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Reisetagebuch Kapitel 31 [November 2017 - Dezember 2017] als PDF (Chile: ein modernes, pulsierendes Land mit vielfältiger Wüste) |
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Chile: ein modernes, pulsierendes Land mit vielfältiger Wüste
Bisher
war Südamerika ein weisser Fleck auf unserer Reisekarte. Dank unseres Südsee
Trips kamen wir aber in die Nähe der Lateinamerikanischen Küste. Unser
Flugticket nach Tahiti und zur Osterinsel, bot uns die unerwartete Gelegenheit,
ohne Mehrkosten einen Abstecher nach Santiago de Chile einzubauen. Natürlich
konnten wir nicht widerstehen, zumindest einen kleinen Einblick davon zu
bekommen, wie das “echte Chile” aussieht. Geographisch gesehen, gehört die
Osterinsel, die wir vorgängig besuchten, zu Polynesien, nur politisch zu Chile,
und so kriegten wir dort erst einen kleinen Vorgeschmack auf Südamerika.
Chile
erstreckt sich über einen langen engen Landstrich zwischen den Anden im Osten und
dem Pazifischen Ozean im Westen. Zum Land gehören auch die Pazifik Inseln Juan
Fernández, Salas y Gómez, Desventuradas und Isla de Pascua bzw. die Osterinsel,
die in unserem Südsee-Bericht beschrieben ist. Weiter beansprucht Chile
1'250'000 km2 der Antarktis.
Chiles
~18 Mio. Einwohner verteilen sich über eine Landfläche von 756,096 km2.
In der Mitte des 16. Jh. wurde der grösste Teil Chiles von Spanien besetzt und
kolonialisiert. Das Land erklärte 1818 die Unabhängigkeit und daraus ging eine
relativ stabile autoritäre Republik hervor. Später folgte der Pazifik Krieg,
auch Salpeterkrieg genannt, mit Landgewinnen von Peru und Bolivien. Darauf
folgten Jahrzehnte mit links – rechts Polarisierungen und Unruhen. Diese
gipfelten in einem Staatsstreich, bei dem eine Rechtsdiktatur unter Augusto
Pinochet für 16 Jahre an die Macht kam. Diese Regierung wurde 1990, nach einem
verlorenen Referendum, von einer Mitte-Links Koalition abgelöst. Heute ist
Chile eines von Südamerikas stabilsten und prosperierendsten Ländern. Chile ist
in Lateinamerika in vielen Aspekten führend, wie z.B. dem Pro-Kopf-Einkommen,
Frieden, Gewerbefreiheit und einer tiefen Korruptionsrate.
Santiago
de Chile: eine angenehme und vielfältige
Hauptstadt
Von
der Osterinsel herkommend, erreichten wir Santiago de Chile am späten Abend des 30. November
2017. Wir erwarteten nicht viel von der Hauptstadt, welche sich aber als
angenehme Überraschung entpuppte. Obwohl Chile schon 200 Jahre unabhängig ist,
kam uns Santiago fast Mediterran vor, da uns viele Dinge an Spanien erinnerten.
Ausser vielen schönen Gebäuden und anderen Sehenswürdigkeiten, war es vor allem
die Lateinamerikanische Atmosphäre, welche unsere Herzen für diese Stadt
öffnete. Uns gefielen die breiten Strassen und die schönen Stadtpärke in denen
Musiker spielten und Attraktionen für Kinder geboten wurden. Nur wenige
Gehminuten weiter findet man pulsierende Fussgängerzonen, gesäumt von einfachen
Geschäften und modernen Einkaufszentren. Natürlich gibt es viele Restaurants, sowie
unzählige Cafés und “pastelerías” (Konditoreien), wo es, als Vermächtnis
Deutscher Immigranten, Tortas und Kuchen gibt.
Nach
unserer langen Zeit im Pazifik, wo sich die Getränkeauswahl oft auf Wasser,
Cola und Sprite beschränkte, genossen wir hier die grosse Auswahl an frisch
gepressten Fruchtsäften und Smoothies. Zudem hatten wir das Gefühl, dass hier
wieder alles relativ preiswert sei – im Gegensatz zu den Touristen, die vorher
andere Länder Südamerikas besucht hatten. Chile gehört, zusammen mit
Argentinien und Brasilien, zu den teuersten Ländern Südamerikas.
