Reisetagebuch Kapitel 10 A
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Reisetagebuch Kapitel 10 A [Oktober 2004 - Oktober 2005] als PDF
(Australien, wo Wüste und Zivilisation aufeinander treffen)

Osten: Adelaide -> Sydney -> Cairns
Westen: Cairns -> Darwin -> Broome -> Perth -> Adelaide Top
Fotos: Australien, der Osten Mehr über Australien: Kapitel 33 & Kapitel 16

Der Osten: Wir besuchen Millionenstädte, Nationalparks und FKK Gelände

Auf dem Weg von Kanada nach Australien hätten wir gerne noch das Inselreich Mikronesiens besucht. Wir hatten am 14. Okt. ein gutes Duzend Inselhüpf-Flüge gebucht, doch tagsdrauf informierte uns Palau-Mikronesian Air, dass der Flug nach Darwin auf unbestimmte Zeit suspendiert wurde. Wir hatten trotzdem noch Glück und fanden daraufhin ein wirklich günstiges Flugticket, welches uns von Montreal direkt nach Melbourne brachte.

 

Am 27. Oktober 2004 wurden wir morgens um 05:30 Uhr vom Flughafenbus abgeholt um via Los Angeles nach Australien zu fliegen. Nachdem wir unsere drei "Boarding-cards" für die Flüge mit Enddestination Melbourne erhalten hatten, wurden bereits in Montreal die amerikanischen Zoll- und Einreiseformalitäten erledigt.

Während den 11 Stunden die wir in Los Angeles auf unseren Anschlussflug warten mussten, wurde es uns überhaupt nicht langweilig. Jetzt war es ein Vorteil für uns, dass amerikanische Flughäfen keine Transitzone haben und wir konnten uns im gesammten Flughafen frei bewegen oder es auch verlassen, wir hätten sogar in die Stadt fahren können. Stattdessen suchten wir das Büro von Continental Airlines auf um uns über deren Flüge nach Mikronesien zu erkundigen. Eine sehr nette Dame, die auch schon selbst dort gewesen ist, bediente uns und rief spontan noch ihre Arbeitskollegen aus Guam und Samoa dazu. So plauderten wir über eine Stunde lang an diesem Schalter und anschliessend gingen wir wieder was Kleines essen, wie wir es auch schon vorher gemacht hatten.

 

Auf unserem 14 stündigen non-stop Flug nach Sydney, überquerten wir die Datumsgrenze und verloren dadurch einen wertvollen Ferientag, wir haben ja so wenige davon... Obwohl unser Flug mit United Airlines weniger als € 600 gekostet hatte, wurde uns ein Platz in der "economy plus" Klasse zugewiesen und wir hatten dadurch deutlich mehr Beinfreiheit als weiter hinten und dazu war der Service sehr gut und humorvoll. Nach einem weiteren einstündigen Flug, erreichten wir schlussendlich am 29. Oktober 2004 unser Ziel Melbourne.

Hier konnte nun unser neues Australien Abenteuer beginnen.Nach 1987 und 1992 ist dies unser dritter Besuch auf dem 5. Kontinent und nach dem Herbst in Kanada freuten wir uns, ohne Winter dazwischen, direkt in den australischen Frühling zu kommen, . 

 

Als wir in Melbourne landeten, war es erst 10 Uhr morgens und so versuchten wir gleich noch einen Anschlussflug nach Tasmanien zu bekommen. Allerdings war es nicht einmal möglich, einen Platz auf "stand by" zu kriegen, denn alle Flüge waren hoffnungslos überbucht. Als naive Touristen hatten wir natürlich keine Ahnung, dass wir uns das Melbourne-Cup weekend als Ankunftsdatum ausgesucht hatten. Der Melbourne-Cup ist ein berühmtes Pferderennen, das, so unglaublich wie es tönt, der ganzen Provinz Victoria einen Feiertag und dadurch ein langes Wochenende beschert. Ein Teil der nicht sport-interessierten Bevölkerung hat die Chance für einen Städteflug ergriffen und stand nun direkt vor uns am Check-in Schalter um auf und davon zu fliegen.

So blieben wir halt erst ein paar Tage hier und kontaktierten ein Backpacker's Hostel, welches uns gratis vom Flughafen abholte. Es ist uns sehr schnell aufgefallen, dass eine viel grössere Anzahl an Backpackern, wie die Individualreisenden überall genannt werden, nach Australien pilgern als nach Kanada. Das Land wird regelrecht von ihnen überflutet und dadurch ist "backpacking" zu einem richtigen Industriezweig gewachsen. Alleine in Melbourne gibt es tausende von Hostel-Betten. Die grösseren Häuser haben eigene Reisebüros und Bustouren auf die Beine gestellt. Oft haben diese Herbergen auch noch eine Stellenvermittlungs-Agentur und eine Bar damit diejenigen die Geld verdienen auch die praktische Möglichkeit haben, dieses wiederum 'in house' auszugeben. Die täglichen Parties sind eigentlich fast immer grosse Saufgelage zu einem Pauschalpreis.

 

In unserer Erinnerung war Melbourne eine Stadt in der die Bürgersteige sehr früh hochgeklappt wurden. In der Zwischenzeit sind die Strassen aber sehr belebt und die Leute geniessen starken Kaffee und Capuccino in den unzähligen Strassencafés. Auch eine gute Auswahl an Kuchen und Broten ist überall erhältlich. Die letzten Einwanderungswellen kamen vorwiegend aus Asien und dadurch ist eine florierende Restaurant Szene entstanden, welche für jeden Geschmack und jedes Budget etwas anbietet. Wir hatten den Eindruck, dass sich die Asiaten sehr schnell und gut integrieren, was vielleicht darauf zurück zu führen ist, dass die meisten der toleranten Philosophie des Buddhismus folgen, welche im Gegensatz zu den grossen Weltreligionen, ihre Überzeugung nicht allen andern aufdrängen will.

  

So wie die Stadt heute aussieht, mögen wir sie wirklich und wir wanderten immer wieder durch die Strassen, die mit schön renovierten Gebäuden geziert waren, welche um die Jahrhundertwende im viktorianischen Stil gebaut worden waren und heute harmonisch neben modernen Glastürmen stehen. Die neue Fussgängerpromenade entlang des Yarra Flusses war am Wochenende sehr belebt, genau so wie der Badeort St. Kilda, 10 km südlich. Wir hofften heimlich, dass wir solch positive Veränderungen nun im ganzen Land finden könnten - vor allem was das Essen betrifft, aber es ging nicht lange, bis wir realisierten, dass dies nur eine Illusion war.

 

Nach 5 Tagen in Melbourne, konnten wir für A$ 70 nach Tasmanien fliegen.Hobart, die Hauptstadt der Inselprovinz liegt zwischen einem natürlichen Hafen und den umliegenden Hügeln eingebettet. Das Stadtzentrum war klein aber charmant. Während unseren 10 Tagen in Tassie, entsprach das Wetter ganz seinem Ruf; es war vorwiegend kalt, nass und oft auch neblig, an einigen Tagen hatte es bloss 9°C. Da sich die Einheimischen hier längst an dieses Wetter gewöhnt hatten, standen in den meisten Geschäften, in Restaurants und auch im Hostel wo wir übernachteten, die Türen den ganzen Tag offen. Die Strassencafé's waren auch jetzt schon beliebt und wir hörten, dass hier ein Essen bei klirrender Kälte romantisch "al fresco dining" genannt wird, grrr, fröstel fröstel. 

 

Ursprünglich haben wir uns überlegt, hier ein Auto zu kaufen, doch wir haben bald gemerkt, dass sie hier recht teuer sind, wohl noch teurer als auf dem Festland. Da uns die zehn-stündige Nachtfähre auch nicht reizte, beschlossen wir bald, uns hier einen Mietwagen zu nehmen und danach wieder auf's Festland zu fliegen. So bekamen wir wenigstens schon mal einen ersten Einblick ins australische Autoangebot und lernten erst noch Beat kennen. Er ist vor 20 Jahren von der Schweiz nach Australien ausgewandert und wir unterhielten uns recht lange mit ihm. Irgendwann schweifte unser Gespräch zu privaten Themen ab und tagsdrauf lud er uns dazu ein, mit seinen schon bald erwachsenen Kindern einen Ausflug in die Umgebung zu machen. Dies war unser allererster Eindruck von der Landschaft Tasmaniens und wir genossen es doppelt, noch nicht auf den Verkehr achten zu müssen, der ja hier auf der "verkehrten Seite" der Strasse fährt - die Engländer die wir trafen, sahen dies natürlich überhaupt nicht so.

 

Als wir dann später einen Wagen mieteten, mussten wir uns anfangs schon stark konzentrieren, denn nicht nur der Verkehr, sondern auch alles im Auto war auf der umgekehrten Seite als wir es uns gewohnt sind; die Gangschaltung, Blinker und Spiegel.

Auf unserer Entdeckungstour durch Tasmanien hatten wir sogar etwas Wetterglück, sahen wir die Sonne doch jeden Tag für ein paar Stunden scheinen. Die sanften Hügel waren grün und Schafe oder Rinder weideten überall und auch grosse Eukalyptusbäume, oder "gum-trees" wie sie die Aussies nennen sahen wir viele. Der Ostküste entlang nordwärts, besuchten wir die wunderschöne Coles Bucht sowie das Dorf St. Helens. Wir sahen herrliche Strände, einige hatten Sand weiss wie Schnee und andernorts war er goldgelb. Badenixen sahen wir allerdings bei dieser Kälte noch überhaupt keine. An manchen Orten waren die Felsen am Strand mit hellen orangen Flechten bewachsen, welche einen wunderschönen Kontrast bildeten zum Blau und Grün des Meeres. In der Umgebung des Strandes von St. Helens sahen wir Sanddünen und "Blaslöcher" in unterspülten Felsen durch die, bei entsprechendem Wellengang, riesige Wasserfontänen in die Höhe getrieben werden.

Nachdem wir inland, richtung Launceston abdrehten, kamen wir durch ein kleines Stück Regenwald mit vielen Moos-bedeckten alten Bäumen und Farnbäumen.

 

Launceston war ein hübsches kleines Städtchen mit vielen alten Häusern. Nach einer weiteren Nacht in einer Herberge, fuhren wir entlang des Hochland-Seen Weges in die Berge. Es nieselte und je höher uns die Strasse hinauf führte, desto mehr kamen wir in den Nebel. Dies war schade, denn es gab viele spezielle Pflanzen und wir konnten sie kaum sehen. Eigentlich wären wir gerne noch weiter in die Berge hinein gefahren, aber bei diesem Nebel machte es überhaupt keinen Sinn und so fuhren wir südwärts nach Bothwell, welches unter den Wolken lag. In diesem Dorf wurden wir mit knusprigen frischen 'Pies' (Pasteten) getröstet. Diese waren nun von der Sorte, die die 'Aussie Pies' wohl einst so berühmt gemacht hatten und die heute in dieser Qualität fast nicht mehr zu finden sind.

 

Nach weiteren zwei Tagen in Hobart flogen wir für 130 Dollar nach Adelaide. Viele nannten diese Stadt "nur ein grosses Dorf auf dem Lande" und sie sah auch noch fast genau so aus, wie vor 12 Jahren, als wir zum letzten Mal hier waren. Es war nun mitte November und die Fussgängerzone Rundle Mall war bereits weihnachtlich dekoriert.

Bei einem Spaziergang entlang des Flusses Torrens, sahen wir einen grossen Pelikan der ganz geduldig neben den Fischern auf Abfälle wartete. Es hatte schwarze Schwäne auf dem Fluss und bunte Papageien kreischten laut in den Bäumen.  

 

Inzwischen waren die Temperaturen endlich auf über 20 Grad angestiegen und wir konnten unsere 'Winterkleider' waschen. Die Leute trugen langsam leichtere Sommerkleider und stellten nun ihre oft schwabbeligen Figuren zur Schau. Es sind hier nicht nur die internationalen "Fast-Food" Ketten, welche das grosse Geschäft mit der Schnellverpflegung machen. Es gibt viele kleine Imbiss-Buden welche stolz darauf hin weisen, dass sie in australischem Besitz und unter australischer Führung betrieben werden, sie servieren jedoch dieselben fett-triefenden "Spezialitäten" wie die grosse internationale Konkurenz.

Um die Fleischmassen der zweitgrössten Nation der Welt, gleich nach Amerika - gewichtsmässig meinen wir - abzudecken, verkaufen hier schon die gewöhnlichsten Warenhäuser Kleider in Grössen XL bis 8XL (ausgeschrieben: XXXXXXXXL).

Natürlich versuchen die Leute ihre Pfunde zu bekämpfen, vorwiegend indem sie Produkte zu sich nehmen die man künstlich fettfrei hält um ihr Gewissen zu beruhigen und danach wieder herzhaft in die geliebten Chips, Hamburger + panierten und frittierten Geflügel- oder Fischteile zu beissen. Die Industrie reagiert prompt und die Werbung verspricht nun nicht mehr nur fettfreies Yoghurt, sondern deklariert auch Konfitüre, Fruchtsäfte und Sorbet als 99%-100% fettfrei! Die 70% Zuckergehalt werden stillschweigend verschwiegen...

 

Nachdem wir eine 5 km lange Autohändler-Meile (zu Fuss) ausgekundschaftet hatten, antworteten wir abends auf eine Zeitungsannonce, was schlussendlich zum Kauf unseres australischen Autos führte. Für einen 13 jährigen Toyota Camry zahlten wir 2'630 australische Dollar (1'540 Euro). Wir hatten das Auto von einem qualifizierten Mechaniker zuvor untersuchen lassen und dieser hat den Wagen für gut befunden, ganz im Gegensatz zu einem anderen von einem Händler, den wir ihm tags zuvor gebracht hatten. Zu jenem meinte er: "dies ist bloss ein Schrotthaufen, aussen fix und innen nix - kauft ihn nicht!"

 

Wir nahmen auch noch Kontakt zu Zebet & Peter auf, einem Paar das wir vor 12 Jahren auf einem Campingplatz in der Nullarbor Ebene kennen gelernt hatten und mit denen wir seither Kontakt hielten. Wir trafen uns zu einem gemeinsamen Nachtessen in einem Lokal und sie luden uns dabei spontan ein, für ein paar Tage zu ihnen zu kommen. Wir wurden in jeder Hinsicht verwöhnt und zudem führten sie uns ins Barossa Tal und in die Adelaide Hills wo wir die ersten Känguruhs aus der Nähe sahen. Es ging uns dort so gut, es war fast zu schwer, uns wieder los zu reissen, aber das Abenteuer rief und wir wollten die grosse Tour mit unserem inzwischen auf Hochglanz polierten Wagen jetzt starten.

 

Am 24. Nov. 2004 fuhren wir in Adelaide mit unserer Hexe los. Brigitte taufte unseren fahrbaren Untersatz so, weil die 3 Buchstaben des Nummernschildes (welches bereits am Wagen war) VYJ 861 als Wort gelesen, ähnlich ausgesprochen werden, wie das englische Wort für Hexe. Schade nur, dass auch dieses Auto mit Benzin fährt und sich nicht mit Hexenkraft fliegen lässt. Als wir abfuhren, sah unser Gepäck im grossen Kofferraum noch richtig verloren aus. Nachdem wir in einem Einkaufs-Zentrum noch zusätzliche Campingausrüstung und ein paar Plastikboxen für unsere Küchenvorräte gekauft hatten, änderte sich dies aber schlagartig.

 

Wir fuhren südwärts, dem Fleurieu Peninsula entlang, welches von grasbewachsenen aber dürren Hügeln gesäumt war, die sich golden vom Blau des Meeres abhoben. Wir übernachteten in einer Camping Hütte in Victor Harbor, einem kleinen Touristenort. Dort gibt es eine Holzbrücke, die auf eine Felsinsel hinaus führt und wer will, kann sich mit einem von Pferden gezogenen Tram hinaus transportieren lassen.

Über einsame Landstrassen fuhren wir um den Alexandrina See und überquerten später den Murray River mit einer Autofähre. Dieser Fluss zog sich wie ein üppiges grünes Oasenband durch die heissen ausgedorrten Wiesen. Bevor wir Robe erreichten, kamen wir an mehreren wunderschönen Salzseen vorbei.

Fünf Tage lang blieben wir auf dem FKK Camping  Sunland Holiday  Village, welches etwa 500 Meter hinter schönen Dünen eingebettet liegt. Da es kaum andere Gäste hatte, trauten sich die Känguruhs jeden Abend in die Nähe zu kommen. Zum Teil grasten sie sogar direkt vor dem Wohnwagen den wir gemietet hatten. Auch Wombats müsste es jede Menge gehabt haben, wenn man von der Vielzahl neuen Dungs ausgehen  konnte, den wir jeden Morgen fanden. Da sie nachtaktiv sind, bekamen wir leider nie eines dieser Tiere zu sehen. Einige Australier nennen sie "Felsen auf vier Beinen", denn sie sind sehr kräftig gebaut, etwa wie ein kleiner Bär mit ganz kurzen Beinen und sie können bis zu 30 kg wiegen. Auch sie sind Beuteltiere doch deren Öffnung ist gegen die Hinterbeine, was praktisch ist, denn sie graben grosse Gänge und leben dann in diesem Bau.

 

Einer anderen Spezie hingegen, begegneten wir weit häufiger als uns lieb war: der königlich australischen Fliege. Diese hat die unangenehme Angewohnheit, in den Mund, die Augen und Nasenlöcher kriechen zu wollen und oft folgte uns ein ganzer Schwarm von ihnen. Diejenigen die bloss auf unseren Rücken Platz nahmen, waren ja noch tolerierbar, aber die anderen versuchten wir konstant mit Handbewegungen die Scheibenwischer imitieren, weg zu scheuchen und dies nennt man den "typischen Aussi Gruss".

Der Spaziergang zum Strand war dennoch ein Höhepunkt. Zuerst kam man durch dichtes Buschland, dann überquerte man ein ausgetrocknetes Seebecken und dann galt es goldene Sanddünen zu überqueren. Die höchste hatte den Namen "dicke Berta" bekommen. Von dort aus sah man nun auf's Meer hinunter, welches in einem wunderschönen Hellblau leuchtete. Wir waren die allereinzigen am Strand, ausser den paar Allrad-Jeeps die auf ihrer Beach-Safari vorbei fuhren. Einen Monat später, so sagte man uns, würde hier die Hölle los sein. Sunland war bereits jetzt für Weihnachten/Neujahr voll ausgebucht, aber als wir dort waren, wurde weder die Sauna noch das Sprudelbad eingeheizt.

 

Weiter ging unsere Reise dann 400 km nördlich zum Grampians Nationalpark. Da die ersten beiden Hostels, wo wir fragten, ausgebucht waren, versuchten wir es bei einer Frühstücks-Pension, die an der Strasse ein Schild positioniert hatte. Wir hatten total Glück, denn normalerweise kostet so ein B&B in Australien deutlich über 100 Dollar (€ 60). Hier jedoch verrechnete man uns für das Zimmer 50 $, für dieses Geld hätten wir in der Jugendherberge nur zwei Schlafsaalbetten bekommen. Anfangs waren wir die einzigen Gäste und Ray, der Besitzer erlaubte uns, seinen Computer stundenlang zu benutzen. Nach ein paar Tagen zog er sogar aus und so hatten wir das ganze Haus für uns alleine. Es war idyllisch gelegen zwischen Eucalyptusbäumen und täglich grasten duzende von Känguruhs ums Haus. Da unser Schlummervater gewöhnlich die Cockatoos und andere Papageien fütterte, wurden diese zutraulich wie Haustiere und verlangten mit ihren krächzenden Stimmen nach Körnern.

Da wir die Zeit die wir nicht hinter dem Computer sassen natürlich mit ausgiebigen Wanderungen füllten um die Wunder des Grampian Nationalparkes zu erkunden, hatten wir schlussendlich Blasen an Händen und Füssen. Dass die eine Bergkette sogar Wonderland Range genannt wird, ist aber kein Witz!

Es gab viele spektakuläre Aussichtspunkte von denen man die Sicht auf die umliegenden Seen und Täler geniessen konnte. Viele der Felsen hatten skurrile Formen und es gab überall kleine Wasserfälle. Schlussendlich blieben wir einiges länger als wir zuerst geplant hatten und so trafen wir sogar noch die zwei verrückten Mädchen aus Melbourne die eine Woche später ein Zimmer im herrenlosen Haus gebucht hatten.

 

Von den Grampians fuhren wir zurück an die Küste um die berühmte "Great Ocean Road" nochmals zu erleben. Obwohl es ab und zu regnerisch und vor allem windig war, genossen wir dieses wirklich einzigartige Stück der australischen Küste in vollen Zügen. Millionen von Bildern werden hier jedes Jahr von diesen unzähligen Sandsteinformationen gemacht, welche kaum mehr sind als Felsinseln, welche einst zum dahinter liegenden Kliff gehörten. Die berühmteste Gruppe hat man auf den Namen "die 12 Apostel" getauft. Da es sich hier um ein absolutes "touristisches Muss" handelt, fanden wir uns plötzlich inmitten einer Horde von Übersee-Touristen die von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt zog. Sei es nun im Bus, im Mietwagen, mit einem Fahrrad oder wie wir, mit einem Auto welches sie speziell für ihre Reise auf dem 5. Kontinent gekauft hatten.

