Reisetagebuch Kapitel 30
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Reisetagebuch Kapitel 30 [Juni 2017 - November 2017] als PDF
(Südsee: einzigartige Inseln und Kulturen)

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Mehr über den Pazifik: Mikronesien - Vanuatu
Einleitung

Südsee: einzigartige Inseln und Kulturen

Während früherer Reisen vor 25, bzw. 12 Jahren, hatten wir das Glück mehrere Regionen, verteilt über den ganzen Pazifischen Ozean, erkunden zu können. Unsere Besuche verschiedener Inselstaaten Melanesiens, Mikronesiens und Polynesiens, schürten Appetit auf mehr. Natürlich wollten wir auch sehen, wie sich das Leben in den speziellsten, der von uns bereits besuchten Inseln, verändert hat. In erster Linie interessierte es uns aber, weitere Inseln kennenzulernen. Dies führte uns zu ein paar einzigartigen Bilderbuchinseln, weitab der Touristenströme. Wir wären keine echten Globetrotter, wenn wir die 20‘000km vom Herzen Europas in die Südsee ohne Zwischenstopp zurückgelegt hätten. Deshalb wählten wir eine Route welche es uns ermöglichte, wieder einmal Helsinki und Singapur zu besuchen.

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Samoa: Inseln der offenen Fale und hölzernen Busse

Die polynesische Inselgruppe Samoa (früher West-Samoa), markierte den eigentlichen Beginn unserer Pazifiktour. Heute teilen sich rund 190'000 Samoaner eine Landfläche von 2’934km2, welche sich über mehrere Inseln erstreckt. Ungefähr drei Viertel der Bevölkerung leben auf Upolu und ein Viertel auf der grössten Insel Savai’i. Die einzigen anderen bewohnten Inseln sind Manono und Apolima, dort leben aber weniger als 1'000 Menschen.

Erste weisse Siedler kamen schon vor langer Zeit nach Samoa und konnten sich mit der Einwilligung der Dorfältesten etablieren. In den 1870-ern kam es zu Streitigkeiten zwischen den regierenden Clans. Dies liess die Briten, Deutschen und Amerikaner aufhorchen. 1899 wurde Samoa aufgeteilt. West-Samoa ging an die Deutschen und Ost-Samoa an die Amerikaner. Während des Zweiten Weltkriegs drängten die Briten Neuseeland, West-Samoa unter ihre Kontrolle zu bringen. Ab 1962 war West-Samoa wieder unabhängig, d.h. nur noch Abhängig von ausländischen Hilfsprojekten, vor allem aus Australien und Neuseeland, aber auch aus der EU.

 

Vom aufstrebenden Apia zu traditionellen offenen Fales

 

Innert 16 Stunden brachte uns Fiji Airways von Singapur, via Nadi nach Samoa, wo wir am 25. Juni 2017 eintrafen. Wie viele andere Hauptstädte im Pazifik, ist Apia nicht unbedingt eine Schönheit. Man findet allerdings diverse mächtige Regierungsgebäude, mit Absender “gesponsert von…”. Die Stadt ist auch nicht besonders gross, sondern sieht eher wie ein Dorf aus. Im Gegensatz zu unserem Besuch vor 25 Jahren, gibt es nun in der Nähe des Zentrums keine offenen Fales mehr (traditionelle Hütten). Nur die Busse sehen noch genauso aus wie früher. Gebaut aus Holz und bunt bemalt mit allen möglichen Sujets, an die der Fahrer glaubt, sei es nun Gott oder Rugby. Letzteres erscheint ebenso wichtig zu sein, wie die unzähligen Kirchen. Natürlich ist der riesige Busbahnhof sonntags total verlassen, unter der Woche herrscht dort hingegen Hochbetrieb.

 

Sowohl Männer, als auch Frauen, tragen oft Röcke, genauso wie sich beide Geschlechter häufig tätowieren lassen. Beides sieht man in Apia alle Tage. Um aber das wirkliche, traditionelle Samoanische Leben zu erfahren, muss man die Hauptstadt verlassen und schon bald sieht man offene Fales. Ein Fale ist grundsätzlich ein offener Bungalow, der auf einer erhöhten Plattform steht. Anstelle von Wänden, gibt es nur Stützpfeiler, die ein Dach aus Palmblättern, oder Wellblech tragen. Dank dem es überhaupt keine Wände gibt, haben die Bewohner eine natürliche “Energie effiziente” Klima-Anlage. Als Schutz gegen Wind und Wetter, können aus Palmblättern gewobene Paneelen zwischen den Stützen angebracht werden. In einigen Fales stehen westliche Möbel. Obwohl die meisten Familien mindestens ein offenes Fale besitzen, benutzen es die meisten Samoaner nicht (mehr) als ihr Haupthaus; hinter, oder neben vielen steht zusätzlich ein simples “Palagi house” (Ausländer- bzw. Westler-Haus).

 

Da sich am Sonntag ganz Samoa in den Kirchen versammelt, wäre es sinnlos, wenn Restaurants an diesem Tag öffnen. Es war aber Sonntag, als wir im Land eintrafen, und so ernährten wir uns, wie die meisten hungrigen Ausländer: bei Mc Donalds. Zumindest an diesem Sonntag fanden wir diesen Auswuchs westlichen Einflusses einen Segen. Als wir vor 25 Jahren das erste Mal in Samoa waren, hatte es einzig ein paar simple chinesische Lokale gegeben, die sich die meisten Samoaner nicht leisten konnten. Zumindest in Apia hat sich dies massiv geändert. An Werktagen findet man heute eine breite Auswahl an Speiselokalen, von einfachen Fressbuden zu Italienischen- und Französischen Schlemmertempeln. Nicht nur die günstigen sind jetzt bei Einheimischen (wie auch Ausländern) sehr beliebt.

 

Ausserhalb Apias gibt es hingegen kaum noch Speiselokale. Das kulinarische Erlebnis der Besucher hängt von den Kochkünsten der Küchenmannschaft ihrer Unterkunft ab. Meist hatten wir Glück und assen recht gut. Wer frischen Fisch mag und lokale Spezialitäten versuchen möchte, fährt sicher am besten. Fast täglich bestellten wir Rohfisch-Gerichte wie Oka (mariniert mit Zitronensaft und Kokosmilch), Poke (Fisch-Würfel in Sojasauce mit Paprika-Schoten), oder Sashimi, genauso wie es die Japaner mögen. Leider halten sich viele Touristen an frittierten Fisch- oder Hähnchen und Chips, und beklagen sich über die beschränkte Auswahl… Egal was man bestellt; es wird immer alles frisch zubereitet. So dauert es ab und zu eine ganze Weile, bis das Essen serviert wird. Viele Gästehäuser versuchen die lange Wartezeit zu minimieren, indem sie die Gäste bitten, zwei Stunden im Voraus zu bestellen. Damit warten die Gäste dann nur noch eine halbe Ewigkeit, nachdem sie sich an den Tisch gesetzt haben. Das Servierpersonal ist aber immer aussergewöhnlich freundlich und stellt sich häufig mit Vornamen vor und fragt nach den unsrigen.

 

Schmucke Dörfer mit zufriedenen Menschen

 

Samoanische Touristen-Unterkünfte sind sehr vielfältig, von einfachen (meist überteuerten) offenen Strand-Fales mit Gemeinschafts-Mahlzeiten, bis hin zu luxuriösen teuren Resorts. Nur Unterkünfte der Mittelklasse sind schwer zu finden. Heutzutage hat sich Samoa als moderate Beach-Holiday Destination etabliert, welche vor allem Gäste aus Australien und Neuseeland anzieht. Die Inseln bieten wirklich ein paar sehr schöne Strände, doch für uns war der eigentliche Höhepunkt die Kultur. Aus diesem Grund wählten wir immer Ferienanlagen in Dorfnähe.

 

Wir besuchten die Inseln Upolu und Savai’i und übernachteten nach Apia, insgesamt in sechs verschiedenen Dörfern. Das Leben auf dem Lande lief auf beiden Inseln sehr ähnlich ab. Wir bekamen jedoch den Eindruck, dass die Menschen auf Savai’i ärmer, aber glücklicher sind. Das hügelige Landesinnere ist auf beiden Inseln fast unbewohnt. Beide Inseln sind von einem Riff umgeben. Nach einem zerstörerischen Tsunami in 2009, zogen zwar ein paar wenige Familien in höhere Lagen, die meisten Dörfer liegen jedoch entlang der Küste. Auf beiden Inseln gibt es eine enge, aber gute, asphaltierte Küsten-Ringstrasse. Durch diese Strassendörfer zu schlendern ist eine wahre Freude. Die Häuser und die Stützen der offenen Fales sind in fröhlichen Farben gehalten, überall sieht man manikürierten Rasen und schöne gepflegte Gärten, bepflanzt mit tropischen Büschen und Blumen. Gefallenes Laub wir täglich eingesammelt. Im starken Kontrast dazu, werden leere Flaschen, Büchsen und Snack-Verpackungen achtlos am Strassenrand entsorgt.

 

Wenn wir umherspazierten, kamen wir immer wieder in Kontakt mit den stets zufriedenen Einheimischen. Winkende Kinder sieht man überall und Erwachsene sind häufig daran interessiert und auch stolz ihr gutes Englisch zu praktizieren. So kam es oft zu freimütigen Konversationen über das Leben auf den Inseln. Samoaner sind immer sehr warmherzig und unverfälscht. Im Gegensatz zu Asien denkt hier niemand, Touristen seien vor allem zwei-beinige Geldautomaten.

 

Bunte Busse und hilfsbereite Samoaner

 

Mit den bunten Holzbussen zu fahren, war jedes Mal ein tolles Erlebnis. Westliche Erfindungen wie Fahrpläne oder markierte Bushaltestellen, sind hier reines Wunschdenken. Dafür hält der Bus überall wo man einsteigen möchte, und er fährt so lange, wie der Fahrer Lust hat. Um 17 Uhr findet man kaum noch einen, und einmal blieben wir sogar schon um 16h stecken, weil der Fahrer nun mehr Bock hatte, fischen zu gehen, und deshalb die letzten Passagiere bat, auszusteigen. Zusammen mit einer Polynesierin nahmen wir nun den Weg unter die Füsse, obwohl wir noch etwa 10km vor uns hatten. Als wunderschöne Samoanerin, wog sie etwa gleichviel, wie wir beide zusammen. Kein Wunder, dass sie schnell erschöpft war und deshalb einen Notruf an ihren Ehemann sandte. Es dauerte nicht lang, bis er im Auto angebraust kam und uns alle einlud. Auch wir waren dankbar dafür! Da er noch etwa 15km Umweg einlegte um auch uns direkt vor dem Hotel abzuliefern, empfanden wir es als angebracht, einen Beitrag an die Benzinkosten zu leisten. Nach anfänglichem Zögern nahm er etwa die Hälfte, des angebotenen Geldes an und bedankte sich mit: “God bless you”, und dies war auch die gängige Verabschiedung, wenn wir von einer Unterkunft weiterzogen.

 

Des Öfteren boten uns die freundlichen Samoaner eine Mitfahrgelegenheit an, wenn wir auf einen Bus warteten, von dem man nicht genau wusste, ob er heute noch fährt. In Apia gibt es Verkehrsstaus und unzählige Busse und Taxis. Auf dem Lande hingegen, gibt es kaum Busse und Taxis und auch der Verkehr ist sehr dünn. Wenn man bedenkt, wie wenig die Leute verdienen, ist es erstaunlich, dass etwa jede zweite Familie einen Wagen fährt. Oft wird das Gefährt von Verwandten finanziert, die in Neuseeland oder Australien arbeiten.

 

Wie üblich bei Pazifischen Völkern gilt: “big is beautiful” – dick ist schön. Häufig führt dieses Schönheitsideal zu Trägheit. Auf der positiven Seite sind Samoaner meist sehr sanftmütig und bewegen sich nur langsam, und dies gilt auch hinter dem Steuerrad. In starkem Kontrast dazu, stehen ihre kraftvollen, traditionellen Tänze mit ultra-schnellen Bewegungen. Auf der anderen Seite scheint ihr Geschäftssinn kaum entwickelt zu sein. Alle erfolgreichen Unternehmen die wir gesehen haben, waren in den Händen von Westlern, Asiaten oder zumindest nicht reinrassigen Samoanern.

 

Die Macht der Kirchen

 

Im Grossen und Ganzen ist in Samoa vieles teuer – auch für uns. Tauschhandel ist hier der Schlüssel zum Überleben. Oft haben Kinder kaum anständige Kleider und Schuhe. Einzig für die Sonntagsmesse, hat jeder etwas Schönes anzuziehen. Wie überall im Pazifik, gibt es einen grossen Kontrast zwischen dem Pomp der Kirchen, und der Armut der Gläubigen. Die einfachen Hütten der Armen stehen neben imposanten Kirchen. Selbst kleine Samoanische Dörfer haben etwa vier grosse Kirchen der unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen. Im Idealfall sind diese natürlich grösser, als diejenigen im Nachbarsort. Ausländer werden von Einheimischen mit Einladungen überhäuft, die Messe in ihrer Kirche zu besuchen, um nicht in einer anderen zu landen, die sich ebenfalls um jede Seele bemüht.

So besuchten wir einmal eine Messe und dies war unterhaltsam, langweilig und aufrüttelnd zugleich. Die Samoanischen Kirchen sind bekannt für ihren Chorgesang und die moderne Musik. Normalerweise gibt es keine Orgel, sondern eher ein Piano und oft auch elektrische Gitarren, Schlagzeug, elektrisches Keyboard etc. und natürlich einen Chor.

Der betagte Priester benahm sich wie ein Führer, der die Menge anfeuert. Seine Gläubigen erlebten ihn schreiend und weinend. Es erschien genau wie der ideologische Drill populistischer Führer. Regierung und Kirchen sind in Samoa stark miteinander verlinkt und die Kinder gehen normalerweise in Missionsschulen. Diese sind gratis für Kinder, deren Eltern regelmässig zum Gottesdienst gehen. Dieser dauert um die drei Stunden und wird am Sonntagmorgen und Nachmittag abgehalten, häufig noch zusätzlich unter der Woche. So haben die Gläubigen genügend Möglichkeiten, das wenige das sie haben, der Kirche zu spenden. Um zu zeigen wie dankbar die Institution ist, und um den Druck auf die Gläubigen zu erhöhen, verkündet der Pfarrer von der Kanzel, welche Familie wieviel gespendet hat, und welche noch mehr spenden sollten! Wir hörten von Samoanischen Familien, die in Neuseeland leben, und so viel an ihre Kirchgemeinde in Samoa spenden, dass ihnen das Geld fehlt, um ihre Kinder richtig zu ernähren und ihnen Schuhe zu kaufen…

 

Am Ende der Messe wünschten sich die Kirchgänger gegenseitig alles Gute und alle schüttelten uns die Hand und bedankten sich, dass wir ihre Kirche besucht haben und luden uns natürlich ein, für die Nachmittagsmesse nochmals zu kommen. Dazwischen verziehen sich alle zum Sonntagsschmaus. Oft versammeln sich die Familienclans am Sonntag zu einem Essen aus dem Umu, wie der Erdofen hier genannt wird.

 

Drei Wochen auf den Samoanischen Inseln zu verbringen, war gerade richtig. Wir kriegten nicht nur einen guten Einblick in das Leben auf Upolu und Savai’i, sondern erhielten auch die Möglichkeit zwei aussergewöhnlich schöne, palmengesäumte Inseln kennenzulernen. Strände, Lavafelder, Blow-holes und Schildkrötenteiche; dies ist alles Teil der natürlichen Schönheit. Das feuchtheisse Klima ist ab und zu ein Segen, ab und zu auch schweisstreibend und lähmend. Der Höhepunkt unseres Besuches waren sicher die gastfreundlichen und netten Menschen Samoas, welche unseren Aufenthalt richtig grossartig machten, weil sie uns an ihrer Kultur teilhaben liessen.

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Wallis_&_Futuna: Frankreichs bestgehütetes Geheimnis

Der 17.07.17 ist sicherlich ein spezielles Datum und genau an diesem Tag landeten wir auf einer sehr speziellen Insel. Jedermann kennt die Französischen Übersee-Gebiete Tahiti und Neukaledonien, doch wenn wir Wallis & Futuna erwähnten, schaute man uns normalerweise nur gross an. Sogar Franzosen, die häufig alle Departements-Nummern auswendig wissen, haben kaum von ihrer “«collectivité d’outre-mer Wallis und Futuna, gehört.

Etwa 280km vom östlichen Zipfel von Fiji’s Insel Vanua Levu liegt die Inselgruppe Futuna. Von dort sind es 230km zu den Wallis Inseln, welche wiederum 360km westlich von Samoa’s Insel Savai’i liegen. Ausser der Zugehörigkeit zu Frankreich, gibt es wenig Gemeinsamkeiten zwischen den Inselgruppen Futuna und Wallis. Futuna wurde von Samoanern besiedelt und ist in zwei Königreiche unterteilt. Die Wallis Inseln wurden von Tonganern besiedelt, und haben bloss einen König. Da die Thronfolge nicht vererbbar ist, sondern der König von anderen Aristokraten gewählt wird, kam es kürzlich zu Querelen über die Thronfolge. Wenig Umstritten ist die Französische Regierungsobrigkeit. Nachdem Wallis & Futuna schon seit 1888 ein Französisches Protektorat war, entschieden sich die 15'000 Polynesier 1959 bei einem Referendum mit überwältigender Mehrheit bei Frankreich zu bleiben. Es gibt keine Unabhängigkeitsbewegung. Man weiss, woher das Geld kommt und geniesst die Privilegien, wie die Französische Staatsbürgerschaft, staatliche Schulbildung und kostenfreies Gesundheitswesen, das auch Zahnbehandlungen miteinschliesst. Wie auch in Samoa, lebt der grösste Teil der Bevölkerung im Ausland, hier vorwiegend in Neukaledonien und in Frankreich.

 

Futuna: wo Besucher sehr willkommen sind, Badeurlauber hingegen nicht  

 

Ein moderner Düsenjet von Aircalin brachte uns von Nadi zum Flughafen Wallis-Hihifo, wo wir in eine kleine Twin-Otter umstiegen. Futuna wird anscheinend nur von ~10 Touristen jährlich besucht. Diejenigen die sich aber hierher trauen, werden fast wie Könige behandelt, und dies bereits auf dem Flug. Um uns die beste Sicht aus dem Flugzeug zu garantieren, erhielten wir beide sowohl auf dem Hin-, als auch auf dem Rückflug, je einen Fensterplatz in der ersten Reihe des 18 Plätze Flugzeugs.  Voller Begeisterung erhielten wir so die ersten dramatischen Eindrücke der 46 km2 grossen Insel Futuna, sowie der 18 km2 grossen Nachbarinsel Alofi. Zusammen mit ein paar sie umgebenden Korallenbänken bilden sie die Horn-Inseln; “îles de horn(e)”. Alofi wird nur von einem Einsiedler bewohnt. Die ~3'500 Menschen auf Futuna nutzen Alofi aber um Grünzeug zu kultivieren.

 

Wir logierten in Futuna’s einzigem Hotel mit einem guten Ruf, dem “Fia Fia”. Es bietet Zimmer im Europäischen Standard von denen einige riesengross und extravagant sind. Das herausragendste ist sicher die Museumsähnliche Napoleon-Suite. Uns passte aber ein bescheidenes gerade so gut. Während unserer neun Tage waren wir zwar die einzigen Touristen, doch es hatte die ganze Zeit über immer Geschäftsreisende, die vorwiegend für die Französische Administration arbeiteten. Das Hotel offerierte Voll- und Halbpensions-Mahlzeiten und diese waren immer sehr gut und an die individuellen Wünsche der einzelnen Gäste angepasst, auch wenn es keine Speisekarte gab.

