Reisetagebuch Kapitel 31
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Reisetagebuch Kapitel 31 [November 2017 - Dezember 2017] als PDF
(Chile: ein modernes, pulsierendes Land mit vielfältiger Wüste)

Chile
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Chile: ein modernes, pulsierendes Land mit vielfältiger Wüste

Bisher war Südamerika ein weisser Fleck auf unserer Reisekarte. Dank unseres Südsee Trips kamen wir aber in die Nähe der Lateinamerikanischen Küste. Unser Flugticket nach Tahiti und zur Osterinsel, bot uns die unerwartete Gelegenheit, ohne Mehrkosten einen Abstecher nach Santiago de Chile einzubauen. Natürlich konnten wir nicht widerstehen, zumindest einen kleinen Einblick davon zu bekommen, wie das “echte Chile” aussieht. Geographisch gesehen, gehört die Osterinsel, die wir vorgängig besuchten, zu Polynesien, nur politisch zu Chile, und so kriegten wir dort erst einen kleinen Vorgeschmack auf Südamerika.

 

Chile erstreckt sich über einen langen engen Landstrich zwischen den Anden im Osten und dem Pazifischen Ozean im Westen. Zum Land gehören auch die Pazifik Inseln Juan Fernández, Salas y Gómez, Desventuradas und Isla de Pascua bzw. die Osterinsel, die in unserem Südsee-Bericht beschrieben ist. Weiter beansprucht Chile 1'250'000 km2 der Antarktis.

 

Chiles ~18 Mio. Einwohner verteilen sich über eine Landfläche von 756,096 km2. In der Mitte des 16. Jh. wurde der grösste Teil Chiles von Spanien besetzt und kolonialisiert. Das Land erklärte 1818 die Unabhängigkeit und daraus ging eine relativ stabile autoritäre Republik hervor. Später folgte der Pazifik Krieg, auch Salpeterkrieg genannt, mit Landgewinnen von Peru und Bolivien. Darauf folgten Jahrzehnte mit links – rechts Polarisierungen und Unruhen. Diese gipfelten in einem Staatsstreich, bei dem eine Rechtsdiktatur unter Augusto Pinochet für 16 Jahre an die Macht kam. Diese Regierung wurde 1990, nach einem verlorenen Referendum, von einer Mitte-Links Koalition abgelöst. Heute ist Chile eines von Südamerikas stabilsten und prosperierendsten Ländern. Chile ist in Lateinamerika in vielen Aspekten führend, wie z.B. dem Pro-Kopf-Einkommen, Frieden, Gewerbefreiheit und einer tiefen Korruptionsrate.


Santiago de Chile: eine angenehme und vielfältige Hauptstadt

 

Von der Osterinsel herkommend, erreichten wir Santiago de Chile am späten Abend des 30. November 2017. Wir erwarteten nicht viel von der Hauptstadt, welche sich aber als angenehme Überraschung entpuppte. Obwohl Chile schon 200 Jahre unabhängig ist, kam uns Santiago fast Mediterran vor, da uns viele Dinge an Spanien erinnerten. Ausser vielen schönen Gebäuden und anderen Sehenswürdigkeiten, war es vor allem die Lateinamerikanische Atmosphäre, welche unsere Herzen für diese Stadt öffnete. Uns gefielen die breiten Strassen und die schönen Stadtpärke in denen Musiker spielten und Attraktionen für Kinder geboten wurden. Nur wenige Gehminuten weiter findet man pulsierende Fussgängerzonen, gesäumt von einfachen Geschäften und modernen Einkaufszentren. Natürlich gibt es viele Restaurants, sowie unzählige Cafés und “pastelerías” (Konditoreien), wo es, als Vermächtnis Deutscher Immigranten, Tortas und Kuchen gibt.

 

Nach unserer langen Zeit im Pazifik, wo sich die Getränkeauswahl oft auf Wasser, Cola und Sprite beschränkte, genossen wir hier die grosse Auswahl an frisch gepressten Fruchtsäften und Smoothies. Zudem hatten wir das Gefühl, dass hier wieder alles relativ preiswert sei – im Gegensatz zu den Touristen, die vorher andere Länder Südamerikas besucht hatten. Chile gehört, zusammen mit Argentinien und Brasilien, zu den teuersten Ländern Südamerikas.

