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Reisetagebuch Kapitel 33 [Februar 2018 - Februar 2019] als PDF (Australien: ein ganzer Kontinent fast wie ein Zoo) |
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Australien,
bzw. der “Commonwealth of Australia”, wie das Land offiziell heisst, ist der
kleinste Kontinent. Obwohl wir insgesamt schon mehr als 30 Monate hier
verbrachten, kehren wir immer wieder gerne hierher zurück. Wegen seinem
allgegenwärtigen, sehr vielfältigen Tierleben, kommt uns das ganze Land fast
wie ein gigantischer Zoo vor. Mit einer
Fläche von 7'617'930 km2 ist Australien das sechstgrösste Land der
Erde. Mit 25 Mio. Einwohnern, von denen die meisten entlang der Küste leben,
ist Australien eine der am dünnsten besiedelten Nationen. Sydney, hat mittlerweile
5,1 Mio. Einwohner und ist die grösste Stadt, Canberra mit «nur» 350'000 die
Hauptstadt. Im Jahr 1907 wurde Australien von Grossbritannien unabhängig,
gehört aber bis heute zum «British Commonwealth», mit Königin Elizabeth II als
Staatsoberhaupt.
Genauso
wie auf den meisten Pazifikinseln, wurde auch Australiens Urbevölkerung durch
den Kontakt mit Europäern dramatisch reduziert. Die Aboriginals waren gegen die
von den Weissen eingeschleppten Krankheiten nicht resistent. Für lange Zeit
wurden sie von den weissen Kolonisatoren nicht als legale Landbesitzer
respektiert. Ganz im Gegenteil; jedes Mittel war recht um die Ureinwohner
loszuwerden. Es gab kein Gesetz, das sie schützte. Wir lasen, dass gewisse
Missionare Aboriginals als Tiere betrachteten, da sie nicht demselben Glauben
folgten.
Australiens
indigene Bevölkerung integrierte sich nie richtig in die neue Gesellschaft. Bis
1967 wurden sie nicht einmal als Australische Bürger betrachtet und bei
Volkszählungen schlichtweg ignoriert. Bis 1970 wurden viele Kinder gewaltsam
von ihren Aboriginal Müttern getrennt, vor allem gemischtrassige. Kirchen,
Missionen und die Regierung wollten ihnen Glauben und westliche Denkweise
eintrichtern. Diese bedauernswerten Menschen bezeichnet man heute als
«verlorene (lost) Generation».
Viele
der ersten Australischen Siedler wurden ursprünglich als Gefangene von
Grossbritannien deportiert. Das Vereinigte Königreich versuchte seine
Unterklasse auszudünnen. Jede noch so kleine Gesetzesübertretung genügte, um
auf diese gigantische Gefängnisinsel deportiert zu werden. Ihnen folgten viele freiwillige
Pioniere, auf der Suche nach einem neuen und besseren Leben.
Heute ist Australien ein klassisches Immigranten-Land mit Einwanderern aus der
ganzen Welt, vorwiegend von den Britischen Inseln, dem Europäischen Kontinenten
und Asien. Australien besteht aus 8 Bundesstaaten und «Territorien», mit
teilweise sehr unterschiedlichen Gesetzen. Wenn man beispielsweise ein Fahrzeug
in einem anderen australischen Staat verkauft, als man es gekauft hat, kann
dies recht kompliziert werden
Zu
Australiens Hoheitsgewässern gehören 8'222 Inseln. Die grössten und
bestbekannten sind der Bundesstaat Tasmanien (64,519 km2), Melville
Island (5,786 km2), Kangaroo Island (4,416 km2), Groote
Eylandt (2,285 km2), zudem die Bathurst Insel (1,693 km2)
und Fraser Island (1,653 km2).
Das
australische Hoheitsgebiet umfasst auch Norfolk Island im Pazifischen Ozean,
die Cocos (Keeling) Islands, Christmas Island und die Ashmore- und
Cartier-Islands im Indischen Ozean, wie auch die Sub-Antarktischen Heard,
McDonald & Macquarie Inseln. Weiter beansprucht Australien auch ein Gebiet
in der Antarktis.
Erste Monate im Südosten Australiens    -    Menu
Melbourne:
eine moderne, pulsierende
Stadt
Unser
Australienabenteuer startete am 25. Februar 2018, als wir zum ersten Mal in
einem A380 Jet flogen. Emirates Airline brachte uns stilvoll von Auckland nach
Melbourne. Wenn man weiss, dass die City mittlerweile 4,7 Mio. Einwohner hat,
ist einem klar, dass es sich um eine Grosstadt handelt und sie wird immer noch
moderner und grösser. Als Australiens zweitgrösste Stadt, gibt es in Melbourne
sehr viele ultra-moderne Wolkenkratzer. Die City zog viele Immigranten aus der
ganzen Welt an, in letzter Zeit aber vor allem aus Indien und Asien. Sie alle
zusammen gaben der früher eher etwas langweiligen Stadt einen echten
Wachstumsschub. Heute sieht man eine perfekte Mischung zwischen viktorianischen
Gebäuden und zeitgemässer Architektur. Wir liebten das pulsierende Zentrum, die
vielen Parks und die belebte Promenade entlang des Flusses Yarra.
Wir
mögen Melbournes multikulturelle Atmosphäre, und betrachten sie als ein grosses
Plus. Die Vororte tragen die Charakterzüge ihrer verschiedenen
Einwanderergruppen. Das Stadtzentrum fühlt sich heutzutage sehr asiatisch an,
nicht nur von den Gesichtern, sondern auch von den Geschäften und der breiten
Auswahl an guten, preiswerten und gesunden asiatischen Lokalen. Ironischerweise
sind es in Chinatown die «weissen Australier», die negativ auffallen. Die
jungen Frauen, weil sie sich zum aufreissen auftakeln wie Nutten, und sowohl
Hühner, als auch Hähne, weil sie sich betrinken bis sie umfallen. Die Asiaten
hingegen, treffen sich eher zu einer Mahlzeit.
Tasmanien:
eine sonnige Woche auf der “Schlechtwetterinsel”
Am 5.
März flogen wir zum australischen Insel-Bundesland Tasmanien. Wir verbrachten
unsere ersten 4 Tage in der adretten Hauptstadt Hobart, welche sich wunderschön
an einen natürlichen Hafen mit einer belebten Promenade schmiegt. Dass der
Fischereihafen in einen Vorort verschoben wurde, ist für die Fischer sicher
besser, die Hafenfront hat dadurch aber etwas an Charme verloren. Hobart fühlt
sich viel europäischer an, als Kontinentalaustralien. Hier fanden wir richtige
Bäckereien, ein Feinkostgeschäft mit dem Namen «Wursthaus», und auch die
Bevölkerung kam uns hier europäisch vor.
Während
wir mit dem Bus nach Launceston fuhren, kamen wir an Strassenschildern wie
Interlaken und Grindelwald vorbei. An unserem Ziel angekommen, speisten wir in
einem Thailändischen Restaurant, das von einem Deutschen geführt wurde. In
Launceston übernachteten wir wiederum in einem Doppelzimmer in einer Backpackers
Unterkunft. Die Stadt selbst überraschte uns mit vielen, gut erhaltenen,
Kolonialgebäuden.
Von Launceston
aus machten wir zwei Tagesausflüge, um etwas von der Landschaft zu sehen. Einer
führte uns zum berühmten «Cradle Mountain» Nationalpark. Wir wanderten um den hübschen
doofen See (Lake Dove)… und besuchten auch andere Teile des Parks, wo wir das
Glück hatten, Wallabys, und eine noch kleinere Känguru-Art, Pademelons, zu beobachten.
Wir hatten auch das Glück zum ersten Mal in unserem Leben lebende Wombats zu
sehen. Diese putzigen Tiere kann man sich als kleine Bären vorstellen, doch es
handelt sich um Beuteltiere die auf vier Beinen gehen. Da sie sich einen Bau
graben, war Mutter Natur so weise, die Weibchen mit Baby-Beuteln auszustatten,
die nach hinten offen sind. Ausser gewissen Pademelon-Spezien, konnten auf
Tasmanien weitere Tierarten überleben, die einst auf dem Australischen
Kontinent weitverbreitet waren, wie die sehr scheuen Fleisch- und Aas fressenden
Beuteltiere Tasman Devil (Tasmanischer Teufel), oder der Spotted-tail Quoll (Riesen-Beutelmarder),
welche wir beide leider nur ausgestopft im Nationalpark-Zentrum sahen.
Natürlich
stoppen Touren auch immer an Orten, wo wir sonst niemals hingehen würden. Wir
besuchten Schau-Käsereien und eine Lavendel-Farm. Letztere wird neuerdings von
Touristen aus China überrannt, nachdem eine Chinesische Schauspielerin ein Foto
von sich mit einem Lavendel-gefüllten violetten Teddybären dieser Farm im
Internet aufschaltete. Nachdem der Chinesische Präsident ebenfalls mit so einem
Plüschtier beschenkt wurde, ist der Bedarf so stark gestiegen, dass Besucher
nun höchstens ein Exemplar kaufen dürfen!
Unser
zweiter Tagesausflug brachte uns zu den von tiefblauem Wasser gesäumten
Sandstränden an der Ostküste. Nach dem Genuss frischer Austern von einer
lokalen Aquakultur-Farm, besuchten wir Cosy Bay. Hier sieht man grosse
rundliche Felsbrocken, welche mit knall-orangen Flechten bewachsen sind. Das
Felsgestein sieht wunderschön aus und verleitet zum Erklettern. Leider hat
jemand unserer Gruppe einen Fehltritt gemacht und fiel hin. Es sah zwar nicht
dramatisch aus, da diese Felsen aber schwer zugänglich sind, wurde sie mit
einem Helikopter ins Spital geflogen.
Autoreise
in Australien: kaufen oder mieten?
Da
wir insgesamt bereits über 2 ½ Jahre auf dem roten Kontinent verbracht haben,
kennen wir Australien recht gut. Zweimal kauften wir einen Pkw und verkauften
ihn nach einem Reisejahr wieder. Für längere Australienreisen ist das Kaufen
und spätere Verkaufen eines Fahrzeuges sicher die beste Lösung. Für kürzere
Reisen glaubten wir bisher, es sei besser, eines zu mieten. Nachdem was wir
inzwischen aber alles wissen, gibt es nur noch ein paar wenige Ausnahmen, bei
denen wir empfehlen würden, ein Vehikel zu mieten.
Diesmal
hatten wir ursprünglich vor, nur drei Monate hier zu verbringen, und ein paar
schöne Ecken nochmals mit Mietwagen zu besuchen. Nachdem wir aber das
Kleingedruckte in den australischen Mietwagen-Verträgen gelesen hatten, fanden
wir zu viele Ausnahmen, bei denen wir ganz ohne Versicherungsschutz dagestanden
hätten! Wir wären für den gesamten Fahrzeugwert haftbar, in Fällen wo das Auto
beispielsweise am Dach beschädigt würde, im Parkhaus einen Wasserschaden
erleiden würde, wenn wir mit einem Baum, oder einem Tier kollidieren würden,
oder wenn wir so mutig wären, auf einer Schotterstrasse, oder oberhalb der
Schneefallgrenze zu fahren, u.v.m.. Bayswater in Sydney und Perth wäre die
einzige Mietwagen-Firma mit akzeptablen Bedingungen gewesen. Der auferlegte
Aktionsradius für die gemieteten Fahrzeuge und vor allem das strikte
Schotterstrassen-Verbot, waren für uns aber nicht akzeptierbar. Sogar auf einer
50m langen Schotterstrasse zwischen der asphaltierten Hauptstrasse und einer
Unterkunft, hätte die Mietwagen-Versicherung nichts bezahlt!
Nachdem
wir all dies überdenkt hatten, kamen wir zum Schluss, dass es wohl die bessere
Wahl sei, wiederum ein Fahrzeug zu kaufen und konsequenterweise etwas mehr Zeit
im Aussieland zu verbringen, als wir dies ursprünglich vorhatten... Dies ist
das Privileg derjenigen mit mehr Zeit als Geld.
Nachdem
wir am 13. März 2018 von Tasmanien nach Melbourne zurückgekehrt waren, machten
wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Reisebegleiter. Nach einer guten
Woche hatten wir gefunden, was wir hofften, sei die goldene Nadel im Heuhaufen:
ein 6 ½ Jahre alter Nissan Tiida mit etwa 100’000km und vier neuen Reifen,
kostete uns AUD 5’800 (€ 3’600). Zufrieden machten wir uns damit auf, etwas
mehr von Victoria (und natürlich ganz Australien) zu
entdecken, als nur die Hauptstadt Melbourne.
Victorias
Hinterland: braune Hügel und
Goldgräberstädtchen
Bereits
am ersten Tag mit unserem eigenen Wagen, hatten wir das «volle Programm» von
all dem, was man mit einem Mietwagen nicht machen darf. Einspurig asphaltierte
Strassen, Schotterstrassen, das Durchqueren von (gerade trockenen) Flussbetten,
sowie Baustellen bedingte Schotter-Abschnitte auf asphaltierten Hauptstrassen –
und all dies weniger als 50km von Melbourne entfernt!
Unsere
erste Destination war das Städtchen Ballarat, welches seinen Aufstieg dem
Goldrausch um 1850 verdankt. Viele wunderschöne Kolonialgebäude sind immer noch
Zeugen dieser Epoche. Weiter entlang der Goldgräber-Route kamen wir durch Newstead,
Maldon und Castlemaine, bevor wir Bendigo erreichten. Hier verbrachten wir drei
Tage und bewunderten wiederum viele Kolonialgebäude, das Touristentram und die
«fliegenden Füchse» (Fledermäuse) im Stadtpark.
Weiter
östlich wird Victoria ziemlich gebirgig und wir entschieden uns für den Besuch
eines Nationalparks, an den sich Brigitte von unserer letzten OZ-Reise
erinnerte; Mount Buffalo. Dieses Mal ergatterten wir nicht nur ein grosses
Motel-Zimmer, sondern eine ganze Ferienwohnung. Ostern stand vor der Tür und
obwohl wir die gesamte Feriensiedlung für uns alleine hatten, konnten wir nicht
verlängern, da ab Karfreitag alles ausgebucht war, nicht nur in unserer Anlage,
sondern in der ganzen Gegend! So blieb uns nur ein Tag um den Mount Buffalo
Nationalpark nochmals zu sehen. Wiederum waren wir fast die einzigen Besucher.
Es war ein wunderschöner Tag um die Wasserfälle, kleinen Seen und zahllose
Felsformationen auf dem Gipfel zu bestaunen. Uns fielen erstaunlich viele
balancierende Felsen auf, die scheinbar auf den Kreten kleben. Auch wenn wir
nur diesen einen Tag hatten: Mount Buffalo hat sich mehr als gelohnt!
Helios:
ein FKK Verein ausserhalb
von Melbourne
Sogar
an langen Wochenenden, an denen fast alles durch begeisterte Ausflügler
ausgebucht ist, gibt es immer noch Orte, die in Australien selten voll sind:
FKK Vereine und Ferienzentren.
Unser
Ziel war Helios, ein schöner Naturisten Klub in Gembrook, etwa 60km südöstlich
von Melbourne. Im Vorfeld unseres ersten Aufenthalts bei Helios, vor etwa 12
Jahren, haben wir dem Verein unbewusst grosse Probleme verursacht. Man
entschied, unsere Reservation anzunehmen, obwohl man eigentlich keine
Unterkunft hatte, die für einen zweiwöchigen Aufenthalt geeignet war! Der Klub
nahm aber unsere Anfrage zum Anlass, ein Projekt zu verwirklichen, das schon
seit langem auf der langen Bank wartete. So wurde innerhalb weniger Wochen eine
alte verlotterte Hütte zu einer strahlenden nigelnagelneuen umgebaut! Wir
fühlten uns geehrt und verwöhnt.
Dieses Mal verursachte der Verein unabsichtlich uns ein kleines Problem.
Niemand schien dafür verantwortlich, auf unsere kurzfristige Anfrage (10 Tage
im Voraus) für einen Aufenthalt über Ostern 2018 zu antworten. Wie bei von
Mitgliedern geführten Vereinen üblich, liegt alles in den Händen freiwilliger.
Zufälligerweise war der Sekretär geschäftlich im Ausland, während sein
Stellvertreter, ebenfalls geschäftlich, kurzfristig in einer anderen Ecke
Australiens zu tun hatte! Schlussendlich hatten wir aber trotzdem Glück; just
in dem Moment, in dem wir nicht mehr daran glaubten, Ostern im Naturkleid
verbringen zu können, und uns stattdessen in die Australischen Alpen
aufmachten, wo zwischen Karfreitag und Ostermontag alles ausgebucht war,
bestätigte uns jemand von Helios doch noch eine Hütte. Nun waren wir echt
erleichtert. In Gegenrichtung zum starken Osterverkehr, erreichten wir den FKK
Klub in Gembrook am 30.03.2018.
Wir liebten es, durch den Wald und das Buschland von Helios’ 100 Hektar grossem
Grundstück zu marschieren. Ein gut unterhaltener Holzsteg führt durch einen
besonders schönen Abschnitt mit Eukalyptus- und Farnbäumen, die in der
Abendsonne besonders schön leuchten. In vielen Holzbrettern sind die Namen von
Mitgliedern eingraviert, welche mithalfen diesen Steg zu finanzieren. Fast 200
Mitglieder-/Familien haben hier einen Wohnwagen oder ein Bungalow, indem sie
fast jedes Sommer-Wochenende verbringen. Wie in den meisten Australischen
Naturisten-Vereinen, handelt es sich bei einem Grossteil der Mitglieder um
Immigranten, darunter einige Asiaten, aber vor allem Deutsche und Niederländer.
Einige mit Deutschen Wurzeln erzählten uns, dass sie ihre Mitgliedschaft
bereits vor dem Besteigen des Schiffes nach Australien, beantragt haben. Es
müssen begeisterte Naturisten wie diese gewesen sein, die den Verein 1958
gegründet haben. Im Juni 2018 konnte Helios bereits seinen 60. Jahrestag
feiern.
Wir
waren angenehm überrascht, wieviel jüngeres Volk wir bei Helios trafen. Ein Vorstandsmitglied
erzählte uns, dass der Klub bis vor ein paar Jahren etwas überaltert war.
Gezielte Änderungen machten ihn aber für junge Paare und Familien wieder
attraktiv und dies offensichtlich erfolgreich! Bereits die grosszügigen
Einrichtungen, darunter Sport- und Spielplätze, Grillstellen, eine Sauna, zwei
Sprudelbäder, ein Schwimmbecken, u.v.m. verleihen dem Klub viel Attraktivität. Im
grossen Klubhaus wird immer wieder etwas organisiert und auch wenn keine
Veranstaltung stattfindet, treffen sich Mitglieder und Besucher regelmässig um
den Kamin.
An
den Wochenenden war im Helios immer etwas los. Auch unter der Woche war es auf
dem Vereinsgelände alles andere als einsam, nur schon wegen der vielen
gefiederten und vierbeinigen Besuchern. Wildlebende Tiere gibt es hier viele. Kookaburras
und Papageien sahen wir täglich, entlang des Grenzzauns auch Kängurus – einmal
sogar mehrere Dutzend. In der Nacht schlich oft ein Wombat um unsere Hütte. Es besteht
auch ein kleines Risiko weniger erwünschten Kreaturen zu begegnen, wie z.B.
giftige Spinnen oder Schlangen. Genauso wie die meisten Vereinsmitglieder,
sahen wir aber nur die unzähligen “snake emergency kits”, die über das ganze
Grundstück verteilt sind. In Australien geht die grösste Gefahr für den
Menschen eher von den Geschöpfen aus, die den vielen Übersee-Touristen die
grösste Freude bereiten: den unzähligen Kängurus und Wallabies – nett
anzusehen, aber für unzählige Verkehrsunfälle verantwortlich!
Helios
befindet sich in den Dandenong Hügeln, mit dem 633m hohen Mount Dandenong als
höchste Erhebung. Viele hübsche kleine Dörfer laden zu Ausflügen ein; Scones
mit Marmelade und Schlagsahne wird überall angeboten. Das grösste
Besuchermagnet der Region, ist wohl der «Puffing Billy», eine Schmalspurbahn,
die von einer Gruppe Volontäre betrieben wird. Diese Bahn fährt von Gembrook
nach Belgrave. Wer mit einer Tageskarte mit dem öffentlichen Verkehr nach
Melbourne fahren möchte, nimmt am besten in Belgrave (nur eine halbe Autostunde
von Helios) die Metro. Wir hingegen blieben einfach im Helios und genossen eine
entspannende, sonnige Woche. Dies gab uns genügend Zeit Reisepläne zu
schmieden, um Australien als «wandering bares» (Wander-Bare bzw. -Bären) zu
entdecken…
Gippsland:
Victorias attraktive Südostküste
Am 8.
April 2018verliessen wir unser sonniges Paradies in den Dandenongs, um
Victorias östliche Küstenregion zwischen Melbourne und der Grenze zu New South
Wales (NSW) zu entdecken. Unser erster Stopp in den Gippslands, wie man diese
Region nennt, war im Städtchen Sale. Dies war der ideale Ausgangspunkt zum Sale
Common Wetland Reservat, welches sich bis zu den Sanddünen entlang der goldenen
90-Mile Beach erstreckt. Dieser unendlich lange Strand bietet nicht nur
unendlich viel «fun» für jedermann, sondern trennt, mittels eines engen
Landstriches entlang der Küste, ein gigantisches System von Salzwasser- bzw.
Binnenseen, vom offenen Meer.
Nachdem
wir via Sale weiterzogen, ging es nicht mehr lange, bis es schon wieder Zeit
war, nach einer Unterkunft zu suchen. Da am letzten Wochenende die Sommerzeit
endete, wurde es nun schon kurz nach 18h dunkel. Wir kriegten ein tolles
Motelzimmer in Paynesville, von wo wir in 5 Minuten mit einer Fähre zur Insel
Raymond übersetzten. Gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang, und nochmals
am nächsten Morgen, suchten wir nach Koala Bären. Auf dieser bewohnten Insel
gibt es viele Eukalyptusbäume und aus diesem Grund überwacht das Naturschutzamt
eine Vielzahl von freilebenden Koalas, die sich recht gut vermehrten, nachdem sie
hierher umgesiedelt wurden. Wie die meisten Besucher, hatten wir das Glück mehr
als ein Dutzend dieser drolligen kleinen Kreaturen zu sehen, die 20 Stunden pro
Tag in den Bäumen schlafen, und nur 4 Stunden täglich von deren Blättern
fressen.
Wir
fuhren um einen weiteren grossen Salzwassersee in den östlichen Gippslands,
bevor wir den beliebten Ferienort Metung erreichten. Nach einem Mittagessen,
ging’s weiter bis Lakes Entrance, ein Ort der vermutlich so benannt wurde, weil
hier grosse Schiffe vom Meer in das gigantische Seensystem einfahren können.
Obwohl Lakes Entrance noch touristischer ist, als die vorgängig besuchten Orte,
findet man hier noch viel Charme, vor allem dank der grossen Flotte an
Fischerbooten. Es gibt eine kilometerlange Uferpromenade entlang eines
Meerarms, und eine Fussbrücke um ihn zu überqueren und die sogenannte
Surf-Beach, am westlichen Ende der 90-Mile Beach, zu erreichen.
Bevor
wir zurück im Zentrum waren, wurden die Sonnenuntergangsfarben immer trüber und
ein mystischer Seenebel verschluckte die Sonne. Währenddem wir dieses
veränderte Landschaftsbild und ein paar wunderschöne Wasservögel wie Möwen,
Schwarze Schwäne, Kormorane und Enten bewunderten, wurden wir von Regen
überrascht. So hechteten wir zum fest verankerten Boot mit einem
vielversprechenden Seafood Restaurant, welches unsere Gaumen erfreute. Wie in
den vorgängig besuchten Orten, ist Fast-Food omnipräsent, es ist aber auch
einfach, ein gutes Lokal zu finden.
Am
nächsten Tag wurden wir wiederum mit faszinierenden Küstenlandschaften
verwöhnt, vor allem beim Badeort Marlo, an der Mündung des Snowy River. Hier
hatte es diverse tolle Aussichtspunkte, von denen man zu wunderschönen
Sandbänken sah, die momentan halb aus dem Wasser ragten.
In
der Ortschaft Cann River, nahmen wir die Abzweigung nach NSW und ACT (Australian
Capital Territory). Die Landschaft wurde
nun hügliger und wir kamen durch lichten Eukalyptuswald und trockene Wiesen. Entlang
des Weges lag auch ein Dorf namens Bombala. Erst später erfuhren wir, dass es
hier viele Platypusse (Schnabeltiere) gibt, die man sogar im Dorfbach gesehen
hätte.
Dafür
fiel uns etwas anderes auf; nach langer Fahrt über karge Hügel mit verdorrtem
Gras, kam die Sonne, kurz bevor sie unterging, nochmals durch die tief
liegenden Wolken und badete die Landschaft in leuchtendes Gold.
Als
nächstes folgte die adrette Ortschaft Cooma im Bundesstaat NSW, und dort
übernachteten wir. Im krassen Gegensatz zu dem was man auf 800m ü.M. erwarten
würde, war es hier 30°C heiss, die ideale Einstimmung für unseren Aufenthalt
auf einem FKK Platz, den wir am nächsten Tag ansteuern wollten.
ACT
Nudist Club: nackt im Stadtbus
Am 12.
April 2018 erreichten wir die Australische Hauptstadt Canberra, bzw. die
freundlichen Nackten des ACT (Australian Capital Territory) Nudist Clubs. Er
liegt auf dem Gebiet des ACT, genau gesagt zwischen den Dörfern Queanbeyan und
Bungendore in NSW. Vom Mitgliederpaar Geoff und Christine wurden wir
standesgemäss begrüsst. Zu unserer Ehre wehte eine Schweizerfahne und am
nächsten Tag wurde diejenige von Genf gehisst. Es stellte sich heraus, dass
Christine ein paar Jahre in Genf, für eine Nichtregierungsorganisation (NRO), gearbeitet
hatte.
Canberras
FKK Verein ist eine sehr gesellige Gesellschaft mit etwa 130 Mitgliedern. Mitte
April entspricht etwa Mitte Oktober in Europa, und trotzdem versammelten sich
noch etwa 25 Personen im Klubhaus zu einem der regelmässigen Pizza- Abende. Da
wir bei unserem Shopping-Stopp auf der Anfahrt keine Pizza-Zutaten auf der
Einkaufsliste hatten, wurden wir kurzerhand eingeladen. So konnten auch wir mit
dem bereitgestellten Pizzaboden und Zutaten eine Pizza komponieren, die dann im
Vereinseigenen Holzofen gebacken wurde. Alle versammelten sich um einen
riesigen Tisch und wir genossen den netten Abend, bei dem wir viele
interessante Menschen kennenlernten, von jungen Mädels bis hin zu gegerbten
alten Mannsbildern. Es war ein perfekter Anlass mit der richtigen Teilnehmerzahl,
nicht zu viele, nicht zu wenige, genausoviele, dass wir alle kennenlernen
konnten.
Der
tolle Pizzaofen ist nicht die einzige Besonderheit dieses Vereins. Eine andere
ist ein grosser Gelenkbus, der bei einer Versteigerung von Canberras
Städtischen Busbetrieben den Besitzer wechselte. Der halbe Bus ist in eine
komfortable Gäste-Unterkunft mit Doppelbett, einer Küche und einer kleinen
Sitzgruppe umgebaut worden. So hatten wir ein sehr originelles Studio, mit
original Busbestuhlung am Esstisch. Wie wir gehört haben, soll die zweite
Hälfte als Familien-Unterkunft eingerichtet werden. Es war einfach spassig uns
nackt im Bus aufzuhalten, umso mehr auf dem Fahrersitz. Wir sind uns aber nicht
so sicher, ob wir uns auch getrauen würden einen Linienbus im Naturkleid zu
besteigen, der immer noch nach Fahrplan fährt! Er war gut ausgestattet und die
wenigen Dinge die fehlten, fanden wir in der grossen Gemeinschaftsküche des Klubhauses.
Der
ACT Naturist Club ist klein und persönlich. Alle kennen sich und man vertraut
einander; sowohl Mitgliedern, als auch Besuchern. Nicht nur bei den Getränken,
die in einem Selbstbedienungs-Kühlschrank im Klubhaus zur Verfügung stehen,
wird darauf vertraut, dass jeder dafür das Geld in die Kasse legt, sogar die
Übernachtungsgebühren werden so bezahlt. Wir liebten die selbstbedienungs
Kapsel Kaffee-Maschine in der Gemeinschaftsküche, die uns täglich einen guten
Start in den Morgen gab.
Unter
der Woche wurde es auf dem Platz recht ruhig und eine Nacht lang hatten wir
ihn, den warmen Herbsttemperaturen zum Trotz, ganz für uns alleine. Langweile
kam aber trotzdem nicht auf. Wenn wir den etwa drei Kilometer langen Spazierweg
entlang des Grenzzauns um das 40ha grosse Gelände in Angriff nahmen, sahen wir
immer dutzende von Kängurus davonhoppeln. Es war schön, diesen einzigartigen
Beuteltieren auf unseren täglichen Runden zu begegnen. Wir sahen auch viele
Vögel, von Papageien über Kookaburras, zu ein paar kleinen, unglaublich
nervösen Arten, die man kaum beobachten konnte. Sehr schön waren auch die
unzähligen Eukalyptusbäume, erst recht in der Abendsonne. So schön sie auch zum
Ansehen sind, die Australier nennen sie Witwen-Bäume, da sie oft grosse Äste
abstossen.
Canberras
Nackte sind gut organisiert, und Besucher sind jederzeit willkommen. Auch
mitten in der Woche, wenn niemand auf dem Platz war, nahm sich immer wieder
jemand die Zeit hierherzukommen, um Besuchern Einlass zu gewähren, die ihre
Ankunft vorgängig angekündigt hatten. Um den ANZAC-Day (Kriegs-Gedenktag) waren
hier etwa 10 Besucher aus anderen Regionen Australiens und noch wir zwei. Unter
der Woche kamen oft einige der sehr enthusiastischen Mitglieder auf den Platz,
einfach um zu arbeiten und aus ihrem Verein, einen noch besseren zu machen! Vor
kurzem entstanden ein neues Schwimmbecken und eine neue, holzbefeuerte Sauna.
Ein Wintergarten und zusätzliche, der zu sehr moderaten Preisen vermieteten
Besucherunterkünfte, sind im Bau.
Der
Verein konnte 2018 bereits sein 42. Jubiläum feiern. Einige der
Gründungsmitglieder sind immer noch sehr aktiv, wie z.B. John und Heather. Er
ist einer der früheren Präsidenten und arbeitet immer noch hart für den Verein.
Heather erzählte uns, dass sie bei der Gründung erst 21 Jahre alt war, und
keine Ahnung hatte, was auf sie zukomme, als sie urplötzlich zur
Vereins-Sekretärin gewählt wurde. Es brauchte sicherlich viel Mut, um vor 42
Jahren einen FKK Klub zu gründen. Das Insistieren einer zufällig
zusammengewürfelten Gruppe, die sich von einem FKK Strand her kennen, hat sich
aber gelohnt. Von der Gebietsverwaltung Canberras erhielten sie schlussendlich
ein Stück Land und einen finanziellen Zustupf, um ein Vereinsgelände aufzubauen.
Was Canberras begeisterte Naturisten daraus machten, ist sehr beeindruckend und
wir sind ihnen so dankbar, dass sie ihr kleines Paradies für zwei Wochen mit
uns teilten.
Canberra: die auf dem Reissbrett entworfene Hauptstadt
Da
wir einen herrlich warmen Spätsommer geniessen durften, war unsere Motivation
für Ausflüge eher beschränkt, aber zumindest ein Besuch der Hauptstadt musste
sein! Als Australien von Grossbritannien unabhängig wurde, kämpften die beiden
grössten Städte Sydney und Melbourne darum, zur Hauptstadt zu mutieren. Es war
eine lange Geschichte, die schlussendlich mit einem Kompromiss endete. Die
Hauptstadt sollte sich in einer neuen Stadt befinden, die erst noch auf dem
Reissbrett entworfen werden sollte. Ein grosses, an einem Gewässer liegendes
Landstück im Landesinnern, wurde ausgewählt. Der Stadtname Canberra entstand
aus einer Verschmelzung zwischen dem Aboriginal Wort ‘Nganbra’ (Versammlungsort),
sowie dem von den Weissen Siedlern vorgeschlagenen ‘Canberry’.
Wie
jeder Ort, der auf dem Reissbrett entworfen wurde, ist die Stadt sehr modern
und hat ein paar spezielle Charakterzüge.
Zwei der grössten Gebäude-Komplexe, das Parlamentshaus, sowie ein
grosses Kriegsdenkmal, rücken dabei in den Mittelpunkt. Da die beiden nur durch
eine breite, schnurgerade Allee getrennt sind, erscheint es so, als ob sie sehr
nahe beieinander stünden. In Tat und Wahrheit liegen aber 5km zwischen den
beiden und zudem wird die Allee von einem Fluss unterbrochen.
Das
Kriegsdenkmal ist einerseits sehr beeindruckend, andererseits aber auch sehr
deprimierend. Auf langen Mauern sind die Namen von mehreren zehntausend
Australiern aufgelistet, die ihr Leben für das Land geopfert haben. Wenn man
weiss, dass in vielen der in diesen Kriegen befreiten Ländern schlussendlich
fundamentalistische Kleriker, oder populistische und nationalistische Führer,
welche zu Diktatoren wurden, an die Macht gewählt wurden, sind wir uns aber
nicht sicher, ob sich diese Opfer gelohnt haben!
Nach
dieser aufwühlenden Besichtigung schlossen wir uns einer Tour durch das Neue
Parlamentshaus an, welches teilweise als unterirdisches Gebäude erscheint. Sie
fokussierte weniger auf die Architektur, als auf die Geschichte der
Australischen Demokratie. Wir erfuhren, dass die Parlaments- und
Gerichtsmitglieder auch viel Zeremonielles beachten müssen. Dies ist wohl in
jeder konstitutionellen Monarchie so, wo Politiker oft protokollgemäss beim
Monarchen symbolisch die Bewilligung einholen müssen, für was immer sie auch
vorhaben.
Blue
Mountains: intakte, jedoch
zugängliche Natur
Nachdem
wir uns von Canberras Nackten verabschiedet hatten, besuchten wir das hübsche
Städtchen Goulburn und übernachteten in Oberon, bevor wir die Blue Mountains
erreichten. Wir basierten uns in einem Motel in Blackheath, von wo wir die
umliegenden Aussichtspunkte erkundeten. Wir haben es uns angetan, auch die
berühmteste und meistbesuchte Sehenswürdigkeit zu besuchen: die als «three
sisters» bekannten Felssäulen. Es war der einzige Ort, wo Parkgebühren erhoben
wurden. Für uns waren aber die anderen Orte, welche oft nur über
Schotterstrassen erreichbar waren, spektakulärer und vielseitiger. Am dramatischsten
empfanden wir den Pulpit Rock: mehrere Aussichtspunkte befinden sich dort auf
einem Rasierklingen-ähnlichen Felsen hoch über dem Tal. Den vielen Geländern
zum Trotz, stockte einem da oben fast der Atem!
Irgendwie
ist es bizarr; obwohl diesem Nationalpark der Name «Blue Mountains» zugeteilt
wurde, steht man die meiste Zeit auf einem bewaldeten Hochplateau mit
spektakulären Aussichten über die Schluchten und Täler darunter. Oft
bewunderten wir an den oberen Talrändern senkrechte, rötliche Sandsteinklippen.