 

Uns gefiel auch die Lage des Hotels in der kleinen Ortschaft Nuku. Die grössten Supermärkte, die Post und die neueste Errungenschaft der Insel, ein Geldautomat, lagen alle in nächster Nähe. Ausser Schulbussen gibt es überhaupt keine öffentlichen Verkehrsmittel – auch keine Taxen. Trotzdem scheinen die Einheimischen keinen Schritt zu Fuss zu gehen. Wenn wir so etwas Aussergewöhnliches in Angriff nahmen, ging es oft nicht lange, bis jemand mit dem Auto anhielt und anbot uns mitzunehmen, erst recht, nachdem wir den Dorfrand erreichten. Ab und zu wurde aus so einer Mitfahr-gelegenheit eine Sightseeing-Tour um die halbe Insel. Die Menschen sind aussergewöhnlich nett und gastfreundlich. Ein paar Worte Französisch sind in Wallis & Futuna sicher von grossem Vorteil. Auf diesen einsamen Inseln winken einem nicht nur fast alle Leute zu, viele suchen auch das Gespräch und dies kann sogar in einer Einladung enden.

 

Kleine Dörfer, grosse Kirchen und gastfreundliche Menschen

 

Futuna ist eine üppig grüne Insel mit einem 400m hohen Gebirgszug im Landesinnern, aber nur beschränktem Schutz durch Korallenriffe entlang seiner Küste. Strassendörfer säumen die Südwestküste der Orangen-Schnitz förmigen Insel Futuna. Richtung Nordwesten hin werden es immer weniger, und die windgepeitschte Nordostküste ist fast unbewohnt. Mächtige Kirchen findet man aber überall. Oft stehen sie einsam zwischen den Dörfern. Die grösste unter ihnen; die Basilika St. Pierre Chanel im abgelegenen, winzigen Dorf Poi, ist so gross, dass sie mehr als die gesamte Bevölkerung der Insel (3’500) aufnehmen kann. Einmal im Jahr versammeln sich hier Pilger aus dem ganzen Pazifik, um St. Pierre Chanel zu ehren.
Ein gutes katholisches Land muss sicherstellen, dass seine Kirchen für jedermann Platz bieten. Es könnte ja sein, dass sich der momentane Abwanderungstrend plötzlich umkehren könnte, und sich auf einmal “die ganze Welt” auf Futuna niederlassen möchte. Auf jeden Fall findet man auf Futuna noch weitere Kirchen, die jeweils um die 1'000 Gläubige aufnehmen können, und zudem sind noch zwei weitere im Bau. Auf dem Französisch regierten Futuna sind ausser einer, alle der 15+ Kirchen und Kapellen katholisch.

 

In starkem Kontrast zu den wunderschönen Kirchen stehen die kleinen und oft einfachen westlichen Häuser der Einheimischen. Auch auf Wallis & Futuna waren die Missionare extrem erfolgreich. Wir hörten von Familien aus Futuna im Ausland, welche eher in Armut leben, und dafür einen grossen Anteil ihres Einkommens an die Kirchgemeinde auf ihre Insel senden.
Neben jeder Kirche steht ein grosses Gemeinschafts-Fale das traditionsgemäss mit einem Palmblätter-Dach gedeckt ist. Dies ist ein sichtbares Zeichen des Samoanischen Ursprungs der Bevölkerung. In diesem offenen Fale versammelt man sich vor und nach der Messe und bei anderen wichtigen Zusammenkünften. Am Abend versammeln sich hier die Männer um Kava zu trinken, während sich die Frauen woanders zum Bingo spielen treffen, dessen Gewinn an die Kirchgemeinde geht. Kava wird aus einer Wurzel zubereitet, die die Zunge leicht taub macht. Der Geschmack dieses hochgeachteten, grau-braunen Getränks, ist für die meisten Aussenseiter wenig köstlich.

 

Auf Futuna leben die meisten Einwohner in ähnlichen Häusern wie im Westen und einige haben daneben noch ein kleines offenes Fale, sozusagen als natürlich klimatisiertes Wohnzimmer im Garten. Ab und zu sahen wir einen Mix zwischen den beiden, d.h. ein Fale mit Wänden, welche aber fast nur aus sehr grossen Fenstern bestehen.

 

Futunas (bisher) einziges Restaurant ist ebenfalls im Hotel Fia Fia, Alternativen gab es keine. Als uns aber ein Schild am Strassenrand anlachte, das Quiche, Salate und Kuchen anpries, keuchten wir – den tropischen Temperaturen zu Trotz - den Hang hinauf. Dort informierte uns dann eine nette Dame, dass sie leider nur einen Party-Service betreibt. Wir kamen nicht weit, als wir wieder den Hügel hinunter marschierten. Weil wir ihnen leidtaten, machte sich ihr Mann mit dem Motorrad auf, uns zu suchen und wir wurden zu einem super-leckeren Mittagessen in ihrem Haus eingeladen. Wir verstanden uns so gut mit den beiden, dass wir neue Freunde gefunden hatten, als wir uns wieder aufmachten. Ein paar Tage später erhielten wir die Schlüssel zu ihrem Auto, ironischerweise ebenfalls ein Dacia, wie wir zuvor in der Schweiz gefahren hatten. Später wurden wir zu einem traditionellen Sonntagsschmaus aus dem Erdofen bei ihren Verwandten eingeladen, bekamen eine weitere Tour um die Insel, und wurden an unserem letzten Tag zum Abendessen abgeholt.
Als wir die Leute im Hotel informierten, dass wir für diesen Abend eine Einladung haben, sahen wir an ihrer Reaktion, dass sie dies überhaupt nicht überraschte. Sie meinten sie hätten sich daran gewöhnt, dass ihre Gäste ab und zu von der Inselbevölkerung zum Essen eingeladen werden.
Es ist unglaublich, wieviel Gastfreundschaft wir auf dieser kleinen Insel erleben konnten. Wir wissen, dass sich die Dorfältesten dagegen entschieden haben, den Tourismus zu fördern, da Ausländer beim Baden zu viel Fleisch zeigen. Vor dem Einfluss der Missionare haben die Insulaner (halb) nackt gebadet, aber heutzutage ist das Baden mit voller Bekleidung die Regel der Christlichen Kirchen.

Futunas Klima ist stickig heiss und wir stimmen nicht mit allem überein, an das die Leute glauben. Wenn man aber so viel mehr Respekt erntet, wenn man Schultern und Knie bedeckt hält, lohnt es sich allemal, das Mehr an Kleidertragen zu ertragen.

 

Die Insel Wallis: ein gut entwickelter Französischer Flecken im Pazifik

 

Am 26. Juli 2017 brachte uns ein weiterer Twin-Otter Flug in der ersten Reihe zurück nach Wallis. Was im Allgemeinen als Insel Wallis bekannt ist, ist genaugenommen das 76km2 grosse Wallis Archipel mit der Insel Uvea mit ihrem umliegenden Korallenriff und mehreren Motus (Sandinseln auf dem Riff). Etwa 10'000 Menschen von Tongaischer Abstammung, sowie etwa 800 Franzosen leben auf Wallis. Der Hauptort Mata-Utu (wenn man dies überhaupt ein Dorf nennen kann) ist das administrative Zentrum der Französischen Gesamtkörperschaft Wallis & Futuna. Wie auch in Futuna werden die Staatlichen Dienste wie Schulen und medizinische Versorgung nicht nur von Frankreich finanziert, sondern auch vorwiegend von Franzosen betrieben. Wenn man die Grösse der kleinen Insel betrachtet, hat Wallis ein recht stattliches Spital. Patienten, denen in der kleinen Klinik auf Futuna nicht geholfen werden kann, werden nach Wallis geflogen, und wenn man dort auch nicht weiterhelfen kann, an Spezialisten in Neukaledonien, oder Australien weitergeleitet, wo sie noch immer auf kostenlose Behandlung und Transport zählen können.

 

Wir landeten im Hotel Lomipeau. Es bietet Zimmer im Europäischen Standard, aber eine Aussicht, die man nirgends auf dem Kontinent findet. Von unserem Balkon hatten wir eine Aussicht, wie sie normalerweise Millionären vorenthalten ist; über den Pool hinunter zu mehreren pittoresken Inselchen mit Palmen, in einer surreal türkisfarbenen Lagune.

 

Die Supermärkte bieten in etwa dasselbe Angebot wie in Frankreich, bloss dass die Auswahl viel kleiner, die Preise hingegen, 2 – 5 Mal höher sind. Konsequenterweise verdienen hier Französische Staatsangestellte 2½ bis 3½ mehr, als sie für denselben Job in Frankreich erhalten würden. Des Weiteren müssen sie, genauso wie die Inselbevölkerung, weder Steuern noch Spitalkosten bezahlen.

Ganz offensichtlich gibt es auf Wallis mehr Wohlstand, als auf Futuna. Hier leben die Menschen in grösseren und besseren Häusern und fahren teurere Autos, mit denen sie auf gut ausgebauten Strassen fahren. Grosse Japanische und Koreanische 4x4 Fahrzeuge, sowie Französisch-Rumänische Dacias sieht man häufig. Im Kontrast zu diesen, meist neueren, Gefährten hat es auch immer wieder ein paar alte Rostkisten.

 

Uns kam der Hauptort Mata-Utu irgendwie seltsam vor. Hier finden die Leute Arbeit; vorwiegend in der beachtlich grossen Französischen Administration, einige Geschäfte und Restaurants, den einzigen Geldautomaten der Insel, und ein paar Hotels. Obwohl dies nach einem Dorf mit Ortszentrum tönt, fanden wir überhaupt nichts, das einem solchen gleicht! Alles ist weit zerstreut, mit Taro- und Bananenfeldern dazwischen. Nur die grosse Kirche, die Residenz des Königs, das Postamt und der Fährhafen gruppieren sich um eine grosse Wiese. Und genau dort liegt das Zentrum, wenn ein Fest gefeiert wird, oder wo in früheren Zeiten, wohl die Kannibalen schlemmten. Wir lasen, dass es auch eine Ehre sein konnte, geopfert zu werden. Meistens war es ein König, der “den oder die Glückliche” bestimmte (ausnahmsweise wollte das Volk aber auch den König ehren). Am vereinbarten Tag meldete sich die auserwählte Person stolz und in der schönsten Festtagskleidung, bereit um gekocht und verspeist zu werden.

 

Fête du Territoire: ein neueres Fest mit althergebrachten Bräuchen  

 

Zwischen Mitte Juli und Mitte August werden drei wichtige Feste gefeiert: der Französische Nationalfeiertag (14. Juli), la Fête du Territoire (Wallis’ und Futunas Nationalfeiertag am 29. Juli), sowie la Fête de l’Assomption (Maria Himmelfahrt am 15. August). Oft erstrecken sich die Festivitäten über mehrere Tage.

 

Obwohl einem die Menschen im Alltag ziemlich westlich begegnen, leben sie eigentlich ziemlich traditionell. Für Feierlichkeiten werden immer traditionelle Kostüme getragen, wenn auch über die westliche Kleidung. Für die etwa 50 Touristen pro Jahr, sind diese Feierlichkeiten sicherlich auch ein Höhepunkt. Für Schweine hingegen, sicherlich nicht! Im Gegensatz zu anderen Pazifikinseln werden sie hier in teilweise winzigen Gehegen aufgezogen. Beim Metzger findet man trotzdem kein Schweinefleisch. Die einzige Bestimmung eines Schweines ist es für Feste und Familienfeiern geschlachtet und im Erdofen gegart zu werden. Bei wichtigen Anlässen werden duzendweise gebratene Schweine dem König offeriert, welcher wiederum das Fleisch seinen Untertanen weitergibt.

 

Wir hatten das Glück dem Fête du Territoire beizuwohnen zu können. Es wird der Tag gefeiert wird, an dem sich Wallis & Futuna dafür entschieden, direkt von Frankreich regiert zu werden. Da sowohl alle drei Könige, als auch die Katholische Kirche das Referendum damals zur Annahme empfahlen, wurde es mit 95% von der Bevölkerung angenommen. Bis zum heutigen Tag werden alle wichtigen Angelegenheiten zwischen den drei Königen, der Kirche und der Französischen Verwaltung geregelt.

 

Die Festlichkeiten begannen bereits am Vorabend, als die Ehrengäste mit einer Kava-Zeremonie willkommen geheissen wurden. Sie sassen auf der Veranda des Königs-Palastes, gegenüber den Gruppen traditioneller Tänzer, welche auf der grossen Wiese ihre Tänze vorbrachten. Am späteren Abend gab es ein offenes Podium auf einer speziell aufgestellten Bühne. Diese war vor allem beim Jungvolk beliebt, das einige moderne Elemente in ihre Lieder und Tänze einbrachte. Der König und seine Garde wohnten dem Geschehen bis zum Schluss bei. Deshalb wurde auch kein Alkohol getrunken, da dies in der Nähe des Königs als unhöflich gilt. Lang lebe der König!

 

Die eigentlichen Feierlichkeiten des 29. Juli starteten um 6 Uhr morgens mit einer Messe, welche für die Inselbevölkerung sicherlich den Höhepunkt darstellte. Wir gesellten uns um 10 Uhr zu ihnen, als eine weitere religiöse Rede gehalten wurde, vermutlich vom unauffällig gekleideten König von Wallis. Jetzt lagen ein paar Duzend gerösteter Schweine, schön arrangiert auf dem Rasen, zusammen mit weiteren Geschenken, wie Taro, Matten und mehr. Wiederum gab es eine Kava-Zeremonie, bei der allen Ehrengästen eine halbe Kokosnuss-Schale mit Kava gereicht wurde. Es dauerte Stunden, bis alle Anwesenden mit Ehrenstatus bedient waren. Es hat uns überrascht, dass es die Dorfältesten und ein Grossteil der Zuschauer ertrugen, die ganze Zeit in der brütenden Sonne zu sitzen.

 

Als nächstes wurde im nahegelegenen Gemeinschafts-Fale ein riesiges Mittags-Büffet aufgebaut und alle durften nach Herzenslust zugreifen; Einheimische wie auch Touristen. Bei diesem Festessen gab es viel mehr, als ,,nur” Spanferkel. Exotische und auch bekanntere Speisen wie Taro, Vietnamesische Nudeln, oder Salate wurden sowohl in Päckchen aus Blättern, als auch in Plastikcontainern präsentiert. Gegen den Durst gab es Trink-Kokosnüsse und Soft-drinks.

 

Nach dem Essen stand ein Umzug auf dem Programm. Traditionelle Tänzer in verschiedenen, aufwendigen Kostümen stellten sich auf. Da die Einheimischen kaum je zu Fuss gehen, wunderte es uns nicht, dass sich die Parade keine 100 Meter bewegte. Die Zuschauer waren ja sowieso alle hier versammelt und so hätte ein längerer Umzug kaum Sinn gemacht.

Nun führten die ca. 10 Gruppen der Parade, eine nach der anderen, traditionelle Tänze auf. Die meisten der sehr grossen Tanzgruppen waren von Wallis selbst, eine aus Futuna und eine sogar aus Neukaledonien. Ihre Kostüme waren selbstgemacht, entweder mit aufgenähten Muscheln, behandeltem und gewobenem Material von verschiedenen Pflanzen, oder bunten Wollfäden und Stoffstreifen. Die meisten Kostüme erhielten noch zusätzlichen Glanz mit viel Glitzermaterial, sowie schweren Halsketten, Arm- und Fussbändern. Viele der Kostüme waren recht schwer und das Tragen über den verschwitzten Kleidern war in dieser Hitze sicherlich kein Vergnügen. Männer, Frauen und Kinder aller Altersgruppen waren in den Tanzgruppen vertreten, welche jeweils die Kirchgemeinde eines Dorfes repräsentierte.

 

Die lange währenden Tänze beinhalteten in erster Linie sanfte langsame Bewegungen. Nicht unbedingt, was man sich unter einem Kriegstanz vorstellt. Die männlichen Tänzer führten häufig andere Schritte aus, als die weiblichen, aber immer zur Musik der eigenen Band.

 

Oft wurden die Tänzer von Ehrengästen und Familienmitgliedern belohnt, indem man ihnen Banknoten ans Kostüm steckte. Vielleicht war dies der Grund, weshalb jeder Tanz mindestens eine halbe Stunde dauerte… Alle sollten die Möglichkeit erhalten, etwas Geld beizusteuern und die Zuschauer gaben wirklich grosszügig! Mehrfach sahen wir Tänzer denen der Gegenwert von mehreren hundert Euros angesteckt wurde, was dem Begriff ,,zweibeinige Bank” eine neue Bedeutung gibt.

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Fidschi
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Fidschi: ein Land mit vielen Gesichtern

Am 31. Juli 2017 flog uns Aircalin innerhalb einer Stunde von einem der am wenigsten besuchten, zum meistbesuchten Archipel der Südsee. Mit mittlerweile 800'000 Touristenankünften pro Jahr, erhält Fidschi mehr Urlauber, als alle andern Südpazifik-Inseln zusammen. Welch ein Kontrast zu den jährlich ~50 Touristen in Wallis & Futuna!

 

Das 18’333 km2 grosse ,,Fiji Archipel“ besteht aus 332 Inseln, von denen 110 bewohnt sind, sowie etwa 500 weiteren Inselchen. Die meisten der 890'000 Einwohner leben auf den zwei Haupt-Inseln Viti Levu (10’429 km²) und Vanua Levu (5’556 km²). Diese beiden Inseln beinhalten fast 90% der Landfläche des Inselreichs. Fidschis Bevölkerung besteht zu ~57% aus einheimischen Melanesiern und einer ~38% starken Indischen Minderheit, die man während der Englischen Kolonialzeit als billige und hart arbeitende Arbeitskräfte ins Land brachte.  

 

Fidschi wurde 1966 in die Unabhängigkeit entlassen und wechselte seine Staatsform 1987 von einer konstitutionellen Monarchie innerhalb des Britischen Commonwealth zu einer Republik. Trotzdem lächelt Englands Königin auch 2017 noch von einigen Fidschianischen Münzen. Nach einer turbulenten Epoche mit mehreren Militärputschen, wurde die Demokratie schlussendlich 2014 wiedereingeführt.


Viti Levu: Probleme, Unbeschwertheit und überall nette Menschen

 

Der grösste Flughafen des Landes befindet sich in Nadi auf der Insel Viti Levu, und genau dort begann unsere Entdeckungstour von Fidschi. Wir übernachteten in einem schönen Aparthotel in Nadis Namaka Distrikt. Dieser Vorort bot uns alles was wir suchten: eine gute Auswahl an Restaurants, Geschäften, sowie einen ursprünglichen Fidschianischen Markt. Viel friedlicher, als das Stadtzentrum von Nadi, wo alle Schaufenster und sogar Fenster von Privathäusern wegen alkoholbedingter Probleme vergittert sind. Auf der andern Seite grüssten uns überall viele Menschen auf der Strasse mit einem freundlichen “Bula” – Jung und Alt. Wie auf den anderen Pazifikinseln, war es echte Freundlichkeit, ohne Hintergedanken! Egal ob Melanesier, oder Inder, sie liessen sich oft in ein interessiertes Gespräch ein. Wenn wir jemanden über ,,was oder wo“ um Rat fragten, fühlten sie sich verpflichtet bei uns zu bleiben, bis wir den richtigen Bus bestiegen, oder das gesuchte Geschäft gefunden hatten; wir fühlten uns schon fast adoptiert.

 

Unser Aufenthalt in Fidschi war eigentlich als Ruhephase zwischen all diesen exotischen Inseln geplant. Nach etwas Schmökern im Reiseführer, glaubten wir, die Yasawa Inseln wären perfekt für einen Urlaub innerhalb unseres Dauerurlaubs. Als wir aber die richtige Insel für unser Ausspannen suchten, stellten wir fest, dass es auf den meisten bloss eine, vielleicht zwei Ferienanlagen gibt. Alle entpuppten sich entweder als Party-, oder All-inclusive Resorts, welche vor allem mit Urlaubern aus Australien und Neuseeland ihr Geld machten. Wir suchten eher nach einem einheimischen Dorf, wo uns ein paar Restaurants zur Auswahl stünden. So änderten wir unseren Plan und stiegen als erstes in einen Bus nach Si(n)gatoka. Etwa 55km südöstlich von Nadi erreichten wir das Gecko’s Resort in Cuvu, welches wir erst am Vorabend gebucht hatten. Mehrere Dörfer und ein wunderschöner Strand können von dort zu Fuss erreicht werden. Weiter konnten wir den Bezirkshauptort Sigatoka, wie auch die schönen Sigatoka Sanddünen in Fidschis einzigem Nationalpark, in einer kurzen Busfahrt erreichen.