Auch das Essen war eine grosse Überraschung. Budget Mahlzeiten sind einfach, billig und füllend. Wenn man aber nur ein bisschen mehr bezahlt, werden die Teller kreativ und raffiniert. Wir freuten uns (Heinz sogar aussergewöhnlich), dass unser Pazifik-Favorit, Rohfisch-Salat, immer noch auf dem Menü war. Hier nennt er sich “ceviche”, wird mit cilantro (Koriander) aufgewertet und als Peruanische Spezialität betrachtet. Schon bald fiel uns auf, dass die Peruanische Küche hier einen besonders guten Ruf zu haben scheint, wohl auch wegen der vielen Immigranten aus Perus. In Santiago, mit seinen 7 Mio. Einwohnern, ist es aber einfach, Köstlichkeiten aus der ganzen Welt zu finden. Wenn wir um 21h zum Abendessen aufbrachen, dachten wir, dass wir uns dem Lateinamerikanischen Rhythmus angepasst hätten. Um diese Zeit fanden wir auch in den beliebtesten Lokalen immer einen Tisch. Ab 22:30 Uhr kamen die Einheimischen in Massen und wenn wir unser Restaurant jeweils um 23:30 Uhr wieder verliessen, waren sie randvoll, sogar die Gartenrestaurants an kühlen Abenden. In Chile kommt das Leben vor den frühen Morgenstunden nicht zur Ruhe, auch nicht auf Kinderspielplätzen.

 

Samstags nach 15 Uhr und sonntags ist Santiagos Stadtzentrum fast verlassen. Dann geht man zu Freizeitaktivitäten, oder zum Einkaufen in die grossen Shopping-Zentren am Stadtrand, wie z.B. dem Centro Costanera. Wir nutzten das Weekend um die modernen Stadtteile im Nordosten zu erkunden, wo alles geöffnet und geschäftig war. Diese Gegend weist viele architektonische Wunderwerke mit Glasfassaden auf. Sie alle werden überragt von Südamerikas höchstem Gebäude, dem erst 2015 fertiggestellten, 300m hohen Gran Torre Santiago, über dem Centro Costanera Komplex.

 

Für den Rückweg zu unserer Unterkunft wählten wir die schönen Spazierwege durch den “Parque Metropolitano de Santiago”. Obwohl mehrere Luftseilbahnen zwischen den verschiedenen Hügelkuppen und der darunterliegenden Stadt verkehren, wurden die Wege im Park von den Einheimischen rege zum Spazieren und Fahrradfahren genutzt. Entlang des Weges genossen wir immer wieder grossartige Aussichten über die weitläufige Stadt, und auch zu den nahegelegenen Anden. Der Schnee auf den Gipfeln war bereits geschmolzen, aber im Winter können die Menschen von Santiago mehrere Skiorte innerhalb einer Stunde erreichen.

Wie in vielen Südamerikanischen Städten, gibt es auch hier eine mächtige Statue der Jungfrau Maria. In Santiago thront sie auf dem Cerro San Cristobal. Die Imbiss- und Souvenir-Buden und die Restaurants darunter, hatten allerdings mehr Besucher.


Obwohl wir uns während unseres Aufenthalts in Chile, immer sicher gefühlt hatten, fiel uns auf, dass fast alle Häuser, Wohnblocks und Firmengrundstücke in Santiago mit Stacheldraht, oder Zäunen mit spitzen Enden, gesichert sind. Der Graben zwischen Arm und Reich ist auch dadurch offensichtlich, dass viele Menschen versuchen über die Runden zu kommen, indem sie bei Rotlicht Autoscheiben waschen, Getränke verkaufen, oder kleine Kunststücke vorführen.


San Pedro de Atacama: ein staubiges Touristenzentrum

 

Mit Latam flogen wir am 5. Dezember 2017 in zwei Stunden nach Calama, von wo uns ein Flughafenbus in 1½ Stunden nach San Pedro de Atacama brachte. Dieses kleine Wüstendorf besteht aus lauter niedrigen Lehmhäusern, deren Hinterhöfe oft ebenfalls von einer Lehmmauer umgeben sind. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich dieses Bauerndorf zu einem Touristenzentrum für die vielen Besucher, welche immer zahlreicher hierher pilgern, um die Naturwunder der umliegenden Atacama Wüste zu bestaunen. Genauso wie die Nachbardörfer, entstand San Pedro de Atacama in einer kleinen, von einem Bach gespiesenen Oase. Das Dorf befindet sich im Norden Chiles, auf über 2’400m.ü.M. Es geniesst ein aussergewöhnlich sonniges und trockenes Klima, mit Sommertemperaturen bis zu 40°C und einigen Winternächten weit unter dem Gefrierpunkt (bis -15°C). Egal ob Sommer oder Winter; es gibt immer einen grossen Temperatur-Unterschied zwischen Tag und Nacht.