Die Wälder waren so ununterbrochen intakt, dass man oft kaum den Fluss auf dem
Talboden sah.
Weniger
charmant, als die Blue Mountains selbst, sind die Dörfer, in denen die
Touristen absteigen. Da Australiens grösste Stadt Sydney kaum 100km entfernt
liegt, ist der Durchgangsverkehr in den Dörfern der Blue Mountains sehr dicht.
Natürlich handelt es sich hier um ein Naherholungsgebiet für die
Stadtbevölkerung, aber es hat auch viele LKWs.
Die
Strassen sind mit Essbuden für den Durchgangsverkehr gesäumt. Zum Glück gibt es
aber auch eine gute Auswahl an Schlemmerlokalen, oft etwas abseits der
Hauptstrassen. Auch wenn sich viele «Aussies» leidenschaftlich gern mit
fettigem Fast-Food ernähren, hat Haute-Cuisine und Fusion-Cuisine inzwischen
auch in kleineren Orten einen Nischenmarkt gefunden.
Da
Blackheath auf 1’065m ü.M. liegt, wird es im Herbst recht kühl, vor allem in
den Nächten. So trugen wir ein paar zusätzliche Lagen Kleider und die
eingeführten Europäischen Bäume zeigten sich im schönsten Herbstkleid.
Kiata
Country Club: nette FKK Oase nordwestlich
von Sydney
Am
29. April 2018 erreichten wir Sydneys Vorort Süd Maroota, etwa 70km
nordwestlich vom Stadtzentrum. Nun gut, Sydney ist eigentlich Welten entfernt;
South Maroota ist nur ein Weiler mit wenigen Leuten, vielen unbebauten
Grundstücken und viel Natur; einfach perfekt um einen FKK Verein aufzubauen.
Genau das haben ein paar energiegeladene und initiative Naturisten vor fast 50
Jahren gemacht, als sie den Kiata Country Club gründeten und dort haben wir uns
einquartiert.
Im
April ist in der südlichen Hemisphäre schon Herbst (wie Okt.) und deshalb ist
die Nachfrage für FKK-Unterkünfte naturgemäss nicht sehr gross. Wir waren
hocherfreut, dass Sydneys Naturisten uns totale Flexibilität über die
Ankunftszeit und sogar den Ankunftstag überliessen. Jemand schrieb: «reist
einfach in eurem Tempo, es ist nur wichtig, dass wir wissen, dass ihr
irgendeinmal diese Woche kommt. Hier ist der Eingangs-Code und auf der
Besuchertafel werden wir aufschreiben, welcher Wohnwagen für euch bereitsteht.
Richtet euch einfach ein und es wird sich jemand um euch kümmern, sobald wir
merken, dass ihr eingetroffen seid». Dies ist genauso, wie wir es mögen. Nur
schade, dass nicht alle Vereine und Ferienzentren so flexibel sind!
Wir
wohnten in einem grossen renovierten Wohnwagen, der total ausgehöhlt und neu
möbliert worden war. Unsere Ferienunterkunft befand sich in der Nähe des Taj
Mahal, einem von mehreren «Koch-Tempeln». Die anderen Gemeinschaftsküchen
tragen Namen wie «Sporting Bottoms» oder «Covered Bottoms» (Sportliche- oder
Gedeckte Hintern). Dank dem es im Taj Mahal einen kleinen Backofen gibt,
konnten wir täglich krustiges Kontinentaleuropäisches Brot aufbacken, was uns
wiederum die omnipräsenten Toasts ersparte! Zu jeder gedeckten Freiluftküche
gehört auch ein einladender Gartensitzplatz. Leider fanden dies gewisse Tiere
auch sehr einladend. Grosse, schöne Kookaburras (eine kräftige Australische
Vogelart), versuchten so aggressiv an unser Essen zu kommen, dass wir uns nicht
mehr wohl fühlten und uns ins Innere zurückzogen. Vereinsmitglieder erzählten
uns, dass diese Vögel so frech wurden, nachdem sie von gedankenlosen
Zeitgenossen gefüttert wurden!
Wie
dies in Australien, etwas ausserhalb der Ortszentren, üblich ist, konnte man
das Wasser in unserem Caravan nicht trinken. Bei Kiata kann man beim Klubhaus
Trinkwasser beziehen, das vom Dach gesammelt wurde. Auch in Wohngebieten wo das
Hahnwasser trinkbar ist, nutzen viele Australier zum Trinken eher Regenwasser
vom Hausdach, da ihnen das Leitungswasser zu chlorhaltig ist.
Kiata
hat über 200 Mitglieder und viele haben einen Wohnwagen, oder sogar ein
richtiges Haus auf dem 65ha Grundstück. Einige leben permanent hier. Ausser
Hausnummern tragen viele der Unterkünfte auch einen originellen Namen wie z.B. Sydney-bottoms,
Orange-bottoms, Kiwi Bottoms, oder «was-auch-immer Hintern».
Wir
liebten es, auf dem ausgedehnten Wegnetz zwischen den Bäumen zu spazieren. Es
gibt vorwiegend Eukalyptusbäume, welche hier auch «Gum Trees» genannt werden.
Bei einigen sind die Stämme von Buschfeuern schwarz gezeichnet. Pittoresk waren
auch die beiden angelegten Teiche, von denen einer zum Schwimmen und der andere
als Wasserreservoir angelegt wurde.
Sogar
unter der Woche war immer jemand für einen Schwatz in der Nähe, vor allem von
den Aktionären. Kitata ist im Besitz von etwa drei Dutzend Naturisten, die eine
ansehnliche Summe Geld investiert haben, um aus dem Klub etwas zu machen,
worauf sie stolz sein können. Sowohl die Mitbesitzer, als auch die
«gewöhnlichen» Mitglieder helfen den Klub zu unterhalten und zu verbessern.
Etwas weniger beliebte, aber auch wichtige Arbeiten, wie das Reinigen der
Toiletten, werden von auswärtigen Firmen erledigt. Wir liebten das grosszügige
~15 Personen-Sprudelbad oberhalb des schön gestalteten Schwimmbeckens. Zudem
stehen auch verschiedene Sport- und Spielplätze, sowie ein grosszügiges
Klubhaus zur Verfügung.
Weil
das aussergewöhnlich warme Herbstwetter anhielt, war in Kiata am Wochenende
recht viel Betrieb. Es lockten nicht nur Temperaturen von fast 28°C, sondern
auch eine der regelmässigen Gemeinschaftsmahlzeiten, die sowohl im Sommer, als
auch im Winter organisiert werden. Da der Abend unter dem Motto «Essen wie in
den 60er und 70er Jahren» stand, erwarteten wir nicht viel und stellten uns auf
etwas Frittiertes ein. Wir wurden aber eines besseren belehrt und waren von
dem, was die aus Vereinsmitgliedern bestehende Küchenmannschaft produzierte,
sehr beeindruckt; es war eher was man in Frankreich, statt in Australien vor
ein paar Jahrzenten servierte: Französische Zwiebelsuppe, Hähnchen an Aprikosen-Sauce,
gefolgt von gedämpfter Birne mit hausgemachter Caramel-Sahne-Sauce zum Dessert;
alles sehr lecker!
Exkursionen: Sydney, Windsor und Flussfähren
Da
nicht jedes Wochenende ein edles Abendessen angeboten wird, müssen die Menschen
von Kiata ab und zu zum Einkaufen fahren. In South Maroota, ein paar Kilometer
ausserhalb des Eingangstores, gibt es einen winzigen Lebensmittelladen. Dort
finden aber nicht nur die Nackten kaum mehr als das bare Minimum. Um richtig
einzukaufen, muss man aber zu einem von drei, je etwa 30km entfernten,
Einkaufsorten fahren.
Im
hübschen Kleinstädtchen Windsor findet man zwar kein Schloss, dafür alles was
man braucht; Restaurants, Supermärkte und div. andere Geschäfte. Weiter
erreicht man von dort mit der Metro, innerhalb etwas mehr als einer Stunde, das
Stadtzentrum Sydneys. Wir kennen die Stadt von früheren Aufenthalten. Trotzdem
genossen wir es aber, ihre Hauptattraktionen ein weiteres Mal zu besuchen, vor
allem die Hafenfront (um den pulsierenden Circular Quay) mit der FrEssmeile
«The Rocks», den Wahrzeichen Harbour Bridge, Sydney Opera House, sowie den
Botanischen Garten.
Ein
weiterer lohnenswerter Tagesausflug von Kiata brachte uns zur Ortschaft
Wisemans Ferry, von wo wir mit der gleichnamigen Autofähre über den Hawkesbury
River übersetzten. Wegen Strassenbau-Arbeiten war es nicht möglich, eine
Rundfahrt über die Webbs Creek Ferry zu machen. Wir fuhren aber trotzdem
(teilweise über Schotterstrassen) zum charmanten Örtchen St. Alban, wo wir uns
im historischen Settler’s Arms Inn ein gutes Mittagessen gönnten.
Die
Umgebung von Kiata bietet viele Ausflugsmöglichkeiten, sogar die Blue Mountains
könnten in einem langen Tages-Ausflug erreicht werden. Die schönen
Einrichtungen, die freundlichen Mitglieder und die fast sommerlichen
Herbsttemperaturen tagsüber, machten aber unseren 12 tägigen Aufenthalt im
Verein so angenehm, dass uns die meiste Zeit gar nicht danach war, etwas
anderes zu machen, als einfach nackt im Gelände herumzuspazieren…
Umweg
nach Narrabri: nette Städtchen und
grossartige Natur
Inzwischen
wurde unsere beantragte Visums-Verlängerung bewilligt, sodass wir nun ein
ganzes Jahr in Australien bleiben dürfen. So hatten wir nun also keinen Grund
mehr zu hetzen. Schnell entwarfen wir einen neuen Reiseplan, der es uns erlaubte,
langsam um Australien zu reisen; genauso wie wir es mögen. Nun möchten wir
nochmals einen grossen Teil des fünften Kontinentes besuchen, nur die Ostküste
nördlich von Sydney wollen wir weglassen, da wir diese bei früheren Reisen als
zu urbanisiert erlebt haben.
Der
südliche Herbst war weiterhin aussergewöhnlich warm und verleitete uns, noch
mehr FKK Plätze zu besuchen, bevor unsere Entdeckungstour weiterging. Wir blieben
im Teilstaat New South Wales (NSW) und fuhren weiter nordwestlich ins
Landesinnere. Unser nächster Stopp galt dem hübschen Städtchen Mudgee. Nachdem
hier viele Ureinwohner massakriert worden sind, gilt dieser Ort für diese nun
als Tabu-Zone. Ironischerweise hatte unser Motel, genauso wie viele andere
Unterkünfte hier, einen Aboriginal-Namen. Nachdem wir unseren Vermieter mit
einer Geschichte konfrontierten, die wir gelesen hatten, antwortete dieser,
dass es sich traurigerweise etwa so zugetragen habe! Aborigines sollen in Teilen Australiens wie
Tiere gejagt worden sein, weil die Missionare befanden: «wer keinen
(christlichen) Glauben hat, muss ein Tier sein!»
Tags
drauf gings weiter nach Gulgong, einem sehr speziellen kleinen Dorf, indem man
den Eindruck erhält, als ob die Zeit vor einem Jahrhundert stehen geblieben
wäre. Es gab viele Gebäude mit alten Werbungen und Schaufenster, die mit
Gegenständen aus vergangenen Zeiten dekoriert waren. Diese Retro-Atmosphäre
wurde durch eine grosse Oldtimer-Parade, welche gerade, als wir da waren, durch
die Dorfstrassen fuhr, noch passend unterstrichen.
Coonabarabran,
weniger als zwei Stunden weiter nordwärts, diente uns sowohl als
Übernachtungsort, als auch als Ausgangspunkt zum Warrumbungle Nationalpark. Der
Blick auf die Lava-Geformte Landschaft beim “Whitegum Lookout” war einfach
faszinierend! Auch sehr eindrücklich war das «Siding Rock Observatory», obwohl es
bei unserer Ankunft gerade die Türen schlossen. Wegen der aussergewöhnlich
klaren und trockenen Luft in dieser Gegend, pilgern Wissenschaftler von nah und
fern zu dieser Sternwarte, um das Weltall zu studieren. In dieser
Outback-Region gibt es kaum Lichtverschmutzung und in den darauffolgenden
Nächten erkannten wir, dass man die Sterne von hier tatsächlich auch mit
blossem Auge besonders gut sieht.
Am
nächsten Tag gings von Coonabarabran zu den nahegelegenen Sandsteinhöhlen im
Pilliga Naturreservat. Wir fanden diese fragilen ausgewaschenen Felsen nur dank
einer Broschüre des Verkehrsbüros. Da es sich um eine heilige Stätte der
Aborigines handelt, hat man sich darauf geeinigt, die schönsten Abschnitte mit
einem Rundweg dem Tourismus zugänglich zu machen, aber auf eine Beschilderung
von der Hauptstrasse her, zu verzichten.
Running
Bare: FKK-Alterssiedlung und
Nacktwanderparadies
Am 13.
Mai 2018 erreichten wir Running Bare, ein etwas anderes FKK Dorf. Es befindet
sich im Landesinneren von New South Wales, etwa 20 km südlich von Narrabri, und
550 km nordwestlich von Sydney.
Die
Gründe, weshalb Naturisten dieses etwas spezielle FKK Gelände besuchen, sind
sehr vielfältig. Nacktheit ist wohl die einzige Gemeinsamkeit. Sicherlich
kommen einige einfach hierher um sich nackt zu sonnen und zu baden. Die meisten
kommen hingegen, um sich körperlich zu betätigen, ihren Lebensabend hier zu
verbringen, oder einfach zum Grasen.
Ganz
besonders gefiel uns die enorme Grösse von Running Bare: 7,2 km2! Dies
ist sogar noch 36% grösser, als CHM Monta und Euronat zusammen. Im grossen
Gegensatz zu den beiden FKK Mekkas an der Französischen Atlantikküste, welche
im Hochsommer tagtäglich 30'000 begeisterte Naturisten an- bzw. auszuziehen
vermögen, hat Running Bare bloss etwa 30 Dauermieter und im südlichen Sommer
vielleicht noch 30 Urlauber. Während unseres Aufenthalts sahen wir ab und zu
mehr Beuteltiere, als Naturisten. Das Grundstück von Running Bare liegt in
einem Eukalyptuswald, vorwiegend mit «Yellow Box» (Melliodora) Bäumen. Der
grösste Teil der 720 Ha grossen Grundstücks besteht aus unberührter Natur,
welche zum Wohle eines kleinen, alternativen Grüppchens zugänglich gemacht
wurde.
Der
grosse Teil der Infrastruktur, wie Schwimmbecken, Klubhaus, Gemeinschaftsküche,
Grillstellen, Sport- und Spielfelder, Unterkünfte und Stellplätze, befinden
sich in einer grossen Waldlichtung. Umweltfreundlich wird ein Grossteil der
benötigten Energie mit Solarzellen erzeugt. Die meisten Urlauber bringen ihren
eigenen Wohnwagen, wir nahmen eine der Übernachtungshütten. Sie war sehr klein,
aber hübsch und die Küche sah grossartig aus. Die Küchenausstattung hingegen,
war nur im typischen «Aussie style». Das heisst, man hätte den Salat zwar in
der Mikrowelle aufwärmen können, aber um ihn mit einer Salatsauce zu mischen,
fehlte die Schüssel. Zum Glück halfen uns die Nachbarn mit ein paar
Kleinigkeiten wie Schüssel, Kochtopf und einem Besen aus.
Wir
sind uns nicht sicher, ob es die Besitzer so vorgesehen hatten, oder ob es sich
einfach so ergeben hat, dass Running Bare zu einer Art Alterssiedlung für
Naturisten wurde. Die meisten der 30 rüstigen Rentner sitzen nicht einfach
herum, sondern arbeiten eher hart mit, um ihr selbstgewähltes Paradies zu
unterhalten und weiter auszubauen. Alle mit denen wir sprachen, waren davon
überzeugt, auf dem besten FKK Platz Australiens zu leben. Die Dauermieter
packen aber nicht nur mit an, sondern sitzen oft zusammen und wenn es etwas zum
Essen gibt, wird dies oft grosszügig mit Besuchern geteilt. Unsere Nachbarn
Carol und Ross verwöhnten uns mehrmals mit Süssigkeiten, backten uns einen
Damper (Australisches, in der Glut gebackenes Brot) und luden uns mit ein paar
anderen Nachbarn am Feuer zu Folien-Kartoffeln ein.
Das gemeinsame Zusammenleben und Arbeiten bewirkt sicherlich eine Aufwertung
der Lebensqualität der pensionierten Dauermieter von Running Bare. Wie wir aber
auch schon bei anderen älteren Herrschaften in Südspanien erlebt haben, werden
die Leute im Alter etwas eigen, und deshalb hat sich die Gemeinschaft in
verschiedene kleinere Grüppchen aufgeteilt. Für uns Touristen war es aber
einfach, zu allen Kontakt zu finden. Wir hatten zudem ein unerwartetes
Wiedersehen mit Chris & Lloyd, einem Paar, das wir vor 12 Jahren in einem
FKK Verein bei Perth kennengelernt hatten.
Running
Bare ist nicht nur bei Pensionisten beliebt, viel (jüngeres) Volk kommt auch
wegen der Möglichkeit, hier so weit Nacktwandern zu können. Oft machten wir die
12 km lange Wanderung entlang des Grenzzauns, aber auch ein paar der kürzeren,
nur 3-8 km langen Wege. Das aussergewöhnlich warme Herbstwetter lud uns ein,
täglich mehrmals ’ganz ohne’ loszumarschieren.
Die warmen Temperaturen waren für die zweite Maihälfte sicherlich
aussergewöhnlich, das trockene Klima hingegen nicht. Wir erfuhren, dass New
South Wales westlich des Gebirgszuges «Great Dividing Ranges» ganzjährig kaum
Regen erhält. Deshalb wird diese Gegend bereits zum Australischen Outback
gezählt.
Für
die Einheimischen ist die extreme Trockenheit ein ernsthaftes Problem. Wir
Na-Touristen genossen es hingegen, uns täglich in der Sonne bewegen zu können.
Zudem genossen wir es auch, die vielen Papageien, Kängurus und Wallabys zu
beobachten, welche täglich am späten Nachmittag hierher kamen um von den
bewässerten Wiesen und Büschen zu fressen. Ganz speziell gefiel es uns, den
Känguru Weibchen zuzusehen, welche ein Joey (Junges) in ihrem Beutel hatten. Running
Bares Dauermieter waren hingegen eher frustriert, weil die frechen «Roo’s»
über- und unter jedem Zaun durchkamen, um sich eine erweiterte Diät aus Blumen,
Büschen und Bonsai Bäumen zu holen.
Ausflüge
um Narrabri: Mount Kaputar und Baumwollfelder
Die
angenehmen Temperaturen von oft um die 24°C verleiteten uns jeden Tag dazu,
nackt im «Running Bare» herumzurennen. Da wir aber wenigstens ein bisschen von
der Umgebung erkunden wollten, mussten wir zur Abwechslung bekleidet
herumrennen. Das kleine Strassendorf Narrabri, etwa 20km von «Running Bare» entfernt,
war der ideale Einkaufsort, der uns zudem mit seinen Jugendstil-Gebäuden
erfreute.
Im
Mai ist Erntezeit auf den umliegenden Baumwollfeldern. Bereits die (eher
kleine) Erntemaschine, welche in der Touristen Information ausgestellt ist, ist
sehr beeindruckend, da sie gar nicht so klein ist! Wir waren zu spät, um noch
die Jumbo-Erntemaschinen auf den Feldern in Aktion zu sehen. Es war aber das
erste Mal, dass wir auf den Feldern gepresste Baumwoll-Ballen sahen die darauf
warteten, auf Lastwagen verladen zu werden. Die mit den alten Maschinen
gepressten Ballen, waren so gross wie Container, wohingegen die mit neuerer
Maschinerie gepressten, eher wie runde Heuballen aussehen, nur deutlich
grösser. Glücklicherweise konnten wir noch ein paar nicht geerntete
Baumwollfelder sehen, da diese zu Forschungszwecken angepflanzt worden waren.
Narrabris
Hinterland wird von den beeindruckenden Nandewar Gebirgszügen dominiert. Vor
allem der 45km entfernte Mount Kaputar, im gleichnamigen Nationalpark, ist von
weitem sichtbar. Eine enge steile, teilweise unasphaltierte Strasse führt zum
Gipfel auf 1'512 Metern. Verschiedene Aussichtspunkte bieten tolle Ausblicke
auf die Western Plains. Normalerweise ist es auf dem Gipfel etwa 10°C kühler,
als unten auf der Ebene und es kann sein, dass schon bald nach unserem Besuch
der erste Schnee auf den Gipfeln, den Winter ankündigt. Dies war für die
Kängurus und Wombats, die dort oben leben, sicherlich eine Herausforderung.
Outback
von NSW: bewässerte Felder und
abgelegene Orte
Am
28. Mai 2018 bedeckten wir unser Naturkleid wieder mit der Touristenuniform, da
unser Entdeckungshunger ebenfalls gestillt werden wollte. Während wir
südwestwärts fuhren durchquerten wir viele trockene Landschaften und sahen die
ersten Emus dieses Aufenthalts. Wir übernachteten in Coonamble, wo wir die
Besonderheiten der ländlichen Gastronomie kennenlernten. Nachdem wir durch das
Dorf geschlendert waren fragten wir uns, wo wir essen sollten, wenn wir
Take-aways und Pubs vermeiden wollten. In unserem Motel verwies man uns an den
Bowling Klub. Zuerst waren wir etwas perplex, inzwischen wissen wir aber, dass
Clubs (nicht nur Bowling-, sondern auch Golf, Tennis und andere
Sportvereinslokale) in Australischen Ortschaften oft auch etwas Anständiges zu
beissen anbieten. Die Atmosphäre eignet sich zwar sicher nicht für ein «Candle-Light-Dinner»,
denn die Einheimischen strömen in ihre Klubs um ihr Erspartes den
einarmigen-Banditen zu füttern, Wetten abzuschliessen und im Sport TV
mitzufiebern, ob sie schon wieder verloren haben. Man trifft sich da auch um
Bingo, oder Lotto zu spielen, an der Bar etwas zu trinken, oder eben zum Essen.
Oft steht ein Minibus zur Verfügung um sicherzustellen, dass alle sicher nach
Hause kommen.
Wie oft
im Outback, gibt es auch hier eine hohe Brücke über einen meist trockenen
Fluss. Trotzdem gab es ein grosses Schild, dass Fischen und Springen von der
Brücke verboten ist. Bei unserem Aufenthalt war der Castlereagh River aber
definitiv nur zum Sandkuchen backen geeignet.
Bei
Warren, wo wir am nächsten Tag durchkamen, hatte es hingegen ziemlich viel
Wasser. Die «Tiger Bay Wetlands» waren eine augenfällige Abwechslung in der
sonst so trockenen Landschaft. Nicht viel weiter beeindruckten uns riesige
Baumwollfelder, welche sich über hunderte von Kilometern bewässerter
Grundstücke erstreckten. Entlang unseres gesamten Weges über Condobolin nach
Hay, unseren nächsten beiden Übernachtungsorten, kreuzten wir unzählige, mit
grossen Baumwoll-Ballen beladene Road Trains.
Abends
regnete es zum ersten Mal seit Wochen ein wenig, aber bei weitem nicht soviel
wie die Einheimischen hofften.
Weiter
ging’s auf der Str. B75 die zur touristischen “the long paddock route” mutierte.
Das flache öde Land ist hier von historischen Wirtshäusern,
Informations-Tafeln, geschweissten Skulpturen und schön gestalteten Rastplätzen
durchzogen. Alles soll daran erinnern, wie wichtig dieser Weg früher für die
Telegrafenleitung und das Vieh der Siedler war.
Im hübschen Städtchen Deni(liquin), bewunderten wir um die Mittagszeit den
anmutenden Fluss mit Namen Edward.
Murray
River: Raddampfer und hübsche
Ortschaften
Schon
bald erreichten wir den Murray River, dessen Flusslauf die natürliche Grenze
zwischen NSW im Norden und Victoria im Süden markiert. Nachdem wir die
Grenzbrücke bei Moana überquert hatten, waren wir bereits in Echuca. Dieses zu
Victoria gehörende Städtchen ist ein wahres Touristenmagnet, da hier die
beliebten Raddampfer-Touren und auch viele Hausboote ablegen. Ihre Saison war schon
vorüber und nur noch wenige Boote schipperten und dampften noch flussauf- und
abwärts. Dafür ankerte eine eindrückliche Flotte von Raddampfern und Hausbooten
im Hafen. Gleich neben den Anlegestellen steht ein historisches Replica-Dorf,
dessen einsame Holzhäuser und Ochsenkarren gelangweilt am Strassenrand standen
und sich wohl fragten, weshalb sie um diese Jahreszeit kaum mehr jemand
fotografieren will.
Nach
zwei schönen Tagen in Echuca, folgten wir dem Murray River flussabwärts, d.h.
in nordwestlicher Richtung. Wo die Strasse dem Fluss folgt, gibt es zahlreiche
Aussichtspunkte. Einige der besonders schönen Abschnitte liegen abseits der
Hauptstrasse, wie z.B. die Wetlands & Billabongs (Feuchtgebiete und Teiche)
im Gunbower Nationalpark. Viele Baumstümpfe ragen aus seichtem Wasser, wo es
nur so von Vögeln wimmelt. Die Wasseroberfläche ist weitherum von einer kleinen
Pflanze bedeckt, die sie rötlich erscheinen lässt. Bei genauerem Hinsehen
handelte es sich um unzählige, schwimmende, grün-rote Blättchen, welche bloss
etwa 1cm gross waren und von der Form her Farnblättern glichen.
Auch
sehr lohnenswert war unsere Fahrt im Sonnenuntergang um Lake Kangaroo
(Kängurusee). Lake Charm wurde seinem Namen hingegen nicht ganz gerecht. Bei
beiden konnten wir viele Ibisse, Fischreiher, Kormorane, Pelikane und
beeindruckende Raubvögel sehen.
Nach
einer Übernachtung in der Ortschaft Swan Hill folgten wir dem Fluss weiter,
inzwischen durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Der Murray River hilft
auch, die Landschaft entlang seines Flusslaufs in einen grünen Gürtel zu
verwandeln. Die Gemüse- und Fruchtproduktion ist hier recht vielseitig, es
werden Zitrusfrüchte, Mandeln, Stein- und Kernobst, Hopfen und auch Trauben
angebaut.
Mildura
war eher ein Reiseziel, als einfach ein Übernachtstopp. Wir mochten diese
30'000 Seelenstadt nicht nur wegen ihres angenehmen Ortszentrums, sondern auch
weil sie sich zu einem Schlemmerort gemausert hat. Nachdem sich ein
Italienischstämmiger Koch einen Namen gemacht hatte indem er Milduras grösstes
Hotel-Restaurant zu einem gastro-nomischen Erlebnis umwandelte, ist der Virus
auch auf andere Speiselokale übergesprungen. Heutzutage servieren viele von
Milduras asiatischen Lokalen nicht bloss Chinesische-, Indische-, Malaysische-,
Thailändische- oder Koreanische Gerichte, sondern raffinierte Fusion-Cuisine.
Wir versuchten diverse «Chef’s choice»-Überraschungsmenüs und jedes entpuppte
sich als wahres Gedicht! Immigranten aus Übersee; Asien, Europa und Südamerika,
wie auch zahllose junge Backpacker aus der ganzen Welt die hier einen Teil ihrer
«working-holiday» verbringen, hatten einen spürbar positiven Einfluss auf die
Australische Küche. Während der letzten 30 Jahre ist die Australische
Bevölkerung von 16,5 auf fast 25 Mio. Einwohner angestiegen. Weiter haben die
Bürger vieler Staaten die Chance, ein einjähriges «working-holiday-Visum» zu
beantragen (bis zu 3 Jahren verlängerbar), solange sie älter als 18 und jünger
als 31 Jahre sind.
Barossa
Valley: wie Elizabeth II unsere
Reisepläne bog
Nach
vier aussergewöhnlich angenehmen Tagen in Mildura, ging unsere Reise weiter. Nach
einem schönen Spaziergang entlang des pittoresken Lake Cullulleraine, fuhren
wir zur Grenze der Provinz Süd-Australien (SA). Da uns die Australischen
Behörden zwangen, unsere Notvorräte im Magen mitzunehmen, waren wir sehr satt.
Die Interstate Quarantäne-Bestimmungen zwischen Victoria und Südaustralien
verbieten es Früchte, Gemüse und vieles weiteres über die Grenze zu nehmen.
Nachdem eine Beamtin unseren Kofferraum durchschnüffelt hatte, versicherte sie
uns, dass wir Honig von Südaustralien in die Northern Territories (NT)
einführen dürften. So dauerte es nicht lange, bis wir uns wieder mit dieser
Delikatesse eindeckten, auf die wir für eine Weile verzichtet hatten, weil wir
wussten, dass Honig oft nicht von einem Teilstaat zum nächsten mitgebracht
werden darf.
Kurz
bevor wir Renmark erreichten, stoppten wir bei einer sehr steilen, vielfarbigen
Felsklippe über einem Flussbett. Es handelte sich um die Pike Lagune am
Flüsschen Mundic Creek. Auch sehr interessant war die Ziehbrücke von Paringa,
welche seit 1927 den Murray River überspannt. Gerade als wir auf sie zufuhren,
schaltete die Lichtsignalanlage auf rot und die Brücke wurde angehoben, um zwei
Boote passieren zu lassen.
Renmark
besticht durch seine Lage am Fluss Murray. Eine schöne Uferpromenade führt zu
den Anlegestellen für Hausboote und im Sommer legen auch hier die Raddampfer
an.
Für
die nächsten beiden Nächte quartierten wir uns in einem schönen Motel im
nahegelegenen Dorf Berri ein. Da der Australische Winter nun langsam, aber
sicher kältere Temperaturen brachte, fanden wir es an der Zeit nordwärts zu
fahren und den Süden für den nächsten Frühling aufzusparen. Da haben wir die
Rechnung aber ohne die Queen gemacht. Süd- Australien feierte ihren Geburtstag
mit einem langen Wochenende. Es war zwar nicht wirklich ihr Geburtstag, die
Regierung von SA hat aber beschlossen, dass der 11. Juni ein guter Tag sei, um
ihn zu feiern! Seltsamerweise haben sich die Australischen Teilstatten nicht auf
einen Tag geeinigt, an dem landesweit Queens-Birthday gefeiert wird, jeder
kocht der Königin sein eigenes Süppchen….
Da
für Australische Familien jedes lange Wochenende ein guter Grund ist, einen
Kurzurlaub einzulegen, waren entlang unserer Wunschroute nordwärts die
bezahlbaren Unterkünfte schon lange ausgebucht. Schlussendlich fanden wir eine
Bleibe in Tanunda, dem Hauptort des Barossa Valleys. Dieser liegt so nah bei
Adelaide, dass die Stadtbevölkerung eher nur für einen Tagesausflug hierher
pilgert. Obwohl wir nicht vorgehabt hatten hierher zu kommen, genossen wir
unseren Aufenthalt sehr, da die Landschaft unerwartet schön und die
Schlemmermöglichkeiten unerwartet gut waren!
Nach
zwei Tagen im Barossa Tal zick-zackten wir via Auburn, Mintaro, Clare und Burra
nach Jamestown, unserer letzten Übernachtungs-Etappe, bevor wir wieder das
Outback erreichten.
Durchs Outback von Port Augusta nach Darwin    -    Menu
Das
Outback Süd-Australiens: mehr als nur Wüste
Am
12. Juni 2018 erreichten wir Port Augusta. Obwohl dies ein Nadelöhr ist, wo der
gesamte Ost-West und auch Süd-Nord Verkehr durchzwängt, macht unternimmt Port
Augusta kaum Anstrengungen, um Durchreisende aufzuhalten. Von dort machten wir
uns auf, das Rote Zentrum auf dem Weg nach Darwin, 2’700 Kilometer nördlich, zu
durchqueren. Auf dieser Strecke gibt es nicht viel, ausser Wüste, etwa alle 80
– 250 km ein Road House (Raststätte) und nur eine Handvoll Dörfer. Kurz nachdem
wir in die Stuart Highway einbogen, kamen wir uns vor, wie einsame Kämpfer auf
dem Weg in die Wüste. Viele die die Leere des Outbacks durchqueren müssen,
mögen dies als sehr langweilig empfinden. Für uns Touristen war die Strecke
hingegen höchst interessant! Die Landschaft entlang unseres Weges war alles
andere als leere Wüste! Ab und zu ist sie flach und öde, ab und zu hügelig oder
sogar felsig, ab und zu wachsen kleine Büsche, ausnahmsweise sogar schon fast
Wald. Schon bald war die Erde nicht mehr grau-braun, sondern fast orange-rot,
genauso wie die Felsen. In einigen Abschnitten gab es Sandhügel, oder sogar
Sanddünen, immer im gleichen unverwechselbaren Rot. Wir waren nun eindeutig auf
dem Weg ins Rote Zentrum. Einen starken Kontrast zu dieser rötlichen Landschaft
bildeten verschiedene Salzseen, wie die malerische Island Lagoon mit ihren
Inseln.
Unerwartet
viel Leben: hoch über und unter dem
Boden
Schon
nach 190km erreichten wir unser erstes Ziel, welches zugleich die erste
Siedlung war: Woomera, ein «pulsierendes» Outback-Dorf mit momentan 120
Einwohnern, nur wenige Kilometer östlich der Stuart Highway. Wir bekamen ein
Zimmer im einzigen Hotel und erfuhren später im Dorfmuseum, dass das Eldo Hotel
speziell für Europäische Wissenschaftler gebaut worden war. Eldo steht als
Abkürzung für European Launcher Development Organisation (~Europ.
Raketen-Abschussrampen Entwicklungs Organisation) welche heute zur Europäischen
Weltraumorganisation ESA gehört. Egal ob die Raketentests für zivile- oder
militärische Zwecke durchgeführt wurden, die Europäischen Regierungen trauten
sich nicht, eine Abschussrampe in Europa einzurichten, da sie Angst hatten, die
Raketenteile könnten ihren Wählern auf den Kopf fallen… Im Australischen
Outback hingegen, ist dies überhaupt kein Problem. Ausser ein paar Aborigines
lebt dort niemand und da diese bis 1967 kein Wahlrecht hatten, zählten sie
nicht.
Deshalb
deklarierte die Australische Regierung 1947 ein Gebiet von 127'000 km2
(etwa die Grösse von England) zur «Woomera Prohibited Area» als Raketentestgelände.
In
den 50er und 60er Jahren lebten etwa 7'000 Personen in Woomera, von denen die
meisten für das Testgelände arbeiteten, darunter auch viele Europäer.
Kulturelle Differenzen zwischen ihnen und den Australiern hatten einen
negativen Einfluss auf das Zusammenleben, vor allem in der Freizeit. Die
Australische Luftwaffe, die das Testgelände betreibt, erkannte, dass sich das Europäische
Personal nicht in die ausschweifenden Trinksitten in Pubs integriert. Die
Lösung war «Apartheid». Das ELDO Hotel wurde speziell für das «gesittete» ELDO
Personal gebaut und das Dorfmuseum machte keinen Hehl daraus, weshalb.
Die
Woomera Sperrzone wird immer noch als Raketentestgelände gebraucht. Ein
interessantes Museum informiert über die Geschichte des Geländes und in der
dazugehörigen Freiluft-Ausstellung können verschiedene Raketen, Flugzeuge und
auch heruntergefallene Raketenteile besichtigt werden.
