Reisetagebuch Kapitel 4
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Reisetagebuch Kapitel 4 [November 2000 - April 2001]
(Spätherbst & Frühling in Frankreich, sowie Winter in Spanien)


Schweiz

Frankreich

Spanien
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Quer durch Frankreich, entlang der spanischen Nordküste nach Santiago de Compostella, südwärts nach Cadiz, FKK Siedlung Costa Natura, durch's spanische und französische Inland zurück in die Schweiz

Mitte November 2000 packten wir in Küssnacht wieder unsere 5 Sachen (nicht 7, denn das Campingzeugs liessen wir diesmal in der Schweiz zurück) und fuhren wieder los. Unser Ziel war nochmals das Costa Natura in Andalusien, denn uns reizt es einen zweiten Sommer in Nordeuropa zu verbringen. Da wir deshalb nicht zu weit weg wollten und wir glauben innerhalb Europas im Winter keine so warme 'Ecke' wie die Costa del Sol zu finden, wollen wir die Vorzüge dieses kleinen FKK Feriendorfes nochmals auskosten.

Ausgerechnet an diesem Morgen begann es erstmals zu schneien, da wussten wir, es gibt nur eins - nichts wie weg hier richtung Süden.
Diesmal wählten wir die Route quer durch Frankreich an den Atlantik, entlang der spanischen Nordküste bis Galizien und dann südlich bis Cadiz und da wir ja Zeit hatten etwas zu sehen, dauerte dieses Reisli halt so 3 Wochen...

Unser erster Stop war Pontarlier hoch oben im französchen Jura. Eisig kalt und immer noch Schnee in Sicht. Tagsdrauf kamen wir durch wunderschönes Hügelland langsam in die tieferen Lagen entlang des Doubs und der Saone, wo jedoch noch weitherum riesige Landstriche noch vom letzten Dauerregen im Oktober überschwemmt waren. Es sah aus, als wären wir schon am Meer, bloss dass es überall Bäume im Wasser hatte. Auch später noch hatte man in weiten Gebieten das Gefühl, dass die Wassermassen nicht ablaufen konnten, bevor sich neuer Regen über dem Land ergoss.

Entlang der Route (und natürlich einigen Umwegen) kamen wir durch sehr hübsche Ortschaften und Städtchen mit viel französischem Charme. Einige von ihnen waren mit uralten Stadtmauern umgeben und mit Riegelhäusern geziert, deren Balken sich bedrohlich verbogen hatten und ungrade Linien bildeten. Via Autun und Montluçon ging's weiter nach Brieve, von wo aus wir ein paar besonders reizvolle Dörfer besuchten deren Sandsteingebäude richtig golden im Licht leuchteten. Dann gab es noch den Ort 'La roque de Gageac' welcher nicht nur dem Namen nach sehr speziell war, die Häuser klebten förmlich unter einem Felsen am Flussufer.

Via Agen kamen wir nach Bayonne im Baskenland, welches sich, wie auch Biarritz und St. Jean-de-Luz durch seine typischen Riegelhäuser mit rechteckigen Mustern hervor hob. Von der baskischen Sprache verstand man überhaupt nichts, auch wenn wir nicht so viele Männer in Berrets sahen wie beschrieben. Die ganzen 10 Tage bei der 'grande nation' haben wir natürlich ausgiebig geschlemmert. Es ist hier zum Glück (anders als in Ungarn) meisst so, dass man in 80% der Restaurants gut und in den übrigen, sehr gut isst.

Am Meer in Biarritz wurden wir von erstaunlich schönen Felsformationen überrascht, welche sich direkt vor der Touristenpromenade präsentierten. Auch war es hier erstmals so warm, dass wir draussen frühstücken konnten.

Nun überquerten wir die Grenze nach Spanien, wenngleich wir uns noch immer in dem Gebiet befanden, aus welchem die ETA einen eigenen Staat machen möchte.
In Bilbao besuchten wir das neue Guggenheim Museum, welches ein totaler Höhepunkt ist. Ultramoderne Architektur, welche die ausgestellte Kunst so geschickt integriert, als ob sie ein Teil des Gebäudes wäre. Wir hatten im ganzen Gebäude nie den Eindruck, ausgestellte Gegenstände zu sehen. Das ganze Werk ist lichtdurchflutet mit vielen speziellen Formen in Glas und Titan gekleidet. Der 3 stöckige Bau ist bis 50m hoch und soll einem Segelschiff gleichen.