In San Pedro de Atacama muss man nicht weit gehen, um die Wüste zu sehen; man findet sie direkt im Ortszentrum. Um den Wüstencharakter zu erhalten, hat die Gemeinde entschieden, die Haupttouristenstrasse nicht zu asphaltieren. Sie besteht nur aus festgefahrenem Sand und Erde. Wenn Autos und Touristenbusse durchfahren, oder der Wind bläst, werden Fussgänger, Souvenir Geschäfte und Restaurants mit einer feinen Staubschicht bepudert. Wir sind uns nicht sicher, ob die meisten Touristen sandpaniertes Eis und staubige Esstische oder Souvenirs mögen. Die Gemeinderäte glauben aber, dass ein Sandsturm in der Haupttouristenmeile das Wüstenerlebnis der Besucher steigert!

 

Die staubigen Hauptstrassen San Pedros sind gesäumt von über 50 Touren-Anbietern, unzähligen Restaurants, Souvenir Geschäften, Tante-Emma-Läden, Fahrradvermietungen, Cafés, “Pastelerías” und Eisdielen. Die Mahlzeitenpreise sind für Chilenische Verhältnisse eher hoch, doch dies trifft in vielen Lokalen auch auf die Qualität zu. Günstiges Essen ist einfach, wenn man aber etwas mehr bezahlt, isst man recht gut. An den meisten Orten kostet ein Sandwich, oder ein Hamburger mehr, als eine richtige 3-Gänge Mahlzeit. Wiederum sind frisch gepresste Fruchtsäfte extrem beliebt. Uns ist aufgefallen, dass sich die meisten Chilenen zum Essen einen gönnen.

Zu gewissen Zeiten wimmelt es in San Pedro de Atacama nur so von Touristen, die nach einem Restaurant Ausschau halten. An langen Wochenenden pilgern so viele zusätzliche Besucher hierher, dass man kaum noch umfallen kann. Da die meisten aus Chile und anderen Südamerikanischen Ländern stammen, fühlten wir richtiggehend, dass wir in Lateinamerika sind, und nicht in einem Ghetto für Überseetouristen.

 

Viele Gäste kommen nur für 3 – 6 Tage und haben bereits für jeden Tag 1 – 2 Touren vorausgebucht. Meist denken sie kaum daran, dass die Höhenlage ihren Körpern zu schaffen machen könnte. Einige der besten Sehenswürdigkeiten liegen auf über 4'500 m.ü.M. Es ist aber einfach, Touren lokal zu arrangieren. Da sich so viele Reisebüros konkurrieren, erhielten wir oft einen guten Preisnachlass. Viele Agenturen besitzen moderne Minibusse, sodass man komfortabel zu den Sehenswürdigkeiten reist, die oft stundenweit von San Pedro de Atacama entfernt liegen. Auf den von uns gebuchten Exkursionen waren wir meist nur 3 – 10 Leute, bei einer kürzeren 26. Auch wenn man in einer kleinen Gruppe unterkommt, heisst dies nicht, dass man fast alleine bleibt. Es ist uns ein Rätsel, weshalb alle Tourenanbieter zur genau gleichen Zeit, zu genau den gleichen Orten fahren. Während unserer Rückkehr von einer nahegelegenen Sehenswürdigkeit, wo wir während unserer do-it-yourself Velotour kaum andere Besucher sahen, zählten wir auf dem 5km langen Weg vom Eingang zurück ins Dorf, 36 Tourenbusse, die alle zum Sonnenuntergang dahin unterwegs waren.

Es gibt wirklich mehrere schöne Orte in der Nähe von San Pedro de Atacama, welche zu Fuss, oder mit dem Fahrrad besucht werden können. Wir geben aber zu, dass wir den Einfluss der Höhenlage, zusammen mit der dünnen Luft, unterschätzt haben. Es braucht nicht viel Anstrengung bis einem die Zunge raushängt.