Etwa
80km von der Hauptverkehrsachse entfernt, besuchten wir auch Roxby Downs, ein
weiteres Dorf, das ins Nichts gepflanzt wurde. Natürlich war da was, das dazu
führte, dass dieser moderne Ort, mit heute etwa 5'000 Einwohnern, 1987
entstand. Nachdem verschiedene Rohstoffe entdeckt wurden, entstand die «Olympic
Dam Mine». Ursprünglich wurde nur in kleinem Rahmen etwas abgebaut, doch seit
2005 entstand unter BHP Billiton das weltgrösste Untergrund- Bergwerk. Im
Kinosaal des Touristenbüros zeigte man uns einen interessanten Film über die
Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer, Uranium, Silber und Gold. Die Olympic
Dam Mine ist momentan weltweit der zweitgrösste Uranium-Produzent und dort
lagert noch immer das grösste Uranvorkommen, wenn auch die Haupteinnahmen der
Mine aus dem Kupfergeschäft stammen.
Wo
Euros hüpfen und Opale den Rubel rollen lassen
Kurz
bevor wir Woomera verliessen, erfuhren wir, dass man Euros in Australien schon
viel länger kennt, als in Europa! Auf dem fünften Kontinent rollt der Euro
allerdings nicht, er hüpft. Die Evolution hat viele hüpfende Beuteltiere
hervorgebracht, von winzigen Springbeutelmäusen (Kultarr) zu kleinen Wallaroos,
über etwas grössere Wallabies bis hin zu riesigen Roten Kängurus.
Die
meistverbreitete Känguruart ist das Bergkänguruh (Common Wallaroo bzw. Hill
Kangaroo). Im unfruchtbaren Teil Australiens, d.h. im Outback, ist die
häufigste Untergattung des Common Wallaroos landläufig als Euro bekannt. Nun
wurde uns klar, dass wir eigentlich von Euros umgeben sind und somit dem
Schlaraffenland nicht mehr nachrennen müssen….
Als
wir wieder in die Stuart Highway einbogen um unsere Reise fortzusetzen, stach
uns das Schild mit den Distanz-Angaben zu den nächsten Ortschaften ins Auge.
Welch ein Unterschied zum dichtbevölkerten Europa. Da lasen wir: Glendambo (nur
eine Raststätte) 133km, Coober Pedy (ein Minen-Dorf mit 1'700 Einwohner) 366km,
Cadney Park (ein Campingplatz in der Wüste) 517km, Marla (eine weitere
Raststätte) 597km und schlussendlich Alice Springs (die einzige wirkliche Stadt
und dort ist man erst etwa im geografischen Zentrum Australiens) 1’050km.
Es
war weder so einsam, noch so langweilig wie dieses Schild suggerierte. Schon
nach 40km begegneten wir beim malerischen Lake Hart einer Busladung Touristen.
Der momentan nur hauchdünne Wasserfilm auf der Salzkruste, verleitete diesem
Salzsee einen speziellen Charme. Aus der Ferne sah es aus, als ob die Menschen
eislaufen würden. Die hügelige Landschaft wird durch die Bahnlinie entlang des
Ufers noch mehr aufgewertet. Leider sieht man die historische Eisenbahn Ghan
nur etwa einmal pro Woche. Solange man für die Strecke von Adelaide nach Darwin
AUD 2'700 (€ 1'700) hinblättern muss, wird wohl die Nachfrage kaum steigen.
Weiter
nördlich erschienen grosse Flächen der roten Erde entlang der Strasse
asphaltiert zu sein. Bei genauerem Hinsehen war der rote Sand mit unzähligen
schwarzen Kieselsteinchen bedeckt. Anderseits war die befestigte Strasse hier
nun rot, da man den roten Sand den es hier überall gibt, als Basis für den
Asphalt verwendet hat.
Schon bald wies ein Strassenschild auf die Möglichkeit hin, dass ein Flugzeug
unsere Strasse als Notlandepiste benutzen könnte. Zuerst dachten wir noch, dass
wir auf diesem 7m breiten Strassenabschnitt wohl kaum mit viel mehr, als einem
kleinen «Grashüpfer» rechnen müssten. Aber dann wurde die Strasse plötzlich 25m
breit! So duckten wir instinktiv unsere Köpfe und schauten hoch, ob nicht etwa
ein Jumbojet im Anflug sei… Wenn es darum ginge ein paar hundert Passagiere,
ein teures Flugzeug, und vor allem sich selbst zu retten, würden die Piloten wohl
kaum zögern, ein paar einsame Autofahrer zu zermalmen.
Bevor
die Sonne unterging, erreichten wir das Opal-Minendorf Coober Pedy, für
durchreisende Touristen ein hoch-gefährlicher Ort: diejenigen mit wenig Zeit müssen
damit rechnen, dass sie in den zahlreichen Opal-Schmuckgeschäften um ihr hart
verdientes Geld gebracht werden, und diejenigen mit viel Zeit riskieren in
einen der unzähligen Minen-Schächte zu fallen.
Hier
wird Opal nicht von grossen Minen-Firmen abgebaut, sondern von unzähligen
Parzellenbesitzern, von denen die ersten 1916 hier ankamen. Da jedermann eine
Parzelle erwerben und mit der Suche nach den wertvollen Steinen beginnen kann,
zieht Coober Pedy heute noch Opalsucher aus der ganzen Welt an. Im Jahr 2018
setzten sich die 1'700 Einwohner aus 44 Nationen zusammen. Deshalb findet man
im Supermarkt auch Produkte aus der ganzen Welt, wie man sie sonst im Outback
nie erwarten würde. Unter anderem fanden wir gute Deutsche Wurstwaren und lecke
Schwarzwälder-Torte.
Stolze
95% der weltweiten kommerziellen Opal-Förderung stammt aus Australien und der
allergrösste Teil aus Coober Pedy. Als Überbleibsel der Minen-Aktivitäten sieht
man überall unzählige, kleine, kegelförmige Schotterhaufen aus zerschmettertem
Fels (genannt Mullock), dem der Opal entnommen wurde. Dazu werden hunderte
kleiner Lastwagen mit Spezialausrüstung verwendet, die man weitherum sieht.
Normalerweise bohren die Parzellenbesitzer bis zu 30m tiefe vertikale Schächte von
einem Meter Durchmesser. Von der Basis werden dann horizontale Tunnels gegraben
(bis unter Nachbars Grenzzaun?) und das Ausbruchsmaterial wird an die
Oberfläche gefördert. Dort wird es in einer Art Zentrifuge (Rock Tumbler), die
hoch über einem Lastwagen montiert ist, gewaschen und zerkleinert. Hinterher
werden die Gesteinsbrocken manuell, teils unter Neonlicht, nach den wertvollen
Mineralien abgesucht. Danach wird der Opal auf Grund seiner Qualität, Brillanz,
Reinheit, sowie der Vielfalt an Farben und Mustern klassifiziert.
Höhlenbewohner
und Zäune um Hunde und Katzen abzuhalten
Das
Arbeiten in einer Mine ist sicher kein einfacher Job, wenn nicht schon das
Leben in einer Gegend hart genug wäre, wo die Sommertemperaturen regelmässig
40°-50°C erreichen, und die Winternächte regelmässig unter den Gefrierpunkt
fallen. Als Lösung bot sich an, nicht nur unter Tag zu arbeiten, sondern auch
im Untergrund zu wohnen, oder eben: Höhlenwohnungen. Heute werden auch viele
Touristenunterkünfte im Untergrund angeboten.
Kanku,
das Breakaway Naturreservat, liegt nur 30km ausserhalb des Opal-Dofes und
bietet sich als idealer Tagesausflug an. Da sich der Park auf Aboriginal-Land
befindet, ist ein Permit (Bewilligung) erforderlich, welche man im Touristen-büro
kaufen kann. Die gut unterhaltene Schotterstrasse lässt sich mit einem normalen
Pkw problemlos befahren. Wer aber mit einem Mietwagen unterwegs ist, könnte
sich ziemlich grosse Probleme aufhalsen, wenn etwas passieren sollte, da
Schotterstrassen in den meisten Mietverträgen ausgeschlossen sind. Die staubige
Strasse wertet aber den Park nicht ab. Mit seinen mehrfarbigen Tafelbergen,
Hügeln und Felsen, sieht er schon fast einer Malerpalette ähnlich. Es gibt
Hügelflanken (Breakaways) in weiss, ocker bis rötlich braun, oder sogar mit
violetten Sedimenten.
Eine
Ringstrasse erschliesst den Park ab dem sogenannten «dog fence» (Hunde Zaun).
Der 5’614km lange Hag wurde zwischen 1880 und 1885 errichtet, um Dingos
(Wildhunde) davon abzuhalten im südöstlichen Teil Australiens Schafe und Rinder
zu reissen. Normalerweise sorgt das Naturgesetz des «fressen und gefressen
werdens» dafür, dass das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt. Es gibt
immer genug zu fressen, ohne dass die Opfertiere aussterben. In Australien
haben aber die Europäer so viele nicht-heimische Arten eingeführt, dass das
natürliche Gleichgewicht aus den Fugen geriet. Der Hundezaun musste gebaut
werden, um die eingeführten Schafe zu schützen. Ein weiterer riesiger Zaun
wurde errichtet, um heimische Tierarten wie Echsen, Vögel und kleine
Beuteltiere von (eingeführten) verwilderten Katzen zu schützen, die jede Nacht millionenweise
kleine Tiere töten. Am natürlichen Gleichgewicht genagt haben vor allem die
giftige Riesen-Kröten (Cane Toad), Füchse, Hasen, verwilderte Ziegen, Schweine,
Esel, Kamele, aber auch verwilderte Pferde und sogar Wasserbüffel, die sich so
zahlreich vermehren, dass man sie heute als Pest betrachtet.
Nach
drei abwechslungsreichen Tagen in Coober Pedy ging’s weiter nordwärts durch die
unwirkliche rote Landschaft, welche immer wieder Mal mit einzelnen Blumen
geschmückt ist, die im Outback überleben können. Nach einem simplen Mittagessen
in einem «Road House» konnten wir beobachten, wie sich grosse Gruppen von
beeindruckenden Keil-Adlern die flachgefahrenen Euros, als Festschmaus
aussuchten. Euros und andere Kängurus fallen dem Verkehr zum Opfer, da die
grossen Road Trains unmöglich für sie stoppen können und die Adler schlemmen
hinterher so begeistert von den überfahrenen Tieren, bis sie selbst dem Verkehr
zum Opfer fallen. Auf einsamen Australischen Landstrassen sieht der
Lebenszyklus häufig so aus!
Wir
hingegen hatten unsere letzte Süd-Australische Mahlzeit, und auch Übernachtung
im Marla Road House, bevor wir die Grenze zum nächsten Teilstaat überquerten.
Northern
Territory: Kamele, Kühe und Züge auf
der Strasse
Am 19.
Juni 2018 erreichten wir die Northern Territories (NT), extrem dünn besiedelter
Teilstaat, der teilweise öde, teilweise tropisch ist. Mit einer Landmasse von 1'349’130 km2 ist das nördlichste
Territorium 34 Mal grösser als die Schweiz, oder etwa 4 Mal so gross wie
Deutschland. Mit 240'000 Einwohnern leben hier aber nicht viel mehr Menschen,
als in der Deutschen Kleinstadt Freiburg im Breisgau. Der allergrösste Teil von
ihnen, etwa 180'000, lebt im Grossraum Darwin an der Nordküste, weniger als
30'000 um Alice Springs im Süden der NT, und die übrigen 30'000 weitverteilt
über das restliche Gebiet. Mit etwa 30% Aborigines, haben die NT einen höheren
Anteil an Ureinwohner, denn jede andere Australische Provinz. Landesweit ist
die Aborigines-Bevölkerung auf 2,7% gesunken.
Abgesehen
von einem Rastplatz mit Infotafeln und einem riesigen NT Logo, nimmt man die
Grenze nicht wahr. Landschaftlich hingegen, fiel uns auf, dass es immer mehr
Hügel hatte, die hier aus glattem Fels bestehen. Sie glichen fast ein wenig dem
berühmten Uluru/Ayers Rock, waren aber flacher und viel kleiner. Als wir das
Road House in Erlunda erreichten, war hier viel mehr los, als bei jeder anderen
Raststätte, entlang unseres Weges. Der Grund dafür war offensichtlich: Erlunda
ist an der Kreuzung zum Uluru-Kata Tjuta Nationalpark (Ayers Rock und Olgas).
Unzählige Touristen mit wenig Zeit, hetzen die 450km zwischen Alice Springs und
diesem Nationalpark in ihren gemieteten Pkws und Wohnmobilen auf der Strasse ab.
Als privilegierte Weltenbummler hatten wir sowohl Ayers Rock, die Olgas, als
auch den Kings Canyon (Watarrka) schon vor
langer Zeit gesehen und immer noch gut in Erinnerung. So entschieden wir, uns
dieses Mal lieber auf die weniger überlaufenen Sehenswürdigkeiten zu
konzentrieren.
Im Erlunda Road House ist uns aufgefallen, dass zur Freude der Touristen Emus
gehalten werden und bei der Stuarts Well Herberge, etwas nördlich, gibt es eine
Kamel-Farm. Da wir mit viel Zeit unterwegs sind, ergibt es sich ganz von
selbst, dass wir hier und dort alle möglichen und unmöglichen Tiere sehen. So
müssen wir weder Farmen noch Vogelwarten besuchen!
Genauso
oft wie freilebenden Tieren, begegneten wir Road Trains. Gemäss dem
Australischen Gesetz muss jeder Lasterzug, der länger als 36,50m ist, als «Road
Train» markiert sein. Die zulässige Gesamtlänge und die maximale Anhängerzahl differiert
von Provinz zu Provinz. Hier in den Northern Territories, wie auch in
West-Australien, gilt eine Maximallänge von 53,50m und das Gesamtgewicht darf –
jeweils ohne Zugfahrzeug – 132 Tonnen nicht überschreiten. Auf Privatstrassen
können Road Trains hingegen über 100m lang sein und dort gibt es auch kein
Gewichtslimit. Einfach so zum Spass und um Rekorde zu brechen, mussten
Outbackstrassen schon bis zu 1,5km lange Road Trains mit bis zu 112 Anhängern
ertragen…
In
einem riesigen Land wie Australien sind auch die Farmen riesig. Wenn sie
4’000km2 überschreiten, nennt man sie «Station». Anna Creek Station
in Süd-Australien ist die grösste. Mit fast 24'000 km2 entspricht
sie etwa 60% der Landfläche der Schweiz. Die Zweitgrösste erreicht «nur noch»
17'000 km2 und die nächsten 20 sind immer noch grösser, als 10'000 km2.
Auf kargem Land können nicht so viele Tiere gehalten werden und Zäune gelten bei
diesen Dimensionen als Luxus. Konsequenterweise warnen grosse Tafeln am
Strassenrand nicht nur vor Kängurus, sondern auch vor Kühen, Kamelen, Schafen
und ähnlichem. Grosse Tiere stellen für den Verkehr ein erhebliches Risiko dar.
Rindviecher die alle Viere von sich strecken, sind leider entlang der
Outback-Strassen keine Seltenheit.
Während
des Winters im Süden Australiens, respektive der Trockenzeit im Norden, werden
die Herden zusammengetrieben – man spricht von der «Mustering / Roundup» Saison.
Auf den riesigen Australischen Farmen ist das Zusammentreiben der Rinder eine
langwierige und gefährliche Arbeit, da die Tiere ziemlich verwildert sind.
Normalerweise kommen sie nur ein- bis zweimal pro Jahr mit Menschen in Kontakt.
Heutzutage werden zum Zusammentreiben nicht nur Hunde, sondern auch Motorräder,
4x4 Fahrzeuge, und sogar Flugzeuge und Helikopter, eingesetzt. Sobald man alle
Kühe in einem riesigen Gehege entlang einer Strasse beisammen hat, werden sie
in verschiedene Gruppen klassifiziert. Die dünnsten und jüngsten sind die
glücklichsten. Sie werden markiert und bis zum nächsten «Muster» wieder
freigelassen. Andere werden als Australische «Prime Steaks» die Welt ernähren.
Wieder andere werden als Rindfleisch an Australischen Familientischen verzehrt
werden. Die fettesten gehen auf eine Überseereise, da sie ohne weitere Nahrung
überleben können, bis sie ihr Ziel erreicht haben! Entlang der Stuart Highway
gibt es mehrere «Muster»- Stationen und einmal konnten wir zuschauen, wie
Rinder selektiert und auf Road Trains verladen werden.
Es
war augenfällig, wie viele grosse, mit Rindvieh beladene Road Trains nordwärts fuhren
und leer zurückkamen. Darwin hat den weltgrössten Verladehafen für die etwas
umstrittenen Lebendtransporte von Schlachttieren. Über eine Million Rinder und
fünf Millionen Schafe werden hier alljährlich verschifft. Millionen weiterer
Nutztiere kommen in grosse Fleischfabriken. Ihre besten Stücke werden als
Australisches Hochqualitätsfleisch exportiert. Uns ist aufgefallen, dass
Australisches Fleisch, das uns auf den Pazifikinseln serviert wurde, immer von
deutlich besserer Qualität war und deutlich besser geschmeckt hat, als
dasjenige, das wir hier in Australien erhalten. Wir haben den Eindruck erhalten,
dass die Australier lieber ein grosses, als ein gutes Stück Fleisch essen.
MacDonnell
Ranges: wir schluchzen von Ost
nach West
Nach
einer Übernachtung im Stuarts Well Road House, 75km
südlich von Alice Springs, nahmen wir die Abzweigung ins Gebirge der Ost
MacDonnell Ranges. Für 80km führt die Strasse durch faszinierende Landschaften
mit rötlichen Gebirgszügen und Tälern. Die schönsten Stellen erreicht man
entlang kleiner Schotterstrassen, etwas abseits der Hauptstrasse. Obwohl die
Bachbetten momentan so trocken waren, wie sie nur sein konnten, war es
offensichtlich, dass Wasser hier seinen Weg durch den Stein gefressen hatte.
Einige der so entstandenen Schluchten und Kluften sind Besuchern zugänglich
gemacht worden. Zwischen diesen pittoresken Felswänden gibt es viele Wanderwege
und wer Glück hat, sieht vielleicht Felskängurus oder bunte Vögel. Wir
bestaunten die Emily Kluft, Jessie Kluft und machten eine Wanderung durch die
Tephina Schlucht, wo es sogar noch ein winziges Wasserloch hatte.
Um
genügend Zeit zu haben, übernachteten wir zweimal im Ross River Homestead. Die
dortigen Hüttchen sehen zwar von aussen hübsch aus, sind aber inwendig extrem
einfach, vor allem, wenn man den Preis betrachtet. Mit $ 155 war dies die
teuerste, aber bei weitem rustikalste Unterkunft, die wir (bisher) in
Australien hatten. Nichts desto trotz haben wir sehr gute Erinnerungen an
diesen Ort, den man vor allem wegen seiner grossartigen Atmosphäre und seiner
tollen Umgebung besucht. Am Abend traf man sich mit den anderen Gästen zur
Gemeinschaftsmahlzeit (welche auch nichts Besonderes war). Es war sehr gesellig
und gemütlich, da in jedem Speisesaal ein Kaminfeuer brannte. Es war der
Kontakt mit den anderen Gästen und mit dem sehr netten Personal, welcher aus
einem einfachen Essen einen erinnerungswürdigen Abend machte. Zudem ist das
Grundstück von Ross River in eine so schöne Landschaft eingebettet, dass man
überhaupt nicht ins Auto steigen müsste. Man hat uns verschiedene Wanderungen
innerhalb der Station vorgeschlagen, wie z.B. zur «Spinx» und der «Chinesischen
Mauer» und Richtung N’Dhala Schlucht. Alle waren mindestens so schön, wie die ausgeschilderten
Sehenswürdigkeiten im Nationalpark.
Nach
unserem Aufenthalt in den «East MacDonnell Ranges» genossen wir etwas
Zivilisation in Alice Springs. Um aber unseren Bericht übersichtlicher zu
halten, fahren wir mit unserem Tagesausflug zu den «West MacDonnel Ranges»
fort. Naturgemäss gleicht der westliche Teil des Gebirgszugs seinem östlichen
Gegenstück ziemlich stark. Der westliche Teil erhält aber vielmehr Besucher und
kann mit mehr Wasserlöchern und höheren Gipfeln punkten, wie z.B. Mount Sonder
(1’380m) und Mount Zeil (1’531m).
Wir nahmen nicht den ganzen Weg bis zur Glen Helen Gorge unter die Räder,
sondern nur etwa 100km bis «Ellery Creek Big Hole». Wie der Name besagt,
handelt es sich um ein ziemlich grosses Wasserloch, das sogar den Weg durch die
Schlucht versperrt. Enten und Reiher waren tapfer am Schwimmen, für uns
Menschen war das Wasser hingegen jetzt viel zu kalt.
Als
nächstes stand die Hauptattraktion der «Mac’s» auf unserer Agenda: «Standley
Chasm». Da diese Schlucht inzwischen an die traditionellen Aboriginal
Eigentümer zurückgegeben wurde, war dort ein Eintritt von $ 12 fällig. Die
Kluft mit ihren beeindruckend hohen roten Felswänden ist so eng, dass sie nur
für etwa 2 Stunden um die Mittagszeit perfekt im Sonnenschein leuchtet. Um die
Massen an Bustouristen zu vermeiden, entschieden wir uns erst um 14h30 dort zu
sein. Das Licht, das von der Umgebung reflektierte, liess Standley Chasm (Angkerle
Atwatye) immer noch wunderschön leuchten. Wir bereicherten unseren Besuch zudem
mit einer anstrengenden Wanderung über die Schlucht und einem unerwartet guten
Mittagessen im Kiosk-Café am Eingang.
Als Abschluss unseres Ausflugs in die West Mac’s besuchten wir Simpsons Gap,
ein weiteres wunderschönes Wasserloch in einer Schlucht mit vielschichtigem
Gestein.
Alice
Springs: eine richtige Stadt im
roten Zentrum
Nach
zehn aussergewöhnlich spannenden und vielfältigen Tagen durch das Nichts, waren
wir definitiv reif für eine bevölkerte Insel inmitten der Wüste. Mit fast
30'000 Einwohnern ist Alice Springs nicht nur die einzige richtige Stadt im
roten Zentrum, sondern schon fast eine City in der Wildnis. Sie ist schön und
modern, aber nicht wirklich charmant. Wenn man durch die Stadtmitte schlendert
hat man eher das Gefühl in einem Dorf auf dem Lande zu sein, als in einer Stadt
mit mehreren zehntausend Einwohnern. Man sieht vor allem Geschäfte, Restaurants
und andere Dienstleistungsbetriebe, welche sowohl Einheimische, als auch
Touristen bedienen. Die meisten Bürger von Alice Springs, darunter 17%
Aborigines, leben in den Vororten und kommen nur zum Arbeiten, Einkaufen, für
Freizeitaktivitäten und zum Essen ins Stadtzentrum. Der Ort entstand aus einer
Telegrafenstation für die Süd-Nord Leitung, welche unter Charles Todd Mitte des
19. Jahrhunderts erstellt wurde. Vieles in der Stadt ist nach ihm benannt, wie
z.B. die Haupt-Einkaufsmeile und der (momentan knochentrockene) Fluss.
Als
wir Alice am 27. Juni 2018 wieder verliessen, reihten wir uns mit unserem
weissen Kleinwagen erneut in die «Karawane der grauen Nomaden» ein, die mit
ihren grossen 4x4 und off-road tauglichen Wohnwagen nordwärts unterwegs waren.
Ausser Road Trains sahen wir viele rote Termitenhügel, die so zwischen 10 bis
80cm hoch waren. Beim winzigen Weiler Aileron war die Landschaft mit zwei
gigantischen Aboriginal-Statuen aus Metall dekoriert, von denen eine auf einer
Hügelkuppe steht. Dieses Road House bewies, wie soviele andere Raststätten, den
typischen Aussie-Humor. Ein Skelett hält ein Schild “shit house this way” für
den Fall, dass man den Weg, an den Souvenirständen mit Aboriginal Kunsthandwerk
vorbei, nicht findet. Vor der Tür stehen übergrosse Skulpturen eines
Eidechsenpaares, welches Badekleider trägt. Oft ist es eher der Humor der
Eigentümer, als die Qualität des Essens, der den Unterschied zwischen einem
guten und einem schlechten Road House ausmacht.
Etwa
um 5 Uhr nachmittags erreichten wir nur wenig abseits der Stuart Highway, eine
weitere, naturgeschaffene Sehenswürdigkeit: die Steinkugeln Karlu Karlu/Devils
Marbles. Diese rötlichen «Felsmurmeln» sind wirklich so gross, dass man denkt
ein Riese hätte sie von Hand in die Landschaft gestreut. Wir bewunderten diese
kugel- bis oval-förmigen Felsbrocken, welche gut und gerne 6m hoch sein
konnten, im letzten Sonnenlicht, was besonders schön war.
Weniger
schön war hingegen die Erfahrung, die wir im nahegelegenen Road House machen
mussten. Man vermietete uns das letztes Zimmer, welches ein echtes Schnäppchen
gewesen wäre, wenn nicht schon ein anderes Paar «unser» Bett belegt hätte… Weil
es kein anderes Zimmer mehr gab, fühlten wir uns genötigt die 100km nach
Tennant Creek im Dunkeln zurückzulegen.
Tennant
Creek: ein Dorf mit mehr
Aborigines als Siedlern
Erst 550
Kilometer nördlich von Alice Springs erreichten wir das nächste Dorf: Tennant
Creek. Etwas mehr als die Hälfte der 3'000 Einwohner sind Aborigines. Die
Australischen Ureinwohner lebten über Jahrtausende in Harmonie mit der Natur.
Indem sie die natürlichen Resources respektierten und förderten, fanden sie
immer genug zu essen.
Die ersten weissen Siedler, die in Australien eintrafen, ignorierten die
Aborigines schlichtweg und machten sich einfach auf deren Land breit. Später
versuchten die Weissen den traditionellen Landeigentümern (wie man sie heute
oft nennt), den westlichen Lebensstil aufzuzwingen. Wegen ihrer Kultur mit viel
wertvollem Wissen über den Kreislauf der Natur, aber wenig Interesse an einem
kapitalistischen Leben, ist es vielleicht nie möglich, dass sie sich je
integrieren. Dies führte eher noch zu alkoholbedingten Problemen, als zu einem
besseren Leben. Nur wenige integrierten sich in die westliche Gesellschaft, die
meisten ziehen ein traditionelles Leben in abgelegenen Kommunen vor. Die
Umstände haben sich aber auch dort verändert. In jeder Community arbeiten heute
Sozialarbeiter, welche sich für Ausbildung einsetzen und medizinische
Grundversorgung sicherstellen.
Zumindest
wurde den Aborigines der Grossteil ihres Landes mittlerweile wieder auf ihren
Namen zurück übertragen. Der Zugang zu ihren heiligsten Stätten wurde inzwischen
für Touristen und Immigranten z.T. stark eingeschränkt. Traurigerweise schätzen
die meisten weissen Australier die Aboriginal-Kultur eher für ihren Wert zur
Förderung des Tourismus, statt als für etwas, das man erhalten sollte. Der
Verkauf von Bumerangs, Aboriginal-Gemälden und Didgeridoos bringt gutes Geld
ein.
Irgendwie
haben wir den Eindruck, dass es den Aborigines an Selbstvertrauen mangelt. Uns
fiel oft auf, dass sie schon fast aus dem Weg rennen, wenn wir sie auf dem
Gehsteig, oder in einem engen Supermarktgang kreuzten.
Kundjarra,
beziehungsweise die Pebbles, 20 Kilometer nordwestlich von Tennant Creek, ist
eine spirituelle Stätte der Aborigines, welche teilweise für Besucher
zugänglich ist. Kugelrunde bis ovale Felsen liegen auf einer Hügelflanke der
sonst flachen Landschaft. Sie ähneln den Karlu Karlu / Devils Marbles, sind
aber im generellen viel kleiner. Da die Kundjarra Felsbrocken für die
Ureinwohner wichtiger sind, als die Karlu Karlu Felskugeln, dürfen erstere nur
aus der Distanz betrachtet, aber nicht bestiegen werden.
Tennant
Creeks stillgelegte «Battery Goldmine» wird jetzt als Museum betrieben. Viele
alte Mienenmaschinen sind im Freien ausgestellt, darunter ein alter, gelber
Lastwagen. Es ist kaum zu glauben: vor 13 Jahren haben wir denselben rostigen Truck
schon einmal fotografiert – Heinz stand davor. Wenn man die beiden Bilder
vergleicht, ist Heinz’ «Karosserie» sichtbarer älter geworden. Wenn etwas schon
so alt ist wie dieser Lastwagen, fallen ein paar Jahre kaum mehr auf…
Nach unserem Besuch am Battery Hill, fuhren wir zum Picknick an den malerischen
kleinen Mary-Ann-See. Wir sahen dort viele Wasservögel und wunderschöne Pfauenmännchen
mit leuchtenden Federn – wir wissen aber nicht, ob diese Vögel schon steinalt,
oder noch pubertierend waren!
Raststätten
zur Entspannung und Unterhaltung
Vierhundert
Kilometer weiter, vorbei an ein paar dutzenden von Road Trains, tausenden von
Termitenhügeln und zwei Raststätten, erreichten wir ein paar Meilen abseits der
Hauptstrasse «Daly Waters Pub». Dies ist nicht einfach ein weiteres Road House,
sondern eine Institution! Es ist eine von wenigen Raststätten, die es schafft,
dass Reisende nicht nur hier übernachten, weil es auf dem Weg liegt, sondern
weil sie wirklich HIERHER kommen wollen! Der Grund ist die allabendliche
Unterhaltung. Sie gehört hier seit vielen Jahren dazu, und das Programm bietet talentierte
Musiker und Künstler, die z.T. schon auf der ganzen Welt auftraten. Im Pub
findet man Sammlungen von BH’s, Schuhen, Banknoten, Identitätskarten, Autonummern
und anderem Schnick-Schnack, den die Gäste «just for fun» hier zurückgelassen
haben.
Was hingegen
genauso ist, wie in anderen Raststätten; das Personal besteht vorwiegend aus
jungen «Working Holidayern» aus der ganzen Welt. Für unter 31-jährige ist es
einfach, ein «work + travel» Jahresvisum zu erhalten. Wer gerne noch ein
zweites, oder sogar drittes Jahr in Australien arbeiten und reisen möchte, muss
bereit sein, eine Arbeit zu übernehmen, welche Australier normalerweise nicht
machen würden, ausser man zwingt sie dazu. Deshalb sind viele sehr gut
ausgebildete Europäer und Asiaten bereit, unangenehme Hilfsarbeiten auf
Plantagen zu verrichten, oder im Outback zu arbeiten. Wenn man Glück hat,
findet man heutzutage auch in einem Road House mitten im Nichts Französische-
oder Asiatische Delikatessen, welche das sonst übliche Hamburger und Fish &
Chips Menü ergänzen.
Die
meisten jungen Leute, welche Australien mit einem Work & Travel Visum
bereisen, scheinen mit den Löhnen recht zufrieden zu sein, auch die meisten
Europäer. Australien gehört zu den Ländern, in denen Berufslehren etwas ausser-ordentlich
Ungewöhnliches sind. Ein Grossteil der Bevölkerung empfindet es als eine Art
Sklaverei, während dem Erlernen der Berufskenntnisse für einen tiefen Lohn
arbeiten zu müssen. Die Salärunterschiede zwischen älteren und jüngeren
Mitarbeitern sind bei weitem nicht so ausgeprägt, wie in Europa. Wohl auch
deshalb, gehören Australiens Minimallöhne zu den höchsten der Welt. Mitte 2018
betrug er AUD 18,93 per Stunde. Aushilfskräfte, wie z.B. Working Holidayer, erhalten
zudem noch etwa 25% Zulage (Casual Loading), um Urlaub, Krankentage und die
Unsicherheit eines Gelegenheitsjobs auszugleichen. Dies lässt den Minimallohn
für die meisten Backpacker auf AUD 23,66/h (€ 17,75) ansteigen. Es gibt trotzdem Lohnunterschiede,
einige verdienen etwas weniger, andere sogar deutlich mehr. Eine normale
australische Arbeitswoche beträgt 38 Stunden. Einige saisonale Jobs kommen aber
mit 60-90 Arbeitsstunden, was diese Stellen für alle, die ihre Reisemoneten
schnell verdienen möchten, hochinteressant machen! Leider vernahmen wir auch von
Fällen von unterbezahlten Backpackern. Dies scheint eher Asiaten, als Europäer,
oder Südamerikaner zu betreffen. Wir fanden die folgende Liste mit Beispielen,
was Besucher mit einem «Work & Travel» Visum verdienen könnten:
https://www.australia-backpackersguide.com/backpacker-jobs-salaries-australia/
Nur
22km nördlich von Alice Springs hatten wir den südlichen Wendekreis (des Steinbocks)
überquert; den Tropic of Capricorn. Theoretisch markiert dieser den Beginn des
Tropengürtels, wo es nur zwei Jahreszeiten gibt: Regenzeit und Trockenzeit.
Natürlich war das Klima nicht gleich wärmer und feuchter. Inzwischen waren wir
aber 900km nördlich dieser unsichtbaren Linie und nun fühlte es sich langsam
tropisch an. In Alice Spring erreichten die Temperaturen tagsüber 15°-19°C und
konnten nachts sogar unter den Gefrierpunkt fallen. Hier oben hingegen, stiegen
die Tagestemperaturen schon auf respektable 30°-34°C und auch in der Nacht
fielen sie nicht mehr unter 16°C. Stellt euch vor, dass ihr vom Herzen Europas
in einer «angenehmen zehnstündigen Fahrt» über einsame Landstrassen, vom Winter
in die Tropen fahren könntet. Von Zentral-Australien aus ist dies ohne weiteres
möglich und vor allem von weiter südlich, machen dies viele. Nur schade, dass
Stechmücken das tropische Klima ebenfalls schätzen.
Nur
100km nördlich von Daly Waters wartete eine weitere «obligatorische»
Sehenswürdigkeit: die Oase Mataranka mit ihren Thermalbecken im Elsey
Nationalpark. Wir nahmen uns im Mataranka Homestead ein einfaches Motelzimmer, nur
ein paar hundert Meter vom Becken mit dem 33°C warmen Thermalwasser entfernt.
Die heisse Quelle fliesst nicht nur in den Pool, sondern weiter in den Roper
River, der ganzjährig nie austrocknet. Deshalb ist die Vegetation entlang seines
Ufers recht üppig. Es wachsen (Cabbage-) Palmen, Eukalyptusbäume und Pandanus.
Da die Nordküste nicht mehr gar so weit entfernt ist, schafft es in der
Regenzeit immer mal wieder ein Salzwasser-Krokodil hierher. Obwohl diese Echsen
regelmässig von der Nationalpark-Verwaltung umgesiedelt werden, ist das
Flussufer aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Das
Dorf Katherine liegt nur 110km weiter nördlich und trotzdem übernachteten wir
hier schon wieder. Die dortige Brücke über den Katherine River ist ein gutes
Beispiel dafür, wie stark das Wasser in der Regenzeit ansteigen kann. Momentan
floss es mehr als 20m unter der Brücke. Bei aussergewöhnlich nassen Regenzeiten
kommt es aber immer wieder vor, dass diese überschwemmt wird, wie z.B. 1998.