Auch
das Essen war eine grosse Überraschung. Budget Mahlzeiten sind einfach, billig
und füllend. Wenn man aber nur ein bisschen mehr bezahlt, werden die Teller
kreativ und raffiniert. Wir freuten uns (Heinz sogar aussergewöhnlich), dass
unser Pazifik-Favorit, Rohfisch-Salat, immer noch auf dem Menü war. Hier nennt
er sich “ceviche”, wird mit cilantro (Koriander) aufgewertet und als
Peruanische Spezialität betrachtet. Schon bald fiel uns auf, dass die
Peruanische Küche hier einen besonders guten Ruf zu haben scheint, wohl auch
wegen der vielen Immigranten aus Perus. In Santiago, mit seinen 7 Mio.
Einwohnern, ist es aber einfach, Köstlichkeiten aus der ganzen Welt zu finden.
Wenn wir um 21h zum Abendessen aufbrachen, dachten wir, dass wir uns dem
Lateinamerikanischen Rhythmus angepasst hätten. Um diese Zeit fanden wir auch
in den beliebtesten Lokalen immer einen Tisch. Ab 22:30 Uhr kamen die
Einheimischen in Massen und wenn wir unser Restaurant jeweils um 23:30 Uhr
wieder verliessen, waren sie randvoll, sogar die Gartenrestaurants an kühlen
Abenden. In Chile kommt das Leben vor den frühen Morgenstunden nicht zur Ruhe,
auch nicht auf Kinderspielplätzen.
Samstags
nach 15 Uhr und sonntags ist Santiagos Stadtzentrum fast verlassen. Dann geht
man zu Freizeitaktivitäten, oder zum Einkaufen in die grossen Shopping-Zentren
am Stadtrand, wie z.B. dem Centro Costanera. Wir nutzten das Weekend um die
modernen Stadtteile im Nordosten zu erkunden, wo alles geöffnet und geschäftig
war. Diese Gegend weist viele architektonische Wunderwerke mit Glasfassaden
auf. Sie alle werden überragt von Südamerikas höchstem Gebäude, dem erst 2015
fertiggestellten, 300m hohen Gran Torre Santiago, über dem Centro Costanera
Komplex.
Für
den Rückweg zu unserer Unterkunft wählten wir die schönen Spazierwege durch den
“Parque Metropolitano de Santiago”. Obwohl mehrere Luftseilbahnen zwischen den
verschiedenen Hügelkuppen und der darunterliegenden Stadt verkehren, wurden die
Wege im Park von den Einheimischen rege zum Spazieren und Fahrradfahren
genutzt. Entlang des Weges genossen wir immer wieder grossartige Aussichten
über die weitläufige Stadt, und auch zu den nahegelegenen Anden. Der Schnee auf
den Gipfeln war bereits geschmolzen, aber im Winter können die Menschen von
Santiago mehrere Skiorte innerhalb einer Stunde erreichen.
Wie
in vielen Südamerikanischen Städten, gibt es auch hier eine mächtige Statue der
Jungfrau Maria. In Santiago thront sie auf dem Cerro San Cristobal. Die Imbiss-
und Souvenir-Buden und die Restaurants darunter, hatten allerdings mehr
Besucher.
Obwohl wir uns während unseres Aufenthalts in Chile, immer sicher gefühlt hatten,
fiel uns auf, dass fast alle Häuser, Wohnblocks und Firmengrundstücke in Santiago
mit Stacheldraht, oder Zäunen mit spitzen Enden, gesichert sind. Der Graben
zwischen Arm und Reich ist auch dadurch offensichtlich, dass viele Menschen versuchen
über die Runden zu kommen, indem sie bei Rotlicht Autoscheiben waschen,
Getränke verkaufen, oder kleine Kunststücke vorführen.
San
Pedro de Atacama: ein staubiges
Touristenzentrum
Mit
Latam flogen wir am 5. Dezember 2017 in zwei Stunden nach Calama, von wo uns
ein Flughafenbus in 1½ Stunden nach San Pedro de Atacama brachte. Dieses kleine
Wüstendorf besteht aus lauter niedrigen Lehmhäusern, deren Hinterhöfe oft ebenfalls
von einer Lehmmauer umgeben sind. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich
dieses Bauerndorf zu einem Touristenzentrum für die vielen Besucher, welche
immer zahlreicher hierher pilgern, um die Naturwunder der umliegenden Atacama
Wüste zu bestaunen. Genauso wie die Nachbardörfer, entstand San Pedro de
Atacama in einer kleinen, von einem Bach gespiesenen Oase. Das Dorf befindet
sich im Norden Chiles, auf über 2’400m.ü.M. Es geniesst ein aussergewöhnlich
sonniges und trockenes Klima, mit Sommertemperaturen bis zu 40°C und einigen
Winternächten weit unter dem Gefrierpunkt (bis -15°C). Egal ob Sommer oder
Winter; es gibt immer einen grossen Temperatur-Unterschied zwischen Tag und
Nacht.
