostenlose
Shuttle-Boot vom Flughafen-Motu zum Hauptort Vaitape, bietet wunderbare
Ausblicke zu den Motus und der Hauptinsel. Es gibt recht viele markante
Felsgipfel, von denen der höchste 727m aufragt: Mont Otemanu. Um möglichst viel
von der Insel mitzukriegen, gingen wir oft recht weit zu Fuss und umfuhren sie
auf der 32km langen Ringstrasse mit Fahrrädern.
Die
meisten der 9'600 Einwohner Bora Boras leben entlang der Küste. Einige wohnen
in luxuriösen Villen, aber viele bloss in einem einfachen Haus. Der Hauptort
Vaitape ist der einzige Platz mit einer guten Auswahl an Läden und Restaurants.
Während des Tages wird es dort häufig von Kreuzfahrtschiff-Passagieren überlaufen,
die die (Perlen-) Geschäfte und temporären Souvenirstände entlang der
Hauptstrasse stürmen. Am späten Nachmittag gehört Vaitapes Strasse wieder den
Einheimischen. Dann gibt es dort überhaupt keinen Hinweis darauf, dass Bora
Bora eine so beliebte Destination ist. Im Ort findet man eine stattliche
Auswahl an Lokalen; von guten und preiswerten Snacks und Roulotten, über ein
Chinesisches Restaurant, bis hin zu mehreren, welche Französische Haute Cuisine
offerieren. Wir assen in ziemlich vielen davon und wo immer wir hingingen, sei
es ein preiswertes, oder ein teures Lokal, sahen wir sogut wie keine anderen
Touristen – nur Einheimische! Touristen scheinen sich mit dem zufrieden zu
geben, das in ihrem Hotel angeboten wird. Wie im gesamten Pazifik, zogen auch
die Lokale in Vaitape unter der Woche am meisten Gäste an. An den Wochenenden
gehen die Einheimischen zur Kirche und schlemmen zwischen den Messen zu Hause.
Einzig Immigranten aus Europa besuchen am Wochenende die Restaurants. Dies zu
sehen, gab uns das Gefühl, auf einer ganz normalen Insel zu sein, auf der wir
uns unter die Polynesier mischen können.
Nun
gut, wer auf Bora Bora für einen Strandurlaub ein Vermögen ausgeben möchte,
kann dies ohne weiteres tun. Wer hingegen diese Traumdestination zu einem
vernünftigen Preis besuchen möchte, wird ebenfalls fündig. Die sagenhafte
Schönheit von Bora Bora rechtfertigt einen Besuch auf jeden Fall, auch wenn es
viele Inseln gibt, die Paroli bieten.
Bora
Bora hat aber gerade die richtige Zahl von Einwohnern, die nötig ist, um eine
gute Anzahl an Restaurants und Supermärkten anzubieten. Da wir eher auf einem
Entdeckungstrip, statt auf einem Strandurlaub waren, mochten wir Bora Bora sehr
gut. Ausserhalb der teuren Ferienanlagen ist die Insel genau nach unserem
Geschmack!
Archipele, Atolle, Pässe, Inseln und Inselchen: vielfältige Wunder der Ozeane
Unser
Reisebericht enthält viele bekannte Wörter wie Atoll, Lagune und ähnliches. Viele
Landratten wissen wohl nur, dass all diese Dinge in den Weiten der Ozeane zu
finden sind. Lasst uns versuchen, ein paar Begriffe kurz zu erklären.
Ein
Archipel ist eine Gruppe, oder Kette von Inseln und/oder Atollen, sowie die
Wasserfläche dazwischen. Ein Atoll ist ein ringförmiges Korallenriff, bzw. ein
Korallenrand, welches eine Lagune gänzlich umschliesst. Dieser Korallenrand ist
die Basis von oft sehr vielen kleinen Sandinseln, die man in Französisch
Polynesien Motus nennt. Alle sind schmal, aber manche sind sehr kurz, andere
jedoch sehr lang. Zwischen den Motus ist das Riff normalerweise nur wenig unter
Wasser. Einen Wasserdurchlass zwischen den Motus nennt man Hoa, bzw. Pass, wenn
das Wasser tief genug ist, dass Boote, oder sogar grosse Frachtschiffe in die
Lagune einfahren können. Zu diesen tiefen Passagen, oder eben Pässen, pilgern
alle Taucher, denn da wimmelt es von Fischen, die dort im Überfluss Nahrung finden.
Atolle
sind Überbleibsel vulkanischer Inseln nach einer Eruption. Im Laufe der Zeit
fällt der Vulkan häufig so stark in sich zusammen, dass sein Kraterrand zu
einem Riff wird und der Krater selbst zur Lagune. In anderen Fällen wiederum,
ragt der mittlere Vulkan als Insel(n) noch immer in der Mitte der Lagune aus
dem Wasser, wie dies in Maupiti, Bora Bora, oder Huahine der Fall ist. Es kann
auch vorkommen, dass ein unter Wasser befindlicher Krater eines Atolls mit der
Zeit ansteigt, ausgelöst durch ein Sinken des Seebetts, oder die Verschiebung
tektonischer Platten. In diesen Fällen, kann ein paar Millionen Jährchen später
die Lagune austrocknen und zu einem “gehobenen Atoll” werden, wie dies mit Niue’s
Landmasse geschah.
Um die Dinge noch etwas komplizierter zu machen, unterscheidet man zwischen
Inseln und Inselchen. Letztere sind normalerweise kleiner, aber es ist auch
Definitionssache; ein Inselchen kann theoretisch grösser sein, als eine Insel. Ein
Inselchen ist allerdings immer unbewohnt.
Tuamotu Archipel: riesige Atolle zerstreut
über ein Gebiet, so gross wie Europa
Nun
unterbrachen wir unsere Reise durch die Gesellschaftsinseln, um einige Atolle
weiter weg zu erkunden. Auch das Tuamotu Archipel gehört zu
Französisch-Polynesien und besteht aus 78 Atollen unterschiedlicher Grösse, darunter
drei hohen Koralleninseln. Mit einer Ausdehnung die der Fläche Europas entspricht,
sind die Tuamotus das weltgrösste Archipel. Die gesamte Landfläche der 45
bewohnten und 33 unbewohnten Atolle, beträgt allerdings bloss 850km2.
Nur 17'000 Menschen leben in dieser abgelegenen Inselgruppe, in der wir die
Atolle Tikehau, Rangiroa und Fakarava besuchten.
Tikehau: unser erster Eindruck der
Tuamotus
Am 4.
Oktober 2017 brachte uns ein weiterer Flug mit atemberaubender Aussicht von
Bora Bora, nordostwärts zum Tikehau Atoll. Dies ist ein klassisches Atoll, das aus
einer Lagune besteht, die von einem Korallenriff mit vielen Motus umgeben ist.
Nachdem wir das Flugzeug verlassen hatten, wurde die Perspektive eher
zweidimensional und wir konnten kaum noch die Motukette auf der
gegenüberliegenden Seite der Lagune erkennen. Nun realisierten wir erst, wie
gross dieses Atoll ist. Nach Fakten beträgt der Durchmesser des rundlichen
Atolls 28km und der Umfang 80km. Die Motus auf dem Riff, und ein paar wenige
Inseln innerhalb der Lagune, summieren sich zu einer Landfläche von nur 20km2,
wohingegen die Wasseroberfläche der Lagune 460km2 beträgt. Wir waren
begeistert von dieser neuen Meereslandschaft; retrospektiv wissen wir aber,
dass Tikehau im Vergleich zu den später von uns besuchten Atollen, nur ein
Baby-Atoll ist.
Unser
Bungalow stand am Ostzipfel des 5km langen Motu Tuherahera. Wir logierten in
der Pension Justine, welche an einem weissen Sandstrand direkt an der Lagune
liegt. Dort gibt es einen Steg, unter dem wir regelmässig bunte Fische und
sogar Haie sahen. Mit Kayaks war es gar nicht sehr weit zu den ersten
unbewohnten Motus. Bei starkem Wind- und Wellengang braucht es allerdings sehr
viel Kraft zu paddeln. Es hat sich aber total gelohnt, denn die Landschaft war
traumhaft schön. In so einer paradiesischen Umgebung trauten wir uns auch, wie
Adam und Eva zu baden.
Wollten
wir uns unter die Einheimischen mischen, radelten wir ins Dorf Tuherahera, wo
die meisten der 530 Einwohner des Atolls leben. Wie überall in
Französisch-Polynesien, konnte man Brie, Paté und Baguettes kaufen – aber nur, wenn
man den kleinen Shop fand, denn die Einwohner so einer kleinen Gemeinde
brauchen natürlich keine Schilder. Einfacher auszumachen war das grösste
Gebäude der Insel: der Zyklon-Schutzraum, ein moderner Betonbau auf hohen Pfeilern.