 

Auf dem Grundstück des Gecko’s Resort befindet sich auch ein Museum über die Kultur Fidschis, und dort erfuhren wir noch mehr über den Kannibalismus. Die Ausstellung verteilt sich auf mehrere traditionelle Bure aus Palmblättern. Heutzutage glaubt man, dass die Missionare oft übertrieben haben, wenn es darum ging, wie viele Menschen gefressen wurden. Damit wollten sie ihr eigenes Wirken in einem besseren Licht erscheinen lassen. Auf jeden Fall sind auf den meisten Inseln deutlich mehr Menschen durch Seuchen, welche der weisse Mann eingeschleppt hat, ums Leben gekommen, als je durch Kannibalen verspeist wurden! Auf mehreren Inseln, wenn nicht sogar auf den meisten, wurden innerhalb weniger Jahre nach dem ersten Kontakt mit den Weissen, 90% der Bevölkerung dahingerafft, da sie nicht gegen die Europäischen Krankheiten immun waren. Weitere Menschen fielen dem Typhus zum Opfer, welcher durch nasse Kleider ausgelöst wurde, nachdem die Missionare die Insulaner davon überzeugt hatten, dass es eine Süde sei, nackt zu baden und zu leben.

 

In den meisten Gesellschaften im Pazifik wurde der Kannibalismus vor allem an Kriegsgefallenen praktiziert (um sich deren Kraft einzuverleiben), an zum Tode verurteilten (als Schande), oder ausnahmsweise an verstorbenen Verwandten (um sich deren Seele oder Kraft einzuverleiben). In Fidschi hingegen, müssen die Sitten etwas rauer gewesen sein. Die Fidschianischen Götter verlangten nach vielen Menschenopfern. Für gewisse Zeremonien und die Einweihung wichtiger Gebäude, wurden oft dutzende Menschen den Göttern geopfert. Diese nahmen nur die Seelen, das Fleisch überliessen sie den Gläubigen zum Festschmaus. Genauso wie die Kelten, glaubten auch die Fidschianer, dass Häuser der Dorfältesten und Tempel starke Männer bräuchten, welche die Eck- und Mittelpfosten tragen. So wurden die Auserwählten, als Verstärkung des Fundaments, lebendigen Leibes begraben. Glauben bringt die Menschen dazu, fast alles zu glauben!


Busfahrten a la Fidschi

 

Nach drei Tagen Sightseeing fuhren wir weiter nach Pacific Harbour, einem reinen Touristenort, wo mehrere Ferienanlagen und Restaurants zur Auswahl stehen. Als wir auf den Bus warteten, stoppte ein Geschäftsmann und bot an, uns für den Buspreis dorthin zu fahren. Er musste eh nach Suva fahren um jemanden abzuholen, und in solchen Fällen ist es in Fidschi nicht unüblich, dass sogar Taxifahrer auf der Leerfahrt Leute zum Buspreis mitnehmen. Es war nicht das erste Mal, dass wir von so einem preiswerten und komfortablen Transport profitieren konnten, statt uns auf die super-engen Bussitze zwängen zu müssen, welche man sogar in den neuesten und grössten Fahrzeugen findet. Die anderthalb Stündige Fahrt nach Pacific Harbour war besonders angenehm, da der gesprächige Indische Fahrer sogar ein paar Umwege machte, um uns die Landschaft zu zeigen und zudem noch in einem Café stoppte. Welcher Zufall! Ein Philippinischer Geschäftsinhaber, den wir in Nadi kennengelernt hatten, machte ebenfalls gleichzeitig hier Pause. Nachdem wir die beiden Männer einander vorstellten, dauerte es nicht lange, bis sie ihre Visitenkarten austauschten.

 

Nach Ankunft in Pacific Harbour bezogen wir ein modernes Zimmer im luxuriösen Pearl Resort. Im Internet hatten wir ein ,,last-minute” Angebot gefunden, das uns in dieser 4-sterne Ferienanlage 70% Preisnachlass gewährte; für unser 27 jähriges Jubiläum genau perfekt! Das Hotel bot verschiedene Restaurants, darunter auch ein Französisches Schlemmerlokal, welches uns die nächsten zwei Abende erfreute, bevor wir im Bus nach Suva weiterfuhren.

 

Fidschi als Ganzes, ist ein sehr sicheres und freundliches Reiseland. Aus unerklärlichen Gründen (teilweise alkoholbedingt) können die beiden grössten Städte Nadi und die Hauptstadt Suva, etwas unsicher sein - vor allem nachts. Als wir durch Suvas Strassen schlenderten, kriegten wir zum ersten Mal das Gefühl, in der Nähe von ein paar dubiose Gestalten zu sein. So waren wir doppelt zufrieden, dass wir wieder ein gutes Hotel am Stadtrand gefunden hatten. Erneut sahen wir im ganzen Stadtzentrum vergitterte Fenster. Der Taxifahrer, der uns am nächsten Tag zum Flughafen brachte, erzählte von der traurigen Tatsache, dass es fast wöchentlich Tote gäbe, weil die Leute bei Bränden keine schnelle Fluchtmöglichkeit haben, da sie so viele Fenster vergitterten und Türen verriegeln.


Vanua Levu:
Savusavu, das versteckte Paradies

 

Am 8. August 2017 bestiegen wir eine kleine Twin-Otter für den Inlandflug von Suva-Nausori nordostwärts nach Savusavu, auf Fidschis zweitgrösster Insel Vanua Levu. Dankdem das Meer zwischen den zwei grössten Inseln mit so vielen kleinen Inselchen, Atollen und Korallenriffen durchsetzt ist, war dieser einstündige Flug viel spannender, als jeder preisgekrönte Film. Die Vielfältigkeit an Farben und Formen, die wir durch die Flugzeugfenster sahen, war absolut dramatisch. Sogar wenn wir am Flughafen gleich wieder umgekehrt wären, hätte sich dieser Abstecher schon gelohnt!

 

Die Kleinstadt Savusavu war aber genau das Juwel, das wir gesucht hatten. Wir hatten ein Zimmer in der kleinen Gecko Lodge reserviert, und schon bald wussten wir, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, uns hier für 11 Tage niederzulassen. Auch die Lage, etwa 20 Fussminuten vom Zentrum des 3'500 Seelen Ortes, gefiel uns. Das Dorf, eingebettet zwischen steilen Hügeln und einem geschützten Hafen, liegt traumhaft. Dieser zieht viele Segler an, die hier ihre Boote reparieren, oder auf ruhige See warten, um ihren Törn fortzusetzen. Savusavu dient auch als Fährhafen, Marktort und regionales Zentrum mit vielen Geschäften und Banken. Kein Wunder, dass es hier eine gute Auswahl an Speiselokalen gibt. Die meisten sehen einfach aus, sind aber gute und günstige Chinesisch/Indische Lokale. Einige spezialisieren sich auf öligen Fast-Food, andere sehen etwas besser aus, kochen aber auch bloss mittelmässig. Ein Lokal serviert perfekte Gourmet-Küche mit Gerichten aus aller Welt, das Gartenrestaurant sieht allerdings wenig einladend aus, um es noch milde auszudrücken.

 

Das Wetter war während unseres gesamten Aufenthaltes immer perfekt; an einigen Tagen war es regnerisch und sogar neblig, was uns Zeit gab an unseren Fotos und dem Reisebericht zu arbeiten, an einigen Tagen war es sonnig, aber nicht zu heiss, was uns Zeit gab die umliegenden Dörfer und Küstengebiete zu erkunden, an anderen Tagen wiederum, war es brütend heiss, was uns die Ausrede gab, einfach in ein Café zu sitzen um Waffeln, Pfannkuchen und Smoothies zu geniessen.

 

Unser Rückflug zur Insel Viti Levu, diesmal nach Nadi, war genauso wunderschön wie der Hinflug. Wir verbrachten drei weitere Tage in unserem altbekannten Quartier, im Vorort Namaka. Es war angenehm, dass wir hier bereits ein paar Lieblingslokale auserkoren hatten. So konnten wir gleich reinsitzen und zubeissen - das schweisstreibende Auskundschaften fiel nun weg.

 

Für uns war Fidschi voller Überraschungen; die beiden grössten Städte Nadi und Suva sind zwar (inzwischen) überraschend unattraktiv, die Menschen waren aber überall sehr freundlich und hilfsbereit. Das Essen war überraschend gut und vielfältig, einzig an Orten wo man stark auf Australier und Neuseeländer eingeht, war es Essen (für uns) überraschend ungewürzt und fade. Vor allem auf Viti Levu hat es entlang der ganzen Küste überraschend viele Ferienanlagen. Alles in allem ist Fidschi ein überraschend einfach zu bereisendes Land mit aussergewöhnlich gastfreundlichen Menschen.

Samoa Wallis_&_Futuna Fidschi
Tuvalu
Tonga Fr._Polynesien Osterinsel Top
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Mehr über Tuvalu: Kapitel 13

Tuvalu: stille Lagunen und hastfreie Menschen

Das nächste Ziel auf unserem Pazifiktrip war Tuvalu, etwa 900km nördlich von Fidschi. Dieser Inselstaat in der Südsee besteht aus den sechs Atollen Funafuti, Nanumea, Nui, Nukufetau, Nukulaelae und Vaitupu. Ausser auf Vaitupu, ist die Fläche der Lagune um ein Vielfaches grösser, als die Landfläche, der sie umgebenden Inseln. Eigentlich sind die anderen drei Inseln Nanumanga, Niutao und Niulakita ebenfalls Atolle, wenn auch mit kleinen, umschlossenen Lagunen, die reine Binnengewässer, ohne Verbindung zum Meer sind. Da Tuvalus höchster Punkt bloss fünf Meter über dem Meeresspiegel liegt, wird befürchtet, dass diese Inseln irgendwann wegen dem Einfluss der globalen Erwärmung im Meer versinken werden. Viele Menschen sind ausgewandert, aber es verbleiben ca. 11'000 Einwohner in Tuvalu. Diese setzen sich zu 96% aus Polynesiern, und zu 4% aus Mikronesiern zusammen.

 

Mit 27 km2 ist Tuvalu das viertkleinste Land der Welt, nach dem Vatikan, Monaco und Nauru, einem weiteren Pazifikstaat. Die ehemaligen Ellice Islands wurden 1978 von Grossbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, gehören jedoch noch immer zum Britischen Commonwealth. Tuvalu ist eine konstitutionelle Monarchie, mit Königin Elizabeth II als Staatsoberhaupt. Die Landeswährung ist der Australische Dollar und im Jahr 2017 gab es noch immer keinen einzigen Geldautomaten, nur eine Bank die ausländische Noten wechselt, wenn auch zu einem Kurs bei dem der Beamte erröten müsste.

Mit einem Bruttosozialprodukt von 34 Mio. USD hat Tuvalu die kleinste Volkswirtschaft der Welt. Die grösste Einkommensquelle ist die Top-Level-Domain “.tv”. Ansonsten betragen die jährlichen Exporte ~600'000 USD, Importe hingegen ~20 Mio. USD. Um seine Unabhängigkeit zu bewahren, ist Tuvalu sehr stark von ausländischen Geldgebern abhängig! Diese sind vor allem die Staatskassen von Taiwan, Australien, Neuseeland, Südkorea, Japan, der EU, Grossbritannien, der USA, Kanada, sowie die Weltbank.


Funafuti Atoll:
wenig Land, aber viel Wasser

 

Am 22. August 2017 brachte uns ein kurzer Flug von Fidschis Flughafen Nadi an die andere Küste von Viti Levu. Von Suva waren es noch 2 ½ Flugstunden bis wir Tuvalus einzigen Flughafen erreichten: Funafuti International. Nach der Passkontrolle, eine Angelegenheit von vier Schaltern, alle mit freundlichen Beamten, mussten die 60 Passagiere in einem klaustrophobisch kleinen Raum von 5x5 Metern auf ihr Gepäck warten. Nachdem dieses in der Mitte des Raumes deponiert wurde, zwängten sich alle mit ihren Koffern aneinander vorbei. Zum Glück ist ein neuer, von der Weltbank finanzierter Flughafen, bereits im Bau.

 

Das Funafuti Atoll ist bei weitem das grösste und wichtigste Atoll des Inselstaates Tuvalu. Die grosse Lagune ist bis zu 54 Meter tief und hat eine beeindruckende Wasserfläche von 277 km2. Im Kontrast dazu, beträgt die gesamte Landfläche der 33 Inseln, die die Lagune umschliessen nur 2,8 km2. Es sind alles enge Landstriche, zwischen 20 und maximal 400 Metern Breite! Etwa 6'000 Menschen, rund 60% von Tuvalus Bevölkerung, leben auf den Inseln des Funafuti Atolls. Ausser 150, leben alle auf Fongafale, der grössten und dichtestbevölkerten Insel des Atolls, welche auch als Hauptort des Landes und Verwaltungszentrums dient.

 

Wie überall im Pazifik werden grosse (und häufig übergrosse) Projekte und Bauten durch ausländische Gönnerstaaten finanziert, und für gewöhnlich auch gebaut. Das herausragendste und bei weitem grösste Gebäude Tuvalus, ist der von Taiwan finanzierte Verwaltungskomplex. Trotz seiner beeindruckenden Grösse reicht er nur, um die Büros der Landes-regierung aufzunehmen. Die Stadtverwaltung befindet sich in anderen Bauten. Die Verwaltung ist wohl der wichtigste Arbeitgeber für die alteingesessene Bevölkerung Tuvalus. Wir kriegten aber den Eindruck, dass die Tuvaluer eher zum Träumen, als zum Arbeiten geboren sind. Die unzähligen Hängematten und anderen open-air Schlafgelegenheiten waren den ganzen Tag durch belegt. Einige Einheimische bereiteten einfach auf dem gemauerten Grab ihrer Vorfahren eine Matte aus und hielten dort ein Nickerchen. Wenn sie nicht schliefen, spielten sie Karten, mit dem Laptop, oder fuhren mit ihren Motorrollern herum. Wenn wir Menschen arbeiten sahen, vor allem hart arbeiten, kamen diese meist aus dem Ausland, von nah und fern. Nicht nur Spezialisten, auch Hilfskräfte und Reinigungspersonal mussten ,,importiert werden, unter ihnen viele aus Fidschi.

 

Fongafale ist eine beeindruckend schmale, aber lange Insel. Trotz ihrer Länge von 12 km, beträgt ihre Fläche nur etwa 2 km2. Auf einer so engen Sand- und Koralleninsel mit üppiger Vegetation, könnte man erwarten, dauernd das wilde Meer auf der einen, und die stille Lagune auf der anderen Seite zu sehen. Abgesehen von den wenigen Stellen, an denen schlicht der Platz fehlt, um entlang der Strasse noch Häuser zu bauen, sieht man jedoch nur selten zum Wasser. Mit 6'000 Einwohnern ist die Insel eher dicht bevölkert und es gibt kaum Platz um Gemüse oder Obst anzupflanzen, um die Insel damit weniger abhängig von Importen zu machen.


Lokalverkehr und lokale Sitten:
so einzigartig wie Tuvalu selbst

 

Die Lieblingsfortbewegungsmittel der Tuvaluer sind Motorroller – fast jede Familie besitzt mehrere. Zum Glück gibt es nur wenige Autos. Da sich die meisten Einheimischen nicht mit zu viel Arbeit ablenken, und da es keine lokale Fernseh-Station gibt (nur ausländische Kanäle), sind die meisten Paare ziemlich kinderreich, trotz Familienplanung. Dank kleiner Anhänger an ihren Motorrollern, können sich die Familien fröhlich auf der Insel fortbewegen. Der Scooter-Verkehr ist den ganzen Tag über sehr dicht. Viele fahren wohl einfach zum Spass die Insel rauf und runter. Nur Ausländer gehen mehr als ein paar Meter zu Fuss. Dies macht es den vielen Kindern einfacher, den Palangis, wie hier weisse Ausländer genannt werden, zuzuwinken.

 

Das einzige Hotel des Landes ist ein Geschenk der Republik China (Taiwan) an die Regierung von Tuvalu. Nur schade, dass die Taiwanesen das Hotel nicht selbst führen. Ausser diesem Hotel stehen den Besuchern mehrere Gästehäuser zur Auswahl. Keines von ihnen nimmt Kreditkarten und Gäste die nicht genügend Bargeld in Australischen Dollars, (Tuvalu’s Landeswährung) mitbringen, werden sogleich Probleme bekommen - es gibt nämlich wirklich KEINEN einzigen Geldautomaten!

Wir entschieden uns für Esfam Lodge, wahrscheinlich die beste Wahl und von Angestellten aus Fidschi makellos sauber gehalten. Die Gäste bekommen hier sowohl die positiven, als auch die negativen Aspekte der Inselmentalität mit. Wenn die Besitzerfamilie etwas zu feiern hat, werden die Gäste selbstverständlich auch eingeladen. So kamen wir zu einem traditionellen Festessen, inklusive Spanferkel aus dem Erdofen. Es war deutlich besser, als in jedem Restaurant auf der Insel.

Auf der anderen Seite scheint es aber hier in allen Pensionen eine schlechte Angewohnheit zu sein, Gästen ungefragt ein besseres Zimmer, als das reservierte zu geben. Auf der Rechnung wird dann aber auch das teurere verrechnet! Gemäss der Denkweise in Tuvalu ist dies absolut ok und man muss deutlich und bestimmt reklamieren, damit der Preis rechtmässig reduziert wird. Schade, dass die Hoteliers auf Tuvalu mit diesem Spielchen unnötigerweise die guten Erinnerungen ihrer Gäste an die sonst sehr freundliche Inselbevölkerung trüben. Die Menschen in Tuvalu haben einfach eine andere Sichtweise, sind aber sehr nett.


Auf Entdeckungstour durch die Insel Fongafale:
speziell an jeder Ecke

 

Die südlichen und nördlichen Zipfel Fongafales zu Fuss zu erkunden war sehr interessant. Wir kamen an vielen grossen Kirchen vorbei, auch wenn diese nicht so gross erscheinen, wie sie wirklich sind. Auf der einen Seite sind sie häufig nicht freistehend, sondern wegen des beschränkten Baugrundes eng zwischen den Häusern eingeklemmt. Auf der anderen Seite sind sie aus denselben Materialien gebaut, wie die Häuser der Einheimischen, d.h. Holzwände mit Wellblech-Dächern. Genauso zahlreich wie die Kirchen, waren auch die Missionare – sie sind noch nicht ausgestorben!

 

Es gab ein paar wenige kleine, bunte Friedhöfe. Die meisten Familien ziehen es aber vor, ihre verstorbenen Verwandten im eigenen Garten beizusetzen. Die meisten Gräber haben die Form eines grossen Steinkastens, sind oft gekachelt und um ein Dach ergänzt. Dies ist natürlich sehr praktisch, wenn ein Familienmitglied einen schattigen Ort zum Ausruhen sucht, oder den Laptop auf dem Grab liegend gebrauchen möchte. Ist das Dach gross genug, kann auch das Auto darunter geparkt werden. Wenn dann auch dieses vom Zeitlichen gesegnet wird, bleibt es dort stehen und rostet, gleich neben den anderen geliebten, verstorbenen Familienmitgliedern, fröhlich vor sich hin.

 

Auf unserem Weg nordwärts, kamen wir an zahlreichen rostigen Überbleibseln vorbei, an denen der Zahn der Zeit nagt, darunter: ein Panzer, ausgediente Baumaschinen, mehr Autos, ein alter Bus und alte Boote. Alles wird vom Salz weggefressen. Die Sicht über die Lagune ist aber trotzdem eine wahre Augenweide. Die Pier, an der einmal pro Monat das Versorgungsschiff anlegt, befindet sich ebenfalls in der Lagune. Wir konnten es kaum glauben, als wir hörten, dass dasselbe Boot auf seiner Route von Neuseeland herkommend, ebenfalls die zu Frankreich gehörenden Inseln Wallis & Futuna versorgt. Die Geschäfte dort, haben ein so viel besseres Angebot, als hier, wo wir die Auswahl als sehr limitiert empfanden. Dies hat vielleicht auch mit der Denkweise der Menschen zu tun; Tuvaluer haben nichts dagegen, Geld zu verdienen, aber nur solange, dass damit keine Arbeit verbunden ist. So hat man die Fischereirechte an Japan und Korea verkauft, und ist ganz zufrieden damit, gefrorenen Fisch zu kochen. Am äussersten Zipfel der Insel befindet sich eine Mülldeponie, die von einem ausländischen Hilfsprojekt finanziert wurde, das vorher schon viele andere Müllkippen renaturiert hatte. Während wir die Insel der Länge nach abwanderten, hatten wir allerdings dauernd das Gefühl, durch eine Müllkippe zu gehen. Natürlich kann man ab und zu auch brauchbare Dinge finden, wie ein Brett, oder ein Stück Wellblech, das vielleicht noch zur Reparatur, oder zur Erweiterung eines Hauses eingesetzt werden kann. Es gibt nur wenige schöne Häuser, die meisten ähneln eher Hütten, welche aus jeglicher Art von Materialien zusammengenagelt wurden. Die Tuvaluer haben nicht viel Sinn für gepflegte Gärten entwickelt. Nur was zum Himmel stinkt wird auf der Müllkippe entsorgt, den Rest bläst der Wind vielleicht einmal davon.