In
San Pedro de Atacama muss man nicht weit gehen, um die Wüste zu sehen; man
findet sie direkt im Ortszentrum. Um den Wüstencharakter zu erhalten, hat die
Gemeinde entschieden, die Haupttouristenstrasse nicht zu asphaltieren. Sie
besteht nur aus festgefahrenem Sand und Erde. Wenn Autos und Touristenbusse
durchfahren, oder der Wind bläst, werden Fussgänger, Souvenir Geschäfte und
Restaurants mit einer feinen Staubschicht bepudert. Wir sind uns nicht sicher,
ob die meisten Touristen sandpaniertes Eis und staubige Esstische oder
Souvenirs mögen. Die Gemeinderäte glauben aber, dass ein Sandsturm in der
Haupttouristenmeile das Wüstenerlebnis der Besucher steigert!
Die
staubigen Hauptstrassen San Pedros sind gesäumt von über 50 Touren-Anbietern,
unzähligen Restaurants, Souvenir Geschäften, Tante-Emma-Läden, Fahrradvermietungen,
Cafés, “Pastelerías” und Eisdielen. Die Mahlzeitenpreise sind für Chilenische
Verhältnisse eher hoch, doch dies trifft in vielen Lokalen auch auf die
Qualität zu. Günstiges Essen ist einfach, wenn man aber etwas mehr bezahlt,
isst man recht gut. An den meisten Orten kostet ein Sandwich, oder ein
Hamburger mehr, als eine richtige 3-Gänge Mahlzeit. Wiederum sind frisch
gepresste Fruchtsäfte extrem beliebt. Uns ist aufgefallen, dass sich die
meisten Chilenen zum Essen einen gönnen.
Zu
gewissen Zeiten wimmelt es in San Pedro de Atacama nur so von Touristen, die
nach einem Restaurant Ausschau halten. An langen Wochenenden pilgern so viele
zusätzliche Besucher hierher, dass man kaum noch umfallen kann. Da die meisten
aus Chile und anderen Südamerikanischen Ländern stammen, fühlten wir
richtiggehend, dass wir in Lateinamerika sind, und nicht in einem Ghetto für
Überseetouristen.
Viele
Gäste kommen nur für 3 – 6 Tage und haben bereits für jeden Tag 1 – 2 Touren
vorausgebucht. Meist denken sie kaum daran, dass die Höhenlage ihren Körpern zu
schaffen machen könnte. Einige der besten Sehenswürdigkeiten liegen auf über
4'500 m.ü.M. Es ist aber einfach, Touren lokal zu arrangieren. Da sich so viele
Reisebüros konkurrieren, erhielten wir oft einen guten Preisnachlass. Viele
Agenturen besitzen moderne Minibusse, sodass man komfortabel zu den
Sehenswürdigkeiten reist, die oft stundenweit von San Pedro de Atacama entfernt
liegen. Auf den von uns gebuchten Exkursionen waren wir meist nur 3 – 10 Leute,
bei einer kürzeren 26. Auch wenn man in einer kleinen Gruppe unterkommt, heisst
dies nicht, dass man fast alleine bleibt. Es ist uns ein Rätsel, weshalb alle
Tourenanbieter zur genau gleichen Zeit, zu genau den gleichen Orten fahren. Während
unserer Rückkehr von einer nahegelegenen Sehenswürdigkeit, wo wir während
unserer do-it-yourself Velotour kaum andere Besucher sahen, zählten wir auf dem
5km langen Weg vom Eingang zurück ins Dorf, 36 Tourenbusse, die alle zum
Sonnenuntergang dahin unterwegs waren.
Es
gibt wirklich mehrere schöne Orte in der Nähe von San Pedro de Atacama, welche
zu Fuss, oder mit dem Fahrrad besucht werden können. Wir geben aber zu, dass
wir den Einfluss der Höhenlage, zusammen mit der dünnen Luft, unterschätzt
haben. Es braucht nicht viel Anstrengung bis einem die Zunge raushängt.