Unsere erst Bleibe in Spanien war im kleinen reizenden Städtchen Castro Urdiales, 30 km weiter. Da grad Wochenende war, konnten wir uns gleich am ersten Abend wieder voll in die lebhafte spanische Atmosphäre mit seinen späten Essenszeiten einleben. Besonders beeindruckt hat uns dort die Küste deren Kalksteinformationen von der Wucht der anpreschenden Wellen geformt waren und die oft auch löchrig bis unter die Klippen war. Dies hatte zur Folge, dass teilweise das Land ziemlich weit hinein unterspült war. Manche Wellen wirkten sich so stark aus, dass plötzlich irgendwo ein starkes Luftgetöse zu hören war und sogar ein kleiner Meerwasser-Geysir ausgestossen wurde, der nun durch ein vorher unsichtbares Loch an die Oberfläche stob.

Weiter ging's ins romantische Dorf Santilia del mar, welches sehr schön an den Hang über einer Bucht schmiegt. Von nun an waren wir an der wilden Nordküste via Lastres richtung Galizien. Ein paar Kilometer inland haben wir die ganze Nordküste aber als stark industrialisiert empfunden und viele unschöne Fabrikzonen gesehen.

Vom Wetter kann man dort zwar auch keine Wunder erwarten, dafür ist die Natur aber um so faszinierender. Sattgrüne Wiesen enden in steile Klippen welche von den tosenden Wellen des Atlantiks weiter geformt werden.

Dazwischen gingen wir etwas inland um noch einen Eindruck der Picos de Europa zu bekommen. Durch eine sehr enge und beeindruckende Felsschlucht führte das Strässchen am Rande der bereits schneebedeckten Picos vorbei. Hier begegnete uns plötzlich ein sehr starker Wind der wie der Föhn im Kanton Uri die sonst recht kalte Luft auf über 30 ºC trieb und leider auch einige Bäume entwurzelte. Wie wir es kennen, entlud sich auch hier das Wetterwirrwarr in einer Regennacht und tags drauf war alles wieder normal (und kalt)...

Erneut folgten wir der Küste die uns ums Kap Ortegal am meissten beeindruckte. El Faro (der Leuchtturm) stand auf dem äussersten Felsen, dahinter noch ein paar weitere nur als Insel aus dem tosenden Meer ragende und schon sahen wir einen weiteren Regenbogen der bald vom dahersausenden Wind mit aufstiebenden Wellen verdeckt wurde.

Nun durchquersten wir Spanien von Nord nach Süd, entlang der portugiesischen Grenze. Aber nicht bevor wir Santiago de Compostela unsere Aufwartung gemacht hatten. Es regnete dort in Strömen als wir ankamen, unsere Hosen waren platschnass bis wir ein Hostal gefunden hatten. Aber sonst ist alles grün - sogar die Fassade der riesigen Wallfahrtskirche, Moos und Flechten lassen uns erahnen, dass es hier wohl so viele Regentage gibt, wie an der Costa del Sol Sonnentage.

Ueber 4 Spurige Passstrassen mit Schnee in Sichtweite, gelangten wir in die vor Lebensfreude sprühende Studentenstadt Salamanca. Ein unerwarteter Höhepunkt als solches und wir staunten nicht nur über das bildhübsche Stadtzentrum mit vielen historischen Gebäuden. Bereits auf Zimmersuche kamen wir auf den imposanten Hauptplatz, welcher aussah, als stünde man mitten in einem riesigen Schlosshof und wir fanden es unglaublich, dass genau hier (wie eigentlich oft in Spanien) im Kern der Stadt die billigsten und besten Unterkünfte angeboten wurden. Zum Glück war es Wochenende und so durften wir das Auto stehen lassen, welches sonst oft zum Problem wird, weil man nur bis 8 Uhr morgens bleiben darf und wir als Spätaufsteher !!!

Langsam kamen wir in flacheres Gebiet, welches nun karger war, aber natürlich wärmer und bald sah man die ersten Olivenbäume, dann Kaktüüsen am Wegerand und die ersten Orangenplantagen bis wir die Grenze zu Andalusien überquerten.