Rennen auf dem Runway

 

Der einzige Zeitpunkt, an dem sich die Tuvaluer freiwillig bewegen, ist etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Dann begibt sich ein Grossteil der Bevölkerung zum Flughafen und benutzt die Start- und Landebahn als gigantischen Sportplatz. An besonders feuchtheissen Nächten, verwandelt sich die Piste in einen Freiluft-Schafsaal, wo ganze Familien ihre Matten ausrollen, um vom kühlenden Wind zu profitieren, der beim Flugplatz fast immer weht. Jeder kennt den Flugplan; es gibt eh nur zwei Flüge pro Woche. Vor jedem Start und jeder Landung ertönen Sirenen, die Strassen über und entlang des Runway werden gesperrt, und die Piste inspiziert. Ein echtes Spektakel!

 

Gleich hinter dem Flugplatz befindet sich ein grosses Rugby Stadium, sowie ein Sonnenenergie- und ein Fossil betriebenes Kraftwerk. Die “EU powers Tuvalu” mit fossiler-, Taiwan mit Sonnenenergie.  Gleich hinter den Kraftwerken befindet sich ein kleiner Schutzwall gegen das offene Meer, dem Gebiet mit dem höchsten Zyklon- und Tsunamirisiko. Dahinter werden in kleinen Gehegen Schweine aufgezogen, und davor befindet sich das Gefängnis. Wir vermuten aber, dass wohl bloss die Ausnüchterungszelle gebraucht wird. Ganz in der Nähe befindet sich auch der Tarasalsee, welcher nur durch einen kleinen natürlichen Damm vom offenen Meer getrennt ist.

 

Auswärts essen ist in Tuvalu ein ganz besonderes Erlebnis. Auf der Insel Fongafale gibt es zum Glück sechs Restaurants. Nichts desto trotz, stellten wir uns oft die Frage ,,wen sollen wir heute wieder damit belästigen, für uns kochen zu müssen?Wenn wir an einem Ort um 12:50 Uhr erschienen, hatte das Personal Stress uns erst die drei Optionen für das Mittags-Menü aufzuschreiben. Wenn wir aber erst um 13:30 Uhr auftauchten, waren (angeblich) schon alle drei Tagesteller ausverkauft. Wie viele Geschäfte, werden auch fast alle Restaurants von Chinesen geführt. Diese haben sich allerdings nur zu gut an Tuvalus Rhythmus angepasst. Einzig das China-Restaurant mit dem ungewöhnlichen Namen 3T’s, hob sich ab, d.h. es war etwa so gut, wie ein mittelmässiger Chinese sonstwo. Dieses Lokal wurde regelmässig sowohl von Einheimischen, als auch von Ausländern überrannt. Touristen gibt es hier kaum, und diejenigen die kommen, fliegen meistens nach nur zwei Tagen schon weiter. Wenn man hier neun Tage verbringt, wie wir dies gemacht haben, wird die Auswahl an Gerichten schon sehr langweilig. Anderseits ist es aber sehr preiswert, da es nur sehr einfache asiatische Speisen gibt…

 

Wir sollten aber nicht zu stark über solche Kleinigkeiten jammern. Die Einheimischen haben viel grössere Sorgen. Die Gefahr, dass der wegen der globalen Erwärmung steigende Meeresspiegel Tuvalus Inseln verschlucken könnte, ist reell, wenn auch nicht so imminent. Tsunamis sind zwar selten, doch jeder grössere, der auf eines der Atolle träfe, wäre für das Betroffene der Todesstoss. Das weitaus grösste Risiko geht aber von den saisonalen Wirbelstürmen aus. Auf so kleinen, höchstens fünf Meter hohen Inseln, kann auch ein Zyklon ganze Inseln auslöschen!


Tanz und Leibwächter:
Abschied von einer unbekümmerten Insel

 

Im Moment sind die Menschen von Tuvalu immer noch zufrieden, singen und tanzen. An unserem letzten Abend hatten wir unerwartet die Möglichkeit, traditionelle Tänze und Gesänge zu Ehren einer UN-Delegation mitzuerleben. Die Gruppen trugen wunderschöne, bunte Kostüme. Auch die Ehrengäste, darunter der Premierminister und seine Minister, trugen Röcke und tanzten mit. Wir trauten unseren Augen kaum, als der Premierminister (Autonummer Prime Minister) dieser abgelegenen Insel mit nur 6'000 Einwohnern, mit Polizei-Eskorte eintraf. Wieviel Sicherheitspersonal würde wohl das Staatsoberhaupt, Queen Elizabeth II gebrauchen, wenn sie diese Insel noch einmal besuchen würde?

 

Tuvalu ist eher nicht für Normaltouristen geeignet, für entdeckungsfreudige Besucher bleibt es jedoch bis zur letzten Minute spannend. Auf dieser kleinen Insel muss man lange im Voraus für seinen Abflug ein-checken. Wenn man dann aber den ,,abgereist-Stempel im Pass hat, darf man ohne weiteres nochmals nach Hause, bzw. zurück in die Unterkunft gehen, frühstücken, duschen und drei Stunden später wiederkommen. Wenn man seine Vermieter vor der Rückkehr verpasst hat, kann es vorkommen, dass sie einem am Flughafen suchen und man darf ganz legal an der Sicherheitskontrolle vorbeigehen, um ein Abschiedsgeschenk entgegenzunehmen. Welch wunderbare Welt. Und wir konnten dieses wunderschöne Funafuti Atoll, mit dem Flughafenkürzel FUN, in Freiheit verlassen – der Premier Minister dieses 10'000 Seelen Staates hingegen, der mit uns im selben Flugzeug sass, brauchte einen Leibwächter!

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Mehr über Tonga: Kapitel 13

Tonga: ein Königreich passt sich der modernen Zeit an

Nach eintägigem Stop-Over in Suva, flog uns Fiji Air in weniger als zwei Stunden südöstlich ins Königreich Tonga. Nur 36, der über 170 Inseln des Archipels, den früheren ,,Freundschaftsinseln, sind bewohnt. Die gesamte Landfläche von 750 km2 verteilt sich über 700'000 km2 des Pazifischen Ozeans und erstreckt sich über etwa 800km Länge. Der Inselstaat gab seine Souveränität nie ganz an ein anderes Land ab, war aber zwischen 1900 und 1970 ein British protected state “ (Britisches Protektorat).

Etwa 70% von Tongas 103'000, vorwiegend Polynesischen, Einwohnern leben auf der Hauptinsel Tongatapu. Während unserer ersten Tongareise 1992, besuchten wir auch die zweitgrösste Inselgruppe Vava’U (heute ~15'100 Einwohner), sowie die drittgrösste Ha’apai (~7'100 EW). Diesmal besuchten wir nur die grösste Insel: Tongatapu (260 km2, ~72,100 EW). Wir wissen, dass das Land auf dem Weg ist, von einer absoluten, zu einer konstitutionellen Monarchie zu mutieren. Volksaufstände, welche nach mehr Demokratie verlangten, wurden im Verlaufe mehrerer Machtwechsel während der letzten 10 Jahren erhört, nachdem zwei Könige innerhalb von nur 6 Jahren verstorben sind. Die Königsfamilie geniesst immer noch hohen Respekt, aber auch in Tonga sind die Zeiten nicht stillgestanden. Wir waren natürlich gespannt zu sehen, was sich in den letzten 25 Jahren sonst noch verändert hat.


Tongatapu:
eine gute Mischung aus traditionellem und modernem Leben

 

Wir basierten uns in der Hauptstadt Nuku’alofa, wo wir am 1. September 2017 eintrafen. Tonga begeisterte uns sofort aufs Neue. Die Menschen hatten immer ein Lächeln im Gesicht und wir fühlten uns willkommen. Mit guten Strassen und vielen neuen Gebäuden ist das Zentrum recht modern. Es gibt noch immer einen traditionellen Markt, aber neu auch viele Designer-Boutiquen und trendige Cafés.
Lässige, zeitgemäss durchlöcherte Jeans, waren ebenso weitverbreitet wie traditionelle
Taʻovala's, um die Hüften gebundene Matten. Die Grösse der Matte, ob sie grob, oder fein gewoben ist, ob sie kunstvolle Muster hat, oder alt und löchrig ist, weist darauf hin warum und von wem sie getragen wird. Auch Kiekie, eine Art dekorativer Gürtel mit hängenden, gewobenen, geknüpften, oder anderweitig bearbeiteten Streifen, wurden häufig über die Kleidung getragen. Wie in den meisten Pazifikgesellschaften, ist es üblich, dass sowohl Männer, als auch Frauen Röcke tragen. Von Männern getragene Wickelröcke nennt man Tupenu.

 

Der Verkehr in Tonga bewegt sich noch immer sehr langsam, obwohl die Strassen meist sehr gut ausgebaut sind. Die heutigen Fahrzeuge sind aber um Meilen besser, als die alten Rostkisten, welche das Strassenbild vor 25 Jahren dominierten. Die meisten Autos sind heutzutage eher neu, obwohl wir immer noch ein paar Schrotthaufen umherrattern sahen. Als wir das letzte Mal hier waren, hatte man überall Autos ohne Kotflügel und Türen gesehen.

 

Was hingegen nicht weniger wurde, sind Kirchen – vermutlich hat es jetzt noch einige mehr! Wir dachten zuerst, im Lonely Planet Reisebuch wird wieder einmal übertrieben, als wir lasen, dass es (auf der Insel Tongatapu) mehr Kirchen gibt, als ein Jahr in dem es nur Sonntage gibt. Nachdem wir aber ein paar Ausflüge gemacht hatten, wussten wir, dass dies eher eine Untertreibung war! Wo immer wir ein paar Häuser sahen, standen auch ein paar Kirchen. Viele waren ziemlich gross und jede christliche Glaubensrichtung war vertreten.
Wir haben noch kein anderes Land gesehen, in dem Sonntage so heilig sind, wie in Tonga. Taxis dürfen per Gesetz nicht fahren, und ausser dem Gang zur Kirche gilt jede Aktivität als unangebracht. Die meisten Tongaer gehen sonntags zwei- bis vier Mal zur Messe, und dazu noch ein paar Mal unter der Woche. Beten und die Kirche mit Spenden zu unterstützen, scheint obligatorisch. Der Internetzugang kommt oft zensuriert – auch Touristen sollten sich am Sonntagmorgen nicht mit “YouTube” unterhalten. Zumindest müssen Besucher nicht verhungern, dankdem Hotels am Sonntag wenigstens Mahlzeiten servieren dürfen. Man schaut anderweitig, dass auch Touristen den Kontakt zu Gott nicht verlieren… Kurz nachdem wir eine Tongaische SIM Karte (vom Flughafen) in unser Smartphone einsetzten, erhielten wir eine SMS, welche kostenlos zwei Bibelverse pro Tag anbot – einzig das Abbestellen dieses Services wäre kostenpflichtig!

 

Wir hörten, dass sich Tongas Frauen ursprünglich wehrten, nachdem die Regierung der Empfehlung der Missionare folgend, “oben ohne” unter Strafe stellten. Schliesslich ist früher niemand auf die Idee gekommen, in dieser tropischen Hitze eine Oberbekleidung anzuziehen, und zudem herrscht hier schon lange Gleichberechtigung. Kein Problem, die Regierung verabschiedete sofort ein neues Gesetz, welches “oben ohne” auch für Männer unter Strafe stellte!

Im Gegensatz zu anderen Pazifikinseln, wo der Grossteil der Gläubigen in buntem Sonntagsstaat zur Kirche geht, fiel uns auf, dass die meisten Tongaer am Sonntag schwarz trugen. Jemand erklärte uns, dass immer nach dem Tod eines Pfarreimitglieds, die ganze Kirchgemeinde einen Monat lang schwarz trägt, die engsten Angehörigen noch viel länger. Ein weiteres Zeichen von Respekt ist, dass der ganze Gegenverkehr anhält, wenn ein Leichenwagen kreuzt.

 

Mit öffentlichen Bussen fuhren wir ost- und westwärts und erkundeten so die Insel. Die meisten Häuser sind sehr westlich, einige klein, andere ziemlich luxuriös, aber ärmlich sah eigentlich keines aus. Wo immer wir in Tongatapu hinkamen, war es sauber, gepflegt und modern. Die Küste war oft atemberaubend schön, vor allem dort wo unzählige Inseln und Inselchen aus türkisblauem Wasser ragten. Sehr bunt waren auch die Friedhöfe. Einige haben grosse beeindruckende Gräber: ab und zu eingezäunt, ab und zu überdacht. Zusätzlich zu bunten Plastikblumen sah man auf den Gräbern oft noch einen Grabstein, eine dekorative Decke, welche hinter dem Grab hängt, oder ein grosses Poster mit einem Bild des Verstorbenen, ab und zu auch mit Jesus.

 

Es war sehr interessant die Insel zu erkunden. Wenn es später als 16h wurde, bevor wir zurückgingen, gab es fast keine Busse mehr. Dies war aber überhaupt kein Problem. Wir warteten nie lange an einem Bus-Stopp, bis eine freundliche Tongaerin mit ihrem Auto anhielt und uns mitnahm. Dank ihnen lernten wir noch mehr über das Leben in Tonga. Viele Touristen kommen nur hierher um an den Strand zu liegen, oder vielleicht noch um Wale zu sehen. Für uns jedoch, war der Höhepunkt der Kontakt mit den Leuten, die uns Einblick in ihre Kultur und Traditionen gewährten, welche immer noch einen hohen Stellenwert haben. Tonga ein weiteres Mal zu besuchen, war wiederum sehr aufbauend und wir hätten ohne weiteres mehr Zeit, als nur die eine Woche, auf Tongatapu verbringen können.

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Französisch-Polynesien: tiefblaue Lagunen und bizarre Berge

Nachdem wir 10 schöne, wenn auch kühle, Tage in Auckland verbracht hatten, flog uns Air New Zealand 4'000 km nordostwärts nach Papeete, der Hauptstadt Französisch-Polynesiens. Dieses zu Frankreich gehörende Überseeterritorium, das heute als “collectivité d’outre-mer gilt, besteht aus 118 Inseln und Atollen (mit je einer Vielzahl an Inselchen); 67 von ihnen sind bewohnt. Man hat sie in 5 Archipele aufgeteilt: die Gesellschaftsinseln, das Tuamotu Archipel, die Gambier Inseln, die Marquesas (mit Fatu Hiva etc.) und die Austral Inseln. Diese fünf Inselgruppen erstrecken sich über ein Gebiet von 2'000 km. Im Jahr 1996 begann Frankreich mit Atomversuchen auf Fangataufa in den Gambier-Inseln und dem Mururoa-Atoll in den Tuamotus. Diese wurden erst 1996, nach einer weltweiten Protestwelle, beendet. Eines der Atolle, wo Tests gemacht wurden, steht noch immer dauerhafter unter Militärbeobachtung. Die Atomversuche verursachten soviel Zerstörung, es wird befürchtet, dass die Wand einer Korallenbank einstürzen, und einen Tsunami auslösen könnte.

 

Auf der Gesellschaftsinsel Tahiti leben etwa 68% der ~286,000 Einwohner Französisch-Polynesiens. Gesamthaft besteht die Bevölkerung zu 78% aus Polynesiern, 12% Chinesen und 10% Kontinental-Franzosen. Seit 2004 geniesst das Inselreich den Status eines teilautonomen Gebietes. Im Jahr 2013 verlor die politische Partei, die sich für die Ablösung von Frankreich einsetzte die Wahlen. Nichtsdestotrotz, fügte die UNO Französisch-Polynesien noch im selben Jahr der Liste der zu dekolonialisierenden Länder zu. Französisch ist die offizielle Amtssprache und wird weitherum gesprochen. Viele Einwohner mit polynesischer Muttersprache ziehen es heutzutage vor, in Französisch zu kommunizieren, selbst zu Hause. Deshalb ist die Gefahr akut, dass diverse Polynesische Dialekte bald aussterben könnten.

 

In Französisch-Polynesien waren die Missionare nicht so schnell “erfolgreich” wie auf anderen Inseln. Oder wie damals ein Seemann in seinem Tagebuch notierte: “Das einzig sichtbare Zeichen von Religion, ist ihre Angst vor Missionaren.. ”! Schlussendlich waren die Missionare mit derselben, einfachen Taktik erfolgreich, wie auf anderen Inseln; sie kauften das Vertrauen respektierter Stammesführer und Könige indem sie sie mit Waffen und anderen Geschenken bestachen. Hinterher überredeten sie diese Führer, den Einheimischen ihren “sündhaften Lebensstil” auszutreiben. In Tahiti wurde tanzen, unanständige Lieder, Nacktheit, freizügiger Sex, und sogar althergebrachte Bräuche wie tätowieren, trinken von Kava und das Tragen von Blumenkränzen verboten. Für Gotteslästerung, oder Anbeten anderer (alter) Götter, wurde sogar die Todesstrafe eingeführt. Im Jahre 1856 verschleppte Bruder Laval, ein katholischer Missionar, Bewohner der Gambier Inseln nach Papeete. Dort setzte er sie, zusammen mit der dortigen Bevölkerung, als Sklavenarbeiter zum Bau einer grossen Kathedrale und unzähliger mächtiger Kirchen ein. In der Folge kam es zur Hungersnot, da Tierzucht und der Anbau von Nahrungsmitteln vernachlässigt wurde. Die meisten Todesfälle verursachten aber Krankheiten, welche Missionare und andere Weisse eingeschleppt hatten, und gegen die die Inselbevölkerung nicht resistent war. Deshalb reduzierte sich die Einwohnerzahl der Insel Tahiti innert weniger Jahrzehnte von 40'000 auf gerade noch 6'000. Auf den Marquesas-Inseln brauchte es bloss ein Jahrhundert, um die Bevölkerung von 80'000 auf 2'000 zu dezimieren!


Papeete:
Tahitis grösste Stadt

 

Mit fast 26’000 Einwohnern ist Papeete nicht nur die Hauptstadt, sondern auch bei weitem die grösste Stadt Französisch-Polynesiens. Sie befindet sich im Norden der gebirgigen Insel Tahiti. Nach fünfstündigem Flug von Auckland, erreichten wir Papeete am Sonntag, dem 17. September 2017, etwa 19 Stunden VOR unserem Abflug aus Neuseeland. Die Datumslinie gab uns die einzigartige Möglichkeit, an einem einzigen Tag sechs Mahlzeiten zu geniessen. Natürlich mussten wir aber auch für zwei Übernachtungen bezahlen. Wir logierten in der brandneuen Mahana Lodge, eine Backpackers/Jugendherberge mitten im Zentrum Papeetes. Die Stadt hat den Ruf eher hässlich zu sein, doch wir entdeckten in ihr sogar etwas Charme. An Werktagen ist Papeete eine quirlige Stadt mit viel Polynesischem und Französischem Charakter. Nach unseren Aufenthalten auf anderen Pazifikinseln, fühlte sie sich sehr Französisch an. Die mehrheitlich Polynesische Bevölkerung kleidet sich offensichtlich viel weniger konservativ, als in anderen Pazifiknationen. Frauen mit schulterfreien Oberteilen und kurzen Shorts waren keine Seltenheit. Obwohl die Menschen hier immer noch sehr religiös sind, wenn auch abnehmend, ziehen sie sich wegen des heissen Klimas einfach sehr leicht an. Wir hörten, dass die riesige Französische Militärpräsenz während der Atomversuche zu liberalerem, und europäischerem Denken führte. So wurde ein Teil des sogenannt “sündhaften Lebensstils”, den die Missionare vor gut hundert Jahren abgeschafft hatten, wiedereingeführt.