Da diese Strasse nach Melbourne führte, konnten wir der Versuchung nicht wiederstehen und besuchten diese schöne Stadt die uns vor 5 Wochen so begeistert hatte gleich nochmals. so konnten wir ein weiteres Mal in diese pulsierende Mischung aus südeuropäischer und asiatischer Kultur eintauchen. Da wir die ganze Stadt zu Fuss erkundeten, verbrannten wir so viele Kalorien, dass wir nie ein schlechtes Gewissen haben mussten, den vielen kulinarischen Verführungen zu unterliegen wann immer wir ein Hüngerchen verspürten. Wir waren immer noch fasziniert, wie belebt und ähnlich zu Asien diese Stadt nun geworden ist. Eine Untersuchung kürte Vancouver und Melbourne als die beiden besten Städte weltweit, betreffend Lebensqualität. In Bezug auf ihre Einwohner sind sich beide sehr ähnlich, fanden wir, vor allem wegen ihren starken asiatischen Einflüssen. Vor 12 Jahren hatten die Australier fast Angst davor, zu viele Asiaten ins Land zu lassen, obwohl sie deren Nachbarn sind. Heute ist es offensichtlich, wie stark sowohl die Wirtschaft, als auch die Kultur von den vielen Immigranten aus ganz Asien profitiert hat und Melbourne hat inzwischen sogar einen Bürgermeister chinesischer Abstammung gewählt.

 

Nach vier Tagen fuhren wir weiter zu den Goldfeldern Bendigos, einem charmanten alten Städtchen. Alt natürlich nur für australische Verhältnisse; der Goldrausch begann hier 1860. Auch heute wird noch Gold gefördert, wahrscheinlich mehr denn je, aber natürlich mit "high tech" im grossen Stil, nicht wie die Schürfer früher mit blossen Händen.

 

Nur 1½ Stunden weiter nördlich erreichten wir Echuca, welches früher australiens grössten Inlandhafen hatte. Heutzutage hat der Murray River seine Funktion als Transportweg verloren, stattdessen tuckern jetzt viele Touristen mit gemieteten Hausbooten den Fluss auf und ab.

Wir wohnten etwa 20 km ausserhalb im River Valley Naturist Resort, das idyllisch an einem Flussknie lag. Als wir am 15. Dezember dort eintrafen, waren wir fast die einzigen Gäste. Die Besitzer versicherten uns aber, dass in 10 Tagen noch mindestens 500 Personen dazu kommen würden. Anscheinend machen die Australier in der Nebensaison nur selten Ferien, von langen Wochenenden mal abgesehen. Ob dies wohl daran liegen mag, dass hier die Preisunterschiede zwischen Hoch- und Nebensaison so bescheiden sind, dass sie meist nicht mal 20% ausmachen? Wir mieteten uns einen Wohnwagen der zwar in einem recht guten Zustand war, aber für gross gewachsene Leute wie uns, war das Bett wieder viel zu klein, wie in den meisten Caravans. Auch war der Abstand zum Nachbarn sehr eng. Was uns aber sehr gut gefiel, war die Lage mitten im Buschland am Fluss und bei den Spaziergängen unter den Eukalyptus-Bäumen fühlte man sich richtig als Teil der Natur. Als ein gutes Zeichen wie sich die Natur selbst regenerieren kann, verstanden wir die frisch spriessenden Bäume, welche ganz offensichtlich einen Waldbrand überlebt hatten. Einige von ihnen waren inwändig vollkommen verkohlt und z.T. vom Feuer ausgehöhlt, an der äusseren Hülle hingegen spross schon wieder üppiges Grün. Es gibt sogar Pflanzen wie den Grasbaum, genannt "black boy", die nur nach einem Buschfeuer blühen können oder wieder andere entwickeln Samen, die sich nur mit Hilfe von Feuer öffnen und somit vermehren können. Die heutigen Ranger mussten dies erst von den Aboriginals lernen, welche dieses Wissen schon lang besassen.

Aber es ist auch schwierig so einem wild vom Wind vorangetriebenden Buschfeuer Einhalt zu gebieten und jedes Jahr kommen Siedlungen in Gefahr, kaum ist die Sommerhitze da und alles dürr.

Auf diesem Gelände sahen wir ausser ein paar bunten Vögeln nicht so viele einheimische Tiere, aber leider gab es auch hier die königlich australische Stechmücke. Zwar war sie nicht all zu zahlreich vorhanden, dafür um so grösser. Oft, wenn wir eine ins Jenseits schickten, spritzte nur so das Blut (unseres...).

 

Zusammen mit Weihnachten trafen auch die vorhergesagten Völkerscharen ein und somit wurden nun auch der Laden, die Sauna und das Sprudelbad in Betrieb genommen. Am Weihnachtstag wurden wir von den Stammgästen zu einem Mittagessen unter den schattigen Bäumen eingeladen. Sowohl wir, als auch die beiden amerikanischen Gäste, die teilnahmen, unterlagen einem kleinen kulturellen Misverständnis. Da man uns gesagt hatte, wir sollten unsere eigenen Teller mitbringen, beschlossen wir zwei Brote in unserem Ofen zu backen, damit wir auch etwas beisteuern können. Wir stellten uns natürlich vor, dass alle etwas mitbringen, dies in die Mitte stellen und dann untereinander verteilen würden. Aber da sassen wir nun vor unseren leeren Tellern und sahen bald, dass dies hier etwas anders gemeint war: jeder brachte sein eigenes Essen und verspies dies gleich selbst. Trotz allem begannen wir unsere Brote zu verteilen, die für uns allein ja viel zu viel gewesen wären. Dann holten wir noch etwas Käse aus unserem Kühlschrank um unsere leeren Teller zu füllen. Auf der andern Seite des Tisches sahen wir, wie sich die Amerikaner damit abfanden 30 Satay-Spiesschen zu essen und dazu nur eine Scheibe Brot...

 

Nach zwei Wochen wechselten wir ins Helios, einem von den Mitgliedern selbst geführten FKK Verein in der Nähe von Melbourne. Ausgestattet mit einer Skizze und einer Beschreibung die wir per e-mail gekriegt hatten, versuchten wir es zu finden. Dies war aber gar nicht so einfach und wir fuhren drei Mal am Tor vorbei bis wir sicher waren, dass dies die richtige Adresse sein müsste. Es gab überhaupt kein Namensschild, dafür aber eine Kette mit sechs Vorhängeschlössern und mehrere Schilder auf denen vielsagend zu lesen war: "Wildlife and Water conservation", Firmenschilder von Securitas und Organisationen wie Gaslieferant und Elektrizitätswerk". Aber dahinter versteckte sich Helios und sonst gar nichts. Trotz diesem grimmigen ersten Eindruck, waren der Verein und seine Mitglieder wirklich sehr einladend. Hier hatten wir uns für zwei Wochen ein kleines Bungalow reserviert. Da wir seit 17 Jahren die ersten ausländischen Besucher waren, nahm der Klub dies zum Anlass, die schon lange geplanten Neuausstatungen in Angriff zu nehmen und so wurde dieses Hüttchen vor unserer Ankunft noch neu eingerichtet. Helios wurde vor 40 Jahren gegründet und viele der damaligen Mitglieder waren deutsche Einwanderer die teilweise ihre Mitgliedschaft schon beantragt hatten, bevor sie das Schiff nach Australien in eine hoffnungsvolle Zukunft bestiegen hatten.


Etwa die Hälfte der Leute besass einen Wohnwagen, die andere ein Holzhäuschen. Wenn man hörte, dass hier ein Buschfeuer vor 18 Jahren alles niedergebrannt hatte, war es fast nicht zu glauben, wie grün es überall jetzt wieder war und wie viele grosse Bäume und Farne es hatte. Ein kleiner Bach schlängelte sich durch das Tal in dem sich das grosse Grundstück befand. Es gab mehrere Spazierwege und ein sumpfiger Teil wurde mit einem schönen Holzsteg überbrückt.

Zu Sylvester wurden drei grosse Spiessbraten über's Feuer gespannt, welche während des ganzen Nachmittages einen unwiederstehlich guten Duft verbreiteten. Für 10 Dollar pro Nase rutschten wir nach einer vorzüglichen Mahlzeit mit 90 anderen Leuten ins Jahr 2005. Nachdem es in den letzten Wochen sehr warm gewesen war, brauchten wir nun plötzlich Schirm und Heizung. Da Helios in den Dandenong Hügeln liegt, ist die Temperatur dort meist ein paar Grad kühler als in Melbournes, welche auch nicht grad einen guten Ruf für stabiles Wetter hat.

An unserem letzten Abend wurden wir von Jana und Klaus, dem Paar das uns bei Ankunft in Empfang genommen hatte, zu einem Nachtessen eingeladen.

 

 

Weiter ging's von Helios nordwärts in die Berge. In Bright, einem Ort der in den Wintermonaten Juni - September viele Skifahrer anzieht, wohnten wir in einer hübschen Herberge. Von dort aus erkundeten wir den "Büffelberg" Nationalpark (Mount Buffalo) mit seinen vielen Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten wie balancierende Felsen.

Entlang der Alpenstrasse fuhren wir langsam in die höchsten Gegenden des Kontinenten und kamen dabei an verschiedenen Stauseenen vorbei. Nun verliessen wir Victoria und erreichten die Provinz New South Wales. Kurz darauf kamen wir in der Nähe des Mount Kosciuszko vorbei, dem mit 2'228 M.ü.M höchsten Berg Australiens . Kein Wunder also, dass hier im Winter Schnee-Ketten erforderlich sind.

Unser nächster Stopp war in Jindabyin, einem künstlich gebauten Winterkurort, welcher an einem künstlich angelgten See ist. Zufälligerweise fanden wir ein thailändisches Restaurant, welches erst an diesem Tag Eröffnung feierte. Obwohl dieses weder fertig, noch all zu einladend aussah, gaben wir ihm eine Chance, da all die anderen zahlbaren Lokale  die wir fanden, nur "Fast-food" serviert hätten. Welche Überraschung: Man servierte uns das beste thailändische Essen seit wir das Land des Lächelns verlassen hatten!

 

Wir setzten unsere Reise fort und besuchten als Nächstes Canberra im "Australischen Hauptstadt Territorium" (=ACT). Da von den beiden grössten Städten Melbourne und Sydney keine der anderen den Titel der Hauptstadt überlassen wollte, hat die Regierung 1908 schlussendlich entschieden, als Kompromiss eine neue Stadt zu gründen. Das heutige moderne Parlamentsgebäude wurde 1988 in Betrieb genommen. Mit seiner geometrischen Anordnung, welche das alte Parlament, sowie das drei Kilometer entfernte ANZAC Kriegsdenkmal auf der anderen Seite des Flusses miteinbezieht, ist es ein architektonisches Meisterwerk. Ein weiterer Teil der Gesammtanlage ist auch der z.T. in einen See umgewandelte Fluss, sowie zwei Brücken, welche ihn überqueren. Da es hier brütend heisse 40° Grad hatte, war es nicht all zu angenehm, durch diese riesigen Parkanlagen zu spazieren. Da alle Hostels ausgebucht schienen, wohnten wir in einem "Formula 1" Hotel, welches die französische Accor-Kette hier vor ein paar Jahren gebaut hat. Es sah genau gleich aus, wie die Unterkünfte die wir von Frankreich her kannten und nur eine Kleinigkeit war den australischen Sitten angepasst worden; statt dem in einem nahegelegenen Restaurant ein leckeres Set-Menü vergünstigt angeboten wurde, stand hier ein Münzautomat, welcher scheussliche Fertigmahlzeiten anbot, die nur noch im bereitgestellten Mikrowellengerät aufgewärmt werden mussten.

 

In weniger als drei Stunden erreichten wir über die Autobahn, die Stadt Sydney. Wir wohnten wiederum in einer Unterkunft für Rucksackreisende in der Nähe des Rotlichtbezirkes KingsCross und schafften es sogar, mitten in der Innenstadt einen gratis Parkplatz zu ergattern. Internet-Café's waren hier stinkbillig. An einigen Orten konnte man einen Computer für nur $ 2 (€ 1.20) so lange in Anspruch nehmen, bis man vom Stuhl fiel - einige hatten 24 Stunden geöffnet. Es faszinierte uns wieder wie beim ersten Mal, entlang des Wassers vom gigantischen Opern-Haus dem Hafen entlang unter der Brücke durch zum Touristenrummel im Darling Harbour und dann ins "China Town" zu spazieren. Die Atmosphäre war einfach magisch - bei Tag und Nacht! Dies ist der Traum aller Touristen, das eigentliche Stadtzentrum allerdings, empfanden wir als zu hektisch und geschäftsorientiert. Sydney schien sich nicht so multikulturell entwickelt zu haben und wir vermissten den Charme den wir in Melbourne gefunden hatten.

Als Nächstes fuhren wir nach Katoomba in den Blue Mountains. Obwohl wir hier nun 100 km von der Grosstadt entfernt waren, hatte man das Gefühl, die Vororte noch kaum verlassen zu haben. Was geboten wurde, waren auch eher Attraktionen für Stadtmenschen und deren hoffnungsvollen Nachwuchs. Die Hauptsehenswürdigkeit waren drei Felssäulen, welche man die drei Schwestern getauft hatte, aber die Seilbahnen waren wohl eher nicht für Wanderer gedacht. Die eine z.B. stoppte auf halbem Weg, sodass alle ein Bild vom kleinen Wasserfall machen konnten und dann ging sie wieder zurück zur Ausgangs-Station.

 

Nun besuchten wir eine weitere Familie, die wir von unserem letzten Aufenthalt in Australien her kannten. Louise und Rob und ihre Kinder die inzwischen keine mehr sind. Nun wohnten sie nicht mehr in Darwin, wo wir sie zum letzten Mal getroffen hatten, sondern in ihrem ersten Haus in der Nähe von Sydney. Es war wiederum eine interessante Begegnung und wir hatten einen schönen Nachmittag zusammen. Als wir von dort weiter fuhren, folgten wir einem Fluss, den wir später bei Wieseman Ferry überqueren konnten. Da der kurvige Weg wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen hatte, als uns die Dame im Verkehrsbüro vorausgesagt hatte, landeten wir bei Anbruch der Dunkelheit im Kleinstädtchen Wyong. Dort konnte man bloss in einem Pub ein Zimmer bekommen und so wurden wir schlussendlich Zeugen  einer der schlechteren Gewohnheiten einiger Australier. Schon um 23:00 Uhr grölten Besoffene auf der Strasse und hatten sich offenbar nicht mehr unter Kontrolle. Sie schlugen Scheiben ein und "beschmutzten" ungeniert die Strasse ohne dass jemand eingegriffen hätte. Für diejenigen die mit illegalen Drogen in Kontrakt kommen, gäbe es sicher nicht so viel Toleranz, aber wo liegt da der Unterschied?

 

Der Küste entlang fuhren wir weiter nach Newcastle und später entlang vieler Ferienorte via Forster weiter bis Port-Macquarie. Hier besuchten wir die Patienten des Koala-Spitals, eine der wenigen Gelegenheiten, diese Beuteltiere aus der Nähe zu beobachten, da sie normalerweise hoch oben in den Bäumen leben. Sie ernähren sich von Eucalyptusblättern, sind dabei aber recht wählerisch, da sie nur 36 der ingesammt sage und schreibe 600 Arten von Eucalyptusbäumen schätzen.

Obwohl weiterhin Regen vorausgesagt war, von dem wir in letzter Zeit einigen gesehen hatten, entschieden wir uns ins Naturistengelände Twin Falls Nature Retreat  zu fahren, welches nicht weit inland lag. Yü Jng alias Yolanda, welche in China geboren wurde und ihr australischer Mann Ian, offerieren eine Frühstücks-Pension, oder für diejenigen, die lieber näher bei der Natur sind, camping oder ein einfaches Hüttchen, was wir dann wählten. Es war recht gross und stand auf einer Waldlichtung neben Schwimmbad und BBQ. Die einheimischen Tiere zu beobachten war nicht bloss auf die Umgebung um unser Bungalow beschränkt, sondern auch innerhalb möglich, da die Renovation des ehemaligen Stalles noch nicht ganz abgeschlossen war und deshalb für kleine Viecher noch viele Spalten offen waren. Da wir die einzigen Gäste waren, dachten wir erst, dass wir hier eine ruhige Zeit haben würden, aber weit gefehlt. Alle paar Stunden waren wir damit beschäftigt, einem Tier nachzurennen, entweder um es zu photographieren oder um es aus unserer Hütte zu jagen...

Täglich sahen wir neue Tierarten; kleine und grosse. Am zahlreichsten waren die Wallabies, welche eigentlich wie kleine Känguruhs aussehen. Duzende grasten jeden Morgen und Abend um unser Haus. Possums, sowie eine Maus und eine Ratte kamen regelmässig vorbei in der Hoffnung etwas von unseren Vorräten zu ergattern. Bei unserem ersten Spaziergang im Wald merkten wir sehr schnell, dass es besser wäre zumindest Wanderschuhe zu tragen, denn jetzt nach dem Regen, wurden wir enthusiastisch von Blutegeln begrüsst, welche sich an unserem Saft erfreuen wollten. An einem anderen Tag sahen wir wie eine kleine Schlange eine Maus verfolgte und dies direkt vor unserer Haustür. Nachdem wir Ian ein Bild zeigten, das wir von der Schlange gemacht hatten, erfuhren wir, dass sie giftig war und dass sie noch bis zu 2 Meter wachsen könnte... Ein paar grosse Spinnen haben schon vor uns hier gewohnt und eine 40 cm lange Eidechse konnten wir nicht davon abhalten, ab und zu quer durch unsere Wohnung zu rennen. Einige grössere und fettere Eidechsen, sowie zwei ca. 2½ Meter lange Goanna's (Grossechsen/Leguane) sahen wir in nächster Umgebung und eines Tages kämpften sie im nahen Wald um den Kadaver eines Wallabies.

Der ganze Kreislauf von fressen und gefressen werden konnte hier beobachtet werden, es war ein echter Natur- und Naturisten Zufluchtsort. Obwohl Twin Falls nur 5 km vom nächsten Weiler entfernt lag, gab es hier schon kein öffentliches Stromnetz mehr. Deshalb hatte Ian eine benzingenerator-unterstützte Solaranlage installiert, welche tatsächlich 220 V Wechselstrom lieferte. Wie fast überall ausserhalb der Dörfer, gab es hier auch keine öffentliche Wasserversorgung und so hatte auch diese Grundstück eine eigene Wasserfassung. Fast jedes Haus, auch diejenigen mit Wasserversorgung, sammelte zudem das Regenwasser vom Dach, da die Australier dies zum trinken gegenüber dem chlorierten vorziehen. Oft ist nur die Toilette entweder mit der Kanalisation oder einer Klärgrube verbunden. Das Abwasser aus Küche und Bad wurde ausserhalb dichtbesiedelter Gebiete, meist direkt in die Natur abgelassen.

 

Unsere Küche war zwar gedeckt aber ausserhalb, und so lagerten wir einige Vorräte im Auto. Als wir eines morgens etwas von dort holen wollten, sprang auf einmal ein Frosch wie aus dem Nichts, in den Kofferraum, wohl um diesen zu inspektieren. Unsere Gastfamilie lud uns regelmässig zum gemütlichen Beisammensitzen auf ihre Verandah ein. In Australien wird dies "happy hour" genannt, darunter verstand man, dass jeder sein eigenes Getränk mitbringt. Sowohl die Zimmer zu ihrer Frühstückspension, als auch ein Sprudelbad waren oben in ihrem Haus. Wer keine Lust zu kochen verspürte, konnte von Yolanda's chinesischen Kochkünsten profitieren. Serviert wurde am Familientisch und wir realisierten leider erst zum Schluss, wie gut dies schmeckte. Jetzt wunderte es uns nicht mehr, dass einige Gäste dieses Gelände nur schon wegen Yolanda's exotischen Gerichten bevorzugen. Die Woche in Twin Falls verging wie im Flug und während den Gesprächen mit Yolanda und Ian erfuhren wir recht viel über das Leben in China und die Sitten in Australien. So lachten wir z.B. als wir hörten, dass ein Kind manchmal gelobt werde mit "you are a clever little Vegemite" (wer Vegemite nicht kennt: dies ist ein Brotaufstrich mit dem delikaten Geschmack von Maggy Würze - für die Australier schon fast ein religiöses Symbol, alle scheinen es zu lieben - wir nicht und die meisten andern Europäer auch nicht!).

 

Als wir weiter fuhren, machten wir erst einen Bogen inland über das Hochplateau der Great Dividing Ranges und besichtigten den charmanten Ort Armidale, der erstaunlich viele schöne Häuser hatte. Danach übernachteten wir in der richtig weltoffenen Jugendherberge von Bellingen. Die jungen enthusiastischen Besitzer boten eine Vielzahl an ungewöhnlichen Touren an, wie z.B. nächtliche Ausflüge im Kanu um Tiere zu beobachten oder eine Bustour zum FKK Strand. Der Besitzer war ein begeisterter Fotograph und er war erstaunlich erfolgreich unter den Rucksack-Touristen Freiwillige zu finden, welche keine Mühe damit hatten für ein Aktfoto zu posieren, das man später an den "nackten Wänden" des Hostels aufklebte. Wir kamen 1 Tag zu spät an um an der Tour teilnehmen zu können. Im Februar 2005 waren bereits Fotos von über 850 Leuten aus 60 Ländern vertreten und für die meisten von ihnen war es wohl das erste Mal gewesen, dass sie sich ausgezogen hatten. Vorherrschend waren es Europäer gewesen, einige kamen allerding aus exotischen Ländern wie Zimbabwe, Surinam, Malaysia oder Chile. Alle Fotos waren sehr artistisch gestaltet und die Leute posierten so, dass man eigentlich "nichts sah", sonst hätten sie wohl nicht an einem öffentlichen Ort ausgestellt werden dürfen.

 

Diese normale Jugi war ganz offensichtlich erfolgreicher neue Leute von der Idee des Nacktbadens zu überzeugen, als die meisten FKK Gelände die wir in Australien gesehen hatten.