An
den Unterkunftspreisen in Katherine spürte man, dass gerade Schulferien waren. Nach
einer intensiven 6-wöchigen Reisephase brauchten auch wir wieder etwas Ferien
in den Ferien. So hat es gut gepasst, dass wir etwas südlich von Darwin, gleich
mehrere FKK Plätze fanden. Dorthin waren es jetzt nur noch 300km.
BRUJUL:
unerwartete Begegnungen auf
einem neuen FKK Platz
Am 3.
Juli erreichten wir fast den nördlichsten Zipfel Australiens. Etwa 40km südlich
von Darwin bogen wir aber ein paar Mal ab und waren bald bei BRUJUL, einem neuen ansprechenden
FKK Gelände in Australiens tropischer Klimazone.
BRUJULs
Eigentümer Bruce & Julie, sind selbst begeisterte Naturisten unf führen ihr
kleines Paradies mit viel Hingabe. Julie empfing uns herzlich und zeigte uns
die neue moderne Unterkunft, welche wir vorgängig reserviert hatten. Als Heinz
aber ungläubig fragte, ob die Küche wirklich keine Herdplatten habe, muss er
schon sehr verwundert ausgesehen haben! Unsere Vermieter entschieden
jedenfalls, dass Schweizer Na-Turisten wohl unfähig sind, mit einer im
Australischen Stil voll ausgestatteten Küche mit Mikrowelle und Grill, aber
ohne Kochplatten umzugehen! Am nächsten Tag brachten uns Bruce & Julie zwei
brandneue Kochplatten und sagten, dass sie beschlossen hätten, alle Unterkünfte
so auszustatten. Ehrlich gesagt sind BRUJUL’s Studios aussergewöhnlich gut
ausgestattet, sogar die Küche. Die meisten Einheimischen benutzen im Urlaub
entweder den BBQ, oder schmeissen eine Fertigmahlzeit in die Mikrowelle. Wenn
die Australier richtig kochen, ist es normalerweise für eine Gruppe von
Freunden und in unserer Küche gab es ein paar sehr raffinierte Küchengeräte.
BRUJUL
ist ein sehr beliebter FKK Platz - zumindest für Australische Verhältnisse! 60
bis 80 Gäste sind hier viel. Es ist ein Ort wo viele pensionierte Australische
Naturisten alljährlich ein paar Monate verbringen, um dem südlichen Winter zu
entfliehen. Hier um Darwin gibt es hingegen nur Trocken- und Regenzeit. Die
Trockenzeit dauert etwa von Mai bis Oktober und ist dominiert von warmen,
trockenen Tagen mit Temperaturen um 30° bis 35°C. Dagegen bieten Südspanische
Winter eigentlich fast nur Kühlschranktemperaturen.
Bei
BRUJUL treffen sich viele der Winter-Flüchtlinge regelmässig vor
Sonnenuntergang im halboffenen Klubhaus zur Happy-Hour und um Spiele zu machen.
Da wir aber auch ohne Happy-Hour sehr happy sind, zogen wir lieber los um Flora
und Fauna zu beobachten. Regelmässig schlenderten wir entlang des weniger als
ein Kilometer langen Grenzzauns. Da dies recht kurz ist, machten wir
normalerweise mehrere Runden. Es gab immer etwas zu sehen. Wir waren entzückt
von den vielen Schraubenbäumen, einer Pandanusgattung, deren lanzenförmige
Blätter korkenzieherförmig hochwachsen. Nachdem die alten Blätter abgedorrt
sind, gleicht der Stamm einer gigantischen Schraube.
Natürlich
wurden wir auch damit verwöhnt, regelmässig Tiere zu erspähen. Wir haben uns
bereits daran gewöhnt, dass wir auf den meisten Australischen FKK Plätzen schon
fast damit rechnen können, Kängurus und verschiedene Vögel, wie bunten
Papageien, zu sehen. Bei BRUJUL wurden hingegen solch gewöhnliche Begegnung von
Kreaturen in den Schatten gestellt, die wir bisher noch auf keinem FKK Platz
gesehen hatten: ein Freshy und ein Salty! So unglaublich es tönt; mehrmals
traten wir fast auf ein kleines Krokodil, das sich, gut getarnt, mitten auf dem
Weg sonnte. Bloss wegen eines jungen Krokodils ergreift in Australien niemand
die Flucht. Zugegeben, alle sind gerannt – aber nur um die Kamera zu holen! Die
Anwesenden meinten, das eine Tier sei wohl ein Süsswasser- und das andere ein
Salzwasser-Krokodil. Diese waren aber so klein, dass uns die kläffenden Hunde
der Dauermieter deutlich mehr Respekt eingeflösst haben. Dem einen Krokodil
muss es genauso ergangen sein; es ergriff so schnell wie möglich die Flucht,
als eine Naturistin nicht nur mit ihrem Fotoapparat, sondern auch mit ihren
zwei Schosshündchen ankam!
Wir
haben zehn entspannende Tage in unserem Studio bei BRUJUL genossen. Die
unzähligen Australier, die uns diesen Platz empfohlen hatten, hatten absolut
recht: ein Aufenthalt lohnt sich nur schon wegen der netten Persönlichkeiten
der Eigentümer Bruce & Julie. Sie sind beide waschechte Naturisten und
geben ihr Bestes, um die Gäste zufriedenzustellen. Der Bau eines neuen,
grösseren Schwimmbades ist bereits in die Wege geleitet. Ab und zu werden auch
spezielle Anlässe organisiert, wie z.B. nackte Golftourniere, oder nackte
Bootsausflüge. Wir können aber nicht versprechen, dass bei BRUJUL jedem ein
«Krok» über den Weg läuft. In weniger, als einer Stunde Autofahrt erreicht man
aber diverse Ausgangspunkte zu Bootstouren in die Feuchtgebiete, bei denen
Sichtungen von Krokodilen (fast) garantiert sind. Und dort begegnet man den
wirklich grossen Exemplaren, von denen man auf dem FKK Platz keines zu sehen
wünscht!
Auch Darwin, die nördlichen Strände, oder den Litchfield Nationalpark, bieten
sich als Tagesausflug von BRUJUL an. Da wir aber mit viel Zeit reisen, sparten
wir uns diese Sehenswürdigkeiten für die Weiterreise auf.
Northern
Territory Wetlands: fast wie ein «Wasser-Zoo»
Wie
schon gesagt, besteht das tropische Klima des Northern Territory nur aus
Regenzeit und Trockenzeit. Während der Regenzeit ist es aussergewöhnlich heiss
und feucht. Es regnet fast täglich, vielleicht nur für eine Stunde, aber dann
öffnet der Himmel seine Schleusen. Dies führt dazu, dass riesige Landflächen
überschwemmt und viele Strassen geschlossen werden. Wenn es nicht gerade einen
Zyklon hat, bleibt aber das Leben in Darwin immer noch recht angenehm. Das
Reisen im Norden der NT, kann aber zur “mission impossible” werden!
Wenn Land
regelmässig überflutet wird, bezeichnet man es als Feuchtgebiet, oder eben
«Wetland». Dort wo das Wasser ganzjährig bleibt, hat sich ein spezielles
Ökosystem entwickelt. Feuchtgebiete beheimaten viele Lebewesen; Fische, Vögel,
kleinere und grössere Raubtiere und ihre potenziellen Beutetiere. Zwischen Darwin
und dem Kakadu Nationalpark gibt es mehrere solche Wetlands. Auf vielen ihrer
Wasserflächen werden Bootstouren angeboten, um Touristen einen Blick auf
diejenigen Tiere zu erlauben, die sonst aus Scheu davonflattern, oder sich
überlegen, ob Zweibeiner mit Fotoapparat vielleicht auch gut schmecken. Auf
früheren Australienreisen genossen wir Boots-Touren auf den berühmten Yellow
Waters im Kakadu NP. Diesmal entschieden wir uns für eine «Wetland Tour» auf
dem Corroboree Billabong und wurden auch nicht enttäuscht.
Ironischerweise
sonnte sich gerade ein grosses Krokodil neben dem Bootssteg an dem ein Schild
angebracht war: «komm ruhig näher, dann können wir zusammen Mittagessen…». Gut
haben wir uns für die Tour zum Sonnenuntergang entschieden. Wir sahen dann auch
wirklich viele Krokodile, sowohl Salzwasser-Krokodile, welche bis zu 8m lang
werden können, als auch die bis zu 3m langen Süsswasser-Krokodile, die für den
Menschen normalerweise harmlos sind. Die Dame, die als Bootsführer arbeitete,
erzählte, dass wir auch vor Salzwasser-Krokodilen sicher seien, solange wir richtig
im Boot bleiben. Fische sind normalerweise nicht sichtbar, wenn wir aber an
einem Fischschwarm vorbeiglitten, war die Wasseroberfläche darüber ziemlich
unruhig und zog unzählige Vögel an, die sich noch ihr Abendessen fischen
wollten. Zu den Vögeln, welche wir zahlreich sahen, gehörten
Schlangenhalsvögel, Mittel- und Rotrücken-Reiher, Weissbauch-Seeadler,
Kormorane und die als Jabiru bekannten, grossen, schwarz-weissen Störche.
Nach einer
Übernachtung in der Corroboree Park-Taverne, besuchten wir ein paar weitere
Billabongs (Teiche) auf dem Weg nach Darwin. Besonders gefiel uns die «Leaning
Tree Lagoon» mit ihren Schneeflocken-Lilien auf der Wasseroberfläche. Wiederum
wimmelte es von Ibissen, Enten, Reihern und anderen Wasservögeln. Krokodile
sahen wir nur auf dem Warnschild. Das muss nicht heissen, dass es keine hatte –
man sagte uns, dass wenn man ein Krok sieht, wird man vermutlich von zehn
gesehen!
Darwin:
eine moderne Stadt ganz im
Norden des Kontinents
Am
14. Juli 2018 erreichten wir Darwin, wo wir ein schönes Hotelzimmer am
Stadtrand bezogen. Mit 130'000 Einwohnern, ist dies global betrachtet, nicht so
eine grosse Stadt. Auf die Verhältnisse des Northern Territory bezogen, ist
dies aber eine echte City, wo über die Hälfte der Bevölkerung des Territoriums
zuhause ist, bzw. sogar 80%, wenn man den Radius auf 50km ausweitet. Heute hat
die Stadt eine recht beeindruckende Skyline. Die vielen neuen Gebäude geben den
Eindruck eines sehr urbanisierten Ferienortes. Die Australischen Rentner aus
den Millionenstädten im Süden investieren das Erbe ihrer Kinder gerne in
Zweitwohnungen und Ferienhäuser in Regionen mit milderem Klima, wie z.B. im
Norden von Queensland, oder im eben, im tropischen Darwin.
Das
Stadtzentrum ist modern und funktionell, darum herum ist Darwin hingegen mit
vielen grünen Parklandschaften und schönen Stränden gesegnet. Viele bestechen
mit mehrfarbigen Sandsteinklippen hinter den breiten Sandstränden. Schwimmen
ist leider alles andere, als sicher und in der Regenzeit wegen der tödlichen
«Box Jellyfish» (Würfelquallen) sogar verboten. Auch in der Trockenzeit wird
immer noch Schutzkleidung empfohlen, z.B. einen Neoprenanzug, da immer noch ein
paar Würfelquallen präsent sein können. Auf diejenigen, denen dies noch nicht
genug Nervenkitzel ist, warten ganzjährig die Salzwasser-Krokodile, die immer
mal wieder gerne einen Adrenalin-Junkie verspeisen. Ein Hundehalter erzählte
uns, dass Salzwasser-Krokodile zum Schutz der Hunde umgesiedelt werden, sobald
eines an einem beliebten Strand gesichtet worden ist. Wir denken aber eher,
dass die Regierung ihre Steuern zahlenden Zweibeiner schützen will, als deren
Haustiere. Wir haben gelesen, dass alleine in der Umgebung von Darwin im ersten
Halbjahr von 2018, bereits 400 der geschützten Krokodile umgesiedelt werden
mussten. In der Regenzeit, wenn die Wasserspiegel so stark anschwellen, dass
mehrere Flüsse zu einem verschmelzen können, migrieren Krokodile über mehrere
hundert Kilometer und ein paar wenige wurden schon fast soweit südlich wie
Brisbane gefunden. Alljährlich suchen Angestellte, sogenannte «Nationalpark-Ranger»
anfangs der Trockenzeit vor Saison-Öffnung der Parks nach Salzwasser-Krokodilen,
um sie in die (nördlichen) Regionen umzusiedeln, wo sie, wenn es nach den
Menschen ginge, eigentlich bleiben sollten. Ausser dass die beliebtesten
Nationalparks auch mit baulichen Massnahmen Krokodil-sicher gestaltet werden,
sorgen viele künstliche Badeseen, wie auch durch Dämme geschützte Lagunen, für
ungetrübtes Badevergnügen.
Haie, Schlangen, Krokodile, Quallen, Spinnen etc.: die verdrehte Wahrheit
Als
wir unsere australische SIM Karte kauften, sagte der Verkäufer mitleidig: «arme
Leute, ihr kommt aus dem mit Flüchtlingen überschwemmten Europa, Deutschland
ist bereits verloren, man muss es abschreiben!» Wir haben aber bei unserem
kürzlichen Deutschlandaufenthalt kaum etwas von Flüchtlingen mitbekommen. Dieser
Typ hat wohl einfach die überzogenen Presseberichte für bare Münze genommen!
Andererseits tendiert die Europäische Presse dazu, die tödlichen
Gefahren, die von Australiens Tierwelt ausgehen, etwas zu überziehen. Wir
hörten von Europäern, die sich aus Angst vor Schlangen- und Spinnen-Bissen, als
auch vor Hai und Krokodilattacken, niemals getrauen würden, nach Australien zu
reisen! Zweifellos kommt es wegen Schlangen, Spinnen und auch Quallen zu
Todesfällen, ausnahmsweise vergreift sich auch ein Hai, oder Krokodil an einem
Menschen als Zwischenverpflegung. Es ist aber alles relativ.
Gemäss Statistik hat Australien alljährlich zwei Todesfälle zu beklagen,
die von Schlangen verursacht sind, weniger als zwei von Krokodilen, einen von
Haien, nicht einmal einer von Quallen und weniger als einen alle 25 Jahre von
einer Spinne. Nebenbei bemerkt; Bienen- und Wespenstiche verursachen (auch australienweit)
mehr Todesfälle, als Schlangen-bisse, und weltweit werden fünfzehnmal mehr
Menschen von Kokosnüssen tödlich getroffen, als von Haien ins Jenseits
befördert werden.
Die einzigartige Tierwelt liefert sicher eher einen Grund für eine
Australienbesuch, als eine Entschuldigung, dem Land fernzubleiben. Die grössten
Gefahren gehen von Dingen aus, über die man sich vielleicht kaum Sorgen macht: Verkehrsunfälle
fordern in Australien über 1'200 Menschenleben pro Jahr, der Alkoholkonsum
6'000 pro Jahr und das Rauchen alljährlich 15'500.
Um während eines Australienaufenthalts auf ganz sicher zu gehen, ist es
vielleicht angebracht, von ein paar potenziell tödlichen Fallen abzusehen, wie
z.B. Autofahren, Überqueren von Strassen, Alkohol trinken, Rauchen, oder dem Sonnen
an palmengesäumten Stränden!
Litchfield
Nationalpark: Lido oder Naturreservat?
Die
Nationalparks Kakadu und Litchfield sind im nördlichen Australien sicher die
Haupt-Touristenmagnete. Kakadu zieht massenweise in- und ausländische Touristen
an, welche die wirklich grossen Krokodile sehen möchten. Der Litchfield Park
auf der anderen Seite, lockt vor allem Darwins Stadtbevölkerung, aber auch
Touristen, welche vor allem wegen der vielen Krokodilfrei gehaltenen
Bademöglichkeiten hierherkommen.
Das
Top End Naturist Retreat, das wir weiter unten beschreiben, war unser perfekter
Ausgangspunkt für einen Tagesausflug. Da wir keine Bedenken hatten, über einen
12km langen Schotterabschnitt zu fahren, konnten wir eine bequeme, 200km lange Rundfahrt
unternehmen, welche uns etwa 120km Umweg ersparte.
Wir
begannen unsere Entdeckungstour des Litchfield NP bei der stillgelegten «Bamboo
Creek» Zinnmine, einer Sehenswürdigkeit, die für diesen Nationalpark nicht
unbedingt typisch ist, aber auf dessen Gebiet liegt. Nach nur zwei Jahren
musste die Mine ihren Betrieb 1908 bereits wieder einstellen. Damals war der
Zugang in der Regenzeit noch viel eingeschränkter, als heutzutage. Nachdem die
Stollen überflutet wurden, entschieden die Lizenznehmer, dass das Ganze zu viel
Arbeit und zu wenig Ertrag sei.
Litchfields
Höhepunkte sind vor allem Wasserfälle und Wasserlöcher. Uns Schweizer haben
nicht alle Wasserfälle so stark beeindruckt, jetzt in der Trockenzeit schon gar
nicht. Die Wangi- und Tolmer-Fälle bestachen aber durch ihre Höhe und ihre
Umgebung aus rötlichen Felsklippen. Es gab auch viele, absolut überlaufene
Bademöglichkeiten; kein Wunder bei dieser stechenden Hitze.
Ganz
anders, sah es hingegen beim «Tabletop Swamp» aus! Ein malerischer Teich
inmitten eines Feuchtgebietes, und den hatten wir ganz für uns alleine. Da
waren bloss Vögel, Eukalyptusbäume im Wasser, kleine Blumen zwischen Sumpfgras,
und alles war ganz still und friedlich.
Auch
sehr ungewöhnlich waren die Termitenhügel, welche ein ganzes Feld bedeckten und
für Touristen zugänglich gemacht wurden. Hier gab es sehr viele Kompass
Termitenhügel, die man im Englischen «Magnetic Termite Mounds» nennt. Sie sind
bis zu zwei Meter hoch, dünn und erinnern an alte Grabsteine. Die Kompass
Termiten, welche die Architekten und Baumeister dieser «Ameisen Wolkenkratzer»
sind, bauen sie immer von Nord nach Süd ausgerichtet, um im Innern auch ohne
Klimaanlage und Heizung, immer die optimale Temperatur zu haben!
Häufiger
sieht man die Kathedral-Termiten, die auch als Spinifex Termiten bekannt sind.
Deren Architekten scheinen unterschiedliche Ideen zu haben und höher hinaus zu
wollen. Ihre individuell gestalteten Kathedral-Termitenhügel können bis zu
sechs Meter hoch werden und beginnen mit einer recht mächtigen, sternförmigen
Basis, die sich nach oben hin ausdünnt. Auch diese Termitenhügel sind sehr
ausgeklügelt und garantieren stabile Innentemperaturen von ca. 25°C. Kathedral-Termitenhügel
sind im Northern Territory sehr weitverbreitet. Im Süden waren sie noch eher
klein und je weiter nördlich wir kamen, desto höher ragten sie in den Himmel.
Wenn man die kleinen Termiten mit ihren gigantischen Bauten vergleicht, wird
die menschliche Fähigkeit (mit allen möglichen Hilfsmitteln) Wolkenkratzer zu
bauen, in den Schatten gestellt!
Top
End Naturist Recreation Retreat: gross
und voller Überraschungen
Für
eine kleine Australische Stadt wie Darwin ist es schon überraschend, dass hier
genug Nachfrage für zwei FKK Gelände besteht. Das Neuere: BRUJUL, haben wir ja
schon beschrieben. Nun verbrachten wir auch noch 10 Tage im schon lange
etablierten: TENRR. Beide ziehen viele «Graue Nomaden» an, welche dem Winter entfliehen.
Beide haben ihre Vor- und Nachteile, doch für Urlauber mit Mietwagen ist TENRR
wohl die bessere Option, da eine asphaltierte Zufahrtsstrasse bis zum Eingang
führt. Bei BRUJUL hat die Behörde den Asphalt zwar schon bewilligt, ob er aber
bald hingewalzt wird?
Am
18. Juli ging’s von Darwin 60km südwärts zu TENRR, bzw. Top
End Naturist Recreation Retreat, wofür diese Abkürzung steht. Nicht nur der
Name dieses Platzes ist lang, es ist auch lange her, seitdem wir schon einmal
hier waren, und wir kamen zurück, wegen der langen Nacktwanderwege innerhalb
dieses FKK Campings den es schon lange gibt.
Wir
bekamen ein gleiches Hüttchen wie vor 12 Jahren und es war immer noch gut im
Schuss. Nur das Bett war zu weich. Kein Problem, wir verschoben die zweite
Matratze einfach unters Bett. So hatten wir nun ein viel komfortableres
gesundes Bett, wie es heutzutage in Australien üblich ist. Während unseres
letzten Aufenthalts waren weiche Betten und Matratzen gerade in Mode. Zu
unserem Leidwesen investierten die Vermieter oft ein Vermögen um ihre sonst
schon weichen Betten noch weicher zu machen! Zum Glück sind diese Zeiten
vorüber.
Mit
etwa 60 – 80 Naturisten auf dem Platz, gehört TENRR, zumindest während der
Trockenzeit, zu den beliebtesten FKK Plätzen Australiens. In der Regenzeit
hingegen, wird es wohl ziemlich einsam sein. Jetzt im Juli zog es vor allem
Rentner aus den Grossstädten des Südens an, welche einen Teil des Winters hier
verbringen. Weiter kamen noch ein paar «jüngere» Südländer für eine warme Woche
an der Sonne. Einige genossen es einfach, bei ihren Wohnwagen, oder
Miet-Bungalows zu faulenzen, die meisten machten aber bei den regelmässigen
Animationen und geselligen Anlässen mit, wie z.B. Aqua-Gym, Darts, Happy Hour,
oder BYO Gemeinschafts-Mahlzeiten. Nun gut, BYO (bring your own/bring dein
eigenes) Gemeinschafts-Mahlzeiten, sind eine Australische Eigenheit, wo jeder
sein eigenes Essen mitbringt und selbst verzehrt statt es zu teilen!
TENRR’s
grösstes Plus sind seine Nacktwanderwege. Im 100 Hektar grossen Gelände, mit
nur etwa 40 Stellplätzen, gibt es ein sein grosses Netzwerk an Wanderwegen. Der
längste folgt mehr oder weniger dem Grenzzaun und bringt es auf 4km. Zusammen
mit den vielen lohnenswerten Nebenwegen, kumulierten sich unsere Rundgänge
häufig sogar auf 8km.
Die
Nacktwanderungen bei Top End Naturist sind nicht nur gesund, sie führen auch
durch eine sehr vielfältige Landschaft mit einzigartiger Flora und extrem hart arbeitender
Fauna! Entlang des Weges stehen einige beeindruckend hohe Termitenhügel, welche
sowohl von Kompass-, als auch Kathedral-Termiten errichtet wurden. Die höchsten
dieser Termiten-Wolkenkratzer sind höher als 5 Meter.
TENRRs Fauna hat aber mehr zu bieten, als winzige Ameisen. Auch hier sahen wir
mehr, als nur die gelegentlichen Papageien und Kängurus! Mehrmals beobachteten
wir einen Pacific Baza, einen schönen Raubvogel, der zur Gattung der Falken
gehört. Unser Höhepunkt waren hingegen zwei Tiere, die so gut auf einem Baum getarnt
waren, dass wir sie nie gesehen hätten, wenn wir nicht von anderen Naturisten
darauf hingewiesen worden wären: Frilled Neck Lizards (Kragenechsen) – ein
ausgewachsenes und ein junges. Wir hatten schon immer gehofft, irgendwo in
Australien einmal eine dieser beeindruckenden Echsen zu sehen, und hier hatten
wir nun das Glück. Genauso gut wie die Kragenechse getarnt ist, genauso
zuverlässig bleibt sie um denselben Stamm, wenn sie dann einmal ihren Traumbaum
gefunden hat. Das Paar, welches seinen Stellplatz in der Nähe der beiden
«Frilled Neck Lizards» hatte, erzählte, dass das grössere schon über zwei
Wochen am selben Stamm wohne. Selbst die regelmässigen Besuche neugieriger
Menschen wie uns, schienen das schöne Tier nicht zu stören.
TENRR
ist ein gut ausgestatteter, beliebter Platz. Jean & Garry, die ihn vor 22
Jahren aufgebaut haben, wissen was Naturisten mögen. Ausser Nacktwanderwegen
gibt es auch ein gut beschattetes Schwimmbecken (bei 35°C möchte sich niemand
der vollen Sonne aussetzen), ein Gartenschach, Sportplätze, ein grosses
Klubhaus und mehr. Das einzige was fehlt, sind neuzeitliche Dinge wie Recycling
Container, oder andere Zahlungsmöglichkeiten als Bargeld. Kein Problem; man
muss halt einfach eine Schubkarre voller Silbermünzen mitbringen. TENRR ist ein
schönes Gelände, das jeden Cent wert ist!
Westaustralien: das Juwel des fünften Kontinenten    -    Menu
Als
nächstes stand Westaustralien (WA) auf unserem Programm, unser grosser Favorit
auf dem roten Kontinent. Westaustralien ist eine riesige, vorwiegend öde
Provinz mit vielen einsamen Landstrassen, obwohl der Verkehr seit unserem
letzten Aufenthalt ziemlich zugenommen hat!
Mit einer Landmasse von 2'529’880 km², ist WA etwa 7 Mal grösser als
Deutschland, oder 61 Mal so gross wie die Schweiz. Die Gesamtbevölkerung von
2,6 Mio. Einwohnern entspricht hingegen nur etwa der Agglomeration von Hamburg.
Davon (WA-Bürgern, nicht Hamburgern) leben mehr als 2 Mio. in der
Provinzhauptstadt Perth und von den übrigen 600'000 leben die allermeisten in
der relativ kleinen «Ecke» zwischen Perth und Esperance (ca. 0.2 Mio. km2).
Somit verteilen sich wohl weniger als 100'000 Einwohner über eine riesige
Landmasse von ca. 2,3 Mio. km2.
Es
sind 4’500km von Darwin via Broome und von dort entlang der Westküste bis
Perth. Um zur Abzweigung Richtung «Western Australia» zu gelangen, mussten wir erst
von Darwin 300km zurück nach Katherine. Von dort aus waren es immer noch mehr
als 500 Kilometer nach Westaustralien. Deshalb übernachteten wir in Timber
Creek (NT), welches mit 250 Einwohnern die einzige richtige Siedlung entlang
des Weges ist. Es war alles andere als eine eintönige Fahrt. Noch bevor wir das
«Northern Territory» verliessen, wurde die Landschaft je länger, desto
spektakulärer, vor allem um den Gregory Nationalpark. Die rötlichen Felsflanken
und die ersten Flaschenbäume, waren sozusagen Vorboten für Westaustralien,
dessen Grenze wir 50km östlich von Kununurra erreichten.
Hier
startete also unser Westaustralien Abenteuer: noch mehr einsame Strassen, noch
weniger Siedlungen und Dörfer. Dazwischen nichts ausser spektakulären Landschaften
und Küsten, mit überwältigender Flora und Fauna. Sogar die Distanzen zwischen
den Raststätten waren nun noch grösser, als entlang der Stuart Highway, der
Nord-Süd-Verbindung. Hier in Westaustralien, gibt es ab und zu für 300km kein
einziges Road House!
Kununurra:
Pforte zu den Kimberley’s
Mit
4’500 Einwohnern ist Kununurra mit Abstand weit und breit das grösste Dorf. Es
liegt mehr als tausend Strassen-kilometer von der nächsten, ebenso «pulsierenden»
Ortschaft in West Australien entfernt. Kununurra entwickelte sich mit dem Bau
des Ord River Staudamms, welcher zwischen 1959-72, als Teil eines gigantischen
Bewässerungs-Projektes gebaut wurde. Dafür wurden 750km2 Land
geflutet, wodurch der pittoreske Lake Argyle entstand. Die ehemaligen
Hügelkuppen ragen nun als malerische Inseln aus dem Wasser.
Heutzutage
wird das Wasser des Stausees zur Elektrizitätsgewinnung und zur Bewässerung von
28’000Ha produktivem Agrarland genutzt. Das Kultivieren von Sandelholz, Gemüse
und tropischen Früchten wurde zu einem wichtigen Industriezweig. Andere grosse
Arbeitgeber sind eine Diamantenmine, sowie der Tourismus.
Das zerklüftete
Gebirge und die Schönheit der von rotem Fels und Schluchten dominierten
Kimberley Region, unterscheidet sich deutlich vom Rest Australiens. Die
Besucherzahlen werden wohl nur durch die abgelegene Lage begrenzt. Echte
Abenteurer werden jedoch genau davon angezogen. Die anspruchsvolle und staubige
660km lange Gibb River Road nach Derby wird nur für 4x4 Fahrzeuge empfohlen.
Sie ist vor allem unter begeisterten Campern beliebt, da es entlang dieser
spektakulären Strasse kaum Infrastruktur gibt.
Entlang
der asphaltierten Hauptstrasse, aber wiederum nur für 4x4 Fahrzeuge zugänglich,
befinden sich die spektakulären Bungle Bungles. Wir haben diese Vielzahl von
kleinen gestreiften Sandsteinhügeln mit dem Spitznamen «Bienenstöcke» schon
1992 besucht, und zwar per Flugzeug, Helikopter und mit einer 4x4 Tour. Dies
war schon damals nicht billig, wenn man aber die heutigen Preise sieht, ein
echtes Schnäppchen!
Ähnliche, wenn auch kleinere Felsformationen, wie in den Bungle Bungles, gibt
es auch im Keep River Nationalpark (NT) und sogar noch näher zu Kununurra, im
Mirima NP. Beide sind über unasphaltierte Strassen, aber mit herkömmlichen
Fahrzeugen zugänglich, letzterer sogar zu Fuss von Kununurra – zumindest, wenn
es nicht gar so heiss ist, wie während unseres Aufenthalts.
Wer
nach Wyndham hochfährt, wird mit beeindruckenden Aussichten, fast wie aus der
Vogelperspektive, belohnt. Vom «5 River Lookout», welcher auf einer Klippe
thront, hat man einen phantastischen 360° Blick über die unglaublich bunten
Schwemmebenen (flood plain) darunter. Bei
unserem Besuch war der 60km lange Abstecher wegen Strassenbauarbeiten leider
sehr zeitaufwendig. Immer wieder ging es über raue Schotterabschnitte und wir
mussten oft an Rotlichtern warten. So hatten wir mehr als genug Zeit, die
monströsen Baumaschinen, sowie die unzähligen Flaschenbäume zu bewundern.
Westwärts
an die Küste: viel mehr als nur einsame
Strassen
Südlich
von Wyndham kamen wir auf einen der einsamsten Strassenabschnitte (weil so
viele die sogar noch abgelegenere Gibb River Road nehmen?). Nach Derby waren es
über 1'000km und dazwischen liegen bloss zwei sehr kleine Dörfer. Auch hier war
aber die Fahrt alles andere als langweilig!
Ab und zu war die Landschaft weit und flach, aber immer wieder geschmückt mit
Hügeln und Tafelbergen. Wir stoppten häufig wegen faszinierenden, bräunlichen
bis rötlichen, oft rundlichen Felsformationen, aber auch wegen Felsnasen und
ungewöhnlichen Kalksteinen. Einige Gegenden waren übersät mit grossen
Termitenhügeln, wiederum in unterschiedlichen Formen, als vorher. Überall wo es
grössere Bäume und Flüsse hatte, sahen wir häufig Papageien und andere
Vogelarten. Es gibt viele Bach- und Flussläufe. Oft führt die Strasse als
«Floodway» (Flut-Weg) direkt durch das Flussbett, da diese über den grössten
Teil des Jahres trocken sind.
Jetzt,
anfangs August, befanden wir uns in der Mitte der kühleren Trockenzeit. Während
der Regenzeit schwellen aber viele, der oft mehrere hundert Meter breiten
Flussläufe, über 20 Meter an. Wer dann nicht mit einem Amphibien-Fahrzeug
unterwegs ist, hat dann auf diesen Strassen keine Chance mehr. Immer mehr
«Floodways» werden deshalb durch lange Brücken ersetzt, die die normalerweise
trockenen Flussbetten überspannen.
In vielen der ausgetrockneten Flüsse gibt es ab und zu noch Wasserlöcher,
welche wiederum viele Tierarten (heimische und eingeführte) anziehen, die davon
wissen. Indische Kühe beispielsweise, sieht man im tropischen Norden
Australiens recht häufig.
Die
allermeisten der wenigen Touristen dieser Region, fühlen sich von der Geikie
Schlucht, (Nationalpark) angezogen, durch die sich der Fitzroy River seinen Weg
gebahnt hat. Dies ist einer der wenigen Flüsse in den Kimberleys, der auch in
der Trockenzeit nicht austrocknet. Die Nationalpark-Verwaltung macht sich
diesen Umstand zunutze und bietet ganzjährig Bootstouren an. Obwohl sie nur
eine Stunde dauerte, genossen wir diese Bootsfahrt durch die Kalksteinschlucht
aufs höchste. Es ist beeindruckend zu sehen, was die Kraft des Wassers in dieser
momentan kargen und trockenen Gegend ausgeschliffen hat. Der obere, nun
schwarze Teil der Klippen ist diagonal zerfurcht, wogegen der untere Teil,
welcher jeweils das Hochwasser bekommt, beige leuchtet und von Löchern und
Spalten durchzogen ist. Darin verstecken sich unterschiedliche Tiere, darunter
überraschend viele Süsswasserkrokodile. Während das Boot an den Felsen
vorbeiglitt, sahen wir immer wieder ein «Freshy» das sich in der Morgensonne
aalte.
Nachdem
wir das Örtchen Fitzroy Crossing gegen Westen verlassen hatten, begegneten wir
einem andersartigen «Australischen Monster». Wir hatten gerade am Strassenrand
gestoppt, um ein paar grosse Termitenhügel aus der Nähe zu betrachten. Da
erschien ein Vorwarn-Fahrzeug mit Blinklicht und einem Warnschild: «Over Size»
- Übergrösse. Ihm folgten zwei weitere, solche Fahrzeuge und dann kamen sie:
vier Road Trains, beladen mit Teilen mehrerer grosser Minen-Kipplader. Der
Sattelschlepper, der den Motor und die Reifen transportierte, hatte selbst
schon 54 Räder! Eindrücklich waren auch die Lastwagen, welche die Kippmulden
der Minenfahrzeuge mitführten. Ihre Ladung überragte die schon überbreiten
Tieflader beidseitig um je zwei weitere Meter.
Derby: es dreht sich alles um
Flaschenbäume
Je
näher wir an Derby kamen, desto mehr Rastplätze waren um uralte, dickbauchige Flaschenbäume
angeordnet. Bei den meisten Rastplätzen gibt es keine Mülleimer, dafür grosse
Schilder, auf denen klar und deutlich steht, wie weit man ost- bzw. westwärts
fahren muss, um den nächsten zu erreichen. Um ein Pick-nick am Strassenrand zu
vereinfachen, liegen selten mehr als 220km zwischen zwei Abfalleimern!
Nach
zwei Nächten im Outback, einer bei einem Road House und einer in Fitzroy
Crossing, hatten wir das Gefühl, wieder in die Zivilisation zurückzukommen, als
wir die Ortschaft Derby erreichten. Dies ist eigentlich nur ein kleines Dorf
mit 3'300 Einwohnern. Davon leben jedoch ein grosser Teil ausserhalb in
Aboriginal-Communities und auf Farmen.
Derby liegt zuhinterst am King Sund, dessen Sandbänke bei Ebbe zum Vorschein
kommen. Auch im Landesinnern gibt es verschiedene Schwemmgebiete, wo
Wasservögel und andere Tierarten heimisch sind. Ausser von geläufigeren Arten,
wie Strandläufer, Enten und Ibissen, waren wir auch von bunt schillernden
Regenbogenspinten umgeben.