Was
Brigitte bereits aus dem Flugzeug erkannte, ist eine Sehenswürdigkeit, die
offenbar kaum andere Touristen anzieht; wunderschöne, freistehende Karst-Kalksteinfelsen,
verteilt am Meeresstrand. Sie waren bis zu 7m hoch und hatten zum Teil ganz kuriose
Formen mit scharfkantigen Ecken. Es war interessant zwischen ihnen
herumzuklettern, um immer noch schönere Silhouetten zu finden. Auch etwas
Inland, versteckt in Kokoshainen, gab es solche Kalksteine.
Tikehau
ist ein nicht sehr touristisches Atoll und es gibt dort weder einen
Geldautomaten, noch ein grösseres Hotel. Viele Besucher buchen Halbpension,
doch wir hatten uns dagegen entschieden, weil wir es vorziehen, in
verschiedenen Lokalen zu essen. In Tikehau gibt es keine Restaurants, bloss
Snackbars, wie sich ein Bungalow-Besitzer ausdrückte. Oft sind auch Snackbars
sehr hübsch dekoriert und ihre Gerichte kommen toll angerichtet – sicher viel
besser, als was man in einer PMU-Bar in Frankreich bekommen würde. Eine zu
finden, die aber auch Snacks serviert, ist knifflig; in Französisch-Polynesien kochen
die meisten “Snacks” richtige Mahlzeiten. Dort auch kleine Zwischenmahlzeiten,
wie Sandwiches, zu bekommen, ist eine Glücksache! Typischerweise beinhalten
Snackbar-Menüs die Favoriten der Einheimischen, was heisst Fisch und Fleisch;
roh, grilliert oder frittiert, begleitet von Reis, Pommes Frites und leckeren
Saucen, wie Roquefort, Curry, oder Pfeffer, welche häufig auf Crème-fraîche basieren.
Nachdem
wir sahen, wie klein das Dörfchen ist, wunderten wir uns, wie populär die drei Snackbars
bei den Polynesiern sind. Am Freitagabend bringen die Kunden vielleicht sogar
Musikinstrumente, oder high-tech Geräte mit und starten eine Karaoke Session.
Diejenigen,
die in der Touristenindustrie arbeiten, hörten wir oft jammern, dass
Französisch-Polynesien nicht genügend Besucher anzieht. Tikehau ist sicher
einer der weniger besuchten Orte, doch wenn man sieht, dass dieses Atoll mit
530 Einwohnern wöchentlich 11 Mal von einem 70-Plätzer Flugzeug angeflogen
wird, können wir uns kaum vorstellen, wie dieses Atoll noch weitere Touristen
absorbieren könnte.
Rangiroa: eines der weltgrössten
Atolle
Am 8.
Oktober bestiegen wir ein weiteres Flugzeug von Air Tahiti, diesmal für einen
20-minütigen Inselhüpfer. Unsere Destination war das Rangiroa Atoll, das
grösste Französisch-Polynesiens, und eines der grössten Atolle überhaupt. Seine
Lagune hat eine beeindruckende Wasseroberfläche von 1’640km2 und das
umgebende Korallenriff hat 230km Umfang. Die daraufliegende Kette von 415
Motu-Gruppen, akkumuliert sich zu einer Landmasse von 79km2. Die
grob ellipsenförmige Lagune hat eine Länge von 80km und eine durchschnittliche
Breite von 20km. Die meisten der 3'500 Einwohner des Atolls, leben in den
Dörfern Avatoru und Tiputa, die sich auf zwei benachbarten Motus befinden,
welche beide direkt an einer Passage liegen.
Wir
erkundeten den 10km langen Motu Avatoru, sowie das gleichnamige Dorf mit
Fahrrädern und waren überrascht, wieviele Kirchen und Snacks wir fanden. Zum
Haupt-Motu zählen eigentlich 7 Inseln, die mit kurzen Brücken verbunden sind.
Wir fanden ein paar schmale Sandstrände beidseits dieser Insel-Kette. Schwimmen
in der Lagune ist, wegen scharfkantiger
Korallensteinen, nur von Stegen und aufgeschütteten Sandabschnitten aus
angenehm.
Wegen
der Grösse des Atolls ist das Wasser innerhalb der Lagune fast genauso
aufgewühlt, wie im offenen Meer. Bestenfalls gibt die Wasserfarbe einen Hinweis
darauf, auf welcher Seite des Motus man sich befindet. Da die Lagune bis maximal
35m tief ist, kann es vorkommen, dass sich nur über diesem Atoll ein Gewitter
entwickelt.
Obwohl
Rangiroa nicht übertouristisch ist, ist es doch die meistbesuchte Destination
in den Tuamotus. Deshalb sind hier recht viele gute Speiselokale entstanden.
Wir wohnten für 5 Tage im Turiroa Village - Chez Olga, ideal in der Mitte des
10km langen Motu Avatoru gelegen, wo sich auch der Flughafen befindet. Ein paar
gute Speiselokale lagen dort buchstäblich vor der Tür.
Am
östlichen Zipfel des Motus gab es zwei Snackbars die sich um Touristen
bemühten: eine mit guten und schön angerichteten Mahlzeiten, und eine mit gut
überfüllten Tellern, und einer Terrasse, von der man Meerestiere in der Lagune
beobachten konnte. Für uns Landratten war dies die perfekte Möglichkeit bunte
Fische und grosse Haie zu sehen.
Nicht
weit davon entfernt, befindet sich der Tiputa Pass, wo die Schiffe und die hohen
Wellen des Pazifischen Ozeans in die Lagune eintreten. Es war interessant, vom
schön hergerichteten Aussichtspunkt zu beobachten, wie sich die hoch aufgewühlten
Wellen abschwächen. Wenn man Glück hat, kann man sogar Delphine beim Spielen in
diesen Wellen beobachten. Tauchboote sieht man die meiste Zeit. Der “Passe de
Tiputa” ist DER Tauchspot! Er wimmelt von Fischen und man kann verschiedene Hai-Arten
und Napoleon-Lippfische sehen. Tauchen ist hier das grösste Geschäft, denn in
einigen Lagunen des Archipels leben über 700 Fischarten. Im Rangiroa Atoll auf
lebende Korallen zu stossen, ist allerdings Wunschdenken. Es gibt auch Bootsausflüge
zu diversen Attraktionen im Atoll. Da aber die Lagune so immens gross ist, dauert
es gut und gerne 90-120 Minuten, bis man dort ankommt. Ausser man hat Glück und
erwischt einen Schönwettertag mit ruhigem Wasser und anhaltendem Sonnenschein,
kann es eine raue und sehr kalte Bootsfahrt werden. Wir sprachen mit mehreren
Touristen, die dabei bachnass und seekrank wurden.
Während
unseres Aufenthalts war die Lagune die meiste Zeit über recht aufgewühlt. Zu
aufgewühlt, um von den zur Verfügung stehenden Kayaks zu profitieren. Während
der Nacht wurde das Rauschen der Wellen sogar noch lauter und wir mussten uns
zuerst daran gewöhnen. Unser Zimmer lag nur etwa 10m vom Ufer und wir fragen
uns, wieviel intensiver das Tosen der Wellen während einer stürmischen Nacht in
einem Überwasserbungalow sein würde.
Fakarava: eine bumerang-förmige
Hauptinsel auf einem riesigen Atoll
Am
13. Oktober 2017 stiegen wir wieder in den Himmel. Auch wenn das Wetter nicht
allzu gut war, hiess dies noch lange nicht, dass der Sightseeingteil des Fluges
ausfiel. Nachdem wir durch mehrere Wolkendecken abstiegen, sahen wir das Fakarava
Atoll in recht klarem Licht. Wegen starken Seitenwinden und strömendem Regen
über dem Flughafen, konnten wir nicht landen. Somit entschied der Pilot des 72-plätzigen
ATR 72 Flugzeugs, die Landung abzubrechen. Während Passagiere mit Flugangst ihre
Augen schlossen und beteten, klebten unsere an den Fenstern, und wir genossen
die zusätzliche Flugschleife über das wunderschöne Atoll. Zwanzig Minuten
später stoppte der Regen, und der Pilot vollbrachte eine harte
Seitenwindlandung. Als wir das Flugzeug verliessen, hatte die Lagune ein
mystischen Leuchten unter den immer noch sehr dunklen Wolken.