 

Als wir von Bellingen weiter fuhren, fielen uns die vielen tropischen Bäume mit den grossen Blumen auf und all die Heerscharen von Fliegen die uns vorher immer so auf den Wecker gegangen waren, verfolgten uns ab hier nicht mehr.

Wir genossen das nun ziemlich stabile Sommerwetter um so mehr, als wir im Verkehrsfunk erfuhren, dass nur 1'000 km weiter südlich in den Snowy Mountains, die Strasse wegen starkem Schneefall gesperrt werden muste und dies mitten im Sommer. Erst vor 2 Wochen noch hatten wir dort ein Zimmer mit Klima-Anlage genommen.

 

Auf unserem Weg weiter nördlich entlang der Küste, fuhren wir an vielen künstlichen Touristenattraktionen vorbei, wie z.B. die grosse Banane, die grosse Ananas, grosse Krabbe: alles grosser Kitsch & Quatsch! Wenn wir in kleinen Landdörfern entlang des Weges einen Halt einlegten, hing dort oft der Duft von Bier und Fritteusenöl in der Luft. Und auch wenn in einer Ortschaft alles geschlossen war, war bestimmt noch ein "drive through bottle shop" offen (Alkoholgeschäft).

 

Als nächstes besuchten wir das ungewöhnlich touristische Byron-Bay. Dieses Dorf versteht es seinen Strand, die Surfwellen und seinen Ruf alternativ zu sein, in bare Münze umzusetzen. Es ist aber nicht der Ort wo Hippies ihr eigenes Gemüse anpflanzen und Gras rauchen, so wie dies im benachbarten Lismore und Nimbin der Fall sein soll. Unglaublich: es gab sogar Touren die nur dorthin führten um "die Verrückten" wie sie es nannten, zu besichtigen.

Byron ist eher der Ort in dem unzählige kleine Geschäfte versuchen mit denjenigen die dem alternativen Lebensstil nachleben, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Bestimmt über 100 Heilpraktikanten offerierten Kurse und Sitzungen in Reiki, Yoga, Tarot oder Tantra. Hier wurden so viele Heilsitzungen angeboten, dass wir den Eindruck kriegten, die Geschäftstüchtigen glaubten, jeder müsse ein Problem haben. Wir befürchten aber, dass von denjenigen, die es wirklich nötig hätten, sich viele solche Sitzungen gar nicht leisten können.

 

Byron war total "in" beim partyhungrigen Jungvolk und obwohl es unzählige Backpackers Unterkünfte gab, hatten wir echt Mühe ein Zimmer zu finden. Wir versuchten unser Glück bei sicher 15 verschiedenen Hostels und um eine Woche bleiben zu können mussten wir nachher noch zwei Mal zügeln. Schlussendlich schafften wir es sogar direkt an der Belongil Beach ein Zimmer zu bekommen und alles schien perfekt. Dort entdeckten wir jedoch, dass wir noch ein paar nicht erwünschte Mitbewohner hatten, welche uns juckende Bisse in einer geraden Linie zufügten wie sie nur Bettwanzen hinterlassen. Nachdem wir die Reception informiert hatten, durften wir sofort in eines der Luxuszimmer im angrenzenden Wellness-Center umziehen und kriegten erst noch eine Nacht gratis dazu.  Gemäss Seuchenvertilgungs-Vorschrift wurde jedes einzelne unserer Kleidungsstücke gewaschen (keine schlechte Sache) und die nicht waschbaren Sachen unseres Gepäcks, wie der Rucksack, wurde einer speziellen Hitzebehandlung unterzogen, sodass wir die Bettwanzen nicht weiter im Land verteilen konnten.

 

Für eine ganze Woche genossen wir sorgenfreies Strandleben am offiziellen FKK Strand der direkt vor den Einfamilienhäusern lag. Hier kurz vor der Grenze zu Queensland wollten wir noch ein wenig vom warmen Meer profitieren, da es weiter nördlich im selbsternannten "Sunshine State" keine legalen FKK Strände mehr gibt, dafür aber tödliche Quallen! Die heimtückischsten unter ihnen sind bloss Fingerhut-gross, können aber bis zu 7 Meter lange Fäden aus ihren Körpern entfalten die bei Kontakt brennende Lähmungserscheinungen auslösen. Wer von ihnen berührt wird, hat meist keine Zeit mehr sein Testament noch unter Dach und Fach zu bringen.

 

Wir haben dann die Hürde doch genommen und das Land der Mexikaner verlassen. So nennen Queensländer ihre südlichen Nachbarn und sie werden im Gegenzug "Banana bender (bieger)" genannt.

Unsere Reise ging weiter zum Elephant Rock, das von Sue und ihrem in Estland geborenen Mann Jaak geführt wird. Neben Campingplätzen standen sechs hübsche Zimmer zur Verfügung, sowie ein Gemeinschaftsraum mit Küche, Sitzecke und Internetzugang. Hier versammelten sich alle zum kochen, essen und plaudern und dabei den zur Verfügung gestellten Filterkaffee zu geniessen. Da das Schwimmbad an einem Hang platziert war, gewannen die Besitzer Platz indem sie eine riesige Holzverandah darum herum bauten, die nun gegügend Platz zum Sonnenbaden und Plaudern bot. Da dort auch eine Futterschale für Vögel aufgestellt war, konnten wir viele bunte Papageien sehen und fotografieren, wie z.B. den King Parrot und den Rainbow Lorrikeet. Während des tages kriegten wir regelmässig Leguane zu sehen und des abends Kröten und Frösche.

Elephant Rock liegt am Fuss eines 200 Meter hohen an einen Elephanten erinnernden Felsen und es gab einige Wanderwege in den Busch

Da wir uns inzwischen daran gewöhnt hatten, dass es auf australischen Naturistenplätzen sehr einsam sein kann, waren wir überrascht, dass es hier am Wochenende 10 andere Gäste hatte, genug für eine Partie Boules. Während der ganzen Woche die wir da waren, hatten wir den Platz bloss an zwei Tagen für uns alleine. Auch hier verbrachten wir viel Zeit mit Sue und Jaak, die uns sogar ihren privaten Computer und ihre Backofen zum Brot backen zur Verfügung stellten.

 

Von dort aus fuhren wir nach Brisbane, wo wir für vier Tage das Stadtleben auf uns einwirken liessen. Diese schnell wachsende Provinz-Hauptstadt liegt an einem Flussknie und hatte keinen all zu speziellen Charme. Sie war weder besonders schön, noch besonders hässlich, halt nur eine weitere "b.f. town" wie die Aussies sagen würden, mit den meisten Strassen nach irgendwelchen ehemaligen Mitgliedern des englischen Königshauses benannt.

 

Der fünfte Kontinent ist um einiges grösser als Europa, beherbergt aber nur gut 20 Mio. Menschen und 106 Mio. Schafe, dazu ungzählige Känguruhs und anderes Getier. Wirtschaftlich ist Australien ein starkes Land und sein Volk ist vielgereist. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass einige der weltweit erfolgreichsten Unternehmen der Reisebranche hier gegründet wurden, wie z.B. Flight Centre oder Lonely Plantet Reiseführer.

 

Die meisten Australier mögen den Strand, die Sonne und die Natur. Das will aber nicht heissen, dass sie besonders aktiv sind und viele sind sogar richtige Stubenhocker, was zur Folge hat, dass über 60% der Bevölkerung vollschlank oder übergewichtig sind.  Das Grillieren ist hier Volkssport und es wird sehr viel Fleisch gegessen. Obwohl das Land eine Küstenlinie von 36'735 km hat, wird hier kaum Fisch gegessen, ausser wenn er als "Fish & Chips" getarnt ist. Frischen Fisch konnten wir kaum finden und in den Läden lagen fast nur  gefrorene oder aufgetaute Filetstücke.

 

Als eine multikulturelle Gesellschaft sind die Leute sehr locker und tolerant. Australier  gehen gerne an Parties wir finden es aber sonderbar, dass viele Bars und Klubs ihren Gästen, die vorwiegend herkommen um sich hier zu betrinken, strenge Kleidervorschriften machen. So waren ärmellose Oberbekleidung und Strandsandalen meist verboten. Viele Leute gingen aber gerne barfuss auf die Strasse oder trugen bloss "Badlatschen" auch in den Städten.

Etwas weg von den Städten, war viel Gassensprache im Gebrauch und wir machen Mal den Versuch, so ein Müsterchen zu übersetzen:  "Wenn die Lolas und Typen zu viel Pisse hatten, mit der sie ihre lausige Rattenscheisse runter gespühlt haben, fürchteten sie auf dem Heimweg den Säuferblasbus, grüssen den Polypen aber tapfer mit 'Tag Kumpel!". Frei übersetzt gell, etwas netter gesagt, in so etwa: "nach Speis und Trank möchte Herr oder Frau Australier dem Alkoholtester nicht begegnen" oder original mit Aussie slang:

"When Aussie Sheilas and blokes have washed their ratshit (lousy) tucker (food) down, with too much piss (beer), they fear the booze bus (alcohol breath testing unit) but still greet the cop with a grin "G'day mate".

 

Australier protzen auch gern mit Superlativen. Hier in Brisbane wohnten wir einmal mehr im besten Backpackers Resort, kamen wiederum an der Backwarenkette vorbei, welche ihre "Rattensärge" genannt Beef Pie's (=eingebackene Rindfleischabfälle), als "die besten Pies der Welt" anpries. Ein Autohändler pries seine Gebrauchtwagen als die besten auf dem Planeten an und eine Bäckerei pries ihre lausigen Toastbrote als "das beste Brot der Welt" an, obwohl sich vor allem in den Städten, meist ein geschäftstüchtiger Vietnamese etablieren konnte, welcher nach unserem Geschmack bessere und knusprige französische Backwaren viel billiger anbot.

 

Von Brisbane weg, fuhren wir durch die Glasshouse Mountains, die aus sechs kegelförmige Vulkanhügel bestehen, bevor wir bei unserer deutschen Freundin Silke in Caloundra eintrafen. Heinz lernte sie auf seiner ersten Australienreise kennen und vor sechs Jahren war sie hierher immigriert. Obgleich sie wegen eines Zusatzstudiums nur teilzeit arbeitet, konnte sie sich ein schönes Haus mit grossem Garten leisten. Im Vergleich zu den Eigenheim Preisen in Deutschland oder der Schweiz sind hier Häuser noch recht billig. Uns ist aber aufgefallen, dass die Hauspreise in den letzten 12 Jahren sehr stark angestiegen sind, in den Städten noch mehr als auf dem Lande und wie wir in einer neuen Studie sahen, lag der Landes-Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus in 2004 bei AU$ 375'000 (€ 220'000). Silke zeigte uns die beiden Nationalparks Mapleton Falls und Kondalilla, wo es jeweils Spazierwege im kühlen Wald gab, was wir in dieser Hitze sehr genossen. Ein paar ganz Unverfrorerne sprangen sogar ins wirklich kalte Wasserbecken unterhalb des Wasserfalles. Zweimal machten wir einen Strandspaziergang. Einmal davon mit Silke's beiden Hunden und wir waren überrascht wie aufgeregt sich diese Tiere verhielten vom Moment an, wo wir uns auf den Weg machten. Obwohl wir inzwischen wussten, dass diese zwei Hunde eine nie versiegen wollende Energiequelle haben und fast rund um die Uhr Silke's Aufmerksamkeit verlangten.

 

Aus sentimentalen Gründen wollte Brigitte gerne in Hervey Bay übernachten, weil es sie dort an die Zeit 1988 erinnerte, als sie Gusti aus Oesterreich kennenlernte. So bezogen wir ein Zimmer in der Jugendherberge von damals, welche inzwischen noch etwas gewachsen ist und modernisiert worden war. Auch hier machten wir einen Strandspaziergang im Abendrot und genossen es so richtig, wie warm es hier ende Februar war, im Gegensatz zur kalten Schweiz.

 

Die nächsten fünf Tage verbrachten wir im Savannah Park Nudist Resort bei Yeppoon. Dieses Gelände war erst vor fünf Jahren aufgebaut worden. Die Gründer, Heather and Trevor, ein Paar aus Neuseeland, waren bereits 68 als sie dieses Projekt starteten. Wir waren beeindruckt was die beiden in ihrem Alter innerhalb von nur sechs Monaten aus dem Busch gestampft hatten, aber wir denken, dass sie bald eine helfende Hand brauchen. Wir mieteten einen Wohnwagen, der ein richtiges Bett hatte und gekocht wurde im grossen Gemeinschaftshaus.

Was uns gut gefiel, waren die 3 km langen durch den Busch angelegten Wanderwege. Dabei fielen uns die vielen Termitenbauten auf, die oben in den Bäumen um die Äste gepflastert waren. Diese z.T. ½ bis 1 Meter grossen Nester wurden aus Erde, die die Winzlinge den Baum rauf getragen hatten, mit Speichel verfestigt und angeklebt, sodass sie dem Regen stand hielten. Weiter sahen wir eine grosse grüne Waldameisenart die grüne Blätter gleich am Ast zusammenfaltete und ebenfalls mit eigenem Leim zu Nestern zusammen klebte, die etwa die Grösse einer Grapefruit erreichten.

Weiter offerierte Savannah Park einen 7 Loch-Golfplatz, der für Amateure gedacht war, die einfach etwas Spass haben wollten. Nach so viel Aktivitätsmöglichkeiten schätzten die Gäste eine Abkühlung im Pool.

 

Auf unserem Weg weiter nordwärts kamen wir nun ins Gebiet der grossen Zuckerrohr Plantagen. Dies ist eine weitere Pflanze, welche davon profitiert, dass der Norden Australiens in der tropischen Klimazone liegt. Daneben hatten wir auch Bananen, Ananas, Avocado und Mango Plantagen gesehen, aber auch Orangen, Reis und Kaffee wurde hier angepflanzt. Da der Süden in moderater Klimazone liegt, wachsen dort unter anderem auch Äpfel, Trauben, Erdbeeren und Kirschen. Welch gelobtes Land - inklusive Milch und Honig gibt es hier alles! Wohl deshalb gibt es auch so viele "Saftläden" (Juice Bars) welche frisch gepresste Fruchtsäfte oder Smoothies anboten. Letzteres ist eine Mischung aus Fruchtstücken, Eiswürfeln und Eiscreme. Im Mixer püriert, ergibt dies einen beliebten und bewusst als 'Fettfrei' deklarierten und erst noch gesunden Erfrischungsdrink.

 

Unser nächstes zu Hause auf Zeit war bei Goodys in Sarina, etwa 30 km vor Mackay. Die Besitzer Sandra, ehemals aus England, und Allan ein ehemaliger Neuseeländer, hiessen uns willkommen. Situiert auf einem Hügel, hatte man vom Schwimmbad aus eine schöne Aussicht auf die umliegende Landschaft. Daneben lag das Klubhaus und es gab Camping, sowie Wohnwagen zu mieten von denen jeder einen kleinen Sitzplatz hatte. Wir entschieden uns die 10 Dollar mehr für den Luxuswohnwagen auszugeben, was sich als lohnenswert erwies. Ausser einem grösseren Bett als in den Standard-Wohnwagen, sowie Klimaanlage, bot dieser etwas, das wir noch in keinem Naturistengelände DownUnder gesehen hatten; einen anständigen Kochherd mit 4 Kochplatten, Backofen und Dampfabzug. Daneben stand selbstverständlich noch das obligatorische Mikrowellengerät.

Nicht so luxuriös, dafür aber um so origineller waren die sanitären Anlagen. Sie waren in einem ehemaligen Schweinestall untergebracht den man so umgebaut hatte, dass man auch heute noch die einzelnen Schweineboxen deutlich sehen konnte. Darin waren jetzt aber Toiletten, Duschen oder Lavabos enthalten und obwohl es keine Aussenwände gab, war es recht sauber, doch wie auch schon andernorts, waren die WC's ab und zu von Fröschen besetzt...

 

Goodys war nicht ganz so weit ab von der Zivilisation wie die andern Naturistengelände, sondern lag mitten in einem Weiler. Zum Grundstück gehörte auch eine Kuhweide, eine Fruchtplantage und ein Entenweiher. Vor allem diese Teile lagen gleich neben den Nachbarshäusern. Wir waren wirklich beeindruckt, wie es Sandra & Allen als Neuzuzüger in diesem kleinen Dorf geschafft hatten, mit ihrer Offenheit die FKK Idee ihren Nachbarn näher zu bringen, anstatt sich hinter meterhohen Zäunen abzuschotten - ist sowieso schwierig, wenn man auf einem Hügel wohnt! Als Versuch luden sie die 40 Familien der umliegenden Häuser zu einem Grillplausch ein um sich vorzustellen und drehten es so, dass diejenigen, die das wollten, sich ab 4 Uhr ausziehen durften und diejenigen die dies stören würde, nach Hause gehen sollten. Acht Familien erschienen und blieben. Genau um vier zog sich der erste Nachbar aus und sprang ins Schwimmbad. Alle anderen folgten ihm anscheinend so schnell, dass Sandra und Allen so verdattert waren, dass sie die Letzten waren, die sich ebenfalls auszogen. Seither kommen mehr und mehr Nachbarn für ein paar Stunden zum Ausspannen zu Goodys, Erwachsene wie auch Kinder und oft bringen sie auch noch ein paar Freunde mit.

Allan fährt einen Schulbus und Sandra arbeitet beim Dorfarzt und runderhum wissen alle Bescheid, dass sie "Blüttler" sind und niemand scheint darin ein Problem zu sehen. Wir machten Witze ob wohl bald am Dorfrand ein Schild stehen würde "nackte Kommune". Wir waren hier eine ganze Woche lang die einzigen zahlenden Gäste, aber vor allem am Wochenende wurde es hier recht belebt mit den "Neu-Naturisten" aus der Nachbarschaft. Inzwischen ist Nacktheit auch für sie zu so etwas Normalem geworden, dass alle freiwillig mit ins Bild standen, als wir eines von Sandra und Allan machen wollten.

Ein weiteres nettes Erlebnis verdanken wir einem dieser jungen Nachbarn, Marcus, welcher uns sein direkt neben Goodys liegendes Grundstück zeigte, welches Weideland sowie Regenwald enthielt. Nach seinem ersten Besuch hier hat er dieses spontan mit seiner Partnerin Janine erworben, nachdem sie erfuhren, dass es zum Verkauf ausgeschrieben war. Zuerst wurden wir mit einem Geländefahrzeug durch 2½  Meter hohes Gras zu einem Aussichtspunkt gefahren und später kriegten wir eine "geführte Tour" in den Wald. Hier wanderten wir in einem ausgetrockneten Flussbett zu einigen beeindruckenden Würgefeigenbäumen, sowie einem Wasserloch. Als echter Aussie liess er es sich nicht nehmen, uns all die Viecher extra aufzuspüren, die wir als ängstliche Touristen immer zu vermeiden versuchen. Natürlich war es ihm ein Vergnügen uns grosse Spinnen und sogar einen Skorpion zu zeigen, der sich unter einem Stein versteckt hatte.

Als wir Goodys verliessen, kriegten wir von ihrer Plantage noch ein paar Karambolen und eine Grapefruit - eine letzte schöne Erinnerung mit auf den Weg.

 

Nur 200 km weiter nördlich errichten wir Taylorwood, welches einfach zu finden war, da riesige Schilder entlang der Hauptstrasse nach Airlie Beach aufgestellt waren. Die meisten Campingplätze waren terrassiert an einem Hang im Wald angelegt und weitere gab es unten auf einer flachen Wiese entlang eines Flüsschens nah der Strasse. Hübsch angelegte Stufen führten durch ein Dickicht von recht grossen alten Grasbäumen, den sogenannten "Black Boys", hinauf zum Schwimmbad. In einem grossen offenen, aber gedeckten Gemeinschaftsgebäude gab es Sitzgelegenheiten, eine Gemeinschaftsküche und Grillstelle. All zu gross kochen konnte man allerding nicht, denn es war wohl so gedacht, dass diejenigen die nicht BBQ machen, sich sicher etwas in der Mikrowelle aufwärmen. Zum Glück lernten wir hier ein älteres französisches Paar kennen, welches von einem ausgezeichneten französischen Lokal wusste, welches wir dann gemeinsam besuchten.

Taylorwood war dabei, seine uralten Wohnwagen durch hübsche Hüttchen zu ersetzen und wir wohnten im ersten, das fertig war. Als wir eines nachts Schüsse hörten, waren wir etwas irritiert und am nächsten Morgen erfuhren wir dann, dass der Besitzer Schlangen oder Goannas gejagt hatte um sowohl seine eigenen, als auch die Vögel die einige Gäste im Käfig mit dabei hatten, zu schützen. Die Besitzer, welche früher in Südafrika und Kanada gelebt hatten, liessen sich oft von "WWOOF-ern" aushelfen. Meist sind dies junge Backpacker, welche sich dem Programm Willing Workers on Organic Farms (oder etwas ähnlich Alternativem) angeschlossen hatten, die dann als Lohn für 4 Stunden Arbeit täglich Kost und Logis bekamen.

 

Als Nachmittagsausflug besuchten wir Airlie Beach, welches zu einem richtig florierenden Touristendorf geworden war, weil unzählige Segeltouren in die Whitsunday Islands von hier los gehen.

 

Nachdem wir  durch unendlich weite Zuckerrohrfelder gefahren waren, erreichten wir Murrigal Nature Retreat  (murrigal@bigpond.com), direkt an der Bruce Highway, 17 km südlich von Tully. Jenny und Archie führen dieses kleine Gelände sehr persönlich und enthusiastisch. Seit langem war dies das erste Naturistengelände das von waschechten "Aussie Mates" geführt wurde. Bei fast allen andern war zumindest einer der beiden Partner im Ausland geboren worden. Vor allem hier oben an der Ostküste war auch die Hälfte der Gästeschar Touristen aus dem Ausland und auch von den hier wohnenden Gästen, war nur die Hälfte hier geboren. Die meisten Besucher kamen aus England, Deutschland, den Niederlanden oder aus Osteuropa. Zusätzlich sah man einige Asiaten, auch hier: Immigranten und Touristen. Es war ganz offensichtlich, FKK Einrichtungen wurden in Australien von Ausländern für Ausländer betrieben (genau wie gute Bäckereien und Restaurants).