Die Atacama Wüste: mannigfaltige, faszinierende Landschaft

 

Die Hauptattraktion von San Pedro ist seine Lage inmitten der erstaunlichen Atacama Wüste. Das wahre Ausmass dieses Trockengebietes umfasst aber noch viel mehr, als “nur” die Umgebung dieses charmanten kleinen Dorfes und zudem ist die Landschaft noch vielfältiger, als in dieser hochgebirgigen Ecke.

 

Die Atacama gilt, wegen, (und trotz) ihrer Höhenlage von der Küste bis zum 6’893m hohen Vulkan Ojos del Salado, als Küstenwüste. Sie erstreckt sich über ~1’200km entlang der mittleren Westküste Südamerikas, vom Norden Chiles bis zum Süden Perus. Von West nach Ost unterscheidet man drei Zonen; die Küstenkordillere (cordillera de la costa), das Zwischental und die Anden. Weil die beiden Gebirgszüge als doppelseitigen Regenschatten fungieren, wird die Feuchtigkeit davon abgehalten, ins Landesinnere zu gelangen. Die von uns besuchten Gebiete lagen, wie der Grossteil dieser Wüste, auf über 2’400m.ü.M. San Pedro de Atacama liegt 200km Inland und ist, abgesehen von den beiden Polarregionen, das trockenste Gebiet der Erde. Während unseres zweiwöchigen Aufenthalts betrug die Luftfeuchtigkeit tagsüber nur etwa 4%, während der Nacht um die 20%. Unsere Haut, Lippen, Nasen und Augen wurden dadurch schnell trocken. Andererseits ist das Schlechtwetter-Risiko soviel wie Null. Der Grossteil der Atacama besteht aus steinigem Grund, Vulkanen, Salzseen (Salares), Sand (auch Dünen) und felsischer (versteinerter) Lava. Es war Brigittes Traum, diese Region mit eigenen Augen zu sehen und sie war weit beeindruckender als erwartet.

 

Etwas südlich von San Pedro befindet sich der etwa 3'000 km2 grosse, faszinierende Salzsee Salar de Atacama, von dem wir unterschiedliche Sektionen, auf verschiedenen Touren, besuchten. Diese gigantische Salzpfanne ist nicht überall weiss, da das breite Randgebiet mit Erde und Wüstenstaub durchmischt ist. Nichts desto trotz ist sie sehr beeindruckend anzusehen, obwohl sie, auch bei klarem Wetter, von keinem Punkt vom Boden aus vollständig erfasst werden kann. Unser erster Ausflug mit einer Bustour, führte uns zu den “Lagos escondidas de Baltinache”, einer Serie von hübschen, offenen Wasserlöchern in der Salzebene. Insgesamt gibt es 7 Teiche, mit Wasserfarben von Pastellblau bis Türkisgrün. Um sie herum ist das Salz vollkommen weiss und man sieht ins klare Wasser der Teiche, deren Boden in der Tiefe eines Tunnel-systems verschwindet. In der mineralreichen, komprimierten Salzsole gibt es Kanäle, die alle Tümpel und Wasserlöcher unterirdisch verbinden.

Um die Touristen noch glücklicher zu machen, darf in zwei der Teiche gebadet werden. Dank 33% Salzgehalt schwebt man genauso auf dem Wasser, wie im Toten Meer. Der witzigste Teil war die anschliessende Dusche im Gebäude, wo man den Eintritt entrichtete. Dort kann man die Salzkruste abwaschen. Wir sahen eine lange Kolonne und hörten, dass “das Wasser bald komme”… Zu unserer grossen Überraschung kam 5 Minuten später tatsächlich ein Lastwagen mit einem Wassertank angefahren. Nun dauerte es noch eine gute Weile, bis man das Wasser in den Tank auf dem Dach hinaufgepumpt hatte.

 

In den Gebirgszügen in der Nähe von San Pedro sieht man häufig Salzkristalle, die an die Oberfläche gelangt sind. Vor allem die “Cordillera de la sal” (das Salzgebirge), sieht deswegen von weitem so aus, als ob es mit Neuschnee bepudert wäre. Dieses, genauso wie das Valle de la muerte” (Tal des Todes), erkundigten wir auf eigene Faust zu Fuss und bewunderten die rötlichen Gebirgsfaltungen und Fels-Schichten in allen möglichen Formen. In einigen Abschnitten besteht das Terrain eher aus Erde, als aus Fels, und für uns ganz unerwartet, gibt es da und dort Sanddünen zwischen den Bergen. Für die Reisebüros sind Sand-boarding-Touren ein gutes Geschäft.