Wie
Kununurra, benutzt auch Derby gerne das Logo des Flaschenbaums, um den noch
bescheidenen Tourismus anzukurbeln. Man hat nicht nur viele Flaschenbäume
angepflanzt, diejenigen die natürlich gewachsen sind, haben sogar den Status
einer geschützten Baumart erhalten. Wenn ein Boab einem Strassenprojekt in die
Quere kommt, muss er umfahren werden.
Die
Boab- bzw. Flaschenbäume, sind in vieler Hinsicht einzigartig. Obwohl sie mit
den Afrikanischen und Madagass-ischen Adansonia-Arten verwandt sind, erreichen
Australische Flaschenbäume selten mehr als 15 Meter. Der Stamm des jungen
Baumes ist schlank, schwillt aber mit zunehmendem Alter immer mehr an und wird
bauchig, häufig auch hohl. Darin können sie einen Wasservorrat für die
Trockenzeit anlegen. Von gewissen Boab nimmt man an, dass sie 1'500 Jahre alt
seien. Ihre Rinde ist glatt und glänzend, mit einer gräulich bis kupferfarbenen
Tönung. Die Äste sind eher kurz und dick und wachsen häufig knorrig verdreht.
Vor Beginn der Regenzeit, spriessen Flaschenbäume Blätter und grosse weisse
Blüten. In der Trockenzeit fallen die Blätter wieder ab und die Früchte sind
reif. Diese haarigen Nüsse sehen fast aus, wie riesige Kiwifrüchte. Die Aborigines
verstehen es, aus vielen Teilen des Flaschenbaums etwas Essbares zu machen,
nicht nur aus den Früchten. Während der Kolonialzeit musste die Urbevölkerung
einen weniger angenehmen Aspekt der Flaschenbäume kennenlernen. Die ersten
weissen Siedler missbrauchten Aborigines häufig als Sklaven. Damals wurden im
hohlen Stamm eines von Derbys grössten Flaschenbäumen, bis zu 14 Aborigines wie
in einer Gefängniszelle eingesperrt.
Zum
Glück ist inzwischen vieles anders – wenn auch nur ein wenig. Wir bekamen den
Eindruck, dass Aborigines in West-Australien viel eher den westlichen Lifestyle
annehmen, als diejenigen weiter östlich. Hier erscheinen sie wohlhabender und
wir denken, dies hängt nicht nur damit zusammen, dass sie in West-Australien
höhere Kompensationen für ihre Landrechte erhalten. Hier ist es nicht
ungewöhnlich, dass Indigene einen Job haben und modernste westliche Kleidung
tragen. Genauso wie jeder weisse Australier, mögen auch Aborigines sehr gerne
Fish & Chips und wissen genau, wo der frischeste Fisch direkt aus der
Fritteuse kommt…
Broome’s
Cable Beach: Naturismus gegen
Massentourismus
Am 7.
August 2018 erreichten wir Broome, eine eher unattraktive Stadt mit 14'000
Einwohnern, sowie saisonabhängig, noch tausenden von Touristen. Der Ort besteht
aus einer Ansammlung von Häusern und einer Flughafenpiste, die buchstäblich
quer durchs Zentrum führt. Broome verdankt seinen Ruhm dem angenehmen Wetter
während der Trockenzeit, die praktischerweise zur Zeit des südlichen Winters
stattfindet. Dazu kommen fantastische, endlose Sandstrände mit fischreichem,
türkisfarbenem Wasser. Am bekanntesten ist wohl Cable Beach. Ihr «normaler
Abschnitt» erstreckt sich vom Hauptzugang 5km südwärts. Dort gibt es
Rettungsschwimmer und es werden Sonnenschirme und Sonnenliegen zu mieten
angeboten.
Bekannter
ist der nördliche, 17km lange Teil, welcher als “clothes optional” deklariert
ist, d.h. FKK erlaubt ist. Schon vor Ankunft hatten wir mitbekommen, dass der
Status der Naturistenzone nun etwas umstritten ist, da Broome inzwischen vom «Massentourismus»
erreicht wurde. Das Positive zuerst: Nördlich der Felsen, direkt bei der
Zufahrt, ist der Strand immer noch als “clothes optional” deklariert. Der
Anteil an Naturisten und die Atmosphäre im FKK Teil hat sich allerdings
dramatisch verändert.
Vor
25 Jahren, während unseres ersten Aufenthalts in Broome, zog das Dorf ein
vorwiegend alternatives Publikum an, sowohl was die Einwohner betraf, als auch
die Besucher. Starker Kaffee, FKK und andere alternative Ideen waren ein
untrennbarer Teil von Broome. Am Strandabschnitt, ein paar hundert Meter
nördlich der Felsen, war Naturismus die Norm. Als sich der Tourismus langsam zu
entwickeln begann, zog er vor allem diejenigen Folks an, die für den
alternativen «Vibe» hierher kamen. Fast die Hälfte der anderen Gäste, welche im
selben Backpackers wie wir abgestiegen waren, sah man auch am Strand ganz ohne.
Autos
sind nach wie vor, nur am 17km langen «baden mit und ohne» Abschnitt erlaubt,
nicht aber am kleinen, überwachten Textilstrand. Somit hatten echte Australier
gar keine Wahl: sie MUSSTEN an den FKK Strand, auch wenn es einige kaum
ertragen konnten, dass andere gar nichts tragen. Bei unserem letzten Aufenthalt
vor 12 Jahren ist uns aufgefallen, dass die Zahl der 4x4 Fahrzeuge am Strand
anstieg. Damals war aber FKK an der Cable Beach immer noch beliebt und wurde
auch von Nicht-Naturisten akzeptiert. Natürlich versuchte ausnahmsweise immer
wieder mal jemand, geschützt von seiner Auto-Karosserie, einen Schnappschuss
von den Nackten zu ergattern. Einmal war Brigitte aufgefallen, dass uns eine
Frau heimlich aufnehmen wollte. Brigitte sprang direkt vor sie hin und sagte:
«wir haben kein Problem nackt fotografiert zu werden, aber bitte nicht im
Verborgenen». Die Frau war so verdattert, dass sie ihre unerwartete Gelegenheit
nicht einmal wahrnahm!
Während
Cable Beach früher von «grauen Nomaden», Backpackern und anderen echten
Reisenden dominiert war, sowohl Australiern, als auch Ausländern, ist es heute
Otto Normalbürger, der mit seiner Familie nach «sun, fun and nothing to do»
sucht. Natürlich hoffen wohl auch diese darauf, ab und zu ein paar Nackte zu
sehen. Selbst hätten sie aber nie den Mut, sich ins Naturkleid zu stürzen! Da
der FKK Strand nun vorwiegend von Textilurlaubern mit ihren 4x4 Fahrzeugen
belegt ist, trauen sich nur noch ganz wenige, hartgesottene Naturisten, sich zu
schälen. Diejenigen, die es noch wagen, verstecken sich nun meist in der Nähe
der Dünen. Strandspaziergänge macht kaum noch jemand. Ab und zu hilft die Natur
nach; die Flut wurde für die Naturisten zu einem Segen. Am schönsten ist Cable
Beach wenn das Wasser am höchsten steht, da die Felsen dann nicht mit
Fahrzeugen passiert werden können. Zum Glück haben die textilen 4x4 Cowboys vergessen,
dass man den Strand auch zu Fuss erreichen kann – ganz im Gegensatz zu den
Naturisten, welche den schönen Strand dann für ein paar Stunden ganz für sich
alleine haben und auch auf Strandspaziergänge gehen!
Auch
schöne Sonnenuntergänge und Kamelritte, gehören zu Broome’s Cable Beach. Ein
Australisches Naturistenpaar erzählte uns, dass sie gebeten wurden, sich
anzuziehen, oder etwas weiter nördlich zu gehen, bis die Kamel-Karawanen
vorbeigezogen sind, um die Schulkinder vor dem Anblick nackter Menschen zu
schützen. Während unseres Aufenthalts war dies hingegen überhaupt kein Problem,
da nur noch Europäische Kinder Schulferien hatten. Für diese ist Nacktheit
nichts Besonderes, da Europäische Eltern ihre Kleinen eh lieber nackt am Strand
herumrennen zu lassen, als ihnen zu erzählen, wie sündhaft dies sei und die
Europäischen Jugendlichen sind von Saunabesuchen und Fernsehen an Nacktheit
gewöhnt!
Broome
besteht natürlich nicht nur aus Cable Beach, es gibt noch weitere schöne
Flecken. Auf einem Ausflug zum Gantheaume Point, südlich
der Ortschaft, sahen wir wunderschöne erodierte Felsformationen aus
mehrschichtigem Sandstein. Vom Aussichtspunkt unterhalb des Leuchtturms
erspähten wir an dieser Küste die ersten migrierenden Wale; ein echtes
Spektakel!
Ganz
toll war es auch am Hafen mit seinem langen Anlegesteg. Es ist kein Hafen den
man für seine Boote besucht, sondern wegen seiner malerischen Umgebung. Auf der
einen Seite gibt es Sandstein in ähnlichen Formen und Farben wie am Gantheaume Punkt, und zur anderen Seite des Piers
leuchtet ein roter Sandstrand mit dahinterliegenden, ebenso roten Dünen. Welch
ein Kontrast zu den paar Mangroven im türkisblauen Wasser
Port
Hedland: eine nette Stadt mit
riesigem Eisenerzhafen
Nach
Port Hedland, unserem nächsten Ziel, waren es mehr als 600km. Weil die
Landschaft vorwiegend flach war, verlief die Strasse oft für dutzende von
Kilometern schnurgerade. Entlang des Weges gab es zwei Raststätten: Sandfire-
und Pardoo Road House. Eines war unser Mittagsstopp und das andere diente zum
Abendessen und Übernachten. Unser Zimmer in einem Metall-Container (wie ein
Fracht-Container) war klein und weder sauber, noch preiswert. Gemäss
Internet-Bewertungen war er aber immer noch deutlich besser, als im anderen
Road House!
Je
weiter westwärts wir kamen, umso mehr blühende Büsche und Blumen säumten den
Strassenrand. Bereits bevor wir das Ortszentrum erreichten, begrüsste uns Port
Hedland mit einer super Aussichtsterrasse auf einer Brücke, von der man Rundumblick
zu den industriellen Aktivitäten erhielt. Geblendet wurden wir im wahrsten
Sinne des Wortes von Rio Tintos weissen Salzbergen, die gerade mit Baggern
umgeschichtet und auf spezielle Road Trains, mit drei Anhängern, verladen
wurden. Die 20-30m hohen Hügel aus extrahiertem Salz, werden vorwiegend für
industrielle Zwecke gebraucht, nur ein sehr kleiner Anteil endet als Tafelsalz.
Die umliegenden Salzfelder, die in verschiedenen Farben leuchteten, waren nicht
minder interessant.
Gerade
als wir den Aussichtspunkt verlassen wollten, rollte ein Zug ein und heischte
um Aufmerksamkeit. Es war keiner dieser «Zwergzüge», die wir von Europa kennen,
sondern ein 2,640km langer Eisenerzzug mit 248 Waggons und 4 Lokomotiven. Das
Eisenerz wurde in der 426 Eisenbahn-Kilometer entfernten Mine bei Newman
abgebaut und zu grobkörnigem Sand zermalmt. Auf jeden Eisenbahnwagen werden 128
Tonnen Eisenerz verladen, das heisst, jeder Zug transportiert rund 32'000
Tonnen Erz. Heutzutage werden die Züge von einem Kontrollzentrum in Perth
ferngesteuert und überwacht.
BHP
Billiton ist der grösste Betreiber und lässt jeden Tag über 20 dieser
schwerbeladenen Eisenerzzüge verkehren. Zwei kleinere Firmen, Fortescue und Roy
Hill betreiben auf anderen Strecken zusammen nochmals etwa die gleiche Anzahl
solch langer Züge.
Um
den Verlad möglichst effizient zu betreiben, wird der Inhalt der Eisenbahnwagen
automatisch auf breite Förderbänder gekippt, welche das Eisenerz direkt in die
Frachtschiffe im speziell dafür gebauten Hafen transportieren. Interessierte
Zeitgenossen können im Verkehrsbüro eine Tour buchen. An der Hafenpromenade
stehen der Öffentlichkeit mehrere gut positionierte Aussichtspunkte zur
Verfügung. Von dort konnten wir beobachten, wie die riesigen Schiffe von
Pilotbooten aus dem Hafen, oder an die Verlade-Docks, geführt werden.
Da
die Eisenerzzüge ununterbrochen einfahren, lagen immer etwa 14 Massengut-Frachter
auf Standby vor der Küste. Der Einfahrt eines fast 3km langen Eisenerzzuges vom
ersten bis zum letzten Waggon zuzusehen, ist schon sehr beeindruckend. Wenn man
aber weiss, dass der gesamte Inhalt von bis zu 10 dieser langen Schwergewichts-Züge
auf ein einziges Frachtschiff verladen wird, beeindruckt dies noch viel mehr!
Jeder dieser Schüttgut-Frachter ist bis zu 330m lang und kann bis zu 300'000
Tonnen Erz aufnehmen (ohne zu versinken). Alleine an den Ladeplätzen von BHP
Billiton können gleichzeitig 8 dieser gigantischen Schiffe beladen werden, was jeweils
etwa 30-36 Stunden dauert. Insgesamt werden in Port Hedland alljährlich etwa
500 Megatonnen Eisenerz verschifft, der grösste Teil davon nach China.
Obwohl diese Zahlen beeindrucken, ist es vielleicht interessant zu wissen, dass
sich in Port Hedland zwar der weltweit grösste Verladehafen für Eisenerz
befindet, dass er aber trotzdem nur einer unter mehreren Eisenerz- und
Rohstoff-Verladehäfen in Australien ist. Von der globalen Eisenerz-Produktion
stammen 37% aus West-Australien, was etwa 97% der Australischen Eisenerz Exporte
entspricht.
Die
Stadt Port Hedland selbst ist zwar nicht unbedingt eine Schönheit, sie nutzt
aber ihre Lage am Meer für eine schön gestaltete Esplanade, welche Einheimische
und Touristen gleichermassen erfreut. Ein Grossteil der 14'000 Einwohner leben
in der Satellitenstadt South Hedland, wo wir uns in einem grosszügig
gestalteten Motelzimmer direkt neben verschiedenen Restaurants und einem
Einkaufszentrum einquartierten.
Pretty
Pool FKK Strand: wirklich pretty und
wunderschön
Auch
Port Hedland verwöhnte uns mit angenehmen Temperaturen so um die 33°C. So ergab
es sich fast von selbst, dass wir den lokalen FKK Strand besuchten. Bereits von
weitem ist der «Pretty Pool» Strand, mit seinen gezeitenabhängig sichtbaren
Sandbänken, eine wahre Augenweide. Der offizielle FKK Abschnitt ist als
«clothes optional» deklariert und besonders malerisch. Das Spiel von Ebbe und
Flut wertet das Bild noch mehr auf. Man sieht Mangroven, Sanddünen, mit Austern
bewachsene Steinbögen, roten, porösen Fels und natürlich einen breiten
lieblichen Sandstrand. Natur pur, einfach perfekt für FKK. Alleine für diesen
wunderschönen Strand lohnt es sich, zu Naturisten zu mutieren. Den für unser
Empfinden warmen Frühlingstemperaturen zum Trotz, hatten wir den Strand vier
August-Tage lang fast für uns alleine. Für die Einheimischen ist es am Strand
erst angenehm, wenn das Quecksilber auf 40° - 45°C ansteigt. Nur ein anderes
Touristen-Paar genoss die Idylle dieser wunderschönen Beach ebenfalls.
Point
Samson: ein pittoresk gelegener
Küstenort
Am
22. August 2018 ging unsere Reise Richtung Dampier/Karratha weiter. Unterwegs
stoppten wir nicht allzu oft, machten dafür aber einen Abstecher nach Point
Samson. Die gleichnamige Ortschaft an der Spitze der Halbinsel gefiel uns so
gut, dass wir spontan nach einem Zimmer fragten, als wir ein B&B Schild
sahen. Unser erster Eindruck war goldrichtig und so blieben wir schlussendlich
vier Tage. Point Samson ist ein kleiner Ferienort mit nur 225 Einwohnern und
einer wunderschönen Lage an der Küste. Während unseres Aufenthalts sah man von
der Uferpromenade aus immer wieder Wale. Diese Giganten konnte man oft auch vom
schön renovierten, schneeweissen Pier aus beobachten. Wenn wir zu Fuss
ausschwärmten, sahen wir oft mehr exotische Vögel, als von so mancher
Vogelwarte; dies ist das echte Australien!
Point
Samson erwies sich auch als perfekte Basis um die Umgebung zu erkunden,
darunter die Hafenstadt Dampier / Karratha. Am eindrücklichsten war der Ausflug
ins nahegelegene Cossack. Nicht ganz unerwartet, empfanden wir die paar
historischen Gebäude, als «so so-la la». Die beeindruckende Aussicht vom "Readers
Head Lookout», war hingegen so überwältigend, dass sich der Ausflug absolut
gelohnt hat. Zur einen Seite leuchtete das nicht ganz abgelaufene Wasser in der
grossen Sandbucht, die nun bei Ebbe frei lag. Die verbliebenen Tümpel sahen nun
fast so aus wie glitzernde, geschwungene Bachläufe. Im Hintergrund sah man die
grossen Frachtschiffe, die vor der Küste von Kap Lambert darauf warteten, mit Eisenerz
beladen zu werden. Weiter draussen im Ozean, zeichnete sich die Insel Jarman
mit ihrem Leuchtturm ab. Im Osten erstreckte sich ein goldener, von Mangroven
und Salzebenen geflankter Sandstrand bis zum Horizont. Vom 360° Aussichtspunkt kamen
weiter die Mündung des Harding Flusses, die Pilbara Hügel im Hinterland, sowie
die Häuser von Wickham ins Blickfeld. Genau dorthin gingen wir, nachdem wir im
kleinen Café in einem von Cossacks restaurierten Häusern, ein köstliches
Mittagessen genossen hatten.
Eisenerz:
wie Fels Menschen und
Regierungen bewegen kann
Wickham
ist ein weiterer Ort, welcher zusammen mit dem Abbau, respektive Verschiffen,
von Eisenerz entstanden ist. Am Dorfeingang haben Touristen die Möglichkeit,
einen der riesigen, ausrangierten Minen-Kipplader zu fotografieren. Wenn man
neben diesem gelben Monster steht, realisiert man, dass seine Reifen einen
Menschen um das Doppelte überragen. Momentan arbeitet der Minengigant Rio Tinto
an einem Projekt, um den Betrieb der neuen, noch grösseren Minen-Muldenkipper
zu automatisieren. Diese sollen von einer Kommandozentrale in Perth, 1’500km
südlich, ferngesteuert werden, Lastwagenfahrer braucht es dann keine mehr.
Bereits voll ferngesteuert sind die 2,4km langen Eisenerzzüge, die auf der
280km langen Strecke zwischen der Mine in Tom Price und dem Verladehafen am Cape
Lambert, 5km nördlich von Wickham, pendeln. Mit einer Jahresleistung von 170
Mega-Tonnen (Mt), ist Kap Lambert der drittgrösste Schüttgut-Verladehafen der
Welt. Es ist ein beeindruckendes Bauwerk, obwohl seine Kapazität gegenüber dem
grössten, Port Hedland, nur einen Drittel beträgt.
Rio
Tinto ist auch der alleinige Betreiber des Eisenerz-Verladehafens in Dampier,
welcher nur wenig kleiner ist, als derjenige am Kap Lambert. Insgesamt stammen
54% der weltweiten Eisenerz-Exporte aus Australien. Da 97% davon aus
West-Australien stammen, kommen etwa die Hälfte der Steuereinnahmen dieses
Teilstaates ebenfalls aus dem Geschäft mit dem Eisenerz. Wenn also die
Chinesische Wirtschaft floriert, floriert auch die Wirtschaft West-Australiens!
Viele
Minen- und Hafenorte wurden von grossen Rohstoff-Firmen aus dem Boden
gestampft. Um ihre Mitarbeiter im öden Nirwana bei Laune zu halten, zahlen
diese Firmen nicht nur überdurchschnittliche Löhne, sondern stellen auch viel
Infrastruktur, inklusive Freizeiteinrichtungen zur Verfügung. Von Sport- und
Spielplätzen, bis hin zu Kinos und Ferienwohnungen. Weiter bauen die grossen
Minenfirmen Einkaufszentren und versuchen aktiv Supermärkte und Detaillisten
anzuziehen. Um sicherzustellen, dass die Goldgräberzeiten mit ihren Bordellen
ein Relikt der Vergangenheit bleiben, versuchen die Arbeitgeber Familien mit
Kindern anzuziehen, unter anderem indem sie auch Kinderhorte betreiben. BHP
Billiton möchte beispielsweise bis 2025 erreichen, dass sein Personal je zur
Hälfte aus Frauen und Männern besteht und zwar von einfachen ArbeiterInnen bis
hin zur Direktionsetage.
Onslow:
Meer, Salz, Gas, Zyklone, Sonnenunter-
und Mondaufgänge
Als
nächstes führte unsere Reise nach Onslow, einem weiteren kleinen Küstenort
abseits der Touristenpfade. Die Anzahl moderner Reihenhäuser entlang der
Esplanade, welche hier 1st Avenue genannt wird, war für diesen Ort
mit nur 700 Einwohnern beeindruckend. Dies war nicht der erste Ort, an dem uns
schöne Neubau-Quartiere und adrette Uferpromenaden auffielen. Allgemein ist der
Wohlstand im Norden West-Australiens angestiegen und alles steht nun sauber und
gepflegt da.
Onslow
entstand 1885, mit einem Verladehafen für Schafswolle. Da das Gebiet oft von schweren
Wirbelstürmen heimgesucht wird, wurde das ursprüngliche Dorf etwa 20km, an eine
etwas geschütztere Bucht, verschoben. An Australiens gesamter Nord- und
Nordwestküste muss regelmässig mit Zyklonen gerechnet werden. Am Eingang jeden
Dorfes stehen grosse Schilder, auf denen der Zyklonstatus angegeben ist. In
jeder Touristen-Unterkunft liegen Merkblätter, die über das richtige Verhalten
im Falle eines Wirbelsturmes informieren. Bei hohem Zyklonrisiko, wie es in der
Regenzeit auftreten kann, ist jedermann verpflichtet Notvorrat für 5 Tage
anzulegen und bis zur Entwarnung im Zimmer zu bleiben. Dann muss das
Hotelpersonal zu Hause bleiben und man muss damit rechnen, dass Strassen, sowie
Wasser und Elektrizität, unterbrochen werden.
Zum
Glück hatten wir angenehmes Wetter um die 30°C – weit unter den 40-50°C, mit
denen man während 9 Monaten im Jahr rechnen muss! Weiter hatten wir «das Glück»,
an einer Vollmondnacht hier zu sein. Wie schon etwa 6 andere Orte, welche wir
im letzten Monat besucht haben, warb auch Onslow damit, der beste Ort zu sein,
um die «weltberühmte» Treppe zum Mond (staircase to the moon) zu beobachten.
Sie nennen es ein Phänomen und eine Illusion, wenn das Licht des aufgehenden
Vollmondes in den Wasserpfützen der bei Ebbe freigelegten Sandfläche
reflektiert. Wer den Touristenbroschüren glaubt, sieht darin eine Treppe zum
Mond.
Nun gut; wir waren am Vortag während der Dämmerung an diesem Strand. Der Mond
stieg magisch über die Bucht in einen pastellfarbenen rosa-blauen Himmel. Am
propagierten «staircase-Tag» hingegen, warteten die Touristen bis es
stockdunkel war. Vom roten Mond, den wir schlussendlich aufgehen sahen, blieb
nur ein greller Punkt auf unseren schwarzen Fotos. Die Reflektionen auf dem
nassen Sand waren, wie sollen wir uns ausdrücken? Eigentlich ganz normal!
Wie
an so vielen Orten Australiens, macht auch Onslows bestes Restaurant damit
Werbung, den besten Kaffee von ganz Australien zu servieren!!! Na ja, der
Gebrauch von Superlativen ist im ganzen Land mindestens so weitverbreitet, wie
heutzutage gute Espressomaschinen. Wenn man nach dem Nachtessen noch einen
guten Kaffee will, ist dies aber eine ganz andere Geschichte. Da das Personal
in den meisten, etwas abseits gelegenen Lokalen, vorwiegend aus ausländischen
«Working holidayern» besteht, erhält man auf die Frage nach einer Tasse Kaffee,
meist eine unverblümte Antwort: «Sorry, die Maschine ist bereits gereinigt.
Nach 16h fragt kein Australier mehr nach Kaffee, nur noch nach Alkohol!»
Inzwischen
verdient man auch Onlow das Geld mit Rohstoffen; momentan sind dies Salz und
Gas. Wiederum gab es grosse Verladehäfen, um die wertvollen Rohmaterialien zu
exportieren. Erst 2011 begann die Firma Wheatstone LNG damit, von Off-shore
Plattformen Gas zu fördern und in einer Anlage an der Küste zu veredeln.
Von
der Salzproduktion andererseits, sieht man grosse Trocknungsfelder
(Verdampfungsbecken) in verschiedenen Stadien.
Als
wir Onslow nach zwei Tagen wieder verliessen, kamen wir an zahlreichen grossen «Bauwerken»
der Spinifex Termiten vorbei. Nach etwa 60km waren wir zurück an der
Fernstrasse Nr. 1 und schon bald wurde die Landschaft wieder etwas hügeliger.
Trotzdem blieb die Strasse aber, wie im Grossteil von WA, schnurgerade. Wenn es
eine Biegung gab, ging diese weder nach links, noch nach rechts, sondern
weiterhin geradeaus, einfach über die Hügel etwas rauf und runter. Etwa alle
20km war die Landschaft von langen roten Sanddünen durchzogen. Immer häufiger konnten
wir uns an natur- geschaffenen Blumenbeeten erfreuen. Wie schön, ein weiteres
Mal durften wir West-Australiens Wüste blühend sehen.
Exmouth
& Cape Range Nationalpark:
grandiose Schluchten und Strände
Nach
weiteren 165 einsamen Strassenkilometern abseits des «North West Coastal Highways»,
erreichten wir Exmouth am 28. August 2018. Zwanzig Kilometer weiter nördlich
mieteten wir eine Hütte auf einem Holiday Park, wie hier Campingplätze mit
Unterkünften genannt werden. Er lag an der Spitze des «North West Cape», direkt
unter dem Vlaming Head Leuchtturm. Es war nicht so vorgesehen, aber wir blieben
schlussendlich 10 Tage, da uns der Cape Range Nationalpark und der nahegelegene
FKK Strand so gut gefielen.
Bereits
am ersten Tag wurden wir von Walen freundlich gegrüsst, und dies gleich über
die Strasse unseres Campings. Für ca. 30'000 migrierenden Buckelwale (Humpback)
ist Australiens Westküste alljährlich der schnellste Weg von Nord nach Süd.
Ebenso regelmässig kommen verschiedene Schildkrötenarten an diese Küste um ihre
Eier im Sand zu vergraben.
Die
Hauptzufahrt zum Cape Range Nationalpark lag etwa 20km südlich unserer
Unterkunft. Dank unseres Nationalpark-Jahrespasses, konnten wir ohne
Zusatzkosten immer wieder hierherkommen. Die sagenhafte Schönheit dieses Parks
zieht so viele Camper, genauer gesagt Wohnwagen- und Wohnmobil-Besitzer an,
dass die Stellplätze schon Monate- und gewisse Plätze zu gewissen Zeiten, sogar
ein Jahr im Voraus gebucht werden müssen. Das Schild «alle Plätze belegt» stand
permanent beim Eingang.
Cape
Range Nationalpark ist so vielfältig, dass wir gleich vier Mal hierherkamen.
Obwohl der Name suggeriert, dass es in diesem Park vor allem um Gebirge geht,
trägt der angrenzende Ningaloo Reef Marine Park, mit seinem Korallenriff, viel
zur Attraktivität bei. Das Wasser vor Cape Range Nationalparks Stränden ist
nicht so ruhig wie in einer Lagune, doch wegen des nahegelegenen Riffs, hat es
fast dasselbe tiefblaue Türkis, wie die Lagunen und Atolle des Südpazifiks.
Beginnen
wir mit dem Landesinnern: mehrere Schluchten sind tief in das Gebirge
eingefressen. Oft sieht man rote Felswände um die momentan trockenen
Flussläufe. Nur Yardie Creek führt ganzjährig Wasser. Die meisten Schluchten
sind von der Westküste her zugänglich. Zwei Abschnitte mit spektakulären
Strassen zu einem Canyonrand, sind nur von Osten her zugänglich. Wir nahmen die
frisch asphaltierte Charles Knife Road, die entlang schwarzer Kalksteinfelsen
zur gleichnamigen Schlucht hochkurvte. Oben hatten wir eine atemberaubende
Aussicht über die mehrfarbigen, stark ausgewaschenen Sandsteinwände.
Wir
hatten auch das Glück, mehrere Tiere zu erspähen, nicht nur Kängurus, sondern
auch Emus und sogar ein Echidna (Ameisen- oder Schnabeligel), eine Australische
Igelart mit sehr langen Stacheln. Unser Höhepunkt waren kleine Schwarzpfoten-Felskängurus
(black footed rock wallaby), die wir in der Mandu Mandu Schlucht sahen. Mit
ihren gemusterten Fellen sind sie zwischen den Felsen extrem gut getarnt.
Die
Meerseite des Cape Range Nationalparks begeisterte uns mit unzähligen,
pittoresken weissen Sandstränden und türkisblauem Wasser. Schnorcheln, tauchen
und das Schwimmen mit Walhaien gehört ebenfalls zu Exmouths’ grossen
Touristenmagneten. Das Ningaoo Riff erstreckt sich von der Spitze des
Nordwest-Kaps, 260km entlang der Westküste südwärts. Dieses Saumriff ist
genauso schön, aber viel besser zugänglich, als das «Great Barrier Reef», da
das Ningaloo Riff oft weniger als 100m vom Ufer entfernt ist. Zudem ist es hier
nicht so voll, da die Australische Westküste deutlich weniger Besucher anzieht,
als die touristischere Ostküste.
Alljährlich
kommen ganze Fischschwärme, Krill, Krabben und ähnliches Kleingetier ans
Ningaloo Riff zum laichen. Dies wiederum zieht Walhaie an, die weltgrösste
Fischart. Während des Massenlaichens entstehen riesige Laich- und Eier-Wolken,
von denen sich der Walhai eine Ergänzung seiner üblichen Plankton-Diät ausnimmt.
An
einigen Küstenabschnitten gibt es versteinerte Korallen- und Riffteile, die man
nun als Stein und Fels wahrnimmt. Wo diese unter Wasser bleiben, gibt es viele
See-Igel und Seegurken. Ansonsten sind die türkisblauen Strände von feinem
weissem Sand dominiert, der sich ab und zu als Dünen bis ins Hinterland
erstreckt.
Mauritius Beach:
ein türkisblauer Naturisten-Strand
Unser
Lieblingsstrand ausserhalb von Exmouth, war die als «clothes optional»
deklarierte Mauritius Beach, nur ein paar Kilometer von unserer Unterkunft
entfernt. Da dieser schöne, lange FKK Strand kaum Besucher anzog, bot er
denjenigen, die sich auszogen, sehr viel Platz. Wie oft an der
Westaustralischen Küste, gibt es auch hier ab und zu Kalksteinfelsen zwischen
dem Sand und dem türkisblauen Wasser. Ab und zu konnten wir Wale, oder
Schildkröten direkt vom Ufer aus beobachten, was so richtig spannend war!
Weniger spannend waren die Royals, die immer wieder zu Besuch kamen, genau
gesagt meinen wir die «königlichen Australischen Fliegen». Dutzende von ihnen
hatten das Gefühl, dass es spassig sei, unsere nackte Haut als Landebahn zu
gebrauchen! Anziehen half nichts: dann krochen diese kleinen Viecher einfach in
Körperöffnungen, wie Mund, Ohren und Nase! Auch wenn wir zusammen mehr als 100
dieser lästigen Fliegen anzogen, wussten uns die Einheimischen zu trösten, dass
es in der «Fliegen-Hauptsaison» noch um ein Vielfaches mehr sein werden! Wir
hoffen natürlich, dass es auch stimmt, dass die Fliegen nach ein paar Monaten,
schneller als sie gekommen sind, wieder abziehen!
Coral Bay:
der Name sagt schon alles
Am
7. September 2018 fuhren wir von Exmouth 150km südwärts zum kleinen
Touristenort Coral Bay. Obwohl wir rund um Exmouth schon sehr verwöhnt wurden,
empfanden wir Coral Bay, wider Erwarten, auch wieder sehr charmant. Bereits die
Strandspaziergänge entlang des türkisfarbenen Wassers waren wiederum wunderschön.
Der puderweisse Sandstrand wurde von verschiedenfarbigen Sanddünen und Abschnitten
mit rötlichen Kalksteinklippen gesäumt. Zwischen den Felsen fanden wir
mysteriöse Spuren im Sand. Einmal hatten wir das Glück den Verursacher zu
sehen: eine wunderschön gemusterte grosse Echse, ein Goanna bzw. Monitor
Lizard. Vögel gab es dagegen in Hülle und Fülle: Möwen, Strandläufer,
Kormorane, Seeschwalben und viele mehr. Vor Sonnenuntergang konnten wir einen
Pelikan beim Fischen im seichten Wasser beobachten. In weniger als 10 Minuten,
fing er sich ein reichhaltiges Abendessen aus einem guten Dutzend Fische, indem
er blitzschnell seinen Kopf verdrehte und mit seinem Schnabel geschickt nach der
Beute schnappte. Die Fische zappelten immer noch im Kehlbeutel, bevor sie
verschluckt wurden.
In Coral Bay gibt es unzählige Tourenanbieter. Es werden verschiedene
Bootsausflüge angeboten um Wale, Walhaie und Delfine zu sehen. Auch Schnorchel-
und Tauchtouren, sowie Ausflüge mit Glasboden-Booten stehen im Angebot.
Brigitte genoss es schnorcheln zu gehen, was man direkt vom Strand aus machen
kann, da sich das Ningaloo Riff hier in Ufernähe befindet. Dank dem die
Strömung Richtung Ufer zieht, ist es auch sehr sicher. Die intakten Korallen
waren vorwiegen violett oder braun. Es gab zwar keine grosse Artenvielfalt,
dafür sehr beeindruckende Hartkorallen; riesige Rosetten, mit bis zu 5m
Durchmesser, dann solche die wie grosse Köcher aussahen und auch Hirschgeweihkorallen.
Als wir von Coral Bay südwärts fuhren, überquerten wir bald den
Südlichen Wendekreis, was praktisch heisst, dass die Regenfälle nun wieder
gleichmässig(er) übers Jahr verteilt sein sollten. Die Zeiten der
sintflutartigen Regenfälle, die mit Monaten ohne einen Tropfen Niederschlag
abwechseln, sollten nun vorbei sein. Entlang der Hauptstrasse hatte es aber
noch viele, der bis zu vier Meter hohen Flut-Indikatoren. Das Wetter blieb nach
wie vor sonnig und trocken. Da es aber in den letzten Wochen ab und zu geregnet
hatte, begannen immer mehr Wildblumen zu spriessen.