Oh nein, ein Geschäft ist dies nicht! Mit einem Naturisten-Camping kann hier niemand reich werden! Es ist eher so, dass die Besitzer ihre Lebensphilosophie mit anderen teilen wollen, als dass sie davon leben könnten. Dort wo die Eigentümer nicht schon pensioniert waren, hatte zumindest einer der beiden Partner eine Arbeitsstelle. Es wurden in letzter Zeit dauernd neue kleine Campingplätze eröffnet, sie alle füllen sich aber bloss für 2-3 lange Wochenenden und vielleicht 10 Tage um Neujahr. Ansonsten haben sie zwischen null und vier, wenn's Mal hochkommt vielleicht zehn Gäste. So verschwinden anscheinend viele auch wieder, sobald die Besitzer älter werden oder das Defizit nicht mehr tragen wollen. Wir denken, dass FKK in Australien zwar gut akzeptiert ist, aber sicher nicht sehr verbreitet und wenn schon, dann gehen die Leute in OZ eher an einen Nacktbadestrand am Meer, von denen es überall rund um die Städte einige gibt, eben: ausser in Queensland.

Dank dem, dass die Resorts hier aber alle sehr klein sind, kümmern sich die Besitzer fast immer sehr stark um ihre Gäste und es wird sehr persönlich. Nicht so wie in Europa, wo man als Gast kaum je weiss, wer die Besitzer überhaupt sind.

 

Aber jetzt wieder zurück zu Murrigal: Hier arbeiten beide und als sie vor 5 Jahren entschieden, den 3 Ha grossen Garten um ihr Haus herum als FKK Gelände zugänglich zu machen, wurde noch ein grosses Schwimmbad gebaut und fünf Wohnwagen, plus ein Hüttchen aufgestellt. Zudem erstellten sie einen grossen offenen Gemeinschaftsraum indem sie täglich selbst entweder auf dem Grill oder im Holzofen für sich und die 5 Kinder kochen.

Obwohl Murrigal zwischen Strasse und Schiene liegt, hatten wir keinen grossen Lärm, da es  hier oben nur noch sehr wenig Verkehr hatte. Die Miet-Wohnwagen waren sehr billig und momentan waren sie dabei, weitere Bungalows zu bauen. Es hat uns nicht mehr verwundert, dass der Schreiner, der diese baut, regelmässig die 40 Meter zwischen der Baustelle und dem Haus im Auto zurück legte. In Australien schien keine Distanz zu kurz, um dafür das Auto zu nehmen. Lieber wurde noch ein Umweg in Kauf genommen - daran, dass man zu Fuss gehen könnte, denkt hier schon gar niemand!

 

Jenny und Archie sind richtige australische Originale. Als wir uns das erste Mal telephonisch erkundigten, kriegten wir bloss immer zur Antwort "wir werden schon für Euch schauen, Kumpel" (we'll look after you Mate) und jetzt erlebten wir, wie sie zu uns schauten. Sie verwöhnten uns nach Strich und Faden. Jenny buck herrliche Kuchen im Holzofen, Tee und Kaffee stand nicht nur zur Verfügung, sondern wurde uns auch noch zubereitet und meistens besorgte Archie auch noch unseren Abwasch. Wir können aber nicht versprechen, dass er dies in alle Zukunft macht.

Da wir inzwischen in den richtigen feuchten Tropen waren, begegneten wir der Regenzeit, welche die Strasse manchmal mit grossen Ueberschwemmungen für mehrere Tage unpassierbar machen kann. Dadurch gab es natürlich auch eine ganze Menge Stechmücken. Archie sagte uns jeweils nur "hinsetzen und entspannen", stand selbst sofort von seinem Stuhl auf und platzierte Moskito-Spiralen rund um uns herum. Er wurde nicht müde, uns von seinem selbstgebrauten Bier zu offereieren und es dauerte ganze drei Tage bis er kapierte, dass wir gar kein Bier trinken. Wir schätzten es, dass Murrigal bewusst fernsehfrei gehalten wurde und so konnten wir ungestörte Gespräche führen. Da Archie in einer der vielen Zuckerrohrmühlen arbeitete, erfuhren wir viel über die Zucker-Verarbeitung. Ab Juni gibt es sogar Touren und manchmal nimmt er ein paar Gäste mit auf den Zuckerrohrzug, wo er zur Erntezeit eine Lokomotive fährt. So ein Zug zieht normalerweise 220 Wagen zu 4 Metern Länge, die mit dem geschnittenen Zuckerrohr beladen werden. Allein die Mühle in der er arbeitet, besitzt 11 Lok's und ein 300 km langes Schienennetz quer durch die Felder. Im ganzen Staat müssen es zehntausende km sein. Nachdem der Saft aus dem Rohr gepresst wurde, wird dieser zu Melasse eingekocht und zu Kristallen getrocknet.

 

An einem trockenen und teilweise sonnigen Tag machten wir einen Ausflug nach Mission Beach. Wir besuchten einen Licuala-Wald und sahen dort die wunderschönen Fächerpalmen mit ihren runden, regenschirmgrossen Blättern. Die 15 Meter hohen Palmen sind nur in dieser Gegend heimisch und brauchen den sumpfigen Boden. Als Brigitte begeistert unzähligen Bilder machte, wusste sie noch nicht, dass ihr der Höhepunkt noch bevorstand; auf dem Rückweg sahen wir nämlich einen Cassowary. Dies ist ein grosser flügelloser Vogel, dem Strauss verwandt, aber mit einem blau-roten Hals und Helm auf dem Kopf. Dieses Tier ist stark vom Aussterben bedroht und es gibt anscheinend nur noch etwa 40 in dieser Gegend. Wir waren also wirkliche Glückspilze und diese Begegnung war ein Geburtstagsgeschenk zu Brigitte's 43. Geburtstag - hatte sie doch beim letzten Besuch so gehofft (und versucht) einen zu sehen.

 

Auf trockenen Strassen, die aber beidseits Ueberflutungen hatten, legten wir die 160 km bis Cairns zurück. Diese Stadt ist sehr touristisch und wird von vielen Leuten als Basis für Schnorchel- oder Tauchtouren zum Great Barrier Reef  benutzt. Ausser vielen Souvenir-Shops, welche Touristenkitsch anpriesen, gab es auch viele Luxusboutiquen und Juwelier- oder Opal-Geschäfte, welche sich auf die reichen Besucher aus Asien ausrichteten. Oft sprach das Personal nicht einmal richtig Englisch, da Japanisch oder Chinesisch mehr gefragt war. Das australische Fremdenverkehrsamt realisierte, welch hohes Potential diese Region birgt und warb erfolgreich vor allem in den dicht bevölkerten Regionen wie China und Indien, aber auch in Korea, Malaysia, Thailand und Singapore - die Japaner sind schon lange treue Kunden.

 

Cairns ist zwar touristisch, es hat aber einfach ein viel charmanteres Flair. Hier gibt es ein richtiges Stadtzentrum das natürlich gewachsen ist und die vielen Geschäfte und Restaurants sind mit grosszügigen Fussgängerzonen miteinander verbunden. Auch viele Einheimische schlendern entlang der Strassen und so bekommt man nicht das Gefühl, in einem reinen Touristen-Ghetto zu sein. 

 

Auch wir profitierten von den Auswüchsen des Tourismus; so fanden wir Brot und Patisserie von österreichischen und schweizer Bäckereien, sowie Restaurants aus aller Welt. Die Ländlermusik vor dem "Älpli Inn" trieb Brigitte aber in die Flucht...

 

Wiederum hatten wir Wetterglück. Nur eine Woche vor unserer Ankunft in Cairns, gab es hier eine Cyclon-Warnung und in den letzten Tagen muss es 700 mm geregnet haben. Bei schönem Wetter flanierten wir nun über den neuen Spaziersteg entlang dem sumpfigen Strandes vor der Stadt. Damit man überhaupt irgendwo baden konnte, hatte die Regierung eine riesige Lagune gebaut, die gratis benutzt werden durfte und sogar von Rettungsschwimmern gewacht war. Dies wurde um so mehr geschätzt, da man entlang des ganzen Küstengebietes nirgends sicher schwimmen konnte. Ausser den gefährlichen Quallen, gab es in allen Flüssen, Seen und Tümpeln, sowie neuerdings auch an den Stränden, Salzwasserkrokodile. Entlang der ganzen Strandpromenade gab es überall Krokodil-Warnschilder, aber zumindest sind diese nur im Wasser gefährlich.

 

Auch Hautkrebs war ein Problem für die Bewohner, da die Ozonschicht über Australien extrem dünn sein muss. Man konnte fast keine Sonnencreme mit einem tieferen Faktor als 30 finden. Zumindest hatten jetzt viele Australier wieder ein wenig Bräune, nicht wie vor 12 Jahren, als man die Touristen von den Einheimischen an deren Farbe unterscheiden konnte, da diese immer schneeweiss waren. Wenn sie dann gelegentlich von einem Sonnenstrahl geküsst wurden, wurden sie gleich rot! In Tasmanien hat die Regierung jetzt sogar ein neues Gesetz erlassen, wonach Schulkinder täglich für zwanzig Minuten in der Sonne spazieren müssen (falls sie denn scheint) da der bisherige übertriebene Schutz vor der Sonne, nachweislich zu Vitamin D Mangel führte. Da Bewegung ja auch etwas Gutes ist, so schlägt die Regierung damit gleich zwei Fliegen auf einen Schlag.

 

Während unserer Reise entlang der Ostküste, ernteten wir an jedem Ort ein verschmitztes Lächeln, wenn wir erwähnten, dass wir uns im FKK Resort 'White Cockatoo' in Mossman eingebucht hatten. Die Standardbemerkung lautete in etwa: "Nimmt uns Wunder, was ihr über diesen Ort sagen werdet, wir haben schon Verschiedenes darüber gehört".

Am 20.3.05 trafen wir dann im 'White Cockatoo' ein, das von Lenore & Tony Fox geführt wird. Dies war mit Abstand das teuerste FKK Gelände, in dem wir je wohnten, da wir uns aber für die Wochen-Rate entschieden, brachte dies den Preis von A$ 89 pro Tag, auf A$75 runter.

 

Unser erster Eindruck war sehr positiv. Wir bekamen ein luxuriöses Chalet, das in einer kleinen, aber sehr gepflegten Gartenanlage stand mit einem speziell eingepassten Schwimmbad mit Wasserfall. Zudem konnte das Dorfzentrum von Mossman mit Supermarkt, Bäckerei, Bank und Restaurants bequem zu Fuss erreicht werden.

 

Nachdem wir einem Informationsblatt entnommen hatten, dass Bier, Wein und Spirituosen während der "happy hour" von 5-6 Uhr vergünstigt abgegeben würden, fragten wir Lenore ob es für alkoholfreie Getränke ebenfalls einen Rabatt gäbe. Nein, antwortete sie, diese seien mit A$ 2.50 schon billig genug (denselben Preis zahlt man eigentlich überall). "Kein Problem", sagten wir, dann werden wir aber nichts von der Bar bestellen, denn wir finden, dass alkoholfreie Getränke ebenfalls vergünstigt abgegeben werden sollten. Um halb sechs gesellten wir uns zu den anderen Gästen und diskutierten mit, bestellten aber keine Getränke. Da ein Gast Gitarre spielte und dazu sang, entstand eine nette Atmosphäre.

Nach etwa einer Stunde nahm Tony, der Besitzer Heinz zur Seite und sagte ihm, dass er es provokativ fände, dass wir nichts zu trinken bestellten. Er wiederholte was schon seine Frau gesagt hatte und wurde recht wütend, als Heinz ihm antwortete, dass er es nicht fair fände, bloss Alkohol zu vergünstigen und eben, was wir schon seiner Frau gesagt hatten. Tony Fox schäumte weiter und sagte, "wenn wir seinen Betrieb nicht unterstützten und uns nach seinen Regeln benähmen, könne er uns ab sofort keine Fahrräder, Internet-Zugang oder Flughafentransport mehr zur Verfügung stellen. Für all dies warben sie auf ihrer Website als gratis Dienstleistung. Er wurde noch lauter und sagte so etwas wie: "Ihr könnt im Internet veröffentlichen ich sei ein Arschloch, aber Gäste wie euch mag ich hier nicht!"

Unter diesen Umständen zogen wir am nächsten Morgen aus. Lenore weigerte sich jedoch, uns all die verbleibenden Nächte zurück zu erstatten. Sie vertrat die Meinung, es sei unsere eigene Entscheidung, frühzeitig abzureisen und sie würde uns grosszügigerweise nur eine Nacht Annulationsgebühr verrechnen, statt deren zwei wie es sonst üblich sei. Dies waren A$ 89, derselbe Betrag den sie uns jetzt natürlich pro Nacht belastete. Für sie gab es nichts zu diskutieren und nachdem sie uns vier Mal gefragt hatte, ob wir ihre "Offerte" annehmen würden, fühlten wir uns gedrängt darauf einzugehen, da wir befürchteten, dass sie uns anstonsten überhaupt nichts zurück erstatten würde.

 

Ein paar Wochen später sassen wir mit vielen Leuten an einem Anlass des lokalen FKK Vereins zusammen, bei dem das Gespräch auf's "White Cockatoo" kam. Es kursierten viele absurde Geschichten über diesen Ort und unzählige lachhafte Gründe aus denen ein arroganter Tony Fox die Beherrschung verloren hatte und seine Gäste beleidigte. Wir hörten sogar von Fällen, bei denen er seine Gäste nicht nur mit Worten raus warf.

 

Nachdem wir die Geschichte über unsere einzige schlechte Erfahrung die wir bisher je in einem Naturistengelände gemacht hatten, an ein australisches Magazin einsandten, kriegten wir die folgende Antwort:" Leider ist euer Fall nur einer unter vielen. In den letzten 12 Monaten habe ich duzende und duzende ähnlicher Beschwerden über das "White Cockatoo" erhalten. Ich werde die Rechtslage abklären, aber ich würde euren Brief gerne veröffentlichen, da ich denke, es wäre langsam an der Zeit, andere zu warnen".

Wir hörten auch, dass sich die verschiedenen kleinen FKK Gelände um Cairns herum überlegen, Lenore & Tony Fox einen Strauss Blumen zu schicken. Dies als Dank für die vielen Gäste, die nach ein oder zwei Nächten im "White Cockatoo" zu ihnen umzogen und sie mit einer weiteren Geschichte, wieso sie es dort nicht länger aushielten, amüsierten.

 

Nach unserer Flucht aus dem W.C. fanden wir Zuflucht bei Lillian und Murray in Cairns. Sandra und Allan von Goodys hatten uns diese Unterkunft empfohlen und nun waren wir froh, dass wir ihre Nummer hatten. Mit unsereme Anruf  nötigten wir sie allerdings, die Fliesen auf dem Sitzplatz schnell noch fertig zu legen, bevor wir einziehen konnten. Lillian und Murray haben ein schönes Haus in einem ruhigen Wohnquartier und vermieten ihr neues Stöckli (Oma Häuschen) im Hinterhof. Wie in neueren australischen Einfamilienhaus-Quartieren üblich, war ihr Grundstück von zwei Meter hohen Zäunen umgeben und somit eignete sich ihr Garten und Schwimmbad, das auch einen kleinen Wasserfall hat, ideal für FKK. Vor allem hier im tropischen Norden besitzen viele Leute einen Pool und wir hörten, dass viele Aussies im trauten Heim auf Badekleidung verzichten.

 

Wenn Lillian und Murray verreisen, geniessen sie es, wenn sie die Möglichkeit finden, in Naturisten-Unterkünften zu übernachten. Im Gegenzug öffnen sie ihre eigenen Türen für Gleichgesinnte die unterwegs sind und Cairns besuchen. Fast täglich offerierten sie zur 'happy  hour' (wo wir wieder unser eigenes Getränk bringen mussten) ein paar vorzügliche Appetithäppchen und zusätzlich wurden wir am Karfreitag zu einem vorzüglichen Meerfrüchte-Schmaus eingeladen.

Es wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, dass uns Murray erzählte, dass er Baumeister ist. Wenn man sich im und um's Haus umsah, war es offensichtlich, dass alles mit viel Hingabe gebaut worden war. Das  Schwimmbad entsprach nicht dem üblichen 4-eckigen Format, sondern war dem Garten angepasst und im hinteren Teil mit einem treppenförmigen Wasserfall versehen. Das Studio, das wir hier mieten konnten, war mit Abstand die schönste Unterkunft, die wir in Australien hatten. Ausser einer modernen Kücheneinrichtung, stand uns eine Waschmaschine, sowie ein 40 m² grosser Sitzplatz zur Verfügung, wo wir von ihrer Schwiegertochter sogar einen Haarschnitt kriegten.

Ende des Monats hatten wir einen Abstecher nach Mikronesien auf dem Plan. Dies hatten wir in Sydney ziemlich einfach organisieren können und wir hatten eigentlich geplant unser Auto vor dem WC zu parkieren während wir weg seien aber nun mussten wir uns etwas Neues einfallen lassen. Auch hier halfen uns Lillian & Murray und dank dem sie uns offerierten, unser Auto zu hüten während des Monats den wir nach Mikronesien (Kapitel 10 B) gingen, konnten wir uns zurücklehnen und die letzten fünf Tage bis zu unserem Abflug am 28.4.05 in Ruhe geniessen.

 

So kamen wir also am 28. April 2005 zurück nach Australien und kriegten bei Ankunft dank unseres Visums, eine weitere Aufenthaltsbewilligung für 6 Mon. in die Pässe gestempelt. Später, bei der Gepäckausgabe, wurden Schnüffelhunde eingesetzt, die überprüften, ob wir Früchte oder Gemüse ins Land einführten. Danach ernteten wir vom Quarantäne-Beamten ein zufriedenes Nicken, als dieser unsere Wanderschuhe überprüfte. Damit kriegte er uns nicht! Wir wussten genau, wie konsequent Australien versucht Seuchen fern zu halten und wir hatten schon andere Reisende gesehen, wie sie auf dem Flughafen ihre Campingausrüstung reinigen mussten, weil noch etwas Dreck dran war. So hatten wir unsere Wanderschuhe im voraus tunlichst gewaschen.

Sogar zwischen einigen australischen Teilstaaten ist es oft verboten, Früchte, Gemüse oder mit Erde verunreinigte Ausrüstungs-Gegenstände mitzubringen.

 

Vom Flughafen aus nahmen wir ein Taxi zu Lillian & Murray's Haus, wo wir um Mitternacht eintrafen. Dort fanden wir eine Notiz "willkommen zu Hause" und der Kühlschrank war gefüllt mit all den kleinen Dingen, die wir für unser erstes Frühstück brauchten. Wie nett! Am nächsten Morgen brachten sie auch gleich wieder unser Auto zurück, welches im Garten ihres Sohnes auf unsere Rückkehr gewartete hatte.

Da es hier während unserer Abwesenheit fast dauernd geregnet hatte (siehste?) sah unser Wagen nun aus, wie frisch gewaschen. Doch bald mussten wir feststellen, dass es auch ein paar Tücken haben kann, wenn man ein Auto in tropischem Klima einstellt. Als wir die Türen öffneten, fanden wir mehrere kleine Fröschchen und Geckos die sich in den Spalten versteckt hatten und natürlich nahmen sie sofort die Chance wahr um ganz in unser Auto zu springen, was uns etwas Zirkus machte, bis wir sie wieder raus gejagt hatten. Als wir dann den Kofferraum öffneten, waren einige unserer gelagerten Sachen grau geworden. So hatten wir gleich von Anfang an mehr zu tun als uns lieb war.

 

Wann immer in der Umgebung ein FKK Anlass stattfindet, versuchen Lillian und Murray ihren Gästen die Möglichkeit zu geben, daran teil zu nehmen. So hatten sie für uns schon vor 5 Wochen organisiert, dass wir an einem langen Wochenende des Barrier Reef Sun Club's, wo die beiden Mitglieder sind, mitgehen können. Der Klub organisiert etwa alle zwei Wochen ein kleines Fest auf seinem Vereinsgelände in der Nähe von Kuranda. Dort gibt es auch Miet-Wohnwagen für diejenigen Besucher, die dort über's Wochenende bleiben möchten.  Auch wenn ein Anlass ausserhalb stattfindet, wie z.B. jetzt das lange 1. Mai Wochenende, sind auswärtige Besucher immer willkommen.

 

Dieser Anlass fand in der Emu Creek Holiday Station statt, einer gigantisch grossen Rinderfarm, 2¼ Std Autofahrt westlich von Cairns. Die Besitzer Liz und Don sind ebenfalls Mitglieder des Barrier Reef Sun Club's und führen hier eine Frühstücks-Pension mit 6 Zimmern und bieten zusätzlich die Möglichkeit, auf ihrem Grundstück zu campieren. Ausser wenn eine Gruppe das ganze ausgebucht hat, sind Liz & Don in der Regel bereit FKK-ler und Textil-Urlauber gleichzeitig aufzunehmen. Da ihr Besitz tatsächlich 186 km²  gross ist können sie die Campinggäste je nach Bedarf in ein anderes Tal schicken! Naturisten, die aber in der Frühstücks-Pension wohnen möchten, müssten auf die anderen Gäste Rücksicht nehmen, sofern es denn solche hat. Wie auch immer, nur wenige Meter vom Haus entfernt beginnt die Einsamkeit und da hat es mehr als genug Platz und die 300 Rindviecher sind dann bestimmt die einzigen Gaffer.