Die anscheinend älteste Stadt Spaniens, Cádiz erwarte uns genau dort, wo wir an der Atlantikküste wiederum das Meer erreichten. Hier sind die Gassen wieder (typisch) nur so breit, dass ein Auto grad noch durchkommt, was deren Fahrer natürlich weder am Durchfahren, noch am parkieren hindert. Hupkonzerte von den Nachfolgenden sind die Lösung.

Als letzte Station erkunden wir noch den Surferort Tarifa, wo sich die Surfboys der immerwährenden Wellen erfreuen, die sich aus dem Zusammentreffen des Atlantiks und des Mittelmeeres ergeben. Das Wetter wird bereits von Afrika mitbestimmt, welches nur 14 km entfernt auf der andern Seite der Strasse von Gibraltar liegt. Hier wehen auch konstant sehr starke Winde, welche mit hunderten von Windkraftwerken zur Energiegewinnung genutzt werden.

Schlussendlich erreichten wir also unser Winterquartier, das Costa Natura, wo wir bis etwa Mitte März bleiben wollen.
Man hatte uns diesmal ein Appartment zugeteilt, dessen Lage fast noch besser war, als diejenige vom Jahr vorher. Es lag etwas erhöht, mit herrlicher Aussicht auf die üppig bepflanzte Gartenanlage, das Meer und bei klarer Sicht, den afrikanischen Kontinent. Wir genossen den Pool, der oft Wassertemperaturen um die 20 ºC hatte, die Sonne welche uns bereits nach 2 Wochen eine unanständige Bräune schenkte und abends jeweils das Sprudelbad und die Sauna.
In der Ferienanlage trafen wir auch wieder viele alte 'alte' Bekannte, die ebenfalls wieder den ganzen Winter über hier blieben. Da wir uns jetzt ja das ganze Jahr über Ferien genehmigten, erlebten wir wie radikal sich das Alter der Gäste je nach Jahreszeit änderte. War im Winter die aison "Altersheimbetrieb" und wir die Jüngsten, wurden wir zu anderen Zeiten aber dann schon wieder zu den "Grufties" gezählt.

Vielfach kochten wir selbst, wir genossen aber auch gerne die vielen Restaurants, welche seit letztem Jahr sogar noch vieler geworden waren ....(vor allem die Inder und Thailänder - Chinesen gab's schon vorher wie Sand am Meer). In diesem Feriendorf wiederspiegelte sich das Leben genauso wie vor den Mauern. Es wurden Taufen und auch Beerdigungen abgehalten. Die Leute feiern und streiten zusammen obwohl wir den Eindruck hatten, dass die meisten bestimmt offener sind als der Schnitt der Bevölkerung. Regelmässig trafen wir uns mit anderen Gästen zum kochen, ausgehen oder diskutieren. Spiel und Tanz überliessen wir den andern.

Um Weihnachten/Neujahr rum regnete und stürmte es zum ersten Mal, aber bei fast 20 ºC war auch dies erträglich. Da wir wussten, dass es kaum lange so bleibt, fuhren wir schnell in die Stadt, an den Computer um unseren Reisebericht zu schreiben.

Die anderen Gäste welche den Winter über hier waren, wurden gegen Ende Februar immer weniger. Jede Woche reisten einige ab. Vorher hatten wir aber noch profitiert und mit vielen von ihnen die Abende bei einem feinen Nachtessen genossen und geschwatzt bis in die späten Stunden hinein.

Heinz hatte sich so auch einen Kurzhaarschnitt eingehandelt, welcher dann in unserer Wohnung verpasst wurde und mit einem Nachtessen abgegolten wurde bei welchem wir wieder viel Spass hatten.

Letzthin hatten wir den Twingo in den Service gebracht, aber seine ungewöhnlich luxuriöse Ausstattung hat die Mechaniker auch gleich vor Probleme gestellt. Einen Twingo mit ABS haben sie hier wahrscheinlich noch nicht oft gesehen und so wurde prompt ein 'normales' Bremsteil eingesetzt was bei unserm Auto nicht ganz richtig reagiert.

Nach 3 1/2 Monaten im Costa Natura waren wir nun herrlich erholt und gut aufgewärmt, nachdem uns die letzten 14 Tage mit Temperaturen verwöhnt hatten, die regelmässig gegen die 30 °C anstiegen.