 

Während wir durch Papeete schlenderten, kamen wir zur grossen Markthalle. Dort werden nicht nur Früchte, Gemüse und andere Esswaren verkauft, sondern auch viele Souvenirs. Touristengeschäfte, Croissants und Patisserie findet man in der ganzen Stadt. In einem grossen Carrefour Supermarkt findet man alles, das man in Frankreich findet, auch Produkte aus dem übrigen Europa. Der einzig sichtbare Unterschied lag darin, dass auch Esswaren aus Australien und Neuseeland importiert werden. Alles ist etwas teuer. Butter und Fleisch aus Neuseeland sind hingegen günstiger, als im Ursprungsland!

 

Wir bekamen den Eindruck, dass die Polynesier alles andere als faul sind. Viele Gebäude waren mit beeindruckend grossen und schönen Wandbildern verziert. Viele Kleinbetriebe werden von Einheimischen geführt und nach Feierabend sah man sie aktiv auf Sportplätzen, beim Trainieren mit Ruderbooten und beim Joggen oder Spazieren entlang der hübsch angelegten Hafenpromenade. Kurz nach Sonnenuntergang essen viele Familien bei den Imbiss- bzw. Verkaufswagen, genannt Roulottes, einer Institution Französisch-Polynesiens. Ursprünglich handelte es sich dabei um Wohnwagen, heute sind es jedoch meist Wohnmobile, die jedoch bloss aus einer Küche bestehen. Aus diesen verkaufen die Eigentümer an einer zugewiesenen Stelle Mahlzeiten, oft auf einem grossen Dorfplatz, reserviert für Roulottes. Es mag einfach tönen, doch die meisten servieren grossartige Mahlzeiten aus rohem Fisch, oder gegrilltem Fleisch und Fisch, begleitet von leckeren Pfeffer- und Roquefort Saucen. Andere wiederum bieten Pizzen und Pasta an, oder Crêpes, welche genauso gut schmecken wie in der Bretagne. Die Betreiber der Buden stellen Tische und Stühle zur Verfügung, und oft auch noch ein Dach, um sich gegen die Elemente zu schützen. Alles in allem fühlte sich Papeete fast wie eine von Polynesiern bewohnte Französische Stadt an.


Erkunden der Archipele:
am idealsten mit Flugpässen

 

Tahiti ist die meistbevölkerte und wohl auch die bekannteste Insel Französisch-Polynesiens. Der Höhepunkt jeder Reise in diese Region, sind aber die Besuche auf den äusseren Inseln und Archipelen, sei es das berühmte Bora Bora, oder weniger bekannte Destinationen wie Maupiti oder Fakarava. Glücklicherweise bietet Air Tahiti eine preiswerte Möglichkeit, dies umzusetzen: Flugpässe. Allein schon die Flüge über die Inseln, sind lohnenswerte Erlebnisse. Für etwa € 310 gibt es zum Beispiel einen Flugpass, mit dem man drei der Gesellschaftsinseln besuchen kann. Für etwa € 570 erhält man drei Atolle im Tuamotu Archipel, plus sechs der Gesellschaftsinseln. Mit Erweiterungen kann man zudem die äusseren Archipele, wie die Austral Inseln, oder die Marquesas hinzufügen. Die Gültigkeit eines jeden Passes, inklusive dazugekaufter Erweiterungen, beträgt allerdings nur 28 Tage.

 

Wenn man der Reiseliteratur glaubt, könnten Touristen in 2 Wochen problemlos die Gesellschaftsinseln, die Tuamotus, und auch die Marquesas besuchen und es bliebe immer noch genug Zeit zum Entspannen… (zwei Tage?). Da wir aber mehr Zeit als Geld haben, fühlten wir uns bereits gehetzt, die Gesellschaftsinseln und die Tuamotus in einem 28-tägigen Flugpass unter zu bringen. So entschieden wir uns, zwei Pässe zu kaufen; den “Discovery Pass”, sowie den “Bora Bora-Tuamotus Pass”. So hatten wir mit neun Wochen genügend Zeit, zehn von Französisch-Polynesiens atemberaubenden Inseln, verteilt über zwei Archipele, zu besuchen.


Die Gesellschaftsinseln:
markante Berge umgeben von tiefblauen Lagunen

 

Mit ~235'000 Einwohnern sind die Gesellschaftsinseln mit Abstand Französisch-Polynesiens dichtestbevölkertes und wirtschaftlich wichtigstes Archipel. Von Kapitän James Cook während seiner Reise von 1769 (um)benannt, bestehen die Gesellschaftsinseln aus den Windward-, bzw. den Inseln über dem Wind (Îles du Vent) Mehetia, Tahiti, Tetiaroa, Moorea & Maiao, und den Leeward-, bzw. Inseln unter dem Winde (Îles Sous-le-Vent): Huahine, Raiatea, Tahaa, Bora Bora, Tupai, Maupiti & Mopelia. Zehn der zwölf Inseln und Atolle sind unbewohnt. Die gesamte Landmasse beträgt 1’590km2. Fast 70% der Bevölkerung Französisch-Polynesiens leben auf den Gesellschaftsinseln, davon 50% auf der Hauptinsel Tahiti. Wir besuchten sämtliche Gesellschaftsinseln, ausser Mehetia, eine unbewohnte Vulkaninsel, Tetiaroa, eine private Resort Insel, welche nach Marlon Brando benannt ist, Maiao mit etwa 300 Einwohnern, das unbewohnte Tupai, und auch nicht Mopelia, mit weniger als 10 Einwohnern. Unsere Entdeckungstour führte uns in den Gesellschaftsinseln auf Tahiti, Maupiti, Taha'a, Bora Bora, Moorea, Raiatea und Huahine.


Maupiti:
eine süsse Insel, umgeben von einer beeindruckend blauen Lagune

 

Am 19. September 2017 startete unsere Entdeckungstour Französisch-Polynesiens mit einem Flug von Papeete nach Maupiti. Bereits der einstündige Flug über die Gesellschaftsinseln bot sagenhafte Aussicht auf Moorea, Huahine, Raiatea, Tahaa und Bora Bora. Je nach Wolken- und Wetter-Situation und der Seite auf der man im Flugzeug sitzt, sieht man mehr oder weniger, doch alle Passagiere waren hellauf begeistert, lang bevor wir unser Ziel erreichten.

 

Maupiti ist eine kleine, gebirgige Insel, deren höchster Gipfel mit 385m der vulkanische Basalt “Felsen” Te Uru Faatiu ist. Die Hauptinsel ist von einer Lagune umgeben, welche aus fünf grösseren und mehreren kleineren Motus besteht (Inseln auf dem umgebenden Riff). Die gesamte Landmasse beträgt 12km2. Die zwei grössten Motus: Auira und Tuanai, haben je eine Landfläche die fast so gross ist, wie diejenige der Hauptinsel im Zentrum der Lagune. Der Flughafen befindet sich auf dem Motu Tuanai und die Bootsfahrt über die türkisfarbene Lagune zum Hauptort Vai’ea war ein weiterer Höhepunkt. Hier wurden diejenigen Besucher, die eine Unterkunft auf der Hauptinsel reserviert hatten, von einem Mitglied ihrer Gastgeber-Familie abgeholt. Auf Maupiti gibt es keine Hotels, nur kleine Familienpensionen. Es gibt keinen Geldautomaten und nur kleinste Lebensmittel-Kioske. Deshalb nehmen viele der 1'200 Einwohner regelmässig ihre Boote und kuttern in zwei Stunden nach Bora Bora, um Einkäufe und Bankgeschäfte zu erledigen.

 

Um den Unterhalt an den Booten zu minimieren, haben die Leute hier eine intelligente, auf dem Lagunenboden befestigte Einrichtung entwickelt, eine Art Hebekran, mit dem man die kleinen Boote über die Wasseroberfläche anheben kann. Die hängenden Boote sind sehr bunt und man sieht sie überall entlang der 10km langen Küstenstrasse um die Insel. Während wir Maupiti zu Fuss erkundeten, waren wir erstaunt über die gute Betonstrasse und die vielen, sauberen und adretten Häuser. In Französisch Polynesien gibt es definitiv mehr Wohlstand, als auf den anderen Pazifikinseln, die wir vorgängig besucht hatten. Die Einheimischen witzelten, sie seien in der Evolution aufgestiegen, und zeigten uns als Beweis, wie sie halbautomatisch Kokosnussmilch produzieren. Die Maschine, die sie entwickelten, verlangt immer noch, dass sie die Kokosnuss-Hälften von Hand halten, bloss das Raspeln verläuft elektrisch – man muss aber verdammt gut auf die Finger aufpassen!

 

Wir logierten in der sehr persönlich geführten Pension Tereia, welche einer einheimischen Familie gehört. Sie bot einfache Zimmer, Gemeinschaftsmahlzeiten und natürlich ein Baguette-Frühstück. Sie liegt nah der Tereia Beach mit einem wunderschönen weissen Sandstrand. Die Lagune ist so türkis wie überall, aber in diesem Gebiet so seicht, dass man durch das Wasser zum Motu Auira waten kann; es sind nur ein paar hundert Meter. Wir genossen unsere drei Tage auf Maupiti sehr; die Insel gehört sicher zu den Juwelen der Gesellschaftsinseln.


Tahaa:
die Vanille- und Perleninsel

 

Am 22. September 2017 brachte uns Air Tahiti nach Raiatea, eine Insel die ihr umgebendes Atoll mit der Nachbarsinsel Tahaa teilt. Wir verbrachten nur eine Nacht in der Teavapiti Lodge in Raiatea. Weil wir später länger auf diese Insel kamen, werden wir sie weiter hinten beschreiben. Momentan war aber unser Ziel die Insel Tahaa, zu der wir am nächsten Tag aufbrachen. Wegen der Nähe zu Raiatea, gibt es in Tahaa keinen eigenen Flughafen, denn man kann mit dem Boot in nur 30 Minuten übersetzen. Die 88km2 grosse Insel Tahaa ist rundlich und hat in ihrer südlichen Hälfte vier tiefe (Fjordähnliche) Buchten. Deshalb hat die Küstenstrasse eine stattliche Länge von 67km.

 

Tahaa ist wohl etwas traditioneller, als die anderen Inseln Französisch-Polynesiens, und der Glaube scheint hier etwas stärker ausgeprägt. Die wenigen, die nicht in die Kirche gehen, werden von der Inselbevölkerung schlichtweg nicht gegrüsst. Nicht weniger als 18 Kirchen kämpfen um die Seelen der 5'300 Einwohner. Wir hörten, dass auch hier von Kirchenführern unfaire Praktiken angewandt werden, um mehr Spendengeld einzutreiben! Es gibt aber auch noch ein paar Überbleibsel der alten Kultur; in Tahaa werden beispielsweise Hühner als Haustiere gehalten. Man sammelt (findet) aber weder ihre Eier, noch wird ihr Fleisch konsumiert. Natürlich mögen die Leute beides essen, doch es werden nur Import-Eier und Hähnchenstücke verspeist. Hunde hingegen, werden ab und zu gegessen, sowohl Haustiere, als auch streunende.

 

Wir hatten vier Tage in der Pension Titaina gebucht, die von einer Französischen Familie geführt wird. Die Mahlzeiten der Halbpension waren immer sehr gut, und mit lokalen Zutaten zubereitet. Fisch und Vanille war immer auf dem Menü und alles wurde sehr schön angerichtet. Tahaa ist eine der Inseln, die sich mit zwei weltweit exportierten Produkten einen Namen machen konnte; Vanille und schwarze Perlen. Eine Bootstour um die Insel beinhaltete geführte Touren in einer Vanille, sowie einer Perlenfarm, die beide sehr interessant waren.

 

Alleine schon die Bootsfahrt durch die türkisfarbene Lagune zwischen der Insel und dem Riff mit seinen vielen Motus, war grossartig. Ein Picknick auf einem von ihnen und schnorcheln über dem “Korallengarten” (jardin de corail), machten den Ausflug noch toller.


Bora Bora:
wo das Paradies eine ganz normale, wunderschöne Insel ist

 

Nach einer kurzen Fährfahrt nach Raiatea und einem kurzen, aber schönen Flug, erreichten wir Bora Bora am 27. September. Wir hatten 7 Tage reserviert, um herauszufinden, ob Bora Boras Ruf als DIE Traumdestination gerechtfertigt sei (natürlich in unseren lagunenblauen Augen), und ob die Insel besucht werden kann, ohne dass es ein Vermögen kostet. Indem wir eine Unterkunft gebucht hatten, die weder über dem Wasser, noch auf einem Motu stand, hatten wir bereits sichergestellt, dass es nicht allzu teuer wird. Die € 700, welche wir für eine Woche in einem modernen und grossen Studio in der Sunset Hill Lodge zahlten, waren sicher nicht überteuert. Die Unterkunft befand sich an Hanglage über dem Hauptort Vaitape und der Airport-Transfer war erst noch inbegriffen. Diejenigen die in einem Luxusresort wohnten, von denen einige viel näher am Flughafen sind als unsere, mussten für den Transfer bis zu USD 250 bezahlen. Wir stellten jeweils unser Frühstück selbst zusammen und assen jeden Abend in einem anderen Lokal. Diejenigen auf den Motus waren “Gefangene” des überteuerten Restaurants ihrer Ferienanlage, ob es nun gut oder schlecht war - ausser die wertvollen Gäste (oft junge Paare auf Hochzeitsreise) entschieden sich, ein Taxi-Boot zur Hauptinsel zu nehmen, welches allerdings USD 84 kostete. Ein Paar erzählte uns, die USD 84 entsprachen etwa dem, was sie für eine Schlemmermahlzeit auf der Hauptinsel weniger bezahlten. Die von ihnen ausgesuchten Lokale seien aber deutlich besser gewesen, als dasjenige in ihrem überteuerten Resort.

 

Nun gut, mit denjenigen Geld zu verdienen, die glauben Bora Bora müsse ein Vermögen kosten, hat auf dieser Traum- insel schon lange Tradition. Die ungewöhnlich schöne Lagune, die ikonischen Berge und das warme tropische Klima erfreuen jeden, der Bora Bora besucht – auch diejenigen, die in preiswerten Unterkünften absteigen. Von unserer Hanglage aus war die Sicht über die Lagune vielleicht noch schöner, als von so manchem Überwasser-Bungalow aus, doch diese können bis zu € 2'500 für eine einzige Nacht kosten. Für weniger als € 500 pro Nacht, wird man in einem Resort auf einem Motu eh nicht davonkommen.

 

In Französisch-Polynesien gibt es unzählige wunderschöne Inseln und Atolle und Bora Bora, mit seiner Landfläche von 38km2, ist sicher eine der schöneren. An einem Schönwettertag ist bereits der Anflug ein Gedicht, und das kostenlose Shuttle-Boot vom Flughafen-Motu zum Hauptort Vaitape, bietet wunderbare Ausblicke zu den Motus und der Hauptinsel. Es gibt recht viele markante Felsgipfel, von denen der höchste 727m aufragt: Mont Otemanu. Um möglichst viel von der Insel mitzukriegen, gingen wir oft recht weit zu Fuss und umfuhren sie auf der 32km langen Ringstrasse mit Fahrrädern.

 

Die meisten der 9'600 Einwohner Bora Boras leben entlang der Küste. Einige wohnen in luxuriösen Villen, aber viele bloss in einem einfachen Haus. Der Hauptort Vaitape ist der einzige Platz mit einer guten Auswahl an Läden und Restaurants. Während des Tages wird es dort häufig von Kreuzfahrtschiff-Passagieren überlaufen, die die (Perlen-) Geschäfte und temporären Souvenirstände entlang der Hauptstrasse stürmen. Am späten Nachmittag gehört Vaitapes Strasse wieder den Einheimischen. Dann gibt es dort überhaupt keinen Hinweis darauf, dass Bora Bora eine so beliebte Destination ist. Im Ort findet man eine stattliche Auswahl an Lokalen; von guten und preiswerten Snacks und Roulotten, über ein Chinesisches Restaurant, bis hin zu mehreren, welche Französische Haute Cuisine offerieren. Wir assen in ziemlich vielen davon und wo immer wir hingingen, sei es ein preiswertes, oder ein teures Lokal, sahen wir sogut wie keine anderen Touristen – nur Einheimische! Touristen scheinen sich mit dem zufrieden zu geben, das in ihrem Hotel angeboten wird. Wie im gesamten Pazifik, zogen auch die Lokale in Vaitape unter der Woche am meisten Gäste an. An den Wochenenden gehen die Einheimischen zur Kirche und schlemmen zwischen den Messen zu Hause. Einzig Immigranten aus Europa besuchen am Wochenende die Restaurants. Dies zu sehen, gab uns das Gefühl, auf einer ganz normalen Insel zu sein, auf der wir uns unter die Polynesier mischen können.

 

Nun gut, wer auf Bora Bora für einen Strandurlaub ein Vermögen ausgeben möchte, kann dies ohne weiteres tun. Wer hingegen diese Traumdestination zu einem vernünftigen Preis besuchen möchte, wird ebenfalls fündig. Die sagenhafte Schönheit von Bora Bora rechtfertigt einen Besuch auf jeden Fall, auch wenn es viele Inseln gibt, die Paroli bieten.

 

Bora Bora hat aber gerade die richtige Zahl von Einwohnern, die nötig ist, um eine gute Anzahl an Restaurants und Supermärkten anzubieten. Da wir eher auf einem Entdeckungstrip, statt auf einem Strandurlaub waren, mochten wir Bora Bora sehr gut. Ausserhalb der teuren Ferienanlagen ist die Insel genau nach unserem Geschmack!


Archipele, Atolle, Pässe, Inseln und Inselchen:
vielfältige Wunder der Ozeane

 

Unser Reisebericht enthält viele bekannte Wörter wie Atoll, Lagune und ähnliches. Viele Landratten wissen wohl nur, dass all diese Dinge in den Weiten der Ozeane zu finden sind. Lasst uns versuchen, ein paar Begriffe kurz zu erklären.

 

Ein Archipel ist eine Gruppe, oder Kette von Inseln und/oder Atollen, sowie die Wasserfläche dazwischen. Ein Atoll ist ein ringförmiges Korallenriff, bzw. ein Korallenrand, welches eine Lagune gänzlich umschliesst. Dieser Korallenrand ist die Basis von oft sehr vielen kleinen Sandinseln, die man in Französisch Polynesien Motus nennt. Alle sind schmal, aber manche sind sehr kurz, andere jedoch sehr lang. Zwischen den Motus ist das Riff normalerweise nur wenig unter Wasser. Einen Wasserdurchlass zwischen den Motus nennt man Hoa, bzw. Pass, wenn das Wasser tief genug ist, dass Boote, oder sogar grosse Frachtschiffe in die Lagune einfahren können. Zu diesen tiefen Passagen, oder eben Pässen, pilgern alle Taucher, denn da wimmelt es von Fischen, die dort im Überfluss Nahrung finden.

 

Atolle sind Überbleibsel vulkanischer Inseln nach einer Eruption. Im Laufe der Zeit fällt der Vulkan häufig so stark in sich zusammen, dass sein Kraterrand zu einem Riff wird und der Krater selbst zur Lagune. In anderen Fällen wiederum, ragt der mittlere Vulkan als Insel(n) noch immer in der Mitte der Lagune aus dem Wasser, wie dies in Maupiti, Bora Bora, oder Huahine der Fall ist. Es kann auch vorkommen, dass ein unter Wasser befindlicher Krater eines Atolls mit der Zeit ansteigt, ausgelöst durch ein Sinken des Seebetts, oder die Verschiebung tektonischer Platten. In diesen Fällen, kann ein paar Millionen Jährchen später die Lagune austrocknen und zu einem “gehobenen Atoll” werden, wie dies mit Niue’s Landmasse geschah.
Um die Dinge noch etwas komplizierter zu machen, unterscheidet man zwischen Inseln und Inselchen. Letztere sind normalerweise kleiner, aber es ist auch Definitionssache; ein Inselchen kann theoretisch grösser sein, als eine Insel. Ein Inselchen ist allerdings immer unbewohnt.