Uebrigens: wer denkt 186 km² sei ja eine riesen Farm nur für 300 Stück Vieh; wir fragten Liz & Don nach deren 'grossem Grundstück' und erfuhren, dass dieses 3'000 Rinder auf einer Fläche von fast 2'100 km² beherbergt. Aber hier in Australien gibt es noch viel grössere Farmen. Man muss aber auch bedenken, wie karg und trocken das Landesinnere sein kann und es wurde eine spezielle Rasse Kühe gezüchtet, die am ehesten eine Trockenperiode überstehen kann. Diese Rinder segnen die Australier sicher mit herrlichen Steaks, aber nicht mit Milch.

 

Emu Creek Holiday Station ist pures australisches Outback; faszinierende rote Erde, trockenes Gras und Termitenhügel, die deutlich grösser sind als wir Menschen. Die vielen Eucalyptus Bäume duften nach den seltenen Regenfällen besonders intensiv. Der Emu Creek, welcher durch das Grundstück fliesst, verändert sich je nach Jahreszeit. Er kann entweder zu einem breiten reissenden Fluss werden oder er kann sich zu ein paar Wasserlöchern reduzieren, die nicht einmal mehr miteinander verbunden sind. Wenn der Wasserspiegel steigt, kann es sein, dass es ganz woanders geregnet hat. Es ist um so unglaublicher wie trocken es hier ist, wenn man bedenkt wie nah dies zu Australiens tropischem Gebiet liegt. Als wir dort waren, war die Regenzeit an der Küste gerade vorbei, aber hier draussen hatte der Fluss kaum Strömung und war auch kaum tief genug zum Schwimmen und dies, obwohl er an den meisten Stellen noch sehr breit war. Die abgeschliffenen Felsen und die schief stehenden Bäume die man noch weit das Flussbett hinauf sah, waren klare Zeugen, wieviel Kraft dieser "Creek" von Zeit zu Zeit bekommt.

 

Ein Besuch auf der Emu Creek Holiday Station hätte sich allein schon wegen der super Landschaft gelohnt, aber dass wir dort noch viele Mitglieder des Barrier Reef Sun Club's kennen lernten, machte es noch doppelt interessant. Wir waren überrascht, hier mehr als 60 Leute vorzufinden die dazu noch für ganze drei Tage blieben.

Lillian & Murray waren nicht die Einzigen, die ein eigenes kleines FKK betreiben. Es gab noch andere die beinhart ihre Frühstücks-Pension oder ihren Campingplatz einfach dicht machten, um an diesem Klubanlass teilnehmen zu können. Diejenigen die Gäste hatten, motivierten diese einfach mitzukommen. Unter ihnen waren Pat und Dave, die das Kaikea B&B in der Nähe von Cairns führen.

 

Am Nachmittag wurde Cricket und Croquet gespielt. Morgens und abends gab es jeweils leckere Gemeinschaftsmahlzeiten für welche die hungrigen Mäuler jeweils einen finanziellen Beitrag leisteten um die Klubkasse zu füllen. Dieselbe Idee steckte auch hinter einer Tombola und einem Quiz die dem Gewinner jeweils einen Preis bescherten. Da es bei den meisten Fragen um australische Fernsehserien und Sport ging, waren wir überhaupt keine Hilfe, unser einziger Beitrag war der Gruppenname: Roving Spirits.

 

Es herrschte eine entspannte Atmosphäre und alle versammelten sich immer wieder zu einem Schwatz unter den schattigen Bäumen. Ab und zu machten ein paar Leute einen Spaziergang oder sie zogen sich für eine Weile auf ihren Campingplatz zurück.

Da es hier am Abend deutlich kühler wurde, als an der Küste, entfachten die Besitzer ein Lagerfeuer um welches sich alle die Lust hatten, versammelten um dort weiter Geschichten auszutauschen. Mehr als die Hälfte der Klubmitglieder die wir trafen, waren im Ausland geboren, in der Zwischenzeit haben sie aber alle australische Pässe. Recht viele von ihnen hatten auch schon FKK Gelände in Europa besucht und was uns noch mehr überraschte: wir sprachen zu 7 Leuten, die irgend wann einmal auf verschiedenen Inseln im Pazifik gelebt und gearbeitet hatten. Der Klub war eine grosse Bande interessanter Leute die aus allen Gesellschafts-Schichten kamen.

 

Mit vielen guten Erinnerungen fuhren wir am Montag Nachmittag zurück zu Lillian & Murray nach Cairns und waren ihnen dankbar, dass sie uns in dieses erlebnisreiche Wochenende eingebucht hatten.

Ihre "Granny Flat" war für uns genau der richtige Ort um die nächsten 3 Wochen zu verbringen. Nach unserem intensiven Reise-Monat genossen wir es sehr, wieder eine eigene Wohnung zu haben, wo nicht einmal Kleiderzwang herrscht und dies nur 10 Min. vom Stadtzentrum mit all seinen Internet-Café's Restaurants und schweizer Bäckereien entfernt. Hier führten wir nun unser Reisetagebuch über Mikronesien nach, welches wir zweisprachig im Computer eingaben. Wir nahmen uns also nicht all zu viel Zeit zum Ausspannen, auch wenn Ihr denkt, dass wir nie viel anderes machen. Wofür wir auch nicht zu faul waren, war Brot zu backen. Oft kneteten wir unseren eigenen Teig und ab und zu bucken wir Teigrohlinge auf. Zu unserer grossen Begeisterung durften wir uns von Lillian & Murray's Mandarinen und Zitronenbäumen bedienen und so nahmen wir die Gelegenheit wahr, regelmässig frische Säfte zuzubereiten und Lemoncurd-Konfi zu kochen.

 

Ausserdem machten wir noch einige Kochabende mit Lillian & Murray und von den neuen Freunden die wir in Emu-Creek kennengelernt hatten, luden uns gleich mehrere zu sich nach Hause ein. Bei Margie und Neil durften wir nicht nur unsere Fotos auf deren Computer sortieren, sie luden uns sogar auch noch zum Abendessen ein.

 

An einem Wochenende fuhren wir nach Kuranda wo der Barrier Reef Sun Klub sein Gelände hat. Dort trafen wir einige Klubmitglieder die wir inzwischen kannten und genossen deren Gelände, das neben einer grossen Liegewiese auch einen malerischen Fluss im angrenzenden Wäldchen hat.

Die Mitglieder haben ein grosszügiges offenes Klubhaus errichtet welches abends mit Solarstrom versorgt wird. Wenn die Batterien voll geladen sind, reicht dies für 40 Stunden die 240 V Neonbeleuchtung im Klubhaus und auch im Sanitärblock gleich nebenan, zu speisen.

 

Im Kaikea Bed & Breakfast, welches von Pat & Dave geführt wird, wurden wir zusammen mit einem duzend anderen Leuten zu einem australischen "BYO bring alles selbst" Grillabend eingeladen. Für ihre Gäste versuchten sie eine FKK Segeltour zum Great Barrier Reef zu organisieren und suchten noch Teilnehmer, da das Boot nur mit mindestens 6-8 Personen in See sticht. Unser Interesse wurde natürlich geweckt.

 

... und nachdem Dave die Skipper davon überzeugen konnte die Tour auch dann durchzuführen, wenn nur Tineke und Wim, das holländische Paar das im Kaikea Bed & Breakfast logierten und wir mitkämen, verlängerten wir schlussendlich. Bis das Boot "Bittersweet" aber den Anker hob, hatten sich zusätzlich Glennys & Peter, Margarit und auch Dave entschlossen, ebenfalls teil zu nehmen. Letztere vier waren alle Mitglieder des Barrier Reef Sun Club. So waren wir also eine gute Gruppe von acht die dieses Segelabenteuer auf der 13,5 m langen Yacht angingen. Für Cherryl und Bob, die Eigentümern und Skipper des Bootes, war dies der erste Ausflug mit "Nakedei's",  sie waren aber keineswegs abgelenkt und steuerten ihre Yacht professionell durch die Wellen.

 

Es war ein strahlend blauer Tag und trotzdem war das Meer unruhig und deshalb fühlte Heinz bald ein dringendes Bedürfnis die Fische zu füttern. Die anderen hingegen waren seefest. Während dem an Bord Tee und Kuchen serviert wurden, steuerten wir unter vollen Segeln auf eine winzige Sandinsel zu, welche wir nach drei Stunden erreichten. Je nach Lust und Laune konnte jeder am "Great Barrier Riff"schnorcheln, schwimmen oder an Bord bleiben, während das Boot nun in ruhigem Wasser vor Anker lag.

Dave vom Kaikea der die Tour organisiert hatte, wie auch Glennys, brachten beide soviel zu Essen in ihren Kühlboxen mit, dass beide leicht die ganze 10 köpfige Mannschaft hätten füttern können, obwohl es eigentlich geheissen hatte, dass jeder sein eigenes Essen mitbringen sollte.

Diejenigen die sich nach diesem üppigen und unerwarteten Festschmaus noch bewegen konnten, wurden im Beiboot zur Sandinsel gebracht. Später hisste die "Bittersweet" wieder ihre Segel und unter starkem Wind und Wellengang segelten wir zurück nach Cairns. Bis wir dort eintrafen, war es bereits dunkel und im Mondschein verabschiedeten wir uns von den anderen die dies Naturistenabenteuer mit und geteilt hatten.

 

Osten: Adelaide -> Sydney -> Cairns
Westen: Cairns -> Darwin -> Broome -> Perth -> Adelaide
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Fotos: Australien der Westen Mehr über Australien: Kapitel 16

Am allerbesten, finden wir den Norden und den Westen

Jetzt waren wir also an der Nordspitze von Australiens dichtbesiedeltem Küsten-Dreieck von Adelaide ostwärts der Küste entlang via Sydney und weiter nördlich bis Cairns. In diesem Gebiet wohnen fast 90% der 20 Mio. Einwohner. Die meisten von ihnen in den vier Ballungszentren um Adelaide, Melbourne, Sydney und Brisbane. Bisher bekamen wir einen recht guten Einblick in das Leben der Australier. Als nächstes machten wir uns auf, um diejenigen 80% dieses gigantischen Kontinenten nochmals zu sehen, die bloss etwa von 11% der gesammten Bevölkerung bewohnt werden. Davon leben fast 1,5 Mio. Menschen in Perth und etwa 700'000 im wahrsten Sinne des Wortes zerstreut über eine riesen Landmasse bestehend aus den Northern Territories (20% Land, 0,2 Mio Einwohner), Westaustralien (33% Land, 1,9 Mio. Einwohner) und den sehr dünn besiedelten Inlandregionen Queenslands und Südaustraliens. Uns stand nun das rote Zentrum von Cairns nach Darwin und Boome bevor und danach die Küstenregion bis Perth. Dieser einzigartige Teil des Landes hatte uns bei unserer letzten Australienreise am meisten begeistert. Dies denken wohl auch viele andere Touristen: das ist das wahre Australien. Dies ist auch das Land der verbleibenden Aboriginals, welche während der Kolonialzeit oft im Namen Gottes mishandelt und ermordet wurden. Das ist das Land ihrer Traumzeit, ihrer heiligen Orte wie Uluru und Kata Tjuta (Ayers Rock + Olgas), Ubirr Rock im Kadadu und Purnululu (Bungle Bungle's), sowie noch weiterer faszinierender Nationalparks, von denen viele wiederum eine starke spirituelle Bedeutung für die Urbevölkerung haben.

Dies ist also das unendlich weite Land "the land of the never ever" wie es hier genannt wird. Wo einsame Strassen stundenlang schnurgerade mitten durch's "Nichts" führen, wo Road-Trains mit drei Anhängern über die Strasse donnern und einsame Erzabbaugebiete wo die Rohstoffreichtümer des Landes ausbeutet werden. Wo es einzigartige Schluchten gibt und Flaschenbäume die so ans Klima angepasst sind, dass sie Wasser in ihrem Stamm speichern können, daneben Blumen, die schon fast ohne Wasser auskommen und Tiere die mit den Jahreszeiten migrieren. Krokodile, Emus und Känguruhs werden uns bestimmt ab und zu vor die Linse kommen - hoffentlich nicht zu nahe.

 

Da wir nicht in Lillian & Murray's Stöckli bleiben wollten bis wir das Rentenalter erreichen, gingen wir schlussendlich weiter. Von Cairns weg, wollten wir vorwiegend dem "Savannah Way" folgen, welcher in Broome endet. Als erstes windete sich die Strasse durch die grünen Hügel des Atherton Hochplateau's. Hier begegneten uns unzählige andere Touristen in ihren gemieteten Wohmobilen mit denen sie die Dörfer, Plantagen und Wasserfälle der Gegend erkundigten. Erst nachdem wir westwärts, richtung  Outback abbogen, liessen wir die grosse Touristenschar hinter uns. Aber auch hier war es bei weitem nicht so einsam wie uns ein überängstlicher Einheimischer hatte weis machen wollen. Statt dass wir wie vorausgesagt bloss alle 5 Tage einem anderen Auto begegneten, kreuzten wir bereits in den ersten zwei Stunden zehn 50 Meter lange Lastwagenzüge die hier Road-Train's genannt werden und dazu 40 PkW's die einen Wohnwagen im Schlepptau hatten.

Die erste Nacht im Busch verbrachten wir in einem Zeltdorf in Undara, welches für seine Lava Tunnel bekannt ist. Es hatte recht viele "pretty face" Wallabies (Känguruhverwandte Geschöpfe mit hübscher Gesichtszeichnung), die alle recht stark an Leute gewöhnt waren. Etwa 100 Personen übernachteten hier und die meisten versammelten sich am Abend um das Lagerfeuer, wo von der Touristenanlage eine Dia-Schau vorgeführt wurde. Der Stadtmensch, welcher den Ferienjob hattte diese zu erklären, hatte ganz offensichtlich weniger Ahnung von den Tieren auf den Bildern, als viele seiner Zuschauer. Da die absolute Hochsaison erst begann, bestand noch Hoffnung, dass er bis dahin sein Fachwissen noch aufbessern würde.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter westwärts nach Normanton und von dort nach Karumba am Golf von Carpentaria. Unterwegs wechselte die Landschaft  ab zwischen hügeligem Buschland und verstreuten Eucalyptuswäldchen und wurde danach zur Savanne, wo es nur noch kleine Büsche und trockenes goldenes Gras gab. Immer wieder gab es weite Gebiete voller Termitenhügel in verschiedenen Formen und Farben. Kurz bevor wir in Karumba ans Meer kamen, wechselte die Landschaft erneut und wurde sehr flach und sumpfiges Marschland dominierte.

Über grosse Strecken war die Strasse nur einspurig asphaltiert. Deshalb mussten die kleinen Fahrzeuge wie unseres zur Seite fahren, wenn wir einen dieser grossen Road-Trains kreuzten. Ihr Bremsweg war natürlich um ein vielfaches länger als der unsrige und es war auch viel sicherer, wenn sie auf dem Asphalt bleiben konnten, weil die Road-Trains uns sonst in eine Wolke aus Staub und fliegende Steine gehüllt hätten, wenn sie mit ihren 20+ linken Rädern hätten ab der befestigten Piste fahren müssten.

Wir stellten fest, dass heutzutage diese riesigen Road-Trains sogar oft 4 Anhänger mit sich ziehen. In einigen Staaten sind bis zu 6 erlaubt, am häufigsten jedoch sah man sie mit drei Anhängern. Entlang des dicht bevölkerten Küstengürtels im Osten und Süden sah man sie überhaupt nicht, erst im Landesinnern und in Westaustralien.

Truckfahrer haben uns erzählt, dass sie die Wintersaison hassen, da viele pensionierte Australier aus dem Süden dann mit ihren Wohnwagen nordwärts ziehen um dort zu überwintern. Oft sind sich diese nicht gewohnt mit dem Anhänger unterwegs zu sein, weshalb sie oft langsam fahren und zögern die geteerte Strasse zu verlassen. Da es die Lastwagenfahrer vermeiden wollen, den Wohnwagen zu begegnen, fahren sie lieber des nachts, wo sie bloss zahlreichen Känguruhs und Kühen begegnen. Dies kostet hunderte von Tiere jede Nacht ihr Leben. Für viele Raubvögel stellen die unzähligen Kadaver am Strassenrand eine einfache Beute dar, aber sie fallen oft selbst dem Verkehr zum Opfer, wenn sie sich zu sorglos vom Festbanquett bedienen. Ab und zu mag für eine Stunde kein Auto vorbei kommen, doch ab und zu sind es auch fünf in 10 Minuten.

In Karumba mündet der Norman Fluss ins Meer in welchem es nur so wimmelt von Barramundi Fischen. So ist es kaum verwunderlich, dass hier viele Fischer mit den Krokodilen um den Fang eines "Barra" wetteifern. Dieser grosse Fisch, welcher nur geangelt werden darf, wenn er über 75cm lang ist, schmeckt nicht nur sehr lecker, er ist auch eine einzigartige Spezie. Er kann sowohl im Salz- als auch im Süsswasser leben und wenn im Meer, verwandelt sich jedes Männchen etwa im Alter von 5 - 7 Jahren innerhalb nur eines Monats in ein Weibchen um noch etwa 15 Jahre (glücklicher?) weiter zu leben. 

Das Fischerdorf Karumba hat normalerweise 600 Einwohner, aber während des australischen Winters kommen noch mehrere tausend Südländer dazu, welche hierher pilgern um das warme Klima zu geniessen und meist in einem der 12 grossen Wohnwagen-Parks überwintern. Es ist hier eine Miniaturausführung der Costa del Sol entstanden, jedoch ohne das grosse Sommergeschäft, ohne Infrastruktur und ohne Nachtleben. Die Leute die hierher kommen, gehen gerne früh zu Bett. Mehrmals sahen wir, wie ein Campingplatz für seine Gäste Grillabende mit Live-Musik organisierte, was normalerweise kurz vor Sonnenuntergang so um 18:30 Uhr begann und unglaublich für unser Empfinden: bereits um 20 Uhr hatte sich der lustige Kreis jeweils bereits wieder aufgelöst und alle waren in ihre Wohnwagen verschwunden.

Es gab da ein sehr beliebtes Fischrestaurant wo man ohne Reservation erst gar nicht rein kam, da es normalerweise bereits um 18:30 Uhr berstend voll war. Nachdem wir fragten, ob es möglich sei am nächsten Tag auf 20 Uhr zu reservieren, sagte man uns, dass dies an keinem Tag ein Problem sei, da um diese Zeit nur noch ein paar wenige Ausländer tafeln wollen, alle andern seien um diese Zeit fast fertig.

Da uns niemand eine verlässliche Auskunft über den Zustand der unasphaltierten Strasse zwischen Normanton und Borroroola geben konnte, entschieden wir uns für den Umweg über die Asphaltstrasse. So übernachteten wir in Cloncurry, Barkly Roadhouse und Tennant Creek. Vor allem auf dem ersten Teil bis zur Grenze der Northern Territories hat die Landschaft oft geändert und war recht spektakulär mit ihren vielseitigen roten Felsformationen, Hügeln und Termitenbauten welche aus brauner, ockerfarbener, roter oder weisser Erde zusammen geklebt waren. Erst später wurde die Strasse dann schnurgerade und die Landschaft topfeben und nur noch kleine Büsche konnten in diesem kargen Gebiet überleben. Tagsüber war es wolkenlos, aber nicht heiss; so um die 26°C und die Nächte begannen nun kühler zu werden.

Da im Barkly Roadhouse alle preiswerten Zimmer bereits vergeben waren, hatte unser Zelt, welches wir vor einem Jahr in Kanada gekauft hatten, das erste Mal die Ehre aufgestellt zu werden - aber es war eine kalte Nacht.

In Tennant Creek gab es dann gleich drei Backpacker's Herbergen, was uns eigentlich überraschte, für so ein kleines Dorf mitten im Nichts. Dank dem, dass eine neue Eisenbahnlinie von Adelaide nach Darwin gebaut wurde, ist der Ort ziemlich gewachsen und hat nun etwa 4'000 Einwohner, viele davon Aboriginals. Von hier aus besuchten wir die "Pebbles" rote runde Felskugeln, welche in der Landschaft zerstreut liegen. Diese sehen den berühmten "Devils Marbles" (Murmeln des Teufels) ähnlich, welche 100km südlich liegen, sind aber genau so beeindruckend, obwohl sie etwas kleiner sind.

Da wir nun das Zentrum erreicht hatten, nahmen wir die Strasse nordwärts. Unser nächster Übernachtsstop war die Raststätte von Daly Waters, einem Roadhouse allein auf weiter Flur. Dank seinem Campingplatz, den preiswerten Unterkünften, gutem Essen und täglicher Abendunterhaltung zog es viele abgekämpfte Kilometerfresser an. Sein altes Pub war mit originellen Gegenständen aus alten Zeiten dekoriert. Ganze Wände waren mit ausländischen Banknoten tapeziert und es gab Zaumzeug und alte Geräte und zum Beweis der wildesten Nächte hingen viele BH's an der Decke.