Canarvon:
nicht nur Flower- auch Gemüse- und Frucht-Power
Während
wir uns Carnarvon, unserem nächsten Ziel näherten, kündeten grosse Tafeln am
Strassenrand an, dass wir in eine Agrar-Region kommen. Damit sich Pflanzen-Schädlinge
und Krankheiten nicht ausbreiten können, sind Quarantäne-bestimmungen zu
befolgen. Deshalb wird man freundlich gebeten, eventuell mitgeführte organische
Lebensmittel entweder zu essen, oder zu entsorgen. Wir hatten zwar nichts Grünes,
aber viel Oranges dabei, und so stopften wir uns mit Mandarinen.
Dank Australiens vielfältigem Klima, wird der Grossteil der Früchte und
Gemüse, welche in den Supermärkten angeboten werden, im Land selbst angebaut.
Hier in Carnarvon verdienen sich die Farmer ihre Brötchen mit dem Züchten von
Bananen, Melonen, Kern- und Steinobst, aber auch Tomaten und anderem Gemüse.
Obschon dieses weite Land vorwiegend trocken und karg ist, gibt es in
Australien auch Regionen, wo das Klima perfekt ist um Kartoffeln, Salat,
Avocado und viele andere Gemüse, genauso wie Äpfel, Trauben, alle möglichen
Beerensorten, Kiwis, Ananas, Mangos, Mais, Korn und sogar Reis und Kaffee
anzubauen.
Das Dorf Carnarvon liegt an einem pittoresken Platz an der Gascogne
Mündung. Die beiden vorgelagerten Inseln, Babbage und Whitlock, dienen als
natürlicher Schutz des Hafens. Auf beiden gibt es schöne Spazierwege und sie
sind sogar über einen Damm und eine ausgediente Eisenbahnlinie miteinander
verbunden. Vor 200 Jahren benutzte man diese Eisenbahn und Carnarvons Hafen um
Wolle und Rinder zu verschiffen. Heute erinnert ein Museum neben dem ehemaligen
Bootssteg an die Geschichte dieser Epoche.
Shark Bay:
wo ausser uns alle hinpilgern, um Delfine zu sehen
Am
11. September 2018 fuhren wir, entlang weiterer, von Wildblumen gesäumter
Strassen, nach Denham. Das Dorf liegt 130km abseits der Hauptstrasse am Ende
einer langen fingerförmigen Halbinsel in der Shark Bay. Obwohl wir ohne
Reservation ankamen, half uns das Internet eine gute und preiswerte Unterkunft
zu finden. Für 80 AUD (€ 55) erhielten wir eine Ferienwohnung mit zwei
Schlafzimmern, und dies nur 50m vom Strand. Sie war zwar nicht brandneu, aber
40$ günstiger, als unser Zimmer mit Bad im Backpackers in Coral Bay. Hier
hatten wir nun die perfekte Basis um die Shark Bay zu erkunden.
Wir überliessen die Hauptattraktionen Moneky Mia mit seinen Delfinen und
die als Stromatoliten bekannten fossilen Steine den Touristenmassen, da wir
beides schon vor langer Zeit gesehen hatten. Hingegen besuchten wir die Little
Lagoon, Eagle Bluff, Whalebone Bay und Shell Beach, ein Strand aus winzigen
Muscheln, statt Sand. Einige Meter unter der Oberfläche sind die Muschelschalen
der Fragum Cockle so stark komprimiert, dass ganze Muschelblöcke als
Baumaterial herausgesägt wurden, um Häuser zu bauen, wie z. B. unsere
Unterkunft.
An allen Stränden war das Wasser wiederum türkisblau, auch entlang
Denhams schöner Esplanade. Auf dem Pier trockneten die Kormorane ihre Flügel
und im kristallklaren Wasser sah man dunkle Stellen mit Seegras. Dies ist das
Futter der Seekuh, Dugong. Laienhaft beschrieben, entspricht das Aussehen
dieses Säugetiers in etwa einer Kreuzung zwischen Seehund und Delfin.
Nach 5 Tagen in Denham nahmen wir die 380km durch das Nichts nach
Kalbarri unter die Räder. Auch hier war es alles andere, als eine langweilige
Fahrt, eher eine Kumulation von Höhepunkten. Das Tierreich wartete ganz
ungeduldig am Strassenrand, um uns begrüssen zu dürfen. Am erwähnenswertesten
waren Thorny Devils, Adler, schwarze Cockatoos und Emus. Zudem sahen wir
Zuchtschafe beim Weiden in einem Meer von violetten Blumen, und verwilderte
Ziegen in einem Meer von gelben Strohblumen. An das Fahren entlang
verschiedenfarbiger Blumenteppiche haben wir uns inzwischen schon gewöhnt, an
das Kreuzen von, mit Häusern beladener, Sattelschlepper hingegen nicht. Die
Landschaft ist inzwischen deutlich grüner und Büsche oder Bäume deutlich
grösser geworden. Etwa 20km vor der Abzweigung nach Kalbarri machte das
Buschland Knall auf Fall Platz für Farmland.
Kalbarri:
ein “Surf & Turf” Nationalpark voller Blumen
Unser
nächstes Ziel war Kalbarri, ein Dorf, das wir wegen seines gleichnamigen
Nationalparks besuchten. Er besteht aus zwei Abschnitten: der «Turf» Teil liegt
im Landesinnern und schmiegt sich um die Schlucht des Murchinson River. Der
«Surf» Teil andererseits, schmiegt sich südlich der Ortschaft Kalbarri entlang
der Küste. Beide Sektionen sind so unterschiedlich und vielfältig, dass jede für
sich alleine einen Nationalpark hergeben würde. Jetzt im Frühling strotzen
beide mit unglaublich vielen Wildblumen und natürlich auch vielen Tierarten,
welche sich an den Blumen, und später den Samen, als willkommene Ergänzung
ihrer Nahrung erfreuen. Wo immer wir am Strassenrand anhielten, fanden wir
wiederum ganz unterschiedliche Wildblumen. Die grössten Blüten waren oft an
Bäumen und die winzigsten sprossen z.T. direkt aus dem Sand. Wir machten mehrere
hundert Makroaufnahmen und waren immer wieder über die vielfältigen Formen
überrascht. Vor allem beeindruckt haben uns die sogenannten Känguru- und Katzenpfötchen,
die kurzblättrige Starflower, die rosa und gelbe Verticordia, mit ihren fedrigen
Blütenblättchen, oder die Wollkugeln der Lambswool, mit ihren blauen Äuglein.
Was Tiere anbelangt, war die aussergewöhnlichste Kreatur, die wir
antrafen, der kleine Dornenteufel (Thorny Devil/Moloch horridus), eine
stachelige ~9cm lange Echse. Dieser warzige Mini-Saurier ist dank seiner
einzigartigen, gräulich-braun-grünen Musterung, extrem gut getarnt, egal ob auf
der Strasse, oder im rötlichen Sand. Er ist sehr schwierig zu finden, aber sehr
einfach zu fotografieren, da der kleine Dornenteufel erstarrt, wenn sich ihm
ein mutmasslicher Feind, oder auch nur ein Tourist nähert.
Unsere Entdeckungstour startete mit den Aussichtspunkten hoch über dem Murchison
River. Der Inland-Abschnitt des Nationalparks ist über zwei Zugangsstrassen
erschlossen. Kein Aussichtspunkt liegt aber näher als 35, momentan blumige
Kilometer vom Dorf Kalbarri entfernt. Nicht nur, dass die Sicht über die
Schlucht von jedem Aussichtspunkt aus atemberaubend ist, es ist auch
lohnenswert in die Wanderschuhe zu steigen, um von den vielen schön angelegten Wanderwegen
zu profitieren. Im Allgemeinen ist in West Australiens Nationalparks eine sehr
gute Infrastruktur vorhanden. Ausser hervorragenden Zufahrtstrassen und
Wanderwegen, gibt es auch Toiletten, beschattete Picknick Plätze und
Parkmöglichkeiten für jede Art und Grösse von Fahrzeugen. Es wird sicherlich
deutlich mehr investiert, als durch Eintritte eingenommen wird. Ein
Aussichtspunkt war gerade geschlossen, weil er zum spektakulärsten Lookout des
Parks umgebaut wird: «Kalbarri Sky-walk». Ein AUD 20 Mio. Projekt (€ 12.5 mio.)
wird Besuchern die einzigartige Möglichkeit geben, in luftiger Höhe 25 Meter
über den Klippenrand hinaus zu gehen. Diese überstehende Terrasse wird wohl
Liebhaber aussergewöhnlicher Architektur ebenso begeistern, wie Besucher, die
Nervenkitzel brauchen, und natürlich Naturfreunde.
Weniger prickelnd, aber ebenso atemberaubend, ist der Küstenabschnitt
des Kalbarri Nationalparks. Die vielschichtigen rötlichen Felsklippen, hoch
über dem Indischen Ozean, gehörten schon bei unserem letzten Besuch, zu
Brigittes Favoriten. Am eindrücklichsten, erst recht kurz vor Sonnenuntergang,
fanden wir die Vistas bei Eagle Gorge, Island Rock und über den Felsbogen «Natural
Bridge». Erneut wurden viele Abschnitte durch «boardwalks» (Plankenwege)
erschlossen. Für diejenigen die Zeit haben, lohnt es sich aber alleweil die
Wanderschuhe anzuziehen, um auch die weniger luxuriös erschlossenen Gegenden zu
erkunden.
Die 10 weitschweifenden Küsten-Aussichtspunkte des Kalbarri
Nationalparks liegen nur ein paar Kilometer ausserhalb der gleichnamigen
Ortschaft. Von allen geniesst man phantastische Aussichten und selbst die
Küstenlandschaft vor Kalbarri’s Promenade, ist aussergewöhnlich schön. Da wir
vier Tage bleiben konnten, hatten wir genug Zeit, die von Sandbänken und
tosenden Wellen flankierte, türkisfarbene Bay vor diesem Ferienort zu
bewundern. Wenn man bedenkt, wie ruhig die Lagune war, war die Wucht der
Brecher noch bemerkenswerter.
Zurück zur Zivilisation: zu Ortschaften mit Herz und Seele
Nur
50 Kilometer südlich von Kalbarri erreichten wir die Hutt Lagoon bei Port
Gregory. In Touristenbrochüren wird dieser Salzsee als «Pink Lake» angepriesen.
Für die rosa Färbung ist die Alge »dunaliella salina» verantwortlich. Sie ist
die Hauptnahrung der Salinenkrebse (Brine Shrimp), welche ihrerseits wieder
verschiedene Wasservögel ernähren, wie z.B. Stelzenläufer. Die rosa Alge wird
wegen ihres Beta Karotins, das als Lebensmittelfarbstoff und für Kosmetik
verwendet wird, kommerziell geerntet.
Schon bald trafen wir in Northampton ein, für uns seit langem das erste,
geschichtsträchtige Dorf, mit einem sichtbaren Ortszentrum. Nach den vielen
modernen und funktionellen, aber oft seelenlosen Siedlungen, welche entweder
als Minen-, Plantagen-, oder Touristenorte entstanden sind, war Northampten wieder
eine Ortschaft mit einem Herz und einer Seele. Neben den historischen Gebäuden
im Dorfzentrum, waren auch etwa 50, von Künstlern geschaffene Schafs-Skulpturen
augenfällig.
Als wir Geraldton, etwa 50km weiter südlich erreichten, waren wir
definitiv zurück in der Zivilisation. Mit 40'000 Einwohnern war dies
schlussendlich wieder einmal eine richtige Stadt. Der grosse Industriehafen hat
dem Charme der Uferpromenade keinen Schaden zugefügt. Hier befinden sich die
Einkaufszentren wieder in den Vororten und das Stadtzentrum wird von
Detaillisten, Boutiquen und Restaurants dominiert. Hier logierten wir im
angenehmen Geraldton Backpackers, direkt im Zentrum.
Das Internetzeitalter hat das Reisen für Langzeit-Urlauber und
Rucksacktouristen im Generellen, enorm verändert.
Während unserer letzten Reise vor 12 Jahren gab es in ganz Australien reichlich
Auswahl an Jugendherbergen und Backpacker’s Hostels, und wir konnten meist ohne
Reservation ein gutes und preiswertes Zimmer ergattern. Die Wochenenden waren
überhaupt kein Problem, da viele Hostels keine Einheimischen aufnahmen, weil
sich zu viele Australier primär von Alkohol ernährten… Die Zeiten der
«international hostels» sind inzwischen aber vorbei. In Gebieten mit einem
beschränkten Angebot werden preiswerte Zimmer, und sogar Schlafsaal-Betten,
Wochen, wenn nicht sogar Monate im Voraus weggebucht. In Gebieten mit einem
grossen Angebot hingegen, macht es das Internet einfach, die Preise zu
vergleichen und dadurch wurden die Tarife im Allgemeinen viel
konkurrenzfähiger. Als Konsequenz sind, vor allem in ländlichen Gebieten, viele
Backpacker’s Hostels verschwunden. In urbanisierten Gegenden, auf der anderen
Seite, konnten wir dank des Internets oft spontan und ohne Vorausbuchung ein
recht gehobenes Motel-Zimmer, oder sogar eine kleine Ferienwohnung finden, und
mussten dafür weniger hinblättern, als für ein kleines Zimmer in einer
Jugendherberge.
Wüsten und Dünen:
mysteriöse Welten im und aus Sand
Da
wir wegen eins langen Wochenendes vorausbuchen mussten, gab es in Geraldton
leider nur zwei Nächte. Unterwegs schauten wir uns noch in den Küstenorten
Dongara und Port Denison um, bevor wir ins Landesinnere zum Western Flora
Caravan Park bei Eneabba abbogen. Dieser Campingplatz zieht das Volk mit seinen
informativen Touren an, bei denen die «Wildflowers» erklärt und zudem unter
einem Elektronenmikroskop, detailliert gezeigt werden. Sehr ansprechend ist
auch das 12km lange Wanderwegnetz, da sich der Campingplatz inmitten eines
Naturreservats befindet.
Zurück an der Küste, folgten wir dem «Indian Ocean Drive» und besuchten
mehrere wunderschöne Aussichtspunkte und Strände. Wenn nicht gerade Queen’s
Birthday gefeiert worden wäre (das zweite Mal in 4 Monaten), wären wir wohl an
den meisten Orten ganz alleine gewesen. An diesem Wochenende hingegen, standen
an vielen Stränden dicht gedrängt die Wohnwagen der Stadtbevölkerung von Perth,
welche vom warmen Frühlingswetter profitierte.
Als wir am 23. September 2018 Cervantes erreichten, bezogen wir ein, für
uns unvernünftig, grosses Ferienhaus. Es war leider nur diese eine Nacht
verfügbar, aber dennoch billiger, als das Motel im Ort.
Nun befanden wir uns in der Nähe des Nambung Nationalparks, welcher
besser als «Pinnacle Desert» bekannt ist. Wir besuchten diesen mystischen Ort
gleich zweimal – zuerst vor Sonnenuntergang und nochmals am nächsten Tag.
Zehntausende individuell geformter Felssäulen ragen dort aus der goldenen
Sandwüste. Über einen schmalen, 4km langen Weg aus gepresstem Sand, dürfen Pkws
durch diese Landschaft voller Kalksteinsäulen fahren. Lohnenswerter war es, das
Auto in einer Ausstellbucht stehen zu lassen und die Pinnacles zu Fuss zu
erkunden. Ihre Formen und Grössen sind sehr unterschiedlich. Die kleinsten
ragen kaum aus dem Sand, während die grössten bis zu vier Meter hoch sein
können. Auch der Durchmesser kann im Bereich von mehreren Centimetern, bis hin
zu mehreren Metern liegen. Einige Pinnacles sind oben abgerundet und sehen sehr
stabil aus, andere wiederum machen einen zerbrechlichen Eindruck und sind am
Zerbröseln. Sogar die Farben sind unterschiedlich; die allermeisten sind
gelblich, einige eher weisslich, oder auch eher schwarz, und ein paar andere
sind mehrfarbig geschichtet. Die Wissenschaftler sind sich nicht einig wie die
Pinnacles entstanden sind, und es sieht alles auch wirklich sehr mysteriös aus!
Wir haben erfahren, dass sich die Pinnacle Wüste bis nach Lancelin erstreckt
und teilweise (immer noch) von Wander-dünen überdeckt ist. Die Australischen
Boys lieben es, mit ihren 4x4 Fahrzeugen über die gigantischen Dünen zu fahren.
Auch die grossen Warntafeln, mit den Telefonnummern der Abschleppfirmen, halten
sie nicht davon ab. Bei den grossen, weissen Sanddünen von Lancelin ist «Fun in
den Dünen» kommerzialisiert worden. Die meisten Besucher fahren auf Sand wohl
etwas vorsichtiger, wenn sie ihr eigenes Fahrzeug verwenden. Mit Mietfahrzeugen
ist dies aber eine ganz andere Geschichte. Nicht nur Sand-Boards, sondern auch
Quad-Bikes und eine Art, speziell für Dünen entworfene Rennwagen, stehen für
«Thrillrides» zu mieten bereit. Da die steilen Dünen als «Crown Land»
deklariert sind, d.h. der Öffentlichkeit gehören, gibt es leider auch keine
Beschränkungen, wo die Piloten dieser Rennfahrzeuge wie gesengte Schweine
herumrasen dürfen. Ein paar Mal fühlten wir uns deswegen beim Herumkraxeln in
diesen Dünen nicht mehr so wohl.
Lancelin entstand als Ferienort für die Stadtbevölkerung von Perth, das
nur 120km südlich liegt. Noble Ferienhäuser sieht man überall. Nicht wenige
Cafés und Restaurants warten darauf, die Urlauber vor und nach den
Strandbesuchen zu verpflegen. Auch hier ist das Wasser so erstaunlich
türkisblau, dass man sich kaum sattsehen kann. Der Ausblick wird durch kleine
Inselchen, wovon eine regelmässig Seelöwen anzieht, noch aufgewertet. Da oft
ein starker Wind weht, zieht dieser faszinierende Küstenabschnitt auch Kite-Surfer
an. Für die längste Zeit beobachteten wir einen dieser Teufelskerle, der
könnerisch mit seinem Board zum Teil hoch aus den Wellen sprang.
Unser letztes Ziel vor Perth war der Yanchep Nationalpark. Er ist
attraktiv gestaltet um die Familien aus der Stadt anzuziehen. Während in den
Nationalparks im Norden in den Besucherzentren kaum mehr, als Souvenirs und
vielleicht ein Eis verkauft wurde, gibt es im Yanchep Nationalpark verschiedene
Lokale, die Snacks und ganze Mahlzeiten anbieten. Mittels geschickter
Massnahmen wird sichergestellt, dass Koalas (und andere Tiere) in der Nähe der
Holzstege und Fusswege bleiben. Uns kam Yanchep eher wie ein Tier- und
Naturpark, als wie ein Nationalpark vor.
Perth:
eine charmante Stadt und Heimat vom Grossteil der Bevölkerung von WA
Am
27. September 2018 erreichten wir Westaustraliens Hauptstadt Perth. Auf uns,
die vom Nordwesten her anreisten, wirkte sie wie eine riesige City. Als wir
hingegen vor 12 Jahren von Japan und China herkommend angereist waren, hatte
sich Perth bloss wie ein weit ausgewalztes Landstädtchen angefühlt. Es gab vor
allem Einfamilienhäuser und nur ein paar wenige Wolkenkratzer im absoluten
Zentrum. Obwohl in der Zwischenzeit noch ein paar zusätzliche Wolkenkratzer
errichtet wurden, ist das Zentrum, auch heute noch, von zweistöckigen Gebäuden
dominiert. Der Grossteil, der etwas über zwei Mio. Einwohner, lebt unverändert
in freistehenden Einfamilienhäusern, welche über die 6'418 km2
grosse Stadt verteilt sind. Die Lage am Swan River und der einladende
Kings-Park, der die Stadt überthront, werten Perth weiter auf.
Mit ihrem ungezwungenen, aber nichts desto trotz kosmopolitischen
Charakter, gehört Perth zu unseren Lieblingsstädten; irgendwie fühlen wir uns
hier wie zuhause. In keiner anderen Australischen Stadt haben wir mehr Zeit
verbracht, als in Perth. Mit viel Glück erspähte Brigitte einen Internet-Deal
für eine Ferienwohnung mit Parkplatz, welche uns weniger kostete, als ein
Zimmer in der Downtown Jugendherberge. Diese Wohnung lag perfekt zwischen dem
exklusiven Vorort Leederville, wo es echtes Brot zu kaufen gibt, und Northbridge,
mit seinen unzähligen gesunden, preiswerten und exquisiten Asiatischen
Restaurants. Wir lieben diese multikulturelle Atmosphäre mit authentischen
Speisen aus China, Malaysia, Thailand, Vietnam, Indien und noch vielem mehr.
Auch im Vorort Northbridge sind die Asiaten ein grosser Gewinn für das
Quartier, wohingegen die schon länger aus Europa eingewanderten Australier eher
die Unruhestifter sind, vor allem an den Wochenenden. Wie wir dies schon oft in
anderen prüden Viktorianischen Gesellschaften erlebt haben, scheint es
akzeptabel zu sein, dass sich Frauen für den Ausgang wie Nutten kleiden und
dass man sich bis zum Umfallen betrinkt! Wie in den meisten Australischen
Städten, werden einige Quartiere von Perth, wie z.B. Northbridge, an den
Wochenenden stark von der Polizei patrouilliert, um dafür zu sorgen, dass die
unerwünschten Nebenwirkungen des ausschweifenden Alkoholkonsums unter Kontrolle
bleiben. Etwas früher essen zu gehen, war unsere Lösung. Wenn möglich,
versuchen wir an den Wochenenden Australische Städte ganz zu vermeiden. Dass
wir schlussendlich zweieinhalb Wochen in Perth verbrachten, zeigt aber: wir hatten
ganz offensichtlich eine sehr gute Zeit.
Nicht überraschend sind die wenigen Wolkenkratzer der Stadt im Besitze
grosser Finanzinstitute und selbstverständlich auch der grossen
Minen-Gesellschaften des Landes. Nachdem wir im Norden WA’s die Pilbara Region
besucht hatten, liess der Anblick dieser Bürotürme irgendwie ein ehrfürchtiges
Gefühl aufkommen. Wenn man weiss, dass die meisten Lokomotivführer der fast 3km
langen Eisenerzzüge, welche rund 2’000km nördlich von hier pendeln, und sogar
ein Teil der Lastwagen-Chauffeure der riesigen Minen-Muldenkipper ihre Arbeit
genau hier, mitten im Stadtzentrum von Perth verrichten, ist dies schon
beeindruckend. Keine Hitze, kein Staub, dafür eher Krawatte und Stöckelschuhe.
Am Computer sitzend, werden die wertvollen Fahrzeuge (und vieles mehr) direkt
aus den Bürotürmen von BHP Billiton und Rio Tinto und anderen Rohstoff-Firmen, gesteuert!
Aufs Neue entdeckten wir die angenehme Stadt zu Fuss. Zehn bis fünfzehn
Kilometer lange Stadtspaziergänge waren keine Ausnahme. Besonders schön ist es
am Ufer des Swan Rivers, welcher hier so breit ist, dass man ihn eher als einen
See am Rande des Stadtzentrums wahrnimmt. Immobilienmakler haben schon lange
gemerkt, dass diese Gegend bei der wachsenden Oberschicht sehr beliebt ist. Sie
arbeitet hart und hat kaum Zeit, täglich zu einer schönen Villa in den
Aussenbezirken zu pendeln. Dreizimmer-Wohnungen in einem der neuen Wohntürme
entlang des «Schwanenflusses», gibt es ab 1,56 Mio. Australische Dollar (~1
Mio. Euro). Selbstverständlich gilt dieser Schnäppchenpreis nur für die unteren
Stockwerke. Die Preise für die Wohnungen mit Sicht aufs Wasser steigen mit
jedem weiteren Stockwerk weiter in den Himmel! Die meisten Einheimischen müssen
sich wohl mit einem Einfamilienhaus ein paar Kilometer ausserhalb des
Stadtzentrums begnügen, ein Luxus den sich die meisten Australier immer noch
leisten können; diese exklusiven Apartments im Stadtzentrum hingegen, sind für
den Normalbürger unerreichbar.
Ganz offensichtlich sind die Australier wohlhabender geworden und
folgedessen sind die Preise spürbar gestiegen. Wir erinnern uns immer noch
daran, wie erstaunt wir waren, als wir am Ende unserer Reise vor 25 Jahren die
Grundstückpreise nur etwas ausserhalb von Perth sahen: damals hätten wir uns
problemlos ein Haus kaufen und sogar bar bezahlen können. Es gab für weniger
als 20'000 Euro schon stattliche Häuser. Heute bräuchten wir eine Hypothek und
kurz nach dem Einzug müssten wir entweder Konkurs anmelden, oder noch
schlimmer: zu arbeiten beginnen! Zumindest geht es hier in Westaustralien etwas
entspannter und weniger gehetzt zu, als im Rest des Landes. Die Stadtmenschen
von der Ostküste sprechen immer noch davon «zurück nach Australien» zu gehen,
wenn sie nach ihrem Urlaub von Westaustralien heimfliegen.
Sunseekers:
FKK Verein in den Hügeln hinter Perth
Der
14. Oktober 2018 war etwas regnerisch, die Wettervorhersage versprach aber für
die nächsten Tage Traumwetter, mit Temperaturen um die 28°C. Natürlich
betrachteten wir dies als perfekt, um ein paar südliche Frühlingstage im
Sunseekers, einem einladenden FKK Klub in den Perth-Hills zu verbringen.
Abgesehen von der Schweiz ist dies der einzige FKK Verein, bei dem wir je
Mitglied waren. Vor unserem fünfwöchigen Aufenthalt im Jahr 2006 schlug uns
Sunseekers eine Mitgliedschaft vor, da dies für so einen langen Aufenthalt die
günstigste Lösung war. Damals wollten wir eine längere Asienreise mit einem FKK
Urlaub unterbrechen. Diesmal hingegen, dachten wir (ursprünglich) nur an einen
mehrtägigen Kurzaufenthalt, bevor unsere Rundreise durch den Roten Kontinenten
weitergehen soll.
Bereits vor den Toren wurden wir von einer grösseren Herde Kängurus
«empfangen». Ein Weibchen mit einem Joey, wie man ein Känguru-Baby nennt, stand
direkt neben dem Eingangstor und ein paar weitere dutzend Roo’s weideten auf
einer Wiese auf der anderen Strassenseite. Wir hatten uns mittlerweile daran
gewöhnt, dass wir sogar bei populären Vereinen wie Sunseekers mehr (exotische)
Tiere, als andere Naturisten antreffen. Der kleiderlose Lebensstil ist hier bei
weitem nicht so beliebt, wie in Europa!
Sunseekers ist eine ruhige bewaldete Oase, in den Hügeln etwa 30km
ausserhalb des Stadtzentrums von Perth. Etwa 7km entfernt liegt das Dorf (bzw.
der Vorort von Perth) Manduring, und dort findet man sehr gute
Einkaufsmöglichkeiten.
Viele der etwa 150 Mitglieder von Sunseekers besitzen entweder eine
einfache kleine Hütte, oder einen Wohnwagen, wo sie ihre Wochenenden
verbringen. Die Annehmlichkeiten des Vereins umfassen ein grosses
Schwimmbecken, mehrere Sport- und Spielplätze und ein grosses gemauertes
Klubhaus, in dem jeden Monat bis zu vier Unterhaltungsabende statt-finden. Bei
unserer Ankunft, konnten wir zwischen zwei Unterkünften auswählen: der kleinen
Hütte, die wir das letzte Mal bewohnt hatten (mit dem kleinen Backofen, den wir
zurückliessen), und einer viel grösseren, aber etwas rustikal ausgestatteten
Hütte, welche der Verein erst kürzlich von einem verstorbenen Mitglied «geerbt»
hatte.
Sie bot zwar kein fliessend Wasser, aber zwei Herdplatten und einen kleinen
Backofen. Es gab auch eine Spüle, von der man uns mehrmals versicherte, dass
sie an die Kanalisation angeschlossen sei. «Es ist bei weitem am einfachsten,
wenn ihr im Sanitärgebäude nebenan Wasser holt und dann zum Abwaschen das Spülbecken
in eurer Hütte benutzt». Nun gut, als wir den Pfropfen hoben, entleerte sich
das ganze Abwasser zuerst ins Küchenmöbel und danach in unsere Schuhe. Die
kleinen Überraschungen bei von Mitgliedern geführten Vereinen sind ein Teil der
Erlebnisse, welche dem alternativen Lebensstil noch mehr Würze verleihen!
Sunseekers ist ein sehr gut organisierter Verein. Von den Mitgliedern
leben zwei Paare permanent auf dem Gelände und übernehmen abwechslungsweise die
Aufgaben als Caretaker (Hauswart und Gästebetreuer). Wir sind immer noch in
Kontakt mit Jytty & John, die dieses Amt vor 12 Jahren inne hatten. Sie
luden uns jetzt zu sich in ihr Haus in einem Vorort ein und wir trafen uns auch
wieder im Verein.
Da die Temperaturen während unserer ersten Tage noch recht tief lagen,
hatte es jetzt, Mitte Oktober, nicht allzu viele Leute im Sunseekers. Als das
Quecksilber aber auf fast 30°C anstieg, erschienen sofort etwa ein Dutzend
Mitglieder auf dem Platz, und dies mitten in der Woche. Nicht ganz unerwartet
wurde auch ein «sundowner» abgehalten. Wir fanden aber den kurzen, 750m langen
Spaziergang um das Gelände bereichernder und hatten dabei ab und zu einen
Schwatz mit den anderen «Happy Hour»-Banausen. Zudem sahen wir immer wieder ein
paar Tiere. Zwar verpassten wir die Monitor-Echse, welche sich andern mehrmals
zeigte, dafür trafen wir einen kleinen «Banditen», ein Tier, das wir vorher
noch nie gesehen hatten: ein Bandicoot (Beuteldachs bzw. Nasenbeutler), ein
pelziges kleines Beuteltier. Zuerst erschien es uns noch sehr scheu, doch
spätestens seitdem es sich nicht nur neben unserer Mineralwasserflasche aufstellte
und schnüffelte, sondern auch direkt neben Brigitte’s Stuhl, wussten wir, diese
putzige Kreatur ist eher frech als scheu!
Kängurus:
interessante Wesen mit einzigartigen Fortpflanzungssystemen
Wir
hatten uns bereits daran gewöhnt auf FKK Plätzen Kängurus zu sehen und auch bei
Sunseekers waren täglich einige zu Gast. Besonders putzig war ein Weibchen mit
einem Jungen (Joey). Offensichtlich kam das Baby-Känguru erst seit kurzem aus
dem Beutel heraus, denn es machte noch sehr zaghafte Versuche herumzuhüpfen.
Obwohl es immer nach wenigen Minuten in den Beutel seiner Mutter zurückkroch,
war es total süss, den kleinen Schlingel zu beobachten wie er Sprünge machte,
sich unsicher auf die Hinterbeine stellte, sich rückwärts wie eine Banane
verbog, oder sich kratzte.
Genauso wie alle Beuteltiere, haben Kängurus ein sehr komplexes
Reproduktionssystem. Känguru Weibchen haben zwei Gebärmütter und drei Vaginas;
zwei seitliche zur Befruchtung und zum Transport des Spermas, sowie eine winzige
in der Mitte für die Geburt. Indem sie das Wachstum der Föten in den
Gebärmüttern unterbricht, kann das Weibchen sogar die Schwangerschaft verzögern
bis z.B. am Ende einer Dürreperiode wieder genügend Nahrung vorhanden ist, oder
das letzte Känguru Kind auszieht und der Beutel für das nächste freimacht.
Dadurch kann ein Känguru Weibchen sozusagen «Dauer-Schwanger» sein, mit einem
befruchteten Ei in einer Gebärmutter das darauf wartet in die zweite zu
gelangen in der bereits ein Foetus am Wachsen ist, einem Baby im Beutel und
einem weiteren Känguru Kind, das den Beutel bereits verlassen hat, aber
zusätzlich noch Milch von der Mutterbrust braucht. Das Muttertier produziert
zwei Arten von Milch, eine für das Baby, das noch dauerhaft an der Zitze hängt
und eine andere Qualität für ein Junges, das den Beutel verlassen hat, aber zum
säugen zurückkehrt.
Nach einer Tragezeit von nur etwa einem Monat im Uterus leckt das
Känguru Weibchen eine Speichelspur von ihrer Vagina zum Beutel. Kurz danach
findet die Geburt statt. Ein winziges haarloses Baby, das weniger als 2cm lang
und weniger als 1 Gramm schwer ist, beginnt nun seine gewaltige Reise zum
Beutel der Mutter, indem es sich an einem Nippel festsaugt. Einmal dort
angekommen, wächst der Joey ziemlich schnell. Je nach Gattung, dauert es aber
noch 4 bis 9 Monate, bis das junge Känguru das erste Mal seinen Kopf aus dem
Beutel streckt. Schon bald danach ist es bereit für die ersten Erkundungen
ausserhalb des Beutels. Es dauert aber bis zu 1½ Jahre, bis das Junge den
Beutel endgültig verlässt.
Viele Beuteltier-Männchen haben einen gegabelten Penis, der sich an dem
richtigen Punkt zweiteilt; genau dort, wo sich die Körperöffnung des Weibchens
in die zu befruchtenden zwei Vaginas aufteilt. Der Känguru Penis ist nicht ganz
so raffiniert und so muss sich der arme Kerl damit begnügen, nur eine Vagina aufs
Mal zu befruchten. Um auch den Genitalien des Känguru Männchen Einzigartigkeit
zu verleihen, hängen seine Hoden über, und nicht unter dem Penis. Kängurus
leben in Herden, deren Grösse von ein paar wenigen, bis mehr als hundert Tieren
variieren kann. Jede Sippe (mob) wird von einem dominanten Männchen angeführt
und dieses kommt bestimmt nicht zu kurz, denn nur er begattet die Weibchen. Ab
und zu wird er aber von einem Widersacher herausgefordert, der das Harem übernehmen
möchte.
Mit soviel tierischer Unterhaltung wurden aus unseren geplanten 4-5
Tagen im Sunseekers schlussendlich ganze zwei Wochen. Zwischen zwei Perioden
mit Traumwetter, hatten wir auch eine Woche mit bedecktem Himmel und einigen
Niederschlägen. In Westaustraliens Südwesten bleiben aber die Niederschläge in
der Regel eher bescheiden – kein Vergleich mit den langanhaltenden Regengüssen,
wie wir sie von Europa her kennen! Zudem hatten wir ja vorher schon 7 Monate
soviel wie Dauerschön und so nutzten wir nun das Rumpeln der Wettergötter, um
an unserem Reisetagebuch zu arbeiten und um unsere unzähligen Schönwetter-Fotos
zu sortieren. Nach ein paar Abschlusstagen voller Sonnenschein und Temperaturen
bis 30°C, verliessen wir Sunseekers ein weiteres Mal voller guter Erinnerungen.
Freemantle:
vielgeliebtes Hafenstädtchen
Da
unser nächstes Ziel recht nah war, und das Wetter zum Bleiben verleitete,
rissen wir uns erst recht spät von Sunseekers los. Im Hinterland von Perth gibt
es mehrere Aussichtspunkte, die wir noch besuchen wollten. Wir hatten aber
nicht damit gerechnet, dass nicht nur die meisten Stadtpärke, sondern sogar
gewisse Aussichtspunkte um 17 Uhr geschlossen werden, um Betrunkene
fernzuhalten. Da wir aber glücklicherweise gut zu Fuss sind, parkten wir dort
wo es möglich war, vor der Barriere und marschierten zum Belvedere.