Tuamotu Archipel:
riesige Atolle zerstreut über ein Gebiet, so gross wie Europa

 

Nun unterbrachen wir unsere Reise durch die Gesellschaftsinseln, um einige Atolle weiter weg zu erkunden. Auch das Tuamotu Archipel gehört zu Französisch-Polynesien und besteht aus 78 Atollen unterschiedlicher Grösse, darunter drei hohen Koralleninseln. Mit einer Ausdehnung die der Fläche Europas entspricht, sind die Tuamotus das weltgrösste Archipel. Die gesamte Landfläche der 45 bewohnten und 33 unbewohnten Atolle, beträgt allerdings bloss 850km2. Nur 17'000 Menschen leben in dieser abgelegenen Inselgruppe, in der wir die Atolle Tikehau, Rangiroa und Fakarava besuchten.


Tikehau:
unser erster Eindruck der Tuamotus

 

Am 4. Oktober 2017 brachte uns ein weiterer Flug mit atemberaubender Aussicht von Bora Bora, nordostwärts zum Tikehau Atoll. Dies ist ein klassisches Atoll, das aus einer Lagune besteht, die von einem Korallenriff mit vielen Motus umgeben ist. Nachdem wir das Flugzeug verlassen hatten, wurde die Perspektive eher zweidimensional und wir konnten kaum noch die Motukette auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune erkennen. Nun realisierten wir erst, wie gross dieses Atoll ist. Nach Fakten beträgt der Durchmesser des rundlichen Atolls 28km und der Umfang 80km. Die Motus auf dem Riff, und ein paar wenige Inseln innerhalb der Lagune, summieren sich zu einer Landfläche von nur 20km2, wohingegen die Wasseroberfläche der Lagune 460km2 beträgt. Wir waren begeistert von dieser neuen Meereslandschaft; retrospektiv wissen wir aber, dass Tikehau im Vergleich zu den später von uns besuchten Atollen, nur ein Baby-Atoll ist.

 

Unser Bungalow stand am Ostzipfel des 5km langen Motu Tuherahera. Wir logierten in der Pension Justine, welche an einem weissen Sandstrand direkt an der Lagune liegt. Dort gibt es einen Steg, unter dem wir regelmässig bunte Fische und sogar Haie sahen. Mit Kayaks war es gar nicht sehr weit zu den ersten unbewohnten Motus. Bei starkem Wind- und Wellengang braucht es allerdings sehr viel Kraft zu paddeln. Es hat sich aber total gelohnt, denn die Landschaft war traumhaft schön. In so einer paradiesischen Umgebung trauten wir uns auch, wie Adam und Eva zu baden.

 

Wollten wir uns unter die Einheimischen mischen, radelten wir ins Dorf Tuherahera, wo die meisten der 530 Einwohner des Atolls leben. Wie überall in Französisch-Polynesien, konnte man Brie, Paté und Baguettes kaufen – aber nur, wenn man den kleinen Shop fand, denn die Einwohner so einer kleinen Gemeinde brauchen natürlich keine Schilder. Einfacher auszumachen war das grösste Gebäude der Insel: der Zyklon-Schutzraum, ein moderner Betonbau auf hohen Pfeilern.

 

Was Brigitte bereits aus dem Flugzeug erkannte, ist eine Sehenswürdigkeit, die offenbar kaum andere Touristen anzieht; wunderschöne, freistehende Karst-Kalksteinfelsen, verteilt am Meeresstrand. Sie waren bis zu 7m hoch und hatten zum Teil ganz kuriose Formen mit scharfkantigen Ecken. Es war interessant zwischen ihnen herumzuklettern, um immer noch schönere Silhouetten zu finden. Auch etwas Inland, versteckt in Kokoshainen, gab es solche Kalksteine.

 

Tikehau ist ein nicht sehr touristisches Atoll und es gibt dort weder einen Geldautomaten, noch ein grösseres Hotel. Viele Besucher buchen Halbpension, doch wir hatten uns dagegen entschieden, weil wir es vorziehen, in verschiedenen Lokalen zu essen. In Tikehau gibt es keine Restaurants, bloss Snackbars, wie sich ein Bungalow-Besitzer ausdrückte. Oft sind auch Snackbars sehr hübsch dekoriert und ihre Gerichte kommen toll angerichtet – sicher viel besser, als was man in einer PMU-Bar in Frankreich bekommen würde. Eine zu finden, die aber auch Snacks serviert, ist knifflig; in Französisch-Polynesien kochen die meisten “Snacks” richtige Mahlzeiten. Dort auch kleine Zwischenmahlzeiten, wie Sandwiches, zu bekommen, ist eine Glücksache! Typischerweise beinhalten Snackbar-Menüs die Favoriten der Einheimischen, was heisst Fisch und Fleisch; roh, grilliert oder frittiert, begleitet von Reis, Pommes Frites und leckeren Saucen, wie Roquefort, Curry, oder Pfeffer, welche häufig auf Crème-fraîche basieren.

Nachdem wir sahen, wie klein das Dörfchen ist, wunderten wir uns, wie populär die drei Snackbars bei den Polynesiern sind. Am Freitagabend bringen die Kunden vielleicht sogar Musikinstrumente, oder high-tech Geräte mit und starten eine Karaoke Session.

 

Diejenigen, die in der Touristenindustrie arbeiten, hörten wir oft jammern, dass Französisch-Polynesien nicht genügend Besucher anzieht. Tikehau ist sicher einer der weniger besuchten Orte, doch wenn man sieht, dass dieses Atoll mit 530 Einwohnern wöchentlich 11 Mal von einem 70-Plätzer Flugzeug angeflogen wird, können wir uns kaum vorstellen, wie dieses Atoll noch weitere Touristen absorbieren könnte.


Rangiroa:
eines der weltgrössten Atolle

 

Am 8. Oktober bestiegen wir ein weiteres Flugzeug von Air Tahiti, diesmal für einen 20-minütigen Inselhüpfer. Unsere Destination war das Rangiroa Atoll, das grösste Französisch-Polynesiens, und eines der grössten Atolle überhaupt. Seine Lagune hat eine beeindruckende Wasseroberfläche von 1’640km2 und das umgebende Korallenriff hat 230km Umfang. Die daraufliegende Kette von 415 Motu-Gruppen, akkumuliert sich zu einer Landmasse von 79km2. Die grob ellipsenförmige Lagune hat eine Länge von 80km und eine durchschnittliche Breite von 20km. Die meisten der 3'500 Einwohner des Atolls, leben in den Dörfern Avatoru und Tiputa, die sich auf zwei benachbarten Motus befinden, welche beide direkt an einer Passage liegen.

Wir erkundeten den 10km langen Motu Avatoru, sowie das gleichnamige Dorf mit Fahrrädern und waren überrascht, wieviele Kirchen und Snacks wir fanden. Zum Haupt-Motu zählen eigentlich 7 Inseln, die mit kurzen Brücken verbunden sind. Wir fanden ein paar schmale Sandstrände beidseits dieser Insel-Kette. Schwimmen in der Lagune ist, wegen  scharfkantiger Korallensteinen, nur von Stegen und aufgeschütteten Sandabschnitten aus angenehm.

 

Wegen der Grösse des Atolls ist das Wasser innerhalb der Lagune fast genauso aufgewühlt, wie im offenen Meer. Bestenfalls gibt die Wasserfarbe einen Hinweis darauf, auf welcher Seite des Motus man sich befindet. Da die Lagune bis maximal 35m tief ist, kann es vorkommen, dass sich nur über diesem Atoll ein Gewitter entwickelt.

 

Obwohl Rangiroa nicht übertouristisch ist, ist es doch die meistbesuchte Destination in den Tuamotus. Deshalb sind hier recht viele gute Speiselokale entstanden. Wir wohnten für 5 Tage im Turiroa Village - Chez Olga, ideal in der Mitte des 10km langen Motu Avatoru gelegen, wo sich auch der Flughafen befindet. Ein paar gute Speiselokale lagen dort buchstäblich vor der Tür.

Am östlichen Zipfel des Motus gab es zwei Snackbars die sich um Touristen bemühten: eine mit guten und schön angerichteten Mahlzeiten, und eine mit gut überfüllten Tellern, und einer Terrasse, von der man Meerestiere in der Lagune beobachten konnte. Für uns Landratten war dies die perfekte Möglichkeit bunte Fische und grosse Haie zu sehen.

 

Nicht weit davon entfernt, befindet sich der Tiputa Pass, wo die Schiffe und die hohen Wellen des Pazifischen Ozeans in die Lagune eintreten. Es war interessant, vom schön hergerichteten Aussichtspunkt zu beobachten, wie sich die hoch aufgewühlten Wellen abschwächen. Wenn man Glück hat, kann man sogar Delphine beim Spielen in diesen Wellen beobachten. Tauchboote sieht man die meiste Zeit. Der “Passe de Tiputa” ist DER Tauchspot! Er wimmelt von Fischen und man kann verschiedene Hai-Arten und Napoleon-Lippfische sehen. Tauchen ist hier das grösste Geschäft, denn in einigen Lagunen des Archipels leben über 700 Fischarten. Im Rangiroa Atoll auf lebende Korallen zu stossen, ist allerdings Wunschdenken. Es gibt auch Bootsausflüge zu diversen Attraktionen im Atoll. Da aber die Lagune so immens gross ist, dauert es gut und gerne 90-120 Minuten, bis man dort ankommt. Ausser man hat Glück und erwischt einen Schönwettertag mit ruhigem Wasser und anhaltendem Sonnenschein, kann es eine raue und sehr kalte Bootsfahrt werden. Wir sprachen mit mehreren Touristen, die dabei bachnass und seekrank wurden.

 

Während unseres Aufenthalts war die Lagune die meiste Zeit über recht aufgewühlt. Zu aufgewühlt, um von den zur Verfügung stehenden Kayaks zu profitieren. Während der Nacht wurde das Rauschen der Wellen sogar noch lauter und wir mussten uns zuerst daran gewöhnen. Unser Zimmer lag nur etwa 10m vom Ufer und wir fragen uns, wieviel intensiver das Tosen der Wellen während einer stürmischen Nacht in einem Überwasserbungalow sein würde.


Fakarava:
eine bumerang-förmige Hauptinsel auf einem riesigen Atoll

 

Am 13. Oktober 2017 stiegen wir wieder in den Himmel. Auch wenn das Wetter nicht allzu gut war, hiess dies noch lange nicht, dass der Sightseeingteil des Fluges ausfiel. Nachdem wir durch mehrere Wolkendecken abstiegen, sahen wir das Fakarava Atoll in recht klarem Licht. Wegen starken Seitenwinden und strömendem Regen über dem Flughafen, konnten wir nicht landen. Somit entschied der Pilot des 72-plätzigen ATR 72 Flugzeugs, die Landung abzubrechen. Während Passagiere mit Flugangst ihre Augen schlossen und beteten, klebten unsere an den Fenstern, und wir genossen die zusätzliche Flugschleife über das wunderschöne Atoll. Zwanzig Minuten später stoppte der Regen, und der Pilot vollbrachte eine harte Seitenwindlandung. Als wir das Flugzeug verliessen, hatte die Lagune ein mystischen Leuchten unter den immer noch sehr dunklen Wolken.

 

Fakarava ist das zweitgrösste Atoll in den Tuamotus. Die Lagune hat eine Wasserfläche von 1'121km2. Die 41 Motu-Gruppen auf dem umgebenden Korallenriff, ergeben eine Landmasse von 16km2. Das Atoll erstreckt sich über etwa 60x25km. Die Motus sind hier eher schmal, dafür hat die bumerang-förmige Hauptinsel eine stattliche Länge von ~45km.

 

Wir wohnten ca. 4km südlich des Dorfes Rotoava, wo etwa 450 der 830 Einwohner des Atolls leben. Der Ort hat ein paar hübsche Kirchen, eine davon mit einem interessanten Friedhof. Das augenfälligste ist vermutlich das Geschäft, das mit Skulpturen aus grossen bunten Bojen, auf sich aufmerksam machen möchte. Wir glauben, dass es sich dabei wohl um eine Farm für schwarze Perlen handelt. Wir sind aber nicht sicher, da uns die grossen bunten Kugeln viel mehr faszinierten, als die kleinen, gezüchteten Kügelchen.

 

Fakarava zieht auch viele Taucher und Segler an. Früher oder später treffen sich Einheimische, wie auch Besucher, in einer der wenigen Snackbars. Während wir beim Mittagessen sassen, formierten ein paar Männer, die uns wie Einheimische vorkamen, eine Ad-hoc Band. Da auch Passanten dazustiessen und die Polynesischen Liedern mitsangen, wunderte es umso mehr, als sich herausstellte, dass die ursprüngliche “Band” aus Rapa Nui, besser bekannt als Osterinsel, stammte. Dies bezeugt, dass Polynesier aller Pazifikinseln eine gemeinsame Kultur und Sprachbasis teilen, egal ob sie heut unter Amerikanischem, Neuseeländischem, Englischem, Französischem, oder Chilenischem Einfluss stehen.

 

Fakarava gehört zu denjenigen Inseln und Atollen, wo Essbuden etwas teurer sind, als anderswo. Nach einer Weile stellten wir fest, dass wir fast die einzigen sind, die auf dem Weg zum Essen Kalorien verbrennen, da wir immer zu Fuss, oder mit dem Fahrrad hingingen. Alle andern profitierten vom kostenlosen Taxiservice, der, in touristischen Gebieten, von vielen Snackbars und Restaurants offeriert wird. So deckte der Zuschlag nicht nur die Kosten für die mit jedem Rohfischsalat überflüssigerweise immer inbegriffenen Pommes Frites, oder den Reis mit ein, sondern auch die Kosten für den Pick-up und Drop-off Service. Andererseits müssen wir aber zugeben, dass die Fahrt auf der einsamen Strasse entlang der Insel fast so “aufregend” ist, wie eine Fahrt durch die Australische Nullarbor Ebene, mit dem Unterschied, dass die Strasse in Fakarava von Palmen gesäumt ist.

 

Die neue Kori Kori Lodge, wo wir übernachteten, hat nur zwei Bungalows, beide direkt an der Lagune. Wegen der scharfkantigen Korallensteine, gibt es keinen Strand um ins Wasser zu gehen. Gäste haben jedoch Zugang zu einer gedeckten Plattform auf Stelzen, gleich neben der Snackbar, die zur Lodge gehört. Von dort konnte man oft Haie und andere Fische beobachten und wer den Mut hat, kann über eine Leiter ins Wasser steigen. Riffhaie, egal ob klein oder gross, sind normalerweise harmlos gegenüber Menschen und man findet sie in allen Lagunen des Territoriums.

 

Zusammen mit sechs Nachbar-Atollen, schaffte es Fakarava auf die UNESCO Liste der “Réserves de Biosphère”. Trotzdem sind einige Meerestiere vom Aussterben bedroht. Um dagegen anzukämpfen, gibt es in Französisch-Polynesien z.B. ein Programm, um die gefährdete, wunderschöne Riesenmuschel (Englisch; giant clam/Französisch; Bénitier) wieder zu vermehren. Diese haben nämlich auch einen positiven Einfluss auf das Maritime Ökosystem. Die Eigentümer der Kori Kori Lodge haben erfolgreich einige dieser Riesenmuscheln wieder angesiedelt und wir sahen in der Bucht bereits viele bunte “Bébé-Bénitiers”.

Nach 4 Tagen auf diesem riesigen und faszinierenden Atoll, brachte uns ein weiterer schöner Flug zurück nach Papeete in die Gesellschaftsinseln.


Tikehau, Rangiroa oder Fakarava:
die Wahl des richtigen Atolls in den Tuamotus

 

Da die wenigsten Besucher mit mehr Zeit als Geld unterwegs sind, stellt sich ihnen die schwierige Frage, welche Atolle in den Tuomotus sie besuchen sollen. Überall wimmelt es von Fischen. Hai Sichtungen sind fast garantiert, die meisten Korallen sind hingegen tot. Ansonsten gibt es aber Unterschiede.

Wer Sandstrände und unbewohnte Motus sucht, die man in einer kurzen Bootsfahrt, oder sogar im Kayak erreichen kann, ist Tikehau sicher die beste Wahl. Dazu gibt es dort noch eher preiswerte Unterkünfte und Snackbars.

Schlemmermäuler dagegen, sollten sich Rangiroa ansehen. Wenn man lebende Korallen sehen möchte, ist man vielleicht auf Fakarava am besten dran. Taucher haben uns erzählt, dass es auf der gegenüberliegenden Riffseite noch welche gibt.

Keines dieser Atolle ist sehr touristisch, wenn man aber etwas mehr Einsamkeit sucht, entscheidet man sich vielleicht für diejenigen Atolle, die nur mit weniger bekannten Flugpässen erreichbar sind, wie z.B. das Ahe- oder Manihi Atoll. Zudem gibt es unzählige weitere Atolle, die von Französisch-Polynesiens Hauptstadt Papeete regelmässig angeflogen werden. Das Problem dort, sind wohl weniger die höheren Flugpreise, als der Mangel an Touristen-Infrastruktur, wie Tour- und Tauchanbieter.

 

Zurück auf den Gesellschaftsinseln

 

Wir waren begeistert von unserem ersten Einblick in die paradiesischen Inseln Französisch-Polynesiens. Die 6 Inseln und Atolle, die wir bis jetzt in den Gesellschaftsinseln, sowie den Tuamotus besucht haben, schürten Appetit auf mehr. Im Gegensatz zu den meisten anderen Besuchern, kamen wir nicht zum Tauchen hierher. Trotzdem gibt es überall so viel zu sehen und zu erkunden, dass 3 oder 4 Tage auf jeder Insel einfach nicht genügen. Somit investierten wir in ein Fährticket, und einen zweiten, diesmal kleinen Flug-Pass. Dies erlaubte uns, noch mehr von den Gesellschaftsinseln zu sehen und gab uns zudem einen weiteren Zeithorizont von nochmals 28 Tagen.


Moorea:
bizarre Berge wie aus einem Märchenland

 

Nachdem wir nochmals für einen Tag in den beschaulichen “Trubel” von Papeete eingetaucht, und eine weitere Nacht in der Mahana Lodge YHA Herberge verbracht hatten, reisten wir am 18.10.17 nach Moorea. Diesmal flogen wir nicht, sondern nahmen das Boot. Es war eine überraschend grosse und überraschend beliebte (Auto-)Fähre, welche uns in 40 Minuten zur Nachbarinsel Moorea brachte. Vom “gare maritime” nahmen wir den Bus, der uns in 45 Minuten um die halbe Insel brachte (300 XPF = € 2.50).
In der Tapu Lodge hatten wir ein Bungalow reserviert. Das mit einer kleinen Küche ausgestattete Häuschen war super, aber noch viel besser war das neue Schwimmbad, hoch über den 6 Bungalows. Es bot nicht nur erfrischende Abkühlung, sondern auch eine phänomenale Aussicht über die Lagune. Der kurze Weg dort hinauf, war aber sehr schweisstreibend. Für weitere wasserbasierte Aktivitäten mussten wir die Strasse überqueren und hatten Zugang zu einem privaten Badesteg. Auch Kayaks und ein kleiner Sandstrand standen uns zur Verfügung.

Wir hatten Glück, dass die Lodge einen Ausflug mit einer Pirogge bzw. einem Auslegerboot durchführte. In der Nähe zweier Inseln in der Lagune, hielt der Kapitän im seichten Wasser an. Er liess uns mit Manta-Rochen in Kontakt kommen, was ausserordentlich aufregend war! Es schien uns, als ob die Manta-Rochen nicht nur auf das vom Kapitän mitgebrachte Futter, sondern auch auf einen möglichst engen Kontakt mit den Menschen aus waren.

 

Wir wohnten etwa 1,5km ausserhalb der als “Petit Village” bekannten Gegend, wo es eine gute Auswahl an Restaurants und zwei Supermärkte gibt. Dennoch mussten wir ein gutes Stück gehen, weil die zwei nächstgelegenen Lokale Betriebsferien feierten. Es gab aber auch gute Restaurants, die kostenlosen Pick-up anboten.