Hamburger und Frittiertes bilden auf dem Lande noch immer bei weitem den Hauptbestandteil der Verpflegung, aber für diejenigen die sich etwas gesünder ernähren möchten, hat sich die Situation stark verbessert. Einfache aber herzhafte Landkost ist nun fast überall verfügbar und sogar im Outback ist das fabrikmässig hergestellte dreieck-Sandwich fast vollständig verschwunden und stattdessen werden nun überall welche angeboten, die auf Kundenwunsch frisch zusammengestellt werden. Wir fragten uns, ob vielleicht die vielen Europäer, die mit einem "working holiday visa" (Ferienvisa mit Arbeitsbewilligung) hierher kommen, ein paar Änderungen bewirkt haben. Sie stellten den Hauptharst der Angestellten in den abgelegenen Raststätten in denen wir Halt machten. Alleine in Daly Waters sind während der Hauptsaison bis zu 13 junge Ausländer angestellt. Fast alle Europäer, Kanadier, Japaner und Südkoreaner, welche jünger als 26 Jahre alte sind, können nun ein solches Visum beantragen, das ihnen erlaubt ein Jahr lang in Australien zu reisen und zu arbeiten, sie dürfen aber an keiner Stelle länger als zwei Monate bleiben. Mit diesem System wird den arbeitswilligen Touristen nun auch angemessene Bezahlung garantiert. Da es der australischen Wirtschaft momentan eh sehr gut geht, konnte die Regierung dank dem grosszügigeren Ausstellen solcher Visa gleich zwei Fliegen mit einem Schlag erwischen: 1. sind nun Saisonstellen z.B. auf Fruchtplantagen oder im Tourismussektor viel einfacher zu besetzen und 2. ist dadurch die Schwarzarbeit mit vielen unterbezahlten illegal eingestellten Arbeitern über Nacht verschwunden. Ausser den englisch- skandinavisch- und deutsch sprechenden Touristen gibt es neuerlich auch viele französisch- , spanisch- und italienisch sprechende, welche den roten Kontinent besuchen. Vor allem die Franzosen arbeiten gern im Gastgewerbe und es schien uns, dass sie oft einen Teil ihrer Kultur auf unsere Teller brachten. Drei Mal kriegten wir nämlich bereits in Lokalen die junge Franzosen eingestellt hatten, knusprige Baguettes serviert und ein Fischlokal offerierte sogar, dass Fish & Chips auch grilliert, statt nur frittiert zu haben waren.

Da der Savannah Way in Daly Waters wiederum auf die Hauptstrasse trifft, begegneten wir hier - wie soll es anders sein? - einem Australier der soeben das unasphaltierte Stück von Karumba, welches wir so gerne gefahren wären, hinter sich gebracht hatte. Er sagte, dass dieser Teil des Savannah Way erst frisch begradigt worden war und deshalb die unasphaltierten Teilstrecken schon fast besser befahrbar waren, als die asphaltierten. Für uns kam diese Information halt etwas zu spät.

Es ist uns aufgefallen, dass Touristen-Büros heute jedem der kein Allrad-Fahrzeug hat, grundsätzlich davon abraten, unasphaltierte Strassen zu befahren, da sie im Falle eines Unfalles befürchten zur Verantwortung gezogen zu werden. Vor 12 Jahren waren wir normalerweise recht gut darüber informiert worden, in welchem Zustand sich eine unasphaltierte Strecke befand und wenn eine Sandpiste viel "Wellblech" hatte, empfahl man uns mit 80 km/h diese zu "überfliegen". Ein kleines Gewässer zu durchqueren gehörte ohne weiteres dazu, auch bei befestigten Strassen. Heute ist man darauf angewiesen andere Reisende zu finden, die soeben die in Frage stehende Strecke durchfahren haben, um verlässliche Informationen zu bekommen. Dies ist doch nur wieder ein weiteres Beispiel dafür, wie übertriebene Produktehaftung - in diesem Fall auf eine Dienstleistung - der Mehrheit der Bevölkerung Nachteile bringt. 

Mit grossen Hinweisschildern war der Weg zum "Stuart Baum" markiert, welcher eine Touristenattraktion sein sollte. Was wir vorfanden, war ein alter eingezäunter Baumstrunk mit einem Schild auf dem Folgendes zu lesen war:"Es wird angenommen, dass der Entdecker John Mc Douall Stuart am 23.5.1862 sein Initial "S" in diesen Baum geschnitzt hat währenddem er auf seiner erfolgreichen Expedition von Adelaide nach Darwin unterwegs war." Typisch australische Historik!

Unser nächster Stop war an der heissen Quelle in Mataranka Springs, welche eine echte Oase im sonst so trockenen Land ist. Rund ums Wasser herum wächst ein grüner Dschungel mit hohen Pandanus und Sandpalmen. Weiter nördlich verbrachten wir ein paar Tage in Katherine von wo aus wir den Nitmiluk Nationalpark (Katherine Schlucht) besuchten. Der Katherine Fluss, welcher seinen Ursprung im Anheim Aboriginal Land hat, hat hier 13 Schluchten ausgewaschen die durch Stromschnellen miteinander verbunden sind. Trotz der drückenden Hitze auf dem Plateau wanderten wir 2 Std. um zu ein paar spektakulären Aussichtspunkten zu gelangen.

Weiter ging's zum Kakadu Nationalpark, dem eigentlichen Höhepunkt des Nordens. Er ist einer der wenigen Orte, der sowohl für sein Natur- als auch für sein Kultur-Erbe als UNESCO  Gebiet gelistet wurde und mit seinen 20'000 km² ist er halb so gross wie die Schweiz. Inzwischen gehört das Land wieder den Bininj und Mungguy Aboriginal Stämmen, welche es an die Regierung verpachten und teilweise immer noch auf relativ traditionelle Weise von diesem Land leben. Die Regierung nutzt es als Nationalpark und verwaltet diesen gemeinsam mit den traditionellen Eigentümern. Wir hatten den Eindruck, dass die ursprünglichen Bewohner Australiens inzwischen etwas besser integriert sind, als bei unserem letzten Besuch. Realistisch gesehen, wird es aber wohl nie möglich sein, dass die Aboriginals dasselbe Leben führen wollen wie die Weissen, da sich ihre Kultur so stark vom westlichen Leben unterscheidet.

Ihre vererbte Fähigkeit zur Natur, Flora und Fauna Sorge zu tragen, ist sehr beeindruckend und sie haben in den 30'000 Jahren, oder wie lange sie auch schon immer da waren, der Natur überhaupt nicht geschadet. Dies ganz im Gegensatz zur weissen Rasse, welche in nur 200 Jahren so viel zerstört und ausgerottet hat - sogar ganze Aboriginal Stämme.

Beweis wie alt der Ureinwohner Kultur ist, stellen sicher auch die vielen Höhlen dar, welche zeitweilig als Unterstände benutzt worden waren und in denen es richtige Galerien gibt, welche direkt auf Felsen gemalt ihre reiche Geschichte "erzählen".

Heute ist es bewiesen, dass viele Aboriginals auch deshalb gestorben sind, weil sie von den Missionaren gezwungen wurden, Kleider zu tragen. Sie waren sich nicht gewohnt, diese zu waschen und wenn sie krank wurden von den eingeschleppten Seuchen der Weissen, konnte ihr Körper die Krankheitserreger nicht so leicht ausschwitzen wie früher.

Zu Beginn der Trockenzeit wird kontrolliert und sektorweise das trockene Gras abgebrannt um zu verhindern, dass am Ende der Trockenzeit durch Blitzeinschlag verursachte Feuer alles zerstören: Tiere Pflanzen und Siedlungen. Die Aboriginal Stämme wussten schon lange, dass Feuer eigentlich nichts ist als ein Reinigungsprozess, danach entsteht überall neues Leben. Oft haben wir mit eigenen Augen gesehen, wie schnell dass in Sektoren, welche erst vor kurzem abgebrannt worden waren, das Grün wieder spross und es dort viel mehr gesundes Pflanzengut und Tierleben gab, als in den dürren Feldern die erst im nächsten Jahr abgebrannt werden. Anfangs der Trockenzeit können in einem kurzen und kontrollierten Feuer (genannt kaltes Feuer) die meisten Tiere problemlos in ein Landstück flüchten, das noch nicht abgebrannt wird. Diejenigen Tiere die nicht fliehen konnten, werden sehr schnell zu einer willkommenen Nahrungsquelle für diejenigen die überlebten.

Jetzt, anfangs Juni, war täglicher Sonnenschein schon fast garantiert und es war kaum zu glauben, dass noch vor 2 Monaten das ganze riesige Land um uns herum als Teil eines Flutgebietes unter Wasser stand. Unter den vielen Touren die hier im Kakadu Nationalpark angeboten wurden, entschieden wir uns für eine Bootsfahrt zum Sonnenuntergang. In einem langsamen Flachboot glitten wir lautlos durchs Wasser und sahen dabei unglaublich viele Vögel und einige grosse Salzwasserkrokodile im und am sumpfigen Fluss.

Zumindest hier im Nationalpark war alles so belassen wie es war und die Natur wurde nicht manipuliert um dem abenteuerhungrigen Touristen noch einen zusätzlichen Adrenalinstoss zu geben. Am Adelaide River hat ein geschäftstüchtiger Touren-Anbieter die frei lebenden Krokodile dressiert aus dem Wasser zu springen indem er ihnen ein paar Meter über dem Wasser ein Huhn hin hielt. Seither ist das Fischen und Bootsfahren in diesem Gebiet gefährlich geworden, da die kleveren Reptilien nun auch dem Sandwich des Fischers im Boot nachspringen könnten. Wird ein Mensch von einem Krokodil angefallen, wird selbstverständlich das arme Tier erschossen - und nicht der Touren-Anbieter der ihm das Springen beigebracht hat.

Auf unserem Kahn in den Yellow Waters fuhren wir an einem wunderschönen Lilienfeld vorbei. Danach steuerte uns die Bootsführerin gekonnt durch einen Wald aus Paperbark (Papierrinden) Bäumen, welche in knietiefem Wasser standen. Sie erklärte uns, dass hier bald alles austrocknen würde und sich die vielen Tiere bis zur nächsten Regenzeit im November mit ein paar wenigen verbleibenden Wasserlöchern zufrieden geben müssen. Viele würden aber sterben wenn das Wasser immer heisser wird und schliesslich verdunstet. Da es hier nun tagsüber etwa 35°C warm wurde, versuchten wir früher aufzustehen um ein paar Wanderungen in der kühleren Zeit machen zu können. So besuchten wir mehrere Aussichtspunkte, marschierten durch Sumpfgebiete welche erst vor kurzem ausgetrocknet waren und umrundeten mehrere Teiche auf denen wunderschöne Teppiche weisser Wasserblumen schwammen. Dazu besuchten wir interessante Felsformationen und Felsmalereien deren Bedeutung uns ein aboriginal Parkranger erklärte.

Nach drei Tagen gingen wir weiter nach Darwin und hatten somit seit unserer Abfahrt von Cairns über 3'500 km zurück gelegt.

Die Stadt Darwin ist in letzter Zeit stark gewachsen und deshalb gab es hier viel moderne Architektur. Leider ist dem Bau-Boom aber auch der Platz mit den asiatischen Garküchen zum Opfer gefallen. In verschiedenen Buden war damals das Essen frisch zubereitet worden und konnte an den Tischen in der Mitte des Platzes verzehrt werden. Als Ersatz dafür wurde inzwischen am Strand der Mindil Nachtmarkt aufgezogen, welcher zwei Mal die Woche nach Sonnenuntergang abgehalten wird. Für unseren Geschmack war dieser aber eher eine Touristenfalle. Die 250 Souvenir-Stände hatten Konkurrenz von 60 Schnellimbiss-Buden und ausser dem frischen Fruchtsalat war alles vorgekocht und kam meist aus der Fritteuse. Tische und Stühle standen überhaupt keine zur Verfügung, weshalb einige Einheimische ihre eigenen Klappstühle und -Tische mitbrachten. Das ganze war offensichtlich nicht darauf ausgelegt, dass man in erster Linie hierher zum essen kam, eher darauf, dass man sich zwischen und während dem Einkaufen von Souvenirs schnell verpflegen konnte. Wir zogen es vor, zurück in die Stadt zu marschieren, wo wir in einem vietnamesischen Restaurant etwas frisch zubereitetes bestellen konnten. Hier sassen wir nun in aller Ruhe und genossen unser Essen ohne Angst haben zu müssen, dass das Ketchup von den Leuten hinter uns auf unseren Kleider landete weil man dauernd von fremden Ellbogen geschoben wurde. 

Da der schönste Strand Darwins, die Casuarina Beach, auch einen offiziellen und gut markierten FKK Abschnitt hatte, ging es nicht lange bis wir dorthin fanden. Wir genossen den breiten Sandstrand und das warme Wasser, jetzt wo die Gefahr der gifitigen Quallen am niedrigsten war. Es hatte nicht sehr viele andere Sonnenanbeter und gegen 4 Uhr wurden die Naturisten immer weniger, dafür die Gaffer immer mehr.

Nach vier Tagen in Darwin gingen wir für eine Woche ins Top End Naturist Retreat welches etwa 70 km südlich liegt. Für australische Verhältnisse war dies ein sehr beliebter FKK Camping. Ahnt jemand weshalb? Dies ist ein weiterer Ort, wo die Südländer hin pilgern um dem kalten Winter zu entfliehen. Als wir dort waren, hatte es etwa 30 andere Gäste. Das Gelände bot viele Möglichkeiten für Spaziergänge in der Natur die hier speziell war mit ihren kleinen Sandpalmen und Cycad Gras/ oder Palmenbäumen die zwischen Eucalyptusbäumen und gigantisch grossen Termitenbauten zu sehen waren.

Danach gingen wir nochmals zurück nach Darwin um unseren Wagen mit einem Service zu verwöhnen, was vorher wegen eines verlängerten Wochenendes nicht möglich gewesen war.

Auch entdeckten wir noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten Darwins, wie z.B. die Stockhill Werft mit ihrem langen Pier. Dort fanden wir zwar keinen Bootshafen, dafür eine umgebaute Lagerhalle die nun als Marktplatz mit verschiedenen Essbuden genutzt wurde. Hierher gingen also die Einheimischen, wenn sie sich mit Exotischem aus aller Welt kulinarisch verwöhnen wollten! Wir hätten kaum einen besseren Zeitpunkt erwischen können um uns da umzusehen. Auf der einen Seite des Pier spiegelten sich die Farben des Sonnenuntergangs auf dem Wasser und auf der anderen der aufgehende Vollmond.

Als nächstes fuhren wir zurück nach Katherine und setzten von dort aus unsere Reise westwärts fort. Dabei kamen wir duch den Gregory Nationalpark mit seinen beeindruckenden roten Felswänden die von der Strasse aus sichtbar waren. Kurz bevor wir das "Hoheitsgebiet West Australiens" erreichten, sahen wir die ersten eindrücklichen Flaschenbäume, welche hier Boab-Tree's genannt werden. Vor allem sehr alte Bäume haben faszinierende Formen mit bauchigen Stämmen und Ästen, die wie Arme nach unten reichen, was man vor allem jetzt im Winter gut sah, weil sie dann kein Laub tragen.

Wegen strengen Quarantäne-Bestimmungen, gab es an der Grenze zu West Australien eine Kontrolle für alle Fahrzeuge. Es wurde nicht nur sicher gestellt, dass niemand Früchte, Gemüse oder Pflanzen einführt, es wurde auch nach Zuckerrohr-Kröten gesucht, welche sich vielleicht unter der Carosserie oder in Campingausrüstung als Schwarzfahrer eingeschlichen haben könnten. Diese, ursprünglich bewusst eingeführte giftige Krötenart, ist inzwischen im ganzen Osten des Landes zu einer grossen Plage geworden und sie ist wegen ihrem Gift verantwortlich für grosses Tiersterben einheimischer Arten im Wasser und am Land. Überall versucht man sie zu fangen und ihre Ausbreitung einzudämmen und oft entledigt man sich ihrer, indem sie lebend eingefroren werden.

Wir basierten uns für ein paar Tage in  Kununurra und erkundigten von dort aus den "Hidden Valley Nationalpark" und auch Lake Argyle, ein riesiger Stausee mit dessen Hilfe die sonst so trockene Landschaft in fruchtbares, gut genutztes Land umgewandelt werden konnte. Viele Früchte und Gemüse können hier zu einer Zeit geerntet werden, in der die Plantagen im Süden des Landes ihren Winterschlaf abhalten.

Unser persönlicher Favorit war der "Keep River Nationalpark", gleich über die Grenze zurück in den Northern Territories. Wir fuhren zwei Mal hin um die beeindruckenden Sandsteinformationen zu besichtigen, welche wie riesige Iglus aussahen, ähnlich den berühmteren Bungle Bungle's, welche sich ebenfalls hier im Kimberley Gebiet befinden. Ausser einer Gebirgsformation wo viele dieser originellen Felshügel nahtlos ineinander übergingen, gab es auch ein Gebiet wo viele solcher Felskegel allein in der Landschaft standen.

Unser nächster Halt war in Halls Creek wo vor allem Aboriginals wohnen. Während wir an der Reception eines Motels standen, sahen wir einen Aboriginal wie er ein Eis und einen gefrorenen Känguruh Schwanz aus derselben Gefriertruhe nahm und nach dem Preis fragte. Die Thailänderin, welche neu hier arbeitete, sah ihn ungläubig an und fragte: "Sie wollen diesen Schwanz wirklich kaufen?" Danach sah sie zu uns herüber und grinste unübersehbar. Kurz darauf betrat der Manager (welcher aus Monaco stammte) die Reception und erkärte seiner verdatterten Angestellten, dass gefrorene Känguruh Schwänze zum Sortiment gehörten und für 10 Dollar verkauft würden. Da der Kunde dies zu teuer fand, streckte er den pelzigen Schwanz der entgeisterten Thailänderin entgegen, welche sich überwinden musste diesen anzufassen, nachdem sie vom Manager geheissen wurde, diesen wieder in die Glacé Kühltruhe zurück zu legen.

Kurz darauf entdeckten wir, dass in diesem kleinen Ort mehrere Lebensmittelgeschäfte gefrorene Känguruh Schwänze je nach Grösse zu $ 7 - 9 anboten. Ganz offensichtlich passen sich die Weissen im Outback den Sitten und Bedürfnissen der ursprünglichen Bewohner an.

Auf der anderen Seite kopierten die Aboriginals aber auch einige der schlechten Sitten der Weissen, wie z.B. übermässiger Alkoholkonsum. Leider haben ihre Körper aber noch viel mehr Mühe den Alkohol wieder abzubauen, als es diejenigen der Einwanderer haben und so werden Aboriginals noch viel schneller betrunken und kommen in einen noch viel schlimmeren Zustand als die Weissen.

In der australischen Gesellschaft sind betrunkene Weisse viel besser akzeptiert als betrunkene Schwarze. Zumindestens bei den Aboriginals haben viele der Stammesältesten den schlechten Einfluss welcher Alkohol in ihre Komunen bringt, erkannt und einige haben ihn deshalb aus ihren Dörfern verbannt und konnten so friedliche "trockene" Gemeinschaften schaffen. Wäre es vielleicht nicht auch eine gute Idee, wenn einige Bürgermeister anderer Orte diesem Beispiel folgen würden?

Weiter ging's nach Fitzroy Crossing, wo die Strasse in die Windyana Gorge abbog, wo man duzenden von Süsswasser-Krokodilen beim Sonnenbaden am sandigen Ufer zusehen kann. Wir haben diese Schlucht auf unserer letzten Reise besucht, aber dieses Mal mussten wir leider darauf verzichten, da die unasphaltierte Strasse bei einem heftigen Regen vor einer Woche so stark ausgewaschen worden war, dass sogar 14 Allradfahrzeuge und zwei Tourenbusse stecken geblieben waren und heraus geschleppt werden mussten. Die Wiederinstandstellung der Strasse war leider noch nicht abgeschlossen und so fuhren wir halt direkt weiter bis Derby. Dort sahen wir besonders viele grosse Termitenhügel und auch Flaschenbäume - doch es sollten bereits die letzten sein. Der meist photographierte Flaschenbaum war vermutlich der "Prison Boab Tree" (Gefängnis Baum) von dem "angenommen wird", dass Häftlinge die nach Derby gebracht werden sollten, über Nacht im hohlen Stamm des dicken Baumes eingesperrt worden seien. So ward er beschrieben!

Am 2. Juli erreichten wir Broome, welches in der Zwischenzeit zu einem sehr populären Strand-Ferienort geworden war. In Australien gingen gerade die Winterschulferien und in Europa die Sommer Ferien los und so war es fast unmöglich eine Unterkunft zu finden. Sogar Zeltplätze und Betten in Schlafsäälen waren über Tage und Wochen ausgebucht. Auch für einige ältere Australier und Neuseeländer ist es inzwischen absolut üblich geworden, im billigen Schlafsaal zu übernachten und sie reservieren ihre Betten manchmal schon 6 Monate im voraus.

Nach unzähligem Umhertelephonieren, hatten wir schlussendlich Glück, dass jemand sein Campinghüttchen absagte und dadurch ein paar Tage für uns frei wurde. Anschliessend konnten wir in ein hübsches Reservehüttchen auf demselben Caravanpark umziehen und so blieben wir schlussendlich über zwei Wochen.

Broome ist zwar recht touristisch geworden, aber immer noch ein kleines Dorf und im Vergleich zu vielen Ferienorten an der Ostküste wo unzählige hohe Condominiums (Appartment Blocks) die Landschaft überschauen. Wenn man allerdings die vielen Flugzeuge sah, die hier starteten und landeten, hätte man dies kaum glauben können. Der geschäftige Flughafen befand sich fast in der Dorfmitte und die Jets dröhnten im Tiefflug sowohl über die Hauptstrasse, als auch über den Strand.

Alle Urlauber sah man an der Cable Beach und die meisten fuhren mit ihren Autos direkt an den Sandstrand. Auf einem 17 km langen Abschnitt ist das Tragen von Badekleidern freiwillg, als "cloths optional" deklariert und nur dort war es erlaubt, sein Gefährt an den Strand zu nehmen, nicht aber im kleineren patroullierten Teil. So haben echte Aussies eigentlich gar keine Wahl: sie "müssen" an den Naktbadestand gehen, auch wenn es einige kaum ertragen können, dass andere gar nichts tragen...