Eine weitere beeindruckende Landschaft, welche wir auf eigene Fast erkundeten, diesmal mit Fahrrädern, war das “Valle de la luna” (Tal des Mondes). Auch dort gibt es eine Vielzahl toller Felsformationen und Dünen. Die Aussicht von der höchsten Sanddüne war einzigartig, genauso wie die Felsgrotten und engen Fusswege zwischen den geschwungenen Felswänden. Einige davon waren fast vollständig mit Salzkristallen überzogen und erinnerten an die bizarren Formen, die man im Winter auf eisbedeckten Felsen finden kann. Bloss die glühende Hitze erzählte uns eine andere Geschichte.

Bei den schönsten Landschaften der Atacama Wüste ist jeweils ein Eintritt fällig, im Gegenzug stehen dafür aber gute Wanderwege, Toiletten und ab und zu ein Schattendach zur Verfügung.


Vikunjas, Kakteen und Salzseen: all dies gibt’s in der Wüste

 

Durch Herumfragen erfuhren wir, dass in einigen Gegenden dieser Region auch grosse Kakteen wachsen. Schlussendlich fanden wir eine Agentur, die einen Ausflug dorthin anbot. Zusammen mit einem Bergführer und einer Touristin aus Frankreich, wanderten wir entlang eines kleinen Baches, dessen Talflanken mit grossen Exemplaren der Kandelaber-kakteen (vom Typ Echinopsis atacamensis) bewachsen sind. Die ältesten Pflanzen sind viele Jahrzehnte, oft mehrere hundert Jahre alt. Zuerst wächst nur eine Säule, aber mit der Zeit können 5 – 10 Seitenarme ausschiessen. Der Kaktus wird bis 8m hoch. Es wachsen aber auch andere Kakteenarten, wie z.B. der kleine "Cojín de la Suegra", oder übersetzt: Kissen der Schwiegermutter… Immer wieder sahen wir eine Blume auf der Spitze der stacheligen Säulen, die die Schönheit dieser wunderbaren Kakteen noch unterstrich.

 

Am 8. Tag waren wir für die noch höheren Lagen bereit und hatten die “Piedras Rojas Tour” gebucht, welche uns auf 4’400m Höhe brachte, und sich als Höhepunkt unseres Aufenthalts in der Atacama Wüste entpuppte. Es war ein Tagesausflug zusammen mit 8 anderen Touristen, vorwiegend aus Lateinamerika. Der Minibus hielt an vielen sehenswerten Punkten an und wir hätten noch Möglichkeiten für viele weitere Stopps gesehen… Als erstes zeigte man uns die Chaxa Lagune, im südlichen Teil der Salzpfanne Salar de Atacama. Hier hatten wir das Glück recht viele Flamingos zu sehen, die sich von winzigen Salzkrebschen (Artemia) ernähren, welche in diesem salzhaltigen Gewässer zahlreich vorkommen.

Danach zeigte man uns die beiden tiefblauen Seen Miscanti und Miñiques, die wunderschön von 5’600m hohen Vulkanen eingerahmt sind. Wir beobachteten die verschiedenen Wasservögel, aber auch die vielen Vicuñas, ein Lama-verwandtes Tier, von denen einige entlang des gegenüberliegenden Ufers spazierten.

Nach einer weiteren Fahrstunde ostwärts, erreichten wir die beeindruckendste Gegend dieser Tour; den Salar de Aguas Calientes 3 (Nr.1-4 liegen weit auseinander). Eine dünne Wasserschicht, welche einen Teil dieses riesigen Salzsees bedeckte, leuchtete hellgrün. Die Landschaft, die ihn umgibt, schreit in alle Richtungen um Aufmerksamkeit. Sie ist von verschiedenfarbigen Vulkankegeln dominiert, die in starkem Kontrast zur hellgrün-weisslichen Salzebene standen. Auf einer anderen Seite bildeten flankierende Hügel einen grünen und braunen Hintergrund. Dann sahen wir die Uferpartie mit roten Sandsteinen; die sogenannten “Piedras Rojas”, die allerdings von einer weissen Salzkruste umhüllt waren. Auch wenn die Tour nach diesen Felsen benannt war, waren diese weit weniger spektakulär, als die Landschaft, in die sie eingebettet sind. Es war der einzigartigste und wunderschönste Platz an dem man sein konnte. Obwohl wir überhaupt keine Probleme mit Höhenkrankheit hatten, raubte uns diese gigantische Umgebung den Atem!