Am Abend des 28. Oktober 2018 trafen wir in Fremantles ehemaligem
Gefängnis ein, wo die Wärter heutzutage Kreditkarten akzeptieren und als
Gegenleistung Schlüssel aushändigen. Der ganze Komplex ist in eine moderne
Jugendherberge umgebaut worden bei der einige Elemente des früheren
Gefängnisses geschickt integriert wurden. Wir übernachteten in einem neuen Gebäude
innerhalb der Gefängnismauern. Viele der ursprünglichen, kleinen Zellen werden
immer noch gebraucht, entweder als Budget-Zimmer mit einem Kajütenbett, oder
dann als Dusch- oder WC-Zelle. Die Korridorwände sind als Galerie mit
Geschichten, Anekdoten und Fotos der früheren, berühmt(-berüchtigten), Insassen
gestaltet.
Obwohl Fremantle offiziell ein Vorort von Perth ist, handelt es sich
eigentlich um eine eigene Stadt, die sich zudem ziemlich stark von
Westaustraliens Hauptstadt unterscheidet. In Fremantle findet man ganze
Strassenzüge gesäumt mit schön restaurierten Kolonialgebäuden, sowie einen
wichtigen Frachthafen. Für die Stadtbevölkerung ist «Freo» ein beliebtes Ausflugsziel.
Vor allem entlang des sogenannten Cappuccino-Strips und der Hafenfront, tummeln
sich die Massen. Der Fischerbootshafen ist von Restaurants gesäumt. Obwohl ihre
Namen eine grosse Auswahl versprechen, sind die meisten davon, sogar «sweet
lips» (süsse Lippen), eigentlich nur Fish & Chips Lokale. Wenn wir
glaubten, Fish & Chips sei eine preiswerte Familienmahlzeit, wurden wir
hier eines Besseren belehrt. Wir wunderten uns, dass die mehr als nur etwas
gepfefferten Preise die Leute nicht davon abhielten, hier anzustehen, um ihre
geliebten Fish & Chips an dieser teuren Lage zu verschlingen. Wir hingegen zogen
die gepflegten Italienischen Lokale im nur ein paar hundert Meter entfernten
Stadtzentrum vor. Es scheint, als ob es unter den Perthites (welche auch als Pertherts
oder Perthetics bekannt sind…) nicht so viele Feinschmecker gibt, wie in den Grosstädten
Australiens Ostens. Was hingegen im gesamten Land gleich ist, sind die
überheblichen Marketingstrategien. Ab und zu ist es hart, sich zu entscheiden,
denn jeder hat, oder ist Das bestbewertete, das Beste der Welt / des Landes /
des Ortes / der Strasse, das beliebteste, das allererste, die Nummer Eins, das
meistbesuchte, das meistgeliebte, oder: SIMPLY THE BEST.
Bei unserer Weiterfahrt südwärts kamen wir immer noch an eher
dichtbewohnten und industrialisierten Gegenden vorbei, die Landschaft hingegen,
wurde langsam aber sicher immer schöner. Im Landesinnern dominierten grünes
Weideland, Flüsse und Seen. An der Küste sah man vor allem lange Sandstrände
und Felsklippen. Rockingham und Mandurah sind angenehme Ferienorte am Meer,
welche gleichermassen Rentner und Urlauber anziehen. Ferienhäuser, Wohnblocks
und mit Restaurants gesäumte Hafenpromenaden, gibt es in Hülle und Fülle.
Ausserhalb von Mandurah fanden wir schon wieder eine hübsche Ferienwohnung, die
dazu verleitete länger zu bleiben, als wir eigentlich geplant hatten. Von dort
besuchten wir nicht nur den Meditteran inspirierten Vorort Port Bouvard,
sondern auch das Peel-Harvey Estuary, sowie die Thromboliten beim Clifton See.
Einige (bizarre) Fakten: von Walen, über nackten Honig zu Touristen in
Käfigen
Als
nächstes genossen wir für ein paar Tage das hübsche Städtchen Bunbury. Danach
ging unsere Reise weiter nach Busselton, wo wir auf einem Holiday Park
witzigerweise ein sogenanntes Swiss Chalet bekamen. Dies war ein idealer Ausgangspunkt
für den Kap Naturalist Nationalpark, vor dessen Küste man migrierende Wale
erspähen konnte. Mehrmals hatten wir das Glück graziöse Buckelwale und noch
grössere Blauwale zu sehen. Es war ausserordentlich beeindruckend, wenn sich
diese Giganten des Meeres langsam näherten. Als erstes bemerkten wir oft ihre
Fontänen, nichts anderes, als die feuchte (und sehr stinkige) Atemluft dieser
Krill fressenden Meeressäuger. Wenn wir Glück hatten, tauchten die Wale auf
ihrer Migration südwärts mehrmals in der Nähe des Ufers auf. Dank ihrer Grösse
bewegen sie sich nur sehr langsam vorwärts, und sind deshalb viel einfacher zu
beobachten, als Delfine. Letztere sind aber in diesen Gewässern ganzjährig sehr
zahlreich vertreten. Oft konnten wir die verspielten Delfine von einem Strand
aus beobachten.
Abgesehen von seltenen Attacken durch eine Gruppe von Killerwalen, haben
erwachsene Wale normalerweise keine Feinde. Das Naturgesetz sorgt aber auch so
dafür, dass sie sterben und dadurch neues Leben entsteht. Zweimal sahen wir
Schilder, die vor einem Walkadaver warnten. Dies hiess, dass die Strände der
weiteren Umgebung zum Baden gesperrt wurden, um die Menschen vor Bakterien zu
schützen. Auch Haie fühlen sich vom Kadaver angezogen. Wenn sie aber die
Möglichkeit sehen, Frischfleisch, statt faulendes Fleisch zu fressen, nehmen
sie vielleicht ihre Chance wahr…
Auf der anderen Seite ist der Mensch aber von Natur aus abenteuerhungrig
und die australische Touristen-Industrie hilft gerne. Im ganzen Land werden
Touren angeboten, um mit allem möglichen Meeresgetier zu schwimmen: mit
Delphinen, Walen, Walhaien, Seelöwen, Thunfisch – eigentlich mit allem, wofür
irgendjemand bereit sein könnte, Geld auszugeben. Wem dies nicht genügt, der
möchte vielleicht damit prahlen mit weniger harmlosen Kreaturen, z.B. scharfzahnigen
Krokodilen, oder Haien, geschwommen zu sein. Den Käfig, in dem man ins Wasser
gelassen wurde, muss man ja nicht unbedingt erwähnen – dieser diente ja vor
allem dazu, die Kamera zu schützen!
Wir hingegen, waren bereits mit denjenigen Tieren zufrieden, die wir vom
Ufer aus und auf dem Land beobachten konnten. Dank dem 30x Zoom unserer
Kompakt-Kamera konnten wir oft Details erkennen, welche man mit dem nackten
Auge kaum wahrnehmen konnte.
Apropos nackt: nackt und unverhüllt gehören zu den
Lieblingsschlagwörtern, der sonst sehr prüden Australier. Im Supermarkt findet
man «naked Yoghurt» und «nude juice (Säfte)». Man kauft sein Fleisch beim
äusserst beliebten «Nackten Metzger», das einzige Rohfleisch, das man dort
allerdings sieht, ist das nackte Fleisch auf dem Tresen. Ein Imker verkauft
seine Produkte mit den Werbesprüchen: “nude honey – get naked” und “naked honey
– get raw” («nackter Honig – zieh dich aus» und «unbekleideter Honig – stürz
dich ins Adamskostüm»). Als surreal empfanden wir auch die Make-Up Marke «Nude by
Nature» - frisch gestrichen hat garantiert nichts mit natürlicher Nacktheit zu
tun!
Neben einer Tankstelle in einem kleinen Weiler stand auf einem übergrossen
Schild «hier queren Nudisten». Als wir beim mürrischen Tankwart nachfragten, ob
es hier einen FKK Verein gäbe, murmelte er nur etwas über ein paar Besoffene in
seinen Bart hinein. Bei den Raststätten im Outback stehen die Hausregeln oft
unter einem Titel in Grossbuchstaben wie z.B. nackt, unbekleidet, gratis Sex
etc. und fahren dann fort: «jetzt, wo wir deine Aufmerksamkeit haben, blablaba»
- und dies in einem Land indem Lehrer und Lehrerinnen den Job verlieren können,
wenn sie einen FKK Platz besuchen!
Margaret River Region: türkisblaue Strände und Schlemmermahlzeiten
Von
Busselton ging unsere Reise weiter nach Yallingup, wo wir mit der Erkundung des
Küstenstreifens der Margaret River Region fortfuhren. Der ganze Weg südwärts ist
von weissen Stränden mit türkisfarbenem Wasser gesäumt, an die sich immer mal
wieder eine kleine Siedlung mit Ferienhäusern schmiegt. Eine davon ist
Prevelly, wo wir uns in einer Surflodge einquartierten. Von dort schwärmten wir
ins Landesinnere aus, und besuchten das zwischen Rebenfeldern eingebettete,
10km entfernte, Städtchen Margaret River. Die Region hat sich nicht nur für
ihre «Traubensäfte», sondern auch für ihre gastronomischen Höhepunkte einen
guten Ruf erarbeitet. Wine & Dine-Wochenendausflüge, zusammen mit einer
luxuriösen Unterkunft, sind sehr beliebt geworden. Wir genossen die
hochklassige, Japanisch inspirierte Erlebnis-Gastronomie bei Miki’s Open
Kitchen. Um die offene Küche sitzend, konnten wir zusehen, wie ein Team begabter
Köche unser sechs-gänge Menü zubereitete, von denen jeder Gang aus 3 bis 6
kleinen, kreativen Häppchen bestand.
Zurück auf der Sight-seeing-Route, bot uns die Natur wieder eine wahre
Augenweide: tosende Wellen trafen auf Felsen mit verschiedenen Farbschichten, und
am Ufer blühten unglaublich viele Büsche. Der Höhepunkt wartete im Kap Leeuwin
Nationalpark südlich von Augusta. Die Anmut der Natur wurde von den ersten
Siedlern noch um einen Leuchtturm, sowie eine Mühle ergänzt, die inzwischen
jedoch von Mineralablagerungen des Wassers zum Stillstand gebracht wurde.
Versteckt im bewaldeten Hinterland gibt es Höhlen und Flüsse. Immer
wieder gibt es Grasbäume, darunter auch den grössten, den wir je in Australien
sahen. Er hatte eine dreifache Krone und war schätzungsweise über 5m hoch.
Tall Timber Country: grosse Bäume und bewusst gelegte Brände
Am
13. November 2018 ging’s weiter in die Westaustralische «Tall timber» Region. Holzfällerei
war, und ist zu einem bestimmten Grad auch heute noch, die Einkommensquelle
dieser Gegend. Die Wälder sind immer noch riesig und grosse Teile sind als Nationalparks
deklariert und dem Tourismus zugänglich gemacht worden. Bereits die Fahrt
entlang der Touristenstrassen durch die Wälder, ist ein Fest für die Augen.
Über kürzere, oder längere, gut ausgebaute Wanderwege, erreicht man zudem ein
paar spezielle Bäume. Wir marschierten zum und durch den sogenannten «walk
through tree» im Bedeloop Nationalpark. Hier hat eine Laune der Natur einen
Tunnel durch den unteren Stammbereich eines sonst gesund aussehenden Karri-Baumes
geschaffen.
Vor allem während der heissen Sommermonate sind Waldbrände ein Problem.
In früheren Zeiten wurden die Wälder von bemannten Wachtürmen aus beobachtet,
welche auf die höchsten Bäume aufgesetzt wurden. In Pemberton dürfen wagemutige
Touristen die um den Glouchester-tree angebrachten Kletterstufen in Angriff
nehmen, um den früheren Feuer-Aussichtspunkt auf 53m Höhe zu erreichen. Vor 12
Jahren hat Heinz diese Mutprobe bestanden, aber diesmal waren wir zu stark
damit beschäftigt, die Vögel auf dem Waldboden zu beobachten.
Pemberton hat viele alte Holzhäuser, die dem Ort einen speziellen Charme
verleihen. Es gibt ein ganzes Quartier, welches einst für die Angestellten der
ehemaligen Sägerei entstand. Nach über hundert Betriebsjahren, wurde das
Sägewerk 2016 geschlossen. Während der Blütezeit der Holzindustrie entstand
zwischen Pemberton und Northcliffe eine Eisenbahnlinie, die sowohl den
Siedlern, als auch den Sägereien zugute kam. Seit 1987 wird diese Linie jedoch
nur noch als Touristenbahn betrieben.
In südlicher Richtung führt die Strasse durch dichten Wald mit Karri-
und Jarrah-Bäumen an die Küste. Zwischen Northcliffe und Windy Harbour stoppten
wir beim beeindruckenden Mount Chudalup. Genaugenommen ist dies eigentlich kein
Berg, sondern ein Monadnock (Inselberg), ein riesiger Granitblock mitten im
Flachland. Windy Harbour ist ein lohnenswerter Abstecher, der uns mit vielen
atemberaubenden Aussichtspunkten über die zerklüftete Kalksteinküste und die
vorgelagerten Felsinseln, belohnte.
Als wir am späteren Nachmittag Richtung Walepole fuhren, kamen wir in
ein Gebiet mit starker Raucheinwirkung. Schon bald kamen wir an Schilder,
welche «prescribed burning» ankündeten (vorgeschriebenes Abbrennen). Ganz
offensichtlich hat also die Feuerwehr auf der einen Strassenseite ein paar
grössere Waldstücke in Brand gesetzt; zwar kontrolliert, aber dennoch
beeindruckend. Die Aborigines wissen schon seit langem, dass kontrolliertes
Abbrennen vor unkontrollierten Waldbränden schützt. Während der trockenen und
heissen Sommerzeit brechen oft Waldbrände aus. Deshalb ist es sinnvoller, das
Gehölz in einer idealeren Zeit in Brand zu setzen, wenn die Pflanzen hinterher
schnell wieder ausspriessen können. Dadurch werden die Wunden des Feuers
schnell, durch neues und widerstandsfähigeres Leben, geheilt. Der Kreislauf der
Natur, des Lebens und Sterbens, dient Flora und Fauna genauso, wie dem
Menschen.
Great Southern:
eine dünn besiedelte zerklüftete Küstenregion
Am
15. November 2018 ging unsere Westaustralienreise weiter in die Great Southern
Region, mit der Hauptstadt Albany. Nach der Metropolregion Perth-Peel ist Great
Southern die am dritt-dichtesten besiedelte Region Westaustraliens. Ihre Landfläche
von 39'000km2 entspricht etwa derjenigen der Schweiz, die
Bevölkerung von 54'000 macht hingegen nur 0,6% (Null Komma Sechs!) derer der
Schweizer Bevölkerung aus. Fast unlimitierter Platz und leere Strassen sind in
dieser Region immer noch eine Tatsache.
Unser erster Stopp galt dem William Bay Nationalpark mit Greens Pool und
der malerischen Elephant Cove. Eine Laune der Natur formte und platzierte
einige grosse Granitfelsen so nah zusammen, dass diese einer in der
türkisblauen Bucht stehenden Elefantenherde gleichen. Diese eigentümlichen
Felsen sind unter dem Namen Elephant Rocks bekannt.
Nur etwas weiter östlich erreichten wir das Dorf Denmark (ab und zu
wurden in der südlichen Hemisphäre nicht nur Orts- sondern ganze Ländernamen
kopiert). Auch hier gibt es ein paar spektakuläre Aussichtspunkte.
Erwähnenswert sind vor allem diejenigen, oberhalb des Wilson Inlet an der
Mündung des Harding River.
Als nächstes basierten wir uns für eine Woche im historischen Städtchen
Albany. Ausser ein paar Kolonialgebäuden vom Ende des 19. Jh, fallen in der
Stadt vor allem der moderne Freizeitkomplex an der Promenade, sowie die
Kornverlade-Anlage beim Hafen auf. Am meisten beeindruckten uns hingegen die
spektakulären Küstenabschnitte in der Umgebung. Wir fuhren zum Torndirrup
Nationalpark mit seinen bekanntesten Sehenswürdigkeiten, einer natürlichen
Felsbogen-brücke und einer Felsspalte, welche man simpel «The Gap» nennt. Von
vorstehenden Felsnasen über Sandstrände und Felslöcher, durch die das Wasser
der tosenden Wellen nach oben schiesst, verwöhnt dieser Park seine Besucher immer
wieder mit tollen Aussichten über die zerklüftete Küste.
Noch mehr faszinierende Küste gibt es beim West Cape Howe Nationalpark
zu sehen. Eine gute Schotterstrasse führt zu einem Aussichtspunkt hoch über dem
Meer, von wo man auf der einen Seite die Shelly Beach und auf der anderen,
abgebrochene Felsen bewundern kann.
Als wir am 21. November 2018 in östliche Richtung weiterzogen, verwöhnte
uns die Küste mit noch mehr Augenweiden. Bereits der Name «Two People’s Bay»
hat etwas paradiesisches in sich und der gleichnamige Nationalpark vermag die
Erwartungen zu erfüllen. Die unglaublich grünen Buchten verleiten dazu, hier
stundenlang zu verweilen – wir genossen auf jeden Fall unser Mittagessen auf
einem Felsen hoch über dem Wasser.
Unser «Strand-hüpfen» führte uns zu Bettys Beach, bevor die Reise zum
Cheynes Beach Caravan- und Holiday-Park weiterging. Nachdem wir in letzter Zeit
häufig in Ferienwohnungen und Motels übernachtet hatten, erhielten wir hier ein
Mobilheim. Zwischen Juni und Oktober ist Cheynes Beach ist ein guter Platz, um
Wale zu beobachten, doch hierfür war es jetzt zu spät. Aber die Strände sind
umwerfend schön, es hat seltene Vögel in Hülle und Fülle, und ab der Dämmerung
auch Kängurus.
Wheatbelt (Korngürtel): ein netter landschaftlicher Tapetenwechsel
Mit
dem Wave-Rock in Hyden als Ziel, fuhren wir ins Landesinnere. Die Landschaft
änderte sich so schnell, wie die Temperaturen stiegen. In Australien ist es
nichts Ungewöhnliches, dass die Temperaturen nur ganz wenig im Landes-innern um
die 10° - 20° C höher liegen, als an der Küste. Schon bald waren wir umgeben
von Kornfeldern, die teilweise schon geerntet waren. Die wenigen kleinen Dörfer
waren vor allem auf die Bedürfnisse der Getreidebauern ausgelegt. Die meisten
Siedlungen sind von riesigen Kornsilos überragt, von denen einige professionell
mit Kunstwerken bemalt sind.
Als nächstes übernachteten wir in Borden, etwas nördlich der Stirling
Ranges. Wir waren zwar noch ausserhalb der eigentlichen Wheatbelt-Region
(Landkreis), aber auch in Borden verdient man sein Brot vorwiegend mit dem
Korn. Man sah immer mehr riesige Erntemaschinen, genauso wie Road Trains,
welche das Getreide zu den Sammelstellen fuhren. Da es zu teuer ist, das
gesamte Korn in Silos zu lagern, gibt es auch viele sogenannte Getreide-Bunker,
bzw. «open topped wheat bins» (nach oben offene Getreidewannen), wie sie auch
genannt werden. Dabei handelt es sich um längliche, mit Förderbändern
aufgeschüttete Kornpyramiden, die durch eine niedrige Umfassungsmauer
zusammengehalten, und mit Plastikfolien abgedeckt, werden. Während der Erntesaison
2017-18 wurden in Australien gesamthaft 40 Mio. Tonnen Getreide produziert,
wovon der grösste Teil, genauso wie das Eisenerz, nach China exportiert wurde.
Nicht nur die goldenen Kornfelder, sondern auch unzählige, grössere und
kleinere Salzseen fielen uns auf unserem Weg nordwärts auf. Schon die Grösse
des malerischen Salzsees Lake Grace war überwältigend. Direkt daneben liegt das
gleichnamige Dorf, in welchem wir übernachteten.
Nachdem wir Hyden erreicht hatten, besuchten wir ein paar beeindruckende
Felsformationen. Die bekannteste war Wave Rock, der einer rollenden Welle
gleicht. Simpel ausgedrückt, handelt es sich dabei nur um eine lange
geschwungene Granitwand, an der Seite eines grossen Inselbergs, von denen es in
Westaustralien recht viele gibt. The Hump, etwa 30km nördlich von Hyden, ist
ein weiterer Inselberg (bzw. Monadnock). Wir empfanden ihn als
abwechslungsreicher und interessanter, als sein berühmter Bruder. So
verbrachten wir dort einige Stunden und bestiegen ihn über den Kalari-Trail.
Ebenfalls sehr lohnenswert waren Buckley’s Breakaways, bunte
ausgewaschene Sandsteinfelsen, welche wir über eine Schotterstrasse südlich von
Hyden erreichten. Es ist eigentlich schade, dass wir hier die einzigen Besucher
waren, wenn man bedenkt, wie viele Touristen zum nahen Wave Rock pilgern. Auf
unserem Weg via Lake King südwärts, zurück an die Küste, sahen wir weitere
Kornfelder, noch mehr riesengrosse Erntemaschinen und noch mehr weisse Salzseen.
Hopetoun und der Fitzgerald River Nationalpark: einfach umwerfend
Am
27.11.2018 basierten wir uns im Motel von Hopetoun. Dies ist nur ein kleiner
Ort mit ein paar Ferienhäusern und Campingplätzen, und einem grossartigen
Nationalpark in der Nähe: Fitzgerald River.
Wir durften ja wirklich sehr viele Nationalparks besuchen, aber der
Fitzgerald River NP gehört zu unseren absoluten Favoriten. Wir sagen dies,
obwohl wir diesmal nur den kleinen östlichen Teil besuchten (grössere Teile
jedoch auf einer früheren Reise). Nachdem man die Strasse über den engen
Landstrich zwischen dem Culham Inlet und dem offenen Meer passiert hat, steigt
sie schnell zu einem Aussichtspunkt an. Von diesem hat man eine sagenhafte
Rundsicht auf die von nur einer Sanddüne getrennten Gewässer.
Beim Ufer unten kletterten wir zwischen sehr speziellen Felsformationen
umher. In einer Bucht gibt es schräg stehende, mehrschichtige Felsen, die wie
ineinander verkeilte Fliesen erscheinen, aber ziemlich spitze Enden haben. An
einem anderen Strand stehen ähnlich schräge Felsen, hier aber mit rundlichen
Enden. Weiter gibt es ausgewaschene löchrige Sandsteine in verrückten Formen,
sowie mehrschichtige Felsbrocken mit einer Vielzahl an Farben und Materialien,
von denen einige Kristallen gleichen und schwarz, oder in silbernen Farbtönen,
leuchten.
Im Fitzgerald River Nationalpark blühten immer noch viele Büsche, was
die Hügelzüge färbte. Hier wächst auch eine sehr spezielle Pflanze; die Royal
Hakea, ein Busch der bis zu 3m hoch wächst und ausgewachsenem Kohl gleicht.
Auch ihre Blätter gleichen Kohlblättern, doch ihre inneren Venen sind leuchtend
orange, dann im oberen Teil der Pflanze gelb, aber immer mit grellem grünem «Rahmen»
am Blattende.
Des Weiteren faszinierten uns die verschiedenen Strände mit ihren
vorgelagerten, von grünlichem, kristallklarem Wasser umgebenen Felsinselchen.
In einigen Buchten war das Wasser spiegelklar und ruhig, in anderen hatte es
tosende Wellen. Wie in den meisten Australischen Nationalparks, hatten wir auch
im Fitzgerald River das Gefühl, in einem Tierpark zu sein. An einigen Plätzen
wimmelte es von Kängurus und Wallabys, wir hatten aber auch das Glück Goannas
(Monitor Echsen) zu sehen, und eine Schlange hatte das Glück, dass wir gerade
noch rechtzeitig bremsen konnten.
Esperance:
letzte Station in Westaustralien für Ausflüge & zum Sonnen
Vom
29. November bis zum 10. Dezember 2018 machten wir in Esperance etwas Ferien in
den Ferien und fanden dafür eine ideale Ferienwohnung. Mit etwas mehr als 10'000
Einwohnern ist Esperance weit und breit der einzig grössere Ort. Obwohl das
Haupteinkommen aus der Landwirtschaft, dem Bergbau, sowie der Fischerei stammt,
wurde das Städtchen wegen seiner Traumstrände zu einem beliebten Ferienort.
Ob du es glaubst oder nicht, wir müssen von einem weiteren Nationalpark
schwärmen; dem Cape Le Grand Nationalpark, etwa 50km östlich von Esperance.
Einige Touristen mögen wohl hierherkommen, weil es schon fast garantiert ist,
dass man Kängurus sieht. Auf dem Campingplatz neben der Lucky Bay kriegt man
den Eindruck, als ob jedem Stellplatz mindestens ein Känguru zugeteilt wäre.
Oft sieht man sie auch auf dem Parkplatz, oder sogar am Strand. Da wir schon
längstens genug Kängurus gesehen haben, hat uns das leuchtend hellblaue Wasser
der Lucky Bay mehr in seinen Bann gezogen. Schon der Anblick während der Zufahrt
hinunter zur Bucht, ist so beeindruckend und unvergesslich, dass man ihm mit
keinem Foto gerecht werden kann – und wenn es eines könnte, würde man hinterher
selbst kaum glauben, dass die Farben echt sind – nicht mit Photoshop
bearbeitet!
In der Region Esperance gibt es unzählige atemberaubende
Aussichtspunkte, wo es sich lohnt das Auto stehen zu lassen um entweder am
Strand, oder auf einem Wanderweg darüber, einen Spaziergang zu machen. Auch
einen Spaziergang entlang der Esplanade vor dem Ortszentrum sollte man auf
keinen Fall verpassen, nur schon nicht wegen der Sicht auf den Jachthafen und
den Getreideverladehafen. Unzählige überdachte Spiel-, Picknick- und BBQ Plätze
warten darauf, benutzt zu werden. Es ist sehr grosszügig, dass die Australier für
all diese Infrastruktur bezahlen, obwohl es viele Einheimische vorzuziehen
scheinen, an einen schönen Aussichtspunkt zu fahren, oder ans Ende eines (für
den Verkehr gesperrten) Bootssteges, wo sie im Auto sitzend den Wellen zusehen
während sie etwas vom Take-Away verschlingen…
Etwas inland gibt der Kepwari Wanderweg Zugang zum «Lake Warden-Wetland
System», welches zahllose kleinere und grössere Seen miteinander verbindet. Dies
ist ein sehr angenehmer Weg, doch wenn die Temperaturen im Frühling steigen,
sollte man Vorsichtig sein, da Schlangen den Wanderweg ab und zu zum Aufwärmen
benutzen. Meistens verschwinden sie im Gebüsch bevor man sie wahrnimmt. Wenn
man aber eine sieht, was bei uns (mehrmals) vorkam, wartet man besser, bis sie
verschwunden ist, da die meisten Schlangen Australiens giftig sind. Ihr Biss
mag schmerzlos sein, aber trotzdem tödlich. Der Mensch ist aber für Schlangen
eine grössere Gefahr, als umgekehrt. Wir müssen zugeben, dass auch wir mehrmals
eine Schlange überfahren haben, welche sich regungslos auf einer Strassenkuppe
sonnte.
Ebenfalls durch menschliches Einwirken verlorengegangen, ist die Farbe
des ehemalige Pink Lake. Strassen- und Schienenbau haben die Zirkulation von
Wasserläufen verändert, sodass die rosa Algen leider nicht mehr gedeihen.
Immer noch ein Höhepunkt eines jeden Besuches von Esperance, ist
hingegen der 40km lange «Great Ocean Drive». Diese Ringstrasse verbindet
mehrere spektakuläre Strände, von denen jeder etwas Einzigartiges hat. Einige
liegen zwischen massiven Felsen, andere haben eine Lagune, oder irgend etwas
wie ein Riff, gemeinsam ist aber allen das unglaublich türkisblaue Wasser und
der weisse Sand. Überall gibt es genügend Parkplätze und gute Strandzugänge
über Treppen und Holzstege.
Ten Mile Lagoon:
der malerische FKK-Strand von Esperance
Die
türkisfarbenen Strände von Esperance sind eine wahre Augenweide und zum Glück hat
die Stadt auch ein weisses Stück Sand für diejenigen reserviert, die die Natur
am liebsten im Naturkleid geniessen: die Zehn Meilen Lagune (Ten Mile Lagoon).
Dies ist ein wunderschöner Strand, welcher durch eine leuchtend blaue Lagune
von den tosenden Wellen des offenen Ozeans geschützt ist. Der etwa 1km lange
FKK Abschnitt befindet sich 200m westlich des Parkplatzes. Ein wahrer
Traumstrand mit wenigen Badegästen. Der «clothes optional Bereich» der Ten Mile
Lagoon ist auch von der Eleven Mile Lagoon aus zugänglich. Von beiden
Parkplätzen überwinden lange Holztreppen die Klippe bis hinunter ans Wasser.
Der Weg von der Eleven Mile Lagoon zum FKK Abschnitt ist zwar etwas
weiter und führt zudem über eine kurze Strecke über glatten Felsen, die
pittoreske, abgeschlossene Eleven Mile Lagoon macht aber den Umweg zu einem
lohnenswerten Erlebnis. Zudem konnten wir an diesem Ende des Naturisten-Strandes
noch Delfinen beim Spielen in den Wellen zusehen. Damit wurde unser Aufenthalt
in Esperance und unsere Besuche an der Ten Mile Lagoon zu einem krönenden
Abschluss unserer Reise durch Westaustralien.
Querung der Nullarbor Ebene: viel Interessantes im Nichts
Insgesamt
hatten wir wir 4 ½ bereichernde Monate in unserer australischen
Lieblingsprovinz Westaustralien verbracht. Wir haben uns viel Zeit gelassen und
es genossen, bis wir am 10. Dezember das Gefühl hatten, es sei langsam Zeit,
uns zu verabschieden. Wir machten uns auf den Weg die Wüste zurück zu den
östlichen Provinzen zu durchqueren, was hiess, durch die Nullarbor Ebene nach
Südaustralien (South Australia) zu fahren.
Als wir Esperance verliessen, hatten wir 200 einsame Strassenkilometer
nach Norseman vor uns, und von dort 1'200 sehr einsame Kilometer nach Ceduna.
Das Bezwingen der Nullarbor Ebene ist nicht mehr so abenteuerlich wie es einst
war, man sollte aber immer noch nur mit einem zuverlässigen Fahrzeug
aufbrechen. Es sind ja nicht nur 1’200km lange, aber dennoch interessante
Kilometer durch das Nichts nach Ceduna. Die meisten werden wohl von dort noch weitere
800km durch ein ziemlich spärlich bewohntes Gebiet fahren, bis sie Adelaide erreichen.
Die Nullarbor ist eine vorwiegend flache und grösstenteils baumlose Ebene, die
aber teilweise auch bewaldet ist. Abgesehen davon, dass es alle 100-200km ein
Road-House (Raststätte) hat, gibt es nur noch ein paar wenige Farmen, die man
wohl an einer Hand abzählen kann.
Reisende die Konfuzius’ Weisheit «der Weg ist das Ziel» begreifen,
finden in der Nullarbor aber einige erwähnenswerte Sehenswürdigkeiten. Zu
allererst sind die Verkehrsschilder bei Fotografen sehr beliebt. Nicht nur die
Distanzen beeindrucken, sondern auch mit welchen Tieren ein Kollisionsrisiko
besteht, wenn man seine Augen von der Strasse nimmt. Ausser vor den Kängurus,
die es überall gibt, und den Emus, die man ab und zu sieht, warnen die Schilder
auch vor Wombats, Kühen und sogar Kamelen. Natürlich stellt hüpfendes und
gehökertes Getiere nicht das einzige Risiko dar. Kilometerfressern mögen sogar
Aristokraten von oben begegnen, genaugesagt einem Flugzeug des Royal Flying
Doctor Service, da immer wieder Abschnitte der Eyre Highway als Notlandepiste
markiert sind. Andere Objekte fallen vielleicht ohne Vorwarnung vom Himmel, wie
z.B. das amerikanische Skylab, welches 1979 über der Nullarbor abstürzte.
Replika-Trümmerteile erinnern im Balladonia Road House an den Einschlag, obwohl
ein Amerikaner (nicht die Regierung) die daraufhin ausgestellte Busse für unsachgemässe
Abfallentsorgung bezahlt hat!
Das grösste Risiko stellt aber die einsame Strasse selbst dar. Bis zu
146km lange, schnurgerade Abschnitte führen zusammen mit der oft brütenden
Hitze, zu Ermüdungserscheinungen bei den Automobilisten. Zudem wollen die
meisten Motoristen ja möglichst schnell an ihr Ziel und so stoppen sie nur um
zu tanken und um Fast-food einzukaufen, den sie dann während der Weiterfahrt
verschlingen. Wir übernachteten dreimal entlang der Nullarbor, die meisten
andern kommen aber mit einer Übernachtung aus, oder fahren die 12 Std. gleich
durch.
Wir nahmen uns viel lieber die Zeit, um die Sehenswürdigkeiten entlang
des Weges zu erkunden. Am Anfang unserer Reise ostwärts stoppten wir, immer
noch in Westaustralien, für die Kornfelder vor- und die Salzseen um Norseman.
Interessant waren auch die Launen und Kontraste des Wetters: die 24°C bei der
Abreise in Esperance stiegen nur 100km im Landesinnern und entlang der Eyre
Highway durch die Nullarbor um 10° - 15°C an. Obwohl wir während der ersten
beiden Tage bei stahlblauem Himmel unterwegs waren, wüteten nach
Sonnenuntergang jeweils heftige Gewitter. Sobald die Strasse wieder näher ans
Meer kam, sanken die Temperaturen dramatisch und zwangen uns, Windjacken
anzuziehen.
Wir empfanden die Preise und die Qualität der Raststätten genauso
wechselhaft, wie das Wetter – im Allgemeinen erhielten wir hier aber mehr für
das Geld, als an der Nordwestküste. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot
das einfache und auch preiswerte Madura Pass Motel. Unser neu renoviertes
Badezimmer konnte sogar mit Luxus aufwarten, der in Australien (noch immer)
eine Rarität ist: einer Mischbatterie!
Unser letzter Stopp in Westaustralien galt der alten Telegrafenstation
in Eucla, deren Ruinen Wanderdünen ausgesetzt sind. Diesmal ragte wieder viel
mehr der Mauer aus dem Sand, als bei unserem letzten Besuch vor 14 Jahren. Auch
die weissen Sanddünen sahen etwas anders aus, waren aber so schön wie immer.
Hier hatten wir auch das Glück ein paar Emus zu sehen, die wohl nachsehen
wollten, ob ihr Telegramm angekommen sei. Dem Aussehen nach, waren es Väter mit ihren Küken. Die Emu-Damen sind nur
an Familienplanung interessiert, bis sie Eier kriegen, danach machen sie sich
sofort aus dem Staub!
Da die nächste Raststätte direkt neben dem Quarantäne-Check-Point liegt,
gab man den beiden Gebäudekomplexen inmitten vom Nichts den Namen Grenzdorf
(Border Village). Auf der Südaustralischen Seite der Nullarbor Querung wurden
wir bald von den mächtigen Dundas Klippen begrüsst. Von mehreren «Lookouts»
genossen wir eine atemberaubende Aussicht über die bis zu 120m hohen, steil
abfallenden Klippen, mit ihren auffällig weissen und mehrfarbigen
Gesteinsschichten.
Leider waren die Wale beim «Head of Bight» bereits in kältere Gewässer
abgezogen. Bei unserer letzten Durchfahrt konnten wir dort aber über 100 dieser
beeindruckenden Giganten beobachten. Was wir ausgelassen haben, war ein
Abstecher nach Maralinga, zu Grossbritanniens früherem Atom-Testgelände,
welches man jetzt als «Ground Zero» kennt. Dies hätte zwei Tage Camping
bedeutet.