Fakarava
ist das zweitgrösste Atoll in den Tuamotus. Die Lagune hat eine Wasserfläche
von 1'121km2. Die 41 Motu-Gruppen auf dem umgebenden Korallenriff,
ergeben eine Landmasse von 16km2. Das Atoll erstreckt sich über etwa
60x25km. Die Motus sind hier eher schmal, dafür hat die bumerang-förmige
Hauptinsel eine stattliche Länge von ~45km.
Wir
wohnten ca. 4km südlich des Dorfes Rotoava, wo etwa 450 der 830 Einwohner des
Atolls leben. Der Ort hat ein paar hübsche Kirchen, eine davon mit einem
interessanten Friedhof. Das augenfälligste ist vermutlich das Geschäft, das mit
Skulpturen aus grossen bunten Bojen, auf sich aufmerksam machen möchte. Wir
glauben, dass es sich dabei wohl um eine Farm für schwarze Perlen handelt. Wir
sind aber nicht sicher, da uns die grossen bunten Kugeln viel mehr
faszinierten, als die kleinen, gezüchteten Kügelchen.
Fakarava
zieht auch viele Taucher und Segler an. Früher oder später treffen sich
Einheimische, wie auch Besucher, in einer der wenigen Snackbars. Während wir beim
Mittagessen sassen, formierten ein paar Männer, die uns wie Einheimische
vorkamen, eine Ad-hoc Band. Da auch Passanten dazustiessen und die
Polynesischen Liedern mitsangen, wunderte es umso mehr, als sich herausstellte,
dass die ursprüngliche “Band” aus Rapa Nui, besser bekannt als Osterinsel,
stammte. Dies bezeugt, dass Polynesier aller Pazifikinseln eine gemeinsame
Kultur und Sprachbasis teilen, egal ob sie heut unter Amerikanischem,
Neuseeländischem, Englischem, Französischem, oder Chilenischem Einfluss stehen.
Fakarava
gehört zu denjenigen Inseln und Atollen, wo Essbuden etwas teurer sind, als
anderswo. Nach einer Weile stellten wir fest, dass wir fast die einzigen sind,
die auf dem Weg zum Essen Kalorien verbrennen, da wir immer zu Fuss, oder mit
dem Fahrrad hingingen. Alle andern profitierten vom kostenlosen Taxiservice,
der, in touristischen Gebieten, von vielen Snackbars und Restaurants offeriert
wird. So deckte der Zuschlag nicht nur die Kosten für die mit jedem
Rohfischsalat überflüssigerweise immer inbegriffenen Pommes Frites, oder den
Reis mit ein, sondern auch die Kosten für den Pick-up und Drop-off Service.
Andererseits müssen wir aber zugeben, dass die Fahrt auf der einsamen Strasse
entlang der Insel fast so “aufregend” ist, wie eine Fahrt durch die
Australische Nullarbor Ebene, mit dem Unterschied, dass die Strasse in Fakarava
von Palmen gesäumt ist.
Die
neue Kori Kori Lodge, wo wir übernachteten, hat nur zwei Bungalows, beide
direkt an der Lagune. Wegen der scharfkantigen Korallensteine, gibt es keinen
Strand um ins Wasser zu gehen. Gäste haben jedoch Zugang zu einer gedeckten
Plattform auf Stelzen, gleich neben der Snackbar, die zur Lodge gehört. Von
dort konnte man oft Haie und andere Fische beobachten und wer den Mut hat, kann
über eine Leiter ins Wasser steigen. Riffhaie, egal ob klein oder gross, sind
normalerweise harmlos gegenüber Menschen und man findet sie in allen Lagunen
des Territoriums.
Zusammen
mit sechs Nachbar-Atollen, schaffte es Fakarava auf die UNESCO Liste der “Réserves
de Biosphère”. Trotzdem sind einige Meerestiere vom Aussterben bedroht. Um dagegen
anzukämpfen, gibt es in Französisch-Polynesien z.B. ein Programm, um die
gefährdete, wunderschöne Riesenmuschel (Englisch; giant clam/Französisch;
Bénitier) wieder zu vermehren. Diese haben nämlich auch einen positiven
Einfluss auf das Maritime Ökosystem. Die Eigentümer der Kori Kori Lodge haben
erfolgreich einige dieser Riesenmuscheln wieder angesiedelt und wir sahen in
der Bucht bereits viele bunte “Bébé-Bénitiers”.
Nach
4 Tagen auf diesem riesigen und faszinierenden Atoll, brachte uns ein weiterer
schöner Flug zurück nach Papeete in die Gesellschaftsinseln.
Tikehau, Rangiroa oder Fakarava:
die Wahl des richtigen Atolls in den Tuamotus
Da
die wenigsten Besucher mit mehr Zeit als Geld unterwegs sind, stellt sich ihnen
die schwierige Frage, welche Atolle in den Tuomotus sie besuchen sollen. Überall
wimmelt es von Fischen. Hai Sichtungen sind fast garantiert, die meisten
Korallen sind hingegen tot. Ansonsten gibt es aber Unterschiede.
Wer
Sandstrände und unbewohnte Motus sucht, die man in einer kurzen Bootsfahrt,
oder sogar im Kayak erreichen kann, ist Tikehau sicher die beste Wahl. Dazu
gibt es dort noch eher preiswerte Unterkünfte und Snackbars.
Schlemmermäuler
dagegen, sollten sich Rangiroa ansehen. Wenn man lebende Korallen sehen möchte,
ist man vielleicht auf Fakarava am besten dran. Taucher haben uns erzählt, dass
es auf der gegenüberliegenden Riffseite noch welche gibt.
Keines
dieser Atolle ist sehr touristisch, wenn man aber etwas mehr Einsamkeit sucht,
entscheidet man sich vielleicht für diejenigen Atolle, die nur mit weniger
bekannten Flugpässen erreichbar sind, wie z.B. das Ahe- oder Manihi Atoll.
Zudem gibt es unzählige weitere Atolle, die von Französisch-Polynesiens
Hauptstadt Papeete regelmässig angeflogen werden. Das Problem dort, sind wohl
weniger die höheren Flugpreise, als der Mangel an Touristen-Infrastruktur, wie
Tour- und Tauchanbieter.
Zurück auf den Gesellschaftsinseln
Wir
waren begeistert von unserem ersten Einblick in die paradiesischen Inseln
Französisch-Polynesiens. Die 6 Inseln und Atolle, die wir bis jetzt in den
Gesellschaftsinseln, sowie den Tuamotus besucht haben, schürten Appetit auf
mehr. Im Gegensatz zu den meisten anderen Besuchern, kamen wir nicht zum
Tauchen hierher. Trotzdem gibt es überall so viel zu sehen und zu erkunden,
dass 3 oder 4 Tage auf jeder Insel einfach nicht genügen. Somit investierten
wir in ein Fährticket, und einen zweiten, diesmal kleinen Flug-Pass. Dies
erlaubte uns, noch mehr von den Gesellschaftsinseln zu sehen und gab uns zudem
einen weiteren Zeithorizont von nochmals 28 Tagen.
Moorea: bizarre Berge wie aus einem
Märchenland
Nachdem
wir nochmals für einen Tag in den beschaulichen “Trubel” von Papeete
eingetaucht, und eine weitere Nacht in der Mahana Lodge YHA Herberge verbracht
hatten, reisten wir am 18.10.17 nach Moorea. Diesmal flogen wir nicht, sondern
nahmen das Boot. Es war eine überraschend grosse und überraschend beliebte (Auto-)Fähre,
welche uns in 40 Minuten zur Nachbarinsel Moorea brachte. Vom “gare maritime” nahmen
wir den Bus, der uns in 45 Minuten um die halbe Insel brachte (300 XPF = €
2.50).
In der Tapu Lodge hatten wir ein Bungalow reserviert. Das mit einer kleinen
Küche ausgestattete Häuschen war super, aber noch viel besser war das neue
Schwimmbad, hoch über den 6 Bungalows. Es bot nicht nur erfrischende Abkühlung,
sondern auch eine phänomenale Aussicht über die Lagune. Der kurze Weg dort hinauf,
war aber sehr schweisstreibend. Für weitere wasserbasierte Aktivitäten mussten
wir die Strasse überqueren und hatten Zugang zu einem privaten Badesteg. Auch
Kayaks und ein kleiner Sandstrand standen uns zur Verfügung.
Wir
hatten Glück, dass die Lodge einen Ausflug mit einer Pirogge bzw. einem
Auslegerboot durchführte. In der Nähe zweier Inseln in der Lagune, hielt der
Kapitän im seichten Wasser an. Er liess uns mit Manta-Rochen in Kontakt kommen,
was ausserordentlich aufregend war! Es schien uns, als ob die Manta-Rochen
nicht nur auf das vom Kapitän mitgebrachte Futter, sondern auch auf einen
möglichst engen Kontakt mit den Menschen aus waren.