Des Weiteren besuchten wir die Dörfer Socaire und Tocanao. Kleine Lehm- und Steinhäuser, wachten bei beiden über terrassierte und bewässerte Felder. Bevor die Sonne unterging wurden wir auserwählten, glücklichen und zufriedenen, Touristen wieder zurückgefahren.

 

Bilder eines bunten Berges, die aber sicherlich mit Photo-Shop bearbeitet waren, animierten uns trotzdem, am nächsten Tag die “Arco Iris Tour” zu buchen. Es war nur eine Morgen-Tour, doch sie führte uns nochmals in einer anderen Richtung aus San Pedro de Atacama heraus, als diejenigen, die wir schon kannten. Yerbas Buenas, die besuchte Gegend, liegt beim (momentan winzigen) Rio Grande. Sein weites, steiniges Flussbett war wahrlich grün und es wuchsen sogar Bäume. Hier sahen wir Lamas und kleine Herden wilder Esel. Unsere 3-köpfige Touristengruppe wurde zuerst zum Billettschalter, und danach zu grossen, ausgewaschenen Felsen, mit kuriosen Formen geführt. Vor Urzeiten haben sich die begabtesten der primitiven Vorfahren, unserer immer noch nicht sehr hoch entwickelten Menschheit, die Zeit damit vertrieben, Zeichnungen in diese weichen Steine einzuritzen. In diesen Petroglyphen erkennt man vor allem Tiere, Menschen, sowie weitere Figuren, die ein Mysterium bleiben.

 

Weiter hinten im Tal kamen wir ins Gebiet das, wegen seiner regenbogenfarbenen Felsen, Arco Iris genannt wird. Natürlich kann man hier nicht gerade von Regenbogenfarben reden. Dank einer Abfolge verschiedener Mineralien, welche in unterschiedlichen Grün-, Braun-, Rot-, Weiss- und Ockertönen leuchten, sieht es hier aber doch sehr bunt aus. Vor diesem wunderschönen Gebirge ragt eine Gruppe einzelner Felsnadeln auf, die eigentlich nur aus Erde bestehen, und momentan wunderschön im Morgenlicht leuchteten.

 

Der Anblick der verschiedenen Farben der Atacama Wüste, sei es in Felsschichten, trockenen Salzpfannen, Vulkanen, oder auf der Wasseroberfläche der Salzseen, war ein echter Höhepunkt. Wir erinnern uns immer noch daran was Teresa, unsere ehemalige Mitbewohnerin, einmal spontan ausrief, nachdem sie mit uns zum ersten Mal an einem FKK-Strand war: “Nun hab ich alles gesehen, nun kann ich sterben”. Brigitte sagte genau das, nachdem sie die Wunder der Atacama Wüste bestaunt hatte.

 
Abschied von Chile: kurzer Einblick – gute Überraschungen

 

Unsere drei Wochen auf dem Chilenischen Festland, wie auch unser Besuch auf der Osterinsel (ein Teil unseres Südsee-Berichts), waren wahrlich die Krönung unseres Reisejahres. Mit Chile entdeckten wir ein modernes, Südamerikanisches Land, das uns sehr Europäisch anmutete. Nach fünf Monaten auf abgelegenen einsamen Pazifikinseln, waren die pulsierende Stadt Santiago de Chile, und das nicht minder pulsierende Touristendorf San Pedro de Atacama, mit ihrer Lateinamerikanischen Atmosphäre, genau das, was wir brauchten. Abgesehen davon, dass wir ein Bad in der Menge nehmen konnten, wurden wir mit der Atacama Wüste belohnt, eine der einzigartigsten und inspirierendsten Landschaften der Welt.

 

Nach zwei Wochen inmitten der Wunder der Atacama, ging’s nochmals für zwei Tage zurück nach Santiago, bevor wir ein Flugzeug bestiegen, das uns in 13 Stunden nach Neuseeland brachte…

 


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