Die
Atacama Wüste: mannigfaltige,
faszinierende Landschaft
Die
Hauptattraktion von San Pedro ist seine Lage inmitten der erstaunlichen Atacama
Wüste. Das wahre Ausmass dieses Trockengebietes umfasst aber noch viel mehr,
als “nur” die Umgebung dieses charmanten kleinen Dorfes und zudem ist die
Landschaft noch vielfältiger, als in dieser hochgebirgigen Ecke.
Die
Atacama gilt, wegen, (und trotz) ihrer Höhenlage von der Küste bis zum 6’893m hohen Vulkan Ojos del Salado, als Küstenwüste.
Sie erstreckt sich über ~1’200km entlang der mittleren Westküste Südamerikas,
vom Norden Chiles bis zum Süden Perus. Von West nach Ost unterscheidet man drei
Zonen; die Küstenkordillere (cordillera de la costa), das Zwischental und die
Anden. Weil die beiden Gebirgszüge als doppelseitigen Regenschatten fungieren,
wird die Feuchtigkeit davon abgehalten, ins Landesinnere zu gelangen. Die von
uns besuchten Gebiete lagen, wie der Grossteil dieser Wüste, auf über
2’400m.ü.M. San Pedro de Atacama liegt 200km Inland und ist, abgesehen von den
beiden Polarregionen, das trockenste Gebiet der Erde. Während unseres
zweiwöchigen Aufenthalts betrug die Luftfeuchtigkeit tagsüber nur etwa 4%,
während der Nacht um die 20%. Unsere Haut, Lippen, Nasen und Augen wurden
dadurch schnell trocken. Andererseits ist das Schlechtwetter-Risiko soviel wie
Null. Der Grossteil der Atacama besteht aus steinigem Grund, Vulkanen, Salzseen
(Salares), Sand (auch Dünen) und felsischer (versteinerter) Lava. Es war
Brigittes Traum, diese Region mit eigenen Augen zu sehen und sie war weit
beeindruckender als erwartet.
Etwas
südlich von San Pedro befindet sich der etwa 3'000 km2 grosse,
faszinierende Salzsee Salar de Atacama, von dem wir unterschiedliche Sektionen,
auf verschiedenen Touren, besuchten. Diese gigantische Salzpfanne ist nicht
überall weiss, da das breite Randgebiet mit Erde und Wüstenstaub durchmischt
ist. Nichts desto trotz ist sie sehr beeindruckend anzusehen, obwohl sie, auch
bei klarem Wetter, von keinem Punkt vom Boden aus vollständig erfasst werden
kann. Unser erster Ausflug mit einer Bustour, führte uns zu den “Lagos
escondidas de Baltinache”, einer Serie von hübschen, offenen Wasserlöchern in
der Salzebene. Insgesamt gibt es 7 Teiche, mit Wasserfarben von Pastellblau bis
Türkisgrün. Um sie herum ist das Salz vollkommen weiss und man sieht ins klare
Wasser der Teiche, deren Boden in der Tiefe eines Tunnel-systems verschwindet.
In der mineralreichen, komprimierten Salzsole gibt es Kanäle, die alle Tümpel
und Wasserlöcher unterirdisch verbinden.
Um
die Touristen noch glücklicher zu machen, darf in zwei der Teiche gebadet
werden. Dank 33% Salzgehalt schwebt man genauso auf dem Wasser, wie im Toten
Meer. Der witzigste Teil war die anschliessende Dusche im Gebäude, wo man den
Eintritt entrichtete. Dort kann man die Salzkruste abwaschen. Wir sahen eine
lange Kolonne und hörten, dass “das Wasser bald komme”… Zu unserer grossen
Überraschung kam 5 Minuten später tatsächlich ein Lastwagen mit einem
Wassertank angefahren. Nun dauerte es noch eine gute Weile, bis man das Wasser
in den Tank auf dem Dach hinaufgepumpt hatte.
In
den Gebirgszügen in der Nähe von San Pedro sieht man häufig Salzkristalle, die
an die Oberfläche gelangt sind. Vor allem die “Cordillera de la sal” (das Salzgebirge),
sieht deswegen von weitem so aus, als ob es mit Neuschnee bepudert wäre. Dieses,
genauso wie das “Valle de la muerte” (Tal des Todes),
erkundigten wir auf eigene Faust zu Fuss und bewunderten die rötlichen Gebirgsfaltungen
und Fels-Schichten in allen möglichen Formen. In einigen Abschnitten besteht
das Terrain eher aus Erde, als aus Fels, und für uns ganz unerwartet, gibt es
da und dort Sanddünen zwischen den Bergen. Für die Reisebüros sind
Sand-boarding-Touren ein gutes Geschäft.