Wir
wohnten etwa 1,5km ausserhalb der als “Petit Village” bekannten Gegend, wo es
eine gute Auswahl an Restaurants und zwei Supermärkte gibt. Dennoch mussten wir
ein gutes Stück gehen, weil die zwei nächstgelegenen Lokale Betriebsferien
feierten. Es gab aber auch gute Restaurants, die kostenlosen Pick-up anboten.
Auch
die Autovermietung holte uns kostenfrei ab, und dies obwohl ihr Büro 40km
entfernt lag. Für mehr als zwei Tage einen Wagen zur Verfügung zu haben, gab
uns die Möglichkeit, Moorea auf eigene Faust zu entdecken. Es gibt eine
Strasse, welche die Insel umrundet, sowie eine kleinere, die zum Belvédère,
einem super Aussichtspunkt führt. An Tagen, an denen Kreuzfahrtschiffe mit
2'000 – 5’000 Passagieren in der Lagune ankern, fahren auch grosse Busse da
hoch. Dies heisst, dass es sowohl auf der Strasse, als auch auf dem Parkplatz
sehr eng wird. Moorea hat wenigstens 17'000 Einwohner, wenn aber solch riesige
Kreuzfahrtschiffe Inseln mit nur ein paar hundert Einwohnern besuchen, müssen
sich die Bewohner wohl schon etwas überrannt fühlen.
Moorea
ist aussergewöhnlich schön, und so ist es kaum verwunderlich, dass so viele
Touristen die Insel besuchen wollen. Wenn kein Kreuzfahrtschiff in einer der
beiden Buchten im Norden ankert, sind die Strassen ziemlich einsam und einfach
zu navigieren. Das Landesinnere ist voll von bizarren, märchenhaft anmutenden
Berggipfeln, die oft von Wolken behangen sind. Zudem wartet natürlich die
Lagune mit wunderschönen Farben auf. Brigitte konnte von diesen edlen
Ausblicken kaum genug kriegen, weshalb wir die 70km um die Insel gleich
mehrmals zurücklegten. Dies erhöhte unsere Chance, einen Blick der diversen,
bis zu 1’207m hohen, skurrilen Gipfeln zu erhaschen, die ja nicht immer aus den
Wolken ragen. Dies ermöglichte es uns auch, Moorea in verschiedenen
Lichtschattierungen zu erleben.
Ausser
dass wir Mooreas aussergewöhnliche Bergspitzen bewundern konnten, bot uns der
Mietwagen auch die Möglichkeit, noch mehr Meeresbewohner zu beobachten. Direkt
vom Ufer aus sahen wir weiss-gefleckte Pazifische Adlerrochen, sowie auch
Schwarzflossen-Riffhaie. Der beste Ort um, ohne nasse Füsse zu bekommen, Haie
zu beobachten, ist die öffentliche Crêperie, die inmitten der
Überwasserbungalows des Hotels Hilton steht. Fast die ganze Zeit waren einige
dieser majestätischen Kreaturen sichtbar, meistens 2 – 5, ab und zu auch 15!
Nach
einer unvergesslichen Woche auf Moorea gaben wir unseren Mietwagen am Flughafen
zurück und bestiegen am späten Nachmittag ein Flugzeug nach Raiatea;
ausnahmsweise nicht für einen Schönwetterflug!
Raiatea: die Insel mit einem der
wichtigsten alten Tempelplätze Polynesiens
Gerade
als wir am 25. Oktober 2017 in Raiatea landeten, zeigte sich die Sonne wieder
und tauchte die Küste in ein goldenes Licht. Wie meistens, wurden wir von
unseren Gastgebern abgeholt. Für die nächsten drei Tage übernachteten wir in
der Pension Temehani (chambres d’hôte). Sie liegt direkt an der Lagune, etwa
11km südwestlich des Hauptortes Uturoa. Die Pension wird von einem
französischen Paar geführt, das exzellente Polynesische Mahlzeiten anbietet,
welche am Gemeinschaftstisch in geselliger Runde serviert werden.
Ironischerweise neigten die französischen Gastgeber, bei denen wir uns
einquartierten, viel eher dazu, traditionell Polynesische Speisen zu servieren
(Rohfisch, Austern-Muskeln, Taro, Brotfrucht, Kochbananen oder Süsskartoffeln).
Polynesische Gastgeber hingegen servierten was sie selbst am meisten mögen;
Französische und Chinesische Speisen.
Polynesische Familienmuster: Kinder
grossziehen und teilen
Gemäss
unserem Reisehandbuch (Lonely Planet), ist Raiatea das spirituelle Herz
Polynesiens. Auf uns hingegen, wirkte die Insel ziemlich französisch. Die
meisten Polynesier haben ganz offensichtlich einen ziemlich Französischen
Lebensstil angenommen und leider hört man sie auch kaum noch Tahitisch
sprechen, und zwar auf allen von uns besuchten Inseln. Der einzig sichtbare
kulturelle Unterschied war, dass hier noch mehr Kirchen stehen, als auf anderen
Inseln. Dem Einfluss der Missionare und dem streng gelebten christlichen
Glauben zum Trotz, konnten einige althergebrachte Sitten und Gebräuche in ganz
Französisch-Polynesien überleben. Wenn ein Paar beispielsweise ein Mädchen
haben möchte, wird der nächstgeborene Junge einfach wie ein Mädchen aufgezogen,
mit Kleidern, Frisur und Spielzeug für Mädchen (selten umgekehrt). Als
Erwachsene sind diese femininen Männer gut respektiert und als sogenannte Mahu,
in die Gesellschaft integriert. Natürlich anerkennt die Kirche die
Homosexualität nicht an – deshalb geniessen diese Menschen einen speziellen
geschlechtlichen Status, das sogenannte dritte Geschlecht. Sie dürfen mit jedem
anderen Geschlecht zusammenleben ohne als Homosexuell zu gelten. Dies ist auch
in anderen Polynesischen Gesellschaften so üblich, namentlich in Samoa und
Tonga, wo sie Fa'afafine, respektive Fakaleiti genannt werden.
Auch
sehr einzigartig ist in Französisch-Polynesien das Konzept, wer Kinder
aufzieht. Heutzutage beschränkt sich die Sexualität vorwiegend auf
Paarbeziehungen. Vor dem Einzug der Missionare ging es hier hingegen eher
liberal zu, und so war die Vaterschaft oft nicht bekannt. Babies waren immer
willkommen und das ganze Dorf half mit, sich um das Neugeborene zu kümmern.
Dieses Konzept kommt teilweise auch heute noch zur Anwendung. Es geht sogar so
weit, dass Kinder in einem gewissen Alter selbst bestimmen können, bei welcher
Familie sie aufwachsen möchten, ohne dabei ihre leiblichen Eltern zu vergessen.
Vielleicht entscheiden sie sich für eine verwandte Familie, und nach ein paar
weiteren Jahren wiederum für eine andere Familie aus der Bekanntschaft. Die
Tische sind gross und die Türen immer offen. Niemand schaut ein Kind als seinen
Besitz an, sondern als ein Geschenk Gottes.
Wir entdecken die Insel Raiatea:
wahre Schönheit wohin das Auge reicht
In
Raiatea profitierten wir von den preiswerten Mietwagen-Angeboten. Für XPF 5'500
(€46) inklusiv Hauslieferdienst, hatten wir für 24 Stunden vier eigene Räder. So
fuhren wir hinaus, um diese 238km2grosse Insel mit 13’000
Einwohnern, welche entlang der 98km langen Küstenstrasse wohnen, zu erkunden.
Genauso wie in Moorea, sind die bizarren, hier bis zu 1’017m hohen Berggipfel
Überbleibsel von zusammengefallenen Vulkanen. Weil es im Süden regnete waren
die Berge oft wolkenverhangen. So sahen wir nur ab und zu eine Felsspitze
herausragen, die dafür noch mystischer erschien.
Im
Süden Raiateas besuchten wir das alte, restaurierte Marae Taputapuatea, ein
heiliger Tempelplatz, welcher einst zu den wichtigsten ganz Polynesiens
gehörte. Bevor die Missionare das Leben auf den Inseln umkrempelten, und die
alten Kultstätten zerstörten, waren solche Marae die heiligen Stätten der
Bevölkerung. Was heute noch erhalten, bzw. wiederhergestellt ist, ist ein grosser
Versammlungsplatz der mit verschieden grossen Steinen belegt und von zum Teil
stehenden Felsbrocken eingefasst ist, vor allem entlang seiner Meerseite.