Auch die täglichen Kamel-Ritte für Touristen verliehen der Cable Beach eine spezielle Note. Als wir weiter fuhren, waren wir kitschig goldbraun, genauso wie unsere lieblings Biscuits. Nach 600 km Autofahrt durch eine eintönige flache Landschaft, erreichten wir Port Hedland, welches auch nicht berauschender war.

Da die meisten Bewohner nach South Hedland umgezogen waren, blieben eigenlich nur noch ein paar riesige Industriekomplexe übrig. Dort wurde vor allem Eisenerz verarbeitet und verschifft, sowie Meersalz gewonnen. Gigantisch lange Züge beförderten das wertvolle Erz von den Minen, welche sich mehrere hundert Kilometer inland im Pilbara (Mini) Gebirge befanden, zur Küste. In Port Hedland und anderswo wird dieses auf grosse Frachter verladen und in die ganze Welt verschifft. Momentan sei China offenbar der beste Kunde.

Als nächstes entdeckten wir den Karijini Nationalpark, welchen wir vom Auski Roadhouse aus erkundeten. Es gab hier viele beeindruckende Schluchten eingekerbt in die Hügel, was man aus der Ferne überhaupt nicht sah und so stand man immer wieder plötzlich am Rande eines weiteren Abgrundes und konnte vom Klippenrand in eine spektakuläre Schlucht hinunter sehen. Die Nationalpark Verwaltung hat mehrere Schluchten durch den Bau von Stufen im Fels für die entdeckungsfreudigen Touristen zugänglich gemacht. Da um diese Jahreszeit die Flüsse sehr wenig Wasser führten, konnte man auf den Schiefersteinen zwichen dem Wasser und den beeindruckenden roten Felswänden kilometerweit wandern. Am zweiten Tag wanderten wir entlang eines kleinen Baches der seinen Weg über mehrere Wasserfälle und grüne Wasserlöcher zum Boden der Schlucht vorarbeitete.

Unser nächster Übernachts-Stop war im Erzabbaugebiet von Tom Price. Dies ist nur einer von vielen Orten im Pilbara Gebiet, wo die bis zu 2,5 km langen Erzzüge beladen werden, deren Fracht danach in den mehrere hunderte Kilometer entfernten Häfen von Karratha oder Port Hedland auf Schiffe verladen wird. In riesigen Steinbrüchen werden mineralhaltige Berge abgebaut bis Löcher derselben Grösse entstehen. Australien ist ein sehr rohstoffreiches Land und vieles wird hier abgebaut, z.B. Gold, Kupfer, Eisen, Asbest, Blei, Uran, Diamanten, und vieles andere mehr.

Bereits zum dritten Mal stand uns eine Mammutstrecke von mehr als 600 km bevor um zum nächsten Ort zu kommen. Diese Strecke konnten wir gut innerhalb 6 Stunden Fahrzeit bewältigen, doch man musste zeitig los, da es in West Australien um 18:00 Uhr dunkel war.

Unsere nächste Station war Exmouth, welches erst 1967 gegründet worden war um eine Kommunikationsbasis der Marine zu versorgen. Aber heute verdienen die meisten Einwohner ihre Brötchen in der Tourismus-Branche, ausser dem Sanitär Installateur, der auf seinem Geschäftsauto mit folgendem Slogan warb: "your shit is our bread & butter" - "Ihre Scheisse ist unser Broterwerb..."

Der Grund weshalb so viele Touristen nach Exmouth pilgern, ist das Ningaloo Riff, welches 250 km lang ist und an einigen Stellen bloss 100 Meter vom Ufer entfernt liegt. Das Korallenriff wurde zu einem Marine Nationalpark deklariert und das viele Plankton zieht Wal Haie und Buckelwale an. Weiter sind hier auch Manta Rochen und Meeresschildkröten beheimatet. Währenddem wir am Mauritius-Strand in der Sonne allten, konnten wir mehrere Buckelwale in der Ferne vorbei ziehen sehen und einige Schildkröten steckten häufig ihre Köpfe aus dem Wasser. Beim Schnorcheln im Marine Park, konnten viele bunte Fische gesehen werden, allerdings waren wir zu nah am Ufer für die schönen Korallen, doch die Meeresströmung erlaubte es nicht weiter hinaus zu schwimmen.

Wie schon auf dem Weg hierher, sahen wir auf dem Camping Platz wo wir ein Cabin gemietet hatten, Emus die ganz gemütlich durch's Gelände stolzierten und inspizierten ob was interessantes vor den Zelten lag, bevor sie wieder in den Büschen verschwanden.

Etwa 50 km südlich von Exmouth säumten plötzlich wahre Teppiche von Frühlingsblumen unseren Wegesrand. Zuerst waren es nur blaue Hoveas, ein Bohnenkraut, aber später vermischten sich diese mit weissen, dann gelben Strohblumen und noch später mit rosaroten Schönias. Heinz kam kaum noch nach mit Zählen wie oft Brigitte anhalten wollte um die Blütenpracht zu bewundern und viele andere Passanten taten dasselbe angesichts der vielseitigen Farbpalette, welche die Natur hier zur Schau stellte.

Inzwischen hatten wir den südlichen Sonnen-Wendekreis überquert und waren nun unterhalb des Tropengürtels. Deshalb war das Klima wieder gemässigt und es gab 4 Jahreszeiten und nicht bloss Regen- und Trockenzeit. Es war offensichtlich wie viel grüner die Landschaft nun wurde, aber wir näherten uns auch dem Winter und so gab es bald wieder recht kühle Nächte.

Als nächstes machten wir in Carnarvon Station, einem netten kleinen Städtchen mit vielen Plantagen. Deshalb gab es hier plötzlich Tomaten für 1 Dollar das Kilo zu kaufen und nicht wie sonst überall zu 7 - 10.

Ein gutes Stück ausserhalb gab es beeindruckende "Blow holes" wo die Wellen vor allem bei Flut und Sturm durch Löcher in den unterhöhlten Klippen mit enormer Wucht nach oben schossen und wie kalte Geysire vor den erstaunten Touristen hoch spritzten. Ein grossartiges Naturschauspiel in dem einem die Kraft des Wassers auf eindrückliche Art und Weise vor Augen geführt wurde.

Auf unserem Weg nach Denham sahen wir einen "Thorny Devil" = dorniger Teufel, eine kleine Eidechsenart deren Haut aussieht als wäre sie voll grosser Dornen. Diese Tarnung bewahrt den kleinen Teufel davor von Schlangen gefressen zu werden. Er selbst ernährt sich von Ameisen.

Denham war ein angenehmes Feriendorf an der Shark Bay (Golf der Haie). Einige Häuser waren aus "Backsteinen" gebaut, welche nur aus Muscheln bestanden. In dieser Gegend gab es einige Strände die bloss aus Müschelchen bestanden, welche kaum je grösser waren als 1 cm. Es gab da absolut keinen Sand dazwischen. Durch das Salz und das Gewicht immer neu dazu kommender Muscheln, wurde eine bis zu 8 Meter tiefe Schicht zusammen gepresst. Die ersten Siedler haben die dadurch gebotene Möglichkeit genutzt und riesige Blöcke von zusammenklebenden Muscheln aus dem Strand gesägt. So lange dass niemand an diesen Muschelwänden kratzt, sind diese recht dauerhaft.

Natürlich gingen wir auch nach Monkey Mia, wo regelmässig frei lebende Delphine an den Strand kommen. Zur Belohnung kriegt jeder ausgewachsene Delphin bis zu 2 kg Fisch pro Tag gefüttert. Dies ist allerdings nur eine kleine Zwischenmahlzeit, denn jedes dieser Säugetiere braucht anscheinend täglich 12 - 15 kg Fisch. Wir sahen zwei Delphin-Mütter mit ihren Jungen und es schien uns, als musterten sie uns ebenso neugierig wie wir sie. An diesem Strand sahen wir ebenfalls einige grosse Pelikane.

Kurz bevor wir am 1. August 2005 Kalbarri erreichten, hatte sich die Landschaft nochmals radikal geändert. Anstelle des wilden Buschlandes gab es nun auf einmal grüne Hügel und bewirtschaftetes Land mit z.T. nochmals anderen Blumen.

Auch Kalbarri hat sich zu einem populären Ferienort am Meer gemausert und es gab hier auch einen sehr attraktiven Nationalpark mit demselben Namen; Kalbarri National Park. Ein grosser Teil davon lag um die Schluchten des Murchinson River und ein anderer entlang der Küste. Wir wanderten durch ein Gebiet mit vielen erodierten Felsformationen, wobei wir zu einem von der Natur erschaffenen Steinbogen kamen, den man "das Fenster der Natur" getauft hatte. Es befand sich über der Z-Loop Schlucht, hoch über dem Flussbett. Ebenso faszinierend waren die spektakulären Aussichtspunkte und Wanderwege entlang des Küstenabschnittes mit Sandsteinklippen in mehrfarbigen Schichten.

Von einem der Aussichtspunkte aus hatten wir das Glück zwei Glattwale (Southern Right Whale) beobachten zu können, welche sich etwa 150-200 M weit von uns entfernt in der Flussmündung tümmelten. Wir hörten, dass es eine Mutter mit ihrem jungen Kalb sei und dass sie seit einem Monat regelmässig an diesem Punkt auftauchen.

In Kalbarri fanden wir einen Mechaniker, der fähig war den wahren Grund herauszufinden, weshalb unser Auto neuerdings bei hohem Tempo vibrierte. Die Reparatur selbst dauerte bloss eine Stunde, wir hatten aber drei Tage auf die Lieferung des Ersatzteiles warten müssen. Dass der Kurierdienst an zwei Tagen versagte, hat die Nerven des Mechanikers aber mehr strapaziert als die unseren.

Vor 6 Monaten hatten wir eine kleine Mitteilung am Anschlagbrett vom Elephant Rock beachtet, die besagte dass jemand in Geraldton ein kleines FKK Gelände aufbauen möchte. Nachdem wir die Leute per e-mail kontaktiert hatten, hiessen uns nun Olly und John als ihre allerersten Gäste in ihrem "New Ditty Garden" (=neues Liedchen, tönt jedoch wie "Naktgarten") im Dorf Walkaway willkommen. Da ihr neu gepflanzter Heckenzaun erst noch kräftig wachsen muss, planen die beiden ihre offizielle Eröffnung erst in etwa 1½ Jahren. Bis dahin sollten dann auch noch zusätzliche Einrichtungen für Campinggäste erstellt sein, sodass die Werbetrommel kräftig gerührt werden kann. Wir waren aber froh, dass das Zimmer in ihrem Haus bereits zur Verfügung stand und genossen es von Olly's Kochkünsten verwöhnt zu werden, nachdem wir zusammen im heissen Sprudelbad entspannt hatten. Wir verbrachten zwei tolle Tage mit diesem interessanten Paar das uns wie alte Freunde aufnahm. Wir erfuhren wie sie ende vierzig ausgestiegen sind und Brigitte konnte von John's grossem Fachwissen über australische Wildblumen noch einige wertvolle Tips erhalten bevor wir weiterzogen um noch mehr davon zu sehen.

Nicht weit von Geralton entfernt, hatten wir daraufhin das Glück die sehr seltene und schöne Kranzblume (Wreath Flower) zu finden, welche nie zwei Jahre nacheinander am selben Ort blüht. Einige Leute die da wohnten erzählten uns, dass sie dort seit 7 Jahren keine mehr gesehen hatten. Vorbei an Wiesen und Hügel kamen wir an den letzten Blumen vorbei bevor es an der Küste und weiter südlich noch zu früh für sie war. Am späten Nachmittag trafen wir danach im Eneabba Western Flora Caravanpark ein. Gerade rechtzeitig um an einer geführten Tour über lokale Pflanzen teilnehmen zu können. Wir erfuhren, mit welch ausgeklügelten Systemen einige Pflanzen Insekten anziehen welche das Bestäuben zwischen männlichen und weiblichen Blüten übernehmen. Manche Pflanzen ziehen nur eine einizige Insektenart an, welche dann als Belohnung für die Befruchtung etwas Nektar erhält. Wenn eine Insektenart ausstirbt, ist es oft so, dass eine Pflanzenart nicht mehr bestäubt wird und dadurch ebenfalls nicht fortbestehen kann. Wir hörten welche Pflanzen von welchen Tieren abhängig sind, bei einigen sind es kleine Beuteltiere wie z.B. Opossums, bei anderen Vögel wie der Kolibri, bei den meisten jedoch sind es fliegende Insekten oder Ameisen.

Dann wiederum gibt es aber auch mehrere Pflanzen und Tierarten, welche einander mit Haut und Haar auffressen. Alleine auf dem Grundstück von Western Flora zeigte uns der Botaniker drei verschiedene Arten fleischfressender Pflanzen, welche wir kaum beachtet hätten, da sie sehr klein waren und unauffällige Farben hatten. Als er uns einige jedoch unter dem Mikroskop vorführte, kamen erstaunlich raffinierte Details zum Vorschein. Es wurde sichtbar, wie geschickt diese Pflanzen ihre Opfer anziehen und die Überreste verdauter Insekten kamen deutlich zum Vorschein. Viele fleischfressende Pflanzen ertränken ihre Beutetiere in einer klebrigen Flüssigkeit und saugen sie danach aus, genau so wie eine Spinne dies mit ihrem Festschmaus macht.

Wer denkt immer noch, dass Pflanzen keine Lebewesen sind? Für uns ist es ganz offensichtlich, dass sie ein integrierter Bestandteil der Nahrungskette mit dem ganzen Kreislauf von "fressen und gefressen werden" darstellen. Urteilt man nachdem wie stark eine Pflanze auf ihre Umwelt reagiert, glauben wir dass auch sie Wohlbehagen und Schmerz empfindet, aber sie kann halt nicht davon rennen und schreien, wie das Menschen und andere Tiere können.

Weiter zu unserer Reise: entlang der Küste fuhren wir nach Cervantes. Der Nambung Nationalpark mit seiner Pinnacles Wüste war ein magischer Höhepunkt. Hier standen tausende von einzigartigen Kalkstein-Säulen und -Kegeln im goldenen Sand. Einige waren nur klein, doch andere konnten bis 5 Meter hoch sein. Einige schienen uns sehr stabil, doch andere hatten Löcher wie Emmentaler. Es gab so viele interessante und unterschiedliche Formen dass wir einen um den anderen erkundeten und trotzdem nur einen kleinen Teil von ihnen gesehen hatten. Je weiter sich die Sonne dem Horizont näherte, um so goldener wurde das Licht und die letzten Fotos wurden so kitschig, dass wir sie sogar wieder löschten.

Etwas weiter südlich kraxelten wir auf die grossen weissen Sanddünen in Lancelin, welche erstaunlich nah der Häuser waren. Wir hatten die ganzen Dünen für uns alleine und es war schön nur unsere eigenen Spuren auf den vom Wind geformten Sandbildern zu sehen. Zu anderen Zeiten kommen aber hordenweise Leute hierher zum "Sand-boarden" und die Australier lieben es, mit ihren 4x4 und Motorrädern im Sand herum zu schleudern, weshalb grosse Teile der Dünen aussahen wie verlassene Skifelder. Das Abschleppen im Sand steckengebliebener Fahrzeuge schien hier ein riesen Geschäft zu sein, wenn man dies nach der Anzahl der Schilder beurteilte, die an der Zufahrt zu den Dünen diesen Service anboten.

Von dort aus waren es nur noch 130 km bis zu Westaustraliens Hauptstadt Perth (1,5 Mio Einw.), welche sehr schön am Schwanfluss gelegen ist. Auf unserer letzten Reise war Perth zu unserer Lieblingsstadt in Australien geworden und wir mochten sie auch jetzt immer noch. Kürzlich hatten wir mehrmals Touristen getroffen, die von Perth etwas enttäuscht waren, unter anderem weil um 17:30 Uhr alle Geschäfte schliessen und sich das Stadtzentrum danach schnell leert und zudem fanden sie ausser Fastfoodketten kaum Restaurants. Dies ist für den grossen Teil der Stadt sicher zutreffend, aber diese armen Schlucker haben einfach nicht nach "Northbridge" gefunden! Dort nämlich gab es Geschäfte die keinen Schlüssel brauchten, da sie rund um die Uhr geöffnet blieben und für Nachtschwärmer wurde mehr als genug geboten. Dazu gab es eine riesen Auswahl an Restaurants für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Vor allem in der William Str. sah es schon fast so aus wie in Asien. Hier boten viele kleine Lokale unglaublich gute authentische Gerichte an und dies zu einem Preis, der oft in Asien selbst kaum billiger wäre. In vielen Touristenrestaurants dort zahlt man nämlich mehr für weniger, da sowohl der Preis als auch die Gewürze den Kunden angepasst werden.

In einem Lokal erinnerten wir uns an unsere Freundin Gusti, die jeweils schon fast ein schlechtes Gewissen kriegte, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis zu stark zu unseren Gunsten war. Als wir dann bezahlten, gab uns der indonesische Besitzer sogar noch 10% Rabatt auf den ohnehin schon unanständig guten Preis - na, sowos! 

Nur nebenbei: Perth liegt näher am indonesischen Inselreich als zu den grossen Städten im Osten Australiens und wohl deshalb müssen alle Schulkinder hier die indonesische Sprache büffeln.

Während der 9 Tage die wir in Perth verbrachten, hat sich das Wetter nicht gerade von seiner freundlichsten Seite gezeigt, aber nachdem wir sogar im australischen Fernsehen Bilder von den Überschwemmungen in der Schweiz zu sehen bekamen, wussten wir, dass wir hier eigentlich gar nicht so schlecht dran waren. Als wir die Stadt verliessen, ward es sogar wieder sonnig und warm und bald waren wir froh um die erfrischende Kühle unserer neu geladenen Klima-Anlage im Auto.

Als erstes fuhren wir etwas inland und besuchten die hübschen Ortschaften Toodyay und York. Als wir uns der ersten näherten, kriegte unser Auto nasse Füsse an einem gut gefüllten sogenannten "flood way" - so nannten sie es, wenn ein Gewässer eine Strasse überquerte und es keine Brücke gab. Hier mussten wir schon vor 12 Jahren einmal durch und nach den Regenfällen der letzten Woche, war die unfreiwillige Unterbodenwäsche 20 Meter breit, weshalb Brigitte's Haare noch mehr zu Berge standen als schon beim letzten Mal.

Zurück an der Küste, verbrachten wir zwei Nächte in Fremantle, nur etwa 20 km südlich von Perth. Dieses hübsche Städtchen ist bei den Bewohnern der nahegelegenen Metropole sehr beliebt. Sie kommen hierher zum Kaffe trinken, essen oder um das Nachtleben in der schönen Atmosphäre zwischen den alten, aber gut renovierten Häusern im alten Stil zu geniessen. Auch die Hafenanlage hatte viele Gartenrestaurants und lud zum Flanieren ein.

Als wir der Küste entlang weiter südwärts fuhren, waren wir echt überrascht, wie dichtbevölkert diese Gegend in der Zwischenzeit geworden ist. Wir hörten, dass dies in Westaustralien die Region mit dem grössten Bevölkerungszuwachs sei, denn viele zögen nun permanent dorthin wo sie früher bloss zum Wochenende kamen.

In Dunsborough, wo wir unseren nächsten Stop einlegten, sah es nicht anders aus. Für drei Tage hatten wir ein Zimmer in einer gemütlichen Yugendherberge direkt am Strand. Jeden Abend sassen die etwa 20 Gäste nach dem Abendessen um den Kamin und Paul der Herbergsleiter, gesellte sich zu uns allen zum Geschichten erzählen.

Wir machten eine Tagestour zum Cape Naturaliste National Park, wo wir während einer Wanderung mit toller Aussicht auf die zerklüftete Küste belohnt wurden, zudem konnten wir von einer Aussichtsterrasse aus duzende von Seelöwen unten auf den Steinen beobachten.

Etwas weiter südlich erkundeten wir die Gegend um Margaret River. Es gab dort die Möglichkeit mehrere Höhlen zu besuchen und da Mammoth Cave die einzige war, welche eine "self-guided tour" offerierte, war Brigitte sofort begeistert mit Tonband und Kopfhörer ausgerüstet, allein los zu gehen. Denn dies hatte den Vorteil, dass uns kein Touristenführer zu schnell durch die Höhle schleusen würde und wir uns somit so viel Zeit lassen konnten zum Staunen, wie wir wollten. Und es war eine sehr grosse und beeindruckende Tropfsteinhöhle.

Die nächsten paar Tage wohnten wir in einer sehr luxuriösen Herberge in  Augusta - eine der wenigen die den Titel "bestes Hostel in Australien" wirklich verdiente und nicht selbst erfunden hatte. Danach erkundeten wir die Karri-, Marri- und Jarrah-Wälder mit ihren grossen Bäumen, die recht alt werden können. Einige dieser Eucalyptusbäume haben viele Waldbrände überstanden und darunter waren auch einige deren Stämme fast vollständig ausgebrannt waren, aber an ihrer dünnen Hülle gab es immer noch grüne Äste. Die grössten die wir gesehen haben, hatten mehr als 5 Meter Durchmesser und so kam es den 'Aussies' gleich wieder in den Sinn im hohlen Baumstamm zu parkieren.