Auch die Autovermietung holte uns kostenfrei ab, und dies obwohl ihr Büro 40km entfernt lag. Für mehr als zwei Tage einen Wagen zur Verfügung zu haben, gab uns die Möglichkeit, Moorea auf eigene Faust zu entdecken. Es gibt eine Strasse, welche die Insel umrundet, sowie eine kleinere, die zum Belvédère, einem super Aussichtspunkt führt. An Tagen, an denen Kreuzfahrtschiffe mit 2'000 – 5’000 Passagieren in der Lagune ankern, fahren auch grosse Busse da hoch. Dies heisst, dass es sowohl auf der Strasse, als auch auf dem Parkplatz sehr eng wird. Moorea hat wenigstens 17'000 Einwohner, wenn aber solch riesige Kreuzfahrtschiffe Inseln mit nur ein paar hundert Einwohnern besuchen, müssen sich die Bewohner wohl schon etwas überrannt fühlen.

 

Moorea ist aussergewöhnlich schön, und so ist es kaum verwunderlich, dass so viele Touristen die Insel besuchen wollen. Wenn kein Kreuzfahrtschiff in einer der beiden Buchten im Norden ankert, sind die Strassen ziemlich einsam und einfach zu navigieren. Das Landesinnere ist voll von bizarren, märchenhaft anmutenden Berggipfeln, die oft von Wolken behangen sind. Zudem wartet natürlich die Lagune mit wunderschönen Farben auf. Brigitte konnte von diesen edlen Ausblicken kaum genug kriegen, weshalb wir die 70km um die Insel gleich mehrmals zurücklegten. Dies erhöhte unsere Chance, einen Blick der diversen, bis zu 1’207m hohen, skurrilen Gipfeln zu erhaschen, die ja nicht immer aus den Wolken ragen. Dies ermöglichte es uns auch, Moorea in verschiedenen Lichtschattierungen zu erleben.

Ausser dass wir Mooreas aussergewöhnliche Bergspitzen bewundern konnten, bot uns der Mietwagen auch die Möglichkeit, noch mehr Meeresbewohner zu beobachten. Direkt vom Ufer aus sahen wir weiss-gefleckte Pazifische Adlerrochen, sowie auch Schwarzflossen-Riffhaie. Der beste Ort um, ohne nasse Füsse zu bekommen, Haie zu beobachten, ist die öffentliche Crêperie, die inmitten der Überwasserbungalows des Hotels Hilton steht. Fast die ganze Zeit waren einige dieser majestätischen Kreaturen sichtbar, meistens 2 – 5, ab und zu auch 15!

 

Nach einer unvergesslichen Woche auf Moorea gaben wir unseren Mietwagen am Flughafen zurück und bestiegen am späten Nachmittag ein Flugzeug nach Raiatea; ausnahmsweise nicht für einen Schönwetterflug!

Raiatea:
die Insel mit einem der wichtigsten alten Tempelplätze Polynesiens

 

Gerade als wir am 25. Oktober 2017 in Raiatea landeten, zeigte sich die Sonne wieder und tauchte die Küste in ein goldenes Licht. Wie meistens, wurden wir von unseren Gastgebern abgeholt. Für die nächsten drei Tage übernachteten wir in der Pension Temehani (chambres d’hôte). Sie liegt direkt an der Lagune, etwa 11km südwestlich des Hauptortes Uturoa. Die Pension wird von einem französischen Paar geführt, das exzellente Polynesische Mahlzeiten anbietet, welche am Gemeinschaftstisch in geselliger Runde serviert werden. Ironischerweise neigten die französischen Gastgeber, bei denen wir uns einquartierten, viel eher dazu, traditionell Polynesische Speisen zu servieren (Rohfisch, Austern-Muskeln, Taro, Brotfrucht, Kochbananen oder Süsskartoffeln). Polynesische Gastgeber hingegen servierten was sie selbst am meisten mögen; Französische und Chinesische Speisen.


Polynesische Familienmuster:
Kinder grossziehen und teilen

 

Gemäss unserem Reisehandbuch (Lonely Planet), ist Raiatea das spirituelle Herz Polynesiens. Auf uns hingegen, wirkte die Insel ziemlich französisch. Die meisten Polynesier haben ganz offensichtlich einen ziemlich Französischen Lebensstil angenommen und leider hört man sie auch kaum noch Tahitisch sprechen, und zwar auf allen von uns besuchten Inseln. Der einzig sichtbare kulturelle Unterschied war, dass hier noch mehr Kirchen stehen, als auf anderen Inseln. Dem Einfluss der Missionare und dem streng gelebten christlichen Glauben zum Trotz, konnten einige althergebrachte Sitten und Gebräuche in ganz Französisch-Polynesien überleben. Wenn ein Paar beispielsweise ein Mädchen haben möchte, wird der nächstgeborene Junge einfach wie ein Mädchen aufgezogen, mit Kleidern, Frisur und Spielzeug für Mädchen (selten umgekehrt). Als Erwachsene sind diese femininen Männer gut respektiert und als sogenannte Mahu, in die Gesellschaft integriert. Natürlich anerkennt die Kirche die Homosexualität nicht an – deshalb geniessen diese Menschen einen speziellen geschlechtlichen Status, das sogenannte dritte Geschlecht. Sie dürfen mit jedem anderen Geschlecht zusammenleben ohne als Homosexuell zu gelten. Dies ist auch in anderen Polynesischen Gesellschaften so üblich, namentlich in Samoa und Tonga, wo sie Fa'afafine, respektive Fakaleiti genannt werden.

 

Auch sehr einzigartig ist in Französisch-Polynesien das Konzept, wer Kinder aufzieht. Heutzutage beschränkt sich die Sexualität vorwiegend auf Paarbeziehungen. Vor dem Einzug der Missionare ging es hier hingegen eher liberal zu, und so war die Vaterschaft oft nicht bekannt. Babies waren immer willkommen und das ganze Dorf half mit, sich um das Neugeborene zu kümmern. Dieses Konzept kommt teilweise auch heute noch zur Anwendung. Es geht sogar so weit, dass Kinder in einem gewissen Alter selbst bestimmen können, bei welcher Familie sie aufwachsen möchten, ohne dabei ihre leiblichen Eltern zu vergessen. Vielleicht entscheiden sie sich für eine verwandte Familie, und nach ein paar weiteren Jahren wiederum für eine andere Familie aus der Bekanntschaft. Die Tische sind gross und die Türen immer offen. Niemand schaut ein Kind als seinen Besitz an, sondern als ein Geschenk Gottes.


Wir entdecken die Insel Raiatea:
wahre Schönheit wohin das Auge reicht

 

In Raiatea profitierten wir von den preiswerten Mietwagen-Angeboten. Für XPF 5'500 (€46) inklusiv Hauslieferdienst, hatten wir für 24 Stunden vier eigene Räder. So fuhren wir hinaus, um diese 238km2grosse Insel mit 13’000 Einwohnern, welche entlang der 98km langen Küstenstrasse wohnen, zu erkunden. Genauso wie in Moorea, sind die bizarren, hier bis zu 1’017m hohen Berggipfel Überbleibsel von zusammengefallenen Vulkanen. Weil es im Süden regnete waren die Berge oft wolkenverhangen. So sahen wir nur ab und zu eine Felsspitze herausragen, die dafür noch mystischer erschien.

 

Im Süden Raiateas besuchten wir das alte, restaurierte Marae Taputapuatea, ein heiliger Tempelplatz, welcher einst zu den wichtigsten ganz Polynesiens gehörte. Bevor die Missionare das Leben auf den Inseln umkrempelten, und die alten Kultstätten zerstörten, waren solche Marae die heiligen Stätten der Bevölkerung. Was heute noch erhalten, bzw. wiederhergestellt ist, ist ein grosser Versammlungsplatz der mit verschieden grossen Steinen belegt und von zum Teil stehenden Felsbrocken eingefasst ist, vor allem entlang seiner Meerseite.

 

Vor der Südwestküste hatte es zahllose Inselchen in der Lagune, welche wunderschön in der Abendsonne leuchteten. Es gibt auch viele étangs, die durch natürliche, und von Menschenhand gebaute Dämme, von der Lagune abgetrennt sind. In dieser Ecke zeigte die Landschaft das Gebirge nun in seiner vollen Grandeur, so dramatisch wie es nur sein konnte.

 

Im starken Gegensatz zu den meisten Pazifikinseln, gibt es auf Raiatea ein charmantes kleines Städtchen. Uturoa im Norden der Insel, hat eine schöne Lage und einen Quay. Dort legen die kleinen Boote von und nach Tahaa an. Gleich um die Ecke können riesige Kreuzfahrtschiffe anlegen. Verschiedene Restaurants, Snacks und sogar eine hervorragende Patisserie, laden dazu ein, am Wasser zu sitzen und das Geschehen zu beobachten. Entlang dreier Parallelstrassen findet man Geschäfte, Boutiquen, Supermärkte, sowie eine Markthalle. Ausser Sonntags läuft hier immer etwas, es ist aber trotzdem schwer zu glauben, dass Uturoa, gleich nach Papeete, die zweitgrösste Ortschaft Französisch-Polynesiens ist.

 

Bei der Wahl der Unterkünfte versuchen wir immer etwas zu finden das gut bewertet, aber nicht überteuert ist. Zu unserer Überraschung waren die besten Angebote bereits im Mai ausgebucht und wir fanden nichts Passendes, wo wir 5 Tage am Stück hätten bleiben können. So kam es, dass wir Unterkünfte an zwei “super Lagen” buchten. Nach drei Tagen wurden wir von der Eigentümerin der Villa Tonoi, einem kleinen Juwel, etwa 1,5km östlich von Uturoa, abgeholt. Vier gut ausgestattete Bungalows stehen an einer Hügelflanke, hoch über der Lagune. Zwischen den Villas lädt ein kleiner Pool zu einem erfrischenden Bad ein, währenddem man dieselbe atemberaubende Aussicht geniessen kann, wie direkt von den Bungalows. Der Blick reicht vom Osten Raiateas über das Riff, das auch die 14km entfernte Insel Tahaa im Norden, umgibt. Unter uns ragten zwei hübsche Motus aus der türkisfarbenen Lagune. Zwischen ihnen liegt der Teavapiti Pass, wo das Riff unterbrochen ist und selbst grosse Schiffe die Lagune passieren können. Wir sahen aber nicht nur Boote. An unserem Abreisetag hatten wir das Glück, zwei Walen beim Springen zusehen zu können. 


Huahine:
Startort des Hawaiki Nui Piroggen Rennens

 

Unser Flug vom 30. Oktober 2017 war alles andere, als im besten Licht, dafür kamen wir aber zum besten Zeitpunkt in Huahine an. Nur zwei Tage später startete das berühmte Piroggen-Rennen Hawaiki Nui im Hauptort Fare. So hatten wir die Möglichkeit, sowohl die Vorbereitungen, als auch den Start der 79 Ausleger Kanus zu beobachten. Das Leben im kleinen Dorf Fare stand am Tag bevor das Rennen startete, auf dem Kopf. Die Hauptstrasse entlang der Hafenfront wurde zu einer Kirmes. Wir haben noch keinen Ort in der Südsee so pulsierend gesehen, wie Fare an diesem 31. Oktober. Es flanierten unzählige Menschen entlang der Souvenir-, Frucht- und Essensstände, welche die Strasse säumten. Um den Ruderern die Möglichkeit eines frühen Frühstücks zu geben, öffneten Snackbars, und der riesige Super U-Supermarkt ihre Tore bereits um 05:00h morgens, bzw. am Starttag um 04:30h. Den Laden wie üblich erst morgens um 05:30h zu öffnen, wäre an diesem speziellen Tag schlichtweg zu spät gewesen. Polynesien ist eine wahre Frühaufsteher-Gesellschaft!

 

Auf einer grossen Wiese wurden die 79 Piroggen, welche am Rennen teilnahmen, vorbereitet. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, sieht man im 21. Jahrhundert natürlich keine hölzernen Ausleger-Kanus mehr. Nur ausgefeilte, 6-Personen Fieberglas Kanus, mit Fieberglas Ausleger standen da. Alle waren bunt mit Werbung verschiedener Sponsoren zugeklebt.
Am Nachmittag eröffneten ein paar hochrangige Politiker den Anlass, mit Reden in Französisch und Tahitianisch. Seltsamerweise waren dabei nicht einmal die Hälfte der Ruderer präsent. Vor allem die Teilnehmer aus dem Ausland, wie z.B. den Teams aus den Osterinseln, Japan, Brasilien und vom Französischen Festland, liessen die Feier über sich ergehen. Nach den Reden wurde in Windeseile ein Büffet aufgebaut und hunderte von Gästen verpflegt. Nur eine Stunde später war alles wieder weggeräumt und sämtliche Tische und Stühle auf Kleinlaster verladen. In einem Meisterstück logistischer Kooperation, verschwanden auch die Bühne, die zwei Partyzelte, alle Blumendekorationen, sowie die technische Ausrüstung. Zurück blieb nur ein ausgestorbener, sauberer Platz. Die Französisch-Polynesier können wahrlich effizient und hart arbeiten!

 

Pünktlich um 07:30h nahmen die 150kg schweren Kanus die erste Etappe des Rennens in Angriff. Dabei legten sie 45km von Huahine nach Raiatea zurück. Am nächsten Tag wurde ein Teil der Ruderer durch Mannschaftskameraden ersetzt, die die ~25km zum Norden von Tahaa unter die Paddel nahmen. Wir hörten, dies sei der härteste Abschnitt, da die gesamte Strecke innerhalb der Lagune, mit stark differierendem Wellengang, liegt. Das Ziel befindet sich auf Bora Bora, weitere 58km entfernt, und wird am dritten Tag erreicht. Von dort werden die erschöpften Ruderer nach Hause geflogen und ihre Piroggen mit Frachtschiffen der Regierung zurück in ihre Heimathäfen gebracht. 


Huahine:
Entdeckungsfahrt auf den Zwillingsinseln der freundlichen Menschen

 

Wir übernachteten in einem gut ausgestatteten Apartment im Fare Ara, etwas ausserhalb des Hauptortes Fare. Um die Insel gut erkunden zu können, mieteten wir auch hier ein Auto. Huahines Landfläche von 74km2, sowie seine 6'500 Einwohner sind eigentlich über zwei Inseln verteilt, welche über eine 100m lange Brücke miteinander verbunden sind; Huahine Nui (gross Huahine) mit einem Umfang von 60km nördlich von Huahine Iti (klein Huahine), mit einem Umfang von 35km. Die höchste Erhebung ist der 669m hohe Mont Turi.

Auf diesen Zwillingsinseln findet man unzählige Zeugen vergangener Kulturen. Überreste von mehr als 280 Maraes konnten identifiziert werden, und eine gute Anzahl davon, sind in einem beschränkten Ausmass restauriert worden. Wenn man diese beeindruckenden Zeugen früherer Kultstätten sieht, wird einem bewusst, wie viele Kulturschätze von den Missionaren ganz bewusst im Namen ihres (neu eingeführten) Gottes zerstört wurden, um die alte Religion der Insulaner schnell auszurotten. Wer war nicht empört, als die Taliban die berühmten Buddha-Statuen in Afghanistan zerstörten? Sie hätten die Menschen an eine alte Religion erinnern können und mussten deshalb weg. Christliche Missionare waren (und sind!) kein bisschen besser! Es ist schockierend wieviel hier, und im gesamten Pazifik, zerstört wurde – einfach um die Andenken an die alten Götter auszulöschen, und um Land für christliche Kirchen zu gewinnen.

 

Wiederum gibt es entlang der guten Küstenstrasse viel Schönes zu sehen. Im Landesinneren von Huahine findet man einige bizarre, schräge Felsgipfel und sogar einen grossen See. Inland ist die Landschaft üppig grün, mit vielen Wasserläufen. Im Osten von Huahine Nui liegt die Ortschaft Faie, welche für ihre blauäugigen Aale bekannt ist. Wenn jemand an den Bach kommt, um sie zu füttern, verlassen diese grossen, sanftmütigen Kreaturen ihr Versteck unter den Steinen. Eine Frau aus dem Ort brachte die Aale dazu, über kleine Stromschnellen bachaufwärts zu schwimmen, indem sie im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Wasser kommen und sich über die Felsen schlängeln.

 

Es war eine gute Idee zwei Wochen auf Huahine zu verbringen. Es ist eine erfrischend wenig touristische Insel, wo einem sowohl Kinder, als auch Erwachsene noch regelmässig grüssen, sogar dann, wenn man im Mietwagen vorbeifährt. Die Zwillingsinseln Huahines sind eine wahrlich schöne und beschauliche Ecke Französisch-Polynesiens!


Tahiti:
unser Abschied von Französisch-Polynesien

 

Am 14. November hatten wir einen letzten Flug, bevor wir das Territorium wieder verliessen. Er brachte uns von Huahine nach Tahiti. Einige meinen wohl, dass wir die letzten zwei Monate immer “dort” waren. Genaugenommen ist aber Tahiti nicht mehr, als Französisch-Polynesiens grösste und meistbevölkerte Insel. Wie am Anfang dieses Kapitels beschrieben, haben wir die Hauptstadt Papeete bereits besucht. Nun reservierten wir aber die letzte Woche unseres Aufenthalts in Französisch-Polynesien, um die Insel Tahiti zu besuchen. Diesmal übernachteten wir in der Pension de la Plage in Puna'auia, etwa 15km südlich von Papeete.

Die 1'042km2 grosse Insel besteht eigentlich aus der grossen Hauptinsel Tahiti Nui, sowie der viel kleineren Insel Tahiti Iti, bzw. Taiarapu. Streng genommen ist Tahiti Iti eigentlich eine “Presque-île”, wie sie im Französischen genannt wird und für “fast-Insel” steht, denn Tahiti Iti ist mit einem etwa 2km breiten Landstrich mit der Hauptinsel verbunden. Die Insel(n) Tahiti hat eine Gesamtlänge von 61km und eine Breite von 29km. Die meisten der ~190'000 Einwohner leben im Norden von Tahiti Nui, wo das Verkehrsaufkommen schon fast so dicht ist, wie in Europa.

 

Um uns im weniger dicht besiedelten Teil gut umsehen zu können, mieteten wir ein Auto. Die Insel Tahiti mag nicht so reich mit natürlicher Schönheit gesegnet sein, wie andere Inseln Französisch-Polynesiens, dafür sind die historischen Stätten, oder die von der Natur geschaffenen schönen Orte alle gut markiert und gut zugänglich. Oft gibt es Informations-Tafeln, Pick-Nick Tische, Toiletten und andere Infrastruktur, welche diese Orte auch bei Einheimischen für Tagesausflüge beliebt macht.

Da es an unserem Ausflugstag etwas bewölkt war, mussten wir leider auf den Anblick des Mont Orohena, welcher mit 2’241m der höchste Berg Französisch-Polynesiens ist, verzichten. Viele der markierten Sehenswürdigkeiten sind Strände; sie können mit Sand von weiss bis schwarz aufwarten. Strandleben und Wassersport stehen bei der lokalen Bevölkerung hoch im Kurs. Teahupoo im Süden von Tahiti Iti, ist bekannt für seine gigantischen Surfwellen. Als wir jedoch dort ankamen, war das Meer so ruhig, wie es nur sein kann! Andere Attraktionen haben mehr Überraschendes geboten, wie das Taravao Plateau, ebenfalls auf Tahiti Iti, wo es eher so aussah wie in Neuseeland, oder im Norden Europas, als auf einer Pazifikinsel. Auf Tahiti Nui beeindruckten uns die Blaslöcher von Arahoho und die Grotten bei Mara’a. Zu guter Letzt gab es auch einige Maraes, allen voran dasjenige in Arahurahu, welches sich, mit seiner pyramidenähnlichen Plattform, von den anderen unterscheidet. Natürlich gibt es auch in Tahiti eine Unmenge von Kirchen. Wir hörten mehrmals, dass die Missionare immer noch ihre Macht missbrauchen, um von den Einheimischen noch mehr Geld für noch mehr Kirchenbauten zu erpressen, obwohl sich diese niemals füllen werden, denn es gibt schlichtweg nicht genug Leute.

 

Während wir am 20. November 2017 auf den Bus warteten, der uns zum Flughafen bringen sollte, erlebten wir ein weiteres Mal die typisch Polynesische Gastfreundschaft. Eine Frau und ihre erwachsene Tochter boten an, uns mit ihrem Auto zum Flughafen zu fahren. Dies erlebten wir während unserer zwei Monate in Französisch-Polynesien immer wieder. Ein wahrlich warmherziger Abschied.