Vor
der Südwestküste hatte es zahllose Inselchen in der Lagune, welche wunderschön
in der Abendsonne leuchteten. Es gibt auch viele étangs, die durch natürliche,
und von Menschenhand gebaute Dämme, von der Lagune abgetrennt sind. In dieser
Ecke zeigte die Landschaft das Gebirge nun in seiner vollen Grandeur, so
dramatisch wie es nur sein konnte.
Im
starken Gegensatz zu den meisten Pazifikinseln, gibt es auf Raiatea ein
charmantes kleines Städtchen. Uturoa im Norden der Insel, hat eine schöne Lage
und einen Quay. Dort legen die kleinen Boote von und nach Tahaa an. Gleich um
die Ecke können riesige Kreuzfahrtschiffe anlegen. Verschiedene Restaurants,
Snacks und sogar eine hervorragende Patisserie, laden dazu ein, am Wasser zu
sitzen und das Geschehen zu beobachten. Entlang dreier Parallelstrassen findet
man Geschäfte, Boutiquen, Supermärkte, sowie eine Markthalle. Ausser Sonntags
läuft hier immer etwas, es ist aber trotzdem schwer zu glauben, dass Uturoa,
gleich nach Papeete, die zweitgrösste Ortschaft Französisch-Polynesiens ist.
Bei
der Wahl der Unterkünfte versuchen wir immer etwas zu finden das gut bewertet,
aber nicht überteuert ist. Zu unserer Überraschung waren die besten Angebote
bereits im Mai ausgebucht und wir fanden nichts Passendes, wo wir 5 Tage am
Stück hätten bleiben können. So kam es, dass wir Unterkünfte an zwei “super
Lagen” buchten. Nach drei Tagen wurden wir von der Eigentümerin der Villa
Tonoi, einem kleinen Juwel, etwa 1,5km östlich von Uturoa, abgeholt. Vier gut
ausgestattete Bungalows stehen an einer Hügelflanke, hoch über der Lagune.
Zwischen den Villas lädt ein kleiner Pool zu einem erfrischenden Bad ein,
währenddem man dieselbe atemberaubende Aussicht geniessen kann, wie direkt von
den Bungalows. Der Blick reicht vom Osten Raiateas über das Riff, das auch die
14km entfernte Insel Tahaa im Norden, umgibt. Unter uns ragten zwei hübsche
Motus aus der türkisfarbenen Lagune. Zwischen ihnen liegt der Teavapiti Pass,
wo das Riff unterbrochen ist und selbst grosse Schiffe die Lagune passieren
können. Wir sahen aber nicht nur Boote. An unserem Abreisetag hatten wir das
Glück, zwei Walen beim Springen zusehen zu können.
Huahine: Startort des Hawaiki Nui
Piroggen Rennens
Unser
Flug vom 30. Oktober 2017 war alles andere, als im besten Licht, dafür kamen
wir aber zum besten Zeitpunkt in Huahine an. Nur zwei Tage später startete das
berühmte Piroggen-Rennen Hawaiki Nui im Hauptort Fare. So hatten wir die
Möglichkeit, sowohl die Vorbereitungen, als auch den Start der 79 Ausleger
Kanus zu beobachten. Das Leben im kleinen Dorf Fare stand am Tag bevor das
Rennen startete, auf dem Kopf. Die Hauptstrasse entlang der Hafenfront wurde zu
einer Kirmes. Wir haben noch keinen Ort in der Südsee so pulsierend gesehen,
wie Fare an diesem 31. Oktober. Es flanierten unzählige Menschen entlang der
Souvenir-, Frucht- und Essensstände, welche die Strasse säumten. Um den
Ruderern die Möglichkeit eines frühen Frühstücks zu geben, öffneten Snackbars,
und der riesige Super U-Supermarkt ihre Tore bereits um 05:00h morgens, bzw. am
Starttag um 04:30h. Den Laden wie üblich erst morgens um 05:30h zu öffnen, wäre
an diesem speziellen Tag schlichtweg zu spät gewesen. Polynesien ist eine wahre
Frühaufsteher-Gesellschaft!
Auf
einer grossen Wiese wurden die 79 Piroggen, welche am Rennen teilnahmen,
vorbereitet. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, sieht man im 21.
Jahrhundert natürlich keine hölzernen Ausleger-Kanus mehr. Nur ausgefeilte, 6-Personen
Fieberglas Kanus, mit Fieberglas Ausleger standen da. Alle waren bunt mit
Werbung verschiedener Sponsoren zugeklebt.
Am Nachmittag eröffneten ein paar hochrangige Politiker den Anlass, mit Reden
in Französisch und Tahitianisch. Seltsamerweise waren dabei nicht einmal die
Hälfte der Ruderer präsent. Vor allem die Teilnehmer aus dem Ausland, wie z.B.
den Teams aus den Osterinseln, Japan, Brasilien und vom Französischen Festland,
liessen die Feier über sich ergehen. Nach den Reden wurde in Windeseile ein
Büffet aufgebaut und hunderte von Gästen verpflegt. Nur eine Stunde später war
alles wieder weggeräumt und sämtliche Tische und Stühle auf Kleinlaster
verladen. In einem Meisterstück logistischer Kooperation, verschwanden auch die
Bühne, die zwei Partyzelte, alle Blumendekorationen, sowie die technische
Ausrüstung. Zurück blieb nur ein ausgestorbener, sauberer Platz. Die
Französisch-Polynesier können wahrlich effizient und hart arbeiten!
Pünktlich
um 07:30h nahmen die 150kg schweren Kanus die erste Etappe des Rennens in
Angriff. Dabei legten sie 45km von Huahine nach Raiatea zurück. Am nächsten Tag
wurde ein Teil der Ruderer durch Mannschaftskameraden ersetzt, die die ~25km
zum Norden von Tahaa unter die Paddel nahmen. Wir hörten, dies sei der härteste
Abschnitt, da die gesamte Strecke innerhalb der Lagune, mit stark
differierendem Wellengang, liegt. Das Ziel befindet sich auf Bora Bora, weitere
58km entfernt, und wird am dritten Tag erreicht. Von dort werden die
erschöpften Ruderer nach Hause geflogen und ihre Piroggen mit Frachtschiffen
der Regierung zurück in ihre Heimathäfen gebracht.
Huahine: Entdeckungsfahrt auf den
Zwillingsinseln der freundlichen Menschen
Wir
übernachteten in einem gut ausgestatteten Apartment im Fare Ara, etwas
ausserhalb des Hauptortes Fare. Um die Insel gut erkunden zu können, mieteten
wir auch hier ein Auto. Huahines Landfläche von 74km2, sowie seine
6'500 Einwohner sind eigentlich über zwei Inseln verteilt, welche über eine
100m lange Brücke miteinander verbunden sind; Huahine Nui (gross Huahine) mit
einem Umfang von 60km nördlich von Huahine Iti (klein Huahine), mit einem
Umfang von 35km. Die höchste Erhebung ist der 669m hohe Mont Turi.
Auf
diesen Zwillingsinseln findet man unzählige Zeugen vergangener Kulturen.
Überreste von mehr als 280 Maraes konnten identifiziert werden, und eine gute
Anzahl davon, sind in einem beschränkten Ausmass restauriert worden. Wenn man
diese beeindruckenden Zeugen früherer Kultstätten sieht, wird einem bewusst,
wie viele Kulturschätze von den Missionaren ganz bewusst im Namen ihres (neu
eingeführten) Gottes zerstört wurden, um die alte Religion der Insulaner
schnell auszurotten. Wer war nicht empört, als die Taliban die berühmten
Buddha-Statuen in Afghanistan zerstörten? Sie hätten die Menschen an eine alte
Religion erinnern können und mussten deshalb weg. Christliche Missionare waren
(und sind!) kein bisschen besser! Es ist schockierend wieviel hier, und im
gesamten Pazifik, zerstört wurde – einfach um die Andenken an die alten Götter
auszulöschen, und um Land für christliche Kirchen zu gewinnen.
Wiederum
gibt es entlang der guten Küstenstrasse viel Schönes zu sehen. Im Landesinneren
von Huahine findet man einige bizarre, schräge Felsgipfel und sogar einen
grossen See. Inland ist die Landschaft üppig grün, mit vielen Wasserläufen. Im
Osten von Huahine Nui liegt die Ortschaft Faie, welche für ihre blauäugigen
Aale bekannt ist. Wenn jemand an den Bach kommt, um sie zu füttern, verlassen
diese grossen, sanftmütigen Kreaturen ihr Versteck unter den Steinen. Eine Frau
aus dem Ort brachte die Aale dazu, über kleine Stromschnellen bachaufwärts zu schwimmen,
indem sie im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Wasser kommen und sich über die
Felsen schlängeln.