Eine
weitere beeindruckende Landschaft, welche wir auf eigene Fast erkundeten,
diesmal mit Fahrrädern, war das “Valle de la luna” (Tal des Mondes). Auch dort gibt
es eine Vielzahl toller Felsformationen und Dünen. Die Aussicht von der
höchsten Sanddüne war einzigartig, genauso wie die Felsgrotten und engen
Fusswege zwischen den geschwungenen Felswänden. Einige davon waren fast
vollständig mit Salzkristallen überzogen und erinnerten an die bizarren Formen,
die man im Winter auf eisbedeckten Felsen finden kann. Bloss die glühende Hitze
erzählte uns eine andere Geschichte.
Bei
den schönsten Landschaften der Atacama Wüste ist jeweils ein Eintritt fällig,
im Gegenzug stehen dafür aber gute Wanderwege, Toiletten und ab und zu ein Schattendach
zur Verfügung.
Vikunjas,
Kakteen und Salzseen: all dies gibt’s in der
Wüste
Durch
Herumfragen erfuhren wir, dass in einigen Gegenden dieser Region auch grosse
Kakteen wachsen. Schlussendlich fanden wir eine Agentur, die einen Ausflug
dorthin anbot. Zusammen mit einem Bergführer und einer Touristin aus Frankreich,
wanderten wir entlang eines kleinen Baches, dessen Talflanken mit grossen
Exemplaren der Kandelaber-kakteen (vom Typ Echinopsis atacamensis) bewachsen
sind. Die ältesten Pflanzen sind viele Jahrzehnte, oft mehrere hundert Jahre
alt. Zuerst wächst nur eine Säule, aber mit der Zeit können 5 – 10 Seitenarme
ausschiessen. Der Kaktus wird bis 8m hoch. Es wachsen aber auch andere
Kakteenarten, wie z.B. der kleine "Cojín de la Suegra", oder übersetzt:
Kissen der Schwiegermutter… Immer wieder sahen wir eine Blume auf der Spitze
der stacheligen Säulen, die die Schönheit dieser wunderbaren Kakteen noch
unterstrich.
Am 8.
Tag waren wir für die noch höheren Lagen bereit und hatten die “Piedras Rojas
Tour” gebucht, welche uns auf 4’400m Höhe brachte, und sich als Höhepunkt
unseres Aufenthalts in der Atacama Wüste entpuppte. Es war ein Tagesausflug
zusammen mit 8 anderen Touristen, vorwiegend aus Lateinamerika. Der Minibus
hielt an vielen sehenswerten Punkten an und wir hätten noch Möglichkeiten für
viele weitere Stopps gesehen… Als erstes zeigte man uns die Chaxa Lagune, im südlichen
Teil der Salzpfanne Salar de Atacama. Hier hatten wir das Glück recht viele
Flamingos zu sehen, die sich von winzigen Salzkrebschen (Artemia) ernähren,
welche in diesem salzhaltigen Gewässer zahlreich vorkommen.
Danach
zeigte man uns die beiden tiefblauen Seen Miscanti und Miñiques, die
wunderschön von 5’600m hohen Vulkanen eingerahmt sind. Wir beobachteten die
verschiedenen Wasservögel, aber auch die vielen Vicuñas, ein Lama-verwandtes
Tier, von denen einige entlang des gegenüberliegenden Ufers spazierten.
Nach
einer weiteren Fahrstunde ostwärts, erreichten wir die beeindruckendste Gegend
dieser Tour; den Salar de Aguas Calientes 3 (Nr.1-4 liegen weit auseinander). Eine
dünne Wasserschicht, welche einen Teil dieses riesigen Salzsees bedeckte, leuchtete
hellgrün. Die Landschaft, die ihn umgibt, schreit in alle Richtungen um
Aufmerksamkeit. Sie ist von verschiedenfarbigen Vulkankegeln dominiert, die in
starkem Kontrast zur hellgrün-weisslichen Salzebene standen. Auf einer anderen
Seite bildeten flankierende Hügel einen grünen und braunen Hintergrund. Dann
sahen wir die Uferpartie mit roten Sandsteinen; die sogenannten “Piedras Rojas”,
die allerdings von einer weissen Salzkruste umhüllt waren. Auch wenn die Tour
nach diesen Felsen benannt war, waren diese weit weniger spektakulär, als die
Landschaft, in die sie eingebettet sind. Es war der einzigartigste und
wunderschönste Platz an dem man sein konnte. Obwohl wir überhaupt keine
Probleme mit Höhenkrankheit hatten, raubte uns diese gigantische Umgebung den
Atem!