So packten wir unser Auto voll und nahmen uns noch bis 17 Uhr Zeit um noch 'ein letztes Mal' im Pool zu schwimmen, 'ein letztes Mal' im Jacuzzi zu sprudeln, 'ein letztes Mal' Federball zu spielen usw. und sogar noch im neu eröffneten Kiosk 'ein erstes und letztes Mal' ein hervorragendes BahmiGoreng zu essen. Dann erst fuhren wir los nach Granada. Die Stadt kannten wir von unserem letztjährigen Besuch der Alhambra aber diesmal genossen wir nur die Atmosphäre der arabischen Teehäuser und Restaurants.

Am 23. März fuhren wir dann richtig los Richtung nordosten, wo sich die Strasse bald durch die beeindruckenden Schluchten der Sierra Nevada drängte. Danach kamen wir über ein Hochplateau nach Zentralspanien wo uns eine faszinierende Landschaft erwartete. Auf den sanften Hügeln standen zum Teil noch gut erhaltene Windmühlen, welche wir umgehend besichtigten. Am Abend trafen wir im Städtchen CUENCA ein, dessen Häuser hoch oben auf einem Felsen im letzten Sonnenschein leuchtete. Zu seinem Fusse treffen sich von links und rechts 2 Flüsse und von dort aus führen viele steile Treppen hinauf zum Hauptplatz der mit uralten Gebäuden umgeben ist. Auch die dortigen Restaurants wurden sehr schön hergerichtet, was man serviert bekam war aber typischer 'Touristenfrass'.

Von dort aus machten wir einen Ausflug in einen speziellen Naturpark. Dort stehen lauter bizarr geformte Steine und Felsen, welche durch's Wasser geformte Bögen, Spalten oder Pilzformen hatten.
Auch die Weiterfahrt durch die Serrania de Cuenca, bot uns noch eine Vielzahl verschiedenfarbiger vorwiegend rötlicher Felsformationen, wie wir sie von Australien her kennen.

Wir besuchten noch einige kleine Städtchen auf dem Weg und sahen neben der Strasse auch einen dieser riesigen Stauseen, welche überall zur Trinkwassergewinnung gebaut wurden. Da der Frühling nun schon weit fortgeschritten war, trauten wir uns diesmal von Lerida aus über die Pyrenäen Richtung Frankreich. Die Ortschaften dort oben glichen nun wirklich genau den Skiorten die wir von den Alpen her kennen, keine Spur mehr von spanischem Baustil. Was soll's; auch die Spanier gehen dort vorwiegend zum Skifahren hin, auch dann noch, wenn ihnen bereits all die Nordeuropäer begegnen, welche auf der Suche nach Sonne ans Meer runter fahren.

Auch auf der französischen Seite ging's durch ein paar endlos kurviege Schluchten bevor wir schliesslich Carcassonne erreichten. Die romantische Altstadt ist mit einer doppelten Stadtmauer und über 70 Türmen gesichert. Das nützt natürlich wenig gegen die riesige Touristenmasse die sie jedes Jahr zu stürmen versucht...

Noch immer auf kleinen Strassen unterwegs, folgten wir einigen Pässen auf bis zu 1400 M.ü.M bevor wir nach Le Puy en Velay kamen. Die Bewohner waren einst sehr gläubig gewesen und so thronen noch heute auf jedem der 3 Felspfeiler welche die Stadt umgeben, eine religiöse Statue oder Kapelle. Auch dieses Städtchen hatte ein beeindruckendes historisches Zentrum, mehrere billige Ketten-Hotels und nicht nur ein hervorragendes Restaurant.

Danach ging's noch immer quer über's Gebirge bis nach Valence, wo wir nun in die gebührenpflichtige Autobahn investierten, und bis Annecy durchfuhren. In diesem uns wohlbekannten, charmanten Städtchen bevorzugten wir ein japanisches Restaurant, da uns die savoyischen Spezialitäten, Fondue und Raclette zu wenig gelüsteten.

Danach ging's wieder über die Grenze zur Schweiz durch's 'pays d'en haut' und Simmental in die Zentralschweiz. Wir nahmen die Gelegenheit wahr, im April 2001, ein weiteres Mal unsere Freunde und Verwandten zu besuchen bevor wir weiter ziehen.


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