Französisch-Polynesien:
wunderschön und nicht so überteuert wie befürchtet

 

Insgesamt verbrachten wir 9 aussergewöhnlich spannende Wochen auf den verschiedenartigen Inseln Französisch-Polynesiens. Wir konnten uns an diesen tiefblauen Lagunen und zerklüfteten Berggipfeln kaum sattsehen. Faszinierend war auch das Meeresgetier, das man häufig direkt vom Ufer aus beobachten konnte, wie z.B. Riffhaie und Manta Rochen. Das Allerbeste; die Archipele sind alle mit dem Flugzeug sehr gut verbunden und sehr einfach zu bereisen. Französisch-Polynesien fühlt sich nicht viel anders an, als Europa, und es gibt (fast) keine Korruption. Die vorwiegend Polynesische Bevölkerung hat eine ziemlich Französische Lebensweise angenommen. Man lebt in hübschen, richtigen Häusern, trägt leichte Kleidung, die auch etwas Haut zeigen darf, ernährt sich von Französischen Speisen, arbeitet effizienter, als einige Europäer, nur dass die 280'000 Polynesier vermutlich öfters in die Kirche gehen, als ihre 66 Mio. Landsleute auf dem Französischen Festland zusammen!
Knusprige Baguettes, Brie und “Jambon de Paris” findet man überall, sogar auf Inseln mit nur ein paar hundert Einwohnern. Natürlich ist Französisch-Polynesien keine Billig-Urlaubsdestination, es gibt aber überhaupt keinen Grund, ein Vermögen auszugeben, ausser man möchte dies so tun!
Normalerweise zahlten wir in Pensionen und Familiengeführten Gästehäusern etwa hundert Euro pro Nacht (meist inkl. Frühstück) für ein Doppelzimmer, oder ein kleines Studio. Ab und zu zahlten wir etwas mehr, ab und zu kamen wir aber auch für € 50-60 durch. Wer aber für eine einzige Nacht mehr bezahlen will, als wir am preiswertesten Ort für 14 Nächte, wird auch nicht lange suchen müssen. Obwohl einige Luxusresorts Konkurs anmelden mussten, gibt es immer noch genügend.

 

Auch das Essen ist nicht so teuer, wie man vielleicht denken mag. Zugegeben, einige Dinge wie z.B. Mineralwasser, Soft Drinks oder Joghurts sind alles andere als günstig. Da ausser Neuseeländischem Fleisch und Australischen Keksen, fast alles aus Frankreich und anderen Europäischen Ländern importiert wird, können Lebensmittel gar nicht so preiswert sein. Aber Touristen aus dem Westen werden fast alles finden, das sie von zu Hause kennen, bloss zu höheren Preisen. Einige Dinge sind aber auch recht preiswert. Ein Baguette kostet z.B. nur 53-65 XPF (€ 0.45 bis 0.55), Butter und Fleisch aus Neuseeland sind billiger, als im Ursprungsland, und auch einige frisch aufgeschnittene Käsesorten sind preiswerter, als in Neuseeland oder der Schweiz.

Mittels Selbstverpflegung Geld zu sparen, ist aber gar nicht so einfach, da preiswerte Packungen immer auf Polynesische Grossfamilien ausgelegt sind. Eine Fleischpackung für nur zwei Personen zu suchen, ist reine Zeitverschwendung! Sogar Mayonnaise und Eis kommt in handlichen 5-15 Liter Containern. Wer zusammen mit seinen Eltern, Grosseltern und fünf Kindern in Urlaub fährt, wird keine Probleme haben. Für Paare ist aber kosten-optimierte Selbstverpflegung nur eine Option, wenn man sich mit Büchsennahrung zufriedengibt, oder darauf versessen ist, für die anderen Gäste der Unterkunft mitzukochen. Jedes selbstgemachte Sandwich mit Zutaten aus dem Lebensmittelgeschäft, wird die Reisekasse stärker belasten, als jedes vorgemachte Sandwich, oder eines das man in einer Snackbar frisch bestellt.

 

Auch Mahlzeiten im Restaurant sind nicht ultra-billig. Man zahlt für die gute Qualität, die man erhält. Cuisine Gastronomique im Französischen Stil ist weitherum erhältlich, und kaum teurer, als in Frankreich. Snackbars und Roulottes sind normalerweise günstige Alternativen zu Restaurants. Die meisten servieren eher richtige Mahlzeiten, als (nur) Snacks. Wir sahen touristische Inseln, auf denen das Angebot in den Snacks eigentlich eher demjenigen in Schlemmerlokalen gleichkommt. Abseits des Touristenstroms hingegen, vor allem auf den dichter bevölkerten Inseln, können Snackbars oft wahre Goldgruben sein. Ein grosses Panini kann weniger als zwei Euro kosten, eine krustige und warme Baguette-Hälfte, gefüllt mit zartem Neuseeländischem Prime-Steak (die Kiwis exportieren die besten Stücke zum Vorzugspreis), Roquefort Sauce und Pommes Frites, für umgerechnet etwa € 3.50. Grosszügige Rohfisch-Portionen in allen Variationen gibt es für € 6 – 10 und süsse, oder pikante Crêpes, oder Belgische Waffeln, ab € 2.50. Wenn man etwas Herzhafteres möchte: kein Problem. Eine anständige Portion (250g) grillierten Fisch, bedeckt mit reichlich Curry-Sauce aus Crème fraiche, dazu Reis, oder Pommes frites, kann man schon ab € 8 erhalten. Ebenso Thunfisch mi-cuit, mit Salat und Beilage, oder ein Steak mit Sauce nach Wahl. Solche Angebote findet man natürlich weder neben dem Tauch-Resort auf den Tuamotus, noch in der Traumferienanlage auf einem Motu in Bora Bora, aber bereits in Vaitape, dem Hauptort Bora Boras, findet man ähnliche Angebote!

 

Wer die Augen offen hält und Angebote mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, empfindet Französisch-Polynesien gar nicht als allzu überteuert, vor allem wenn man die hohe Qualität von Essen und Unterkünften in Betracht zieht. Man erhält, was man bezahlt und Langzeit-Rabatte sind bisher noch nicht in die Südsee angekommen. Wer 3% Preisnachlass für einen einwöchigen, oder 5% für einen einmonatigen Aufenthalt erhält, hat Glück gehabt!

 

Die unglaubliche Schönheit der Inseln und türkisfarbenen Atolle Französisch-Polynesiens, machen jede Reise zu einem lohnenswerten Erlebnis. Die freundlichen Menschen Polynesiens sind eine weitere Bereicherung, und der westliche Lebensstil macht das Reisen in Französisch-Polynesien einfacher, als auf jeder anderen, ähnlich schönen Inselgruppe im Pazifik! Wenn man etwas Französisch spricht und Fisch mag, roh und gekocht, wird sicher noch mehr belohnt. Wenn man grosse Ferienanlagen meidet, und stattdessen kleine Gästehäuser bucht, haben die Unterkünfte vernünftige Preise, vor allem wenn man bedenkt, dass viele Aussicht auf eine Lagune bieten, oder sogar direkt am Wasser liegen! Und das Allerbeste: wenn man mehr bezahlt, erhält man in der Regel auch mehr – und dies gilt auch für das Essen. Wer also keine billigen Essbuden findet, isst vielleicht die ganzen Ferien hindurch verdammt gut und verbringt vielleicht einen Urlaub voller Schlemmermahlzeiten! Französisch-Polynesien ist sicher eine der teureren Destinationen, die wir je besucht haben, aber es hat sich jeder Rappen gelohnt.

Samoa Wallis_&_Futuna Fidschi Tuvalu Tonga Fr._Polynesien
Osterinsel
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Mehr über Osterinsel: Kapitel 13

Osterinsel: mystische Statuen & Südamerikanischer Rhythmus

Die Osterinsel liegt abgelegen im östlichen Südpazifik und gehört politisch zu Chile, geographisch hingegen, noch zu Polynesien. Sie liegt etwa 3'800 km von der Chilenischen Küste, und 4'250 km von Tahiti entfernt. Die Osterinsel (Spanisch: Isla de Pascua, Polynesisch: Rapa Nui) hat eine Landfläche von 162,5km2 und wird von etwa 6'500 Menschen bewohnt. Die allermeisten leben im kleinen Hauptort Hanga Roa und etwa 60% von ihnen sind Nachfahren der Rapa Nui, den Polynesiern die sich hier ursprünglich niederliessen.

La Isla de Pascua ist eine Vulkaninsel, die auf dem 2’500km langen Sala-y-Gómez Sattel liegt. Diese Unterwasser-Bergkette besteht aus mehreren Vulkanen, von denen Sala-y-Gómez der einzige andere ist, der als Insel aus dem Meer ragt. Dies alleine tönt schon sehr interessant, aber richtig berühmt wurde die Osterinsel durch die monumentalen Moai Statuen, welche von einem Rapa Nui Stamm in den Jahren zwischen 1250 und 1500 errichtet wurden.


Sind wir noch in Polynesien, oder bereits in Latein Amerika?

 

Die Osterinsel war die letzte Station auf unserer Südpazifik-Tour. Doch kaum hatten wir am 21. November 2017 das Flughafengebäude verlassen, fühlten wir uns viel eher wie in Spanien, als in Polynesien, und dies nicht nur, weil hier Spanisch gesprochen wird.

Hanga Roa, die einzige Ortschaft, ist von weissen Chilenen dominiert; sowohl Touristen, als auch solchen die im Tourismus arbeiten. Wir waren überrascht wie viele Souvenirgeschäfte, Restaurants, Eisdielen und Cafés mit Patisserie es hier gibt.

Wir waren aber vor allem überrascht, dass die Leute hier nach einem ganz anderen Rhythmus leben, als auf allen Pazifikinseln, die wir je besucht haben. Auf der Osterinsel geht niemand mit den Hühnern ins Bett, es steht aber auch niemand mit den Hähnen auf. Ganz im Gegenteil; wer vor 21 Uhr zum Abendessen ins Lokal geht, ist als Ausländer entlarvt. Um Mitternacht wimmelte es hier auf den Spielplätzen noch von Kindern. Genauso wie in Spanien bleibt es hingegen am Morgen ziemlich lange ruhig. Wir konnten uns leicht an den neuen Rhythmus gewöhnen, wohingegen andere Touristen zum Abendessen erschienen, wenn die letzten Einheimischen beim Mittagessen waren. Vorteilhaft ist, dass die Zeitzone im Sommer so gelegt wurde, dass es nicht schon um 18h, sondern erst um 21:30h dunkel wird.

Irgendwie ist Hanga Roa ein recht pulsierendes Dorf und es fühlt sich bereits ziemlich Chilenisch an. Im Gegensatz zu den meisten anderen Pazifikinseln, finden Touristen hier fast alles, was sie suchen, auch eine gute Auswahl an Speiselokalen. Von einfachen Essbuden bis hin zu echten Schlemmerlokalen. Wir hatten das Gefühlt, dass alles was man auf dem Festland bestellen kann, auch hier verfügbar ist – einfach zu höheren Preisen. Das allerbeste aber war, dass die Rapa Nui genauso freundlich sind, wie die übrigen Polynesier und regelmässig anboten, uns in ihren Autos mitzunehmen.


Moai Statuen:
Überbleibseln unbekannter Sitten

 

Der Hauptanziehungspunkt auf der Osterinsel waren natürlich auch für uns die sagenumwobenen menschähnlichen Moai Statuen. Historiker glauben, dass es einmal über 1'000 dieser Statuen gab, heute sind aber nur noch etwa 900 übrig, die meisten von ihnen wurden umgekippt. Vermutlich um den 80 USD hohen Eintritt für Ausländer zu rechtfertigen, wurden einige dieser gigantischen Statuen wieder aufgestellt. Ein paar Moais hat man touristenfreundlich im und um den Hauptort (wieder) errichtet. Um die grösseren Ansammlungen von in Reih und Glied stehenden Statuen zu sehen, braucht man irgendeine Art von Transport, da manche bis zu 20km von Hanga Roa entfernt stehen. Anfänglich dachten wir an einen Mietwagen, bis wir das Kleingedruckte in den Verträgen lasen: KEIN Mietwagen auf der Osterinsel ist versichert – es gibt nicht einmal eine Haftpflicht-Versicherung! Wer ein Auto mietet muss die volle Verantwortung übernehmen; sowohl für das eigene Fahrzeug, als auch für alle anderen Fahrzeuge, Personen und Gebäude, die er beschädigen könnte, oder von denen das Mietfahrzeug einen Schaden erleiden könnte. Unter solchen Umständen verzichteten wir darauf und entschieden, dass es wohl vernünftiger sei Fahrräder zu mieten!

So radelten wir unbeschwert und tapfer gegen den steifen Wind von einem faszinierenden Ort zum nächsten. Es ging entlang der Küste und durch das erstaunlich hügelige Landesinnere. Immer wieder sieht man immer 200m – 500m hohe Vulkankegel. Abgesehen von ein paar touristischen Moais in Hanga Roa, sind alle Statuen nach Westen ausgerichtet. An den meisten Orten, wo Archäologen, zusammen mit ihren Helfern, Moais wiederaufgerichtet haben, stehen mehrere schnurgerade in einer Reihe, normalerweise auf einer Plattform, die Ahu genannt wird. Es scheint, als ob in früheren Zeiten allen Statuen noch ein Hut, oder ein Haarknoten aufgesetzt war. Diese wurden aber bei der Restaurierung kaum noch aufgesetzt. An einigen Orten liegen diese Hüte, die aus rötlichem Stein gefertigt wurden, ein Kontrast zum grauen Stein aus dem der Körper gemeisselt ist, in der Umgebung. Eine der beeindruckendsten Stätten ist Tongariki, wo 15 Statuen unterschiedlicher Höhe in einer Linie Spalier stehen. Nur einer ist ein Hut aufgesetzt, die andern Hüte liegen halbkreisförmig angeordnet in der Nähe.

An anderen Stellen liegen die Moais mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und wurden temporär mit Holzdächern gedeckt, bis sie wieder aufgestellt werden.

 

Ganz anders, als die anderen Moai Stätten ist Rano Raraku, bekannt als Steinbruch aus dem viele Statuen herausgemeisselt wurden. An einer offenen Felsflanke sieht man noch ganz deutlich, dass die Arbeit an 397 weiteren Moais begonnen, aber nie abgeschlossen wurde. Die vielen Skulpturen, welche unterhalb des Steinbruchs verteilt sind, unterscheiden sich aber deutlich von den anderen, ein weiteres ungelöstes Rätsel. Dort bestehen die meisten nur aus einem gigantischen Kopf. Einige sehen so aus, als ob ihr Körper im Gras der Hügelflanke schräg eingegraben worden wäre, sodass ihr Gesicht nun hinunter zum Meer gerichtet ist. Im Schnitt sind die Moai Statuen etwa 4m hoch, doch der grösste, der je fertiggestellt wurde, misst fast 10m. Der Grösste, der noch in Arbeit war, hätte stolze 22m hoch werden sollen. Wir wollen nicht auf die Details eingehen, weshalb diese Statuen aus dem Fels gemeisselt und aufgestellt wurden, denn es gibt bereits unzählige Theorien, Sagen und Bücher darüber.


Steile Klippen und mächtig(e) inspirierende Vulkane

 

Die Osterinsel hat aber noch mehr zu bieten, als mystische Statuen. Die Vulkan-übersäte Landschaft und die schroffe Küste zeigen den vulkanischen Ursprung augenfällig. Es gibt weder ein Riff mit einer Lagune, noch einen geschützten Hafen, nur steil abfallende Felsklippen. An mehreren Stellen entlang der Küste können frühere Lavaflüsse in verschiedenen Farben immer noch als solche erkannt werden. Weiter gibt es mehrere Lava-Röhren und Höhlen.

 

Eine weitere eindrückliche, archäologische Stätte ist Orongo, eine erst 350 Jahre alte Siedlung, die vor etwa 150 Jahren verlassen wurde. Sie thront auf einer engen Krete mit dem Vulkan Rano Kau auf der einen, und 300m hohen Klippen auf der anderen Seite. Die Form der grasbedeckten, fast unterirdisch gebauten Häuser aus Trockenmauern, ist einzigartig. Gleich neben dieser historischen Siedlung mit ihrem Zeremonienplatz, steht man auf dem Kraterrand des Rano Kau und geniesst einen phänomenalen Blick aufs Meer und in den Vulkankegel. Man spürt buchstäblich noch die Kraft der kochenden Lavamasse, welche einst durch dieses gigantische Loch ausgespuckt wurde. Heute ist der Vulkanboden aber eine grasige Sumpflandschaft, welche eher einem Kratersee mit Inseln gleicht. Für uns war dies ein sehr ehrfurchtgebietender Ort, welcher uns zum Nachdenken über unser Leben anregte.

 

Die Osterinsel war der perfekte Abschluss unserer Südsee-Reise. Sie bot mystische Sehenswürdigkeiten, sie liegt immer noch im Pazifik, und ist immer noch von Polynesiern bewohnt. Das Leben ist hier aber so gegensätzlich, zu allen anderen Südsee Inseln, die wir besucht haben. Was besonders auffällt; die Menschen sind immer noch ausserordentlich freundlich und hilfreich, ausser sie versuchen störrisch die Dinge in ihrem Sinn zu beeinflussen. An unserem Abreisetag besetzte ein Familien-Clan die Eincheck-Schalter am Flughafen, sodass 700 Passagiere für 7 Stunden warten mussten. Da sie friedlich und mit Musik und Gesang demonstrierten, applaudierten gewisse Touristen anfänglich noch, da sie meinten, es handle sich um eine Vorführung, um die Wartezeit während der Lösung eines technischen Problems zu überbrücken. Nach Stunden realisierten aber auch die Naivsten was vor sich ging und dies führte zu wahrlich internationalen Gesprächen, da nun alle in dieser unendlich langen Kolonne, miteinander sprachen…

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Mehr über den Pazifik: Mikronesien - Vanuatu
Schluss­gedanken

Fünf Monate im Südpazifik: ein lohnenswertes Abenteuer

Während wir unsere Südsee-Reise planten, zögerten wir anfänglich etwas, ein halbes Jahr in einer der teuersten Reise-Regionen der Welt zu verbringen. Irgendwie waren wir versucht, unsere Reise auf ein paar Inseln zu beschränken, aber wir konnten uns einfach nicht entscheiden, welche wir fallen lassen sollten. Kurz bevor wir unsere ersten Flüge buchten, vernahmen wir jedoch, dass gleich mehrere Leute in einem eher jungen Alter verstorben sind. Dies motivierte uns zu sagen: “now, or never”! Daraufhin fügten wir jede Wunsch-Insel, die wir noch vor der Hurrikan-Saison besuchen konnten, unserem Reiseplan hinzu. Daraus ergab sich eine stattliche Liste von 20 Inseln und Atollen.

 

Inzwischen wissen wir: es war die schönste Reise unseres Lebens und viel mehr wert, als das Geld, das wir dafür ausgaben! Wir sind so zufrieden, dass wir (nochmals) in die Südsee flogen, da wir so viele unglaublich gute Erinnerungen sammeln durften, die uns alle bleiben, wenn uns das Schicksal auf unsere letzte Reise schickt.
Wo immer wir hinkamen, fühlten wir uns von der Inselbevölkerung, welche uns immer gern ihre Kultur erklärte, ausserordentlich willkommen geheissen. Von den gelebten Traditionen her gesehen, boten Samoa, Wallis & Futuna, Fidschi, Tuvalu und Tonga mehr, als wir je zu hoffen gewagt hatten. Die türkisfarbenen Lagunen, die schroffen Berge und die riesigen, fischreichen Atolle Französisch-Polynesiens, waren nicht minder faszinierend. Schlussendlich beeindruckte uns die Osterinsel nicht nur wegen ihrer berühmten Moai Statuen, sondern auch wegen des pulsierenden Lateinamerikanischen Lebensstils, welcher uns mehr an Spanien, als an die Südsee erinnerte. Zu den Höhepunkten gehörten überall auch die Kontakte zu den freundlichen Einheimischen. Überall offerierte uns die Inselbevölkerung immer wieder, uns mit dem Auto mitzunehmen, wenn wir zu Fuss, oder sogar mit dem Fahrrad (bergauf) unterwegs waren. Die grossen Pick-ups machten es möglich.

Die Südsee ist eine wunderbare Welt und wir sind den Polynesiern, Melanesiern und Mikronesiern so dankbar, dass sie sie so bereitwillig mit uns geteilt haben.

 


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