Da diese Gegend jetzt im Winter recht nass und grün war, sah man an den alten Stämmen dickes Moos wachsen. Als nächstes übernachteten wir in Walpole und Denmark. Die kleine Ortschaft Denmark (mit dem grossen Namen) war inzwischen recht touristisch geworden. In dieser Gegend gab es unendlich viele wunderschöne Strände und Sandbänke die das Wasser in einem unglaublich starken Türkis leuchten liessen, wie wir es nur in dieser Ecke Australiens gesehen haben. Wir machten auch einen Ausflug zu den bergigen Nationalparks der Stirling Ranges und Porongurup, wo wir die Wanderung hinauf zum 'Castle Rock' unternahmen, welche uns an vielen balancierenden Felsen vorbei führte. 

Da in diesem Teil Südwest-Australiens die Franzosen oft die ersten Weissen waren, die das Land "entdeckten", haften auch heute noch viele ihrer Namen an der Küste, wie z.B.  "D'Entrecasteaux NP" oder 'baie des deux peuples'. Leider haben sich die Franzosen hier nicht auch niedergelassen und Restaurants eröffnet wie in Québec...

Die grosse von der Natur geformte Brücke und die faszinierende Küste rund um die Frenchman's Bay, welche zum Torndirrup National Park gehören, waren die örtliche Höhepunkte von Albany wo wir drei Tage blieben. Was uns aber ebenfalls sehr beeindruckte, war die Vielfalt an verschiedenen Pflanzen auf den Küstenhügeln. Von weitem hatte man den Eindruck, dass immer nur kleine Büsche wuchsen, doch bei näherem Hinsehen entdeckten wir, dass es fast an jedem Aussichtspunkt andere Pflanzen waren.

Die meisten Büsche waren nun in voller Blüte und es gab viele ungewöhnliche darunter, wie z.B. derjenige der aussah als hätte er kleine rote Weihnachtskerzen am Tannenzweig oder die robuste zapfenförmige Blume der Banksia, welche genau genommen aus hunderten einzelner Blüten bestand, welche sich je nach Sorte, so wie Riesenkerzen präsentierten.

Nachdem wir Albany verlassen hatten, erkundeten wir die Bremer Bay. Hier gab es noch mehr wunderschöne Strände und Buchten und in einer sahen wir sogar eine Walmutter mit ihrem Jungen. Wir übernachteten und gourmierten in Jerramungup und fuhren tagsdrauf weiter, zum Fitzgerald River Nationalpark, welcher nur in seinem westlichen und östlichen Teil zugänglich war. Das Zentrum des Parkes war für die Öffentlichkeit geschlossen um die Pflanzenkrankheit "die back" unter Kontrolle zu halten und deshalb werden alle Besucher auch in den zugänglichen Bereichen des Parkes angehalten, jeweils vor und nach jeder Wanderung das Schuhwerk zu reinigen. Schuhputz-Jungen gab es zwar keine, dafür stellte die Nationalparkverwaltung das Schuhputzmaterial zur Verfügung.

An "Anneli's Punkt" (point Ann), gab es verschiedene Aussichtsterrassen von wo aus Touristen jeweils zwischen Juni bis Oktober oft Wale beobachten können. Auch uns war das Glück beschieden: wir sahen 7 jewils 16 - 18 M lange Southern Rights Whales, oder zu Deutsch: Südkaper oder südliche Glattwale. Alle waren begleitet von einem Kleinen (4-7 Meter lang). Es war faszinierend zuzusehen, wie sie sich im Wasser tümmelten und uns oft mit ihren Flossen zuzuwinken schienen, während sie sich zur Seite drehten. Zum Glück sind diese Giganten des Meeres in den meisten Ländern nun geschützt. Nach den vielen Jahren aktiven Walfanges, sind diese in Australien inzwischen ebenfalls geschützt und seither hat sich ihr Bestand wieder deutlich erholt und auch die Wirtschaft hat nicht darunter gelitten, denn heute wird mit all den Touristen die extra kommen, um Wale zu sehen, viel mehr Geld verdient. 

Tags drauf erkundeten wir den östlichen Teil des Fitzgerald River NP und genossen die Schönheit der Natur entlang der Staubpiste "Hammersley Drive" bis wir die Klippen und Sandstrände von Hopetoun erreichten, wo wir dann im Hotel übernachteten. Entlang unseres Weges sahen wir spezielle Gesteinsformationen die ganz schräg in der Brandung standen und weiter oben gab es eine Pflanze die Royal Hakea heisst und aussah wie ausgewachsener Chabis (Kohl) dessen harte Blätter unten dürr, dann grün, orange und zuoberst gelb in Farbe waren und bis zu 5 Meter hoch wachsen konnte.

In Esperance fanden wir eine sehr hübsche Unterkunft, die eigentlich eher dem Standard einer Frühstückspension entsprach. Ausser dass sie wie jedes andere Backpacker's Hostel mit einer Gemeinschaftsküche ausgestattet waren, war hier erst noch ein Frühstück mit frisch gebackenem Brot und Cerealien im günstigen Preis enthalten. Von dort aus fuhren wir zum Cape Le Grand Nationalpark, wo wir schon am ersten Aussichtspunkt eine Walmutter mit ihrem Jungen sahen. Die beiden blieben sehr nah am felsigen Ufer - manchmal bloss 5 Meter weit von uns weg. Sie tauchten nur selten ab und verbrachten die meiste Zeit an der Wasseroberfläche wo wir ihnen beim Schubsen und Drehen zusehen konnten, wobei sie manchmal die Flossen raus streckten und immer wieder spien sie Wasser aus ihrem Luftloch in die Höhe, dass es nur so spritzte. Auch hier leuchtete das Wasser erneut in tiefblauem Türkis und runde rote Granitfelsen werteten diese beeindruckende Landschaft noch kontrastreich auf.

Dank dem, dass das Wetter schlussendlich von sonnig und kalt zu sonnig und warm wechselte, freuten wir uns diese schönen Strände, welche auch die nähere Umgebung von Esperance säumten, endlich richtig ausnützen zu können. Da die Temperaturen nun bis 28°C anstiegen, kamen wir gut auch ohne Kleider aus. Diese plötzliche Hitze hielt aber nur zwei Tage an, aber da wir gerade vor dem nächsten Regen abreisten, sollten wir noch für weitere 4 Tage mit der Wärme ostwärts reisen.

Kurz bevor wir die Eyre Highway in Norseman erreichten, kamen wir an ein paar weissen Salzseen vorbei und dann nahmen wir die lange Strasse durch die Nullarbor Wüstenebene in Angriff. Kaum waren wir auf die Strasse eingebogen, welche 1'200 km lang durch's Nichts, (aber) nach Südaustralien führt, entdeckten wir drei frei lebende Kamele von denen es hier recht viele geben soll.

Was gibt's sonst noch über diese stundenlange monotone Autofahrt zu berichten? Schnell wurde die flache Landschaft sehr trocken, ab und zu gab es etwas mehr, dann wieder weniger Büsche und für eine Weile entsprach die Ebene wirklich ihrem lateinischen Synonym: "nullus arbores" was für baumlos steht. Die Strasse war in sehr gutem Zustand, aber schnurgerade, was sie todlangweilig machte. Etwa alle 100 km war sie etwas breiter und hatte zusätzliche Markierungen. Ein Schild warnte die Autofahrer, dass die nächsten zwei Kilometer allenfalls als Notlandepiste für den "Royal Flying Doctor Service" (die königlich fliegenden Ärzte) mitbenutzt werden könnten.

Hier gab es nicht viele lange 'Road-Trains', denn die Maximallänge war hier im Süden auf 36.5 M beschränkt. Ein einsames 'Road-Haus' bot etwa alle 80 - 180 km Speis, Trank und Treibstoff an, sowie Camping und Motelbetten.

In Eucla, direkt an der Grenze zum Teilstaat Südaustralien, gab es sogar eine Sehenswürdigkeit. Die Ruine einer alten Telegraphenstation, welche fast vollständig von Sanddünen begraben war, ev. schaufeln sie sie jedes Jahr wieder etwas frei, damit sie Touristen weiterhin besichtigen können.

Kurz darauf schmiegte sich die Strasse etwas näher an die Küste, wo mittlerweile die Sanddünen von 80 Meter hohen Kalksteinklippen abgelöst wurden. Auf den nächsten 150 km gab es viele spektakuläre Aussichtspunkte, allerdings war die Landschaft nun nicht mehr die einzige Attraktion; fast überall wo wir anhielten, sahen wir mehrere Wale ganz nah am Ufer unter uns. Aber das Beste stand uns erst noch bevor: Nach unserer zweiten Nacht in der Nullarbor, erreichten wir den "Head of Bight". Dort gab es ein Informations-Zentrum über die Glattwale, die Southern Right Whales, die alljährlich hierher kommen. Man hat grosse Beobachtungs-Terrassen für die zahlenden Besucher erbaut und nachdem wir bereits auf dem Weg hierher so viele Wale gesehen hatten, überlegten wir uns, ob es sich wohl lohnen würde 8 $ Eintritt pro Person zu bezahlen, nur um noch ein paar Tiere mehr zu sehen. Schlussendlich machten wir das Geld locker und staunten nicht schlecht über die Anzahl der Wale die wir hier sehen konnten. Die Meeresbiologen hatten sage und schreibe 138 Wale gezählt, die den Winter in dieser Bucht verbringen. 52 von ihnen waren in diesem Jahr geboren worden. Nach dem Kalben bleiben die Mütter mit ihren Jungen mehrere Monate in der Bucht, wo sie vor allem fressen und spielen bis die Jungen stark genug sind für die Migration in kältere Gewässer und zu gross um den Haien zum Opfer zu fallen. Es hat uns echt fasziniert, so vielen Walen gleichzeitig beim Tummeln zusehen zu können und wir hätten den ganzen Tag hier verweilen können, da immer einige eine spezielle Vorführung ganz nah am Ufer gaben.

Zurück auf der Strasse veränderte sich die Landschaft schon bald wieder. Etwa 330 km nach der Grenze, auf südaustralischem Gebiet, wurde es wieder deutlich grüner und entlang der Strasse sahen wir nun überall grosse Farmen, zuerst nur mit Schafweiden und später auch mit Ackerwirtschaft. So hatten wir bereits das Gefühl das unbewohnte Gebiet der Nullarbor Ebene hinter uns gelassen zu haben, bevor wir die erste grössere Ortschaft erreichten; Ceduna mit 2'000 Einwohnern. Von dort aus bogen wir südwärts ab und fuhren entlang der Westküste der Eyre Dreiecks-Halbinsel und übernachteten in Streaky Bay. Wir mieteten uns ein Hüttchen auf einem Campingplatz und beobachteten am Abend die vielen Pelikane die ungeduldig vor dem 'fish cleaning shed' darauf warteten bis die Fischer endlich ihre Fischabfälle "entsorgten".

Weiter südlich bestaunten wir einzigartige Felsformationen, welche "Murphy's Haystacks" genannt wurden (Murhphy's Heuhaufen) weil diese bis zu 7 Meter hohen Granitblöcke auf einem Hügel standen, der dem Bauern Murphy gehörte. Wir genossen noch weitere spektakuläre Küstenlandschaften, die hier wieder andere Formen und Farben hatten als dienjenigen Klippen auf der westaustralischen Seite. Die beeindruckendsten fanden wir in der Venus Bay in Elliston und an der Kiana Beach. Kaum hatten wir den letzten Aussichtspunk abgeklappert, wurden wir schlussendlich von den dunklen Wolken und dem Regen eingeholt, welchem wir in letzter Zeit häufig nur knapp entfliehen konnten.

Nach den letzten drei ereignis- und erlebnisreichen Wochen, war eine Pause fällig und so waren wir hocherfreut in Port Lincoln ein modernes gemütliches Hüttchen zu finden, wo wir nur assen und schliefen, das schlechte Wetter vorbei ziehen liessen und noch etwas an dieser 'Doktorarbeit' weiter schrieben.

Da nach ein paar Tagen all die schönen Hüttchen an andere vermietet waren, brachen wir wieder auf. Nach 350 km durch grünes Landwirtschaftsgebiet, erreichten wir Whyalla. Diese Eisenerzstadt hat uns nicht gerade in Begeisterung versetzt aber wir suchten trotzdem intensiv nach einer Unterkunft weil der nächste Ort zu weit weg gewesen wäre. Wir fragten 10 verschiedene Orte an, doch alles war von Arbeitern belegt, die hier momentan eine Pipeline legen für das Eisenerz. Als wir eigentlich schon aufgeben und weiterfahren wollten, kamen wir noch an einem billigen Hotel vorbei, welches vorwiegend von Alkohol- und Spielsüchtigen bevölkert war. Aber dafür gab es hier wenigstens noch ein muffiges Zimmer was immerhin besser war, als weiter zu fahren, jetzt wo es Nacht geworden war.

Bereits schon am nächsten Tag erreichten wir ja wieder einen Höhepunkt: die Flinders Ranges. In diesem hügeligen Nationalpark kam man sich vor allem nach 16:00 Uhr, vor wie auf einer Safari, denn Emus, Känguruhs und Wallabies gab es hier in Massen. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben die Schotterstrasse im Park in Schlammpisten verwandelt und somit waren einige im Moment nur noch für 4x4 Fahrzeuge geöffnet. Nach einer Nacht in Wilpena Pound, fuhren wir nordwärts zur Parachilna Schlucht. Diese konnte von allen Fahrzeugen befahren werden, obwohl wir sicher fünf Mal den Bach mit dem Auto durchqueren mussten, denn der Weg folgte eng dem Wasser zwischen den ziegelroten Schluchtwänden durch. Als wir den Park auf der Hauptstrasse verlassen wollten, drängte es Heinz nochmals nachzusehen, ob die anderen Schotterstrassen nicht wie durch ein Wunder vielleich schon wieder geöffnet worden waren. Und tatsächlich: das Wunder war geschehen! Während der Zeit in der wir die obere Schlucht durchquert hatten, waren die "4WD only" Schilder entfernt worden. Wir nahmen die uns gebotene Möglichkeit wahr und bogen gleich auf die Strasse durch die berühmte Brachina- und Bunyeroo Schlucht ein und gaben damit unserem Wagen die wohl grösste Herausforderung, die er je hatte. In den nächsten drei Stunden mussten wir etwa 25 Mal das Gewässer durchqueren und mehrmals waren wir echt im Zweifel, ob der Bach immer noch der Strasse folgte oder ob wir eine Abzweigung verpasst hatten und nun einfach weiter im Bachbett fuhren...

Es konnte ab und zu mehrere hundert Meter dauern, bis wir endlich wieder trockenen Boden unter den Rädern hatten. Wir widerstanden der Versuchung, dieses Abenteuer bildlich fest zu halten, da wir befürchteten stecken zu bleiben, falls wir anhielten. Nachdem wir die beiden Schluchten durchquert hatten, kamen wir zu einer Anhöhe mit dem Namen Rasierklinge. Von dort aus hatte man eine herrliche Aussicht ins Tal hinunter. Einige stolze Besitzer von 4x4 Fahrzeugen hatten uns unten durch den Bach fahren sehen und gaben zu, dass sie beeindruckt waren, wie gut dies unser "kleines" Auto gemeistert hatte.

Weiter südlich übernachteten wir zwei Mal in Quorn, bevor wir die Alligator Gorge erkundigten. Hier brauchte es wieder ganz normale Wanderschuhe um die beeindruckend enge rote Schlucht zu besuchen. Etwa 250 Stufen führten hinunter zum Boden aber auch dort galt es auf dem Weg den Bach mehrmals zu durchqueren und so waren es diesmal wir, die nasse Füsse kriegten, und nicht unser Auto.

Nachdem wir die hügeligen Traubenanbau-Regionen des Claire und Barossa Valleys überquert hatten, wollten wir eigentlich in Hahndorf übernachten. Da wir aber an einem Wochenende eintrafen, war alles ausgebucht. Dieses hübsche Touristendorf ist weniger als 50 km von der Stadt Adelaide entfernt und deshalb liebt es die Stadtbevölkerung oft zum Essen und Trinken für's Wochenende hin zu fahren. Da viele im voraus wissen, dass sie anschliessend nicht mehr fahrtauglich sein werden, sind sie so vernünftig auch gleich hier zu übernachten. Wir hingegen nächtigten dann schlussendlich in Adelaide, wo wir uns tagsdrauf ein Ferienhaus organisierten um dort während der nächsten drei Wochen unseren Abschluss des Australien Abenteuers zu geniessen und dies auch ein wenig zu verarbeiten. Das Haus lag in der Nähe des Strandes von Aldinga, auf einem wunderschönen grossen Grundstück mit vielen Büschen und Blumen. In diesem Ferienhausgebiet war es erfrischend zu sehen, wie jedes Haus eine ganz individuelle Form hatte, nicht so wie in der Schweiz, wo die Bauvorschriften die Bauherren dazu zwingen will, ihr Traumhaus so zu gestalten, dass es sich kaum von denen der Nachbarn unterscheidet.

Wann immer das Wetter warm genug war, fuhren wir zum Maslin Strand, welcher unterhalb mehrfarbiger Sandsteinklippen lag, deren unzählige Farbschichten in der Sonne leuchteten. Oben beim Parkplatz wehte oft ein eiskalter Wind, aber sobald wir die vielen Stufen hinunter zum Meer gegangen waren, fanden wir ein windgeschütztes und erstaunlich warmes Plätzchen. Wir hatten Glück, dass die höheren Felsen die den Wind abhielten über dem Abschnitt der "Kleiderlosen", statt über demjenigen "mit Badehosen" ragten.

Obwohl unsere Freunde Zebet & Peter gerade am zügeln waren, hielten sie sich einen Abend frei um uns in ihrem neuen Heim zu empfange, welches uns noch besser gefiel als ihr altes.  

Nach drei Wochen in unserem Ferienlogis, zogen wir noch für eine letzte Woche ins OZ Backpacker's Hostel nach Adelaide um unsere Weiterreise zu organisieren.

In der Zwischenzeit, holten wir unseren Rückstand zur Neuzeit etwas auf; wir haben uns ein Mobil-Telephon gekauft. Als Anfänger waren wir total überrascht, dass selbst ein billiges Handy von 40 Euros, fähig ist mit dem Internet Verbindung aufzunehmen. Wir schafften es, unser Yahoo e-mail damit zu öffnen, auch wenn dies natürlich nur in primitiver Kleinbild-Version auf dem Fensterchen erscheint. Der Grund, weshalb wir dieses Telephon kauften, war um erreichbar zu sein, wenn wir ein Verkaufsinserat für unser Auto in der Zeitung platzierten. Leider führte dies aber nicht so schnell zum Erfolg wie wir gehofft hatten. Natürlich müssen wir auch zugeben, dass wir zuerst auch einen etwas zu hohen Preis eingesetzt hatten, nachdem uns doch ein Mechaniker weis gesagt hatte, dass dieses Auto wie frische Brötchen weg ginge. Zudem hatten ja auch die Händler immer ziemlich unverschämte Preise für solche Autos verlangt. Es schien aber, dass Australier, genau wie Schweizer, lieber ihre Autos bei einem Händler zum doppelten oder dreifachen Preis kaufen, als von Privat. Nach drei Wochen fuhren wir immer noch zur Maslin Beach und nahmen uns vor, das Auto auf dem Rückweg einem Händler zu überlassen. Zwei Mal kam es jedoch vor, dass uns genau in so einer Situation jemand anrief, kurz bevor wir bei einer Garage eintrafen, und den Wagen sehen wollte. Schlussendlich fruchtete dies dann doch noch und neue Immigranten aus Sri Lanka wurden die neuen Eigentümer unseres Toyota Camry, obwohl wir schon realisierten, dass wir sie etwas drängten, weil wir ihnen das Ultimatum stellten: "ihr könnt es für $ 1'800 bekommen, aber ihr müsst euch sofort entscheiden". Wenn wir bedenken, dass wir $ 2'600 für den Wagen bezahlt hatten vor fast einem Jahr, sollten wir uns ja nicht beklagen, erst recht nicht, weil die meisten Kosten für den Unterhalt und nicht für Reparaturen entstanden waren - dieses Auto war uns eine wirklich gute und pflegeleichte Hexe gewesen!

Jetzt waren wir also frei um weiter zu gehen und nach dem Verkauf haben wir uns umgehend nach einem Internet-café umgesehen um einen Flug nach Melbourne zu buchen und zwar gleich für den nächsten Tag. Dort genossen wir dann nochmals 4 Tage im herrlichen Gewühl der kosmopolitischen Metropole. Tagsüber mischten wir uns unter die Touristen und besuchten nochmals einige Sehenswürdigkeiten und nachts mischten wir uns unter die multikulturell gemischte Stadtbevölkerung, entweder in der 'Ligon' Strasse oder in 'China Town', wo es eine riesen Ansammlung exotischer Restaurants gab. Hier kam es übrigens zum ersten Mal wieder vor, dass wir beide einen Strohhalm mit dem Getränk serviert kriegten; bei echten Aussies sind "Röhrli" bloss Frauensache - ein echter Mann trinkt doch direkt aus seiner (Bier) Flasche! 

Nun ist unsere Australienreise zu Ende. Zusammenfassend können wir nur sagen: Es war echt toll dieses Land nochmals zu bereisen und man wird leicht von der lockeren Lebensart hier erfasst. Sowohl die Landschaften, als auch die Pflanzen- und Tierwelt sind enorm vielseitig und es war faszinierend die Gegensätze zwischen den dichtbevölkerten Küstengebieten in der östlichen Hälfte, und den fast unbewohnten Teilen des restlichen Landes zu erleben.

Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit, egal aus welcher Ecke der Welt sie einmal eingewandert sind. Zusammen mit den Aboriginals bilden sie eine tolerante neue Nation und es war toll, dass sie ihren Kontinent mit uns geteilt haben.

Die vielen Australier die schon in Europa waren, werden wohl über uns genauso viel Eigenartiges zu berichten haben, wie uns bei ihnen aufgefallen ist, es nähme uns nur Wunder was?

 


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