Es
war eine gute Idee zwei Wochen auf Huahine zu verbringen. Es ist eine
erfrischend wenig touristische Insel, wo einem sowohl Kinder, als auch
Erwachsene noch regelmässig grüssen, sogar dann, wenn man im Mietwagen
vorbeifährt. Die Zwillingsinseln Huahines sind eine wahrlich schöne und
beschauliche Ecke Französisch-Polynesiens!
Tahiti: unser Abschied von Französisch-Polynesien
Am
14. November hatten wir einen letzten Flug, bevor wir das Territorium wieder
verliessen. Er brachte uns von Huahine nach Tahiti. Einige meinen wohl, dass
wir die letzten zwei Monate immer “dort” waren. Genaugenommen ist aber Tahiti
nicht mehr, als Französisch-Polynesiens grösste und meistbevölkerte Insel. Wie
am Anfang dieses Kapitels beschrieben, haben wir die Hauptstadt Papeete bereits
besucht. Nun reservierten wir aber die letzte Woche unseres Aufenthalts in
Französisch-Polynesien, um die Insel Tahiti zu besuchen. Diesmal übernachteten
wir in der Pension de la Plage in Puna'auia, etwa 15km südlich von Papeete.
Die
1'042km2 grosse Insel besteht eigentlich aus der grossen Hauptinsel
Tahiti Nui, sowie der viel kleineren Insel Tahiti Iti, bzw. Taiarapu. Streng
genommen ist Tahiti Iti eigentlich eine “Presque-île”, wie sie im Französischen
genannt wird und für “fast-Insel” steht, denn Tahiti Iti ist mit einem etwa 2km
breiten Landstrich mit der Hauptinsel verbunden. Die Insel(n) Tahiti hat eine
Gesamtlänge von 61km und eine Breite von 29km. Die meisten der ~190'000
Einwohner leben im Norden von Tahiti Nui, wo das Verkehrsaufkommen schon fast
so dicht ist, wie in Europa.
Um
uns im weniger dicht besiedelten Teil gut umsehen zu können, mieteten wir ein
Auto. Die Insel Tahiti mag nicht so reich mit natürlicher Schönheit gesegnet
sein, wie andere Inseln Französisch-Polynesiens, dafür sind die historischen
Stätten, oder die von der Natur geschaffenen schönen Orte alle gut markiert und
gut zugänglich. Oft gibt es Informations-Tafeln, Pick-Nick Tische, Toiletten
und andere Infrastruktur, welche diese Orte auch bei Einheimischen für
Tagesausflüge beliebt macht.
Da es
an unserem Ausflugstag etwas bewölkt war, mussten wir leider auf den Anblick
des Mont Orohena, welcher mit 2’241m der höchste Berg Französisch-Polynesiens ist,
verzichten. Viele der markierten Sehenswürdigkeiten sind Strände; sie können
mit Sand von weiss bis schwarz aufwarten. Strandleben und Wassersport stehen bei
der lokalen Bevölkerung hoch im Kurs. Teahupoo im Süden von Tahiti Iti, ist
bekannt für seine gigantischen Surfwellen. Als wir jedoch dort ankamen, war das
Meer so ruhig, wie es nur sein kann! Andere Attraktionen haben mehr
Überraschendes geboten, wie das Taravao Plateau, ebenfalls auf Tahiti Iti, wo
es eher so aussah wie in Neuseeland, oder im Norden Europas, als auf einer
Pazifikinsel. Auf Tahiti Nui beeindruckten uns die Blaslöcher von Arahoho und
die Grotten bei Mara’a. Zu guter Letzt gab es auch einige Maraes, allen voran
dasjenige in Arahurahu, welches sich, mit seiner pyramidenähnlichen Plattform, von
den anderen unterscheidet. Natürlich gibt es auch in Tahiti eine Unmenge von
Kirchen. Wir hörten mehrmals, dass die Missionare immer noch ihre Macht
missbrauchen, um von den Einheimischen noch mehr Geld für noch mehr
Kirchenbauten zu erpressen, obwohl sich diese niemals füllen werden, denn es
gibt schlichtweg nicht genug Leute.
Während
wir am 20. November 2017 auf den Bus warteten, der uns zum Flughafen bringen
sollte, erlebten wir ein weiteres Mal die typisch Polynesische
Gastfreundschaft. Eine Frau und ihre erwachsene Tochter boten an, uns mit ihrem
Auto zum Flughafen zu fahren. Dies erlebten wir während unserer zwei Monate in
Französisch-Polynesien immer wieder. Ein wahrlich warmherziger Abschied.
Französisch-Polynesien: wunderschön und
nicht so überteuert wie befürchtet
Insgesamt
verbrachten wir 9 aussergewöhnlich spannende Wochen auf den verschiedenartigen
Inseln Französisch-Polynesiens. Wir konnten uns an diesen tiefblauen Lagunen
und zerklüfteten Berggipfeln kaum sattsehen. Faszinierend war auch das
Meeresgetier, das man häufig direkt vom Ufer aus beobachten konnte, wie z.B.
Riffhaie und Manta Rochen. Das Allerbeste; die Archipele sind alle mit dem
Flugzeug sehr gut verbunden und sehr einfach zu bereisen.
Französisch-Polynesien fühlt sich nicht viel anders an, als Europa, und es gibt
(fast) keine Korruption. Die vorwiegend Polynesische Bevölkerung hat eine
ziemlich Französische Lebensweise angenommen. Man lebt in hübschen, richtigen
Häusern, trägt leichte Kleidung, die auch etwas Haut zeigen darf, ernährt sich
von Französischen Speisen, arbeitet effizienter, als einige Europäer, nur dass
die 280'000 Polynesier vermutlich öfters in die Kirche gehen, als ihre 66 Mio. Landsleute
auf dem Französischen Festland zusammen!
Knusprige Baguettes, Brie und “Jambon de Paris” findet man überall, sogar auf
Inseln mit nur ein paar hundert Einwohnern. Natürlich ist
Französisch-Polynesien keine Billig-Urlaubsdestination, es gibt aber überhaupt
keinen Grund, ein Vermögen auszugeben, ausser man möchte dies so tun!
Normalerweise zahlten wir in Pensionen und Familiengeführten Gästehäusern etwa
hundert Euro pro Nacht (meist inkl. Frühstück) für ein Doppelzimmer, oder ein
kleines Studio. Ab und zu zahlten wir etwas mehr, ab und zu kamen wir aber auch
für € 50-60 durch. Wer aber für eine einzige Nacht mehr bezahlen will, als wir
am preiswertesten Ort für 14 Nächte, wird auch nicht lange suchen müssen.
Obwohl einige Luxusresorts Konkurs anmelden mussten, gibt es immer noch
genügend.
Auch
das Essen ist nicht so teuer, wie man vielleicht denken mag. Zugegeben, einige
Dinge wie z.B. Mineralwasser, Soft Drinks oder Joghurts sind alles andere als
günstig. Da ausser Neuseeländischem Fleisch und Australischen Keksen, fast alles
aus Frankreich und anderen Europäischen Ländern importiert wird, können Lebensmittel
gar nicht so preiswert sein. Aber Touristen aus dem Westen werden fast alles
finden, das sie von zu Hause kennen, bloss zu höheren Preisen. Einige Dinge
sind aber auch recht preiswert. Ein Baguette kostet z.B. nur 53-65 XPF (€ 0.45
bis 0.55), Butter und Fleisch aus Neuseeland sind billiger, als im
Ursprungsland, und auch einige frisch aufgeschnittene Käsesorten sind
preiswerter, als in Neuseeland oder der Schweiz.
Mittels
Selbstverpflegung Geld zu sparen, ist aber gar nicht so einfach, da preiswerte
Packungen immer auf Polynesische Grossfamilien ausgelegt sind. Eine Fleischpackung
für nur zwei Personen zu suchen, ist reine Zeitverschwendung! Sogar Mayonnaise
und Eis kommt in handlichen 5-15 Liter Containern. Wer zusammen mit seinen
Eltern, Grosseltern und fünf Kindern in Urlaub fährt, wird keine Probleme
haben. Für Paare ist aber kosten-optimierte Selbstverpflegung nur eine Option,
wenn man sich mit Büchsennahrung zufriedengibt, oder darauf versessen ist, für
die anderen Gäste der Unterkunft mitzukochen. Jedes selbstgemachte Sandwich mit
Zutaten aus dem Lebensmittelgeschäft, wird die Reisekasse stärker belasten, als
jedes vorgemachte Sandwich, oder eines das man in einer Snackbar frisch
bestellt.