Des
Weiteren besuchten wir die Dörfer Socaire und Tocanao. Kleine Lehm- und
Steinhäuser, wachten bei beiden über terrassierte und bewässerte Felder. Bevor
die Sonne unterging wurden wir auserwählten, glücklichen und zufriedenen,
Touristen wieder zurückgefahren.
Bilder
eines bunten Berges, die aber sicherlich mit Photo-Shop bearbeitet waren,
animierten uns trotzdem, am nächsten Tag die “Arco Iris Tour” zu buchen. Es war
nur eine Morgen-Tour, doch sie führte uns nochmals in einer anderen Richtung
aus San Pedro de Atacama heraus, als diejenigen, die wir schon kannten. Yerbas
Buenas, die besuchte Gegend, liegt beim (momentan winzigen) Rio Grande. Sein
weites, steiniges Flussbett war wahrlich grün und es wuchsen sogar Bäume. Hier
sahen wir Lamas und kleine Herden wilder Esel. Unsere 3-köpfige Touristengruppe
wurde zuerst zum Billettschalter, und danach zu grossen, ausgewaschenen Felsen,
mit kuriosen Formen geführt. Vor Urzeiten haben sich die begabtesten der
primitiven Vorfahren, unserer immer noch nicht sehr hoch entwickelten
Menschheit, die Zeit damit vertrieben, Zeichnungen in diese weichen Steine
einzuritzen. In diesen Petroglyphen erkennt man vor allem Tiere, Menschen,
sowie weitere Figuren, die ein Mysterium bleiben.
Weiter
hinten im Tal kamen wir ins Gebiet das, wegen seiner regenbogenfarbenen Felsen,
Arco Iris genannt wird. Natürlich kann man hier nicht gerade von
Regenbogenfarben reden. Dank einer Abfolge verschiedener Mineralien, welche in unterschiedlichen
Grün-, Braun-, Rot-, Weiss- und Ockertönen leuchten, sieht es hier aber doch
sehr bunt aus. Vor diesem wunderschönen Gebirge ragt eine Gruppe einzelner
Felsnadeln auf, die eigentlich nur aus Erde bestehen, und momentan wunderschön
im Morgenlicht leuchteten.
Der
Anblick der verschiedenen Farben der Atacama Wüste, sei es in Felsschichten,
trockenen Salzpfannen, Vulkanen, oder auf der Wasseroberfläche der Salzseen,
war ein echter Höhepunkt. Wir erinnern uns immer noch daran was Teresa, unsere
ehemalige Mitbewohnerin, einmal spontan ausrief, nachdem sie mit uns zum ersten
Mal an einem FKK-Strand war: “Nun hab ich alles gesehen, nun kann ich sterben”.
Brigitte sagte genau das, nachdem sie die Wunder der Atacama Wüste bestaunt
hatte.
Abschied
von Chile: kurzer Einblick – gute
Überraschungen
Unsere
drei Wochen auf dem Chilenischen Festland, wie auch unser Besuch auf der
Osterinsel (ein Teil unseres Südsee-Berichts), waren wahrlich die Krönung
unseres Reisejahres. Mit Chile entdeckten wir ein modernes, Südamerikanisches
Land, das uns sehr Europäisch anmutete. Nach fünf Monaten auf abgelegenen
einsamen Pazifikinseln, waren die pulsierende Stadt Santiago de Chile, und das
nicht minder pulsierende Touristendorf San Pedro de Atacama, mit ihrer
Lateinamerikanischen Atmosphäre, genau das, was wir brauchten. Abgesehen davon,
dass wir ein Bad in der Menge nehmen konnten, wurden wir mit der Atacama Wüste
belohnt, eine der einzigartigsten und inspirierendsten Landschaften der Welt.
Nach
zwei Wochen inmitten der Wunder der Atacama, ging’s nochmals für zwei Tage zurück
nach Santiago, bevor wir ein Flugzeug bestiegen, das uns in 13 Stunden nach
Neuseeland brachte…
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