Kurz bevor wir Ceduna erreichten, sahen wir immer mehr Zeichen von
Zivilisation. Es gab wieder Farmland und im Dorf Penong, welches prahlt
Australiens windigster Ort zu sein, bestaunten wir mehrere Dutzend Windmühlen,
welche zum Wasserpumpen eingesetzt werden.
Nach
der Querung der Nullarbor Ebene waren wir nun zurück im Südosten, wo die
meisten Australier zuhause sind. Von den rund 25 Millionen Einwohnern leben
etwa 19 Mio. im Küstenstreifen zwischen Adelaide und Brisbane. Weitere ~2 Mio.
leben im, für australische Verhältnisse eher urbanisierten Küstenabschnitt
zwischen Brisbane und Cairns. Wenn man weiss, dass mehr als 15 Mio. Australier
in einer der 5 grössten Städte des Landes leben, (Adelaide 1,3 Mio., Perth 2
Mio., Brisbane 2,3 Mio., Melbourne 4,7 Mio. und Sydney 5 Mio.), erhält man erst recht denn Eindruck, dass
Australien ein riesiges, dünn besiedeltes Land, mit ein paar dichtbesiedelten Ballungszentren
ist, wo die Menschen zusammengepfercht wie Sardinen leben. Dass Sydney sogar
mehr Verkehrsstaus als London hat, erfuhren wir von einem Australier, der sich in
beiden Grosstädten sehr gut auskennt.
Es ist aber alles relativ: Die Australischen Cities, darunter auch
Sydney und Melbourne, sind so weit ausgewalzt, dass sich einige Vororte eher
wie Weiler auf dem Lande, denn als Teil einer Grosstadt anfühlen. Die meisten
Australier leben (immer noch) in freistehenden Einfamilienhäusern. Allerdings
stehen diese oft so nah beieinander, dass die Bewohner durch ihre Fenster
Lebensmittel austauschen könnten, wenn ihre Grundstücke nicht durch über zwei
Meter hohe Wände getrennt wären. Genauso wie die Australier ihr eigens Heim
mögen, lieben sie offensichtlich auch ihre Privatsphäre. Wir hingegen, waren
davon begeistert, dass wir sogar in den Grosstädten einsame, teilweise
ungeteerte und fast unbefahrene Landstrassen fanden.
Das Eyre Peninsula: ein charmanter Zipfel Südaustraliens
Bevor
wir uns ins hektische Stadtleben von Adelaide stürzten, machten wir noch einen
mehrtägigen Abstecher zum Eyre Peninsula. Als wir den dichten Verkehr in Ceduna
sahen, fühlten wir uns definitiv zurück in der Zivilisation. Dies änderte sich
sofort wieder, nachdem wir die Abzweigung Richtung Port Lincoln genommen hatten.
Hier war das Verkehrsaufkommen sogar noch niedriger, als auf der Nullarbor
Strecke. Schon bald war es Zeit zum Übernachten, denn zwischen «Western
Australia» und «South Australia» gibt es einen Zeitunterschied von 2 ½ Std. Mit
Glück und einem Wink aus dem Internet, fanden wir eine luxuriöse Ferienwohnung auf
dem Campingplatz in Streaky Bay. Sie lag direkt am Strand wo sich unzählige
Pelikane aufhielten. Die mittlere Westküste der Eyre-Halbinsel verdient, mit
Zeit besucht zu werden. Über gute Schotterstrassen erreicht man atemberaubende
Aussichtspunkte hoch über der Küste. Am besten gefielen uns diejenigen entlang
des Bauer-loops, aber auch die Panoramastrasse entlang des Westall Way
Loop-Drive bot vielfältige, faszinierende Anblicke der Küstenlandschaft. Eine
weitere gute Schotterstrasse führt zum Point Labatt, wo wir das Glück hatten,
von einer Aussichtsterrasse auf eine Seelöwenkolonie hinunterblicken zu können.
Bevor wir die Venus Bay erreichten, stoppten wir auch bei Murphy’s
Haystacks, ein paar bizarr geformten Felsen. Es handelt sich um sogenannte Inselberge,
welche hier bis zu 7m hoch sind. Zurück an der Küste bei Elliston, warteten
noch mehr Klippen und wir konnten beobachten, wie mächtige Welle neue
Klippen-Formationen auswuschen. Wahrscheinlich dauert es aber ein paar
Jahrhunderte, bis das Resultat sichtbar wird. Die Kunstwerke, welche hingegen
von Menschen entlang des «Cliff-top drive» platziert worden sind, waren aber
bereits fertig. Künstler müssen viel schneller arbeiten, da sie ja nicht
unendlich viel Zeit haben…
Mit so viel zu sehen und so wenigen Übernachtungsmöglichkeiten
dazwischen, war es fast dunkel, bis wir unser nächstes Ziel erreichten: Coffin
Bay (Sarg-Bucht). In der Hoffnung, dass der Ortsname kein schlechtes Omen ist,
nisteten wir uns für die nächsten drei Tage in einem schönen Apartment ein.
Zumindest war das Essen im besten Restaurant des Ortes so gut, wie eine
Henkersmahlzeit sein sollte…
Coffin Bay ist ein kleiner Urlaubsort mit vielen Ferienhäusern, aber prädestiniert
als Senioren-Residenzen bei denen Särge bereits dabei sind… Als wir entlang der
Hafenfront promenierten, wurden wir oft von Pelikanen begrüsst. Sobald die
schlauen Vögel aber realisierten, dass wir ohne Fischerrute unterwegs waren,
verloren sie ihr Interesse. Man sagt, dass es in den Gewässern um Coffin Bays
geschützten Hafen nur so von Fischen wimmelt. Ein grosses Geschäft ist auch die
Austernzucht und jedes Restaurant, jeder Schnellimbiss und jeder Laden bietet
solche an. In und um das Dorf ist es nicht ungewöhnlich, Kängurus und Emus zu
begegnen.
Nachdem wir den Sargdeckel geöffnet hatten, verliessen wir die Bay und
fuhren nordwärts, wiederum durch schier unendliche Kornfelder. Genauso wie in
ganz Australien, sind auch einige der grossen Getreidespeicher im Eyre
Peninsula bunt bemalt und werden nun als Silo-Kunst vermarktet, um ganzjährig
Besucher anzuziehen. Wir verpassten diejenigen in Tumby Bay (nordöstlich Port
Lincolns), bewunderten aber später diejenigen in der Gemeinde Kimba. Obwohl
sich die beeindruckende «Wandmalerei» über fünf 25m hohe Silos erstreckt,
könnte man ohne weiteres (auch) daran vorbeifahren, ohne das beeindruckende Kunstwerk
wahrzunehmen, da die Silos nur auf einer Seite bemalt sind. In Kimba schuf der
Künstler Cam Scale aus Melbourne eine wunderschöne Sonnenuntergangs-Szene mit
einem Kind im Kornfeld.
Zurück an der Eyre Highway kamen wir an einer anderen Australischen
Besonderheit vorbei: wenn es einmal einen Berg gibt, wird dieser oft wegen
seiner Rohstoffe abgebaut und was danach übrig bleibt, ist nichts anderes als
ein riesiges Loch, eine sogenannte «open-cut» Mine. Hier handelte es sich um
den 180m hohen Hügel Iron Knob (Eisen Gupf), der momentan «geerntet» und
abgetragen wird.
Adelaide Hills: Deutsche
Immigranten und originelle Weihnachtsmänner
Schon
bald kamen wir nach Port Augusta am nördlichen Ende des Spencer Golfs, wo wir
vor 6 Monaten auf unserem Weg nordwärts ins Outback bereits durchgekommen
waren. Diesmal ging die Reise südwärts weiter. Unser nächster Übernachtungsort,
Port Pirie, entpuppte sich als angenehme Überraschung. Das historische
Ortszentrum entzückte uns besonders. Daneben gab es noch riesige Getreidesilos
(ohne Kunst), sowie einen grossen Hafen. Dank seinen vielen Geschäften und
Lokalen gab uns Port Pirie schlussendlich das Gefühl, definitiv wieder in der
Zivilisation zurück zu sein, da dies seit der Nullarbor Querung für uns der
erste etwas dichter bevölkerte Ort war.
Auf unserem Weg südwärts fuhren wir durch weitere, riesige
Getreidefelder und auch wieder an mehreren Salzseen vorbei. Schon bald kamen
wir durch Balaklava und die Adelaide Plains. Danach bogen wir in die Adelaide
Hills ab, wo wir in stark Deutsch beeinflussten Ortschaften wie Lobethal und
Hahndorf Halt machten. Hier werden sogar Oktober- und Schützenfeste gefeiert.
Wenn es ums Biertrinken geht, sind die Australier immer bereit, Traditionen aus
dem Ausland zu übernehmen. Vor allem Hahndorf ist sehr touristisch und alles
wird um seine deutsche Geschichte vermarktet. Was hier aber als Deutsche Brot-
und andere Backwaren, oder Wurst vermarktet wird, hat man ziemlich stark dem australischen
Geschmack angepasst.
Weihnachten stand vor der Tür und Hahndorf war entsprechend dekoriert.
Auch entlang der Landstrassen wurden, zum Vergnügen der Passanten, überall
Weihnachtsmänner in witzigen Situationen, oder in schriller Kleidung vor den
Häusern platziert. Wir sahen lebensgrosse Weihnachtsmann-Puppen beim
Holzhacken, mit einer elektrischen Gitarre, am Lenkrad eines Traktors, oder eines
mit Weihnachtsgeschenken vollbeladenen Autos und so manches mehr.
Maslin Beach:
Australiens erster offizieller FKK-Strand
Inzwischen
war der 18. Dezember 2018, eine Woche vor Weihnachten. Unerwartet hatten uns
Freunde aus Adelaide zu ihrer traditionellen Weihnachtsfeier eingeladen. Mit
dieser Woche hatten wir ein perfektes Zeitfenster, um unsere Reise durch eine
Ferienwoche zu unterbrechen. und zudem kam der südliche Sommer gerade so
richtig in Fahrt.
Da sich Adelaide damit brüstet, mit der Maslin Beach Australiens ersten
offiziellen FKK-Strand zu haben (der auch als erster ausgeschildert ist), war
es ganz natürlich, dass wir dort endeten. Wir erspähten ein gutes Angebot für
eine luxuriöse Ferienwohnung in McLaren Vale, etwa 10km im Landesinnern. Hier
hatten wir alles zur Hand: unzählige Geschäfte und Restaurants gleich um die
Ecke, sowie Maslin Beach, einer von Australiens schönsten Nacktbadestränden
ganz in der Nähe.
Der lange, seichte, von mehrfarbigen Sandsteinklippen flankierte Strand,
macht Maslin Beach zur echten Schönheit, welche sich deutlich von den
umliegenden Textilstränden abhebt. Als die Stadtverwaltung von Adelaide 1975
die Maslin Beach offiziell als FKK-Strand deklarierte, wurde sie wohl wegen dem
mühsamen Zugang unterhalb der steilen Klippen ausgewählt. Da Nacktbaden aber
immer beliebter wurde, investierte die Stadt in einen grosszügigen Parkplatz,
einen sehr guten, betonierten Zugangsweg und sogar Toiletten und Duschen für
die Nackten.
Während dieser Reise war die Maslin Beach der beliebteste Strand, an dem
man sich in Australien so zeigen durfte, wie man von der Natur geschaffen
wurde. Tatsächlich war dies seit langem der erste FKK-Strand, an dem wir mehr
als zwei andere Parteien von Sonnenanbetern trafen. Während unseren
Vorweihnächtlichen Besuchen hatte es immer noch 50-100 andere Naturisten und
somit genügend Platz für alle, die diesen Bilderbuchstrand genossen. Es ist
wohl eine gute Mischung aus der Schönheit der Maslin Beach, zusammen mit der
liberaleren (Deutsch beeinflussten) Einstellung in Südaustralien, welche diesen
Strand so beliebt macht…
Adelaide:
traditionelle Weihnacht in einer Stadt die immer weltstädtischer wird
Am 25.
Dezember 2018 fuhren wir nach Adelaide, wo wir von unseren Freunden
Zebet&Peter zu einer traditionellen Australischen Weihnachtsfeier
eingeladen waren. Schon in den Wochen vor Weihnachten beobachteten wir, dass diese
den Australiern offensichtlich viel wichtiger ist, als manchen Europäern. Dass
sich «Aussies» in Lokalen trafen und Geschenke austauschten, sahen wir fast
täglich. Unsere Freunde übertrafen aber alle Erwartungen, wie hier Weihnachten gefeiert
wird. Wir waren etwa 10 Gäste, doch der Festschmaus und auch die hübsch
eingepackten Presänte, waren auf deutlich mehr ausgelegt. Überhäuft mit Geschenken
und guten Erinnerungen verabschiedeten wir uns tagsdrauf von Zebet und Peter.
So hatten sie Zeit für ihre Familie, bis wir ihre Gastfreundschaft nach Neujahr
nochmals geniessen durften.
Am 26. zogen wir ins Stadtzentrum um, wo wir ein Zimmer reserviert
hatten. Während früherer Besuche hatten wir Adelaide, im Vergleich zu den
anderen Australischen Grosstädten, als geruhsamer, weniger hektisch und weniger
kosmopolitisch empfunden. Dies hat sich aber inzwischen spürbar geändert!
Obwohl es in der Stadt noch immer ziemlich geruhsam zugeht, sieht man nun
sowohl im Zentrum, als auch in den Aussenbezirken, deutlich mehr Hochhäuser.
Auch der Asiatische Bevölkerungsanteil ist deutlich gewachsen. Dadurch
entstanden eine Vielzahl an preiswerten und gesunden Lokalen, von Chinesischen
über Malaysischen, Japanischen, Vietnamesischen, Koreanischen, bis hin zu
Thailändischen. Grundsätzlich fanden wir alles, das unser inzwischen ziemlich
verwöhnter Gaumen geniessen wollte. Wir mögen es, in Australiens
multikulturellen Schmelztiegel, mit Kulturen, Küchen und Menschen aus aller
Welt, einzutauchen.
Adelaides Haupteinkaufsmeile ist die Rundle Mall. Am 26. Dezember, als
der «Boxing Day Sale» Ausverkauf startete, drängten sich in einigen Geschäften so
viele Schnäppchenjäger, dass wir die Flucht ergriffen, obwohl wir dringend
unsere Kamera ersetzen mussten. Für uns war es einfach amüsant zu beobachten,
wie die Kombination aus Geiz und der Angst, dass die besten Schnäppchen bald
ausverkauft sein könnten, die Leute dazu treibt, alles zu kaufen das irgendwie
nach einem guten Angebot roch. Wir vernahmen, dass der «Boxing Day» Ausverkauf
in den meisten Geschäften bis zum Jahresende dauert. Als wir in den folgenden
Tagen unsere notwendigen Einkäufe machten, ging es in den Verkaufslokalen bei
weitem nicht mehr so geschäftig zu.
Die Tatsache, dass Adelaide gewachsen ist, heisst nicht wirklich, dass
es nun überall sehr urbanisiert ist. Bereits am Stadtrand sahen wir nicht nur
weisse Kakadus, sondern sogar Koalas. Unsere Freunde Zebet & Peter, bei
denen wir nach einem weiteren Aufenthalt im Barossa Valley nochmals 4 Tage
verbrachten, erzählten uns, dass für eine Weile sogar einer dieser putzigen
Bärchen auf einem Baum in ihrem Garten wohnte – und dies mitten in einem
Wohngebiet.
Es war super, Zebet & Peter nochmals zu sehen und wir genossen die
Zeit mit ihnen ausserordentlich. Wir führten sehr interessante Gespräche und
genossen ein paar leckere Mahlzeiten, sowohl hausgemachte, als auch in
Restaurants. Unsere Freunde zeigten uns auch ein paar Sehenswürdigkeiten in und
um Adelaide, wie z.B. Mount Lofty, Glenelgt, Port Adelaide und die Bridgewater
Mühle. Wegen eines Verkehrsstaus machten wir spontan einen Umweg nach Hahndorf,
wo wir zu Eisbein, Würsten und Sauerkraut eingeladen wurden. So erhielt unsere
multikulturelle Australienreise schlussendlich, zumindest kulinarisch, auch
noch einen Hauch unserer eigenen Kultur!
Coorong wetlands:
eine beeindruckende Salzwasserlagune
Nachdem
wir uns am 8. Januar 2019 von Zebet & Peter verabschiedet hatten, fuhren
wir durch das hügelige Hinterland der «Adelaide Hills» mit seinen Wiesen und
Reben südostwärts davon. Das Städtchen Murray Bridge war unser nächster
Übernachtungsort. Hier spazierten wir wieder entlang des breiten Flusses
Murray, von dem wir gute Erinnerungen haben, da wir seinem Lauf vor 7 Monaten schon
für ein gutes Stück gefolgt waren. Auch in Murray Bridge gibt es zahlreiche
Hausboote, doch hier dienen die meisten nicht bloss als schwimmende
Ferienhäuser, sondern sind permanent bewohnt.
Der Prices Highway brachte uns theoretisch wieder an die Küste. Was wir
aber zu sehen bekamen, war absolut unerwartet und wunderschön: Die Coorong
Salzwasserlagune. Sie erstreckt sich 130km entlang der Küste und wird vom,
vorwiegend aus Sanddünen bestehenden, Younghusband Peninsula vor den tosenden
Wellen des Ozeans geschützt. Das Gebiet wurde als Nationalpark deklariert und
mehrere Schotterstrassen machen seine schönsten Stellen zugänglich. Entlang des
Salzwasser-Binnensees erschienen die Farben der Lagune ab und zu olive grün, ab
und zu blau, und wir sahen sogar einen wunderschön rosaroten Salzsee.
Viele Australier haben wohl vergessen, dass sie in einem Land voller
aussergewöhnlicher Landschaften, Naturspektakeln und aussergewöhnlichen Tieren
wohnen. Ab und zu finden sie es sogar notwendig, zusätzlich künstliche
Attraktionen zu bauen. Eine der am besten gemachten ist der 17m hohe «Big
Lobster» (Grosser Hummer), den es in Kingston SE zu sehen gibt. Wäre er echt,
könnte er wohl als einziger Hummer mehr, als nur ein Kleinkind ernähren! Wir
müssen aber zugeben, dass er sehr gut gemacht ist.
Sunland:
die Robe in Robe ausziehen...
Am
10. Januar 2019 erreichten wir Robe, einen beliebten Ferienort in
Südaustralien. Pulsierende Ferienorte sind zwar während der Hauptsaison nicht
unbedingt unser Ding, da aber in Robe zwei FKK Gelände zum Ausziehen der Roben einladen,
war es unausweichlich, dass wir wieder einmal dem Naturismus frönten!
Witzigerweise liegen die beiden Plätze direkt nebeneinander: das lang
etablierte Sunland, welches am nächsten zu FKK Strand liegt, und Lake Saint
Claire.
Wir entschieden uns für Sunland, wo wir bereits vor 14 Jahren einmal
waren, als dies noch die einzige Option war. Zu unserer grossen Überraschung
wurden wir noch von den gleichen Eigentümern begrüsst, welche das Gelände 1974
gegründet hatten. Pat ist mittlerweile beachtliche 85 Jahre alt, aber immer
noch ausserordentlich energiegeladen – es scheint, als ob FKK sie nicht nur im
Herzen jung hält. Glücklicherweise sind auch ihre beiden Töchter und deren
Partner begeisterte Naturisten und eines der beiden Paare arbeitet mit.
Sunland ist ein grosser, ansprechender FKK Platz mit beeindruckenden 150
ha Landfläche. Wir mochten die vielen Wandermöglichkeiten, sowohl im Wald, als
auch in den Sanddünen, welche mittlerweile kräftig re-kultiviert wurden.
Deshalb sieht die allergrösste, welche den Spitznamen «Dicke Berta» trägt, nun
ganz anders aus, als bei unserem letzten Aufenthalt. Bevor man den breiten
Sandstrand erreicht, sieht man ein Schild, das vor dem 4WD-Verkehr entlang des
Strandes warnt. Es wird empfohlen, dass Sonnenanbeter ihren Liegeplatz mit
einer roten Fahne markieren, damit sie von den 4 rädrigen Strand-Cowboys
gesehen werden. Für uns Europäer ist der Verkehr an Australiens Stränden etwas
vom Unangenehmsten. Zumindest entlang des FKK Strandes fahren nicht allzu viele
Autos. Entlang des Textilstrandes näher zu Robe, ist der Verkehr aber eine ganz
andere Geschichte. Ein Einheimischer sagte uns begeistert: «Ich finde die
Hochsommerliche Atmosphäre in Robe einfach fantastisch; dann verkehren 2'000
Fahrzeuge am Strand»!
Obwohl der FKK Strand vor Sunland nur 500m lang ist, kann man
kilometerweit im Naturkleid spazieren. Man muss einfach einen Sarong
dabeihaben, um sich zu bedecken, wenn man ein Fahrzeug kreuzt. Auch wenn der
Strand nicht allzu viele Sonnenanbeter anzog, waren wir nie allein, denn wir
sahen meist Papageien, aber auch Fliegen und Bremsen. Letztere konnte man aber
vermeiden, indem man dem angespülten Seegras und den sukkulenten Pflanzen fernblieb.
Bunte Papageien und andere Vögel erwarteten uns auch, wenn wir zurück
zum Campingplatz kamen. Nachts sahen wir ab und zu Wombats. Wie schon auf
anderen Australischen FKK Plätzen, begegneten wir im Sunland wiederum einer
Tierart, die wir vorher noch nie gesehen hatten: einem «Bearded Dragon», oder Bartagame,
wie diese Echse auf Deutsch heisst.
Wir bewohnten einen der fest installierten Wohnwagen, von denen einige
sogar eine eigene Toilette haben. Da wir nicht lange im Voraus reserviert
hatten, erhielten wir den privaten Wohnwagen der Eigentümer. Dieser war zwar sehr
schön und nicht wirklich klein, doch wir fühlten uns trotzdem ziemlich
eingeengt. Jedes Motel-Zimmer ist um ein Mehrfaches grösser. Wir sind definitiv
nicht fürs Campieren geboren, nicht einmal wenn es sich um «Glamping» handelt!
Sunland ist ein sehr beliebter und gut ausgestatteter FKK Platz. Zu
Silvester hatte es hier etwa 150 Gäste. Als wir 10 Tage später eintrafen, waren
immer noch 40 bis 60 übrig – für einen Australischen Naturistenplatz immer noch
recht viele. Geselligkeit hat einen hohen Stellenwert. Wir mussten auf den
Morgentee verzichten, da dieser unserem (zugegebenermassen späten) Frühstück im
Wege stand. Zudem verzichteten wir auch auf die tägliche Happy Hour, da wir uns
mit den Einheimischen lieber ausserhalb der Happy Hour unterhalten.
Sunland ist ein perfekter Ort, um Australiens Hitzewellen zu entfliehen,
da sich das Wetter an der Küste um Robe viel moderater gibt. Und wenn es einmal
zu kalt wird, kann man sich in der Sauna und im Sprudelbad aufwärmen, genauso
wie man sich an den heissen Tagen im Schwimmbecken abkühlen kann. Uns beeindruckte
die grosse Campers-Küche im gut ausgestatteten Klubhaus.
Ausser dem gut markierten Wanderwegnetz, genossen wir auch die
Spaziergänge auf Sunlands eigenem Golfplatz. Es handelt sich um einen
Busch-Golf mit 18 Löchern, wenn auch die Löcher durch nummerierte Backsteine
ersetzt wurden. Mit so vielen Wombats in der Umgebung, funktioniert ein
klassischer Golfplatz mit Löchern schlichtweg nicht! Diese «vierbeinigen
Felsbrocken» wie Wombats auch genannt werden, graben die Löcher einfach tiefer und
breiter, um sie als Bau zu nutzen. Die putzigen, schlauen Tiere rächen sich
aber, für die ihnen verweigerten Löcher: sie benutzen genau diejenigen
Bausteine, welche die Löcher ersetzen sollen, um ihre Kotwürfel daraufzusetzen!
Mit so viel zu tun und so vielen Tieren zu beobachten, verging unsere
Zeit im Sunland wie im Flug. Aus unseren ursprünglich gelplanten paar Tagen,
wurden schlussendlich fast zwei Wochen. Wir mögen dieses kleine Paradies und es
war einfach grossartig, unsere Roben in Robe ein weiteres Mal abzulegen.
Höhepunkte bis zum Schluss: letzte Sehenswürdigkeiten unserer Australienreise
Am
21. Januar 2019 zogen wir weiter, um den letzten Abschnitt unserer
Australienreise unter die Räder zu nehmen, bevor wir nach Melbourne
zurückkehrten, wo dieser Trip begonnen hatte. Viele Höhepunkte warteten noch
entlang des Weges, nicht nur die berühmte «Great Ocean Road». Sehr
beeindruckend war bereits die Küste um den Ferienort Beachport, wo die Zeit
während eines «Scenic drives» im Nu vorbeiging. Nicht minder interessant waren
die Sehenswürdigkeiten bei Mount Gambier, unserem nächsten Übernachtsstopp. Das
unwirklich tiefblaue Wasser des Blue Lake (Blausee) füllt den Krater eines
erloschenen Vulkans von etwa 1 km Durchmesser. In dieser Gegend gibt es viele
Kraterseen und Sinklöcher. Ehrfürchtig stiegen wir die Treppen ins Umpherston
Sinkhole hinunter, dessen Trichterboden in einen üppigen Garten verwandelt
wurde. Es kommt schon ein etwas mulmiges Gefühl auf, wenn man sich vorstellt,
dass der Boden auch unter unseren Füssen hätte einbrechen können.
Schon bald kamen wir von Südaustralien nach Victoria, wo wir unsere
Entdeckungsreise um Portland fortsetzten. Wir besuchten den sogenannten
versteinerten Wald (petrified forest), von dem Wissenschaftler jedoch bewiesen
haben, dass er überhaupt nichts mit dem zu tun hat, was der Name suggeriert.
Die Baumstamm-ähnlichen Gesteinsformationen sind hier einfach durch vulkanische
Aktivitäten entstanden.
Als nächstes versuchten wir von der Tölpel-Kolonie am Point Danger (Australtölpel
bzw. Australasian Gannets-Morus serrator), einen Blick zu erhaschen. Da wir
nicht im Voraus eine Tour gebucht hatten, durften wir allerdings nicht allzu
nah an die Vögel heran – mit unserem 30x Teleobjektiv jedoch nah genug.
Hinter dem Surry Mündungsgebiet besuchten wir die bizarr fotogenen
Klippen bei Yambuk. Später fuhren wir zum Mittagessen nach Port Fairy, einem
weiteren guten Beispiel von Australiens Hang zu surrealen Superlativen. Dieses
Dorf prahlt damit das lebenswertestes, belebteste, oder was auch immer Beste,
der Welt zu sein…
Was auch wir wirklich grossartig finden, ist die nahegelegene Great
Ocean Road mit unzähligen mehrfarbigen Klippen, Felsnadeln und Felstoren
entlang der Küste. Die Aussichtspunkte am westlichen Ende (nach Warrnambool, wo
wir übernachteten), waren nicht überlaufen, aber gleichwohl sehr beeindruckend.
Je mehr wir uns aber den bekanntesten Attraktionen näherten, wie z.B. der
eingestürzten London Bridge und den 12 Aposteln, desto schwieriger wurde es,
einen Parkplatz zu finden. Zum Glück kamen wir gerade noch rechtzeitig vor dem
nächsten langen Wochenende. Entlang der Strasse hatte man bereits über
Kilometer temporäre Zäune aufgestellt, um wildes Parken zu verhindern.
Als wir den Ferienort Apollo Bay erreichten, waren die Unterkünfte bereits
stark ausgebucht und überteuert. Nach etwas Herumfragen bekamen wir
schlussendlich ein inoffizielles Reservezimmer in der sehr guten
Jugendherberge. Es überraschte uns, wie wenige Lokale und Unterkünfte man
entlang der Great Ocean Road findet. Demgegenüber findet man in Apollo Bay
alles, was Urlauber suchen, jetzt während der Schulferien erst recht. Die
Kirmes und die unzähligen Fast-Food Lokale und Alkoholschenken waren sehr
beliebt, wohingegen es die besseren Restaurants noch nicht in die Herzen von
Otto Normalbürger und seiner Familie geschafft zu haben scheinen.
Zurück in Melbourne: zwei Wochen im kulturellen Schmelztiegel
Am
25. Januar 2019 kamen wir zurück nach Melbourne, wo unser Australien-Abenteuer
vor genau 11 Monaten begonnen hatte. Nun gut, wir waren noch nicht richtig in
der City, sondern erst im Vorort Melton, etwa 40km vom Hauptgeschäfts-Zentrum
entfernt. Hier fanden wir eine Bleibe auf einem riesigen Anwesen, dessen
Besitzer ein paar Zimmer an Touristen vermieten. Es lag etwa 5km ausserhalb des
Dorfzentrums und wir dachten uns, dies sei der perfekte Ort, um die technische
Inspektion machen zu lassen (Road Worthy Certificate bzw. RWC), die in Victoria
vor dem Verkauf eines Fahrzeugs verlangt wird. Nun, es war wirklich ein idealer
Ort, aber halt doch etwas gar weit von allem entfernt, wenn man 12 Tage bleiben
muss.
So lange dauerte es, bis unser gutes, sehr zuverlässiges Auto durch die
Kontrolle war! Zuerst mussten wir 4 Tage warten, bis das lange Wochenende des
Australia Day vorbei war. Völlig unerwartet erhielten wir einen
Garantierückruf, um einen Airbag zu ersetzen, was nur 2 Tage dauerte. Danach
hatte niemand Zeit für die Inspektion. Schlussendlich fanden wir die wohl
penibelste und bürokratischste Garage Australiens, welche die Prüfung
durchführte. Wir wollten es kaum glauben, als man verlangte, die
Windschutzscheibe wegen Stein- bzw. Kieselstein- und Sandkorn-schlag
(Sandblasting) zu ersetzen.
Mehrere Einheimische schüttelten ebenfalls den Kopf und empfahlen uns,
die Prüfung bei einer anderen Garage nochmals durchführen zu lassen. Da ein
neuer Check AUD 165 kostet, eine neue Windschutzscheibe aber schon für AUD 180
(€ 113) fertig eingebaut erhältlich ist, entschieden wir, sie zu ersetzen.
Inzwischen war schon fast wieder Wochenende, und zudem war der Glaser gut
ausgebucht. So mussten wir nochmals 4 Tage warten! Aller Probleme zum Trotz,
hatten wir im Internet bereits ein Inserat aufgeschaltet und hatten das Glück,
eine junge Indonesische Familie zu finden, die unser Auto kaufen wollte, sobald
es das RWC Zertifikat hatte. Mit 5'000 $ handelte es sich um ein wahres
Schnäppchen (alle anderen Privat-Verkäufer inserierten mit grossartigen Preise
für ihre alles andere, als grossartigen Fahrzeuge). Da wir unseren treuen
Begleiter ebenfalls zum Schnäppchenpreis erworben hatten, mussten wir nur AUD
450 (€ 250) abschreiben. Natürlich kamen noch die unvermeidlichen Kosten für
Steuern, Registration und Versicherung dazu, aber wir hatten nur sehr wenige
Unterhaltskosten.
So machten wir also am 6. Februar mit unserer Ida (Nissan Tiida) eine
letzte Fahrt zu einer tollen Unterkunft in Carlton, fast im absoluten
Stadtzentrum von Melbourne. Nur eine Stunde später tauschten wir Geld und
Schlüssel mit dem neuen Pkw Besitzer aus – ein perfekter Abschluss einer
weiteren, lohnenswerten Tour um den fünften Kontinent. Nun blieben uns noch
zwei Wochen, um unsere Weiterreise nach Asien zu organisieren, an unserem
Reisebericht zu arbeiten und natürlich, um uns unter die wirklich
multikulturellen Einwohner Melbournes zu mischen. Die Chinesische Bevölkerung
feierte gerade das Chinesische Neue Jahr, und so konnten wir einen
hochklassigen Löwentanz erleben. Im Völkergemisch von Melbourne ist es
selbstverständlich, dass sich die Kulturen mischen: genauso wie einige der
Löwentänzer aus Europa stammen, liessen sich viele Asiaten fürs Bowling
begeistern. Wir selbst profitierten von den multi-ethnischen kulinarischen
Möglichkeiten, die die Stadt zu bieten hat. Gute Italienische Lokale gab es
zahlreich direkt vor der Haustür (leider auch die Geier [Schlepper], wie in den
Touristenorten Südeuropas), Asiaten fanden wir nach ein paar hundert Metern,
aber eigentlich hatte es alles, das wir probieren wollten, in nächster Nähe.
Schlussgedanken zu unserem Aufenthalt in Australien
Als
wir vor einem Jahr in Australien eintrafen, glaubten wir, wir hätten schon
alles gesehen und ein paar weitere Monate seien mehr als genug, um unsere
Lieblingsorte nochmals zu besuchen. Nur die Mietwagenverträge, mit ihren
unzähligen Ausschlüssen, drängten uns dazu, wieder ein eigenes Fahrzeug zu
kaufen, und daraus ergab sich, dass wir schlussendlich nochmals ein ganzes Jahr
blieben. Inzwischen wissen wir, dass dies die bestmögliche Entscheidung war!
Ein weiteres Mal erlebten wir in Australien viel mehr, als wir zu hoffen gewagt
hatten. Wir hatten das Glück unzählige Landschaften, Tiere und Pflanzen zu
sehen, welche wir bei unseren ausgedehnten früheren Reisen noch nie gesehen
hatten. Obwohl es überall toll war, gefiel es uns auch diesmal wieder in Westaustralien
am allerbesten. Wir hatten ebenfalls das Glück, noch weitere, von Australiens
verborgenen Geheimnissen zu entdecken, gigantische Forschungs- und Minenzentren
zu besuchen, wie auch noch mehr, über die Eigenarten des Landes zu erfahren.
Sogar wenn wir uns einfach auf FKK Geländen, oder Stränden etwas
ausruhten, wurden wir oft von einzigartigen Landschaften, Pflanzen, aber auch
von der Fülle Australiens (endemischer) Tierwelt in den Bann gezogen.
Wir schätzten es auch, dass wir das Weiterflugticket erst kaufen
mussten, nachdem wir unsere Tour beendet hatten und bereit waren, abzureisen.
Natürlich fanden wir es auch toll, dass das Land kulinarisch einen riesen
Schritt vorwärts gemacht hat und nun mit den weltbesten Schlemmerdestinationen
konkurrieren kann. Die meisten Aussies ziehen aber wahrscheinlich ihre
geliebten Fish & Chips, oder Hamburger weiterhin vor…
Es war ein wahrer Glücksfall, dass uns das Schicksal dazu brachte, noch
einmal ein Jahr in Australien zu verbringen. Nun wissen wir, man sollte niemals
glauben, alles gesehen zu haben, auch wenn man ein Land recht gut kennt.
Australien verwöhnte uns bis zum Schluss mit unerwarteten Begegnungen. Sogar in
unseren letzten Tagen war uns das Glück beschieden, nochmals einer weiteren
ungewöhnlichen Beuteltierart zu begegnen, welche uns 14 Jahre lang nicht mehr
über den Weg gelaufen war: Opossums (Beutelratten), und dies in einem kleinen
Park, direkt im Stadtzentrum von Melbourne. Somit nahmen wir eine weitere gute
Erinnerung mit auf den Weg, als wir Australien am 22. Februar 2019 Richtung
Asien verliessen…
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