Auch
Mahlzeiten im Restaurant sind nicht ultra-billig. Man zahlt für die gute
Qualität, die man erhält. Cuisine Gastronomique im Französischen Stil ist
weitherum erhältlich, und kaum teurer, als in Frankreich. Snackbars und
Roulottes sind normalerweise günstige Alternativen zu Restaurants. Die meisten
servieren eher richtige Mahlzeiten, als (nur) Snacks. Wir sahen touristische
Inseln, auf denen das Angebot in den Snacks eigentlich eher demjenigen in Schlemmerlokalen
gleichkommt. Abseits des Touristenstroms hingegen, vor allem auf den dichter
bevölkerten Inseln, können Snackbars oft wahre Goldgruben sein. Ein grosses
Panini kann weniger als zwei Euro kosten, eine krustige und warme
Baguette-Hälfte, gefüllt mit zartem Neuseeländischem Prime-Steak (die Kiwis
exportieren die besten Stücke zum Vorzugspreis), Roquefort Sauce und Pommes
Frites, für umgerechnet etwa € 3.50. Grosszügige Rohfisch-Portionen in allen
Variationen gibt es für € 6 – 10 und süsse, oder pikante Crêpes, oder Belgische
Waffeln, ab € 2.50. Wenn man etwas Herzhafteres möchte: kein Problem. Eine
anständige Portion (250g) grillierten Fisch, bedeckt mit reichlich Curry-Sauce
aus Crème fraiche, dazu Reis, oder Pommes frites, kann man schon ab € 8
erhalten. Ebenso Thunfisch mi-cuit, mit Salat und Beilage, oder ein Steak mit
Sauce nach Wahl. Solche Angebote findet man natürlich weder neben dem
Tauch-Resort auf den Tuamotus, noch in der Traumferienanlage auf einem Motu in
Bora Bora, aber bereits in Vaitape, dem Hauptort Bora Boras, findet man
ähnliche Angebote!
Wer
die Augen offen hält und Angebote mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sucht,
empfindet Französisch-Polynesien gar nicht als allzu überteuert, vor allem wenn
man die hohe Qualität von Essen und Unterkünften in Betracht zieht. Man erhält,
was man bezahlt und Langzeit-Rabatte sind bisher noch nicht in die Südsee
angekommen. Wer 3% Preisnachlass für einen einwöchigen, oder 5% für einen
einmonatigen Aufenthalt erhält, hat Glück gehabt!
Die unglaubliche
Schönheit der Inseln und türkisfarbenen Atolle Französisch-Polynesiens, machen
jede Reise zu einem lohnenswerten Erlebnis. Die freundlichen Menschen Polynesiens
sind eine weitere Bereicherung, und der westliche Lebensstil macht das Reisen
in Französisch-Polynesien einfacher, als auf jeder anderen, ähnlich schönen
Inselgruppe im Pazifik! Wenn man etwas Französisch spricht und Fisch mag, roh
und gekocht, wird sicher noch mehr belohnt. Wenn man grosse Ferienanlagen
meidet, und stattdessen kleine Gästehäuser bucht, haben die Unterkünfte
vernünftige Preise, vor allem wenn man bedenkt, dass viele Aussicht auf eine
Lagune bieten, oder sogar direkt am Wasser liegen! Und das Allerbeste: wenn man
mehr bezahlt, erhält man in der Regel auch mehr – und dies gilt auch für das
Essen. Wer also keine billigen Essbuden findet, isst vielleicht die ganzen
Ferien hindurch verdammt gut und verbringt vielleicht einen Urlaub voller
Schlemmermahlzeiten! Französisch-Polynesien ist sicher eine der teureren
Destinationen, die wir je besucht haben, aber es hat sich jeder Rappen gelohnt.
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Fotos |
Osterinsel: mystische Statuen & Südamerikanischer Rhythmus
Die Osterinsel liegt
abgelegen im östlichen Südpazifik und gehört politisch zu Chile, geographisch
hingegen, noch zu Polynesien. Sie liegt etwa 3'800 km von der Chilenischen
Küste, und 4'250 km von Tahiti entfernt. Die Osterinsel (Spanisch: Isla de
Pascua, Polynesisch: Rapa Nui) hat eine Landfläche von 162,5km2 und
wird von etwa 6'500 Menschen bewohnt. Die allermeisten leben im kleinen
Hauptort Hanga Roa und etwa 60% von ihnen sind Nachfahren der Rapa Nui, den
Polynesiern die sich hier ursprünglich niederliessen.
La Isla
de Pascua ist eine Vulkaninsel, die auf dem 2’500km langen Sala-y-Gómez Sattel
liegt. Diese Unterwasser-Bergkette besteht aus mehreren Vulkanen, von denen Sala-y-Gómez
der einzige andere ist, der als Insel aus dem Meer ragt. Dies alleine tönt
schon sehr interessant, aber richtig berühmt wurde die Osterinsel durch die
monumentalen Moai Statuen, welche von einem Rapa Nui Stamm in den Jahren
zwischen 1250 und 1500 errichtet wurden.
Sind wir noch in Polynesien, oder bereits in Latein Amerika?
Die
Osterinsel war die letzte Station auf unserer Südpazifik-Tour. Doch kaum hatten
wir am 21. November 2017 das Flughafengebäude verlassen, fühlten wir uns viel
eher wie in Spanien, als in Polynesien, und dies nicht nur, weil hier Spanisch
gesprochen wird.
Hanga
Roa, die einzige Ortschaft, ist von weissen Chilenen dominiert; sowohl Touristen,
als auch solchen die im Tourismus arbeiten. Wir waren überrascht wie viele
Souvenirgeschäfte, Restaurants, Eisdielen und Cafés mit Patisserie es hier
gibt.
Wir
waren aber vor allem überrascht, dass die Leute hier nach einem ganz anderen
Rhythmus leben, als auf allen Pazifikinseln, die wir je besucht haben. Auf der
Osterinsel geht niemand mit den Hühnern ins Bett, es steht aber auch niemand
mit den Hähnen auf. Ganz im Gegenteil; wer vor 21 Uhr zum Abendessen ins Lokal
geht, ist als Ausländer entlarvt. Um Mitternacht wimmelte es hier auf den
Spielplätzen noch von Kindern. Genauso wie in Spanien bleibt es hingegen am
Morgen ziemlich lange ruhig. Wir konnten uns leicht an den neuen Rhythmus
gewöhnen, wohingegen andere Touristen zum Abendessen erschienen, wenn die
letzten Einheimischen beim Mittagessen waren. Vorteilhaft ist, dass die
Zeitzone im Sommer so gelegt wurde, dass es nicht schon um 18h, sondern erst um
21:30h dunkel wird.
Irgendwie
ist Hanga Roa ein recht pulsierendes Dorf und es fühlt sich bereits ziemlich
Chilenisch an. Im Gegensatz zu den meisten anderen Pazifikinseln, finden
Touristen hier fast alles, was sie suchen, auch eine gute Auswahl an
Speiselokalen. Von einfachen Essbuden bis hin zu echten Schlemmerlokalen. Wir
hatten das Gefühlt, dass alles was man auf dem Festland bestellen kann, auch
hier verfügbar ist – einfach zu höheren Preisen. Das allerbeste aber war, dass
die Rapa Nui genauso freundlich sind, wie die übrigen Polynesier und
regelmässig anboten, uns in ihren Autos mitzunehmen.
Moai Statuen: Überbleibseln unbekannter
Sitten
Der
Hauptanziehungspunkt auf der Osterinsel waren natürlich auch für uns die
sagenumwobenen menschähnlichen Moai Statuen. Historiker glauben, dass es einmal
über 1'000 dieser Statuen gab, heute sind aber nur noch etwa 900 übrig, die
meisten von ihnen wurden umgekippt. Vermutlich um den 80 USD hohen Eintritt für
Ausländer zu rechtfertigen, wurden einige dieser gigantischen Statuen wieder
aufgestellt. Ein paar Moais hat man touristenfreundlich im und um den Hauptort (wieder)
errichtet. Um die grösseren Ansammlungen von in Reih und Glied stehenden
Statuen zu sehen, braucht man irgendeine Art von Transport, da manche bis zu
20km von Hanga Roa entfernt stehen. Anfänglich dachten wir an einen Mietwagen,
bis wir das Kleingedruckte in den Verträgen lasen: KEIN Mietwagen auf der Osterinsel
ist versichert – es gibt nicht einmal eine Haftpflicht-Versicherung! Wer ein
Auto mietet muss die volle Verantwortung übernehmen; sowohl für das eigene
Fahrzeug, als auch für alle anderen Fahrzeuge, Personen und Gebäude, die er
beschädigen könnte, oder von denen das Mietfahrzeug einen Schaden erleiden
könnte. Unter solchen Umständen verzichteten wir darauf und entschieden, dass
es wohl vernünftiger sei Fahrräder zu mieten!
So
radelten wir unbeschwert und tapfer gegen den steifen Wind von einem
faszinierenden Ort zum nächsten. Es ging entlang der Küste und durch das erstaunlich
hügelige Landesinnere. Immer wieder sieht man immer 200m – 500m hohe
Vulkankegel. Abgesehen von ein paar touristischen Moais in Hanga Roa, sind alle
Statuen nach Westen ausgerichtet. An den meisten Orten, wo Archäologen,
zusammen mit ihren Helfern, Moais wiederaufgerichtet haben, stehen mehrere
schnurgerade in einer Reihe, normalerweise auf einer Plattform, die Ahu genannt
wird. Es scheint, als ob in früheren Zeiten allen Statuen noch ein Hut, oder
ein Haarknoten aufgesetzt war. Diese wurden aber bei der Restaurierung kaum
noch aufgesetzt. An einigen Orten liegen diese Hüte, die aus rötlichem Stein
gefertigt wurden, ein Kontrast zum grauen Stein aus dem der Körper gemeisselt
ist, in der Umgebung. Eine der beeindruckendsten Stätten ist Tongariki, wo 15
Statuen unterschiedlicher Höhe in einer Linie Spalier stehen. Nur einer ist ein
Hut aufgesetzt, die andern Hüte liegen halbkreisförmig angeordnet in der Nähe.
An
anderen Stellen liegen die Moais mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und
wurden temporär mit Holzdächern gedeckt, bis sie wieder aufgestellt werden.
Ganz
anders, als die anderen Moai Stätten ist Rano Raraku, bekannt als Steinbruch
aus dem viele Statuen herausgemeisselt wurden. An einer offenen Felsflanke sieht
man noch ganz deutlich, dass die Arbeit an 397 weiteren Moais begonnen, aber
nie abgeschlossen wurde. Die vielen Skulpturen, welche unterhalb des Steinbruchs
verteilt sind, unterscheiden sich aber deutlich von den anderen, ein weiteres
ungelöstes Rätsel. Dort bestehen die meisten nur aus einem gigantischen Kopf.
Einige sehen so aus, als ob ihr Körper im Gras der Hügelflanke schräg eingegraben worden wäre, sodass ihr Gesicht nun
hinunter zum Meer gerichtet ist. Im Schnitt sind die Moai Statuen etwa 4m hoch,
doch der grösste, der je fertiggestellt wurde, misst fast 10m. Der Grösste, der
noch in Arbeit war, hätte stolze 22m hoch werden sollen. Wir wollen nicht auf
die Details eingehen, weshalb diese Statuen aus dem Fels gemeisselt und
aufgestellt wurden, denn es gibt bereits unzählige Theorien, Sagen und Bücher
darüber.
Steile Klippen und mächtig(e) inspirierende Vulkane
Die
Osterinsel hat aber noch mehr zu bieten, als mystische Statuen. Die
Vulkan-übersäte Landschaft und die schroffe Küste zeigen den vulkanischen
Ursprung augenfällig. Es gibt weder ein Riff mit einer Lagune, noch einen
geschützten Hafen, nur steil abfallende Felsklippen. An mehreren Stellen
entlang der Küste können frühere Lavaflüsse in verschiedenen Farben immer noch
als solche erkannt werden. Weiter gibt es mehrere Lava-Röhren und Höhlen.
Eine
weitere eindrückliche, archäologische Stätte ist Orongo, eine erst 350 Jahre
alte Siedlung, die vor etwa 150 Jahren verlassen wurde. Sie thront auf einer
engen Krete mit dem Vulkan Rano Kau auf der einen, und 300m hohen Klippen auf
der anderen Seite. Die Form der grasbedeckten, fast unterirdisch gebauten
Häuser aus Trockenmauern, ist einzigartig. Gleich neben dieser historischen
Siedlung mit ihrem Zeremonienplatz, steht man auf dem Kraterrand des Rano Kau
und geniesst einen phänomenalen Blick aufs Meer und in den Vulkankegel. Man
spürt buchstäblich noch die Kraft der kochenden Lavamasse, welche einst durch
dieses gigantische Loch ausgespuckt wurde. Heute ist der Vulkanboden aber eine
grasige Sumpflandschaft, welche eher einem Kratersee mit Inseln gleicht. Für
uns war dies ein sehr ehrfurchtgebietender Ort, welcher uns zum Nachdenken über
unser Leben anregte.
Die
Osterinsel war der perfekte Abschluss unserer Südsee-Reise. Sie bot mystische
Sehenswürdigkeiten, sie liegt immer noch im Pazifik, und ist immer noch von
Polynesiern bewohnt. Das Leben ist hier aber so gegensätzlich, zu allen anderen
Südsee Inseln, die wir besucht haben. Was besonders auffällt; die Menschen sind
immer noch ausserordentlich freundlich und hilfreich, ausser sie versuchen
störrisch die Dinge in ihrem Sinn zu beeinflussen. An unserem Abreisetag
besetzte ein Familien-Clan die Eincheck-Schalter am Flughafen, sodass 700
Passagiere für 7 Stunden warten mussten. Da sie friedlich und mit Musik und
Gesang demonstrierten, applaudierten gewisse Touristen anfänglich noch, da sie
meinten, es handle sich um eine Vorführung, um die Wartezeit während der Lösung
eines technischen Problems zu überbrücken. Nach Stunden realisierten aber auch
die Naivsten was vor sich ging und dies führte zu wahrlich internationalen
Gesprächen, da nun alle in dieser unendlich langen Kolonne, miteinander
sprachen…
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Fünf Monate im Südpazifik: ein lohnenswertes Abenteuer
Während wir
unsere Südsee-Reise planten, zögerten wir anfänglich etwas, ein halbes Jahr in
einer der teuersten Reise-Regionen der Welt zu verbringen. Irgendwie waren wir
versucht, unsere Reise auf ein paar Inseln zu beschränken, aber wir konnten uns
einfach nicht entscheiden, welche wir fallen lassen sollten. Kurz bevor wir
unsere ersten Flüge buchten, vernahmen wir jedoch, dass gleich mehrere Leute in
einem eher jungen Alter verstorben sind. Dies motivierte uns zu sagen: “now, or
never”! Daraufhin fügten wir jede Wunsch-Insel, die wir noch vor der Hurrikan-Saison
besuchen konnten, unserem Reiseplan hinzu. Daraus ergab sich eine stattliche
Liste von 20 Inseln und Atollen.
Inzwischen
wissen wir: es war die schönste Reise unseres Lebens und viel mehr wert, als
das Geld, das wir dafür ausgaben! Wir sind so zufrieden, dass wir (nochmals) in
die Südsee flogen, da wir so viele unglaublich gute Erinnerungen sammeln
durften, die uns alle bleiben, wenn uns das Schicksal auf unsere letzte Reise
schickt.
Wo immer wir hinkamen, fühlten wir uns von der Inselbevölkerung, welche uns
immer gern ihre Kultur erklärte, ausserordentlich willkommen geheissen. Von den
gelebten Traditionen her gesehen, boten Samoa, Wallis & Futuna, Fidschi,
Tuvalu und Tonga mehr, als wir je zu hoffen gewagt hatten. Die türkisfarbenen
Lagunen, die schroffen Berge und die riesigen, fischreichen Atolle Französisch-Polynesiens,
waren nicht minder faszinierend. Schlussendlich beeindruckte uns die Osterinsel
nicht nur wegen ihrer berühmten Moai Statuen, sondern auch wegen des
pulsierenden Lateinamerikanischen Lebensstils, welcher uns mehr an Spanien, als
an die Südsee erinnerte. Zu den Höhepunkten gehörten überall auch die Kontakte
zu den freundlichen Einheimischen. Überall offerierte uns die Inselbevölkerung
immer wieder, uns mit dem Auto mitzunehmen, wenn wir zu Fuss, oder sogar mit
dem Fahrrad (bergauf) unterwegs waren. Die grossen Pick-ups machten es möglich.
Die
Südsee ist eine wunderbare Welt und wir sind den Polynesiern, Melanesiern und
Mikronesiern so dankbar, dass sie sie so bereitwillig mit uns geteilt haben.
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